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Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz Liste der päpstlichen Nuntien in der Schweiz 1579 - 2008 Email: [email protected]. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.

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Untervazer Burgenverein Untervaz

Texte zur Dorfgeschichte

von Untervaz

Liste der päpstlichen Nuntien in der Schweiz

1579 - 2008

Email: [email protected]. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.

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Liste der päpstlichen Nuntien in der Schweiz 1579 - 2008

Duft Johannes: Die Nuntiatur in der Schweiz. 61 S. St. Gallen 1939

Seite 58-59:

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Seite 49-52:

Auszug aus dem Bericht des hl. Kardinals Karl Borromeo über seine

Schweizerreise im August/September 1570 an Papst Pius V:

Die Katholiken in den fünf Orten sind schlicht, lenksam, wenn sie sanft behandelt

werden, redlich im Handel und Verkehre. Langandauernde Feindschaften kommen

unter ihnen nicht vor. Die Strassen sind sicher, Raub wird strenge bestraft. Die

verabscheuungswürdige Gewohnheit, Gotteslästerungen auszustossen, ist nicht

vorhanden, Karten- und Würfelspiele sind nicht im Schwunge und sie wurden durch die

Obrigkeiten verboten. An Festtagen sind Schiessübungen im Gebrauche. Arbeiten an

diesen Tagen sind strenge verpönt, um kein Geld übernehmen Fuhrleute die

Beförderung von Ware oder Gepäck.

In allen Pfarreien, auch auf dem Lande, wird an Samstagen und Vigilen die Vesper und

am Abend das Salve Regina gesungen, viele Leute erscheinen dabei. An Feiertagen

kommt das ganze Volk zum Gottesdienste und verlässt die Kirche nicht vor Schluss

desselben. Die Hauptmesse wird gesungen, wenn mehr als ein Priester vorhanden sind,

ist ein solcher allein, so wird an vielen Orten vom Volke oder den Chorknaben

gesungen. Gewöhnlich wird an allen Feiertagen gepredigt und nachmittags Vesper

gehalten. Das Volk setzt solchen Wert auf den Gottesdienst, dass es sich ganz verlassen

und nicht mehr christlich zu sein glaubt, wenn es keinen Pfarrer hat, oder aus irgend

einem Grunde der Gottesdienst nicht gehalten werden kann. Kommt ein zeitliches

Unglück, so schreiben es die Leute gerne dem Mangel an religiösen Übungen zu.

Bemerkenswert ist die Ehrfurcht und Andacht, welche das Volk in der Kirche an den

Tag legt. Männer und Frauen haben getrennte Plätze, niemand geht umher oder

schwatzt, sondern alle liegen schweigend, ihr Gebetbuch und ihren Rosenkranz in der

Hand haltend, dem Gebete ob. Von der Wandlung bis zum Paternoster beten sie mit

ausgestreckten Armen.

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Beispiellos ist die Pietät des Volkes gegen die Verstorbenen. Auf jedem Grab ist ein

Kreuz, meistens mit einem Weihwassergefäss, angebracht. Die Kirchgänger besprengen

die Gräber der ihrigen mit Weihwasser und beten einige Zeit, oft kniend. Manche lassen

die Gräber durch einen bereitstehenden Priester mit Weihrauch inzensieren. Oft werden

in der Kirche Gebete für bestimmte Verstorbene verrichtet und der Pfarrer verkündet an

Sonntagen die Seelengottesdienste für die kommende Woche.

An den meisten Orten wird nicht in der Kirche, sondern auf den Friedhöfen beerdigt, die

mit einer Mauer umgeben sind und sorgfältig reinlich gehalten werden. Fast auf jedem

Friedhofe befindet sich eine Beinhauskapelle mit einem Altare zur Feier der hl. Messe.

Hier verrichten viele Leute ihre Andacht.

Zahlreich sind die Gaben für die Priester. An Feiertagen geht das ganze Volk bei der

Pfarrmesse zum Opfer, auch bei andern hl. Messen legen einzelne Personen Gaben auf

den Altar. Bei Spendung der Sterbsakramente und bei andern Gelegenheiten erhält der

Priester ebenfalls Almosen. Reliquien sind vielfach vorhanden, besonders bedeutendere

Kirchen besitzen solche in grösserer Zahl. Sie werden mit grosser Ehrfurcht in silbernen

Gefässen oder schönen Schreinen aufbewahrt.

Zu Gnadenorten wird fleissig gewallfahrtet. Ausser einem oder mehreren Lichtern vor

dem Hochaltar brennen in der Kirche meistens noch Lampen vor einzelnen Reliquien

und Bildern. Oft werden grosse Kerzen geopfert.

An Privathäusern und Mauern sieht man Bilder des Erlösers, der Madonna und der

Heiligen, zahlreiche Kapellen und "Bildstöcklein" befinden sich an den Wegen. Bei

jedem grössern Orte sind drei hohe Kreuze errichtet, die an den Heiland und die beiden

Schächer erinnern.

In jeder Pfarrei werden in einer Schule eine Anzahl Knaben unterrichtet, die teils zu

Hause unterhalten werden, teils vom Almosen leben, das sie von ihrem Singen von

Haus zu Haus sammeln. An Feiertagen werden sie von ihrem Lehrer zur Kirche geführt,

wo sie teils zur Messe dienen, teils singen. Sie sind mit einem Chorrocke bekleidet und

tragen auf dem Kopfe einen Kranz von natürlichen oder künstlichen Blumen. Aus

diesen Schulen könnten leicht Vorbereitungsanstalten für künftige Kleriker gemacht

werden.

Das Volk bekennt mit Eifer den katholischen Glauben und ist in kriegerischer

Stimmung gegenüber den protestantischen Orten.

Das Konzil von Trient, welches sie angenommen und zu befolgen versprochen haben,

halten sie sehr in Ehren. Wenn man sich ihnen gegenüber auf das Konzil beruft, so

geben sie nach oder scheuen sich zu widersprechen. Sie zeigen Eifer für die

Ausführung, aber wenn ihre Interessen in Frage kommen, zögern sie.

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Solche, welche zu Ostern nicht beichten und kommunizieren, würden von ihnen nicht

geduldet. Ebenso wird gegen das öffentliche Konkubinat strenge eingeschritten. Sie

haben Furcht vor den Kirchenstrafen und wollen nicht, dass dieselben publiziert

werden, obgleich sie öfters ihnen verfallen. Sie beklagen sich, dass Jubiläen und andere

Ablässe ihnen infolge Nachlässigkeit der kirchlichen Obern nicht verkündet werden.

Auch andere päpstliche Bullen kämen nicht zu ihrer Kenntnis. Nicht verschwiegen

werden darf die Ehrbarkeit und Züchtigkeit, welche die Frauenspersonen in ihrer

Kleidung an den Tag legen. Die Witwen kleiden sich sogar strenger als die Nonnen in

Italien, ihr Gesicht ist so verschleiert, dass nur die Augen sichtbar sind. Witwen und

Frauen tragen der Ehrbarkeit wegen in der Kirche einen kurzen Mantel.

Was die schlimmen Eigenschaften betrifft, so kommen dieselben zum grossen Teile von

der Habsucht dieser Nation her. Die Leute sind hartnäckig in Streitsachen. Trotz

strenger Gesetze dagegen herrscht Käuflichkeit in Rechtssachen, oft selbst bei

Ämterverleihung. Sie mischen sich viel in geistliche Dinge, machen sich dabei der

Simonie schuldig und usurpieren kirchliche Einkünfte.

Die geistliche Gerichtsbarkeit ist fast ganz abhanden gekommen, die Laien ziehen die

Geistlichen nicht nur in Zivilsachen vor ihr Gericht, sondern verhängen über sie auch

Geld- und Gefängnisstrafen. Sie vertreiben die Geistlichen nach Belieben von den

Benefizien und befehlen ihnen in rein geistlichen Angelegenheiten. Den kirchlichen

Gerichten bleiben nur noch die Ehesachen und einige rein geistliche Dinge. Für diese

Anmassung und Unterdrückung der kirchlichen Gerichtsbarkeit berufen sie sich auf

Freiheiten, die ihnen durch ausdrückliche Privilegien oder stillschweigende Duldung

von den Päpsten in Rücksicht auf die dem Heiligen Stuhle geleisteten Dienste verliehen

worden seien. Der Wucher ist so allgemein, dass sie ihn nicht mehr als Sünde

betrachten. Sie gehen nicht häufig zu den Sakramenten. Einen grossen Teil der Zeit

verbringen sie mit Essen und Trinken. Es ist Sitte, zwei bis drei Stunden bei Tisch zu

verweilen. Sie essen öfters im Tage und trinken zu jeder Stunde. Was für schlimme

Folgen daraus für die Sittlichkeit sich ergeben, kann man sich denken.

Was hier, Gutes und Schlechtes, von den fünf Orten gesagt wurde, gilt auch für die

Gebiete am Bodensee und Rhein. Wo die Katholiken mit Protestanten gemischt sind,

zeigen sie sich in religiösen Dingen kälter, sie sind gleichgültiger in Bezug auf

Unterhalt der Kirchen, Besuch des Gottesdienstes, Pietät gegen die Verstorbenen usw.

Bedauernswert ist der Gebrauch der Kirchen für beide Religionen. wie er in diesen

Gegenden vielfach vorkommt. In St. Gallen zeigen die Häretiker (Protestanten) grossen

Eifer, es wird bei ihnen täglich, an Feiertagen dreimal gepredigt.

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Der Abt residiert meistens im Stifte St. Gallen, das bei der Stadt gelegen, aber durch die

Stadtmauer getrennt ist. Häretiker werden öfters zu Tisch geladen. Das Kloster zählt

viele Mönche, welche den Gottesdienst gut besorgen. Auch werden einige Knaben

unterhalten, die beim Gottesdienste mitwirken und aus denen öfters Mönche

hervorgehen. Die neuen Vorschriften über Klausur scheinen unbekannt geblieben zu

sein. Der Abt hat 50 bis 60 Tausend Scudi Einkünfte, er ist Reichsfürst,

wissenschaftliche Bildung hat er nicht, er gibt sich einfach und zeigt guten Willen. Was

die Restauration des Katholizismus betrifft, so lässt er sich von irdischen Rücksichten

leiten, er fürchtet einen Aufstand des Volkes und ähnliche Gefahren. Übrigens

verwendet er fast alle Einkünfte für religiöse Zwecke. Die ihm gegebenen Mahnungen

zu befolgen, will er sich nicht entschliessen, vielleicht würde ihn ein päpstliches Breve

dazu antreiben. Zu einem Seminar beizutragen, ist er bereit. Auch ist er auf meine

Anregung bereit, einige junge Jesuiten bei sich aufzunehmen, jedoch ohne Errichtung

eines Kollegiums. Die Priester berufen sich vielfach auf das Beispiel der Domherren in

Konstanz, die den Bestimmungen der Diözesansynode ebenfalls nicht nachkommen.

Von besonderer Bedeutung wäre die Errichtung eines Seminars für das Gebiet der

Diözese Konstanz diesseits des Rheins. Man könnte es durch Taxen unterhalten, welche

den Klöstern auferlegt werden.

Besonders könnte St. Gallen dazu beitragen. Als passender Ort dafür erscheint Luzern.

Dort wünscht man auch ein Seminar und ist bereit, zum Bau beizutragen oder sogar die

Kosten desselben ganz zu bestreiten. So könnte dort auf indirektem Wege die

Errichtung eines Kollegiums der Jesuiten erwirkt werden, welche die Leitung des

Seminars zu übernehmen hätten und daneben in der Seelsorge tätig sein könnten.

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Verzeichnis der päpstlichen Nuntien der Schweiz 1579-2004

Name Titel: Amtszeit

Bonhomini Joh. Franziskus Bischof von Vercelli 1579-1581 Santonius Joh. Baptist Bischof von Tricario 1581-1587 Paravicini Octavius Bischof von Alexandria 1587-1591 Della Torre Johannes Bischof von Veglia 1595-1606 Verallo Fabricius Bischof von San Severo 1606-1608 Aquino Ladislaus Bischof von Venaftro 1608-1613 Sarego Ludwig Bischof von Adria 1613-1621 Scappi Alexander Bischof von Campagna 1621-1628 Rocci Cyriakus Erzbischof von Patras 1628-1630 Scotti Ranutius Bischof von Borgo 1630-1639 Farnese Hieronymus Erzbischof von Patras 1639-1643 Gavotti Laurentius Bischof von Ventimiglia 1643-1646 Saerati Alphons Bischof von Comana 1646-1647

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Boccapaduli Franz Bischof von Sulmona u. Valva 1647-1653 Carafta Carl Bischof von Aversa 1653-1654 Borromeo Friedrich Patriarch von Alexandrien 1655-1665 Baldeschi Friedrich Erzbischof von Caesarea 1665-1668 Aquaviva Rudolf Erzbischof von Laodicaea 1668-1670 Cibo Odoardo Erzbischof von Seleucia 1670-1679 Cantelmi Jakob Erzbischof von Caesarea 1685-1687 Menati Bartholomäus Bischof von Lodi 1689-1692 D'Aste Marzellus Erzbischof von Athen 1692-1695 Conti Michael Angelo Erzbischof von Tarsus 1695-1697 Piazza Julius Erzbischof von Rhodos 1698-1702 Bichi Vinzenz Erzbischof von Laodicaea 1703-1709 Caraccioli Jakob Erzbischof von Ephesus 1710-1713 Firao Josef Erzbischof von Nicaea 1716-1720 Passionei Dominik Erzbischof von Ephesus 1721-1729 Barni Joh. Bapt. Erzbischof von Edessa 1731-1739 Durini Karl Erzbischof von Rhodos 1739-1744 Acciajuoli Philipp Erzbischof von Petra 1744-1754 Spinola Hieronymus Erzbischof von Laodicaea 1754 Buffalini Joh. Okt. Erzbischof von Chalcedon 1754-1759 Oddi Nikolaus Erzbischof von Trajanopolis 1759-4764 Gonzaga Luigi Valenti Erzbischof von Caesarea 1764-1774 Caprara Johannes Erzbischof von Ikonium 1775-1784 Vinci Josef Erzbischof von Berito 1785-1794 Gravina Peter Erzbischof von Nicaea 1796-1803 Testaferrata Fabritius Erzbischof von Bairut 1803-1816 Zeno Carl Erzbischof von Chalcedon 1816-1817 Macchi Vinzenz Erzbischof von Nisibi 1818-1819 Nasalli Ignaz Erzbischof von Cyrus 1820-1826 Ostini Petrus Erzbischof von Tarsus 1826-1829 de Angelis Philipp Erzbischof von Carthago 1830-1839 Gizzi Thomas Pascal Erzbischof von Theben 1839-1841 d'Andrea Girolamo Erzbischof von Melita 1841-1845 Macioti Alexander Erzbischof von Colossus 1845-1850 Mgr. Bovieri Josef Geschäftsträger 1850-1865 Mgr. Bianchi Angelo Geschäftsträger 1865-1868 Mgr. Agnozzi Joh. Bapt. Geschäftsträger 1868-1874 Keine Beziehungen seit dem Kulturkampf -- Itaglione Luigi Erzbischof von Caesarea 1920-1926 Di Maria Peter Erzbischof von Ikonium 1926-1935 Bernhardini Philipp Erzbischof von Antiochien 1935-1953 Gustavo Testa Erzbischof von Amasea 1953-1959 Giovanni Ferrofino Hausprälat 1959-1960 Alfredo Pacini Erzbischof von Germia, 1960-1967 Ambrogio Marchioni von Severiana, 1967-1984 Edoardo Rovida Erzbischof von Tauromenium 1985-1993 Karl Josef Rauber Erzbischof von Iubaltiana, 1993-1997 Oriano Quilici Erzbischof von Tabla, 1997-1998 Pier Giacomo de Nicolò Erzbischof von Martanae Tudertinorum, 1999-2004 Francesco Canalini Erzbischof von Valeria 2004-2011 Diego Causero Erzbischof von Grado 2011-2015 Thomas Edward Gullickson Erzbischof von Bomarzo 2015-

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