Unternehmenssprache

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Qbus Werbeagentur GmbH Heiligengeisthof 5 18055 Rostock Tel. (0381) 4 61 39 0 [email protected] www.qbus.de Von der E-Mail bis zum Kundengespräch: Corporate Language: Sprachstil eines Unternehmens Dr. Sabine Hilliger

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Qbus Werbeagentur GmbH

Heiligengeisthof 5 • 18055 Rostock • Tel. (0381) 4 61 39 0 • [email protected] • www.qbus.de

Von der E-Mail bis zum Kundengespräch:

Corporate Language: Sprachstil eines Unternehmens

Dr. Sabine Hilliger

Page 2: Unternehmenssprache

Jedes Unternehmen hat eine Persönlichkeit.

Mercedes: zuverlâssig, technisch auf neuestem Stand, solide

Bioland: vertrauensvoll, gesund

Miele: haltbar, zuverlâssig

Aldi: billig, schnell

Ikea: modern, bezahlbar, skandinavisch

Vitra: funktional, exklusiv

Page 3: Unternehmenssprache

*Das Erscheinungsbild eines Unternehmens

Unternehmens-verhalten

Unternehmens-kommunikation

Unternehmens-sprache

Unternehmens-philosophie

Unternehmens-design

Unternehmensimage

Unternehmensidentitât

Page 4: Unternehmenssprache

Das Erscheinungsbild eines Unternehmens

Corporate Behaviour

Corporate Identity

Corporate Communications

Corporate Language

Corporate Philosphy

Corporate Design

Corporate Image

Page 5: Unternehmenssprache

Die Art, wie wir sprechen und Sprache benutzen, ist

wesentlicher Ausdruck unserer Persönlichkeit.

Die Art, wie ein Unternehmen Sprache benutzt, ist

wesentlicher Bestandteil seiner Unternehmensidentität,

der Corporate Identity.

Page 6: Unternehmenssprache

Markenbildung

� Erfolgt u. a. durch ein komplettes, visuelles Erscheinungsbild

und das Logo (Corporate Design)

� Erfolgt wesentlich auch durch die Unternehmenssprache, also

Sprachstil und Sprachkultur eines Unternehmens (Corprate

Language)

� Trotzdem wird dem Corporate Design oft ungleich mehr

Aufmerksamkeit als der Corporate Language geschenkt.

Page 7: Unternehmenssprache

Sprache ist individuell und lebendig

Die Normierung der Unternehmenssprache ist wesentlich

schwieriger als die Definition einer Farbe oder Schrift im

Corporate Design.

Page 8: Unternehmenssprache

*Unternehmenssprache – Corporate Language

� Beschreibt eine definierte und gezielt eingesetzte Sprachebene

in einem Unternehmen

� Vermittelt Werte und unterstützt das Markenbild

� Ist Leitbild und kein Korsett

� Muss im Unternehmen (vor-)gelebt werden

Page 9: Unternehmenssprache

Einführung CL als begleiteter Prozess (1)

� Corporate Design: meist externe Agenturleistung

� Corporate Language (CL): Entwicklung und

Implementierung von unternehmensweit einheitlichen

Sprachnormen als lângerfristiger Prozess

� Neben externen Beratern intensive Einbindung aller

sprachlich für das Unternehmen agierenden Personen

Page 10: Unternehmenssprache

Einführung CL als begleiteter Prozess (2)

� Betrifft viele Medien/Textsorten:

Anzeigen, Imagebroschüren, Website, Geschâftsbericht,

Angebotsschreiben, alltâgliche Korrespondenz, E-Mails

an Kunden und Geschâftspartner.

� Flotte und intelligente Werbesprüche auf der einen

Seite und hölzerne Kundenanschreiben auf der

anderen passen einfach nicht zusammen.

Page 11: Unternehmenssprache

Ein externer Partner hilft:

� Bei der Analyse der Sprachkultur Ihres Unternehmens

� Beim Entwicklungs- und Implementierungsprozess einer

aus den Markenwerten abgeleiteten Corporate Language

� Bei der Entwicklung eines Corporate-Language-Handbuch

� Bei der Schulung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

Page 12: Unternehmenssprache

Kommunikationsstil im Unternehmen

nach innen und außen

Kommunikation nach innen:

� Sie sollte wertschâtzend, gerecht, sachlich sein.

Kommunikation nach außen:

� Sie sollte kompetent, konsistent, prâgnant sein.

Page 13: Unternehmenssprache

*Kommunikationskanäle nach außen

Hinweisschilder, Aushânge (eindirektional)

Werbemedien (print und online) (ein- oder zweidirektional)

Geschâftskorrespondenz (zwei- oder mehrdirektional)

E-Mails

Telefonate

Kundengesprâche

Websites, Weblogs…

Page 14: Unternehmenssprache

IKEA (1)

Ansprache bei IKEA immer in der 2. Person Singular

Website (Button-Beschriftung):

„IKEA in deiner Nâhe

Informiere dich über Anschrift,

Öffnungszeiten, Angebote und Aktionen“

Page 15: Unternehmenssprache

IKEA (2)

Website C2A (Call to action = Handlungsaufforderung):

„Zeig uns deine individuelle Schranklösung Dein Leben

ândert sich stândig: Wie hast du deine Schranklösung an

deine Lebenssituation angepasst und warum bist du stolz

darauf? Zeig es uns in der IKEA hej Community und

gewinne tâglich tolle Preise!“

Page 16: Unternehmenssprache

IKEA (3)

Personifizierung der Produkte

„LILLÅNGEN ist der perfekte Mitbewohner: Er passt unter

fast jedes Hângewaschbecken, sorgt für Ordnung und

nimmt dir Feuchtigkeit nicht krumm.“

Page 17: Unternehmenssprache

AIDA (1)

Direkte Ansprache der Gâste

„Kreuzfahrten für Singles: Gemeinsam Urlaub machen!

Verbringen Sie an Bord gemeinsam mit den AIDA Gâsten

unvergessliche Stunden und machen als Single mit neuen

Freunden Urlaub. Suchen Sie sich hier Ihre Reise mit einer

Einzelkabine aus und gönnen Sie sich die perfekte

Mischung zwischen Erholung und Abenteuer.“

Page 18: Unternehmenssprache

AIDA (2)

Urlaubsvokabular

Kreuzfahrt, gemeinsam, Urlaub, Freunde, Reise, sich

etwas gönnen, Erholung, Abenteuer

� emotional, suggestiv, positiv

Page 19: Unternehmenssprache

*Was kann ein Handbuch zur Unternehmenssprache

leisten? (1)

� Unterstützung für verschiedene Textsorten/Mustertexte

entwickeln

� Terminologische Festlegungen (Definition von Wort- und

Zahlenschreibweisen, Schreibung von Eigennamen, aber auch

Formulierung von Anrede, Struktur von Briefen und E-Mails

nach Corporate Design)

Page 20: Unternehmenssprache

� Umgang mit schwierigen oder unangenehmen

Kommunikationssituationen (z. B. Kündigung, Abmahnung,

Rechnungsmahnung)

� Regeln nicht nur definieren, sondern mit Beispielen

illustrieren und in Schulungen trainieren

*Was kann ein Handbuch zur Unternehmenssprache

leisten? (2)

Page 21: Unternehmenssprache

*Beispiel für einen begleiteten Einstieg in eine einheitliche

Kultur der Unternehmenssprache in einem Rostocker

Unternehmen (ca. 450 Angestellte) (1)

� Planung in der Projektleitung (Geschâftsführung,

Marketingabteilung)

� Tagesworkshop Projektgruppe (Abteilungsleitungen,

Gruppenleitungen)

� Tagesworkshop Arbeitsgruppe (alle Schreibenden)

� Bewertung des Korrespondenzbestands innerhalb des

Hauses (ohne Begleitung)

Page 22: Unternehmenssprache

*Beispiel für einen begleiteten Einstieg in eine einheitliche

Kultur der Unternehmenssprache in einem Rostocker

Unternehmen (ca. 450 Angestellte) (2)

� Bilaterale Arbeitsphase (Fragen, Klârungen)

� Selbststândige Arbeitsphase – Erarbeitung neuer Korrespondenz (ohne Begleitung)

� Neue Korrespondenz sukzessive einarbeiten (ohne Begleitung)

� Leitfaden erarbeiten

� Leitfaden-Seminar für alle Schreibenden

Page 23: Unternehmenssprache

Häufige Fragen (1)

� Was kann ich mit einem Schreiben erreichen?

� Welche Wirkungen können Worte erzielen?

� Wie formuliere ich verstândlich?

� Was sind Floskeln und wie vermeide ich sie?

� Was ist eine lösungsorientierte Sprache mit klaren,

eindeutigen Worten?

Page 24: Unternehmenssprache

Häufige Fragen (2)

� Wie formuliere ich lebendig und persönlich?

� Wie formuliere ich sachlich und kompetent?

� Wer sind meine Adressaten?

� Wie treffe ich den sprachlichen Nerv unserer Kunden?

Page 25: Unternehmenssprache

Ein Beispiel für Textwirkung (1)

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschâftstâtigkeit betrug 1.209

Mio. Euro. Im Vorjahr lag es noch bei 1.193 Mio. Euro.

Page 26: Unternehmenssprache

Ein Beispiel für Textwirkung (2)

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschâftstâtigkeit erreichte

1.209 Mio. Euro; es kletterte gegenüber dem Vorjahr um 16 Mio.

Euro.

Page 27: Unternehmenssprache

Ein Beispiel für Textwirkung (3)

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschâftstâtigkeit war sehr

erfreulich. Es erreichte 1.209 Mio. Euro und übertraf damit den

Vorjahreswert um 16 Mio. Euro.

Page 28: Unternehmenssprache

Ein Beispiel für Textwirkung (4)

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschâftstâtigkeit betrug 1.209

Mio. Euro. Im Vorjahr lag es noch bei 1.193 Mio. Euro.

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschâftstâtigkeit erreichte

1.209 Mio. Euro; es kletterte gegenüber dem Vorjahr um 16 Mio.

Euro.

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschâftstâtigkeit war sehr

erfreulich. Es erreichte 1.209 Mio. Euro und übertraf damit den

Vorjahreswert um 16 Mio. Euro.

(Bextermöller, S. 163)

Page 29: Unternehmenssprache

*Wie ein Kommunikationsstil entsteht

� Wortwahl (lexikalische Ebene)

� Satzbau (syntaktische Ebene)

� Stilistik (rhetorische und Stilmittel)

� Tonalitât

� Wirkung

� Gilt immer für schriftliche UND mündliche Kommunikation

Page 30: Unternehmenssprache

*Was macht gute Texte aus?

Texte wirken:

� Anregend

� Langweilig

� Informativ

� Chaotisch

� Flüssig…

� Wie kann ich meinen eigenen Text einschâtzen? Was muss ich beim Schreiben beachten?

Page 31: Unternehmenssprache

*Was ist das „Hamburger Modell“?

Auch: Hamburger Verständlichkeitskonzept

� Methode zur Bewertung der Verstândlichkeit von Texten bzw.

Botschaften

� Eine Botschaft ist verstândlich, wenn der Empfânger den Inhalt

schnell und richtig versteht.

� Entwickelt durch Friedemann Schulz von Thun, Inghard

Langer, Reinhard Tausch Anfang der 70er Jahre

Page 32: Unternehmenssprache

*Vier Aspekte für Verständlichkeit

1. Einfachheit

2. Gliederung & Ordnung

3. Kürze & Prâgnanz

4. Anregende Zusâtze

Page 33: Unternehmenssprache

*1. Einfachheit

� Auf technische oder bürokratische

Ausdrucksweisen verzichten

� Nominalstil vermeiden

Page 34: Unternehmenssprache

Nominalstil – „Substantivitis“

„Die bedingte Kapitalerhöhung dient der Abfindung der

durch die Eingliederung ausgeschiedenen Aktionâre der

VDO Adolf Schindling AG sowie der Hartmann & Braun AG

mit Mannesmann-Aktien.“

(Bextermöller, S. 156)

Page 35: Unternehmenssprache

Nominalstil – „Substantivitis“

Verstândlicher:

„Wir haben die VDO Adolf Schindling AG und die Hartmann &

Braun AG in unseren Konzern eingegliedert. Die

ausgeschiedenen Aktionâre wollen wir mit Mannesmann-Aktien

abfinden. Diese wollen wir durch eine bedingte Kapitalerhöhung

erhalten.“

Problem: Reihung zu gleichartigen Wort-/Satzketten

(Bextermöller, S. 156)

Page 36: Unternehmenssprache

� Fremdwörter, „Denglish“ vermeiden

� Fachwörter erklâren

Page 37: Unternehmenssprache

Einfach?

Sehr geehrte Fachkolleginnen und Fachkollegen,

anbei forwarde ich Ihnen eine Einladung zu einer

Informationsveranstaltung zu den Themen E-Learning,

Best Practice aus dem Bereich E-Learning

und praktische Tipps für erfolgreiches E-Business.

Mit freundlichen Grüßen

Page 38: Unternehmenssprache

„Denglish“ vermeiden

Unser Support ist tâglich von 8 bis 20 Uhr telefonisch erreichbar.

� Bei Fragen können Sie uns tâglich zwischen 8 und 20 Uhr

anrufen.

Ich freue mich auf Ihr Feedback.

�Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung.

Rufen Sie jetzt unsere Hotline an: 0123-456789!

�Rufen Sie uns jetzt an: 0123-456789!

Page 39: Unternehmenssprache

Frage jedes Komma,

ob es nicht lieber ein Punkt geworden wäre. ☺

Page 40: Unternehmenssprache

Eigenschaftspaare des Merkmals "Einfachheit"

unanschaulichanschaulich

abstraktkonkret

Fachwörter nicht

erklârt

Fachwörter erklârt

ungelâufige

Wörter

gelâufige Wörter

lange, ver-

schachtelte Sâtze

kurze, einfache

Sâtze

komplizierte

Darstellung

einfache Darstellung

---0+++

Page 41: Unternehmenssprache

*2. Gliederung & Ordnung

� Klare Strukturen in Texten

� Logische Abfolge, Wichtiges zuerst nennen

� Spezifik einzelner Textsorten beachten

(z. B. Vertragstext, Hinweis im Web, Mahnung etc.)

Page 42: Unternehmenssprache

Ein Beispiel für Gliederung und Ordnung

Ungeordnete Fassung: Was ist Raub?

"Jemand wendet gegen einen anderen Gewalt an. Das ist Raub, es

gehört ihm nâmlich nicht. Er will es für sich behalten, was er ihm

wegnimmt. Zum Beispiel ein Bankrâuber, der dem Angestellten mit

der Pistole droht. Auch wenn man jemandem droht, daß man ihm

etwas Schlimmes antun will, ist es Raub."

(aus: arbeitsblâtter.stangl-taller.at)

Page 43: Unternehmenssprache

Ein Beispiel für Gliederung und Ordnung

Gegliederte Fassung: Was ist Raub?

"Raub ist ein Verbrechen: Jemand nimmt einem anderen etwas weg, was ihm nicht gehört. Er will es behalten. Dabei wendet er Gewalt an oder droht dem anderen etwas Schlimmes anzutun. Drei Dinge sind wichtig:1. etwas wegnehmen, was einem nicht gehört2. es behalten wollen3. Gewalt oder DrohungBeispiel: Ein Bankrâuber droht dem Angestellten mit der Pistole und nimmt sich das Geld."

(aus: arbeitsblâtter.stangl-taller.at)

Page 44: Unternehmenssprache

Eigenschaftspaare des Merkmals „Gliederung & Ordnung"

alles durcheinandereines nach dem

anderen

man verliert oft den roten

Faden

roter Faden ist sichtbar

schlechte Unterscheidung

von Wesentlichem und

Unwesentlichem

gute Unterscheidung

von Wesentlichem und

Unwesentlichem

unübersichtlichübersichtlich

zusammenhanglos, wirrfolgerichtig

ungegliedertgegliedert

---0+++

Page 45: Unternehmenssprache

*3. Kürze & Prägnanz

� Redundanz vermeiden

� Füllwörter vermeiden

� „auf den Punkt“ kommen

Page 46: Unternehmenssprache

Tautologien – doppelt Gemoppeltes

� neu renoviert

� restlos überzeugt

� schwere Verwüstungen

� seltene Raritâten

Page 47: Unternehmenssprache

Einfach formulieren

� Alternativmöglichkeit – Alternative, weitere Möglichkeit

� einsparen – sparen

� auseinanderdividieren – dividieren, teilen,

auseinandernehmen

� kann möglich sein – kann sein, ist möglich

Page 48: Unternehmenssprache

Einfach formulieren

� Rückantwort/Rückfrage – Antwort/Frage

� Telefonanruf – Anruf, Telefonat

� mit einbeziehen – einbeziehen

Page 49: Unternehmenssprache

Eigenschaftspaare des Merkmals „Kürze & Prägnanz"

vieles hâtte man

weglassen können

jedes Wort ist

notwendig

ausführlichknapp

abschweifendaufs Informationsziel

konzentriert

breitgedrângt

viel Unwesentlichesaufs Wesentliche

beschrânkt

zu langzu kurz

---0+++

Page 50: Unternehmenssprache

*4. Anregende Zusätze

� Spiegelbild des Unternehmensgeistes –

Serviceorientierung, Nâhe und Verantwortung,

Verbindlichkeit über Sprache ausdrücken

� Moderne Kommunikationsmittel einbeziehen

Page 51: Unternehmenssprache

Anregende Zusätze

� Ausrufe

� wörtliche Rede

� rhetorische Fragen zum Mitdenken

� lebensnahe Beispiele

� direktes Ansprechen des Lesers

� Reizwörter

(arbeitsblaetter.stangl-taller.at)

Page 52: Unternehmenssprache

Eigenschaftspaare des Merkmals „Anregende Zusätze"

unpersönlichpersönlich

gleichbleibend

neutral

abwechslungsreich

farblosinteressant

nüchternanregend

---0+++

Page 53: Unternehmenssprache

*Werte und Kompetenzen des Unternehmens vermitteln

� Die Unternehmens-

philosophie kann sich

auch in einer eigenen

Sprache widerspiegeln!

NachhaltigTraditions-

bewusst

Leistungs-

stark

Zuverlâssig

PersönlichSympathisch

KompetentModern

Page 54: Unternehmenssprache

„Amt mit Ausschlusskriterien“

„Bewerber als ehrenamtliche Richter für die Verwaltungsgerichtsbarkeit werden …gesucht, teilt das Rechtsamt der Hansestadt Rostock mit. Rostock bereitet derzeit Vorschlagslisten für die Wahl der ehrenamtlichen Richter … vor. Die Listen für das Verwaltungsgericht Schwerin und das Oberverwaltungsgericht Greifswald muss die Hansestadt bis Mitte Februar erstellen. Darin sind mindestens doppelt so viele Personen aufzunehmen, wie tatsâchlich als ehrenamtliche Richter benötigt werden.

Page 55: Unternehmenssprache

„Amt mit Ausschlusskriterien“

In die Vorschlagslisten der Hansestadt Rostock können ausschließlich Bürger Rostocks aufgenommen werden. …Bei der Bewerbung um das Amt eines ehrenamtlichen Richters sind besondere Voraussetzungen und Ausschlussgründe zu beachten. So können in die Vorschlagslisten nur deutsche Bürger aufgenommen werden, die bei Beginn der Amtsperiode das 25. Lebensjahr vollendet und ihren Wohnsitz innerhalb des Gerichtsbezirks haben….“

(aus einem Rostocker Wochenendjournal vom Januar 2010)

902 Zeichen

Page 56: Unternehmenssprache

*Exkurs 1: Gleichberechtigte Ansprache von Männern und

Frauen

Problem: Es gibt zwei Geschlechter, aber es scheint

� bequemer?

� schneller?

� platzsparender?

� âsthetischer?

zu sein, nur eines zu benennen.

Page 57: Unternehmenssprache

Das so genannte „generische Maskulinum“ bedeutet, dass die

mânnliche Form „benannt“ und die weibliche „bedacht“ wird:

� „Die Lehrer unserer Schule“ meint die Lehrerinnen mit.

� „Die Ärzte unseres Klinikums“ meint selbstverstândlich

auch die Ärztinnen.

Die Frau: unbeschreiblich weiblich?

Page 58: Unternehmenssprache

Gleichberechtigt zu formulieren kann gut gemacht sein und

man/frau kann es schlecht machen.

Es gibt mehr Möglichkeiten, als nur das grammatische „-in“ an

eine mânnliche Form anzufügen.

Das amtliche Vorbild, das Gesetz unterstützt den Prozess und hat

Einfluss auf die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.

Die Gleichberechtigung in der Sprache herzustellen ist genauso

leicht oder schwer, wie sie in der Gesellschaft herzustellen ist.

Page 59: Unternehmenssprache

Möglichkeiten gleichberechtigter Ausdrucksweise

Bildung von Paarformen

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Das kann bei Hâufungen schnell sperrig wirken:

„Der Lehrer und die Lehrerin, der oder die seinen oder ihren Schülerinnen und Schülern zur Seite stehen….“

Alternative: „Die Lehrkrâfte, die ihrer Klasse zur Seite stehen…“

Page 60: Unternehmenssprache

Möglichkeiten gleichberechtigter Ausdrucksweise (1)

Grammatisch neutral formulieren:

�Studentinnen und Studenten � Studierende

�Ärztinnen und Ärzte � Ärzteschaft

�Der Rat des Arztes � ârztlicher Rat

�Herausgeber und Herausgeberinnen � Herausgabeteam

Page 61: Unternehmenssprache

Möglichkeiten gleichberechtigter Ausdrucksweise (2)

� Ratsherren � Ratsmitglieder

� nicht: „Jeder, der heute Abend ins Theater gehen

möchte…“,

� sondern: „Alle, die heute Abend ins Theater gehen

möchten…“

� Neutrale Wörter wie Mensch, Person, Kind oder Wesen

Page 62: Unternehmenssprache

Bibel in gerechter Sprache

� 2006: Bibel in gerechter Sprache als Neuübersetzung und

Neuinterpretation

� Jahrzehntelanger Prozess: Frauen und Mânner involviert

� Benutzung dieser Bibelübersetzung in einigen evangelischen

Landeskirchen für den Gottesdienst

Page 63: Unternehmenssprache

Bibel in gerechter Sprache (1)

� Kritische Hinterfragung von beispielsweise nach Luther

überlieferten Texte durch das Herausgabeteam. Im

Matthâus-Evangelium bei Luther heißt es z. B.:

� „Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und

Pharisâer. … Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisâer,

ihr Heuchler…“

Page 64: Unternehmenssprache

Bibel in gerechter Sprache (2)

� Historisch belegt: In der religiösen Praxis der Pharisâer

waren Frauen eigenverantwortliche Partnerinnen in der

Gestaltung des Lebens UND des Lehrens. Neu:

� „Auf dem Stuhl Moses’ sitzen toragelehrte und

pharisâische Leute … Wehe euch, ihr Scheinheiligen

unter den toragelehrten und pharisâischen Mânnern und

Frauen!“

Page 65: Unternehmenssprache

Amt „ohne“ Ausschlusskriterien (1)

Das Rechtsamt der Hansestadt Rostock sucht Bewerberinnen und Bewerber für das ehrenamtliche Richteramt für die Verwaltungsgerichtsbarkeit. Rostock bereitet bis Mitte Februar Vorschlagslisten für die Wahl am Verwaltungsgericht Schwerin und am Oberverwaltungsgericht Greifswald vor. Darin sind mindestens doppelt so viele Bürgerinnen und Bürger der Hansestadt Rostock aufzunehmen, wie tatsâchlich im Ehrenamt benötigt werden.

Page 66: Unternehmenssprache

Amt „ohne“ Ausschlusskriterien (2)

…Interessierte Personen können nur in die Vorschlagslisten für

das ehrenamtliche Richteramt aufgenommen werden, wenn sie

die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, bei Beginn der

Amtsperiode das 25. Lebensjahr vollendet und ihren Wohnsitz

innerhalb des Gerichtsbezirks haben. …

(frei nach einem Rostocker Wochenendjournal vom Januar 2010)

700 Zeichen

Page 67: Unternehmenssprache

*Exkurs 2: Andere Länder – andere Sitten: Aspekte der

interkulturellen Kommunikation innerhalb des eigenen

Landes

� Wir leben in einer multikulturellen Gesellschaft und einer globalisierten Welt.

� Alle begegnen Menschen, die anders sind als sie selbst: in Beruf, Freizeit, Familie.

� Rassismus, Katholizismus, Islamismus: viele -ismen weisen auf die Dominanz von etwas hin –das widerspricht einer gerechten Sichtweise auf alle Menschen.

Page 68: Unternehmenssprache

*Exkurs 2: Andere Länder – andere Sitten: Aspekte der

interkulturellen Kommunikation innerhalb des eigenen

Landes

� Die Verschiedenheiten von Menschen werden benannt

und stehen nebeneinander – nicht übereinander!

� Kulturgerechte Sprache drückt die Gleichwertigkeit alles

„Seienden“ aus.

Page 69: Unternehmenssprache

*… und außerhalb des eigenen Landes (1)

Die Religion vermittelt Werte und Normen, die die

Menschen eines Kulturkreises prâgen.

Bildung: In verschiedenen Teilen der Welt werden

Bildungsinhalte unterschiedlich festgelegt und vermittelt.

Der Zugang zu höherer Bildung ist nicht überall

selbstverstândlich.

Page 70: Unternehmenssprache

*… und außerhalb des eigenen Landes (2)

Politisch-gesellschaftliche Systeme gehen unterschiedlich

mit der Beachtung von Menschenrechten um: Gesetze,

Medien, Meinungsfreiheit…

� International agierende Unternehmen berücksichtigen

diese und andere Aspekte in der Ansprache ihrer

Zielgruppen.

Page 71: Unternehmenssprache

Zum Beispiel China

Ein chinesischer Geschâftspartner würde niemals Nein sagen

oder etwas ablehnen.

Deutsche Geschâftsleute kommunizieren hingegen gerne direkt.

Ihnen fâllt es oft schwer, ein chinesisches Nein zu erkennen: Es

versteckt sich in Gegenfragen, Themenwechseln oder

schwammigen Formulierungen wie »Ich weiß, was du meinst« -

alles eine Form der Ablehnung.

(dies und die folgenden zwei Beispiele nach:

http://www.zeit.de/2012/38/interkulturelle-kompetenzen-karriere)

Page 72: Unternehmenssprache

Zum Beispiel Frankreich

»Franzosen verkaufen nicht, sie verführen« , heißt es.

Verpönt:

� Starre Tagesordnung

� Stures Abhaken von Gesprâchspunkten

� Faktenlastige Vortrâge

� Kleinteilige Erklârung von Offensichtlichem

Beliebt:

� Kurzweilige, geistreiche Prâsentation

� Ansprechen der emotionalen Ebene

Page 73: Unternehmenssprache

Zum Beispiel die Schweiz

� Legen viel Wert auf Höflichkeit

� Bedanken und entschuldigen sich hâufig

� Sie wirken höflich, das muss nicht immer freundlich sein!

� Auch Selbstverstândliches ausführlich erklârt (s.

Frankreich!)

� Aufforderungen meist im Konjunktiv

� Flache Hierarchien � Gruppenentscheidungen sind heilig

Page 74: Unternehmenssprache

*Interkulturelle Kommunikation

Das Wissen um die Besonderheiten anderer Kulturkreise

verhindert Missverstândnisse und Irritationen.

Es fördert Offenheit, Neugier, Toleranz und Vertrauen.

So werden dieses Wissen und seine Anwendung zu einem nicht

zu unterschâtzenden wirtschaftlichen Faktor.

Page 75: Unternehmenssprache

*Exkurs 3: Neue deutsche Rechtschreibung – verbindlich

seit 2006

Die Reform betrifft alle Teilbereiche der Orthographie:

� Laut-Buchstaben-Beziehungen

� Getrennt- und Zusammenschreibung

� Groß- und Kleinschreibung

� Schreibung mit Bindestrich

� Worttrennung am Zeilenende

� Interpunktion (Kommasetzung)

Page 76: Unternehmenssprache

Exkurs: Neue deutsche Rechtschreibung – wie sicher

sind Sie?

� Wann schreiben Sie „ss“, wann „ß“?

� Warum wird „getrennt schreiben“ getrennt geschrieben und

„zusammenschreiben“ zusammengeschrieben?

� Warum heißt es „Thüringer Bratwurst“ und „schottischer

Whisky“?

� Hast du heute Nachmittag Zeit für Kaffee und

Nussschokolade?

Page 77: Unternehmenssprache

Wie schreibt sich die Geldbörse richtig?

� Portemonnaise

� Portmonee

� Portemonaie

� Portemonnaie

� Portmonaise

Page 78: Unternehmenssprache

Wie schreibt sich die Geldbörse richtig?

� Portemonnaise

� Portmonee

� Portemonaie

� Portemonnaie

� Portmonaise

Page 79: Unternehmenssprache

� 19. Jhd.: Bureau

� ab 1915: Bureau und Nebenform: Büro

� ab 1940: Büro und Nebenform: Bureau

� ab 1960: nur noch Büro

Page 80: Unternehmenssprache

*Exkurs 4: Müssen wir jetzt auch „in Facebook machen“?

Geht es wirklich nur um Facebook?

Was heißt Social Media?

Was heißt Online-Marketing?

Was tun bei öffentlich einsehbarer Kritik?

Page 81: Unternehmenssprache

*Social-Media-Marketing: eine Fassette des Online-

Marketings

Page 82: Unternehmenssprache

*Online-Marketing

alle Mittel und Maßnahmen, die geeignet sind, mit Hilfe des

Internets

� neue Kunden zu gewinnen

� den Abverkauf zu fördern

� Kunden nachhaltig an sich zu binden

Page 83: Unternehmenssprache

*Unternehmensseiten auf Facebook + Co.

� Facebook, XING, Google+ sind „social communities“

� Verânderung des Internets von „1.0“ zu „2.0“ – keine

einseitige, sondern zwei- und mehrseitige Kommunikation

� Bewusste Unternehmensentscheidung zur Kommunikation in

sozialen Netzwerken treffen: Unternehmen 2.0

� D. h. Entscheidung für offenen, transparenten Umgang mit

Partnern, Kunden, Interessenten

� D. h. auch Entscheidung zum offenen Umgang mit Kritik

Page 84: Unternehmenssprache

Kurzanalyse Ihrer

Geschäftskorrespondenz?

Ihre Karte bitte.

Page 85: Unternehmenssprache

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Page 86: Unternehmenssprache

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