Unterrichtsbausteine zur Austellung „Flüchtlinge im … · Schüler und Schülerinnen lösen das...

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Unterrichtsbausteine zur Austellung „Flüchtlinge im Hadwig“ 8. Mai bis 22. September 2015 Autoren Ackermann Jeannique, Bitschnau Judith, Brändle Mirjam Dörig Rebekka, Ehrenzeller Claudia, Forster Sara Betreuender Dozent Prof. Johannes Gunzenreiner Gestaltung: Ackermann Carlijn

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Unterrichtsbausteine zur Austellung „Flüchtlinge im Hadwig“

8. Mai bis 22. September 2015

AutorenAckermann Jeannique, Bitschnau Judith, Brändle MirjamDörig Rebekka, Ehrenzeller Claudia, Forster Sara

Betreuender DozentProf. Johannes Gunzenreiner

Gestaltung: Ackermann Carlijn

INHALTSVERZEICHNIS

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Vorwort

Vor der AusstellungTeil 1 Repetition Zweiter Weltkrieg, Nationalsozialismus und Judenverfolgung Übersicht Teil 1 Materialien Teil 1

Teil 2: Theresienstadt Übersicht Teil 2 Materialien Teil 2

Teil 3: Die Schweiz während des Zweiten Weltkrieges Übersicht Teil 3Materialien Teil 3

Teil 4: Von Theresienstadt nach St.Fiden - Zugfahrt in ein neu-es Leben

Übersicht Teil 4Materialien Teil 4

Teil 5: Kanton St.Gallen und das Schulhaus Hadwig Übersicht Teil 5Materialien Teil 5

Während der Ausstellung

Nach der AusstellungEinzelschicksal – Frederica (Fritzi) Spitzer

Übersicht NachbereitungMaterial Nachbereitung

Quellenverzeichnis

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VORWORT

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Liebe Leserin, Lieber Leser

Es freut uns sehr, Ihnen das folgende Dossier zur Ausstellung „Flüchtlinge im Hadwig“ zu präsentieren. Diese Ausstellung wird am 8. Mai 2015 an der Pädagogischen Hochschule St.Gallen eröffnet und bleibt bis zum 22. September bestehen. Um Sie und Ihre Klasse optimal auf einen Besuch vorzubereiten, wurde dieses Dossier erstellt.Das Dossier ist in die folgenden drei Teile gegliedert, damit eine effiziente Handhabung gewährleistet ist:

o Vor der Ausstellungo Während der Ausstellungo Nach der Ausstellung

Der erste Teil „Vor der Ausstellung“ besteht aus fünf Unterthemen, die an der Ausstellung behandelt werden. Diese Teile sind so strukturiert, dass sie unab-hängig voneinander behandelt werden können. Sie werden in jedes Thema mit einer Übersicht (grün) eingeführt und haben die Möglichkeit, mit den dazugehörigen Materialien und Lösungen (gelb) die Klasse angemessen vorzubereiten. Die Vorbereitung kann je nach Zeitgefäss und Vorwissen der Lernenden an die Voraussetzungen angepasst werden.

Teil 1: Repetition 2. Weltkrieg, Nationalsozialismus und JudenverfolgungTeil 2: Das Vorzeige-Ghetto TheresienstadtTeil 3: Die Rolle der Schweiz während des Zweiten WeltkriegesTeil 4: Von Theresienstadt nach St.Fiden - Zugfahrt in ein neues LebenTeil 5: Kanton St.Gallen und das Schulhaus Hadwig

Der zweite Teil „Während der Ausstellung“ gibt konkrete Aufträge, die die Lernenden während ihres Besuchs zu einer vertieften Auseinandersetzung mit den Inhalten führen sollen.

Schliesslich bietet der dritte Teil „Nach der Ausstellung“ eine Nachbearbei-tung, wie Sie sie wiederum in Ihrem Klassenzimmer durchführen und nach Ihren Vorstellungen anpassen können. Anhand eines konkreten Fallbeispiels sollen die Eindrücke über die verschiedenen Inhalte rekapituliert und Diskus-sionen angeregt werden.

Das Ziel ist es, dass Sie die einzelnen Unterrichtsbausteine flexibel und indivi-duell zusammenfügen können, um ein Programm zu wählen, das in Ihr Zeit-budget passt und Ihnen sowie den Lernenden den grössten Nutzen bringt.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Klasse interessante, prägende Eindrücke und anregende Diskussionen.

Viel Spass!

2. VOR DER AUSSTELLUNG

Die Juden erlebten vor und während des Zweiten Weltkrieges eine Welle von Hass und Einschränkun-gen: Sie konnten nicht länger ihre Berufe ausüben, sie mussten ihre Heimat verlassen, sie wurden gezwun-gen in Ghettos zu leben, sie wurden in Konzentrati-onslagern unmenschlich behandelt und zur Arbeit gezwungen und abertausende fanden schliesslich den Tod in einem Vernichtungslager.

INHALT

Didaktische Methode:Dieser Teil des Dossiers dient der Repetition des 2. Weltkrieges und der Judenverfolgung. Er ist sehr generell gehalten und bie-tet somit einen guten Überblick über die Geschehnisse.• LP-Fragen • Diskussion im Plenum• EA

Benötigte Zeit:15 min bis eine Lektion

Benötigte Materialien: AB 1, AB 2, AB 3a, 3b, Leitfragen, Karten http://www.goethe.de/ins/it/tri/pro/anna_frank/08_Arbeits-blaetter_Anna%20Frank_13-16.pdf (02.04.2015).

Bemerkungen:Die Arbeitsblätter 2, 3a und 3b sind aus dem vorhandenen Ma-terial des Goethe-Institut Italien zusammengetragen und neu abgeschrieben worden. Online unter: http://www.goethe.de/ins/it/tri/pro/anna_frank/08_Arbeitsblaetter_Anna%20Frank_13-16.pdf (02.04.2015).

LERNZIEL: Mit Hilfe der Fragen der LP die wichtigsten Fakten über den 2. Weltkrieg, den Nationalsozialismus und die Judenverfolgung rekonstruieren

Materialien:Das Goethe-Institut Italien stellt im Dossier „Anne Frank und der Holocaust“ weitere sehr nütz-liche Arbeitsblätter zur Verfü-gung. Diese Arbeitsblätter sind online unter dem obenstehen-den Link abrufbar.

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TEIL 1: REPETITION 2.WK, NATIONALSOZIALISMUS UND JUDENVERFOLGUNG

SCHRITT I:Die Lehrperson stellt die Einstiegsfragen im Plenum und be-spricht diese mit den SuS, um so das Vorwissen der Schülerin-nen und Schüler zu aktivieren.Das Vorwissen sollte visualisiert und durch das spätere Be-arbeiten der Arbeitsblätter ergänzt werden. Diese grundle-genden Informationen können mithilfe eines Posters, einem Zeitstrahl oder an der Wandtafel festgehalten werden. Somit erhalten die Schülerinnen und Schüler eine Übersicht, welche von grosser Wichtigkeit bei der Erarbeitung weiterer Themen-bereichen darstellt. Diese Übersicht sollte immer in Sichtweite sein.Der 2. Frageblock stellt eine Anregung zur Diskussion der ethisch-moralischen Akzeptanz des Geschehens dar und dient lediglich als Ergänzung.

SCHRITT II:Schüler und Schülerinnen lösen das Arbeitsblatt 1 zu den Nürnberger Gesetzen und besprechen dies mit der Lehrper-son.

SCHRITT III:Schüler und Schülerinnen lösen das Arbeitsblatt 2 zur allgmei-nen Repetition und besprechen dies mit der Lehrperson.

SCHRITT IV:Schüler und Schülerinnen lösen das Arbeitsblatt 3a, 3b und besprechen dies mit der Lehrperson.

ZUSÄTZLICHES

UMSETZUNG

• Wann war der 2. Weltkrieg?• Wer war beteiligt?• Was war Hitlers Ziel? (Weltherrschaft, Lebensraumerweiterung, reine Rasse, Juden vernichten, restl. nicht „reinrassige“ Menschen beseitigen)• Was heisst Antisemitismus? (Judenhass)• Wer gehörte nach der Meinung der Nazis zur „Herrenrasse“ und wer zur „minderwertigen Rasse“?• Weshalb waren die Nationalsozialisten Rassisten?• Was passierte mit den Juden im 2. Weltkrieg?• Was sind Ghettos, Konzentrationslager und Vernichtungslager? Wo liegt der Unterschied?

Fragen zur Repetition

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TEIL 1 REPETITION NATIONALSOZIALISMUS UND JUDENVERFOLGUNG

MATERIALIEN TEIL I:

Fragen für eine Diskussion über das Schicksal der Juden und die ethisch- moralische Akzeptanz des Geschehenen

• Warum wurden gerade die Juden gehasst und verfolgt und nicht Angehörige einer anderen Religion? • Warum wurde nur zugeschaut und nicht verhindert, dass die Juden getötet wurden?• Könnte so etwas heute noch passieren?• Was ist deine persönliche Meinung zum Schicksal der Juden?

Arbeitsblatt 1: Nürnberger Gesetze 1935

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TEIL 1 REPETITION NATIONALSOZIALISMUS UND JUDENVERFOLGUNG

MATERIALIEN TEIL I:

Durch die Nürnberger Gesetze wurden die Juden aus der Gemeinschaft der Staats-bürger ausgeschlossen und zu Menschen zweiter Klasse degradiert. Das „Reichsbür-gergesetz“ vom 15. September 1935 nahm den Juden alle politischen Bürgerrechte; sie waren nur noch „Staatsangehörige“, nicht mehr „Reichsbürger“. Gleichzeitig verbot das Regime im „Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“, dem so genannten „Blutschutzgesetz“, die Mischehe und auch aussereheli-che Beziehungen zwischen „Ariern“ und Juden. „Rassische“ Mischehen konnten für nichtig erklärt werden. In einer Vielzahl von Sondergesetzen und –Verordnungen schränkte der NS-Staat in den nächsten Jahren die Lebensmöglichkeiten der jüdi-schen Bevölkerung ein. Die Juden wurden nun vollständig aus Beamtenpositionen entfernt und die bereits Entlassenen verloren ihre Pensionen. Jüdische Geschäfts-leute und Industrielle bekamen keine Aufträge mehr oder wurden von Rohstofflie-ferungen abgeschnitten, sodass viele von ihnen ihre Unternehmen aufgeben muss-ten. Mit der Vernichtung der beruflichen Existenz ging die Entrechtung der Juden und ihre völlige gesellschaftliche Isolierung einher. Der NS-Staat entzog den Juden jeglichen Rechtsschutz. Verträge, die mit Juden abgeschlossen worden waren, wurden von Gerichten für ungültig erklärt. Juden durften nicht mehr in Hotels oder Pensionen übernachten, der Besuch von Theater-, Konzert- und Filmvorführungen, ja sogar das Betreten von Parkanlagen wurde ihnen vom NS-Regime verboten.

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TEIL 1 REPETITION NATIONALSOZIALISMUS UND JUDENVERFOLGUNG

MATERIALIEN TEIL I:

1. Was wollte das NS-Regime mit den Nürnberger Gesetzen erreichen?

2. Wie lauteten die zwei Hauptgesetze der Nürnberger Gesetze?

3. Welches waren die Folgen für die Juden? (Beschreibe mit Stichworten)

Gross, C. et all. (2009), Schweizer Geschichtsbuch 3. Vom Beginn der Moderne bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, 1.Auflage, 1.Druck, Berlin, Cornelsen

Fragen zu den Nürnberger Gesetzen

Fragen zur Repetition Fragen zu den Nürnberger Gesetzen

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TEIL 1 REPETITION NATIONALSOZIALISMUS UND JUDENVERFOLGUNG

MATERIALIEN TEIL I:

1. Was wollte das NS-Regime mit den Nürnberger Gesetzen erreichen?

• Sie wollten die Juden aus der Gemeinschaft der Staatsbürger ausschliessen und zu Menschen zweiter Klasse degradieren.

2. Wie lauteten die zwei Hauptgesetze der Nürnberger Gesetze?

• „Reichsbürgergesetz“→es nahm den Juden alle politischen Bürgerrechte; sie waren nur noch „Staatsangehörige“, nicht mehr „Reichsbürger“• „Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“, dem so genannten „Blutschutzgesetz“→die Mischehe und auch aussereheliche Beziehungen zwischen „Ariern“ und Juden verbieten

3. Welches waren die Folgen für die Juden? (Beschreibe mit Stichworten)

• Lebensmöglichkeiten wurden eingeschränkt, Juden durften keine Beamtenpositionen mehr haben, Pensionen wurden verloren, Unternehmer vonRohstofflieferungenabgeschnitten,derRechtsschutzwurdeentzogen, durften nicht mehr in Kino, Theater oder an Filmvorstellungen, → Juden wurden Isoliert, wer konnte wanderte aus

LÖSUNGEN

1. 1938: Novemberprogrome oder Reichskristallnacht. 2. Zerstörung der Synagogen 3. Juden werden in Ghettos eingesperrt. 4. Jüdische Geschäfte werden boykottiert. 5. Die Konzentrationslager im 3.Reich. 6. Juden werden mit dem Zug zu den Konzentrationslagern gebracht. 7. Auschwitz-Birkenau, das grösste Arbeitslager. 8. Juden wurden zuerst im KZ gezählt. 9. In den KZ sind nicht nur Juden, sondern auch politische Gefangene.10. Juden glauben zu duschen, aber sie werden in den Gaskammern getötet.11. Giftgas in den Gaskammern tötet die Juden, die nicht mehr arbeiten können.

Arbeitsblatt 2: Repetition I

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TEIL 1 REPETITION NATIONALSOZIALISMUS UND JUDENVERFOLGUNG

MATERIALIEN TEIL I:

Auftrag: Ordne die folgenden Titel den Bildern zu (auch mehr als einer möglich)

IDie Arbeitsblätter 1, 2a und 2b sind aus dem vorhandenen Material des Goethe-Institut Italien zusammengetragen und neu abgeschrieben worden. Online unter: http://www.goethe.de/ins/it/tri/pro/anna_frank/08_Arbeitsblaetter_Anna%20Frank_13-16.pdf (02.04.2015).

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TEIL 1 REPETITION NATIONALSOZIALISMUS UND JUDENVERFOLGUNG

MATERIALIEN TEIL I:

Titel Nr.:____________________________________________________________________________________________________________________________

Titel Nr.:____________________________________________________________________________________________________________________________

Titel Nr.:____________________________________________________________________________________________________________________________

Titel Nr.:____________________________________________________________________________________________________________________________

Titel Nr.:____________________________________________________________________________________________________________________________

Titel Nr.:____________________________________________________________________________________________________________________________

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TEIL 1 REPETITION NATIONALSOZIALISMUS UND JUDENVERFOLGUNG

MATERIALIEN TEIL I:

Titel Nr.:

5, 7

Titel Nr.:10, 11

Titel Nr.:6

Titel Nr.:3, 8, 9

Titel Nr.:4

Titel Nr.:1, 2

LÖSUNGENArbeitsblatt 2: Repetition I

Arbeitsblatt 3a: Repetition I

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TEIL 1 REPETITION NATIONALSOZIALISMUS UND JUDENVERFOLGUNG

MATERIALIEN TEIL I:

Auftrag:

1. Lies alle Texte durch.2. Schau die Bilder nochmals an.3. Ordne den richtigen Text (A-D) dem richtigen Bild zu.

Text A – Die VernichtungslagerViele KZ sind nicht nur Arbeitslager, sondern auch Vernichtungslager. Das bedeutet, in den KZ sollen möglichst viele Menschen getötet werden. Die Nationalsozialisten haben eine grausame Idee: Sie vergasen die Menschen, um sie schneller zu töten. Die Menschen werden in Duschräume gebracht, aber es gibt kein Wasser in der Dusche: Es gibt nur Gas. Danach werden die Toten verbrannt, die Schornsteine der Öfen rauchen Tag und Nacht. Insgesamt werden in den KZ über 4 Millionen Juden umgebracht, darunter 1 Million Kinder. Viele Nazi-Soldaten wollen nicht töten, aber sie haben Angst und müssen Hitler gehorchen. An der Selektionsrampe kommen die Menschen mit dem Zug in Auschwitz an. Sie heisst so, weil hier die Menschen in zwei Gruppen geteilt werden: Kleine Kinder, Kranke und alte Menschen können nicht arbeiten. Sie werden sofort in die Gaskam-mern gebracht und getötet. Alle anderen müssen schwer arbeiten.

Text B – Das Leben im KZZuerst werden die Menschen im KZ gezählt. Oft müssen sie stundenlang stehen. Dann müssen sie arbeiten. Die Arbeit ist sehr schwer und die Menschen haben sehr wenig zu essen. Sie verhungern. Nur wenige überleben länger als 2 bis 3 Monate im Arbeitslager.

Text C – Die Novemberpogrome 1938: Die ReichskristallnachtVom 7. bis 13. November 1938 töten die Nationalsozialisten 400 Menschen. Sie zer-stören die Geschäfte, die Synagogen und die Friedhöfe der Juden in Deutschland und in Österreich. Ab dem 10. November werden circa 30‘000 Juden in Konzentrationslager depor-tiert. Viele sterben an Epidemien und Krankheiten und viele werden vergast.

Text D – Holocaust und KonzentrationslagerHitler will alle 11 Millionen Juden im deutschen Reich töten. Das ist der Holocaust. In ganz Europa fahren die Züge in die Vernichtungslager, Auschwitz-Birkenau ist das grösste Lager. Ab dem 10.November werden circa 30‘000 Juden in Konzentra-tionslager deportiert. Kleine Kinder, Kranke und Alte können nicht arbeiten und sie werden sofort getötet. Viele sterben an Epidemien und Krankheiten. Viele werden vergast.

Arbeitsblatt 3a: Repetition I

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TEIL 1 REPETITION NATIONALSOZIALISMUS UND JUDENVERFOLGUNG

MATERIALIEN TEIL I:

Text A – Die Vernichtungslager

Text B – Das Leben im KZ

Text C – Die Novemberpogrome 1938: Die Reichskristallnacht

Text D – Holocaust und Konzentrationslager

LÖSUNGEN

Auftrag: Fülle die Lücken aus. Vergleiche deine Antworten mit einem Partner

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TEIL 1 REPETITION NATIONALSOZIALISMUS UND JUDENVERFOLGUNG

MATERIALIEN TEIL I:

Arbeitsblatt 3b: Repetition I

1. Die Novemberpogrome: Die Reichskristallnacht 1938Wörter: deportiert, Nacht, Synagogen, Gewaltaktion, schön, zerstören, Scherben

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 findet in Deutschland und Österreich eine ………………………… gegen Juden statt. Nationalsozialistische Kampftruppen set-zen……………………………… in Brand, ………………………… Geschäfte, Friedhöfe und viele Privat-wohnungen von Juden. Mehr als 1000 Menschen kommen ums Leben, circa 30.000 Juden wer-den noch in derselben ……………….. in Konzentrationslager ……………………………. .Am nächsten Morgen liegen überall ………………………… auf den Strassen, deshalb erfinden die Nationalsozialisten den Namen Reichskristallnacht. Er klingt ……………………. und versteckt das, was wirklich passiert ist.

2. Holocaust und KonzentrationslagerWörter: Juden, Züge, grösste, Europa

Hitler will alle 11 Millionen ……………… im Deutschen Reich töten. Das ist der Holocaust. In ganz …………. fahren die ……………… in die Vernichtungslager, Auschwitz-Birkenau ist das ………….. Lager. Andere Lager sind Bergen-Belsen, Mauthausen, Dachau, Sobibor, Treblinka etc.

3. Das Leben im KZWörter: 4:00, Krankheiten, 2 bis 3 Monate, verhungern, müssen, schwer

Jeden Morgen …………. die Menschen im KZ um …………. Uhr aufstehen. Dann werden sie ge-zählt, dabei müssen sie oft stundenlang stehen. Danach müssen sie arbeiten. Die Arbeit ist sehr ………….., meist dauert sie 11 Stunden. Es gibt kaum Pausen. Die Menschen bekommen fast nichts zu essen. Viele ………………. oder sterben an Kälte oder an ………………………………… . Nur wenige überleben länger als ………………………………….. im Arbeitslager.

4. Die VernichtungslagerWörter: Kranke, viele, wollen, Duschräume, 6 Millionen, Angst, Vernichtungslager, Schornsteine, kein, vergasen, 1 Millionen

Viele KZ sind nicht nur Arbeitslager, sondern auch ……………………………………….. . Das bedeutet, in den KZ sollen möglichst ……………. Menschen getötet werden. Die Nationalsozialisten haben eine grausame Idee: Sie …………………. die Menschen, um sie schneller zu töten. Die Menschen werden in ……………………………… gebracht, aber es gibt …………. Wasser in der Dusche: Es gibt nur Gas. Danach werden die Toten verbrannt, die ………………………….. der Öfen rauchen Tag und Nacht. Kleine Kinder, ………………….. und alte Menschen können nicht arbeiten. Sie werden sofort in die Gaskammern gebracht und getötet.Insgesamt werden in den KZ über ………………………….. Juden umgebracht, darunter ………………….. Kinder. Viele Nazi-Soldaten ……………… nicht töten, aber sie haben …………… und müssen Hitler gehorchen.

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TEIL 1 REPETITION NATIONALSOZIALISMUS UND JUDENVERFOLGUNG

MATERIALIEN TEIL I:

Arbeitsblatt 3b: Repetition I

1. Die Novemberpogrome: Die Reichskristallnacht 1938Wörter: deportiert, Nacht, Synagogen, Gewaltaktion, schön, zerstören, Scherben

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 findet in Deutschland und Österreich eine Ge-waltaktion gegen Juden statt. Nationalsozialistische Kampftruppen setzen Synagogen in Brand, zerstören Geschäfte, Friedhöfe und viele Privatwohnungen von Juden. Mehr als 1000 Menschen kommen ums Leben, circa 30.000 Juden werden noch in derselben Nacht in Konzentrationslager deportiert .Am nächsten Morgen liegen überall Scherben auf den Strassen, deshalb erfinden die Nationalso-zialisten den Namen Reichskristallnacht. Er klingt schön und versteckt das, was wirklich passiert ist.

2. Holocaust und KonzentrationslagerWörter: Juden, Züge, grösste, Europa

Hitler will alle 11 Millionen Juden im Deutschen Reich töten. Das ist der Holocaust. In ganz Europa fahren die Züge in die Vernichtungslager, Auschwitz-Birkenau ist das grösste Lager. Andere Lager sind Bergen-Belsen, Mauthausen, Dachau, Sobibor, Treblinka etc.

3. Das Leben im KZWörter: 4:00, Krankheiten, 2 bis 3 Monate, verhungern, müssen, schwer

Jeden Morgen müssen die Menschen im KZ um 4:00 Uhr aufstehen. Dann werden sie gezählt, dabei müssen sie oft stundenlang stehen. Danach müssen sie arbeiten. Die Arbeit ist sehr schwer meist dauert sie 11 Stunden. Es gibt kaum Pausen. Die Menschen bekommen fast nichts zu essen. Viele verhungern oder sterben an Kälte oder an Krankheiten. Nur wenige überleben länger als 2 bis 3 Monate im Arbeitslager.

4. Die VernichtungslagerWörter: Kranke, viele, wollen, Duschräume, 6 Millionen, Angst, Vernichtungslager, Schornsteine, kein, vergasen, 1 Millionen

Viele KZ sind nicht nur Arbeitslager, sondern auch Vernichtungslager . Das bedeutet, in den KZ sollen möglichst viele Menschen getötet werden. Die Nationalsozialisten haben eine grausame Idee: Sie vergasen die Menschen, um sie schneller zu töten. Die Menschen werden in Duschräume gebracht, aber es gibt kein Wasser in der Dusche: Es gibt nur Gas. Danach werden die Toten verbrannt, die Schornsteine der Öfen rauchen Tag und Nacht. Kleine Kinder, Kranke und alte Menschen können nicht arbeiten. Sie werden sofort in die Gaskam-mern gebracht und getötet.Insgesamt werden in den KZ über 6 Millionen Juden umgebracht, darunter 1 Millionen Kinder. Vie-le Nazi-Soldaten wollen nicht töten, aber sie haben Angst und müssen Hitler gehorchen.

LÖSUNGEN

2. VOR DER AUSSTELLUNG

Das KZ Theresienstadt unterschied sich von anderen Lagern, es wurde auch als „Vorzeige-Ghetto“ be-zeichnet. Viele ehemals gut situierte Juden lebten in diesem KZ, darunter Schriftsteller und Banker. Die Na-tionalsozialisten drehten gar einen Propagandafilm über Theresienstadt, mit welchem dem Rest der Welt gezeigt werden sollte, wie gut es sich in einem KZ le-ben lässt. Unter dem Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ begannen 1943 die Dreharbeiten zu dieser filmischen Lüge. Denn obschon Theresien-stadt zu Beginn einige Vorzüge gegenüber anderen Lagern verzeichnen konnte, ging es den Menschen auch hier sehr schlecht.

INHALT

Didaktische Methode:In diesem Teil werden die Le-bensbedingungen im Ghetto Theresienstadt beleuchtet. Es wird erklärt, weshalb es als „Vorzeige-Ghetto“ bezeichnet wurde. Als Erweiterung können zudem einige Ausschnitte aus dem Propagandafilm mit der Realität verglichen werden. • LP-SuS Gespräch• Lesen im Plenum• Erweiterung: Diskussion über Propagandafilme

Benötigte Zeit:20 min bis eine Lektion

Benötigte Materialien:Abbildung 1, Abbildung 2, AB4, AB5, AB 6, Filme auf youtube, Beamer, Leinwand

Bemerkungen:Die Texte von AB stammen von „Lebendiges Museum online“.Der Text von Johanna Gott-schalk können unter dem Link http://www.gerechte-der-pfle-ge.net/wiki/index.php/Johan-na_Gottschalk abgerufen werden

LERNZIEL: 1. Das KZ Theresienstadt kennen lernen und Unterschiede zu anderen Lagern nennen2. Die Lebensbedingungen in Theresienstadt schildern3. Gründe nennen, weshalb Theresienstadt auch als Vorzeige-KZ bekannt war

Materialien:Benjamin Murmelstein verfasste unter dem Titel „Theresienstadt. Eichmanns Vorzeige-Ghetto“ ein Buch über diese Thematik.

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TEIL II: THERESIENSTADT

SCHRITT I:Die LP erkundet, welche Konzentrationslager die SuS bereits kennen. Die Antworten der SuS können mit der Abbildung 1 verglichen werden. Danach wird Abbildung 2 angeschaut, dabei soll den SuS die Lage von Theresienstadt aufgezeigt werden: Das Ghetto liegt in der Tschechischen Republik (in dieser Zeit besetztes Gebiet der Nazis). LP klärt die Begriffe Ghetto, Konzentrationslager und Vernichtungslager.

SCHRITT II:Die SuS lesen den Informationstext über das Ghetto Theresi-enstadt (AB4) Abschnitt für Abschnitt gemeinsam mit der LP. Im Anschluss werden Fragen geklärt sowie Wichtiges hervor-gehoben. Dabei soll den SuS aufgezeigt werden, was anders war an diesem Lager (Vorzeige-Ghetto, Durchgangslager, Selbstverwaltung),aber auch die grössten Probleme (Unsi-cherheit, Platz- und Nahrungsmangel) sollten thematisiert werden.

SCHRITT III:Als Erweiterung bietet sich AB4 mit zwei Filmausschnitten aus dem Propagandafilm an. Daraus kann eine Diskussion ent-stehen, weshalb die Nazis überhaupt so eine Art Film gedreht haben und welches Ziel sie damit verfolgten. Ausserdem können die SuS mit der Frage konfrontiert werden, inwiefern der Film eine Lüge ist.

SCHRITT IV:Anhand des AB6 erhalten die SuS einen Eindruck von The-resienstadt durch die Beschreibung einer Insassin, Johanna Gottschalk.

ZUSÄTZLICHES

UMSETZUNG

• Welche Konzentrationslager kennt ihr?• Welches sind die Standorte der Konzentrationslager?

Vorwissen aktivieren

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TEIL II: THERESIENSTADT

MATERIALIEN TEIL II:

Abbildung 1: Karte der Konzentrations- und Vernichtungslager

Abbildung 2: Karte der Konzentrations- und Vernichtungslager

Begriffsklärung KZ/ Ghetto/ Vernichtungslager

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TEIL II: THERESIENSTADT

MATERIALIEN TEIL II:

Ein Ghetto war früher ein bestimmtes Stadtviertel, in dem Juden gezwungen wa-ren zu leben. Heute bezeichnet der Begriff allgemein Stadtviertel, in denen vorwie-gend bestimmte Bevölkerungsgruppen leben, insbesondere soziale Randgruppen.

Die Konzentrationslager (Abkürzung: KZ) wurden in der Zeit des Nationalsozialismus im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten von Organisationen der NSD-AP errichtet. In diesen Lagern wurde Zwangsarbeit verrichtet, medizinische Men-schenversuche durchgeführt und Millionen von den Gefangenen getötet.

Vernichtungslager waren spezifische Lager zur Tötung der Gefangenen. Das Ziel war, möglichst schnell, möglichst viele Menschen zu töten. Erschiessungen und Vergasungen waren die häufigsten Methoden.

Die alte Festungsanlage Theresienstadt (heute: Terezin/Tschechische Republik) in Nordböhmen diente ab November 1941 als ghettoähnliches Lager für insgesamt rund 141‘000 Juden. Mit insgesamt rund 73‘500 Menschen wurde bis Juli 1943 fast die gesamte jüdische Bevölkerung des „Protektorats“ nach Theresienstadt de-portiert. Bei den meisten der annähernd 58‘000 österreichischen und deutschen Juden, die ab Juni 1942 nach Theresienstadt deportiert wurden, war mit „Hei-meinkaufsverträgen“ auf zynische Weise die Illusion erweckt worden, sie seien als Bevorzugte auf dem Weg in ein Privilegiertenghetto. Das geruhsame Altersdomizil mit versprochener Pflege im Krankheitsfall stellte sich allerdings schnell als Lager mit überfüllten Massenunterkünften in alten Kasernen, Unterernährung sowie unzu-mutbaren hygienischen Zuständen heraus.Die Lebensbedingungen in Theresienstadt waren kaum zu ertragen. Kälte, Mangel an Nahrungsmitteln, Enge und minimale Ausstattung der Unterkünfte sowie fehlen-de Medikamente für grassierende Krankheiten forderten hohe Todeszahlen. Etwa 33‘500 Menschen starben in diesem Lager, das unter dem Kommando der Schutz-staffel (SS) stand und von tschechischer Gendarmerie bewacht wurde. Dennoch galt Theresienstadt als nationalsozialistisches „Vorzeigeghetto“. Eine grosse Zahl von Künstlern und Schriftstellern gab im Ghetto Konzerte, Lesungen und Thea-teraufführungen. Eine im Ghetto eingerichtete Bibliothek umfasste über 60‘000 Bände. Das NS-Regime nutzte die kulturellen Aktivitäten in Theresienstadt für Propagandazwecke und gestattete einer Delegation des Internationalen Roten Kreuzes, Theresienstadt zu besuchen. Für den Besuch der Delegation am 23. Juni 1944 wurde durch neu eingerichtete Cafés, zahlreiche Geschäfte und durch eine mit Ghettogeld arbeitende Bank die Illusion einer „normalen Stadt“ vermittelt. Um den Eindruck der Überbevölkerung zu vermeiden, wurden im Vorfeld des Besuchs besonders viele Häftlinge deportiert.

Arbeitsblatt 4: Informationstext Theresienstadt

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TEIL II: THERESIENSTADT

MATERIALIEN TEIL II:

Seit Januar 1942 stellte Theresienstadt für insgesamt rund 60‘400 tschechische und 16.100 deutsche Juden eine Durchgangsstation für Transporte in die Vernichtungs-lager im Osten dar. Ab Oktober 1942 führten die Deportationen ausschliesslich nach Auschwitz. Dem sogenannten Ältestenrat im Lager fiel die Aufgabe zu, die Listen mit Namen derjenigen zusammenzustellen, die deportiert werden sollten. Der Rat war für die interne Verwaltung in Theresienstadt einberufen worden und mußte die Weisungen der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“, einer Dienst-stelle des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdiensts in Prag, ausführen. Den Vorsitz im Ältestenrat hatte zunächst der tschechische Zionist Ja-kob Edelstein (1903-1944), später der deutsche Soziologe Paul Eppstein (1901-1944) und schliesslich der Rabbiner Benjamin Murmelstein (1905-1989).Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs gelang es dem Internationalen Roten Kreuz nach langen Verhandlungen mit der SS, Juden aus Theresienstadt in neutrale Länder zu bringen. 1.200 Juden konnten am 5. Februar 1945 in die Schweiz aus-reisen. Am 15. April wurden die bis dahin überlebenden dänischen Juden nach Schweden entlassen. Für knapp zwei Wochen übergab die SS die Verantwortung für Theresienstadt dem Roten Kreuz, am 9. Mai 1945 übernahm es die Rote Armee. Die hohe Sterblichkeit in Theresienstadt hielt aber auch nach der Befreiung des La-gers an. Viele Menschen waren zu schwach und gesundheitlich nicht in der Lage, den Ort zu verlassen. Die letzten mussten bis zum 17. August 1945 in Theresienstadt bleiben.

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TEIL II: THERESIENSTADT

MATERIALIEN TEIL II:

Der Text stammt von: Lebendiges Museum online. Online unter: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/zweiter-weltkrieg/holocaust/theresienstadt (02.04.2015).

Am 16. August 1944 wurden die ersten Aufnahmen für einen Propagandafilm über Theresienstadt gedreht. Der Film wird bis heute unter dem nicht-authentischen und irreführenden Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ zitiert. Tatsächlich lautet sein Titel „Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsge-biet“. Es wird angenommen, dass die Planungen der ,,Stadtverschönerung“ wegen einer Delegation des Internationalen Roten Kreuzes, und für das Filmprojekt etwa gleichzeitig im Dezember 1943 begannen.Mit besonderem Nachdruck bestand die SS darauf, die sog. ,,Prominenten“ unter den Häftlingen zu jeder sich bietenden Gelegenheit ins rechte Licht zu rücken. Ne-ben führenden Persönlichkeiten der von der SS-Kommandantur eingesetzten jü-dischen ,,Selbstverwaltung“ wurden zahlreiche ehemalige Minister, hohe Militärs, Bankdirektoren, Wissenschaftler und Künstler im Bild festgehalten. Ein Zitat von Karel Margry bestätigt, dass der Film reine Propaganda war und nichts von dem wahren Leben im Ghetto gezeigt hat. Margry meint, ,,dass die eklatante Lüge des Films in dem liegt, was er nicht zeigt: den Hunger, das Elend, die Überbe-völkerung, die Sklavenarbeit für die deutsche Kriegsindustrie, die hohe Sterblichkeit und, vor allem, die Transporte in den Osten“. Der Besuch des Internationalen Roten Kreuzes und das Filmprojekt weckten zwar bei den Inhaftierten die Hoffnung auf das baldige Ende der Gefangenschaft fand jedoch ein jähes Ende, als knapp drei Wochen nach Beendigung der Filmaufnah-men die sog. ,,Herbsttransporte“ begannen. Mit ihnen wurden innerhalb eines Mo-nats über 18.000 Gefangene aus Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und dort in den Gaskammern ermordet, unter ihnen waren fast alle im Film gezeigten Menschen, auch der Regisseur Kurt Gerron.Der Film war original ca. 90–95 Minuten lang und bestand aus 38 Sequenzen. Es sind ungefähr 20 Sequenzen erhalten geblieben, wobei viele von ihnen nur als Bruchstü-cke erhalten sind.

Inhalt von zwei gut erhaltenen Originalsequenzen:

1) Die erste Sequenz ist ein Fussballspiel in Theresienstadt, in dem auch Peter Erben zu sehen ist, der spätere Ehemann von Eva Erben. Im Hintergrund hören Sie Ghet-toinsassen, die gezwungermaßen Sätze, wie „Es geht mir sehr gut in Theresien-stadt. Es fehlt mir gar nichts!“ sprechen.https://www.youtube.com/watch?v=NuZvy2UfWgA

2) Die letzte Sequenz ist ein Konzert, welches von Karel Ancerl dirigiert wird. Das Stück „Studie für Streichorchester“ ist von Pavel Haas entworfen worden. Zwischen-durch werden Menschen gezeigt, die aufmerksam und mit Freude zuhören. https://www.youtube.com/watch?v=E9gSzo0x4ak

Arbeitsblatt 5: Die Nazi-Lüge - „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“

Ein Propagandafilm über das Vorzeigeghetto Theresienstadt

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TEIL II: THERESIENSTADT

MATERIALIEN TEIL II:

Johanna Gottschalk wurde am 17.5.1895 in Erpen geboren. Die jüdische Kranken-schwester leitete vom 7.1.1932 bis 17.11.1940 das jüdische Altersheim „Landesasyl Wilhelmsruhe“ in der Hermann-Wolf-Straße 31 im Stadtteil Sontheim in Heilbronn. In dem Altersheim lebte ab 1936 auch ihr Vater Albert Gottschalk, geboren am 18.7.1830 in Bramsche und ihre Stiefmutter Jette Gottschalk, geb. Voss, als Heimbe-wohner. Über ihre zweieinhalbjährige Leidenszeit in Theresienstadt berichtete Johanna Gottschalk später:

„Im August 1942 wurden cirka eintausend Juden aus Württemberg in Stuttgart auf dem Killesberg zusammengebracht und von dort nach Theresienstadt transpor-tiert. Der größte Teil der Leute waren ältere Menschen, sie erlagen bald den Stra-pazen der unzulänglichen Unterbringungsverhältnisse. Wir kamen am Sonntag, dem 22. August 1942, in Bauschovitz an. Das war zu der Zeit die Bahnstation für Theresienstadt. Von dort musste man cirka drei Viertelstunden zu Fuss gehen bis nach Theresienstadt. Am Bahnhof in Bauschovitz stand ein Lastkraftwagen, und man forderte ältere Leute auf, diesen Lastwagen zu benutzen, anstatt zu Fusse zu gehen. Cirka 35-40 Leute wurden auf diesem Lastkraftwagen befördert, aber die wenigsten von ihnen erreichten Theresienstadt. Ich hörte nämlich am nächsten Tage, als ich nach einigen alten Leuten nachforschte, die zu meiner Gruppe von Eschenau gehörten, dass der Wagen sich unterwegs überschlagen hatte und die meisten Insassen bei diesem Unfall ums Leben kamen. „

Der größte Teil der Transportteilnehmer wurde in Theresienstadt in der „Dresde-ner Kaserne“ auf dem Dachboden untergebracht, d. h. die Leute lagen auf dem Boden, in den ersten Wochen ohne irgendetwas; nur das, was sie auf dem Leibe hatten. Die Klosetts waren in einem tieferen Stockwerk, und die wenigsten der alten Menschen konnten sie rechtzeitig erreichen, zumal die meisten von ihnen in den ersten Tagen an Diarrhoe (Durchfall) erkrankten. Es gab zu der Zeit natürlich keinerlei Desinfektionsmittel, nicht einmal Eimer oder Putztücher. So war es für das Pflegepersonal sehr schwer, den Dachboden sauber zu halten. Die alten Leute erkrankten fast alle, und wie ich schon in einem früheren Schreiben erwähnte, starben in den ersten Wochen täglich zwischen 180 und 200 Menschen! Ich selbst arbeitete auf diesem Dachboden bis Anfang Oktober, dann wurde ich von der Lagerverwaltung in einen Kinosaal geschickt, wo ich als Krankenpflegerin arbeite-te.

Arbeitsblatt 6: Einzelschicksal in Theresienstadt Die Geschichte von Johanna Gottschalk

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TEIL II: THERESIENSTADT

MATERIALIEN TEIL II:

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TEIL II: THERESIENSTADT

MATERIALIEN TEIL II:

In diesem Kinosaal waren zwischen 90 und 100 Personen untergebracht und jeden Morgen fand ich vier oder fünf Leichen vor. Meistens zweimal in der Woche wur-den in dem Hof des Anwesens alle beschmutzten Bettsachen verbrannt, da es zu der Zeit keine Möglichkeit gab, diese Sachen zu reinigen. In diesem Kinosaal arbei-tete ich bis Februar 1943, dann wurde ich nach Qu 808 versetzt. Das war ein Häuserblock, in dem 120 alte Leute untergebracht waren, zumeist Frauen. Hier wurden mit der Zeit die Arbeitsmöglichkeiten allgemein und für mich etwas besser, d. h. es gab in diesem Block fließendes Wasser und später gegen Ende 1943 wurde hier eine Wäscherei eingerichtet. In einem früheren Pferdestall wurden die Tröge als Waschbecken verwendet. Zu der Zeit bewohnte ich zusam-men mit fünf Frauen ein kleines Zimmer in diesem Block. Jeder versuchte soweit wie möglich sich das Leben und die Arbeit erträglich zu machen. Die grössten Schwierigkeiten und Drangsale zu dieser Zeit waren das Ungeziefer, wie Kleiderläu-se, Wanzen, Flöhe, Ratten usw. Wer das nicht mitgemacht hat, kann es nicht ver-stehen. Am 9. November 1943 kam die grosse Zählung auf den Bauschovitzer Wiesen. Alle Insassen von Theresienstadt, die nur eben gehen konnten, mussten an diesem Tage zu Fuß zu den Bauschowitzer Wiesen gehen. Das war ein Truppenübungs-platz außerhalb des Ghettos. Von 6 Uhr morgens bis 9 Uhr abends waren die meis-ten dort draussen, ohne eine Möglichkeit zu haben, ihre Notdurft zu verrichten. Viele erkrankten hinterher und natürlich starben auch viele danach. Ich blieb mit noch einer anderen Pflegerin in Qu 808, um die bettlägerigen Kranken zu betreu-en. An diesem Tage kam die SS drei Mal in unseren Block, angeblich um Leute, die zurückgeblieben waren, zu zählen. Da nun während des Tages noch einige der Kranken gestorben waren, musste dreimal gezählt werden, da jedesmal ein ande-res Ergebnis herauskam. In der folgenden Zeit kamen natürlich immer neue Trans-porte in Theresienstadt an, und ebenso wurden Transporte von Theresienstadt fort-geschickt, meistens mit der Bezeichnung „In den Osten“. Keiner wusste natürlich genau, wohin diese Transporte gingen; und noch viel weniger wussten wir, dass die meisten dieser Menschen in den Gaskammern umgebracht würden. Davon hörte ich erst nach meiner Befreiung in der Schweiz!

Auftrag: Beschreibt mit 3 ausgewählten Stichworten die Lebensumstände in Theresienstadt.

Der Text stammt von: http://www.gerechte-der-pflege.net/wiki/index.php/Johanna_Gottschalk (02.04.2015).

2. VOR DER AUSSTELLUNG

Die Grundhaltung der Schweiz während des 2. Welt-krieges war neutral. Zu Beginn des Krieges wurden Flüchtlinge aller Art aufgenommen. Als es für die Schweiz kritisch wurde, befahl der Bundesrat trotz des Wissens der Judenvernichtung die Schliessung der Schweizer Grenzen. Die Juden durften offiziell nur noch mit Visum aufgenommen werden. Wäh-rend die Schweizer Regierung den Juden den Rü-cken zukehrte, gab es einige Ausnahmen wie z.B. einen Paul Grüninger oder die grenznahe Bevölke-rung, die vielen Juden das Leben rettete.

INHALT

Didaktische Methode:• Lückentext in EA/ PA• Mindmap GA

Benötigte Zeit:20 min bis eine Lektion

Benötigte Materialien Arbeitsblatt: Die Schweiz und der 2. Weltkrieg (AB7), leere Blät-ter (für Mindmap), Lösungen

Bemerkungen:Sollte mehr Zeit zur Verfügung stehen, oder möchte die Lehr-person die Lektion ausbauen, so können Schritt 4 und 5 zur Ergänzung eingebaut werden.

LERNZIEL: 1. Die Stellung der Schweiz im Zweiten Weltkrieg beschreiben2. Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Lückentext in einem Mindmap festhalten

Materialien:http://mobile.hls-dhs-dss.ch/m.php?article=D8927.php

http://www.generationentan-dem.ch/textbeitrag/kriegsle-ben/

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TEIL 3: DIE SCHWEIZ WÄHREND DES ZWEITEN WELTKRIEGES

SCHRITT I:SuS lesen den Text durch.

SCHRITT II:SuS versuchen in EA den Lückentext (AB7) zu lösen. Sollte der Lückentext zu anspruchsvoll sein, kann er in PA besprochen werden.

SCHRITT III:Die Lückentexte werden korrigiert.a) mit der ganzen Klasse gemeinsamb) das Lösungsblatt wird aufgelegt

SCHRITT IV:Die SuS erstellen ein Mindmap mit den wichtigsten Informatio-nen des Textes.

SCHRITT V:Die Mindmaps werden präsentiert/verglichen.

ZUSÄTZLICHES

UMSETZUNG

Das heutige Geschichtsbild (Aus dem Historischen Lexikon der Schweiz):

[...] Nach dem Kriegseintritt Italiens am 10.6.1940, der Niederlage Frankreichs im Juni und der dt. Besetzung Nordfrankreichs war die Schweiz weitgehend – nach der Besetzung Südfrankreichs im Herbst 1942 vollständig – von den Achsenmächten um-schlossen. Sie blieb militärisch verschont und gehörte zu den wenigen noch funk-tionierenden demokratischen Rechtsstaaten auf dem Kontinent. Doch stand sie während der Kriegsjahre unter dem Vollmachtenregime. Die _____________ wurde mobilisiert, was in der _____________ der Bevölkerung dauerhafte Spuren hinter-liess. Davon zeugt auch die Selbstbezeichnung der Betroffenen als _____________. Die feierlich bekräftigte Neutralität erfuhr im wirtschaftlichen Bereich einige Abstri-che. [...]Die Schweiz war in wirtschaftlicher Hinsicht besser für den Krieg gerüstet als 1914: Am 4.9.1939 wurde die von langer Hand vorbereitete _____________ Organisation in Kraft gesetzt. Die _____________ im Rahmen der Wirtschaftlichen Landesversor-gung ermöglichte zwar bei weitem nicht die nationale _____________, war aber für die Bevölkerung ein wichtiges _____________ für die Bemühungen um grösstmögli-che Autarkie. Die Rationierung gewährleistete eine einigermassen gerechte Vertei-lung der vorhandenen _____________. Trotz der dadurch bedingten Entbehrungen im persönlichen Konsum war die Ernährungslage in der Schweiz im Vergleich zu den besetzten Ländern recht gut. [...]

Abbildung 3: Eine “Seifenkarte” berechtige zum Bezug von Seife

Arbeitsblatt 7

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TEIL 3: DIE SCHWEIZ WÄHREND DES ZWEITEN WELTKRIEGES

MATERIALIEN TEIL III:

Der Aufnahme von _____________ stand eine Gesetzgebung entgegen, die sich seit dem 1. Weltkrieg deutlich verschärft hatte. An der im Juli 1938 abgehaltenen Konferenz von Evian erklärte sich die Schweiz zum _____________, wobei sogenann-te Emigranten in der Erwartung einer raschen Ausreise vorübergehend geduldet wurden. Ab Kriegsbeginn galt für alle Ausländer die _____________. Davon befreit waren lediglich politische Flüchtlinge, wobei den _____________ dieser Status nicht zuerkannt wurde. Aufgrund schweizerisch-deutscher Verhandlungen kennzeichne-ten die Deutschen die Pässe der deutschen Juden ab Oktober 1938 mit dem so-genannten _____________ (Stempel „J“). Im Sommer 1942, als wegen der Razzien in Frankreich immer mehr Juden in die Schweiz einzureisen versuchten, schloss die Schweiz ihre _____________, obwohl Bern über die Judenverfolgung in Osteuro-pa informiert war. Bundesrat Eduard von Steiger rechtfertigte diese Massnahme, indem er die Schweiz mit einem bereits stark besetzten _____________ verglich. In einem Kreisschreiben vom 13.8.1942 verlangte der Chef der Polizeiabteilung, Hein-rich Rothmund, die Rückweisung illegal eingereister Juden, womit dieser zahlreiche Proteste auslöste. [...] Rothmund war nicht der einzige Akteur in der schweizerischen _____________, der von Bundesrat und Parlament Unterstützung erhielt, obwohl die deutschen Behörden keinerlei _____________ ausübten, um die Schweiz zur __________ ihrer Grenzen zu bewegen. [...]

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TEIL 3: DIE SCHWEIZ WÄHREND DES ZWEITEN WELTKRIEGES

MATERIALIEN TEIL III:

Wörter:Asylpolitik, Judenstempel, Güter, Transitland, Visumspflicht, Juden, Rettungsboot, Druck, Aktivdienstgeneration, Symbol, Anbauschlacht, kriegswirtschaftliche, Men-talität, Zivilpersonen, Schliessung, Armee, Grenzen, Selbstversorgung

Ein Ausnahmeschweizer:

Der St. Galler Polizeikommandant Hauptmann Paul Grüninger (1891–1972) rettete in den Jahren 1938 und 39 mehrere hundert _____________ und andere _____________ vor der nationalsozialistischen Verfolgung und Vernichtung. Trotz schweizerischer Grenzsperre nahm er sie in St. Gallen auf, missachtete die _____________und über-trat auch Gesetze, um die Flüchtlinge zu schützen. 1939 wurde Paul Grüninger von der St. Galler Regierung _____________ entlassen. 1940 wurde er vom Bezirksge-richt St. Gallen wegen _____________ und Urkundenfälschung verurteilt. Er wur-de verfemt und später vergessen. Bis zu seinem Tod lebte er in Armut. 1993 ist Paul Grüninger durch die St. Galler Regierung politisch rehabilitiert worden.

Wörter:Flüchtlinge, jüdische, fristlos, Weisungen des Bundes, Amtspflichtverletzung

Flüchtlinge in St. Gallen:

Als der _____________ des nationalistischen Deutschen Reichs nicht mehr weit ent-fernt war, versuchte _____________ sein Vergehen zu mildern, indem er mit dem Schweizer _____________ Jean-Marie Musy einen Vertrag abschloss. 500‘000 Juden sollten gegen _____________ und Geldleistungen über die Schweiz in die USA aus-reisen dürfen. Nach und nach sollten Juden aus den _____________ in die Schweiz gebracht werden und von dort aus in die USA ausreisen. In einem _____________ ging die Reise von _____________ über Augsburg, _____________, Kreuzlingen und von dort aus schliesslich nach St. Gallen. In _____________ wurden die Juden im Hadwigschulhaus untergebracht, welches heute die Pädagogische Hochschule St. Gallen ist. Es blieb aber bei diesem einen _____________.

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TEIL 3: DIE SCHWEIZ WÄHREND DES ZWEITEN WELTKRIEGES

MATERIALIEN TEIL III:

Wörter:Konstanz, Lastwagen, Transport, St. Gallen, Theresienstadt, Untergang, Sonderzug, Konzentrationslagern, Altbundesrat, Heinrich Himmler

Das heutige Geschichtsbild (Aus dem Historischen Lexikon der Schweiz):

[...] Nach dem Kriegseintritt Italiens am 10.6.1940, der Niederlage Frankreichs im Juni und der dt. Besetzung Nordfrankreichs war die Schweiz weitgehend – nach der Besetzung Südfrankreichs im Herbst 1942 vollständig – von den Achsenmächten um-schlossen. Sie blieb militärisch verschont und gehörte zu den wenigen noch funkti-onierenden demokratischen Rechsstaaten auf dem Kontinent. Doch stand sie wäh-rend der Kriegsjahre unter dem Vollmachtenregime. Die Armee wurde mobilisiert, was in der Mentalität der Bevölkerung dauerhafte Spuren hinterliess. Davon zeugt auch die Selbstbezeicnung der Betroffenen als Aktivdienstgeneration. Die feierlich bekräftigte Neutralität erfuhr im wirtschaftlichen Bereich einige Abstriche. [...]Die Schweiz war im wirtschaftlicher Hinsicht besser für den Krieg gerüstet als 1914: Am 4.9.1939 wurde die von langer Hand vorbereitete kriegswirtschaftliche Orga-nisation in Kraft gesetzt. Die Anbauschlacht im Rahmen der Wirtschaftlichen Lan-desversorgung ermöglichte zwar bei weitem nicht die nationale Selbstversorgung, war aber für die Bevölkerung ein wichtiges Symbol für die Bemühungen um grösst-mögliche Autarkie. Die Rationierung gewährleistete eine einigermassen gerechte Verteilung der vorhandenen Güter. Trotz der dadurch bedingten Entbehrungen im persönlichen Konsum war die Ernährungslage in der Schweiz im Vergliche zu den besetzten Ländern recht gut. [...]

Der Aufnahme von Zivilpersonen stand eine Gesetzgebung entgegen, die sich seit dem 1. Weltkrieg deutlich verschärft hatte. An der im Juli 1938 abgehaltenen Konferenz von Evian erklärte sich die Schweiz zum Transitland, wobei sogenannte Emigranten in der Erwartung einer raschen Ausreise vorübergehend geduldet wur-den. Ab Kriegsbeginn galt für alle Ausländer die Visumspflicht. Davon befreit wa-ren lediglich politische Flüchtlinge, wobei den Juden dieser Status nicht zuerkannt wurde. Aufgrund schweizerisch-deutschenr Verhandlungen kennzeichneten die Deutschen die Pässe der deutschen Juden ab Oktober 1938 mit dem sogenannten Judenstempel (Stempel „J“). Im Sommer 1942, als wegen der Razzien in Frankreich immer mehr Juden in die Schweiz einzureisen versuchten, schloss die Schweiz ihre Grenzen, obwohl Bern über die Judenverfolgung in Osteuropa informiert war. Bun-desrat Eduard von Steiger rechtfertigte diese Massnahme, indem er die Schweiz mit einem bereits stark besetzten Rettungsboot verglich. In einem Kreisschreiben vom 13.8.1942 verlangte der Chef der Polizeiabteilung, Heinrich Rothmund, die Rückwei-sung illegal eingereister Juden, womit dieser zahlreiche Proteste auslöste. [...] Ro-thmund war nicht der einzige Akteur in der schweizerischen Asylpolitik, der von Bundesrat und Parlament Unterstützung erhielt, obwohl die deutschen Behörden keinerlei Druck ausübten, um die Schweiz zur Schliessung ihrer Grenzen zu bewe-gen. [...]

Arbeitsblatt 8

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TEIL 3: DIE SCHWEIZ WÄHREND DES ZWEITEN WELTKRIEGES

MATERIALIEN TEIL III:

LÖSUNGEN

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TEIL 3: DIE SCHWEIZ WÄHREND DES ZWEITEN WELTKRIEGES

MATERIALIEN TEIL III:

Ein Ausnahmeschweizer:

Der St. Galler Polizeikommandant Hauptmann Paul Grüninger (1891–1972) rettete in den Jahren 1938 und 39 mehrere hundert jüdische und andere Flüchtlinge vor der nationalsozialistischen Verfolgung und Vernichtung. Trotz schweizerischer Grenz-sperre nahm er sie in St. Gallen auf, missachtete die Weisungen des Bundes und übertrat auch Gesetze, um die Flüchtlinge zu schützen. 1939 wurde Paul Grüninger von der St. Galler Regierung fristlos entlassen. 1940 wurde er vom Bezirksgericht St. Gallen wegen Amtspflichtverletzungund Urkundenfälschung verurteilt. Er wur-de verfemt und später vergessen. Bis zu seinem Tod lebte er in Armut. 1993 ist Paul Grüninger durch die St. Galler Regierung politisch rehabilitiert worden.

Flüchtlinge in St. Gallen:

Als der Untergang des nationalistischen Deutschen Reichs nicht mehr weit ent-fernt war, versuchte Heinrich Himmler sein Vergehen zu mildern, indem er mit dem Schweizer Bundespräsidenten Jean-Marie Musy einen Vertrag abschloss. 500‘000 Juden sollten gegen Lastwagen und Geldleistungen über die Schweiz in die USA ausreisen dürfen. Nach und nach sollten Juden aus den Konzentrationslagern in die Schweiz gebracht werden und von dort aus in die USA ausreisen. In einem Son-derzug ging die Reise von Theresienstadt über Augsburg, Konstanz, Kreuzlingen und von dort aus schliesslich nach St. Gallen. In St. Gallen wurden die Juden im Hadwig-schulhaus untergebracht, welches heute die Pädagogische Hochschule St. Gallen ist. Es blieb aber bei diesem einen Transport.

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2. VOR DER AUSSTELLUNG

Der Zug hielt an. Sie sassen an den Fenstern, müde von der langen Reise, aber glücklich, und blickten hinaus auf die Schaulustigen. Zöllner stiegen ein, kontrollierten Papiere, Ärzte fragten nach Krank-heiten, Rotkreuzschwestern reichten heissen Tee. Einige der Zaungäste verteilten Obst und Zigaretten. Ein Passagier sollte sich später erinnern: «Wir sahen nach Jahren wieder in gute Gesichter, und das von Menschen, die deutsch sprachen!» (Guido Koller, in „Der Bund“, 10.3.2014)Am 7. Februar 1945 traf der Zug mit den 1200 Flücht-lingen aus Theresienstadt in St.Fiden ein. Die Leute, hauptsächlich Juden, waren zwei Tage zuvor ihrem Tod entkommen und hatten eine lange Reise hin-ter sich. Nicht alle waren sich an diesem 5. Februar sicher, ob sie der Neuigkeit, dass ein Transport in die Schweiz stattfinden wird, Vertrauen schenken soll-ten. Für diejenigen, die sich für den Transport ent-schieden, war es eine Zugfahrt in ein neues Leben.

INHALT

Didaktische Methode:• LP-SuS Gespräch• SuS fühlen sich in andere hinein

Benötigte Zeit:1-2 Lektionen

Benötigte Materialien: Zitat aus dem Zeitungsartikel von Guido Koller (siehe Inhalt), NZZ, Arbeitsblatt 8 «Zugfahrt in ein neues Leben»

Bemerkungen:Falls eine verkürzte Variante ge-wünscht wird, kann das Thema auch nur mit den Arbeitsschrit-ten 3 und 4 erarbeitet werden.

LERNZIEL: 1. Die Umstände des Transports nach St. Gallen erläutern2. Die Bedeutung des Transports deuten3. Originalquellen und Zitate beschreiben und interpretieren

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TEIL 4: VON THERESIENSTADT NACH ST. FIDEN - ZUGFAHRT IN EIN NEUES LEBEN

SCHRITT I:Die Lehrperson liest den Ausschnitt aus dem Zeitungsbericht von Guido Koller vor. Die SuS äussern sich, wie sich die Reisen-den damals wohl gefühlt haben. (Mögliche Gedanken: Unsi-cherheit, was geschieht, Freude über die gelungene Rettung, Erleichterung, Gedanken an zurückgebliebene Familienmit-glieder und Freunde, etc.)

SCHRITT II:Die SuS deuten das Zitat: «Wir sahen nach Jahren wieder in gute Gesichter, und das von Menschen, die deutsch spra-chen!»

SCHRITT III:Lösen des Arbeitsblattes «Zugfahrt in ein neues Leben» (AB8).

SCHRITT IV:Die LP fasst die erarbeiteten Inhalte mit der Klasse zusammen. Mögliche Leitfragen: Was bedeutete der Transport nach St. Gallen für die Flüchtlinge? Mit welchen Zweifeln/Ängsten hatten sie zu kämpfen? Weshalb entschieden sich nicht alle für die Reise?

UMSETZUNG

Am 3. Februar 1945 um 11.00 Uhr kam es im KZ Theresienstadt zu einem Ereignis, mit welchem dort niemand gerechnet hatte. Den Häftlingen wurde mitgeteilt, dass in zwei Tagen 1200 Gefangene in die Schweiz abreisen würden. Die Teilnehmer des Transports durften ihr Reisegepäck mitnehmen, jedoch musste respektiert werden, dass der 15 Personenwagen umfassende Transport keine Güterwagen beinhaltete. Weiter wurde den Häftlingen Verpflegung für 5 Tage mitgegeben. Unterwegs hielt der Zug in Augsburg an und als alle aussteigen sollten, brach Panik aus. Jedoch mussten die Flüchtlinge nur umsteigen. Vor der Schweizer Grenze wurde den Leu-ten der Judenstern abgenommen und kurz nach Mitternacht des 6. Februars über-nahm das Schweizer Militär den Zug. Die Flüchtlinge wurden in Kreuzlingen empfan-gen und am Abend des 7. Februar trafen die Befreiten am Bahnhof in St.Fiden ein und wurden von dort aus ins Schulhaus Hadwig gebracht.

Arbeitsblatt 8: Zugfahrt in ein neues Leben

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TEIL 4: VON THERESIENSTADT NACH ST. FIDEN - ZUGFAHRT IN EIN NEUES LEBEN

MATERIALIEN TEIL IV:

Aufgaben:1. Lest den Text zum Transport der Flüchtlinge in Partnerarbeit durch (jede(r) liest abwechslungsweise einen Satz).

2. Weshalb brach in Augsburg Panik aus? Diskutiere die Frage mit deinem Partner/ deiner Partnerin.

3. Auf der zweiten Seite des Arbeitsblattes findest du das Rundschreiben, das die Leute im KZ Theresienstadt erhalten haben. Lies es für dich durch und notiere, wie du dich in der Situation entschieden bzw. verhalten hättest.

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TEIL 4: VON THERESIENSTADT NACH ST. FIDEN - ZUGFAHRT IN EIN NEUES LEBEN

MATERIALIEN TEIL IV:

4. Eva Rubickova war ein Mädchen, das auch im KZ Theresienstadt war. Sie führte ein Tagebuch und darin konnte man Folgendes lesen:

4.2.1945: „Ich habe Einberufung bekommen, ich lehnte ab, es ist scheinbar frei-willig. Frau Fantl fährt (verrückt!), ich habe ihr in der Nacht packen geholfen... Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nach der Schweiz geht, es ist zu fantastisch.“

5.2.1945: „Herrliche Waggons für den Transport gekommen. Sollte es doch nach der Schweiz gehen? Werde ich es nicht noch bedauern?“

4.1. Was ist mit „zu fantastisch“ gemeint?

4.2. Wird es Eva noch bedauert haben, nicht mitgereist zu sein? Notiere deine ei-genen Gedanken.

Abbildung 4: Rundschreiben

Arbeitsblatt 8: Zugfahrt in ein neues Leben

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TEIL 4: VON THERESIENSTADT NACH ST. FIDEN - ZUGFAHRT IN EIN NEUES LEBEN

MATERIALIEN TEIL IV:

Aufgaben:1. Lest den Text zum Transport der Flüchtlinge in Partnerarbeit durch (jede(r) liest abwechslungsweise einen Satz).

2. Weshalb brach in Augsburg Panik aus? Diskutiere die Frage mit deinem Partner/ deiner Partnerin. - Angst, dass die Reise doch nicht in die Schweiz geht - Angst vor erneutem Lageraufenthalt - Angst vor Tod

3. Auf der zweiten Seite des Arbeitsblattes findest du das Rundschreiben, das die Leute im KZ Theresienstadt erhalten haben. Lies es für dich durch und notiere, wie du dich in der Situation entschieden bzw. verhalten hättest. - individuelle Antwort

4.1. Was ist mit „zu fantastisch“ gemeint? - Die Vorstellung, dass es die Möglichkeit der Flucht in die Schweiz gab, kam dem Mädchen unwirklich, wenn nicht sogar unmöglich vor. Sie hat sich vielleicht gedacht, dass es sich dabei um ein Täuschungs manöver handelte.

4.2. Wird es Eva noch bedauert haben, nicht mitgereist zu sein? Notiere deine eigenen Gedanken. - individuelle Antwort

LÖSUNGEN

2. VOR DER AUSSTELLUNG

Die geographische Lage des Kantons St.Gallen spiel-te während des Zweiten Weltkrieges insbesondere bei der Aufnahme von Flüchtlingen eine grosse Rolle. Dazu kommt, dass der Weltkrieg im Allgemeinen ei-nen grossen Einfluss auf den normalen Schulbetrieb ausübte und einige Abläufe veränderte.

INHALT

Didaktische Methode:• Lehrgespräch• Partnerarbeit• Gruppenarbeit

Benötigte Zeit:30 min bis eine Lektion

Benötigte Materialien:Beamer, Bilder des Schulhauses Hadwig (evtl. zugeschnitten, so-dass Gruppen eingeteilt werden können), AB 9, AB 10, Texte 1-5 für Gruppenarbeit.

Bemerkungen:Wird eine verkürzte Version gewünscht, empfiehlt es sich, Schritt 1 wegzulassen.

Die fünf Texte stammen aus: Das Hochschulgebäude; S.62, 63

Hans Richard von Fels. Auszüge aus seinen Tagebüchern 1939 bis 1945; Ernst Ziegler; Universität St. Gallen; 1998; S. 186f.

LERNZIEL: 1. Die Wichtigkeit der geographischen Lage des Kantons St.Gallen, in Bezug auf Flüchtlinge beschreiben2. Das Leben eines/ einer St.Galler Schülers/ Schülerin zur Zeit des Zweiten Weltkrie-ges darlegen

Materialien:Bilder zur Ergänzung

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TEIL 5: KANTON ST. GALLEN UND DAS SCHULHAUS HADWIG

SCHRITT I:Die SuS schauen die Filmsequenz „Europas Frontver-schiebungen - Animation zeigt Zweiten Weltkrieg im Zeitraffer“ (2 Min). Vor der Sequenz sollten die Begrif-fe „Axis Power“ und „Allied Powers“ nochmals von der LP erläutert werden. https://www.youtube.com/watch?v=UNGRHA8jQtg

Danach lösen die SuS die Aufträge 1 und 2 auf dem AB9. Die Lösungen werden mit der LP besprochen.

SCHRITT II:Hier werden die SuS in 5 Gruppen eingeteilt (z.B. durch das Ziehen eines zugeschnittenen Schnipsels eines Bildes des Schulhauses Hadwig). Die Grup-pen lesen im Anschluss einen kurzen Text über die Schulzeit im Hadwig während des Krieges. Den Inhalt ihres Textes sollen die SuS nachher ihren Mit-schülerinnen und Mitschülern präsentieren. Die SuS könnten eine Zeichnung anfertigen oder aber eine kurze Szene einstudieren, in welcher sie den ande-ren SuS zeigen, inwiefern sich das Leben eines Schü-lers während des Zweiten Weltkrieges verändert hat. Die SuS halten ihre Erkenntnisse aus dem Auftrag 4 schriftlich fest.

SCHRITT III:SuS lösen das AB 10 und erarbeiten somit die Funkti-on des Schulhauses 1945 als Desinfektionslager.

ZUSÄTZLICHES

UMSETZUNG

Auftrag 1:Schaut euch die Filmsequenz über die Verschiebung der Fronten während des Zweiten Weltkrieges an. Versucht im Anschluss, die folgenden Fragen zu beant-worten.

Arbeitsblatt 9: Kanton St.Gallen und das Schulhaus Hadwig

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TEIL 5: KANTON ST. GALLEN UND DAS SCHULHAUS HADWIG

MATERIALIEN TEIL V:

1) Bis 1941 konnte sich das Deutsche Reich…o vergrössern, indem es unter anderem Norwegen und Frankreich eroberte.o kaum vergrössern, denn ihre Gegner waren zu stark.

2) Ab Dezember 1941…o übernahm das Deutsche Reich Moskau.o schlugen die Alliierten zurück. Das Deutsche Reich verkleinerte sich wieder.

3) Was geschah mit der Schweiz im Zweiten Weltkrieg?o Sie wurde auch vom Deutschen Reich erobert.o Im Film bleibt sie die ganze Zeit weiss. Sie war neutral.o Sie unterstützte Grossbritannien.

Auftrag 2: Betrachte die untenstehende Karte. Kannst du dir vorstellen, weshalb der Kanton St. Gallen eine wichtige Stellung während des Zweiten Weltkrieges hatte? Besprich deine Vermutungen mit deinem Nachbarn und notiere sie anschliessend.

Abbildung 5: Die Lage des Kantons St.Gallen

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TEIL 5: KANTON ST. GALLEN UND DAS SCHULHAUS HADWIG

MATERIALIEN TEIL V:

Auftrag 3: Ihr werdet in fünf Gruppen eingeteilt. Lest in euren Gruppen den kurzen Text über die Schulzeit während des Zweiten Weltkrieges in St.Gallen. Wie sah das Leben eines Schülers damals aus? Diskutiert in eurer Gruppe. Im Anschluss sollt ihr eure Erkenntnisse eurer Klasse präsentieren, zum Beispiel anhand einer Zeichnung oder einer kurzen Szene.

Auftrag 4:Du hast nun die Präsentationen der anderen Gruppen gesehen. Wie sah das Le-ben eines Schülers um 1942 aus? Vervollständige die folgenden Sätze!

1) Wegen der Kohleknappheit

2) Mit der „Wochenbatzenaktion“

3) Im Sommer mussten die Schüler der 6. - 8. Klassen

4) Die Schüler mussten Buchennüsschen

5) Bei einem Fliegeralarm

Auftrag 1:Schaut euch die Filmsequenz über die Verschiebung der Fronten während des Zweiten Weltkrieges an. Versucht im Anschluss, die folgenden Fragen zu beant-worten.

Arbeitsblatt 9: Kanton St.Gallen und das Schulhaus Hadwig

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TEIL 5: KANTON ST. GALLEN UND DAS SCHULHAUS HADWIG

MATERIALIEN TEIL V:

1) Bis 1941 konnte sich das Deutsche Reich…X vergrössern, indem es unter anderem Norwegen und Frankreich eroberte.o kaum vergrössern, denn ihre Gegner waren zu stark.

2) Ab Dezember 1941…o übernahm das Deutsche Reich Moskau.X schlugen die Alliierten zurück. Das Deutsche Reich verkleinerte sich wieder.

3) Was geschah mit der Schweiz im Zweiten Weltkrieg?o Sie wurde auch vom Deutschen Reich erobert.X Im Film bleibt sie die ganze Zeit weiss. Sie war neutral.o Sie unterstützte Grossbritannien.

Auftrag 2: Betrachte die untenstehende Karte. Kannst du dir vorstellen, weshalb der Kanton St. Gallen eine wichtige Stellung während des Zweiten Weltkrieges hatte? Besprich deine Vermutungen mit deinem Nachbarn und notiere sie anschliessend.

Der Kanton St. Gallen ist ein Grenzkanton. Das heisst, dass Flüchtlinge durch St. Gallen gingen, bevor sie weiterreisen konnten. Während des Zweiten Weltkrie-ges passierten mehr als 40‘700 Flüchtlinge den Kanton .

LÖSUNGEN

vgl. Jörg Krummenacher; Flüchtiges Glück; S. 362

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TEIL 5: KANTON ST. GALLEN UND DAS SCHULHAUS HADWIG

MATERIALIEN TEIL V:

Auftrag 3: Ihr werdet in fünf Gruppen eingeteilt. Lest in euren Gruppen den kurzen Text über die Schulzeit während des Zweiten Weltkrieges in St.Gallen. Wie sah das Leben eines Schülers damals aus? Diskutiert in eurer Gruppe. Im Anschluss sollt ihr eure Erkenntnisse eurer Klasse präsentieren, zum Beispiel anhand einer Zeichnung oder einer kurzen Szene.

Auftrag 4:Du hast nun die Präsentationen der anderen Gruppen gesehen. Wie sah das Le-ben eines Schülers um 1942 aus? Vervollständige die folgenden Sätze!

1) Wegen der Kohleknappheit wurden die Winterferien verlängert, um Energie zu sparen, oder die Schüler und Schülerinnen wurden in andere Schulhäuser umgeteilt.

2) Mit der „Wochenbatzenaktion“ sammelten die Kinder Geld für kriegsgeschädigte Kinder.

3) Im Sommer mussten die Schüler der 6. - 8. Klassen die Kartoffelfelder auf Schädlinge untersuchen, damit die Ernte nicht zer- stört wurde.

4) Die Schüler mussten Buchennüsschen aus den umliegenden Wäldern sammeln, um daraus Öl zu pressen.

5) Bei einem Fliegeralarm mussten die Schülerinnen und Schüler ins Untergeschoss gehen.

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TEIL 5: KANTON ST. GALLEN UND DAS SCHULHAUS HADWIG

MATERIALIEN TEIL V:

Text Gruppe 1“Der Schulbetrieb war vom Weltkrieg direkt betroffen: Die Kohleknappheit brach-te einschneidende Massnahmen mit sich. Der Unterricht vom Samstag wurde auf den freien Mittwochnachmittag verlegt. Die Winterferien wurden teilweise auf fünf Wochen verlängert, um Energie zu sparen. Die Lehrerschaft war angehalten, in der ausfallenden Schulzeit für die Kinder einen geeigneten Sportbetrieb zu organi-sieren. In den Wintern 1942/43 und 1943/44 musste das Hadwig-Schulhaus gänzlich geschlossen werden. Die Klassen wurden in die Schulhäuser Blumenau, Graben und St.Leonhard verlegt.“

Text Gruppe 2„Auf Veranlassung des Schweizerischen Roten Kreuzes wurde die Schuljugend aufgerufen, den kriegsgeschädigten Auslandskindern zu helfen. Zu diesem Zwecke wurde die Wochenbatzenaktion – WOBA organisiert. Durch die Schüler wurden Spender gesucht, welche bereit waren, wöchentlich einen Batzen – zehn Rap-pen oder mehr zu entrichten. Auf diese Weise kamen zum Beispiel im Sammeljahr 1942/43 in der ganzen Stadt St. Gallen Fr. 58‘288.– zusammen.“

Text Gruppe 3„Während der Kriegszeit musste auch die Nahrungsmittelversorgung der Bevölke-rung sichergestellt werden. Auch dazu hatte die Jugend ihren Beitrag zu leisten. Auf Anordnung des Regierungsrats wurde die Suche nach Koloradokäfern auf den Kartoffeläckern verfügt. Den Schülerinnen und Schülern des Hadwig-Schulhauses fiel das Gebiet des nördlichen Zentrums bis zur Sitter zu. In den Sommermonaten oblag es den Schülern der 6. - 8. Klassen mit ihren Lehrern die Äcker nach Schäd-lingen abzusuchen.“

Text Gruppe 4„Ebenfalls im Sinne der Nahrungsmittelversorgung wurden Sammelaktionen von Buchennüsschen zur Ölzubereitung durchgeführt. In einem Schreiben des städti-schen Schulvorstandes wurden sämtliche Oberschulen aufgefordert, unter Aufsicht der Klassenlehrer Buchennüsschen zu sammeln. Dem Hadwig-Schulhaus wurden die Wälder am Freudenberg und Rosenberg zugewiesen. Die Knaben hatten das Schütteln der Bäume zum Auftrag. Der gesammelte Ertrag wurde sofort im Schul-haus abgeliefert. Das gewonnene Öl kam den Haushaltungsschulen der Stadt zugute.“

Text Gruppe 5„Auch das korrekte Verhalten der Hadwig-Schülerinnen und -Schüler bei Flie-geralarm war von grosser Bedeutung. Dieses wurde vom Luftschutzkommando festgelegt. Ertönte die Sirene, so hatten die Kinder in den Schulzimmern weiter-zuarbeiten bis zum Zeichen erhöhter Gefahr, welches durch wiederholtes Läuten angezeigt wurde. Die Kinder aus der direkten Umgebung des Schulhauses wurden dann unverzüglich nach Hause geschickt. Die anderen hatten sich klassenweise in die ihnen zugewiesenen Räumlichkeiten im Untergeschoss zu begeben.“

Auftrag:

• Lies den Ausschnitt aus dem Schulratsprotokoll von 1945 durch.• Lies die Ausschnitte aus dem Tagebuch des Arztes Hans Richard von Fels. Er praktizierte während des Zweiten Weltkrieges in St.Gallen.• Löse das Kreuzworträtsel.

Arbeitsblatt 10: Die Funktion des Schulgebäudes im Zweiten Weltkrieg

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TEIL 5: KANTON ST. GALLEN UND DAS SCHULHAUS HADWIG

MATERIALIEN TEIL V:

Ausschnitt aus dem Schulratsprotokoll, St.Gallen 1945

Ausschnitt aus den Tagebüchern von Hans Richard von Fels:

41

TEIL 5: KANTON ST. GALLEN UND DAS SCHULHAUS HADWIG

MATERIALIEN TEIL V:

Arbeitsblatt 10: Die Funktion des Schulgebäudes im Zweiten Weltkrieg

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TEIL 5: KANTON ST. GALLEN UND DAS SCHULHAUS HADWIG

MATERIALIEN TEIL V:

K O

Arbeitsblatt 10: Die Funktion des Schulgebäudes im Zweiten Weltkrieg

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TEIL 5: KANTON ST. GALLEN UND DAS SCHULHAUS HADWIG

MATERIALIEN TEIL V:

www.xwords-generator.de/de

LÖSUNGEN

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TEIL 5: KANTON ST. GALLEN UND DAS SCHULHAUS HADWIG

MATERIALIEN TEIL V:

Abbildung 6: Schulgebäude Hadwig Vorderseite

Abbildung 7: Schulgebäude Hadwig Seite

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TEIL 5: KANTON ST. GALLEN UND DAS SCHULHAUS HADWIG

MATERIALIEN TEIL V:

Abbildung 8: Schulgebäude Hadwig Rückeite

Abbildung 9: Schulgebäude Hadwig Eröffnungsflyer

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TEIL 5: KANTON ST. GALLEN UND DAS SCHULHAUS HADWIG

MATERIALIEN TEIL V:

Abbildung 10: Die Schweiz im Zweiten Weltkrig

2. VOR DER AUSSTELLUNG

Walter Scheiwiller hielt die Situation der Flüchtlinge im Schulhaus Hadwig fotografisch fest. Diese Fo-tografien gewähren einen imposanten Einblick in das Leben der Flüchtlinge und in eine für sie sehr schwierige und turbulente Zeit.

INHALT

Didaktische Methode:LehrervortragGruppenarbeit

Benötigte Zeit:2 Lektionen

Benötigte Materialien Biografie/Portrait von Walter ScheiwillerFotografien der Flüchtlinge von Walter Scheiwiller

8

TEIL 1 REPETITION NATIONALSOZIALISMUS UND JUDENVERFOLGUNG

SCHRITT I:Die Lehrperson stellt den SuS mit Hilfe eines Lehrervortrages Walter Scheiwiller vor.

SCHRITT II:LP teilt Klasse in 3er Gruppen ein.Die SuS befassen sich in einer Gruppenarbeit mit einigen von Walter Scheiwillers Bildern und erhalten so einen Einblick in die Lebensumstände der Flüchtlinge im Schulhaus Hadwig. Einerseits geht es dabei um die genaue Beobachtung und die Beschreibung der Fotografieen, andererseits sollen die SuS rund um die abgebildeten Personen eine Geschichte entwickeln und sich vorstellen, welches Leben die Personen früher geführt haben und wie sie sich in der abgebildeten Si-tuation gefühlt haben müssen. Die Lehrperson steht in diesem Schritt als Berater und bei Fragen zur Verfügung und kann in den einzelnen Gruppen Inputs für die folgende Präsentation geben.

SCHRITT III:Die SuS präsentieren sich gegenseitig in einer kleinen Ausstel-lung die Bilder und stellen sich die Geschichten gegenseitig vor. Dieser Schritt kann auch in Form eines Aufsatzes/Textes umge-setzt werden.

UMSETZUNG

3. WÄHREND DER AUSSTELLUNG

LERNZIEL:1. Fotografien aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges beschreiben2. Mit Hilfe der Fotografien die Situation der Flüchtlinge schildern

47

3. WÄHREND DER AUSSTELLUNG

48

MATERIAL VI:

Biografie Scheiwiller

Walter Scheiwiller, am 19. Juli 1922 in Oelsnitz (Deutschland) geboren, kam im jungen Alter nach St. Gallen und ging ins Schulhaus Bürgli, welches sich direkt neben dem Hadwig Ge-bäude befindet, in die Primarschule. Er ging an die Kunstgewerbeschule und hat eine Fo-tografenlehre in St. Gallen absolviert. Anschliessend hat er von 1942 – 1945 als Fotograf bei Photopress Zürich gearbeitet. Während dieser Zeit wurde er beauftragt, an verschiedenen Schauplätzen die Zustände mit seinen Fotografien festzuhalten. Er war es, der als Fotograf ins Hadwig St. Gallen kam und die Flüchtlinge nach ihrer Ankunft fotografiert hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als selbstständiger Fotoreporter und Sportfoto-graf und hat mit seinen Bildern Geschichte geschrieben und die Fotografie geprägt.Später hat er mit einem Partner ein Fachgeschäft für Fotografie in Zürich aufgebaut, wel-ches auf die Entwicklung von Negativen spezialisiert war.

3. WÄHREND DER AUSSTELLUNG

49

MATERIAL VI:

Jede Gruppe wählt ein Bild aus, betrachtet und beschreibt das Bild mithilfe der folgenden Fragen.

Auftrag 1 zur Fotoausstellung „Flüchtlinge im Hadwig“

Beobachtungen: • Welche Personen und Gegenstände siehst du? • Welche Gesichtausdrücke kannst du feststellen?

Empfindungen: • Was fühlst du beim Anblick des Bildes? • Woran erinnert dich das Bild?

Vermutungen bzw. Wissen zur Vergangenheit: • Was stellt das Bild dar? • Was erfährst du dank dem Bild über die Vergangenheit?

Fragen: • Was möchtest du auf Grund des Bildes über die Vergangenheit wissen? • Was möchtest du zum Bild selber wissen?

(Leitfragen aus dem Dossier „Umgang mit Bildern im Geschichtsunterricht“ von Peter Gautschi, Lehrmittel-verlag Zürich, 2006)

3. WÄHREND DER AUSSTELLUNG

50

MATERIAL VI:

Auftrag 2 zur Fotoausstellung „Flüchtlinge im Hadwig“

Leitfragen:

• Was haben die Leute vor dem Krieg gemacht?• Wie hat der Alltag vor dem Krieg ausgesehen?• Wie haben die Leute den Krieg erlebt?• Weshalb sind die Leute ins KZ Theresienstadt gekommen?• Wie haben die Leute die Zugfahrt erlebt?• Wie fühlen sich die Helferinnen und Helfer (Krankenschwestern, Soldaten, Köche)? Was geht ihnen durch den Kopf?

Versetzt euch in die Situation der abgebildeten Personen und überlegt euch eine Biographie und was sie damals erlebt haben könnten.

3. WÄHREND DER AUSSTELLUNG

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MATERIAL VI:

Beispiel zur Fotoausstellung „Flüchtlinge im Hadwig“

Beobachtung:Man sieht auf dem Foto eine ältere Dame (ca. 70 Jahre alt), die über den Tisch gebeugt, aus einer Schale eine Flüssigkeit löffelt. Man nimmt an, diese Person isst gerade eine Suppe. Es sieht so aus, als wäre diese Flüssigkeit sehr heiss, da die Per-son pustet. Des Weiteren sind keine Gegenstände und Personen sichtbar.

Empfindungen:Ich empfinde eine gewisse Ruhe, denn die Dame ist völlig auf ihre Tätigkeit, das Suppenessen, fokusiert. Überlegt man sich jedoch die Hintergründe dieser Frau, zeigen sich auch die Gefühle Demut und Dankbarkeit für alles, was man heute hat.

Vermutungen:Ich erfahre über das Bild, dass während des Weltkrieges die Nahrungsmit-telknappheit gross war und es deshalb nur wenige Zutaten und kaum abwechs-lungsreiche Mahlzeiten gab. Suppen waren daher eine ideale Mahlzeit, da sie in grossen Mengen hergestellt werden konnte und viele Zutaten vereinbarte. Das Bild verrät auch, dass das Essen einen sehr grossen Stellenwert und somit auch Zeit beanspruchte.

Fragen:Mich interessiert, welchen Namen diese Frau hat und welche Vergangeheit sie prägte. Ausserdem möchte ich gerne wissen, was es grundsätzlich zu essen gab und ob die Juden und Jüdinnen viel Hunger gelitten haben.

3. WÄHREND DER AUSSTELLUNG

AUFTRAG:Notiere zu den folgenden Fragen einige Sätze. Versuche deine eigenen Gedanken festzuhalten und die Fragen alleine zu beantworten.

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Was hat dich am meisten berührt / beschäftigt? Weshalb?

Was hat dich überrascht? Weshalb?

MATERIAL VI:

3. WÄHREND DER AUSSTELLUNG

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MATERIAL VI:

3. WÄHREND DER AUSSTELLUNG

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MATERIAL VI:

3. WÄHREND DER AUSSTELLUNG

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MATERIAL VI:

3. WÄHREND DER AUSSTELLUNG

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MATERIAL VI:

4. NACH DER AUSSTELLUNG

Fritzi (Frederica) Spitzer wurde 1911 in Wien geboren. Sie lebte und arbeitete dort als Sekretärin und wäh-rend dem Nazi-Regime in einem Spital. 1942 wurde sie mit ihren Eltern nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebte das KZ mit dem ständigen Ziel vor Au-gen, ihre Eltern zu retten. Zusammen mit ihren Eltern und 1200 weiteren Flücht-lingen traf Fritzi Spitzer am 7. Februar 1945 aus Theresienstadt in St. Gallen ein. Im Lebenszeugnis „Verlorene Jahre“ hat Frederica Spitzer ihre Erlebnisse und Erfahrungen auf eindrück-liche Art und Weise geschildert. Alle für den Unter-richt verwendeten Zitate stammen aus dieser Auf-zeichnung.

INHALT

Didaktische Methode:• GA, Expertengruppe

Benötigte Zeit:ca. eine Lektion, je nach Länge der Diskussion

Benötigte Materialien: Bilder, Arbeitsblätter mit Zitaten und Diskussionsfragen, Vorwort und Nachwort aus der Auf-zeichnung von Frederica Spitzer „Verlorene Jahre“

LERNZIEL: 1. Anhand von Fritzi Spitzers Leben die Ausstellungsinhalte vertiefen2. Sich mit den verschiedenen Themen persönlich und in Gruppen auseinandersetzen und über diese diskutieren

Materialien:The UN Refugee Agency: http://www.unhcr.ch/mandat-du-hcr/refugies/artikel/acc13cc442ff-d3a2570f67fb102c5160/fritzi-spit-zer-1.html?L=1\\\%22\\

Buch: Theresienstadt – Aufzeichnun-gen von Frederica Spitzer und Rutz WeiszBenz, W. (Hrsg.). (1997). Theresien-stadt; Aufzeichnungen von Fre-derica Spitzer und Rutz Weisz - Mit einem Beitrag von Wolfang Benz. Berlin: Metropol Verlag.

http://www.amazon.de/Theresi-enstadt-Aufzeichnungen-Federi-ca-Spitzer/dp/3926893362

57

EINZELSCHICKSAL – FREDERICA (FRITZI) SPITZER

SCHRITT I:1. LP schildert kurz die wichtigsten Eckpunkte von Fritzi Spitzers Leben. Tipp: Diese Schilderung kann mit Bildern (z.B. exemplarisch von Wien) verdeutlicht werden.2. LP liest Vorwort aus der Aufzeichnung von Frederica Spitzer vor. (Thema Verlorene Jahre) Mögliche Diskussion: Warum verlorene Jahre? (siehe Ab-schluss)

ZUSÄTZLICHES

UMSETZUNG

SCHRITT II:Jede Gruppe mit ungefähr drei bis fünf Lernenden bekommt nach Themen geordnete Zitate und Ausschnitte aus dem Lebenszeugnis „Verlorene Jahre“ von Frederica Spitzer. Die Schülerinnen und Schüler sollen diese lesen und mit Hilfe von Leitfragen über deren Inhalt und Bedeutung diskutieren, so dass sie darin „Experten“ werden. In einem zweiten Schritt treffen sich je ein Experte von jedem Thema, um ihre Erkenntnisse zu schildern und darüber zu diskutieren.

Die folgenden Themen werden dabei behandelt: - Beschreibung des Lebens im KZ Theresienstadt- Deportation nach Theresienstadt- Transport in die Schweiz- Bedeutung der Befreiung- Ankunft in der Schweiz / Hadwig

4. NACH DER AUSSTELLUNG

58

EINZELSCHICKSAL – FREDERICA (FRITZI) SPITZER

SCHRITT III:1) LP liest Nachwort oder letzten Abschnitt vom Nachwort vor.2) Diskussion : Waren diese Jahre wirklich verlorene Jahre?

ZUSATZ:Abschliessend könnte über die Ausstellung, das Thema etc. ein Aufsatz geschrieben werden. - Was hat mich besonders beeindruckt/ berührt/über- rascht?- Waren diese Jahre (von den Flüchtlingen/ Fritzi Spitzer) wirklich verlorene Jahre?

Vorwort (zum Vorlesen) aus „Verlorene Jahre“ von Frederica Spitzer

Verlorene Jahre – wie viele waren es denn?

„März 1938 – Einzug Hitlers in die Ostmark. Man wechselt schlagartig vom gleichberechtig-ten Mitbürger zum verachteten, rechtlosen Untermenschen. Man hört auf, wie ein Mensch zwischen Menschen zu leben. Ab Oktober 1942 Aufenthalt im Konzentrationslager, Februar 19945 Befreiung und Reise in die Schweiz. Also 7 Jahre lang. Februar 1945 bis 1948: Erst längere Aufenthalte in Flüchtlingslagern mit 70 Centimes Sold pro Arbeitstag, kaum ausreichend für Seife, Zahnpasta, Strümpfe, Briefmarken und andere Kleinigkeiten, endlich Arbeitsbewilligung und langsam, langsam Gründung eines eigenen bescheidenen Heims. Wieder drei Jahre, insgesamt also zehn Jahre, die einem normalen Leben verlorengegangen waren. Warum verlorene Jahre? Was verliert man in solchen Jahren? Zuerst seine gewohnte Arbeit, bald auch Wohnung, nach und nach seine Freunde, seine Selbständigkeit, seine Bewe-gungsfreiheit, die Möglichkeit, Ersparnisse für spätere Jahre anzulegen, die Möglichkeit, sich gegen Willkür zu wehren, gegen Schikanen, Beraubung, Misshandlung, Absonderung und Deportation. Man verliert viel, sehr viel; aber man gewinnt auch etwas, sogar Wichtiges. Davon erst spä-ter die Rede.“

Fritzi Spitzers Leben – Eckpunkte mit Bildern -> Lehrervortrag

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EINZELSCHICKSAL – FREDERICA (FRITZI) SPITZER

MATERIALIEN TEIL VI:

Abbildung 11: Passfoto Fritzi Spitzer

• 1911 in Wien geboren• Sekretärin und später (1938/Einmarsch von Hitlertruppen in Österreich) Krankenschwester (in Wien) • 1942 (im Alter von 31 Jahren) zusammen mit ihren Eltern nach Theresienstadt deportiert (hatte keine Geschwister) • 4. Februar 1945 Abfahrt in Richtung Schweiz / 7. Februar 1945 Ankunft in der Schweiz• Lebte danach im Tessin• 2001 gestorben

Auftrag für die Gruppenarbeit:

Geht die Zitate zusammen durch und diskutiert über folgende Fragen:

- Welche Informationen über das Leben im KZ Theresienstadt erhaltet ihr aus den Zitaten?- Was hat euch am meisten überrascht / erstaunt / berührt? - Wie wären eure Gefühle gewesen, wenn ihr das selbst erlebt hättet?

Fasst nun eure Erkenntnisse aus der Diskussion in Stichworten zusammen, so dass ihr diese nachher euren Kameraden schildern könnt.

Fritzi Spitzer – Beschreibungen des Lebens im KZ Theresienstadt

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EINZELSCHICKSAL – FREDERICA (FRITZI) SPITZER

MATERIALIEN TEIL VI:

Lies folgende Zitate zuerst still für dich durch.

Erste Eindrücke„In den unteren Räumen, die einstmals zu einer Wohnung gehört haben mochten, lagen die Frauen, meist alte, auf dem Boden auf Strohsäcken in all ihren Kleidern. Sie waren fast alle an Dysenterie erkrankt. Wer konnte, musste in kurzen Abständen die Latrine, die sich im Hofe befand, aufsuchen. Viele konnten das nicht mehr, sie waren zu geschwächt und liessen alles unter sich, sofern sie kein Nachtgeschirr besassen. Es war schlimm. Die Zimmer lagen alle in einer Reihe, die zum Hausflur führte. Man konnte sich gar nicht vorstellen, wie die Gehfähigen nachts zwischen den am Boden verstreut Liegenden bei völliger Dunkelheit hinausfanden, denn es war ganz fins-ter infolge der strengstens befohlenen Verdunkelung an den Fenstern. […]

Die von Menschen überfüllten Strassen boten kein erfreuliches Bild. Die meisten Menschen waren alt, viele machten einen kranken Eindruck, ihre Mienen waren verdrossen und nicht wenige ver-loren unterwegs Harn und Kot. Zu meinem nicht geringen Erstaunen bemerkte ich, dass manche Personen einen Esslöffel im Gürtel trugen; ich konnte mir dafür keine Erklärung denken. Erst später verstand ich, dass der Löffel wichtig war, für den Fall, dass irgendwo ein geleertes Essfass oder ein Essenstrog herumstand, aus dem man vielleicht noch etwas herauskratzen konnte.

Erstaunlicherweise sah man auch Leichenwagen auf den Strassen, von Personen gezogen, und mit irgendetwas, manchmal Leichen, beladen. Man sah aber auch Leichen, die auf Tragbahren nebeneinander und aufeinander geschichtet und mit einem Sack notdürftig bedeckt waren. Es starben ja täglich zwischen zweihundert und dreihundert Personen, und ihre Leichen wurden dann von einem eigens dafür eingerichteten Dienst von Häusern und Krankenstuben abgeholt und durch die Strassen getragen. Alles das am ersten Tag nach der Ankunft zu sehen, war nieder-schmetternd. Mir verschlug es im wahrsten Sinne des Wortes die Rede.“

„Wer ein Essgeschirr hatte, konnte sich am Brunnen im Hof Trinkwasser holen. Damals nur noch für kurze Zeit, denn dann wurden alle Brunnen Theresienstadts wegen typhusverseuchten Was-sers ausser Funktion gesetzt. Wir konnten uns also weder waschen noch Trinkwasser holen. Etwas Flüssigkeit bekamen wir nur bei der Verteilung im Hof der Magdeburger Kaserne, wo man sich in langen Schlangen anstellen musste. Am Morgen gab es ein dunkles Getränk, das sich „Kaffee“ nannte, aber mit dem wirklichen Kaffee nur die Bezeichnung gemeinsam hatte, es war irgendein schwarzes Pulver in Wasser aufgelöst. Am Mittag gab es „Suppe“, die ebenfalls aus irgendeinem undefinierbaren Surrogat bestand. Es war immer dasselbe, irgendetwas Graues, und man hatte das Empfinden, Wasser mit verrührtem Sand zu geniessen. „In der Not frisst der Teufel Fliegen“, heisst es, und für uns bedeutete das, dass wir diese scheusslichen Flüssigkeiten einfach tranken, trinken mussten.“

Auftrag für die Gruppenarbeit:

Geht die Zitate zusammen durch und diskutiert über folgende Fragen:

- Welche Informationen erhaltet ihr über die Deportation ins KZ aus den Zitaten? - Was hat euch am meisten überrascht / erstaunt / berührt? - Wie wären eure Gefühle gewesen, wenn ihr das selbst erlebt hättet? Was wäre das Schlimmste gewesen?

Fasst nun eure Erkenntnisse aus der Diskussion in Stichworten zusammen, so dass ihr diese nachher euren Kameraden schildern könnt.

Fritzi Spitzer – Deportation nach Theresienstadt

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EINZELSCHICKSAL – FREDERICA (FRITZI) SPITZER

MATERIALIEN TEIL VI:

Lies folgende Zitate zuerst still für dich durch.

Deportation ins KZ:

Kurz vor der Deportation: „Zur vorgegebenen Stunde fanden wir uns in der umfunktionierten Schule in der Malzgasse, die nun als Sammelstelle für zu Deportierende diente, ein. Es waren schon Hunderte von Menschen vor uns dort, und wir alle sassen dann auf Bänken, Stühlen oder am Fussboden herum. Nach einer Weile kam die Durchsage, alle Frauen müssten kurzes Haar tragen.“

„Der Zug stand bereits da, es war ausnahmsweise kein Güterzug, sondern ein Personenzug mit kleinen Abteilen, die normalerweise je 6 Personen Raum boten. Normalerweise. Wir wurden zu 13 Personen hineingedrängt und wussten nicht, wie wir stehen sollten. Von Sitzen konnte überhaupt keine Rede sein, denn alle Waggons waren mit Koffern, Rucksäcken und Bettrollen vollgefüllt.“

„Es war der 2. Oktober 1942, als wir einwaggoniert wurden, ein warmer Tag, und wir hatten nichts zu trinken, alle waren durstig. Der Zug hielt nur an einigen Stationen; an jeder Station gab es natürlich einen Trinkwasserbrunnen, aber wie konnte man darankommen? Wir waren ja einge-schlossen, und die Menschen, die am Bahnsteig standen, starrten den Zug nur an und wagten kaum, heranzutreten, man hatte ja Angst vor der SS.“

Ankunft in Theresienstadt:

„Von diesem Moment an hatten unsere Namen nur mehr zweitranginge Bedeutung, viel wichtiger war die Transportnummer. Mir gaben sie die Nummer IV/12-778. Am Ankunftsort kamen wir in eine sogenannte Schleuse, eine Kaserne, in der man uns für einige Stunden unterbrachte, zur Kontrolle der Personen und des Rucksackinhaltes. Dies wurde von tschechischen Gendarmen vorgenom-men, und was ihnen vom Rucksackinhalt gefiel, nahmen sie einfach heraus; da konnte man gar nichts einwenden.“

Auftrag für die Gruppenarbeit:

Geht die Zitate zusammen durch und diskutiert über folgende Fragen:

- Welche Informationen über den Transport in die Schweiz erhaltet ihr aus den Zitaten?- Was hat euch am meisten überrascht / erstaunt / berührt? - Wie wären eure Gefühle gewesen, wenn ihr das selbst erlebt hättet?

Fasst nun eure Erkenntnisse aus der Diskussion in Stichworten zusammen, so dass ihr diese nachher euren Kameraden schildern könnt.

Fritzi Spitzer – Transport in die Schweiz

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EINZELSCHICKSAL – FREDERICA (FRITZI) SPITZER

MATERIALIEN TEIL VI:

Lies folgende Zitate zuerst still für dich durch.

„Wir gehörten zu den letzten, die einrückten. Es war am 4. Februar. Zuerst wurden wir registriert und mussten einige Formalitäten über uns ergehen lassen, dann aber kam etwas, das uns aufhorchen liess: Es wurde zunächst eine reichliche Ration Marmelade an jeden einzelnen verteilt, dann Vitamintabletten in einem Papiersäckchen, mit der ausdrücklichen Aufforderung, alles griffbereit aussen in der Manteltasche zu tragen. Wer von uns hatte im KZ schon jemals Vitamintabletten gesehen und gar erst selbst erhalten? Das gab zu denken. Man tat es nicht für uns, nein, aber es gab uns ein angenehmes Gefühl, denn nun glaubten wir nicht mehr, dass man uns über das Reiseziel falsch unterrichtet hatte.“

„Es verging noch so manche Stunde, aber dann kam endlich der grosse Augenblick: Wir wurden am hinteren Tor der Schleusen-Kaserne hinausgeführt, wo bereits ein Zug auf uns wartete. Und was für ein Zug das war! Keine Vieh- oder Lastwagen, wie sie für die Osttransporte verwendet wurden, nein, richtige schöne Personenwagen, in die wir, in der Reihenfolge unserer Registernum-mern, eingeteilt wurden.“

„Nun, da wir bereits im Zug sassen und auf die Abfahrt warteten, geschah eine weitere Überra-schung: Jeder erhielt eine Menge Brot, ich glaube, es waren zwei grosse Laibe pro Person, eben-falls mit der Weisung, dieses aufzubewahren. Nur derjenige, der weiss, was eine einzige Brotschei-be für einen KZ-Insassen bedeutete, kann ermessen, wie diese Brotmenge auf uns wirkte. Es war nun auch offensichtlich, dass wir damit bei unserer Ankunft am Ziel Eindruck schinden sollten: Man wollte den Schweizern zeigen, wie üppig die Ernährung in Theresienstadt war.“

„Und dann setzte sich auch unser Zug wieder in Bewegung. Ein Befehl der uns begleitenden SS wurde durchgegeben: Alle müssten den gelben Judenstern von den Kleidern abtrennen. Nach Möglichkeit sollten die Männer sich rasieren und die Frauen die Lippen schminken. Wer hätte je einen solchen Befehl der SS für möglich gehalten?“

Auftrag für die Gruppenarbeit:Geht die Zitate zusammen durch und diskutiert über folgende Fragen:

- Welche Informationen erhaltet ihr über die Bedeutung der Befreiung aus den Zitaten? - Was hat euch am meisten überrascht / erstaunt / berührt? - Wie wären eure Gefühle gewesen, wenn ihr das selbst erlebt hättet?

Fasst nun eure Erkenntnisse aus der Diskussion in Stichworten zusammen, so dass ihr diese nachher euren Kameraden schildern könnt.

Fritzi Spitzer - Die Bedeutung der „Befreiung“

63

EINZELSCHICKSAL – FREDERICA (FRITZI) SPITZER

MATERIALIEN TEIL VI:

Lies folgende Zitate zuerst still für dich durch.

„Das jahrelang herbeigesehnte, oft nicht mehr für möglich gehaltene grosse Ereignis, die Befrei-ung aus dem Konzentrationslager, begann für mich am 2. Februar 1945 in der Infektionskranken-abteilung, wo ich als Oberschwester arbeitete.“

Nach dem Gespräch mit einem Herrn, welcher sie über den Transport informierte und sie fragte, ob sie mitgehen will: „Was mir der alte Herr gesagt hatte, war etwas so Ungeheuerliches, so Unglaubliches, dass ich es im Moment noch gar nicht richtig erfassen konnte. Jeden Tag, ja, fast jede Stunde, dreissig ent-setzliche Monate lang, stellten wir uns immer wieder die bange Frage: „Werden wir noch jemals lebend von hier fortkommen? Wann, wann, wann…? […] Was stürmte in diesem Moment alles auf mich ein: Zweifel, Jubel über eine mögliche Befreiung, Angst vor der Falle, die ins Verderben führt, Verantwortung für meine Eltern.“

„Tatsächlich wurde am nächsten Morgen durch einen Tagesbefehl verlautbart, dass ein Transport von 1200 Personen in die Schweiz abgehen werde, an dem Insassen des KZ je nach Nationalität in einem festgelegten Prozentsatz teilnehmen könnten. Melden konnten sich jedoch nur solche, die gewisse Bedingungen erfüllten: Man dürfe nicht zur intellektuellen Prominenz gehören, keine Persönlichkeit von Rang sein, keine Angehörigen besitzen, die aus Theresienstadt nach Osten de-portiert wurden usw. Tatsächlich trafen alle diese Bedingungen auf uns zu.“

„Erst viel später erfuhren wir, wie unsere wunderbare Rettung zustande gekommen war. Die Initia-tive ging vom Schweizer Bundesrat J. M. Musy aus, der bereits im Jahre 1944 mit Himmler in Breslau verhandelt haben soll. Himmler wollte im Austausch für die Freizulassenden Geld und wichtiges Kriegsmaterial erhalten, jedoch gelang es Bundesrat Musy, die Forderung nur mit Geld zu erfüllen. Es handelte sich um einige Millionen Schweizerfranken, die der Verband orthodoxer Rabbiner von Amerika zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt hatte. Ausserdem erreichte Bundesrat Musy, dass wir mit der Eisenbahn in die Schweiz reisen konnten und nicht – wie Himmler es zuerst ver-langt hatte – zu Fuss marschieren mussten.

Auftrag für die Gruppenarbeit:Geht die Zitate zusammen durch und diskutiert über folgende Fragen:

- Welche Informationen über die Ankunft in der Schweiz/ das Hadwig-Schulhaus er- haltet ihr aus den Zitaten? - Was hat euch am meisten überrascht / erstaunt / berührt? - Wie wären eure Gefühle gewesen, wenn ihr das selbst erlebt hättet?

Fasst nun eure Erkenntnisse aus der Diskussion in Stichworten zusammen, so dass ihr diese nachher euren Kameraden schildern könnt.

Fritzi Spitzer - Ankunft in der Schweiz / das Hadwig

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EINZELSCHICKSAL – FREDERICA (FRITZI) SPITZER

MATERIALIEN TEIL VI:

Lies folgende Zitate zuerst still für dich durch.

„Wir fuhren ohne Anhalt weiter in Richtung Schweiz. Eingedenk der Lichter, die wir gestern abend sahen, konnte es nun nicht mehr weit sein. Wir befanden uns in freudigster Erregung, denn wir durften annehmen, dass dies die letzten Augenblicke auf deutschem Boden waren, für uns gleichbedeutend mit den letzten Augenblicken unter dem Nazischrecken, mit ständiger Bedro-hung und Lebensgefahr. Um den Überlinger Seezipfel herum ging es nach Konstanz, wo es noch einen letzten längeren Halt gab. Und als der Zug wieder anfuhr, da war es nur mehr ein Katzen-sprung nach Kreuzlingen! Kreuzlingen, der erste Ort in der Schweiz! Kreuzlingen, das für uns zum Symbol der Befreiung wurde.“„Unterdessen war Leben in die bisher ruhig am Bahnhof [Kreuzlingen] stehenden Menschen ge-kommen. Sie sahen mit lächelnden Gesichtern zu uns herüber, winkten und machten uns Zeichen, die wir nicht verstanden. Jetzt ging mir ein Licht auf: Die Leute waren unseretwegen hierherge-kommen, um uns eine Art Empfang zu bieten. Die Bevölkerung musste also von unserem Eintref-fen erfahren haben. Es war kaum zu glauben, dass uns da wildfremde Menschen empfangen wollten. Und sie lächelten auch noch! Jahrelang, seit Beginn der Naziherrschaft, hatten uns die Menschen böse, gehässig, ja drohend angeblickt, ein Teil wohl auch mitleidig und traurig. Aber angelächelt hat uns nie jemand. Es wurde uns warm ums Herz.“

Zwischen Kreuzlingen und St. Gallen wurde den Flüchtlingen Suppe verteilt: „Heisse, wirkliche Suppe, nach jahrelangen, fast ungeniessbaren, völlig kalten Pulversuppen auf den Kasernenhöfen und noch dazu mit einem Lächeln gereicht: Nein das war zu viel auf einmal, und da war niemand unter uns, der nicht – die Suppenschale in der Hand haltend – geweint hät-te.“„Unterdessen hatten wir auch erfahren, dass unser Reiseziel St. Gallen war. Bald kamen wir an und durften aussteigen. Jeder mit seiner Bettrolle über der Schulter, wurden wir in einen Zug gereiht, der sich durch die Strassen von St. Gallen, vom Bahnhof bis zur Hadwig-Schule, langsam vorwärts-bewegte. Ja, sogar sehr langsam, denn unter den 1200 Personen gab es nur wenige jüngere Menschen, die meisten waren alt und leidend, und manche schleppten sich nur mühsam voran. Passanten, die unser ansichtig wurden, blieben stehen, und bald bildeten sie an beiden Gehstei-gen ein Spalier, durch das wir hindurchschritten, ein düster anmutender Zug von verhungerten, ausgemergelten Gestalten in abgetragenen Kleidern“ „Endlich kamen wir in der Hadwig-Schule, einem modernen, sauberen Gebäude an, wo wir nach Nationalitäten geordnet in die einzelnen Klassenzimmer eingeteilt wurden. Die Räume waren warm geheizt, und auf dem Linoleumboden lagen den Wänden entlang frisches Stroh und dun-kelblaue Decken für unser Nachtlager. […] Es kam uns richtig komfortabel vor. […] Wir hatten noch unsere bei der Abreise von Theresienstadt erhaltenen Brote, was die Schweizer, deren Brotration nicht allzu üppig bemessen war, nicht wenig beeindruckte. Es wurde uns nicht leicht, ihnen klarzu-machen, dass das ein Täuschungsmanöver war.“

Abschluss mit Diskussion – Verlorene Jahre

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EINZELSCHICKSAL – FREDERICA (FRITZI) SPITZER

MATERIALIEN TEIL VI:

Nachwort (zum Vorlesen) aus „Verlorene Jahre“ von Frederica Spitzer

„Nach unserer Abreise ist noch viel Schlimmes passiert. Bis zuletzt kamen Transporte an. Es brach eine Typhus-Epidemie aus. Die letzten Überlebenden des „Todesmarsches“ trafen in einem erbärmlichen Zustand in Theres-ienstadt ein. Es waren Häftlinge einiger Konzentrationslager, die beim Näherrücken der Russen gesammelt wurden und, geschwächt wie sie waren, zu Fuss einige hundert Kilometer marschieren mussten, zuerst auf Schuhen, als diese zerlöchert waren, auf den Strümpfen, dann auf blossen Füssen und zuletzt nur mehr auf den Knochen. Unser Chefarzt Dr. Guttmann war auch dabei. So-bald jemand aus Schwäche umfiel, wurde er an den Strassenrand gezerrt und gleich erschossen. Dr. Guttmann, der in seiner positiven Art den Patienten stets Mut zum Durchhalten gemacht hatte, gelangte mit seinem eisernen Willen tatsächlich zu Fuss bis nach Theresienstadt; nachdem er durch das Festungstor gekommen war, wusste er sich am Ziel, und hatte seine Spannkraft nach-gelassen: Er fiel um und wurde erschossen. Durch unsere frühzeitige Befreiung ist uns vieles erspart geblieben. Nun galt es vor allem, die KZ-Mentalität abzulegen, z.B., dass man bei jeder sich bietenden Gelegenheit versuchte, vom Allgemeingut, das von den Nazis ergänzt wurde, etwas zu schleusen, etwa wenn man in der Verwaltung (Magdeburger Kaserne) etwas zu erledigen hatte, ein Blatt Schreibpapier, eine sehr geschätzte Mangelware. Die völlige Umstellung auf ein normales privates Leben vollzog sich bei meinen Eltern und mir am Anfang nur teilweise, da wir in der Schweiz noch lange in Flüchtlingsla-gern leben mussten. Der bekannte Wiener Psychiater und Begründer der Logotherapie, Dr. Viktor E. Frankl, der noch weitaus Schlimmeres als ich erleben musste, schrieb in seinem Buch „… trotzdem Ja zum Leben sagen“: „Einmal kommt der Tag für jeden der Befreiten, an dem er, rückschauend auf das Ge-samterlebnis des Konzentrationslagers, eine merkwürdige Empfindung hat: Er kann es nun selber nicht verstehen, wie er imstande war, all das durchzustehen, was das Lagerleben von ihm ver-langt hat.“ Und H. G. Adler, der Autor einiger Bücher über Theresienstadt, schrieb: „Aufs höchste bean-sprucht, überbeansprucht, aus dem seelischen Gleichgewicht beständig gerissen und täglich brennend fühlbar am Leben bedroht, konnte nur eine spärliche Minderheit eine fast übermensch-liche Prüfung bestehen.“Keiner ist aus dem KZ so herausgekommen, wie er hineingegangen war. Man brachte körperli-che und seelische Wunden und Narben ins neue Leben mit. Und dennoch: Wenn ich an all das Schreckliche zurückdenke, ist mir immer noch manches Positive daraus geblieben, unter den menschenunwürdigen Umständen, in der permanenten Stresssituation unter grösstem Druck mussten viele von uns Höchstleistungen erbringen. Man wächst innerlich, wird stärker und hat für sein ganzes Leben gelernt, Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden. Und wer, wie ich, die Gnade hatte, menschliche Güte und wahre Kameradschaft, wie sie nur in einer solchen Zwangs-gesellschaft möglich ist, zu erleben, bringt einen echten Erinnerungsschatz mit ins spätere Leben.„

QUELLENVERZEICHNIS

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Quellen Teil 1:

Arbeitsblätter 1:Gross, C. et all. (2009), Schweizer Geschichtsbuch 3. Vom Beginn der Moderne bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, 1.Auflage, 1.Druck, Berlin, Cornelsen

Arbeitsblätter 2, 3a und 3b:Die Arbeitsblätter 1, 2a und 2b sind aus dem vorhandenen Material des Goethe-Insti-tut Italien zusammengetragen und neu abgeschrieben worden. Online unter: http://www.goethe.de/ins/it/tri/pro/anna_frank/08_Arbeitsblaetter_Anna%20Frank_13-16.pdf (02.04.2015).

Abbildung 1:Karte der Konzentrations- und Vernichtungslager. Online unter: http://denktag2002.denk-tag-archiv.de/denktag2002/23_KZ_Buchenwald/Konzentrationslager.html (02.04.2015).

Abbildung 2:Karte der Konzentrations- und Vernichtungslager. Online unter: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/29/WW2-Holocaust-Europe_DE.p (02.04.2014).

Quellen Teil 2:

Arbeitsblatt 4:Der Text stammt von: Lebendiges Museum online. Online unter: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/zweiter-weltkrieg/holocaust/theresienstadt (02.04.2015).

Arbeitsblatt 5:Der Text stammt von: http://denktag2006.denktag-archiv.de/Der-Propagandafilm.698.0.ht-ml (02.04.2015).

Arbeitsblatt 6:Der Text stammt von: http://www.gerechte-der-pflege.net/wiki/index.php/Johanna_Gott-schalk (02.04.2015).

Quellen Teil 3:

Arbeitsblatt 7:Kulturverein Schwarzer Hahn, (o.J.). Online unter: http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/m/musyj.htm (22.01.2015).

Vereinbarung Himmler-Musy. Wikipedia. Online unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Verein-barung_Himmler–Musy (22.01.2015).

Paul Rechsteiner (o.J.). Online unter: http://www.paul-grueninger.ch/pagine/stiftung/wer-war.html (28.03.2015).

Abbildung 3: Online unter: http://www.generationentandem.ch/textbeitrag/kriegsleben/ (28.03.2015).

LITERATURVERZEICHNIS

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Quellen Teil 4:

Ghetto Theresienstadt. Online unter: http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/t/trans-porte.htm (22.03.2015).

Koller, Guido (10.03.2014). Juden gegen Dollars. In: Der Bund. Online unter: http://www.derbund.ch/schweiz/Juden-gegen-Dollars/story/24650895 (22.03.2015).

Neue Zürcher Zeitung (8.2.1945)

Originaldokumente: Jüdisches Museum Prag

Quellen Teil 5:

Film „Europas Frontverschiebungen Animation zeigt Zweiten Weltkrieg im Zeitraffer“. Youtu-be. Online unter: https://www.youtube.com/watch?v=UNGRHA8jQtg (22.03.2015).

Die fünf Texte zur Schulzeit während des Zweiten Weltkrieges stammen aus: Seitz, Markus. Die Rolle des Hadwig Schulhauses während dem Zweiten Weltkrieg. Online unter: https://www.olat.uzh.ch/olat/auth/1%3A1%3A0%3A0%3A0/ (30.03.2015).

Das Hochschulgebäude Hadwig, Ort des Lernens, Lehrens und Forschens; Erwin Stickel; UVK, Fachverlag für Wissenschaft und Studium GmbH, St.Gallen; 1995; ISBN 3908701058, 9783908701057

Flüchtiges Glück - Die Flüchtlinge im Grenzkanton St.Gallen zur Zeit des Nationalsozialis-mus; Jörg Krummenacher; Limmat Verlag; 2005 ; ISBN:978-3-85791-480-5

Bilder des Schulhauses Hadwig: via Staatsarchiv St.Gallen

Arbeitsblatt 10:Hans Richard von Fels. Auszüge aus seinen Tagebüchern 1939 bis 1945; Ernst Ziegler; Uni-versität St. Gallen; 1998; S. 186f.

Schulratsprotokoll aus dem Staatsarchiv St. Gallen

Abbildung 5: Online unter: http://www.ingenieurcenter.ch/stellenangebote/kantone/st_gallen.asp (22.03.2015).

Abbildung 6, 7, 8, 9: Bilder des Schulhauses Hadwig: via Staatsarchiv St.Gallen CH-BAR

Abbildung 10:Online unter: http://www.webquests.ch/chneutralitaet.html?page=105113 (22.03.2015).

LITERATURVERZEICHNIS

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Quellen Material während der Ausstellung:

Fotografien von Walter Scheiwiller

(Leitfragen aus dem Dossier „Umgang mit Bildern im Geschichtsunterricht“ von Peter Gautschi, Lehrmittelverlag Zürich, 2006)

Quellen Einzelschicksal– Fredrica (Fritzi) Spitzer:

Abbildung 11:Quelle: http://www.unhcr.ch/mandat-du-hcr/refugies/artikel/acc13cc442f-f3a2570f67fb102c5160/fritzi-spitzer-1.html?L=1\\\%22\

Buch: Theresienstadt – Aufzeichnungen von Frederica Spitzer und Rutz WeiszBenz, W. (Hrsg.). (1997). Theresienstadt; Aufzeichnungen von Frederica Spitzer und Rutz Weisz - Mit einem Beitrag von Wolfang Benz. Berlin: Metropol Verlag.

Onlin unter: The UN Refugee Agency: http://www.unhcr.ch/mandat-du-hcr/refugies/arti-kel/acc13cc442ffd3a2570f67fb102c5160/fritzi-spitzer-1.html?L=1\\\%22\\(25.03.2015.)

Onlin unter: http://www.amazon.de/Theresienstadt-Aufzeichnungen-Federica-Spitzer/dp/3926893362(25.03.2015.)