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www.tu-dortmund.de/unizet | [email protected] Akademisches Auslandsamt Vier erfolgreiche neue Projekte konnte das Akademische Auslandsamt verbuchen und zeigt damit, dass Internationalität auf dem Campus groß geschrieben wird. Seite 3 05/09 | Nr. 408 Kumpel Klamotten An der TU Dortmund hat sie Journalistik studiert und ihr Diplom gemacht. Jetzt schneidert sie Taschen und Accessoires aus alten Hemden und Hosen von ehemaligen Bergarbeitern. Seite 5 Nach Redaktions- schluss nahm das zweite Gammastrahlente- leskop MAGIC-II seine Arbeit auf der Kanareninsel La Palma auf. Geleitet wird die Arbeitsgruppe von Prof. Wolf- gang Rhode am Lehrstuhl für »Expe- rimentelle Physik V«. Zusammen mit Forschern der Universität Würzburg und des Max-Planck-Institut für Phy- sik in München sowie weiterer eu- ropäischer Universitäten wollen die Wissenschaftler mit MAGIC-II neue galaktische und extragalaktische Quellen hochenergetischer Gamma- strahlung entdecken. Diese Strahlung stammt von den gewaltigsten Prozes- sen im Universum, wie Sternexplo- sionen und aktiven Galaxienkernen. Mehr dazu in der nächsten unizet Stehender Applaus für die »Mutter der Pille« Kulturwissenschaftler zeichnen Carl Dejerassi für sein literarisches Werk mit dem Ehrendoktor aus. C arl Djerassi ist ein Universalgenie. Das sagte nicht nur sein Freund und Laudator Hans Ulrich Gum- brecht, Professor für Komparatistik an der Stanford University. Das spürte man im vollbesetzten Hörsaal, als die Festred- ner Details aus Djerassis Leben präsen- tierten. Der 1923 in Wien geborene Wis- senschaftler ist vor allem als Erfinder der »Anti-Baby-Pille« bekannt; er selbst be- zeichnet sich in seiner Autobiographie als »Mutter der Pille«: „Ein Chemiker kann immer nur die Mutter sein.“ Seit rund 20 Jahren konzentriert er sich in einer zweiten – ebenfalls höchst erfolg- reichen – Karriere auf seine literarische Tätigkeit, die er als „sein zweites Leben“ bezeichnete. Der Dortmunder Ehren- doktortitel für Djerassi ist daher auch eine Besonderheit: Er ist der erste für sein lite- rarisches Werk und sein erster von einer deutschsprachigen Universität: „Dieses 21. Doktorat ist daher besonders wichtig für mich“, betonte Djerassi, dessen litera- risches Werk sich unter dem von ihm ent- wickelten Stichwort »Science-in-Fiction« mit der Welt der Wissenschaft als »Stam- meskultur« und den Wissenschaftlern als Mitglieder dieser Kultur befasst. Damit sprechen seine Werke, insbesondere was die Repräsentation von Wissenschaft und Wissenschaftlern bzw. die kulturelle Gebundenheit von Wissenschaft angeht, ein zentrales Moment hinsichtlich der Verbindung von Mensch und Technik an. Der Dortmunder Fakultät Kulturwissen- schaften und der Technischen Universität Dortmund ist Carl Djerassi seit Mitte der 90er Jahre verbunden. Er hat Dortmund mehrmals besucht, hier vorgetragen und auch in einzelnen Lehrveranstaltungen unterrichtet; daneben stand er den Stu- dierenden auch in Videokonferenzen und in Chats zur Verfügung. Es sind mehrere Staatsexamensarbeiten zu Djerassi ent- standen. Auch die erste Dissertation zu seinem literarischen Werk wurde an der TU Dortmund verfasst: betreut wurde sie von Prof. Walter Grünzweig, der maßgeb- lich an der Ernennung Carl Djerassis zum Ehrendoktor beteiligt war. Ehrendoktorwürde als Signal für die Hochschule Durch seine Arbeit sowohl als Natur- wissenschaftler als auch als Kulturwis- senschaftler sei „Carl Djerassi eine Art Personifizierung unseres Mottos und Leit- bildes“, sagte Rektorin Prof. Ursula Gather in ihrem Grußwort. „Wir sollten diese Eh- rendoktorwürde als Signal verstehen, als Aufforderung, mit- und voneinander zu lernen“, so Ursula Gather. Im Umfeld der Verleihung des Ehrendoktorats fand ein zweitägiges Symposium zum literari- schen Werk Djerassis statt, Studierende führten ein Theaterstück Djerassis im »Theater im Depot« auf, eine Ausstellung zeigte Arbeiten der Künstlerin Gabriele Seethaler zu Werken Djerassis. (unizet) Verstehen sich prächtig: Carl Djerassi (l.) mit Walter Grünzweig, dem Initiator des Ehrendoktorats Neue Standards machen dezentrale Energieversorgung effizient: Forschungsprojekt zum Einsatz von Smart Metering D ie Vorteile einer dezentralen Ener- gieversorgung liegen auf der Hand: Die Nähe zum Endverbraucher ermöglicht verlustarme kurze Übertra- gungswege. Auch regenerative Energien, z.B. private Solaranlagen, können in de- zentralen Stromnetzen effektiv genutzt werden. Das Forschungsprojekt »SME- DEA« (Standardisiertes Smart Metering als Schlüsselfunktion für die Energieef- fizienz von dezentralen Energieumwand- lungsanlagen) soll jetzt Wege und Stan- dards erarbeiten, wie die gemessenen Daten von neuen elektronischen Zählern, welche ab 2010 auch dem Endkunden an- geboten werden müssen (den so genann- ten Smart Metern), für die Steuerung und den wirtschaftlichen Betrieb vernetzter dezentraler Energieerzeuger genutzt werden können. NRW-Wirtschaftsminis- terin Christa Thoben überreichte am 30. März persönlich den Bewilligungsbe- scheid über eine Förderung in Höhe von 370.000 Euro. Das Projekt konnte sich im Wettbewerb »Energie.NRW« durchsetzen und wird von Prof. Christian Rehtanz vom Lehrstuhl für Energiesysteme und Ener- giewirtschaft der Fakultät Elektrotech- nik und Informationstechnik koordiniert. Partner auf Seiten der Industrie sind die »EVB Energie AG«, einer der markt- führenden Dienstleiter für Energiever- sorgungsunternehmen sowie die »Ener- gieversorgung Oelde GmbH«. „Ich freue mich, dieses Smart Metering Projekt heute auf den Weg bringen zu können. Denn Energieeffizienz braucht auch Ver- brauchstransparenz in den Haushalten. Mit intelligenten Zählern machen wir ei- nen wichtigen Schritt hierzu“, sagte Wirt- schaftsministerin Christa Thoben. „Mit der Entwicklung und dem Einsatz der elektronischen Haushaltszähler eröff- nen sich einerseits neue Möglichkeiten, die Effizienz des Stromverbrauchs beim Kunden zu steigern und Anreize zum Ein- sparen von Strom zu geben. Andererseits bringt es auch den Stromversorgern Vor- teile z.B. durch die Fernablesung und eine vereinfachte Rechnungslegung.“ Das Forschungsprojekt nutzt die Um- setzung der EU-Richtlinie 2006/32/EG »Energieeffizienz und Energiedienstleis- tungen«, die eine zeitnahe Information der Endverbraucher über ihren Energie- verbrauch und die individuelle Nutzung fordert. Jeder Stromkunde soll so seinen Energieverbrauch selbst beeinflussen und damit auch reduzieren können. Voraus- setzung hierfür ist ein flächendeckender Einsatz von Smart Metering-Systemen, die – mit Kommunikationsschnittstellen ausgestattet – auch für ein effektives Energiemanagement insbesondere von dezentralen Energieerzeugern genutzt werden können. In der praktischen Um- setzung sehen sich die Wissenschaftler jedoch mit einer Fülle von Problemen konfrontiert. Mehr zu Smart Metering auf Seite 7 Marktreife Medikamente Am Institut für Umweltforschung wollen Dortmunder Wissenschaftler neue Wege finden, um Medikamente schneller entwickeln zu können. Zuerst einmal müssen aber die Inhaltsstoffe gereinigt werden. Seite 6 Mehr zu Carl Djerassi aus Seite 4

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Die Mai 2009-Ausgabe der unizet der Technischen Universität Dortmund

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Akademisches AuslandsamtVier erfolgreiche neue Projekte konnte

das Akademische Auslandsamt verbuchen und zeigt damit,

dass Internationalität auf dem Campus groß geschrieben

wird.

Seite 3

05/09 | Nr. 408

Kumpel KlamottenAn der TU Dortmund hat sie Journalistik studiert und ihr Diplom gemacht. Jetzt

schneidert sie Taschen und Accessoires aus alten Hemden

und Hosen von ehemaligen Bergarbeitern.

Seite 5

Nach Redaktions-schluss

nahm das zweite Gammastrahlente-leskop MAGIC-II seine Arbeit auf der Kanareninsel La Palma auf. Geleitet wird die Arbeitsgruppe von Prof. Wolf-gang Rhode am Lehrstuhl für »Expe-rimentelle Physik V«. Zusammen mit Forschern der Universität Würzburg und des Max-Planck-Institut für Phy-sik in München sowie weiterer eu-ropäischer Universitäten wollen die Wissenschaftler mit MAGIC-II neue galaktische und extragalaktische Quellen hochenergetischer Gamma-strahlung entdecken. Diese Strahlung stammt von den gewaltigsten Prozes-sen im Universum, wie Sternexplo-sionen und aktiven Galaxienkernen. Mehr dazu in der nächsten unizet

Stehender Applaus für die »Mutter der Pille«Kulturwissenschaftler zeichnen Carl Dejerassi für sein literarisches Werk mit dem Ehrendoktor aus.

Carl Djerassi ist ein Universalgenie. Das sagte nicht nur sein Freund und Laudator Hans Ulrich Gum-

brecht, Professor für Komparatistik an der Stanford University. Das spürte man im vollbesetzten Hörsaal, als die Festred-ner Details aus Djerassis Leben präsen-tierten. Der 1923 in Wien geborene Wis-senschaftler ist vor allem als Erfinder der »Anti-Baby-Pille« bekannt; er selbst be-zeichnet sich in seiner Autobiographie als »Mutter der Pille«: „Ein Chemiker kann immer nur die Mutter sein.“

Seit rund 20 Jahren konzentriert er sich in einer zweiten – ebenfalls höchst erfolg-reichen – Karriere auf seine literarische Tätigkeit, die er als „sein zweites Leben“ bezeichnete. Der Dortmunder Ehren-doktortitel für Djerassi ist daher auch eine Besonderheit: Er ist der erste für sein lite-rarisches Werk und sein erster von einer deutschsprachigen Universität: „Dieses 21. Doktorat ist daher besonders wichtig für mich“, betonte Djerassi, dessen litera-risches Werk sich unter dem von ihm ent-wickelten Stichwort »Science-in-Fiction« mit der Welt der Wissenschaft als »Stam-meskultur« und den Wissenschaftlern als Mitglieder dieser Kultur befasst. Damit sprechen seine Werke, insbesondere was die Repräsentation von Wissenschaft und Wissenschaftlern bzw. die kulturelle Gebundenheit von Wissenschaft angeht, ein zentrales Moment hinsichtlich der Verbindung von Mensch und Technik an. Der Dortmunder Fakultät Kulturwissen-schaften und der Technischen Universität

Dortmund ist Carl Djerassi seit Mitte der 90er Jahre verbunden. Er hat Dortmund mehrmals besucht, hier vorgetragen und auch in einzelnen Lehrveranstaltungen unterrichtet; daneben stand er den Stu-dierenden auch in Videokonferenzen und in Chats zur Verfügung. Es sind mehrere Staatsexamensarbeiten zu Djerassi ent-standen. Auch die erste Dissertation zu seinem literarischen Werk wurde an der TU Dortmund verfasst: betreut wurde sie von Prof. Walter Grünzweig, der maßgeb-lich an der Ernennung Carl Djerassis zum Ehrendoktor beteiligt war.

Ehrendoktorwürde als Signal für die Hochschule

Durch seine Arbeit sowohl als Natur-wissenschaftler als auch als Kulturwis-senschaftler sei „Carl Djerassi eine Art Personifizierung unseres Mottos und Leit-bildes“, sagte Rektorin Prof. Ursula Gather in ihrem Grußwort. „Wir sollten diese Eh-rendoktorwürde als Signal verstehen, als Aufforderung, mit- und voneinander zu lernen“, so Ursula Gather. Im Umfeld der Verleihung des Ehrendoktorats fand ein zweitägiges Symposium zum literari-schen Werk Djerassis statt, Studierende führten ein Theaterstück Djerassis im »Theater im Depot« auf, eine Ausstellung zeigte Arbeiten der Künstlerin Gabriele Seethaler zu Werken Djerassis. (unizet)

Verstehen sich prächtig: Carl Djerassi (l.) mit Walter Grünzweig, dem Initiator des Ehrendoktorats

Neue Standards machen dezentrale Energieversorgung effizient: Forschungsprojekt zum Einsatz von Smart Metering

Die Vorteile einer dezentralen Ener-gieversorgung liegen auf der Hand: Die Nähe zum Endverbraucher

ermöglicht verlustarme kurze Übertra-gungswege. Auch regenerative Energien, z.B. private Solaranlagen, können in de-zentralen Stromnetzen effektiv genutzt werden. Das Forschungsprojekt »SME-DEA« (Standardisiertes Smart Metering als Schlüsselfunktion für die Energieef-fizienz von dezentralen Energieumwand-lungsanlagen) soll jetzt Wege und Stan-dards erarbeiten, wie die gemessenen Daten von neuen elektronischen Zählern, welche ab 2010 auch dem Endkunden an-geboten werden müssen (den so genann-ten Smart Metern), für die Steuerung und den wirtschaftlichen Betrieb vernetzter

dezentraler Energieerzeuger genutzt werden können. NRW-Wirtschaftsminis-terin Christa Thoben überreichte am 30. März persönlich den Bewilligungsbe-scheid über eine Förderung in Höhe von 370.000 Euro. Das Projekt konnte sich im Wettbewerb »Energie.NRW« durchsetzen und wird von Prof. Christian Rehtanz vom Lehrstuhl für Energiesysteme und Ener-giewirtschaft der Fakultät Elektrotech-nik und Informationstechnik koordiniert. Partner auf Seiten der Industrie sind die »EVB Energie AG«, einer der markt-führenden Dienstleiter für Energiever-sorgungsunternehmen sowie die »Ener-gieversorgung Oelde GmbH«. „Ich freue mich, dieses Smart Metering Projekt heute auf den Weg bringen zu können.

Denn Energieeffizienz braucht auch Ver-brauchstransparenz in den Haushalten. Mit intelligenten Zählern machen wir ei-nen wichtigen Schritt hierzu“, sagte Wirt-schaftsministerin Christa Thoben. „Mit der Entwicklung und dem Einsatz der elektronischen Haushaltszähler eröff-nen sich einerseits neue Möglichkeiten, die Effizienz des Stromverbrauchs beim Kunden zu steigern und Anreize zum Ein-sparen von Strom zu geben. Andererseits bringt es auch den Stromversorgern Vor-teile z.B. durch die Fernablesung und eine vereinfachte Rechnungslegung.“

Das Forschungsprojekt nutzt die Um-setzung der EU-Richtlinie 2006/32/EG »Energieeffizienz und Energiedienstleis-

tungen«, die eine zeitnahe Information der Endverbraucher über ihren Energie-verbrauch und die individuelle Nutzung fordert. Jeder Stromkunde soll so seinen Energieverbrauch selbst beeinflussen und damit auch reduzieren können. Voraus-setzung hierfür ist ein flächendeckender Einsatz von Smart Metering-Systemen, die – mit Kommunikationsschnittstellen ausgestattet – auch für ein effektives Energiemanagement insbesondere von dezentralen Energieerzeugern genutzt werden können. In der praktischen Um-setzung sehen sich die Wissenschaftler jedoch mit einer Fülle von Problemen konfrontiert.

Mehr zu Smart Metering auf Seite 7

Marktreife MedikamenteAm Institut für Umweltforschung wollen Dortmunder Wissenschaftler neue Wege finden, um Medikamente schneller entwickeln zu können. Zuerst einmal müssen aber die Inhaltsstoffe gereinigt werden.

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Seite 2 05/09 | Nr. 408unizet | Campus und Leben

Liebe Leserinnen und Leser,

seit dem vergangenen Jahr trägt un-sere Universität das Zertifi kat »Fami-liengerechte Hochschule«. Studium und Arbeit mit Kind - das soll auch an der TU mit vielfältigen Maßnahmen immer besser möglich werden. Orien-tierung auf diesem Weg geben uns die »Leitsätze für eine familiengerechte TU Dortmund«, die ich Ihnen in dieser Kolumne vorstellen möchte. Machen auch Sie mit, dass diese Leitsätze Wirklichkeit werden.

Herzlichst,

Ihre

Ursula Gather

Leitsätze familiengerechte TU Dort-mund:

1. Die TU Dortmund ist der Auffas-sung, dass Familienorientierung ein Kri-terium der Qualität des Universi-tätsbetriebs in Forschung, Lehre und Verwaltung ist.

2. Familienfreundliche Maßnahmen sollen Studierende und Beschäftig-te der TU Dortmund unterstützen, die Verantwortung für Kinder und Famili-enangehörige mit Studium und Beruf vereinbaren zu können.

3. Die TU Dortmund verpfl ichtet sich, mit aller Kraft Studierenden mit Kin-dern und Familienverpfl ichtung zu helfen, ihre Studienziele unter Berück-sichtigung der familiären Rahmenbe-dingungen zu erreichen. Sie fördert zudem die Auseinandersetzung mit Fragen der simultanen Familien- und Karriereplanung während der gesam-ten Studienzeit.

4. Im Rahmen des Forschungsbetriebs – insbesondere im Hinblick auf den wissenschaftlichen Nachwuchs – wer-den Arbeitsabläufe und Strukturen so gestaltet, dass eine leichte und fl exib-le Vereinbarung von Beruf und Familie möglich ist. Vor allem gilt das Augen-merk der Erhöhung der Planbarkeit von wissenschaftlichen Karrieren, um die Vorrausetzungen für Familiengrün-dungen zu erleichtern.

5. Insgesamt lebt die TU Dortmund die Überzeugung, dass der Univer-sitäts-betrieb in Forschung, Lehre und Ver-waltung so gestaltet wird, das in allen Planungs-, Realisations- und Kontroll-prozessen die Familienorientierung als wesentliche Rahmenbedingung beachtet wird. Es gilt, für Familienori-entierung zu sensibilisieren, diese mit-zudenken und zu fördern.

Dies und Das

Diplom-Verwaltungsbetriebswirtin Petra Krahl wurde am 1. April von der Stadt Hagen an die Technische Univer-sität Dortmund versetzt.

Die Zentralverwaltung hat zur Opti-mierung des Serviceangebots für die Studierenden sowie Fakultäten und Einrichtungen die Öffnungszeiten der Skriptenausgabestelle und der Zent-ralen Vervielfältigung auf dem Campus Nord (Chemiegebäude C2-02-501) zu Beginn eines jeden Semesters aus-geweitet. In den ersten sechs Wochen jedes Semesters ist sie von Montag bis Donnerstag bis 17.30 Uhr geöffnet, denn gerade zu Beginn des Semesters benötigt der akademische Lehrbetrieb die Unterstützung der Service-Einrich-tungen.

Studieren unter spanischen Palmen oder arbeiten im Herzen der Wirt-schaftsmetropole London – viele Stu-dierende und Schüler haben schon einmal mit diesem Gedanken gespielt. Aber wie soll das funktionieren? Das können Interessierte während des Workshops „Ihr Ticket nach Europa“ erfahren, den das Akademische Aus-landsamt am 14. Mai ab 17 Uhr anbie-tet. In lockerer Atmosphäre bietet die-ser Schnupperkurs eine Mischung aus Unterhaltung und Vortrag. Deutsche und ausländische Studierende werden über ihre Erfahrungen berichten und sich in einer Podiumsdiskussion über kulturelle Unterschiede austauschen. Weitere Informationen auf der Home-page www.aaa.tu-dortmund.de

Die TU Dortmundtrauert

um Mariele Bollmann, die am 15. März dieses Jahres im Alter von 55 Jahren nach langer schwerer Krankheit ver-starb. Mariele Bollmann war seit 1974 in der Universitätsbibliothek tätig und seit 1979 Leiterin des Ausleihzent-rums. Die Bibliothek verliert mit Mari-ele Bollmann eine beliebte, hilfsberei-te und engagierte Mitarbeiterin.

Jahresbestenpreise und ein GästehausZweiter Teil der Serie über die »Gesellschaft der Freunde der TU Dortmund«

Vor etwa 40 Jahren, am 1. April 1969, beginnt an der Universität Dort-mund der Studien- und Lehrbe-

trieb in der Abteilung Chemie. Kurze Zeit später (1970) nehmen die Mathematik, Raumplanung, Chemietechnik und Phy-sik ihre Arbeit auf. 1972 folgen die Ferti-gungstechnik (seit 1975 Maschinenbau), Informatik, Statistik und Elektrotechnik. Ein Jahr später können sich die ersten Studierenden für das Fach Wirtschafts- und Sozialwissenschaften einschreiben, 1974 folgt dann die Fakultät Bauwesen. Schon früh richtet sich die Hochschule auf die technischen Fächer aus und ver-wirklicht somit einen Teil der Wünsche der Gesellschaft der Freunde.

Aus eins mach zwei.Aus zwei mach eins.

Die Universität Dortmund, die als Hoch-schule mit nur einem Campus begann (dem heutigen Campus Süd), bekommt 1974 mit dem Umzug der Abteilung Che-mietechnik auf den Campus Nord ein zweites Zuhause. 1977 übernimmt bei der Gesellschaft der Freunde Dr. Helmut Keunecke das Amt des Vorsitzenden. Un-ter seine Amtszeit fällt auch das erste groß angelegte Projekt der Freundege-sellschaft: der Bau eines Gästehauses für ausländische Wissenschaftler. 1982 feierlich eingeweiht und 2002 zu Ehren des ehemaligen Vorsitzenden »Helmut-

Keunecke-Haus« getauf, beherbergten die Appartements in Barop über die Jahre viele Forscher und Forscherinnen, die zur internationalen Ausrichtung der Univer-sität beitrugen und -tragen. 1980 folgt dann die Eingliederung der Pädagogi-

schen Hochschule Ruhr in die Universi-tät, so dass man von nun an auch Sport, Sprachwissenschaften oder Theologie an der Universität Dortmund studieren kann. Zum ihrem 25. Jubiläum im Jahre 1983 loben die Freunde der Universität die ersten Jahrgangsbestenpreise aus. Die Auszeichnungen treffen bei den Stu-dierenden auf so große Resonanz, dass die »Freundegesellschaft« auf Bitten des Rektorats aus der Preisverleihung eine ständige Einrichtung macht. Seitdem werden jährlich diese Preise von der »Ge-sellschaft der Freunde« gestiftet.

Freunde fördern Musik, Kultur und Internationlität.

Über die Jahre unterstützen die Freunde weitere Projekte wie die internationale Musikwoche »Campus Cantat«, die Wei-terbildungsstätte der Universität »Haus Bommerholz« und den Uniball. Im März 2008, zu ihrem 50. Geburtstag, beschen-ken die Freunde „ihre“ Technische Univer-sität ein weiteres Mal: das Internationale Begegnungszentrum (IBZ) entsteht auf dem Campus Nord und soll nach Ab-schluss der Bauarbeiten zu einem Ort des internationalen Austausches werden.

In der nächsten »unizet« lesen Sie, was Ausgrabungen, das Ostjordanland und eine Fluchtburg mit der Gesellschaft der Freunde zu tun haben. (jsk)

Technische Fächer treffen auf Geisteswissenschaften: Das Gebäude an der Emil-Figge-Straße 50, im Universitätsjargon auch „Panzerkreuzer“ genannt, wurde das Zuhause der Pädagogischen Hochschule Ruhr, die erst 1979 mit der Universität Dortmund zusammengelegt wurde.

25 Jahre in Betrieb und dies unfallfrei: Die H-Bahn feiert ihren Geburtstag und mit ihr zahlreiche Gäste.

Insgesamt drei Millionen Kilometer, über 25 Millionen Fahrgäste – und das alles völlig unfallfrei. Die Bilanz der ersten

25 Jahre H-Bahn in Dortmund kann sich

durchaus sehen lassen. Am 2. Mai 1984 ist sie als bundesweit erstes fahrer- und begleiterloses Verkehrssystem in Betrieb gegangen. Die Pilotstrecke – die Linie 1

1990 mit der Verlängerung. Ab 1993 fuh-ren die – damals noch feuerroten – Wa-gen dann auch zwischen Eichlinghofen und der S-Bahn Haltestelle hin und her. Die bislang letzte Erweiterung wurde 2003 abgeschlossen – seitdem saust die H-Bahn, übrigens mit bis zu 50 Stunden-kilometer, bis zum Technologiezentrum. Mittlerweile ist das Streckennetz gut drei Kilometer lang, und die H-Bahn (kurz für Hängebahn) schwebt zu fünf Haltestel-len. Von den vier Fahrzeugen sind immer drei im Einsatz – das vierte ist in der Wartungshalle auf dem Campus Süd. Die Feier zum 25jährigen H-Bahn-Jubiläum fi ndet am Freitag, dem 8. Mai statt. Der offi zielle Festakt beginnt um 12 Uhr im Campus Treff. Zeitgleich startet eine Par-ty für alle Gäste und Kunden der H-Bahn: Auf der Mensabrücke gibt es Musik, Grill-stände und Getränke.

Der Geburtstag der H-Bahn wird auch im Internet gefeiert: auf der TU-Homepage lesen Sie vom 4. - 8. Mai täglich Infos und Geschichten rund um die Bahn, die Eich-linghofen, die beiden Campushälften und den Technologiepark verbindet. (SBo)

H-Bahn-Wagen auf dem Weg zum Campus Süd: Früher waren die Wagen feuerrot, heute haben sie sich farblich dem Himmel angepasst.

»Campus Cantat« ist eines der vielen Projek-te, die die Freundegesellschaft unterstützt.

zwischen Campus Nord und Süd – war einen guten Kilometer lang. Aufgrund des großen Zuspruchs in den ersten Jahren begann die H-Bahn-Gesellschaft bereits

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Akademisches Auslandsamt war mit vier Projekten erfolgreich.Deutscher Akademischer Austauschdienst überzeugt von guten Konzepten der TU Dortmund

Die »TÜV Süd Chemie Service GmbH« übernimmt für zwei Studierende des Che-mieingenieurwesens und einen Maschinenbau-Studierenden die Studiengebühren nach dem Vordiplom bzw. im Masterstudium. Den Vertrag unterzeichneten Dr. Hans-Nicolaus Rindfleisch (TÜV Süd) und Prorektor Prof. Uwe Schwiegelshohn (vorne v.l.).

Dies und Das

Mit den »Geschlechterdifferenzen im Bildungssystem« setzt sich der »Aktionsrat Bildung« in seinem im März veröffentlichten gleichnamigen Jahresgutachten 2009 auseinander. Prof. Wilfried Bos vertritt das »Insti-tut für Schulentwicklungsforschung «(IFS) in dem Expertengremium. Wie unterschiedlich durchlaufen Jungen und Mädchen die Bildungsphasen – von der Frühbetreuung bis hin zur Weiterbildung? Inwieweit kann von einer Benachteiligung der Jungen im Bildungssystem gesprochen werden? Wirkt sich die Erfolgsgeschichte der Mädchen auf alle Lebensphasen aus? Mit zahlreichen Grafiken und Statisti-ken gibt der Band Antworten auf diese und weitere Fragen und formuliert auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnis-se konkrete Handlungsempfehlungen, um den Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern entgegenzuwirken.

Im Rahmen der Absolventenfeier der Fakultät »Statistik« ist Prof. Jörg Rahnenführer mit dem Lehrpreis der Fachschaft ausgezeichnet worden. Mit seinen beiden Veranstaltungen »Klinische Studien« und »Multivaria-te Verfahren« waren die Sta-tistik-Studie-renden am zu-friedensten, das zeigte sich nach der Auswertung der Umfrage zur Qualität der Lehre im Som-m e rs e m e ste r 2008 und Win-tersemester 2008/2009. Die Verleihung des Lehrpreises der Fakultät Statistik nimmt seit 2004 der Fachschaftsrat vor. Jörg Rahnenführer, der seit April 2007 an der Fakultät Statistische Methoden in der Genetik und Chemometrie lehrt, wurde von den Studierenden vor allem für seine Optimale Menge an Beweisen und gutes Vorlesungstempo gelobt. (jsk/FSR Statistik)

Logistik-Tag im Stadion: Studierende knüpfen Kontakte.

Das Akademische Auslandsamt (AAA) darf sich freuen, und mit ihm die Dortmunder und Internationalen

Studierenden. Für vier neue Programm-linien bekam es den Zuschlag bei den Kampagnen »Profin« und »Go out!« des Deutschen Akademischen Austausch-dienstes (DAAD). Die Konzepte überzeug-ten und werden daher mit 136.000 Euro gefördert. »Profin« steht für »Programm zur Förderung der Integration ausländi-scher Studierender«. Mit der Kampagne sollen internationale Studierende dabei unterstützt werden, sich erfolgreich in Hochschule, Gesellschaft und Arbeits-welt zu integrieren.

Engagement und Sprachkurse werden mit Zertifikat gewürdigt.

Die TU Dortmund war mit gleich zwei »Profin« Programmlinien erfolgreich. Das Modellprojekt »Internationale Fach-schaften« macht die Fachschaften zu einem Drehpunkt internationalen Aus-tauschs in den Fakultäten. Die Fach-schaften werden eingeladen, sich durch bestimmte Schwerpunktsetzungen und Qualitätsmerkmale als „internationale Fachschaften“ zu profilieren. Des Wei-teren stärkt das Projekt »Integration in die Stadtgesellschaft« die Verbindungen

zwischen Hochschule, Schulen und der Stadtverwaltung Dortmund. Studierende mit Migrationshintergrund und interna-tionale Studierende dienen als Vorbilder, und Experten, die ihr Wissen an Dort-munds Schülerinnen und Schüler weiter-geben. In einer weiteren Programmlinie haben Studierende die Möglichkeit, En-gagements im internationalen Bereich durch die Hochschule anerkennen zu

Aussichtsreiche Perspektiven für Studierende der Logistik zeigte der Studententag der Logistikmetro-

pole Ruhr im Dortmunder Signal-Iduna-Park auf. Rund 700 Studierende nutzten die Gelegenheit, um erste Kontakte zu Wirtschaftsunternehmen zu knüpfen. „Ich finde es faszinierend, wie intensiv man hier mit Unternehmen ins Gespräch kommt“, sagte Thorsten Hülsmann, Pro-jektleiter für Logistik der Wirtschafts-förderung Dortmund. Der Studententag wurde bereits zum zweiten Mal von der TU Dortmund und der Regionalgruppe Ruhr der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in Kooperation mit der Wirtschaftsförde-rung Dortmund veranstaltet und fand im Rahmen des bundesweiten Tag der Lo-gistik statt. Auf dem Programm standen Vorträge von Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft, darunter Vertreter globa-ler Unternehmen. Bei einer Podiumsdis-

kussion und an den Ausstellungsständen kamen die Studierenden dann mit den Vertretern von Ausbildungsstätten und Unternehmen ins Gespräch. „Die Unter-nehmen ermöglichen Einblicke in den Be-rufsalltag des Logistikers; das ist für uns Studierende sehr wichtig“, so TU-Student Niklas Bergner. Neben der Chance, die Branche besser kennen zu lernen, nutz-ten viele Studierende den Rahmen, um sich gezielt über einen Karriereeinstieg zu informieren. Auch im Anschluss an den Tag der Logistik fördert die TU Dortmund den Austausch zwischen Studierenden und Vertretern der Praxis. In der Ringvor-lesung »Aktuelle Entwicklungen der Lo-gistik« können interessierte Studierende mehr über branchenrelevante Themen und berufliche Perspektiven erfahren. Die Vorträge werden auf der Homepage des Lehrstuhls für Verkehrssysteme und Lo-gistik bekannt gegeben. (tk)

Der Lehrstuhl für »Fabrikorganisation« gab 30 Studierenden der Fakultät Maschi-nenbau (Maschinenbau, Logistik, Wirtschaftsingenieurwesen) Anfang April die Mög-lichkeit, im Rahmen des Deutschen Materialfluss-Kongresses an der TU München einen wissenswerten Einblick in Theorie und Praxis der Intralogistik zu bekommen. Die dreitägige Exkursion beinhaltete neben Fachvorträgen auch Unternehmensbe-suche, unter anderem bei Audi, sowie ein Studierendenforum zu Karrierechancen in intralogistischen Unternehmen. (Fakultät)

ist es, gleichermaßen mit Informationen und Unterhaltung das Interesse an ver-schiedenen Kulturen zu wecken und die Bekanntheit der Mobilitätsprogramme der TU Dortmund zu steigern. Während die regionalen Seminare von Schülern und Studierenden besucht werden, die Interesse an einer Region haben, sollten die kurzen Bewerbungsworkshops und interkulturellen Trainings denjenigen hel-fen, die sich aktiv um Praktikumsstelle oder Studienplatz in dieser Region bemü-hen.

Kooperation mit der Universitätsallianz

Außerdem kooperiert das Akademi-sche Auslandsamt zukünftig mit der Universitätsallianz Metropole Ruhr (UAMR) und der neuen Campuszeitung »Pflichtlektüre«, um dem Thema Aus-landserfahrung eine studentische Stim-me zu verleihen. In einem Sonderteil der Campuszeitung werden Erfahrungsbe-richte der Outgoing- und Incoming-Stu-dierenden vorgestellt. Darüber hinaus werden im Laufe des Semesters auf der neuen Internetpräsenz der Campuszei-tung »Pflichtlektüre« zwei Studierende wöchentlich Einblicke in das Leben Dort-mund und im Ausland geben. (tk/Wi)

lassen. Internationale Aktivitäten wie Auslandsaufenthalte, Sprachkurse und Engagement für einen »internationalen Campus« werden gebündelt und mit ei-nem Zertifikat anerkannt.

Mit der Kampagne »Go out!« wollen das Bundesministerium für Bildung und Forschung und der DAAD den Anteil der Hochschulabsolventen, die einen länge-

ren Studien- oder Praktikumsaufenthalt im Ausland verbracht haben, von der-zeit rund 30 Prozent mittelfristig auf 50 Prozent erhöhen. Auch hier war die TU Dortmund erfolgreich. Im Rahmen der Programmlinie »Vorbereitung und Durch-führung von Informationstagen« werden im Laufe des Semesters Bewerbungs- und regionale Workshops mit interkulturellen Trainings verbunden. Ziel der Workshops

Gemeinsam lernen und leben: das Akademische Auslandsamt hilft mit zahlreichen Projekten (Foto: Louisa Lorenz).

Studienleistungen werden mit Premium-Praktikum belohnt.

Zum Start in das Sommersemes-ter verlieh die Fakultät Bauwesen erstmals den »Bilfinger-Berger-

Hochbau-Preis« für hervorragende bau-betriebliche Studienarbeiten. Prämiert wurde Ingo Bücker für die beste baube-triebliche Bearbeitung des Studienpro-

jekts »P2« mit der Vertiefungsrichtung „Bauproduktion und Bauwirtschaft“. Er gewann den Preis für seine Projektarbeit »Bürohaus am Überseering, Hamburg«. Als Belohnung erhielt Bücker ein vergüte-tes Praktikum, in dem er die verschiede-nen Aufgabenfelder von Bauingenieuren bei der Realisierung von Hochbauprojek-ten näher kennenlernen und erste Praxi-serfahrungen sammeln kann. Der Preis wurde durch Dr. Gerd Simsch, Mitglied der Geschäftsführung bei Bilfinger Ber-ger und Prof. Mike Gralla, Lehrstuhlinha-ber, im Rahmen der Auftaktveranstaltung zum Sommersemester feierlich überge-ben. Als Stifter des Preises konnte mit Bilfinger Berger ein führendes Unterneh-men der Branche gewonnen werden.

Kontakt: Matthias Sundermeier, Ruf: 755-2558, E-Mail: [email protected]

Ingo Bücker (2. v. r.) gewann den Preis für seine hervorragende Studienleistung.

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Seite 4 05/09 | Nr. 408unizet | Kultur und Gesellschaft

Zweites Standbein: die LiteraturNach seinem Erfolg als »Mutter der Pille« baute Djerassi mit Mitte 60 an seiner zweiten Karriere.

Dies und Das

An der TU Dortmund wurde am 22. Ap-ril eine Ausstellung zum früheren Dar-winisten, Naturforscher und Lehrer Hermann Müller (1829-1883) eröffnet. Dieser wird heute als einer der Be-gründer des modernen Biologieunter-richts bezeichnet und erbrachte auch selbst wichtige Leistungen zur Natur-wissenschaft. Die Ausstellung, eine Leihgabe des Ostendorf Gymnasiums in Lippstadt, der Wirkstätte Hermann Müllers, ist in der Zentralbibliothek zu sehen.

Im Februar war Prof. Jun Yamana von der Gakugei-Universität Tokyo zu Gast am Lehrstuhl für Allgemeine Erzie-hungswissenschaft. Er veranstaltete ein Kompaktseminar mit dem Titel »Bildung und Erziehung in Japan heu-te«, dass die Studierenden zu einer vergleichenden Perspektive aktueller Erziehungsprobleme in Deutschland und Japan anregte, und hielt einen Vortrag zum Thema »Erziehungsräu-me in Japan«.

Symposium: Migranten mit Sport integrieren

Einzigartige IFS-Förderung von European Science Foundation

Textilpreis für »Antischwitzanzug«: Studentin entwirft Erfrischungstücher-Shirt.

Viele Menschen wären glücklich, wenn sie eine der Karrieren Carl Djerassis ihr eigen nennen könnten.

Zum Beispiel die des Wissenschaftlers Djerassi, der mit zahlreichen Preisen für seine Arbeit ausgezeichnet wurde: 1973 erhielt er die »National Medal of Science« für die erste Synthese eines steroida-len oralen Kontrazeptivums (der »Pille«), 1991 die »National Medal of Technology« für die Entwicklung neuer Methoden zur Insektenbekämpfung. Darüber hinaus erhielt er 1999 das »Österreichische Eh-renkreuz für Wissenschaft und Kunst«,

Lehrer im Sportunterricht und Trainer in Sportvereinen stehen einer neuen Herausforderung gegenüber: dem

demografischen Wandel in Deutschland. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Frage, wie es gelingen kann, Menschen mit Migrationshintergrund für den Sport zu begeistern. Das Fachsymposium »In-tegrationspotenziale des Sports« bot An-fang April in Potsdam Wissenschaftlern, (sport-)politischen Entscheidungsträgern sowie zahlreichen Vertretern von Sportor-ganisationen und sozialen Initiativen die Möglichkeit, sich über die Chancen, Gren-zen und Perspektiven einer »Integration durch Sport« auszutauschen.

Vorgestellt wurden Ergebnisse des Sport-entwicklungsberichts, die belegen, dass Menschen mit Migrationshintergrund in Sportvereinen immer noch unterreprä-sentiert sind. Zugleich wurden im Verlauf des Symposiums aber auch die Integrati-onschancen des Sports deutlich: Bieten die Vereine z. B. beitragsfreie Mitglied-schaften oder spezielle Sportangebote an, können dadurch oft mehr Migranten

erreicht werden. Eine Evaluation des bundesweiten Programms »Integration durch Sport« gibt ebenfalls Grund zum Optimismus: In etwa 500 besonders ge-förderten »Stützpunktvereinen« treiben Menschen mit und ohne Migrationshin-tergrund nicht nur gemeinsam Sport. Diese Vereine sind darüber hinaus be-müht, die gesellschaftliche Integration der Migranten mit besonderen Maßnah-men zu unterstützen. Prof. Ulrike Burr-mann und Michael Mutz (TU Dortmund) stellten aktuelle Forschungsergebnisse zur Sportbeteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund vor: Während die Sportvereine viele dieser Jugendli-chen mit ihren Angeboten nicht erreichen, gelingt es den schulisch organisierten Sportarbeitsgemeinschaften sehr gut, Mädchen und Jungen mit Migrationshin-tergrund einzubeziehen. Das Fachsym-posium wurde von Prof. Ulrike Burrmann mit organisiert und von der Gesell-schaft der Freunde der Universität Dort-mund finanziell unterstützt. (Fakultät) Weitere Informationen: www.sport.tu-dortmund.de/tagung.

Ohne Eiswürfel und Erfrischungs-tücher sollte man im Sommer nicht das Haus verlassen. Zumin-

dest wenn es nach Ursula Gillner geht, der diesjährigen Gewinnerin des Textil-preises. Dieser wird jedes Semester von Wiebke Bartsch, künstlerischer Mitarbei-terin des Seminars für Kulturanthropo-logie des Textilen, an eine hervorragende studentische Leistung im gestalterischen Bereich des textilen Arbeitens vergeben. Ursula Gillner, wurde im Rahmen einer Feier mit allen Prüflingen, deren Famili-en, Freunden und Bekannten für ihr Ob-jekt »Antischwitzanzug« ausgezeichnet. Der Anzug besteht aus einer Sporthose in die Halterungsbänder für Eiswürfelpa-ckungen eingearbeitet wurden und einem Shirt, welches aus Erfrischungstüchern

und deren Hüllen gearbeitet wurde. Das Seminarthema war im vergangenen Se-mester »Wetter und Stimmungslagen«: Gillner (auf dem Foto rechts) nahm die Erinnerung an einen schwül-heißen Tür-keiaufenthalt zum Anlass, Kleidung zu entwerfen, die es einem ermöglicht auch dann noch erfrischt und gekühlt aktiv zu sein, wenn die Sonne vom Himmel brennt.

Der Textilpreis wird aus Wiebke Bartschs privaten Mitteln gestiftet und besteht aus einem Blumenstrauß und einer von Wieb-ke Bartsch signierten, Schneiderschere. Der Preis soll die Ausgezeichneten ermu-tigen sich weiter den künstlerischen He-rausforderungen des Textilen zu stellen. (Fakultät)

Eine Förderung der European Science Foundation (ESF) erhält das Institut für Schulentwicklungsforschung

(IFS) der TU Dortmund für das neuestes internationales Forschungsprojekt un-ter der Federführung von Prof. Wilfried Bos und Prof. Heinz Günther Holtappels. An dem Projekt »Schuleffektivität, Un-terrichtsqualität und Schülerleistung in Grundschulen« werden Forscher aus acht europäischen Ländern zusammen-arbeiten, um, ähnlich wie bei der »Trends in Mathematics and Science«-Studie (TIMMS), die kognitiven Kompetenzen von Grundschülern auf europäischer Ebene zu untersuchen. Ziel dieser Untersuchung ist es, die Leistungen der Primarschüler in den mathematischen und naturwissen-schaftlichen Fächern im Längsschnitt von einem Schuljahr in Abhängigkeit von den Bedingungen auf Schul- und Unterricht-sebene zu untersuchen. Die Auswertung der Daten im internationalen Vergleich ermöglicht weitreichende Erkenntnisse zur Verbesserung der Unterrichtseffek-tivität in den beteiligten Ländern. Die Ergebnisse der Langzeitstudie (mit zwei Erhebungszeitpunkten und dreijähriger Laufzeit) werden mit denen der »Interna-tionalen Mathematik- und Naturwissen-schaftsstudie – Grundschule« (TIMMS) verknüpft, die seit 1995 alle vier Jahre durchgeführt wird (zuletzt 2007) und 2011 unter der Leitung von Prof. Bos in die

nächste Runde gehen wird. „Wir sind sehr stolz dass unser Projekt bewilligt wurde“, so Michael Pfeifer, Diplom-Pädagoge am IFS und neben Volkswirt Martin Freiberg und den Antragstellern Prof. Wilfried Bos und Prof. Heinz Günter Holtappels einer der vier IFS-Forscher des Projekts. Um für die Förderung der ESF überhaupt in die Begutachtung zu gelangen musste das deutsche Teilprojekt nämlich zunächst von der Deutschen Forschungsgemein-schaft (DFG) begutachtet und befürwor-tet werden.

Mit ihrem Projekt-Konzept konnte sich die internationale Forschergruppe bei der renommierten ESF im Review gegen 27 Mitbewerber durchsetzen. „Dass die-se beiden wichtigen Institutionen unser Projekt unter teils exzellenten Anträgen ausgewählt haben und fördern, ist eine besondere Auszeichnung für uns“, so Prof. Holtappels. Mit ihren internationa-len Kooperationspartnern aus Belgien, England, Griechenland, Irland, Slowenien, Zypern und den Niederlanden werden die deutschen Forscher des IFS erstmals im Sommer 2009 zum Auftakt ihres Gemein-schaftsprojekts zusammenkommen.

Kontakt: Prof. Dr. Wilfried Bos, Ruf: 755-5501, E-Mail: [email protected], Prof. Dr. Heinz Günter Hol-tappels, Ruf: 755-5519.

Projekt bewilligt: Wilfried Bos, Michael Pfeifer und Heinz Günter Holtappels (v. l.)

Die Festredner (v. l.): Hans Ulrich Gumbrecht, Rektorin Ursula Gather, Horst Pöttker, Eh-rendoktor Carl Djerassi, Holger Wormer und Walter Grünzweig.

Professuren für Steinbrecher und Meier

2001 den »Preis der Gesellschaft Deut-scher Chemiker für Schriftsteller«, 2002 die »Ehrenmedaille der Bundeshaupt-stadt Wien in Gold«, 2003 das »Gro-ße Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland« sowie die »Erasmus Me-daille« der »Academia Europeae«, 2004 die Gold Medaille des »American Institute of Chemists« und 2005 den »Premio lette-rario Serono« (Rome) sowie die »Lichten-berg-Medaille« der »Akademie der Wis-senschaften« zu Göttingen. Im Jahr 2005 erschien eine österreichische Briefmarke mit Djerassis Bild. Dann gibt es noch „den

anderen“ Carl Djerassi, den Schriftsteller. Mit seinem ersten Bestseller »Cantors Dilemma« begründete er seine zweite Karriere und zeigte, dass es nicht nur ein „oder“ gibt, sondern auch ein „und“: welt-berühmter Wissenschaftler und angese-hener Schriftsteller. Es folgten weitere Romane, Gedichte und Theaterstücke (s. Infokasten). An der TU Dortmund wurde er für seine literarischen Leistungen mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Im Anschluss an die offizielle Veranstaltung besuchten die Gäste den Weinkeller des Sponsors »Mövenpick«, wo sie in gesel-

liger Runde noch einmal die einzigartige Biografie Carl Djerassis mit einer Wein-probe sensorisch nachvollziehen konn-ten. (jsk)

Theaterstück »Taboos«:

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Ehrendoktorat für Carl Djerassi führ-ten Studierende unter der Leitung von Prof. Randi Gunzenhäuser Djerassis Stück »Taboos« im Theater im Depot in der Dortmunder Nordstadt auf – in deutscher und englischer Sprache. Im Jahr 2000 geschrieben, behandelt das Stück das Thema künstliche Be-fruchtung. Der Tausch von Eizellen und Spermien ermöglicht nicht nur dem lesbischen Paar Harriet und Sally eine Schwangerschaft, sondern erfüllt auch Sallys fundamentalistischem Bruder Cameron und seiner „unfruchtbaren“ Frau Priscilla den Kinderwunsch. Doch der Handel hat unerwartete Folgen für alle Beteiligten.

Prof. Klaus Meier wird einen Ruf auf die Professur für crossmediale Entwicklung des Journalismus erhalten, Dr. Michael Steinbrecher soll Professor für »Fern-seh- und Videojournalismus« werden und gleichzeitig den neuen TV-Lernsen-der in Dortmund weiterentwickeln. Das Institut für Journalistik erhofft sich mit dieser Kombination aus einer deutlicher forschungsorientierten und einer mehr praxisorientierten Professur eine weitere Stärkung der Integration von Theorie und Praxis in Forschung und Lehre des Jour-nalismus, der das Institut traditionell besonders verpflichtet ist. Dr. Michael Steinbrecher, der breiten Öffentlichkeit bisher vor allem als erfolgreicher Sport-reporter bekannt, ist dem Institut seit mehreren Jahren mit zahlreichen Lehr-aufträgen verbunden. Prof. Klaus Meier, derzeit Professor für Journalistik an der Fachhochschule Darmstadt und Berater zahlreicher Medien, soll das Institut für Journalistik vor allem in Fragen neuer Or-ganisations- und Produktionsformen des Journalismus verstärken. Hierbei stehen crossmediale Entwicklungen, also die zu-nehmende Vernetzung der klassischen Medien Fernsehen, Radio und Zeitung durch das Internet, im Vordergrund.

Die rund 800 Gäste zollten dem Ehrendoktor Carl Djerassi „stehenden Applaus“.

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Seite 505/09 | Nr. 408 unizet | Kultur und Gesellschaft

Dies und Das

Dr. Jeanne Cortiel und Dr. Christine Gerhardt von der Fakultät Kulturwis-senschaften wurde am 6. Februar die Lehrbefugnis für das Lehrgebiet Ame-rikanistik erteilt.

Auf Einladung der Commission of the Study of Higher Education by Chine-se Association of Higher Education nahmen Prof. Johannes Wildt und Dr. Sigrid Dany vom Hochschuldidakti-schen Zentrum Mitte April an dem bilateralen Symposium der Zhejiang University in Hangzhou teil. Johannes Wildt und Sigrid Dany referierten zum Thema »Hochschuldidaktik als Hoch-schullehrerbildung? Hochschuldidak-tische Weiterbildung und Beratung zur Förderung der Professionalisierung in der Lehre“« Das Symposium fand im Rahmen des Deutsch-Chinesischen Hochschulforums statt, das alle zwei Jahre im Wechsel in Deutschland und in China stattfindet. 2007 war die Technische Universität Dortmund Gastgeberin. (HDZ)

Kumpel-Klamotten zu Trend-TaschenTU-Absolventin reaktiviert Bergarbeiterkleidung.

Riskante Kindheit: Symposium an der TU

Vor beeindruckender Kulisse be-grüßte Rektorin Prof. Ursula Gather mehr als 600 Teilnehmerinnen und

Teilnehmer des XV. Symposions Frühför-derung im Audimax. Das rehabilitations-wissenschaftliche Großereignis wurde von der Vereinigung für Interdisziplinäre Frühförderung und der Fakultät Rehabi-litationswissenschaften vom 19. bis 21. März veranstaltet.

Unter der Schirmherrschaft von Bun-desgesundheitsministerin Ulla Schmidt waren zur Begrüßung alle relevanten Ministerien vertreten: das Bundesge-sundheitsministerium durch die Pati-entenbeauftragte der Bundesregierung Kühn-Mengel, das Bundessozialministe-rium durch den Staatssekretär Lersch-Mense und das Landesministerium für Generationen, Familie, Frauen und In-tegration durch die Staatssekretärin Gierden-Jülich. Die dreitägige Tagung bot in 28 Vorträgen und 32 Workshops ein reichhaltiges Forum zum interdisziplinä-ren Austausch. In seinem Eröffnungsvor-trag umriss Prof. Christoph Leyendecker »Chancen und Risiken kindlicher Ent-wicklung heute«. Dazu spannte er einen weiten Bogen von relevanten Alltagsbe-obachtungen zu zentralen wissenschaft-lichen Erkenntnissen. So weist eine Meldung der Möbelindustrie über den nachlassenden Absatz von Esstischen auf einen Verlust hilfreicher Alltagsritua-le hin: in vielen Familien ist der Esstisch nicht mehr Mittelpunkt und es gibt kei-ne gemeinsamen Mahlzeiten mehr. Ein Verlust solcher Traditionen kennzeichnet riskante Umbrüche der kindlichen Ent-wicklungsbedingungen. Diese sind von ambivalenten Erfahrungen geprägt: Ver-lust an Geborgenheit und Mangel an Er-ziehungskompetenz auf der einen, aber auch Gewinn an Autonomie und Plurali-sierung der Lebenschancen auf der an-deren Seite.

In der Frage, nach welcher Richtung - Risiko oder Chance – das Pendel der Entwicklung ausschlägt, werden immer wieder drei Faktoren genannt: ökonomi-sche und psychosoziale Verarmung, Mi-grationshintergrund und Alleinerziehung. Dies sind pauschale Festsstellungen, die kritisch hinterfragt werden müssen. Fest steht, dass die Entwicklung von Kindern in keinem Alter so gefährdet ist wie im ersten Lebensjahr. Das Kindeswohl ist in hohem Maße abhängig von förderlichen psychosozialen Bedingungen und fußt

im Wesentlichen auf Faktoren zwischen-menschlicher Interaktion. Grundlegende Fähigkeiten der Nachahmung und Einfüh-lung werden schon früh über so genannte Spiegelneurone ermöglicht. Feinfühlig-keit der Bezugspersonen und ein intui-tives Repertoire anregenden Verhaltens bestimmen den Gang der Entwicklung. Sie bilden auch den essentiellen Wirkfak-tor einer jeden Therapie bei behinderten und von Behinderung bedrohten Kindern. Dies war das zentrale Ergebnis der wis-senschaftlichen Tagung, zu der auf Ini-tiative von Prof. Christoph Leyendecker viele Fachleute aus den Bereichen Ent-wicklungsneurologie, Pädiatrie, Rehabili-tationspädagogik und Therapie in der TU Dortmund zusammengekommen waren. Sie erörterten besonders die fatalen Aus-wirkungen ökonomischer wie psychoso-zialer Verarmung. Es wurden Lösungen erarbeitet, wie riskanten Entwicklungen bei Familien in Armut oder mit hoher psychosozialer Belastung frühzeitig be-gegnet und Eltern wie Kindern geholfen werden kann.

Dazu reichen Einzelmaßnahmen nicht aus. Ein gemeinsames Handeln der betei-ligten Kinder, Eltern, Ärzte, Therapeuten und Pädagogen ist in einem vernetzten System der Hilfen angezeigt. (Fakultät)

Sie hat eine Ausbildung zur Ortho-pädiemechanikerin abgeschlos-sen, als Rucksacktouristin die Welt

bereist, ein Diplom in Journalistik an der TU Dortmund abgelegt und sich vor kur-zem mit ihrer Kulturmarke »zechenkind« selbstständig gemacht. Anika Beller-Kraft hätte sich für viele Berufsfelder entschei-den können. Dass die 34-Jährige heute erfolgreich Taschen und Accessoires aus recycelter Bergmannskleidung designt, hat viel mit ihren zwei alten Leidenschaf-ten zu tun: „Meine Heimat Ruhrgebiet so-wie die Schneiderei waren für mich immer Herzensangelegenheiten, die mich nie ganz losgelassen haben. Während mei-nes Studiums bin ich dann auf die Idee gekommen beides zu verbinden und mich damit selbstständig zu machen.“

Alte Stofffe, neue Ideen.

Mit ihrem Konzept, aus alten Stoffen Neues zu entwerfen, steht Anika Beller-Kraft nicht allein da. Taschen und andere Alltagsgegenstände, die aus recycelten Textilien, wie Segeltuch oder LKW-Pla-nen, gefertigt werden, sind nicht nur bei Studierenden und in den Büros von Krea-tiven angesagt. Mit ihrer Marke »zechen-kind« setzt die ehemalige TU-Studentin aber bewusst nicht nur auf einen Trend, sondern auf Produkte, die neben den besonderen Stoffen auch in ihrer Philo-sophie einzigartig sind. „Ich komme aus Dortmund, bin also ein echtes Zechen-kind. Als ich begonnen habe, an meiner Idee zu arbeiten, war für mich klar, dass ich etwas anbieten möchte, das mit der Region zu tun hat. Ich bin davon über-zeugt, dass man spannende Ideen auch vor der eigenen Haustür finden kann und das ganze kreative Potential nicht nur in Städten wie Berlin sitzt“.

Dass ihr »zechenkind« jetzt aus den Kin-derschuhen wächst, ist jedoch nicht nur das Ergebnis einer guten Idee. Für ihren Erfolg hat Anika Beller-Kraft hart gear-beitet und sich nicht allein auf ihr krea-tives Potential verlassen. Unterstützung für ihr Vorhaben fand die Nachwuchsde-signerin auch an der Universität. Neben ihrem Hauptfach Journalistik belegte sie Kurse im Zertifikatstudium Kulturarbeit und Kreativwirtschaft, das die TU grün-dungswilligen Studierenden und Absol-

venten seit dem Sommersemester 2008 anbietet. Im Zertifikatstudium machte sie sich mit der betriebswirtschaftli-chen Seite ihrer Geschäftsidee vertraut.

Puppeneinsatz: Christoph Leyendecker stell-te den interaktiven Unterricht vor.

Vom Hörsaal an die Nähmaschine: Alumna Anika Beller-Kraft ist als Designerin erfolgreich.

wickeln. In Kooperation mit der Wirt-schaftsförderung und der TU Dortmund, wurden zehn Gründerteams Ende ver-gangenen Jahres über mehrere Monate in speziellen Expertenvorträgen, Work-shops und intensiver Einzelberatungen auf ihre Rolle als Selbstständige in der Kreativwirtschaft vorbereitet. „Die Arbeit mit meinem Coach Johannes Schrievers hat mir sehr geholfen. Außerdem war es für mich wichtig, mich mit den anderen Teams auszutauschen“, fasst Beller-Kraft ihre Erfahrungen zusammen. Für ihre er-folgreiche Geschäftsidee wurde sie beim Finale der Gründerwerksatt im Februar 2009 mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Bei dem bundesweiten Gründerwettbewerb »Start2grow« konnte sie sich kürzlich außerdem den vierten Platz sichern. „Die Gründung ist ein bisschen so, als wenn man ein Kind zur Welt bringt. Es erfüllt einen und macht total Spaß, aber es ist eben auch ein Vollzeit-Job. Umso schöner ist es bei all dem Stress dann, wenn die Idee bei den Leuten so gut ankommt.“

Mit der TU Dortmund bleibt die Nach-wuchsdesignerin auch nach der erfolgrei-chen Gründung verbunden. Neben ihrem Kontakt zum Team der Gründerwerkstatt sind es vor allem ehemalige Kommili-tonen mit denen sich Beller-Kraft auch noch nach dem Studium austauscht. (tk)

Wissenschaft in der Zeitung: Forschung beliebtes Thema

Sind Berichte aus der Forschung auch ein besonderer Markt in Zei-ten der allgegenwärtigen Krise?

Offensichtlich setzen zumindest überre-gionale Zeitungen in den letzten Jahren verstärkt auf Wissenschaftsthemen – und das immer häufiger auf ihren vorde-ren Seiten. Das ist eines der Ergebnisse einer Analyse der FAZ, der Süddeutschen und der Zeitung Die Welt am Lehrstuhl Wissenschaftsjournalismus der TU Dort-mund. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in der renommierten US-Zeitschrift »Journalism & Mass Communication Quarterly« veröffentlicht. In ihrer Analy-se beziffern die Forscher die Zunahme der wissenschaftsjournalistischen Be-richterstattung zwischen 2003/2004 und 2006/2007 auf 48 Prozent. Außerhalb der Wissenschaftsseiten hat sich die Anzahl der Artikel über Wissenschaft, Medi-zin und Technik innerhalb dieser kurzen Zeit sogar mehr als verdoppelt. Bei der Überprüfung von insgesamt 4077 wis-senschaftsjournalistischen Artikeln, die innerhalb des insgesamt 26-monatigen

Untersuchungszeitraums erschienen sind, haben die Autoren der Studie – Christina Elmer, Franziska Badenschier und Prof. Holger Wormer – die mutmaß-lichen Gründe für wissenschaftliche Be-richterstattung sowie deren Intonation analysiert. Der mit Abstand größte Teil der Berichterstattung über Themen aus der Wissenschaft war positiv und oft eher unkritisch. Die Intonation unterschied sich jedoch von Thema zu Thema. Mit der Studie wurde erstmals der »Boom« von Wissenschaftsthemen in Deutschland, den Experten auch in anderen Medien (etwa dem TV-Bereich) beobachtet ha-ben, quantifiziert und im Detail analy-siert. Wenngleich niemand sagen kann, ob die Popularität auch in der nun alles dominierenden „Finanzkrise“ anhält, wei-sen die Ergebnisse darauf hin, dass bei drei Leitmedien in der Vergangenheit of-fensichtlich in einem Punkt Einigkeit be-stand: »Science sells!«. (Fakultät)

Kontakt: Prof. Holger Wormer, Ruf: 755-6231/4152.

Seit über drei Jahren betreibt Prof. Thomas Pola (Foto: stehend) vom Institut für Evangelische Theologie mit seinem Team Ausgrabungen in der Fluchtburg König Jerobeams I. im Ostjordanland. Seine sensationellen Funde werden seither von der Presse beachtet. Unterstützt wird das ehrgeizige Forschungsprojekt von der jor-danischen Altertumsbehörde in Amman. Drei Archäologen dieser Behörde waren im April zu Gast bei Thomas Pola. Mohammad Al-Balawnah, Firyal Bani-Issa und Ahmad Al-Sharma (v. l.) verfolgen neben dem wissenschaftlichen Austausch auch das Ziel, ihren Heimatort touristisch zu erschließen. Um sich über museumsdidak-tische Konzepte zu informieren, besuchten sie gemeinsam das Landesmuseum in Herne und den Archäologischen Park in Xanten.

Info

Anika Beller-Krafts »zechenkinder« können Interessierte über www.ze-chenkind.de bestellen .Demnächst wird es die »zechenkind«-Produkte außer-dem bei »Stückgut« in Bochum und bei »Heimatdesign« im ehemaligen Fund-büro des Dortmunder Ordnungsamtes (Hoher Wall 15) geben.

Die Fakultät Journalistik gab Beller-Kraft zudem die Möglichkeit sich in ihrer Ab-schlussarbeit im Jahr 2008 mit dem The-ma »zechenkind« zu beschäftigen „Es ist eher ungewöhnlich, in einer Diplomarbeit Journalistik und Design zu verbinden. Meine Betreuer, Professor Horst Pött-ker und Professor Frank Lobigs, haben mir diese Chance gegeben. Es war sehr hilfreich, dass ich mich auf diese Weise mit dem Thema so intensiv beschäftigen konnte.“ Auch das Projekt »kultur.unter-nehmen.dortmund« half der Designerin bei der Aufgabe, aus ihren Gedanken ein tragfähiges Geschäftskonzept zu ent-

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Seite 6 05/09 | Nr. 408unizet | Natur und Technik

Zehn Jahre Emscher Park Bauausstellung: Neues Buch nimmt 120 Projekte unter die Lupe.

Medikamente marktreif machenNeues BMBF-Projekt am INFU beschäftigt sich mit Pharma-Inhaltsstoffen.

Lehrstuhl Bauphysik richtet Energieeinspar-Forum aus.

Akademie der Wissenschaften beruft TU-Professoren.

Dieses Buch dokumentiert die Pro-jekte der Internationalen Bauaus-stellung Emscher Park und stellt

ihre Weiterentwicklung seit 1999 sowie den aktuellen Entwicklungsstand mit Bil-dern, Karten und Texten dar. Internatio-nale Bauausstellungen haben seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland bei-spielhafte Projekte der Architektur und Stadtentwicklung einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert. »Die Interna-tionale Bauausstellung Emscher Park « (IBA Emscher Park) wurde im Ruhrgebiet über einen Zeitraum von zehn Jahren (1989 bis 1999) durchgeführt und eröff-nete der ehemals größten Industrieregion Deutschlands eine neue ökonomische, kulturelle und ökologische Zukunft. 19 Städte und Gemeinden sowie eine Reihe von Initiativen und Unternehmen haben

Vorhaben verschiedener Größe konzipiert und realisiert. Einige dieser Projekte entfalten eine mediale Strahlkraft und stehen heute als Beispiel des gelungenen Struktur-wandels im öffentlichen Interesse – wie das Welterbe Zeche Zollverein. Das v o r l i e g e n d e Buch port-rätiert auch diejenigen K o n z e p t e , die im Sinne von kleinen Eingrif-fen auf ihr jeweiliges Um-feld gewirkt haben. Insgesamt über 120 Unternehmungen sind in diesem Produkt des Forschungs-

Von der Entwicklung eines Medika-mentes bis hin zu seiner Marktein-führung können oft Jahre vergehen.

Dass aufwändige Testreihen und Studien durchgeführt werden müssen, um einem Medikament zur Marktreife zu verhelfen, ist vielen klar. Dass es aber auch auf die eigentliche Gewinnung der »Rohstoffe« für ein Medikament ankommt, erschließt sich aber nicht sofort. Gerade dieser Schritt kann oft Jahre dauern, da erst ge-eignete Möglichkeiten gefunden werden müssen, um beispielsweise ein Protein so herauszufiltern, dass es medizinisch ein-gesetzt werden kann.

Reinigung biopharmazeutischer Antikörper vorantreiben

Das am 1. April angelaufene Projekt »Antikörper-Selektive Materialien im Downstream Processing« nimmt sich genau dieses letzten Punktes an. Vom Bundesministerium für Bildung und For-schung (BMBF) mit 1,2 Millionen geför-dert, forschen die Wissenschaftler am »Institut für Umweltforschung« (INFU) an Möglichkeiten, die Entwicklung von Medikamenten zu beschleunigen. Un-ter Leitung von Privatdozent Börje Sellergren und zusammen mit dem »Insti-tut for Analytical Sciences« in Dortmund, der Universität Duisburg-Essen sowie die Wirtschaftsunternehmen »Merck«

und »Bibitec« wollen die Forscherinnen und Forscher dafür sorgen, dass Medika-mente schneller auf den Markt kommen. Das Projekt will eine neue Generation von sogenannten Hochleistungstrennma-terialien erforschen und entwickeln, die speziell für die Reinigung biopharmazeu-

tischer Antikörper maßgeschneidert sind. Diese Forschung ist gerade im Bereich der »Biopharmaceuticals«, also der Nut-zung von Proteinen als pharmazeutisch wirksamer Komponente, wichtig.

Ein Drittel der Förderung am INFU

Denn die monoklonalen Antikörper stel-len eines der am schnellsten wachsenden Segmente eben dieser Biopharmaceu-ticals dar. Noch ist ihre »Produktion«, die Gewinnung der Proteine aus andern Verbindungen mit einer zeit- und kosten-aufwändigen Reinigung verbunden, die zu einer unzureichenden Produktionskapa-zität führt und somit sowohl die Einfüh-rung als auch die konkrete Nutzung eines Medikaments verzögert und erschwert. Ziel des Forschungsprojektes am INFU ist es, eine neue Generation von Hoch-leistungstrennmaterialien zu entwickeln, die für die Reinigung von biopharmazeuti-schen Antikörpern maßgeschneidert sind, um das Ausarbeiten der monoklonalen Antikörper zu beschleunigen und die vor-handenen Begrenzungen zu überwinden. Drei Jahre läuft das Projekt, das ein Drit-tel der gesamten BMBF-Fördersumme für sich beanspruchen kann. (jsk)

Kontakt: PD Börje Sellergren, Ruf: 755-4082

Im Rahmen des Forschungsprojektes »Optimierte Wärmebrücken- und Kon-struktionsdetails für den Einsatz von

Betonbauteilen im Wohnungsbau« ver-anstaltete der Lehrstuhl Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung von der Fakultät Bauwesen in Kooperation mit der Firma BetonMarketing ein Forum mit dem Titel »Energieeinsparung in Wohn-gebäuden«. Zahlreiche Besucher waren bei der Veranstaltung, die gleichermaßen für Architekten und für Ingenieure kon-zipiert war, zugegen und hörten Vorträge von verschiedenen Referenten, unter an-derem von Lehrstuhlinhaber Prof. Wolf-gang M. Willems von der TU Dortmund, der über »Wärmebrücken – Die Vortei-le einer detailierten Berücksichtigung« sprach. Das Bauen in Deutschland ist von einer ständig zunehmenden technischen Reglementierungsdichte geprägt. Genau

13. Fersehseminar: Flachbildschirm und Digital-TV

Die TU Dortmundtrauert

um Dipl.-Inf. Volker Weber, der am 7. April dieses Jahres plötzlich und unerwartet im Alter von 30 Jahren ver-starb. Seit Oktober 2005 war Volker Weber an der Technischen Universi-tät Dortmund als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand tätig. Seine Dissertation beschäftigte sich mit der Komplexität und Ausdrucksstärke von Hybridlogiken und stand kurz vor ihrer Fertigstellung. Darüber hinaus hat sich Volker Weber in vielen Bereichen an der Universität engagiert: Für Studierende hatte er immer ein offenes Ohr, und er

hat in vielen Gremi-en mitgearbeitet. Insbesondere in der Kommission Lehre und Studium hat er sich für ein moder-neres Exportange-bot der Informatik eingesetzt und in Zusammenarbeit

mit anderen Fakultäten neue Kon-zepte erarbeitet. Die Mitarbeiter und Kollegen am Lehrstuhl werden ihn als Menschen und Wissenschaftler sehr vermissen.

Leiter des Projektes: Börje Sellergren

projektes »IBA revisited« dokumentiert. Jeweils mit zahlreichen Farbfotos, einem detailierten Lageplan, einem Geschichts-

abriss in Stichworten und einer textli-chen Darstellung wird der aktu-

elle Entwicklungsstand der einzelnen Pro-jekte anschaulich dargestellt.

Das lädt dann oft auch zur Besichti-

gung ein, um sich selbst ein Bild vom Struktur-

wandel zu machen. (Fakul-tät)

Kontakt: Prof. Christa Reicher, Ruf: 755-2242, E-Mail: christa.rei-

[email protected]

Dies und Das

Peter Empting von der Fakultät Raum-planung feierte am 1. Mai sein 40-jäh-riges Arbeitsjubiläum.

Eine neue Maschine stellte das Insti-tut für Umformtechnik und Leichtbau (IUL) auf der diesjährigen Hannover Messe Ende April vor. Die Maschine ermöglicht das dreidimensionale Bie-gen von Profilen. Kontakt: Prof. Dr.-Ing. A. Erman Tekkaya, Ruf: 755-2681

Prof. Gabriele Sadowski von der Fa-kultät »Bio- und Chemieingenieur-wesen« (BIld links) und Prof. Herbert

Waldmann von der Fakultät »Chemie« und Mitarbeiter am »Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie« sind als neue Mitglieder in die »Nordrhein-Westfäli-sche Akademie der Wissenschaften und der Künste« gewählt worden. Die Wahl

bedeutet für die beiden neuen Mitglie-der eine außerordentliche Ehrung ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Sadowski ist ordentliches Mitglied der Klasse für In-genieur- und Wirtschaftswissenschaften, Waldmann wurde in die Klasse für Na-turwissenschaften und Medizin gewählt. Wie alle aktuell 203 ordentlichen Mitglie-der sind beide auf Lebenszeit gewählt.

Zu einer Fachtagung rund um elektronische Medien lud der Lehrstuhl für »Kommunikations-

technik« der Fakultät für Elektrotechnik gemeinsam mit der »Informationstechni-schen Gesellschaft« (ITG) und der »Fern-seh- und Kinotechnischen Gesellschaft« (FKTG) am 17. und 18. März ein. Gerade im Bereich der elektronischen Medien wer-den sehr anspruchsvolle Verfahren der Übertragungstechnik und Signalverarbei-tung eingesetzt. Die digitale Übertragung nach der DVB-Standardfamilie erfährt derzeit eine Leistungssteigerung durch die Einführung einer zweiten Generation mit modernsten Übertragungsverfahren. Gleichzeitig steigen die beim Nutzer er-reichbaren Datenraten auf Kanälen der Individualkommunikation, insbesondere über Glasfaser und DSL-Techniken. IPTV

und Triple-Play Angebote beleben deren Nutzung und stellen neue Herausforde-rungen auch an die Vernetzung im Nutze-rumfeld. Diese Elemente werden unseren Umgang mit elektronischen Medien in den nächsten Jahren maßgeblich verän-dern. Wichtige Beiträge zur Entwicklung liefert auch die Signalverarbeitung, die unmittelbar Einfluss auf die Qualität der dargestellten Bilder nimmt. Die allge-genwärtig verfügbaren hochauflösenden Flachbildschirme zeigen im Alltagsbe-trieb oftmals allzu deutlich, dass hier noch großer Handlungsbedarf besteht. Im Rahmen der Tagung wurden aktuelle Ergebnisse aus diesen Themenbereichen dargestellt und intensiv diskutiert. Die wissenschaftliche Tagungsleitung hat-te Prof. Rüdiger Kays vom Lehrstuhl für Kommunikationstechnik. (Fakultät)

Roland Pickhardt (l.) von der BetonMarketing West GmbH und Wolfgang M. Willems

hier setzte das Forum an der Technischen Universität Dortmund an, denn gerade die Umsetzung zahlreicher europäischer und nationaler Normen, Gesetze und Ver-ordnungen verlangen insbesondere im Bereich der Baupraxis von Planern und Ausführenden eine intensive Auseinan-dersetzung mit deren Inhalten.

Die Veranstaltung im Rudolf Chaudo-ire Pavillion auf dem Campus Süd be-leuchtete im Besonderen die novellierte Energiesparverordnung 2009 unter den Aspekten Bilanzierung, Energieausweis, Wärmebrücken, sommerlicher Wärme-schutz und Heizanlagen. Hierbei wurde die Nachweisführung an einem Wohnge-bäude praxisnah und beispielhaft durch-geführt. Angeregte Diskussionen bestärk-ten den Eindruck, dass die Veranstaltung ein voller Erfolg war. (Fakultät)

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Seite 705/09 | Nr. 408 unizet | Natur und Technik

Serie: Sonderforschungsbereiche an der TU DortmundSFB 708 »3D-Surface Engineering für Werkzeugsysteme der Blechformteilefertigung«

Physiker veröffentlichen in renommierter Fachzeitschrift.

Die Mitglieder der Dortmunder Arbeitsgruppe zu Quanten-Bits: Alex Greilich, Manfred Bayer und Dmitri Yakovlev (v. l.).

Die Sonderforschungsbereiche (SFB)sind die wissenschaftlichen Aus-hängeschilder einer Hochschule.

Die TU Dortmund ist an acht SFBs be-teiligt, drei davon leitet sie als Sprecher-hochschule. In den nächsten Ausgaben der »unizet« möchten wir Ihnen die ein-zelnen Sonderforschungsbereiche an der TU Dortmund vorstellen.

Den Anfang macht der »SFB 708 (3D-Surface Engineering für Werkzeugsys-teme der Blechformteilefertigung)«, der sich mit der Oberflächenbeschichtung von Umformwerkzeugen beschäftigt.

Seit dem Jahr 2007 forschen insgesamt 21 Wissenschaftler aus den Fakultäten Maschinenbau, Informatik, Mathematik und Statistik in einem interdisziplinären Verbund. Ein Ziel ist es, zwei Roboter pa-rallel nebeneinander arbeiten zu lassen. Die Oberflächenbeschichtung von Um-formwerkzeugen steht im Mittelpunkt dieses Sonderforschungsbereichs. Durch die Beschichtung sollen Umformwerk-zeuge vor Verschleiß geschützt werden, denn die Bearbeitung beispielsweise von höherfesten Blechen stellt hohe Anforde-rungen an die Werkzeuge. Durch den bes-seren Verschleißschutz kann eine längere

Einsatzdauer des Werkzeugs erreicht und somit auch Wartungs- und Reparaturzei-ten verringert werden. „Wir streben durch die Beschichtung eine 20-Mal so lange Standzeit an“, beschreibt Jan Nebel vom Lehrstuhl für Werkstofftechnologie das ambitionierte Ziel der Wissenschaftler im SFB. Der Geschäftsführer des For-schungsprojekts kümmert sich um or-ganisatorische Angelegenheiten wie die Organisation von Kolloquien und Treffen oder etwa die Mittelverteilung im SFB. Außerdem bearbeitet er eines der insge-samt 15 Teilprojekte. Die Teilprojekte sind in drei Bereiche aufgeteilt: Erzeugung,

Modellierung und Bearbeitung. In diesen wird nicht nur die Beschichtung sondern die gesamte Prozesskette des Werkzeug-baus abgebildet und erforscht.

Zwei Roboter sollen gleichzeitig arbeiten.

„Alle Schritte greifen hier ineinander“, erklärt Nebel und fügt hinzu: „Es ist die komplizierte 3D-Geometrie der Umform-werkzeuge, welche die Bearbeitung so anspruchsvoll macht.“ Daher streben die Forscher im Projekt eine Werkzeugge-staltung aus einem Guss an, bei der mög-lichst wenig nachgebessert werden muss. So wird das Werkzeug beispielsweise in einem ersten Schritt gefräst und gleich-zeitig auch die Oberfläche aufgeraut. In einem zweiten Schritt wird dann die Be-schichtung aufgebracht und die Oberflä-che durch einen simultanen Walzprozess verdichtet und geglättet. „Ziel ist es hier, mit zwei Robotern zu arbeiten, von denen einer spritzt und einer walzt, ohne dass sie sich in die Quere kommen“, beschreibt Nebel eine der Herausforderungen. Um die Teilziele entlang der Prozesskette be-arbeiten zu können, ist das Forschungs-projekt interdisziplinär besetzt. Ins-gesamt arbeiten 21 wissenschaftliche Mitarbeiter an diesem Forschungsvor-haben. Neben den Maschinenbauern ist besonders die Zusammenarbeit mit den beteiligten Informatikern, Mathemati-kern und Statistikern wichtig. Erst diese Vernetzung ermöglicht die notwendige durchgängige Prozesssimulation von der

Werkzeugauslegung bis zur endgültigen Umsetzung. Gestartet ist der SFB 708 Anfang 2007, bisher wurden schon eine Reihe vielversprechender Ergebnisse erzielt. Insbesondere lobt Nebel die Zu-sammenarbeit mit dem Industriebeirat. Regelmäßig kommen die Wissenschaftler mit Unternehmens-Vertretern zusam-men, um über praxisrelevante Aspekte zu diskutieren. „Auf diese Weise arbeiten wir nicht an den Bedürfnissen des Marktes und der Industrie vorbei“, so Nebel. Eine einzigartige Einrichtung des Sonderfor-schungsbereichs ist die SFB-Akademie. In den drei Bereichen „Wissen“, „Kön-nen“ und „Wollen“ können die Mitarbei-ter zusätzliches Fachwissen aber auch Schlüsselqualifikationen des Projektma-nagements, Rhetorik oder der Konfliktbe-wältigung erwerben. Außerdem werden Veranstaltungen zur Netzwerkbildung und Motivationstrainings angeboten.

Im »Paper Club« mit Gastprofessoren diskutieren

Die Akademie des »SFB 708« ist ein vol-ler Erfolg, wie Jan Nebel berichtet: „Die Teilnahme an den Veranstaltungen der Akademie ist freiwillig, wird aber von den Wissenschaftlern sehr gerne genutzt.“ Im Sommer dieses Jahres ist neben Präsen-tationstrainings der so genannte »Paper Club« geplant. Hier können Mitarbeiter ihre wissenschaftlichen Veröffentlichun-gen mit einem erfahrenen Gastprofessor und Herausgeber einer renommierten Fachzeitschrift diskutieren. (SBo)

Kooperierende Roboter: gemeinsam und gleichzeitig arbeiten sie an einem Werkstück.

Fortsetzung von Seite 1: Smart Metering-Projekt

Diese Probleme verhindern in die-sem Zusammenhang ein optima-les Zusammenwirken von Zähler-

datenverarbeitung, Netzplanung und Netzbetrieb. Die informationstechnische Vernetzung der Komponenten stellt eine große technologische Herausforderung dar, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Hersteller von elektronischen Zählern zur Zeit unterschiedliche Kom-munikationsstandards verwenden. Hier-für gilt es, Standards und Konzepte zu entwickeln und diese in der Praxis zu er-proben. Zusätzlich müssen zum Beispiel auch datenschutzrechtliche Implikatio-nen berücksichtigt werden.

Der Projektpartner »Energieversorgung Oelde GmbH« wird die Inbetriebnahme eines Smart Metering-Netzes mit ca. 150 einzelnen Zählern durchführen. Dieses Pilotprojekt wird als Grundlage für die Feldversuche verwendet. Die zeitnahe au-

tomatische Verbrauchsdatenerfassung wird durch die »EVB Energie AG« im Rah-men dieses Pilotprojekts umgesetzt und realisiert. Die Testumgebung in den La-boren des Lehrstuhls für Energiesysteme und Energiewirtschaft der TU Dortmund bietet die Plattform für die theoretischen Untersuchungen, bevor die Anlagen im Netz installiert werden.

Insgesamt drei Jahre wollen die Projekt-partner das System planen, entwickeln und in der Praxis erproben. Die Ergeb-nisse des Pilotprojekts sollen zu hundert Prozent auf herkömmliche Netze unab-hängig von ihrer Größe übertragbar sein und deren Wirtschaftlichkeit als auch den effizienten Einsatz der dezentralen Energieerzeugung wesentlich verbes-sern. (unizet)

Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Christian Rehtanz, Ruf: 755-2396

Freuen sich über den Bewilligungsbescheid aus der Hand von Wirtschaftsministerin Christa Thoben (2. v. r.): Frank Backowies, Geschäftsführer»EVO Energieversorgung Oelde«, Christian Rehtanz, TU Dortmund, und Johannes Alte-Teigeler, Vorstandsvorsitzender »EVB Energie« (v.l.)

Quanteninformationstechnologien eröffnen ungeahnte neue Möglich-keiten. So könnte sich ein abso-

lut sicherer Datenaustausch realisieren lassen oder Computer mit einer Rechen-leistung gebaut werden, die die klassi-scher Computer um Größenordnungen übersteigt. Grundlage hierfür sind die so genannten Quanten-Bits, die im Gegen-satz zu klassischen Bits nicht nur die Werte Null oder Eins annehmen können, sondern in denen diese beiden Zustände auch überlagert werden können. Diese Überlagerung macht Quanten-Bits je-doch extrem angreifbar. Selbst wenn man das Quanten-Bit, das momentan als das robusteste angesehen wird, heranzieht - den Spin eines Elektrons in einem Kristall - so lebt es nicht lange.

Einer Arbeitsgruppe Dortmunder Phy-siker um Prof. Manfred Bayer von der Fakultät Physik war es in den vergange-nen Jahren in zwei Veröffentlichungen in »Science« gelungen zu zeigen, dass seine Lebensdauer nur etwa eine Millionstel Sekunde beträgt. Sollen diese Quanten-Bits also überhaupt noch einen Nutzen haben, muss es möglich sein, sie wesent-lich schneller zu schalten. Genau dies ist

den Dortmundern in einer engen Kollabo-ration mit Wissenschaftlern aus Bochum, Washington und St. Petersburg nun ge-lungen, indem sie einen beliebigen An-fangszustand des Spins in jeden beliebi-gen Endzustand drehen können, und zwar so, dass „die Quantenmechanik überlebt“. Und das auf einer Zeitskala von einer Bil-lionstel Sekunde, womit die Lebensdauer des Spinzustands eine Million Mal un-terboten wird. Diese Ergebnisse wurden jetzt in der renommierten Fachzeitschrift »Nature Physics« veröffentlicht.

Weltweit arbeiten sehr viele Gruppen an der Quanteninformationsthematik. Wäh-rend die meisten sich auf den Spin eines einzelnen Elektrons konzentrieren, neh-men sich die Wissenschaftler der TU Dort-mund eine Million Elektronspins vor, die sie dann durch geschickte Beleuchtung mit Laserpulsen sich alle gleich bewegen lassen können. Dies verleiht dem Ansatz besondere Stabilität. Mehr noch: In der soeben veröffentlichten Arbeit gelang es zum ersten Mal, optisch induzierte Spi-nechos zu beobachten. Dies könnte dazu beitragen, die Lebensdauer des Quanten-Bits noch einmal drastisch zu verlängern. (Fakultät)

DFG richtet Schwerpunkt- programm ein.Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat am 27. April die Einrichtung des neuen Schwerpunktprogrammes »CuTSim: Modellierung, Simulation und Kompensation von thermischen Bear-beitungseinflüssen für komplexe Zer-spanprozesse« beschlossen. Entwickelt werden sollen Methoden, die es erlauben, den Einfluss der während der spanenden Fertigungsprozesse entstehenden Wär-me auf die Bauteile möglichst schon im Vorfeld berechnen und im weiteren Ver-lauf der Arbeiten auch kompensieren zu können. Durch die Forschungsergebnisse wird dazu beigetragen, Fertigungspro-zesse gezielt zu planen und – insbeson-dere zu Beginn neuer Produktionsabläufe – Bauteile schnell mit der gewünschten Qualität fertigen zu können. Damit wird sowohl die Wirtschaftlichkeit als auch die Flexibilität in der Zerspanungstechnolo-gie deutlich erhöht.Die Koordination des Programmes liegt innerhalb der TU Dort-mund bei Prof. Dirk Biermann vom Insti-tut für Spanende Fertigung der Fakultät Maschinenbau sowie bei Prof. Heribert Blum, vom Lehrstuhl für »Wissenschaft-liches Rechnen«, Arbeitsgruppe »Nume-rik Partieller Differentialgleichungen« der Fakultät Mathematik. Weiterhin sind Forscher der Universität Karlsruhe (Ther-modynamik, Werkstoff- und Produktions-technik) und der Universität Bremen (Fer-tigungstechnik) an der Koordination des Programmes beteiligt. In einem zweiten Schritt können Forscherinnen und For-scher aus der TU – aber auch aus anderen Hochschulen – gezielt Anträge zu dem übergeordneten Forschungsthema stel-len. Der Senat der DFG richtete auf seiner Frühjahrssitzung insgesamt 18 Schwer-punktprogramme (SPP) ein. (Fakultät)

Kontakt: Dr. Andreas Zabel, Ruf: 755-2708, E-Mail: [email protected]

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Seite 8 05/09 | Nr. 408unizet | Wissenschaft und Praxis

Impressum

Herausgeber: Technische Univer-sität Dortmund, 44221 Dortmund (Referat für Öffentlichkeitsarbeit) Chefredaktion: Angelika Willers (Wi), Ruf: (0231) 755-5449, E-Mail: [email protected] Layout: John-Sebastian Komander Weitere Mitarbeit: Stephanie Bol-singer (SBo), Sylvia Ebbes (Vertrieb), Jürgen Huhn (Fotos), John-Sebas-tian Komander (jsk), Theresa Krupp (tk), Louisa Lorenz (ll), Gabriele Scholz (Redaktionsassistenz)

Internet: www.tu-dortmund.de/unizet

Basisgestaltung: grimm.design, Düs-seldorf ISSN: 1439-1198

unizet erscheint neun Mal im Jahr während der Vorlesungszeit.

Transfer: Wiso-Lehrstuhl kooperiert mit RWE.

Lösungsinnovationen durch aktive KundenintegrationInnovationspotenziale können durch den Vertrieb gefördert werden.

Der Lehrstuhl für »Wirtschaftsprü-fung und Unternehmensbesteue-rung« kooperiert zukünftig mit der

»RWE Westfalen-Weser-Ems AG«. Als be-deutsamer Arbeitgeber in der Region hat »RWE« ein besonderes Interesse daran, den Wissensaustausch zwischen Hoch-schulen und Industrie zu unterstützen und den Studierenden eine persönliche Entwicklungsmöglichkeit zu eröffnen. „Ich freue mich, dass das angestrebte Ausbil-dungsprofil der Wirtschafts- und Sozial-wissenschaftlichen Fakultät – das auf der einen Seite theoretisch fundiert ist, auf der anderen auch den Bedürfnissen der Praxis gerecht wird – durch die Koopera-tion mit RWE Westfalen-Weser-Ems AG gefördert wird“ so Prof. Matthias Wolz, In-haber des Lehrstuhls Wirtschaftsprüfung und Unternehmensbesteuerung. Der Bil-

dungsdialog zwischen der TU Dortmund und der RWE Westfalen-Weser-Ems AG unterstützt diese Ziele und bildet die Ba-sis für vielfältige Formen zur Zusammen-arbeit. So stellt RWE Praktikanten- und Diplomandenplätze zur Verfügung und unterstützt die wissenschaftliche Arbeit des Lehrstuhls und den wissenschaftli-chen Austausch neuester Entwicklungen durch einen jährlichen Förderbetrag von 7.500 Euro. Zudem fördert die Durchfüh-rung von Vorträgen und gemeinsamen Veranstaltungen in der vorerst vereinbar-ten Kooperationslaufzeit von vier Jahren den Transfer zwischen Theorie und Pra-xis. (unizet)

Wenn Vertriebsmitarbeiter heute ihre Kunden besuchen, so steht meist der Abverkauf der Pro-

dukte und Dienstleistungen, die das Un-ternehmen herstellt, im Vordergrund. Die Fähigkeiten des Vertriebs, Kunden von den angebotenen Leistungen zu überzeu-gen und Kundenbeziehungen langfristig zu pflegen, sind zweifelsohne gerade in einem stagnierenden wirtschaftlichen Umfeld von besonderer Wichtigkeit. Be-stehende Qualifizierungs- und Anreiz-systeme zielen folglich primär auf das erfolgreiche verkaufen und, wenngleich bislang eher nachgelagert, auf die Bezie-hungspflege zum Kunden.

Jäger und Gärtner zugleich

Der erfolgreiche Vertriebsmitarbeiter muss heute also gleichzeitig ein guter Jä-ger und ein guter Gärtner sein. Den beste-henden Ansätzen ist jedoch gemein, dass der Vertrieb vielfach als Einbahnstraße von Anbieter in Richtung Nachfrager gese-hen wird. Zwar werden im Rahmen eines guten Beziehungsmarketings regelmäßig die Bedürfnisse der Kunden erfragt, ein großes Erfolgspotenzial des Vertriebs

bleibt hingegen vielfach ungenutzt: die Rolle des Vertriebs als Ideenlieferant für Innovationen. Denn niemand steht enger und regelmäßiger im Kundenkontakt als der Vertrieb bzw. Außendienst. Warum – so die Theorie – also nicht das Wissen des

David Woisetschläger (r.) weiß, wie Unternehmen am besten „an einem Strang ziehen“ können.

Vertriebs aktiv für Leistungs- und Prozes-sinnovationen nutzen? In der Praxis zeigt sich jedoch häufig ein anderes Bild. Deb-ra Neumann von der Technischen Univer-sität Dortmund zeigte in einer Reihe von empirischen Studien, dass der Ideenge-

winnung durch den Vertrieb zahlreiche Barrieren entgegenstehen. So ließen sich die Ideen, die aus Gesprächen mit den Kunden vor Ort und beiläufigen Beob-achtungen entstehen, vermehren, wenn der Vertrieb diesbezüglich besser ge-

schult würde. Vertriebsmitarbeiter sehen die Ausschau nach neuen Ideen vielfach nicht als Teil ihrer Aufgaben und werden von ihren Unternehmen auch nicht dazu ermutigt, Ideen zur Produkt- oder Pro-zessverbesserung intern weiterzugeben. Die befragten Vertriebsmitarbeiter klag-ten häufig über fehlendes Interesse sei-tens der Unternehmensleitung.

„Vorschläge wurden mit zum Teil so schwachen Begründungen abgelehnt, dass jedes Interesse, einen Vorschlag einzureichen, im Keim erstickt wird“, so ein Vertriebsmitarbeiter. Selbst wenn ein Mitarbeiter motiviert ist, Ideen weiterzu-geben, so ist es in der Praxis trotzdem oft nur schwer möglich. Vertriebsmitarbeiter sind sich häufig nicht darüber im Klaren, wer der richtige Ansprechpartner für auf-gegriffene Ideen ist und berichteten von einem mangelnden Interesse seitens der Vorgesetzten bzw. der Unternehmenslei-tung. Weiterhin wurden fehlendes Feed-back, geringe oder fehlende Anreize und unklare Vorgehensstrukturen als hem-mend für die Bereitschaft, nach Ideen zu suchen und diese in das Unternehmen einzuspeisen, genannt. Unter dem Stich-wort »Idea Fishing« hat der Lehrstuhl für Marketing erste Konzepte zur Überwin-dung dieser Barrieren entwickelt. Zurzeit führen Debra Neumann und Prof. Hartmut Holzmüller zusammen mit Prof. David Woisetschläger eine Reihe von weiteren empirischen Erhebungen durch. Mit Hil-fe der gewonnenen Erkenntnisse sollen Unternehmen dabei unterstützt werden, künftig stärker vom Innovationspotenzial ihrer Vertriebsmitarbeiter zu profitieren.

Über hundert Wissenschaftler werden erwartet.

Ergebnisse der Studien und Antwor-ten auf weitere Fragen zu diesem The-ma werden auf dem Dortmunder Forum »Technisches Management« am 18. und 19. Juni diskutiert. Diese von der Wirt-schafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der TU Dortmund durchgeführ-te Tagung widmet sich in diesem Jahr dem »Supply Chain Management im Mittelstand«. Dazu werden im Dortmun-der Harenberg City-Center über hundert Wissenschaftler und Praktiker erwartet. Vorträge zu den Themen »Lösungsinno-vationen durch Idea Fishing im Vertrieb« oder »Erfolgsfaktoren des Solution Sel-ling in Unternehmensnetzwerken« sollen speziell mittelständischen Unternehmen aus der Region neue Möglichkeiten auf-zeigen, die ihnen durch eine verbesserte Kundenintegration offen stehen. (David Woisetschläger)

Hans-Georg Hart (l.), Leiter Rechnungswesen RWE, mit Matthias Wolz bei der Vertrags-übergabe.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihren Modellen im DEW21-Kundencenter.

Kooperation mit Praxisbezug: Studierende planen, präsentieren und werden belohnt.

Als Architekt und Bauherr muss man mehrere Dinge im Auge behalten: die Fläche, auf der man bauen

möchte, die Art der Nutzung, die Wün-sche der Bauherren und der Investoren. Um unter realistischen Bedingungen an diese Situation nach dem Studium he-rangeführt zu werden, haben die Lehr-stühle Klimagerechte Architektur und Baubetrieb/Bauprozessmanagement der Fakultät Bauwesen zusammen mit dem Hochschuldidaktische Zentrum vor ei-nigen Jahren die Lehrmethode »Reality Bites« erarbeitet. »Reality Bites« lehrt die Studierenden Kooperation innerhalb ei-nes multi-disziplinär zusammengesetz-ten Teams, Kommunikation und Präsen-tationstechniken.

In einer Art Planspiel arbeiten die Stu-dierenden an einer Aufgabenstellung. Im Wintersemester 08/09 hieß das Thema »Klimagerechtes Wohnen in Dortmund-Mitte - Energieeffizienter Wohnungsbau in Betonfertigteilbauweise«. Dieses Kon-zept gefiel der DEW21 so gut, dass sie die

Seminarteilnehmer und deren Betreuer nach der Endpräsentation ihrer Ergeb-nisse in den Räumen der DEW21 mit ei-nem Geldpreis überraschte: 7.000 Euro gab es für die besondere Seminarreihe, die sofort wieder in die Ausbildung der zukünftigen Architekten und Bauingeni-eure gesteckt wird, so Dr. Sigrid Dany vom HDZ: „Wir planen mit den Teilnehmerin-nen und Teilnehmern eine Exkursion nach Amsterdam. Die haben sie sich auch verdient, nachdem sie das ganze Semes-

ter über sehr hart gearbeitet haben.“ Das Planspiel sieht zwei von einander unab-hängige Gruppen vor: die Planer und die Bauherren. Mehrmals im Semester müs-sen die Planer ihre Entwürfe vorstellen, die Bauherren müssen diese analysieren und bewerten. Zusammen mit Lehrenden der Fakultät Bauwesen geht es dann in Korrektursitzungen darum, die Entwürfe zu verbessern. Das HDZ bereitet die Stu-dierenden auf die Präsentationen und Diskussionen vor und coacht die Grup-

penprozesse. Schlussendlich ist das Ziel der Veranstaltung eine Optimierung des Gebäude-Entwurfs in der frühen Pla-nungsphase hinsichtlich der Wirtschaft-lichkeit, der Planung, insbesondere der Nutzflächen und des Energiebedarfs. Nach einem Semester harter Arbeit steht für die Teilnehmerinnen demnächst Anschauungsunterricht auf dem Plan: Amsterdam ist für Architekten und Bau-ingenieure immer eine Reise wert. (jsk) Kontakt: Dr. Sigrid Dany, Ruf: 755-5536