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Magazin der StudentInnenschaft der Universität Bern

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unikummagazin der studentInnenschaft der universität bern

Die ePUB-Ära neigt sich dem Ende zu 6-7

iPhone im Hörsaal: Fluch oder Segen? 8

Homo bibliothecus – wo findet er Platz? 12-13

Musik in Alibabas Bücherhöhle 19

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I Podcast – how about you?Erfahrungen mit Podcasts an unserer Uni

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Die Tage von ePUB & Co. sind gezähltAnmeldungs-Wirrwar: Das «Kernsystem Lehre» soll nun Ordnung bringen

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Wenn der Hörsaal zur digitalen Spiel-wiese wirdLaptops und Smartphones haben längst auch die Hörsäle erobert

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«Eine Uni für viele wäre bestimmt nicht der richtige Weg»Was macht eine fortschrittliche Uni aus? Antworten aus der SeniorInnen-Uni

unisphäre

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Nicht in PartylauneGeographie am Limit: Mehr Studis bei gleichbleibenden Mitteln

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Wo, wenn nicht hier? Die grossen Bibliotheken sind voll. Wir bieten euch sechs Alternativen

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SUB updateVom Unifest, Studiengebühren und Stipendien

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Aus der Vorlesung, Impressum

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KulturpartnerInnen

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Oben ist TrumpfJassturnier, Spielabende und Filmclub. Ein kleiner Blick auf die SUBKultur

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Bildung für alleDas Benefizkonzert der Amnesty Interna-tional Uni- und Jugendgruppe

aussicht

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Apropos ...eine kleine Schweizreise

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Die FünfDie frischsten Werke von Max Frisch

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EntdeckenAlibabas Bücherhöhle: Ein Keller voller Überraschungen

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Pinnwand

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ReinziehnUnsere Buch-, Film- und CD-Tipps

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Rätsel

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Unter der LupeBern erforscht, wie man über das Internet Einfluss auf die Politik nimmt

titelbild: paolo riva

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editorial inhalt

Liebe Leserin, lieber LeserErst vor Kurzem war ich an einer Be-erdigung. Der einzige Anlass, zu dem ich mich noch in die Kirche begebe. An diesen Ort verstaubter Rituale und unre-flektierter Wiederholungen. Die Kirche – für mich ein Symbol der Rückständig-keit. Doch kaum hatte ich auf einem der Holzbänke Platz genommen, fiel ich aus allen Wolken: Tatsächlich wurde die Trauermesse live in das auf dem Hügel gegenüber liegende Altersheim übertra-gen, damit die etwas weniger mobilen Bekannten der Verstorbenen ebenfalls am Abschied teilnehmen konnten. Ich war ehrlich überrascht. Das moder-ne Zeitalter hat auch hier seine Spuren hinterlassen. Dabei dachte ich, das Moderne sei eine Sache der Jungen. Wir sind die Generation Internet, die «Digital Natives»; Menschen, die mit dem World Wide Web aufgewachsen sind und ganz selbstverständlich zwischen Realität und virtueller Welt hin- und herwechseln. Doch nun ist für mich klar, dass auch die oftmals als altmodisch verschriene Kirche mit der technischen Modernisie-rung mithalten kann. Und wie ist das bei uns im Studium? Ist auch die Uni Bern ein Modell 2.0?Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns in dieser Ausgabe mit digitalen Themen auseinandergesetzt. Josua Romano und Damaris Burri beschäftigen sich mit Podcasts. Studieren wir bald nur noch zuhause vor dem Computer? Livia Middendorp geht dem Gerücht nach, dass bald eine neue Lernplattform ePUB, ePHI, WebES und was es sonst noch alles gibt, ablösen wird: Das sogenannte «Kernsystem Lehre». Und in der Umfrage erfahrt ihr diesmal von Studierenden der SeniorInnen-Uni, wie die Universität 2.0 sein sollte.Um wieder auf die Kirche zurückzukom-men: Lasst euch wieder einmal überra-schen – auch vom unikum.Jacqueline Lippunikum-Koordinatorin

PS: Und wieder begrüssen wir mit Rika Koch, Livia Middendorp und Josua Roma-no drei neue RedaktorInnen in unserem Team. Herzlich willkommen!

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Podcasts organisiert, kurz nach Semesterbeginn wurden es durch Eigeninitiative der Studierenden vier.» Einer dieser Studierenden ist Matthias Keller. «Der Impuls kam ursprünglich von Seiten der Profs», erklärt er. Von den Studierenden gab es zuerst negative Reaktionen. Man greife damit den FaulenzerInnen unter die Arme, hiess es. Podcasts stellten eine Neuheit dar, an die man sich erst noch gewöhnen musste. Bei der Technik traten oft Komplikationen auf. «Wir wussten jeweils nicht wirklich, wer zuständig war. Wahrscheinlich muss sich das noch einspielen.»

Optimale LernbedingungenGemäss Kellers Erfahrung sind die Podcasts für die Re-petition sehr hilfreich. Er selbst habe bei den Prüfungs-fächern mit Podcasts deutlich besser abgeschnitten. Faktoren wie Müdigkeit oder Lärmpegel, welche die Konzentration in der Vorlesung erschweren, können beim Hören der Podcasts ausgeschaltet werden. Studie-rende können die Podcasts ihrem eigenen Rhythmus an-passen, indem sie einzelne Teile zurückspulen, stoppen oder die Abspielgeschwindigkeit anpassen. «Man kann sich selbst optimale Bedingungen schaffen.»Auch seine Mitstudierenden haben die Podcasts inzwi-schen schätzen gelernt. Wer neben dem Studium arbei-tet oder Überschneidungen im Stundenplan hat, muss nicht ein ganzes Semester nachholen. Ob die Studis Vor-lesungen noch besuchen, hängt offenbar von anderen Faktoren als den Podcasts selbst ab. Man dürfe nicht vergessen, wie wichtig Vorlesungen für soziale Kon-takte und den Austausch unter Studierenden seien, fin-det Matthias Keller. Eine qualitativ hochstehende Vorle-sung wird nie um ihre HörerInnen bangen müssen. In diesem Sinn kann die Anzahl Anwesende für Dozieren-de auch ein Feedback sein.

Vorbehalte der DozierendenDie Universitätsleitung hat die Pilotversuche unter-stützt und sieht in der Internetübertragung von Vor-lesungen eine vielversprechende Möglichkeit zur Un-terstützung der Lehre. «Der direkte Kontakt zwischen Studierenden und Dozierenden kann und soll dadurch aber nicht ersetzt werden», betont Bruno Moretti, Vize-rektor ‹Lehre› an der Universität Bern. Es stellt sich des-halb die Frage, weshalb sich Podcasting an der Uni Bern noch immer nicht durchsetzen konnte. Anscheinend hegen viele Dozierende Vorurteile gegen die Technolo-gie. Befürchtet wird vor allem, dass die Studierenden

Gehören Podcasts zu den modernen Mitteln, welche die Lehre an den Universitäten verbes-sern können? Wie steht die Uni Bern zu dieser Frage – konnte sich das Podcasting bei uns bereits durchsetzen? damaris burri und josua romano

Beim Podcasting handelt es sich um eine neuere Tech-nologie, mit welcher Vorlesungen aufgezeichnet und den Studierenden über das Internet zur Verfügung ge-stellt werden. Die Aufzeichnung kann in Form eines Vi-deos geschehen, meistens handelt es sich aber um eine Tonaufnahme, die mit den Folien des Vortrags unterlegt wird. Podcasts werden von Universitäten vermehrt zur Vertiefung des Unterrichts sowie für Öffentlichkeitsar-beit und Weiterbildung genutzt. Podcasting von Vorle-sungen hat sich an den Hochschulen in den USA eta-bliert; auch an der ETH und Universität Zürich haben Podcasts bereits Fuss gefasst.

Pilotprojekt in BernWissenschaftliche Studien zeigen, dass Podcasts grund-sätzlich einen guten Einfluss auf das Lernen haben. An der medizinischen Fakultät der Uni Bern wurde 2007 ein Pilotprojekt zu Podcasts durchgeführt. Laut dem Bericht des Instituts für medizinische Lehre sind 85 Prozent der Studierenden der Meinung, Vorlesungen sollten un-bedingt weiterhin als Podcast angeboten werden; nie-mand sprach sich ganz dagegen aus. Die Podcasts wur-den hauptsächlich angeschaut, wenn in der Vorlesung gewisse Sachverhalte nicht verstanden worden wa-ren oder beim Selbststudium Fragen auftauchten. «Mit den Laserpointern klappt es noch nicht so, aber wir sind grundsätzlich sehr zufrieden mit den Podcasts», be-richten VertreterInnen der Fachschaft. «Es wäre schön, wenn alle Dozierenden mitmachen würden.» Für sie ist klar, dass Podcasts Vorlesungen nicht ersetzen können. Auf die Interaktion mit den Dozierenden möchte man offenbar nicht verzichten.

Podcasts nur für Faule?Auch in den Psychologievorlesungen wurden bereits erste Podcasts gemacht. Hier bot sich ein ähnliches Bild, wobei die Studierenden Podcasts zusätzlich zur Prüfungsvorbereitung und zum Nachholen von verpasstem Stoff herbeizogen. «Ich war selbst etwas skeptisch, ob Podcasts sinnvoll genutzt werden», sagt Roland Studer, Assistent an der Abteilung ‹Klinische Psychologie und Psychotherapie›, der den entsprechenden Bericht verfasst hat. «Aber bald konnte ich in den Statistiken sehen, dass die Leute Podcasts nutzen.» Er fährt fort: «Das Podcasting entspricht einem echten Bedürfnis. Letztes Semester hatte ich nur einen oder zwei

i podcast – how about you?

illustration: paolo riva

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ist beispielsweise an die juristische Fakultät zu denken: Obwohl die Infrastruktur in praktisch allen Räumen vorhanden wäre, werden kaum Podcasts angeboten. Sabine Senn-Müller, Vorsteherin des Dekanats, erklärt, man habe eine Einführung der Videoübertragung geprüft und dabei auch den Pilotversuch der medizinischen Fakultät zur Kenntnis genommen. Man sei aber zum Schluss gekommen, dass der Wert der didaktischen Interaktion, gerade in Jus-Vorlesungen, unersetzlich sei. Sie verweist zudem auf ungelöste rechtliche Probleme beim Podcasting.

Aufklärungsarbeit ist nötigMomentan herrscht an der Universität Bern in Sachen Podcasts eine Diskrepanz zwischen Erkenntnisstand und gängiger Praxis. Die Vorurteile scheinen sich hart-näckig zu halten. Daher wäre es wichtig, Aufklärung zu betreiben und weitere Pilotversuche durchzuführen, um die Akzeptanz der Technologie unter allen Beteilig-ten zu fördern. Das Bedürfnis nach Podcasts sollte für die Dozierenden spürbar sein und nicht nur als Wunsch der Faulen wahrgenommen werden. So könnte unter den Vorlesenden unter Umständen auch eine Art «Do-mino-Effekt» ausgelöst werden, ähnlich wie bei den Po-werpoint-Folien. Schliesslich sind die meisten Profes-sorInnen um die Qualität ihrer Vorlesungen und den Lernerfolg ihrer Studierenden sehr bemüht. Zu einer modernen Uni gehört die zeitgemässe Stoffvermittlung und somit die Bereitstellung von Podcasts.

den Vorlesungen fernbleiben. Dieser Einwand konnte mit dem Pilotversuch eindeutig widerlegt werden. Die Hörsäle waren trotz Podcasts gut besucht. Ein weiterer Grund, weshalb viele Dozierende skeptisch sind, liegt darin, dass sie sich nicht «überwachen» lassen wollen. Die Aufnahmen bieten jedoch ein brauchbares Instru-ment zum Self-Assessment und zur Qualitätskontrol-le, die ohnehin durchgeführt wird. Das Herunterladen der Podcasts ist passwortgeschützt und die Weiterga-be untersagt. Es bestehen also durchaus Möglichkeiten, Dozierende vor einer peniblen Überwachung ihrer Vor-lesungen zu schützen. Natürlich sind Podcasts primär eine Dienstleistung für Studierende. Doch auch Dozie-rende können ihre Vorteile daraus ziehen: So kann etwa bei Terminkollisionen ein Podcast aufgeschaltet werden anstatt eine Stellvertretung suchen zu müssen oder die Vorlesung ausfallen zu lassen. Erfahrungsgemäss müs-sen auch weniger E-Mails beantworten werden, da sich viele Fragen der Studierenden bei der Aufarbeitung der Vorlesungen mittels Podcasts erübrigen.

Massnahme gegen überfüllte HörsäleAuch wenn Podcasts eine Vorlesung nicht ersetzen können, bergen sie eine Chance, chronisch überfüllte Hörsäle zu entlasten. Viele Studierende beklagen sich darüber, gewissen Veranstaltungen nur beiwohnen zu können, wenn sie Stunden vorher einen Platz reservieren oder sich mit dem Sitzen auf der Treppe begnügen. Da könnten Podcasts durchaus eine Alternative bieten. Hier

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Eine Vielfalt an Plattformen be-gleitet die Studis heute durchs Studium: ILIAS, ePUB, eVUB und wie sie alle heissen. Nun soll ein neues IT-System dem Wirrwarr ein Ende bereiten. livia middendorp

Für Studierende ein wohlbekanntes Szenario: Man möchte eine Vorlesung besuchen. «Simple Sache», denkt man und beginnt, sich anzumelden.Schritt eins: Man besucht das elektro-nische Vorlesungsverzeichnis eVUB, macht sich auf die Suche nach der gewünschten Veranstaltung und notiert sich Zeit und Hörraumzuteilung.Schritt zwei: Man macht dieselbe Veran-staltung auf ILIAS ausfindig und muss dabei ausserdem beachten, dass je nach Fakultät oder Institut auch gleich die Kursanmeldung darüber erfolgt. Hat die Veranstaltung eine Platzbeschränkung, sollte man sich unbedingt rechtzeitig eintragen. Studierende des Instituts für Geschichte oder desjenigen für Psycholo-gie müssen sich in einem dritten Schritt zudem noch auf ePHI respektive WebES anmelden.

Zu guter Letzt kommt Schritt vier: Die Anmeldung zur Prüfung auf ePUB. Spä-testens hier stösst man nicht selten auf Probleme. So richtig glücklich mit dem System war schon zu Beginn niemand.

ePUB: Unerfreulicher AuftrittEntwickelt wurde ePUB an der Universität Bamberg. Für stolze 1,73 Millionen Franken wurde das System im Herbstsemester 2006, also vor gut sechs Jahren, im Rahmen der Bologna-Reform an unserer Uni eingeführt. Der Hauptgrund, weshalb es keinen Segen

die tage von epub & co. sind gezählt

brachte: Die von der Uni Bamberg angekündigte Weiterentwicklung von ePUB hat nie stattgefunden. Eine der Folgen davon ist beispielsweise, dass die philosophisch-historische Fakultät aus Unzufriedenheit mit ePUB zur Verwaltung von Noten und Anmeldungen für Kurse weiterhin das fakultätsinterne System ePHI verwendet hat. Studierende dieser Fakultät durften dadurch die Liste der Anmeldungswebseiten um ein System erweitern. Ein gewisses Verständnis für solche Aktionen ist wohl da: Was sonst kann eine Fakultät tun, wenn sie ein System verwenden muss, das der eigenen Organisation nicht dienlich ist? Ideal sind diese Alleingänge jedoch bestimmt nicht – schon gar nicht für die Studierenden: In ihren Köpfen trat wohl ohnehin schon das ein oder andere Mal die Frage auf, ob diese ganze Administration nicht einfacher gehen würde. Und die Frage ist legitim: Braucht es tatsächlich für jede einzelne Funktion jeweils ein eigenes System?

«Drei-in-eins-Package»Die Diskussion ist keineswegs neu, das Thema wandelt seit längerem durch die Korridore der Uni Bern (das unikum berichtete, Ausgabe 148). Die Universitätsleitung hat sich durch-aus auch Gedanken darüber gemacht und plant seit einigen Jahren ein Grossprojekt, das genau diese admini-

illustration: stéphanie winkler

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Schnittstelle gewährleistet werden.» So würden Studierende, die sich im KSL für eine bestimmte Veranstaltung angemel-det hätten, auf ILIAS direkten Zugriff zu den relevanten Materialien erhalten, führt Marcolli aus.Was für die Studis zudem Bedeutung habe: Eine Schnittstelle zu EvaSys, dem System zur Evaluation von Lehrveran-staltungen. In der Weiterentwicklung des KSL soll die Kommunikation der bei-den Systeme ermöglicht werden, wobei jedoch die Evaluation selbst weiterhin im EvaSys passieren wird. Durchhalten ist angesagtAn einer Universität mit sieben Fakul-täten ein System zu entwickeln, das den Anforderungen aller Seiten standhält, ist sicherlich keine einfache Aufgabe. Schon jetzt werden die einzelnen Fakultäten aktiv in die Planung mit einbezogen. So soll das KSL früh genug auf die unter-schiedlichen Bedürfnisse ausgerichtet werden.Bis dem «Kernsystem Lehre» also end-gültig die Verwaltung unseres Studiums in die Hände gegeben werden kann, bleibt den Studierenden wohl nichts weiter als die Hoffnung, dass ihnen bis dahin im Anmeldungsmarathon nicht die Luft ausgeht.

kommt bald die ganze Sache mit dem Transfer der ePUB-Daten auf uns zu.» Nebst der Immatrikulation würden die Studierenden dann ab Herbstsemester 2013 ihr ganzes Studium im KSL verwal-ten können.

Und was ist mit ILIAS?Was auffällt: ILIAS nimmt an der ganzen Umgestaltung nicht teil. Die Lernplatt-form dient auch weiterhin als eigen-ständiges System der Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien. Wieso diese Ausklammerung? Wäre es nicht möglich gewesen, im KSL die Funktionen von ILIAS gleich zu integrieren? «Verein-heitlichung macht Sinn, jedoch nur bis zu einem gewissen Grad», begründet Marcolli. «Je grösser ein System ist, desto schwieriger ist es, einen Anbieter zu fin-den; diese sind oft nicht spezialisiert auf derart viele verschiedene Funktionen.» Mit zunehmender Grösse eines Systems stiegen ausserdem die Risiken: Was pas-siert, wenn ein solches Monstersystem abstürzt? «Um Klumpenrisiken zu ver-hindern, ist es wohl in gewissen Fällen sinnvoller, die Kommunikation zweier Systeme zu ermöglichen, statt eines alle Bereiche abdecken zu lassen. Diese Kommunikation zwischen dem KSL und ILIAS soll mithilfe einer verbesserten

strativen Barrieren rund ums Studium mildern soll. «Kernsystem Lehre» (KSL) lautet der zugegebenermassen relativ unpoetische Name des neuen Systems, für das der Grosse Rat im August 2009 grünes Licht gegeben hat. Doch was genau soll im Rahmen dieses Projekts zustande kommen? Und welche Vorteile würden für die Studis dabei raussprin-gen? Zentral bei der Entwicklung des «Kernsy-stems Lehre» ist die Zusammenfassung von drei bisherigen Insellösungen zu einem einheitlichen IT-System. Betroffen sind das System der Prüfungsadmini-stration ePUB, jenes des Vorlesungsver-zeichnisses eVUB und das Hörraum-verwaltungssystem (HVS), welches Lehrenden dient, passende Räume für ihre Veranstaltungen zu finden. Die je-weiligen Funktionen dieser drei Systeme, die heute noch unabhängig voneinander funktionieren, sollen also allesamt im KSL vereint werden. Den Studierenden ermöglicht dies, sich sowohl für die Ver-anstaltung als auch für die Prüfung auf ein und derselben Plattform anzumel-den. Auch Raum- und Zeitangaben der Veranstaltung sind im KSL ersichtlich; so bleibt einem der Umweg über eVUB erspart. Ein heutzutage so viel gesehenes «Drei-in-eins-Package» also.

Gestaffelte EinführungDas «Kernsystem Lehre» wird schrittwei-se eingeführt. Ab Herbstsemester 2012 wird das Vorlesungsverzeichnis eVUB durch das KSL ersetzt und ein Jahr später werden auch ePUB und HVS abgelöst. «Der ‹Big-Bang› ist zwar zur Diskussion gestanden», meint die Projektleiterin Bettina Marcolli, «jedoch wären zu viele Risiken damit verbunden. Es wird zwar immer viel getestet, doch letzten Endes kann man doch nie wissen, was passiert, wenn plötzlich 3 000 bis 4 000 Studierende gleichzeitig auf ein System zugreifen. Diese Aufteilung bei der Einführung macht auch insofern Sinn, als die einzelnen Systeme ja unabhängig voneinander funktionieren. Es bietet sich geradezu an, das Ganze gestaffelt ablaufen zu lassen.»Zwei Jahre dauert es also noch, bis das KSL uns mit allen vorgesehenen Haupt-funktionen zu Diensten steht. Auf die Frage, was denn in diesen zwei Jahren noch zu geschehen hat, meint die Pro-jektleiterin: «Es folgen nun einerseits immer wieder Testphasen der einzelnen Module mit anschliessendem ‹Rollout› auf die Benutzergruppen, andererseits

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wenn der hörsaal zur digitalen spielwiese wird

Auch die Verbannung von Smartphones aus dem Un-terricht, wie es an Mittelschulen und an einigen Fach-hochschulen praktiziert wird, ist an den Universitäten kein Thema. Gegen ein Verbot sind auch die Studieren-den. «Bevor ich ein iPhone hatte, habe ich einfach 20 Mi-nuten gelesen wenn es langweilig wurde, heute lese ich wenigstens NZZ Online», sagt eine Studentin. Ein ande-rer Student meint: «Wenn ich mich langweile werde ich kribbelig. Das Internet lenkt ab und hilft, die Konzentra-tion wieder zu bündeln.» Surfen als Therapie gegen Konzentrationsmangel? Ja, meint eine neue Studie der Universität Kopenhagen. Die nötige Ration digitaler Stimulation wirke auf «Digital Natives» wie eine Kaffeepause: entspannend und somit produktivitätssteigernd.

Overnewsed but uninformed? Und was meint eigentlich die ProfessorInnenschaft? Do-zierende, welche die Massenvorlesungen des Jus-Ein-führungsstudiums zu bewältigen haben, reagieren ge-lassen: «Die Studierenden arbeiten heute anders – nicht unkonzentrierter, sondern vielschichtiger», meint Straf-rechtsprofessor Karl-Ludwig Kunz. Auch Privatrechtspro-fessor Thomas Koller weist darauf hin, dass es schon im-mer unkonzentrierte StudentInnen gegeben habe – auch ohne Internet. Dank dem Online-Zugriff auf die Vorle-sungsunterlagen seien die StudentInnen jedoch deut-lich besser organisiert. Ähnlich äussert sich seine Kolle-gin Professorin Susan Emmenegger. Dank dem Internet fänden die Studierenden schnell Zugang zu schwie-rigen Themen und könnten sich so rascher in eine Sa-che vertiefen. Im Grundsatz sind sie sich einig: Die In-ternetnutzung vereinfacht im Studium vieles. Und doch färbt auch eine Prise Skepsis diesen Grundtenor des aka-demischen Internet-Optimismus: «Trotz Informations-zugang sind die StudentInnen weder generell besser informiert noch beteiligen sie sich in Diskussionen kri-tischer als früher», sagt Koller. Emmenegger fügt hin-zu, dass das Internet dazu verleite, sich «im stillen Käm-merchen» zu verkriechen. Und damit weist sie auf einen wichtigen Punkt hin: Im heutigen Zeitalter darf man die Vorzüge des Modernen auch für das Studium nutzen. Es ist dabei aber gefährlich, sich gänzlich von der digitalen Bequemlichkeit verführen zu lassen. Denn das Internet mag uns zwar mühselige Suchaktionen in staubigen Bi-bliotheken ersparen. Aber essentielle Dinge wie Diskus-sionen mit KommilitoInnen oder die Selbstreflexion der eigenen Meinung kann uns auch das Internet nicht ab-nehmen.

Im Zeitalter des Internets sind Laptops und Smartphones unsere ständigen Begleiter. Diese Entwicklung macht auch vor dem Hör-saal nicht halt und stellt Studierende vor einige Herausforderungen. rika koch

Früher waren es in den Vorlesungen nur ich und die Pro-fessorInnen. Sie sprachen und ich hörte zu oder auch nicht. Heute sind es in den Vorlesungen die Professo-rInnen, ich und das Internet. Sie dozieren, ich höre zu oder auch nicht und das Internet versorgt mich mit In-formationen und Unterhaltung. Heute begleiten mich Laptop und iPhone mit in den Hörsaal, die Zeiten der klar verteilten Aufmerksamkeiten sind vorbei. Damit bin ich nicht allein. Im ganzen Hörsaal klappern die Tastaturen, leuchten die Displays und signalisieren Brummgeräusche eintreffende Nachrichten. Studieren ohne digitale Unterstützung ist für die Generation Inter-net, die «Digital Natives», längst nicht mehr denkbar.

Und immer lockt das InternetDie meisten Studierenden nutzen die Multimedia-Ge-räte im Hörsaal primär, um bequem auf die Vorlesungs-unterlagen zugreifen zu können. Das ist praktisch – das Problem ist nur, dass wir es kaum dabei belassen. Denn die Ablenkung ist immer nur ein Mausklick beziehungs-weise ein Touch entfernt und so zieren auch Facebook oder Newsportale die Bildschirme im Hörsaal. Mit Laptops und Smartphones verfallen wir auch im Hörsaal dem typischen Verhaltensmuster der «Digi-tal Natives»: dem Multitasking. Wir lauschen der Vor-lesung und unterhalten uns gleichzeitig per Chat, lösen Übungen und lassen uns von Newsfeeds füttern. Wir sind überall, aber nirgends richtig, wissen von allem ein bisschen, aber von nichts viel. Wie schlimm ist die-se digitale Rastlosigkeit für uns StudentInnen? Senkt die ständige Ablenkung unsere Produktivität?

Surfen wirkt wie KaffeeDie Privatwirtschaft hat der Ablenkung per Mausklick längst den Kampf angesagt. Viele Schweizer Firmen sperren Seiten wie Facebook, eBay oder Youtube. Anders sieht es an den Universitäten aus. Seit 2003 geniessen wir an der Uni Bern kostenlos Wi-Fi. Den Internetzugriff an der Uni Bern einzuschränken sei keine Option, sagt Christian Heim, Leiter der Informatikdienste. Dies wür-de der Idee der akademischen Freiheit zuwiderlaufen, schliesslich vertraue man den Forschenden und Studie-renden und wolle ihnen nicht den Zugang zu möglichen Ressourcen verwehren. illustration: stéphanie winkler

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umfrage

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bilder: livia middendorp

Eine fortschrittliche Uni – was zeichnet diese aus? Und was ist ihre Aufgabe? Sechs Mitglieder der SeniorInnen-Universität verraten uns ihre Vorstellungen. livia middendorp

1 Monika Schärer«An der Uni sollte man lernen, Lebensfragen selbständig und kreativ angehen zu können. Eine gute technische Ausrüs-tung ist für eine moderne Uni sicherlich auch wichtig, doch noch wichtiger ist genügend Personal. Die sorgfältige Betreuung der Studierenden muss gewährleistet sein. Es sollte vermehrt ermöglicht werden, dass Menschen auch ohne Maturität, aber mit andern äquivalenten Erfahrungen und Leistungen zu einem Universitätsstudium zugelassen werden. Zudem sollte mehr Praxis ins Studium eingebaut werden. Dies war zu unserer Zeit noch deutlich besser.»

2 Urs Boss«Eine moderne Uni sollte elitärer sein als sie heute ist. Ihr kommt heute einfach zu leicht zur Matur. Ich habe manchmal das Gefühl, an gewissen Fakultäten der

Uni Bern geht es etwas locker zu und her. Wir haben zu viele mittelmässige und überflüssige Studierende; was wir brau-chen, sind NaturwissenschaftlerInnen. Es wird oft gedacht, wir hätten zu wenig Leute mit akademischer Ausbildung, das stimmt so nicht, wir haben nur zu wenig Gute, mit Betonung auf Ingenieur- und Naturwissenschaften. Das Niveau an den Universitäten sinkt, Anpassung Europa lässt grüssen.»

3 Marius Grand«An einer Universität sollte es auch heute immer noch eine breite Palette an Studiengängen geben. Natürlich muss sich eine Uni auch der Nachfrage der Schweizer Wirtschaft anpassen, doch dies sollte keinesfalls Überhand gewin-nen. Ausserdem ist der Dialog zwischen ProfessorInnen und Studierenden für eine moderne Uni sehr wichtig, so wie es damals in der Universität Bologna des 13. Jahrhunderts institutionalisiert wur-de. Wenn 500 Studis auf eine Lehrkraft kommen, wird dies sicherlich schwierig. Ein Zugang zur Uni sollte für alle mög-lich sein und bestimmt nicht, wie in den USA, nur für solche, die über genügend finanzielle Mittel verfügen.»

4 Erika Brändli«Durchlässigkeit ist heute sehr wich-tig für eine Universität. Das heisst, ein Wechsel zu anderen Fakultäten sollte den Studis ohne Probleme ermöglicht werden. Auch Weltoffenheit ist wichtig, sodass Austausche zwischen verschie-denen Ländern möglich sind. Eine Uni sollte für viele zugänglich sein. Mit dem heutigen Schulsystem gibt es viele Ju-gendliche, die nach der regulären Schul-zeit schlicht noch nicht reif genug sind, jedoch durchaus die Voraussetzungen für ein Studium mitbringen würden. Diesen sollten vermehrt Chancen für die spätere Zulassung zu einem Studium gewährt werden; auch ohne Nachholen der Matura.»

5 Ursula Bergundthal«Eine Uni für viele wäre bestimmt nicht der richtige Weg. Die Universitätsausbil-dung sollte jenen vorbehalten sein, die dafür das geistige Rüstzeug und die Mo-tivation mitbringen. Unsere Unis müssen weiterhin ein Garant für eine Top-Aus-bildung sein, damit unsere Hochschul-abgängerInnen im hart umkämpften Stellenmarkt reelle Chancen haben. Wird das Niveau der Zulassungsbedingungen gesenkt, besteht die Gefahr, dass das Ausbildungsniveau abflacht. Auf der anderen Seite müssen wir zusehen, dass wir genug AkademikerInnen ausbilden. Eine Investition der Steuergelder in die Bildung zahlt sich letzten Endes immer aus, auch für die wirtschaftliche Zukunft der Schweiz.»

6 Leander Bregy«Unter einer modernen Universität stelle ich mir eine Uni vor, die für alle und für fast alles offen ist. Das heisst, dass einer-seits niemand aus irgendeinem Grund ausgegrenzt wird und andererseits auch, dass Themen, die heute gefragt und aktuell sind, auf keinen Fall ausgeschlos-sen werden. Es darf keine Tabuthemen geben; alles sollte an einer Uni ohne Weiteres unterrichtet werden können. Auch ohne technische Hilfsmittel geht es heute fast nicht mehr. So ist es auch für Mitglieder der SeniorInnen-Universität praktisch, wenn sie nach der Vorlesung im Internet oder auf dem iPhone nachse-hen können, was hier gelehrt wurde.»

Auf www.unikum.unibe.ch kannst auch du dich dazu äussern.

«eine uni für viele wäre bestimmt nicht der richtige weg»

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Beratungsstelle der Berner Hochschulen

Beratung / Coaching Studiengestaltung (Studienplanung, Studienfachwechsel und Fächerkombination, Alternativen zum Studium, Koordination von Studium und Erwerbsarbeit, Studium und Familie, Studienfinan-zierung), Arbeits- und Lerntechniken und Bewältigung von Prüfungen, Laufbahnplanung und Berufseinstieg, Konflikte in persönlichen und studienbezogenen Beziehungen, Schwierigkeiten, Krisen und persönliche Entwicklung Mailberatung für Studierende zu Informationsfragen und bei persönlichen Anliegen unter www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch Unsere Angebote sind unentgeltlich und vertraulich. Telefonische oder persönliche Anmeldun-gen nimmt das Sekretariat entgegen.

Information Online-Angebot unter www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch: Studienführer der drei Berner Hochschulen, Beratungstexte mit didaktischen Materialien zu Schlüsselkompe-tenzen des Studierens, Wegweiser Studienfinanzierung, Linkportal mit rund 500 kommen-tierten Links zum Studium, Berufseinstieg und zu Berufsfeldern u.a. Bibliothek: Informationen über Fachrichtungen an Schweizer Hochschulen, zu Bewerbungen, Berufsfeldern und zur Laufbahnplanung; Medien zur Planung und Strukturierung des Studiums, zu Lern- und Arbeitstechniken, Stressbewältigung und Motivation; Fachliteratur zu psycholo-gischen Themen wie persönliche Entwicklung, Beziehungen, Depression, Ängste, zur Teament-wicklung, zu Konflikten und Methoden der Erwachsenenbildung.

Workshops Wir leiten Workshops zu Themen wie: Lern- und Arbeitstechnik, Referatskompetenz, wissen-schaftliches Schreiben, Prüfungssituation, Stressbewältigung, persönliche Entwicklung und Sozialkompetenz, Berufseinstieg, Laufbahnplanung, Mentoring. Beratungsstelle der Berner Hochschulen Erlachstrasse 17, 3012 Bern Tel. 031 631 45 51, Fax 031 631 87 16 E-Mail: [email protected]: www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch Montag bis Freitag 8.00 - 12.00 und 13.30 - 17.00 Uhr (Freitag bis 16.30 Uhr) Die Bibliothek ist am Mittwoch Vormittag geschlossen. Die Beratungsstelle ist auch während der Semesterferien geöffnet.

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nicht in partylaune

in der Höhe von 1:20-30. Am Geogra-phischen Institut (GIUB) liegt es derzeit jedoch bei etwa 1:40. Auf das Herbstse-mester hat die Studierendenzahl zudem erneut einen Sprung gemacht (siehe Grafik).

Podcasts zur SymptombekämpfungDer offene Brief der Fachschaft blieb ohne Folgen. Denn obwohl alle am sel-ben Strick ziehen, ist unklar, wo Hand-lungsspielraum besteht. «Wir haben kei-ne Kriegskasse, sondern stehen bereits jetzt finanziell am Anschlag», sagt Silvio Decurtins, Dekan der phil.-nat.-Fakultät. Und auch die Unileitung bläst ins selbe Horn: «Da gibt es nirgends mehr Speck. Gäbe es einfache Lösungen oder Mittel zum Umverteilen, hätten wir das schon längst umgesetzt», erklärt Doris Wastl-Walter, Vizerektorin für Qualität und selbst Professorin am GIUB. Sie weist darauf hin, dass interne Optimierungs-versuche bereits am Laufen seien: So tätige etwa der Mittelbau Mehraufwand in der Lehre und die Fakultät habe zur Aufstockung des Lehrpersonals am GIUB beigetragen. Als weitere Lösung gäbe es Potential bezüglich Didaktik und Tech-nologie. Das heisst beispielsweise, grosse Vorlesungen per Podcast anzubieten. «Doch diese Feuerwehrübungen sind nur ein Tropfen auf den heissen Stein», so die Unileitung. Und so betrachtet auch die Fachschaft Podcasts nicht als nachhaltige Zukunftslösung, sondern als Symptombekämpfung.

Umverteilung möglich?Was ist mit einer Umverteilung in-nerhalb der Fakultät? Das kommt für Decurtins nicht in Frage. «Irgendwo anders zu streichen, verschiebt einfach die Konflikte. Das haben wir im Fall von Wirtschaftstheorie und -geschich-te gesehen.» Die Fachschaft gibt sich

Das Institut für Geographie feiert dieses Jahr sein 125-jähriges Bestehen. Doch den Studierenden ist nicht nach Feiern zumute: Dem Institut fehlen die Mittel für dieLehre. jacqueline lipp

Geographie ist ein vielseitiges Fach, das Natur- und Sozialwissenschaft verbin-det. Als Studi braucht man dementspre-chend viele Talente. Eines davon: Sich möglichst schnell in Kurse einschrei-ben können. Denn nur die Schnellsten erhalten einen Platz im Seminar, in der Exkursion oder im Feldkurs. Die Platz-zahl ist aufgrund des zur Verfügung stehenden Personals und den steigenden Studierendenzahlen beschränkt und einige Veranstaltungen können nur im Zweijahres-Rhythmus angeboten werden. Wer Pech hat, nimmt, was übrig bleibt – oder wartet zwei Jahre.

Geographie wächst und wächstDer gute Ruf der Forschung sowie die Vielseitigkeit des Studiums ziehen immer mehr Studierende an, doch die zur Verfügung stehenden Mittel können mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten (das unikum berichtete, Ausga-be 151). Trotz mehrfacher Intervention der Fachschaft und Anerkennung des Problems von mehreren Seiten hat sich bisher wenig getan. Zwar haben sich die Institutsangestellten um Verbesse-rungen bemüht und arbeiten teilweise am Limit, dennoch bleibt das Grundpro-blem bestehen. Die Fachschaft Geographie hat sich deshalb zusammen mit der StudentIn-nenschaft der Uni Bern (SUB) in einem offenen Brief an den Institutsleiter, die Fakultät, die Unileitung und den bernischen Erziehungsdirektor gewandt. «Wir fordern einerseits die Erhöhung der Mittel und Stellen für Lehrbeauftragte, andererseits verbesserte und zielorien-tierte Zusammenarbeit», erklärt Christi-na Willi, Fachschaftspräsidentin. Nur dann werde es gelingen, den kantonalen Leistungsauftrag zu erfüllen. Denn dieser definiert das Betreuungsverhältnis von Dozierenden zu Hauptfachstudierenden

mit dieser Argumentation jedoch nicht zufrieden. «Das Betreuungsverhältnis im GIUB ist schlechter als dasjenige aller anderer Institute an der phil.-nat.-Fakultät. Somit wäre es gerechtfertigt, innerhalb der Fakultät umzuverteilen», kritisiert Constantin Streit, Fachschafts-vorstand und fährt fort: «Und gerade die Unileitung hat mehr Spielräume, Geld zu sprechen, als sie gemeinhin zugeben möchte. Aber wenn der Wille fehlt, geht gar nichts.» Das letzte Wort ist also noch nicht gesprochen. Vielleicht kommen die Geographiestudis irgendwann doch noch in Feierlaune.

kommentarPlädoyer für die Bildungjl. Die Situation am GIUB ist bezeichnend für die Lage der Uni – und nicht nur derje-nigen in Bern. Mehr Studierende benöti-gen mehr Betreuungspersonal, ansonsten sinkt die Qualität der Lehre. Muss das wissenschaftliche Personal diesen zusätz-lichen Lehrauftrag übernehmen, sinkt die Qualität der Forschung. Beides liegt nicht im Interesse von Gesellschaft oder Politik. Denn diese wollen weder schlecht ausge-bildete UniabgängerInnen noch ein Ver-sinken der Schweizer Bildungslandschaft im Niemandsland. Die wichtige Frage – so Silvio Decurtins – ist demnach: «Wieviel Wachstum können wir uns bei gleich-bleibenden Mitteln überhaupt leisten?» Wenn das Geld nicht Schritt hält, muss das Wachstum gestoppt werden. Aber einfach weniger Personen auszubilden, weil das nötige Geld fehlt, kann keine befriedigende Lösung sein. Also muss der Budgetposten Bildung erhöht werden: Auch oder eben gerade in Zeiten von Sparpaketen und Wirtschaftskrisen darf die Bildung nicht leiden, denn nach wie vor ist sie – insbesondere in der Schweiz – eine der wichtigsten Ressourcen.

quelle: geographisches institut

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wo, wenn nicht hier?

A: Bibliothek PflanzenwissenschaftenAdresse: Altenbergrain 21Öffnungszeiten: Mo-Fr: 7.30-17.30 UhrPausen sind wichtiger als man denkt und sollten, wie Lernphasen, effizient gestaltet werden. Die beste Möglichkeit dazu bietet die Bibliothek Pflanzenwis-senschaften. Die eher kleinen aber fei-nen Räume befinden sich nämlich im bo-tanischen Garten (BOGA). Zur Verfügung stehen gut 30 Arbeitsplätze, ungefähr 10 Computer und Internet übers Uninetz. Hier ist man definitiv ungestört und ab von der Welt. Die Ruhe ist beinahe schon gespenstisch. Bei schönem Wetter lässt es sich gut draussen arbeiten. Im Garten befinden sich diverse Bänke und Sitz-gelegenheiten. Die Natur entfaltet ihre heilsamen Kräfte und das Lernen wird zum Erlebnis. Und zwischendurch gibt es dann eben eine erholsame Pause im Palmenhaus in der Mitte des Gartens.

C: Schweizerische NationalbibliothekAdresse: Hallwylstrasse 15Öffnungszeiten: Mo-Fr: 9-18 Uhr, Mi: 9-20 Uhr, Sa: 9-16 UhrWer zum Lernen die totale Stille sucht, geht in den Lesesaal der Schweizerischen Nationalbibliothek. Dort ist es so ruhig,

D: Bibliothek BetriebswirtschaftslehreAdresse: Engehaldenstrasse 4Öffnungszeiten: Mo-Mi: 8-16.45 Uhr, Do: 12.45-16.45 Uhr, Fr: 8-15.45 UhrEine weitere Bibliothek befindet sich in der Engehalde, der universitären Aussenstation für Betriebswirtschafts-lehre. Wer nicht gezielt danach sucht, wird nicht fündig. Im Parterre befinden sich Arbeitsplätze gleich an einer Wand mit grossen Fenstern Richtung Sonne. Zudem lassen sich die Fenster öffnen und mit dem Wind in den Haaren macht Lernen noch viel mehr Spass. Aber auch tageslichtscheue StudentInnen finden hier ihren Platz. Im UG stehen gut zwei Drittel der 40 Arbeitsplätze. Neonlicht und das leise Summen des Serverraums führen dort zu Höchstleistungen. Wer mal was zu diskutieren hat, kann sich in einem kleineren Seminarraum aus-sprechen und gemeinsam arbeiten. Für Computerlose gräbt der Bibliothekar sogar seine zwei alten Rechner aus. Eine Cafeteria gibt es hier natürlich auch.

B: Bibliothek Exakte WissenschaftenAdresse: Sidlerstrasse 5Öffnungszeiten: Mo-Fr: 7.15-19.15 UhrExakt eingepasst: Die Bibliothek für Exakte Wissenschaften besteht aus drei Ebenen in der Gebäudemitte, wobei die oberen beiden über dem Grund zu schweben scheinen. Beim ersten Anblick dieser Architektur brauchen BesucherInnen einen Moment, um sich zu orientieren. Grundsätzlich ist es aber ziemlich simpel. Auf der Grundfläche befinden sich die ersten Arbeitsplätze und 19 bequeme Lesesessel. Auf den fol-genden zwei kongruenten Stockwerken weitere, insgesamt 54 Arbeitstische. Wer ganz nach oben will, steht vor einem harten Aufstieg, staunt dann aber nicht schlecht, wenn er/sie die Dachterrasse erblickt. Für RomantikerInnen gibt es dabei das Erlebnis: Dank den Öffnungs-zeiten lässt sich zu dieser Jahreszeit nach einem erfolgreichen Tag der Sonnenun-tergang geniessen.

Kein Platz! Volle Bibliotheken nerven. Auf der Suche nach einem Stuhl, einem Tisch, Ruhe und einer zuverlässigen Internetverbindung. Eine kleine Bibliotheken-Odyssee. marisa molinaro & carlo bischoff

Wer in Bibliotheken lernt, sucht meistens Ruhe. So kann man seine Zeit am effizientesten nutzen, das ist klar. Aber Ruhe allein macht noch lange keine gute Bibliothek, dazu braucht es schon etwas mehr. So stellt sich als erstes die Frage, ob überhaupt genügend Platz vorhanden ist. Ist diese Grundlage erfüllt, wünscht man sich darüber hinaus eine nette Umgebung für inspirierende Spaziergänge und eine Cafeteria, falls sich der Magen mal meldet. Die perfekte Bibliothek für alle gibt es nicht. Bei unserer Rundschau ist aber bestimmt für jede und jeden etwas dabei.

Dort schlürft man einen Kaffee und lässt für eine Viertelstunde die Seele baumeln, um dann mit frischer Energie in eine erneute Lernphase einzutauchen.

dass man eine Fliege landen hört. Der Raum schluckt alle Geräusche von Schuhen und Stühlen. Das Licht verteilt sich gleichmässig und strömt eine Ruhe aus, als gäbe es ausser den Blättern an den Bäumen nichts auf der Welt, das sich bewegt. Alle, die lieber in turbulenter Umgebung lernen, setzen sich in den ersten Stock neben die Warenlifte. Da schaukeln dauernd gondelartige Behäl-ter vorbei. Woher die Frachten kommen und wohin sie gehen, bleibt geheim. Einen mässigen Lärmpegel bieten die Lernplätze und Gruppenräume im zwei-ten und dritten Stock: Zu laut, um jeden Atemzug zu hören, aber ohne Lifte, die Lärm machen. Kleiner Wermutstropfen: Der Internetzugang ist lediglich eine Stunde gratis, danach kostets zwei Fran-ken pro Stunde.

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F: Bibliothek VetsuisseAdresse: Länggassstrasse 120Öffnungszeiten: Mo-Fr: 6.30-20 UhrEin Haufen Pferdemist kann hier schon mal vor dem Eingang liegen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, landet in

E: Fachbereichsbibliothek BühlplatzAdresse: Baltzerstrasse 4Öffnungszeiten: Mo-Fr: 8-19 Uhr, Sa: 8-16 UhrVon Weitem sieht es aus wie eine kleine Oase, ein Fleckchen grün in einem Tal aus verwittertem Sichtbeton. Die vielen Pflanzen und Insekten in den Biotopen vor der Bibliothek lassen keinen Zweifel, dass hier BiologInnen die Artenvielfalt der heimischen Flora und Fauna fördern. Dahinter ist die Fachbereichsbibliothek Bühlplatz (FBB), die zentrale Bibliothek für Biologie, Geologie und Medizin. Sie bietet auf zwei Stöcken etwa 140 Lernplätze, zwölf Gruppenräume sowie

einen PC-Poolraum. Zwar gibt es Selecta- und Kaffeeautomaten, eine öffentlich zugängliche Mikrowelle fehlt aber. Diese Kombination macht die FBB aus kulina-rischer Sicht wenig attraktiv, dafür findet sich immer ein Plätzchen zum Lernen. Wer sich aber leicht durch das Klappern von Stöckelschuhen ablenken lässt, muss Ohropax mitbringen, der Boden ist näm-lich aus Holz.

einer kleinen, aber feinen Bibliothek: In der Bibliothek der TiermedizinerInnen. 30 Lernplätze stehen hier zur Verfügung. Die Arbeitshaltung, die den Veterinä-rInnen beigebracht werden soll, scheint mit einem Blick auf die Öffnungszeiten klar: Früh aufstehen und lange arbeiten. Wer nach harter Arbeit eine verdiente Pause einlegen möchte, ist hier genau richtig. Die Cafeteria bietet nicht nur Kaffeeautomaten, sondern auch acht Mikrowellen sowie viel Platz, um bei schönem Wetter draussen zu sitzen. Bei einem Kaffee kann man so den Schafen, die auf der Weide nebenan herumsprin-gen, zusehen. Ab und zu kommt auch ein Pferd vorbei, und einer/m Nicht-Tierme-dizinerIn könnten Zweifel kommen, ob das hier wirklich noch Uni ist.

illustration: stéphanie winkler

bilder: carlo bischoff

infoAlle Berner Bibliotheken auf einen Blick findest du unter http://www.ub.unibe.ch(rechts auf den Quick Link klicken)

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studentInnenrat

Das Semester schreitet zügig vo-ran. Während die Tage kürzer werden und sich die Studis zum Lernen wieder in die warmen Bibli-otheken zurückziehen, wird auch im SUB-Häuschen emsig gearbei-tet. david streit

Sommerlich mutete es noch an, als sich der StudentInnenrat (SR) Ende Septem-ber das erste Mal nach den Semester-ferien traf. Nun, nach seinem zweiten Treffen, ist es bedeutend kühler gewor-den. Was auch von den Debatten im Rat gesagt werden kann. War die Stimmung zu Beginn der ersten Session noch ferien-bedingt gelöst, änderte sich dies bei den ersten grossen Debatten doch ziemlich rasch. So schienen die Fronten bei man-chen Geschäften teilweise so verhärtet, dass ausufernde Diskussionen den Zeit-

plan der Sitzungen gehörig durcheinan-derbrachten. Im politischen Dschungel tauchten dabei immer wieder kuriose Begriffe auf, welche für allgemeine Verwirrung sorgten. Zu erwähnen wäre hierbei der Eintretensantrag, welcher verlangt, dass darüber diskutiert werden soll, ob über ein Geschäft überhaupt diskutiert werden soll.

Licht am Ende des TunnelsTrotz diesen Abwegen wurde in unregelmässigen Abständen auch der eine oder andere Entschluss gefasst. Ausserdem konnte der Vorstand erfreuliche Nachrichten vermelden. Es schien, als neige sich eine beschwerliche Zeit ihrem Ende zu. Eine Zeit, in welcher das Arbeitsumfeld in der Tat nicht zu beneiden gewesen ist: Einerseits war da die Stipendieninitiative, bei welcher immer wieder Rückschläge erfolgten. Andererseits die Studiengebührenerhöhung, bei welcher die StudentInnenschaft der Uni Bern (SUB) arg gefordert ist, gegen den mächtigen Politapparat

sub update des Kantons anzutreten (siehe Box auf S. 15). Wenigstens bei der Stipendieninitiative scheint sich nun aber Licht am Ende des Tunnels abzuzeichnen. Die Anzahl Unterschriften ist erreicht, ein mühseliger Teil der Arbeit abgeschlossen. Ebenso konnte Erfreuliches über das diesjährige Unifest berichtet werden, welches mit einem Gewinn von 3 000 Schweizer Franken abschloss und für einen spontanen Applaus sorgte.

Grosse HerausforderungIn den letzten SR-Sitzungen wurde ausgiebig über die Jahresschwerpunkte 2012 des SUB-Vorstands diskutiert. Zu erwähnen ist hier insbesondere die drohende Ungleichbehandlung von AusländerInnen an der Universität Bern. Eine Motion von SVP-Grossrat Erich Hess verlangt beispielsweise, ausländischen Studierenden die volle Kostensumme ihrer Ausbildung abzuknöpfen. Ein Vor-schlag, der in eine dramatisch gefähr-liche Richtung weist: Denn die Uni Bern ist, wie die anderen Schweizer Universi-täten, stark abhängig von ausländischen Nachwuchskräften. Eine Abschreckung ebendieser könnte deshalb zu einer Gefährdung der wissenschaftlichen Kon-kurrenzfähigkeit führen. Die SUB ver-weist jedoch auch auf das Spannungs-feld, welches sich aus den schon jetzt schlechten Betreuungsverhältnissen ergibt. Denn die Finanzierungsproble-matik der Hochschulen, verstärkt durch die stetige Zunahme an Studierenden, steht der Gleichbehandlung aller Stu-dierenden und dem freien Zugang zur Bildung gegenüber. Der Vorstand betont in seinem Positionspapier aber klar die Verurteilung jeglicher Diskriminierung und versucht, dieser als kompetente An-sprechpartnerin entgegenzuwirken.

Schleichende ÖkonomisierungZum momentanen politischen Diskurs gehört auch die schleichende Ökono-misierung, sprich der wirtschaftliche Druck auf die Hochschullandschaft. Die SUB wird diese genauer unter die Lupe nehmen, um die Studierenden gezielt informieren und sensibilisieren zu kön-nen. Des Weiteren wird die Förderung des studentischen Wohnens und die verstärkte Einbindung der Studierenden in universitäre Gremien angestrebt. So-mit ist klar: Auch im neuen Jahr wird der SUB die Arbeit nicht ausgehen.

Der StudentInnenrat bei der Arbeit. bild: david streit

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studentInnenrat

Das unikum ist das Organ der StudentIn-nenschaft der Universität Bern (SUB) und er-scheint sechsmal jährlich mit einer Auflage von 10 000 Stück.Redaktion: Jacqueline Lipp ( jl), Flurin Jecker (fj), Marisa Molinaro (mm), Carlo Bischoff (cb), Damaris Burri (db), Josua Romano ( jr), Livia Middendorp (lm), David Streit (ds), Rika Koch (rk)E-Mail: [email protected] und Satz: Paolo Riva, Stéphanie WinklerLektorat: Nadine ZybachWerbung: Raphael BättigAdresse: unikum, Lerchenweg 32, 3000 Bern 9E-Mail: [email protected] www.unikum.unibe.chBelichtung und Druck: Haller & Jenzer, BurgdorfNächste Nummer: unikum 154Redaktionsschluss: 30.11.2011Inputs und Ideen für Artikel bis: 9.11.2011Inserate-Annahmeschluss: 9.11. 2011Erscheinungsdatum: 14.12.2011Abonnemente: Das unikum kann für Fr. 30.–/Jahr abonniert werden. E-Mail an: [email protected]

impressum

Aus der Vorlesung jr. «Verhaltet euch wie junge Akademiker, nicht wie verzogene Kindergärteler!», tadelt der Professor die Studierenden, nachdem sein Kollege eine Übung gehalten hat, die einen Grossteil der TeilnehmerInnen hoffnungslos überforderte: zu schnell, zu schwierig, zu langweilig. Der Professor sah das anders. Beschämt sei er über die «20-Mi-nuten-Generation», die sich alles vorkauen lasse und selbst nicht mehr denke. Dabei verkennt er das Wesentliche: Die Studieren-den lassen sich nichts vorkauen, sondern denken tatsächlich selber und sehen, wann etwas spannend ist und wann nicht. Die Übung war eher bei Letzterem einzuordnen.

sr-news

StudiBarBerns Studis sollen endlich ihr eigenes Lokal bekommen. Trotz diverser Komplikationen und wider den Unkenrufen arbeitet eine Projektgruppe intensiv daran, die StudiBar aufzugleisen. Bis Ende Jahr sollten alle Abklärungen getroffen worden sein. Da das Projekt aber einer Baubewilligung bedarf, ist eine Eröffnung vor Sommer 2012 nicht realisierbar.

Studiengebührenerhöhung: Wie weiter?Aufgrund von Sparmassnahmen im Kan-tonshaushalt will der Kanton die Studien-gebühren erhöhen (das unikum berichtete, Ausgabe 152). Obwohl das Thema nun aber in der Medienlandschaft zusehends weniger Beachtung findet, wird es immer aktueller: Am 21. November beginnt die Session des Grossen Rates, in welcher im Zuge der Budgetdebatte darüber abge-stimmt wird. Die SUB bleibt deshalb aktiv: Noch immer läuft die Petition, welche am ersten Sessionstag dem Regierungsrat übergeben wird (bis jetzt sind über 3 000 Unterschriften zusammen – wer noch nicht unterschrieben hat: http://subnew.unibe.ch/petition). Ausserdem hat die SUB über 200 von Studierenden unterzeichnete Briefe an den Regierungsrat Pulver geschickt, in denen sie gegen die Studiengebührener-höhung argumentieren. Für den Beginn der Session am 21. November ruft die SUB zu einem zahlreichen Aufkreuzen vor dem Berner Rathaus auf.

Rücktritte im VorstandSeit Mai 2010 war Anja Ghetta mit der Lei-tung des Ressorts ‹‹Gleichstellung›› eine prä-gende Figur innerhalb des SUB-Vorstands. So hat sie mit Erfolg das Projekt «Womento-ring» vorangetrieben, bei welchem Studen-tinnen in ihrer wissenschaftlichen Laufbahn gefördert werden. Nun, nach eineinhalb Jahren, hat sie den Vorstand verlassen, um sich wieder andern Projekten zuwenden zu können. Wir bedanken uns für ihren Einsatz im SUB-Vorstand und wünschen ihr für die Zukunft alles Gute!Gleiches gilt für Lorenz Solothurnmann, welcher seit Februar 2010 das Ressort Finanzen und Kultur innehatte. In der SUB hochgeschätzt für die Überarbeitung des Budgets und die arbeitsintensive Redi-mensionierung des Unifests, wird er den Vorstand per November verlassen.

UnifestNach unbefriedigenden Erfahrungen mit dem jährlich stattfindenden Unifest hat sich die SUB dazu entschlossen, dieses in Zukunft in redimensionierter Form zu or-ganisieren. Dazu hat sie ein neues Unifest-reglement erstellt, welches durch den SR in Kraft gesetzt wurde. Es sieht vor, eine Hilfskraft anzustellen, welcher die Abwick-lung des Projektes obliegt. Der Vorstand der SUB wird die Aufsichtsfunktion über das Geschäft wahrnehmen und bei der Planung und Umsetzung mitarbeiten. Erstmals stattfinden wird das neue Unifest im Herbst 2012.

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kulturpartnerInnen

ono –ein keller für sich

cb. Das ONO in der Kramgasse 6 ist ein spartenübergreifender Kulturbetrieb. Der kleine Altstadtkeller dient sowohl als Bar wie auch als Bühne und Galerie. Dabei versuchen die BetreiberInnen nebst bekannten Grössen vor allem neue Strömungen in der Kulturlandschaft auf der Bühne abzubilden und noch Unbekanntem einen Raum und Namen zu geben. Das Programm setzt folgende Schwerpunkte: Sounds, Jazz, Klassik, bil-dende Kunst, Literatur, Tanz und Theater. Das ONO will ein Ort für leise Töne und ihr lautes Echo sein.

KulturpartnerInnen der SUB

bee-flatBeJazzBierhübeliCafé KairoClub BonsoirDampfzentrale BernISCKino CinématteKino KunstmuseumMarians JazzroomONOSchlachthaus TheaterStadttheater BernStattLandTheater am KäfigturmWasserwerk ClubYB HeimspieleBerner KammerorchesterBerner Symphonieorchester

VorgehenFür Tickets: Besuche uns unter http://subnew.unibe.ch/freier-eintritt, logge dich mit deinem Uni-Account ein und suche auf der Liste aller Veranstaltungen deine Favoriten. Ein Klick und schon bist du auf der Gästeliste registriert. Bitte lies jeweils den kurzen Zusatztext, bevor du auf OK klickst, denn das Vorgehen ist nicht bei allen Reservationen gleich. Einige Tage vor der Veranstaltung er-hältst du die definitive Bestätigung dei-ner Anmeldung per Mail. Deine gültige Legi gilt dann als Veranstaltungsticket.Pro Person können nur zwei Events gleichzeitig reserviert werden. Bei Nicht-erscheinen am reservierten Anlass wer-den weitere Reservierungen storniert.

Weitere Informationen findest du unter http://subnew.unibe.ch/freier-eintritt

serviceverzeichnis

SUB-DienstleistungenAuskunft, Inserateaufgabe und Dienstleis- tungen für SUB-Mitglieder und Dienstleis- tungsabonnentInnen:StudentInnenschaft der Universität BernLerchenweg 32, 3000 Bern 9Tel. 031 631 54 11, Fax 031 631 35 50E-Mail: [email protected]://subnew.unibe.chÖffnungszeiten SUB:Mo 14–17 Uhr, Di–Do 11–17 UhrWohnausschreibungenOnline-Plattform, Wohnungsmail und Inserateaufgabe: http://subnew.unibe.ch/wohnenE-Mail: [email protected] SUBOnline-Plattform, Stellenmail und Inserate aufgabe: http://subnew.unibe.ch/studijob-subTel. 031 631 35 76, Fax 031 631 35 50E-Mail: [email protected] der SUB (RHD)Kostenlose Beratung von Studierenden der Uni Bern in rechtlichen Fragen. Anmeldung via E-Mail obligatorisch:E-Mail: [email protected] Sozialfonds steht SUB-Mitgliedern und Mobilitätsstudierenden mit finanziellen Schwierigkeiten zur Seite.Weitere DienstleistungenFreier Eintritt, kopieren, Spiralbindegerät usw.: http://subnew.unibe.ch/freier-eintritt

SUB-GruppierungenListe der SUB-Gruppierungen:http://subnew.unibe.ch/gruppierungen

BeratungsstellenBeratungsstelle der Berner HochschulenBeratung bei Studiengestaltung, Berufsein-stieg, Lern- und Arbeitsstörungen, Prü-fungsvorbereitung, persönlichen Anliegen und Beziehungskonflikten. Anmeldung im Sekretariat.Bibliothek und Dokumentation zu Studien-gängen, Tätigkeitsgebieten, Berufseinstieg, Weiterbildung, Lern- und Arbeitstechniken und vieles mehr. Ausleihe: Mo–Fr 8–12/13.30–17 Uhr (Mittwochmorgen geschlossen)Erlachstrasse 17, 3012 BernTel. 031 631 45 51, Fax 031 631 87 16www.beratungsstelle.bernerhochschulen.chWeitere Beratungsstellen:www.sub.unibe.ch/aktuelles/ adressverzeichnis

unibox an die machtcb. Die unibox, das Radiogefäss der SUB, beschäftigt sich in der nächsten Sendung mit der Macht. Wer ist wann und weshalb mächtiger als andere und wie wird dieser Zustand erreicht? Das Thema wird auf unterschiedliche Bereiche übertragen. So wird über die Politik sowie das mensch-liche und tierische Paarungsverhalten diskutiert. Zu hören ist die Sendung am 11.11.2011 auf Radio Rabe (95,6 MHz). Falls es jemand verpasst: Auf http://subnew.unibe.ch/unibox sowie www.rabe.ch kön-nen alle vergangenen unibox-Sendungen nachgehört werden.

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Mit zarten Tönen und wilden Rhythmen für ei-ne gerechtere Welt – die Amnesty International Uni- und Jugendgruppe Bern organisiert am 18. November ein Benefizkonzert. marisa molinaro

Endlich ist es soweit, das Benefizkonzert der Amnesty In-ternational Uni- und Jugendgruppe findet wieder statt. Seit Jahren wird dieses Konzert zugunsten eines huma-nitären Projekts in Kolumbien organisiert. Mit dem Erlös wird Kindern und Jugendlichen, die in Konfliktregionen leben und sich aus finanziellen Gründen den Schulbe-such nicht leisten können, das Schulgeld und -material bezahlt.

Zwei heisse ActsDas Singer und Songwriter-Duo «schönetöne» wird den Abend mit Pop, Folk und Softrock aufwärmen. Seit gut einem Jahr spielen der Kolumbianer David Montoya und die Schweizerin BBFrances zusammen. Bis zu ihrem De-butalbum «Pureness» aus dem Jahr 2005 zog BBFrances lange als Strassenmusikantin durch die Schweiz. Nach-her folgten viele Konzerte, darunter auch Auftritte am Openair St. Gallen und als Mitspielerin von Bligg im Song «Search 4 Love». David Montoya hingegen spielt schon seit Jahrzehnten in verschiedenen Formationen. Seine erste Band hiess «La Prole» und spielte kolumbia-nischen Rock. Nach dem Umzug in die Schweiz im Jahr 2001 war er zuerst mit der Band «emptY» und später mit «Miss Moneypenny» als Frontmann unterwegs.

Weil «Tawara Shen Kool» Herz und Rhythmus als trei-bende Kraft ihrer Musik sehen, haben sie ihren Namen in Anlehnung an den Tawara-Schenkel, ein Teil des Reiz-leitungssystems des Herzens, gewählt. Im Gegensatz zum Herzschlag, der im besten Fall regelmässig und vo-raussehbar ist, ist die Musik von «Tawara Shen Kool» unberechenbar und unerwartet – wie ein Herz im Kam-merflimmern. Die 2007 gegründete Band um Singer und Songwriter «Flo Zilla» hat in den vier Jahren ihres Beste-hens eine steile Karriere hinter sich. Die Band begeistert und überrascht mit impulsiven Liveshows, die sie natio-nal bekannt machten. Mit der EP «Doing Fine?» beweist «Tawara Shen Kool» jedoch, dass sie auch ab Band das Publikum verzaubern und in unbekannte Welten ent-führen kann.

Jassturnier, Spielabende, Unifest und Filmclub – mit dem Ziel, Leute über Studiengrenzen hi-naus zusammenzubringen, bietet die SUBKul-tur ein vielfältiges Programm. marisa molinaro

Sonntagvormittag: Die Sonne drückt schwach durch die Wolkendecke und das Fensterglas. Der Duft von Kaffee hängt in der Luft. 16 Teams haben sich in der Woker-Mensa zum Jassturnier der StudentInnenschaft der Uni Bern (SUB) eingefunden. Bei einem ausgiebigen Brunch werden die Abenteuer der letzten Nacht erzählt und der Schlaf weicht langsam aus den Augen der ambitio-nierten JasserInnen. Und dann wird gespielt: Fünf Stun-den und viele Kaffeetassen später sind die neuen Jass-könige Kaspar und Ramon Stucki erkoren.Neben dem Jassturnier veranstaltet die SUBKultur jedes Jahr verschiedene Anlässe wie zum Beispiel das Kubb-turnier, Filmabende oder gestaltet das Rahmenpro-gramm am Unifest. Ab November findet zusätzlich je-den ersten Donnerstag im Monat ein Spielabend statt. Die SUBKultur, eine Kommission der SUB, bemüht sich darum, Studierende aus den verschiedenen Fachrich-tungen in einem lockeren Rahmen zusammenzubrin-gen. Die Uni ist der Ort, an dem Menschen mit offenen Geistern zusammentreffen. Wo, wenn nicht hier sollte dabei etwas Interessantes entstehen? Wer bei der SUB-Kultur mitmachen möchte, muss weder Mitglied im Stu-dentInnenrat noch sonst politisch aktiv sein. Ein paar Ideen und Freude am Organisieren reichen, um dabei zu sein. So stiess auch Daniel Burkhard zur SUBKultur. Er interessiert sich für Filme und hat auf eigene Faust den Filmclub wiederbelebt. Er zeigt regelmässig Filme wie kürzlich «Brazil» von Terry Gilliam. Interessierte sind je-derzeit herzlich willkommen.

oben ist trumpf bildung für alle

JamnestyBenefizkonzert der Uni- und Jugendgruppe von Amnesty International.Freitag 18. November 2011Türöffnung: 20 Uhr, Konzertbeginn: 21 UhrDuNord, Lorrainestrasse 2, 3013 BernEintrittspreis: 15 Franken

SpielabendJeden ersten Donnerstag im Monat findet der SUBKultur Spielabend statt. Nächster Termin: 1. Dezember 2011, 18.30 Uhr im SUB-Häuschen bei der UniTobler.Mitbringen: FreundInnen und Spiele.

Die neuen Jasskönige Kaspar und Ramon Stucki. bild: marisa molinaro

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apropos ...die fünf

Dienstbüchlein (1974)Im «Dienstbüchlein» sammelte Frisch Erinnerungen an seinen Aktivdienst bei der schweizerischen Armee während des zweiten Weltkrieges – und zwar aus fast 30-jähriger Distanz. So greift Frisch dabei Geschehnisse auf, die er während dem Krieg in seinem Militärtagebuch «Blätter aus dem Brotsack» niedergeschrieben hat – und legt sie nüchtern, dafür umso ehrlicher dar.Das «Dienstbüchlein» kommt nicht ganz so armeekritisch daher, wie vielleicht zu erwarten wäre – doch gerade dies macht es so bemerkenswert.

Tagebücher (1950, 1973, 2010)Bei den Tagebüchern darf man sich nicht etwa zum Glauben verleiten lassen, es warte ein voyeuristischer Lesespass. Vielmehr galt die literarische Form eines Tagebuches für Frisch als die typische, wenn nicht sogar einzige ihm entspre-chende Prosaform, welche er darum genauso wenig hätte auswählen können wie die Form seiner Nase. Die Tagebücher: Nicht nur Autobiografie, sondern auch Erzählung und Gedanken von und zu geschichtlichen wie auch menschlichen Ereignissen.

Auf www.unikum.unibe.ch kann über die Auswahl gestritten werden.

die fünf frischsten werke von max frisch

... eine kleine Schweizreise.

An einem Samstag im Oktober unter-nahm ich wieder mal eine Reise durch die Schweiz. Start: Bern. Das Ziel: Ein kleines Dorf, irgendwo im Zürcher Unter-land. Mit dabei: Ein kleiner Notizblock. Dieser begann sich schon im Berner Bahnhof zu füllen. «Böse böse», notierte ich mir und betrachtete mit schräg geneigten Kopf all die schwarzen Stiefel an den Plakatwänden. Ich suchte fieber-haft nach unmittelbaren Anzeichen der Bedrohung, fand aber nichts. So machte ich mich auf den Weg zum Perron und flog schon bald darauf munter über die Neubaustrecke und sodann in den Aar-gau hinein. Nach einer Weile wurde die Betrachtung der Dauer-Agglo jedoch ein wenig eintönig. Der Anblick der vielen kleinen Häuschen mit schön frisierten Vorgärten stimmte mich ganz melan-cholisch. Ich beschloss deshalb, mir diese raumplanerische Sünde nicht weiter vor Augen zu führen und liess mir vom Magazin die Befindlichkeit der Schweiz erklären. Die Melancholie überwand ich aber auch hiermit nicht. Denn der Artikel gewährte einen Einblick in die paranoide Welt der StiefelwählerInnen und so wur-de ich nur noch betrübter. Der Zug glei-tete indessen unaufhaltsam Richtung Osten, wir passierten die Wohnblöcke von Spreitenbach, danach Downtown Switzerland und ehe ich michs versah, war ich schon am Zürcher Flughafen. Anstelle von LX3303 nach New York hiess es dort allerdings nur Postauto 334 nach Embrach. Die eigentlich missmutig ange-tretene Fahrt erwies sich dann aber als ganz schön. Die von der untergehenden Sonne warm angeschienene Landschaft, die grasenden Kühe – irgendwie schien alles so friedlich, dass ich selbst ganz meditativ wurde. Und als dann auch die Plattentaufe meiner Cousine richtig gut war, wurde mir klar: Am Boden bleiben ist manchmal auch ganz gut.david streit

100-jährig wär' er heuer gewor-den: Max Frisch. Grund genug, seine Bibliographie zu diskutieren: Von anfänglichen bis posthumen Erscheinungen. Um die Auswahl darf nicht nur, sondern muss ge-stritten werden. flurin jecker

Antwort aus der Stille (1937)Diese für Frisch eher atypische Erzäh-lung handelt von einem 30-jährigen Lehrer, der sich mit einer lebensgefähr-lichen Bergbesteigung seine Sonderheit beweisen muss. Völlig in sich gekehrt, lässt ihn nichts mehr davon abhalten, die Versprechen seiner Jugend – niemals im Durchschnitt unterzugehen – endlich einzulösen. Was bedeutet: «Die männ-liche Tat oder der Tod».

Homo Faber (1957)Walter Faber, ein Ingenieur und dem-entsprechend Vertreter des modernen, technisch versierten Menschen, be-richtet, was ihm rund um den Globus widerfahren ist. Durch die literarische Form des berichtenden Ich-Erzählers lässt Frisch den Protagonisten geschickt selbst über sich urteilen, was dem Leser oder der Leserin die Möglichkeit bietet, ohne Umwege zu erfahren, wie Fabers rationales Weltbild durch zufällige Ereig-nisse zunehmend erschüttert wird.

Andorra (1961)«Andorra» ist ein Drama um Andri, ein Jude, der sich von Vorurteilen geplagt durchs Leben zu kämpfen versucht, ehe er von einem Judenschauer «als Jude erkannt» und darum erschossen wird. Hierbei wird eine bei Frisch viel gelesene Thematik aufgegriffen: Die des Gebotes, dass man sich kein Gottesbild machen soll, oder wie es Frisch allgemeiner formulierte, dass «... jedes Bildnis eine Sünde ist. […] Wenn man einen Men-schen liebt, so lässt man ihm doch jede Möglichkeit offen und ist trotz allen Erinnerungen einfach bereit, zu staunen, […] wie anders er ist, wie verschieden-artig und nicht einfach so, nicht ein fertiges Bildnis.»

illustration: stéphanie winkler

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Wie im eigenen Wohnzimmer: Alibabas Bücherkeller. bild: david streit

wo die stille lebt

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In Bern schliesst ein Club nach dem anderen die Türen und die kulturelle Klaustrophobie scheint Überhand zu nehmen. Glücklicherweise gibt es noch Orte, wo im kleinen Rahmen Kul-tur gedeiht. Zum Beispiel in Alibabas Bücherhöhle. david streit

Bei Tageslicht betrachtet deutet nichts auf einen Veran-staltungsort hin. Im unscheinbaren Keller des Buchan-tiquariats «Büchereule» in der Berner Rathausgasse ist höchstens eine Handvoll Leseratten auszumachen, wel-che im schummrigen Licht nach secondhand-Perlen sucht. Etwa einmal in der Woche ändert sich dies gegen Abend aber in Windeseile. Die Bücherregale werden zur Seite geschoben, der frei werdende Platz wird bestuhlt und das Gewölbe mit einer kleinen Nachttischlampe in ein wohliges Licht getaucht. Einem Wohnzimmer ähn-lich wirkt dann die einladende Ruhe, in welcher das Pu-blikum folkigen Klängen in- und ausländischer Singer und Songwriter, Berner Trashtroubadouren oder unver-stärkt aufspielenden Bands lauschen darf. Unverstär-kt, da das alte Steingewölbe mit seiner hervorragenden Akkustik den Einsatz jeglicher Verstärkung unnötig

macht – und somit wohl glücklicherweise dem Schick-sal des ebenfalls in einem Altstadtkeller gelegenen, we-gen Lärmbeschwerden schliessenden «Sous Soul» ent-gehen dürfte. Der Verzicht auf komplizierte Technik und die familiäre Atmosphäre scheinen im Gespräch mit Mitorganisator Ian Fascendini einen besonderen Stel-lenwert zu geniessen. «Der Raum gibt so viel her, dass so wenig Künstliches wie möglich rein sollte», meint er im Hinblick auf die minimale Ausstattung. Und fügt an: «Durch seine Eigenschaften setzt der Raum auch au-tomatisch Grenzen – alles, was zu gross ist, passt nicht rein. Somit ergibt sich fast zwangsläufig das Motto ‹we-niger ist mehr›.» Entstanden ist die momentan noch unregelmässig stattfindende Konzertreihe im letzten März. Fascendini, selbst musikalisch tätig, war mit sei-ner Band auf der Suche nach einem Raum für ein Kon-zert. Nach einem Treffen mit Filmnarr Doktor Strange-love, welcher im Geschäft oberhalb des Kellers einen DVD-Verleih führt, landete er zum ersten Mal in der Bü-cherhöhle. «Die Location war so cool, dass daraufhin die Idee entstand, auch andern Singer und Songwritern die Gelegenheit für einen Auftritt in einem intimen Rah-men zu ermöglichen», erinnert er sich. Mit dem Segen des Besitzers führte Fascendini die Konzertreihe wei-ter und hat seither mit Erfolg immer wieder ausserge-wöhnliche Gäste für einen Auftritt in die Bücherhöhle locken können. So zum Beispiel «The Great Park», wel-cher bei meinem Besuch auftritt. Die persönliche At-mosphäre scheint sich tatsächlich auf den Künstler zu übertragen. Der englische Folksänger geniesst die stille Aufmerksamkeit, fragt ab und an nach Wünschen aus dem Publikum und erzählt immer wieder Anekdoten zu seinen Stücken. Als er dann sogar einen Song anstimmt, welchen er aufgrund eines «traumatischen» Textver-gessens während eines Auftritts normalerweise nicht mehr spiele – und diesen fehlerfrei und ergreifend dar-bringt, verzückt er die bloss etwa zwanzig Zuhörer voll-ends. Dank fehlendem Backstageraum bleibt die intime Stimmung auch nach dem Konzert noch lange erhal-ten. Geduldig lässt er Glückwünsche über sich ergehen, beantwortet Fragen und spricht mit meinem Begleiter und mir über die Kunst des Songschreibens. «I don't like flowery poetry, you know», meint er. Und fügt an, die Kunst sei doch, einfach über die kleinen Dinge des Le-bens zu schreiben. Angesichts des gelungenen Ausflugs in Alibabas kleine Bücherhöhle gibt es dazu nicht viel mehr zu sagen als ein bestätigendes «Yes ... indeed!» Wir entlassen «The Great Park» auf seinen letzten Zug Richtung Luzern und entschwinden wenig später selbst beglückt in die küh-le Herbstnacht.

Für weitere Informationen: www.facebook.com, Alibabas Bücherhöhle

illustration: stéphanie winkler

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Mitmachen im Filmclub!Liebst du Filme? Kennst du ein paar Perlen der Kinowelt, die du mit anderen Studis teilen möchtest? Dann melde dich jetzt beim Filmclub!Weitere Informationen findest du unter http://www.filmclub.unibe.ch

Capital SlamPoetry Slam – acht Dichterinnen und Dichter treten mit ihrer Redekunst gegen-einander an. Wer selber mitmachen will, kann sich an der Abendkasse in die offene Liste eintragen.Mittwoch, 23. November 2011 um 19 UhrRössli Reitschule BernWeiter Informationen unter www.roessli.be

Schlachthaustheater BernJunges Theater Basel: Punk RockSieben junge Menschen bereiten sich an einer englischen Privatschule auf die Ab-schlussprüfungen vor. Sie kämpfen dabei nicht nur um Bestnoten, sondern auch um Anerkennung oder doch zumindest Respekt. Die Mischung aus Coolness und Karrieredenken gemischt mit einschies-senden Hormonen ist explosiv und führt zu einer fatalen und schicksalhaften Wendung.10. November 2011, 14 Uhr und 20.30 Uhr. 11. November 2011, 10 Uhr und 20.30 Uhr.Weitere Informationen findest du unter www.schlachthaus.chScience SlamBühne frei für Wissen! Ein Science Slam ist ein wissenschaftliches Kurzvortrags-turnier, bei dem die Slammerinnen und Slammer maximal zehn Minuten Zeit haben, mit ihren spannenden und unterhaltsamen Vorträgen die Gunst des Publikums zu gewinnen. 6. Dezember 2011, 20.30 UhrMitmachen: Anmeldung bis zum 24. No-vember an [email protected] Infos: www.scienceslam.unibe.ch und www.schlachthaus.ch

Ausgewählte Aki-Veranstal-tungenLücken thematisierenSoziale und politische Gerechtigkeit ist auch in der Schweiz weder naturgegeben noch selbstverständlich. Welche Men-schenrechtslücken gibt es zur Zeit in der Schweiz?Gesprächsabend und Diskussion mit Dr. Christoph Albrecht SJDienstag, 15. November 2011, 19.15 UhrKrise im Studium?!Foto- und Leseworkshop um zurück zur Anfangsmotivation zu gelangen. Mit Abendessen.Mittwoch, 16. November 2011, 18 Uhr

Beratungsstelle der Berner HochschulenSchreibkompetenzEin Workshop für Studierende der Uni-versität Bern, der Berner Fachhochschule und der PHBern, die an einer schriftlichen Arbeit sind und ihre wissenschaftliche Schreibkompetenz im Austausch mit anderen weiterentwickeln, allfällige Schreibschwierigkeiten überwinden und auf eigene Texte kollegiales Feedback erhalten möchten.Donnerstag, 19. Januar und 2. Februar 2012, 13.30 – 17 Uhr, zweiteiliger KursAnmelden bis am 4. Januar 2012 unter 031 631 45 51 oder Fax 031 631 87 16

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überzeugemitEnergie.

Wo fliesst Ihre Energie? Finden Sie’s raus – Infos zum Einstieg bei der BKW-Gruppe gibt es unter:

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Das Theater an der Effinger-strasseGut gegen NordwindEigentlich wollte Emmi nur ein Zeit-schriftenabonnement per E-Mail kündigen, durch Irrtum entwickelt sich hieraus jedoch eine Internetfreundschaft zu Leo. Der immer intensiver werdende virtuelle Kontakt zwischen den beiden hinterlässt auch Spuren in der realen Welt, bis eines Tages Emmis Mann einen Stapel ausgedruckter E-Mails der letzten Monate findet.9. November bis 1. Dezember 2011, Theater an der EffingerstrasseVorverkauf unter 031 382 72 72

Uni Orchester BernMit Beethoven, Stanford und Tschai-kowsky bietet das Uni Orchester Bern in diesem Herbst ein interessantes und ergreifendes Programm.Werke: L. v. Beethoven, Egmont-Ouvertüre, op. 84; C.V. Stanford, Klarinettenkonzert a-Moll, op. 80; P.I. Tschaikowsky, Sinfonie Nr. 5, e-Moll, op. 64.Solist: Livio Russi, Klarinette23. November 2011, 19.30 Uhr, Kirche St. Peter Zürich28. November 2011, 19.30 Uhr, Kultur-Casino BernWeiter Informationen unter www.uob.ch

Uni Chor BernZusammen mit dem Alumni-Orchester der Uni Bern und dem Konzertchor der Singschule St. Gallen führet der Uni Chor Bern «Ein deutsches Requiem» von Johannes Brahms auf.11. Dezember 2011, Schaan (LIE)12. Dezember 2011, Grossmünster Zürich14. Dezember 2011, Kultur-Casino BernWeiter Informationen unter www.unichorbern.ch

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2 Fantastic Mr. Fox (2009)Wes Andersoncb. Das Leben in der Tierwelt der Familie Fox (gesprochen von George Clooney, Meryl Streep und Jason Schwartzman) unterscheidet sich grundsätzlich nicht vom Leben der Menschen. Man schaut fern, beschäftigt sich mit Sport, kauft sich Einfamilienhäuser beziehungswei-se -bäume und konsultiert dabei seine FinanzberaterInnen. Alle tragen Kleider, putzen sich die Zähne und kämpfen mit den Problemen und Fragen des Lebens. Nur die selbstironischen Aussagen von Mr. Fox erinnern uns daran, dass wir auf die Welt der Tiere blicken und lassen uns darüber schmunzeln. So konstatiert er mehrmals: «We're just wild animals!» Schnell realisieren wir, dass unser Schmunzeln viel tiefer sitzt als wir denken. Fantastic Mr. Fox erlaubt uns einen anthropologischen Blick auf uns selbst und die menschliche Gesell-schaft. Mit viel Herz und Gefühl erzählt uns Wes Anderson die Geschichte eines räuberischen Fuchses à la Danny Ocean, welche wohl weniger tierisch ist als die Menschheit selbst. Der Stop-Motion-Film feierte grosse Erfolge, unter anderem zwei Oskar-Nominierungen, und gehört definitiv zu den Filmen, die man gesehen haben muss.

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3 Thomas BernhardHolzfällenfj. In einem Ohrensessel sitzend, beo-bachtet der Ich-Erzähler eine Wiener Gesellschaft, die aufgrund des Selbst-mordes einer Schauspielerin ein «künst-lerisches Abendessen» abhält – und

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1 Brendan JamesBrendan Jamesdb. Der amerikanische Singer und Songwriter Brendan James legte im September 2010 sein gleichnamiges zweites Album vor. Man spürt sofort, wie sehr diese Musik Brendan James am Herzen liegt. Er, der sich früher in die Festsäle von Hotels stahl, um dort auf dem Klavier zu üben. Das Album trage seinen Namen, erklärt er, weil es ihn als Person und Künstler von verschiedenen Seiten zeige. Seine klare, ausdrucksvolle Stimme führt das Publikum durch eine Mischung aus aufgestellten Songs wie «Stupid For Your Love» oder «Emerald Sky» und Balladen, die ebenso zum Mit-singen wie zum Nachdenken anregen. Das gelingt vor allem durch die sorgfäl-tig geschriebenen Texte, die charmant und mal witzig, mal melancholisch das Auf und Ab des Lebens einzufangen versuchen. Im Vergleich zu seinem Vorgänger wirkt das Album ausgereifter und selbstsicherer, behält aber dabei die warme, authentische Qualität. «I have tried to write a little more abstractly, but I just can't», so der Künstler. Und genau dadurch ist ein wunderbar direktes und persönliches Werk entstanden, die mit Liedern wie «Get It Right» oder «Let It Rain» seinem selbst erklärten Ziel, die Leute zu ermutigen, alle Ehre macht.

cd

4 Tom WaitsBad As Mechop. Sieben Jahre ist es mittlerweile her, seit Tom Waits sein letztes Studioalbum «Real Gone» veröffentlichte. Obwohl man seinem neuen Werk «Bad As Me» schon nach wenigen Sekunden anhört, dass es sich um eine Tom Waits-Platte handelt, klingt dieses Album wieder anders als all seine Longplayer zuvor. Der treibende Hobo-Blues «Chicago» läutet das immens unterhaltsame Skurrilitäten-Kabinett ein, ehe der sich dahinraffende Polyrhythmus, der bei Tom Waits immer wieder aus der klappernden Mülltonne hervorspringt, in «Raised Right Men» manifestiert. Daneben gibt es auf dem neuen Material eine Menge balladeske Momente («Kiss Me», «Last Leaf»), rumpelnde Takt-Kaskaden («She Stole The Blush», «Hell Broke Luce») oder südstaatliche Ausflüge in den Rock'n'Roll («Get Lost»). Waits beweist einmal mehr seine Begabung, unterschiedlichste Einflüsse für seinen ureigenen Mix aus Bluegrass und Polka, Blues und Beats, Krach-Rock und Walzer sowie Country und Doom zu modifizie-ren. Der grandiose Mann geht auch hier absolut keine Kompromisse ein. Einer der ganz wenigen grossen Macher, die das geschafft haben!

Gewinne eine von drei CDs! Schicke eine E-Mail mit dem Betreff «bad as me» an: [email protected]. Einsendeschluss ist der 23. November 2011.

schaudert sich dabei geistig ins Nirvana ... Auch er ist Gast. Auch er ist geladen und nicht ganz zufällig dort. Denn auch er war einst Teil dieses von ihm durch und durch – ja bis aufs Blut – verhassten Teiges der Wiener Kunst- und Schauspielszene. Und zwar vor 30 Jahren.Nun fängt er an abzurechnen; den Wald zu fällen, Baum für Baum. So ist jeder Satz, der ihm entspringt, jeder Gedan-ke, der ihm aufkommt, getränkt mit Abscheu, Aversion, Ressentiment und Hass, und das in einem (Über-)Mass, wie es stilsicherer und differenzierter kaum noch möglich wäre.«… so ist Webern unerträglich dürftig und noch hundertmal dürftiger als der dürftige Anton von Webern, den ich […] als beinahe wortlosen Dichter, als beina-he tonlosen Komponisten bezeichnen muss.»«Holzfällen»: 300 Seiten Hass, die man sich antun muss.

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finde die acht unterschiede

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Schicke die Lösung stichwortartig oder als Scan bis am 30. November an [email protected]. Dir winkt einer von zwei Bugeno-Gutscheinen im Wert von je 40 Franken.

illustration: paolo riva

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unter der lupe: online-kommuni-kation

Warum müssen wir uns nicht mehr an Bäume ketten, um in der Politik etwas zu bewirken? In der zweiten Runde unserer Forschungsrubrik stellen wir ein Projekt vor, das sich mit der Kom-munikation im Internet beschäftigt.damaris burri

Neue Technologien wie das Internet haben unsere Kom-munikation sowohl privat als auch in der Öffentlichkeit grundlegend verändert. Professorin Silke Adam vom In-stitut für Kommunikations- und Medienwissenschaft in Bern untersucht dieses Phänomen zusammen mit Bar-bara Pfetsch, Professorin an der Freien Universität Ber-lin. Sie arbeiten an einem ganz frischen Projekt, das Teil eines Verbundes von mehreren Unis innerhalb der For-schergruppe «Politische Kommunikation in der Online-Welt» ist. Finanziert wird der Verbund von der deut-schen Forschungsgemeinschaft sowie im Fall von Bern vom Schweizerischen Nationalfonds.

Die ChallengersKonkret geht es um die Möglichkeiten von sogenannten Challengers, durch Onlinekommunikation die mediale und politische Agenda zu beeinflussen. Als Challenger werden zivilgesellschaftliche AkteurInnen bezeichnet, die nicht direkt an politischen Entscheidungsprozes-sen beteiligt sind. Sie sind weiter entfernt vom «Zen-trum der Macht», was ihre politische Einflussnahme er-schwert. Greenpeace ist ein Beispiel für einen grösseren Challenger. Um ihre Anliegen erfolgreich zu vertreten, müssen sie erst einmal Zugang zur Öffentlichkeit fin-den, sprich zu den traditionellen Medien. Denn diese sind immer noch bestimmend für die politische Debatte und ihre Selektionsmechanismen bevorzugen vor allem

grosse Verbände und politische Parteien. Hier liegen die Chancen der Online-Kommunikation. «Früher hiess es, ich muss mich an einen Baum ketten oder etwas anzün-den, damit ich in die Presse komme», so Tom Häussler, der als Post-Doktorand am Projekt beteiligt ist. «Online-Kommunikation eröffnet neue Möglichkeiten, wahrge-nommen zu werden.»

Vor zwanzig Jahren unmöglichZiel des Forschungsprojektes ist es, zu analysieren, ob die Online-Kommunikation von Challengers auch die traditionellen Massenmedien beeinflusst. Man geht da-von aus, dass Challengers im Internet gemeinsam agie-ren und sich zu supranationalen Netzwerken zusam-menschliessen. Tom Häussler erklärt: «Man weiss zum Beispiel, dass die Opposition von Stuttgart 21 mit ande-ren Challengers aus Deutschland, Österreich oder sogar Spanien zusammenarbeitet und mit ihnen Wissen darü-ber austauscht, wie man die jeweiligen Anliegen an die Öffentlichkeit und damit in die Medien bringt. Das wä-re noch vor zwanzig Jahren unmöglich gewesen. Chal-lengers sind zwar auch heute immer noch klein, aber sie sind durch die neue Technologie wendiger geworden und besser organsiert.»

Sprung in die traditionellen MedienUm solche Online-Netzwerke zu untersuchen, arbei-tet das Forschungsteam mit Issue Crawler, einem Pro-gramm, das Verknüpfungen zwischen Internetseiten analysiert. Anzahl und Art der Verknüpfungen bestim-men die Netzwerkstärke. Greenpeace etwa ist laut Vor-test mit AkteurInnen wie dem Bundesamt für Umwelt, dem Schweizer Fernsehen oder der UNO verlinkt. Aber erst die Wechselseitigkeit der Links entscheidet, wie gut abgestützt Challengers im Internet sind. Weiter gilt es aber auch den Inhalt und die Sichtweise eines Themas zu berücksichtigen: je homogener sie innerhalb eines Netzwerkes sind, desto stärker ist es. Wenn sich Challen-gers auf eine gemeinsame Linie einigen können, festi-gen sie ihr Netzwerk und ihre Position. Online-Kommunikation kann durch Vernetzung für Challengers die Hürde senken, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und den Sprung in die traditionellen Medien zu schaffen. So jedenfalls lautet die These, welche nun hier in Bern empirisch überprüft wird. Erste Resultate dürfen wir in der zweiten Hälfte 2012 erwarten.

Tom Häussler ist wissenschaftlicher Assistent am Institut für Kommunikations- und Medienwis-senschaft in Bern. Der Wandel der Öffentlichkeit durch Online-Kommunikation ist der Aspekt, der ihn am gemeinsamen Forschungsprojekt von Bern mit Berlin und den USA reizt. bild: carlo bischoff

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So sieht ein Netz aus, das mit Issue Crawler analysiert wird. Die Punkte stellen die jewei-ligen Webpages dar, die Verbindungen Hyperlinks zwischen ihnen. bild: zvg

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