UnReal2003

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Gerd Löffler Youn Hee Moon 25.11.-29.11.2003 Akademie der bildenden Künste Wien

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Gerd Löffler Youn Hee Moon 25.11.-29.11.2003 UnReal 2003 – Ausschnitt aus den Überlegungen zur Ausstellung YHM: Aber wie kommst du von Konsum auf Depressionen? Bist du enttäuscht von der Konsumgesellschaft? Beim Öffnen des Fernsehers wurde ich ja enttäuscht. Ich dachte da müsste mehr drinnen sein. Das ist wie im Leben. Man macht sich große Illusionen und dann steht eigentlich nichts dahinter. ...An einem Spätsommernachmittag im Atelier...

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Gerd LöfflerYoun Hee Moon

25.11.-29.11.2003

Akademie der bildenden Künste Wien

UnReal 2003 – Ausschnitt aus den Überlegungen zur Ausstellung

...An einem Spätsommernachmittag im Atelier...

Youn Hee Moon:Seit unserem letzten Gespräch über das Ausstellungskonzept ist ja nun schon eine Weile vergangen und jetzt wollte ich mich mal über den Stand deiner Arbeit erkundigen. Wie weit bist du denn mit der Idee zu den T-Shirts?Ich habe da so eine Idee mit einem Fernseher, den ich geöffnet habe. Als Kind habe ich oft Dinge zerlegt. Ich denke, damals ging es mir nur darum, meine Neugier zu befriedigen. Heute geht es mir um so mehr um den Akt des Öffnens, um ein Vorbewusstes Tun.

Gerd Löff ler:Jetzt muss ich erst nochmal nachfrage, ob ich das richtig verstehe. Meinst du, dass der Akt des Öffnens für dich nicht für ein zerlegendes Analysieren, nicht zur Wissensproduktion dient, sondern vielmehr für das aktive Wahrnehmen selbst steht? Das Subjekt konstruiert sich ein Abbild der „Realität“ in seinem Gehirn, und bevor dieses Abbild entstehen kann, laufen schon Unmengen unbewusster Entscheidungen ab. Und dieser Vorgang hat aktiven Charakter.

YHM:Das trifft es relativ genau.

GL:Jetzt verstehe ich auch, warum du mich gerade nach den T-Shirts fragst. Ich habe bereits Einige fertig mit Worten aus glitzernden Pailletten bestickt. Und die Begriffe darauf sind Namen von pharmakologischen Wirkstoffen gegen Depressionen und psychische Krank-heiten. Diese Stoffen greifen ganz aktiv in ein – zumindest emotionales – Konstrukt ein. Darin sehe ich die inhaltliche Verwandtschaft zwischen unseren Arbeitsansätzen.

YHM:Und wieso nimmst du eigentlich gerade T-Shirts als Medium?

GL:Weil das für mich Konsumobjekte sind, die auf die gesamte westliche Konsumgesellschaft verweisen sollen.

YHM:Aber wie kommst du von Konsum auf Depressionen? Bist du enttäuscht von der Konsumgesellschaft? Beim Öffnen des Fernsehers wurde ich ja enttäuscht. Ich dachte da müsste mehr drinnen sein. Das ist wie im Leben. Man macht sich große Illusionen und dann steht eigentlich nichts dahinter.

GL:In gewisser Weise bin ich wirklich enttäuscht. Aber man muss eigentlich sagen ent – täuscht. Eine Ent – Täuschung meint eigentlich eine Befreiung von einer Illusion, die man sich gemacht hat.Indem ich die glitzernden Pailletten auf die Shirts sticke, ästhetisiere ich gewissermaßen etwas, das die Meisten lieber verstecken möchten, weil es oft als Zeichen der Schwäche gedeutet wird. Das ist eine künstlerische Strategie, die es ja schon seit Mitte des 20. Jahrhunderts gibt. Ich meine damit, den Begriff der „Detour“, der Umleitung. Etwas anders zu verwenden, als es ursprünglich gedacht war. Das haben damals die Internationalen Situationisten in die bildende Kunst eingeführt.

YHM:Aha, ich verstehe. Und meinst du mit deinem „Stinkefinger – Bild“, dass du dich als Künstler von so einer Konsumgesellschaft distanzieren kannst?

GL:Ja genau. Aber das ist natürlich ironisch gemeint. Ich kann mich natürlich nur sehr bedingt davon distanzieren. Oder denkst du, ich würde mir so eine blöde Perücke aufsetzen, eine so platte Geste machen, das ganze malen und es auch noch ernst meinen?

YHM:Natürlich nicht.

GL:Eben. Deshalb darf man so ein Bild denn auch nur als ein ironisches Selbstportrait als „Künstlertypus“ begreifen. Ich betrachte unseren Berufsstand gewissermassen mit einem Augenzwinkern.

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Ausstellungsansicht

Gerd Löffler, Gruppentherapie, Pailletten auf Shirts

GL, Tank, 80 cm x 60 cm, Acryl auf Leinwand

Youn Hee Moon, o.T., Maße variabel, Bodeninstallation

YHM, o.T., ca. 180 cm x 90 cm x 75 cm, Schwarzweiß-Fotos auf Tisch

YHM, o.T., Schwarzweiß-Fotos auf Tisch, Detail

YHM, o.T., Schwarzweiß-Fotos auf Tisch, Detail

YHM, o.T., Schwarzweiß-Fotos auf Tisch, Detail

YHM, o.T., Schwarzweiß-Fotos auf Tisch, Detail

Ausstellungsansicht

GL, Muster der Macht, je 25 cm x 25 cm, Öl auf Leinwand

GL, o.T., 25 cm x 25 cm, Öl auf Leinwand

GL, o.T., Regal mit Boxen der Pandora, ca .100 cm x 20 cm x 40 cm, mixed Media

GL, Wahrnehmungsmuster, 25 cm x 25 cm, Öl auf Leinwand

Ausstellungsansicht

GL, Fun-Factor, Acryl auf kaschierter Leinwand, je 10 cm x 15 cm

GL, Fun-Factor, Acryl auf kaschierter Leinwand, je 10 cm x 15 cm

GL, Opium, 100 cm x 130 cm, Acryl und Öl auf Leinwand

GL, o.T. (Malta), je ca. 28 cm x 20 cm, Digitalfotos auf Karton

Idee, Kataloggestaltung und Druck:Gerd Löffler