Ungarische Grammatik () || ALLGEMEINE FRAGEN DER WORTELEMENTE

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ALLGEMEINE F R A G E N D E R W O R T E L E M E N T E

(§ 61) Die lexikalische Form und mehr noch die in Sätzen erscheinen-den Formen der Wörter bestehen aus — sehr oft mehr als einem — der F o r m und der B e d e u t u n g ( g r a m m a t i s c h e n F u n k t i o n ) nach organischen W o r t e l e m e n t (Morphem). Die Morpheme sind im großen und ganzen in der gleichen Form und Bedeutung (Funktion) auch in anderen Wörtern erkennbar. (Das Element vilag des Elativs viläghö). erscheint ζ. B. in den Formen vilägnaL· [Dat.-Gen.], vilägto 1 [Ablat.], vildgi, orszäg|mM<7, vilfig\meratn usw.; das Element bol dagegen auch in solchen Elativformen wie viragöo?, ho bol usw.)

Die Wortelemente gliedern sich in z w e i H a u p t g a t t u n g e n . Das eine ist gleichsam der Kern der ganzen Wortbedeutung, zumeist auch in der Lautform u m f a n g r e i c h e r und sehr oft b e t o n t gespro-chen (bzw. sprechbar); es lebt auch s e l b s t ä n d i g in der Sprache, kann in der Synchronic in weitere organische Teile nicht zergliedert werden, ist also eine l e x i k a l i s c h nachweisbare, i n S ä t z e f ü g b a r e Ein-heit: der S t a m m oder W o r t s t a m m , genauer gesagt der a b s o -l u t e , letzte Stamm. (Ein solches Element ist der Teil viläg in der Wort-form vilägihh.) Die Wörter können auch aus mehreren Hauptelementen bestehen. (So ζ. B. sind orszäg und viläg in orszdg-\vildgot Stammmorphe-me; in nagy\vilägis&g nagy und viläg.) Ein Wort, bestehend aus einem ein-zigen Hauptelement, ist e i n f a c h , ein solches aus mehreren Hauptele-menten z u s a m m e n g e s e t z t .

Die andere Art der Wortelemente fügt nur dem zuvor erwähnten ein weiteres P l u s a n B e d e u t u n g hinzu (gegebenenfalls nur eine syn-taktische Relationsbedeutung); diese Elemente sind zumeist w e n i g e r u m f a n g r e i c h und können höchstens ausnahmsweise mit besonderem, selbständigem T o n gesprochen werden. Es sind k e i n e l e x i k a l i -s c h e n E i n h e i t e n (Stichwörter) und werden auch im Satz nur mit einem Stamm-Morphem zusammen gebraucht. Diese Elemente sind ζ u-s ä t z l i c h e W o r t e l e m e n t e , E r w e i t e r u n g e n (Forman-tien). (In der Wortform viläghö sind i und bb Formantien.)

Den sog. B i n d e l a u t zwischen Wortstamm und Endung betrachten wir nicht als selbständiges Wortelement (ζ. B. den Vokal ο vor dem Akkusativsuffix t in vitegot).

In den mehrfach erweiterten Wortformen unterscheiden wir neben dem absoluten Stamm vor der weiteren Endung oder vor mehreren Erweiterun-gen auch einen r e l a t i v e n W o r t s t a m m (bzw. W o r t s t ä m m e ) :

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ALLGEMEINE FRAGEN DEB. WOBTELEMENTE 86

dies entspricht also der vollen Wortelementenreihe b i s z u r n i c h t e r s t e n E r w e i t e r u n g . (Im Beispiel vilagibbat [Akk. des Komp.] ist vom Suffix t gesehen vilägibb, vom bb aus betrachtet vilägi jeweils der relative Wortstamm.)

Der Bedeutung (Funktion) nach können die z u s ä t z l i c h e n W o r t e l e m e n t e dreierlei sein. D a s B i l d u n g s s u f f i x bildet ein n e u e s l e x i k a l i s c h e s W o r t , es ändert die B e d e u t u n g des Wortstammes mehr oder minder deutlich ab. (Das erwähnte i bildete ζ. B. aus dem Substantiv viläg ein Adjektiv.) — Das Z e i c h e n steht als Kategorie solcher Erweiterungen zwischen dem Bildungssuffix und dem gewöhnlichen Flexionssuffix: es verändert in geringerem Maße die W o r t -b e d e u t u n g , drückt aber zugleich eine bestimmte s y n t a k t i s c h e B e z i e h u n g (Relation) aus. (So lautet ζ. B. das Verb ad mit dem Zeichen tt und dem Bindevokal ο des Perfekts adoii; das Substantiv viläg mit dem Pluralzeichen k und dem Bindevokal ο vilago&; das Adjektiv vilägi mit dem Komparativzeichen bb vilägi bb.) — Das F l e x i o n s -s u f f i x zeigt eine s y n t a k t i s c h e R e l a t i o n an, ohne die Wort-bedeutung abzuändern. (So kann ζ. B. das Verb ad mit dem Flexionssuffix k und dem Bindevokal ο auch das Subjekt in 1. P. Sg. zum verbalen Prädi-kat ausdrücken: ado&; das Substantiv viläg kann mit dem Akkusativ-t und Bindevokal ο zur Form vilägoi suffigiert im Satz Objekt sein.)

Die mit Zeichen und Flexionssuffixen erweiterten Formen gelten im allgemeinen nur als p a r a d i g m a t i s c h e W o r t f o r m e n .

Kann ein Morphem in der Gegenwartssprache in parallelen Erscheinungsformen nicht deutlich erkannt werden, so ist es k e i n l e b e n d i g e s Wortelement mehr. (So ζ. B. der Stamm mon des Verbs mond, der Stamm lel des Substantivs lelek; des weiteren das einstige Lativsuffix und der Stamm des Adverbs ide; das erste Glied des Kompositums holnap; beide Glieder des einstigen Kompositums kesztyfi.) Kann man in einem alten Kompositum heute weder das eine noch das andere Glied erkennen, so gilt es in der Synchronie als einfaches Wort (kesztyu). Kann man in einem einst suffigierten Wort die Relation von Stamm und Suffix heute nicht mehr ersehen, so zählt es als Wortstamm (mond, lelek). Es gibt aber auch Wörter, die eine Ü b e r -g a n g s s t r u k t u r aufweisen, insofern sie teils aus unterscheidbaren, teils aus ver-dunkelten Elementen bestehen.

Die lebendigen Wortelemente, mit denen heute noch neue Wörter bzw. Wortformen bildbar sind, nennen wir p r o d u k t i v e (aktive) Mor-pheme (so ζ. B. tul als erstes Glied eines verbalen Kompositums: tul\iut, i?i/|hevit usw.; nap als Stamm vor Suffixen und als vorderes oder hinteres Glied eines Kompositums: wapocska, naplszam, xmnej>\nap).

I m p r o d u k t i v (passiv) sind die lebendigen, erkennbaren Wort-elemente, mit denen wir heute keine neuen Wörter oder Wortformen mehr bilden. (So das Suffix int des Wortes alkalmasiwi; der Verbalstamm csend in csendit und csendül.)

Die Qualifikation eines lebendigen, produktiven usw. Wortelements kann eich der S p r a c h e n t w i c k l u n g entsprechend in konkreten Fällen ändern. (So war ζ. B. einst das Relationssuffix int ziemlich produktiv.) — Die geschichtliche Ent-wicklung der Sprache bedingt auch die Wandlung von H a u p t e l e m e n t e n eines Wortes zu E r w e i t e r u n g e n (Suffixen usw.). (So wurde aus dem Verb hat das heutige Bildungssuffix von possibilitiven Verben het/hat; aus dem Substantiv kor bzw. aus dessen einzelnen suffigierten Formen das temporale Relationssuffix kor.) Mitunter aber kann sich auch der entgegengesetzte Wandel einstellen. (So wurde aus dem Deminutivsuffix ded das Substantiv ded, der Stamm der heutigen Wörter dedö,

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86 ALLGEMEINE FRAGEN DBB, WORTELEMENTE

dedöa.) Aus einem z u s a m m e n g e s e t z t e n Wort wurde hie und da ein e i n -f a c h e s (keszkenö, ursprünglich k6z -f kenö 'Hand + wisch [Tuch]').

Daraus ergibt sich des weiteren, daß einzelne Wortelemente heute noch einen Ü b e r g a n g s c h a r a k t e r haben: aus einem nachgesetzten Hauptelement werden sie zu einem Bildungssuffix, einem zusätzlichen Element (fajta); aus einer Postposition zum nachgesetzten Glied eines Kom-positums bzw. zum Suffix ([mäzsaj-szam/"ra]).

(§ 62) Viele W o r t s t ä m m e werden in unterschiedlicher Form suffigiert: vor den einzelnen Formantien können jeweils andere S t a m m -v a r i a n t e n erscheinen. (So ist in der Verbform haldoklüs. der Verb-stamm haldokl, dagegen in der Form haldokohz der Verbstamm haldokol; der Stamm des Substantivs madar lautet madar in der Ableitung madar\x\ dagegen madar in der Ablativform madärtol.) Die Stamm Variante, die auch o h n e S u f f i x gebraucht wird, nennen wir die G r u n d f o r m des Stammes oder die l e x i k a l i s c h e S t a m m f o r m . (Wie bei den obigen Beispielen haldokol bzw. madar.)

Der strukturelle Zusammenhang der grammatischen Wortformen ist oft so stark, daß das inhaltliche Moment einer Form innerhalb eines Para-digmas gerade dadurch erkenntlich wird, daß diese Form im Unterschied zu den übrigen kein phonematisch ausgedrücktes Suffix aufweist. In solchen Fällen sprechen wir von einem Z e r o s u f f i x (0-Suffix).

Praktisch kommt diese Form nur unter den Z e i c h e n und den F l e x i o n s -s u f f i x e n vor. (Im Unterschied zum Komparativ βΰτύδδ und zum Superlativ legsGrübb ist der Positiv 0sörö0 durch das 0-Steigerungssuffix gekennzeichnet.) Eigentlich steht der suffixlosen Form auch die mit einem B i l d u n g s s u f f i x gefügte Wortform gegenüber, nur gibt es hier kein geschlossenes Formensystem, das die Bedeutung einer Form mit 0-Bildungssuffix von der bestimmter Ableitungen prägnant abgrenzen würde.

Man kann demnach die lexikalische Stammform auch als Stamm-Variante mit 0-Zeichen bzw. 0-Flexionssuffix auffassen. Im Falle der ik-losen Verben und der Nomina deckt sich diese Form mit der l e x i k a l i -s c h e n F o r m des Wortes, und zwar als 3. P. Sg. Präs. Ind. subjektiver Konjugation (vär, ker, haldokol, adhat) bzw. als die zeichen- und suffixlose Form — Nom. Sg. und Positiv — des Nomens (madar, sürü, hat, o).

Die ik-Verben werden im Wörterbuch mit dem Suffix ik in der 3. P. Sg. Präs. Ind. subjektiver Konjugation angeführt (esik, ugrik); ihre lexika-lische Stammform aber ist nicht diese Form, sondern entspricht der Stamm-variante vor dem Bildungssuffix het/hat (eshet, vorhat).

Die von dieser lexikalischen Stammvariante abweichende Stammform (mehrere solche Stammformen) nennen wir n i c h t l e x i k a l i s c h e S t a m m v a r i a n t e(n) (ugr im Falle von ttgrik; madar zum Substantiv madar; tarka und tark in tarkat bzw. tarkit zum Adjektiv tarka).

(§ 63) Die Wortstämme, deren F o r m e n r e g e l m ä ß i g e E n t -s p r e c h u n g e n u n d V e r s c h i e d e n h e i t e n aufweisen, gehören zum gleichen S t a m m t y p u s . (So wird ζ. B. das obige Substantiv madar in den Formen madart(A : madaru mit ähnlichen Stammvarianten gefügt, wie in den Formpaaren nydrtol : nyaru, agärt6\ : agaru bzw. kez-töl : kezu, csereptöl : cserepü usw.)

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ALLGEMEINE FRAGEN DER WOKTBLBMBNTE 87

Die Wortstämme des Gegenwartsungarischen haben zumeist e i n e F o r m (das Verb vär : värok, vdrsz, vdr0, varj; das Substantiv haj<5 : hajö-ju, hajok, hajon; usw.).

Ein kleinerer Teil der Wortstämme aber weist m e h r e r e F o r m e n auf. Sie haben dann zwei, mitunter aber noch mehr Stamm Varianten: einen l e x i k a l i s c h e n Stamm (ugor, madär, tarka) und einen oder mehrere n i c h t l e x i k a l i s c h e Stämme (ugr; madar; tarka : tark).

Obschon die Suffigierung von Verben und Nomina im einzelnen sehr verschieden ist, zeigt sich zwischen dem System der V e r b a l s t ä m m e und dem der N o m i n a l s t ä m m e eine ziemlich ausgeprägte P a r a l -l e l e . Nur haben die Verbalstämme — von wenigen Ausnahmen abge-sehen — konsonantischen Auslaut, die Nominalstämme lauten dagegen sehr oft auf einen Vokal aus.

Des weiteren seien nur die t y p i s c h e r e n Wortstämme ihrer Gliederung nach angeführt.

Die E n t s t e h u n g der heutigen Stammtypen ist zumeist auf die früheren Wandlungen im Aus- bzw. Inlaut der Wortstämme zurückzuführen. Die n i c h t -l e x i k a l i s c h e Stammvariante der Wörter, die heute mehrere Stammformen auf-weisen, ist zumeist a l t e r t ü m l i c h e r und blieb hauptsächlich vor den ä l t e r e n E r w e i t e r u n g e n erhalten.

(§ 64) In der R e i h e der Wortelemente pflegt der W o r t s t a m m a m A n f a n g zu stehen; nur das Superlativ- und Exzessivzeichen — und Verbalpräfixe mit dem Wert von Bildungssuffixen — gehen als P r ä f i x e dem Stamm voraus (legteteje, legeslegtöbb; bzw. e/felejt).

Mit einem Wortstamm können auch m e h r e r e B i l d u n g s s u f -f i x e bzw. Z e i c h e n gefügt werden (wie ζ. B. im weiter oben ange-führten vilagibbat; oder aber in der Form väraIcoztatni, in der die verbalen Bildungssuffixe koz und ta t durch das Infinitivsuffix ni erweitert sind). Dagegen kann ein Nominalstamm höchstens mit zwei F l e x i o n s s u f -f i x e n (ein Verbalstamm höchstens mit einem) gefügt werden, und auch dann ist das erste immer ein gewissermaßen zeichenwertiges possessives Personalsuffix, das andere aber ein Relationssuffix (vgl. die Form des possessivischen Akkusativs könyverriet).

Ein Wort kann also auf einmal mit m e h r e r e n E r w e i t e r u n -g e n gefügt sein, und zwar im allgemeinen in der Reihenfolge, die ihrer b e d e u t u n g g e s t a l t e n d e n Funktion entspricht: zuerst die B i l -d u n g s s u f f i x e (oder ein Bildungssuffix), danach das (oder die) Z e i c h e n und schließlich die F l e x i o n s s u f f i x e (oder das Flexi-onssuffix) (i&r-käl-hat-t-äl, nagy-it-ds-S-t). Hier ist jedoch zu bemerken: nach dem K o m p a r a t i v z e i c h e n können noch manche Bildungs-euffixe folgen (nagyobb-it, kisebb-ecske); ebenso das P o s s e s s i v z e i -c h e n e auch nach dem possessiven Personalsuffix (könyvera-e'J; die neueren und ihrem Lautkörper nach fülligeren Bildungssuffixe (beli, feie, ezerü usw.) auch nach dem possessiven Personalsuffix, ja zum Teil nach dem Pluralzeichen (falum-beli, evek-beli); seltener ebenso auch das adjek-tivische Bildungssuffix nyi (öklöm-TM/i).

(§ 65) Bevor wir zu den Regeln der A f f i g i e r u n g übergehen, ist noch teils der B i n d e l a u t , teils aber die A f f i x v a r i a n t e abzu-handeln.

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88 ALLGEMEINE FRAGEN DEB, WORTELEMENTE

Der B i n d e l a u t ist eine der umstrittensten Fragen der ungarischen Grammatik. Mehrere Grammatiker versuchten nämlich, die Schwierigkeiten bei der Abgrenzung von W o r t s t a m m und E r w e i t e r u n g (Affix) durch die Einführung des Begriffs des Bindelautes zu umgehen.

Eine Gegenüberstellung der verschiedenen affigierten Formen kann nämlich zu dreierlei Stamm- bzw. Affixunterscheidungen führen. A u s der Formenreihe hdzban, Ärfztol, hdz&k, hdz&t usw. ist nämlich auch die Auffassung denkbar: hdz ( = Stamm) -f-ban, toi, ak, a t ( = Formans). (Hierbei wurde der L a u t vor den A f f i x e n k, t auch »Vorvokal« genannt.) — Eine Gegenüberstellung der Formen hajoA, erdöA, häzafc, padofc, füle& usw. macht aber auch diese Auffassung verständlich: häza, pado, füle ( = Wortstamm) + k ( = A f f i x ) . (Bei dieser Auffassung gilt der umstrittene L a u t als »kurzer Vokal des Stammauslauts«.) — Schließlich ergab sich auf Grund der Koppelung dieser beiden Auffassungen die Ansicht: hdz, pad, fül, h a j ö ( = Wortstamm) + a, o, e, 0 usw. ( = »Bindevokal« des Affixes) + k ( = Aff ix) .

Die vorliegende Arbeit folgt des weiteren im wesentlichen dieser Bindevokal-Auffassung. (Wo jedoch der fragliche L a u t dem A f f i x stärker verhaftet, seine ursprüng-liche wechselnde Form verloren hat, richten wir uns nach der oben angeführten ersten Auffassungsweise; s. weiter unten.)

Der Bindelaut ist ein k u r z e r Vokal, der hauptsächlich z w i s c h e n k o n s o n a n t i s c h a u s l a u t e n d e n W o r t s t ä m m e n und be-stimmten k o n s o n a n t i s c h e n oder k o n s o n a n t i s c h a n l a u -t e n d e n A f f i x e n regelmäßig eintritt. Obschon er einst meistens zum Wortstamm gehörte und auch in absoluten Wortauslauten gegeben war, hat er heute vor allem eine p h o n e t i s c h - m o r p h o l o g i s c h e P u n k t i o n , nämlich die Wortelemente zu verbinden. Mitunter hat sich auch in der Unterscheidung der Wortart eine gewisse sekundäre, eher nur als Tendenz vorhandene Funktion dieses Vokals ergeben. Der Bindelaut kann auch zur Unterscheidung des Affixes dienen (sürübbön [ = Superessiv des Komparativs sürübb]; dagegen sürübben [ = Modal-Essiv von dem-selben]). Doch hat der Bindelaut keine pregnante und ständige Formans-Funktion.

Eine Art des Bindelauts ist auf Grund der Beziehung zum davor bzw. danach stehenden Wortelement und des Grades seiner O f f e n h e i t für den W o r t s t a m m c h a r a k t e r i s t i s c h , besonders im Falle der Nominalstämme. Dementsprechend kann der Bindelaut o f f e n (e/a) oder h a l b g e s c h l o s s e n (e[e]/ö/o) sein. Da dieser Vokal hier auch mit dem geschlosseneren e [also mit e] gesprochen werden kann, aber der nach der gültigen Rechtschreibung ebenfalls als e geschriebene Laut zu einem ande-ren — dem ersten — morphologischen Typus gehört, wird dieser geschlosse-nere Vokal in den weiteren Abschnitten über die Affigierung durch die Transskription e[e] unterschieden. Im Inlaut aber wird diese Lautungsart diakritisch nicht mehr angezeigt. — Den Stammtypen bzw. den Unter-gruppen dieser entsprechend ist bald der eine (e/a), bald der andere (e[e]/ ö/o) Bindelaut vor gleichen Affixen für die unterschiedlichen Wortstämme charakteristisch (könyvek, hazak, aber kerte/e'Tk, fürtök, padok). — Weni-ger läßt sich schon von Bindelauten sprechen, die für die verschiedenen V e r b a l s t ä m m e t y p i s c h wären, weil die einzelnen Affixe — des Stammes ungeachtet — meistens mit dem gleichen Bindelaut gefügt werden (s. unten); immerhin ist für den zeichenlosen Verbalstamm ein geschlosse-nerer, für einen mit Zeichen erweiterten relativen Verbalstamm ein offenerer Bindelaut charakteristisch, obschon diese Doppelheit nur vor den Personal-

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ALLGEMEINE FRAGEN DER WORTELEMENTE 89

endungen k, m, d und te[e]k/tök/tok deutlich wird (im Ind. Präs., subj. Konj. Sg. 1. P. varok, aber im Kond. dass, varjak; im Ind. Präs., obj. Konj. Sg. 1. P. värom, aber im Perf. dass, vartam und im Imp. Präs. dass, varjam).

Die andere Art des Bindelauts ist der sog. a f f i x t y p i s c h e Binde-laut, der je nach Formantien nur e/a oder nur e[e]/ö/o sein kann. Doch können diese Affixe auch o h n e B i n d e v o k a l zu den Stämmen treten. Besonders viele solche Bindelaute sind nach den Verbalstämmen gebräuchlich (einerseits: meriteni, tanitani bzw. värni; küldesz, tanitasz bzw. kersz; andererseits: kere/e]get, söpröget, adogat bzw. kapargat; men-tefejtt, küldött, hullott, aber: varrt). — Unter den nominalen Affixen wird ζ. B. das Bildungssuffix seer/säg ohne Bindevokal oder mitunter mit einem Binde-e/a zum Stamm gefügt (szepseg, nagysäg; aber: frisseseg, sokasäg); der Lokativsuffix t wird immer ohne Bindevokal gefügt (Szekesfehervart); dagegen fügt sich die Variante t t dieses Suffixes mit dem Bindevokal e[e]/ö/o (Peese[e]tt usw.). — Dieser Bindelaut wird als e n g e r z u m A f f i x g e h ö r i g betrachtet.

Ansonsten sind heute mehrere Affixe ohne ihren typischen Vokal gar nicht mehr gebräuchlich, so daß wir diese Vokale bereits als o r g a n i s c h e n B e s t a n d t e i l d e r F o r m a n t i e n zählen (im Falle der Bildungssuffixe eszt/aszt, elem/alom, endö/andö usw.). Ebenfalls als zum Affix gehörig gilt die gewandelte Nachform des einstigen AuslautvokaJs, wenn er inzwischen zu einem Vokal h o h e r Z u n g e n -s t e l l u n g geworden ist (kezünk, nyarwnk, aber ohne solchen Vokal: ruhänk); oder wenn er v o m s t a m m t y p i s c h e n V o k a l a b w e i c h e n kann (im Komparat iv: melegebb, äsatagabb [obschon: melege/e]\i, dsatagok], aber ohne Binde-vokal: sürübb; im Superessiv ege[e]n, tüzön, üton [obschon: egek, tüzek, u tak] , aber nur hajön).

Das V o r h a n d e n s e i n oder das F e h l e n des Bindevokals ist hauptsächlich durch die P r ä g u n g d e s L a u t k ö r p e r s der Affixe bestimmt. Ein Teil der Affixe besteht aus einem e i n z i g e n K o n s o -n a n t e n (s, k, t usw.) bzw. lautet mit einer K o n s o n a n t e n g r u p p e an (nkent, stül/stul usw.). Vor allem diese beiden Affixgruppen werden eher mit s t a m m t y p i s c h e n B i n d e v o k a l e n gefügt (häzas, häzak, hazat, hazankent, hazastul). Andere Affixe wiederum sind von stärkerem Lautkörper und lauten mit e i n e m K o n s o n a n t e n an (ni, nel/näl, re/ra), oder aber v o k a l i s c h (ünk/unk, das verbale bzw. das nominale ül/ul usw.). Mit diesen gehören die aus e i n e m e i n z i g e n V o k a l bestehenden Affixe (ö/ό, ü/ύ, i usw.) in eine Kategorie. Die zuletzt erwähn-ten zwei Untergruppen treten o h n e B i n d e v o k a l zum Stamm (nezünk, värjunk bzw. budapestij. Der mit ihnen einigermaßen verwandte erste Typus ebenso (kez nel, häz näl) ; oder mit einem a f f i x t y p i s c h e n B i n d e v o k a l (meritem, tanitani, aber: värni; kere[e]^ei, törö^ei, nyomogat, aber: kapargot). Ebenso auch einige Suffixe der zuvor erwähnten Gruppe (tartasz, aber: varsz usw.).

Diese allgemeinen Gesetzmäßigkeiten beweisen im großen und ganzen, daß der s t a m m t y p i s c h e — organisch aus den einstigen Vokalen des Stammauslauta entstandene oder dementsprechend analogisch auftretende — Bindevokal zwar haupt-sächlich vor einzelnen ä l t e r e n A f f i x e n erhalten blieb, jedoch heute zumeist zur e r l e i c h t e r t e n A u s s p r a c h e s c h w i e r i g e r K o n s o n a n t e n -h ä u f u n g e n dient. Doch ist ζ. B. dos Komparativzeichen ein sehr altes Affix, wird

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90 ALLGEMEINE FRAGEN DER WORTELEMEfTTE

aber heute mit einem affixtypischen a/e Bindevokal gefügt. — Das Pluralzeichen k wäre dagegen nach den vokalisch auslautenden Nominalstämmen leicht zu sprechen, wird trotzdem nach den adjektivischen Bildungssuffixen i und ü /ύ sowie nach dem Bildungssuffix 6/6 entweder durchwegs, oder aber zum Teil mit dem Bindevokal e/a gefügt (budapestiek, budaiak; kezüek, labuak; nevetöek oder nevetök, bäntöak oder bäntök).

Der Öffnungsgrad des s t a m m t y p i s c h e n Bindevokals läßt sich bei vielen — hauptsächlich nominalen — Stammtypen bzw. deren Unter-gruppen auch in R e g e l n fassen. O f f e n e Bindevokale haben die Nominalgruppen nyär : nyarak, borju : borjak, Ιό : lovak, mü : müvek, ho : havas, falu : falvak. Der g e s c h l o s s e n e r e Bindevokal ist nur für den Typus bokor : bokrok charakteristisch, aber selbst hier nicht immer (härom : härmat, bator : bätrak). Wie wir gesehen haben, folgt nach den mit keinem Flexionszeichen suffigierten Verbalstämmen regelmäßig der g e s c h l o s s e n e r e , nach den »bezeichneten« — relativen — Verbal-stämmen der o f f e n e r e Bindevokal.

Die Qualität des Bindevokals entspricht zwar im allgemeinen den Regeln der V o k a l h a r m o n i e , von denen jedoch die geschlossenere oder offenere Lautung des Bindevokals u n a b h ä n g i g ist. So könnte ζ. B. der stammtypische Binde-vokal bei häz oder kär der Vokalharmonie entsprechend gleicherweise a und ο sein; trotzdem ist es in der Pluralform häzak immer ein a, in der von kärok immer ein o; bei fül paß t das offenere e als Bindevokal der Lippenrundung nach nicht einmal so zum ü des Stammes, wie das ö passen würde ( fülek, aber: fürtök). Dasselbe gilt auch von den affixtypischen Bindevokalen. Die genaue Klangfarbe des Bindevokals ist also bei der ersten Gruppe durch die h i s t o r i s c h e E n t w i c k l u n g stamm-typisch, in der zweiten aber affixtypisch aufgekommen und bestimmt.

(§66 ) Im System der A f f i x e betrachten wir die Affixe von g e m e i n s a m e r e t y m o l o g i s c h e r H e r k u n f t und g l e i -c h e r F u n k t i o n , die zugleich eine e n g e m o r p h o l o g i s c h e B e z i e h u n g aufweisen, nur jeweils als unterschiedliche F o r m e n bzw. V a r i a n t e n eines Affixes.

A) Je nach dem Anteil des A f f i x v o k a l s an der v o k a l h a r -m o n i s c h e n F ü g u n g unterscheiden wir

a) e i n f ö r m i g e Affixe hauptsächlich mit den Vokalen e, i oder ohne Vokal (i, ni, e usw.; k, s, t, nk usw.; des weiteren: beli, nemü; kor usw.);

b) z w e i f ö r m i g e Affixe mit der Vokalvariierung e/a (ke/ka); mit der Vokalvariierung e/a (es/as); ü/u variierend (ül/ul); mit der Variierung von ü/ύ (wie das Bildungssuffix ΰ/ύ selbst); ö/ό variierend (böl/bol); im Falle der zweisilbigen Affixe mit der Harmonisierung nur des einen Vokals, oder aber beider Vokale (ekeny/ekony, aber: endo/ando, elem/alom, eteg/atag);

c) d r e i f ö r m i g e Affixe mit der Vokalvariierung von e[e]/ö/o (ke[e]d/köd/kod); ebenso in zweisilbigen Affixen (de[e]gel/dögel/dogäl).

Alle diese Formen bzw. Formvarianten sind Ergebnisse der h i s t o r i s c h e n E n t w i c k l u n g . Die einst einförmigen Affixe wurden ursprünglich wie eine Nach-silbe, ohne Vokalharmonie, mit dem Worts tamm gefügt; erst später setzte die Vokal-harmonisierung ein und kam damit die Z w e i - bzw. D r e i f ö r m i g k e i t auf. Die neueren, im Lautkörper volleren Affixe sind dieser Entwicklung n i c h t m e h r unterworfen: darum haben Suffixe wie beli, szerü, nemü, kor nur eine Form.— In anderen Fällen sind zwei- oder dreiförmige Affixe aufgekommen, weil der ursprünglich z u m S t a m m g e h ö r i g e auslautende Vokal zum A n l a u t d e s A f f i x e s wurde (ζ. B. beim verbalen e[8]/öz/oz, bei endö/andö, et/at).

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ALLGEMEINE FRAGEN DEB. WORTELEMENTE 91

Β) Manche A f f i x v a r i a n t e n unterscheiden sich darin, daß sie einen a n l a u t e n d e n V o k a l aufweisen oder nicht. Die vokallose Variante ist e i n f ö r m i g (ζ. B. das possessive Personalsuffix nk bzw. das Superessiv-Suffix n); die andere Variante aber ist ζ w e i- oder d r e i-f ö r m i g und wird demnach der Vokalharmonie entsprechend affigiert (ünk/unk bzw. e[e]n/ön/on). Die erste Form tr i t t zu den vokalisch, die letzte zu den konsonantisch auslautenden Wortstämmen (hajcmA;, aber: kez ünk, lab unk; hajon·, aber: keze/" e]n, fülön, lab on).

C) Manche — aus einem Konsonanten bestehende — A f f i x v a r i -a n t e n unterscheiden sich in ihrer L ä n g e und haben dementsprechend eine k u r z e und eine l a n g e (gedoppelte) k o n s o n a n t i s c h e Variante. Die kurze Variante wird immer direkt an den konsonantischen Stammauslaut gefügt (kevesZi, varf, helyesMt). Die lange Variante wird an vokalisch auslautende Wortstämme unmittelbar angefügt (1 ött; sürü66) oder wird bei konsonantischen Stammauslauten mit Bindevokal gefügt (kevese/Z; adott; helyese&Z»,).

Von diesen beiden Varianten ist die kurze Affixform die u r s p r ü n g l i c h e r e ; die lange Variante ist das Ergebnis einer Dehnung.

D) Andere Affixvarianten unterscheiden sich dadurch, daß in ihnen das Lautelement j v o r h a n d e n oder n i c h t v o r h a n d e n ist. Unter diesen haben wir also eine Variante mit und eine ohne j, wobei beide Varianten wiederum zweiförmig sind. (So die possessiven Personalsuffixe e/a, je/ja sowie ük/uk, jük/juk, des weiteren das Bildungssuffix von Adjek-tiven ü/ύ, jü/jü.)

Die vokalisch auslautenden Wortstämme werden immer mit der Variante mit j gefügt (hajo/a, hajojuk; hajoju). Im Falle von konsonan-tischen Stammauslauten wird entweder nur die Variante ohne j affigiert (kez«, fejtt, csönakii, gally«); oder aber man benutzt bald die eine, bald die andere Affixvariante (keze, läba ; kezük, labuk; aber: kertje, kalapja; kert jük, kalapjM&J.

Von den beiden Varianten ist die ohne j die u r s p r ü n g l i c h e .

E) Unter den w e i t e r e n Typen der Affixvarianten sind noch fol-gende zu erwähnen:

a) Ein Teil der Personalsuffixe der obj. Konjugation wird zu Stämmen mit hohem Vokal o h n e j und mit einem etwas a n d e r e n V o k a l affigiert, zu den Stämmen mit tiefem Vokal mit j und ebenfalls mit etwas abweichendem Vokal. Solche Affixvarianten sind: i/ja (keri, v a r j a ) ; ite[e]k/ jätok (ieritefejk, var jä tok); ik/jäk (kerik, va r j äk ) . Hier also handelt es sich um einen besonderen Fall der zweiförmigen Affixe.

b) Das verbale Bildungssuffix öz(ik)/oz(ik) hat auch eine Variante 6dz(ik)/0dz(ik). Hier ist also eine Entsprechung von Varianten mit S p i -r a n t e n bzw. mit A f f r i k a t e n gegeben (fogozik oder fogodzik).

c) Das Konditionalzeichen hat Varianten mit k u r z e m bzw. l a n -g e m Vokal (kerne, vaτηα und kernel, vämal).

Die hier abgehandelten Gruppen A)—D) werden zum Teil miteinander kombiniert, so daß wir sie auch der H ä u f i g k e i t nach sichten wollen:

A) H ä u f i g e r e Typen:

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92 ALLGEMEINE FRAGEN DEB, WORTELEMENTE

a) E i n f ö r m i g e A f f i x e o h n e V a r i a n t e n , ζ. Β. ζ als denominales verbales Bildungssuffix; s als nominales Bildungesuffix; k als Pluralzeichen; m, d als nominales Personalsuffix; t als Objektsuffix. Diese werden meistens mit einem stammtypischen Bindevokal, gegebenenfalls direkt zum Stamm affigiert (häzas, häzak, hazat bzw. körzö, ber t) . Doch wird ζ. B. das Affix sz mit einem affixtypischen Bindevokal oder direkt zum Stamm gefügt (varsz, aber: tar tasz) .

b) Z w e i - oder d r e i f ö r m i g e A f f i x e o h n e V a r i a n -t e n , ζ. B. nek/nak (als verbales Personalsuffix bzw. als nominales Rela-tionssuffix); he[e]z/höz/hoz (nominales Relationssuffix); es/as (Bildungs-suffix von de verbalen Substantiven). Diese Affixe werden teils ohne Binde-vokal zum Wortstamm gefügt (unter den nominalen Relationssuffixen ζ. B. nek/nak oder sze[e]r/ször/szor: hatnak und hatszor); doch werden sie auch mit dem affixtypischen Bindevokal affigiert, wie ζ. B. das verbale nek/nak (värnak, aber: är tanak) bzw. auch mit dem stammtypischen Bindevokal, wie ζ. B. das nominale Relationssuffix stül/stul (hajostul, aber: hazastul).

B) S e l t e n e r e Typen: a) E i n f ö r m i g e A f f i x e m i t m e h r e r e n V a r i a n t e n ,

ζ. B. t, t t als Tempuszeichen (vari und lo t t); das letzte aber wird auch mit einem affixtypischen Vokal gefügt (eve[e]# [aus eszik], bököii, ivott [aus iszik]).

b) A f f i x e m i t m e h r e r e n V a r i a n t e n , d e r e n e i n e m e h r f ö r m i g i s t . So das Relationssuffix e[e]n/ön/on als Entsprechung zum superessivischen n; das Personalsuffix nk bzw. ünk/unk; das Kompara-tionszeichen (b,) bb bzw. ebb/abb.

c) A f f i x e m i t m e h r e r e n , und zwar jeweils m e h r f ö r m i -g e n V a r i a n t e n , ζ. B.: das nominale Personalsuffix e/a, je/ja und das deverbale verbale Bildungssuffix öz(ik)/oz(ik), ödz(ik)/0dz(ik).

(§ 67) Dementsprechend, w i e die Affixe zu den einzelnen Stamm-varianten der mehrförmigen Stammtypen und z u w e l c h e n sie sich fügen, unterscheiden wir mehrere A f f i x g r u p p e n .

A) Mit V e r b a l s t ä m m e n gefügte Affixe: a) Unter den f ü g u n g s b e s t ä n d i g e n Affixen, die also in ihrer

Fügung mit dem Stamm eine gewisse B e s t ä n d i g k e i t aufweisen: Die Affixe der 1. A f f i x g r u p p e werden im allgemeinen mit dem

l e x i k a l i s c h e n Wortstamm o h n e B i n d e v o k a l gefügt. Solche sind die Bildungssuffixe het/hat, tet/tat, ve/va, ven/vän (ohne auf die selte-neren Bildungssuffixe einzugehen); das verbale Zeichen j und die kurze Variante des Tempuszeichens und des Partizipialsuffixes t ; sowie die Varian-ten von Personalsuffixen ja, jük/juk, jatok, jäk.

Die Affixe der 2. Gr u ρ ρ e werden mit der n i c h t l e x i k a l i -s c h e n Stammform verbunden, und zwar — selbst im Falle der einförmi-gen Stämme — mit g e s c h l o s s e n e r e m B i n d e v o k a l (ausge-nommen die mit Zeichen affigierten relativen Stammformen, zu denen der Bindevokal e/a hinzutritt). Solche Affixe sind die lange Variante des Tempus-zeichens und des Partizipialsuffixes t t ; ferner die Personalsuffixe k, m, 1, d.

Auch die Affixe der 3. G r u p p e treten zur n i c h t l e x i k a l i -s c h e n Stammform, und zwar o h n e B i n d e v o k a l . Diese sind: die Bildungssuffixe et/at, es/äs, ö/ό und die Personalsuffixe i, ite[e]k, ik, ünk/unk.

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ALLGEMEINE FRAGEN DBB WORTELEMENTE 93

b) Bei den in ihrer Fügung mit dem Stamm s c h w a n k e n d e n Formantien w i e d e r h o l e n bzw. m i s c h e n s i c h die oben unter Gruppe 1 und 2 angeführten Regeln.

Als 4. A f f i x g r u p p e sind das Bildungssuffix ni, das Zeichen ne/na, ne/nä und die Personalsuffixe sz, lek/lak, nek/nak gesondert abzu-handeln. Diese werden — im Falle der einförmigen Wortstämme — nur mit dem l e x i k a l i s c h e n Stamm gefügt, und zwar teils ohne Bindevokal (värni, varna, var&z) ; teils mit offenem Bindevokal (tartam, tartana, tar-tasz) ; oder sie werden mit dem n i c h t l e x i k a l i s c h e n Wortstamm affigiert (dann aber nur so wie im Falle von hajlam, hajlana, hajlasz).

Das Personalsuffix te[e]k/tök/tok wird nach dem zeichenlosen Verbalstamm nicht mit offenerem, sondern mit g e s c h l o s s e n e r e m Bindevokal oder direkt mit dem Stamm affigiert (serte[e]ie/e'7&, Berttefejk; küldöiöfe, küldiöfc; tartotok, t&vttok.

Das verbale Bildungssuffix get/gat wird mit den lexikalisch einsilbigen Verbal-stämmen im allgemeinen mit dem g e s c h l o s s e n e r e n Bindevokal, jedoch mit den längeren Verbalstämmen ohne diesen affigiert (tere[e]grei, aber: teritget; tömöget aber: tömitgrei; ado gat).

Β) Mit N o m i n a l s t ä m m e n gefügte Affixe: a) Unter den f ü g u n g s b e s t ä n d i g e n Affixen: Die Affixe der 1. G r u p p e erfordern k e i n e n B i n d e v o k a l

und werden mit Ausnahme des Typus fa : fat mit der l e x i k a l i s c h e n — bzw. bei den einförmigen Stämmen mit der einzigen — Stammform affigiert. Hierher gehören auch die Bildungssuffixe (Suffixvarianten) jü/jü, ke/ka, nvi, telen/talan, beli, feie, szerü, seg/säg sowie die Personalsuffixe je/ja, jük/juk und die Relationssuffixe böl/bol, töl/tol, röl/rol, be/ba, he[e]z/ höz/hoz, re/ra, nek/nak, ben/ban, nel/nal, ve/va, vel/val, sze[e]r/ször/szor, ert, ig, kent, kepp(en), kor.

Die Affixe der 2. G r u p p e fügen sich zu den n i c h t l e x i k a l i -s c h e n — bzw. bei den einförmigen Stämmen zu den einzigen — Stamm-formen mit dem s t a m m t y p i s c h e n B i n d e v o k a l . Lautet aber der lexikalische Stamm vokalisch aus, so werden sie mit dieser Stammform — im Falle des Typus fa : fat mit dem nichtlexikalischen Stamm — ohne Bindevokal affigiert (hajora : fam; a j tom); im Falle der Wörter vom Typus borjü, fiü schwankt die Fügung der Affixe; bei den mit ν variierenden Stämmen werden die Affixe zumeist mit dem nichtlexikalischen Stamm verbunden (Ιό : lovam). Hierher gehören die aus einem Konsonanten bestehenden oder mit zwei Konsonanten anlautenden Affixe: die Bildungs-suffixe s, z, cske/cska; das Zeichen k; die Personalsuffixe m, d, das modal-essivische n, des weiteren stül/stul, nkent sowie das allmählich ab-kommende Relationssuffix nte/nta.

Die Affixe der 3. G r u p p e werden mit den n i c h t l e x i k a l i -s c h e n Stammformen der mehrförmigen Stammtypen — bzw. mit dem einzigen Stamm der einförmigen — o h n e B i n d e v o k a l gefügt. Solche sind die aus einem Vokal bestehenden oder vokalisch anlautenden Bildungssuffixe esz/äsz, it, ül/ul, ü/ύ, die Zeichen ebb/abb und die Personal-suffixe e/a, ük/uk, ünk/unk.

a) Die in der Fügung s c h w a n k e n d e n Affixe haben zwei Typen. Zu dem einen Typus gehören das Bildungssuffix i und die Relations-

suffixvariante e[e]n/ön/on. Diese befolgen im großen und ganzen die Fügungsregeln der Affixgruppen 1 und 3, allerdings g e m i s c h t : sie

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94 ALLGEMEINE FRAGEN — LITERATUR — WORTSTÄMME

werden immer o h n e B i n d e v o k a l , jedoch teils mit der l e x i k a l i -s c h e n Stammform (madärow, kezt'J, teils mit der n i c h t l e x i k a -l i s c h e n Form affigiert (tavon, tavi). — Zur anderen Gruppe gehören das Akkusativsuffix t und das Personalsuffix te[e]k/tök/tok. Diese Gruppe weist als Charakteristikum die g e m i s c h t e Anwendung der Fügungs-regeln der Affixgruppen 1 und 2 auf. Beide Arten dieser gemischt gefügten Affixe treten eher zur n i c h t l e x i k a l i s c h e n Stammform mit der Einfügung eines stammtypischen B i n d e v o k a l s (nyara£o£,nyara/; lovatok, lovai; bokroio&, bokroij. Mitunter aber werden diese Affixe doch mit der lexikalischen Stammform gefügt, wobei hauptsächlich der geschlos-senere Bindevokal oft wegfällt, wenn die dadurch entstehende Wortform leicht auszusprechen ist (lakasfo&, agartok [agarafo&]; beri, kosf, garazst).

Die weiteren Fügungsregeln der Affixe s. im Zusammenhang mit der Wort-bildung bzw. Flexion; wie sich aber die einzelnen Stammtypen vor den unterschied-lichen Affixen gestalten, wird ausführlich im folgenden Abschnitt abgehandelt.

Literatur: ANTAX, L. , Α morf&näröl 'Über das Morphem' (MNy. LV, 16—23); On the Possessive Form of Hungarian Noun (General Linguistics V, 39—46); The Possessive Form in the Hungarian Noun (Linguistics 1963/3, 50—61); A magyar eset-rendszer 'Das ung. Kasussystem' (NytudlSrt. Nr. 20); A megnyilatkozdsok tagoläsa morfemäk szerint 'Die Gliederung der Äußerungen nach Morphemen' (Nyr. L X X X V I , 189 — 202); Egy magyar morfematär ügyeben 'Über ein Verzeichnis der ung. Morphe-me' (Bärczi-Eml. 22 — 7 ) ; GYÖRKE, J . , Tö, kepzö, rag 'Stamm, Bildungssuffix, Fle-xionssuffix' (MNy. X X X I X , 1 1 1 — 33, 1 7 8 — 9 6 ) ; LÖTZ, J . , The Semantic Analysis of the Nominal System Bases in Hungarian (Travaux du Cercle Lingu. de Copenhague V, 185); MELCSTJK, I . , A magyar fönev szemelyragjainak morfolögiai felepiteseröl 'Uber den morphologischen Aufbau der ung. possessiven Personalsuffixe' (MNy. L X I , 264—75); PAPP, F . : Α magyar szöszerkezet-rendszer nöhäny sajätossägäröl 'Über einige Merkmale des ung. Wortstruktur-Systems' (NyK. L X V I , 129 — 39; P A P P , I . , Α jelfunkciö körd^söhez 'Zur Funktion der Zeichen' (MNy. L I , 290—7); Α magyarnyelv szerkezete 'Die Struktur der ung. Sprache' (Nyr. L X X X I I I , 451 — 64); TOMPA, J . , Ä szavak ismetlödö alkotöreszeinek elhagyäsa 'Das Wegfallen der wieder-holten Wortelemente' (Nyr. L X X X I , 297 — 306); Ragozästanunk vitatott kerdesei es nyelvtani oktatäsunk 'Umstrittene Fragen der ung. Flexionslehre und der Gramma-tikunterricht' (Nyr. L X X X V I I I , 439—49); VELCSOV, M.-irä, Α magyar nyelv alak-tanänak dialektikus szemlelete 'Dialektische Betrachtimg der Morphologie des Unga-rischen' (ASzeg. V—VI, 7 — 20); Toldalekok funkciövältozdsa 'Die Funktionswand-lung von Affixen' (ASzeg. V I I , 31 — 7).

DIE WORTSTÄMME

(§ 68) Die V e r b a l s t ä m m e verhalten sich zwar in mehreren Belangen parallel zu den Nominalstämmen, werden aber mit anderen Affixen verbunden und folgen somit anderen Regeln. — Die meisten Verbal-stämme sind e i n f ö r m i g und lauten k o n s o n a n t i s c h aus. Die Affixe der 1. und 3. G r u p p e treten ohne Bindevokal, die der 2. G r u p-p e mit geschlossenerem Bindelaut (e[e]/ö/o), die der 4. G r u p p e ohne Bindelaut, oder aber mit einem offeneren Vokal (e/a) zu den Verbalstäm-men. Ob im Falle der Affixe der Gruppe 4 ein e/a als Bindevokal auftritt oder nicht, hängt von der Qualität und der Dauer des konsonantischen Stammauslauts bzw. des dem vorausgehenden Lautes ab:

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