uniluAKTUELL · 2014. 7. 9. · UNILUAKTUELL·AUSGABENR.37·NOVEMBER2011 fORSCHUNgUND LeHRe 11...

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De DeRS RSTA TART RT IM IM Ne NeUe UeN N ge geUD UDeI eIST ST ge gegL gLüC üCKT KT Die letzten ausgaben des Magazins «uniluaKtUell» wurden ganz klar von einem thema dominier t: dem Um- zug und der inbetriebnahme des Uni/ PhZ-Gebäudes. seit der letzten regu- lären nummer ist viel passiert: Der tag der offenen tür vom 3./4. septem- ber 2011 war mit 28 500 Besucherin- nen und Besuchern ein voller erfolg, und das Uni/PhZ-Gebäude ist innert kurzer Zeit zur neuen heimat für die studierenden und die Mitarbeitenden geworden. in gewisser Weise ist der alltag an der Universität luzern wie- der eingekehrt. Dies spiegelt sich auch in diesem «uniluaKtUell» wider: Mit einer Dop- pelseite farbenfroher Bilder blicken wir zurück auf den tag der offenen tür, der noch lange in bester erinne- rung bleiben wird. Die Berichte über das neue Begabtenförderungspro- gramm «primius» der rechtswissen- schaftlichen Fakultät oder über die «lucerne academy on human rights implementation» sowie viele andere Beiträge machen klar, dass das nor- male leben trotz Umzug und diversen Festivitäten weitergegangen ist. Mit dem Wechsel an der spitze der Ver- waltungsdirektion ist zudem eine wichtige Weichenstellung erfolgt. le- sen sie dazu mehr im Doppelinterview mit Franz hupfer und seiner nachfol- gerin esther Müller. Wir wünschen ih- nen viel Vergnügen bei der lektüre. erich aschWanDen KoMMUniKationsBeaUFtraGter AUSgABe NR. 37 · noVeMBer 2011 unilu AKTUELL «Wir sind beide gleich naiv» esther MÜller UnD FranZ hUPFer iM GesPrÄch Mit Martina Pletscher franz, im zusammenhang mit deiner Pensionierung war oft zu hören, der Uni-Neubau sei dein liebstes und wich- tigstes Projekt während deiner Amtszeit gewesen. Stimmt das eigentlich? Fh: Das stimmt nur teilweise. Der Uni-Bau war wichtig und hat vor allem in der endphase viel Zeit gekostet, er war aber letztlich nur ein teil meiner hauptaufgabe, dem auf- bau und der entwicklung der Universität luzern. Zugegeben: Das Projekt hat mich von anfang an begeis- tert, auch weil ich eine leidenschaft für architektur habe und das Fach auch fast studiert hätte. schon als Verwal- tungsdirektor des Paraplegiker-Zentrums nottwil war ich in viele Bauprojekte involviert. letztlich ist es aber Zufall, dass ich immer wieder mit Bauen zu tun hatte. Vielleicht ist es ein nebeneffekt davon, dass mich vor allem immer aufgaben reizen, bei denen es grundsätzlich etwas neues aufzubauen gilt. FoKUs 1 neUerscheinUnGen 26 ForschUnG UnD lehre 6 PanoraMa 30 taGUnGen 23 stabübergabe in der Verwaltungsdirektion: Per 1. november ist esther Müller neue Verwaltungsdirektorin der Universität luzern. Wie hat sich für sie und ihren Vorgän- ger Franz hupfer der Wechsel gestaltet? Was ändert sich? Foto: kycstudio, istockphoto.com

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DeDeR SR STATARTRT IMIM NeNeUeUeNNgegeBÄBÄUDUDe Ie ISTST gegegLgLüCüCKTKT

Die letzten ausgaben des Magazins

«uniluaKtUell» wurden ganz klar

von einem thema dominiert: dem Um-

zug und der inbetriebnahme des Uni/

PhZ-Gebäudes. seit der letzten regu-

lären nummer ist viel passiert: Der

tag der offenen tür vom 3./4. septem-

ber 2011 war mit 28 500 Besucherin-

nen und Besuchern ein voller erfolg,

und das Uni/PhZ-Gebäude ist innert

kurzer Zeit zur neuen heimat für die

studierenden und die Mitarbeitenden

geworden. in gewisser Weise ist der

alltag an der Universität luzern wie-

der eingekehrt.

Dies spiegelt sich auch in diesem

«uniluaKtUell» wider: Mit einer Dop-

pelseite farbenfroher Bilder blicken

wir zurück auf den tag der offenen

tür, der noch lange in bester erinne-

rung bleiben wird. Die Berichte über

das neue Begabtenförderungspro-

gramm «primius» der rechtswissen-

schaftlichen Fakultät oder über die

«lucerne academy on human rights

implementation» sowie viele andere

Beiträge machen klar, dass das nor-

male leben trotz Umzug und diversen

Festivitäten weitergegangen ist. Mit

dem Wechsel an der spitze der Ver-

waltungsdirektion ist zudem eine

wichtige Weichenstellung erfolgt. le-

sen sie dazu mehr im Doppelinterview

mit Franz hupfer und seiner nachfol-

gerin esther Müller. Wir wünschen ih-

nen viel Vergnügen bei der lektüre.

■ erich aschWanDen

KoMMUniKationsBeaUFtraGter

AUSgABe NR. 37 · noVeMBer 2011

uniluAKTUELL

«Wir sind beide gleich naiv»

■ esther MÜller UnD FranZ hUPFer

iM GesPrÄch Mit Martina Pletscher

franz, im zusammenhang mit deiner Pensionierung waroft zu hören, der Uni-Neubau sei dein liebstes und wich-tigstes Projekt während deiner Amtszeit gewesen. Stimmtdas eigentlich?Fh: Das stimmt nur teilweise. Der Uni-Bau war wichtig undhat vor allem in der endphase viel Zeit gekostet, er waraber letztlich nur ein teil meiner hauptaufgabe, dem auf-

bau und der entwicklung der Universität luzern.Zugegeben: Das Projekt hat mich von anfang an begeis-tert, auch weil ich eine leidenschaft für architektur habeund das Fach auch fast studiert hätte. schon als Verwal-tungsdirektor des Paraplegiker-Zentrums nottwil war ichin viele Bauprojekte involviert. letztlich ist es aber Zufall,dass ich immer wieder mit Bauen zu tun hatte. Vielleichtist es ein nebeneffekt davon, dass mich vor allem immeraufgaben reizen, bei denen es grundsätzlich etwas neuesaufzubauen gilt.

FoKUs 1 neUerscheinUnGen 26

ForschUnG UnD lehre 6 PanoraMa 30

taGUnGen 23

stabübergabe in der Verwaltungsdirektion: Per 1. november ist esther Müller neueVerwaltungsdirektorin der Universität luzern. Wie hat sich für sie und ihren Vorgän-ger Franz hupfer der Wechsel gestaltet? Was ändert sich?

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2 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011

Dann würde es dir jetzt, da alles fertig gebaut ist, ohnehin lang-weilig an der Uni…Fh: nein, bestimmt nicht. Die Uni ist ja auch im übertragenensinn nie fertig… Jetzt sind aber andere Fähigkeiten gefragt undinsofern ist ein idealer Zeitpunkt gekommen für einen Wechselan der spitze der Verwaltung.

Welche fähigkeiten sind denn nun gefordert?Fh: Der aufbau ist immer sehr personenorientiert, man muss ko-ordinieren, vernetzen, interessen ausgleichen. Jetzt werden je-doch sachthemen wichtiger, strukturen müssen optimiert wer-den, neue abläufe sich einspielen. es geht jetzt einfach weiterins Detail. Das heisst jedoch nicht, dass die Uni nun nur noch ver-waltet wird! statt eines Verwaltungsdirektors ist nun aber sozu-sagen ein Gestaltungsdirektor gefragt.

Welches war dein schwierigster entscheid alsVerwaltungsdirektor?Fh: Die schwierigsten entscheide in so einer Position sind immerPersonalentscheide. an der Uni sind die ansprüche des Umfeldsbesonders hoch. Das gibt solchen entscheiden noch zusätzlichGewicht. Wer in den aufbauphase mitarbeitet, prägt ein Unter-nehmen in den regel stark und nachhaltig. auch deshalb sind diePersonalentscheide in dieser Phase die weittragende ent-scheide.

Was hat dich an der Uni am meisten überrascht?Fh: Die kollegiale Zusammenarbeit mit der grossen Mehrheit derProfessorinnen und Professoren. ich hatte mich schon auf etwasmehr Dünkel oder hierarchisches Gehabe eingestellt.

Du bist noch bis ende November im Haus und führst einzelnegeschäfte zu ende. Dieser «sanfte Ausstieg» bedeutet aberwohl nicht, dass du keine Vorstellung davon hast, was du mitdeiner vermehrten freizeit anfängst. Hast du schon konkretePläne?Fh: ich werde sicher erst einmal tief durchatmen und gründlichausspannen. Und ich freue mich darauf, mehr Zeit für handwerk-liche und gestalterische tätigkeiten zu haben, fürs lesen undWandern und natürlich, um auf reisen zu gehen. aber ich möchteauch noch sinnvolle, neue aufgaben übernehmen. Wie diese aus-sehen werden, weiss ich aber noch nicht. Das lasse ich auf michzukommen.

Du hast dich gezielt auf den Ruhestand vorbereitet und zusam-men mit deiner frau einen Kurs besucht, der den übergang vomBerufs- ins Rentnerleben zum Thema hatte. Wer von euch beidenhatte die Idee dazu? Und was hast du in dem Kurs erfahren?Fh: Der anstoss kam von der Dienststelle Personal des Kantons,die diese Kurse organisiert. Mit der Pensionierung ist man jaheutzutage nicht plötzlich alt, es kommt noch eine neue Phasedazu, das «junge alter», das ich sinnvoll gestalten will. ich fandes deshalb gut, mich mit dem neuen lebensabschnitt bewusstauseinanderzusetzen. in dem Kurs haben wir uns drei tage langintensiv zusammen mit «Gleichgesinnten» mit der Pensionie-rung auseinandergesetzt. neu und spannend war für mich, ein-mal auch philosophische Fragen zum thema zu stellen.ich habe mich lange Zeit nicht speziell mit der Pensionierung unddem ruhestand beschäftigt. als andere schon die tage bis zu

ihrer Pensionierung zählten, habe ich im Gegenteil mit 54 an derUni noch einmal eine neue grosse aufgabe übernommen.

Bald gibst du die Schlüssel zur Uni ab. Mit welchen gefühlendenkst du daran?Fh: ich übe das ja seit dem Bezug der neuen Uni jeden tag, wennich am abend den Generalschlüssel deponiere! aber im ernst: ichbin doch recht froh, dass ich die Verantwortung nun abgebenkann. aber ich muss mich auch ganz bewusst und selber loslö-sen. in irgendeiner Form wird der Kontakt zur Uni aber sicher er-halten bleiben.

esther, du hast den Unibetrieb jetzt ein paar Monate kennen ge-lernt. Welche eindrücke hast du gesammelt? Was unterscheidetdie Uni vom Steueramt?eM: Die leute sind offen, es herrscht der Diskurs, die atmosphäreist lebendig. Das hat sicher auch damit zu tun, dass an einer Univiele junge, zukunftsorientierte leute sind. im steueramt lag derFokus oft stärker auf den schwierigen situationen und Proble-men, in denen sich die Kundinnen und Kunden befanden es gingum die Bewältigung der Vergangenheit und nicht um die Gestal-tung der Zukunft.

Hast du auch überraschungen erlebt? War etwas ganz andersals erwartet?eM: ich bin völlig überrascht worden von dem Vertrauensvor-schuss, der mir entgegengebracht wurde! Mitarbeitende, Profes-sorinnen und Professoren kamen auf mich zu und sagten mir,dass sie sich über meine Wahl zur Verwaltungsdirektorin freuen.ich hatte mir die ersten Kontakte schon viel sachlicher vorge-stellt: Die herzlichkeit hat mich sehr gefreut.

Hast du schon Schwerpunkte für deine Arbeit gesetzt? Was liegtdir besonders am Herzen?eM: Wie Franz hupfer schon sagte, tritt die Uni nun in eine neuePhase, die Differenzierungsphase ein. Die Basis ist überall gelegtund das tagesgeschäft läuft. Man könnte sagen, nach dem steig-

fOKUS

Esther Müller

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3UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011 fOKUS

Dr. oec. esther Müller ist seit 1. november 2011 Verwal-tungsdirektorin der Universität luzern. esther Müller istin Bern und luzern aufgewachsen. nach dem studiumder Volkswirtschaftslehre an der Universität st. Gallenarbeitete sie von 1990 bis 1993 als wissenschaftlicheassistentin am institut für empirische Wirtschaftsfor-schung und promovierte 1993. Von 1993 bis 1998 waresther Müller als betriebswirtschaftliche Mitarbeiterinbei der Finanzverwaltung der stadt luzern tätig. seitnovember 1998 war sie leiterin des steueramtes derstadt luzern. Daneben nahm sie immer wieder stab-saufgaben für den Finanzdirektor wahr.

lic. rer. pol. franz Hupfer wurde im herbst 2000 zumersten Verwaltungsdirektor der neu gegründeten Uni-versität luzern gewählt. Franz hupfer ist in emmenbrü-cke aufgewachsen. er studierte in Bern Volks- und Be-triebswirtschaftslehre. nach stationen als Personalchefbei radio Drs und als Departementsleiter des Personal-und ausbildungswesens der von Moos stahl aG warFranz hupfer von 1989 bis zu seinem Wechsel an dieUniversität luzern Verwaltungsdirektor des schweizerParaplegiker-Zentrums in nottwil.

zU DeN PeRSONeN

flug schwenken wir nun sozusagen auf den Geradeausflug ein.Zum einen ist jetzt die Zeit, die Basis zu festigen, strukturen zuschaffen und bestehende Prozesse und abläufe zu überprüfenund zu vereinfachen. Zum anderen geht die entwicklung der Uniauch auf Verwaltungsseite natürlich weiter. ich möchte die Unials gute und notwendige institution in luzern etablieren. nichtzuletzt soll sie auch als finanziell lohnende investition gelten.

Du wirst die Verwaltungsdirektion sicher ebenso prägen wiefranz Hupfer, aber sicher wird es Unterschiede geben. Wasmachst du anders als franz? Hast du einen anderen führungs-stil?

eM: ich kann nicht sagen: Das ist mein Führungsstil und denziehe ich durch. Führen ist personenbezogen und hat mit Bezie-hungsgestaltung zu tun. Und weil jeder Mitarbeitende anders undmeine Beziehung zu ihm eine andere ist, brauche ich ein ganzesspektrum von Führungsinstrumenten. an mir ist es herausfin-den, wer was braucht, wie die individuelle Beziehung gestaltetwerden muss. am liebsten sehe ich mich in der Position des coa-ches, der begleitet, und nicht als befehlende Führungsperson.Für mich ist zentral, immer die sache und den Menschen zu tren-nen, leistung zu beurteilen und nicht die Person.Und was Franz gesagt hat, deckt sich auch mit meiner erfahrung.auch für mich waren und sind Personalentscheide immer dieschwierigsten. Vor allem, wenn es auch einmal darum geht, sichzu trennen. Das lässt einen nicht kalt.

Wie habt ihr in der übergangsphase zusammengearbeitet?Wie habt ihr eure Beziehung gestaltet?Fh: Die Zusammenarbeit und die ganze Übergangsphase war vongrosser gegenseitiger Wertschätzung geprägt. ich habe von es-ther sehr viel respekt für die von allen an der Uni geleistete ar-beit erfahren.

eM: Diese gegenseitige Wertschätzung hat auch für mich dieseZeit schön gemacht!

Seid ihr euch in etwas sehr ähnlich?Fh: Diese arbeit ist mehr als ein Job. Man trägt viel Verantwor-tung, sie ist mitunter auch belastend. Wenn man alles, was aufeinen zukommt, im Vornherein sähe und erwöge, würde man dieaufgabe wohl nicht übernehmen. ich habe diese stelle deshalbvor zehn Jahren auch mit einer gesunden und dafür nötigen nai-vität angetreten.

eM: ich mache es ebenso. Wir sind beide gleich naiv!

Franz Hupfer

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4 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011fOKUS

tag der offenen tür 3./4. september 2011

TAG DER OFFENENTÜR

3. |4. SEPTEMBER 2011

WWW.UNI-PHZ.CH

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5UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011 fOKUS

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6 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011fORSCHUNg UND LeHRe

■ caroline schnyDer

Zu den Forschungsschwerpunkten von Daniel speich chassé ge-hören die Geschichte der globalen entwicklungspolitik und derinternationalen organisationen, die Wissenschaftsgeschichteund die Geschichte der ökonomie. sein aktuelles Forschungspro-jekt an der Universität luzern über «Makroökonomische exper-tise und internationale organisation. Generalisiertes Wissen inden Beziehungen zwischen europa und afrika (1940er- bis1960er-Jahre)» wird vom schweizerischen nationalfonds mit1,2 Millionen Franken unterstützt.

Herr Speich Chassé, warum sind Sie mit Ihrem forschungs-projekt an die Universität Luzern gekommen?ich beschäftige mich mit themen, die sowohl die ökonomie wieauch die Politikwissenschaft, die ethnologie, die Politische Philo-sophie und die soziologie betreffen – und erhoffe mir an der Kul-tur- und sozialwissenschaftlichen Fakultät viel von der interdis-ziplinären Zusammenarbeit. als historiker versuche ich zudem,die Dinge komplizierter zu machen, als sie zuweilen erscheinenmögen, das heisst aufzuzeigen, dass selbstverständlichkeitenwie etwa die rede von der Moderne komplex sind und ihre Ge-schichte haben. Diese kulturhistorische Zugangsweise teile ichmit den luzerner historikern.

Sie haben sich in den letzten Jahren mit der geschichte derentwicklungsökonomie auseinandergesetzt. Warum?ich wollte der Geschichte der entwicklungspolitik schon seit län-gerem nachgehen, auch aus biografischen Gründen. Meine elternund meine Geschwister waren und sind in der entwicklungs-arbeit tätig, ich bin in Kibuye geboren und in der schweiz und inKenia aufgewachsen. Zu afrika habe ich daher eine besondereBeziehung, die allerdings viel entspannter ist als diejenige vielerentwicklungshelfer. ich war oft ohne Grund in afrika und meinenicht, den Kontinent retten zu müssen.

Als Historiker haben Sie dann aber zunächst zu SchweizerThemen geforscht.in meiner Dissertation habe ich mich mit der linth-Korrektionbeschäftigt, sozusagen einem entwicklungsprojekt in derschweiz des 19. Jahrhunderts. am anfang meines habilitations-projekts hat mich dann die Frage umgetrieben, wie es dazu

kommt, dass sich ein belgischer entwicklungsmitarbeiter in ad-dis abeba ohne Weiteres mit seinem amerikanischen Kollegenüber die situation der Bauern in südamerika unterhalten kann.sehr bald kam ich dabei auf die Makroökonomie, die in den redenvon entwicklungsmitarbeitern ständig präsent ist: in Form vonZahlen, von Werten wie dem Bruttosozialprodukt (BsP) undtheorien zur Förderung des Wohlstands. in meiner habilitations-schrift zeichnete ich schliesslich nach, wie das BsP als makro-ökonomischer Wert entstand und wie dieser in der ent-wicklungspolitik aufgenommen worden ist: Die Uno stützte sichab 1945 auf die Kennzahl des BsP, um ihre aufgabe – die Un-gleichheiten der Welt zu beseitigen – in angriff nehmen zu kön-nen. Beinahe über nacht mussten alle Mitgliedsstaaten ein BsPausweisen können.

Die entwicklungspolitik verhalf dem BSP zum Durchbruch?Das Bruttosozialprodukt ist als makroökonomische Grösse erst1940 erfunden worden. Dieser Befund hat mich sehr überraschtund überrascht auch die meisten heutigen ökonomen. Dass dieMitarbeiter der Uno diesen eigentlich äusserst umstrittenenWert so willig aufnahmen, hat mit ihrem auftrag und mit ihrerhoffnung auf eine bessere Welt zu tun: sie standen vor der auf-gabe, die ökonomischen Ungleichheiten in der Welt zu beseitigen– und waren auch der Überzeugung, dass dies auf technokrati-schem Wege möglich sei. Die richtige theorie und der menschli-che – westliche – sachverstand genügten ihnen zufolge, um ar-mut, hunger und Kriege zu verhindern. seit den 1970er-Jahrenist die entwicklungspolitik sehr viel bescheidener geworden.

Von der erfindung des Bruttosozialprodukts,den anfängen internationaler organisationen und derKontingenz der Geschichte

Der Historiker Daniel Speich Chassé ist seit SeptemberSNf-förderungsprofessor an der Kultur- und Sozialwissen-schaftlichen fakultät. Im fokus seiner forschung steht diegemeinsame geschichte von europa und Afrika.

Daniel Speich Chassé

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7UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011 fORSCHUNg UND LeHRe

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Doch die Vorstellung besteht immer noch, dass mit der richtigentheorie die Kontingenz des historischen Wandels überwundenwerden könnte.

Im zentrum des SNf-forschungsprojekts, das Sie nun mit einemTeam in Luzern durchführen, stehen internationale Organisatio-nen und deren Umgang mit ökonomischem expertenwissen, ins-besondere in den Beziehungen zwischen europa und Afrika. Wa-rum tauchen die Begriffe «entwicklungszusammenarbeit» oder«entwicklungsökonomie» in der Projektbeschreibung nicht auf?einerseits geht das Forschungsprojekt über das Forschungsfeldder entwicklungszusammenarbeit hinaus. inhaltlich geht es mirum die legitimation von herrschaft durch Wissen. andererseitssind alle diese Begriffe – entwicklungshilfe, entwicklungszusam-menarbeit, entwicklung überhaupt – hilflose Bezeichnungen fürasymmetrien, mit denen unter anderem internationale organisa-tionen verzweifelt zu umgehen versuchen, wovon sie leben,nämlich die einteilung der Welt in helfende und hilfsbedürftige,Besserwisser und rückständige.

Sind Sie ein politischer Historiker?Ja, mich interessieren Fragen, die von politischer Bedeutungsind. allerdings arbeite ich als historiker beschreibend, nehmeselbstverständlichkeiten auseinander und werde immer dann

skeptisch, wenn jemand die Welt zu verstehen meint. in meinenForschungen zur entwicklungsarbeit habe ich versucht, meinenGegenstand ein stück weit aus der tagesaktualität herauszulö-sen: Man kann über entwicklungspolitik schreiben, ohne die Weltretten zu wollen. Und man tut das mit Gewinn, weil man auf dieseWeise mit annahmen aufräumen kann, die den freien Blick ver-stellen.

Welche frage möchten Sie in Ihrem Projekt unbedingt beant-worten?(Überlegt lange.) ich möchte vor allem vereinfachte Fragen ent-sorgen. Die Forschung steht vor der grossen aufgabe, zu zeigen,dass einfache Modelle oftmals wenig taugen. Und dann bin ichauf der suche nach einer erzählung, welche die gemeinsamenhistorischen erfahrungen von europa und afrika erfassen würde.

Was würden Sie tun für eine bessere Welt?Wenn ich könnte, würde ich die agrarsubventionen in der schweizabschaffen, weil sie den Weltmarkt zum schaden der ärmerenländer verzerren. es ist viel einfacher, entwicklungshindernissezu beseitigen, als gezielt entwicklung in Gang zu setzen.

Caroline Schnyder ist an der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultätfür Öffentlichkeitsarbeit und Wissenstransfer zuständig.

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■ sanDra rUPPli

Zum ersten Mal wurde die Diplomfeier der theologi-schen Fakultät im neuen Gebäude gefeiert. rund150 Gäste wohnten am 23. september der Feier imhörsaal 10 bei. Dekanin Monika Jakobs begrüsstealle anwesenden, besonders den luzerner Bil-dungsdirektor reto Wyss sowie die drei rednerFranz enderli, Bildungsdirektor des Kantons obwal-den, und theologe odo camponovo, Vertreter desBischofs des Bistums Basel, sowie Walter Kirch-schläger, Professor für exegese neues testament.nicht zu vergessen die eigentlichen Protagonistenund Protagonistinnen, die Diplomierten und Promo-vierten.

Franz enderli beschrieb den Gästen seine studien-zeit an der damals «nur» theologischen Fakultät,ohne Universität und ohne Universitätsgebäude. erhatte zusammen mit den Promovierten und Diplo-mierten ebenfalls etwas zu feiern. Vor exakt 30 Jah-ren hat er sein examen abgelegt. Damals waren inseinem Jahrgang bis auf eine Frau alles Männer,die theologie studierten, und das ganze Umfeldging davon aus, dass die Männer Priester würden.allerdings gehörte er zur ersten Generation derlaientheologen, und nur gerade ein Kommilitonewurde Priester. eine Diplomfeier gab es keine, eswurde einem lediglich nüchtern vom Fakultäts-sekretariat zwischen 16 und 17 Uhr mitgeteilt, obman bestanden hatte oder nicht. Franz enderli er-zählte von seinem Berufsleben und wie ihm auchheute noch als Bildungsdirektor das theologiestu-

Feier zur Verleihung akademischer Gradeder theologischen Fakultät

Gut gelaunte Bachelors,Masters und Doctoresan der Diplomfeier der

Theologischen Fakultät.

dium eine grosse hilfe ist. er gab allen Diplomiertenund Promovierten den satz von Kurt Marti mit aufden Weg: «Fragen bleiben jung, antworten aber al-tern rasch.»

odo camponovo sprach in seiner rede das imageder Kirche an, das schon besser war. Gleichzeitigermutigte er, theologie zu studieren. er äusserteden in eine «Werbebotschaft» eingebettetenWunsch, dass die eine oder der andere in den kirch-lichen Dienst eintreten möge.

nach der Übergabe der Diplome hielt Walter Kirch-schläger seine rede, welche u.a. vom «ort» dertheologie handelte. Der ort der theologie ist defini-tiv an einer staatlichen Universität. Gerade in einerpluralistischen Gesellschaft braucht es einen Dis-

kurs der Weltanschauungen und der Werte. Kirch-schläger schloss mit der hoffnung, dass – auchwenn theologinnen und theologen mit Gegenwindzu kämpfen hätten – die theologie ihnen weiterhinFreude bereitet, egal, wo sie beruflich und persön-lich in Kirche oder Gesellschaft in Zukunft stehenwerden.

nach dem musikalischen schlusspunkt der beidenstudentinnen der hslU Musik (Maria Gehrig, Vio-line; andrea Ulrich, akkordeon) konnte beim apéroim lounge-Bereich der Mensa der gelungene abendgemütlich ausklingen.

Sandra Ruppli studiert Theologie und arbeitet im Dekanatder Theologischen Fakultät sowie als studentischeHilfskraft.

■ UrsUla aMGarten

am 16. september 2011 fand die Diplomfeier derKultur- und sozialwissenschaftlichen Fakultät im«südpol» in Kriens statt. an der Feier wurden60 Bachelor- und 25 Masterdiplome sowie 1 lizen-ziat und 3 Doktorate verliehen. Michelle Widmerkonnte den Preis der Fakultät für die beste Bache-lorarbeit mit dem titel «Kompetenzkonstruktionbei der rekrutierung des exekutivmanagements.eine empirische anwendung der ‹Économie des

Diplomfeier der Kultur- undsozialwissenschaftlichen Fakultät

Die preisgekrönten Absolventinnen Flavia SteigerKraushaar (links) und Michelle Widmer mit Prof. AndréBächtiger.

conventions›» (Gesellschafts- und Kommunika-tionswissenschaften) entgegennehmen. Flaviasteiger Kraushaar wurde für die beste Masterarbeitausgezeichnet. ihre arbeit im Fach Kulturwissen-schaft trägt den titel «Weltausstellung der Photo-graphie 1952. eine Weltausstellung in luzern». DieFestrede hielt alt nationalrat und Universitätsrathans Widmer.Ursula Amgarten ist Dekanatssekretärin an der KSF.

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9UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011 fORSCHUNg UND LeHRe

■ Matthias anGst

Zum ersten Mal durfte Felix Bommer als Dekan denabsolventinnen und absolventen der rechtswis-senschaftlichen Fakultät zu ihrem erfolgreichenDoktorats-, Master- oder Bachelorabschluss gratu-lieren. als würdiger rahmen dazu wurde einmalmehr die Jesuitenkirche luzern ausgewählt, die bisauf den letzten Platz gefüllt war.

in seiner Begrüssungsansprache nahm der Dekanden Umzug der Universität zum anlass, den bevor-stehenden «Umzug» der Diplomierten in die Praxiszu thematisieren. Die Umgebung werde neu sein,die Fälle nicht mehr konstruiert und die Personenreal. auch die Festrede von regierungsrat retoWyss, frischgewählter Vorsteher des Bildungs- und

Diplom- und Promotionsfeierder rechtswissenschaftlichen Fakultät

Dekan Felix Bommer mit der besten BachelorabsolventinBernadette von Deschwanden.

Kulturdepartements des Kantons luzern, knüpftean die Praxis an. er reflektierte seine zahlreichenerfahrungen als Bauingenieur mit Juristinnen undJuristen, wobei er betonte, dass stets die enge Zu-sammenarbeit zwischen juristischen experten undden Baufachleuten zum erfolg führte.

im anschluss durften 93 absolventinnen und ab-solventen das Bachelordiplom und insgesamt 83das Masterdiplom entgegennehmen. Der anerken-nungspreis der Fakultät für den besten Bache-lorabschluss ging an Bernadette von Deschwan-den, Blaw. Virginie Müller erhielt die auszeichnungfür die Bestnote im Masterstudium.

Zum schluss der Feier konnte Dekan Bommer zehnDoktoratsurkunden überreichen. er gratulierte denPromovierten und dankte ihnen zugleich, dass siemit ihren Forschungsresultaten zum Fortschrittder rechtswissenschaft beigetragen haben.

Matthias Angst ist Assistent des Fakultätsmanagementsder Rechtswissenschaftlichen Fakultät.

■ ManUel BachMann

Die ansprachen hielten die Dekanin der Kultur- undsozialwissenschaftlichen Fakultät, christianeschildknecht, und Martin hartmann, Professor fürPhilosophie, der – als neuer wissenschaftlicher Ge-samtleiter des Philosophie-und-Management-Pro-gramms – die Diplome übergab.Die Dekanin zeigte sich beeindruckt von den inno-vativen Fragestellungen, die in den Diplomarbeitenbearbeitet wurden, wie «die sicherheit der schweizals ideologische Utopie», «ethik der Machtsteige-rung» oder «Kants lügenverbot in Widerspruchzum Kategorischen imperativ». sie lud die absol-ventinnen und absolventen ein, am ausgesuchtenstudienangebot des Philosophischen seminars

Diplomfeier Mas Philosophie und Management

auch nach der Diplomierung zu partizipieren. Mar-tin hartmann stellte sich den anwesenden vor undgab anmerkungen zu seiner philosophischen her-kunft, der Frankfurter schule, die das Verhältnisvon Philosophie und Management im Zeichen derKritik versteht. er machte deutlich, wie ein solchesVorverständnis im Mas Philosophie und Manage-ment einer revision unterzogen wird, dass hier diekritischen aufgaben der Philosophie mit konstruk-tiven aufgaben korreliert sind.Begrüsst wurden die anwesenden von studienlei-ter Manuel Bachmann, der den leistungen der ab-solventinnen und absolventen seinen respektzollte und darauf hinwies, dass diese leistungen

an der 14. Diplom- und Promotionsfeier vom 19. august 2011verlieh die rechtswissenschaftliche Fakultät 10 Doktortitel,83 Masterdiplome und 93 Bachelordiplome.

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am 30. september 2011 fand mit der Diplomfeier der erstmalsauf Masterstufe durchgeführte Weiterbildungsstudiengang«Philosophie und Management» seinen erfolgreichenabschluss. Verliehen wurden drei Zertifikate, vier Diplomeund sechs Masterdiplome.

nicht zuletzt darin bestehen, ein anwendungs-potenzial der Philosophie hinsichtlich ihrer Kon-zepte und Methoden aufzuzeigen, das in ihr akade-misches selbstverständnis eingehen müsste.eine launige rede im namen der absolventinnenund absolventen hielt Jörg Meyer, leiter Finanzenund services der Dienststelle Berufs- und Weiter-bildung des Kantons luzern. Musikalisch umrahmtwurde die feierliche Diplomübergabe vom Jazz-Duoheizmann/ christof.

Manuel Bachmann ist Studienleiter der Weiterbildungspro-

gramme Philosophie und Management sowie Philosophie

und Medizin.

Philosophierende Manager oder managende Philosophen? Absolventinnenund Absolventen von Philosophie und Management.

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Von Fish & chips, scones, und einer einmaligen erfahrungals PhD Fellow an der University of nottingham

england ist bekannt für Fish & chips und scones. etwa in der Mitteenglands liegt nottingham, die heimat von robin hood, dem König derWälder. nottingham bietet aber noch mehr: eine ausgezeichneteUniversität, an der auf höchstem internationalem niveau gelehrt undgeforscht wird.

■ corinna seiBerth

Der schweizerische nationalfonds (snF) stellt stipendien für an-gehende Forschende zur Verfügung. Zusätzlich zu den formellenund qualitativen Kriterien, ist eine wichtige Bedingung, dass derfinanzierte Forschungsaufenthalt im ausland stattfindet. MeineDissertation, die ich auf englisch schreibe, befasst sich mit demeinfluss nicht bindender normen auf die regulierung Privater Mi-litär- und sicherheitsfirmen im Völkerrecht, insbesondere mitdem Dokument von Montreux.

Dafür eignete sich england als potentieller Forschungsort sowohlthematisch als auch sprachlich. nach der suche nach einem pas-senden Gastprofessor, Vorbereitung und eingabe des Gesuchs

und interview vor der Forschungskommission der Universität lu-zern, kam nach einigem Zittern endlich ende März 2010 der po-sitive Bescheid des snF für einen zwölfmonatigen aufenthalt ander nottingham University.

Top-Universität mit internationalem UmfeldDie University of nottingham existiert in ihrer heutigen Form seit1948. sie gehört zu den führenden Universitäten weltweit undhat einen exzellenten ruf, den es zu verteidigen gilt.

Mitte september 2010 trat ich mein stipendium in nottinghaman. Die Universität verstand es ausgezeichnet, die eingewöh-nungsphase für neue Doktoranden so angenehm wie möglich zugestalten. Zur Begrüssung aller neuen Doktoranden organisierte

Nottingham, University Park. Aussicht Garten vor dem Law and Social Sciences Gebäude.

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Corinna Seiberth imSherwood Forestunterwegs

IMPReSSUM

Herausgeberin Universität luzern, öffentlichkeitsarbeit

leiter: erich aschwanden

Redaktion Martina Pletscher

Layout Maurus Bucher

Korrektorat Markus schoch

Auflage 2000 exemplare

Inserate go! Uniwerbung, st. Gallen

Kontakt Universität luzern, öffentlichkeitsarbeit

Frohburgstrasse 3, 6002 luzern

[email protected]

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 9. Januar 2012

die school of law eine einführungsveranstaltung. in kürzesterZeit lernte ich andere Doktoranden aus dem ersten, zweiten unddritten Jahr kennen. es wurden auch einige Freizeit-events wäh-rend des semesters organisiert, bei denen man sich austau-schen konnte. Die Universität wirbt mit ihrer internationalen aus-richtung. neben mehreren standorten in nottingham gibt esauch einen campus in ningbo (china) und den semenyih campusin Malaysia. Die Zusammensetzung der Doktorandengruppe isttatsächlich sehr international: unter anderen sind engländer,iren, Griechen, Portugiesen, nigerianer und thailänder dabei.Viele beschäftigen sich auch mit völkerrechtlichen Fragestellun-gen. so entstanden schnell interessante Gespräche und Be-kanntschaften, die bis zum ende des Jahres zu echten Freund-schaften wurden.

förderung und Unterstützung junger forschenderBereits zu Beginn meines aufenthalts ist mir aufgefallen, dass ander school of law in nottingham die Doktorierenden als eigen-ständige Forschende im Zentrum stehen und gefördert werden.Jeder Doktorand hat einen supervisor, den er einmal im Monattrifft, um den Fortschritt der Dissertation zu besprechen. DieseGespräche waren extrem wertvoll für den Fortschritt meiner ar-beit. Zusätzlich dürfen nach absprache mit dem jeweiligen Pro-fessor auch ll.M.-Vorlesungen besucht werden. ich besuchte diell.M.-Vorlesung meines supervisors nigel White zum thema«Post conflict situations in international law». im rahmen dieserVorlesung hielt ich einen Vortrag über aktuelle entwicklungenbeim einsatz privater Militär- und sicherheitsfirmen für Peaceoperations der Uno. Bei dieser Gelegenheit konnte ich mich mitll.M.-studenten über die Fragestellung meiner Dissertation aus-tauschen. ausserdem wurde ein «legal research Methods» Mo-dul angeboten, welches sich an Doktoranden im ersten Jahr rich-tet. teil dieses seminars sind ein Vortrag und eine schriftlichearbeit zur Methodik des Dissertationsprojekts. Der Besuch diesesModuls ermöglicht spannende einblicke in die rechtstradition unddie wissenschaftliche Methodik, die an englischen Universitätengelehrt wird. Dies hat mich auch angeregt, meine eigene Methodikzu überdenken und wo nötig zu optimieren. schliesslich wird vonder school of law einmal im Jahr ein Forschungstag veranstaltet,an dem alle Doktoranden ihre Projekte vorstellen. auch damit wirdder akademische austausch zwischen Doktoranden und Profes-soren gefördert. Ziel ist es, eigenständige, selbstbewusste For-scherinnen und Forscher auszubilden, die nach abschluss ihrerDissertation die nötigen Fähigkeiten für ihre berufliche laufbahnhaben.

Zusätzlich werden laufend seminare und Workshops, sowie Gast-vorlesungen aller Fakultäten zu verschiedenen themen angebo-ten, zu deren Besuch alle studierenden der school of law ermu-tigt werden. ein besonderer schwerpunkt liegt dabei auf demBereich Völkerrecht, insbesondere der Menschenrechte. DasMenschenrechtszentrum der school of law veranstaltet einestudentenkonferenz, einen wöchentlichen Filmabend und einesummerschool, die sich mit der Umsetzung der Menschenrechts-instrumente der Uno befasst. Diese einwöchige Veranstaltungwar ebenfalls einer der höhepunkte meines aufenthalts, denn siegab einblick in die praktische tätigkeit von Völkerrechtsexpertenfür die Uno. Dabei kamen Praktiker, studenten und Professorenzusammen und erläuterten und diskutierten aktuelle entwicklun-gen zu diesem thema. Den abschluss der summerschool bildete

eine Gruppenarbeit mit Präsentation. Unsere Gruppe wurde be-auftragt, aufgrund einer Fallstudie zum erdbeben in haiti einestrategie zu entwickeln. Dabei mussten zuerst Probleme im Be-reich der Menschenrechte identifiziert werden, um danach zuentscheiden, welche schutzmechanismen innerhalb der Unozum einsatz kommen und wie diese umgesetzt werden sollten.

Die stadt nottingham hat nicht nur eine exzellente Universität zubieten, sondern auch eine lebendige und vielseitige Musikszene– genau die richtige Mischung aus einem motivierenden akade-mischen Umfeld und entspanntem social life in den gemütlichencafés, Pubs und Musiklokalen der stadt. Dabei kommen natürlichauch Fish and chips und scones nicht zu kurz. robin hood habeich bisher noch nicht persönlich getroffen, aber vielleicht kommtdas noch.

Rascher Abschluss der Dissertation dank des SNf-Stipendiumsaus eigener erfahrung weiss ich, dass es nicht immer leicht ist,wissenschaftliches arbeiten am lehrstuhl und die arbeit an derDissertation unter einen hut zu bringen. Vor kurzem habe ich ei-nen positiven Verlängerungsbescheid erhalten und darf nun bisapril 2012 meine Dissertation in nottingham fertigstellen. Dasstipendium des snF eröffnete mir berufliche Perspektiven undermöglichte mir inspirierende akademische Bekanntschaftenund Freundschaften zu schliessen. Deshalb kann ich jeden Dok-torand und jede Doktorandin nur dazu ermutigen, ein Gesuch fürein snF stipendium für angehende Forschende einzureichen.

Corinna Seiberth ist Doktorandin der Rechtswissenschaftlichen Fakultätund arbeitet als SNF-Stipendiatin an der Universität Nottingham.

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Folgenloses Wissen

in seiner antrittsvorlesung hinterfragte christoph hoffmann,ordentlicher Professor für Wissenschaftsforschung, den statusund anspruch des wissenschaftlichen Wissens und erklärte,wie wissenschaftliche erkenntnisse ein eigenleben haben undunvorhersehbare Verläufe nehmen.

■ hyo yoon KanG

im März 2010 trat christoph hoffmann die Professur für Wissen-schaftsforschung an der Universität luzern an. sein akademi-scher Werdegang spiegelt die inhaltliche und methodische Viel-falt des Faches selbst. als er in den literaturwissenschaften miteiner arbeit über die rolle der experimentalpsychologie in dentexten des schriftstellers robert Musil promovierte, war ihm viel-leicht nicht klar, dass er bereits im weitesten sinne Wissen-schaftsforschung betrieb. Damals, wie auch jetzt, interessierteer sich für die entstehungsbedingungen des wissenschaftlichenWissens, untersuchte die darin gegebenen annahmen und mate-rialen Umstände ebenso wie die Verknüpfungen zu anderen Be-reichen von Kultur und Gesellschaft. in seiner habilitationsschrift«Unter Beobachtung. naturforschung in der Zeit der sinnesappa-rate» studierte er das historisch veränderliche Verständnis dersinneswahrnehmungen in der Wissenschaft. Danach folgte – alseine art selbstreflexion der eigenen arbeitspraxis in den archi-ven – ein Forschungsprojekt über «Wissen im entwurf. schrei-ben und Zeichnen als Verfahren der Forschung», das er am Max-Planck-institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin leitete,bevor er den ruf nach luzern erhielt.

seine jetzigen Forschungsinteressen, die weiterhin von einer af-finität und sensibilität für schreiben und lesen als wissen-schaftliche techniken geprägt sind, widmen sich dem schriftgutals Forschungsobjekt und Datenquelle in den Wissenschaften –nicht nur in den naturwissenschaften, sondern auch den sozial-und Geisteswissenschaften. Darüber hinaus beschäftigt sichchristoph hoffmann in einem anderen Projekt mit einem For-schungsunternehmen über akustische Kommunikation bei Fi-schen, womit er unter anderem die anthropozentrischen annah-men über sprache und Kommunikation hinterfragen möchte.Man könnte also seine arbeit als ein ständiges «hin und her»,oder von rechts nach links nach rechts, zwischen Wissen-schaftsgeschichte und literaturwissenschaft verstehen. VonFragen nach den Prozessen der Forschung geleitet, auf denenunvorhersehbar und keineswegs geradlinig Wissen entsteht undGeltung erlangt, ist somit seine arbeit wie auch das Fach Wissen-schaftsforschung selbst schwer in traditionellen akademischenDisziplinen kategorisierbar und profitiert von den Perspektiven,die aus situationsbedingten Zwischenräumen jenseits von diszi-plinären Gefügen und Universalsystemen gewonnen werden kön-nen.

Das thema von christoph hoffmanns antrittsvorlesung war «Fol-genloses Wissen» und beschäftigte sich mit den Fragen nachdem status und der Bedeutung von scheinbar unbeachteten undzunächst von keinen Konsequenzen begleiteten erkenntnissen.hoffmann zeigte, aus welchem Verständnis von wissenschaft-licher erkenntnis sich die rede von ‹folgenlosem Wissen› speist.Davon auszugehen, dass wissenschaftliche erkenntnisse Folgenhaben müssten, sei symptomatisch für ein Wissenschaftsver-ständnis, das sich die ökonomie und rationalität wissenschaft-licher arbeit gleichsam als reibungslose Maschine vorstelle.

folgenloses Wissen als verkannter Vorläufer, übersehene ent-deckung und Idealbild der Wissenschafthoffmann begann mit einem sehr prominenten Fall vom folgenlo-sen Wissen, nämlich mit dem Fall Mendel. im Jahr 1865 ver-öffentlichte der Benediktinermönch Johann Gregor Mendel eineabhandlung über Züchtungsversuche an der Gartenerbse, in derer detailliert die Vererbungsprozesse von bestimmten Merk-malen über mehrere Generationen dokumentierte. es dauerte35 Jahre, bis Mendels Bemühungen und erkenntnisse weiter-gehende Folgen zeitigten. im Jahr 1900 publizierten die dreiBiologen carl correns, erich von tschermak und hugo de Vriesunabhängig voneinander Forschungsergebnisse, die den Beob-achtungen Mendels ähnelten. alle wiesen nachdrücklich auf Men-dels Publikation hin. Dieses zeitliche und inhaltliche Zusam-mentreffen wird retrospektiv oft als ein formativer Punkt in derentstehungsgeschichte von Genetik des 20. Jahrhunderts be-zeichnet.

Die Frage, die sich heute stellt und die auch bereits direkt nachder «Wiederentdeckung» Mendels vom britischen Biologen Gre-gory Bateson geäussert wurde, ist, wie es dazu kommen konnte,dass Mendels arbeit so lange ignoriert wurde. Zahlreiche erklä-rungsversuche wurden angestellt; Michel Foucault etwa vermu-

Pisum

sativum

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tete, dass Mendel sich nicht «im Wahren des biologischen Dis-kurses seiner epoche» aufgehalten hätte. Für hoffmann stellendiese wissenschaftshistorischen Versuche, die 35-jährige «Fol-genlosigkeit» von Mendels arbeit zu verstehen, das symptomeines unzureichenden Verständnisses des wissenschaftlichenerkenntnisprozesses dar. solche retrospektiven erklärungenwürden versuchen, die «Wiederentdeckung» Mendels entwederals ein Versagen der rezeption oder als ein nachvollziehbaresÜbergehen einer nicht besonders bemerkenswerten arbeit zubegründen. Diese erklärungen beruhten auf der annahme einerWissenschaft, die rational und effizient erkenntnisse erfasstund akkumuliert. Dasselbe gelte für die rückwirkende einordnungMendels als (zu früh gekommenen) «Vorläufer».

Wie George canguilhem aufzeigt, hängt wissenschaftliche er-kenntnis situativ von einer Konstellation von gegebenen Begrif-fen, objekten und techniken ab – anders gesagt, was aus Men-dels einsichten im Jahr 1900 wurde, ist nicht ohne Weiteresvergleichbar mit Mendels eigenem Verständnis seiner arbeit 35Jahre früher. Der Begriff des Vorläufers beruhe auf der falschenannahme, dass die Wissenschaft nur einen richtigen, faktischvorgegebenen Weg nehmen könne, sodass jede andere abwei-chende entwicklung nur als Umweg, falsch oder verkannt erfasstwürde. Das letztere erklärungsmodell, dass entdeckungen über-sehen wurden, entweder vom entdecker selbst oder von ande-ren, die ihnen kein Gehör geben, übersehe auch, so hoffmann,dass entdecken und Übersehen, Wissen und nichtwissen vonden Zeitumständen und der spezifischen Konstellation der wis-senschaftlichen Praxis bestimmt werden.

Lesen und Rezeption als notwendige Bricolagehoffmann betonte, dass derartige theoretische Fragen nach demstatus von Wissen nicht nur ein geistiges spiel einer akademi-schen Minderheit darstellten, sondern zum Beispiel auch «dazu

dienen, konkurrierende Behauptungen über den Klimawandel zubewerten», wie es im report des intergovernmental Panel on cli-mate change im Jahr 2007 heisst. Die dort in der einleitung ent-wickelten ideen über den Verlauf wissenschaftlicher arbeit zeich-neten, so hoffmann, ein Bild der Forschungspraxis, das durcheffizienten wissenschaftlichen informationsaustausch und grad-linige Wissensakkumulation gekennzeichnet ist. hierzu passenheutige ansätze, den erkenntnisgewinn der Wissenschaftendurch eine optimierung ihrer informationsflüsse zu steigern.nach hoffmann ist allerdings die Frage, ob hier nicht die effizienzder Wissensverwaltung mit der effizienz der nutzung des ver-walteten Wissens verwechselt wird. Wie einige studien zur re-zeption wissenschaftlicher Publikationen zeigen, ist der normal-fall wissenschaftlicher literatur eher, dass sie nicht gelesenwird. aber selbst wenn sie gelesen wird, stellte hoffmann dieFrage: Was heisst lesen in einem solchen Verständnis?

Mit Blick auf eine studie des soziologen andrew abbott über dieZitiergewohnheiten in seinem Forschungsbereich argumentiertehoffmann, dass abbotts Untersuchung auf der zweifelhaften an-nahme basiert, dass es so etwas wie ein vom autor genehmigtenstandard des «richtigen lesens» oder der interpretation gibt, andem die richtigkeit oder Falschheit von Zitaten gemessen wer-den könne. er entgegnete: «Zitieren heisst nicht zu reproduzie-ren, sondern das Zitierte in ein neues sinngefüge einzupassen.»Wie roland Barthes schrieb, sei lesen eine fundamentale «zer-splitternde und streuende» tätigkeit. hoffmann betonte, dassdas resultat des lesens nicht eine Wiedergabe einer uniformenBedeutung oder eines zutreffenden Zitats sei, wenn es so etwasüberhaupt gäbe. sondern lektüren hätten notwendigerweise Fol-gen, die nicht leicht auszurechnen und antizipierbar sind. Zudemseien die Folgen, die sich mit erkenntnissen im Moment ihrer Mit-teilung verknüpften, nicht notwendig identisch mit den Folgen,die ihnen später zugeschrieben werden.

Der Wahrheitsanspruch der Wissenschaftim letzten teil seiner antrittsvorlesung identifizierte christophhoffmann den besonderen Geltungsanspruch wissenschaftlicherarbeit und ihrer ergebnisse als den eigentlichen Kern des Unbe-hagens, das sich mit folgenlosem Wissen verbinden soll. Wissen-schaftliche erkenntnisse würden heute häufig mit einem Wahr-heitsanspruch auftreten, der ihre Beachtung verlangt. Folgen-loses Wissen untergrabe entsprechend diesen anspruch undwerde häufig als ausdruck irrationaler und gegenaufklärerischertendenzen in der Gesellschaft begriffen. Dagegen plädierte hoff-mann dafür, folgenloses Wissen nicht als störfall oder Versagender wissenschaftlichen arbeit zu verstehen, sondern als notwen-digen normalfall. Damit ist ein Bild von der Wissenschaft ge-meint, das erkenntnisprozesse nicht linear und stetig voran-schreitend begreift, sondern als eine Verflechtung von einsichtenund dadurch aufgeworfenen neuen Fragen, die nicht absehbarund auch nicht zwangsläufig sind. ein Zitat des Mikrobiologenund Wissenschaftstheoretikers ludwik Fleck, dessen arbeitenebenfalls für eine lange Zeit «folgenlos» blieben, bildete einentreffenden schlusspunkt der Vorlesung: «Wissenschaftliche er-gebnisse haben ihr eigenes leben, durchlaufen ihre eigenen Bah-nen.»

Hyo Yoon Kang ist Oberassistentin an der

Professur für Wissenschaftsforschung.

Christoph Hoffmann

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ansprache; unter den Gästen befanden sich aucherste Kooperationspartner des Programms.

Primius soll massgeblich über Drittmittel finanziertwerden. anregungen für das Programm oder für diefinanzielle Unterstützung dieses Programms neh-men andreas Furrer oder der FakultätsmanagerMarcel amrein entgegen. Weitere informationenzum Förderprogramm, Zulassungsbedingungenund möglicher Partnerschaft unterwww.unilu.ch/primius.

Andreas Furrer ist Professor für Privatrecht, Rechtsverglei-chung, Internationales Privatrecht und Europarecht an derRechtswissenschaftlichen Fakultät.

primius: Begabtenförderung derrechtswissenschaftlichen Fakultät

■ anDreas FUrrer

Die rechtswissenschaftliche Fakultät bietet seitherbstsemester 2011 das innovative Begabtenför-derungsprogramm primius an. Damit sollen diejeni-gen studierenden und Doktorierenden besondersgefördert werden, die sich sowohl durch einen sehrguten notendurchschnitt als auch durch eine viel-fältige Persönlichkeit auszeichnen. Kandidatinnenund Kandidaten mit einem notenschnitt von ma-gna oder summa cum laude durchlaufen ein pro-fessionell durchgeführtes assessmentverfahren.

Mit dem primius-Programm setzt die rechts-wissenschaftliche Fakultät ein Zeichen, dass ihrdie Förderung dieser besonders begabten studie-

renden ein wichtiges anliegen ist. Die Fakultätunterbreitet ihnen jeweils ein attraktives semes-terprogramm mit fachübergreifenden und stu-dienergänzenden angeboten. Dahinter steht derWunsch, diese Personen auf anspruchsvolle aufga-ben im späteren Berufsleben in Wissenschaft,Wirtschaft, Justiz und Verwaltung vorzubereiten.angeboten werden u.a. Workshops, Kurse, casestudies, Besichtigung von Unternehmen, Mitarbeitan Forschungsprojekten der Fakultät sowie interneMittags- und abendveranstaltungen.

Das primius-Programm startete mit dem Kick-off-event am 17. oktober 2011. an dieser Veran-staltung hielt der Präsident des schweizerischenanwaltsverbands, Beat von rechenberg, die Fest-

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■ rolanD norer

Der Zertifikatslehrgang agrarrecht, der sich an Juristinnen undJuristen, agrarökonominnen und -ökonomen und alle anderen,die beruflich mit rechtsfragen im Bereich landwirtschaft, ernäh-rung und Umwelt konfrontiert sind, richtet, vermittelt allgemeineund landwirtschaftsspezifische rechtliche Grundlagen in derschweiz und stellt sie in den internationalen Zusammenhang.

Für den ersten Kurs haben sich 30 teilnehmerinnen und teilneh-mer aus unterschiedlichen Bereichen angemeldet, vom anwaltbis zum landwirt, vom Berater bis zum Verwaltungsmitarbeiter.in den beiden startmodulen wurden anhand theoretischer inputsund der Bearbeitung kleinerer Fälle und Gerichtsentscheide inGruppen die verfassungsrechtlichen Grundlagen des schweizerlandwirtschafts- und ernährungssektors aufgerollt. Die einbin-

start des ersten cas agrarrecht

dung in den rechtsrahmen der Wto sowie in die entwicklungenin der eU (bilateraler Weg, autonomer nachvollzug, cassis deDijon) stiessen auf reges interesse und spannende Diskussio-nen. Der lehrgang dauert 1½ Jahre und besteht aus insgesamtzehn Modulen, die jeweils freitags und samstags im Uni-Gebäudedurchgeführt werden. themen wie Vertragsgestaltung, Direkt-zahlungen, steuerrecht, Bodenrecht, raumplanung oder immo-biliarsachenrecht werden das rechtliche spektrum weit auffä-chern. Da der erste Kurs sehr gut nachgefragt wurde, bestehtbereits eine Warteliste für den zweiten lehrgang, der im herbst2013 starten wird. Die Universität luzern verankert sich damit ineinem Wirtschaftsbereich, der für den agrarkanton luzern vongrosser Bedeutung ist.

Roland Norer ist Professor für Öffentliches Recht und Recht des ländlichenRaumes.

im september 2011 startete der erste Kurs des neuencas agrarrecht an der rechtswissenschaftlichen Fakultätder Universität luzern.

■ alexanDer JUnGMeister

in Gesellschaft und Wirtschaft ist ein Wertewandel hinsichtlichder art und Weise wirtschaftlichen handelns und der unterneh-merischen tätigkeit feststellbar. Die reine eindimensionale Ge-winnmaximierung gilt nicht mehr als das Mass der Dinge. Vordiesem hintergrund gewinnt der Genossenschaftsgedanke alsechte alternative zur aktiengesellschaft weltweit an stellenwert.

trotz des steigenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen an-sehens genossenschaftlich strukturierter Unternehmen sowieder in den letzten Jahrzehnten stattfindenden evolution des Ge-nossenschaftswesens in der rechtspraxis fehlt eine umfas-sende wissenschaftliche abhandlung zum schweizerischen Ge-nossenschaftsrecht. Diese lücke soll im rahmen einer umfas-senden Kommentierung der einschlägigen obligationenrecht-lichen Bestimmungen (art. 828 bis 926 or) im renommiertenBerner Kommentar geschlossen werden. Der Berner Kommentar

Berner Kommentar zum Genossenschaftsrecht

wurde bereits im Jahre 1909 gegründet und hat sich laufe derJahrzehnte zu einem der umfassendsten und wichtigsten Werkeder schweizerischen juristischen literatur entwickelt. Das auto-renteam, bestehend aus den Professoren Peter Forstmoser undFranco taisch sowie den Doktoranden ingrid D’inca und tiziantroxler, wird einerseits die bestehende Berner Kommentierungzum Genossenschaftsrecht überarbeiten, aktualisieren und ver-vollständigen. andererseits werden grundlegende, in der rechts-wissenschaft weitgehend ungeklärte und strittige Fragen zumGenossenschaftsrecht aufgearbeitet und entsprechende lö-sungsansätze dargelegt sowie eine systematisch-analytischeDarstellung der gesamten thematik geschaffen. Das Projekt wirddurch die Finanzierung einer Doktorandenstelle durch denschweizerischen nationalfonds (snF) unterstützt.

Alexander Jungmeister ist Geschäftsführer des Instituts für

Unternehmensrecht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät.

Das Genossenschaftsrecht ist wissenschaftlich noch nichtumfassend aufgearbeitet. ein luzerner Juristenteam schliesstdiese lücke nun mit einem neuen Kommentar und erarbeitetantworten auf noch offene Fragen.

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■ Walter FellMann | cornelia siDler

Die rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität luzern be-trachtet die wissenschaftlich fundierte Weiterbildung von Juris-tinnen und Juristen als eine ihrer zentralen aufgaben. seit baldzwei Jahren existiert daher an der Fakultät die stelle «Weiterbil-dung recht», die sich dieser aufgabe annimmt. Unter der leitungvon Walter Fellmann und der administration von cornelia sidlerstartete «Weiterbildung recht» im herbstsemester 2010 undFrühjahrssemester 2011 mit der organisation von tagungen. alssehr erfolgreich erwies sich die Veranstaltung «express-Fortbil-dung für anwältinnen und anwälte». schnell stand deshalb fest,dass diese Veranstaltung in den nächsten Jahren fortgeführtwird.

Ziel der «express-Fortbildung» ist es, anwältinnen und anwältein einer Feierabendveranstaltung von 18 bis 20 Uhr im jeweiligenFachgebiet praxisnah über aktuelle entwicklungen zu orientierenund ihnen die wichtigsten Urteile des laufenden Jahres und de-ren tragweite zu erläutern. im laufenden herbst- und im kom-menden Frühjahrssemester sind die folgende referentinnen undreferenten engagiert: am 23. november 2011 Paul eitel im Facherbrecht, am 14. Dezember 2011 Walter Fellmann im schadens-recht, am 25. Januar 2012 andreas Furrer im Vertragsrecht (ob-ligationenrecht), am 8. Februar 2012 Bernhard rütsche imVerwaltungsrecht, am 29. Februar 2012 lorenz Droese im Zivil-prozessrecht, am 4. april 2012 andreas eicker im strafprozess-recht, am 9. Mai 2012 regina aebi-Müller im Familienrecht undam 6. Juni 2012 andreas eicker im strafrecht. neu in dieser Ver-anstaltungsreihe sind die Fächer Zivilprozessrecht und strafpro-zessrecht.

neben dieser Feierabendveranstaltung konnten schon 2010 und2011 drei tagungen mit grossem erfolg durchgeführt werden, sodie «1. luzerner transport- und logistiktage» unter der leitungvon andreas Furrer und alexander von Ziegler, der «1. luzernertag des stockwerkeigentums» unter der leitung von reginaaebi-Müller, Monika Pfaffinger und amédéo Wermelinger sowieschliesslich die tagung «Produktesicherheit und Produktehaf-tung: neue herausforderungen für schweizerische Unterneh-men» unter der leitung von Walter Fellmann und andreas Furrer.

alle drei tagungen werden 2012 mit neuen themen wiederholt:am Freitag, 23. März 2012, findet die tagung «Produktesicher-heit und Produktehaftung: Die schonzeit für hersteller, importeurund händler ist vorbei!» statt. Unter der leitung von Walter Fell-mann und andreas Furrer gehen experten aus dem in- und aus-land den auswirkungen und offenen Fragen des PrsG und desPrhG nach. neben den organisatoren werden als referenten

Weiterbildung recht

sprechen: alexander Brunner, Joachim hess, thomas Klindt,christoph Müller, helmut studer und rainer Wey. eine interes-sante tagung, nicht nur für Juristinnen und Juristen.

am Donnerstag, 29. März 2012, folgen die «2. luzerner trans-port- und logistiktage» unter der leitung von andreas Furrer undalexander von Ziegler in Zusammenarbeit mit dem ssc swissshippers’ council. Diese tagung findet wiederum im Verkehrs-haus der schweiz in luzern statt – tagung und tagungsort kön-nen nicht besser zusammenpassen. Die tagung widmet sich alsschwerpunkt der zeitgerechten lieferung im Bereich der logis-tik, einer grossen herausforderung, die immer wieder zu ausein-andersetzungen zwischen Vertragspartnern führt, welche ihrenUrsprung oft in unsorgfältiger Planung, mangelhafter Kommuni-kation oder unklar abgefassten Verträgen haben. ein teil der re-ferenten und Panelteilnehmer kommt direkt aus der Praxis undaus unterschiedlichen Unternehmen. Die teilnehmenden erwar-tet eine abwechslungsreiche tagung mit viel Bezug zur Praxis.

am 15. Juni 2012 findet der «2. luzerner tag des stockwerk-eigentums 2012» statt, geleitet von amédéo Wermelinger. andieser tagung steht das nachbarschaftliche Zusammenleben derstockwerkeigentümer bzw. die Frage im Fokus, was geschieht,wenn Probleme auftreten. angesprochen an dieser tagung sindrechtsanwältinnen und rechtsanwälte, notarinnen und notare,richterinnen und richter sowie Verwaltungen von stockwerk-eigentümergemeinschaften.

am Donnerstag, 31. Mai 2012, findet unter der leitung von Bern-hard rütsche und Walter Fellmann die tagung «Medizinprodukte:regulierung und haftung» statt. Mit dieser tagung wird das Zent-rum für recht und Gesundheit (ZrG) der Universität luzern alsneues Kompetenzzentrum zum ersten Mal an die öffentlichkeittreten.

Die tagungen des Jahres 2011 schliessen mit einer nachmit-tagsveranstaltung zum thema «revision des sachenrechts –ein erster Überblick für eilige» ab. Diese tagung unter der Ägidevon Jörg schwarz stiess auf so grosses interesse, dass sieschon zwei Monate vor der Durchführung ausgebucht war undeine Wiederholung ins auge gefasst werden musste.

«Weiterbildung recht» ist also erfolgreich gestartet und freutsich zusammen mit interessierten teilnehmerinnen und teilneh-mern auf neue lehrreiche tagungen und seminare!

Walter Fellmann ist Professor für Schweizerisches und EuropäischesPrivatrecht, Cornelia Sidler Sekretärin an der RechtswissenschaftlichenFakultät.

neue Gesetze, geänderte Vorschriften. Für Juristinnenund Juristen ist ständige Weiterbildung Pflicht.Die rechtswissenschaftliche Fakultät bietet entspre-chende Kurse an.

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ein «seminar auf rädern»

studierende aller drei Fakultäten der Universität luzernnahmen vom 10. bis 24. Juli 2011 an der mittlerweiletraditionellen israel-studienreise des instituts für Jüdisch-christliche Forschung teil.

■ siMon erlanGer

Die idee der studienreise des instituts für Jüdisch-christliche Forschung (iJcF) nach israel ist ebensoeinfach wie durchschlagend: einmal im Jahr denrahmen des seminarraums und des Vorlesungs-saals verlassen und die themen der Judaistik in-tensiv vor ort erleben.

Das Konzept des «seminars auf rädern» kommtgut an, die israelreise konnte aufgrund der grossennachfrage nun schon zum vierten Mal durchge-führt werden. Die reise mit insgesamt 21 teilneh-merinnen und teilnehmern führte per Bus von dernegev-Wüste über Jerusalem und tel aviv bis nachGaliläa im norden israels. sie vermittelte einen ein-blick in die Geschichte, die archäologie sowie dieKulturen und religionen des landes.

Studium an den OriginalschauplätzenDer schwerpunkt der reise lag dabei auf den klas-sischen themen der Jüdischen studien. themati-siert wurden aber auch die Frühgeschichte deschristentums und die Geschichte des islams. einVorteil der studienreise ist wie gesagt, dass diesevielfältigen themen an den authentischen original-schauplätzen behandelt und erlebt werden kön-nen. als Beispiel sei hier etwa der Besuch der Da-vid-stadt in Jerusalem genannt. neben der Be-sichtigung der neu ausgegrabenen mutmasslichen

Fundamente eines königlichen Palastes aus demersten Jahrtausend vor christus war auch die un-terirdische Wanderung durch die tunnel der Was-serversorgung Jerusalems zur biblischen Zeit einhöhepunkt. ebenso eindrücklich war der aufstiegdurch neu entdeckte, 2000 Jahre alte herodiani-sche strassen und Kanäle, welche die Uni-reise-gruppe als erste besichtigen durfte. Die offizielleeröffnung dieser stätten erfolgte erst einen Monatnach der iJcF-reise.

erwähnt sei auch Kapernaum, wo am schauplatzvon Jesu-Predigten die entstehung des christen-tums thematisiert wurde. in der Katakombe von

Beth schearim wurde nahe den Gräbern der Verfas-ser der Mischna die entstehung des rabbinischenJudentums diskutiert. in safed, seit dem 16. Jahr-hundert stadt der Kabbala, wurde die jüdischeMystik besprochen, in den neu ausgegrabenen mit-telalterlichen Kreuzritter-hallen in akko diskutiertedie Gruppe die Kreuzzüge. Die Zeit der osmani-schen herrschaft vom 16. bis zum20. Jahrhundertwurde beim Gang durch die ins Unesco-Verzeichnisaufgenommene altstadt von akko präsent sowiebeim Besuch einer osmanischen Karawanserei undder al-Jezzar-Moschee aus dem 18. Jahrhundert.

Referate von Studierenden vertiefen die ThemenGetreu dem Konzept des «seminars auf rädern»hatten die reiseteilnehmenden dabei im Vorfeldder reise jeweils kurze referate zu den einzelnenthemen vorzubereiten und diese dann vor ort zuhalten. Die ausführungen der teilnehmer wurdedann von iJcF-Mitarbeiter simon erlanger ergänztund vertieft. ein highlight waren die äusserst kom-petenten ausführungen des israelischen reiselei-ters Jonathan tannhaueser, der die Gruppe an sei-nem profunden Wissen nicht nur über Geschichte,archäologie und Kultur, sondern auch über Geogra-fie, Fauna und Flora teilhaben liess. so begegnetendie reiseteilnehmenden auch dem land israel undseinen landschaften.

Zum Beispiel auch dem negev. neben der grandio-sen Wüstenlandschaft standen dort auch die vomstaatsgründer Ben Gurion postulierte Besiedlungder Wüste, die bedrohte Kultur der Beduinen undfrühchristliche einsiedeleien in ein ovdat im Vor-dergrund. Unvergessen die eindrücklichen Wande-rungen auf einem teilstück der alten Weihrauch-route der nabatäer, ausgehend von den ruineneiner 2000 Jahre alten Karawanserei. natürlichdurfte auch das obligate Bad im toten Meer nichtfehlen, komplett mit Vortrag zur ökologie, Ge-schichte und Zukunft dieses von der austrocknungbedrohten, tiefsten salzsees der erde. ebensowenig fehlte der frühmorgendliche aufstieg aufMasada. auf dieser Bergfestung des herodes nahm

fORSCHUNg UND LeHRe

Aufstieg zu frühchristlichenEinsiedeleien im Ein Avdat-

Canyon in der Negev-

Wüste.

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Führung durch die Geistes- undSozialwissenschaftliche Fakultät der

Hebräischen Universität Jerusalem aufdem Scopus-Berg.

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19UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011

theologie trifft Kunst

Kunst und theologie arbeiten in ähnlicher Weise mit demVerstehen und Deuten von Botschaften. ein seminar imKunstmuseum machte die Gemeinsamkeiten deutlich.

■ sanDra rUPPli | sarah röcK

Bereits im Frühlingssemester 2011 konnten dieteilnehmerinnen und teilnehmer eines seminarsden neuen nachbarn der Universität luzern, dasKunstmuseum luzern (im KKl), näher kennenler-nen. Walter Kirchschläger, Professor für exegeseneues testament, und susanne Kudorfer, leiterindes Kunstmuseums, gaben studierenden der Uni-versität luzern sowie den Mitarbeitenden desKunstmuseums die Möglichkeit, an einem gemein-samen seminar mit dem titel «Die evangelien inder künstlerischen Darstellung anhand der samm-lung des Kunstmuseums luzern» in den räumendes Kunstmuseums luzern teilzunehmen.

Das Zusammentreffen von theologie und Kunstwar für beide seiten interessant und fruchtbar. Be-reichernd war der austausch, der im rahmen die-ses seminars stattfinden konnte, nicht zuletztdeshalb, weil er uns theologiestudierenden dieMöglichkeit bot, unsere Kenntnisse über die evan-

gelien und die heilige schrift Fachfremden ver-ständlich zu erläutern und zugleich, angeleitet vonMitarbeiterinnen des Kunstmuseums, die herange-hens- und auslegungsweisen eines Bildes zu erpro-ben. im Wort auslegung wird bereits deutlich, dassKunst und theologie mit ähnlichen Methoden ar-beiten. Beiden geht es um exegese, das Verstehen,die Deutung und Umsetzung einer Botschaft. Wo inden Bildern nach Farben und deren Bedeutung ge-sucht wird, wird in den evangelien nach sprach-lichen Gemeinsamkeiten und Unterschieden ge-forscht. Diese Gemeinsamkeit der auslegung hatdenn auch zu spannenden Diskussionen angeregt.

Mit hilfe verschiedener Methoden, z.B. der nach-stellung der Zeichnung «christuswunder: heilungeiner Kranken» von clara reinhard im Vergleich mitPerikopen aus dem Markus- und Matthäus-evange-lium, versuchten die seminarteilnehmenden, sichdem Bild und der schrift sowie den Künstlern undKünstlerinnen zu nähern. Das interesse war aufbeiden seiten gut spürbar und liess den Wunschlaut werden, diese Zusammenarbeit zwischenKunst und theologie weiter auszubauen.

Sandra Ruppli studiert Theologie, Sarah Röck istDoktorandin an der Theologischen Fakultät.

Nachstellung der Zeichnung«Christuswunder: Heilung einer

Kranken» von Clara Reinhardim Vergleich mit Perikopen aus

dem Markus- und Matthäus-Evangelium.

fORSCHUNg UND LeHRe

die Gruppe zum ersten Mal die Werke des antikenhistorikers Josephus Flavius zur hand, die in derFolge ständige reisebegleiter wurden, sei es beiden ausgrabungen der herodianischen hafenstadtcaesarea Maritima oder bei den historischen stät-ten arbel, caesara Philippi und Gamla im nordendes landes.

geschichtsträchtiges Jerusalem –pulsierendes Tel AvivZum Zuge kam Josephus Flavius aber vor allemauch in Jerusalem, wo die reisegruppe mehreretage verbrachte. Mit der Klagemauer, der Grabes-kirche und dem tempelberg wurden die heiligenstätten aller drei abrahamitischen religionen be-sucht und in der altstadt die wechselhaften Bezie-hungen zwischen den religionen thematisiert. an-hand von Besuchen in der holocaust-Gedenkstätteyad Vashem und auf dem herzlberg wurde auch diejüngere jüdische Geschichte diskutiert. Bei derKnesset wurde das politische system der israeli-schen Demokratie analysiert.

an der hebräischen Universität in Jerusalem kames zu einer wertvollen Begegnung mit studieren-

den, die von ihrem studentischen alltag erzählten.Wie unterschiedlich die lebenswelten sind, machteauch ein ausflug nach Bethlehem bewusst, ebensowie komplex das Zusammenleben der jüdischenund der arabischen Bevölkerung ist. Möglichkeiten,Jerusalem auf eigene Faust kennenzulernen, erga-ben sich dann noch in der Freizeit.

Wie prägend sicherheitsdenken und Bedrohungs-szenarien sind, wurde im norden israels klar, alsdie Beziehungen israels zu seinen nachbarn liba-non und syrien thematisiert wurden. Dabei kamenauch die chancen und Gefahren des «arabischenFrühlings» zur sprache. Wie künstlich die Grenzeneigentlich sind, zeigte der Besuch des zentralenheiligtums der Drusen. Diese über libanon, syrienund israel verteilte religiöse Minderheit ist demstaat israel gegenüber loyal, pflegt aber gleichzei-tig Kontakte und loyalitäten in die nachbarländerhinein.

Doch nicht nur «schwere» themen wurden ge-wälzt. ausser den vielen Wanderungen bei grosserhitze bleibt auch die abkühlende Kajakfahrt aufdem Jordan samt Wasserschlacht und strom-

schnelle in bester erinnerung. Die vielen gemeinsa-men essen, sei es unterwegs an Falafelbuden, inarabischen und jüdischen restaurants oder in denhotels, boten Gelegenheit zum ungezwungenenaustausch und zu angeregten Diskussionen.

Die reise endete in tel aviv, dem wirtschaftlichenund kulturellen Zentrum des landes. nach einerletzten Führung, die das Bauhaus-erbe von tel avivzum thema hatte, konnten die reiseteilnehmersich noch anderthalb tage lang von einer anstren-genden, aber eindrücklichen reise erholen und dasstrand- und nachtleben von tel aviv geniessen.

an dieser stelle gedankt werden soll den stiftun-gen, welche die studienreise grosszügig unterstüt-zen, und simone rosenkranz, welche vor vier Jah-ren die idee zur reise hatte und auch in diesemJahr massgeblich an den Vorbereitungen beteiligtwar.

Simon Erlanger ist Lehr- und Forschungsbeauftragter fürJudaistik.

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20 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011fORSCHUNg UND LeHRe

Melissa Weissmann and Peter Bär had their best semesterwhile taking part in the inter-american Moot court.

Good Morning Mr. President

■ By Melissa WeissMann anD Peter BÄr

«honorable members of the court and opposing counsel. May itplease the court …»

how often did we practice our speeches? and how often were weinterrupted by one of our coaches with the words «But coun-sel …?» it sometimes felt like a million times. looking back onthe inter-american Moot court competition three questions arise:

Was it tough? – It sure was!it is almost impossible to count our meetings in lucerne to dis-cuss our memorial that was due in March, or how often we there-after practiced our pleading in front of our coaches, only to fi-nally present it three times in Washington, D.c.

Was it worth it? – It sure was!looking back at this intense experience we were privileged tohave, we must conclude that all the late night hours, the relent-less questioning and the never ending research was absolutelyworth the experience. after having stood in front of strangerspleading our case – knowing that they will grade our perform-ance as well as our knowledge of the case and the case law sup-porting our claim – we knew we were definitely ready to step

confidently into the legal profession. (one other thing was forsure, too – speaking in public would never be a problem for usanymore.)

Would we do it again? – We sure would!not only would we do it again, we would recommend it to anyonewho gets the chance to participate in a moot court. it is such agreat adventure you will go on. and in our case, we were accompa-nied and supported by an absolutely great team of coaches (Prof.alexander Morawa, Dr. xiaolu Zhang-coenen, and Peter coenen,ll.M). it all started with them picking us as a team. We instantlyconnected and had a lot of fun together discussing the case dur-ing endless hours of skyping despite the vast amount of research,drafting and amending we were going through. our coaches helpedus improve our memorial, our pleadings and our presentationskills, not by being nice but by challenging us every day anew.

once we finally arrived in Washington, D.c. the experience rose toa new level – a truly international one. People from all over theworld met for one week with the exact same goal: feeling themagic of a moot court competition, which offers an authenticglimpse into the world of a human rights attorney. When lookingat it in this context, it is obvious and clear why we made so manynew friends with which we explored Washington, Dc in our freetime and always had something to talk about.

Being in Washington, D.c. and getting ready – although youmight not feel ready – to give our pleading was great! even wak-ing up at 7:30 am and realizing that we were suddenly scheduledfor an additional oral round at 8 am was, in retrospect, incrediblefun. We actually made it on time. it was really interesting towatch the other teams plead and discuss with them their ideasand thoughts on the case afterwards. in short: it was the bestsemester we ever had!

and we will never forget the case and, to this day, we still – withall due respect to the reasoning of the respondent state – standfirmly by our arguments and assert that they have been sub-stantially proven.

Melissa Weissmann and Peter Bär are law students and took part in theInter-American Moot Court.

Melissa Weissmann and Peter Bär

Gastprofessur iJcF wish history der Bar-ilan-Universität in ramat Gan,israel. seit 2007 ist er zudem akademischer Direk-tor des Jerusalemer leo Baeck instituts. shmuelFeiner zählt zu den international renommiertenForschern zu moderner jüdischer Geschichte undim Besonderen zur jüdischen aufklärung (haskala).er wurde mit zahlreichen Preisen für seine akade-mischen leistungen ausgezeichnet, zuletzt 2011mit dem humboldt-Forschungspreis.

Denis Maier ist Assistent am IJCF.

■ Denis Maier

Die Kulturrevolution der jüdischen aufklärung (ha-skala) ist das thema der Gastprofessur vonshmuel Feiner am institut für Jüdisch-christlicheForschung (iJcF) im Frühjahrssemester 2012. Fei-ner wurde 1955 in tel aviv, israel, geboren. seit2001 ist er Full Professor am Department of Je-

Shmuel Feiner.

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21UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011 fORSCHUNg UND LeHRe

the lucerne academy says goodbye to the Union

students from all over the world attended the lucerne academyfor human rights implementation 2011.

■ By xiaolU ZhanG coenen

the third session of the lucerne academy for human rights im-plementation started off in bittersweet fashion as the programand the University bid farewell to the site of the summer schoolfor the past 3 years – the Union building at löwenstrasse 16.the faculty and students of the law faculty have many fondmemories of the old hotel turned school building. it was here thatthe very first summer school opened in 2009. it was also fittingthat the very last event for the building would be the lucerneacademy.

this year’s academy turned out to be one of the most excitingand fulfilling experiences, both for the students and the staff.students arrived in lucerne from all over the world to attend theprogram once again. this year we welcomed students from swit-zerland, Germany, the netherlands, Brazil, china, Denmark, aus-tralia, and israel. students were immediately thrown into theirstudies by forming groups for the moot court. «the academywas a great and challenging experience and a unique opportunityto learn more about human rights in an international setting,»said iva Marelli, a participant in this year’s session.

First for our students, we offered a variety of classes to choosefrom. this year, renowned professors from all over the worldcame to lucerne to teach classes such as human rights andForeign investment, crimes against humanity, the right to Pri-vacy, and many others. the professors were amazed at the levelof knowledge and the enthusiasm displayed by the participants.

During lunch, participants had the opportunity to hear from a di-verse yet fascinating group of speakers on subjects such as lawand love, the politics of the national anthem in israel, competi-tion law in china, and disability rights. students enjoyed the freelunch and the opportunity to get to know the speakers and theirprofessors a little better.

Highlight: The geneva excursionof course, no article about the lucerne academy would be com-plete without mentioning the highlight – the Geneva excursion.this year we attended briefings at the World organization againsttorture (oMct), the international commission of Jurists, and theoffice of the high commissioner for human rights. the trip wasalso followed by a tour of the Palais des nations. students evenreceived the pleasure of looking into the human rights councilroom for the first time. it was a trip that followed several weeksof diligent studies and a chance for the students to explore anew city and get to know each other better.

Summer School Moot Court: An internship for the winnerFor the past 3 years, the core feature of the summer school hasbeen the moot court competition. students are exposed to whatwe call a «moot court boot-camp» in which they are quicklythrown into a litigation type scenario and are required to submitbriefs and perform research, culminating in an oral argument be-fore judges. the final event for the Union building was an all-daypreliminary round for the moot court, in which professors, as-sistants, and invited guests judged the oral rounds of the sum-mer school moot court. it was an exciting day, packed with ex-citement and drama. the students performed remarkably, andthe four teams that made it into the semi-final rounds were someof the best teams the competition has ever seen.

after the semi-final and final rounds of the competition were heldat the obergericht in lucerne, the team of Darja schwyter (swit-

Good bye «Union»! In 2012 the Lucerne Academy for Human RightsImplementation will be held in the new building.

The Geneva Excursion is a highlight every year.

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22 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011

Gregorianik: reise zu den Quellen der BruderKlaus Verehrung in der Zentralschweiz

Das früheste offizium zu ehren von Bruder Klaus geriet fast in Vergessenheit. nun ist esGegenstand von Forschung und lebendige Praxis zugleich.

■ DaViD eBen

«an euch also, allerweiseste senatoren [von luzern], eingedenkder empfangenen Wohltaten, richte ich nicht unbillig meinenWunsch und euch schicke ich diese historia des nikolaus undwidme sie eurem namen.»

Mit diesen Worten widmete heinrich Gundelfingen, chorherr desstifts Beromünster, im Jahre 1488 seinen Zyklus von choralge-sängen zu ehren von Bruder Klaus der stadt luzern. am 25. sep-tember – dem Bruder-Klaus-Fest – sang die choralschola derJesuitenkirche luzern unter der leitung von David eben in derJesuitenkirche die Vesper mit dem repertoire dieses offiziums.nach mehreren Jahrhunderten fanden somit die Gesänge Gun-delfingens wieder den Weg in die liturgie.

Choralgesänge als zeichen grosser VerehrungDas historisch früheste offizium zu ehren von Bruder Klaus istsicher einer besonderen Beachtung würdig, und zwar ebensovom historischen als auch vom künstlerischen standpunkt. esist z.B. ungewohnt, dass wir den Urheber der Gesänge genaukennen. heinrich Gundelfingen studierte an den Universitätenheidelberg und Freiburg im Breisgau und wurde an der zweitge-nannten Professor für Poetik und redekunst. er war also einedurchaus kompetente Person für die Gestaltung dieses offizi-ums. obzwar man es nicht eindeutig beweisen kann, ist es wahr-scheinlich, dass er in den Jahren 1480/81 Bruder Klaus persön-lich in ranft besuchte. Jedenfalls war er ein grosser Verehrer deseinsiedlers und offenbar zweifelte er nicht an seiner heiligkeit.

Die tatsache, dass Gundelfingen die Gesänge des offiziums nichteinmal ein Jahr nach dem tod von Bruder Klaus schrieb und für

den liturgischen Gebrauch in luzern zur Verfügung stellte, be-weist, wie hoch das ansehen von Bruder Klaus schon damalswar.

Die texte der Gesänge lobpreisen den heiligen einsiedler vonranft, sie lassen auch gleichzeitig sein heimatland in dem vonBruder Klaus ausgehenden Glanz hell aufleuchten. Zum Beispielbezeigt die erste antiphon des nachtoffiziums seinem heimatbe-zirk ehre: «o felix Underwaldia» – «o glückliches Unterwalden,dem Gott durch die Frömmigkeit des seligen nikolaus Freude ver-lieh.»

Die Gesänge des offiziums entsprechen grundsätzlich dem stilder spätmittelalterlichen choralkompositionen. Die Melodien sindjedoch knapper und zugänglicher gestaltet, als es in vielen spä-ten choraloffizien üblich ist. in mancher hinsicht liess sich hein-rich Gundelfingen von der bisherigen offiziumstradition inspirie-ren; er hat aber auch deutlich seiner eigenen Kreativität freienraum gegeben. Die genaue musikhistorische erschliessung sei-nes Werkes bleibt aber noch eine aufgabe für die heutige choral-forschung.

es ist sicher zu wünschen, dass dieses erbe von liturgischen Ge-sängen, das so eng mit der luzerner Geschichte verbunden ist,weiter gepflegt wird; und zwar nicht nur als Forschungsthema,sondern auch als ein lebendiges repertoire, das in der Kirche zuehren von Bruder Klaus erklingen kann.

David Eben ist Assistenzprofessor für Gregorianik an der TheologischenFakultät.

zerland), Marion thomann (switzerland), and nienke de Jong(netherlands) emerged victorious. Ms. De Jong also won thecompetition’s Best overall Participant award. For the past 3years, all winners of this award have been offered internshipswith leading organizations as a prize (2009: ivana simic, oMct -Geneva; 2010: swantje Pabst, south african institute for ad-vanced constitutional, Public, human right and internationallaw – Johannesburg; 2011: nienke de Jong, oMct – Geneva).congratulations also go to iva Marelli (switzerland), alexandrasamati (switzerland), and sabine Juli (Germany) as the firstrunner-up in the team competition, and to régis Vuilliomenet(switzerland), scarlett estermann (switzerland), and eva Gillich(Germany) for winning the Best Memorial award.

even as we say goodbye to the Union building, we look forward tothe future lucerne academy that will be held in the new buildingat Frohburgstrasse 3. the new building and environment shouldmake for another exciting session. We invite all interested stu-dents to look at the website and apply.

www.lucerne-academy.ch

Xiaolu Zhang Coenen is Researcher and Assistant Director of the LucerneSummer Academy for Human Rights Implementation at the Law Faculty.

fORSCHUNg UND LeHRe

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23UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011 TAgUNgeN

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religion erleben?! erfahrungs- und resonanzräumefür das heilige erschliessenKinder und Jugendliche wachsen zunehmend ohne religiöse Praxis auf.Für die religiöse Bildung sind deshalb neue Formen der Vermittlung nötig.eine tagung zeigte Wege auf.

■ christoPh Gellner

Wie «tickt» religion? Wie kann für Kinder und Ju-gendliche heute die Weltwahrnehmung und -deu-tung von religion verstehbar werden? Wie ist reli-giöse Bildung überhaupt möglich, wenn immerweniger eine erlebnismässige Verankerung in einerbestimmten religiösen Praxis vorausgesetzt wer-den kann? Die wachsende Ferne vieler Kinder undJugendlicher zu gelebten Formen von religionerfordert einen veränderten Präsentationsmodusreligiöser ausdrucksformen. aus wissenssoziologi-schen, lernpsychologischen und religionspädagogi-schen Gründen sind insbesondere Möglichkeitender punktuellen Partizipation und teilhabe an reli-

gion erforderlich, weil nur so das Wissen durch er-fahrung erweitert und damit ein tieferes Verständ-nis des eigenen und des fremden handelns möglichwird. Das bildete den ausgangspunkt der religions-pädagogischen tagung luzern 2011, die am22. Juni vom institut für kirchliche WeiterbildungiFoK, dem religionspädagogischen institut rPi undder Professur für religionspädagogik der theolo-gischen Fakultät gemeinsam durchgeführt wurde.80 Personen aus der Deutschschweiz folgten dereinladung an die Universität luzern. Bot die Veran-staltung doch Gelegenheit zur vertiefenden re-flexion katechetisch-religionspädagogischen han-delns und praxisorientierten innovation inverschiedenen lernsituationen.

Religion erlebbar machenVerbunden ist damit eine ganz neue Wertschät-zung der ausdrucksformen des religiösen, eineneue aufmerksamkeit für seine körperlich-sinnli-chen erscheinungsformen und rituell-liturgischenVollzüge. sowohl die referate, welche die chancenund Grenzen eines religiösen lernens auslote-ten, das mehr ist als nur ein reden «über» reli-gion, als auch die verschiedenen Workshops zuKirchenraumPädagogik, liturgischer Bildung, Gottim schulalltag und zur Mystagogie in der kirchli-chen Jugendarbeit bestätigten denn auch die ein-sicht: Damit Kinder und Jugendliche die eigenartvon religion begreifen können, braucht es lernfor-men, die ermöglichen, der innenseite gelebter reli-gion zu begegnen.

Christoph Gellner ist Leiter des Theologischen Seminars Drit-

ter Bildungsweg (DBW) und des Instituts für kirchliche Wei-

terbildung an der Theologischen Fakultät.

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24 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011TAgUNgeN

■ stePhanie Klein

Die katholische Kirche der schweiz ohne Priester?nicht denkbar! Und doch werden sie immer weni-ger, die Priester. Das Pastoralsoziologische institutin st. Gallen (sPi) hat es nun genau wissen wollen.es erstellte eine studie, welche die entwicklung derPriesterzahlen in der schweiz in der Vergangenheitaufzeigt und hochrechnungen über die weitereentwicklung anstellt. Die ergebnisse sind ernüch-ternd: so nahm die anzahl der in der schweiz wohn-haften Diözesanpriester in den letzten zwanzigJahren um etwa 28 Prozent ab, oder in absolutenZahlen ausgedrückt: von 2156 im Jahr 1991 auf1560 im Jahr 2009. Diese entwicklung wird sich inden nächsten zwanzig Jahren fortsetzen: Bis zumJahr 2029 wird die Zahl der Priester noch einmalum 37 Prozent zurückgehen.

Selbstverständnis des Priesteramts musshinterfragt werdenDoch das reine Zahlenwerk bedarf der interpreta-tion. Was bedeuten die Zahlen für die Kirche? Wassind die Folgen? Und so wurden Personen in ganzunterschiedlichen Positionen der Kirche eingela-den, die Daten zu kommentieren. Das ergebniswurde in einem spannenden sammelband ver-öffentlicht (arnd Bünker, roger husistein [hrsg.]:Diözesanpriester in der schweiz. Prognosen, Deu-tungen, Perspektiven. Zürich 2011). Und damit dieerkenntnisse nicht zwischen Buchdeckeln archi-viert, sondern für die weitere Diskussion und Pla-nung fruchtbar gemacht werden, fand am 24. sep-tember eine tagung im Priesterseminar st. Beat inluzern statt. Der grosse andrang zeigte, wie sehr

das thema den Menschen unter den nägeln brennt.nach der Präsentation der brisanten studienergeb-nisse stellte rainer Bucher, Professor für Pastoral-theologie in Graz, in seinem Vortrag die entwicklun-gen der Priesterzahlen in den theologischen hori-zont des Zweiten Vatikanischen Konzils. aus dieserPerspektive verliert sich die Kirche nicht in der mo-dernen Gesellschaft (wie manche befürchten),sondern findet in ihr ihre genuine aufgabe. Die Ver-ortung in der ausdifferenzierten, pluralen Gesell-schaft fordert die theologische reflexion um dasselbstverständnis des Priesteramts heraus.«Müsste nicht die priesterliche hierarchie geradeauch in ihrem eigenen transformationsprozess fürdas radikale Vertrauen auf die Gnade Gottes in undmit seiner Kirche stehen?», fragt Bucher kritisch.«Das katholische Weihepriestertum hat mehrPhantasie und Kreativität verdient, als gegenwär-tig in seine Weiterentwicklung investiert wird.»

Jedenfalls wurde im Verlauf der tagung viel Phanta-sie freigesetzt. Die einschätzungen der lage sindebenso vielfältig wie die Wege der Bistümer im Um-gang mit der situation des Priestermangels. Dieswurde in einem hochrangig besetzen Podiumsge-spräch deutlich: Felix Gmür, Bischof des BistumsBasel/solothurn, Generalvikar Martin Grichting ausdem Bistum chur, erwin Koller von der herbert-haag-stiftung, Prof. eva-Maria Faber von der theo-logischen hochschule chur und thomas ruckstuhl,regens des Priesterseminars in luzern und Ver-treter der schweizerischen regentenkonferenz,machten in ihren statements die Vielfalt der Posi-tionen und der Wege des Umgangs mit dem rück-gang der Priesterzahlen sichtbar.

Solide Pastoral und attraktiveArbeitsbedingungen im Bistum BaselDie Frage nach den Priesterzahlen kann nicht iso-liert betrachtet werden von der Vielfalt der theolo-gischen Berufe. auf der Grundlage der theologiedes ii. Vatikanischen Konzils entwickelte die katho-lische Kirche ein neues selbstverständnis: ihrenwachsenden aufgaben der Verkündigung und dia-konischen Präsenz in der modernen Gesellschaftkommt sie durch eine Vielfalt von professionellenMitarbeitenden in ganz verschiedenen Berufennach.

so hat das Bistum Basel, das grösste Bistum derschweiz, seit Jahrzehnten eine solide Pastoral auf-gebaut, indem es theologinnen und theologen inunterschiedlichen Bereichen der Pastoral ein-setzte. Die vielfältigen entwicklungsmöglichkeitender pastoralen Mitarbeitenden, die weitreichendenKompetenzen in der seelsorge und die leitungs-verantwortung in den Gemeinden machten das Bis-tum weit über die Grenzen der schweiz hinaus be-kannt und zu einem anziehungspunkt. so gibt eshier bereits eine jahrzehntelang bewährte traditionder Gemeindeleitung durch Pastoralassisten-tinnen, während in anderen ländern erst jetztbegonnen wird, vorsichtig über solche Modellenachzudenken. Da in der schweiz nicht genugtheologinnen und theologen ausgebildet werdenkonnten, zog das Bistum über viele Jahre theolo-gieabsolventinnen aus Deutschland an. Doch in-zwischen werden diese auch in ihren heimatbistü-mern gesucht. Die theologische Fakultät luzernversucht deshalb verstärkt, schülerinnen undschüler in der schweiz und Berufstätige, die sich

eine studie und eine tagung zu Prognosen zur entwicklung der Priesterzahlen.

Priester in der schweiz

Foto:m

em-film

.de,photocase.de

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25UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011 TAgUNgeN

Diskurs und Menschenwürde

■ steFanie Wyss | reto stocKer

am 30. Mai 2011 fand an der Universität luzernunter der leitung von Klaus Mathis die tagung«Diskurs und Menschenwürde» statt. Zunächstbegrüsste regina aebi-Müller, Dekanin der rechts-wissenschaftlichen Fakultät der Universität lu-zern, das anwesende Publikum und die referentencarsten Bäcker und nils teifke. Beide haben bei ro-bert alexy am lehrstuhl für öffentliches recht undrechtsphilosophie an der christian-albrechts-Uni-versität zu Kiel promoviert.

Regeln und Prinzipienin seiner einleitung wies Klaus Mathis auf die Prin-zipientheorie als ein zentrales element sowohl dertheorie der juristischen argumentation als auchder theorie der Grundrechte robert alexys hin. DieBasis der Prinzipientheorie sei die normtheoreti-sche Unterscheidung von regeln und Prinzipien,die alexy in anlehnung an ronald Dworkins «rulesand principles» unternommen habe. regeln seiennormen, die definitiv etwas gebieten, verbietenoder erlauben. ihre anwendungsform sei die sub-sumtion. Prinzipien seien demgegenüber zu opti-mierende Gebote: sie fordern, dass etwas relativauf die tatsächlichen und rechtlichen Möglichkei-ten in möglichst hohem Masse realisiert wird. ihreanwendungsform sei die abwägung.

Recht als Institutionalisierte Vernunftcarsten Bäcker stellte in seinem referat alexysdiskursethische Konzeption des rechts vor. Dieseberuhe auf einem vierstufigen prozeduralen Modelldes rechts, dessen Ziel die einbindung der Ver-nunft im recht sei. Zuerst werde in einem allgemei-nen praktischen Diskurs entschieden, was alsrecht gelten soll. aus dem ergebnis dieses Diskur-

ses erfolge in einem zweiten schritt das Gesetz-gebungsverfahren. in einem dritten schritt würdenim juristischen Diskurs alle noch offenen Fragengeklärt. Die rechtsprechung als vierter schritt seinotwendig, weil nach dem juristischen Diskursmehrere lösungsmöglichkeiten bestehen könnten,von denen die Gerichte oder die Verwaltungsorganedie im vorliegenden Fall passende auswählenmüssten. Für diesen Prozess sei eine staatsformnotwendig, in der die Bildung und das einbringeneiner freien Meinung möglich sind. Dies könne einerepräsentative oder eine direkte Demokratie sein.alexy unterscheide ferner einen idealen und einenrealen Diskurs. Der ideale Diskurs sei dadurch defi-niert, dass unter den Bedingungen unbegrenzterZeit, unbegrenzter teilnehmerschaft und vollkom-mener Zwanglosigkeit, sprachlich-begrifflicherKlarheit, informiertheit, Fähigkeit und Bereitschaftzum rollentausch und vollkommener Vorurteilsfrei-heit antworten auf praktische Fragen gesucht wer-den. alexy wisse, dass es diesen idealen Diskursnie geben könne, er wendet ihn aber als Massstabfür den realen Diskurs an.

Bäcker möchte auf den idealen Diskurs als ideeverzichten, weil der reale Diskurs auch ohne diesesZiel möglich und derideale Diskurs einer letztbe-gründung nicht zugänglich sei. Zudem sei es kaummöglich, sich an einem nicht fassbaren ideal zu ori-entieren. obwohl alexy nicht-Positivist ist und bei-spielsweise die radbruch’sche Formel befürwortet,wonach extremes Unrecht kein recht ist, kannman nach Bäcker die Diskurstheorie auch als Posi-tivist anwenden.

Das Prinzip Menschenwürdenils teifke hielt das zweite referat über das PrinzipMenschenwürde. nach art. 1 abs. 1 des deutschen

Grundgesetzes (GG) ist die Würde des Menschenunantastbar. Gilt die Menschenwürde aufgrund desWortlauts der Verfassung absolut oder gilt sie nurscheinbar absolut, sodass sie abgewogen und ein-geschränkt werden kann? Die Beantwortung dieserFrage hängt nach alexys Prinzipientheorie davonab, ob man die Menschenwürdegarantie nach art. 1abs. 1 GG als Prinzip oder als regel versteht. Prin-zipien sind zu optimierende Gebote, die einer abwä-gung zugänglich sind. regeln dagegen sind nichtabwägbar, da sie nur entweder befolgt oder nichtbefolgt werden können. Das Bundesverfassungs-gericht und die herrschende lehre in Deutschlandvertreten die absolutheitsthese. Diese besagt,dass die Menschenwürde nach art. 1 abs. 1 GG un-antastbar ist und somit absolut gilt, was eine ab-wägung ausschliesst.

nach nils teifke gilt die Menschenwürde jedoch nurscheinbar absolut. Die absolute Geltung der Men-schenwürde, die aufgrund des hohen abstraktenGewichts gegenüber den anderen Grundrechten so-wie aufgrund des engen eingriffsbereichs ent-stehe, könne nur als rechtsidee bestehen. DerÜbergang vom moralischen zum rechtlichen Begriffder Menschenwürde durch die Positivierung in derrechtswirklichkeit bedeute jedoch den Verlust derabsoluten Geltung. teifke will anhand von «siebenelementen einer theorie der Menschenwürde» einegrössere transparenz bei der Diskussion über Men-schenwürdefragen schaffen. Diese elemente solleneine abwägung, wie etwa beim Würdeschutz vonembryonen, der Zulässigkeit der sterbehilfe oderdem fürsorgerischen Freiheitsentzug, ermöglichen.

Stefanie Wyss und Reto Stocker haben an der Uni LuzernRechtswissenschaft studiert.

neu orientieren wollen, durch ein studium zu quali-fizieren – mit besten Berufsmöglichkeiten.

Qualifizierte theologinnen und theologen brauchtnicht nur die Kirche für ihr vielfältiges engagementin den Pfarrgemeinden, auch die Zivilgesellschaftbraucht sie. Viele arbeiten in den unterschiedlichenBereichen der spezialseelsorge wie etwa der spi-tal-, Gefängnis-, Psychiatrie- oder notfallseelsorge,in der internationalen entwicklungsarbeit, bei dercaritas, im religions- und ethikunterricht der schu-len oder im Personalbereich der Wirtschaft; siesind in ethikkommissionen und in Diskursen zu denWertgrundlagen der Gesellschaft gefragt und enga-gieren sich in politischer Verantwortung. Die Be-

rufszufriedenheit ist hoch, denn die tätigkeitsbe-reiche sind abwechslungsreich, lassen spielraumfür Kreativität und werden als sinnvoll erfahren.

Wenn nun die Berufsfelder der Kirche ausdifferen-ziert und hochgradig professionalisiert sind und«der Pfarrer» nicht mehr für alles zuständig ist, sowerden doch die Priester keineswegs überflüssig.Gerade wenn es genügend Priester gibt, können dierollenprofile noch besser geklärt werden, und eswerden auch die anderen kirchlichen Berufe profitie-ren. Die Forderung nach einer Änderung der Zulas-sungsbedingungen zum Priesteramt, die zumindestentlastung bringen würde, wurde von vielen refe-rentinnen und teilnehmern der tagung vertreten.

Man könne auch mit wenigen Priestern auskom-men, denn dem Priestermangel entspreche ein«Gläubigenmangel», so lautete hingegen die aus-sage des Vertreters aus dem Bistum chur. abermacht die unbestreitbare Distanz vieler Gläubigenzur Kirche nicht gerade besondere anstrengungender analyse der situation, des Dialogs mit den Gläu-bigen und der amtlichen sichtbarkeit der Kirche inder Gesellschaft notwendig? Die tagung war einwichtiger Meilenstein für die katholische Kirche inder schweiz, aufgaben der Kirche in der Gesell-schaft und rollenprofile der Priester für die Zukunftneu theologisch zu reflektieren.

Stephanie Klein ist Professorin für Pastoraltheologie.

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Mission wird je länger, je mehr auch aufdas eigene land bezogen: Welche chan-cen hat eine lernende Kirche, die sich aufdie offene, fragende und suchende Ge-sellschaft von heute einlassen muss, da-mit christlicher Glaube zeitgemäss unddialogisch in den vielfältigen Gegen-wartskulturen präsent bleiben kann? DasBuch bringt pastoral- und missionstheo-logische, religionssoziologische, psycho-logische und kommunikative aspekte mitPraxiserfahrungen in seelsorge, Kate-chese und Bildungsarbeit zusammen.Vorgestellt werden u.a. neue ansätze le-bensweltorientierter Pastoral, kirchlicheröffentlichkeitsarbeit und ökumenischenlernens mit Migrationskirchen.

Kirche als Mission

arnd Bünker, christophGellner (hrsg.)Kirche als Mission. Anstiftungenzu christlich entschiedenerzeitgenossenschafttheologischer Verlag,Zürich 2011isBn 978-3-290-20071-8

aus dem äusserst umfangreichen Werkdes kurz vor Weihnachten 2009 verstor-benen theologen edward schillebeeckxarbeitet der autor den ansatz einer anden erfahrungen des alltags orientiertenGlaubensbegründung heraus. Die spuren-suche in die entsprechenden Kontexteführt zu einer tradition dialogisch konzi-pierter theologie, deren anfänge schon inder ersten hälfte des 20. Jahrhundertslokalisiert werden können. Meistens imrauen Gegenwind einer vorherrschendenmonologischen, geschichtslosen Glau-bensvermittlung stehend, weiss sichdiese art der theologie den konkreten le-benserfahrungen der Menschen ver-pflichtet.

lebenserfahrung und Glaubens-erfahrung im Gespräch

Jean-Marc chantonLebenserfahrung undglaubenserfahrungim gesprächerfahrend, solothurn 2011isBn 978-3-033-03010-7

hagar ist eine starke, eigenwillige, theo-logisch begabte Figur, das zeigt die Un-tersuchung ihrer Darstellung in Gen 16und Gen 21. insbesondere aus Gen 16,13spricht ihre hohe theologische Kompe-tenz, aber auch die an sie ergehendenVerheissungen, die den sogenannten«Väterverheissungen» analog sind, he-ben sie von anderen neben- und Frauen-figuren ab. im Vergleich mit weiteren tex-ten aus dem sara(i)-abra(ha)m-Zykluswird klar, dass hagar mit abra(ha)m aufeiner ebene steht. sie ist eng verbundenmit dem Verheissungsgeschehen sowieder heilsgeschichte israels und hat damiteinen nicht zu unterschätzenden ein-fluss auf die identitätsbildung des bibli-schen Volkes israel.

«hagar, woher kommst du?Und wohin gehst du?»

Monika egger«Hagar, woher kommst du?Und wohin gehst du?»herder, Freiburg i.Br. 2011isBn 978-3-451-34107-6

Die sprachphilosophie gehört zu denwichtigsten Gebieten der Philosophieüberhaupt: Der Band vereinigt 30 klassi-sche texte von Platon bis heute und teiltdabei die texte in bestimmte themati-sche Gruppen ein, z.B. «Die struktur dersprache», «Wörter, Gegenstände undideen», «Der Ursprung der sprache»,«Die Kunst des Verstehens», «relativi-tät von sprache und Denken», «eigenna-men und Kennzeichnungen», «theoriender Bedeutung», «Mit sprache etwastun» sowie «implikatur, Metapher undironie». Die einzelnen themen und textewerden jeweils durch eine kurze einfüh-rung erschlossen. auf diese Weise bietetder Band einen hilfreichen Überblick fürstudierende der Philosophie sowie für je-den, der sich für die Grundlagen vonsprache interessiert.

texte zur sprachphilosophie

Jonas Pfister (hrsg.)Texte zur Sprachphilosophiereclam, stuttgart 2011isBn 978-3-15-018908-5

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rr

Bartolomé de las casas ist eine derschillerndsten Persönlichkeiten des16. Jahrhunderts. seine schriften legenZeugnis ab von seinem engagement fürdie rechte der indios in der neuen Welt.las casas’ argumentation stützt sich da-bei jedoch nicht nur auf zivile rechts-quellen, sondern in beachtenswertemausmass auch auf die kirchliche rechts-tradition. seine originelle aneignung kir-chenrechtlicher Quellen lässt dabei einenDenker erkennen, dessen rechtsschöpfe-rischer tätigkeit innerhalb der europäi-schen rechtsgeschichte bis hin zu denMenschenrechten eine beachtenswertestellung zukommt.

Vernunft und herrschaft

Patrick huserVernunft und Herrschaftlit, Wien/Berlin/Zürich 2010isBn 978-3-643-80080-0

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gründe-ten Katholikinnen den schweizerischenKatholischen Frauenbund mit dem Ziel,die katholischen Frauen in einer nationa-len organisation zu sammeln. Die Grün-dung des sKF war auch von abwehr undKonkurrenzfurcht gegenüber liberalen undsozialistischen emanzipationstendenzenmotiviert. Die katholischen Frauen imaargau gründeten zur selben Zeit denaargauischen Katholischen Frauenbund.exemplarisch werden die Gründungsge-schichte und das Wirken von ortsvereinenim Freiamt, in Baden und im Fricktal von1906 bis 1946 dargestellt.

«nicht länger darf die schweizerischekatholische Frauenwelt teilnahmslosbeiseite stehen»

Brigitte Glur-schüpfer«Nicht länger darf die schweize-rische katholische frauenweltteilnahmslos beiseite stehen»schlaefli & Maurer, interlaken 2011isBn 13 978-3-85884-091-2

ausgehend vom lange vorherrschendenselbstverständnis einer säkularisiertenModerne beschäftigen sich die autorenmit Prozessen der neuformierung von re-ligionen in reaktion auf einzelne und inabgrenzung von einzelnen topoi der säku-larisierungsthese. aus den Perspektivenvon religionspolitik und neuer öffentlich-keit sowie aus der Gegenüberstellung vonsäkularität, Wissenschaft und religion ge-ben die Beiträge einblicke in Prozesse derneuformierung von religion und der neu-aushandlung der rolle von religionen so-wohl in der jüngeren Vergangenheit alsauch in der Gegenwart. ein besondererschwerpunkt liegt dabei auf westlichenDemokratien und der schweiz.

religionspolitik öffentlichkeit Wissenschaft

Martin Baumann, Frankneubert (hrsg.)Religionspolitik ÖffentlichkeitWissenschaftPano, Zürich 2011isBn 978-3-290-22007-5

a key requirement of sustainable deve-lopment is justice to future generations.it is still a matter of fact that the law aswell as the theories of justice are gene-rally restricted to the resolution of con-flicts between contemporaries and bet-ween people living in the same country.this in turn raises a number of questions:what is the philosophical justification forintergenerational justice? What bearingdoes sustainability have on the effici-ency principle? how do we put a policy ofsustainability into practice, and what isthe role of the law in doing so? the pre-sent volume is devoted to these questi-ons. in Part one the role of economicanalysis and efficiency in law is exami-ned more closely. Part two engages withthe themes of sustainable developmentand justice to future generations. Finally,Part three addresses the interrelation-ships between the different aspects.

efficiency, sustainability, and Justiceto Future Generations

Martin hartmann,claus offe (hrsg.)Politische Theorie undPolitische Philosophie.ein Handbuchc.h. Beck, München 2011isBn 978-3-406-60157-6

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Das Wechselverhältnis von religion, Wirt-schaft und Politik zu untersuchen, stelltdie Wissenschaft vor komplexe aufga-ben. Das interuniversitäre schweizerZentrum für religion, Wirtschaft und Poli-tik (ZrWP) geht sie systematisch trans-disziplinär an. im vorliegenden Band zei-gen Vertreter verschiedener Disziplinenprogrammatisch, worauf die Zusammen-arbeit aufbauen kann. sie untersuchenetablierte theorien und Methoden (z.B.säkularisierungstheorie, Diskursanalyse,rational choice) auf ihren nutzen imDienst transdisziplinärer religionsfor-schung, präsentieren den Forschungs-stand und bringen neue ansätze in dieDiskussion, etwa aus der religionsökono-mie, der Friedensforschung oder einerkommunikativen theologie der religio-nen.

religion – Wirtschaft – Politik

antonius liedhegener,andreas tunger-Zanetti,stephan Wirz (hrsg.Religion – Wirtschaft – Politikforschungszugänge zueinem aktuellen transdiszip-linären feldPano, Zürich 2011isBn 978-3-290-22009-9

lange vernachlässigte die Forschung diestädtische ausprägung von aussenpolitikwährend des spätmittelalters und derFrühen neuzeit. erst in jüngerer Zeitsetzt ein langsamer Wandel in der Wahr-nehmung und Bewertung des städti-schen Gesandtschaftswesens ein. imvorliegenden Band werden zunächst mitBlick auf die städtische aussenpolitikzentrale Forschungsfelder und allge-meine Perspektiven der Forschung auf-gezeigt; der zweite teil geht anhand vonFallstudien der Kommunikationsintensi-vierung und den tendenzen einer institu-tionalisierung von aussenpolitik im rah-men bündischer Beziehungen nach. Derdritte teil beschäftigt sich mit den trä-gern der städtischen aussenpolitik undfragt nach aspekten der spezialisierungund Professionalisierung auf diesem Ge-biet während des spätmittelalters undder Frühen neuzeit. Der Band enthältmehrere Beiträge zur Geschichte der eid-genossenschaft im Mittelalter.

spezialisierung und Professionalisierung

christian Jörg, MichaelJucker (hrsg.)Spezialisierung undProfessionalisierungreichert, Wiesbaden 2010isBn 978-3-89500-764-4

Vertrauen ist als thema allgegenwärtig.ob von Politikverdrossenheit, Banken-krise oder Missbrauchsskandalen dierede ist – stets wird vorausgesetzt,dass Vertrauen eine zentrale ressourcesozialen handelns ist, die nur schwerhergestellt, aber schnell zerstört werdenkann. aber was ist Vertrauen? Wie wirdes geschaffen, wie zerstört? Wem solltenwir vertrauen, wem eher mit Misstrauenbegegnen? Martin hartmann unternimmtin dieser profunden studie den Versuch,Vertrauen sowohl begrifflich als auch his-torisch zu klären. er veranschaulichtseine theoretischen Überlegungen immerwieder mit konkreten Beispielen aus Poli-tik, Wirtschaft und Familie. Vertrauen, sozeigt er, reduziert nicht Komplexität, wieoft vermutet, es ist selbst ein hochkom-plexes Phänomen, das deutlich macht,wie zerbrechlich und anspruchsvoll Pro-zesse der Vertrauensbildung sind.

Die Praxis des Vertrauens

Martin hartmannDie Praxis des Vertrauenssuhrkamp, Berlin 2011isBn 978-3-518-29594-6

Die französische soziologie nach PierreBourdieu ist durch eine neue pragmati-sche ausrichtung gekennzeichnet. Dieselegt die situativen handlungspraktikenund die kritischen Kompetenzen von ak-teuren für die analyse sozialer Beziehun-gen zugrunde. insbesondere luc Boltan-ski und laurent thévenot haben hierwegweisende Beiträge geliefert. Weitereanstösse gibt die «Économie des con-ventions», die eine pragmatische sozio-logie mit der analyse ökonomischer insti-tutionen – wie Märkte oder organisatio-nen – verbindet. Mit dem Konzept der«Konventionen», das sind soziokultu-relle schemata der Koordination und derQualitätsbewertung, liegt der entwurfeiner neuen anthropologie und einer all-gemeinen theorie der institution vor. DerBand stellt erstmals die Grundlagentextedieser neuen französischen soziologie indeutscher Übersetzung vor.

soziologie der Konventionen

rainer Diaz-Bone (hrsg.)Soziologie der Konventionen.grundlagen einer pragmati-schen Anthropologiecampus, Frankfurt a.M. 2011isBn 978-3-593-39385-8

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Die vorliegende zweite auflage baut aufder in der anwaltlichen Praxis zum stan-dardwerk avancierten ersten Kommen-tierung aus dem Jahr 2005 auf. seit die-ser hat sich das Berufsrecht der anwältein vielfacher hinsicht weiterentwickeltund gefestigt. Die neuauflage berück-sichtigt die in der Zwischenzeit erschie-nene literatur sowie die reichhaltigerwerdende entscheidpraxis der kantona-len aufsichtskommissionen und der Ge-richte. Die Kommentierung erstreckt sichauf die Gebiete Geltungsbereich, an-waltsregister, Berufsregeln und Berufs-geheimnis, Disziplinaraufsicht sowie aus-übung des anwaltsberufs im internatio-nalen Verhältnis. Der Kommentar nimmtauch zu jüngeren entwicklungen stel-lung, so zu Fragen der Unabhängigkeit,der interessenkonflikte, des Berufsge-heimnisses sowie der zahlreicher wer-denden anwaltskörperschaften. Fernerfinden sich erläuterungen zu den Voraus-setzungen der Berufsausübung von eU-und eFta-anwälten in der schweiz undvon schweizer anwälten im ausland.

Kommentar zum anwaltsgesetz

Walter Fellmann, GaudenzG. Zindel (hrsg.)Kommentar zum Anwalts-gesetzschulthess, Zürich 2011isBn 978-3-7255-6245-0

Migration ist ein soziales Phänomen, dasgegenwärtig sowohl in der politischen wieauch in der rechtlichen Diskussion vielPlatz einnimmt. Der heute gebräuchlicheBegriff «Migrationsrecht» macht deut-lich, worum es bei seinem Gegenstandgeht: um den Versuch des rechts, Migra-tionsvorgänge zu ermöglichen, zu steuernoder zu verhindern. Das skriptum dientder einführung in das Migrationsrecht.einleitend werden die begrifflichen, sozio-logischen und politikwissenschaftlichenGrundlagen sowie die völkerrechtlichenund verfassungsrechtlichen rahmenbe-dingungen des Migrationsrechts darge-stellt. anschliessend wird ein Überblicküber das ausländerrecht nach dem aus-ländergesetz sowie nach dem Freizügig-keitsabkommen mit der eU und eFta,über das asylrecht sowie das Dublin-sys-tem und über das staatsbürgerschafts-recht gegeben. schliesslich wird dierechtlich nicht geregelte situation vonsans-Papiers dargestellt.

Migrationsrecht

Martina caroni, tobiasD. Meyer, lisa ottMigrationsrecht2. aufl., stämpfli, Bern 2011isBn 978-3-7272-1549-0

Die Beiträge der haftpflichtprozess-tagung 2011 behandeln wichtige as-pekte der neuen schweizerischen Zivil-prozessordnung. im Vordergrund stehenFragen der substanziierung und des Be-weises, der Prozess gegen mehrereschuldner sowie die Prozessfinanzierungim rahmen der unentgeltlichen rechts-pflege und durch rechtsschutzversiche-rungen. Behandelt wird aber auch dasadhäsionsverfahren nach der neuenschweizerischen strafprozessordnung.

haftpflichtprozess 2011

Walter Fellmann, stephanWeber (hrsg.)Haftpflichtprozess 2011schulthess, Zürich 2011isBn 978-3-7255-6334-0

Platons «apologie des sokrates» oder«Verteidigung des sokrates» gehört zuden Meisterwerken der philosophischenWeltliteratur und ist in alle Kulturspra-chen übersetzt worden. seit Matthiasclaudius (1740–1815) und Friedrichschleiermacher (1768–1834) ist sie im-mer wieder ins Deutsche übertragen wor-den und gehört zum Grundbestand hu-manistischer Bildung. Grosse textemüssen immer wieder übersetzt werden,d.h., ihr sinnpotenzial muss für jede Ge-neration neu eingeholt werden. Das vor-liegende Buch enthält eine solche neueÜbersetzung. ein knapper Kommentarbringt zum Verständnis unabdingbaresacherklärungen, und im nachwort wer-den ergebnisse der neuen Forschungvorgestellt.

Platon: apologie des sokrates

Platon: Apologie desSokratesneu übers. und komm. vonrafael Ferberc.h. Beck, München 2011isBn 978-3-406-62221-2

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■ Martina Pletscher

Der interreligiöse Friedenspreis Mount Zion award der gleichna-migen stiftung geht 2011 an ein ganz besonderes Projekt: DasUmweltengagement der Friends of the earth Middle east (FoeMe)mit dem Ziel, den Jordan vom see Genezareth bis zum totenMeer zu renaturalisieren und das Wasser des Jordans als nach-haltige und saubere Wasserquelle für Jordanier, Palästinenserund israelis zu bewahren. Mit ihrem engagement beweisen dieFoeMe, dass eine Zusammenarbeit trotz politischer Konflikteund über religiöse Grenzen hinaus möglich ist. in der einzigarti-gen Umweltorganisation arbeiten jordanische, palästinensischeund israelische Umweltschützer aktiv zusammen.alle zwei Jahre verleiht das institut für Jüdisch-christliche For-schung iJcF der Universität luzern zusammen mit der Dormitio-abtei in Jerusalem den Mount Zion award in erinnerung an dieKonzilserklärung «nostra aetate» (1965) zum Verhältnis Katho-lische Kirche und Judentum. Der mit 30 000 Franken dotiertePreis wurde am 30. oktober 2011 in Jerusalem den drei Direkto-ren von FoeMe überreicht.

Mount Zion award 2011

Der interreligiöse Mount Zion award 2011 geht andie Friends of the earth Middle east.

nach jahrelangen Vorarbeiten scheitertedie geplante «Zentralschweizer Universi-tät luzern» in der Volksabstimmung1978. Doch früher als erwartet kam diehochschulfrage wieder auf die traktan-denliste. in Wirtschaft, Gesellschaft undPolitik formierten sich die Kräfte, die ausder niederlage von 1978 die richtigenlehren zogen. sie wagten einen zweitenanlauf.Das Projekt einer Universität luzernwurde zum Kristallisationspunkt für dieUm- und aufbruchstimmung, die im letz-ten Viertel des 20. Jahrhunderts auchden Kanton luzern erfasste. sie führtezur weltweit ersten, durch Volksabstim-mung gegründeten Universität.Das Buch zeichnet die Geschichte nach,die im Jahr 2000 zur Universitätsgrün-dung führte. es leuchtet die standortdis-kussion aus und dokumentiert den Zu-stand der jungen Uni zehn Jahre nachihrer Gründung.

hanns FuchsDer Aufbruch. Wie dasLuzerner Volk zu seinerUniversität kamPro libro, luzern 2011isBn 978-3-905927-15-3

■ chantal VöGeli

tadas Zukas, von 2004 bis 2009 assistent und Doktorand an derrechtswissenschaftlichen Fakultät, ist im Zusammenhang mitdem im 2012 anstehenden 25-Jahr-Jubiläum des erasmus-Pro-gramms von der europäischen Kommission aus zahlreichen Be-werberinnen und Bewerbern zum erasmus student ambassadorfür sein heimatland litauen gewählt worden. Zukas wird seinheimatland zusammen mit anderen «Botschafterinnen» und«Botschaftern» an den erasmus-Jubiläumsfeierlichkeiten imnächsten Jahr vertreten und somit dem beliebten erasmus-Pro-gramm zu noch mehr Visibilität verhelfen.

Wahl von tadas Zukas zum erasmus-Botschafter

Das erasmus-Programm ist das wichtigste Bildungsprogramm ineuropa. Zum 25-Jahr-Jubiläum wählte erasmus einen luzernerabsolventen zu einem seiner Botschafter.

Das «european community action scheme for the Mobility of Uni-versity students» (erasMUs) ist ein Programm der euro-päischen Union zur Förderung der Zusammenarbeit im Bildungs-wesen. im rahmen dieses Programms sind Universitäten auszahlreichen ländern miteinander vernetzt. erasmus ist dasFlaggschiff unter den eU-Programmen für allgemeine und beruf-liche Bildung und ermöglicht jedes Jahr rund 200000 studieren-den, im ausland zu lernen und zu arbeiten.

Chantal Vögeli leitet das International Relations Office der UniversitätLuzern.

Der aufbruch

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■ Martina Pletscher

Die Universität luzern feierte am Donnerstag, 3. november2011, ihren Dies academicus im Kultur- und Kongresszentrumluzern. im Mittelpunkt der Feier standen die akademischen eh-rungen durch die Fakultäten sowie die Festansprache von Mo-nika Jakobs, Dekanin der theologischen Fakultät, zum thema«Wissenschaft und Gender». andreas serrago, Vorstandsmit-glied der studierendenorganisation luzern sol, richtet sich imnamen der studierenden an die Gäste aus Wissenschaft, Politik,Wirtschaft und Kultur. Das schlusswort hielt regierungsrat retoWyss, Vorsteher des Bildungs- und Kulturdepartements.

Dies academicus 2011im gewohnt feierlichen rahmen beging die Universitätihren alljährlichen ehrentag.

Die ehrendoktorwürde erhielten Guisep nay, claude lanzmannund Monique Jametti-Greiner. Der credit suisse award for Bestteaching 2011 ging an Markus ries, Professor für Kirchenge-schichte an der theologischen Fakultät. Mit den Dissertations-preisen des Universitätsvereins luzern wurden Monika egger,Marc Breuer und tobias D. Meyer für ihre herausragenden arbei-ten ausgezeichnet.

■ KatJa Koch

im september 2010 hat Mentoring Deutschschweiz erneut34 junge Wissenschaftlerinnen von allen Deutschschweizer Uni-versitäten auf den stufen Doktorat und habilitation in die 6. Pro-grammlaufzeit aufgenommen. Die nachfrage zur teilnahme amProgramm überstieg bei Weitem die vorhandenen Plätze. Unterden teilnehmerinnen befinden sich auch zwei Wissenschaftlerin-nen der Universität luzern.

HintergrundMentoring Deutschschweiz wurde im Jahr 2000 an der Universi-tät Bern erstmalig ausgeschrieben, um dem häufig frühzeitigenausstieg von Frauen aus der wissenschaftlichen laufbahn ent-gegenzuwirken. Bis heute sind an schweizer universitären hoch-schulen nur 14% der lehrstühle von Frauen besetzt. UnsichereKarrierewege und fehlende finanzielle sicherheit, mangelnde Ver-einbarkeit von Karriere und Familie und der schwierige Zugang zuwissenschaftlichen netzwerken lassen gerade junge Wissen-schaftlerinnen auch heute noch vor einer akademischen Karrierezurückschrecken.

erfolgreiche etablierung von Mentoring Deutschschweizan der Universität luzern

seit april 2010 wird Mentoring Deutschschweiz, eingemeinsames Mentoring-Programm der Deutsch-schweizer Universitäten und der eth Zürich, von derFachstelle für chancengleichheit der Universitätluzern koordiniert. Das interesse am Programm istungebrochen.

Vermittlung einer Mentorin oder eines MentorsGenau an dieser stelle setzt Mentoring Deutschschweiz seit vie-len Jahren erfolgreich an: Durch die gezielte Vermittlung erhaltendie Mentees die Möglichkeit, mit einer erfahrenen Professorinoder einem Professor ausserhalb ihrer hochschule in einen aus-tausch zu treten, und werden so in der erreichung ihrer akademi-schen Ziele unterstützt. auch dieses Jahr haben sich wieder34 engagierte Professorinnen und Professoren aus der schweiz,Deutschland, spanien, den Usa, norwegen, luxemburg und ös-terreich bereit erklärt, junge Doktorandinnen und habilitandinnenauf ihrem Karriereweg über 15 Monate zu begleiten, ihnen rat-schläge und tipps zu geben und ihnen Zugang zu neuen wissen-schaftliche netzwerken zu eröffnen.

Begleitendes VeranstaltungsprogrammDie Mentoring-Beziehung wird durch ein begleitendes Programm,bestehend aus fünf Workshops, ergänzt. neben Gestaltungsstra-tegien für die Mentoring-Beziehungen werden den teilnehmerin-nen Workshops zu themenfeldern wie laufbahnplanung undZeitmanagement, Berufungs- und Bewerbungstraining, Verein-barkeit von Familie und Karriere und aneignung erster Führungs-erfahrungen geboten.

Neue Programmausschreibung 2012Die Programmlaufzeit 2012/13 befindet sich derzeit in Vorberei-tung. Die ausschreibung erfolgt im april 2012. Weitere informa-tionen zum Programm erteilt gerne die Koordinatorin Katja Koch,Fachstelle für chancengleichheit, unter +41 (0)41 229 51 41oder [email protected].

Katja Koch ist Projektkoordinatorin Mentoring Deutschschweiz an derFachstelle für Chancengleichheit.

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32 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 37 · NOVEMBER 2011PANORAMA

■ laUra VoGt

in der Ferne kitzelt der Pilatus den himmel, während Menschentrauben insstrandbad lido strömen, um dort ihre gelben Badekappen in empfang zu neh-men. Der anlass ist ausgebucht, umso glücklicher sind die seeüberquerer, diean diesem heissen sommersonntag ganz offiziell ins kühle nass des Vierwald-stättersees eintauchen dürfen und bereits ihre startnummern mit Filzstift aufdie oberarme geschrieben bekommen haben. auch claudios startnummerleuchtet in der sonne. Der Jus-student trainiert rund fünfmal in der Woche imhallenbad. seine erwartungen sind hoch, die Distanz von lido bis tribschenmöchte er am liebsten in weniger als 15 Minuten meistern. auch socom-stu-dentin Debora schlendert durchs strandbad lido. sie möchte im Mittelfeldkämpfen und vor allem die atmosphäre geniessen. nach dem Warm-Up gönnen

sich beide noch einen Becher knallrotes isotonic-Getränk. letzte Badekappenwerden aufgesetzt, die stimmung ist locker, Debora und claudio gehen in derMenge unter. Der startschuss fällt – und schon ist der see getupft von gelbenBadekappen. in der Ferne werden schon die Paddler vom Wasser verschluckt,kurz dahinter die schnellsten schwimmer, gefolgt vom breiten Feld. schönsehen sie aus, die gelben Punkte im dunklen Wasser; doch nicht lange dauertes, bis die ersten sportler im strandbad tribschen wieder aus dem Wasser stei-gen. Keine Viertelstunde nach dem startschuss erreichen die ersten das Ziel,an vorderster Front der zwölffache schweizermeister lukas räuftlin. auchclaudio und Debora haben es geschafft: «es hat spass gemacht!» in seinerKategorie belegt claudio Platz 4 und sichert sich damit zusammen mit Deboraim Uni-team in der hochschulrangliste sogar einen Podestplatz ganz oben.

Laura Vogt studiert Kulturwissenschaften.

«tag der gelben Badekappen»

am 21. august fand nach vier Jahren Pause wieder die luzerner seeüberquerung statt. schwimmendoder mit stand Up Paddling, bewältigten 300 Wasserbegeisterte die strecke vom strandbad lido biszum strandbad tribschen. organisiert wurde der anlass vom hochschulsport campus luzern (hscl),zusammen mit der schweizerischen lebensrettungs-Gesellschaft slrG zum 10-jährigen Bestehendes hscl.

Start frei zur Seeüberquerung!

Organisation: hscl (Marilen Matter), zusammen mitder slrG luzern

Partner: VBL, stiftung Breitensportund viele weitere

Strecke: strandbad lido bis strandbad tribschenDistanzen: 1,1 km schwimmen,

1,7 km stand Up Paddling (sUP)Total Teilnehmende Schwimmen: 250Tagessieger: lukas räuftlin, Kriens (14 min 42 s)Tagessiegerin: corinne Meier, emmen (16 min 42 s)Sieger Hochschul-Challenge: Uni lU vor hslU und PhZTotal Teilnehmende SUP: 50Tagessieger SUP: stefan haldemann, Köniz (13 min 3 s)Tagessiegerin SUP: Jeannine Meili, erlenbach (16 min 13 s)Impressionen und Rangliste: www.luzerner-seeüberquerung.chDatum nächste Austragung: Sonntag, 19. August 2012

fACTS zUR LUzeRNeR SeeüBeRqUeRUNg 2011

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■ PatricK Biese

am 30. september und 1. oktober lud der hoch-schulsport (hscl) zum Jubiläumsfest ein. seitzehn Jahren bewegt der hscl studierende, Mitar-beitende und alumnis. in den letzten zehn Jahrenwurde das sportangebot von 10 auf ca. 200 ange-bote ausgebaut. hier ein rückblick auf einzelneProgrammpunkte:

Bewegung in Bewegung feiernDie teilnehmenden konnten am Freitagabend voneinem breiten angebot aus dem hscl-Programm jenach lust und laune auswählen und zu jederstunde etwas neues ausprobieren. Dazwischenoder danach konnte man sich mit einem feinen asi-atischen essen stärken oder sich mit einem Drinkan der Bar auf das nächste Modul einstimmen.

Das kostenlose sportangebot am samstag orien-tierte sich an nicht alltäglichen sportarten. rudern,Kanu, segeln, tauchen, Biken, Baseball und tennisrundeten das Freitagsangebot ab.

ein bewegter RückblickMarlies rüegg, studentin an der hochschule lu-zern (Kunst und Design), stellte die letzten zehnJahre in einer vielseitigen Fotoausstellung vor. ne-ben aktuellen statements von trainingsleiterinnenund -leitern, begleitet von professionellen Fotogra-fien, konnten auch die vielen Plakate aus den letz-ten Jahren betrachtet werden (Fotograf Marc Wei-ler). ein teil der ausstellung «Facts and Figures»blickte auf die eindrücklichen Zahlen der letztenzehn Jahre zurück. statistik und Budgetentwick-lung zeigen deutlich auf, wie gross die nach-frage am hochschulsport luzern gewachsen ist.

Danke sagen mit BewegungDass der hscl zu dem wurde, was er heute ist, ver-dankt er einer langen reihe von Personen, welchedie entwicklung unterstützten und begleiteten.Das waren zum einen die Mitglieder der Kerngruppeund zum anderen Politikerinnen und Politiker, wel-che das luzerner sport-politische Konzept umset-zen halfen.

alt regierungsrat und Gründungsvater Ueli Fässlereröffnete denn auch die Fotoausstellung mit einerspannenden rede rund um das thema «Bildungund sport im raum luzern». Das Dankeschön rich-tete sich aber auch an alle trainingsteilnehmerin-nen und -teilnehmer, welche den hscl wachsenliessen.

höhepunkt des Festes war sicherlich die Vorstel-lung der Kampfkünste. Fast dreissig Kampfkunst-sportlerinnen und -sportler stellten in verschiede-nen sequenzen ihre Kampfsportart eindrücklichvor. Wer dann am ende des abends genug von Be-wegung hatte, konnte sich noch bei einer profes-sionellen Massage entspannen.

Der hscl dankt an dieser stelle allen Mitwirkendendes Jubifestes und freut sich auf die nächstenzehn Jahre in Bewegung.

Patrick Biese ist Hochschulsportlehrer beim HSCL.

Jubiläumsfest: 10 Jahre «hochschulsport bewegt»

Der HSCL bewegt – nicht nur am Jubifest.

■ Martina Pletscher

Um neue entwicklungen und Bedürfnisse bei denjungen Forschenden rechtzeitig erkennen zu kön-nen, sucht der schweizerische nationalfonds (snF)den direkten Dialog mit den Betroffenen. er will eszu seinem 60-Jahr-Jubiläum genau wissen undnicht einfach darüber spekulieren: Wo drückt derschuh, wenn es um die nachwuchsförderung in derForschung geht? im rahmen des im Januar 2012in Bern stattfindenden Jubiläumsanlasses «For-schungsnachwuchs: Macht die schweiz genug?»

bietet er den jungen Forschenden eine Plattform,um ihre anliegen an den snF, aber auch an diehochschulen und die Politik zu definieren und mitentscheidungsträgerinnen und -trägern aus diesenBereichen zu diskutieren.

Keine zukunft ohne NachwuchsQualitativ guter und quantitativ ausreichendernachwuchs bedeutet immer auch sicherung derZukunft – gerade auch für den Forschungsplatzschweiz. Der snF hat in seinem Mehrjahrespro-gramm 2012-2016 die nachwuchsförderung klar

zur Priorität erhoben. Der snF möchte im rahmender Veranstaltung die stimmen, argumente undideen junger Forschender hören und aufnehmen.Wir würden uns freuen, sie am 11. Januar 2012 ander Universität Bern begrüssen zu dürfen.

Die teilnahme ist kostenlos, die anmeldung aberobligatorisch (teilnehmerzahl beschränkt). anmel-deschluss: 10. Dezember 2011.

www.snf.ch

Forschungsnachwuchs: Macht die schweiz genug?

Wo drückt der schuh, wenn es um die nachwuchsförderung inder Forschung geht? Der schweizerische nationalfonds will esvon den direkt Betroffenen erfahren.

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Mitarbeitendenaustausch luzern–Göteborg

■ syBille Bossert

im rahmen der erasMUs-Mitarbeitendenmobilitätbesuchte ich vom 4. bis 8. april 2011 für eine Wochedie Universität Göteborg.Mit hilfe von privaten spenden wurde 1891 die «Gö-teborgs högskola» gegründet. Die ersten Vorlesun-gen hielten sieben Professoren vor 21 studierenden– vier davon Frauen. im Jahr 1907 bekam die hoch-schule den gleichen staatlichen status wie die zweiälteren schwedischen Universitäten in lund undUppsala. Durch die Fusion mit der Medizinhoch-schule Göteborg wurde sie 1954 – akademisch ge-sehen – eine in allen Disziplinen vertretene Uni-versität. heute sind an der Universität Göteborgca. 39 000 studierende eingeschrieben. Die rechts-wissenschaftliche Fakultät ist nicht wie in luzerneigenständig, sondern ist mit der school of Busi-ness and economics zusammengeschlossen. Dieanzahl der studierenden der rechtswissenschaft istungefähr die gleiche wie in luzern.Bei diesem austausch stand vor allem die organisa-tion des Prüfungswesens im Zentrum, ganz nachdem Motto «Wie sind denn die ‹Grossen› organi-siert?». in luzern sind die Prüfungen zentral durchdas Dekanat geregelt. an der Uni Göteborg hingegenwerden die Prüfungen aller Fakultäten in einem zen-tralen Prüfungsraum mit 300 Plätzen oder in einemetwas kleineren raum mit 150 Plätzen während dessemesters geschrieben. Britt randvik, meineschwedische Kollegin vom Prüfungssekretariat derrechtswissenschaft, muss deshalb für Prüfungen

jeweils beim sekretariat «Prüfungsraum» Plätze ineinem der räume für den vom Professor gewünsch-ten termin beantragen. Klappt dies, werden die Prü-fungen dann geschrieben – wenn nicht, wird einneuer termin gesucht. es kann vorkommen, dassbis zu zwölf verschiedene Prüfungen in diesem saalstattfinden, welche von pensionierten Damen be-aufsichtigt werden.Während dieser Woche habe ich nicht nur über dasPrüfungswesen viel erfahren, sondern auch überdas leben in Göteborg und schweden allgemein.Britt randvik führte mich viel in der stadt herum,zeigte mir die verschiedenen standorte der einzel-nen Fakultäten und vor allem das Gebäude derschool of Business, economics and law.

anfang september erfolgte der Gegenbesuch vonBritt randvik an der Universität in luzern. sie warbeeindruckt von unserem neuen Gebäude und hatviele impulse aus unserem Prüfungssekretariat, ausder lehrplanung und der studienberatung mit nachschweden genommen. rückblickend ist ein solcheraustausch sehr wertvoll. auf beiden seiten können

sehen, wie es die anderen machen. Das erasMUs-Programm machtnicht nur studierende mobil. sybille Bossert verbrachte eine Wocheals «austauschmitarbeiterin» in Göteborg, ihre schwedische Kolleginkam nach luzern.

manche abläufe verbessert oder verändert, hier undda mit einer idee ergänzt werden. erstaunlich ist estrotzdem immer wieder: ob Klein- oder Gross-Uni –beide kämpfen mit mehr oder weniger denselbenProblemen.

Sybille Bossert ist Prüfungsadministratorin an derRechtswissenschaftlichen Fakultät.

return visit in lucerne:What a place!

■ Britt ranDViK

the sunny Monday september 26 my husband stureand i arrived to luzern. We had travelled by trainfrom Gothenburg in sweden. the reason to our jour-ney was that i should visit the school of law at theUniversity in luzern. in april 2011 sybille Bossertvisited the Department of law at University of Go-thenburg and now i had the possibility to visit lu-zern. sybille met us at the station and we were re-ally happy to see each other again. then we saw thetown luzern. Beautiful and breathtaking! the lake,the old houses and all the fantastic bridges. i couldnot stop looking. and then sture saw the roof on themuseum. What a place!the day after our arrival i went to see sybille andthe staff at the department. so many kind and wel-coming people. i also noted that all of you did knowthat i was coming. i am really impressed over howall of you welcomed me. During my stay at the uni-versity, i met so many people in different positionsand it was really interesting to hear from each onewhat you do and how you work. the difference bet-ween switzerland and sweden is surprisingly simi-lar. i also met two of our students from Gothenburgwho are in luzern on exchange studies. We couldcompare Gothenburg and luzern, and i think luzernlanded up in plus. My impressions from the weekare so many so i should need a whole paper to tellyou all. therefore i stop here and say, auf Wiederse-hen!

Britt Randvik arbeitet im Prüfungssekretariat der School of

Business, Economics and Law der Universität Göteborg.

Lesesaal der Universitätsbibliothek

Durch das erasMUs-Programm können Mitarbeitende der Universität luzern einen Kurzaufenthalt(in der regel eine Woche) an einer Partneruniversität verbringen und so einblick in administrativeeinheiten und in die organisatorischen strukturen der Partneruniversität erhalten. Durch daserasMUs-Programm kann ein finanzieller Beitrag an die reise- und aufenthaltskosten geleistetwerden. www.unilu.ch/mobilitaet

eRASMUS-PROgRAMM füR MITARBeITeNDe

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Die Universität Luzern hat ein neues Gebäude ...

Damit blasen Sie nicht nurden Abfall weg, sonderndie Verursacher gleich mit!

... Platz, um zu wachsen ... ... Leider wächst damit auch der Schmutz.

Aber nicht verzagen!Wir haben die Lösung:

Der SuperBlow 300!

PANORAMA

■ yVes De Prà

ob Blogger, Malerin, techno-DJ, Bildhauerin, Jazz-Musiker oder yoga-Fan – beinahe jeder und jedestudierende geht in seiner Freizeit einem hobbynach. Warum also dieses Potenzial nicht nutzen,um sich gegenseitig auszutauschen und gemein-same leidenschaften zu entdecken? Dies dachtesich das organisationskomitee Open Source, einbe-rufen vom ressort Kultur der studierendenorgani-sation luzern (sol), allesamt selbst studierendeder Universität luzern, und stellte ein komplettesFestival auf die Beine. OPEN-SOURCE: Kulturfestival

heisst nun das fertige Produkt. Der name istauch gleich Programm. Während zweier tage prä-sentieren studierende der Universität und derhochschule luzern gemeinsam ihr vielseitigesKönnen; am dritten tag ist ein kultureller aus-tausch mit den ebenfalls auftretenden Musikerin-nen und Musikern der Big Band aus der luzernerPartnerstadt olomouc geplant. «Kultur und engage-ment von studierenden für studierende» lautet dasMotto des Projekts, welches dieses Jahr seineerstdurchführung feiert. entstanden ist das Ganzemittels eines ideenwettbewerbs für studierende.am Freitag werden Konzerte aus den sparten Pop,

reggae, Dancehall, hip-hop und electro-swing ge-boten. am samstagvormittag beginnt das Pro-gramm mit einem Musikworkshop, geleitet vomlucerne Jazz orchestra (lJo), an welchen weitereProjekte aus den Bereichen Musik, tanz, theater,Film, Kunst und vielem mehr anknüpfen.Fazit: auf keinen Fall verpassen, wenn es vom2. bis 4. Dezember 2011 heisst: OPEN-SOURCE:Kulturfestival, das Festival von studierenden.www.solunilu.ch.

Yves De Prà studiert Gesellschafts- und Kommunikations-wissenschaften.

oPen-soUrce: Kulturfestival:von studierenden für studierendeaus einer einfachen idee der studierendenorganisation luzern entstehtein dreitägiges Kulturspektakel. am oPen-soUrce: Kulturfestival vom2. bis 4. Dezember 2011 haben nur studierende das sagen.sie organisieren, planen und treten auf für mehr Kultur in luzern.

Das Organisationskomitee des OPEN SOURCE: Kulturfesti-vals: (v.l.n.r.) Frederic Häner (Vorstand SOL Kultur,Projektverantwortlicher), Anna Flach (Co-Koordinatorin),Nuria Strehler (Co-Koordinatorin), Raphael Häfliger(Co-Koordinator).

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Gut beratenin die Zukunft

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