Untersuchung über die ätherischen Oele

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mvnitlelst Kaliumeisencymd. 235 litten hat. - Ich habe diesen Gegenstand nicht weiler verfolgt, da weniger die Absicht vorlag , die Zersetzungsproducte des Allantoins zu untersuchen, als den Oxydationsproceh der Harn- saure vermittelst Kali und Kaliumeisencyanid zu studiren. Die Aehnlichkeit dieser durch Zersetzung des Allantoins vermiltelst Alkalien erhaltencn Producte mit der von P el o u z e durch die Zersetzung desselben Korpers vermittelst Sauren er- haltencn Allanlursaure lafst sich nicht verkennen; eine Verglei- chung der analylisclien Resullate war mir nicht miiglich, da in der Abhandlung von P e l o u z e uber diesen Gegenstantl *) nur die Formel, abcr tiicht die Details der Analyse angegeben waren. Unlwsiicltung iiber die atherischen Oele; yon Carl Gerhardt. - Romisch Camiuenol. Uas atherisclic. Oel aus romisohen Camillen (Antheniis nobilis) ist grunlich und besilzt einen angenehrnen Geruch ; es fiingt gegen 160° an zu destilliren, aber der Siedepunct erhoht sich allinihlig auf 180° und selbst i90°, bei welchern Punct er lange Zeit stationar bleibt; uber *is des ganzen Oeles gehen bei dieser Teniperatur iiber. Gegen das Ende erhoht sich die Temperatur his gegen 210O; indessen ist. diese ErhBhung abhangig von der Gegenwart einer harzartigeii Sub- stanz und nicht etwa von einem schwerer fliichtigen Oel, das den letzten Portionen beigemischt ware. Man erkennt im Gegenlheil mit Hiilfe von Kaii, dat die ersten und letzten An- theile des Destillats von romiscli Camillenol dieselbcn Reactionen *) Annates d. Chini. et Phya. 3me scr. I. VI. 70.

Transcript of Untersuchung über die ätherischen Oele

mvnitlelst Kaliumeisencymd. 235

litten hat. - Ich habe diesen Gegenstand nicht weiler verfolgt, da weniger die Absicht vorlag , die Zersetzungsproducte des Allantoins zu untersuchen, als den Oxydationsproceh der Harn- saure vermittelst Kali und Kaliumeisencyanid zu studiren.

Die Aehnlichkeit dieser durch Zersetzung des Allantoins vermiltelst Alkalien erhaltencn Producte mit der von P el o u z e durch die Zersetzung desselben Korpers vermittelst Sauren er- haltencn Allanlursaure lafst sich nicht verkennen; eine Verglei- chung der analylisclien Resullate war mir nicht miiglich, da in der Abhandlung von Pelouze uber diesen Gegenstantl *) nur die Formel, abcr tiicht die Details der Analyse angegeben waren.

Unlwsiicltung iiber die atherischen Oele; yon Carl Gerhardt. -

Romisch Camiuenol. Uas atherisclic. Oel aus romisohen Camillen (Antheniis

nobilis) ist grunlich und besilzt einen angenehrnen Geruch ; es fiingt gegen 160° an zu destilliren, aber der Siedepunct erhoht sich allinihlig auf 180° und selbst i90°, bei welchern Punct er lange Zeit stationar bleibt; uber *is des ganzen Oeles gehen bei dieser Teniperatur iiber. Gegen das Ende erhoht sich die Temperatur his gegen 210O; indessen ist. diese ErhBhung abhangig von der Gegenwart einer harzartigeii Sub- stanz und nicht etwa von einem schwerer fliichtigen Oel, das den letzten Portionen beigemischt ware. Man erkennt im Gegenlheil mit Hiilfe von Kaii, d a t die ersten und letzten An- theile des Destillats von romiscli Camillenol dieselbcn Reactionen

*) Annates d. Chini. et Phya. 3me scr. I. VI. 70.

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zeigcn und folglich aus denselben Stoffen beslehen. Diese haben abcr so nahe an einander liegende Siedepuncte, dafs man sie (lurch Destillation nicht trennen kann.

Ich gebe hier die Analyst! von 3 Porlionen des Destillats, gosamnielt zwischcn 200 und 210".

1. 0,376 Grin. Substanx gaben 1,042 Kohlensiure und 0,358

11. 0,398 Grm. Subslanz gabcn 1,118 Kohlensiure und 0,382

111. 0,3585 Grin. dubslanz gaben 1,000 Kohlcnslure und 0,348

G e r h a r d t , Urrtemuchtmg iiher die

Wasser.

Wasser.

Wasser. Diese Zalilen gcbcn in 100 Thcilci; :

1. 11. 111.

I~ohlenstolF 75,57 76,6i 76,OO

Sauersloff 13,86 12,73 13,22 W'asscrsloff 10,57 i0,M 10,78

100,00 100,00 io0,oo.

Dicsc Zusannn ensetzung scheint eine einzige Substanz anzudeu- ten; aber ich habc spater erkannt, dab das analysirte Oel eine sehr saure Reaction besafs und sich wie die ersten Portionen verhielt, irisofern es init ICali eine gewisse Mcnge von Kohlenwasserstoff gab.

Es ist behannl, das man sich dcs IGdli's haufig mit Vortheil bcdient , uni in den lllicrischen Oclen die Kohlcnwasserstoffe von den saucrstoffhalligcn Bestandlheilen , womit sie verrnengt sind, zu trcnnen ; so honnle icli zuin Bcispiel die Kohlenwasser- sloffc aus dcin I~iinin~eliil und Ilaldriariiil irn Zustande der Rein- lieit tlarstellen. Die sauerslofflialtigen Bcslandlheile dieser iilhe- risclicn Oelc gclicn in Siiuren Ubcr, die sich rnit dcm Kali vcr- ciriigcn und tlcr liohlcn~rassers~of~ cntwickelt sich in rrineni Zuslandc.

Wlsscriges Kdi wirld niclil auf Caniilleniil. Erwlrint man clas Oel gcliridc uiit pulrcrfiirniigein Iialihydrat , so gesteht das Gi~iizc xu ciner gallertar1igen Massc , olriic dab eine Gasent-

iitherischen Oele. 231

wickelung slallfindct ; durcli Hinzufiigen von Wasscr sclieirlcl sich das unveranderle Oel ab. Dieses findet abcr nicht melir stalk, wenn man die gallertarlige Mtase weiter erwarmt , odcr auch wenn man das Camilleniil init ciner alkoholischen Lijsung von Kali er\vlirmt.

In heiden Plllen wirtl dcr sauerslon'hallige Bcslitndlheil zu einer SPure und der l(ohlcn\\,ilsscrsIoff wird frei.

Arig eliknsiiure.

Liifst man dils iilherisclie Oel mil einern Ueherschufs von Kali schrnelzrn , so hliilit sicli dic Masso belriichtlich auf, in Folge einer ~asserstotleiilwiclielung ; xugleich condensirt sicli eine Flussigkeit yon sehr angrnehnicm , citronenartigem Gcruch, welche cinen KohlenwasscrstolT tlarstrlll , arif den ich sugleirh zuruckkoniinc.

1)as Kalisalz stiifst , beirn Ucbersiilligen mit Schwefelsaure, weifse Dampfe, ahnlich wie Bcnzokiiurc, aus, die sich leicht in der Forni schiiner Nadeln verdichlen.

Dieselben kryslallisiren lciclit atis Wasscr und sind leicht schmelzbar ; diefs geschiclit sclion iii liochendein Wasser und die Losung stijfst bciin Sieden scharfe Diiinpfe aus.

0,366 Grin. gcschinolmw S h e gabcn 0,801 Kohlenslure und 0,263 Wasser.

Diese Zahlen slellcn die Zusamniensetzung der AngeMca- suure, welche M e y e r und Z en n e r *) aus der Angelikawurzel erhalten haben, dar.

Sie geben namlich : berechnet gefunden

c,, 6090 59,? Hi3 890 6,O 0, 32,O 32,3

100,o 100,O.

*) Diem Annalen Bd. LV. S. 317.

238 G e rlb a r dt , Unterwchung uber die

Dieselbe Saure ist die Ursache der sauren Reaction des Camilleniils; sie scheint sich durch eine reine und einfache Oxydaiion des sauerstoffhaltigen Bestandtheils zu bilden.

Batdriansaure.

Lifst nian das Cainilleiiiil einige Minulen lang mit ciner alkoholischen Kalilosung kochen , so blcibt der ganze sauersloff- hallige Beslantllheil gelbunden und der Alkohol enlhalt nur oben- erwihnten Kohlenwasserstoff in Liisung. Man enlfcrtit denselbcn sowie den Allcohol durch Deslillation und zerselzt den Riicksl;Ind, naclidem er getrocknet worden, durch Schwefelslure. Dicse scheidet eine darlige Sure ab, die den Geivch und alle Eigcn- schaflen der Baldriansiiure besitzt.

Ich gcbe zwei Versuche, wclche dic Identitat beweisen : I. Eine gewisse Meiige der iilartigen Saure wurde mit kohlen-

saurem Baryt behiindeli; das so erhallene liisliche Barytsalz liryslallisirle bci slarker Concenlration. Es wurde einge- dampft, bei 170--.18ou getrocknct und in schwefelsaurcs Salz verwandelt.

4,115 Grm. gaben 0,773 schwefelsauren Baryt oder 40,5 pC. Barium.

Die Formel des baldriansauren Baryts : Clll HrI 0 . 3 5 BaO

verlangt 40,3 pC. Barium. 11. Eine andere Portion der SHure wurde mit Arnmoniak gcsiit-

ligt und init salpctersaurein Silbcroxyd gcfiilll ; es enlstand cin reichlicher, kasiger Niederschlag, der in der Fliissigkeit allmahlig kryslallinisch wurde. Er wurde mil krllem Wasscr ausgewaschen und bei 1OOO gclrocknet.

Das baldriansaure Silberoxyd : 0,408 Grm. gaban 0,217 Silber oder 51,9 pC.

GO He 0 s r Ago verlanql 51,7 pC. Sillwr.

atherischen Oele. 239

Es ist zu bemerken, dah die mittelst alkohulischcr Kali- Iosung aus Cainillcnol erhallcne Baldrianslure gewiilinlich eine gewisse Menge von Angelikasaure enthiilt, welche in dem Oelo fertig gebildet vorhanden war; aucb mufs man die von dem Kalisalz abgeschiedene Saurc nochiiials reclificiren und Acht haben, dafs die Fliissigkeit kauin siedet. Auf diese Weise bleibt die Angelikasaure in dem Ruckstand und hrystallisirt beini Er- kalten in schiinen Nadeln.

Kohlenwasserstoff.

Wir haben gcsehen, dafs durch Behandlung des atherischen Oels mit Kalihydrat oder alkoholischer Kaliliisung ein Oel frei wird, das von Kali nichl angegriffen wird. Urn dieses Oel voll- kominen trocken zu erhalten, mufs man es uber Kaliuin recti- ficiren, denn Chlorcalcium lost sich darin in geringer Menge auf , indern eine krystallinische Verbindung entstehl, die durch Wasser zersetzt wird.

Irn Falle man alkoholische Kalilosung zur Verseifung des Camilleniils anpewendet hat, setzt man Wasser hinzu, um das fragliche Oel zu trenncn, saltigt die Fliissigkeit mit Chlorcalcium und nimrnt das Oel init der Pipette ah.

In ganz reinem Zustande hat das Oel einen sehr angeneh- men citronenartigen Geruch , \vie das aus Kummelol dargestellte Cymen. Auch liegt der Sicdepunct desselben bei 1150. Indessen sind beide Oele durchaus nicht identisch , wie folgende Analyse zeigt.

0,365 Grm. Subslanz gaben 1,115 Kohlenslure und 0,393 Wasser.

In 100 Theilen : I~ohlcnsloff 81,8 Wasserstofl 11,8.

Das Oel hesitzt deninach die Zusnmmensetzung des Cam- phors; in der That verlangt die Formel :

G" HI6 9

c:2" I20 88,2 ki, 6 16 14,s

136 100,o.

in IOU T h ~ i l n i :

lch hill)C inicll nrrfscrdcni iil)wzcugt, ( Ids rlas Or1 mil rali-

rliender Schwcft:lsiiore heine gqmrlc Verbindung eingrlil, wit. dicfs bei tleiu Cyinc~n iiiit Lcicliligkcit staltfintlet.

Zusantetensetziutg des sauerstoffknlligen Bestandtheils

Es is1 , wic bercits crwiihnl , uiiniiiyliclr, den sauerstolflial- kigcn Beslaiidlheil im Zustande der Rcinheit darxustellen , der durch den Einflufs yon Knli Angelikasiiure und Baldrians#uri8 liefert; selbst im Falle man nur die letzlen Aiilheile des Deslil- lates samrnclt , entliallen sie iirnner Jiohlenwasserstoff. lndessen zeigcn die aiigcfiilirlw Rcactioncn des Kali's auf eiiie positive Weisc die Zusaniuensctzuiig des saucrsloI€halligen Kiirpers an,

wie ich soglcich nachweisen werde. Die Angclikasiiurc und die Baldriansaure cnthaltcn gleiche

Aneahl von Kolilenstolliiquivaleriten : C,, ; erstere Siiure entlidlt 2 Aeq. M'assersloff wcniger als lelzlerc; l e i tler Bildung des baldriarisauren Jitlli's iindct nun lceiric Entwicliclung von Wasscr- stoff statt , wiilircnd bci der Bildung tlcr Aiigelikasiiure W;isscr- sloll'gas frei wird. Hicrnach iiiufs drr sauersto8haltige Besland- theil des Cariiilleniils eiithallen :

denn es ist : Baldriansaures Kali C , , H, 0, + IiO + HO = C , , H, Os + KO Angelikasaures Kali C,, H, 0, + ti0 +HO = C,, H, 0, +KO+ H,.

Ich habe rnich aufserdein vergewisserl , dafs rlas baldrian- saure Kali selbst nicht in angelikasaures Salz uingewandelt wird; ich habe reines baldriansaures Kali mit einem Ueberschuls von Kali bei 300, und nocli etwas daruber geschmolzen (einer wcit

C,, H, o2

atlrerischetr Oele. 241

hoheren Temperatur , als die zur Bildung des angelikasauren Kali’s aus dem Oel nolhwendig ist), ohne dafs irgend eine Gas- entwickelung stattfand.

Aufserdeai tragt. das Vorkommen der freien Angelikasaure in dein Oel zur Unlerslulzung der Formel bei, denn

Angeliltasiiure = C,, H, 0, + 0,. Folgendes ist cine ebenso enlscheidende Thatsache. Der

Kohlenwasserstoff des Oels ist C,, H, oder C,, H,,, die freie Saure desselben enthalt gleichfalls C,, H8; es ist hiernach klar, dafs mail aus atlen Porlionen des Destillats, bei welcher Tem- peratur iminer es ubergegnngen seyn mag, das Verhaltnifs C,, H, durch dic Analyse finden mufs. Nimmt man in der That die drei fruher angegeben Analysen, so findet man dieses Ver- lialtnifs von Kohlenstoff zu Wasserstoff.

Das Mitlel der Analysen giebt : Kohlensloll 76,i : 6 = 12,68 Aeq. Kohlenstoff, Wassersloff 10,6 : 1 = 10,6 ,, Wasserstoff.

Nun ist 12,68 : 10,s = 10 : 8,2 oder hinlanglich nahe = 10 : 8, da die Analysen gewohnlich einen kleinen Verlust an Kohlenstoff und Ueberschufs an Wasserstoff geben.

Ich gebe noch eine andere Analyse, die zu demselben Re- sultate fuhrt; es wurde hierzu ein, von der Behandlung desOels mit geschinolzenem Kalihydrat , erhaltenes Product verwendet, das noch eine geringe Menge von unverwandellem sauerstoff- haltigem Oel enthielt.

0,340 Grm. Substanz gaben 1,071 Kohlensiiure und 0,360 Wasser, oder :

Kohlenstoff 85,88 : 6 = 14,32 Wasserstoff 11,73 : i = ii,73 Sauerstoff 2,39

100,oo. Es is1 nun 14,3i : 11,73 = 10 : 8,2 genau wie in den

Annal. d Chem. u. Pharm. CXVII. Bd. 2. Hef8. i6 vorhergehmden Analysen.

242 G e r h a r d t , lhtersachung iibei* die

Nach allen diesen Thatsachen glaube ich nicht, d a t es moglich ist, an der Genauigkeit der von mir angenommenen Formel zu zweifeln.

Es ist inir einmal bei der Rectificatbn des riimischcn Ca- rnillepiiils, das noch ein wenig Alkohol enthielt , vorgelrommen, dafs die letztcn Antheile des Destillales vollstiinrlig blau warPn; diese Farbe hat sich 8 'rage Iang erhalten, worauF sich die Fliissigkeit vollslandig enlfiirble. Ich weirs nicht , ob das blarie Camillend (Malricaria chamornilla) dieselben Bestaiidlheile ent- halt, wie das riiinische Caniillenol; doch ist es immer merk- wiirdig , dafs B o r n tr a g e r's *) Analysen des ersteren Oeles dasselbe Verhaltnifs C,, Ha geben. Diaser Chemiker hat keine Forinel aus seinen Analysen abgeleilet.

Raulend.

Das iilherische Rauteniil (Rula gravrolens L.) iut vor ei- nigeri Jiihren von \V i II **) analysiri, worden, der es als das Oxyd eines Kohlenwassersloffrs betrdilet und ilim die Formel :

gab, welche 4 Volunien Danipf correspondiren sollte. Ua eine solclie Zusttmmensctzung rnit den von Lauren t

und rriir aufgesle!llen Siitzen iiber die Porrneln der orpanischen Korpcr nichl iiberc.inslieinik, so habe ich einige Versuche iiber diesen Gtpnstand angeslellt. ich halte anfanp die Absiaht, diesen liiirper cincrn volleliiniligen Slutliuin zu unierwerfen, bin aber davon abgeslanden, weil C a ho u rs eine Unlersuchung des- selben Gcgenslandes angekiiritligt hallc.

Das Rauteniil fangt bei 218O an zii sieden; allinahlig aber erhoht sich die Teinperilur bis gegen 236, wo sie fast stalionar bleibl. Das Reclificirte siedet bei 233". Folgendes ist die Analyse der ersten Portionen des Destillats.

C," b s 0 s

*) Diese Annalen Bd. XLIX. S. 243. **I Ebendaselbst Bd. IYXX'V. S. 235.

alherischen Oele. 24 3

0,478 Grm. gaben 1,361 Grrn. KohlensHure und 0,550Grm.

In 100 Theilen : Wasser.

Kohlenstoff 77,65 Wasserstoff 12,80

9,55 Sauerstoff 100,oo. -~

Diese Zahlen driicken ohne Zweifel die Zusammensetzung eines Gemenges aus, denn sie stimmen mit keiner Formel uberein. Brgniigt man sich aber daioit, das letzte Drittel des Destillats aufzafangen, so erhWlt i i m einen vollkommen bestimm- ten Kiirper, wie diet die folgenden Analysen zeigm.

1. 0,431 Grm. gaben 1,212 Grm. Kohlensaure und 0,499 Grm. Wasser.

11. 0,355 Grm. gaben 1,002 Grin. Kohlensaure und 0,411 Grm. Wasser.

In 100 Theilen : I. 11. berechnet

Kohlensloff 76,69 76,95 C,, 76,92 Wasserstofl 12,87 12,85 HZ6 12,84 Sauerstoff 10,44 20,20 0, 10,24

100,oo 100,oo iO0,OO. Hiernach ist der sauerstolfhallige Bestandlheil des Rautenols

mit dem festen Theil des Munzenols isomer, wie icb diefs schon vor langer Zeit *), gesliitzt auf die Versuche von Will, behauptet habe. Der Ueberschufs an Ihlilenstoff, den die Ana- lyse der erslen Portionen des Destillals zeigt, riihrt ohne Zweifel von der Gegenwart einer geringen Menge von Kohlcawasserstoff her, welcher sich in allen iilherischen Oelen M e t .

Aufserdein hat Cahours gefunden, dars in der KZille das Rautenol fest wird und die Analyse der Iiryslalle desselben gab

+) Precis dc. chini. organique. f. [I, p. 153.

46 *

244 G er ha r d 6, Untersuchungen iibsr die

ihm mit den rneinigeii iihercinstimmende Resultate. Derselhe fand die Dampfdichte : 5,83, woraus sich ergicbt, dafs die Forrnel : C,, H,, 0, zwei Volurncn entspriclit.

Verinengt man das Rauteniil init Kalikalk, so vereinigt cs sich damit und beitn Erliilzen des Gemenges iiber den Siede- punkt des Rauleniils, auf 290, Z. B., bemerkt man keine Gas- entwickelung. Der Riicltsland ist gelblic!i ; in Salzsiiure auf- gclost , gielit er- ein, mit ciner grofsen Mcnge unverandertcn Ocles verinenglcs Harz.

Leilet man Rauteniil iiher geschrnolzenes Zinkchloriir , so wird es angegriffen und giebl zulelzt eirteri Iiohlenwasserstoff ; ich kcnne noch niclit ganz beslimnit die Zusamniensetzung dies1.s Productes.

Der folgmdc Versuch hat niir einen dcm Rartleniil isrmeren, viclleittht polymeren Iiohlenwasserstoff grge lm. Ich habe Rau- tcniil in scinetn tlrei - bis vierfaclien Volum gewiihnlichen -41- kollols gelost und einen Ueberscliurs von Salzsauregas durch- gclcilet.

Nachtlom das Gemengc? braun uiid rauchend geworden war, habc icli durch Dcslillalion die fliicliligslcn Subslanzen enlfernt und tlcn Riick-sland niit Wasser vermengt. Es scliied sich hier- bei ein Oel ab, das nildl der Reclificaliw einen lieblichen Geruch ijilch Priiclilrn brsars, dcr von dctrr witlrigen Geruch des Ri~nIcniils ganz vcrsdiictlcn war.

Dcnnocli sicdele tlils Oel bei dcrselben Ternperatur wie diescs, zwisclien 230 und 233”’ von Iiali wurde es niclit ange- grilleti. Es crslarrle nach einigcr Zcil, bei cincr Temperalor, bei dcr das Raulcniil vollliuiniiien fliissig blcibt ; die Iiryslalle schmolzen bei 1 3 O .

L)iesrlben gaben bei der Analyse : 0,403 Grin. Subslanz 1,140 Iiohlensaure und 0,470 Wasser,

oder in i00 Theilen :

liolilenstoff ‘77,iO Wasserstoff 12,95 Sauerstoff 9,95

der

100,oo.

Es sind dieQ ziemlich dieselben Zahlen , welche ich bei Analyse des Raulenols erhallen hahe. Diese Kryslalle losen sich in concentrirter Schwefelsaure

in der lialle leicht auf, indern kaurn eine Firbung eintrilt; er- hitzt man das Geinenge, so enlsteht eine gepaarte Schwefel- siiure, welche ein in Wasscr liisliches Barytsalz liefert. Das Rauleniil giebt niclits der Art.

Die Zusarnrriensetzung des Rautenols entspricht der des Aldehyds dercaprinsaure. Dasselbe giebt ferner mit salpeter- saurem Silberoxyd die den Aldehyden eigene Reaclion : eine wasserige Liisung von salpetersaurem Silberoxyd mirkt kaum auf dasselbe bei der Sietletemperalur, dagegcn wird das salpe- tersaure Sillleroxyd - Ainrnonialc bei dieser Teinperatur rasch reducirt. Das Oel bederkt sich init einein spiegclnden Matitchen und die dainit sich in Ileriihrung befindenden Wande nelimen dasselbe Aussehen an.

Diese Reduclion drs salpetersauren Sillieroxyds liet mich vermuhen , daB das Rauleniil durch andere Oxydaiionsniiitel Ciiprinsiiurc oder eine hoinologe Verbindung gebcn wurdu. Ich niiifs hinzukgen , dafs der erwiihnle , dein Rautend isomere Kiirper diese Reduclionserscheinung nicht zeigt.

Einwirkung der Salpetersirure , Bildiing von Caprinsliure und Pelargonsaure.

SalpetersPure wirkt bei ilirer Sipdeleniperator rascli auf Rautenol ein; am leichleslen erlialt man unter diesen Urnstanden eine iilarlige Saure, welche alle Charactere der von P le f s in den Blaltern von Pelargonium roseum gefundenen Saure besibt,

246

welche auch Red t e n ba c h er *) durch Eiiiwilbng von Sal- petersiure auf Oelsaure darstellte. Ldst man indessen die Con- centration der Salpelersaure wechseln und mafsigt die Ein- wirknng , so kann man auch eine kohlenslofli.eichcrereichwe SPure erhalten , welche Caprinsaure ist. Ca ho urs **I giebt an, eine Silure C,, H,, O4 erhalten zu hahen, der er den Namrn Ru- tinsawe (acide rutique) gegeben. Ich zweifle nicht , dafs es Caprinsiiure ist.

Folgeniles ist das Resullat nieiner Versuche. Ich erwarmte gelinde einen Theil Rauleniil mil, einum Thcil gewiihnlicher Sal- petersaure, die init ihrern gleichzn Volum Wasser vermischt worden war. Anfangs war die Einwirkung ziemlich lebliaft und man mufsle das Feucr wegnehnien ; iiichls desloweniger fuhr die Reaction otlcr Stuntle fort, ohne Anwendung von hufsercr Wlririe ; Ilicrauf lids ich kochen , indein ich zu wiederholkn Blalen das D d iilat zul%c.ligofs, bis ltcine oder fast keine rolhen Darnpfe sich mchr zcigten. lch gofs nun die Fliis- sigkeit ab, wusch mit Wasser ab und behandelle den Riicltstand mit Kalilauge; es schied sich Iiiertlurch eine gewisse BIenge eines nicht sauren Oels, von Pufserst scharfern Geruch ab. Die IZaliliisung wurde mit Schwefelsiiure zersetzt , wodurch eine olarlige SCure frei geinacht wurde ; dieselbe war indussen mil einer harmrligen Subslanz vcriiiengl , welclre alle Salze Firble und sie fast unkrystallisirbar itiachte.

Ich mufste dernnacli die Siiure durch Desiillalion reinigen. Die rectificirte Saure wurde niit kauslischcni Baryt behandelt, niit kallern Wasser abgewasvhen , um tlcm Ueberscliurs wn Baryt zu entfernen und hicraul mil Allioliol gdiocllt. Die fillrirle Losung gestand darauf durch die Iirystallisalion rines Salzes in weifsen, perlmutterglPnzenden Blaltchen , zu einer Massc.

G e v h ur d t , Utitersuchungen Bber die

9 Diesk Annalen Rd. I,IX S. 4. **) These de Chimie, presente a la Facultk des Sciences de Paris 1845

iithmischea Oele. 242

Mehrfach wieclerholte Iirystallisalionen lieferten dasselbe Salz. Bei einer Hiidern Bereilung, Lei der ich auf 1 Theil Oel 1 Theil SPure mit 3 Theilen Wasser angewandt hatle, hattm die letzten Iiryslallisationen genau die Zusainnienselziing der ersten.

I. 1,045 Grin. Salz bei 100° getrodmet gaben 0,455 Grm. kolilensauren Baryt.

11. 1,014 Grm. Salz bei einer andern Krystallisalion gaben 0,446 Grin. kohlensauren Baryt.

111. 0,478 Grm. Salz bei einer dritlen Krystallisalion gaben 0,208 Grm. kolilensauren Baryl.

1V. i,t62 Grin. Salz bei einer andern Bereilung gaben 0,599 Grin. schwefdsauren Baryt.

V. 1,234 Grin. Salz bei einer neuen liryslallisation gaben 0,540 Grin. kohlensauren Baryt.

Diese Bestimniungen geben in 100 Theilen : 1. 11. 111. IV. v.

Barium 30,2 344 30,2 30,2 30,3. Die Resulkate stinimen vollkommen mit der Zusammen-

selzung des pelargonsauren Baryls

iiberein, welcher enthPlt : c,, HI7 Os, BaO

C,, 108 n

HI7 47 A

0 4 32 n

68 30,2 225. -- Bs!

Das vorhergehende Salz wurde in kochendem Wasser ge- lost und Gltrirt, denn es liist sich nichb in grofser Menge auf; iiachdem sich hierauf beim Erkallen der grofste Theil des Sakes abgeschieden halte, wurde die Losung nach dem Zusatz von wenig Watxer zum Kochen erhitzt und rnit salpatersaurcm Sil-

248 G e r h a r d t , Untersuchungen fiber die

beroxyd verselzt. Es enlstand ein sehr volurnin6ser, weifser Niederschlag, der mit lrochendem Wasser gewaschen und bei 160" getrocknet der Analyse unterworfen wurde.

1. 0,526 Grin. Subslanz gaben 0,775 Grin. Kohlensilure und 0,300 Grm. Wasser.

11. 0,560 Grm. Suhstanz gaben 0,229 Grm. Silber.

Oder in 100 Theilen, iihereinstinimend mit der Zusatnmen- setzung des pelargonsauren Silheroxyds :

herechnet gefunden - C,, 108 40,7 40,3

0, 32 12,2 12,4 Ag 408 40,7 40,s

265 100,O 100,o. Eine gewisse Menge dcs pelargonsauren Baryls wurde mit

Schwefelsaure behandelt ; die Pelargonsjiure begab sich in der Form eines farblosen Oels auf -die Oberflache, von schwachem Geruch, der an den der Buttersaure erinnerle. Wahrend der Nachl wurde sie fest (es war im Januar und zieinlich kall] und den folgenden illorgen wieder fliissig, als die Teinperatur dcs Laboratoriums 10° betrug.

Die Pelargonsaure ist in Wasser fast unloslich; indesaen nimmt dieses genug davon auf urn Lackinus zu riilhen. Sie destillirt ohne Veranderung bei hoherer Temperalur.

Vertheilt man sic in Aminoniak und erwarinl gelinde , so entsteht eine gallerlarlige , durclisichtige Masse , welche inan fur Kieselsaure hallen konnle; in der Warioe und auf Zusatz einer griiberen Wassermenge lost sich diese Masse aof und giebt eine milchartige Flussigkeit , wie Seifenwasser ; beiin Er- kalten gesteht die Liisung zu einer Gallerte , iihnlich dein Sliirke- kleister, die in Alkohol leicht loslich ist.

H, 1 17 6,4 694

Cine alliulioiisclie Liisiing dieses pelargonsauren Aiiiiiioiiialis wurde mil einer wasserigen Lobung von salpetersaiirein Kupferoxyd verniischt ; es entstaiid ein griinlich - blauer Nieder- schlag, der in kochendein Alkoliol liislich war. Beini Ver- danipfen der alkoholischen Liisung sieht man, nach Vertreibung des grofsten Tlieils des Alkoliols, olarlige, griingcfiirbte Tropfen enlstehen , die beini ErlidIen f a t werdcn ; iiiit Alli~llol gekoclif, selzt dicser iiiirper beiin Erkallen Itrystalliiiische, griinlich-blaue Kiiriier von pelargonsaurciii Iiupferox ytl ih.

0,559 Grin. des bei 1000 gelrockneten Salzes gabon 0,112 Grrn. Iiupferoxyd cnlsprechend 19,3 pC. iiiipfer.

Hiernach scheint das pelargonsaure Iiupferoxyd , wie seine homologen Verbindungen, hei 100° Kryslallwasser zuriickzuhalten ; wenigstens stininit die vorherychende Analyse rnit der Forrriel

C,, H,, 0,, CuO + B aq.

uberein , welche 19,2 pC. IiupTcr verlangt.

Die vorhergehendcn Versuclie selzen die Bildung der Pe- largonsaure bei der Oxydaliori des Ranleiids aufser Zweifel. Da indessen lelztcres C,, enlhiilt, so ist es klar, daTs die Pe- largonsaure nicht das uniniltelbare Product dieser Oxydalion ist. Ich habe in der That bei zwei Bereitungen ein Barylsalz er- hallen, das in .4lkohul weniger leicht loslicli (? d.R.1 war, als der pelargonsaure Baryt ; es blieb irnmer nach der Kryslallisalion dieses letzleren zuruck.

0,852 Grm. dieses weniger loslichen Salzes gaben 0,435 Grin. schwefelsauren' Baryt , entsprechend 28,2 pC. Barium.

Diese Menge slimmt genau mil der Zusammensetzung des caprinsauren Baryts

Go HI, O,, BaO

uberein , wolcher 28,4 pC. Barium enthalt.

250 G e r h ar d t , Uutersuchungen fiber die atlieriucl~eir Ode.

Die aus dieseni Salz niit Schwefelsiiure abgeschiedene 61- artige Saure besafs einen Bockgeruch. Ich habe meine Ver- suche in Hinsicht auf diesen Korper nicht weiter fortgesetzt, da die Versuche von C a ho u r s zu demselben Resullale fuhrten ; aber man sielit auch aus den meinigen, dafs die Oxydation des Raulenols rlurch Salpetersaure sich nicht imtner blot auf cinen einfachen Eintritt von Sauerstoff beschrankt. Ich habe selbst bei einer Operation ein noch weit loslicheres Barytsalz erhallcrt, als das pelargonsaure ist , welclies offenbar eiiie kohlenstoff- iirtnere, hoinologe Siiure entbielt.

Schlufs.

Folgendes sind die, durch die angegebenen Versuche nach- gewiesenen Thatsachen.

1) Das rotnische Camillenol ist ein Gemenge eines Koh- lenwassersloffes, Ct0 H,,, aus der Klasse der Camphene und eines sauerstoflhalligcn Oels, Clo H, 0,, der den Aldehyd der Angelikasaure darstellt.

2) Dieses Ietztere verwandelt sich beim Schmelzen mit Kalihydrat in Angelikasaure, sowie durch die Einwirkung von alkoholischer Kaliliisung in Baldriansiiure.

3) Das Rautenol besteht zum grohlen Theil aus einein sauerslotl’halligen Oel, das sich wie der Aldehyd der Caprinsaure verhalt.

Durch Salpelersaure verwandelt es sich entweder direct in Caprinslure , oder in kohlenstollarmere, hoinologe Saute, wiler denen Pelargonsaure am reichlichsten vorhanden ist.

(Annal. de Chim. et de Phys. 3me ser. T. XXIV.1