Unternehmen meiner Träume – Anforderungen der...

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Unternehmen meiner Träume – Anforderungen der Generation Y an die Arbeitswelt 24. BOW Forum 05.11.2014, Bielefeld Prof. Dr. Swetlana Franken, FH Bielefeld Forschungsschwerpunkt Knowledge&Diversity Bereich Wirtschaft

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Unternehmen meiner Träume – Anforderungen derGeneration Y an die Arbeitswelt

24. BOW Forum 05.11.2014, BielefeldProf. Dr. Swetlana Franken, FH Bielefeld

Forschungsschwerpunkt Knowledge&Diversity

BereichWirtschaft

Ursprung des Begriffs Digital Natives

Marc Prensky hat 2001 den Begriff Digital Natives erfunden und damit alle seit 1980 Geborenen gemeint.

Das ist die erste Generation, die von klein auf mit den digitalen Technolo-gien wie Computer, Internet, Mobiltelefon aufgewachsen ist.

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Generation Y – wer sind sie?

• Digital Natives, oder Generation Y (Generation Internet) sind mit Internet, PC, Handy, MP3 aufgewachsen und sich die Möglichkeiten der IKT „als Muttersprache“ angeeignet.

• Oft werden alle zwischen 1980 und 2000 Geborene dazu gezählt, was nicht ganz korrekt ist. Es wäre sinnvoller, die Art und Weise des Umgangs mit IKT als Definitionskriterium zu verwenden.

• Die Generation Y lebt Internet, die Generation X nutzt es.

Antiautoritäre Pädagogik als Einflussfaktor

• Aktuelle Studien zu Arbeitsverhalten und Kreativität der Generation Y belegen, dass die Sozialisationsfaktoren der nach 1980 Geborenen – digitale Medien, aber auch die eher antiautoritäre Erziehung in der Familie und Schule, mit denen sie großgeworden sind, – tendenziell zur Entwicklung von kreativen Eigenschaften dieser Generation beigetragen haben (vgl. Bund/Heuser/Kunze 2013).

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Digital Natives leben Internet

Das Online-Lexikon Wikipedia hat weltweit mehr als 20 Millionen Artikel, allein bei der deutschsprachigen Version kommen täglich 400 neue Beiträge dazu.

Internetnutzer:weltweit – 2,5 Mrd., Deutschland – 65 Mio.

Nutzer von Facebook:Weltweit - 979 Mio.;Deutschland - 25 Mio.

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Folgen der digitalen Sozialisation

• Digital Natives– nehmen Informationen schnell auf, – sind risikobereit,– Handeln schnell,– praktizieren Multitasking,– ziehen die Grafik dem Text vor,– arbeiten am besten in Netzwerken,– gedeihen bei sofortiger und häufiger Belohnung.

(Rappoport von IBM Research)

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Generation Y in der Arbeitswelt

• Aktuelle Studien bestätigen: Digital Natives gelten zwar als technisch hoch interessiert und ausgebildet, aber insgesamt als weniger gut auf die Arbeitswelt vorbereitet als ihre Vorgänger.

• Personalverantwortliche sind häufig überzeugt, dass den Jobeinsteigern von heute einiges fehlt.

• Die jungen Berufstätigen sehen sich beim Lernen und Arbeiten kaum in der Verantwortung, treten eher als fordernde Konsumenten auf, die von ihrem Arbeitgeber Bildungsangebote und Unterstützung erwarten, so die Studie.

(Meinert 2010)

Typische Verhaltensweisen junger Arbeitnehmer:

• selbstbewusst, • ehrlich, • fordernd,• lautstark,• hohe Erwartungen an Unternehmen,• erscheinen oft arrogant.

(Meinert, 2010)

„Generation Y will alles und alles auf einmal: Familie plus Feierabend, Beruf plus Freude plus Sinn. Und das verfolgen Sie kompromisslos.“

(Hurrelmann 2013)

Neue Art des Wissenserwerbs

• Für die Generation Y ist das Tun wichtiger als das Wissen,• eine 24-Stunden-am-Tag/7-Tage-die Woche-Kultur, • Informationen werden aus verschiedenen multimedialen

Quellen gewonnen,• Bildungsexperten sehen einen Hang zu eher oberflächlichem

Last-Minute-Lernen, • kein Drang, mehr und tiefer gehendes Wissen zu erwerben, • problembasiertes Lernen wie in einem Computerspiel,• die Aufmerksamkeitsspanne scheint bei vielen jüngeren

Arbeitnehmern eher kurz.

(Meinert 2010)

Manifest der Digital Natives: Wir befreien die Arbeit!

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• Die klassischen Neun-bis-fünf-Uhr-Jobs werden als Relikt aus den Zeiten der Industrialisierung bezeichnet.

• Digital Natives plädieren für eine flexible Gestaltung der Arbeitszeiten und -orten.

• Generation Y wünscht sich flache Hierarchien, Mitbestimmung, Vertrauen, Aufgaben als Herausforderung und ergebnisorientierte Bezahlung.

(vgl. Dürhager/Heuer 2009).

Unter dem Motto „Arbeit kann nur privat sein“ beschreiben Digital Natives ihr Arbeitswertesystem, das auf Selbstverwirklichung, Eigenmotivation, Work-Life-Balance und Offenheit basiert (vgl. Dürhager/Heuer 2009).

Motivationsfaktoren jüngerer Beschäftigten

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

Variable Vergütung, Bonuszahlungen

Respekt, Anerkennung durchVorgesetzten

Abwechslungsreiche Tätigkeit

Work-Life-Balance

Angenehme Kollegen

Forsa Umfrage 2011

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„So anders sind die gar nicht“ (Demmer 2014)

• Die Studie „Karriere trifft Sinn“ (2014) der Employer-Branding-Agentur von Bertelsmann belegt, dass die Generation Y keine einheitliche Gruppe ist.

• Ihre Vertreter streben allesamt nach Verantwortung, Selbstverwirklichung, ethischem Verhalten, Gleichbehandlung und sinnvoller Arbeit, allerdings zeigen sich bei den Wertpräferenzen unterschiedliche Ausprägungen. Die Studie definiert fünf Cluster:1. Karriere und persönlicher Erfolg,2. anderen Menschen helfen,3. Familie im Vordergrund,4. Sinnsuche,5. eine gute Mischung aus allem.

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Fazit: Diese Generation ist nicht grundlegend anders als die anderen.

Herausforderungen für Unternehmen

• Veränderungen setzen sich in folgenden Bereichen durch:– Personalrekrutierung mit Social Media,– flexible Arbeitszeiten und -orte,– Intranet, Foren, Netzwerke, mobile Geräte am Arbeitsplatz,– E-Learning und Gamification in der Aus- und Weiterbildung.

• Folgende Kompetenzen der Generation Y sollten gezielt gefördert werden:– logisches und kritisches Denken, – Risikoabwägung, – Nutzung von gesicherten Datenquellen,– Weiterentwicklung von sozialen Kompetenzen.

Digital Natives sind effizient und kreativ!

• Digital Natives besitzen spezifische Fähigkeiten und Kompetenzen, die für Unternehmen wichtig sind: Neugierde und Spieltrieb, Kreativität, Multitasking, Offenheit bei der Preisgabe von Informationen.

• Diese Kompetenzen können mithilfe von Wikis, Foren, Blogs, Social Media, Gamification(allgemein Enterprise 2.0) erschlossen werden.

Enterprise 2.0 als „eine Lernende Organisation, die ihre Ziele durch lernförderliche Handlungsmuster und den Einsatz von sozialen Medien erreicht“ (vgl. Vollmar/Scheerer 2012, S. 10).

Charakteristisches Merkmal von Enterprise 2.0 ist die Nutzung von Social Media, Communities ofPractice, Collaboration Platforms, Blogs und Wikis in Unternehmen.

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Unternehmen der Zukunft

• Orientierung durch klare Visionen, Werte und Ziele.• Partizipation anstelle von hierarchischen Strukturen.• Selbstorganisation und Mündigkeit jedes Mitarbeiters. • Vernetzung innerhalb und über die Grenzen des

Unternehmens hinaus.• Lern- und Veränderungsbereitschaft auf allen Ebenen des

Unternehmens, Fehlertoleranz.• Sinn und Spaß an der Arbeit.• Führungskräfte als Gestalter der Rahmenbedingungen und

Moderatoren anstelle von Vorgaben und Kontrolle.

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Kollektive Intelligenz von Digital Natives nutzen

Individuelle Intelligenzen Vielfalt

Gemeinsame Ziele Kommunikation

Besondere Kompetenzen wie Multitasking, digitale Informationssuche, Offenheit im Umgang mit Informationen.

Heterogene Zusammenstellung von Arbeitsteams – alt und jung, Frauen und Männer, verschiedene Fachdisziplinen.

Klare Zielsetzung, mehr Eigeninitiative und Mitentscheidung, Fehlertoleranz.

Möglichkeiten für Gruppenarbeit und eine intensive Kommunikation –interaktiv und digital.

Quelle: Franken: Kollektive Intelligenz als Antrieb für Innovation, 201216

Zeit für Kreativität geben

• Zeitregel von 3M: Die Mitarbeiter des Unternehmens dürfen 10-15% ihrer Arbeitszeit auf Ideen und Projekte verwenden, die sie selber entwickelt haben. Ideen, die in dieser „freien“ Zeit entstanden sind und vorangetrieben wurden, können für eine Sonderfinanzierung nominiert werden (3M Deutschland 2010). Eine ähnliche 20%-Zeitregel praktiziert Google.

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Arbeitszeit und -ort flexibilisieren

• Bei IBM sind freie Einteilung der Arbeitszeit und freie Wahl des Arbeitsplatzes eine Selbstverständlichkeit. Die Mitarbeiter sind selbst dafür verantwortlich, wann und wo sie arbeiten. Kernarbeitszeit und Anwesenheitskontrolle entfallen, an ihre Stelle rückt das Prinzip Vertrauen (IBM 2013).

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Fazit

• Die Generation Y wird die Arbeitswelt durch ihre spezifischen Kompetenzen und durch explizite Anforderungen an Unternehmen stark verändern.

• Anstatt die Jugendlichen zu kritisieren, sollte man ihre Vorteile erkennen und nutzen.

• Digital Natives arbeiten gerne in Gruppen und in Projekten, wollen Sinn und Spaß an der Arbeit haben – das sind die wichtigsten Motivatoren für die Erschließung der Kreativität.

• Als begleitende Rahmenbedingungen sind Flexibilisierung der Arbeit, Work-Life-Balance und Freiräume für Initiative notwendig.

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Weiterführende Quellen

• Blume, G. (2013): Traditionelle Karriere. In: Die Zeit, 11/2013, S. 25.• Bund, K.; Heuser, U. J.; Kunze, A. (2013): Wollen die auch arbeiten? Junge

Beschäftigte verlangen eine neue Arbeitswelt. In: Die Zeit, 11/2013, S. 23-24.

• Demmer, Ch. (2014): Generation Y. So anders sind die gar nicht, In: Personalwirtschaft 10/2014, S. 20 – 23.

• Dürhager, R.; Heuer, T. (2009). Manifest der Digital Natives, http://www.changex.de/Article/manifest_digital_natives

• Franken, R.; Franken, S. (2011). Integriertes Wissens- und Innovationsmanagement, Gabler, Wiesbaden.

• Forsa Sozialforschungsunternehmen (2011): Umfrage „Was Mitarbeiter motiviert“, http://www.cio.de/karriere/2280630/Internet World Stats (2012) http://www.internetworldstats.com/stats.htm (13.04.13)

• Meinert, S.: Generation Y. Zwischen iPhon und Learning 2.0. Zeit online 29.04.2010.

• Vollmar, G.; Scheerer, B. (2012). Enterprise 2.0 – mehr als „nur“ SocialSoftware im Unternehmen? In: Wissensmanagement 1/2012, S. 10–13. 20

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