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Unterlagen: Fotokurs ‐ fotografieren lernen Axel Pratzner Stand: 18.3.2011 Tippfehler: wer findet, bitte abliefern bei [email protected]

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Unterlagen: Fotokurs ‐ fotografieren lernen

Axel Pratzner

Stand: 18.3.2011

Tippfehler: wer findet, bitte abliefern bei [email protected]

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Vorwort

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- indem Sie den Kurs weiterempfehlen,

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Diese Unterlagen sind zur Unterstützung der Kursteilnehmer für die

Theorieeinheiten der von mir gehaltenen Fotoschulungen entstanden.

Schauen Sie auf der Website öfters vorbei, da ich i.d.R. für jeden neuen

Fotokurs meine Unterlagen entsprechend erweitere bzw. verbessere.

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Wenn Sie selber Schulungen im Bereich Fotografie geben, können Sie diese

Unterlagen bzw. Teile für Ihre eigenen Fotokurse verwenden, solange

http://www.Foto-Kurs.com erwähnt wird. Ich würde mich freuen, wenn Sie

mir eine kurze E-Mail senden (ich bin doch neugierig). Bitte beachten Sie,

dass eine Veröffentlichung von Bildern bzw. Texten im Internet (auch in

Auszügen) des Fotokurses wegen teils unterschiedlichen Verträgen mit den

Models nicht zulässig ist, außer auf der Website www.Foto-Kurs.com .

So, nun viel Spaß und Erfolg beim fotografieren Lernen

Axel Pratzner

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Inhaltsverzeichnis

1 Schritt für Schritt zum gelungenen Foto ................................................................................... 0

1.1 Aufbau Fotokurs: ..................................................................................................................... 0

2 Bessere Fotos durch richtige Haltung ....................................................................................... 1

2.1 Fotograf verwackelt Foto ........................................................................................................ 1

2.1.1 Alles geht mit Links (bzw. eine Hand muss reichen) ................................................ 1

2.2 Der richtige Stand beim Fotografieren .................................................................................... 3

2.3 8 Punkte für scharfe und unverwackelte Fotos....................................................................... 5

2.3.1 Richtige Haltung der Hände, um Verwackeln von Fotos

zu vermeiden .......................................................................................................................... 5

2.4 Fotografierende dürfen blöd aussehen ................................................................................... 6

2.5 Tipps für scharfe Fotos: Verwacklung vermeiden durch Hilfsmittel ....................................... 7

2.6 Weiterführend: Verwacklung vermeiden durch

Spiegelvorauslösung bei Spiegelreflexkameras ................................................................................ 8

3 Verschiedene Kameraarten ..................................................................................................... 9

3.1 Kompaktkamera ...................................................................................................................... 9

3.2 Bridgekamera ........................................................................................................................ 10

3.3 Spiegelreflexkamera .............................................................................................................. 11

3.4 Kriterien für Bildqualität bei Digitalkameras ......................................................................... 11

3.5 Ausstattungsmerkmale bei Digitalkameras ........................................................................... 12

4 Grundlegende Funktion der Digitalkamera ............................................................................ 13

4.1 Der Bildsensor der Digitalkamera .......................................................................................... 13

5 Größenvergleich Bildsensoren von Digitalkameras ................................................................ 15

5.1 Vergleich Auge und Fotoapparat........................................................................................... 15

5.1.1 Pupille und Lichtmenge .......................................................................................... 17

5.1.2 Die Linse im Auge ................................................................................................... 17

5.2 Vergleich zwischen Auge und Fotoapparat ........................................................................... 17

5.2.1 Vergleich Auge Fotoapparat – Pupille und Blende ................................................. 18

5.3 Lichteinfall und Schärfe ......................................................................................................... 18

5.4 Zum Auflösungsvermögen des Auges ................................................................................... 20

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6 Das Objektiv der Fotokamera ................................................................................................ 21

6.1 Rahmendaten bei Objektiven für Fotos ................................................................................ 21

6.1.1 Brennweite eines Objektives .................................................................................. 22

6.2 Objektivbezeichnungen ......................................................................................................... 24

6.3 Brennweite versus Bildwinkel bei Objektiven ....................................................................... 24

6.3.1 Festbrennweite und Zoomobjektiv ....................................................................... 26

6.3.2 Digitaler Zoom ........................................................................................................ 26

7 Gute Fotos machen – Fotografieren lernen ............................................................................ 27

7.1 Was macht überhaupt ein Foto zu einem technisch guten Foto? ........................................ 27

7.2 Faktoren für ein korrekt belichtetes Foto ............................................................................. 28

7.3 Die 3 Faktoren für ein korrekt belichtetes Foto .................................................................... 30

8 Belichtungszeit (engl. exposure time) .................................................................................... 32

8.1 Scharfes Foto durch korrekte Belichtungszeit ....................................................................... 32

8.2 Verschlusszeiten für bewegte Objekte .................................................................................. 33

8.3 Bildaussage über Belichtungszeit .......................................................................................... 34

8.4 Schwerpunkt Belichtungszeit bei Kamera einstellen ............................................................ 36

8.5 Lichtmenge über Belichtungszeit regeln ............................................................................... 36

9 Die Blende (englisch: aperture „Öffnung“) ............................................................................. 37

9.1 Funktionsweise der Blende ................................................................................................... 37

9.2 Wozu ist die Blende überhaupt gut? ..................................................................................... 38

9.3 Blendenzahlen ....................................................................................................................... 39

9.4 Gebräuchliche Schreibweisen für die Blende ........................................................................ 42

9.5 Zoomobjektive mit Blendenangaben von – bis ..................................................................... 43

9.6 Begriff Abblenden und Aufblenden ....................................................................................... 43

9.7 Was ist ein lichtstarkes Objektiv? .......................................................................................... 43

9.8 1.4, 2.0, 2.8, 4, 5.6, 8 … woher kommen die Sprünge bei den

Blendenzahlen? ............................................................................................................................... 43

9.9 Einstellung Kamera auf Blenden ........................................................................................... 45

9.10 Blende und Schärfentiefe ...................................................................................................... 45

9.11 Kritische Blende ..................................................................................................................... 47

9.11.1 Fehlerquelle Aberrationsunschärfe ........................................................................ 47

9.11.2 Fehlerquelle Beugungsunschärfe ........................................................................... 47

9.12 Begriffe rund um die Blende ................................................................................................. 49

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10 ISO-Empfindlichkeit: Lichtempfindlichkeit des Bildsensors ..................................................... 50

10.1 Bildqualität und ISO-Werte ................................................................................................... 52

10.2 Woher kommt das Rauschen? .............................................................................................. 53

10.3 Unterschied DIN & ASA und ISO ............................................................................................ 54

10.4 Aufgabe zum ISO-Wert und Rauschen .................................................................................. 54

10.5 Wie man ein korrekt belichtetes Foto macht ........................................................................ 55

11 Schärfentiefe – das Wesentliche zeigen ................................................................................. 56

11.1 Schärfentiefe und verwendete Blende .................................................................................. 56

11.1.1 Trennung Vordergrund von Hintergrund über

Schärfe/Unschärfe ................................................................................................................ 60

11.2 Schärfentiefe und Abstand zum Objekt ................................................................................ 61

11.3 Schärfentiefe und Brennweite .............................................................................................. 62

11.3.1 Schärfentiefe vor und nach der Schärfenebene ..................................................... 63

11.4 Schärfentiefe und Größe des Bildsensors ............................................................................. 63

11.5 Quintessenz Schärfentiefe..................................................................................................... 63

11.6 Tipps am Rande: Klau mich, ich bin es wert! ......................................................................... 64

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1 Schritt für Schritt zum gelungenen Foto Fotografieren als Hobby hat durch die digitalen Kameras einen enormen

Aufschwung erhalten. Sehr vieles wird automatisch durch die Digitalkamera

erledigt. Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem man gerne bessere Fotos

haben möchte. Ab dann ist ein Verständnis von Technik und Bildgestaltung

unerlässlich.

Dies soll in den folgenden Kapiteln vermittelt werden, damit man vom Foto zum

gelungenen Foto kommt, das man dann auch gerne vorzeigt.

Die Kapitel bauen aufeinander auf – auch wenn man gerne schnell in die Praxis

möchte, empfiehlt es sich, die Reihenfolge einzuhalten. Die Praxis wird durch

Kenntnis der Technik fassbar und somit erreicht man geplante Ergebnisse und nicht

nur zufällige Glückstreffer.

1.1 Aufbau Fotokurs:

- Haltung und Handhabung Kamera

- technische Hintergründe

- verschiedene Bereiche der Fotografie o available light o Portraitfotografie

- Bildaufbau

Viel Spaß beim Lesen und Probieren; am Ende können Sie dann Ihre gelungenen

Fotos von anderen bewundern lassen.

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2 Bessere Fotos durch richtige Haltung Sehr oft sehe ich eine falsche Haltung der Kamera. Dadurch ist die

Wahrscheinlichkeit für verwackelte, schlechte Fotos sehr hoch. Daher hier ein

ausführliches Kapitel über Haltung der Kamera, Haltung und Stand des Fotografen

und Tipps, um bessere Fotos zu bekommen.

Unscharfe Fotos haben verschiedene Gründe:

der Fotograf verwackelt das Foto

das Motiv bewegt sich zu schnell (darauf wird im Kapitel Belichtungszeiten

eingegangen)

Schauen wir uns dies Schritt für Schritt an, um die „Fehlerquellen“ kennenzulernen

und dadurch vermeidbar zu machen.

2.1 Verwackelte Fotos Ein besonderer Sport im Urlaub kann sein, Menschen beim Fotografieren

zuzusehen. Dabei gibt es mehrere Typen von Fotografen Menschen, die knipsen.

2.1.1 Alles geht mit Links (bzw. eine Hand muss reichen)

Cooles Aussehen beim Fotografieren ist wichtiger als das spätere Foto. Die Kamera

wird lässig mit einer Hand gehalten.

Je weiter südlich der Urlaub stattfindet, desto

mehr hilft die Sonne, dass brauchbare Fotos

entstehen. Allerdings sollte man Urlaub im

Norden bzw. Fotos abends oder bei Regen

möglichst vermeiden, wenn man diesem

Fotografentyp angehört.

Eine Besserung ist hier schon, wenn die Kamera

mit beiden Händen fest gehalten wird.

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Interessant ist, dass nicht nur kleine kompakte

Kameras mit einer Hand gehalten werden,

sondern auch ausgewachsene

Spiegelreflexkameras.

Und hier kommt das Gewicht noch

„erschwerend“ dazu. Das Gewicht, das bei einer

normalen Haltung zum ruhigen Halten der

Kamera beiträgt, wird bei einhändiger Haltung

richtig schwer und der Halter wird die Kamera

kaum ruhig halten können.

Also Kamera immer mit beiden Händen halten –

wobei auch im folgenden Bild die Haltung noch

lange nicht optimal ist.

Die großen Displays der Kameras, die vor der

Aufnahme den Bildausschnitt bereits zeigen,

verführen dazu, nicht durch den Sucher zu sehen.

Nicht durch das Hindurchschauen durch den

Sucher wird die Kamera ruhiger gehalten,

sondern dadurch, dass man dann gleichzeitig die

Kamera an die Stirn drückt. Dadurch haben wir

einen weiteren Haltepunkt zusätzlich zu den

Händen.

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2.2 Der richtige Stand beim Fotografieren Besonders sollte man auf einen stabilen Stand achten.

Auf obigem Bild steht das Model (Vordergrund) stabiler als der Fotograf.

Auch wenn man besondere Bilder aus einer anderen

Perspektive machen möchte, sollte dabei ein stabiler Stand

möglich sein. Sonst steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das

Foto verwackelt wird.

Also am besten immer seine Klappleiter dabei haben.

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Für einen stabilen Stand sollten beide Füße

flach (Stöckelschuhe sind hier suboptimal)

auf dem Boden stehen. Ein Bein leicht nach

vorne setzen und breit stehen.

Bild: Fußstellung und Stand des Fotografen

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2.3 8 Punkte für scharfe und unverwackelte Fotos

2.3.1 Richtige Haltung der Hände, um Verwackeln von Fotos zu

vermeiden

1. Rechte Hand hält die Kamera am Handgriff (der sollte zur eigenen

Handgröße passen)

2. mit der linken Hand wird das Objektiv von unten gestützt

3. mit zwei Fingern der linken Hand kann der Zoom des Objektives bedient

werden

4. drücken Sie die Kamera gegen die Stirn beim Blick durch den Sucher, auch

wenn in manchen Fällen eine Brille im Weg sein sollte (diese bitte nicht

zerbrechen!).

5. die Arme und Ellenbogen werden gegen den Oberkörper gepresst

Füße und Stand

6. für einen sicheren Stand breit stehen und einen Fuß leicht nach vorne

7. wenn Sie Möglichkeit dazu haben, sich irgendwo anzulehnen – machen

Sie es! Je stabiler Ihre Lage ist, desto schärfer werden die Bilder (siehe

hierzu weiter unten zwecks Einsatz von Stühlen)

beim Auslösen nicht verreißen

8. der Finger zum Auslösen liegt locker auf dem Auslöser und beim Auslösen

wird so wenig Kraft wie notwendig verwendet! Diese Bewegung langsam,

behutsam und nur aus dem Fingergelenk heraus. Besonders sollte man

also darauf achten, dass man nicht durch Drücken des Auslösers das Bild

„verwackelt“.

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Und als nächsten Schritt sollte man sich der eigenen Atmung bewusst werden!

Achten Sie auf den Zeitpunkt beim Ein- bzw. Ausatmen, wenn der Körper am

ruhigsten ist. Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, ob es eher beim

Einatmen bzw. Ausatmen geschieht.

Sollten Sie über längere Zeit nicht mehr atmen, besteht Grund zur Sorge! Also das

Atmen nicht vergessen. Ein blau vor Sauerstoffknappheit zur Seite kippender

Fotograf ist auch nicht das Wahre.

2.4 Fotografierende dürfen blöd aussehen Und bitte immer vor Augen führen – es ist vollkommen egal, wie blöd der Fotograf

während des Fotografierens aussieht – das wird später nicht auf den Fotos zu sehen

sein!

Manche Verrenkungen des Fotografen führen auch zu Erheiterung der

Fotografierten, was auch schöne Bilder geben kann.

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2.5 Tipps für scharfe Fotos: Verwacklung vermeiden durch

Hilfsmittel Ein gutes Stativ (damit sind nicht die billigen 9,95 €-Stative gemeint, die bei einem

Mal ansehen umfallen) ist bei schwierigen Lichtsituationen Gold wert. Oft wird man

aber nicht ein Stativ mit sich herumtragen, aber dennoch ein Foto bei wenig Licht

machen wollen.

Es gibt meist noch weitere Möglichkeiten. Eine Stuhllehne bspw. kann wunderbar

die Arme stabilisieren.

Und soll von einem tieferen Standpunkt aus ein Bild gemacht werden, dann kann

auch hier ein Stuhl weiterhelfen.

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Und immer daran denken – der Fotograf sollte das ruhende Element sein!

2.6 Weiterführend: Verwacklung vermeiden durch

Spiegelvorauslösung bei Spiegelreflexkameras Diese Hinweise sind für schwierige Lichtsituationen interessant. Das Hochklappen

des Spiegels der Spiegelreflexkamera gleicht bei schwierigen Lichtsituationen einem

Erdbeben. Egal wie ruhig bisher die Kamera war – das Spiegelhochklappen beim

Auslösen kann zu Verwacklung führen. Bei vielen Spiegelreflexkameras gibt es in

den Tiefen der Menü-Einstellungen die Möglichkeit, die Spiegelvorauslösung

einzustellen. Somit ist der Spiegel beim eigentlichen Auslösevorgang schon

hochgeklappt und kann nicht zu Erschütterungen führen. Beim Auslösen klappt erst

der Spiegel hoch und erst im nächsten Schritt wird das Bild gemacht.

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3 Verschiedene Kameraarten Getreu dem Motto, nicht die Kamera, sondern der Fotograf macht das Bild, hört

man oft, dass nicht die Kamera ausschlaggebend für ein gelungenes Bild ist. Meiner

Meinung nach hilft aber eine gute Kamera, bessere Fotos zu machen, und bietet

größere kreative Spielräume.

Schauen wir uns die verschiedenen Kameraarten an:

- Kompaktkamera

- Bridgekamera

- Spiegelreflexkamera

3.1 Kompaktkamera Kleiner und bauartbedingt auch leichter. Das Objektiv ist nicht auswechselbar. Bei

sehr einfachen Kompaktkameras ist die Dauer, bis die Kompaktkamera

einsatzbereit ist, merklich. Auch die Verzögerung zwischen Auslösen und wann das

Foto gemacht wird, ist deutlich spürbar. Schnappschüsse werden zur Glücksache.

Bei einigen Modellen von Kompaktkameras gibt es keine Möglichkeiten mehr,

Blende oder Belichtungszeit einzustellen. Dem technisch komplett Uninteressierten

hilft eine Vollautomatik Fotos zu machen. Es gibt verschiedene Motivprogramme,

die allgemeines fotografisches Wissen in Programme packen, die vom Nutzer

auswählbar sind, ohne dass diesem bekannt sein muss, was eigentlich passiert. So

wird z. B. beim Sportprogramm kameraintern auf eine sehr kurze Belichtungszeit

gestellt, dagegen beim Portraitprogramm auf einen großen Blendenwert. Was sich

hinter den Begriffen Belichtungszeit und Blendenwert verbirgt, wird in den

folgenden dazugehörigen Kapiteln erläutert.

Bei den Kompaktkameras liegt der Schwerpunkt oft auf der einfachen Handhabung

und den niedrigen Preisen anstatt auf der Bildqualität.

Wobei es hier auch schon technisch anspruchsvolle Geräte gibt, die automatisch die

GPS-Position festhalten und Panoramabilder über 180° bzw. auch 360° anbieten.

Vorteil Kompaktkamera:

+ geringes Gewicht

+ kleine Baumformen – passt in Hosen-, Hemd- oder Handtaschen

+ niedriger Preis

+ lautlos (falls man nicht Hundegebell, Klicken etc. als Auslöseton eingeschaltet hat)

Nachteile Kompaktkamera:

- Bildqualität

- Objektiv nicht wechselbar

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3.2 Bridgekamera Die Bridgekamera versucht sich zwischen Kompaktkamera und Spiegelreflexkamera

zu positionieren. Das Objektiv ist in der Regel qualitativ hochwertiger und

lichtstärker als bei Kompaktkameras – allerdings ist daher die Bauform der Kamera

auch größer.

Die Objektive sind Zoomobjektive mit einem sehr großen Brennweitenbereich –

teilweise über 800 mm Brennweite.

Vorteil Bridgekamera:

+ Gewicht zwischen Kompakt- und Spiegelreflexkamera

+ moderates Abmaß

+ moderater Preis

+ Bildqualität deutlich besser als bei Kompaktkameras

+ lautlos

Nachteile Kompaktkamera:

- Objektiv nicht wechselbar (teilweise gibt es Vorsätze)

- wenn Objektivzoom nicht von Hand durchgeführt werden kann, höherer

Stromverbrauch

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3.3 Spiegelreflexkamera Die Königsklasse, allerdings hat Qualität ihren Preis und Einschränkungen im

Komfort, da Spiegelreflexkameras mit Objektiv deutlich schwerer sind. So kann eine

Spiegelreflexkamera mit hochwertigem Objektiv auch 3–5 kg wiegen (das spart das

Sportstudio).

Durch das Wechselobjektiv ist der Fotograf in seinem kreativen Part nicht

eingeschränkt, da es für jeden Anwendungsfall ein nahezu ideales Objektiv gibt.

Vorteil Spiegelreflexkamera:

+ Bildqualität sehr gut

+ Objektiv wechselbar

+ extrem schnelle Bildfolge möglich (wichtig für Sportfotografen)

+ geringer Stromverbrauch, da Zoomobjektiv von Hand bedient wird – 800-1000

Aufnahmen mit einer Akkuladen sind möglich.

+ Prestige

Nachteile Spiegelreflexkamera:

- Gewicht höher (je nach Kamera + Objektiv)

- größeres Abmaß

- höherer Preis (hochwertige Objektive kosten z. B. teilweise das 10-fache einer

Kompaktkamera)

3.4 Kriterien für Bildqualität bei Digitalkameras Hier eine kurze Aufführung von Stichpunkten, welche die Bildqualität von

Digitalkameras beeinflussen:

- gute Auflösung

- hoher Tonwertumfang (am besten über 8 Blendenstufen)

- niedriges Helligkeits- und Farbrauschen

- geringe Farbabweichung

Kriterien für die Optik – sprich Objektiv

- wenig Verzerrung

- geringer Helligkeitsabfall zum Randbereich

- geringe Farbsäume

- große Blendenöffnung (<f/2,8, besser f/2,0 bzw. f/1,4)

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3.5 Ausstattungsmerkmale bei Digitalkameras Bildstabilisator

sehr praktisch, besonders wenn man viel mit Zoom arbeitet.

hohe Lichtempfindlichkeit

empfehlenswert, besonders bei Aufnahmen unter schlechten Lichtbedingungen, bei

denen kein Blitz eingesetzt werden kann.

Schwenkdisplay

Kann praktisch sein, je nachdem aus welcher Perspektive man fotografiert. Werden

viele Fotos aus Bodennähe oder über Kopf gemacht, ist das ein deutlicher Komfort.

Blitzanschluss

Der interne Blitz ist oft sehr schwach – daher ist ein Blitzanschluss praktisch, um

leistungsstarke externe Blitze anzuschließen. Ein zunehmender Trend ist eine

integrierte Funksteuerung der externen Blitze über die Kamera.

Stativgewinde

Ideal, wenn das Stativgewinde auf der optischen Achse sitzt. Das ist für

Panoramaaufnahmen sehr wichtig.

GPS

Automatisches Protokollieren der GPS-Position, die beim jede aufgenommen Bild

hinterlegt wird. Somit ist es später einfacher zu bestimmen, wo welches Bild

aufgenommen wurde. Das ist für Reisefotografen sehr interessant. Es gibt interne

Kameralösungen (leider nicht für alle Kameras) wie auch externe GPS-Logger.

Teilweise ist auch schon zusätzlich zum GPS ein Kompass integriert – dadurch wird

auch die Himmelsrichtung der Aufnahme festgehalten. Für Bausachverständige

wichtig.

Programme Tv, Av und M

Hier kann vom Fotograf selber eingestellt werden, mit welchen Werten er arbeitet.

Für ambitionierte Fotografen unersetzlich.

Weißabgleich

Ein Weißabgleich sollte durchführbar sein, damit die Farben auch stimmen.

Spotmessung

Die Größe des Spots variiert von Kamera zu Kamera – eine Spotmessung sollte aber

vorhanden sein, um bei schwierigen Lichtsituationen das wichtigste Bildelement

ausmessen zu können.

Livebild

Kontrolle des Ausschnitts – ist i. d. R. größer als der Sucher, benötigt aber Strom.

Bildlupe

Zum Vergrößern der Aufnahme und bei Livebild zur Kontrolle der Schärfe.

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4 Grundlegende Funktionen der Digitalkamera

4.1 Der Bildsensor der Digitalkamera Der Bildsensor nimmt das Bild auf. Dabei speichert er einzelne Bildpunkte –

genannt Pixel. Das Wort Pixel ist ein Kunstwort und kommt von Element und

Picture - umgangssprachlich „pix“ - „Pi(x)cture Element“. Die Anzahl der Pixel ergibt

die Auflösung. Hat das Bild also horizontal 5616 Pixel und vertikal 3744 Pixel, ergibt

sich daraus 5616 * 3744 = 21.026.304 Pixel – man spricht von einer Auflösung von

21 Mega-Pixel. In Wahrheit benötigt man 4 Pixel für das Erfassen der

Farbinformationen.

Größenvergleich Bildsensoren von Digitalkameras

Bildsensoren von Digitalkameras – vom Vollformatsensor zum Fingerhut

Kurz und knapp: Warum größere Bildsensoren besser sind (und welche Nachteile

diese haben). Durch die Größe des Bildsensors kann mehr Licht auf die vorhandene

Fläche fallen – besonders bei wenig Licht ist der Qualitätsunterschied schnell

sichtbar durch bedeutend weniger Bildrauschen (Signal-Rausch-Verhältnis).

Zweitens wird eine gewisse Größe an Bildsensor benötigt, um mit Schärfe und

Unschärfe Fotos gestalten zu können.

Vorteile eines großen Bildsensors:

- mehr Qualität (weniger Bildrauschen)

- mehr kreativer Spielraum (Schärfe-Unschärfe)

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Nachteile sind:

- größere Bildsensoren sind teuer

- es werden qualitativ bessere Objektive benötigt (kosten mehr, wiegen mehr) und

- das Kameragehäuse ist größer und schwerer.

Entscheidend ist also, wie viel Qualität man möchte, wie viel Gewicht man

akzeptiert (und wie viel Geld man ausgeben will).

Aus der herkömmlichen analogen Fototechnik sind Maße und Begriffe in die digitale

Fotografie übernommen worden. Der herkömmliche Kleinbildfilm mit seinem

Format von 36 x 24 mm ist das Maß vieler Dinge. Diese Größe hat z. B. der

Vollformatsensor. Auf dieses Kleinbildformat beziehen sich auch angegebene

Brennweiten, selbst wenn die eigene Kamera gar keinen Vollformatsensor hat

(dann ist Umrechnen angesagt).

Hier eine Auflistung der unterschiedlichen Größen der Bildsensoren von

Digitalkameras und deren Bezeichnungen:

Bezeichnung Größe Seitenverhältnis

Vollformat 36 x 24mm 3:2

APS-C 23 x 15mm 3:2

Four Thirds 4/3 17,3 x 13mm 4:3

1/1,7" 7,6 x 5,7mm 4:3

1/1,8" 7,18 x 5,32mm 4:3

1/2,5" 5,76 x 5,32mm 4:3

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4.2 Größenvergleich Bildsensoren von Digitalkameras Im Folgenden ein Größenvergleich der Bildsensoren von Digitalkameras direkt

gegenübergestellt in einem Bild.

Diese unterschiedliche Größe des Bildsensors wird über den Formatfaktor

angegeben. Das im Englischen gebräuchliche Wort Crop-Faktor sagt es eigentlich

präziser aus. Crop hat die Bedeutung von „kupieren, stutzen, scheren“. Als

Formatfaktor gibt es verschiedene geläufige Werte: „1,4“, „1,5“, „1,6“, „1,7“ und

teilweise sogar „2“.

Der Formatfaktor gibt uns anhand seines Wertes an, mit was die Brennweite (siehe

Kapitel „Objektiv beim Fotokamera“) multipliziert wird.

4.3 Vergleich Auge und Fotoapparat Für ein grundlegendes Verständnis der Digitalkamera schauen wir uns das Auge an.

Ein interessanter Fakt ist, dass die Iris im Gegensatz zum Fingerabdruck

unveränderlich ist und bei jedem Menschen einmalig. Daher sollen Irisscanner

zuverlässiger als Fingerabdruckscanner sein – wobei die Iris vom rechten zum linken

Auge unterschiedlich ist. Aber das nur nebenbei.

Wir wollen für unseren Vergleich das Grundprinzip des Auges ansehen – die

Besonderheiten wie beispielsweise der Blinde Fleck und die unterschiedlichen

Schärfebereiche im Auge sind hier nicht relevant.

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Also zur Vereinfachung eine Skizze des Auges – hier haben wir 2 für unseren

Vergleich relevante Elemente:

- Iris und Pupille

- Linse

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4.3.1 Pupille und Lichtmenge

Wenn wir das Auge betrachten, fällt die Pupille (sprich die i. d. R. schwarze Öffnung)

auf. Über diese Öffnung kann die Lichtmenge geregelt werden, die durch die Linse

auf die Netzhaut fällt. Bei sonnigen Tagen verengt sich die Pupille, da sonst die

vorhandene Menge an Licht nicht bearbeitbar wäre. Je weniger Licht vorhanden ist,

desto mehr öffnet sich die Pupille, um mehr Licht einzufangen zu können.

4.3.2 Die Linse im Auge

Über die Linse erfolgt die Scharfstellung auf der Netzhaut. Dabei wird die Linse über

Muskeln gestreckt oder verdickt. So erfolgt die Scharfstellung eines betrachteten

Objekts. Das ist nur in einem gewissen Rahmen möglich – Gegenstände, die sich

näher als ca. 30 cm befinden, können nicht scharf fixiert werden. Auch ist i.d.R.

nicht alles scharf – aber durch Zusammenarbeit von Gehirn und Auge und die

extrem schnelle Fähigkeit, andere, weiter entfernte bzw. nähere Dinge zu fixieren,

erscheint uns vieles schärfer als auf einem Foto. Unser Gehirn gaukelt uns hier

einiges vor, dessen wir uns oft nicht bewusst sind! Auch sehen wir nicht

„ununterbrochen“ – alleine schon der Wimpernschlag unterbricht den „Sehfluss“,

was aber durch das Gehirn ausgeblendet wird.

4.4 Vergleich zwischen Auge und Fotoapparat Die Linse im Auge ist vergleichbar mit dem Linsensystem im Fotoapparat. Es gibt

hier Unterschiede – die Linsen im Foto verändern nicht ihre Form, sondern

verändern ihre Lage; zum Scharfstellen werden diese vor- bzw. zurückgeschoben.

Bei den Objektiven gibt es die Angabe der Brennweite (Näheres dazu im folgenden

Kapitel Objektive) – unser Auge hat nur eine Brennweite. Wir können mit dem Auge

nicht „zoomen“ – also wenn wir Gegenstände vergrößert ansehen wollen, müssen

wir uns schon zu den Gegenständen bewegen. Wenn wir also einen Vergleich

anstellen wollen, sollten wir als Objektiv eine Festbrennweite heranziehen. Als

Gegensatz zur Festbrennweite gibt es Zoomobjektive, mit denen heran- und

herausgezoomt werden kann.

Als Festbrennweite käme als Vergleich das 50 mm-Objektiv an das Auge heran –

daher wird hier auch von Normalbrennweite gesprochen. Dieses 50 mm Objektiv

entspricht den Sehgewohnheiten unseres Auges. Bitte beachten: ein 50 mm

Objektiv an einem Vollformatsensor (Format KB).

Stellen Sie bei Ihrer Kamera 50 mm ein – schauen erst durch den Sucher und dann

ohne Kamera. Die Perspektive sollte dieselbe sein. Bitte darauf achten, dass das

Auge keine Bewegungen macht (was üblich ist und unser Blickfeld erweitert). Bitte

beachten: Haben Sie eine Kamera mit Cropfaktor (siehe Kapitel Bildsensor

Digitalkamera), ändert sich die Brennweite, die als Normalbrennweite gilt – so

beträgt bei dem weit verbreiteten Cropfaktor von 1,6 die Normalbrennweite dann

32 mm.

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4.4.1 Vergleich Auge Fotoapparat – Pupille und Blende

Beim Auge wird die Menge des einfallenden Lichtes durch die Iris geregelt. Dieselbe

„Vorrichtung“ gibt es auch beim Fotoapparat – dort sind es die Blendenlamellen,

die sich öffnen und schließen.

Vergleich Pupille und Blende

Bei der Blende im Fotoapparat (in der Regel befindet sich die Blende im Objektiv)

wird durch mechanisches Verschieben der Blendenlamellen eine Vergrößerung

bzw. Verkleinerung der Öffnung erreicht.

4.5 Lichteinfall und Schärfe Wichtig ist bei dem Vergleich zu sehen, dass zwar das Auge das Bild „aufnimmt“,

aber eigentlich das menschliche Gehirn „sieht“ – sprich dort werden die

Informationen ausgewertet und verrechnet. Das wahrgenommene Bild ist

eigentlich schon stark gefiltert.

Wenn uns bei einem Foto sehr stark der Unterschied zwischen Schärfe und

Unschärfe auffällt, dann liegt das auch daran, dass dieser Unterschied in der

Realität nicht direkt wahrgenommen wird. Die Information wird zwar durch den

„Apparat“ Auge aufgenommen, aber nicht vom Gehirn verarbeitet, da ja eigentlich

das Augenmerk auf einen anderen Punkt gerichtet wird und auf diesen scharf

gestellt wird. Wird die Aufmerksamkeit auf den Hintergrund gelenkt, wird auf

diesen scharf gestellt.

Auf einem Foto ändert sich die Schärfe des Hintergrunds nicht mehr, auch wenn

man sich diesen genau ansieht (sozusagen das Gehirn nun genauer den Hintergrund

betrachten möchte). Hier entsteht eine kleine Irritation im Gehirn – daher wirkt

dieses Spiel mit Schärfe/Unschärfe auf Fotos sehr interessant. Größer können wir

diese Irritation noch machen, wenn wir dem Gehirn eine gewünschte Information

vorenthalten –i. d. R. möchte man jemandem in die Augen sehen – wenn nun das

komplette Gesicht unscharf ist, ist die Irritation groß.

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Beispielbild: Spiel mit Schärfe und Unschärfe

Sehen wir uns nun an, wie „Schärfe“ entsteht, wenn auf einen bestimmten Punkt

das Auge fixiert wird. Im folgenden Beispiel wird auf die rote Spielfigur fixiert.

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Skizze Schärfenebene im Auge

Der in rot eingezeichnete Strahl trifft exakt auf der Bildebene (beim Auge auf die

Netzhaut) auf. Der Lichtstrahl der grünen Figur hat seinen schärfsten Punkt hinter

dem Auge. Auf der Bildebene wird nicht ein Punkt, sondern ein kleiner Kreis

abgebildet. Der abgebildete Kreis ist bei der blauen Figur auf der Bildebene noch

größer.

Bis zu einer gewissen Größe wird dieser abgebildete Kreis noch als scharfer „Punkt“

wahrgenommen. Ab einer gewissen Größe wird er als unscharfer Fleck (also Kreis

wahrgenommen).

Bitte beachten – wenn das Gehirn beschließt, es möchte die blaue Figur sehen,

dann wird die blaue Figur in Bruchteilen einer Sekunde fixiert. Da nun die rote Figur

für das Gehirn nicht mehr wichtig ist, wird dann die nun entstehende Unschärfe der

roten Figur auch nicht wahrgenommen!

Beim Fotografieren werden wir uns im Kapitel Schärfentiefe noch sehr ausführlich

mit Schärfe befassen.

4.6 Zum Auflösungsvermögen des Auges Unser Auge hat ein Auflösungsvermögen (kleinster noch wahrnehmbarer Abstand

zweier Punkte) von 0,5° bis 1° – das Auflösungsvermögen wird in Winkelabstand

angegeben. Zum besseren Vorstellen: 1° entspricht 1 mm auf 3–6 Meter.

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5 Das Objektiv der Fotokamera Jede Kamera benötigt eine Optik, also das Objektiv – in Kompaktkameras ist diese

fest integriert, bei Spiegelreflexsystemen wechselbar. Es gibt kein ideales Objektiv,

das für alle Anwendungsfälle die optimalen Eigenschaften besitzt. Daher ist die

Möglichkeit zum Auswechseln der Objektive bei Spiegelreflexkameras vorteilhaft,

um die bestmögliche Qualität zu erhalten.

Aber egal welche Kameraart man sich ansieht – das dahinterliegende Grundprinzip

ist identisch und die verschiedenen möglichen Vorteile und Probleme auch.

antiker Fotoapparat „Welta Compur“ mit fest eingebautem Objektiv

Im Folgenden wird hauptsächlich von Objektiven gesprochen – damit sind auch

eingebaute Objektive von Kompaktkameras gemeint.

5.1 Rahmendaten bei Objektiven für Kameras Auf den ersten Blick sind 2 Angaben für ein Objektiv wichtig:

- die Lichtstärke

- die Brennweite, bzw. bei Zoomobjektiven der mögliche Bereich samt der

zugehörigen Lichtstärke

Im folgenden Bild sieht man eine Detailaufnahme der 1932 gebauten Kamera

„Welta Compur“. Bereits hier findet man schon die Angabe 1:4,5 f.

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Lichtstärke und Blendenzahl bei antikem Fotoapparat „Welta Compur“

Dieses Objektiv hat also eine Lichtstärke von f/4,5 – je kleiner der Wert ist, desto

mehr Licht kann auf den Film bzw. Bildsensor fallen. Für das Alter der Compur ist

das schon ein guter Wert.

Je lichtstärker ein Objektiv ist, desto mehr Freiheit hat der Fotograf. Diese Angabe

auf dem Objektiv gibt die größtmögliche Blendenöffnung an, was der maximalen

Lichtstärke des Objektivs entspricht. Auf dem Bild ist zu sehen, wie bei der alten

Kamera noch die Blende durch den unteren Regler eingestellt werden kann. Gerade

steht der Pfeil nicht ganz auf dem Blendenwert f/22 – möglich sind Blendenwerte

von f/4,5 bis f/22.

Besonders im Kapitel Blende wird auf das Zusammenspiel zwischen Blende und Zeit

eingegangen.

5.1.1 Brennweite eines Objektives

Als zweite Angabe ist die Brennweite wichtig bzw. bei Zoomobjektiven die

möglichen Bereiche inklusiv der zugehörigen Lichtstärke.

Angaben auf Objektive für Digitalkameras

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Das obige Objektiv hat eine Festbrennweite von 50 mm mit einer Lichtstärke von

f/1,4 (Angabe links).

Folgendes abgebildete Objektiv hat einen Zoombereich von 24–70 mm mit einer

konstanten Lichtstärke von f/2,8. Die konstante Lichtstärke hat den Vorteil, dass

man den eingestellten Blendenwert von f/2,8 durchgängig zur Verfügung hat, egal

ob man sich im Bereich 24 mm oder 70 mm befindet.

Bild: Objektiv mit 24–70 mm

Dagegen hat folgendes Objektiv einen Zoombereich von 18 mm–250 mm und einer

Lichtstärke von f/3,5 bis f/6,3. Das bedeutet, dass man bei der 18 mm Einstellung

eine Blende von f/3,5 verwenden kann, aber sobald man zu zoomen anfängt, der

Anfangsblendenwert deutlich schlechter wird. Bei 140 mm ist der

Anfangsblendenwert bei f/6,3.

Bild: Objektiv mit 18–250 mm

Qualität hat aber deutlich seinen Preis – besonders wenn man Fotografie als Hobby

betreibt, schmerzen Preise von 1000 Euro allein für ein Objektiv. Und es geht auch

noch teurer.

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5.2 Objektivbezeichnungen Je nachdem mit welchem Bildwinkel ein Objektiv genutzt wird bzw. welchen das

Objektiv zur Auswahl bietet, spricht man von:

- Weitwinkelobjektiv

- Normalobjektiv

- Teleobjektiv

Skizze zu Bildwinkel für Weitwinkelobjektiv, Normalobjektiv und Teleobjektiv

Hierbei entspricht das Normalobjektiv der menschlichen Sehgewohnheit – daher

auch der Name.

Wird in einem breiten Winkel gesehen, spricht man von einem Weitwinkelobjektiv

– dazu muss der Mensch schon seinen Kopf drehen, bzw. die Augen hin- und her

bewegen.

Bei einem Teleobjektiv können Objekte vergrößert dargestellt werden.

In der Regel wird man keine Winkelangaben finden, sondern die Objektive werden

über ihre Brennweite angegeben.

5.3 Brennweite versus Bildwinkel bei Objektiven Die Angabe der Brennweite stammt noch aus den analogen Zeiten der Fotografie.

Hier war der Film genormt – i.d.R. im Kleinbildformat (Abkürzung KB). Hier hatte

man seine 24 x 36 mm.

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Skript: Foto-Kurs.com - Axel Pratzner (Stand 8.2.2011) Seite 25

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Somit war die Brennweite identisch mit dem Bildwinkel.

Die folgende Abbildung ist auf Basis des KB-Formats – hier sind die Brennweiten im

Verhältnis zum Bildwinkel aufgezeigt.

Brennweite versus Bildwinkel bei Weitwinkel-, Normalobjektiv und Teleobjektiv

Allerdings hat sich mit der digitalen Fotografie die Anzahl der verschiedenen

Größen von Bildsensoren stark erhöht – neben dem Vollformatsensor (der mit

seinen Maßen dem Kleinbild entspricht) gibt es noch APC-C, Four Thirds 4/3 und

einiges mehr.

Hierbei ändert sich nicht der Bildwinkel – dieser bleibt konstant für alle Formate.

Aber je nach Sensorgröße entspricht ein Objektiv mit einem Bildwinkel von 46°

dann 50 mm oder durch die Ausschnittvergrößerung, die ein kleiner Sensor mit sich

bringt, dann eher 80 mm. Von „Brennweitenverlängerung“ (was man oft liest) zu

sprechen, ist falsch. Es wirkt wie eine Verlängerung der Brennweiten, weil das Bild

„größer“ abgebildet wird – in Wirklichkeit ist es aber nur eine

Ausschnittvergrößerung.

Man hat z. B. mit einem 50 mm-Objektiv an einer Kamera mit APS-C Sensor dann

den Ausschnitt eines 80 mm-Objektivs – aber nicht die Vorzüge eines 80 mm

Objektivs. Das 80 mm-Objektiv hat den Vorteil in der Porträtfotografie, dass es eine

kissenförmige Verzeichnung hat, was Gesichter schlanker abbildet. Dazu mehr im

Kapitel über Porträtfotografie.

Kurz: Wir finden also die Angaben der Brennweite bei Objektiven – sollten uns aber

des Formatfaktors (siehe Kapitel Bildsensor) unserer Kamera bewusst sein.

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Skript: Foto-Kurs.com - Axel Pratzner (Stand 8.2.2011) Seite 26

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5.3.1 Festbrennweite und Zoomobjektiv

Viele Objektive gibt es als Festbrennweite – sprich mit nur einem festen Wert. Das

hat den Vorteil, dass ein Objektiv mit Festbrennweite exakt auf die eine Brennweite

optimiert ist und so die maximale Qualität möglich ist.

Von Zoomobjektiven spricht man, wenn das Objektiv variable Brennweiten bietet.

Es gibt reine Weitwinkel-Zoomobjektive – diese bieten z. B. eine Bandbreite von

10–24 mm. Es gibt reine Zoom-Teleobjektive, z. B. mit einem Bereich von 70–200

mm.

Und es gibt Zoomobjektive, die alle Bereiche umschließen, z. B. 18-250 mm.

Allerdings erkauft man sich meistens diese „Freiheit“ mit einer Verschlechterung

der Abbildungsqualität.

5.3.2 Digitaler Zoom

Finger weg davon – verschiedene Kameras (besonders im Consumer-Bereich)

bieten ein Zoom, das rein digital errechnet wird. Das Foto wird kameraintern

großgerechnet. Die Qualität ist einfach nicht vorhanden – woher auch – es wird hier

nur gerechnet und interpoliert.

Also immer mit einem echten optischen Zoom arbeiten und das digitale Zoom

deaktivieren. Hat Ihre Kamera nur ein digitales Zoom, dann schauen Sie sich einmal

genau die Qualität der Bilder an. Machen Sie ein Bild mit Zoom und ein zweites

ohne Zoom mit dem gleichen Ausschnitt (ja, man muss sich dann ein Stück näher an

das zu fotografierende Objekt heran bewegen). Die Qualität bei Fußarbeit dürfte

sichtbar besser sein.

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6 Gute Fotos machen – Fotografieren lernen Jeder möchte gute Fotos machen – aber was zeichnet ein gutes

Foto aus?

Hier gibt es verschiedene Gesichtspunkte:

1. technisch gutes Foto (dieses Kapitel)

2. künstlerisch gutes Foto (Kapitel Bildaufbau etc.)

3. persönlich gutes Foto (hat Erinnerungswert, meistens nur für die

betroffenen Personen :))

Und wie das Zitat so schön sagt: „Vor der Kunst kommt das Handwerk“. Es ist

extrem hilfreich, das Handwerk und das Werkzeug zu verstehen, um es dann

gekonnt einsetzen zu können.

Die gute Nachricht dabei: Man kann Fotografieren lernen. Es ist im ersten Schritt

ein Verstehen von technischen Aspekten und Zusammenhängen, um die man

einfach nicht herumkommt, wenn man hochwertige Fotos machen möchte. Wir

sprechen hier nicht von Knipsen und den typischen Party- und Weihnachtsfotos.

Der Fotokurs zielt darauf ab, dass ein gewünschtes Ergebnis, das man sich vor dem

Fotografieren vorstellt, danach auch auf dem Foto erscheint. Weg vom seltenen

Zufallstreffer hin zum gewollten, „gekonnten“ Foto.

Daher nun im ersten Schritt die technischen Aspekte für ein gutes Foto.

6.1 Was macht überhaupt ein Foto zu einem technisch guten

Foto? 1. Die Schärfe/Unschärfe ist wie gewünscht vorhanden (Unschärfe kann zur

Blickführung dienen).

2. Die Farbe passt (kein unpassender versehentlicher Farbstich).

3. Der Kontrastumfang ist genutzt (keine flauen Bilder, wenn dies nicht

gewünscht ist).

4. Die Belichtung passt.

Kontraste haben direkt mit dem korrekt belichteten Foto zu tun. Fangen wir daher

mit dem korrekt belichteten Foto an.

Aspekte für ein gutes Foto:

technisch perfekt,

künstlerisch aussagekräftig,

persönlicher Erinnerungswert

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6.2 Faktoren für ein korrekt belichtetes Foto Zwei wichtige Faktoren für die korrekte Belichtung eines Fotos:

Blende und Zeit.

Zum einfacheren Verständnis stellen wir uns Wasser und ein Gefäß anstatt Licht

und Film bzw. Bildsensor vor. Die Menge des Wassers wird durch das Aufdrehen

des Wasserhahns bzw. das Schließen variiert. Was bei Wasser der Wasserhahn ist,

ist bei Licht die Blendenöffnung. Diese kann ebenfalls geöffnet und geschlossen

werden. Das Gefäß fängt das Wasser auf – wie bei der Fotografie der Bildsensor das

Licht auffängt. Beim Gefäß möchte ich dieses komplett gefüllt haben – genauso

benötigt der Bildsensor auch eine gewisse Menge an Licht, damit wir ein korrekt

belichtetes Foto erhalten.

Dabei gibt es 3 Dinge:

ein Gefäß, um das Wasser aufzufangen (entspricht dem Bildsensor der

Kamera)

einen Wasserhahn, um die Menge des Wassers zu regeln (die Blende beim

Fotografieren)

die Zeit, wie lange der Wasserhahn offen ist (Verschlusszeit beim

Fotografieren)

Ideal ist, wenn das Gefäß komplett gefüllt ist und nichts überläuft! Das komplett

gefüllte Gefäß stellt unser korrekt belichtetes Foto dar, das unser Bildsensor

aufnimmt.

Um das Gefäß zu füllen, können wir den Wasserhahn voll aufdrehen und nach

kurzer Zeit wieder schließen = Eimer voll. Das benötigt eine bestimmte Zeit.

Wir können auch, um das Gefäß zu füllen, den Wasserhahn nur leicht aufdrehen

und es fließt weniger Wasser. Somit müssen wir länger warten, bis das Gefäß voll

ist.

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Abbildung: Für die korrekte Belichtung eines Fotos sind Lichtmenge und Zeit ausschlaggebend

In der Grafik sehen wir den Wasserstrahl. Unten ist die entsprechende Blende vom

Foto abgebildet. Durch die Blende „fließt“ viel Licht, wenn diese weit geöffnet ist.

Ist die Blende geschlossen (also kleines Loch), „fließt“ wenig Licht. Die Zeit

(Belichtungszeit) muss dann entsprechend gegengeregelt werden.

Schauen Sie sich das einmal direkt an Ihrer Digitalkamera an. Wenn Sie Ihre

Digitalkamera im Modus „P“, der „Programmautomatik“ betreiben, schaut sich die

Kamera beim Fokussieren (leicht den Auslöser drücken) die Lichtbedingungen an

und schlägt selber eine passende Kombination von Blende und Zeit vor. Interessant

ist, dass Sie diese Vorschläge ändern können. Bei den meisten Kameras geschieht

dies durch ein Drehrad. Wenn die Belichtungszeit länger wird, wird die

Blendenöffnung kleiner. Dies kann alles nur in einem gewissen Rahmen geschehen.

Aber Sie können hier verschiedene Werte erhalten. Was diese Werte exakt

bedeuten, wird im Kapitel über Blende und Belichtungszeit erklärt. Jetzt erst mal

probieren!

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Skript: Foto-Kurs.com - Axel Pratzner (Stand 8.2.2011) Seite 30

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6.3 Die 3 Faktoren für ein korrekt belichtetes Foto Im vorherigen Kapitel haben wir uns die 2 Faktoren Blende und Zeit angesehen.

Jetzt kommt der 3. und letzte Faktor für die korrekte Belichtung eines Fotos dazu:

die Empfindlichkeit.

Die 3 Faktoren:

1. Blende

2. Zeit

3. Empfindlichkeit (des Films/Sensors)

Als Empfindlichkeit können wir für unsere Analogie mit Wasserhahn und Gefäß

unterschiedlich große Gefäße vorstellen.

Wir können die Empfindlichkeit also erhöhen (sprich wir brauchen nur einen

kleineres Gefäß für das Ergebnis „Eimer voll“ in derselben Zeit).

Abbildung: korrekte Belichtung durch Blende, Verschlusszeit und ISO

Wir haben also diese 3 Faktoren für ein richtig belichtetes Foto. Und alle 3 Faktoren

können wir in einem gewissen Rahmen variieren.

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Beispielsweise würden folgende Einstellungen immer zur selben Belichtung führen!

Verschlusszeit (Belichtungszeit)

Blendenwert ISO (Empfindlichkeit)

1/200 f/4 100

1/100 f/5,6 100

1/200 f/5,6 200

1/50 f/5,6 50

1/200 f/11 400 Tabelle: Variationen von Verschlusszeit, Blende und ISO

Was sind nun bei der Fotografie Blendenwert, ISO und Verschlusszeiten? In den

folgenden Kapiteln werden jeweils die einzelnen Aspekte und Zusammenhänge

betrachtet.

Beim Fotografieren möchte man ein Maximum an Bildqualität: Allerdings haben die

3 Parameter Blendenwert, Verschlusszeit und Empfindlichkeit ihre Vorteile (und

Nachteile) und Tücken. Dazu in den entsprechenden Kapiteln mehr Details.

Nachdem wir die Einzelaspekte von Blende, Verschlusszeiten und ISO angesehen

haben, folgt nochmals ein weiterführendes Kapitel zu korrekt belichteten Fotos und

wie die Belichtung kontrolliert werden kann.

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Skript: Foto-Kurs.com - Axel Pratzner (Stand 8.2.2011) Seite 32

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7 Belichtungszeit (exposure time)

Foto: 1/400 s f/7,1 ISO 400 210 mm Canon 50D

Je nachdem, was für ein Motiv man hat, kann die Voreinstellung der Belichtungszeit

bevorzugt werden. Möchte man schnelle Bewegungen auf dem Foto „einfrieren“,

muss man die Belichtungszeit festlegen.

Die Angabe der Belichtungszeit erfolgt in Sekunden. Meistens wird man einen

Bruchteil einer Sekunde haben, also mit Belichtungszeiten von 1/60 oder 1/200

Sekunde fotografieren.

Die Belichtungszeit ist für 3 Dinge wichtig:

1. Die Belichtungszeit regelt, wie lange Licht auf den Bildsensor fällt, und

somit, ob ausreichend, zu viel oder zu wenig Licht für eine korrekt

belichtete Aufnahme vorhanden ist.

2. Je nach Belichtungszeit kann eine Aufnahme aus der Hand scharf oder

verwackelt (unscharf) werden. Je länger die Belichtungszeit, umso größer

die Gefahr.

3. Die Belichtungszeit ist je nach Motiv für die Aussage notwendig (will ich

bewegtes Wasser eingefroren oder fließend zeigen).

7.1 Scharfe Fotos durch korrekte Belichtungszeit Durch die richtige Wahl der Belichtungszeit können scharfe

Aufnahmen „aus der Hand“ geschossen werden (wir sprechen

nicht von Aufnahmen mit einem Stativ). Da wir als Menschen nur

schwer zu 100 % ruhig eine Kamera halten können, ist es

notwendig, eine Belichtungszeit zu wählen, die unser Gewackel nivelliert, d. h. bei

der das Bild schon im Kasten ist, bevor wir es verwackeln können.

Hierbei gilt als Faustregel (ohne Bildstabilisator), dass die

Belichtungszeit mindestens dem Kehrwert der Brennweite

entsprechen soll. Wurde eine Brennweite von 50 mm gewählt,

sollte die Belichtungszeit mindesten 1/50 s betragen. Wird eine

scharfe Aufnahmen aus der Hand

durch richtige Wahl der

Belichtungszeit

Belichtungszeit = Kehrwert der

Brennweite

Beispiel: 50 mm Brennweite,

mindestens 1/50 s

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Brennweite von 200 mm genutzt, sollte als Belichtungszeit also mindestens 1/200 s

eingestellt werden.

Diese Regel gilt für Fotomotive (Objekte), die sich nicht bewegen (oder nur wenig).

Ist ein Bildstabilisator vorhanden (und aktiv), so hat man in etwa 2–3 Blendenstufen

(siehe Kapitel Blende) mehr Puffer. In Zeit ausgedrückt: Fotografiere ich mit einem

200 mm Objektiv, würde ich ohne Bildstabilisator 1/200 s benötigen; davon 2

Blendenstufen runter (Vorgriffe auf das Kapitel Blende: jeweils 1 Blendenstufe

halbiert die Zeit) sind dann also scharfe Aufnahmen mit 1/200 * ½ * ½ = 1/50 s bei

einer Brennweite von 200 mm noch möglich.

7.2 Verschlusszeiten für bewegte Objekte Möchte ich nun bewegte Objekte fotografieren, dann sollte ich

die Geschwindigkeit der Eigenbewegung der zu

fotografierenden Objekte, die Bewegungsrichtung und

den Abstand zum Objekt berücksichtigen (was für ein

Satz).

Bild: Vogel im Landeanflug (55mm f/10 1/1000s ISO 400 Canon EOS 350D)

Beispielsweise kann beim Tennisaufschlag der Ball eine Geschwindigkeit von 249,4

km/h erhalten (ist der Rekord von einem Weltranglistentennisspieler).

schnelle Bewegung durch kurze

Belichtungszeit einfrieren

Kurzformel:

Geschwindigkeit von Objekt +

Bewegungsrichtung + Abstand

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Bild: Aufschlag Tennis (24mm f/4,5 1/1250s ISO 100 Canon EOS 5D Mark II)

Für diese hohen Geschwindigkeit beim Tennis benötige ich dann eine Verschlusszeit

von ca.

Bewegung in Relation zur Kamera Verschlusszeit

durch Bildfeld (90° zur Kamera) 1/5000 s

diagonal (45° zur Kamera) 1/2500 s

Richtung Kamera 1/1250 s Tabelle: Verschlusszeiten bei 250 km/h

Aber selbst bei Joggern benötigt man schon kürzere Verschlusszeiten als bei

ruhenden Fotomotiven.

Für extrem lange und sehr kurze Belichtungszeiten gibt es auch Bezeichnungen:

Bei Werten kürzer als 1/5000 s spricht man von Kurzzeitfotografie.

Bei Werten länger als 5 s spricht man von Langzeitbelichtung.

7.3 Bildaussage über Belichtungszeit Über die Verschlusszeit und damit Belichtungszeit können Bewegungen eingefroren

werden oder die Bewegung anhand von Unschärfe (im folgenden Bild das Fließen

des Wassers) gezeigt werden. Hier bietet sich als Beispiel Wasser an.

Bild: Wasserfall Kanada (f/7; 1/1000s; 35mm; ISO 100; Canon EOS 50D): das Wasser wirkt wie eingefroren

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Bild: trinkende Taube auf Brunnen (f/5,6; 1/160s; 120 mm; ISO 320; Canon 50D): das Wasser ist unscharf - fließend

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7.4 Schwerpunkt Belichtungszeit bei Kamera einstellen Wenn für das Fotomotiv also die Belichtungszeit ausschlaggebend ist (weil man

eine Bewegung z. B. einfrieren möchte), dann sollte man an der Kamera die

Belichtungszeit festgelegen.

Bei Canon wird das Auswahlrad auf Tv (Blendenautomatik) gestellt. Man kann nun

selber die Verschlusszeit wählen und die für diese Lichtsituation, bzw.

Belichtungszeit passende Blende wird von der Kamera automatisch bestimmt.

Foto: Einstellung Tv für Blendenautomatik

7.5 Lichtmenge über Belichtungszeit regeln In Kombination mit der Blende (wie viel Licht einfallen kann) und der

Belichtungszeit (wie lange Licht einfallen kann) wird nun die „Menge an Licht“

geregelt. Im nächsten Kapitel geht es um die Blende.

Für ein korrekt belichtetes Bild ist eine gewisse Menge an Licht notwendig (siehe

Kapitel „Richtig belichtetes Bild“).

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8 Die Blende (aperture „Öffnung“) Die Blende ist die mechanische Vorrichtung im Objektiv, über die sich die Weite der

Objektivöffnung regeln lässt. Über einen Lamellenverschluss wird die Öffnung

verkleinert bzw. vergrößert.

Mit der Blende ist die Öffnung im Objektiv gemeint und somit die Menge an Licht,

die durch diese teilweise Schließung der Öffnung einfallen kann.

Im folgenden Bild sieht man eine fast geschlossene Blende in einem Objektiv einer

Spiegelreflexkamera.

Bild: fast geschlossene Blende eines Objektives

Die Lamellen sind hier sehr schön zu sehen.

8.1 Funktionsweise der Blende Um die Funktionsweise der Blende zu verstehen, schauen wir uns den Ablauf beim

Fotografieren an.

Ablauf Aktion der Blende

Wir schauen durch den Sucher und legen den Ausschnitt fest. Nach leichtem Drücken des Auslösers wird scharfgestellt

Offenblende – die Blende ist komplett geöffnet, damit soviel Licht wie möglich für den Sucher vorhanden ist und man somit einfach die Schärfe und den Ausschnitt festlegen kann.

Nicht zwingend notwendig: Wenn wir nun die Schärfe (Schärfentiefe) für die eingestellte Blende kontrollieren wollen, können wir die Abblendtaste drücken.

Wird die Taste für die Schärfentiefenprüfung gedrückt, wird die Blende auf den eingestellten Wert geschlossen (falls notwendig).

Wir drücken den Auslöser vollends durch, um ein Foto zu schießen.

Die Blende wird auf den eingestellten Wert geschlossen (falls nicht Offenblende eingestellt wurde)

Der Vorhang, der den Bildsensor verdeckt, geht auf und lässt für die eingestellte Zeit Licht auf den Sensor fallen und schließt sich danach wieder.

Die Blende geht wieder in die Stellung der Offenblende

Das Bild wird gespeichert und kann auf dem Display der Digitalkamera kontrolliert werden.

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Tabelle: technischer Ablauf beim Fotografieren und die jeweilige Aktion der Blende

Die Blende schließt sich auf den eingestellten Blendenwert also nur während des

Auslösens, sprich wenn ein Foto gemacht wird – man spricht von Arbeitsblende.

Solange man durch den Sucher schaut, ist die Blende komplett geöffnet. Man

spricht von einer Offenblende bzw. Einstellblende. Während man durch den Sucher

sieht, möchte man ein möglichst helles Bild haben, um den Bildausschnitt zu

bestimmen und die Schärfe einstellen zu können.

8.2 Wozu ist die Blende überhaupt gut? Über die Blende kann man steuern, wie viel Licht auf den Bildsensor fällt. Der

Bildsensor benötigt eine bestimmte Menge an Licht, um ein Bild erfassen zu können

– sprich um ein richtig belichtetes Foto zu erstellen. Ist das fertige Foto zu hell, ist

es überbelichtet. Somit ist zu viel Licht auf den Sensor gefallen. Ist das erstellte Foto

zu dunkel, ist zu wenig Licht auf den Sensor gefallen. Woher man weiß, wie viel

Licht man für ein richtig belichtetes Foto braucht, dazu kommen wir im Kapitel

„Korrekt belichten“.

Jetzt könnte man denken, dass es ja dann ideal wäre, wenn man immer mit der

maximal geöffneten Blende (sprich Offenblende) fotografieren würde. Aber die

Blende hat noch optische Eigenschaften. Die Öffnung der Blende bestimmt die

Schärfentiefe eines Fotos.

Fotografieren wir beispielweise nun ein Portrait und öffnen die Blende maximal,

kann es passieren, dass die Augen scharf, allerdings Nasespitze und Ohren unscharf

abgebildet sind.

Die Blende hat also die Eigenschaft:

Je weiter geöffnet die Blende ist, desto weniger Schärfentiefe

Je weiter geschlossen, desto mehr Schärfentiefe

Mehr zu dem Thema Schärfentiefe in einem ausführlichen Kapitel nur über

Schärfentiefe.

Schauen wir die Zahlen und ihre Bedeutung an, um die Beispiele deutlicher und

griffiger machen zu können.

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8.3 Blendenzahlen Im allgemeinen Sprachgebrauch wird das Wort Blende teilweise auch für die

Blendenzahl verwendet.

Auf jedem Objektiv sind i.d.R. vorne Zahlen aufgedruckt.

Foto: Festbrennweite 50 mm mit f/1,4 (rechts im Bild: 1:1.4)

Hier haben wir ein Objektiv mit einer Brennweite (über Brennweite siehe Kapitel

Objektive) von 50 mm und einer Blendenzahl von 1:1,4. Im Sprachgebrauch wird

man von einer „Blende 1,4“ sprechen. Eine korrekte kurze Schreibweise für die

Blendenzahl ist f/1,4.

Im obigen Foto ist die Blende maximal geöffnet, sprich diese wurde auf die

Blendenzahl f/1,4 geöffnet. Viel Licht kann durch das Objektiv fallen.

Im folgenden Foto sehen Sie dasselbe Objektiv. Allerdings wurde hier die Blende

geschlossen auf die Blendenzahl 8. Unser auf dem Objektiv angegebener Wert f/1,4

ist also der Wert, wie viel Licht maximal durch das Objektiv „fallen“ kann. Weniger

geht immer, sprich die Blende kann immer geschlossen werden.

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Bild: Festbrennweite 50 mm auf Blende 8

Bei der Blendenzahl handelt es sich um den Kehrwert des Verhältnisses zwischen

der wirksamen Öffnung D und der Brennweite (in folgender Zeichnung Bildweite).

Grafik: Wie es zum Blendenwert f/2 kommt – Bildweite geteilt durch wirksame Öffnung (D)

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In der Grafik sieht man sehr schön, wie die Blendenöffnung und die Bildweite (also

der Abstand zwischen Blende und Bildebene) den Blendenwert bestimmen. Bei der

Grafik und der Aussage „Abstand zwischen Blende und Bildebene“ handelt es sich

um eine Vereinfachung, die aber den Sachverhalt verständlich wiedergibt. Will man

es exakt wissen, kann man unter „wirksame Öffnung“ nachschlagen. Das ist m. E.

für Menschen von Bedeutung, die Objektive konstruieren, nicht aber für den

Fotograf, der nur ein Verständnis benötigt.

Es ist das Verhältnis zwischen der Bildweite (unter dem

Bruchstrich) und der wirksamen Öffnung (sprich der aktuellen

Blendeneinstellung) über dem Bruchstrich (der Mathematiker

würde von Zähler und Nenner beim Bruch sprechen). Daher das

Phänomen, dass beim Schließen der Blende (immer kleiner werdende

Blendenöffnung) der Blendenwert immer größer wird.

Abbildung: Blendenzahlen und Größe der Blendenöffnung

Desweiteren wird auch durch die gesprochene Kurzfassung (Blende 11), was

eigentlich dem Blendenwert f/1:11 entspricht, die Irritation bei Neueinsteigern

hervorgerufen. Am besten ist es sich zu merken: Je kleiner der Blendenwert ist,

desto weniger Schärfentiefe (auf was es letztendlich bei der Bildgestaltung

ankommt – dazu mehr im Kapitel Schärfentiefe) hat das Bild.

Bei einem größeren Blendenwert ist also die Blendenöffnung

kleiner und es kann weniger Licht hindurch. Die kleinere

Blendenöffnung „passt“ öfters in den Abstand zwischen Blende

und Bildebene (siehe folgende Abbildung). Im nächsten Beispiel ist der Blendenwert

f/3,5. Nehmen wir an, die Blendenöffnung hätte bei diesem Objektiv 10 mm und

die Distanz zwischen der Blendenöffnung und Bildebene beträgt bei unserer

Beispielkamera 35 mm.

Die Blendenzahl ist die relative

Öffnung des Objektivs zu der

Brennweite

Blendenwert groß -> Blendenöffnung

klein -> wenig Licht

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Bild: abgeblendet – die Blendenöffnung geht 3,5 mal in die Bildweite – Blende f/3,5

Gerecht wird dann

Als rechnerisches Ergebnis haben wir 0,2857. Die Nachkommazahlen sind

unhandlich, daher wird der Bruch belassen, sprich 1:3,5 (ohne Einheit).

Die Längenangabe mm kürzt sich weg. Wir haben also eine

dimensionslose Zahl – somit sind verschiedene Objektive gut

miteinander vergleichbar.

Wichtig ist: Der Blendenwert f/4 lässt z. B. immer gleich viel Licht

durch, egal was für ein Objektiv genutzt wird. Wird also bei einem

Weitwinkelobjektiv der Blendenwert f/4 gewählt, kommt genauso viel Licht durch

wie bei einem Teleobjektiv mit dem eingestellten Blendenwert f/4. Somit kann der

Fotograf, sobald er die entsprechenden Erfahrungswerte hat, jedes Objektiv nutzen

und das Ergebnis ist auf Grund der bisherigen Erfahrungen abschätzbar. Man muss

also nicht für jedes neu erworbene Objektiv wieder bei Null anfangen, sondern

kann seine Erfahrungswerte nutzen.

8.4 Gebräuchliche Schreibweisen für die Blende Gebräuchliche Schreibweisen sind beispielsweise für die Blendenzahl f/2,8:

Blendenwert ohne Dimension

durch Blendenwerte vergleichbar

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1:2,8 1/2,8 f/2,8 F 2,8

Hier im Fotokurs wird die Schreibweise Blendenwert f/2,8 genutzt – auch wenn

diese Schreibweise sehr umfangreich und eigentlich doppelt gemoppelt ist. Das soll

aber helfen, Missverständnissen vorzubeugen.

8.5 Zoomobjektive mit Blendenangaben von – bis Schauen Sie mal auf Ihr Objektiv. Wenn nun auf Ihrem Objektiv etwas steht wie 18–

250 mm 1:3.5-6.3, sich nicht irritieren lassen! Zoomobjektive haben gerne bei

verschiedenen Brennweiten unterschiedliche maximal mögliche

Anfangsblendenwerte. So beträgt bei diesem Objektiv z. B. bei der Brennweite von

18 mm die Offenblende f/3,5 und bei der Brennweite von 250 mm die maximal

mögliche Offenblende f/6,3.

Nur bei den Highend-Objektiven ist über den gesamten Zoombereich dieselbe

Blende möglich. Das ist aber immer eine Frage des Geldes und auch des Gewichts.

Eine einheitliche Blende benötigt entsprechend hochwertiges „Glas“ und Raum und

hat somit i.d.R. ein höheres Gewicht.

8.6 Begriff Abblenden und Aufblenden Unter Abblenden versteht man das Schließen der Blende. Es kann also weniger Licht

eintreten. Viele Objektive erreichen ihre beste Abbildungsleistung, wenn um 2

Blendenstufen abgeblendet wird (siehe Kapitel „kritische Blende“).

8.7 Was ist ein lichtstarkes Objektiv? Je kleiner die Blendenzahl ist (sprich f/2,0 ist besser als f/2,8), desto lichtstärker ist

das Objektiv. Dabei sind lichtstarke Objektive als Festbrennweiten technisch

einfacher realisierbar als bei Zoom-Objektiven. Mit lichtstarken Objektiven lässt sich

auch bei wenig Licht noch eine gute Belichtung erreichen.

8.8 1.4, 2.0, 2.8, 4, 5.6, 8 … woher kommen die Sprünge bei

den Blendenzahlen? Oft stolpert man über folgende Zahlenreihe

1.4, 2.0, 2.8, 4, 5.6, 8, 11, 16, 22, 32, 45, …

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Abbildung: Blendenöffnungen von f/2,8 bis f/11 im Vergleich

So ist f/2,0 doppelt so groß wie f/2,8 – die doppelte Menge an Licht kommt durch

die Öffnung! Es handelt sich um einen Kreis, daher entstehen solche „krummen“

Werte.

Kurz nachgerechnet:

√ (gerundet Blendenwert f/2,8)

und die nächste Blendenzahl nach f/2,8

√ (gerundet Blende f/4)

Was für einen Vorteil hat das nun, wenn man weiß, dass diese

Werte eine Verdopplung bzw. Halbierung der Lichtmenge

entsprechen? Wir können für eine andere Blendenzahl die

benötigte Zeit berechnen.

Annahme: Ein korrekt belichtetes Foto bei einer bestimmten Lichtsituation benötigt

bei Blende f/4 eine Belichtungszeit von 1 Sekunde.

Möchte ich mehr Schärfentiefe haben und will deshalb nun hier mit Blende f/5,6

fotografieren (ich halbiere die Lichtmenge, die durch die Blendenöffnung fallen

kann) und würde ich die Belichtungszeit auf 1 Sekunde belassen, dann wäre das

Foto unterbelichtet (zu dunkel). Um wieder ein korrekt belichtetes Foto zu

bekommen, muss ich die Belichtungszeit verdoppeln, also 2 Sekunden einstellen.

Dies geschieht bei Kameras im Modus P automatisch, wenn man die Werte „shiftet“

(ändert). Wird ein größerer Blendenwert gewählt, wird die Belichtungszeit von der

Kamera verkleinert und andersherum.

Aufgabe: Eine Belichtungszeit von 1 Sekunde aus der Hand zu halten geht i.d.R.

nicht verwacklungsfrei. Was für eine Blendenzahl ist aus der Hand haltbar bei einer

Brennweite von 80 mm?

1 Blendenschritt mehr = Halbierung

der Lichtmenge

1 Blendenschritt weniger =

Verdopplung der Lichtmenge

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8.9 Einstellung Kamera auf Blenden Bei Canon wird die Einstellung Av (Zeitautomatik) eingestellt. Man kann jetzt selber

die Blende wählen und die für diese Lichtsituation geeignete Verschlusszeit

(Belichtungszeit) wird von der Kamera automatisch bestimmt.

Foto: Einstellung Av für Zeitautomatik

8.10 Blende und Schärfentiefe Wofür benötige ich die Schärfentiefe? Wäre es nicht gut, wenn alles immer scharf

wäre?

Im wissenschaftlichen Bereich ist es teilweise erwünscht, dass alles von vorne bis

hinten scharf abgebildet ist. Allerdings ist das im künstlerischen Bereich und auch

sonst oft nicht erwünscht. Man möchte den Blick eines Betrachters lenken. Das

kann über Schärfe und Unschärfe geschehen. Die unwichtigen Elemente auf dem

Bild sind unscharf (bis vollkommen nicht mehr erkennbar), die wichtigen sind

scharf. Schauen Sie sich folgendes Bild mit Spinne, Netz und Hintergrund an.

Bild Spinne scharf und Hintergrund ziemlich scharf: 55 mm f/36 3,2 s ISO 100 Canon EOS 350D

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Im ersten Bild ist fast alles scharf. Für den Betrachter ist es schwieriger zu sehen,

was wichtig sein könnte. Hintergrund und Vordergrund sind schwerer trennbar.

Im zweiten Bild mit derselben Spinne wurde der Hintergrund durch die

entsprechende Wahl der Blende unscharf. Der Blick des Betrachters ist auf das vom

Fotograf festgelegte wichtige Bildelement (was scharf abgebildet ist) gelenkt und

wird nicht vom Hintergrund abgelenkt.

Bild: Lenkung des Blicks durch Schärfe auf Spinne und unscharfen Hintergrund: (55 mm f/5,6 1/40 s ISO 400 Canon EOS 350D)

Die Schärfentiefe ist ebenfalls abhängig von der Distanz zum Fotomotiv und von der

Größe des Bildsensors. Dazu aber mehr im Kapitel Schärfentiefe.

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8.11 Kritische Blende Kommen wir zum fortgeschrittenen Bereich bei der Blende. Damit es nicht so

einfach wird: Kleine Blendenwerte haben wie auch große Blendenwerte

Abbildungsfehler.

8.11.1 Fehlerquelle Aberrationsunschärfe

Abbildungsfehler (Aberrationen) sind Abweichungen von der idealen optischen

Abbildung. Dabei gibt es sehr unterschiedliche Fehler: von Bildwölbungsfehler bis

hin zu Farbfehlern (chromatische Aberration) und Aberrationsunschärfe. Bei kleinen

Blendenwerten haben wir zunehmend Aberrationsunschärfen.

8.11.2 Fehlerquelle Beugungsunschärfe

Je kleiner die Blendenöffnung (große Blendenwerte), desto stärker nimmt die

Beugungsunschärfe (Schärfenminderung) zu.

Beugungsunschärfe ist, wenn der Lichtstrahl abgelenkt wird.

Wenn wir die beiden Unschärfe-Fehler in ein Diagramm eintragen, erhalten wir

einen Schnittpunkt, der das beste optische Ergebnis verspricht. Diesen Punkt nennt

man die kritische Blende.

Abbildung: kritische Blende als Kompromiss zwischen Fehlerquellen

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Die kritische Blende ist ein Kompromiss zwischen

Aberrationsunschärfe und Beugungsunschärfe. Diese ist von

Objektiv zu Objektiv unterschiedlich (was auch wieder die

Preisunterschiede erklärt). Laien werden nur bei sehr genauem Hinsehen die

Unterschiede am Computermonitor sehen (am Kameradisplay ist das wegen der

kleinen Abmessung sowieso nicht zu beurteilen). Allerdings werden die Fehler sehr

deutlich sichtbar, wenn man die Aufnahmen vergrößert. Spätestens in Plakatgröße

sind die Fehler auch für das ungeübte Auge sichtbar.

kritische Blende = die besten

optischen Ergebnisse

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8.12 Begriffe rund um die Blende Blende: Die mechanische Vorrichtung zum Variieren der Öffnung, durch die das

Licht fallen kann.

Offenblende: Größtmögliche Blendenöffnung eines Objektivs.

Öffnungsverhältnis: Verhältnis zwischen der wirksamen Öffnung D und der

Brennweite f.

Gebräuchliche Schreibweisen: 1:1,4 1/1,4 f/1,4 F 1,4

Blendenzahl: (relative Werte) Kehrwert des Öffnungsverhältnisses ist die

Blendenzahl kappa,

Typische Werte bei Blendenzahlen:

1,4 2 2,8 4 5,6 8 11 16 22 32

Halbe Blendenstufen: f/ 1,0 1,2 1,4 1,7 2 2,4 2,8 3,4 4 4,8 5,6 6,7 8 9,5 11 13 16 19

22

Drittel-Blendenstufen: f/ 1,0 1,1 1,2 1,4 1,6 1,8 2 2,2 2,5 2,8 3,2 3,5 4 4,5 5,0 5,6 6,3

7,1 8 9 10 11 13 14 16 18 20 22 25 28 32

Blendenreihe: Von Blendenstufe zu Blendenstufe verdoppelt/halbiert sich die

Lichtmenge.

abblenden: Man wählt eine größere Blendenzahl – sprich die Blendenöffnung wird

dadurch kleiner und es kommt weniger Licht durch.

Lichtstärke: Die Anfangsöffnung der Blende entspricht der Lichtstärke des

Objektives.

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9 ISO-Empfindlichkeit: Lichtempfindlichkeit des

Bildsensors Oder: Was rauscht denn da?

In der analogen Fotografie steht die ISO-Angabe für die Filmempfindlichkeit. Je

empfindlicher der Film, desto weniger Licht ist notwendig. So muss man sich als

analog fotografierender Fotograf vor seinem Projekt im Klaren sein, welchen Film

mit welcher Empfindlichkeit man benötigt, sprich, was für ein Licht vorhanden sein

wird. Ein Wechsel des Filmes ist bei der analogen Fotografie nicht so einfach

möglich.

Hier kommt ein großer Vorteil der digitalen Fotografie: Mit den digitalen Kameras

kann die ISO-Einstellung von Bild zu Bild geändert werden.

Bei den digitalen Kameras steht die ISO-Empfindlichkeit für die Lichtempfindlichkeit

des Bildsensors.

Teilweise findet man im Handbuch der Kamera Empfehlungen hierfür. Die

folgenden Angaben beziehen sich auf eine Canon-Vollformatkamera und setzen

voraus, dass kein Blitz eingesetzt wird.

ISO-Empfindlichkeit Aufnahmesituation

100–200 ISO Aufnahmen bei Sonne

400–800 ISO bedeckter Himmel, abends

> 800 ISO nachts oder in dunklen Innenräume

Kleine Zahlen sagen also aus, dass der Bildsensor wenig lichtempfindlich ist. Und je

größer die ISO-Zahl, desto empfindlicher wird der Bildsensor. Dadurch werden auch

noch Aufnahmen mit sehr wenig vorhandenem Licht möglich.

Wie schon am Beispiel im Kapitel Blende und Belichtungszeit mit Wassermenge,

Zeit und Behältergröße bildlich dargestellt wurde, entspricht die ISO-Einstellung der

Behältergröße.

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Korrekte Belichtung durch Blende, Verschlußzeit und ISO

Eine Vergrößerung der Empfindlichkeit bewirkt, dass weniger Licht benötigt wird,

um das Bild richtig zu belichten. In der Grafik benötigen wir nun einen kleinen

Behälter, um diesen komplett zu füllen.

Somit haben wir 3 Einstellmöglichkeiten, um ein richtig belichtetes Bild zu

bekommen.

Nehmen wir an, das Foto wird ideal belichtet mit folgenden Einstellungen:

Blendenwert f/2,8, Belichtungszeit 1/50 s und ISO 100.

Allerdings soll die Belichtungszeit verdoppelt werden, um eine schnelle Bewegung

einzufrieren: sprich aus der Belichtungszeit von 1/50 s soll 1/100 s werden. Die

Blendeneinstellung soll gleich groß bleiben. Um dieselbe Belichtung zu erhalten,

muss nun einfach der ISO-Wert verdoppelt werden.

Foto A: Blende f/2,8 Belichtungszeit 1/100 s ISO 200

Wir haben hier also einen linearen Zusammenhang.

Dasselbe funktioniert auch mit der Blende:

Foto B: Blende f/2,0 Belichtungszeit 1/100 s ISO 100

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Beim Foto B haben wir durch die geöffnete Blende mehr Licht und benötigen daher

einen weniger „empfindlichen Sensor“.

9.1 Bildqualität und ISO-Werte Jetzt könnt man ja eigentlich meinen, je empfindlicher, desto besser. Aber diese

Empfindlichkeit hat auch Nachteile.

Mit der Empfindlichkeit (sprich größere ISO-Werte) erhöht sich auch das Rauschen.

Das Foto wird dadurch kontrastärmer und wirkt unscharf. Schauen wir uns erst

einmal die Auswirkungen direkt an Beispielfotos an.

Bitte unbedingt beachten: das Rauschverhalten ist auch sehr stark abhängig von der

Qualität der Kamera! Die Größe des Bildsensors hat hier eine große Auswirkung.

Folgende Aufnahmen wurden mit einem Vollformat-Sensor gemacht. Dadurch sind

noch akzeptable Qualitäten mit höheren ISO-Werten möglich. Dieselbe ISO-

Einstellung bei anderen Kameras kann zu einem völlig unbrauchbaren Foto führen.

Kleine Kompaktkameras liefern teilweise bei ISO 400 schon grausame Ergebnisse,

die vollkommen verrauscht sind. Daher selber mit der eigenen Kamera testen!

Folgende Fotos sind durch Änderung von Verschlusszeit und ISO-Einstellung

entstanden. Es wurde darauf geachtet, dass alle Fotos die gleiche Helligkeit haben.

Im ersten Bild mit einem ISO-Wert von 250 ist sehr wenig Rauschen zu sehen (bei

dieser Vollformat-Kamera).

ISO 250

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Im folgenden Bild ist die ISO-Zahl auf 4000 gestellt worden. Das Rauschen ist

deutlich in der Halspartie zu sehen – auf Weiß ist fast kein Rauschen zu erkennen,

aber die dunklen Partien werden problematisch.

ISO 4000

Folgendes Bild wurde bei ISO 25600 erstellt. Hier wird sehr deutlich sichtbar, wie

sich das Rauschverhalten auswirkt. Dunklere Bereiche sind stärker betroffen als

helle.

ISO 25.600

Unsere Bildqualität ist also bei kleinen ISO-Werten wesentlich besser – aber wir

benötigen auch mehr Licht. Im Studio mit Studioblitzen wird auch gerne mit ISO 50

gearbeitet, um die bestmöglichste Qualität zu erreichen. Das funktioniert immer

dann, wenn man volle Kontrolle über das Licht hat.

9.2 Woher kommt das Rauschen? Von alten, analogen Musikkassetten kennt man es noch – es gab immer ein

Grundrauschen. War es während einer Musikaufnahme still, war trotzdem beim

späteren Anhören ein Rauschen zu hören. Dieses Grundrauschen ist auch bei

digitalen Bildsensoren vorhanden!

Wurde eine Aufnahme zu leise aufgenommen, konnte man im Nachhinein die

Lautstärke anheben – allerdings wurde auch das Rauschen dadurch lauter. Und

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etwas Ähnliches passiert auch bei Anhebung der ISO-Werte. Das Grundrauschen

nimmt zu und wird sichtbar in Form des Farbrauschens und Helligkeitsrauschens.

9.3 Unterschied DIN & ASA und ISO Vor der ISO wurde in der Fotografie mit den Bezeichnungen DIN bzw. ASA für die

Filmempfindlichkeit gearbeitet.

- DIN steht für Deutsches Institut für Normung

- ASA für American Standards Association

Unterschied zwischen beiden waren die Größenangeben und dass DIN-Werte

logarithmisch, der ASA dagegen linear angegeben wurde.

So entspricht 100 ASA dann 21° DIN,

eine Halbierung sind dann 200 ASA entsprechend 24° DIN

ASA: 100 200 400 800 1600 3200

DIN: 21° 24° 27° 30° 33° 36°

Die heutige ISO-Angabe kombiniert beide Werte – auf den Filmen sind die Angaben

dann ISO 100/21° – bei digitalen Kameras wird die zweite Angabe nicht gemacht,

daher wird im Sprachgebrauch kaum jemand von ISO 100/21° sprechen, sondern

nun von ISO 100. Zu finden sind diese Angaben noch in Fotobüchern und teilweise

in Fachzeitschriften.

9.4 Aufgabe zum ISO-Wert und Rauschen Erstellen Sie 3 Aufnahmen mit einer nahezu gleichen Belichtung (sprich das fertige

Foto sollte nicht heller oder dunkler werden). Variieren Sie hier von einem sehr

kleinen ISO-Wert bis zu einem sehr großen ISO-Wert.

Begutachten Sie das Rauschen in der 100%-Ansicht auf dem Computer.

Tipp: Nutzen Sie ein Stativ, um auch dreimal genau denselben Ausschnitt zu

erhalten und fotografieren Sie ein unbewegliches Objekt.

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9.5 Wie man ein korrekt belichtetes Foto macht Wir haben i.d.R. eine gegebene Lichtsituation. Dieses Licht möchten wir einfangen.

Dabei gibt es ein Zuviel und ein Zuwenig. Fangen wir zu wenig Licht ein, reagiert der

Kamerasensor noch nicht und wir erhalten einen schwarzen Bereich (man spricht

von „abgesoffen“).

Fangen wir zu viel Licht ein, laufen

Pixel des Bildsensors „über“. Wir

erhalten in diesem Bereich nur

noch einen weißen Bereich ohne

jegliche Zeichnung (man spricht von

„ausgebrannt“). Dabei ist nicht der

gesamte Bildsensor gemeint,

sondern die entsprechenden Pixel

bzw. Bereiche, auf die das Licht

fällt. Sehr schön zu sehen am

Beispielfoto des Kirchenraums, wo

auf den Boden Tageslicht fällt. Die

Kacheln verschwinden komplett

und es ist keinerlei Struktur der

Kacheln mehr erkennbar. Es ist ein

rein weißer Fleck.

Jetzt haben wir natürlich nicht eine

einzige große schwarze Fläche bzw.

eine einzige große helle Fläche.

Unser Fotomotiv hat dunkle und

helle Bereiche. Und beide Bereiche

sollen noch eine Zeichnung (es soll

was erkennbar sein) aufweisen. Nennen wir sie Extrembereiche. Liegen diese

Extrembereiche zu weit auseinander (Mittagssonne und zusätzlich ein Hauseingang,

in den hinein fotografiert werden soll), haben wir ein Problem. Der Kontrastumfang

des Motivs ist zu hoch. Das menschliche Auge kann hier adaptieren. Im Gehirn

finden automatisch Verrechnungen statt. Die Kamera kann das nicht! Jetzt müssen

wir als Fotograf darauf achten, ob wir in einer Extremsituation sind, die einen

höheren Kontrastumfang hat, als die Digitalkamera abbilden kann, oder wir nur die

falschen technischen Einstellungen haben.

Unser Hauptproblem bei digitalen Kameras ist, dass diese nur einen begrenzten

Kontrastumfang haben. Es ist also möglich, durch zu viel Licht das Bild

überzubelichten und bei zu wenig Licht das Bild unterzubelichten. In manchen

Situationen ist es schlichtweg nicht möglich, alles einzufangen. Hier muss man sich

als Fotograf nun entscheiden, welchen Tod man stirbt. Ob man Abstriche in den

dunklen Bereichen des Bildes bzw. in den hellen Bereichen des Bildes machen

möchte – man wird da dann wohl oder übel je nach Bildaussage entscheiden

müssen.

Foto 9-1: f/2,8 | 1/80 s | ISO 125 | 50 mm | Lichtwert -2 | EOS 50D

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10 Schärfentiefe – das Wesentliche zeigen Wir haben beim Fotografieren eigentlich exakt eine einzige Schärfenebene – alles

davor und danach ist mehr oder weniger scharf. Wo die Schärfe liegt und über

welchen Bereich sich die Schärfe erstreckt, kann der Fotograf beeinflussen. Dadurch

kann der Fotograf dem späteren Betrachter des Bildes die Intension eines Bildes

vermitteln und der Betrachter verliert sich nicht in unwesentlichen Elementen, die

auf dem Foto zu sehen sind.

Das kann so weit gehen, dass man eine Geschichte anhand der gewählten Schärfe

und Schärfentiefe erzählen kann.

Um die Schärfentiefe zu beeinflussen, haben wir 3 mögliche Faktoren, die auch alle

gleichzeitig angewendet werden können. Zum Verständnis werden die 3 Faktoren

der Reihe nach betrachtet.

Die Schärfentiefe wird von folgenden 3 Faktoren beeinflusst, die vom Fotograf

variiert werden können:

- verwendete Blende

- Entfernung zum Objekt

- Brennweite

10.1 Schärfentiefe und verwendete Blende Im folgenden Beispiel ist zwischen Fotograf und Model ein Abstand von ca. 80 cm.

Das Model dreht den Kopf vom Fotograf weg – Blickrichtung 4 Uhr. Keines der

Bilder wurde nachbearbeitet, um den eigentlichen Effekt der Unschärfe gut sichtbar

zu haben. Durch Nachschärfen über Bildbearbeitung könnte noch etwas Schärfe

„herausgeholt“ werden.

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Versuchsaufbau für Schärfentiefe

Dieser Aufbau (Abstand und Blickrichtung) hat für unser Beispiel den Vorteil, dass

hier sehr schön am rechten Auge die Unschärfe sichtbar wird. Diesen Effekt sieht

man sehr oft bei Porträts – teilweise, weil etwas schief lief, teilweise, weil es

bewusst eingesetzt wurde.

Schärfentiefe bei dem Blendenwert f/2,8

Bei dem Blendenwert f/2,8 haben wir extrem wenig Schärfentiefe – bereits die

Wimpern des rechten Auges sind unscharf.

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Schärfentiefe bei dem Blendenwert f/4

Blende f/4 hilft minimal.

Schärfentiefe bei dem Blendenwert f/6,5

Blende f/6,5 und der Wimpernansatz des rechten Auges wird schärfer.

Schärfentiefe bei dem Blendenwert f/10

Blende f/10 und das rechte Auge wird langsam schärfer.

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Skript: Foto-Kurs.com - Axel Pratzner (Stand 8.2.2011) Seite 59

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Schärfentiefe bei dem Blendenwert f/16

Blende f/16 und das rechte Auge ist relativ scharf (einiges an Schärfe kann hier noch

über Bildbearbeitung herausgeholt werden. Die Strähne weiter hinten ist noch nicht

scharf.

In dieser Reihe kann man sehr schön beobachten, wie die Wirkung eines scharf

bzw. unscharf abgebildeten Auges auf den Betrachter ist.

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10.1.1 Trennung Vordergrund von Hintergrund über Schärfe/Unschärfe

Besonders kann man über die Schärfentiefe einen vom Hauptmotiv ablenkenden

Hintergrund in Unschärfe verschwinden lassen.

Aufnahme mit dem Blendenwert f/11 – Hintergrund lästig scharf und lenkt vom

Inhalt ab.

Und nun das Foto mit verschwommenem Hintergrund, hervorgerufen durch den

Blendenwert f/2,8.

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Wir haben also eine Abhängigkeit zwischen der Schärfentiefe und der Blende, wie in

der folgenden Grafik dargestellt ist. Der grüne Abschnitt kennzeichnet den noch

scharf abgebildeten Bereich. Je größer der Blendenwert ist, desto mehr

Schärfentiefe haben wir.

Schärfentiefe abhängig von der Blende

Die Ausmaße der Schärfentiefe können berechnet werden – wichtig ist aber zu

wissen, dass es i. d. R. bei der Kamera extra eine Taste zur Schärfentiefenprüfung

gibt – kurz Abblendtaste. Diese Abblendtaste aktiviert die Blende, damit im Sucher

die Schärfentiefe geprüft werden kann. Das benötigt Übung, da bei großen

Blendenwerten auch weniger Licht im Sucher vorhanden ist.

Tipp zur Porträtfotografie: Für Porträtfotografie ist es extrem wichtig, dass das dem

Betrachter zugewandte Auge scharf abgebildet wird. Schöner ist natürlich, wenn

beide Augen scharf abgebildet sind. Ein sehr merkwürdiger Eindruck entsteht, wenn

das vom Betrachter weiter weg liegende Auge scharf ist, aber das dem Betrachter

nähere Auge unscharf. Einfach mal probieren!

10.2 Schärfentiefe und Abstand zum Objekt Auch der Abstand zum Objekt, das fotografiert werden soll, ändert die

Schärfentiefe.

Je näher das Objekt ist, desto weniger Schärfentiefe.

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Schärfentiefe abhängig vom Abstand

Stellt man die Schärfe auf ein weiter entferntes Objekt ein, hat man auch mehr

Schärfentiefe. Das ist oft der Grund, weswegen Landschaftsaufnahmen einen

großen Schärfebereich haben.

Und im anderen Extrem – warum in der Makrofotografie extrem wenig

Schärfentiefe vorhanden ist. Man versucht ja soweit wie möglich an das Objekt

heranzukommen, um es so groß wie möglich abzubilden. Bewegt sich dann noch

das Objekt, hat man richtig Spaß (glauben Sie mir). Man hat oft in der

Makrofotografie eine Schärfentiefe von 1 mm.

10.3 Schärfentiefe und Brennweite Und auch die eingestellte Brennweite hat einen direkten Einfluss auf die

Schärfentiefe.

Weitwinkelobjektive haben wesentlich mehr Schärfentiefe als Teleobjektive.

Schärfentiefe abhängig von der Brennweite

In der Grafik ist das zu fotografierende Objekt gleich weit entfernt und die

Blendeneinstellung ist identisch. Je nach Brennweite hat man mehr oder weniger

Schärfentiefe – je mehr Zoom, desto weniger Schärfentiefe.

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10.3.1 Schärfentiefe vor und nach der Schärfenebene

Wie auf den Grafiken angedeutet, ist das Ausmaß der Schärfentiefe vor dem Objekt

weniger groß als hinter dem Objekt. Teilweise liest man von Verhältnissen von 1/3

zu 2/3 – was nicht ganz der Realität entspricht. Diese Aufteilung ist auch abhängig

von verschiedenen anderen Faktoren. Aber als Annäherung ist diese Regel in

Ordnung.

10.4 Schärfentiefe und Größe des Bildsensors Auch die Größe des Bildsensors beeinflusst die Schärfentiefe. Je größer der

Bildsensor, desto einfacher kann über die Schärfentiefe die Unschärfe kreativ

eingesetzt werden.

Daher produzieren kleine Kompaktkameras oder Fotohandys, die einen sehr kleinen

Bildsensor haben, meistens Bilder, die von vorne bis hinten scharf durchgezeichnet

sind.

10.5 Quintessenz Schärfentiefe Die Schärfentiefe ist für viele Bereiche der Fotografie ein sehr großes

Gestaltungsmittel, um den Blick des Betrachters auf das Wesentliche zu lenken.

Dabei ist die Handhabung der Schärfentiefe etwas, was man trainieren sollte.

Die verschiedenen Faktoren wie gewählter Blendenwert, Abstand zum Objekt und

Brennweite, die man alle kombinieren kann, und auch die Abhängigkeit zur Größe

des Bildsensors machen den Einsatz der Schärfentiefe für den Einsteiger

übungsbedürftig. Aber dann überzeugen die Ergebnisse!

Schöne Ergebnisse mit Unschärfe erhält man bei Objektiven, die Blendenwerte von

f/2,8 oder weniger ermöglichen.

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10.6 Tipp am Rande: Klau mich, ich bin es wert! Tipp am Rande: Was auf dem folgenden Bild sehr schön zu sehen ist, ist der

Originalschulterriemen mit der Produktbezeichnung. Eigentlich könnte man gleich

das Preisschild in Groß daran hängen, damit der fotografisch ambitionierte Dieb

auch von weitem schon sieht, ob sich ein Diebstahl lohnen würde! Wenn die

Kamera bereits um die 2000 Euro wert ist (mal abgesehen von den Objektiven), da

erscheint es leichter, diese mitzunehmen als ein Auto zu klauen. Also am besten

den Schulterriemen durch einen neutralen oder den einer „billigen“ Kamera

ersetzen – sofern man die Kamera nicht nur dazu hat, um zeigen zu können, was

man so als Geld für seine Geräte ausgeben kann.

Kein Preisschild an der Kamera!

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11 Neue Kursunterlagen Die Kursunterlagen werden von Zeit zu Zeit überarbeitet und erweitert. Schauen Sie

einfach auf der Website http://www.Foto-Kurs.com vorbei.

Mein Dank gilt den Modellen, den Fotografen, die mir mit Tat und Rat zur Seite

stehen, und den Lesern, die mir mit Verbesserungsvorschlägen, Hinweisen auf

Schreibfehler und motivierenden Mails den Spaß am Schreiben erhalten.