Untersuchung zur Pharmakokinetik des Stoffes ... · Narkotika, Stimulantien, Diuretika oder...
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Aus dem
Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie
der Tierärztlichen Hochschule Hannover
Untersuchung zur Pharmakokinetik des Stoffes Tetrahydrogestrinon hinsichtlich der Dopingrelevanz beim Pferd
INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades eines
Doktor der Veterinärmedizin (Dr. med. vet.)
durch die Tierärztliche Hochschule Hannover
Vorgelegt von
Markus Gerlach
aus Duisburg
Hannover 2005
Wissenschaftliche Betreuung:
1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. M. Kietzmann
Univ.-Prof. Dr. M. Kietzmann
2. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. E. Deegen
Tag der mündlichen Prüfung: 23. November 2005
Tanja & meiner Familie
in Liebe und Dankbarkeit
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abb. Abbildung APCI Atmospheric Pressure Chemical Ionisation AUC Area under the curve b1 Geschwindigkeitskonstante der Elimination C Konzentration Cl Clearance Cmax(gem) maximale gemessene Plasmakonzentration DIR Direktorium für Vollblutzucht und Rennen EHSLC European Horserace Scientific Liason Committee EPC effektive Plasmakonzentration FEI Fédération Équestre International FN Fédération National, Deutsche Reiterliche Vereinigung
e. V., Warendorf g Gramm h Stunde HPLC Hochleistungsflüssigkeitschromatographie HQC High Quality Control Standard HVT Hauptverband für Traber-Zucht und -Rennen e.V. HWZ Halbwertszeit i. m. intramuskulär ISTD interner Standard i.v. intravenös kg Kilogramm KM Körpermasse l Liter ln natürlicher Logarithmus LOD Limit of detection LOQ Limit of quantification LPO Leistungsprüfungsordnung der FN LQC Lower Quality Control Standard µg Mikrogramm µl Mikroliter m Meter max. maximal mg Milligramm
min Minute ml Milliliter mm Millimeter mmol Millimol MM Molekülmasse MQC Midrange Quality Control Standard MRT Mean Residence Time, mittlere Verweildauer MS Massenspektrometrie m/z Quotient aus Masse und Ladung ng Nanogramm p. a. post applikationem PK/PD pharmakokinetisch/pharmakodynamisch QC Qualitätskontrolle R2 Regressionskoeffizient RE relativer Fehler, relative Abweichung RO Rennordnung des DIR S Standardabweichung SIM single ion monitoring t Zeit Tab. Tabelle tmax(gem) Zeitpunkt der max. gemessenen Plasmakonzentration
1 EINLEITUNG 1
2 LITERATURÜBERSICHT 2
2.1 Doping 2
2.1.1 Definition und Geschichtliches 2
2.1.2 Doping im Pferdesport 2
2.1.2.1 Bestimmungen der Pferdesportverbände 4
2.1.2.2 Leistungsprüfungsordnung LPO 4
2.1.2.3 Direktorium für Vollblutzucht und Rennen e. V. [DVR] 6
2.1.2.4 HVT Traberverband 6
2.1.3 Statistische Daten zu Dopingkontrollen in BRD 7
2.2 Steroidhormone 7
2.3 Anabolika 8
2.4 „Designersteroide“ 9
2.4.1 Jüngere Geschichte 9
2.4.2 THG 11
2.4.2.1 Struktur 11
2.4.2.2 Herstellung 12
2.4.2.3 Wirkung THG 13
2.5 Pharmakokinetische Grundprinzipien 15
2.6 Analytik 20
2.6.1 High Pressure Liquid Chromatography (HPLC) 20
3 MATERIAL UND METHODE 24
3.1 Versuchsplanung 24
3.2 Versuchstiere 24
3.3 Vorbereitung des Versuches Versuchsdurchführung 26
3.3.1 Substanz und Dosierung 26
3.3.2 Applikation 27
3.3.3 Abnahme und Verarbeitung der Proben 27
3.4 Analytik 30
3.4.1 Methodenentwicklung 30
3.4.1.1 Standardlösungen und Chemikalien 30
3.4.1.2 Aufarbeitung der Plasmaproben 32
3.4.1.3 Aufarbeitung der Urinproben 33
3.4.1.4 HPLC/MS/MS 36
3.4.2 Validierung 37
3.4.2.1 Selektivität und Spezifität 37
3.4.2.2 Linearität 38
3.4.2.3 Nachweisgrenze (Limit of Detection = LOD) 38
3.4.2.4 Wiederfindung 39
3.4.2.5 Richtigkeit der Methode 39
3.4.2.6 Präzision 40
3.4.2.7 Stabilität 40
3.5 Pharmakokinetische Auswertung 41
4 ERGEBNISSE 42
4.1 Massenspektrometrische Bestimmung 42
4.1.1 THG 42
4.1.2 Gestrinon
4.2 Ergebnisse Validierung 43
4.2.1 Selektivität 43
4.2.2 Linearität 45
4.2.3 Nachweisgrenze (Limit of Detection = LOD) 46
4.2.4 Wiederfindung 47
4.2.5 Richtigkeit der Methode 47
4.2.6 Präzision 49
4.2.7 Stabilität 50
4.3 Ergebnisse zur Überprüfung der Urinaufarbeitung 52
4.4 Ergebnisse Variation Aufarbeitung 52
4.5 Ergebnisse Hauptversuch 53
4.5.1 Plasma 53
4.5.2 Pharmakokinetik von THG im Plasma 55
4.5.3 Urin 57
5 DISKUSSION 59
5.1 Eignung der Aufarbeitungs- und HPLC/MS/MS-Methode für den Nachweis von Tetrahydrogestrinon in Plasma und Urin 60
5.2 Pharmakokinetik von THG 60
5.3 Bewertung der Ergebnisse 62
6 ZUSAMMENFASSUNG 64
7 SUMMARY 66
8 LITERATURVERZEICHNIS 68
9 ANHANG 76
1 Einleitung
- 1 -
1 EINLEITUNG
Doping ist ein Gebiet mit vielen Facetten. Aufgrund des komplexen Themas gibt es
viele Ansätze Doping zu definieren und zu klassifizieren. So regeln die
verschiedenen Sportverbände und auch Pferdesportverbände in ihren
Dopingbestimmungen, was unter den Bereich des Dopings fällt. Hier unterstreicht der
Umfang dieser Reglementarien die Komplexität der Thematik. Zusammenfassend
enthalten sie aber alle eine Grundaussage. Doping ist ethisch verwerflich und
rechtlich verboten. Als Dopingfall wird die nachgewiesene Anwendung von
Substanzen, die auf der Dopingliste stehen oder verwandte Substanzen definiert.
Ausgenommen sind einige wenige Therapeutika, für die Grenzwerte bestehen oder
ausgenommen sind.
Verschiedene Studien beschäftigten sich damit, den Wissensstand über
Ausscheidungszeiten und Nachweiszeiten von zugelassenem Arzneimittel zu
verbessern, Analysemethoden zu verfeinern oder Standards für Analysen
festzulegen.
Mit Tetrahydrogestrinon (THG) wurde eine Substanz gezielt für Dopingzwecke
hergestellt, die keine Zulassung als Therapeutikum hat und auch nie als solches
zugelassen werden sollte. Es war ein Ziel, einen Stoff zu synthetisieren, der in
Dopingnachweisverfahren schwer detektierbar ist. Mit Tetrahydrogestrinon wurde
das erste Designersteroid (THEWIS, 2005) entwickelt. Es wurden an Gestrinon vier
Wasserstoffatome angehängt und damit die Masse so verändert, dass ein Nachweis
mit bekannten Verfahren nicht mehr möglich war.
Ziel dieser Arbeit ist es, eine geeignete Nachweismethode für THG in den
Pferdematrices Plasma und Urin zu entwickeln und klinisch zu unterprüfen.
Literaturübersicht
- 2 -
1 LITERATURÜBERSICHT
1.1 Doping
1.1.1 Definition und Geschichtliches
Unter Doping versteht man nach UNGEMACH und NÜRNBERGER (1999), die
Verabreichung von Substanzen an Mensch und Tier mit dem Ziel einer
Beeinflussung der natürlichen und aktuellen Leistungsfähigkeit bei sportlichen
Wettkämpfen.
Der sprachliche Ursprung des Wortes „Doping“ stammt aus dem Niederländischen,
wo das Verb „doopen“ eintauchen, tauchen bedeutet (DEBACKERE, 1989). Über die
Kolonien der Niederländer gelangte der Begriff nach Südafrika und bezeichnete dort
einen hochprozentigen, dickflüssigen Likör (Dop), der von den Bantus in Südostafrika
als Stimulans bei religiösen Feierlichkeiten getrunken wurde (BERSCHNEIDER u.
RICHTER, 1980). Erst später wurde der Begriff auf andere stimulierende Getränke
ausgedehnt (PROKOP, 1965). In den amerikanischen Sprachgebrauch
übergegangen, beschrieb „to dope“ später das trickreiche Betäuben und
anschließende Ausrauben von Reisenden (BERSCHNEIDER u. RICHTER, 1980). Im
Jahre 1899 stand der Begriff des Doping erstmals in einem englischen Wörterbuch,
womit ein Gemisch aus Opium und Narkotika zur Verabreichung an Pferde
bezeichnet wurde (HERMLE, 1996). Damit hatte sich das Wort Doping im
internationalen Sprachgebrauch als Begriff für die missbräuchliche Einnahme von
Mitteln zur Leistungssteigerung durchgesetzt.
1.1.2 Doping im Pferdesport
Schon in der Antike war der Gebrauch von leistungssteigernden Mitteln bekannt. Aus
dem alten Rom ist bekannt, dass eine als „Hydromel“ bezeichnete wässrige
Honiglösung zur Verbesserung der Geschwindigkeit und Ausdauer bei Rennpferden
verabreicht wurde (MORGAN, 1957), was mit der Todesstrafe geahndet wurde.
Literaturübersicht
- 3 -
UNGEMACH (1985) beschreibt, dass schon 1881 in Preußen alkoholische Lösungen
an „feige“ Pferde verabreicht wurden. Erste Dopingkontrollen ordnete der
Australische Jockey Klub 1910 an. Die ersten Dopingreglementierungen wurden am
14. Juni 1666 in England verabschiedet. In dieser ersten „Anti-Doping-Bestimmung“
wurde die Anwendung anregender Stoffe bei Pferden verboten, wobei diese aber
nicht näher definiert wurden (CROISIER, 1948). Erst im 20. Jahrhundert wurde die
Bekämpfung von Doping stärker vorangetrieben, da die Wirkstoffanzahl
pharmakologischer Mittel stark zunahmen und somit auch die Möglichkeit zu dopen.
Dies machte eine Entwicklung geeigneter Analysemethoden unabdingbar
(UNGEMACH u. NÜRNBERGER, 1999).
Wie das Beispiel oben darlegt, wurden Pferden schon Mittel verabreicht, bevor sich
Menschen Dopingsubstanzen zu eigen machten. Aber auch in jüngerer
Vergangenheit bis heute ist Doping im Pferdesport ein internationales Problem. So
legte 1977 die internationale Konferenz der westlichen Pferdesportverbände in Rom
allgemein fest, dass alle Substanzen äußeren Ursprunges, auch wenn sie im Pferd
natürlicherweise vorkommen können, verboten sind, wenn sie zu den in einer
Dopingliste veröffentlichten unerlaubten Mitteln zu rechnen sind (UNGEMACH,
1985).
Auf einem Kongress in Kentucky 1994 wurden dann spezifische Fragestellungen zur
Analytik von Dopingproben im Bereich des Pferdesports diskutiert und speziell die
Zusammenarbeit aller Pferdesportverbände gefordert. Die Internationale Reiterliche
Vereinigung (FEI) stellt dabei einen internationalen Pferdesportverband dar, dem mit
Deutschland 111 Nationen angeschlossen sind (DÜE, 1998). So wird ausgeführt,
dass es „der Sinn aller FEI-Wettkämpfe ist, die Talente von Pferden und Reitern im
Vergleich unter gleichen Bedingungen und auf der Grundlage ihrer Fähigkeiten
durchzuführen. Der Gebrauch von verbotenen Substanzen kann die Leistung
beeinflussen oder ein vorliegendes Gesundheitsproblem überdecken und zusätzlich
das Ergebnis eines Wettkampfes verfälschen. Daher ist die Liste der verbotenen
Substanzen so zusammengesetzt worden, dass sie alle Kategorien
pharmakologischer Wirksamkeit umfasst“. Als verbotene Substanzen gelten die
Substanz selbst, aber auch Verwandte der Substanz. Damit ist praktisch jede
Anwendung von Arzneimitteln im Zusammenhang mit der Teilnahme am Wettkampf
nicht statthaft, unabhängig davon, ob dadurch eine Leistungsbeeinflussung möglich
ist oder nicht (KLAUS u. HAPKE, 1994). TOBIN et al. (1985) wiesen nach, dass
Literaturübersicht
- 4 -
durch Dopingkontrollen und Sanktionierung ein deutlicher Rückgang der positiven
Dopingfälle verzeichnet werden kann.
1.1.2.1 Bestimmungen der Pferdesportverbände
Die Dopingbestimmungen im Pferdesport dienen vor allem dazu, dem Tier bzw. dem
Tierschutz zu dienen. Grundlage hierfür ist § 3 des Tierschutzgesetzes. Die
Dopingreglementarien im Humanbereich basieren hingegen auf dem
Arzneimittelgesetz (AMG §6).
In Deutschland wird die Verabreichung von Substanzen über die
Leistungsprüfungsordnungen der drei großen deutschen Pferdesportverbände,
Deutsche Reiterliche Vereinigung e. V. [FN], Direktorium für Vollblutzucht und
Rennen e. V. [DVR] und Hauptverband für Traber-Zucht und -Rennen e. V. [HVT]
geregelt. Besonders seitens der FN wird eine möglichst große Übereinstimmung mit
den Bestimmungen der FEI angestrebt, aber auch DVR und HVT stimmen
hinsichtlich des generellen Verbots jeglicher körperfremder Substanzen mit der FN
überein. Nachfolgend werden Ausschnitte aus den Dopingbestimmungen der
einzelnen deutschen Pferdesportverbände dargestellt.
1.1.2.2 Leistungsprüfungsordnung LPO
Die entsprechenden Bestimmungen finden sich in der LPO der Deutschen
Reiterlichen Vereinigung e. V. (Stand 2004) im Abschnitt A VIII, §§ 66 – 67a.
So verbietet § 66 die Teilnahme von Pferden und Ponys nach zum Beispiel
Neurektomie, lokaler Schmerzausschaltung, implantiertem Tracheotubus oder
sonstigen Eingriffen beziehungsweise Manipulationen, die zur Beeinflussung der
Leistung, Leistungsfähigkeit oder Leistungsbereitschaft geeignet sind.
In § 67 werden Medikationskontrollen, Verfassungsprüfungen und Pferdekontrollen in
Prüfungen geregelt, wobei sich detaillierte Anweisungen zu deren Ablauf in den
Literaturübersicht
- 5 -
angehängten Durchführungsbestimmungen finden. Ebenfalls in den
Durchführungsbestimmungen geregelt ist die Ahndung bei Nachweis einer gemäß
§ 67a LPO verbotenen Substanz. Positiv getestete Teilnehmer werden disqualifiziert
und der Verstoß nach den Bestimmungen der Rechtsordnung der LPO geahndet.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Tat als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz
der zuständigen Behörde zu melden.
§ 67a enthält die Liste der kontrollierten Substanzgruppen. Dabei wird zwischen
„Punkt 1 Dopingsubstanzen“ und „Punkt 2 Verbotene Arzneimittel“ unterschieden,
sowie unter Punkt 3 die Ausnahmen hiervon geregelt.
Hierbei werden Dopingsubstanzen als Substanzen bezeichnet, die geeignet sind, die
Leistung eines Pferdes/Ponys im Wettkampf zu beeinflussen. Dabei werden nicht
einzelne Arzneimittel, sondern Stoffgruppen wie zum Beispiel Sedativa und
Narkotika, Stimulantien, Diuretika oder Anabolika aufgeführt. Lediglich für einzelne
Substanzen, die auch körpereigen vorkommen, wie z.B. Testosteron, Nandrolon,
Theobromin und Cortisol gelten Grenzwerte.
Auch die verbotenen Arzneimittel sind nicht einzeln, sondern als Stoffgruppen
reglementiert. Hierbei handelt es sich um Substanzen, die zwar als Arzneimittel
eingesetzt werden, jedoch im Wettkampf verboten sind (zum Beispiel solche mit
Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System, auf das Atmungssystem, auf die Haut,
gegen Infektionserreger). Auch hier gelten für wenige Mittel, wie Salizylsäure, Arsen,
Dimethylsulfoxyd und verfügbares CO2 Grenzwerte.
Ausnahmen von oben genannten Bestimmungen bilden Substanzen zur Pflege und
Vorbeugung wie zum Beispiel Impfstoffe, die bis spätestens 14 Tage vor der Prüfung
appliziert werden, oder Insektenschutzmittel.
1.1.2.3 Direktorium für Vollblutzucht und Rennen e. V. [DVR]
Die entsprechenden Bestimmungen finden sich im Abschnitt XIV der Rennordnung
(RO) des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen (Stand Januar 2002) unter
Unerlaubte Mittel / Doping. Die Punkte 529 bis 561 regeln das allgemeine Verbot
der Anwendung unerlaubter Mittel, definieren Gruppen erlaubter und unerlaubter
Literaturübersicht
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Mittel, Substanzen mit Grenzwerten, sowie die Entnahme, Vorbereitung und
Auswertung von Dopingproben. Im Unterschied zur LPO behält sich das Direktorium
vor, Kontrollen nicht nur während Prüfungen durchzuführen, sondern auch
Trainingsproben entnehmen zu lassen.
1.1.2.4 HVT Traberverband
Die Dopingbestimmungen dieses Pferdesportverbandes werden im Teil B II § 93 und
den Durchführungsbestimmungen zur Feststellung und Verhinderung von Doping
geregelt. Entsprechend der oben genannten Rennordnung darf ein Pferd von Beginn
bis zum Ende des Rennens keine gemäß der Dopingliste verbotenen Substanzen in
seinen Geweben, Körperflüssigkeiten oder Ausscheidungen aufweisen.
Entgegen der LPO oder RO werden keine Grenzwerte (Grenzwerte siehe Punkt
2.1.7.1) für einzelne Mittel angegeben, so dass jeglicher Nachweis verbotener Stoffe
positiv berichtet wird. In den Durchführungsbestimmungen finden sich die Dopingliste
mit Verboten von Substanzen beziehungsweise Stoffgruppen (Diuretika, Herz-
Kreislaufwirksame Mittel, Substanzen, die auf das zentrale oder periphere
Nervensystem wirken usw.) und detaillierten Bestimmungen zur Entnahme, dem
Versand und Auswertung von Proben.
Allen drei Pferdesportverbänden ist in der Reglementierung des Dopings gemein,
dass hauptsächlich Stoffgruppen auf den Verbotslisten aufgeführt werden. Eine
Auflistung einzelner Stoffe oder sogar Warennamen wäre bei der Vielfalt der zur
Verfügung stehenden Medikamente nicht möglich und könnte niemals vollständig
sein.
1.1.3 Statistische Daten zu Dopingkontrollen in BRD
Seit Anfang der 1970er Jahre werden systematische Dopingkontrollen der großen
deutschen Pferdesportverbände durchgeführt. Die Auswahl der Pferde, von denen
Urin oder Blut auf das Vorhandensein verbotener Substanzen untersucht wird, erfolgt
nach dem Zufallsprinzip und aufgrund von Verdachtsfällen. Medikationskontrollen
führt der Galopp-, Trab-, Reit- und Fahrsport in Deutschland durch, wobei die FN
etwa 1000 Proben zur Untersuchung an Laboratorien sendet. Der Hauptanteil der
Literaturübersicht
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Proben wird im Institut für Biochemie der deutschen Sporthochschule Köln analysiert.
Eine Übersicht über die Jahre 2000 bis 2004 gibt die nachfolgende Tabelle 1.
Jahr Anzahl der Proben Positiv getestete Proben (Anzahl)
Positiv getestete Proben (%)
2000 1718 36 2,01
2001 1635 16 0,98
2002 1526 22 1,44
2003 1241 11 0,88
2004 1601 21 1,31 Tabelle 1: Untersuchte Pferdeproben in den Jahren 2000 bis 2004 der Sporthochschule Köln
1.2 Steroidhormone
Zu den Steroidhormonen zählen die Glucocorticoide, Mineralocorticoide und die
Sexualhormone. Steroidhormone haben alle die gleiche Grundstruktur. Basis ist ein
trans verknüpftes Sterangerüst. Die Synthese erfolgt aus Cholesterin. Die für die
Arbeit interessante Gruppe sind die Sexualhormone. Eine Einteilung der
Sexualhormone erfolgt in drei Klassen. Die männlichen Sexualhormone werden als
Androgene, die weiblichen als Gestagene und Östrogene bezeichnet.
Estrogene sind Abkömmlinge des C18- Grundgerüst Estran und besitzen einen
aromatischen A-Ring. Die körpereigenen Estrogene sind Estradiol, Estron und
Estriol. Sie werden in den Granulosazellen der Ovarfollikel, in der Plazenta, in den
Nebennierenrinden und in den Hoden gebildet. Sie können aber auch durch
Aromatisierung von Androgenen im Fettgewebe entstehen. Bei Verabreichung rufen
sie beim weiblichen Tier Brunstsymptome hervor. Östrogen wirksame Stoffe gibt es
auch pflanzlichen Ursprungs: die Phytoöstrogene. Sie haben auch die Östrogene
Wirkung inne.
Gestagene, das natürliche Progesteron und synthetische Derivate, teilen sich, ihrer
chemischen Struktur nach in zwei Gruppen ein. Die Struktur von C21-Gestagenen,
die sich vom Progesteron ableiten, und die Gestagene, die sich von 19-Nor-
Testosteron ableiten. Sie sind für die Implantation und Entwicklung des Embryos
Literaturübersicht
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verantwortlich. Die Bildung findet speziesabhängig im Corpus luteum und in der
Plazenta statt. Ihre Wirkung beruht hauptsächlich in dem Zusammenwirken mit
Östrogenen.
Bei den Androgenen ist Testosteron das wichtigste im Körper gebildete Hormon. Es
ist ein C19-Steroid und stammt zum überwiegendem Teil aus den Leydig´schen
Zwischenzellen des Hoden. Den Rest produziert die Nebennierenrinde. Weitere im
Organismus produzierte Androgene sind Androstendion und Dehydroepiandrosteron.
Sie sind etwa 5 - 10-fach geringer wirksam wie Testosteron. Die Wirkungen sind wie
folgt zusammenzufassen: Entwicklung und Funktion der männlichen
Geschlechtsorgane, Regulation der Spermienproduktion, Förderung des
Eiweißaufbaus und Hemmung der Gonadotropinfreisetzung (LÖSCHER, 2002).
1.3 Anabolika
Anabolika im engeren Sinne sind synthetische Abkömmlinge der Androgene, die eine
stärkere anabole Wirkung als androgene Wirkung hat. Sie leiten sich zum größten
Teil vom 19-Nor-Testosteron ab, aber auch andere Modifikationen des
Steroidgerüstes führen zu Hormonen mit anabolen Effekten. Im weiteren Sinne
zählen auch die körpereigene Stoffe, wie vor allem Testosteron dazu
(SCHÄNZER,1997). Eine entscheidende Frage bei dem Einsatz dieser Stoffe ist die
Wirksamkeit. Hierfür hat sich der Herschberg-Test durchgesetzt. Hierbei erfolgt die
biologische Überprüfung von Androgenen und Anabolika an infantilen, kastrierten
männlichen Ratten. Es werden die Massenzunahmen von Samenblase, Prostata und
musculus levator ani überprüft. Als Ausdruck der androgenen Komponente gilt die
Zunahme von Samenblase und Prostata, als Maß für die Anabolität die
Massenzunahme des musculus levator ani.
Nebenwirkungen von Anabolika treten hauptsächlich bei längerfristiger Einnahme
auf. Eine Veränderung des Blutbildes und des Blutdruckes kann jedoch schon bei
einmaliger Einnahme festgestellt werden. Bei einigen Präparaten kommt es zu
Herzrhythmusstörungen, starkem Schwitzen und Muskelzittern. Nach längerfristigem
Konsum von Sterioden kann es zu einer psychischen und physischen Abhängigkeit
kommen. Es können starke Stimmungsschwankungen, aggressive Tendenzen,
Depressionen und psychotische Phasen auftreten. Zu den Langzeitfolgen zählen
Schilddrüsenüberfunktion, Hautverunreinigungen, Veränderung des Skelett- und
Literaturübersicht
- 9 -
Bewegungsapparates und Wasseransammlung in Geweben. Bei einer längerfristigen
Einnahme erhöht sich das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Die orale Einnahme
von Steroiden kann zu schweren Leberschädigungen führen. Weiter haben sie einen
starken Einfluss auf die Sexualität und die Geschlechtsmerkmale. So führt die
Einnahme von anabolen Sterioden beim Mann zu einer gestörten
Spermienproduktion, zu einer Atrophie der Hoden bis hin zur Unfruchtbarkeit. Bei
Frauen können anabole Steroide eine Veränderung des Menstruationszyklus, eine
Vergrößerung der Klitoris, starker Körperbehaarung und Bartwuchs, als auch einer
tiefen Stimme führen (DUCHAINE, 1989).
1.4 „Designersteroide“
1.4.1 Jüngere Geschichte
Neben der langen Geschichte des Dopings, ist auch der Missbrauch von
Steroidhormonen seit einiger Zeit bekannt. Seit den 60er Jahren wurde diese
Handhabung vom Internationalen Olympischen Komitee beobachtet, konnte aber erst
1974 verboten werden, da bis zu diesem Zeitpunkt kein ausreichend sicheres
Verfahren zum Nachweis zur Verfügung stand. Ab diesem Zeitpunkt war die
Anwendung von exogenen anabolen Steroiden verboten. Erste Kontrollen erfolgten
bei Wettkämpfen ab 1976 (SCHÄNZER, 1997). Die frühen Nachweismethoden für
exogene Steroide erfolgte in zwei Schritten. Dem Screening mittels
Radioimmunoassay und der Bestätigung mittels Gaschromatographie/
Massenspektrometrie. Dies erfolgte für die weit verbreiteten Steroide Nandrolon und
Methandienon. Erst nach 1980 wurde auch das Screening mittels
Gaschromatographie/ Massenspektrometrie durchgeführt, was es ermöglichte eine
große Anzahl an androgen anabolen Steroiden zu überprüfen, wie Medikamente, die
keine Zulassung im Humanbereich hatten, wie z.B. Boldenon. Boldenon ist ein
synthetisches Anabolikum, das in den USA zur Rindermast zugelassen ist. Der
Nachweis endogener Steroide, wie Testosteron und seiner Prohormone, erwies sich
als deutlich schwerer, da hier neben der eindeutigen Identifizierung, eine
Unterscheidung zwischen Körpersynthese und äußerlich zugeführt erfolgen musste.
Hierfür wurde seit 1983 die Überprüfung von dem Verhältnis von Testosteron zu
Literaturübersicht
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Epitestosteron eingeführt. Ab einem Verhältnis von über 6:1 wurde eine weitere
Untersuchung zum Kohlenstoffisotopenverhältnis durchgeführt. Die Bestimmung
erfolgte per Kohlenstoffisotopen-Verhältnismassen-Spektrometrie. Das C13/C12
Isotopenverhältnis von äußerlich zugeführtem Testosteron unterscheidet sich
deutlich von dem körpereigenem Testosteron und dessen Metaboliten. Das liegt
daran, dass sie zum Teil aus pflanzlichen Vorläufern isoliert und verändert werden
(SCHÄNZER, 1997).
Die Entwicklung ab den 60er Jahren zeigt eine Entwicklung ganz deutlich: den
Wettlauf zwischen Doping und dessen Nachweis.
So wurden zwei Proben im August 2001 und März 2002 von Frauen kontrolliert und
im nachhinein positiv auf Norbolethon getestet. Bei Norbolethon handelt es sich um
ein 19-Nor-Steroid, dessen Synthese 1966 beschrieben wurde (BUZBY,1966).
Norbolethon wurde vor 30 Jahren in Studien bei Kleingewachsenen und
Untergewichtigen getestet (GREENBLATT,1964) und zeigte im Tierversuch eine
deutlich höhere anabole als androgene Wirkung. Aufgrund seiner Nebenwirkungen
wurde Norbolethon nie vermarktet und geriet in Vergessenheit. Ob ein Einsatz dieser
Substanz schon früher stattfand, ist nicht zu beweisen.
Am 1. Januar 2004 trat die neue Verbotsliste der World Anti Doping Association
(WADA) in Kraft. Hier werden zwei Substanzgruppen aufgeführt: die androgen
anabolen Steroide und andere anabole Wirkstoffe; worunter z.B. bestimmte
β-Mimetika fallen. Die Gruppe der anabolen Steroide wird in endogene und exogene
Steroide unterteilt. Es werden weiter Prohormone, die im Körper teilweise zu
anabolen Steroiden umgewandelt werden verboten.
1.4.2 THG
Bis zum Auffinden des sogenannten Designersteroides Tetrahydrogestrinon (THG)
war kein missbräuchlich eingesetztes Steroid bekannt, das nicht von Pharmafirmen
zum therapeutischen Einsatz entwickelt wurde. Ziel war es von Victor Conte ein
anabol wirksames Steroid zu entwickeln, das bei den Dopingkontrollen nicht auffällt.
Entwickler und Hersteller war das Balco Laboratorium in der Bay Area in Californien.
Literaturübersicht
- 11 -
Verantwortlich hierfür zeigte sich Victor Conte, wie die Neue Züricher Zeitung 2003
berichtete.
1.4.2.1 Struktur
Bei Tetrahydrogestrinon handelt es sich um ein C21-Steroid. Es handelt sich um eine
Substanz, die enge Verwandtschaft zu den Stoffen Trenbolon, Altrenogest und
Gestrinon zeigt. Sie basieren auf einem Sterangerüst.
Gestrinon THG
Altrenogest Trenbolon
Abbildung 1: Strukturformeln der Stoffe THG, Gestrinon, Altrenogest und Trenbolon
O
C CH
OHCH3CH2
O
OHCH3CH2
CH2 CH3
O
CH2CH
OH
CH2CH3
O
OHCH3
Literaturübersicht
- 12 -
1.4.2.2 Herstellung
Ausgangsmaterial für die Herstellung von Tetrahydrogestrinon ist Gestrinon.
Gestrinon hat unter dem Handelsnamen Nemestran eine Zulassung in der Schweiz
zur Endometriosebehandlung der Frau. Gestrinon ist ein 19-Nor-Steroid und wurde
ursprünglich zur oralen Empfangnisverhütung hergestellt. Es wirkt androgen,
antiöstrogen und antigestagen. Eine anabole Wirkung wird vermutet. Das
internationale Olympische Komitee hat Gestrinon deshalb auf die Liste der
verbotenen Substanzen gesetzt.
Tetrahydrogestrinon unterscheidet sich von Gestrinon um 4 Wasserstoffatome.
Diese werden unter Verwendung eines geeigneteten Katalysators an die
Ethinylgruppe an C17-Position des Steriodes addiert (CATLIN, 2004).
Abbildung 2: Herstellung von THG aus Gestrinon mit Strukturformeln
Literaturübersicht
- 13 -
1.4.2.3 Wirkung THG
Die Wirkung von THG ist in zwei verschiedenen Systemen kontrolliert worden. Eine
Australische Arbeitsgruppe hat die Wirkung von THG an einer Hefezelllinie überprüft
(DEATH et al, 2004). Hierfür bauten sie in eine Hefezelllinie Androgen-, Progesteron-
und Östrogenrezeptoren ein und überprüften die Bindung und Wirkung von THG.
THG musste hierfür eine Bindung mit einem Rezeptor eingehen und eine
Galaktosidaseaktivität induzieren, die eine Zuckerreaktion hervorruft. Diese
Zuckerreaktion wird in Form einer Verfärbung sichtbar, was beweisend für die
Bindung und Wirkung von THG ist. Die Wirkung von THG wurde mit den Stoffen
Nandrolon, Gestrinon und Trenbolon verglichen. Hier stellte sich THG als die
wirksamste Substanz im Vergleich heraus. THG zeigte in dieser Studie auch Aktivität
am Progesteron-Rezeptor. Diese Aktivität übertraf neben der Wirkung Gestrinon und
Trenbolon, sogar die des Progesterons. Zusammenfassend ist zu sagen, dass THG
in dieser Studie ein hochpotenter androgen und gestagen wirksamer Stoff ist. Es hat
keine Wirkung auf den Östrogenrezeptor gezeigt. Weiter war THG kein Antagonist zu
einem anderen Sexualsteroid. Bei keinem der Steriode wurde eine Zelltoxizität in der
Hefezellkultur beobachtet. Nach Einschätzung der Autoren muss THG in seiner
biologischen Wirkung mit denen des Gestrinons verglichen werden (DEATH et al,
2004). Zu den zu erwartenden Nebenwirkungen sollen beim Mann reduzierte
Spermiogenese, Hodenatrophie und Unfruchtbarkeit zählen. Bei der Frau seien
Vermännlichung, Stimmbruch und Zyklusstörungen zu erwarten.
LABRIE et al (2004) hat die Wirkung von THG am lebenden Organismus getestet.
Überprüft werden sollte in dieser Studie die Rezeptoraffinität, die Genregulation und
die anabole Wirkung. Für diese Studie wurden 11-12 Wochen alte männliche Mäuse
genommen und kastriert. Mäuse wurden für diese Studie gewählt, da sie nach
WATERSON (2002) in ihrem androgen genetischen Profil zu 99% dem menschlichen
Organismus entsprechen. Jede Gruppe hatte eine Größe von 10 Tieren. Sieben
Tage nach der Kastration wurden die Gruppen mit 0,1 mg oder 0,5 mg
Dihydrotestosteron bzw. THG pro Tier sub cutan behandelt. Die Mäuse wurden
anschließend unter Isoflurannarkose euthanasiert. Von den euthanasierten Tieren
wurden die Prostata, die Samenblase, sowie die M. gastrocnemius and M. levator ani
gewonnen.
Literaturübersicht
- 14 -
Bei der Rezeptoraffinität zeigte THG eine die stärksten Bindungseigenschaften an
den Androgenrezeptor. Die relative Bindungsfähigkeit von Dihydrotestosteron,
Testosteron und Methyltrienolon gegenüber THG betrugen 72, 58 bzw. 7 %.
Weiter wurde die Wirkung von THG und Dihydrotestosteron auf den M. levator ani als
androgen-sensiblen Muskel (BOISSONNEAULT, 1989) überprüft, der nach
EISENBERG (1950) als Muskelindikator für eine anabol-androgene Aktivität von
Steroiden gilt. Hier zeigten sich THG und Dihydrotestosteron gleich wirksam. Bei der
kastrierten Kontrollgruppe ging das Muskelgewicht um 26% zurück, wobei die
Ursprungsmasse bei der Gabe beider Substanzen unverändert blieb.
LABRIE et al. stellte als die eindruckvollste anabole Aktivität von THG heraus, dass
das Genexpressionsmuster, welches THG hervorruft, nahezu identisch dem des
Dihydrotestosteron ist. Dies war bei dem m. levator ani, dem m. gastrocnemius und
der Prostata über den gesamten Verlauf der Untersuchung der Fall.
1.5 Pharmakokinetische Grundprinzipien
Unter Pharmakokinetik versteht man die Lehre von der quantitativen
Auseinandersetzung zwischen Organismus und Pharmakon (GLADTKE u. von
HATTINGBERG, 1977). Als Teilgebiet der Pharmakologie befasst sie sich mit der
Wirkung des Organismus auf den Arzneistoff. Dabei wird die Konzentration einer
Substanz im Körper von den Faktoren Aufnahme, Verteilung, Metabolisierung und
Ausscheidung in Abhängigkeit von der Zeit beeinflusst (KOCH u. RITSCHEL, 1986).
Das Merkwort „LADME“ (siehe Abbildung 4) macht den Weg eines Arzneistoffes im
Organismus deutlich (KOCH u. RITSCHEL, 1986):
Invasion (Anfluten) Liberation (Freisetzung)
Absorption (Resorption)
Distribution (Verteilung)
Elimination (Abfluten) Metabolismus (Biotransformation)
Exkretion (Ausscheidung)
Abbildung 4: LADME – Das „Dogma der Pharmazie“ nach KOCH und RITSCHEL (1986)
Literaturübersicht
- 15 -
Danach lässt sich der Verlauf einer Arzneimittelkonzentrationskurve in die Invasion
und die Elimination einteilen. Die Anflutung des Arzneimittels beginnt mit der
Liberation, also der Freigabe des Wirkstoffes aus seiner galenischen Arzneiform und
Verteilung im resorptiven Kompartment. Es folgt die Aufnahme des Wirkstoffes durch
biologische Membranen in die Blutbahn oder die Resorption. Im Falle der
intravenösen Applikation entfällt dieser Schritt, da bereits der gesamte Stoff im Blut
vorliegt und verfügbar ist. Die Geschwindigkeit, mit der die Substanz im Blut
erscheint, hängt lediglich von der Applikationsgeschwindigkeit ab. Daher kann der
Vorgang der Resorption bei intravenöser Applikation aus den pharmakokinetischen
Berechnungen ausgeklammert werden (GLADTKE u. von HATTINGBERG, 1977). Im
Fall einer nicht intravasalen Applikation hängt die Resorption von der Liberations-
geschwindigkeit, der Applikationsform und -ort, den physikalisch-chemischen
Eigenschaften und der Stoffkonzentration am Applikationsort ab (KOCH u.
RITSCHEL, 1986). Auch die Distribution, also die weitere Verteilung der Substanz in
den Körperflüssigkeiten, wird von den substanzspezifischen Eigenschaften bestimmt.
Dazu gehören zum Beispiel die Molekülgröße, die Lipidlöslichkeit, der pH-Wert oder
die Bindung an Plasmaproteine. Nur der freie, ungebundene Teil des Wirkstoffes
kann bis zum Rezeptor und damit dem Ort seiner Wirkung permeieren, während der
an Plasmaproteine oder andere Blutbestandteile gebundene Anteil im Blutplasma
fixiert ist. Die Plasmaproteinbindung ist zwar reversibel, kann jedoch die Aktivität
eines Arzneistoffes deutlich beeinflussen. Weiterhin kann auch eine Bindung an
Gewebsproteine stattfinden. Eine Anreicherung im Fettgewebe ist ebenfalls möglich.
Diese Ablagerung ist ebenfalls temporär, kann sich aber verzögernd auf die
Ausscheidung, beziehungsweise verlängernd auf die Arzneimittelwirkung auswirken,
weil der Wirkstoff nicht durch die Ausscheidungsorgane filtriert werden kann. Der
Metabolisierung unterliegt ein großer Teil chemischen Verbindungen im Körper.
Schon beim Durchtritt durch die Darmschleimhaut und beim ersten Durchgang durch
die Leber werden viele Arzneistoffe in ihrer Struktur verändert und büßen ihre
Wirksamkeit teilweise oder völlig ein (englisch: first-pass-Effekt). Gleichzeitig stellt die
Metabolisierung die Vorbereitung des Pharmakons auf die Exkretion dar. Dabei
werden zum Beispiel aus lipophilen Substanzen gut wasserlösliche gebildet, um eine
bessere Ausscheidung über die Nieren (mit dem Urin) oder die Galle (mit den
Faeces) zu erreichen. Die Exkretion über Sekrete wie Speichel, Milch oder Schweiß,
Literaturübersicht
- 16 -
sowie die Ausatmungsluft, spielt zumeist nur eine untergeordnete Rolle bei der
Beseitigung eines Pharmakons aus dem Körper. Metabolisierung und Exkretion
werden unter dem Begriff der Elimination zusammengefasst, weil beide Vorgänge
Voraussetzung für die endgültige Entfernung von Arzneistoffen und Metaboliten aus
dem Körper sind (KOCH u. RITSCHEL, 1986).
Die Vorgänge der Invasion und der Elimination verlaufen nebeneinander. Der
zeitliche Verlauf der Konzentration eines Wirkstoffes, der durch die oben genannten
komplexen Verteilungs- und Eliminationsvorgänge im Körper beeinflusst wird, lässt
sich mathematisch unter Annahme sogenannter Kompartimente (imaginäre
Verteilungsräume) beschreiben (DYKE u. SAMS, 1994). Als Kompartimente
bezeichnet man Räume, die kinetisch einheitlich sind, wie zum Beispiel den Magen-
Darm-Trakt, das Blut oder bestimmte Gewebe (DOST, 1968). Es werden
verschiedene Kompartiment-Modelle für die pharmakokinetischen Berechnungen
beschrieben.
Beim Ein-Kompartiment-Modell wird der gesamte Organismus als einheitlicher
Verteilungsraum angesehen. Dabei stehen alle Organe und Gewebe mit dem
Blutkreislauf in direktem Gleichgewicht. Die Verteilung des Wirkstoffes in einem
solchen System erfolgt in einer vernachlässigbaren Zeit und die Ausscheidung folgt
einer Kinetik 1. Ordnung (GLADTKE u. von HATTINGBERG, 1977). Das bedeutet,
das konzentrationsabhängig pro Zeiteinheit ein konstanter prozentualer Anteil der
Stoffmenge transportiert wird (exponentieller Verlauf der Konzentrations-Zeit-Kurve).
Aus der Steigung der Geraden, nach logorhythmischer Transformation sind die
Eliminations-konstanten und die Halbwertszeit zu ermitteln.
Mehr-Kompartiment-Systeme stellen die Vorgänge im Körper anhand von
mindestens zwei Verteilungsräumen dar. Für viele Wirkstoffe ist das Zwei-Kompartiment-System für die Beschreibung der Kinetik am besten geeignet
(BAGGOT, 1978). Dabei verteilt sich der Wirkstoff zuerst in einem zentralen
Kompartiment, womit in der Regel das Plasma oder aufgrund ihrer starken Perfusion
mit dem Blut in Gleichgewicht stehende Gewebe wie Lunge, Leber oder Nieren
gemeint sind (BAGGOT, 1978). Von dort diffundiert das Arzneimittel in periphere
Räume, wie zum Beispiel Haut, Unterhaut, Muskulatur und Fettgewebe (KLOTZ,
1988). Da jedoch die Ausscheidung der Stoffe ausschließlich über das zentrale
Kompartiment stattfindet, erfolgt zeitgleich auch ein Austausch zurück von
peripherem zu zentralem Kompartiment. Stofftransporte in, aus und zwischen den
Literaturübersicht
- 17 -
verschiedenen Kompartimenten werden durch Geschwindigkeitskonstanten
beschrieben. Die Konzentrations-Zeit-Kurve eines Zwei-Kompartiment-Modells zeigt
in halblogarithmischer Darstellung einen biexponentiellen Verlauf. In der initialen
Verteilungsphase fällt die Konzentration im zentralen Kompartiment schnell ab und
geht nach Erreichen des Gleichgewichts in eine lineare Eliminationsphase über, die
durch einen flacheren Verlauf gekennzeichnet ist (DERENDORF et al., 2002).
Nach welchem Modell die Berechnung der pharmakokinetischen Parameter erfolgt,
hängt von den Messwerten ab. Zeigen diese in halblogarithmischer Darstellung über
einen genügend langen Zeitraum einen monoexponentiellen Verlauf, so ist das Ein-
Kompartiment-Modell anzuwenden. Ist der Verlauf jedoch biexponentiell, findet das
Zwei-Kompartiment-Modell Anwendung. Dabei sollten mindestens drei bis vier
Messpunkte pro Kurvenanteil vorhanden sein (KLOTZ, 1984).
Pharmakokinetische Parameter beschreiben den zeitlichen Verlauf eines
Arzneimittels im Organismus. Im Folgenden werden einige Parameter genauer
beschrieben, die im Zuge dieser Arbeit bestimmt wurden.
Die Clearance (Cl) ist ein hypothetisches Volumen der Kreislaufflüssigkeit, welches
pro Zeiteinheit durch die Funktion eines beziehungsweise aller Ausscheidungs-
organe von einem Arzneistoff befreit wird. Die totale Clearance ist also ein Maß für
die Eliminationsleistung des Organismus. Sie setzt sich Additiv aus den
Ausscheidungsraten der einzelnen beteiligten Organe zusammen (SAMS, 1992).
Solange keine Sättigung der Prozesse der Elimination vorliegt, verhält sich die
Clearance dosisunabhängig.
Als Halbwertszeit (HWZ) wird die Zeit bezeichnet, nach der die Konzentration um
die Hälfte ihres ursprünglichen Wertes abgenommen hat (DERENDORF et al., 2002).
Sie wird aus der Geschwindigkeitskonstanten, z.B. der Eliminationskonstanten
errechnet und ist für jeden Stoff charakteristisch, unabhängig von der verabreichten
Dosis. Sie ist ein wichtiger Parameter zur Berechnung von Dosierungsintervallen und
der Berechnung der Ausscheidungszeit. Im allgemeinen werden etwa 4
Halbwertszeiten benötigt, um einen Stoff zu etwa 94% aus dem Organismus
eliminiert zu haben (KAMERLING und OWENS, 1994).
Das Verteilungsvolumen (Vd) beschreibt als fiktive Größe das Flüssigkeitsvolumen,
das erforderlich wäre, um die gesamte im Körper befindliche Arzneistoffmenge in
gleicher Konzentration zu lösen, in der sie im Blut vorliegt. BAGGOT (1978)
Literaturübersicht
- 18 -
beschreibt das Verteilungsvolumen als einen pharmakokinetischen Term, der dazu
genutzt wird, die Dosis zu berechnen, die benötigt wird, um eine gewünschte
Plasmakonzentration zu erhalten. Es ist ein Maß für die Gewebegängigkeit eines
Arzneimittels. Die ist bei intravenöser Gabe initial gering, da sich die gesamte
Arzneimittelmenge in der Blutbahn befindet. Mit anschließender Verteilung in die
Körpergewebe vergrößert sich das Verteilungsvolumen. Wenn es dem Volumen des
Gesamtkörperwasser entspricht, heißt das, dass die Substanz intra- und extrazellulär
verteilt ist. SAMS (1996) stellte fest, dass Arzneimittel, die eine hohe
Plasmaproteinbindung eingehen, ein geringes Verteilungsvolumen haben.
Unter der Bioverfügbarkeit versteht man das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit
der der therapeutisch wirksame Bestandteil eines Arzneimittels in den systemischen
Kreislauf gelangt (DERENDORF et al., 2002). Diese beträgt bei intravasaler
Applikation 100 %, während nach zum Beispiel oraler Applikation die
Bioverfügbarkeit vermindert ist, da durch Darm- und Leberpassage nur noch ein Teil
der Dosis zur Verfügung steht (FICHTL et al., 2001). Zur Berechnung der
Bioverfügbarkeit wird die Fläche unter der Plasmakonzentrationskurve (AUC)
herangezogen. Zusammen sind die Bioverfügbarkeit, die maximale Konzentration
(Cmax) und der Zeitpunkt der maximalen Konzentration (tmax) bedeutende Größen, um
die Bioäquivalenz einer Arzneiform zu bestimmen.
1.6 Analytik
1.6.1 High Pressure Liquid Chromatography (HPLC)
Als Chromatographie bezeichnet man eine Stofftrennung durch Verteilung zwischen
einer ruhenden (stationären) Phase und einer sich bewegenden (mobilen) Phase, die
nicht miteinander mischbar sind. Die Hochdruck-Flüssigkeitschromatographie ist eine
besonders schnelle und leistungsfähige Chromatographiemethode und trennt
innerhalb von Minuten einen umfassenden Bereich von Stoffgruppen (SCHWEDT,
1986). Dazu gehören stark polare und ionische Substanzen, Substanzen mit hoher
Molmasse sowie thermisch instabile und leicht zersetzliche Substanzen (UNGER et
al., 1995).
Es gibt verschiede Arten nach der die Flüssigkeitschromatographie arbeitet. Nach
dem Prinzip der Adsorptionschromatographie funktioniert die klassische Säulen-
Literaturübersicht
- 19 -
oder Dünnschichtchromatographie. Als stationäre Phase dient hier ein relativ polares
Material mit hoher spezifischer Oberfläche, meist Kieselgel oder ähnliches. Die
mobile Phase ist relativ apolar, z.B. Pentan. Die Trennung erfolgt durch
unterschiedliche Adsorbtion der verschiedenen Molekülsorten im Gemisch an der
stationären Phase. Polare Stoffe werden hierbei später eluiert als apolare. Bei der
Umkehrphasenchromatographie ist das Prinzip genau ungekehrt. Die stationäre
Phase ist sehr apolar und die mobile Phase ist polar, wie z.B. Wasser. Ein polares
Lösungsmittel eluiert hier langsamer. Bei der Chromatographie an chemisch
gebundene Phasen ist die stationäre Phase kovalent an das Trägermaterial
gebunden. Durch die geeignete Wahl der Reaktionspartner lässt sich eine Vielzahl
von stationären Phasen herstellen. Die oben genannte
Umkehrphasenchromatographie ist der wichtigste Spezialfall der Chromatographie
an chemisch gebundene Phasen.
Bei der Ionenaustauschchromatographie enthält die stationäre Phase eine
ionische Gruppe. Diese tritt mit den Probenmolekülen in Wechselwirkung. Diese
Methode ist z.B. für die Trennung von Stoffwechselprodukten und Aminosäuren
geeignet. Für die Trennung von Ionen starker Säuren und Basen wurde die
Ionenchromatographie entwickelt. Sie ist ein Spezialfall der
Ionenaustauschchromatographie. Eine weitere Form ist die Gelchromatographie.
Man unterteilt sie in Gelpermeationschromatographie, geeignet für organische
Lösungsmittel, und Gelfiltrationschromatographie für wässrige Lösungen. Diese Form
der Chromatographie trennt die Substanzen nach Molekülmasse. Die größten
Moleküle werden am schnellsten eluiert. Die Affinitätschromatographie basiert auf
einer hochspezifischen biochemischen Wechselwirkung. Die Bindung kommt hier zu
Stande, wenn räumliche und ladungsmäßige Voraussetzungen erfüllt sind. Dies ist
bei einer Antigen-Antikörperreation der Fall.
Jede HPLC-Apparatur besteht aus einer Serie von Bausteinen, die miteinander
gekoppelt sind. Ein sogenanntes chromatographisches System enthält folgende
Bausteine:
Die stationäre Phase wird von einer sogenannten „Säule“, als langgestrecktes
Trennbrett in einem Rohr gebildet. Das Innere der Trennsäule wird aus einem
stabilen und dichten Verband aus kleinen, porösen Teilchen gebildet (Säulenbett),
was eine große Oberfläche und hohe Druckstabilität garantiert (UNGER et al., 1995).
Die Trennsäule ist charakteristisch durch ihre Länge, ihren Innendurchmesser und
Literaturübersicht
- 20 -
durch den mittleren Teilchendurchmesser des Packungsmaterials. Sie besteht aus
einem Probenaufgabeteil, durch den auch die Zufuhr der mobilen Phase erfolgt, der
chromatographischen Trennstrecke und dem Säulenende, das in den Detektor
übergeht. Die Trennung der einzelnen Substanzen ist aufgrund ihrer
unterschiedlichen Polaritäten mit unterschiedlichen Sorptions- und Desorptions-
vorgängen auf der Säule möglich.
Die mobile Phase entspricht einem Lösungsmittelgemisch. Es wird infolge der
Schwerkraft oder mittels einer Pumpe unter Überdruck aus dem Fließmittelreservoir
in die Säule eingebracht. Möchte man ein Substanzgemisch mit verschiedenen
polaren Substanzen trennen, so verwendet man zur Trennung die Gradientenelution.
Bei dieser Arbeitsweise wird die Fließmittelstärke kontinuierlich erhöht und damit die
Empfindlichkeit der Detektion im hinteren Teil der Zeitachse erhöht (siehe Punkt
3.3.3.1).
Die Pumpe dient der Erzeugung eines konstanten und regelbaren Flusses des
Lösungsmittels. Für analytische Säulen werden Volumina von 0,5 bis 5 ml/min
angegeben.
Die Dosiervorrichtung oder das Einspritzsystem gibt reproduzierbar ein im Volumen
wählbares, definiertes Aliquot des zu trennenden Gemisches (Probe) aus dem
Probenröhrchen direkt in den Strom der mobilen Phase. So gelangen Probe und
Lösungsmittel über das Probenaufgabeende in die thermostatierte Säule und werden
durch sie hindurch geleitet (SCHWEDT, 1986).
Das Detektionssystem schließt sich der Säule direkt an und macht das
chromatographische Konzentrationsprofil sichtbar (SCHWEDT, 1986). Dabei ist das
Signal proportional zur Menge der Substanz und wird in Abhängigkeit zur Zeit in
Form eines Peaks aufgezeichnet. Das Chromatogramm zeigt die Retentionszeit der
Substanz sowie Höhe und Fläche des Peaks an. Die Retentionszeit entspricht der
Zeitspanne von der Injektion bis zum Durchbruch des Maximums des Peaks. Über
den Vergleich der Fläche der Substanz zur Fläche des internen Standards kann auf
die Konzentration der Probe geschlossen werden (MASSMANN, 2004).
In der vorliegenden Studie wurde das HPLC-System direkt mit einem Tandem-Massenspektrometer als Detektionssystem gekoppelt. Es ist sensibler und
spezifischer als alle anderen flüssigkeitschromatographischen Detektoren und dient
der Darstellung und Identifizierung von Substanzen. Die substanzspezifischen
Fragmentierungsmuster lassen Rückschlüsse auf die Strukturformeln der zu
Literaturübersicht
- 21 -
identifizierenden Substanzen zu, denn unter gleichbleibenden Bedingungen zerfällt
ein Molekül immer in die gleichen Fragmente. Das Massenspektrometer erzeugt
nach der Trennung der Substanzen im Flüssigkeitschromatographen einen Strahl
gasförmiger Ionen. Hierfür werden die Substanzmoleküle unter atmosphärischem
Druck in für die Substanz charakteristische Ionen zerlegt und von den Molekülen des
Lösungsmittels getrennt. Die in der Zeiteinheit gebildeten Mengen an Ionen
bezeichnet man als Ionenströme, die Summe der Ionenströme als Gesamt-
ionenstrom (BUDZIKIEWICZ, 1998).
In dieser Studie wurde als Ionisationsverfahren die chemische Ionisation unter
atmosphärischem Druck (APCI, Atmospheric Pressure Chemical Ionisation)
verwendet. Dabei wird der aus der HPLC-Säule austretende flüssige Eluent bei einer
Temperatur von 350 bis 550°C in einer evakuierten Verdampfungskammer vernebelt.
An einer Glühkathode werden die gasförmigen Teilchen ionisiert und dem
Massenspektrometer zugeleitet. In dem verwendeten Triple-Quadrupole-
Massenspektrometer werden die Ionen dreimal hintereinander mittels
Beschleunigung im elektrischen Feld nach Masse und Ladung getrennt und durch
Kollision mit Stickstoffmolekülen in typische Fragmente zersprengt. Andere Ionen
werden aus dem Feld hinaus in die Umgebung abgeleitet, was eine Aufreinigung und
Konzentration der gesuchten Ionen bedeutet. Diese werden schließlich durch einen
Kollektorspalt in einen Detektor geleitet und dort entladen. Die Ströme führen zur
Aufzeichnung des Massenspektrums (BUDZIKIEWICZ, 1998). Dabei gibt das
Massenspektrum alle Ionen eines Substanzgemisches, das „single ion monitoring“
(SIM) hingegen nur das ausgewählte Spektrum eines Ions an.
Die Analytik erfolgte in der vorliegenden Studie mittels Hochdruck-Flüssigkeits-
chromatographie in Kombination mit einem Tandem-Massenspektrometer-System.
Material und Methode
- 22 -
2 MATERIAL UND METHODE
2.1 Versuchsplanung
Zur Untersuchung der Eliminationskinetik von Tetrahydrogestrinon (THG) im
Pferdeblut und -urin wurde die Substanz einmalig in einer Dosis von 0,025 µg/kg KM
oral appliziert. Die Dosis ist angelehnt an die therapeutische Dosis von Gestrinon,.
Die Studie teilte sich in einen Vorversuch und in einen Hauptversuch. Im Vorversuch
erfolgte an Blut- und Urinproben eines Pferdes die Entwicklung und Validierung der
Analysemethode. Im Hauptversuch wurde THG 10 Pferden appliziert. Während der
Dauer der Versuche wurden den Pferden in festgelegten Zeitabständen Blutproben
entnommen. Ebenfalls zeitlich kontrolliert wurde Spontanurin aufgefangen.
Die Plasma– und Urinproben wurden im Institut für Biochemie der Deutschen
Sporthochschule Köln aufgearbeitet. Mittels High-Performance-Liquid-
Chromatography/Tandem Mass Spectrometry (HPLC/MS/MS) wurden sie
labortechnisch untersucht und die Ergebnisse pharmakokinetischen Berechnungen
unterzogen.
2.2 Versuchstiere
Für die Versuche wurde eine Gruppe von 10 Wallachen im Alter von 5 bis 9 Jahren
verwendet. Es handelte sich dabei um 8 Warmblutpferde und 2 Vollblüter. Ihr
mittleres Gewicht betrug 591 kg. Pferd 2 wurde sowohl im Vorversuch als auch im
Hauptversuch eingesetzt, wobei zwischen diesen Versuchen ein zeitlicher Abstand
von 4 Monaten lag. Rasse, Alter und Gewicht der einzelnen Tiere sind in Tabelle 2
zusammengefasst.
Material und Methode
- 23 -
Pferd Rasse Gewicht (kg) Alter (Jahre)
1 Warmblut
586 9
2 Warmblut
614 9
3 Warmblut
670 9
4 Vollblut
449 5
5 Warmblut
568 9
6 Warmblut
630 9
7 Warmblut
568 9
8 Warmblut
620 9
9 Warmblut
638 9
10 Vollblut
564 9
Tabelle 2: Rasse, Alter und Gewicht der Versuchstiere
Die Pferde waren im Institut für Tierzucht der Forschungsanstalt für Landwirtschaft
(FAL) in Mariensee in einem festen Herdenverband untergebracht. Die Gruppe
wurde in einem Laufstall auf Stroh mit unbegrenztem Zugang auf ein Paddock sowie
täglichem Weidegang gehalten. Morgens bekamen alle Tiere Hafer und Mineralfutter
in Einzelfressständen. Die Menge der Ration richtete sich nach dem Ernährungs- und
Trainingszustand des einzelnen Tieres. Tagsüber hatten alle Pferde ad libitum
Zugang zu Grassilage und Wasser.
Alle Tiere waren entwurmt und gegen Tetanus, Equines Herpesvirus und Influenza
geimpft. Vor Versuchsbeginn wurden die Pferde einer klinischen
Allgemeinuntersuchung unterzogen. Zusätzlich wurden der Ernährungszustand, das
Temperament und der klinische Gesamteindruck beurteilt. Alle Tiere waren klinisch
unauffällig. Um zu gewährleisten, dass es nicht zu Wechselwirkungen mit anderen
Medikamenten kommt, wurde sichergestellt, dass den Tieren ab 4 Wochen vor
Studienbeginn keine Medikamente mehr verabreicht worden waren.
Material und Methode
- 24 -
2.3 Vorbereitung des Versuches
Im Zuge der Vorbereitung auf die Studie wurden alle Pferde darauf konditioniert, kurz
nach dem Betreten des mit Stroh eingestreuten Laufstalles Spontanurin abzusetzen.
Dabei macht man sich das Phänomen zunutze, dass Pferde meist spontan „stallen“,
sobald sie sich in mit Stroh eingestreuten Boxen befinden. Um dieses Verhalten zu
verstärken, wurden die Tiere zuerst über mehrere Stunden ausgesperrt, dann in den
Laufstall gelassen und für das Absetzen von Urin mit Futter belohnt. Im Laufe der
Konditionierung konnten die Tiere so trainiert werden, dass ein Urinabsatz zeitgenau
standfinden kann. Vor Beginn der Versuche wurde das Gewicht der Tiere mittels
einer Zurich Tru-Test AG 500 Viehwaage (Messbereich bis 2000 kg) ermittelt. Nach
der klinischen Allgemeinuntersuchung wurden den Pferden eine Braunüle MT®
(Braun, Melsungen) in die linke oder rechte Vena jugularis externa gelegt und mit
einem Mandrin Vasofix® (Braun, Melsungen) verschlossen.
Durch den Katheter in der Vena jugularis wurde vor der Applikation des THG mit fünf
Monovetten® (9 ml, Lithium heparinisiert, Sarstedt, Nümbrecht) eine Blutprobe von
45 ml entnommen. Zusätzlich wurde Spontanurin wurde aufgefangen. Beide Proben
dienten als Nullproben.
2.4 Versuchsdurchführung
2.4.1.1 Substanz und Dosierung
Die Substanz THG wurde von dem Institut für Biochemie der Sporthochschule Köln
hergestellt (Siehe Kapitel 2.4.2.2). Sie wurde in fester Form in einem verschlossenem
Gefäß übergeben. Als Lösungsmittel diente Myglyol 812.
Da es für den Einsatz von THG keine Daten zur Dosierung gibt, diente als
Berechnungsgrundlage Gestrinon, welches unter dem Handelsnamen Nemestran in
der Schweiz als Humanarzneimittel zur Endometriosebehandlung zugelassen ist.
Hieraus ergab sich bei der Umrechnung auf das metabolische Körpergewicht des
Pferdes eine Dosierung von 0,025 mg/kg KM. Hierbei wurde 1mg Gestrinon in 1ml
Myglyol in Lösung gebracht. Dies geschah immer unmittelbar vor der Eingabe nach
der Mengenangabe in Tabelle 3. Hierfür wurde zuerst die passend abgewogene
Trockensubstanz in etwas Lösungsmittel (ca 5ml) angelöst und anschließend
Material und Methode
- 25 -
gleichmäßig auf die Gesamtmenge verteilt. Zur Applikation wurde die Lösung in eine
sterile Einmalspritze überführt.
Pferd Dosis Applikationsvolumen (ml) 1 14,7 2 15,4 3 16,8 4 11,2 5 14,2 6 15,5 7 14,2 8 15,5 9 16,0 10
0,025 mg/kg KM
14,1 Tabelle 3: Dosierung von THG
2.4.1.2 Applikation
Die Applikation von THG erfolgte oral. Hierbei wurde die Substanz tief auf den
Zungengrund oral eingebracht und das Abschlucken überprüft.
2.4.1.3 Abnahme und Verarbeitung der Proben
Über den Katheter in der linken Halsseite und ab Stunde 24 mittels Einmalkanülen
wurden den Pferden Blutproben von je 45 ml entnommen Hierbei wurden Lithium-
heparinisierte Monovetten® benutzt.
Die Probenentnahmezeitpunkte sind in Tabelle 4 zusammengefasst. Basierend auf
den Ergebnissen des Vorversuches, unterscheiden sich die Probenzeitpunkte von
Vor- und Hauptversuch.
Da die Blutentnahme pro Probe insgesamt etwa 30 Sekunden in Anspruch nahm,
wurde 15 Sekunden vor der Probenentnahmezeit begonnen, so dass die
Gesamtprobe die Konzentration zum exakten Zeitpunkt enthält.
In einem Zeitraum von 2 bis maximal 15 Minuten nach der Entnahme wurden die mit
Vollblut gefüllten Monovetten® bei 2500 Umdrehungen pro Minute 10 Minuten
zentrifugiert. Die Plasmafraktion wurde in Einmalspritzen (20 ml) mit aufgesetzter
Kanüle gepoolt und nach mehrmaligem Schwenken in je drei Glasröhrchen (8 ml,
Wheaton, Millvill) zu je 6 ml überführt. Um eine Verwechslung der Proben zu jedem
Zeitpunkt zu verhindern, waren die Monovetten® mit dem jeweiligen Pferdenamen
Material und Methode
- 26 -
und der Probennummer beschriftet. Die Glasröhrchen zur Aufbewahrung des
Plasmas wurden mit Etiketten gekennzeichnet, die mit den entsprechenden
Codenummern bedruckt waren.
Nach der Überführung in die Plasmaröhrchen wurden alle Proben im Kühlschrank bei
8°C vorgekühlt, bevor sie am jeweiligen Versuchsabend in einen Kühlraum mit einer
Temperatur von –20°C verbracht wurden.
Probenentnahmezeitpunkte Plasma Vorversuch (Std.)
Probenentnahmezeitpunkte Plasma Hauptversuch (Std.)
0,25 0,25
0,5 0,5
1 1
2 1,5
3 2
4 3
5 4
6 6
8 8
10 12
12 24
24 36
48 48 Tabelle 4: Probenentnahmezeiten Vorversuch und Hauptversuch Blut
Für die Gewinnung von Spontanurin wurden die Pferde von der Stallgasse oder dem
Paddock mit Einzelhaltung in den Laufstall geführt.
Die Entnahmezeitpunkte im Vor- und Hauptversuch sind in Tabelle 5
zusammengefasst.
Material und Methode
- 27 -
Probenentnahmezeitpunkte Urin Vorversuch (Std.)
Probenentnahmezeitpunkte Urin Hauptversuch (Std.)
4 3
8 6
12 9
24 12
36 24
48 48
72 72
96 96
120 120
144 144
168 192
192 240
240 288 Tabelle 5: Probenentnahmezeiten Vorversuch und Hauptversuch Urin
Für das Auffangen des Urins wurde eine Kunststoffhalterung verwendet, die an
einem etwa ein Meter langen Stiel befestigt war und in die für jede Probe ein
Einmalplastikbecher eingesetzt wurde. Dadurch konnte eine Kontamination der
Proben verhindert werden. Nach Durchmischen durch Schwenken wurden 100 ml
der Probe in ein etikettiertes Kunststoffgefäß überführt und verschlossen. Die
Urinbehälter wurden im Kühlschrank auf 8°C heruntergekühlt und am jeweiligen
Versuchsabend in einen Kühlraum mit –20°C eingelagert.
Der Transport der Plasma- und Urinproben in das Institut für Biochemie in Köln fand
in gefrorenem Zustand statt, wobei eine Temperatur von –15°C nicht überschritten
wurde.
Ergänzend wurden im Verlaufe der Probenzeitpunkte zu Zeitpunkt 0, 48, 144
Stunden Plasmaproben zur Bestimmung des Kreatininwertes entnommen, um die
Nierenfunktion zu überprüfen. Sie wurden entsprechend den übrigen Plasmaproben
aufgearbeitet und tiefgefroren. Die Analyse der Proben fanden in der Klinik für Pferde
der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover statt.
Material und Methode
- 28 -
2.5 Analytik
2.5.1 Methodenentwicklung
Da für die Untersuchung von Pferdeproben auf THG kein Analyseverfahren zur
Verfügung stand, wurde im Rahmen dieser Studie eine Methode zur quantitativen
Bestimmung von THG in Pferdeplasma und -urin entwickelt. Dafür wurden die
Proben aus dem Vorversuch verwendet. Die Entwicklung und Validierung der
Methode sowie die Messung der Proben aus dem Vor- und Hauptversuch erfolgte mit
einem HPLC-System.
Zur Quantifizierung der Proben wurde mit einem HPLC/MS/MS-System (API 2000,
Perkin Elmer Sciex Instruments, gekoppelt mit einem Agilent Series 1100 Liquid
Chromatographen) gearbeitet.
2.5.1.1 Standardlösungen und Chemikalien
Für einen quantitativen Nachweis von THG in Plasma und Urin wurden Lösungen
von THG und Gestrinon in unterschiedlichen Konzentrationen benötigt. Dazu wurde
eine 0,01 ng/ml THG-Stammlösung in Methanol hergestellt. Weitere benötigte
Verdünnungen wurden 1:10 mit Methanol hergestellt. Diese hatten Konzentrationen
von 10 µg/ml und 1µg/ml. In gleicher Form wurde mit Gestrinon verfahren.
Abbildung 4: Strukturformel und Sollbruchstellen von Gestrinon und THG
O
C CH
OHCH3CH2262
241 O
OHCH3CH2
CH2 CH3
241
266
Material und Methode
- 29 -
Ebenso sind die bei der Analyse verwendeten Chemikalien in der folgenden Tabelle
aufgeführt.
Substanz Hersteller
Tetrahydrogestrinon
Gestrinon
Institut für Biochemie, Köln
Aventis Pharma AG
Nortestoteronglucuronidat
D4-Androsteronsulfat
Institut für Biochemie, Köln
Institut für Biochemie, Köln
Aqua destilata
β-Glucuronidase von E.coli
Ethylacetat
Kaliumcarbonat
Kaliumhydroxidplätzchen
Methanol, destilliert
Natriumhydrogenphosphat
Natriumdihydrogenphosphat
N-Heptan
Phosphorpentoxid,
Schwefelsäure
Tertiär-Butylmethylether, destilliert
Institut für Biochemie, Köln
Boehringer Ingelheim, Ingelheim
KMF,
Merck, Darmstadt
Merck, Darmstadt
Merck, Darmstadt
Merck, Darmstadt
Merck, Darmstadt
Merck, Darmstadt
Merck, Darmstadt
Merck, Darmstadt
Kraemer&Martin, ST. Augustin
THG liegt im Körper überwiegend nicht frei vor. Ein Nachweis mittels LC/MS/MS
erfasst aber nur freies THG. Um die Gesamtfraktion von THG nachzuweisen, ist eine
Aufarbeitung nötig. Hierbei werden Sulfate und Glucuronide, die an THG gebunden
sind, abgespalten und die Gesamtfraktion frei. Um diese Arbeitsschritte (Solvolyse
und Hydrolyse) zu überprüfen, wurde bei der Aufarbeitung im Urin, ein
Standardgemisch aus Nortestoronglucuronidat und D4-Androsteronsulfat zugegeben.
Diese Substanzen zeigen nur nach erfolgreicher Aufarbeitung ein Signal im
LC/MS/MS und stehen somit als Indikator für den Erfolg der Aufarbeitung. Zur
Herstellung des Standardgemisches wurden 6,74 ng Nortestoteronglucoronid und
10,06 ng D4-Androsteronsulfat auf 10 ml Methanol aufgefüllt. Hiervon erfolgte eine
weitere Verdünnung von 1:20 mit Methanol. Die entstandene Lösung wurde als
Standardlösung verwendet und enthielt jeweils 50 µg/ml Nortestoronglucuronidat und
D4-Androsteronsulfat.
Material und Methode
- 30 -
2.5.1.2 Aufarbeitung der Plasmaproben
5 ml Plasma werden in ein Zentrifugenschliffgas gegeben. Der interne Standard wird
hinzugegeben. Anschließend wird der pH-Wert auf 9,6 eingestellt. Dies geschieht
gemäß dem Aufarbeitungsschema Abbildung 5.
Die Extraktion der Steroidfraktion erfolgt mit 5ml TBM-Ether für fünf Minuten auf einem
Schüttler. Anschließend wird 5 Minuten bei 5619 g zentrifugiert und der Überstand, die
organischen Phase, in Spitzgläser überführt. Nach Evaporation in der Vakuumzentrifuge zum
Trocknen, erfolgt ein Anlösen und überführen der Substanz in Autosamplervials für die
Messung mittels LC/MS/MS.
5ml Pferdeplasma
Zugabe 50 µl interner Standard Gestrinon
auf pH 9, 6 einstellen mit einer Spatelspitze K2 CO3/NaHCO3
pH überprüfen mit Universalindikatorpapier
↓ Extraktion der Steroide mit 5 ml Tertiärmethylbutylether
Schütteln für 5 Minuten
Zentrifugieren für 5 Minuten bei 5619 g
↓
Dekantieren der organischen Phase in Spitzgläser
↓ Evaporation in der Vakuumzentrifuge zum Trocknen
↓ Anlösen mit 100 µl Methanol
Transfer in Autosamplervials
Messung mit LC/MS/MS
Abbildung 5: Prozedur zur Bestimmung THG im Pferdeplasma mittels LCMS/MS
Material und Methode
- 31 -
2.5.1.3 Aufarbeitung der Urinproben
5 ml Urin werden in ein Zentrifugenschliffglas gegeben und interne
Standardgemische werden zugegeben. Hierbei handelt es sich um Gestrinon, D4-
Androsteronsulfat und Nortestoronglucoronidat. Zur Spaltung der
Glukuronidkonjugate wird eine enzymatische Spaltung durchgeführt. Es werden 1ml
Phosphatpuffer (0,8 mol/l) und 100 µl β-Glucuronidase (E.coli) zugegeben und der
Urin für 180 min bei 50 °C im Wasserbad erwärmt.
Durch Zentrifugation bei 5619 g wird Sediment, welches den Adsorber verstopfen
kann, abgetrennt. Der Überstand wird auf mit Methanol konditionierte und mit H2O
gewaschene C18-Chromabond-Säulen gegeben. Nach der Absorbtion und einem
Waschschritt mit 2 ml Wasser und 1,25 ml Methanol werden die Steroidsulfate und
die hydrolysierten Steroide mit 1,25 ml Methanol von der Säule in
Zentrifugenschliffgläser eluiert. Eine chemische Spaltung (Solvolyse) der Sulfate
erfolgt nach Zugabe von 5 ml eines Gemischs von Ethylacetat mit H2SO4 60 Minuten
bei 60 °C. Die Reaktion wird mit 0,75 ml 1 M KOH gestoppt und das Ethylacetat in
der Vakuumzentrifuge abgedampft. Die Extraktion der gespaltenen Steroide erfolgt
nach der Zugabe von 0,5 ml 1 M KOH gegen 5 ml TBM-Ether. Die Probe wird 5 min
geschüttelt und bei 4619 g 5 min zentrifugiert. Die Steroide enthaltende organische
Phase wird in Zentrifugenschliffgläser dekantiert und am Rotationsverdampfer (oder
der Vakuumzentrifuge) bis zur Trocknung eingeengt. Der eingetrocknete Rückstand
wird in 100µl Methanol gelöst, in Autosamplervials überführt und mittels LC/MS/MS
gemessen. Im folgenden ist das Aufarbeitungsschema aufgeführt.
Material und Methode
- 32 -
5ml Pferdeurin pH überprüfen
Auf pH 6.8 einstellen mit 1 ml Phosphatpuffer 0.8 M (17.3 g Na2HPO4 und 8.8 g NaH2PO4 in 203.9 g H2O)
pH überprüfen
↓
Zugabe
Interner Standard Gestrinon 50 µg
+D4-AndrosteronSulfat 1000 ng + Nortestoronglucoronidat 1000 µg
↓
Zugabe
100 µl ß-Glucuronidase von E.coli
↓
50°C für 180 min oder 37 °C über Nacht, Abkühlen lassen
↓
Zentrifugieren für 6 min bei 5619 g Aufgabe des Überstandes auf gewaschene C18-Säule
(Konditionierung : 1,25 ml MeOH, Waschen etwa 1 ml H2O) Waschen mit 2 ml H2O (Unterdruck)
(Waschen mit 0,25 ml MeOH!) Waschen mit 1,25 ml n-Heptan (Unterdruck)
↓ Übernacht Exsikator mit Phosphorpentoxid
Elution mit 2 * 1 ml MeOH Freie, Glukuronide und Sulfate : kombiniertes Eluat
↓ Zugabe
5 ml EtOAc/H2SO4 (250 ml/200µg = 10 Tropfen) ↓
60 ° C 60 min chemische Spaltung (Solvolyse) ↓
Zugabe 0.75 ml KOH 1M
20 min Evaporation bis nahe Trockne (Vakuumzentrifuge)
↓ Zugabe
0.5 ml KOH 1M Extraktion der Steroide mit 5 ml TBM-Ether
Schütteln für 5 min und Zentrifugieren für 5 min bei 5619 g Dekantieren der organischen Phase
Evaporation zu Trocknen Anlösen mit 100µl MeOH
Transfer in Autosampler(spitz)vials Messung mit LC/MS/MS
Abbildung 6: Prozedur zur Bestimmung THG im Pferdeurin mittels LCMS/MS
Material und Methode
- 33 -
Bei der Aufarbeitung des Urins wurde ein weiteres Aufarbeitungsschema getestet
und die Ergebnisse verglichen. Hierbei wurde die Extraktion der Steroide mit einer
weniger polaren Substanz, als TBM-Ether, durchgeführt. Als Substanz diente hier
N-Pentan. Hierfür wurde an einem Tag jeweils ein Kalibrationskurve mit den beiden
Substanzen durchgeführt. Die Aufarbeitung bezüglich der Hydrolyse und Solvolyse
wurde wie zuvor beschrieben durchgeführt.
2.5.1.4 HPLC/MS/MS
Bei der Messung der Proben wurde ein Flüssigkeitschromatograph verwendet. Es
handelt sich um einen API 2000 triple-Quadropole von Applied Biosystems,
gekoppelt an einen Agilent Series 1100 Liquid Chromatograph und Tandem-
Massenspektrometer mit folgenden Parametern: Flüssigkeitschromatograph:
Säule: Li Chro CART® 55 x 4 Purospher® STAR 18e, 3 µm
(Merck, Darmstadt)
Eluenten: A = 5 mM Ammoniumacetat in H2O + 0,1% Eisessig
B = Acetonitril
Gradienten: 15 % B → 100 % B in 4 min., 2min bei 100 % B
Reequilibrierung: 15 % B für 2,5 min.
Flussrate d. Gradienten: 500 µl/min.
Injektionsvolumen: 10 µl
Massenspektrometer:
Interface / Ionisierung: Atmospheric Pressure Chemical Ionisation (APCI)
Interface Temperatur: 400°C
Polarität: positiv
Mess-Modus: Multiple Reaction Monitoring (MRM)
Material und Methode
- 34 -
Kollisionsgas: Stickstoff (N2), 2,0 x 10e-5 torr aus einem Whatman 75 –
72 K 727 Stickstoffgenerator
Kollisionsenergie: optimiert für jedes Produkt
In Tabelle 6 sind alle Analyten einschließlich deren Molekulargewicht und der zur
Identifizierung ausgewählter Ionenübergänge dargestellt.
Analyt Massenzahl Ionenübergang
THG 312 313/241
Gestrinon 308 309/241
D4-Androsteron 294 295/259
Nortestoteron 274 275/109
Tabelle 6: Massen und Ionenübergänge der Analyten
2.5.2 Validierung
2.5.2.1 Selektivität und Spezifität
Als Selektivität ist die Fähigkeit einer Methode beschrieben, bestimmte Substanzen
ohne gegenseitige Störung zu unterscheiden und eindeutig zu identifizieren. Sie ist
durch eine ausreichende Trennung des Analyten von coeluierenden Störpeaks im
Chromatogramm an der Retentionszeit des Analyten gekennzeichnet (DOLAN 2000).
Spezifität hingegen ist die Fähigkeit einer Methode Verbindungen ohne Störung oder
Verfälschung fremder, in der Probe vorkommender Substanzen, zu erfassen und sie
eindeutig zu identifizieren.
Zur Bestimmung der Spezifität und Selektivität wurden Chromatogramme von
Plasma- und Urinleerproben mit Proben, denen die Substanz zugesetzt war, in
Bezug auf Retentionszeiten und koeluierende Störpeaks, verglichen. Die
entsprechenden Abbildungen sind im Ergebnissteil dargestellt.
Material und Methode
- 35 -
2.5.2.2 Linearität
Die Linearität ist die Fähigkeit einer Methode, Messergebnisse hervorzubringen, bei
denen die Abhängigkeit von der Konzentration der zu analysierenden Substanz
durch eine lineare Regression zu beschreiben ist.
Im Zuge der Überprüfung der Linearität wurden für Plasma und Urin an 3 Tagen
Kalibrierkurven erstellt, wobei jede Konzentration zweimal aufgearbeitet und
gemessen wurde. Für die Kalibrierkurven wurden jeweils mindestens 8
Leermatrixproben mit unterschiedlichen Konzentrationen von THG dotiert.
Die Kalibrationsreihe deckte jeweils den zu erwarteten Messbereich ab und hatte
äquidistante Abstände.
Zur Erstellung der Kalibrationskurven wurde in einem Diagramm die Peakfläche THG
zu interner Standard gegen die zu erwartete Konzentration aufgetragen.
Konzentrationen im Plasma (ng/ml) Konzentration im Urin (ng/ml) 0
0,5 1
2,5 5
7,5 10 15 20
0 2 5 10 20 30 40 50 80
Tabelle 7: Für Kalibrationskurven verwendete Konzentrationen von THG in Plasma und Urin
2.5.2.3 Nachweisgrenze (Limit of Detection = LOD)
Die Nachweisgrenze (Detektionsgrenze, limit of detection, LOD) stellt den niedrigsten
Messwert einer zu analysierenden Substanz dar, welche ein Instrumentensignal
erzeugt, das sich vom Leerwert unterscheidet.
Die Ermittlung der Nachweisgrenzen erfolgte anhand der Kalibrierkurvenmethode
nach DIN 32645. Hierbei wird aus den Residuen der linearen Regression zunächst
die Reststandardabweichung sx0 aus der Summe der Abweichungsquadrate Qx und
den Freiheitsgraden der linearen Kalibration f berechnet:
fQ
s xx =0
Material und Methode
- 36 -
Mit Hilfe dieser Standardabweichung sx0 und dem Mittelwert X aller
Kalibrationskonzentrationen kann das Konfidenzintervall für den Merkmalswert Null
errechnet werden:
112
,00 ++⋅⋅=x
fx QX
ntsVB α
tf,α wurde aus statistischen Tabellen entnommen und errechnet:
);(, fTINVt f αα =
Mit Hilfe der Steigung a der linearen Regressionsgeraden wurde die Nachweisgrenze
(NG) mit einer Fehlerwahrscheinlichkeit von α wie folgt errechnet werden:
α0VB
NG =
2.5.2.4 Wiederfindung
Die Wiederfindung gibt die Ausbeute nach allen Aufarbeitungsschritten in Prozent an,
d.h. der Prozentanteil der Substanz, der bei der Aufarbeitung nicht verloren geht.
Zur Bestimmung der Wiederfindung wurden jeweils für Plasma und Urin zweimal 6
Proben aufgearbeitet und gemessen.
Bei der ersten Sequenz mit 6 Proben wurde THG zu Beginn der Aufarbeitung hinzu
gegeben.
Bei der zweiten Sequenz wurde THG am Ende der Aufarbeitung nach der
Evaporation zugegeben. Der interne Standard wurde in beiden Sequenzen erst vor
der Derivatisierung zugegeben (DIN 17025). Die Berechnung der Wiederfindung (%)
erfolgte nach
MW (Area Analyt/Area interner Standard) Proben 1-6 *100 MW (Area Analyt/Area interner Standard) Proben 7-12
2.5.2.5 Richtigkeit der Methode
Die Richtigkeit ist die Übereinstimmung eines eruierten Wertes von einem als richtig
erachteten Wert.
Zur Bestimmung der Richtigkeit wurden für Plasma und Urin jeweils 5
Leermatrixproben mit einer niedrigen (LQC, Low Quality Control Standard), einer
mittleren (MQC Midrange Quality Control Standard ) und einer hohen Konzentration
Material und Methode
- 37 -
HQC High Quality Control Standard) des Analyten versetzt. Die Konzentrationen von
THG im Plasma betrugen 2,5 / 5 / 10 ng/ml. Die Urinkonzentrationen lagen bei 10 /
30 / 50 ng/ml.
Die Proben wurden an 3 verschiedenen Tagen aufgearbeitet und gemessen und
anschließend anhand einer Kalibrationskurve quantifiziert. Dabei durften die Werte
nach der Rückrechnung mit der Kalibrationsgleichung (RE(%) = (A-B)/B x 100) m
niedrigen Konzentrationsbereich um höchstens 20%, im mittleren und hohen
Konzentrationsbereich um höchstens 15 % abweichen.
2.5.2.6 Präzision
Die Präzision beschreibt die Abweichung von Werten um einen Mittelwert. Als
Präzisionsmaß wird die Standardabweichung s und der Variationskoeffizient Vk
bezeichnet. Man unterscheidet Wiederholpräzision (intraday repeatability) und
Zwischenpräzision (interday reproducibility). Zur Bestimmung der Präzision wurden 5
LQCs, 5 MQCs und 5 HQCs für Plasma und Urin an 3 unterschiedlichen Tagen
aufgearbeitet, gemessen und chromatographisch quantifiziert. Nach HERBOLB und
SCHMITT (2000) wird die Präzision wie folgt berechnet:
∑∑ ⋅
=Tagesserie
TagesserieTagesseriew f
sfs
)( 2
Tage
gesamtTagesserie
b fXX
s ∑ −=
2)(
Die Abweichungen durften im mittleren und hohen Bereich nicht mehr als 15% und
im niedrigen Bereich nicht mehr als 20 % abweichen.
2.5.2.7 Stabilität
Um die Stabilität der Analyten in der jeweiligen Matrix für den gesamten Zeitraum des
Versuches, der Probenlagerung sowie der Analyse gewährleisten zu können, wurden
jeweils drei Konzentrationen (niedrig, mittel, hoch) durch Zusatz von Leerplasma-
und Leerurinproben mit Arbeitslösungen hergestellt. Am Tag der Herstellung sowie
nach 9 Wochen (Plasma) beziehungsweise nach 10 Wochen (Urin) wurden jeweils
Material und Methode
- 38 -
eine Plasma- und Urinprobe der niedrigen, mittleren und hohen Konzentration
aufgearbeitet und zusammen mit einer entsprechenden Kalibrationskurve
quantifiziert. Die Konzentrationen von THG im Plasma betrugen 2,5 / 5 / 10 ng/ml.
Die Urinkonzentrationen lagen bei 10 / 30 / 50 ng/ml.
Die Proben werden unter denselben Bedingungen wie die Proben des
Ausscheidungsversuches bei –20°C gelagert.
2.5.3 Pharmakokinetische Auswertung
Bei jedem im Versuch behandelten Pferd wurde eine Auswertung der
Plasmakonzentrationen mit dem Computerprogramm WinNonLin 4.1 Pharsight
durchgeführt.
Die Datenberechnung erfolgte nach dem Ein-Kompartiment-Model. Die erhaltenen
pharmakinetischen Daten werden ausgewertet.
Ergebnisse
- 39 -
3 ERGEBNISSE
3.1 Massenspektrometrische Bestimmung
Nachfolgend sind die Massenspektren und Strukturformeln einschließlich der
Fragmentation von THG und dem internen Standard Gestrinon aufgeführt.
3.1.1 THG
Bei den unter Kapitel 3.5.1.5 angegebenen Gerätebedingungen, betrug die
Retentionszeit von THG 5,96 Minuten. Das Massenspektrum in Abbildung 7 zeigt
das typische Fragmentierungsverhalten, mit dem charakteristischen Ionen bei 313
und 241.Weiter ist dort die Strukturformel abgebildet.
60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300 320
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%241.2
199.2
237.1159.1197.1213.1
266.1183.1 211.1
225.1169.2 313.2295.2157.1251.2135.1
131.1 141.1 255.1 265.2119.1 284.1105.191.1
m/z
Rel
ativ
eab
unda
nce
O
OH
(M+H)+
Abbildung 7: Produktionenspektrum, THG
Ergebnisse
- 40 -
3.1.2 Gestrinon
Unter den in Kapitel 3.5.1.5 angegebenen HPLC-Bedingungen lag die Retentionszeit
von Gestrinon bei 5,42 Minuten. Es wird mit den charakteristischen Ionen bei m/z
309 und 241 registriert. Abbildung 8 zeigt das Massenspektrum und die
Strukturformel.
60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300 320
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%227.3
311.3
251.3
269.3225.3199.4 293.3237.3
212.4159.3 185.4 233.3
278.3265.3133.2107.1
O
OH
CH2 CH CH2(M+H)+
m/z 227
m/z
Rel
ativ
e ab
unda
nce
Abbildung 8: Produktionenspektrum, Gestrinon
3.2 Ergebnisse Validierung
3.2.1 Selektivität
Um die Spezifität der Methode für THG und Gestrinon zu überprüfen, wurden
Plasma- und Urinproben, denen die Substanzen zugesetzt waren, untersucht. Dabei
konnte festgestellt werden, dass die Analyten ohne Verfälschung durch
Matrixinhaltsstoffe (Spezifität) und ohne gegenseitige Störungen bei ausreichender
Trennung (Selektivität) erfasst werden. Unter den Messbedingungen waren die
Ergebnisse
- 41 -
Retentionszeiten über den gesamten Verlauf der Studie in einer Schwankungsbreite
von ≤ 2 % konstant.
Abbildung 9 und 10 zeigen Ausschnitte aus Chromatogrammen zum Zeitpunkt der
Retentionszeit von THG (als Beispiel einer Substanz im Plasma) bei 5,96 Minuten
sowie zur Retentionszeit von Gestrinon (als Beispiel einer Substanz im Urin) bei 5,42
Minuten und Leerwertmatrixproben im Vergleich.
Abbildung 9: HPLC/MS/MS-Chromatogramme ohne und mit 20 ng/ml THG
Abbildung 10:HPLC/MS/MS-Chromatogramme ohne und mit 10 ng/ml Gestrinon
Ergebnisse
- 42 -
3.2.2 Linearität
Plasma Die Linearität der Kalibrationskurven für THG im Plasma wurde im
Konzentrationsbereich von 0,5 bis 20 ng/ml an verschiedenen Tagen überprüft und
festgestellt. Dabei wurde die erwartete Konzentration des Analyten gegen den
Quotienten der Peakflächen von THG zu internem Standard Gestrinon aufgetragen.
Die Funktion wurde mit linearer Regression errechnet. Abbildung 11 zeigt beispielhaft
eine Kalibrationskurve, die Kalibrationsgleichung und den Korrelationskoeffizienten
(Bestimmtheitsmaß = R2) eines Messtages. Die Abweichungen der gemessenen von
der erwarteten Konzentration betrugen an allen Messtagen im Durchschnitt weniger
als 15 %, im Bereich der Quantifizierungsgrenze weniger als 20 %. Das
Bestimmtheitsmaß der linearen Regression (R2) lag bei allen Kalibrationskurven
oberhalb von 0.995.
y = 0,0164095021x - 0,0009056894R2 = 0,9985649730
0
0,05
0,1
0,15
0,2
0,25
0,3
0,35
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20
Konz in ng/ml
Quo
tient
313
/309
Abbildung 11: Kalibrationskurve THG in Plasma
Urin Die Linearität der Kalibrationskurven für THG im Urin wurde im
Konzentrationsbereich von 2 bis 80 ng/ml Urin an Kalibrationskurven an
Ergebnisse
- 43 -
verschiedenen Tagen überprüft und festgestellt. Dabei wurde die erwartete
Konzentration der Analyten gegen den Quotienten der Peakflächen von THG zum
internem Standard Gestrinon aufgetragen. Die Gerade wurde optisch auf Linearität
überprüft und anschließend die lineare Regression errechnet.
Abbildung 12 zeigt beispielhaft eine Kalibrationskurve, die Kalibrationsgleichung und
den Korrelationskoeffizienten von THG eines Messtages. Die Abweichungen der
gemessenen von der erwarteten Konzentration betrugen an allen Messtagen im
Durchschnitt weniger als 15 %, im Bereich der Quantifizierungsgrenze weniger als 20
%. Das Bestimmtheits-maß (R2) der Regression lag bei allen Kalibrationskurven von
THG oberhalb von 0.995.
y = 0,0146185044x + 0,0082685604R2 = 0,9973384197
0
0,2
0,4
0,6
0,8
1
1,2
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Konz in ng/ml
Quo
tient
313
/309
Abbildung12: Kalibrationskurve THG in Urin
Ergebnisse
- 44 -
3.2.3 Nachweisgrenze und Bestimmungsgrenze
Plasma
Die Nachweisgrenze von THG im Plasma wurde, wie in Kapitel 1,5,2,3 beschrieben,
nach der DIN 32645 ermittelt. Sie liegt bei der in der Studie verwendeten Methode
bei 0,4 ng/ml im Plasma. Die Bestimmungsgrenze bei 1,5 ng/ml.
Urin
Die Nachweisgrenze von THG im Urin beträgt bei der in der Studie verwendeten
Methode 5 ng/ml. Die Bestimmungsgrenze bei 15 ng/ml.
3.2.4 Wiederfindung
Die Wiederfindungsrate von THG im Plasma beziehungsweise Urin sind in Tabelle 8
dargestellt.
Matrix Anzahl der Proben mittlere Wiederfindungsrate (%)
Plasma 6 43,34
Urin 6 87,14
Tabelle 8: Mittlere Wiederfindungsraten in Plasma und Urin
3.2.5 Richtigkeit der Methode
Plasma
Die Ergebnisse zur Überprüfung der Richtigkeit der Analysemethode im Plasma sind
in Tabelle 9 angegeben. Dabei wurden jeweils die relative Abweichung (RE in %) der
Mittelwerte der gemessenen Konzentrationen eines Tages von den erwarteten
Konzentrationen bestimmt. Alle Ergebnisse liegen unterhalb der vorgegebenen
maximalen Abweichung von 15 %, beziehungsweise unterhalb 20 % an der Quanti-
fizierungsgrenze.
Ergebnisse
- 45 -
Tag Proben Erwartete Konzentrationen der QCs (ng/ml)
Mittelwert QCs (ng/ml)
Relative Abweichung RE (%)
5 2,5 2,2 10,3
5 5,0 5,1 1,4
1
5 10,0 9,8 2,3
5 2,5 2,8 13,4
5 5,0 5,6 12,4
2
5 10,0 10,6 6,2
5 2,5 2,5 0,6
5 5,0 5,4 8,1
3
5 10,0 10,4 3,8 Tabelle 9: Relative Abweichung (RE) zur Dokumentation der Richtigkeit für THG im Plasma
Urin
Die Ergebnisse zur Überprüfung der Richtigkeit im Urin sind in den Tabellen 10
angegeben. Auch hier wurden jeweils die relative Abweichung (RE in %) der
Mittelwerte der gemessenen Konzentrationen eines Tages von den erwarteten
Konzentrationen bestimmt. Alle Ergebnisse lagen unterhalb der vorgegebenen
maximalen Abweichung von 15 % beziehungsweise maximal 20 % an der
Quantifizierungsgrenze.
Ergebnisse
- 46 -
Tag Proben Erwartete Konzentrationen der QCs (ng/ml)
Mittelwert QCs (ng/ml)
Relative Abweichung RE (%)
5 10 11,2 11,9
5 30 29,8 0,7
1
5 50 46,4 7,2
5 10 9,8 2,1
5 30 32,6 8,8
2
5 50 46,3 7,4
5 10 9,8 1,7
5 30 29,8 0,7
3
5 50 51,8 3,6
Tabelle 10: Relative Abweichung (RE) zur Dokumentation der Richtigkeit für THG im Urin
3.2.6 Präzision
Plasma
Die Ergebnisse zur Bestimmung der Präzision der Methode für Plasma sind Tabelle
11 zu entnehmen. Die Wiederholpräzision und die Zwischenpräzision wurden wie
unter Punkt 3.5.2.6 beschrieben ermittelt. Die Werte liegen unterhalb der
vorgeschriebenen Abweichungen von nicht mehr als 15 %, an der Quantifi-
zierungsgrenze nicht mehr als 20 %, vom gemessenen Mittelwert.
Plasma Wiederholpräzision Zwischenpräzision
Erwartete Konzentration (ng/ml)
(Intraday repeatability) (%)
(Interday reproducibility) (%)
2,5 2,5 11,8
5 3,3 5,2
10 2,6 4,3
Tabelle 11: Wiederholpräzision und Zwischenpräzision der Methode für Plasma
Ergebnisse
- 47 -
Urin
Die Ergebnisse zur Bestimmung der Präzision der Methode für Urin sind den
Tabellen 12 zu entnehmen. Die Wiederholpräzision und die Zwischenpräzision
wurden wie unter Punkt 3.5.2.6 beschrieben ermittelt. Die Werte liegen unterhalb der
vorgeschriebenen Abweichungen von nicht mehr als 15 %, an der
Quantifizierungsgrenze nicht mehr als 20 %, vom gemessenen Mittelwert.
Urin Wiederholpräzision Zwischenpräzision
Erwartete Konzentration (ng/ml)
(Intraday repeatability) (%)
(Interday reproducibility) (%)
10 4,6 7,7
30 3,4 4,0
50 2,5 4,8 Tabelle 12: Wiederholpräzision und Zwischenpräzision der Methode für Urin
3.2.7 Stabilität
Plasma
Am Tag 1 sowie nach 9 Wochen wurden Plasmaproben, denen THG jeweils in einer
niedrigen, einer mittleren und einer hohen Konzentration zugegeben worden war,
aufgearbeitet und zusammen mit einer entsprechenden Kalibrationskurve
quantifiziert. Die Ergebnisse sind Tabelle 13 zu entnehmen.
.
Ergebnisse
- 48 -
Erwartete Konzentration (ng/ml)
Proben
Mittelwerte (ng/ml)
Standardabweichung Variationskoeffizient
Plasma Woche 1
2,5 5 2,5 0,1 4,0
5 5 5,5 0,2 4,0
10 5 10,3 0,2 2,0
Plasma Woche 9
2,5 5 2,2 0,1 2,6
5 5 5,1 0,1 2,3
10 5 9,8 0,4 4,0 Tabelle 13: Stabilitätsdaten für THG im Plasma in Woche 1 und Woche 9
Urin
Am Tag der Herstellung sowie nach 10 Wochen wurden Urinproben, denen THG
jeweils in einer niedrigen, einer mittleren und einer hohen Konzentration zugegeben
worden war, aufgearbeitet und zusammen mit einer entsprechenden
Kalibrationskurve quantifiziert. Die Tabelle 14 zeigt die Ergebnisse des
Stabilitätstests für THG im Urin.
Erwartete Konzentration (ng/ml)
Proben Mittelwerte (ng/ml)
Standardabweichung Variationskoeffizient
Urin Woche 0
10 5 11,4 0,5 4,4
30 5 29,5 1,2 4,2
50 5 46,2 1,2 2,6
Urin Woche 10
10 5 10,0 0,5 5,4
30 5 32,3 1,4 4,2
50 5 46,0 1,6 3,5 Tabelle 14: Stabilitätsdaten für THG in Urin in Woche 0 und Woche 10
Ergebnisse
- 49 -
3.3 Ergebnisse zur Überprüfung der Urinaufarbeitung
Zur Überprüfung der Aufarbeitungsprozedur Urin wurde die Abspaltung der
Konjugate von Nortestoteronglucuronidat und D4-Androsteronsulfat überprüft. Diese
Überprüfung erfolgte optisch anhand der Auswertung der Signale. Bei allen
ausgewerteten Proben war ein reproduzierbares, deutliches Signal zu erkennen.
3.4 Ergebnisse Variation Aufarbeitung
Bei der Variation der Aufarbeitung zur Extraktion der Steroide mittels N-Pentan kam
es zu keiner deutlichen Verringerung des Grundrauschen. Eine Extraktion der Stoffe
D4-Androsteronsulfat war mittels N-Pentan nicht möglich. Diese Auswertung erfolgte
optisch. Nachfolgend sind vergleichend die Chromatogramme der entsprechenden
Kalibrationspunkte bei 50 ng/ml THG bei der Extraktion mittels TBM-Ether und N-
Pentan dargestellt.
Abbildung13: THG in Urin mit 50 ng/ml nach Extraktion mit TBM-Ether und N-Pentan
Ergebnisse
- 50 -
Abbildung 14: D4-Androsteronsulfat in Urin nach Extraktion mit TBM-Ether und N-Pentan
3.5 Ergebnisse Hauptversuch
3.5.1 Plasma
In der Abbildung 14 sind die Konzentrationsverläufe des THG im Plasma dargestellt.
Es werden in der Hauptabbildung die Verläufe der Gruppe in den ersten 36 Stunden,
im kleineren Ausschnitt, die der ersten 12 Stunden dargestellt. Die maximalen
Konzentrationen lagen zwischen 1,5 und 4,7 ng/ml, durchschnittlich bei 2,97 ng/ml.
Diese maximalen Konzentrationen wurden nach 30 bis 90 Minuten erzielt. Im
Durchschnitt nach 57 Minuten. Ein Nachweis war bei 2 Pferden nach 6, bei weiteren
3 Pferden nach 8, und bei 5 Pferden nach 12 Stunden noch nachweisbar. Nach 24
Stunden waren alle Pferde unterhalb der Nachweisgrenze.
Erg
ebni
sse
- 5
1 -
012345
05
1015
2025
3035
4045
Zeit
nach
App
likat
ion
[h]
Konzentration [ng/ml]
Pfer
d 1
ng/m
lPf
erd
2 ng
/ml
Pfer
d3 n
g/m
lPf
erd4
ng/
ml
Pfer
d5 n
g/m
lPf
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ng/
ml
Pfer
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g/m
lPf
erd8
ng/
ml
Pfer
d9 n
g/m
lPf
erd1
0 ng
/ml
012345
02
46
810
12
Abb
ildun
g 15
: Kon
zent
ratio
nsve
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TH
G im
Pla
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bis
10 n
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025
mg/
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Der
Aus
schn
itt s
tellt
den
Zei
traum
der
ers
ten
12 S
tund
en h
erau
s
Ergebnisse
- 52 -
3.5.2 Pharmakokinetik von THG im Plasma
Aufgrund des monoexponentialen Verlaufes erfolgte die Berechnung anhand des
Ein-Kompartment-Modelles. Basis für die Berechnungen waren die
Konzentrationswerte von Cmax bis zur Nachweisgrenze. In der nachfolgenden
Tabelle sind die Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC = Area under
curve), die errechneten höchsten Konzentrationen (Cmax), die errechneten
Zeitpunkte der höchsten Konzentrationen (Tmax) angegeben. Weiter wird der Wert
für die Plasmamenge angegeben, der pro Minute von THG befreit wird. Dieser Wert
wird als Clearence bezeichnet. K_01 HL bezeichnet die Halbwertszeit für die
Anflutung von THG im Kompartiment, K_10 HL hingegen gibt die Halbswertszeit für
die Elimination von THG aus dem Kompartiment an.
Tabelle 15: Höchstkonzentrationen(Cmax), Zeitpunkt der Höchstkonzentrationen(Tmax), Area under
curve(AUC), Clearence und Halbwertszeiten der An- und Abflutung (K_01 HL; K_10 HL)
In der nachfolgenden Tabelle sind die Ergebnisse der pharmakokinetischen
Berechnung für THG im Plasma für die Gruppe (n=10) als Mittelwert,
Standardabweichung und der Variationskoeffizient angegeben.
Parameter Cmax Tmax AUC Clearence K_01 HL K_10 HL
Einheit (ng/ml) (min) (ng/ml*h) (ml/kg) (h) (h)
Pferd 1 3,1 0,8 12,1 3,5 0,24 2,03
Pferd 2 3,3 0,8 11,3 3,6 0,22 1,78
Pferd 3 2,1 0,8 5,3 7,0 0,33 1,01
Pferd 4 1,9 0,8 5,6 9,9 0,27 1,41
Pferd 5 2,4 0,9 11,6 3,7 0,26 2,55
Pferd 6 1,1 1,8 9,9 4,0 0,51 4,56
Pferd 7 3,8 1,2 16,4 2,6 0,45 1,88
Pferd 8 2,4 0,8 14,1 2,9 0,16 3,49
Pferd 9 3,7 0,7 13,8 2,8 0,18 2,02
Pferd 10 3,2 1,2 10,5 4,2 0,83 2,03
Ergebnisse
- 53 -
Parameter Einheit Mittelwert Standardabweichung Variationskoeffizient
Cmax (ng/ml) 2,7 0,9
0,8
Tmax (min) 0,9 0,4 0,1
AUC (ng/ml*h) 11,1 3,5 12,3
Clearence (ml/kg) 4,4 2616,4 122,6
K_01 HL (h) 0,6 0,7 0,5
K_10 HL (h) 1,9 1,0 1,6
Tabelle 16 : Pharmakokinetische Daten mit Mittelwert, Standardabweichung und
Korrelationskoeffizient nach einmaliger oraler Gabe von 0,025mg/kg bei 10 Pferden
Die Ausscheidungszeit von THG aus dem Plasma bis zum Erreichen der
Quantifizierungs- bzw. Nachweisgrenze erfolgte anhand folgender Gleichungen
(KIETZMANN, 1983):
tA(LOQ) = e
max
kLOQ) ( C ln- C ln
tA(LOD) = e
max
kLOD) lnC(- C ln [h]
Nachfolgend sind die Ergebnisse der Berechnungen der Ausscheidungszeiten von
THG im Plasma bis zum Erreichen der Quantifizierungsgrenze (tA(LOQ)) und bis zum
Erreichen der Nachweisgrenze (tA(LOD)) am Tag der Behandlung (Tabelle 17) .
Para- meter
Pferd 1
Pferd 2
Pferd 3
Pferd 4
Pferd 5
Pferd 6
Pferd 7
Pferd 8
Pferd 9
Pferd 10
Mittel -
wert
S
tA (LOQ) (h)
2,1 2,0 0,5 0,5 1,7 2,0 2,5 1,0 2,6 2,2 1,7 0,7
tA (LOD) (h)
6,0 5,4 2,4 3,2 6,6 6,7 6,1 3,9 6,5 6,1 5,2 1,5
Tabelle 17: Ergebnisse der Berechnungen nach KIETZMANN (1983) von tA(LOD) und tA(LOD) von allen
zehn Tieren und im Mittel nach einmaliger oraler Verabreichung von THG in einer Dosis von 0,025
mg/kg Körpergewicht
Ergebnisse
- 54 -
3.5.3 Urin
Im folgenden werden die Ergebnisse nach einmaliger oraler Gabe von 0,025 mg/kg
THG im Urin vorgestellt. In Abbildung 16 werden die Verläufe der
Urinkonzentrationen von THG dargestellt. Die Abbildung zeigt den Verlauf in den
ersten 36 Stunden. Die maximalen Konzentrationen lagen zwischen 38 und 205
ng/ml, durchschnittlich bei 78 ng/ml. Diese maximalen Konzentrationen wurden nach
6 Stunden erzielt. Ein Nachweis war bei 8 Pferden nach 24 und bei weiteren 2
Pferden nach 36 Stunden noch möglich. Nach 48 Stunden waren alle Pferde
unterhalb der Nachweisgrenze.
Ergebnisse
- 55 -
Urinkonzentrationen von THG
0
50
100
150
200
250
0 5 10 15 20 25 30 35
Zeit nach Applikation [h]
Kon
zent
ratio
n [n
g/m
l]
Pferd 1 ng/mlPferd 2 ng/mlPferd3 ng/mlPferd4 ng/mlPferd5 ng/mlPferd6 ng/mlPferd7 ng/mlPferd8 ng/mlPferd9 ng/mlPferd10 ng/ml
Abbildung 17: Konzentrationsverlauf THG im Urin der Pferde 1 bis 10 nach einmaliger oraler Gabe von 0,025 mg/kg KM
Diskussion
- 56 -
4 DISKUSSION
Ziel dieser Arbeit war der Nachweis von Tetrahydrogestrinon nach einmaliger oraler
Gabe beim Pferd. Weiter sollte die Untersuchung Aufschluss über
pharmakokinetische und pharmakodynamische Parameter der Substanz in
Pferdeblut und -urin geben.
4.1 Eignung der Aufarbeitungs- und HPLC/MS/MS-Methode für den Nachweis von Tetrahydrogestrinon in Plasma und Urin
Vor Beginn dieser Studie stand im Institut für Biochemie der Deutschen
Sporthochschule Köln kein geeignetes Analyseverfahren zur quantitativen
Bestimmung von THG zur Verfügung. Es gab lediglich Erfahrungen zum qualitativen
Nachweis von THG, das in Pferdeurin zugegeben wurde. Da THG im Organismus
metabolisiert wird, war es notwendig die Methode an behandelten Pferden zu
überprüfen.Die in dieser Arbeit entwickelte Aufarbeitungsprozedur in Plasma und
Urin basiert auf einer Routinemethode zur Extraktion von Steroiden. Grundlage für
die Meßmethode von THG, war die Routinemeßmethode von THG aus dem
Humanbereich des Institutes für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln.
Die Wiederfindungsraten von THG im Plasma und im Urin zeigen, dass die
Extraktionsprozeduren mit Verlusten verbunden ist. Die Ergebnisse der Validierung
belegen die Eignung der HPLC/MS/MS-Analysemethode für den Nachweis von THG.
Bei der Überprüfung der Selektivität konnten in Leermatrixproben keine Störpeaks zu
den Retentionszeiten der Analyten oder internen Standards ermittelt werden. Die
Linearität der Methode für THG wurde im Plasma über einen Konzentrationsbereich
von 2,5 bis 20 ng/ml überprüft. Für jede Kalibrationskurve konnte ein
Regressionskoeffizient von mehr als 0,98 eingehalten werden. Die Kriterien für
Richtigkeit und Präzision, eine Abweichung von 15 %, an der unteren Bestimmungs-
grenze von 20 %, nicht zu überschreiten, wurden an allen Messtagen, für alle
Substanzen erfüllt. Mit der angewandten Methode liegt die Nachweisgrenze für THG
im Plasma bei 1,5 ng/ml. Die Nachweisgrenze von THG im Urin beträgt bei der in der
Diskussion
- 57 -
Studie verwendeten Methode 15 ng/ml. Bisher liegen keine Vergleichsdaten zum
Nachweis von THG beim Tier vor. Die Stabilität von THG in den jeweiligen Matrices
wurde für den Zeitraum der Lagerung der Ausscheidungsproben bei identischen
Lagerbedingungen von –20°C überprüft. Die Stabilität der Plasmaproben wurde über
einen Zeitraum von 9 Wochen, die der Urinproben über 10 Wochen überprüft. Es
konnte gezeigt werden, dass THG in Plasma und Urin über diese Zeiträume stabil
und damit lagerfähig sind.
4.2 Pharmakokinetik von THG
Die Ermittlung der pharmakokinetischen Daten für THG im Plasma erfolgte an 10
Pferden. Die maximalen Konzentrationen wurden 1 h nach der Applikation
gemessen. Im Bezug auf den Zeitpunkt der Höchstkonzentration, zeigten sich
individuelle Schwankungen. Sie variierten von 30 bis 90 Minuten. Auch bei den
Höchstwerten gab es Schwankungen, die von 1,5 bis 4,7 ng/ml lagen.
Als Ursache für die Schwankungen der Höchstkonzentrationen könnte eine nicht
vollständige Aufnahme der Dosis vermutet werden. Dieses kann aufgrund der
Kontrolle des vollstandigen Abschluckens der tief oral eingebrachten Substanz aber
als unwahrscheinlich bewertet werden. Eine weitere Ursache kann in der
individuellen letzten Futteraufnahme liegen, da die Pferde freien Zugang zu Heu,
Stroh und Wasser hatten. Eine Kontrolle dieses Parameters war bei der
Gruppenhaltung nicht möglich.
Ein Nachweis von THG im Plasma war jedoch bei allen Pferden möglich. Der
Nachweis war bei 2 Pferden über 6 Stunden, bei 3 Pferden über 8 Stunden und bei
den restlichen 5 Pferden über 12 Stunden möglich.
Die Ermittlung der pharmakokinetischen Daten erfolgte anhand der Daten, die
oberhalb der Nachweisgrenze lagen. Hier war aufgrund der Datenlage nur eine
Berechnung im Ein-Kompartment-Modell möglich. Als Emiminationshalbwertszeit
Diskussion
- 58 -
wurde eine Zeit von durchschnittlich 1,9 Stunden errechnet. Die Clearence betrug im
Mittel 4,4 ml/kg Körpermasse.
Die Konzentrationen und die Ausscheidungszeiten von THG unterliegen starken
Schwankungen. So variieren die Höchstkonzentrationen zwischen 38 und 205 ng/ml.
Bei den Ausscheidungszeiten ist bei 8 Pferden bis 24 Stunden und bei 2 Pferden bis
36 Stunden ein Nachweis möglich. Der Zeitpunkt der Höchstkonzentration hingegen
lag bei 6 Stunden konstant. Die Konzentration von Pferd 9 war hier mit Abstand am
höchsten, obwohl die Konzentration bei diesem Pferd dieselbe war, wie bei allen
anderen. Entsprechend lag auch hier im Plasma die höchste Konzentration vor.
Die interindividuellen Unterschiede in der Ausscheidungszeit machen deutlich, dass
die Beurteilung des Ausscheidungsverhaltens einer Substanz anhand ihrer
Konzentration im Urin mit erheblichen Unsicherheiten verbunden ist. Hierfür ist vor
allem die unterschiedliche Harnproduktion der einzelnen Individuen verantwortlich zu
machen. Sie variiert aufgrund des Einflusses verschiedener physiologischer und
exogener Faktoren erheblich. Dazu gehören die Kapazität der Nierenleistung, das
Nahrungsangebot und die Wasseraufnahme, körperliche Belastung, Haltungs-
bedingungen und auch der Gesundheitszustand der Pferde (SAMS, 1992; DYKE u.
SAMS, 1994B). Zusätzlich können Änderungen des pH-Wertes in den sauren oder
basischen Bereich die Ausscheidung von Arzneimitteln erheblich beeinflussen (PICK,
1993). Alternativ wurde überlegt, den gesamten Urin aller Pferde über die Dauer der
Probennahme mittels Urinauffangschürzen zu sammeln. Aufgrund der schlechten
praktischen Durchführbarkeit und der erhöhten Belastung für die Tiere sowie die
Einschränkung der pharmakodynamischen Untersuchungen war auf diesen Ansatz
jedoch verzichtet worden.
TOBIN et al. (1982) berechnet die im Organismus befindliche Zahl an
Wirkstoffmolekülen und beschreibt, dass Substanzen allgemein über einen Zeitraum
von circa 66 Halbwertszeiten aus dem Organismus ausgeschieden werden, bevor
das letzte Molekül eliminiert ist. Im vorliegenden Fall entspräch das einer Dauer von
etwa 125 Stunden. Ein Nachweis über diesem Zeitraum ist nicht möglich, da bereits
zuvor die Nachweisgrenze unterschritten wird. Es sind also noch Moleküle im Körper,
nachdem ein Nachweis nicht mehr möglich ist.
Diskussion
- 59 -
Für Urin konnten die besten Ergebnisse nach der Aufarbeitung mit Hydrolyse und
Solvolyse erzielt werden. Hierbei stellte sich die Extraktion der Steroide mittels TBM-
Ether als die geeignete Methode heraus. Sie erhielt den Vorzug gegenüber
N-Pentan.
4.3 Bewertung der Ergebnisse
Eine illegale Verwendung von THG als Dopingmittel ist aufgrund der einfachen
Herstellung und der Verwendung dieser Substanz im Humanbereich durchaus
denkbar. Mit dieser Arbeit wurde eine geeignete Analysemethode für den Nachweis
von THG in Plasma und Urin entwickelt und validiert. Die Etablierung dieser Methode
in die internationale Routinediagnostik kann zum vereinheitlichten Nachweis von
THG in Dopingproben genutzt werden.
Bei der hier durchgeführten Studie sind die Nachweiszeiten als sehr kurz
einzustufen. So war bei keinem der Pferde ein Urinnachweis von THG nach 2 Tagen
möglich. Problematisch an dieser Aussage ist, dass aufgrund der relativ zur
Gesamtpopulation noch immer geringen Anzahl von Versuchstieren, die ermittelten
Daten nicht auf alle Pferde übertragen werden können. Es ist mit individuellen
Schwankungen zu rechnen, die die dieser Studie noch deutlich übertreffen können.
Die Dosierung von THG ist in dieser Studie der des Gestrinons angelehnt. Es ist aber
auch eine deutlich höhere Konzentration vorstellbar, da im Dopingbereich die
therapeutische Dosis um bis zum 12-fachen überschritten wird (DE MARRES, 1996).
Hier muss mit längeren Ausscheidungszeiten gerechnet werden. Weiter gibt es keine
Daten zur Dosierung von THG.
Da es bis zu diesem Zeitpunkt nur zwei Studien über die Wirkung von THG gibt, sind
Folgestudien zur Wirkung am Pferd hierzu anzuraten. Hier bleibt vor allem die
anabole Wirkung beim Pferd zu überprüfen. Nur so kann ein besserer Eindruck über
die leistungssteigernde Wirkung von THG bekommen werden. Es gibt ebenfalls
keine Erfahrungen über Nebenwirkungen und Langzeitschäden.
Genauso regen diese Ergebnisse dazu an, auch im Pferdesport über
Trainingskontrollen nachzudenken. Da so kurze Nachweiszeiten es ermöglichen, bis
kurz vor einem Wettkampf ein Präparat zu verabreichen, dem zum
Diskussion
- 60 -
Wettkampfzeitpunkt sehr wohl noch eine Wirkung zugerechnet werden muss, die
Substanz selber aber nicht mehr nachweisbar ist.
Da THG keine Zulassung als Medikament besitzt, sondern gezielt zu
Dopingzwecken synthetesiert wird, ist jeder positive Befund als Doping zu bewerten
und eine verbotene Medikation ist auszuschließen. Dies ist unabhängig von der
nachgewiesenen Konzentration.
Zusammenfassung
- 61 -
5 ZUSAMMENFASSUNG
Markus Gerlach (2005):
Untersuchung zur Pharmakokinetik des Stoffes Tetrahydrogestrinon hinsichtlich der
Dopingrelevanz beim Pferd
Ziel der vorliegenden Arbeit war die Entwicklung und Validierung einer geeigneten
Analysemethode für THG in Pferdeplasma und –urinproben. Basierend hierauf sollte
das pharmakokinetische Verhalten von THG im Pferd untersucht werden.
Grundlage für die Entwicklung der Methode waren Vorarbeiten des Institut für
Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln. Hier wurde THG in mit THG
versetztem Blankurin nachgewiesen. Durch in einem Vorversuch gewonnene Proben
wurde die Routinemethode zum Nachweis speziell modifiziert.
Sowohl im Vor- als auch im Hauptversuch wurde Pferden THG in einer Dosierung
von 0,025 mg/kg KM einmalig oral verabreicht. Der Nachweis von THG im Plasma
erfolgte über eine Festphasenextraktion. Für die Detektion im Urin wurde eine
Aufarbeitung mit Solvolyse und Hydrolyse etabliert. Nach einer Einengung und
Anlösen der Proben in Methanol wurden die gewonnenen Proben mittels einer
HPLC/MS/MS-Methode gemessen und ausgewertet. Als interner Standard diente
Gestrinon.
Die Validierung der Methode umfasste die Parameter Selektivität und Spezifität,
Linearität, Richtigkeit, Präzision, Stabilität und Wiederfindung. Die
Bestimmungsgrenze lag im Plasma bei 1,5 ng/ml und im Urin bei 15 ng/ml.
Maximale Konzentrationen von THG im Plasma wurden durchschnittlich nach 57
Minuten a. ermittelt und lagen zwischen 1,5 und 4,7 ng/ml. THG erreichte seine
höchsten Konzentrationen von 38 bis 205 ng/ml im Urin 6 Stunden nach der
Applikation. Die Nachweisgrenze wurde im Plasma nach 12 Stunden, im Urin nach
36 Stunden unterschritten.
Zusammenfassung
- 62 -
Aufgrund der relativ zur Gasamtpopulation geringen Anzahl von Versuchstieren und
beachtenswerter interindividueller Variabilität ist keine auf die Gesamtpopulation
übertragbaren Aussage zu Ausscheidungszeiten zu treffen. Jeder Nachweis von
THG muss daher als positiver Dopingbefund betrachtet werden.
Aufgrund der kurzen Ausscheidungszeiten sind hier Trainingskontrollen anzuraten.
Summary
- 63 -
6 SUMMARY
Markus Gerlach (2005):
Investigation of pharmacocinetic mechanisms of tetrahydrogestrinon with respect to
ist relevance in horse-doping
The aim of this study was to develop and validate a suitabe method for the analysis
of THG in equine plasma and urinesamples. Based on this facts the pharmacocinetic
and pharmacodynamic parameters are examintanted.
The analytical method was based upon a study of the Institute of Biochemistry at the
Deutsche Sporthochschule in Cologne, which were specially modified for THG using
samples collected in a preliminary study. The horses in the preliminary experiment as
well as in the main experiment received THG in a dose of 0,025 mg/kg body weight
oral. The detection of detomidine in plasma was performed using a HPLC/MS/MS-
method after extraction. The preparartion includes an hydrolysis and solvolysis.
Following evaporation of the liquid volume these samples were prepared for analysis
in the HPLC/MS/MS. Gestrinon were used as internal standards.
The validation of the analytical method was performed on the parameters selectivity
and specitivity, linearity, accuracy, precision, stability and recovery. The limit of
quantification was 1,5 ng/ml in plasma, 15 ng/ml for THG in urin samples.
Maximum concentrations of THG in plasma were detected 57 minutes p. a. within the
range of 1,5 and 4,7 ng/ml plasma. THG in plasma samples was detectable for only
12 hours p. a..
Maximum concentrations of THG in urin were in a range between 38 and 208 ng/ml.
The maximum contratrations were detected after 6 hours. The concentration of THG
were below the limit of detection after 36 hours.
Due to the fact that every animal experiment has to compromise in the number of
animals included, therefore representing only a small part of the population, and with
Summary
- 64 -
regards to notable individual variation, no defined statement can be made for general
excretion times. Every detection of THG must be counted as a positive doping result
and should be punished according to the law.
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Anhang
- 73 -
8 ANHANG
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
3,5
0 10 20 30 40 50 60
Zeit in Std
Kon
z in
ng/
ml
Abbildung 17: Konzentrationsverlauf THG im Plasma des Pferdes 1 nach einmaliger oraler Gabe von 0,025 mg/kg KM
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45
Zeit in Stunden
Kon
z in
ng/
ml
Abbildung 18: Konzentrationsverlauf THG im Plasma des Pferdes 2 nach einmaliger oraler Gabe von 0,025 mg/kg KM
Anhang
- 74 -
0
0,5
1
1,5
2
2,5
0 10 20 30 40 50 60
Zeit in Std
Kon
z in
ng/
ml
Abbildung 19: Konzentrationsverlauf THG im Plasma des Pferdes 3 nach einmaliger oraler Gabe von 0,025 mg/kg KM
0
0,5
1
1,5
2
2,5
0 10 20 30 40 50 60
Zeit in Std
Kon
z in
ng/
ml
Abbildung 20: Konzentrationsverlauf THG im Plasma des Pferdes 4 nach einmaliger oraler Gabe von 0,025 mg/kg KM
Anhang
- 75 -
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
3,5
0 10 20 30 40 50 60
Zeit in tTd.
Kon
z. in
ng/
ml
Abbildung 21: Konzentrationsverlauf THG im Plasma des Pferdes 5 nach einmaliger oraler Gabe von 0,025 mg/kg KM
0
0,2
0,4
0,6
0,8
1
1,2
1,4
1,6
0 2 4 6 8 10 12
Zeit in Std
Kon
z in
ng/
ml
Abbildung 22: Konzentrationsverlauf THG im Plasma des Pferdes 6 nach einmaliger oraler Gabe von 0,025 mg/kg KM
Anhang
- 76 -
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
4,5
0 10 20 30 40 50 60
Zeit in Std
Kon
z in
ng/
ml
Abbildung 23: Konzentrationsverlauf THG im Plasma des Pferdes 7 nach einmaliger oraler Gabe von 0,025 mg/kg KM
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
0 10 20 30 40 50 60
Zeit in Std
Kon
z in
ng/
ml
Abbildung 24: Konzentrationsverlauf THG im Plasma des Pferdes 8 nach einmaliger oraler Gabe von 0,025 mg/kg KM
Anhang
- 77 -
0
1
2
3
4
5
6
0 10 20 30 40 50 60
Zeit in Std
Kon
z in
ng/
ml
Abbildung 25: Konzentrationsverlauf THG im Plasma des Pferdes 9 nach einmaliger oraler Gabe von 0,025 mg/kg KM
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
4,5
0 10 20 30 40 50 60
Zeit in Std
Kon
z in
ng/
ml
Abbildung 26: Konzentrationsverlauf THG im Plasma des Pferdes 10 nach einmaliger oraler Gabe von 0,025 mg/kg KM
Anhang
- 78 -
Pferd Entnahmezeitpunkt in Stunden Kreatininwerte in Umol/l
0 122 44 133
1
144 113 0 117 44 114
2
144 117 0 103 44 111
3
144 113 0 128 44 133
4
144 127 0 128 44 125
5
144 141 0 100 44 100
6
144 128 0 127 44 111
7
144 132 0 117 44 112
8
144 125 0 124 44 128
9
144 121 0 124 44 111
10
144 122 Tabelle 17: Kreatininwerte der Pferde 1-10 nach einmaliger oraler Dosis von 0,025 mg/kg KM THG zum Zeitpunkt 0; 44; 144 Stunden
Danksagung
- 79 -
DANKSAGUNG
Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Manfred Kietzmann für das Überlassen
des Themas, die stete Unterstützung und die außerordentlich gute Betreuung zu
jedem Zeitpunkt.
Herzlich bedanken möchte ich mich bei allen Mitarbeitern des Institutes für
Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln, wo insbesondere Herr Prof. Dr. W.
Schänzer, Dr. Marc Machnik, Dr. Mario Thevis, Herrn Opfermann und Sven Guddert
durch ihren fachlichen Beistand und die freundliche Aufnahme und Unterstützung im
Labor zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben.
Mein Dank gilt weiterhin der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V. in Warendorf,
im Besonderen Herrn Dr. Michael Düe für die Organisation der Versuchspferde und
die Finanzierung.
Außerdem danke ich Herrn Prof. Dr. Dr. Franz Ellendorff der FAL Mariensee für die
freundliche und bereitwillige Überlassung der Versuchspferde und Einrichtungen der
FAL, sowie Herrn Jonny Meyer für seine unersetzliche Hilfe mit den Pferden und
Allem was dazugehörte.
Ein besonderer Dank gilt meinen Eltern und meinen Großeltern, durch die ich große
Unterstützung in mein Studium, dieser Arbeit und unzählige andere Dinge in meinem
Leben erhalten habe. Dies alles wäre ohne Euch nicht möglich gewesen.
Für die liebevolle und moralische Unterstützung und besonders für die Tatsache,
dass Du mit mir in dieser stressigen Phase meines Lebens eine so tolle Partnerin
bist, möchte ich mich besonders herzlich bei Tanja bedanken.
Schließlich danke ich auch allen Freunden, Bekannten und Verwandten, die immer
an meiner Seite waren, auch wenn ich zeitlich sehr eingespannt war. An dieser Stelle
danke ich auch Inga für die gute und zuverlässige Zusammenarbeit.