uniintern 02/2010

28
Doktorandenausbildung Führt die Reform des Doktorats zu einem höheren wissenschaſtlichen Output? Jahresgespräch Im konstruktiven Austausch zur gemeinsamen Zielvereinbarung. Hochschulrankings Wie die Ranglisten der besten Universitäten zustande kommen. MAGAZIN FüR DIE MITARBEITENDEN DER UNIVERSITäT BASEL 02 / 2010 Qualitätsprozess: Der Blick in den Spiegel soll helfen, die Qualität in Lehre und Forschung zu steigern.

description

Magazin für die Mitarbeitenden der Universität Basel

Transcript of uniintern 02/2010

Page 1: uniintern 02/2010

DoktorandenausbildungFührt die Reform des Doktorats zu einem

höheren wissenschaftlichen Output?

JahresgesprächIm konstruktiven Austausch zur gemeinsamen Zielvereinbarung.

HochschulrankingsWie die Ranglisten der besten

Universitäten zustande kommen.

Magazin für Die MitarbeitenDen Der universität basel 02 / 2010

Qualitätsprozess: Der Blick in den Spiegel soll helfen,die Qualität in Lehre und Forschung zu steigern.

Page 2: uniintern 02/2010

2 uniiintern 02/10

Seltsam kann es einen anmuten, dass sich eine Hoch-schule mit der Wahrung ihrer Qualität befassen sollte:

Ist unsere Universität mit ihrer langen Tradition und ihrer ausgezeichneten Reputation nicht von sich aus auf Qua-lität bedacht? Ist das Streben nach Exzellenz der Wissen-schaft nicht inhärent? Und wer ausserhalb der Akademie wäre schon in der Lage, die Qualität von Lehre und For-schung zu beurteilen?

Es besteht kein Zweifel, dass die Universität Basel und ihre Mitarbeitenden hohe Ansprüche an die eigene Arbeit stel-len. Ein solcher Anspruch verlangt aber auch nach einer selbstkritischen Überprüfung der geleisteten Arbeit, die es ermöglicht, eigene Stärken zu erkennen und bestehende Defi zite zu beheben. Im thematischen Fokus berichten die Verantwortlichen des Projekts «Qualitätsentwicklung», mit welchen Instrumenten sie sicherstellen möchten, dass die Universität ihre eigenen Ziele auch erreicht.

Qualität ist ein relativer Begriff und gründet auf Wertorien-tierungen und Normen, aber auch auf den verschiedenen Anforderungen, welche die einzelnen Anspruchsgruppen an die Universität stellen. Deshalb braucht es einen Dialog innerhalb und ausserhalb der Hochschule, um den Begriff mit Inhalt zu füllen und als Mittel, um Qualität zu entwi-ckeln. Einen Eindruck vom Spektrum dessen, was Qualität im universitären Umfeld bedeuten kann, liefert die Bild-strecke auf den Seiten 10 bis 14: Sie porträtiert Mitglieder des Steuerungsausschusses Qualitätsentwicklung mit ih-rem persönlichen Statement zum Qualitätsprozess.

Apropos Qualität: Immer mehr Hochschulrankings neh-men für sich in Anspruch, die Forschung und Lehre an den weltweit führenden Hochschulen beurteilen zu können. Dass es aber gerade für externe Ranking-Organisationen kein einfaches Unterfangen ist, die Leistungen einer Hoch-schule zu messen, zeigt unser Beitrag auf Seite 8.

Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre,

RetoCaluori,[email protected]

uniintern Magazin für die Mitarbeitenden der Universität BaselPetersplatz 1, Postfach, 4003 Basel. Tel. 061 267 24 95, Fax 061 267 30 [email protected]/uniintern

Oktober 2010

Herausgeber Öff entlichkeitsarbeit (Leitung: Hans Syfrig Fongione)redaktion Reto Caluori (rc), [email protected] Continue AG, Baseltext Anna Wegelinfotografi e Christian Flierl, Daniel Rihs, Annette Roulier, Peter SchnetzKorrektorat Birgit Althaler, BaselDruck Effi ngerhof AG, Bruggaufl age 5800 Ex.

titelbild «Die Qualitätsentwicklung soll Prozesse aufzeigen, wie die Univer-sität in Forschung und Lehre höchsten Ansprüchen genügen kann. Das meint zum einen weitere innovative Wege eröff nen, um in der Forschung bedeut-sames Wissen zu generieren, und zum anderen Studierenden Kompetenzen so zu vermitteln, dass sie diese künft ig in Forschung und Praxis nachhaltig einsetzen können.»Prof. Dr. Alexander Grob, Studiendekan der Fakultät für Psychologie

blick in den spiegel Qualitätsmanagement bedeutet, die geleistete Arbeit zu refl ektieren, Feedback einzuholen und sich weiterzuentwickeln. Die von Christian Flierl fotografi erte Spiegelbildserie porträtiert Mitglieder desSteuerungsausschusses Qualitätsentwicklung, die den Qualitätsprozess an der Universität Basel leiten.

reto caluoriUniversitätBaselÖffentlichkeitsarbeit

E D I t O R I A l

Universität auf dem Prüfstand

Page 3: uniintern 02/2010

uniiintern 02/10 3

inHalt

universität

4 e-Mail Direkt DerUnisportlanciertexklusive

TrainingsfürMitarbeitende.

5 Die zahl 2448

6 Kolumne bologna iii: ProgrammierteDoktores?

7 nachwuchsapéro WiegelingtdieBalancierung

vonElternschaftundKarriere?

7 Medienspiegel

8 Hochschulrankings WiedieRanglistender

bestenUniversitätenzustandekommen.

9 rosshof DieAltertumswissenschaftenhabenein

neuesDomizil.

foKus

10 auf dem Weg zum gütesiegel DerQualitäts­

prozessanderUniversitätBaselhatneuanFahrt

gewonnen.

15 evaluation – ein instrument des Dialogs Ein

PilotprojektanderWirtschaftswissenschaftlichen

FakultäterarbeitetGrundlagen,aufdeneneine

universitätsweiteLehrevaluationaufbauenkann.

15 Monitoring der lehre VerlässlicheKennzahlen

sollenEntscheidungenimBereichderLehreauf

einesolideBasisstellen.

17 akkreditierung als Marketing asset OAQ­

DirektorDr.ChristophGrolimundüberSinnund

ZweckvonQualitätsprüfungen.

leute

18 Porträt AliceKrudewig,Doktorandinund

«PhDRepresentative»amBiozentrum.

service

20 Jahresgespräch JährlicheGesprächezwischen

VorgesetztenundMitarbeitendensindfürbeideSeiten

einGewinn.

22 neuberufungen

24 Personalia

25 Dienstjubiläen

26 ehrungen und Mitgliedschaften

27 toolbox Litlink4

27 cartoon NicolasMahler

28 Domino WasisteigentlichZeit?

9unter einem Dach

Die Altertumswissenschaften haben den Rosshof am Petersgraben bezogen.

20Jahresgespräch mit zielvereinbarung

Ein nützliches Instrument für Mitarbeitende und Führungsbeauftragte.

18alice Krudewig

Als «PhD Representative» möchte sie Doktorierende untereinander vernetzen.

Page 4: uniintern 02/2010

4 uniiintern 02/10

universität

E - M A I l D I R E k t

von:[email protected]: Montag,30.August201009:24an: [email protected]:StaffSupport

LieberHerrObrist

DerUnisportbietetneuexklusiveTrainingsfür

MitarbeiterinnenundMitarbeiteran–wasist

dasBesonderedaran?

BesteGrüsse,Redaktionuniintern

von:[email protected]: Mittwoch,1.September201018:26an: [email protected]:AW:StaffSupport

Liebe«uniintern»­Redaktion

DasBesondereistdieExklusivitätfürMitarbei­

tende,welchejaauchanallenübrigenKursen

des Unisports teilnehmen dürfen. Nicht alle

möchten jedoch Unterricht, Garderoben und

Duschengemeinsammitdenoftvieljüngeren

Studierenden nutzen. Dies ist eine Hemm­

schwelle,diewirbeseitigenwollen.Wirhoffen

sehr, mit unserem Angebot weitere Mitarbei­

tendefüreinaktivesSport­undBewegungsver­

haltenzugewinnen.

«Unisport­StaffSupport»startetversuchsweise

mit einem kleinen, aber feinen Angebot: Kon­

ditionstraining,PilatesundTaiChi.Teilnehmen

können alle gesunden Erwachsenen. Sowohl

dasKonditionstrainingalsauchdiePilates­Trai­

ningskönnenbeliebigbesuchtwerden.Fürden

aufbauendenTai­Chi­Kursisteinregelmässiger

BesuchvonAnfanganzuempfehlen,nacher­

folgterEinführungsindeinzelneAbsenzenaber

problemlos möglich. Wer schon über Tai­Chi­

Kenntnisseverfügt,kannauchnachzweioder

dreiWochennocheinsteigen.

AlleHallen liegen inderNähederUniversität,

sodass auch über Mittag ein Training besucht

werdenkann.FürweitereAuskünftestehtdas

Unisport­TeamgernezurVerfügung.

FreundlicheGrüsse

MarcoObrist,LeiterUnisport

Universitätssport:+41612673058

www.unisport.ch

universität im spiegel ihrer bauten

n In der räumlichen Entwicklung der Uni-versität Basel spiegeln sich 550 ereignisrei-che Jahre. Eine illustrierte Publikation des Historikers Prof. Georg Kreis, die im Rah-men des Jubiläumsjahrs erscheint, zeichnet nun die bauliche Entwicklung der Hoch-schule nach – vom altehrwürdigen Kern am Rhein über das Bernoullianum und das Bio-zentrum bis zum Glasturm bei St. Jakob. Das Buch zeigt, wo die Universi-tät Basel für längere oder kürzere Zeit zu Hause war, und liefert damit eine kompakte Geschichte der ältesten Universität der Schweiz.

georg Kreis: orte des Wissens.DieEntwicklungderUniversitätBaselentlangihrerBauten.160Seitenmitrund80Abbildungen.ChristophMerianVerlag,Basel2010,Fr.38.–

Plant science center gedeiht

n Die Universität Basel unterstützt das Zurich-Basel Plant Science Center (PSC) in den nächsten drei Jahren weiterhin mit einem Jahresbeitrag von 50 000 Franken. Der Verbund von Pflanzenforschern der Universitäten Ba-sel und Zürich sowie der ETH Zürich umfasst heute 26 Forschungsgrup-pen und gilt als höchst erfolgreiches Vorzeigeprojekt in der hochschulüber-greifenden Zusammenarbeit. Der nun vom Rektorat bewilligte Betrag setzt sich aus 20 000 Franken für die Koordination der Forschung und 30 000 Franken für die Koordination der Lehre zusammen. Das PSC wurde 1998 von der ETH und der Universität Zürich gegründet. Seit 2002 ist die Universität Basel Mitglied und in die Finanzierung einge-bunden. 2009 erfolgte die Anerkennung des PSC als Kompetenzzentrum der Universität Basel.

www.plantscience.unibas.ch

Pflanzenwissenschaften: KooperationmitZürichwirdweitergeführt.

Foto

:Bot

anis

ches

Inst

itut

Page 5: uniintern 02/2010

uniiintern 02/10 5

universität

In den letzten zwölf Monaten hat der Medienbeobach-tungsdienst Argus 2448 Beiträge verzeichnet, in denen

die Universität Basel oder an ihr tätige Personen Thema in den Schweizer Medien waren. Das sind immerhin 6,7 Zei-tungsartikel, Radiobeiträge oder Fernsehsendungen pro Tag.

Wie die Medien über die Universität, ihre Projekte und die an ihr tätigen Personen berichten, können die Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter online mitverfolgen. Über die Web-site www.unibas.ch/medienspiegel lässt sich die Datenbank «Argus Clipping Management» einsehen, in der die neusten Beiträge aus den Schweizer Radio-, TV- und Print-Medien

erfasst werden. Zudem können über eine Volltextsuche älte-re Berichte recherchiert werden – das Archiv reicht bis Sep-tember 2004 zurück. Aus rechtlichen Gründen ist für die Nutzung ein Passwort nötig, das alle Mitarbeitenden mit ei-ner Unibas-E-Mail-Adresse bei der Öffentlichkeitsarbeit an-fordern können: [email protected].

Mit den «Meltwater News» hat sich die Universität zudem an einen spezialisierten Beobachtungsdienst angeschlossen, der internationale Onlinemedien nach ausgewählten Such-begriffen durchsucht. Täglich durchstöbern Suchroboter über 115 000 Nachrichtenquellen aus 190 Ländern und ver-zeichnen pro Monat mehrere hundert Treffer, bei denen von der Universität Basel die Rede ist. Die neusten Meldungen über die Universität Basel lassen sich als Newsticker eben-falls auf der Website www.unibas.ch/medienspiegel einse-hen. Der Nachrichtenticker ist frei zugänglich und nicht passwortgeschützt. rc

D I E Z A h l

™∏¢¢•

n Ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Eucor-Raum ein Auslaufmodell? Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren die Hochschulkooperation in der Oberrheinregion durch nationale Exzellenzinitiativen und den globalen Wett-bewerb um gute Studierende und Forschende tiefgreifend verändert. Die Region im Dreiländereck wird von den Studie-renden, so das Ergebnis einer Befragung, kaum mehr als ge-meinsamer Mobilitätsraum wahrgenommen.

Im Vorfeld der 12. Dreiländerkonferenz, die am 2. Dezember in Basel stattfindet, hat nun eine Expertengruppe Perspekti-ven erarbeitet, die sich für die Zusammenarbeit zwischen den 167 Forschungseinrichtungen, 167 000 Studierenden und 11 000 Lehrenden in der Metropolregion Oberrhein künftig bieten. Die Arbeitsgruppe empfiehlt den Hochschulen im Dreiländereck, grenzüberschreitende Forschungsprojekte in Anlehnung an das bereits 1999 ins Leben gerufene und heute mit Erfolg betriebene neurowissenschaftliche Netzwerk Neurex zu lancieren, einen gemeinsamen Science Park einzu-richten sowie englischsprachige Studiengänge (Joint Pro-grammes) oder hochrangig besetzte englischsprachige Sum-mer Schools anzubieten, die international beworben werden. Insgesamt ist die Dreiländerregion als solche gefordert, sich als Plattform für die Präsentation der unterschiedlichen Ak-

bildungskooperation am oberrhein

teure im Bereich Bildung und Forschung anzubieten und diese Plattform auch international zu bewerben.

Die Vorschläge werden nun den Vertreterinnen und Vertre-tern aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zur Diskussion vorgelegt, die am Dreiländerkongress über eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung von Bildung, Forschung und Innovation am Oberrhein konferieren.

12. Dreiländerkongress «bildung, forschung und innovation»,2.Dezember2010,KongresszentruminBasel.www.congress2010.ch

Dreiländerkongress: ImpulsefürdieBildungs­undForschungskooperation.

Page 6: uniintern 02/2010

6 uniiintern 02/10

In einer Phase, in der erste Revisi-onen des Bolognamodells für das

Grundstudium in Angriff genommen werden und auch dessen glühendste Verfechter zugeben müssen, dass die von Kritikern prognostizierten Prob-leme zum Teil eingetreten sind, wird der Umbau des Doktorats nach dem Bolognagedanken forciert. Vor die-sem Hintergrund sollten überschies-sende Reformen von Anfang an ver-mieden werden.

Primäres Ziel von «Bologna III» ist es, die Betreuung der Doktorierenden zu verbessern, damit die Abbruchquote zu senken und die Qualität der Dis-sertationen zu steigern. Zu diesem Zweck wird die Promotion stärker reglementiert. Die Kan-didaten müssen nicht nur ihre Arbeit schreiben, sondern daneben Kreditpunkte erwerben, etwa durch den Besuch von fachbezogenen Veranstaltungen, aber auch durch den Erwerb transversaler Kompetenzen wie Präsentations- und Recherchetechnik. Anstelle eines Doktorvaters begleitet ein dreiköpfi ges Gremium den Promovenden und trifft mit ihm eine Doktoratsvereinbarung, die laufend angestrickt werden kann. Was ist von einem derart aufgebauten «Bologna III» zu halten?

Die Gefahr der Verschulung und der damit einhergehen-den Kreditpunktjägermentalität besteht. Kreativität kon-zentriert sich auf die Berechnung der Studienstrategie. Wertvolle Doktorandenzeit wird für das Absitzen von Lehr-veranstaltungen vergeudet. Wird der wissenschaft liche Out-put wirklich dadurch besser, dass eine Doktorandin sich alle drei Monate mit ihrer Betreuerin trifft und einen Kurs in Hochschuldidaktik belegt? Es ist zu erwarten, dass in die-sem Korsett einige Arbeiten zu Ende geschrieben werden, die ansonsten im Sande verlaufen wären. Aber: Braucht die akademische Welt diese Arbeiten?

Bologna III: Programmierte Doktores?von Anne Peters, [email protected]

Die brillanten Doktoranden erbrin-gen ihre wissenschaft lichen Hochleis-tungen auch ohne Drumherum. Für sie sind die Begleitveranstaltungen schlimmstenfalls lästige Pfl ichtübun-gen, bestenfalls Anregungen, die in die Arbeit einfl iessen oder eine allfäl-lige Lehrtätigkeit verbessern.

Unter den Doktoranden wird sich möglicherweise eine Zweiklassenge-sellschaft herausbilden: diejenigen, die eine wissenschaft liche Karriere ins Auge fassen und ihr Doktoratsstudium dementsprechend gestalten, auch mit überobligationsmässigen Leistungen; daneben diejenigen, die vor allem die zwei Buchstaben vor ihren Namen set-

zen wollen und nur das Minimalprogramm mit dem geringst möglichen Aufwand durchlaufen. Für die Dozenten gilt: Die intensivere Betreuung der Doktoranden kann ein fachlicher und persönlicher Gewinn sein. Voraussetzung für diese Qua-litätssteigerung ist jedoch eine Reduktion der Quantität. Der Betreuungsaufwand muss honoriert werden, beispielsweise durch Anrechnung auf das Lehrdeputat. Das wird die Uni-versität Geld kosten.

Ein zentrales Problem scheint mir die kritische Masse zu sein. Um Kolloquien anbieten zu können, die den Doktorierenden für ihre eigene Arbeit etwas bringen und in denen sie quali-fi ziertes Feedback zu den Projekten anderer Promovierender geben können, muss eine ausreichende Anzahl auf verwand-ten Gebieten forschen. Wenn die Th emen zu weit ausein-anderliegen, ist der horizontale Lehr- und Lerneff ekt nicht möglich. Abhilfe können nur universitätsübergreifende Gra-duiertenschulen schaff en, die wiederum erhöhten logisti-schen Aufwand, Reisekosten und Reisezeiten mit sich brin-gen. Ich fürchte, dass wir nicht darum herumkommen, wenn die Bolognarisierung des Doktoratsstudiums mehr sein soll als Bürokratisierung und Förderung des Mittelmasses.

Prof.Dr.AnnePetersistOrdinariafürVölker­undStaatsrecht.

«Die brillanten Doktoranden erbrin-

gen ihre wissenschaftlichen Hoch-

leistungen auch ohne Drumherum.»

k O l U M n E

Illus

trat

ion:

Rap

hael

Gsc

hwin

d

universität

Page 7: uniintern 02/2010

uniiintern 02/10 7

n 80 000 am fest der universität. DassWis­

senschaftdieMenschenfasziniert,hatdas«Fest

derWissenschaften»derUniversitätBaselbe­

wiesen:Gegen80 000Interessiertekamenans

Fest,dasdieUniBaselzuihrem550­Jahr­Jubi­

läumausrichtete. (20.9.2010)

n universität erleben. Wohl die meisten be­

suchten zuerst das Kollegienhaus und befass­

tensichmitdemaktivenErlebenderFakultäten.

DaswarallenvoranfürdieKleinsteneinbeson­

dererLeckerbissen.InspielerischerArtundWei­

seerfuhrensievonNahem,wassieineinpaar

JahrenvielleichtauchinderTheorieindenGe­

bäudenderUnierforschenwerden. (20.9.2010)

n vielfältiger basar des Wissens. DieBasler

Universitätpräsentiert sichmit ihremFest als

vielfältigenBasardesWissens, lautundleben­

dig,dasAlteehrendunddasNeuesuchend.Und

dieStadtpräsentiertsichzwischenihrenmittel­

alterlichenFassadenunddenForschungender

Nanotechnologie ebenso. Sie pflegt die Histo­

rieundweissumdieAufgabenderModerne.

SofeiertBaselnichtnur550JahreUniversität,

sondernauch550JahrebürgerlichesLebenund

Engagement.(20.9.2010)

n ein fest des kritischen Wissenwollens. Da

wirdmansichplötzlichbewusst,wiesehrsich

dieUnimitdiesemFestnichtnurvor­,sondern

auchinfragestellt,sichdemDiskursaussetzt,ei­

nemDiskurs,dervondenStudierendenimWG­

Zimmer, das sie ans Fest transportiert haben

(natürlicheinSoziologie­Projekt),wohl fröhlich

geführtwirdundderdieGrundvoraussetzungje­

derwissenschaftlichenErkenntnisist.Ausdem

«FestderWissenschaften»isteinFestdeskri­

tischenWissenwollensgeworden.(20.9.2010)

AU s D E n M E D I E n

Wissenschaft und elternschaftn Viele Wissenschaft lerinnen und vermehrt auch Wissenschaft ler haben keine Kinder. Was bislang als bewusster Verzicht zugunsten der eigenen Karriere gedeutet wurde, wird nach einer gross angelegten Untersuchung in Deutschland in ein neues Licht gerückt. Demnach zählen Kinder bei ei-ner überwiegenden Zahl der Wissenschaft lerinnen und Wissenschaft ler sehr wohl zum Lebensentwurf. Häufi g wird jedoch die Umsetzung des Kin-derwunsches vertagt und bleibt in vielen Fällen dann irgendwann uner-füllt. Verantwortlich dafür sind die für die wissenschaft liche Laufb ahn cha-rakteristischen Unsicherheiten hinsichtlich Arbeitsbedingungen und berufl ichen Perspektiven.

Wie kann die Balancierung von Elternschaft und Karriere gelingen? Die-ser Th ematik widmet sich am 11. November der Nachwuchsapéro der Res-sorts Chancengleichheit und Nachwuchsförderung und des Zentrums Gender Studies. Nach einer Präsentation der oben erwähnten Studie dis-kutieren Wissenschaft lerinnen und Wissenschaft ler mit unterschiedlichen Familien- und Karrieremodellen über ihre persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Wissenschaft und Elternschaft . Ergänzt werden diese durch Inputs aus der Perspektive von universitärer Verwaltung, Forschung, Chancengleichheit und Familienforschung. Das Publikum ist zur Diskus-sion eingeladen; im Anschluss wird ein Apéro off eriert.

nachwuchsapéro «balancierung von Wissenschaft und elternschaft»,Donnerstag,11.November2010,18.30Uhr,Wildt’schesHaus,Petersplatz13.www.nachwuchs.unibas.ch(>Veranstaltungen>Nachwuchsapéro).

Dr. Melissa Penny,PostdocamSchweizerischenTropen­undPublicHealth­Institut,bringtKindundKarriereuntereinenHut.WiesichElternschaftundWissenschaftvereinbarenlassen,istThemadesnächstenNachwuchsapéros.

Foto

:Mel

issa

Pen

ny

universität

Page 8: uniintern 02/2010

8 uniiintern 02/10

universität

Der bewertung von universitäten durch rankings wird

in den Medien, aber auch innerhalb der universität eine

hohe aufmerksamkeit zuteil. Die leistungen einer Hoch-

schule zu messen, ist aber kein einfaches unterfangen –

und der rang in der bestenliste entscheidend von der

Datenbasis abhängig.

Bei den diesjährigen forschungsorientierten Rankings der Universitäten Shanghai und Leiden konnte unsere Uni-

versität ihre guten Platzierungen aus den Vorjahren bestä-tigen oder sogar verbessern (Shanghai: Platz 86/-1; Leiden: Platz 68/+9). Trotz der aus Basler Sicht erfreulichen Ergeb-nisse ist die oft geäusserte Kritik an den Methoden der gros-sen Rankings durchaus berechtigt und man sollte deshalb immer auch einen Blick darauf werfen, was die verschiede-nen Rankings denn genau messen.

Ein Indikator, der bei allen Hochschulrankings eine gewich-tige Rolle spielt, ist die Messung von Output und Impact, d.h. der Anzahl Publikationen einer Universität und der Angabe, wie oft diese Publikationen in anderen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zitiert wurden. Die Daten stammen in der Regel aus Publikationsdatenbanken wie «Web of Science» oder Scopus. Die Platzierung einer Hochschule ist damit vom Inhalt dieser Datenbanken abhängig – was für den Vergleich von Institutionen a priori kein Problem darstellt, da man Glei-ches mit Gleichem, d.h. die Abbildung verschiedener Institu-tionen in derselben Publikationsdatenbank, vergleicht.

unzulängliche Datenbanken

Die Geistes- und Sozialwissenschaften sind in diesen Publi-kationsdatenbanken aber aus historischen und technischen Gründen nur sehr lückenhaft abgebildet. So werden Bücher, viele Zeitschriftenartikel sowie die darin enthaltenen Biblio-grafien nicht umfassend ausgewertet. Ein Beispiel: Der Arts and Humanities Citation Index verzeichnet für das Jahr 2009 gerade 44 Einträge für die Universität Basel, der Social Sci-ence Citation Index immerhin 262 Einträge. Befragt man für denselben Zeitraum aber die Forschungsdatenbank der Uni-versität, so erhält man etwa 1200 Publikationen aus den geis-tes- und sozialwissenschaftlichen Fakultäten.

Für eine Volluniversität wie Basel bedeutet dies, dass die For-schungsleistung einer ihrer tragenden Säulen in den interna-tionalen Rankings schlicht keine Beachtung findet. Weder werden die Geistes- und Sozialwissenschaften ihrer Leistung entsprechend wahrgenommen noch kann die Universität in internationalen Rankings mit dieser Leistung reüssieren. Dies gilt natürlich auch für andere Universitäten – Unterschiede kommen aber dann zum Tragen, wenn diese Universitäten in ihrer Balance zwischen Geistes- und Sozialwissenschaften ei-nerseits und den Naturwissenschaften und der Medizin an-dererseits verschieden positioniert sind. Der Weg zu einer vergleichbaren Betrachtung von Universitäten führt somit über eine Datenbank, in der die Publikationen der Institutio-nen vollständig erfasst sind.

leistungen sichtbar machen

Norwegen hat eine nationale Publikationsdatenbank geschaf-fen, die diese Ansprüche erfüllt. Da auch dort die Universitä-ten (nach den koordinierenden Vorgaben nationaler Gre-mien) die Pflege ihrer Daten verantworten, sind deren Vollständigkeit und hohe Qualität garantiert. Ein weiterer po-sitiver Effekt ist ein landesweiter Diskurs über Qualitätsent-wicklung in der Forschung, der durch die Transparenz der vernetzten Forschungsdatenbanken ausgelöst wurde und zur Steigerung der Anzahl von qualitativ hoch eingeschätzten Pu-blikationen beigetragen hat.

An der Universität Basel kann die neu geschaffene For-schungsdatenbank nun erstmals die Forschungsleistung der beiden universitären Profilierungsbereiche nach aussen sicht-bar machen. Damit ist auch eine Entwicklung denkbar, bei der für Vergleiche im nationalen Kontext oder bei internati-onalen Rankings die Publikationsleistungen aller Fachberei-che gleichermassen berücksichtigt werden können.

HannesBergerundDr.BerndHägelesindMitarbeiterdesRessortsFor­schungimVizerektoratForschung&Nachwuchsförderung.

HocHscHulr ankings

Mit vorsicht zu geniessenText:HannesBergerundBerndHägele,vr­[email protected]

Page 9: uniintern 02/2010

uniiintern 02/10 9

rosshof:DasneueDomizilvereintdieAltertumswissenschaftenundführtihreBuchbeständezueinereinmaligenForschungsbibliothekzusammen.

universität

Die Seminare des Departements Altertumswissenschaf-ten haben im Sommer den für 7,4 Mio. Franken reno-

vierten «Rosshof» am Petersgraben bezogen. Mit dem Zu-sammenzug der fünf Seminare an einem Standort erhalten die Fachbereiche Ägyptologie, Klassische Archäologie, Vor-derasiatische Altertumswissenschaft, Gräzistik, Latinis-tik, Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft, Alte Ge-schichte, Europäische Archäologie und Provinzialrömische Archäologie hervorragende Bedingungen für Forschung, Lehre und Studium. Die universitären Altertumswissen-schaftler teilen sich das Gebäude mit dem Verein «Archäolo-gie Schweiz» und der Redaktion des «Lexicon Iconographi-cum Mythologiae Classicae».

altertumswissenschaften unter einem Dach

Die Seminarbibliotheken, die Bibliothek der Archäologie Schweiz und ein Teil der altertumswissenschaftlichen Be-stände der Universitätsbibliothek wurden im Rosshof zu ei-ner gemeinsamen Bibliothek zusammengeführt. Diese Sammlung ist international einzigartig und für die Zusam-menarbeit innerhalb der Altertumswissenschaften von zent-raler Bedeutung. Die Bibliothek verfügt auf zwei Stockwerken über mehr als hundert Arbeitsplätze für Studierende, Dokto-rierende und Gastwissenschaftler.

Foto

s:P

eter

Sch

netz

Page 10: uniintern 02/2010

10 uniiintern 02/10

foKus

Qualitätsent wicklung an der universität Basel

auf dem Weg zum gütesiegelText:RetoCaluori,[email protected],Fotos:ChristianFlierl

Page 11: uniintern 02/2010

uniiintern 02/10 11

foKus

Diesen Herbst startet an der Wirtschaftswissenschaftli-

chen fakultät ein Pilotversuch zur evaluation von lehr-

veranstaltungen. zugleich werden vermehrt Kennzahlen

erhoben, um eine solide basis für strategische entschei-

dungen in lehre und forschung zu gewinnen. Mit dem

ausbau dieser instrumente hat der Qualitätsprozess an

der universität basel neu an fahrt gewonnen.

Fair gehandelte Produkte erhalten das Max-Havelaar-Gü-tesiegel, gemeinnützige Organisationen das Zewo-Zerti-

fikat. Doch wie erkennt man, ob ein Studienangebot etwas wert ist? Im Zuge des Bolognaprozesses sind die europäi-schen Hochschulen verpflichtet, die Qualität ihrer Lehre und Forschung von unabhängigen Agenturen überprüfen zu las-sen. Erfüllt eine Institution oder ein Studiengang bestimmte Qualitätsstandards, wird ihr das mit der sogenannten Akkre-ditierung bestätigt.

In der Schweiz ist eine Akkreditierung für die universitären Hochschulen freiwillig, und noch hat sich keine der zwölf Hochschulen als Institution akkreditieren lassen. Jedoch müssen die Universitäten alle vier Jahre sogenannte Quality Audits durchlaufen, die von der nationalen Prüfagentur, dem Organ für Akkreditierung und Qualitätssicherung (OAQ), durchgeführt werden. Dieses Verfahren verläuft relativ schlank und lässt den Hochschulen eine grosse Eigenständig-keit. Die OAQ-Experten begutachten in erster Linie, ob die internen Massnahmen einer Hochschule geeignet sind, die Qualität in Lehre und Forschung sicherzustellen.

vorhandene Mängel beheben

2008 hat ein internationales Expertenteam das Qualitätssi-cherungssystem an der Universität Basel zuletzt untersucht. Die Prüfer attestierten der Universität, seit dem ersten Audit 2004 grosse Fortschritte in der Qualitätssicherung erzielt zu haben. Gleichzeitig bemängelten sie aber die wenig professi-onelle und unsystematische Evaluation der Lehre und den Umstand, dass für Planungsentscheide in Lehre und For-schung zu wenig Kennzahlen zur Verfügung stehen.

Nachdem der gesamtuniversitäre Qualitätsprozess durch per-sonelle Wechsel im Rektorat ins Stocken geraten war, hat er nun in den letzten zwölf Monaten wieder an Fahrt gewonnen. Bis zur nächsten Überprüfung durch das OAQ, die in rund zwei Jahren ansteht, möchte sich die Universität in den Punk-ten verbessern, die bei der Prüfung 2008 kritisiert worden wa-ren. Dafür konzentrieren sich die Verantwortlichen unter der Leitung des zuständigen Vizerektors Prof. Alex N. Eberle auf zwei Projekte.

lehre: evaluation und Monitoring

Das ist zum einen das Projekt Lehrevaluation, das eine um-fassende, systematische Beurteilung der Lehre an der Univer-sität Basel anstrebt. Im Vordergrund steht dabei die Evalua-tion von einzelnen Lehrveranstaltungen. Vizerektor Eberle ist sich bewusst, dass manche Dozierende der Evaluation mit Skepsis begegnen. «Das Ziel der Lehrevaluation ist eine Qua-

Prof. Dr. claudia opitz belakhal, Dekanin der Philosophisch-Historischen fakultät:«MeineFakultätgaltimmeralseinebetreuungsintensiveundunbürokratische,kurzeine‹menschliche›Fakultät.DiesenRufsolltenwirverteidigen!WirmüsseneinerseitsaufguteBetreuungsverhältnisseachten.AndererseitssolltendieDozierendenvonunnötigenAuf­gabenentlastet,ummotiviertzubleiben,sodasssieihreForschungennichttrotz,sondernmitundwegenderLehrebetreiben!»

Page 12: uniintern 02/2010

12 uniiintern 02/10

litätssteigerung. Wir möchten mit den Erhebungen einerseits den Dozierenden zeigen, wo sie sich verbessern können, und andererseits den Studierenden zeigen, dass es sich lohnt, Feedback zu geben. Es geht nicht um eine Kontrolle, sondern darum, bestehende Defizite nüchtern festzustellen und zu verbessern.»

Zu den Nutzniessern der Lehrevaluation gehören unter ande-rem die Kommission Lehre, die Studiendekanate sowie die Fakultäten und Departemente, die für ihre Planungen und Entscheidungen wesentliche Informationen hinzugewinnen. Eberle, der selber Vorlesungen zur Pathobiologie hält, sieht den primären Nutzen der Lehrevaluation aber bei den Dozie-renden: «Für jeden Dozierenden ist es gut, wenn er nach ei-ner gewissen Zeit eine Rückmeldung erhält. Das betrifft auch mich selbst; meine Lehre wurde immer wieder evaluiert und ich habe dabei gute Inputs bekommen.»

Der zweite Bereich, der 2008 bemängelt worden war und nun im Qualitätsprozess nachdrücklich forciert wird, ist der Auf-bau einer konsistenten Datenbasis im Bereich der universitä-ren Lehre. Dazu gehören zum Beispiel die Zahl der Studieren-den und Graduierten der einzelnen Studiengänge, die personelle Ausstattung der Curricula sowie Informationen über Studiendauer und Abschlussnoten – Daten, die in den meisten Fällen derzeit an der Universität Basel nicht oder nicht in verlässlicher Qualität vorhanden sind. Diese Kenn-zahlen sollen einerseits aktuelle Daten fürs Tagesgeschäft lie-fern und andererseits Informationen für strategische Ent-scheidungen in der universitären Lehre bereitstellen.

vertretbarer aufwand

Bei allen Bestrebungen, die Lehre, die Forschung und die uni-versitären Prozesse zu verbessern, liegt es Vizerektor Eberle am Herzen, den Qualitätsprozess an der optimalen Schnitt-stelle von Aufwand und Nutzen zu positionieren, auch wenn er noch nicht genau weiss, wo sich dieser Punkt befindet: «Man kann sich auch zu stark engagieren, sodass man wert-volle Zeit für Forschung und Lehre in Kontrollmechanismen abzweigt, die nicht mehr zu einer effektiven Qualitätssteige-rung führen, sondern nur noch dem Abarbeiten von Kontrol-len dienen – und das wollen wir auf keinen Fall.» >

«Wir wollen weiterhin zu den besten Universitäten gehören.»

Prof. alex n. eberle, vizerektor entwicklung: «DieQualitätssicherunganunsererUniversitätsollmiteinerInnen­undAussensicht,d.h.durchdengemeinsamenDialogzwischenStudierenden,LehrendenundForschendenundimVergleichmitinternationalenStandards,zueinemLeitmotivfürbestmöglicheLeistungeninLehreundForschungentwickeltwerden.»

Page 13: uniintern 02/2010

uniiintern 02/10 13

Prof. Manfred bruhn, Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen fakultät: «QualitätistdieFähigkeiteinerInstitution,denAnforderungenihrerAnspruchsgruppen(zumBeispielStudierende,Wissenschaftler,Öffentlichkeit,Wirtschaft,Konkurrenz)gerechtzuwerden.»

Katharina baur, vorstand der studentischen Körperschaft der universität basel: «QualitätanderUniversitätkanninmeinenAugennurerhaltenbleiben,wennalleGruppierungenzusammenarbeiten.VorallemmussmanreflektiertundkritischmitderUmsetzungvonPlänenundStrategienumgehen,umdenaktuellenundzukünftigenVerhältnissenanderUnigerechtzuwerden.»

Page 14: uniintern 02/2010

14 uniiintern 02/10

Dazu passt, dass der Bereich Qualitätsentwicklung im Rekto-rat nur mit zweieinhalb Stellen dotiert ist, obwohl die Exper-tinnen und Experten des OAQ der Universität Basel eine we-sentlich stärkere Zentralisierung empfohlen hatten. «Damit sind wir sehr schlank», betont Vizerektor Eberle. «Andere Universitäten haben sehr viel investiert und einen relativ gros sen Apparat aufgebaut. Man muss dann aber schauen, ob die Gesamtqualität das am Ende auch rechtfertigt.»

G l O s s A R

n akkreditierung MehrstufigesQualitätsprüfungsverfahren

(Selbstbeurteilung,Fremdevaluation,Entscheid)durchunab­

hängigeAkkreditierungsagenturmitformalemEntscheid.Be­

stätigung,dasseine InstitutionodereinProgrammnational

undinternationalakzeptierteQualitätsstandardserfüllt.

n evaluation Systematische Sammlung und Analyse von

InformationenzurkritischenBewertung.

n Quality audit PeriodischeÜberprüfungdesQualitätssi­

cherungssystemseinerInstitutionmitsummarischemCha­

rakter. Diese Überprüfung bildet laut Universitätsförde­

rungsgesetzeineVoraussetzung,umfürBundesmittelbei­

tragsberechtigtzusein.

Die Bemühungen im Qualitätsprozess sollen darin münden, die «Qualitätsstrategie 2008» weiterzuentwickeln. «Diesen Prozess soll die Universität sowohl Top-down als auch Bot-tom-up durchführen», unterstreicht Eberle. Besonders die Fakultäten und die Studierenden sind aufgerufen, sich aktiv am Qualitätsprozess zu beteiligen. Um eine enge Verbindung zu den Fakultäten sicherzustellen, wird die Qualitätsentwick-lung an der Universität Basel seit 2009 von einem elfköpfigen Steuerungsausschuss begleitet.

Quality audit oder akkreditierung

Das nächste Quality Audit der Schweizer Universitäten ist für 2012 oder 2013 vorgesehen. Da die gesetzlichen Grundlagen der Qualitätssicherung zurzeit revidiert werden, ist aber noch unklar, ob dannzumal bloss ein weiteres Quality Audit statt-findet oder ob eine formelle Akkreditierung erfolgt und die Universität Basel damit das begehrte Gütesiegel erhält. «Für mich macht das keinen Unterschied», relativiert Eberle. «Im Prinzip machen wir die Qualitätsentwicklung nicht für die Akkreditierung, sondern für uns selber. Wir wollen weiterhin zu den besten Universitäten gehören und insofern liegt es in unserem Interesse, uns selber einen Spiegel vors Gesicht hal-ten zu können.»

Projekt Qualitätsentwicklung:http://qe.unibas.ch

Prof. sabine gless, designierte Dekanin der Juristischen fakultät: «QualitätanUniversitätenentstehtdurchdieArbeitderdortTätigen.ImProzessderQualitätssicherungistesdeshalbvorallemwichtig,dierichtigenPersonenineineHochschulezuholenundsienichtdadurchzubelasten,dasssieständigQualitätgegenüberDrittendokumentierenmüssen.»

Page 15: uniintern 02/2010

uniiintern 02/10 15

am ende des Herbstsemesters werden die studierenden

der Wirtschaftswissenschaften ihre lehrveranstaltun-

gen mit neu entwickelten fragebogen bewerten. zudem

werden die Dozierenden und studierenden die gelegen-

heit erhalten, sich im direkten gespräch über die Quali-

tät ihrer lehrveranstaltungen auszutauschen. ziel des

Pilotprojekts ist es, erfahrungen zu sammeln, wie die

lehrevaluation an der universität basel weiterentwi-

ckelt werden kann.

An der Universität Basel findet in den meisten Lehrver-anstaltungen bereits eine Evaluation statt. In manchen

Studiengängen kommt die Lehrveranstaltungsevaluation heute jedoch noch zu kurz. Zudem können die verwende-ten Verfahren vielerorts wesentlich verfeinert werden. Das Projekt Lehrevaluation, dem innerhalb der universitären

PilotProjek t leHrevaluation

lehrevaluation – ein instrument des DialogsText:OlivierBinetundChristineMeyer,[email protected],[email protected]

Qualitätsentwicklung eine hohe Priorität zukommt, möchte die heutige Beurteilung der Lehre analysieren und entspre-chend weiterentwickeln. Im Vordergrund steht zunächst die Evaluation von einzelnen Lehrveranstaltungen, später auch von Leistungsprüfungen und ganzen Studiengängen, welche ebenfalls Aspekte guter universitärer Lehrqualität darstellen.

Mit dem Start des Pilotprojekts Lehrevaluation an der Wirt-schaftswissenschaftlichen Fakultät beginnt in diesem Herbst die praktische Phase. Der Testlauf zur Evaluation von Lehr-veranstaltungen zielt darauf ab, die Bedürfnisse und Erwar-tungen der einzelnen Anspruchsgruppen herauszuarbeiten und verschiedene Evaluationsmethoden zu testen. Gesucht wird ein schlankes Verfahren, das den gegenseitigen Dialog zwischen Lehrenden, Studierenden und der Curriculums-kommission in den Mittelpunkt stellt und den Austausch von

Neben der Lehrevaluation kommt auch dem Projekt «Monitoring der Lehre» eine hohe Priorität im Quali-

tätsprozess zu. Dieses möchte verlässliches Zahlenmaterial über die Lehre gewinnen und damit eine solide Basis für strategische und operative Entscheidungen schaffen. Ge-wonnen werden neben den Studierendenzahlen etwa auch Daten zu den Studienverläufen, zur Studiendauer oder zu den Abbruchquoten. Diese Kennzahlen liefern empirische Grundlagen für die Errichtung und Entwicklung von Stu-diengängen, aber auch für die Fortbildung der Lehrenden, für die Hörsaalvergabe oder die Prüfungsplanung. Basis für das Monitoring bildet eine zentrale Datensammlung (SAP Business Information Warehouse), die von der Verwal-tungsdirektion gepflegt wird. Das System wird im Herbst aufgeschaltet und soll bis im Januar 2011 einen ersten Teil der Daten liefern.

Eine Reihe von Personen wird diese Daten nutzen können, darunter rund 30 «Information Users» in den Dekanaten und der zentralen Verwaltung, die selbst Datenrecherchen

M O n I t O R I n G D E R l E h R E

und -analysen tätigen können. Ein weiterer Kreis umfasst die «Information Consumers», die auf fertig erstellte Re-ports und Statistiken zugreifen können. Dabei handelt es sich zum Beispiel um detaillierte Studierendenzahlen, No-tenverteilungen (für Dozierende) oder durchschnittliche Studiendauer (für Studierende).

Bis 2012 wird die Zahl der verfügbaren Daten sukzessive ausgeweitet, insbesondere mit der Erhebung von Studienko-horten, die den Verlauf der Studierendenzahlen eines Jahr-gangs vom ersten bis zum letzten Semester darstellen. So lässt sich ersehen, wie viele Studierende zu welchem Zeit-punkt aus ihrem Studiengang ausscheiden, was helfen kann, die Ursachen eines Studienabbruchs zu verstehen. Zudem lassen sich damit die durchschnittliche Studiendauer sowie Studiengangswechsel- oder Abschlussquoten errechnen. Wünschenswert wären auf lange Sicht auch Daten, die über die Situation der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt Aus-kunft geben, sowie Benchmarkingdaten, die den Vergleich mit anderen Universitäten ermöglichen. Olivier Binet

solide kennzahlen für die lehre

foKus

Page 16: uniintern 02/2010

16 uniiintern 02/10

foKus

«Best Practices» begünstigt. Mit dem Pilotprojekt sollen Er-fahrungen gewonnen werden, wie die Lehrevaluation an den verschiedenen Fakultäten sinnvoll gestaltet werden kann.

beurteilung mittels fragebogen

Ein zentrales Instrument der Lehrevaluation wird die Bewer-tung der Lehrveranstaltungen mittels Fragebogen sein. Dazu hat die Universität im Sommer die Evaluationssoftware Eva-Sys angeschafft, die es den Fakultäten ermöglicht, selber Fra-gebogen professionell zu erzeugen, die ausgefüllten Formu-lare einzuscannen und statistisch auszuwerten. Gleichzeitig lassen sich mit EvaSys die Evaluationsresultate für die Dozie-renden sowie umfassende Reports für die Curriculumsver-antwortlichen automatisiert erstellen. Ein grosser Vorteil be-steht darin, dass dieses System dezentral von allen Fakultäten und Studiendekanaten verwendet werden kann. Dies erlaubt eine wesentliche Einsparung von Ressourcen in den Studien-dekanaten, welche die gesammelten Daten bisher häufig sehr aufwendig auswerten mussten. Zudem werden mit EvaSys die Evaluationsresultate in kürzester Zeit vorliegen, was es er-möglicht, sie umgehend zu kommunizieren und allfällige Verbesserungen rasch einzuleiten.

Die Vorarbeiten für die umfangreiche Pilotevaluation an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät sind im Sommer an-gelaufen. Dazu gehörten mehrere Workshops mit Studieren-den, Dozierenden, Modulverantwortlichen sowie Mitglie-dern von Curriculumskommission, Dekanat und Studiende-

s t E U E R U n G s AU s s c h U s s Q UA l I tät s E n t W I c k l U n G

Prof. Dr. Alex N. Eberle,VizerektorEntwicklung(Vorsitz)

Prof. Dr. Albrecht Grözinger,StudiendekanTheologische

Fakultät

Prof. Dr. Sabine Gless,des.DekaninJuristischeFakultät

Prof. Dr. Albert Urwyler,DekanMedizinischeFakultät

Prof. Dr. Claudia Opitz Belakhal,DekaninPhilosophisch­

HistorischeFakultät

Prof. Dr. Eberhard Parlow,Philosophisch­

NaturwissenschaftlicheFakultät

Prof. Dr. Manfred Bruhn, Dekan

WirtschaftswissenschaftlicheFakultät

Prof. Dr. Alexander Grob, StudiendekanFakultätfür

Psychologie

Christoph Tschumi, Verwaltungsdirektor

Katharina Baur, Skuba­Vorstand

Dr. Olivier Binet,LeiterQualitätsentwicklung

(Geschäftsführung)

kanat. Gegen Ende des Herbstsemesters wird eine Reihe von Lehrveranstaltungen evaluiert, wobei verschiedene Verfah-ren zur Anwendung kommen. Eine Variante sieht beispiels-weise so aus, dass nach der Fragebogenerhebung ein Feed-backgespräch stattfindet, in welchem die Lehrperson im Ple-num die Resultate kommentieren und Möglichkeiten zur Ver-besserung direkt mit den Studierenden diskutieren kann. Nach Ende des Herbstsemesters werden die verwendeten Verfahren und ihre Wirksamkeit evaluiert. Bis im Frühling 2011 sollen Schlussfolgerungen für die gesamte Universität vorliegen, die dem Steuerungsausschuss Qualitätsentwick-lung sowie der Kommission Lehre zur Diskussion vorgelegt werden.

Dialog im Mittelpunkt

Im Vorfeld des Pilotversuchs hat sich gezeigt, dass nicht so sehr die Ausgestaltung der Fragebogen im Vordergrund steht, sondern die Fragen, was mit den Resultaten geschieht und wie sie den beteiligten Personen kommuniziert werden. In diesem Sinn ist die Lehrevaluation letztlich ein Mittel der wechselsei-tigen Kommunikation zwischen Lehrenden und Studieren-den und sollte insofern auch als Teil der «Kultur» an einer Fa-kultät verstanden werden.

Um eine breite Abstützung zu gewährleisten, wird das Projekt Lehrevaluation von einer Arbeitsgruppe begleitet, in der Fachleute aus verschiedenen Teilen der Universität vertreten sind – vom Studiendekan zur Hochschuldidaktikerin, von der Studentin zum Professor. Die Arbeitsgruppe hat die Aufgabe, die unterschiedlichen Sichtweisen und Erwartungen an Eva-luationsverfahren ins Projekt einzubringen, ohne die ge-samtuniversitäre Perspektive aus den Augen zu verlieren.

Minimalstandards für alle fakultäten

Nach Abschluss des Pilotprojekts an der Wirtschaftswissen-schaftlichen Fakultät soll in den kommenden zwei Jahren die Evaluation auf die Lehrveranstaltungen an den anderen Fa-kultäten ausgeweitet werden. Vorgesehen ist, dass die Univer-sität Minimalstandards der Lehrevaluation erarbeitet, die für alle Fakultäten gelten, ihnen aber sehr viel Spielraum lassen. Entscheidend ist, dass an jeder Fakultät die Lehrevaluation eine integrative Komponente in einem Paket verschiedener Massnahmen ist, mit deren Hilfe die Qualität der Lehre und der Universität als Ganzes kontinuierlich weiterentwickelt werden kann.

Dr.OlivierBinetistLeiterQualitätsentwicklungundDr.ChristineMeyerMit­arbeiterinimTeamQualitätsentwicklungdesVizerektoratsEntwicklung.

Page 17: uniintern 02/2010

uniiintern 02/10 17

foKus

Das organ für akkreditierung und Qualitätssicherung

(oaQ) ist beauftragt, die Qualität von lehre und for-

schung an den schweizer Hochschulen zu prüfen. uniin-

tern sprach mit dem oaQ-Direktor Dr. christoph groli-

mund über sinn und zweck der Qualitätsprüfungen.

Herr Grolimund, das OAQ prüft das Qualitätssystem einer Hochschule – können Sie daraus Rückschlüsse auf die Leistun-gen in Lehre und Forschung ziehen?

Nein, aber das ist auch nie das Ziel. Als das OAQ gegrün-det wurde, argumentierten die Hochschulen, dass sich die Förderung der Qualität nicht delegieren lasse. Daraus ent-stand die Form der Quality Audits, wie wir sie heute haben. Das heisst, dass die Institutionen ihre internen Qualitäts-kontrollen frei gestalten können, aber eine externe Begut-achtung stattfindet, welche die Weiterentwicklung dieser Instrumente gewährleistet. Die Universitäten müssen die-ses Verfahren durchlaufen, um für Bundesmittel beitrags-berechtigt zu sein.

Noch ist unklar, wann die nächste Prüfung durch das OAQ er-folgt – weshalb?

Heute bildet das Universitätsförderungsgesetz (UFG) die gesetzliche Grundlage für die Quality Audits, welche wir alle vier Jahre durchführen, was bedeutet, dass die nächste Qualitätsprüfung 2012 stattfinden muss. Künftig wird aber das neue Hochschulförderungsgesetz (HFKG) die Quali-tätssicherung regeln, von dem ich hoffe, dass es 2013 in Kraft tritt. Es macht aber wenig Sinn, am Vorabend des neuen Gesetzes noch ein Quality Audit durchzuführen.

OA Q - D I R E k t O R M I t B A s l E R W U R Z E l n

n Dr.ChristophGrolimund(*1961)studierteanderUniversi­

tätBaselenglischeunddeutschePhilologieundarbeiteteals

AssistentamDeutschenSeminar.Von1995bis1999führte

eranderUniversitätBaselzudemdieGeschäftederKoordi­

nationsstellefürWeiterbildung.DanachwarerimStabdes

ETH­Ratestätig,zuletztalsLeiterStrategieundControlling.

Seit2010istGrolimundDirektordesOrgansfürAkkreditie­

rungundQualitätssicherungderschweizerischenHochschu­

len(OAQ).

Wird indes das HFKG erst später erlassen, können wir nicht einfach auf eine Qualitätsprüfung verzichten – da müssen wir zusammen mit den Universitäten eine Lösung finden.

Das künftige Bundesgesetz sieht eine Pflicht zur Akkreditierung der Institutionen vor – was bringt das?

Eine Universität wie Basel sagt von sich zu Recht, wir ma-chen seit 550 Jahren Wissenschaft und wissen, wie das geht. Die Frage lautet aber: Wissen das auch die Chinesen? In einer Zeit, in der alle Universitäten versuchen, internatio-nal die besten Studierenden zu rekrutieren, ist ein Akkre-ditierungssiegel ein Marketing Asset. Das kann man gezielt einsetzen, um sich im Ausland zu positionieren. Zudem fördert die Akkreditierung die Mobilität, die der Bologna-prozess anstrebt: Sie hilft bei der Anerkennung von Studi-enleistungen. Drittens dient sie der Berufsmobilität, denn es nützt nichts, wenn man eine gute Ausbildung hat, aber auf dem Arbeitsmarkt gegenüber Personen benachteiligt ist, die eine akkreditierte Ausbildung mitbringen. So gese-hen bringt eine Akkreditierung also eine Vielzahl von Vor-teilen – neben der Berechtigung für Bundesbeiträge.

«eine akkreditierung bringt viele vorteile»: OAQ­DirektorDr.ChristophGrolimund.

Qualitätsent wicklung an der universität Basel

«Die akkreditierung ist ein Marketing asset»Interview:RetoCaluori,[email protected];Foto:DanielRihs

Page 18: uniintern 02/2010

18 uniiintern 02/10

leute

Die Doktorierenden untereinander vernetzen und ihnen

im universitären grossbetrieb ein gesicht geben, dies

ist das ziel der «PhD representatives» am biozentrum

der universität basel. Die entwicklungsbiologin alice

Krudewig hat das forum mitbegründet.

Alice Krudewig forscht im Biozentrum der Universität Basel. Ihr Arbeitsplatz am «Department of Cell Bio-

logy» befindet sich im zweiten Stock des funktionalen Ge-bäudes an der Klingelbergstrasse: ein Labor mit vielen bun-ten Flaschen und Behältern. «Etwas unordentlich» sei es hier im Moment, meint die PhD-Studentin.

Aufgewachsen ist Alice Krudewig (29) im deutschen Müns-terland, seit drei Jahren wohnt sie in Basel. «Meine Eltern wa-ren naturwissenschaftlich interessiert», sucht sie nach einem

alice krudewig

vom zebrafisch zum Doktoranden-club

Text:AnnaWegelin,[email protected];Foto:AnnetteRoulier

möglichen Grund für ihre Studienwahl. Ihr Vater habe sich mit dem Weltall beschäftigt, erzählt sie, ihre Mutter ist Diät-assistentin. Krudewig hat an der Universität Münster Biologie studiert und bei Prof. Christian Klämbt abgeschlossen. Der Titel ihrer Masterarbeit: «Studies on the function of the Dro-sophila blood-brain barrier».

von der fruchtfliege zum zebrafisch

Mit der Drosophila, der Fruchtfliege, wird auch auf der zwei-ten Etage des Biozentrums gearbeitet. Über ein Dutzend For-schende aus verschiedenen Ländern sind hier am Werk. Alice Krudewig befasst sich hingegen mit dem zweiten Studienob-jekt der Forschungsgruppe von Prof. Markus Affolter: dem Zebrafisch (Danio rerio). Die Biologin zeigt auf ein winziges durchsichtiges Exemplar, das nervös in einem mit Wasser ge-füllten Plastikbehälter hin und her schwimmt.

forum für forschende: AliceKrudewigistMitinitiantindesPhD­NetzwerksamBiozentrum.

Page 19: uniintern 02/2010

uniiintern 02/10 19

leute

«Ich untersuche an Zebrafischen, wie sich Blutgefässe im Em-bryo bilden», erklärt sie. Der menschliche Organismus funk-tioniere diesbezüglich ähnlich. Ihr besonderes Interesse gilt dabei einem bestimmten Protein namens Claudin 5. Claudine seien wichtig, um einzelne Zellen miteinander zu verbinden, beschreibt sie die «Verankerungsfunktion» dieser Eiweisse. Als Biologin müsse man sich gerne mit kleinsten Details be-fassen wollen.

ein forum für Doktorierende

«A brick in the wall» ist nicht nur Alice Krudewigs For-schungsgegenstand: Teil eines Ganzen ist auch sie selber als eine von schätzungsweise rund hundert PhD-Studierenden am Biozentrum. Der Austausch zwischen den einzelnen Stockwerken im Haus sei «relativ mager», meint sie. Ihre Gruppe sei aufgrund des speziellen Forschungsgebiets zu-sätzlich isoliert. Dieses Inseldasein im akademischen Betrieb war mit ein Grund, weshalb sie zusammen mit ihrem Kolle-gen Morteza Yazdani vor rund einem Jahr die Interessenge-meinschaft «PhD Representatives» ins Leben gerufen hat, in der zurzeit knapp ein Dutzend Doktorierende am Biozent-rum mitwirken (siehe Kasten). Nicht gerade viele angesichts der grossen Anzahl an Doktorandinnen und Doktoranden am Biozentrum. «Wir können froh sein, überhaupt Leute zu haben», entgegnet Krudewig. Wer doktoriere, sei zeitlich aus-gelastet.

«Wir sind in erster Linie für die Studierenden da», sagt Alice Krudewig. Bei persönlichen Konflikten von PhD’s mit Vorge-setzten nehme man eine vermittelnde Funktion ein, so die Studentenvertreterin. Ziel der «PhD Representatives» ist es, Doktorierende untereinander zu vernetzen. Der Weg dahin sind eine Internetseite und verschiedene Aktivitäten. Die Lin-gua franca ist natürlich Englisch, wie sich dies für einen in-ternationalen naturwissenschaftlichen Betrieb gehört. Auf die Frage, ob die Interessengemeinschaft unipolitisch aktiv sei, antwortet Alice Krudewig: «Für Unipolitik sind wir pri-mär nicht zuständig. Wir machen Biozentrumspolitik, so viel, wie wir halt machen können und sollen.»

beliebte «career lectures»

Jeden Juni findet ein Symposium für Doktorierende statt: Ausgewählte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

P h D s t U D E n t s

n Die «PhD Representatives» fördern den Austausch un-ter den Doktorierenden am Biozentrum der Universität Basel. Sie begreifen sich als Brückenbauende zwischen den Studierenden und den Professoren. Zu den Aktivitäten des Doktorandenforums gehören Gastvorträge zu unter-schiedlichen Berufsfeldern für Biologinnen und Biologen, der Projektaustausch unter Studierenden und gesellige Anlässe. Weitere Informationen und die Namen der Ak-tiven finden sich auf der Webseite http://phdstudents.bio-zentrum.unibas.ch (mit Diskussionsforum). Die nächste Veranstaltung im Rahmen der «Career Lecture Series» mit einem Gastvortrag von Michael Renaudin von Schweize-risches Heilmittelinstitut Swissmedic findet am Mittwoch, 10. November 2010, statt.

PhD Representatives

stellen ihre Projekte vor. An den monatlichen «PhD Club»-Meetings präsentieren Studierende, woran sie gerade for-schen. Postdocs sind als Gäste willkommen, Gruppenlei-tende jedoch ausdrücklich nicht. Nach dem Meeting geht man zusammen einen trinken − ohne Socializing kein Net-working. Weiter gibt es, ebenfalls einmal im Monat, die so-genannte «Career Lecture Series», die gemeinsam mit den Postdocs organisiert werden. An diesen sehr gut besuchten Veranstaltungen stellen aussenstehende Fachpersonen ver-schiedene Berufsfelder für Biologinnen und Biologen vor. «Wir können ja nicht alle einmal Professoren werden», so Alice Krudewig.

Selber macht sie sich noch keine grossen Gedanken zu ihrer beruflichen Zukunft, wenn sie, voraussichtlich in gut einem Jahr, ihre Doktorarbeit zur Blutgefässentwicklung abge-schlossen haben wird. «Ich weiss nur, dass ich nicht Grup-penleiterin werden will», sagt sie mit Nachdruck. Gibt es ein Leben neben dem Studium? «Ich tanze fürs Leben gern», ver-rät Alice Krudewig. Zurzeit geht sie mit ihrem Partner ins Standardtanzen. «Ich habe auch begonnen, ein bisschen zu wandern», fügt sie an. Dies sei schon etwas Spezielles als «Nordländerin aus dem Flachland».

«Wir können ja nicht alle einmal Professoren werden.»

Page 20: uniintern 02/2010

20 uniiintern 02/10

gemeinsame einführung:DieForschungsgruppeumdenInfektionsbiolo­genProf.JeanPieterserfährtineinemenglischsprachigenWorkshop,wieJahresgesprächemitZielvereinbarunggeführtwerden.

jaHresgesPr äcH mit Z ielvereinBarung

im Dialog klare ziele vereinbarenText:KatrinKüchler,[email protected];Foto:PeterSchnetz

Das «Jahresgespräch mit zielvereinbarung» bietet einen

rahmen für den konstruktiven Dialog von führungsbe-

auftragten mit ihren Mitarbeitenden. Damit stellt die

fachstelle Personal- und organisationsentwicklung allen

Mitarbeitenden ein Werkzeug zur verfügung, das auf die

bedürfnisse der professionellen zusammenarbeit in aka-

demie und verwaltung der universität zugeschnitten ist.

Mein Chef hat vorher ja gar nicht so genau gewusst, was ich alles mache», erzählt die Assistierende P.B. von ih-

rem ersten Jahresgespräch. «Bei der Vorbereitung war ich selber auch erstaunt, was unter dem Jahr so alles an Aufgaben zusammenkommt, für die ich verantwortlich bin.» Unterdes-sen hat sich P. B. beim Jahresgespräch mit ihrem Vorgesetz-ten über ihre vielfältigen Aufgaben austauschen können und dabei erfreut festgestellt: «Es war wirklich gut, dass wir uns für dieses Gespräch von der Hektik des Alltags, wo wir uns oft nur zwischen Tür und Angel oder via E-Mail verständigen müssen, eine Pause gegönnt und uns Zeit für einen echten Austausch genommen haben. Ich habe dabei sogar noch das eine oder andere Kompliment für meine Arbeit bekommen.»

Wie wertvoll das direkte Gespräch abseits der Alltagshektik für die konstruktive Zusammenarbeit ist, weiss auch die Ins-titutsleiterin Professorin Z. zu schätzen: «Beim Jahresge-spräch hatte ich einmal Gelegenheit, meinen Mitarbeitenden die Wertschätzung und Anerkennung für ihre Arbeit zu ge-ben, die ihr grosser Einsatz für das Institut verdient. Gerade weil wir so gut zusammenarbeiten, vergesse ich das im Alltag oft – nach dem Motto: Wenn ich nichts dazu sage, bin ich mit der Arbeit wohl zufrieden …» Und, so fasst sie ihre Erfahrun-gen nach den ersten Gesprächen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen: «In diesem Rahmen konnten wir auch sehr gut Schwachpunkte in der Zusammenarbeit ansprechen. Ich konnte aufzeigen, wo es Verbesserungen braucht, und gemeinsam sind wir zu konstruktiven Lösungen gekommen.»

einführung in die Handhabung

Um den Rahmen für den konstruktiven Dialog zu bieten, hat die Fachstelle Personal- und Organisationsentwicklung ein Werkzeug entwickelt, das speziell auf die Bedürfnisse der pro-

fessionellen Führung und Zusammenarbeit in Akademie und Verwaltung der Universität zugeschnitten ist. Mit dem Auf-trag des Rektorats zur Einführung des «Jahresgesprächs mit Zielvereinbarung» hat sich das Ressort Personal das Ziel ge-setzt, dass bis Ende der Periode zur qualitativen Entwicklung der Universität im Jahre 2012 alle Mitarbeitenden das Instru-ment kennen und für die Durchführung ihrer periodischen Gespräche sowie beim Vereinbaren von konkreten Zielen an-wenden. Die Fachstelle bietet deshalb in ein- bis anderthalb-stündigen Workshops eine Einführung zur konstruktiven und effizienten Handhabung des Instruments an. Die bishe-rige Erfahrung aus gut 25 Workshops, die rund 400 Personen erreicht haben, zeigt, dass die Einführungsveranstaltung mit Vorteil von ganzen Abteilungen oder Forschungsteams mit ihren Führungsbeauftragten gemeinsam besucht wird. Der Transfer in die betriebliche Praxis der einzelnen Organisati-onseinheiten hat so eine sehr gute Chance zu gelingen. Die gemeinsame Einführung bietet auch Gewähr dafür, dass der partizipative Charakter des Instrumentes in der Praxis mit Le-ben erfüllt wird.

service

Page 21: uniintern 02/2010

uniiintern 02/10 21

Das Instrument Jahresgespräch mit Zielvereinbarung besteht aus folgenden Elementen:

Einführungsworkshops: Mit dem Ziel, alle Mitarbeitenden der Universität Basel mit der Anwendung des «Jahresge-sprächs mit Zielvereinbarung» vertraut zu machen, da-mit sie es für die periodische Standortbestimmung und das Vereinbaren von konkreten Zielen anwenden kön-nen, führt die Personal- und Organisationsentwicklung mit Führungsbeauftragten und Mitarbeitenden der ver-schiedenen universitären Organisationseinheiten ein- bis anderthalbstündige Informationsveranstaltungen durch. Dabei besteht die Möglichkeit zu Rückfragen und Transfer überlegungen. Diese Kurz-Workshops werden in Deutsch und Englisch angeboten. Die Erfahrung zeigt, dass die Einführungen mit Vorteil von ganzen Abteilungen oder Forschungsteams gemeinsam mit ihren Führungsbe-auftragten besucht werden. Der Transfer in die betriebli-che Praxis der Teams und Abteilungen hat so gute Chan-cen zu gelingen.

In den schriftlichen Unterlagen, die den einzelnen Mitar-beitenden der Universität an den Einführungsworkshops abgegeben werden, findet sich eine Wegleitung zur Vorbe-reitung und Durchführung periodischer Gespräche. Der Text der Wegleitung hat den Charakter einer Gebrauchs-anleitung, die Bilder sind der Präsentation aus dem Ein-führungsworkshop entnommen und dienen als Erinne-rungshilfe. In den schriftlichen Unterlagen befinden sich ausserdem Kopiervorlagen für die Vorbereitung und Durchführung des Jahresgesprächs sowie eine Vorlage, um die im Gespräch vereinbarten Ziele festzuhalten. Die ver-trauliche Dokumentation des Gesprächs dient als Arbeits-papier für die jeweils kommende Planungsperiode. Die Unterlagen stehen in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung.

W E G Z U M D I A l O G

service

Wie komme ich zu einem Jahres gespräch

mit Zielvereinbarung?

Hauptmerkmal des Instrumentes «Jahresgespräch mit Ziel-vereinbarung» ist sein dialogischer Charakter und der modu-lare Aufbau: Es kann bei verschiedenen Anlässen für ein Ge-spräch betreffend Standortbestimmung und Planung der Zusammenarbeit eingesetzt werden. Das «Jahresgespräch mit Zielvereinbarung» bietet mindestens einmal im Jahr einen Rahmen, in dem Mitarbeitende und Führungsbeauftragte aus dem hektischen Arbeitsalltag aussteigen und bei einem Zwi-schenhalt ihre Einschätzungen über Leistungen und Verhal-ten, Rahmenbedingungen und ihre weiteren Vorhaben und Ziele in einem konstruktiven, wertschätzenden Dialog (face to face) austauschen. Die Ergebnisse dieses Austausches über die bisherige Zusammenarbeit führen zur gemeinsamen Ver-einbarung von Zielen für die weitere Arbeit. Sowohl Einschät-zungen als auch Ziele werden festgehalten und dienen als Ar-beitsinstrument für die anstehende Periode.

Konkrete ergebnisse

Die Assistierende P. B. hat jetzt eine aktualisierte Stellenbe-schreibung zur Klärung ihrer Aufgaben und als weiteres Ziel den Auftrag, die Publikation ihrer Forschungsergebnisse vo-ranzutreiben. Sie wird ausserdem demnächst einen ersten Entwurf ihres «Thesis Contract» ihrem Betreuer vorlegen können, um die Arbeit an ihrer Dissertation besser zu orga-nisieren.

Die Mitarbeitenden der Institutsleiterin Z. haben neben ihren eigenen Zielen – etwa klare Aufträge für die Organisation des anstehenden Kongresses, geregelte Aufgaben und Verantwor-tungen für das Institutsprojekt einer grossen Neuedition – auch ein gemeinsames Ziel formuliert: Die wöchentlichen Ar-beitssitzungen werden effizienter: Die Meetings des ganzen Teams haben einen klaren Rahmen, die vier Assistierenden wechseln sich in deren Vorbereitung ab und alle sorgen dafür, dass sie rechtzeitig und vorbereitet eintreffen, damit das Mee-ting pünktlich beginnt und zur vereinbarten Zeit auch wieder endet. Mit einem kurzen Protokoll werden alle Mitarbeiten-den des Instituts über die Ergebnisse informiert. Fazit der Ins-titutsleiterin nach der ersten Runde der Jahresgespräche: «Al-les in allem ist das Jahresgespräch mit Zielvereinbarung für mich ein sehr nützliches Führungsinstrument.»

KatrinKüchleristMitarbeiterinderPersonal­undOrganisationsentwicklungundzuständigfürdasProjekt«JahresgesprächmitZielvereinbarung».Kontakt:E­Mail:[email protected],Tel.vonMontagbisDonnerstag,9bis13Uhr:0612670925.

Page 22: uniintern 02/2010

22 uniiintern 02/10

service

n Die direkte Verbindung von Betriebswirtschaft und Volks-wirtschaft, für die die Wirtschaftswissenschaften in Basel ste-hen, kommt meiner Forschung sehr entgegen. Aktuell ver-folge ich drei Schwerpunkte: Seit Langem interessieren mich Fragen der unternehmensinternen Verhaltenssteuerung und Anreizsysteme, wie etwa die heftig diskutierten Managerboni. Einen zweiten Schwerpunkt bilden Supply-Chain-Beziehun-gen, sowohl innerhalb eines Unternehmens als auch über un-abhängige Unternehmen hinweg. Relativ neu ist die Ausein-andersetzung mit scheinbar völlig gegensätzlichen Theorien zu Investitionsentscheidungen eines Unternehmens. In ei-nem grossen empirischen Projekt betrachten wir Investitio-nen im Rahmen des Marktzutritts in die Länder des ehema-ligen Ostblocks.

n Mein Hauptinteresse gilt der Identifizierung und Quanti-fizierung mikrobieller Stoffwechselreaktionen in natürlichen Gewässern und Sedimenten mittels isotopen-geochemischer Methoden. Die Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Stickstoff- und Kohlenstoff-Biogeochemie. Derzeit beschäf-tige ich mich verstärkt mit erst seit Kurzem bekannten Pro-zessen wie der anaeroben Ammonium- oder Methanoxida-tion. Mein Ziel ist es, den Studierenden eine fundierte Ausbildung in Biogeochemie zu bieten und dabei Aspekte der «Earth System Science» zu betonen. Ich sehe die Möglichkeit, am Departement Umweltwissenschaften ein Kompetenzzen-trum in Biogeochemie zu etablieren, und wünsche mir, dass die Universität den Ausbau der Umweltgeowissenschaften weiterhin unterstützt.

Prof. Dr. sabine böckemOrdinariafürControllingper1.August2010

Prof. Dr. Moritz lehmannExtraordinariusfürUmweltgeowissenschaftenper1.August2010

n E U B E R U F U n G E n

n Unsere Forschung beschäftigt sich mit der Entstehung des Diabetes im Hinblick auf die Entwicklung von neuen Thera-pieansätzen. Wir konnten zeigen, dass beim Typ-2-Diabetes eine spezifische Entzündung für das Versagen der Insulin produzierenden Betazellen verantwortlich ist. Dabei haben wir mit IL-1 Beta ein Molekül identifiziert, das wesentlich an der Entstehung der Entzündung beteiligt ist. In klinischen Studien konnten wir zeigen, dass die Blockierung von IL-1 Beta den Diabetes verbessert. In Basel wollen wir den Mecha-nismus dieser Entzündung weiter untersuchen und an der Entwicklung dieser neuen Therapiemodalität bis zur klini-schen Einführung arbeiten. Im Weiteren zielt unsere For-schung auch auf mögliche Therapieansätze des autoimmunen Diabetes (Typ-1).

n Meine Forschung untersucht die Rolle von Hormokinen als Biomarker und Mediatoren während Krankheiten, vor al-lem bei Entzündungen und Infektionen. Speziell interessie-ren mich die Regulation und die Funktion von Peptiden der Calcitonin-Familie. Als erfolgreiches Beispiel meiner patien-tenorientierten Outcome-Forschung kann das Konzept der verbesserten Steuerung der Antibiotikatherapie bei Atem-wegsinfektionen mittels Procalcitonin gelten. Gerade im Spi-talbereich wird die Herausforderung in den nächsten Jahren die Optimierung des Einsatzes unserer begrenzten Ressour-cen sein. Hierzu überprüfe ich in Aarau weitere hormonelle Biomarker mit dem Ziel, die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten rascher und besser identifizieren zu können.

Prof. Dr. Marc DonathExtraordinariusfürEndokrinologieper1.Juli2010

Prof. Dr. beat MüllerOrdinariusfürInnereMedizin(Argovia­Professur)per1.Mai2010

Page 23: uniintern 02/2010

uniiintern 02/10 23

service

n Meine Forschung ist dem fakultären Schwerpunkt Stamm-zellen und Regenerative Medizin zugeordnet. Zu meinen Zie-len gehört, die gesamte Hämato-Onkologie zu fördern, wobei Stammzelltransplantationen, die zur Behandlung bösartiger Erkrankungen des blutbildenden Systems eingesetzt werden, einen besonderen Stellenwert einnehmen. Mein Hauptinter-esse richtet sich auf «Outcomes Research» nach Stammzell-transplantation, auf der Suche nach Wegen, die Behandlungs-resultate zu verbessern, und nach therapeutischer Innovation im Bereich zellulärer Th erapien zur Tumorbekämpfung. In diesem Bereich werden wir auch von der verbesserten Infra-struktur an der Uniklinik profi tieren. Wir sind bestrebt, kli-nische Projekte zum Stammzelleinsatz in der regenerativen Medizin zu fördern.

n Sind die Leitmedien unserer Zeit die digitalen, so muss Me-dienwissenschaft auch darin entsprechend Kompetenz ver-mitteln. Das beginnt mit Kenntnis der neuen Kulturformen (Social Networks, Viral Marketing, Googeln) und ihrer Funk-tionsweise und muss analytisch ihre soziologischen, ästheti-schen und philosophischen Konsequenzen einschliessen: Än-derung gesellschaft licher Machtgefüge (Schwarmintelligenz, Watchblogs, Panoptismus), künstlerische Ausdrucksformen (Partizipationskultur, Klick-Ästhetik, Daten-Kunst) und on-tologische Faktoren (Wahrheitsfragen, Identity-Tourism, Ein-samkeitsverlust). Methodisch folgt der Frage: Was passiert? immer: Was bedeutet das? Das Ziel sind Fallstudien, die zu Th eorien führen, und Diskussionen, die sich nicht zufrieden geben mit all den richtigen Antworten.

Prof. Dr. Jakob PasswegOrdinariusfürHämatologieper1.Januar2011

Prof. Dr. roberto simanowskiExtraordinariusfürMedienwissenschaft,per1.August2010

n E U B E R U F U n G E n

n Meine Forschungsschwerpunkte beinhalten die klinische Erforschung der Lungenentwicklung und Lungenfunktion von Früh- und Neugeborenen. Wesentliche Aspekte sind die Quantifi zierung des Gastausches und Atemantriebs sowie die mechanischen Eigenschaft en der Lunge. Geplant sind auch klinische Studien zur Prophylaxe der frühgeburtsassoziierten Lungenerkrankung sowie zur Optimierung der künstlichen Beatmung. Klinische Studien werden unter anderem als mul-tizentrische Untersuchungen im Swiss Neonatal Research Network und in Zusammenarbeit mit dem Centre for Neona-tal Research in Perth, Australien, organisiert sein. Des Weite-ren ist die Etablierung eines Forschungsschwerpunktes klini-sche Epidemiologie, unter anderem mit Cochrane Systematic Reviews für die Neonatologie, geplant.

n Die Forschungsabteilung der Kinder- und Jugendpsychia-trie, die ich leite, beschäft igt sich mit dem Einfl uss komplexer Traumatisierung in der Kindheit auf die psychische Gesund-heit. Weitere Schwerpunkte beinhalten die Untersuchung von Ursachen aggressiven und gewalttätigen Verhaltens, die Un-tersuchung von Autismus-Spektrum-Störungen und die Auf-klärung von Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter. Die Erkenntnisse aus der empirischen Grundlagenforschung fl ies sen in die Entwicklung neuer Behandlungsangebote für Patienten mit Autismus-Spektrumsstörungen ein, wobei un-ser Angebot Massnahmen für Kinder vom Vorschul- bis zum Jugendalter umfasst. Auch wollen wir unser therapeutisches Angebot für Kinder mit aggressivem und oppositionellem Verhalten erweitern und wissenschaft lich evaluieren.

Prof. Dr. sven schulzkeExtraordinariusfürNeonatologieper1.August2010

Prof. Dr. christina stadlerExtraordinariafürKinder­undJugendpsychiat­rischeEntwicklungspsychopathologieper1.September2010

Page 24: uniintern 02/2010

24 uniiintern 02/10

service

P E R s O nA l I A

n eintritteMichael Bernstein, Biozentrum, Zentrale DiensteDelia Cesana, UniversitätsrechenzentrumDaniel Christen, Anatomisches InstitutLisa Cruz, UniversitätsbibliothekDr. Sophie Dessus-Babus, Departement Biomedizin, Tumor BiologyNiklaus Freiermuth, Ressort Bauten, Haustechnik, SicherheitDr. Timo Glatter, Biozentrum, ZellbiologieDiane Golay, UniversitätsbibliothekDaniel Grieder, Ressort Bauten, Haustechnik, SicherheitManuel Hellstern, Biozentrum, Biophysical ChemistryGaby Jenzer, UniversitätsbibliothekBekri Kadrija, Biozentrum, Zentrale DiensteTabea Krebs, UniversitätsbibliothekStefanie Lüscher, UniversitätsbibliothekFlorian Mittenhuber, MedizinbibliothekMartina Odermatt, UniversitätsbibliothekFabio Pacheco Silva, Institut für Medizinische MikrobiologieNathan Reichert, UniversitätsbibliothekRuth Sahli, Institut für Prähistorische und Naturwissenschaftliche

ArchäologieDario Speziale, Departement Biomedizin, Developmental GeneticsSusanne Stalder-Hirsch, Departement RechtswissenschaftenAndreas Stebler, UniversitätsrechenzentrumBenny Stöckle, VerwaltungsinformatikJan Völzmann, Departement Biomedizin, Cancer- and Immuno-

biologyJudith Wagner, Universitätsbibliothek

n PensionierungenMaria Berger, Studienberatung BaselVerena Grieder, Biozentrum, Zentrale DiensteAlbin Kaspar, UniversitätsbibliothekBettina Zanolari Hagmann, Biozentrum, Abteilung Biochemie

WA h l E n

Prof. Dr. Marc Donath, Extraordinarius für Endokrinologie,per 1. Juli 2010

Prof. Dr. Moritz Lehmann, Extraordinarius für Umwelt-geowissenschaften, per 1. August 2010

Prof. Dr. Jakob Passweg, Ordinarius für Hämatologie,per 1. Januar 2011

Prof. Dr. Frithjof Benjamin Schenk, Extraordinarius fürOsteuropäische Geschichte, per 1. Februar 2011

Prof. Dr. Sven Schulzke, Extraordinarius für Neonatologie,per 1. August 2010

Prof. Dr. Christina Stadler, Extraordinaria für Kinder- undJugendpsychiatrische Entwicklungspsychopathologie, per 1. September 2010

B E F ö R D E R U n G E n

Prof. Dr. Jean Pieters, Ordinarius für Biochemie, per 1. August 2010Prof. Dr. Jörg Rieskamp, Ordinarius für Economic Psychology,

per 1. August 2010

E R n E n n U n G E n

n assistenzprofessurenProf. Dr. Beat Hintermann, Assistenzprofessor für Public

Economics/Public Finance (mit Tenure Track)Prof. Dr. Matteo Nanni, Assistenzprofessor für Ältere Musikwissen-

schaft (befristete Vakanzvertretung)Prof. Dr. Nicolas Pepin, Assistenzprofessor am Institut für

Französische Sprach- und Literaturwissenschaft (befristete Vakanzvertretung)

t I t U l A R P R O F E s s U R E n

n theologische fakultätProf. Dr. Lukas Kundert für Neues Testament

n Medizinische fakultätProf. Dr. Alex Straumann für Innere Medizin, speziell

Gastroenterologie

n Philosophisch-naturwissenschaftliche fakultätProf. Dr. Dr. Jakob Zinsstag für Epidemiologie

V E n I A D O c E n D I

n Juristische fakultätPD Dr. Nadja Maria Giuliana Capus für Strafrecht, Internationales

Strafrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie

n Medizinische fakultätPD Dr. Martin D. Haug für Plastische, Rekonstruktive und

Ästhetische ChirurgiePD Dr. Balthasar L. Hug für Innere MedizinPD Dr. Beat Andreas Kaufmann für KardiologieProf. Dr. Rachel Rosenthal für Chirurgie (Umhabilitation)PD Dr. Martin A. Walter für Nuklearmedizin

n Philosophisch-Historische fakultätPD Dr. Andreas Görke für Islamwissenschaften

n Philosophisch-naturwissenschaftliche fakultätPD Dr. Jan Beck für Biogeographie

n fakultät für PsychologiePD Dr. Gunther Pascal Meinlschmidt für Psychologie

Page 25: uniintern 02/2010

uniiintern 02/10 25

service

D I E n s t J U B I l ä E n ( AU G U s t, s E P t E M B E R , O k t O B E R )

n 10 JahreProf. Dr. Susanne Bickel Zignani, Extraordinaria, Ägyptologisches

SeminarDoris Bitterlin-Gysin, Dentalassistentin, Universitätskliniken für

ZahnmedizinClaude Brügger, Administration, Seminar für Klassische PhilologieMartha Crociani-Flury, Dentalassistentin, Universitätskliniken für

ZahnmedizinRegina Einsele, Leitung Erwerbung, UniversitätsbibliothekErika Fluri, Laborantin, Institut für Biochemie und GenetikProf. Dr. Laurent Goetschel, Extraordinarius, EuropainstitutDieter Gugelmann, Zahntechniker, Universitätskliniken für

ZahnmedizinDominique Graf, Bibliothekar Erwerbung, UniversitätsbibliothekProf. Dr. Kurt Hersberger, Extraordinarius, Departement

Pharmazeutische WissenschaftenProf. Dr. Karl G. Hofbauer, Extraordinarius, Medizinische Fakultät/

BiozentrumBeatrice Kaufmann-Börlin, Dentalassistentin, Universitätskliniken

für ZahnmedizinJolanta Kubisa, Sachbearbeiterin Mobiliar/Raumeinrichtung,

Ressort Bauten, Haustechnik, SicherheitNathalie Kunz, Dentalassistentin, Universitätskliniken für

ZahnmedizinGina Maria Patricio Salvador Evora, Laborgehilfin, Abteilung

Zellbiologie, BiozentrumProf. Dr. Markus Schefer, Ordinarius, Juristische FakultätDr. Oliver Schwardt, Oberassistent, Departement Pharmazeutische

WissenschaftenKatharina Strub-Tanner, Bibliothekarin Katalogisierung und

Information, UniversitätsbibliothekChristoph Studer, PC-Supporter, UniversitätsbibliothekProf. Dr. Thomas Sutter-Somm, Ordinarius, Juristische FakultätDaniela Tischhauser, Sekretärin, Departement ChemieDr. Claudia Töngi-Sollberger, Wissenschaftliche Mitarbeiterin,

Vizerektorat Forschung und Nachwuchsförderung

n 15 JahreDr. Peter Robert Burleigh, Universitätsdozent, Englisches SeminarPatricia Gamarra Tomas Preiswerk, Institutsbibliothekarin,

Bibliothek Philosophisch-Historische FakultätRoger Kurz, Anatomischer Präparator, Anatomisches InstitutProf. Dr. Carlo P. Marinello, Ordinarius, Zentrum für ZahnmedizinSusanna Notz, Sekretärin, Abteilung Biophysikalische Chemie,

BiozentrumDr. Andrew Shields, Universitätsdozent, Englisches SeminarProf. Dr. Jean-Fritz Stöckli, Ordinarius, Juristische Fakultät

n 20 JahreProf. Dr. Bruno Binggeli, Titularprofessor, Departement PhysikMonique Gschwind, Betriebsassistentin,

UniversitätsrechenzentrumChristine Joseph, Assistentin des VerwaltungsdirektorsBarbara Kurz, Verbundbibliothekarin E-Medien,

UniversitätsbibliothekAstrid Piscazzi, Leitung Verbundkoordination,

Universitätsbibliothek

n 35 JahreElvira Amstutz, Sekretärin, Abteilung Molekulare Mikrobiologie,

BiozentrumUrs Buser, Laborant, Departement ChemieHans-Peter Schaub, Studienberater, Studienberatung

t O D E s Fä l l E

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gottfried Bombach, 1957–1987 Ordinarius für Nationalökonomie und 1972–1974 Rektor der Universität Basel, verstarb im Alter von 91 Jahren.

Prof. Dr. Dr. h.c. Detlef Krauss, 1979–1992 Ordinarius für Straf-recht, verstarb in seinem 76. Lebensjahr.

Prof. Dr. Dr. h.c. Harry Thomas, emeritierter Ordinarius für Theo-retische Physik, verstarb im Alter von 83 Jahren.

Page 26: uniintern 02/2010

26 uniiintern 02/10

n Medizinische fakultätPD Dr. David Conen vom Universitätsspital Basel erhielt den mit 20 000 Franken dotierten Forschungspreis 2010 der Schweizeri-schen Herzstift ung. Conen untersucht Ursachen des Herzvorhof-fl immerns bei Frauen.

Dr. Julia Kansy, die am Universitätsspital Basel an der Entwicklung neuer Th erapien für einen speziellen Hautkrebs in der Mundhöhle arbeitet, erhielt im Rahmen der erstmals vergebenen Württembergi-schen Krebspreise einen Nachwuchspreis in der Höhe von 2500 Euro.

Dr. Jochen Kinter von der neuromuskulären Forschungsgruppe um Prof. Michael Sinnreich an den Departementen Neurologie und Bio-medizin erhielt den mit 1500 Franken dotierten Déjérine-Dubois-Preis. Die Auszeichnung prämiert Abstracts, die an einer Tagung der Schweizerischen Neurologischen Gesellschaft präsentiert werden.

n Philosophisch-Historische fakultätProf. Dr. Anton Bierl, Ordinarius für Griechische Philologie, wurde das Gerda Henkel Fellowship 2010/2011 zugesprochen, was ihm ermöglicht, von September 2010 bis August 2011 an der School of Historical Studies des Institute for Advanced Study in Princeton, New Jersey, zu forschen.

E h R U n G E n U n D M I t G l I E D s c h A F t E n

n Dr. vladimir cmiljanovic vom Departement Biomedizin hat in der ersten Runde des Startup-Wettbewerbs Venture Kick 10 000 Franken für die Entwicklung sei-nes Startup-Projekts PIQUR ge-

wonnen. Der Chemiker entwickelt zusammen mit den Ar-beitsgruppen von Prof. Bernd Giese am Institut für Organische Chemie (der seit seiner Emeritierung an der Universität Basel an der Universität Fribourg tätig ist) und Prof. Matthias Wymann am Departement Biomedizin neue personalisierte Krebsmedikamente, die mit den neusten onkologischen Substanzen der Industrie in der klinischen Phase konkurrieren können. Die Gründung der Startup-Firma «PIQUR Th erapeutics» erfolgt im Hinblick darauf, die an der Universität Basel entwickelten und hoch-potenten Antikrebswirkstoff e in klinischen Studien zu tes-ten. Noch ist PIQUR im Rennen um weitere Förderbei-träge von Venture Kick: Insgesamt winkt ein Startkapital von bis zu 130 000 Franken.

service

Lic. phil. Nicolas Disch, Doktorand am Historischen Seminar, wurde für die Präsentation seiner Dissertation über frühneuzeitliche En-gelberger Söldner an der Nachwuchsforschertagung Phil.Alp 2010 mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet.

n Philosophisch-naturwissenschaftliche fakultätProf. Dr. Th omas Boller, Ordinarius für Botanik, erhielt von der Stif-tung Lotte und Willi Günthart-Maag für sein herausragendes Wir-ken zur Pfl ege und Förderung der Pfl anzen den Dr. Rudolf Maag-Preis 2010.

Prof. Dr. Christoph Dehio, Extraordinarius für Molekulare Mikrobi-ologie am Biozentrum der Universität Basel, wurde in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen.

Prof. Dr. Stephan Grzesiek, Ordinarius für Strukturbiologie, wurde zum Fellow der International Society of Magnetic Resonance (IS-MAR) gewählt.

Prof. Dr. Karl G. Hofb auer und seine Forschungsgruppe am Biozent-rum wurden für einen Beitrag über Fettleibigkeit mit einem «Endo-crine Society and Pfi zer, Inc. International Award for Excellence in Published Clinical Research in Th e Journal of Clinical Endocrinolo-gy & Metabolism» ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist mit 10 000 US-Dollar dotiert.

Prof. Dr. Christian Körner, Ordinarius für Botanik, wurde von der King Albert I Memorial Foundation für seine herausragende For-schung im Hochgebirge mit dem goldenen King Albert Mountain Award 2010 ausgezeichnet.

Prof. Dr. Helma Wennemers, Extraordinaria für Organische Chemie, wurde mit dem Leonidas Zervas Award 2010 der European Peptide Society ausgezeichnet. Der Preis zählt zu den bedeutendsten Prei-sen auf dem Gebiet der Peptidforschung.

n WeitereDr. Helena Kanyar-Becker, ehemalige Fachreferentin der Universi-tätsbibliothek Basel, erhält den mit 20 000 Franken dotierten Wis-senschaft spreis 2010 der Stadt Basel. Ausgezeichnet wird sie für ihre viel beachteten Arbeiten und Ausstellungen über die schweizeri-sche Flüchtlingspolitik und die humanitäre Schweiz.

Der trinationale Master in Neurosciences, den die Universitäten Basel, Strassburg und Freiburg im Breisgau gemeinsam anbieten, erhält den Prix Bartholdi 2010 für grenzüberschreitende Ausbil-dungsangebote in der Oberrheinregion. Programmbeauft ragter an der Universität Basel ist Prof. Dr. Heinrich Reichert vom Biozentrum.

Page 27: uniintern 02/2010

uniiintern 02/10 27

c A R t O O n M I t n I c O l A s M A h l E R

service

rien wie Ereignisse, Orte und Dinge (Münzen etc.) angelegt werden. Verbessert wurde auch die On-line-Anbindung: Die lokal gespeicherten Daten lassen sich mit einem Webserver der Universität Zürich synchronisieren, und gleichzeitig können

die Nutzer über den Webbrowser auf ihre Daten zugreifen.

In Litlink 4 profi tieren Anwenderinnen und Anwender auch von einer verbesserten Navigation und einer engli-schen Benutzeroberfl äche. Noch fehlt hingegen die Mög-lichkeit, Daten auf mehreren Rechnern miteinander abzu-gleichen, was gerade für Arbeitsgruppen hilfreich wäre.

Was das Programm alles kann und wie man damit arbeitet, erklärt ein umfassendes Handbuch; zusätzlich steht ein On-line-Diskussionsforum zur Verfügung, in dem die Entwick-ler und andere User Fragestellenden ihre Hilfe anbieten. rc

www.litlink.ch

t O O l B OX

Effi zientes Wissensmanagement mit litlink 4

Citavi, Endnote, RefWorks, Zotero – lang ist die Liste von Programmen, die Forschenden

zur Verwaltung von Fachliteratur zur Verfügung stehen. Speziell an Geisteswissenschaft ler und Kulturwissenschaft lerinnen richtet sich das Lite-raturverwaltungs-Tool Litlink, dessen Ursprünge auf ein Projekt am Historischen Seminar der Universität Basel zu-rückgehen.

Mit Litlink lassen sich neben Literatur- und Textquellen un-ter anderem auch Archivalien, Webseiten, Personen sowie Bilder und Filme erfassen. Eine Stärke des Programms be-steht darin, dass der Nutzer primäre und sekundäre Quellen übersichtlich organisieren und die einzelnen Informationen vielfältig verknüpfen kann. So lassen sich bestehende Zu-sammenhänge dokumentieren und neue sichtbar machen.

Der Funktionsumfang der kostenlosen Soft ware wurde mit der Version 4 stark erweitert. Erstmals können Datenkatego-

Page 28: uniintern 02/2010

ralph Hertwig fragt:

Was eigentlich ist Zeit und ist es zumindest theoretisch denkbar, dass Menschenirgendwann mal in der Lage sein werden,in die Zukunft zu reisen?

Dirk trautmann antwortet:

Auf die Frage nach dem fundamentalen Wesen der Zeit antworten Physiker heute noch ähnlich wie vor 1700 Jahren der heilige Au-gustinus: «Wenn mich niemand danach fragt, weiss ich es. Will ich es aber dem Fragenden erklären, weiss ich es nicht.»

Als physikalische Grösse jedoch spielt die Zeit in allen Gesetzen eine dominierende Rolle. Newton führte zuerst die Zeit als einen Parameter ein, der es ermöglicht, den dynamischen Ablauf phy-sikalischer Bewegungen eindeutig zu beschreiben. Hierbei nahm Newton an, dass die Zeit absolut ist, d.h. überall im Universum gleich abläuft . Mit diesem Zeitbegriff konnten äusserst erfolgreich verschiedenartige physikalische Phänomene beschrieben werden. Zur quantitativen Beschreibung dieser Vorgänge ist jedoch eine genaue Kenntnis von Zeitdiff erenzen notwendig. Dies gelingt mit Uhren, die auf periodischen Vorgängen wie zum Beispiel der Bewegung der Erde um die Sonne, der Erdrotation oder Pendel-schwingungen beruhen.

Später erkannte Einstein jedoch, dass die Zeit nicht absolut sein kann, sondern vom Bewegungszustand abhängig ist: Eine bewegte Uhr läuft relativ zu einer ruhenden Uhr langsamer ab. Diese Tat-sache ist inzwischen vielfach bestätigt und muss in vielen Anwen-dungen (zum Beispiel bei modernen Navigationsgeräten) berück-

D O M I n O

sichtigt werden. Darüber hinaus hängt der Ablauf der Zeit auch vom Gravitationsfeld ab. Auch dieser Eff ekt ist bestens bestätigt und muss insbesondere bei starken Gravitationsfeldern, zum Bei-spiel in der Nähe schwarzer Löcher, beachtet werden. Im Rahmen der Relativitätstheorie muss daher die Zeit mit dem Raum zu einer Grösse, der vierdimensionalen Raumzeit, zusammengefasst wer-den, um ein Ereignis im Universum anzugeben.

Ein noch immer nicht vollständig verstandenes Problem ist aber, warum die Zeitdimension im Gegensatz zu den Raumdimensi-onen nur eine Richtung hat, obwohl die fundamentalen Gesetze der Physik auch eine Umkehrung der Zeitrichtung zulassen wür-den. Diese Zeitrichtung ist eng mit dem Entropiesatz, wonach ein geordneter Zustand immer in einen ungeordneteren übergehen muss, und der Evolution unseres Universums verknüpft . Durch diesen Zeitpfeil ist es grundsätzlich unmöglich, eine Reise in die Vergangenheit durchzuführen. Dagegen wäre eine Reise in die Zu-kunft prinzipiell möglich. Würde nämlich ein Raumfahrer mit na-hezu Lichtgeschwindigkeit durch das Weltall fl iegen, so würde er bei seiner Rückkehr feststellen, dass auf der Erde wegen der relati-vistischen Zeitdehnung schon viele Jahrhunderte vergangen sind. Seine Reise wäre damit also auch eine unumkehrbare Zeitreise in die eigene Zukunft !

Dirk trautmann fragt:

Die Menschen werden im Schnitt immerälter. Gibt es eine biologische Grenze für ein maximales Lebensalter?AntwortindernächstenAusgabe01/2011.

Prof. Dr. ralph Hertwig, OrdinariusfürKognitionswissenschaftundEntscheidungspsychologie

Prof. Dr. Dirk trautmann,ExtraordinariusfürTheoretischePhysik