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11. März 2012 ISSN 1436-607X Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche 6/2012 Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche Mein Garten: Auf der Suche nach dem Paradies Jacke wie Hose n Hilfe für Kinder in Mazedonien kommt an. Seite 8 Europa trifft sich n Wie Krakau zum Zentrum des Methodismus wird. Seite 9 An der Front n Wie EmK-Pastoren in der US-Armee dienen Seite 11

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Das Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

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11. März 2012ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche 6/2012Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

Mein Garten: Auf der Suche nach dem Paradies

Jacke wie Hosen Hilfe für Kinder in

Mazedonien kommt an. Seite 8

Europa trifft sichn Wie Krakau zum Zentrum

des Methodismus wird. Seite 9

An der Frontn Wie EmK-Pastoren

in der US-Armee dienen Seite 11

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unterwegs 6/2012 ::: 11. März 2012

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kurz gesagt

So ErrEicHEn SiE unS:Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: [email protected]: 0711 83000-0 T

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Ab in den Garten

Was habe ich gefroren im Februar! Jacke, Schal, Mütze auf und Hand­schuhe nicht vergessen. Wie schön ist es jetzt, wenn es wärmer wird und der Frühling um die Ecke schaut. Die dicke Jacke brauche ich nicht mehr. In der Natur spüre ich den langsa­men Wandel. Wer in unserer Familie zuerst ein Schneeglöckchen gesehen hat, gibt es lautstark bekannt. Alle, die einen Garten haben, freuen sich auf die nächsten Wochen: Bald geht es raus. Der Garten ruft. Es wird eingesät und gepflanzt, es wer­den Beete angelegt und das erste Mal wieder Rasen gemäht. Haben Sie jetzt den Duft eines frisch gemähten Rasens in der Nase? Für viele Men­schen sind Gärten ein wichtiger Teil ihres Lebens. Gartenarbeit tut der Seele gut. Selbst gezogenes Gemüse, Salat und Obst schmecken am besten. Die Bedeutung des Gartens spiegelt sich selbst in der Bibel wieder: Jeder kennt die Geschichte von Adam und Eva im Garten Eden. Das Bauen und Bewahren der Erde ist Auftrag Gottes an den Menschen. Mit dem Thema Garten wird in der Bibel er­zählt, was unser Menschsein aus­macht, wie unsere Beziehung zu Gott aussieht und warum Menschen scheitern können. Wie zum Beispiel im Garten Gethsemane, wo die Jün­ger schlafen. Zum Glück folgt dann Ostern: Ein Friedhof wird zum Gar­ten der Auferstehung. Deswegen widmen wir diese Ausgabe von »un­terwegs« dem Thema Garten. Las­sen Sie sich inspirieren.Viel Freude beim Lesen wünscht Michael Putzke

WEltWEit WäcHSt dEr ProtESt gegen die mögliche Hinrich-tung eines Pastors im Iran. Youcef Nadarkhani wurde wegen seines Glaubens in-haftiert. Seine umgehende Freilassung fordern unter anderen das Weiße Haus, US-Außenministerin Hillary Clinton, die EU-Außenbe-auftragte Catherine Ashton sowie Außenminister Guido Westerwelle. Nadarkhani habe kein Verbrechen be-gangen, sondern lediglich sein Recht auf Religions-freiheit wahrgenommen. Die Verurteilung und Hin-richtung einer Person aus Glaubensgründen verstoße sowohl gegen die Grundsätze der Menschenrechte wie auch gegen die völkerrecht-lichen Verpflichtungen der Islamischen Republik Iran.

cHriStinE cHriSt-von WEdEl ist neue Vorstandspräsiden-tin von »mission 21« (früher Basler Mission). 25 Delegierte aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa haben die Historikerin aus Basel einstimmig gewählt. Christ-von Wedel wurde 1948 in Reinbek bei Ham-burg geboren, ist promo-vierte Historikerin und Mutter von vier erwachse-nen Kindern. Sie hat bereits vor ihrer Wahl zur Vor-standspräsidentin die Gruppe »Strukturen und Prozesse« von »mission 21« geleitet. Von 1986 bis 2000 war sie Vorstandsmitglied der Basler Mission, von 2005 bis 2011 engagierte sie sich im Missionsrat des Evangelischen Missions-werks in Solidarität (EMS) in Stuttgart.

nur unvErkäuFlicHE Lebens-mittel sollen Tafelläden ausgeben. Das hat der als Kritiker der »Tafel«-Bewe-gung bekannte Soziologe Stefan Selke gefordert. Arme würden von den »Tafeln« abhängig, verlören Eigeninitiative und die Fähigkeit, sich am Leben der Gesellschaft zu beteili-gen. »Der Spaß hört da auf, wo Grundrechte durch Almosen ersetzt werden«, sagte Selke.

SolidArität Mit GriEcHEn-lAnd in der Schuldenkrise fordert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Europa wachse zu einer kulturellen und sozia-len Gemeinschaft zusam-men, sagte der EKD-Rats-vorsitzende Nikolaus Schneider Ende Februar in einem Interview: »Da kann es uns nicht egal sein, was mit den Menschen in Griechenland passiert.«

StArkE untErScHiEdE gibt es zwischen den Evangelikalen in den USA und in Deutschland. Das hat die Professorin für multi-sprachliche und multi-kulturelle Studien an der Universität von New York, Marcia Pally, betont. Die evangelikale Landschaft in Deutschland sei stark von den Verhältnissen in den Landeskirchen geprägt. Dagegen sei die evangelikale Bewegung in den USA eine von unten aufgebaute Graswurzelbewegung. Zudem sei die Entstehung der USA wesentlich durch die Evangelikalen geprägt worden. epd/idea

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Titelthema: Gartenträume ::: 3

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ich &der baumUm den fremdenverkehr zu beleben, wur-de für den Kreis Hersfeld in Nordhessen

der Name »Waldhessen« kreiert. Dass der Wald eine starke Anziehungskraft ausübt, das ist aber absolut nichts Neues. Bereits bei der Schöpfung hat Gott dem Menschenge-schlecht das leben auf Erden durch Bäume schmackhaft machen wollen. Dann hat er als fremdenführer selbst die Menschen zum Wald gebracht. »Gott ließ aus der Erde alle Arten von Bäumen wachsen. Es waren präch-tige Bäume. Dorthin brachte Gott den Men-schen« (1. Mose 2,8). Mir wurde das Privileg zuteil, ein Stück Wald zu pflanzen und zu pflegen. 1987 tagte die Norddeutsche Jährliche Konferenz mit dem

Thema »leben zu Gottes lob« in Bebra. Beim Jugendabend wurden in Blumentöpfchen gepflanzte, etwa fünf Zentimeter große fichten verteilt. Weil fast 100 Stecklinge übrig blieben, pflanzte ich damit eine Hecke.Als wir drei Jahre später umziehen mussten, wollte der Gartenbesitzer die fichtenhecke nicht behalten. 70 Bäumchen, inzwischen etwa dreißig bis fünfzig Zentimeter groß, nahmen wir mit nach Kassel, wo sie einen neuen Standort fanden. Auf dem Wald- und Wiesengrundstück unserer Gemeinde gab es reichlich Platz. 60 Bäumchen wuchsen wie-der an, jetzt im Abstand von etwa einem Meter. Inzwischen haben einige die stattliche Höhe von zehn Metern erreicht. Die ersten

Jahre war es eine besondere Herausforderung, alle mit ausreichend Wasser zu versorgen. Im überaus trockenen Sommer 2003 konnte ich nicht alle Bäume retten. 15 vertrockneten. Der seelische Schmerz, den ich wegen des Absterbens der Bäume empfand, ist mir noch in Erinnerung. Damals wagte ich nicht, meine Gedanken auszusprechen. Heute tue ich es. Ich dachte: So muss es Gott zumute sein, wenn sich seine Menschenkinder von ihm abwenden und das leben gering achten, das er durch den Glauben an Jesus Christus schenken will. Armin Hanf

Wo man Respekt vor der Schöpfung lernen kannVon jeher haben Gärten eine große Bedeutung für die Menschheit – angefangen beim Garten Eden. Wie sich die Sehnsucht nach dem Paradies durch die Geschichte zieht, beschreiben wir in diesem Heft. Hier erzählt der Gartenexperte Heinrich leumer, warum jeder Mensch einen Garten braucht.

Wozu braucht der Mensch einen Garten?HEinricH lEuMEr: Aus vielen Grün-den. Zum Beispiel, weil man die Na-tur erleben kann. Wer sich kein Haus mit Garten leisten kann, sollte auf jeden Fall einen Kleingarten pachten. Das können sich auch ärmere Men-schen leisten. Besonders für Kinder ist ein Garten wichtig: Sie lernen mit den Pflanzen zu leben und sie zu schätzen und reißen zum Beispiel dann nicht sinnlos Blätter ab. Außer-dem kann man Kindern die Zusam-menhänge der Schöpfung, von Wer-den und Vergehen, im Garten sehr gut erklären.

Was raten Sie einem Garten­anfänger: Zier­ oder Nutzgarten?HEinricH lEuMEr: Ich würde zum Nutzgarten raten! Ein Ziergarten al-leine befriedigt nicht so und er braucht er enorm viel Pflege – oder er verwildert schnell. Außerdem sieht man im Nutzgarten schnell einen Er-folg. Die Kartoffeln aus Opas Garten

schmecken einfach besser – weil sie nicht mit Gülle belastet sind, weil man sich die Sorte aussuchen kann und weil das Ernteerlebnis etwas ganz Besonderes ist. Viele Menschen haben heute kaum noch Erfolgser-lebnisse. Eine Gemüse- oder Obst-ernte dagegen ist immer ein Erfolg! Und wenn man nach Hause geht, kann man dem Nachbarn mal einen Salatkopf schenken. Das schafft Ver-bindungen!

Wie haben sich die Gartenvorlie­ben der Deutschen in den vergan­genen Jahrzehnten verändert?HEinricH lEuMEr: Es ist nicht mehr lebensnotwendig, sich selbst Obst und Gemüse anzubauen. Man kann alles – wenn auch gespritzt – kaufen. Heute überwiegt die Freude am eige-nen, naturnah angebauten Erzeugnis. Für größere Familien wird allerdings zunehmend die Selbstversorgung durch den eigenen Garten wieder wichtig. Das wird auch in den nächs-ten Jahren bestimmt mehr werden.

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Heinrich leumer: Mit Großvater leumer im Garten, Kosmos Verlag, Stuttgart 2010, 136 Seiten, laminierter Pappband, 12,95 Euro. ISBN: 978-3-440-12299-0.

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Heinrich leumer stammt aus Bremen und hat schon als Kind Petersilie gepflanzt. Viele Jahre hat der Gärtner im Radioprogramm »Bremen Eins« Gartenfragen beantwortet. 2004 erhielt er die Verdienstmedaille für sein Engagement im Gartenbau. leumer ist Glied der EmK.

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::: Titelthema: Gartenträume

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Gott ist ein Gärtner, so erzählt der zweite Schöp-fungsbericht (1. Mose 2,4b–25). Nicht der Mensch legt den Garten Eden an, Gott selbst

ist es. Bei der Bezeichnung »Eden« schwingt im Hebrä-ischen die Empfindung der »Wonne« mit. Man kann also Garten der Schöpfung als Wonnegarten verstehen. Mich erinnert das an meine Kindheit. Am Anfang mei-nes Lebens war mein liebster Spielplatz ein etwas ver-wilderter Garten mit hohen Birnbäumen, breitästigen Apfelbäumen, vielen Beerenbüschen und drei Lauben. Und ich denke daran, wie vorsichtig Setzlinge behan-delt werden. Gute Gärtner achten auf den Boden, das Wetter, die Tageszeit beim Setzen von Jungpflanzen.

das leben im Garten – Beginn einer großen FreiheitWie ein Gärtner setzt Gott den Menschen in den Garten, nachdem er alles vorbereitet hat. Der Garten ist nicht als ein vorzeitliches Paradies zu begreifen, sondern als Ent-wurf eines Lebens unter Gott, dem Schöpfer. Dem Men-schen gibt dieser die Treuhänderschaft über den Garten Eden. Er soll ihn »bebauen und bewahren«. Alle mensch-liche Arbeit bekommt von Gott her einen Sinn. Der Pries-ter und Maler Sieger Köder fordert uns auf: »Wie der Schöpfer am Anfang, müssen auch wir uns wieder als Gärtner verstehen: die Schöpfung nicht beherrschen und ausbeuten, sondern sie kultivieren.«

Das Leben im Garten beginnt mit einer großen Frei-gabe. »Du darfst essen …«, sagt Gott. Keine Diät ist gemeint, sondern aufnehmen jeder Art, wie lernen, for-schen und genießen. Den Menschen zeichnet von An-fang an ein Streben nach Wissen und mehr aus. Aber dieses Streben kann Grenzen überschreiten. Das Ver-bot Gottes, von dem Baum der Erkenntnis zu essen (1. Mose 2,17), zeigt diese Grenze auf. Eine Freiheit ohne Einschränkungen gefährdet das Leben aller und wider-spricht deshalb dem Willen Gottes. Das Ende der Ge-schichte ist bekannt. Der Mensch überschreitet diese Grenze und wird aus dem Garten Eden vertrieben.

Auch im Neuen Testament spielt sich im Garten ei-ne beklemmend menschliche Schuldgeschichte ab – im Garten Gethsemane (Markus 14,32–42). Die Jünger treten aus der Geborgenheit des letzten Mahles mit Je-sus in die Nacht hinaus. Sie können die Andeutungen Jesu über das Unvorstellbare nicht fassen. Jesus bittet sie: »Bleibet hier und wachet mit mir. Wachet und be-tet«, so hat ein Taizélied (GB 202) diese Szene einge-fangen. Die Jünger aber flüchten in den Schlaf. Sie ver-passen die entscheidende Stunde. Sie bleiben nicht im Gebet – um Jesu willen und um ihrer selbst willen. So kommt die Schicksalsstunde auch für sie: Ihre Vorstel-lungen zerbrechen, ihre Hoffnungen werden durch-kreuzt. Hilflosigkeit schlägt um in Gewalt. Einer greift zum Schwert. Schließlich geht es nur noch darum, die eigene Haut zu retten. Die Liebe Christi aber stirbt nicht, sie überwindet den Tod.

»Dank für die Spuren Gottes im Garten …« Ich lie-be diese Zeilen aus dem Lied: »Morgenlicht leuchtet«, wie Jürgen Henkys es übersetzt hat. Ich denke dabei nicht nur an den Schöpfungsgarten, sondern an den Garten der Auferstehung. Dank dafür, dass der Tod Je-su am Kreuz und das schmerzliche Versagen der Jün-ger im Garten Gethsemane nicht das letzte Wort ha-ben. Ein Friedhof wird zum Garten der Auferstehung! Dank dafür, dass Maria Magdalena hier vom »Gärt-ner« Jesus angesprochen wird (Johannes 20,15). Un-verwelkliches Leben entdeckt sie durch ihn.

Ingeborg Putzke

Vom Garten Eden zum Garten der AuferstehungDer Mensch ist im Garten erschaffen worden. So beschreibt es eine Schöpfungserzählung in der Bibel: »Und Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte« (1. Mose 2,15). Immer wieder erzählt die Bibel Gartengeschichten – vom Garten Eden bis zum Garten der Auferstehung. Ingeborg Putzke beschreibt, was sie persönlich damit verbindet.

Der Garten ist nicht als ein vorzeitliches Paradies zu begreifen, sondern als Entwurf eines lebens unter Gott, dem Schöpfer.

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Titelthema: Gartenträume ::: 7

Gott, der Herr, wandelt beim Abendwind im Garten. Es wundert mich, so eine bildhafte Be-schreibung voller Poesie von Gott in der Bibel

zu lesen. Wie die eines von seiner Arbeit müden, rei-chen Parkbesitzers, der nach einem heißen Tag abends in der kühlen Gartenluft Erholung sucht. Und die, die seine Schritte hören, haben sich versteckt. Die, die glücklich sein könnten, einen so schönen Garten zu be-bauen und bewahren, die kaum eine größere Anerken-nung erfahren könnten, als dass Gott in ihrem Garten Erholung sucht – sie fürchten sich!

Aber Gott wandelt Er lässt nach einem langen Tag die Seele baumeln, wie wir heute sagen würden. Dabei ist »wandeln« so ein reiches Wort. Wandeln ist nicht zielgerichtet, wandeln ist absichtslos. Die Glieder strecken sich spielerisch, der Atem durchdringt den Körper tiefer, das Auge nimmt Dinge wahr, an denen es sonst achtlos vorüber gelaufen wäre. Verbrauchtes lebt wieder auf. Im Wandeln kann ich Gott begegnen, ihn be-rühren, in seiner Schöpferkraft und selbst Verwandlung erleben. Erfrischung an Leib und Seele.

Was macht einen Garten zu einem so einladenden Ort? Ein Garten ist kein Wald, keine natürliche Umge-bung, obwohl es im Garten von Natur nur so wim-melt. Ein Garten ist ein geschaffener Ort, der auch be-ständig fordert. Ein Ort, der nie so bleibt, wie er ist. Eine lebende Sammlung der Schöpferkraft Gottes, die ohne menschliches Eingreifen bald wieder eine Wild-nis wäre. Ein Garten regt die Sinne an. In dem Namen »Eden« klingt das Wort für »Überfluss« an: Ein Über-fluss an Farben, Gerüchen und Geräuschen, aber nie aufdringlich. Ein Garten lädt mich ein, aber nicht ich kann bestimmen, wann ich was erleben will. Mal zu nass und mal zu trocken. Ich muss den Moment erwi-schen, muss meine Vorstellungen loslassen und frei zu werden für die Überraschung. Wenn ich mich auf ei-

nen Garten einlasse, dann kommen Abschalten, Ruhe und Empfangen wie von alleine – er nimmt mich in seine Stille hinein. Im Wandeln kann es passieren, dass ich den Zauber des Augenblicks erlebe – eine Libelle, die sich auf meine Hand setzt, das Schwatzen junger Blaumeisen im Spätsommer, die Eidechse auf einem sonnenwarmen Stein im Frühling. Blütenfarben, die niemand so malen könnte. Ein vorsichtiger Duft, der mich Suchen macht, das Rascheln des Windes in der braunen Buchenhecke. Oder mir kommt ein genialer

Gedanke, den ich hier überhaupt nie erwartet hätte, einfach so.

Ein Garten ist ein Ort, wo ich lerne, einzugreifen oder es zu lassen. Wo ich Visionen entwickeln muss und mich immer wieder neu erde. Das Wechsel-spiel von Werden und Verwesen erlebe ich hautnah. Da komme ich her und da gehe ich wieder hin. Im Garten

kann ich nichts festhalten, höchstens Weichen stellen. Ein Garten, der verzaubert, lebt aus einer Mischung von Wandeln und Wandlung. Haben Sie auch schon Gottes Schritte in Ihrem Garten gehört, nein? Dann versuchen Sie es doch im Park nebenan! Oder auf dem Friedhof, auf Ihrem Balkon, am geöffneten Fenster vor dem Fensterbrett? Gottes Geist weht, wo wer will.

Machen Sie es wie Gott! Wandeln Sie in einem schö-nen Garten, verwandeln Sie Ihren Garten und lassen sich selbst dabei wandeln, in einen immer wieder an Leib und Seele erfrischten Menschen. Vor Gottes Schritten brauche ich mich seit Jesus Christus nicht mehr zu verstecken, auch wenn ich nackt bin.

Wort auf den Weg ::: 7

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»Und sie hörten die Schritte des Herrn, Gottes, wie er beim Abendwind im Garten wandelte.« 1.Mose 3,8

lassen Sie sich verwandeln!

DR. UlRICH JUNGAist Biologe und laienprediger im Bezirk Kassel.

Er lebt in Mariengarten bei Göttingen.

»Ein Garten ist ein Ort, wo ich auch lerne, einzugreifen oder

es zu lassen.«

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8 ::: Aus der weltweiten Emk

Mazedonien liegt nicht am Ende der Welt, wie die Bezeichnung »catena mundi«, die die al-ten Römer diesem Landstrich gaben, vermu-

ten lässt. Die kleine Balkanrepublik, die es als einzige Teilrepublik Jugoslawiens geschafft hat, 1991 friedlich und demokratisch unabhängig zu werden, befindet sich südlich von Serbien und nördlich von Griechenland.

So abwechslungsreich wie Mazedoniens Geschichte ist auch die Geschichte der dortigen EmK. Sie war lan-ge Zeit die einzige protestantische Kirche und hat sich trotz ihrer Minderheitensituation in einem überwie-gend orthodoxen Land von Anfang an für Bildung und Verbesserung der sozialen Situation der Bevölkerung eingesetzt. Nach einer Zwangspause in der kommunis-tischen Zeit begann die EmK in der 35.000-Einwoh-nerstadt Strumica 1991 mit humanitären Aktionen, die dazu führten, dass 2000 das »Miss Stone«-Sozial-zentrum in Strumica gebaut werden konnte. Dessen bekanntestes Projekt ist das Programm »Essen auf Rä-dern« für 125 betagte und behinderte Menschen.

Über das »Miss Stone«-Zentrum lief dann auch die diesjährige große Weihnachtsaktion der Weltmission »Jacke wie Hose« für 3.000 bedürftige Kinder in Ma-zedonien, die dank großzügiger Spenden vieler Men-

schen in Deutschland und darüber hinaus möglich ge-worden ist. Die Jeansjacken und Hosen mit aufgenäh-tem Emblem der EmK wurden in einer einheimischen Schneiderei hergestellt. Sowohl das Kultusministerium als auch die zuständigen Bürgermeister gaben unge-wöhnlicherweise sofort ihr Einverständnis zu dieser Aktion, die noch im März weitergeführt wird.

Das Lokalfernsehen war meist dabei, als zwischen Dezember 2011 und Februar 2012 rund zwei Drittel der Jacken und Hosen in den neun ärmsten Grund-schulen der Region mit einem hohen Anteil an Roma-kindern sowie in vier Internatsschulen verteilt wurden. Aus anfänglich großer Skepsis der jeweiligen Schul-direktoren entstanden Vertrauen und Freundschaft.

Besonders anrührend war die Aktion im Dorf Staro Baldovci. In der dortigen Grundschule war die Verteil-aktion gerade im Gange, als wir vom Fenster aus Kin-der barfuß im Schnee vor der Schule stehen und sehn-süchtig herüberstarren sahen. Diese Kinder sind noch nie in eine Schule gegangen. Sie wurden hereingeholt und ebenfalls eingekleidet (und in einer weiteren Akti-on noch mit Schuhen und Strümpfen versorgt). Es war schön, die Freude dieser Kinder erleben zu können, von denen die meisten bisher noch nie etwas Neues geschenkt bekommen hatten.

Für bedürftige Kinder in Mazedonien ist die Weih-nachtsaktion der Weltmission eben gerade nicht »Ja-cke wie Hose«, sondern ein berührendes, eindrucks-volles Zeichen christlicher Nächstenliebe, die keinen kaltgelassen hat, der daran teilnehmen durfte.

Konkrete Hilfe bringt die Weihnachtsaktion der EmK-Weltmission nach Mazedonien. Mit den Spenden, die vor Weihnachten in den Gemeinden gesammelt wurden, wurden nicht einfach nur Kleider verteilt: Die Jacken und Hosen wurden in einer einheimischen Schneiderei hergestellt, und auch die örtlichen Behörden unterstützten die Aktion.

CHRISTINA CEKoV arbeitet mit ihrem Mann Pastor Mihail Cekov

in der EmK-Gemeinde in Strumica / Mazedonien.

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»Jacke wie Hose«: Hilfe für Kinder in Mazedonien

Mazedonische Kinder freuen sich über ihren neuen Kleider.

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Titelthema: Gartenträume ::: 9

So langsam wird das »European Methodist Festi-val« (EMF) zu einer Marke: Nach der Premiere im Jahr 2003 in Berlin und der zweiten Auflage

2007 in Bratislava findet im August das dritte EMF in Krakau (Polen) statt. Veranstalter sind der Europäi-sche Kinder- und Jugendrat EMYC und der Europäi-sche Rat methodistischer Kirchen EMC in enger Zu-sammenarbeit mit der EmK in Polen. Die Hauptspra-chen sind Englisch, Polnisch und Deutsch, aber auch andere Sprachen werden übersetzt. Für die Veranstal-tungen wird eine Zeltstadt auf dem »Blonia Feld«, dem zentralen Park der Stadt, aufgebaut. Dort werden die Teilnehmer – bei hoffentlich gutem Wetter – eine unvergessliche Zeit erleben. Untergebracht sind sie in nahe gelegenen Studentenwohnheimen.

Das Treffen hat mehrere Ziele: Zunächst ein missi-onarisches: Die evangelisch-methodistischen Christen bezeugen ihren Glauben öffentlich. »Wir wollen aber auch für uns selbst Verbindungen und Kontakte knüp-fen, die unser Christsein stärken«, schreibt Pastor Ar-min Besserer, der zum Organisationsteam gehört. Der Begriff »Festival« mache deutlich, »dass wir miteinan-der feiern, singen, musizieren, spielen, beten, hören wollen«.

Wie Krakau zum Zentrum des Methodismus wirdAlle methodistischen Wege führen vom 8. bis 12. August nach Krakau in Polen: Unter dem Thema »It’s for you« (»Es ist für dich«) findet dort das 3. Europäische Methodistische festival statt. Die Veranstalter erwarten rund 1.000 Teilnehmer – Junge, Alte, familien, Singles. Wer sich bis zum 1. Mai anmeldet, spart Geld.

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n Die Teilnahme am Methodistischen Festival wird in drei Preiskategorien angeboten: Einem reduzierten Tarif, dem Standardtarif und einem Sponsorentarif. n Zudem versuchen die Veranstalter, Geldbeträge zu sammeln, um damit auf Antrag Personen zu unterstützen. Der Schatzmeister des Europäischen Rates, Pastor Günter Winkmann, und der Sekretär des Rates, Pastor Armin Besserer, können hierfür angefragt werden: [email protected] oder [email protected] Ausführliche Informationen gibt es im Internet unter www.methodistfestival.eu. Gedruckte Broschüren liegen in den Gemeinden ebenfalls auf.

inForMAtionEn zuM FEStivAl StudiEnrEiSE krAkAu und Süd-PolEn 4.BiS 3.8.2012

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European Methodist Festival :::

Kontakte knüpfen, Christsein stärken:

Das festival in Krakau verbindet Methodisten aus ganz Europa.

Die Studienreise nach krakau bietet eine interessante Ergän-zung zur Teilnahme am Europäischen methodistischen festival. Die Anreise erfolgt schon am Samstag vorher von frankfurt aus mit dem flugzeug. An zwei Tagen ist Gelegenheit, ausführlich Krakau und seine Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen. Es gibt einen Tagesausflug nach Auschwitz. Bei einem Ausflug in die Ho-he Tatra und den Pieniny Nationalpark gibt es eine floßfahrt auf dem Dunajec-fluss. Den Abschluss bildet ein Abendessen im Viertel Kazimierz bei jüdischer Musik. Der Reisepreis beträgt 995 Euro bei Unterbringung im Doppelzimmer (Teilnehmergebühren für das festival und die Tagesverpflegung extra). Informationen unter:

www.emk-bildung.de/studienreisen-und-begegnungen.html

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das sind wir Wir sind der Bezirk Eutingen/Nie-fern-Öschelbronn mit insgesamt 107 Kirchengliedern – je zur Hälfte in den beiden Gemeinden Eutingen und Niefern-Öschelbronn. Samt Angehö-rigen, Zugehörigen und Freunden gehören 238 Personen zur Gemein-de, davon 24 Kinder, 26 Jugendliche, 117 Erwachsene und 71 Senioren. Wir haben in Eutingen eine Kirche mit Gemeindehaus sowie in Niefern-Öschelbronn ein Gemeindezentrum.

Hier kommen wir herDie Gründung der Evangelisch-me-thodistischen Kirche in Eutingen geht auf das Jahr 1865 zurück. Damals hielt der Prediger der Me-thodistengemeinde in Pforzheim dort evangelistische Versammlungen ab, zunächst in einer Scheunentenne, dann im Rathaussaal. 1894 begann man mit der Einrichtung einer Sonn-tagsschule, die zeitweise bis zu 170 Kinder unterrichtete. Anfang des 20.

Jahr- hunderts wuchs die Ge-meinde so stark, dass man daran dachte, eine klei-ne Kirche zu bau-en. 1929 konnte

die Eutinger »Christuskirche« einge-weiht werden. 1965 wurde es erfor-derlich, zusätzlich ein Gemeindezent-rum zu bauen. Dieses enthält seither auch die Dienstwohnung für den Pastor des Gemeindebezirkes.

Zeitgleich mit der Eutinger Me-thodistengemeinde war eine me-thodistische Arbeit in Öschelbronn entstanden. Beide wurden knapp 100 Jahre später, im Jahr 1961, zu einer neuen, von Pforzheim unab-hängigen, Bezirksgemeinde unter dem Namen »Eutingen-Öschel-bronn« vereinigt. Durch die Verei-nigung von Methodistenkirche und Evangelischer Gemeinschaft (EG) zur Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) kam noch die EG-Gemeinde in Niefern zum neuen EmK-Bezirk hinzu.

Die beiden Teilgemeinden Nie-fern und Öschelbronn gaben 2003 ihre eigenen Kirchengebäu-de auf und errichteten im Jahr 2003 gemeinsam die Christuskir-che mit Gemeindezentrum in Öschelbronn.

das ist um uns herum losUnser Bezirk ist in der glücklichen La-ge, Stadt- und Landleben gleicherma-

Mehr als 260 Bezirke gibt es in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland. Alle haben ihre eigene Prägung. Um diese Vielfalt zu zeigen, stellen sich in »unterwegs« regelmäßig EmK-Bezirke vor. In dieser Ausgabe geht es nach Eutingen.

ßen zu ermöglichen. Wer möchte, kann in Pforzheim, Karlsruhe oder Stuttgart Großstadtflair erleben, sich aber genau so schnell »ins Grüne« oder den nahegelegenen Schwarzwald zurückziehen.

das machen wirIn unserem Bezirk ist für jeden etwas geboten. Neben Gottesdienst und Sonntagsschule gibt es je eine Krab-belgruppe, Bibelgespräch und diverse Hauskreise sowie für den Gesamtbe-zirk einen Teenie-, Jugend-, Frauen-, Bastel- und Seniorenkreis nebst ei-nem Frühgebet und einem Männer-treff. Für die musikalische Gestal-tung unserer Gottesdienste sorgt un-ser Posaunenchor sowie je eine Lob-preisgruppe und für das körperliche Wohlbefinden unsere wöchentliche Gymnastikstunde.

Sozial engagieren wir uns in der Albanienhilfe und an den Pforzhei-mer »offenen Nachmittagen« so-wie am Missions-Sponsorenlauf »Lauf für das Leben«. Außerdem bieten wir einen Basar und einen Kunstmarkt – jeweils mit einem Ju-gendmusical – an.

Am kommunalen Leben beteili-gen wir uns unter anderem durch unsere Mitwirkung beim örtlichen Weihnachtsmarkt und Maislaby-rinth. Insgesamt sehen wir uns als ökumenisch offene Zeitgenossen, die mit Ernst Christen sein wollen – mit Freude an Gemeinschaft und einem sozialen Gewissen.

n Eutingen ist mit knapp 8.000 Einwohnern der größte Stadtteil Pforzheims. Er ist durch die Autobahn A 8 von der Gemeinde Niefern-Öschelbronn getrennt, die zum Enzkreis gehört. Dort leben rund 11.900 Menschen. n Kontakt: Telefon 07231 50171

www.emk.de/eutingen

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Zwischen Stadt und land

Der Nachwuchs ist im Bezirk Eutingen mit Eifer dabei – wie hier beim Musical »Samuel 2010«.

::: Gemeindeporträt

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Kürzlich lernte ich eine interessante Arbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche kennen. Sie findet an unterschiedlichen Orten in

Deutschland statt. Ich brauchte trotzdem meinen Pass, um diese Orte besuchen zu können. EmK-Militärgeist-liche hatten mich eingeladen, das amerikanische Mili-tärkrankenhaus in Landstuhl und den Stützpunkt der amerikanischen Luftwaffe in Ramstein zu besuchen. Zusammen mit Bischof Woodie White aus Atlanta, USA, den der Bischofsrat mit der Begleitung der Mili-tärgeistlichen beauftragt hat, sprach ich mit Pastoren, die als Seelsorger arbeiten und hohe Ränge im Militär innehaben.

In den USA gehören Militärgeistliche zur Armee. Sie ziehen mit den Truppen an die Standorte und Einsatzge-biete in aller Welt. Meine Gesprächspartner hatten ei-nen klaren Blick auf die Realität, die sie in ihrem Dienst erleben. »Krieg ist furchtbar. Unsere Soldatinnen und Soldaten tun anderen schreckliche Dinge an, sie müssen selbst Grausames ertragen und sie sehen unsägliches Elend«, sagte der Kommandeur der Militärgeistlichen der amerikanischen Luftwaffe, Pastor Scott Henry, als er Erfahrungen aus Afghanistan schilderte. Er und seine Kollegen betonten, dass dort humanitäre Hilfe und der Aufbau der Verwaltung und der Zivilgesellschaft nöti-ger sind als Soldatinnen und Soldaten.

Ich lernte in Landstuhl und Ramstein Menschen kennen, die ihre Arbeit im Namen Jesu Christi tun. Christus versöhnte die Welt mit Gott, indem er sich hinrichten ließ – ohne Gegenwehr. Die methodisti-

schen Militärgeistlichen stehen zu den Sozialen Grund-sätzen der Evangelisch-methodistischen Kirche. Dort heißt es: »Wir missbilligen den Krieg und drängen auf die friedliche Beilegung aller Meinungsverschiedenhei-ten zwischen Nationen. Von Anfang an ringt das christliche Gewissen mit der harten Realität der Ge-walt und des Krieges, denn diese Übel laufen deutlich Gottes liebevoller Absicht für die Menschheit zuwider. Wir sehnen uns nach dem Tag, an dem es keinen Krieg mehr geben wird und an dem die Menschen in Frieden und Gerechtigkeit zusammenleben werden.« Trotz-dem tragen diese Pastoren aus Überzeugung ihre Uni-form mit einem aufgenähten Kreuz. Sie meinen, dass militärische Abschreckung und schlimmstenfalls Kriegshandlungen nötig sind, um dem christlichen Friedensauftrag nachzukommen.

Wenn ich je zu entscheiden gehabt hätte, hätte ich den Dienst mit der Waffe abgelehnt. Ich setze mich für eine Verringerung der Rüstungsausgaben ein und da-für, dass mehr Geld für zivile Konfliktlösungen und Armutsbekämpfung bereitgestellt wird. Trotzdem bin ich dankbar für den Dienst der Militärgeistlichen. Sie sind für Menschen da, die durch die Militäreinsätze an ihre Grenzen kommen. Die Pastoren im Militär stellen sich den theologischen und ethischen Herausforderun-gen, die der Militärdienst mit sich bringt. Vor allem sind sie Verkündiger des Evangeliums auf Kanzeln und in Einzelgesprächen im Einsatz oder in der Heimat. Wo Gottes Wort sich Gehör verschafft, breitet sich Friede aus in einer gebrochenen Welt.

Soldaten im Namen ChristiDie Evangelisch-methodistische Kirche lehnt Krieg in jeder form ab. Trotzdem gibt es in der US-Armee EmK-Pastoren, die ihre Aufgabe darin sehen, als Soldaten dem christlichen friedensauftrag nachzukommen. Bischöfin Rosemarie Wenner hat einige von ihnen getroffen.

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kurz &bündigSEit zEHn JAHrEn gibt es »Mitten-

drin« – eine Integrations- und Inklusionsgruppe für körperbe-hinderte und chronisch kranke Menschen der EmK in Langen-au. Beim Jubiläumsgottesdienst predigte Udo Naber (Pastor i. R. der Liebenzeller Mission), der mit zehn Jahren ein tief-greifendes Ereignis knapp überlebte, jedoch davon seine Körperbehinderung behielt. Er beschrieb er die Situation des

körperbehinderten Mefi-Boschet, dem Enkel des Königs Sauls. Auch er überlebte knapp und war danach behindert. König David holte ihn aus seiner Ver-armung und Isolation heraus in sein Königshaus. Naber beton-te, wie wichtig soziale und geist-liche Beteiligung von Menschen mit Behinderungen ist. Beim Festnachmittag wurde unter an-derem ein selbstgedrehter Film »Barrierefreies Langenau« gezeigt. n »Mittendrin«: jeden letzten freitag im Monat, 19 Uhr, Gasthaus Hirsch in Öllingen.

SEit AnFAnG dES JAHrES hat der Verein »come back« (Zittau) die Trägerschaft der Suchtbera-tungs- und Behandlungsstelle in Zittau übernommen. Seit Beginn der Arbeit vor etwa 18 Jahren wurde die Arbeit von der EmK getragen. Unter ande-rem veränderte Landkreisgren-zen und die Reduzierung von Fachpersonal hätten diesen Schritt notwendig gemacht, er-klärte der »come back«-Vorsit-zende Frank Ufer. Inhaltlich, in der Personalstruktur und in der fachlichen Begleitung werde sich dadurch nichts ändern.

der Evangelisch-methodistischen Er-löserkirche statt, zu dem dieses Jahr knapp 80 Sängerinnen und Sänger aus München und Umgebung für ei-nen ganzen Samstag zusammenge-kommen sind, um schwungvolle Chorsätze einzustudieren und am selben Abend in einem Werkstatt-konzert zu präsentieren.

Das Chorhappening wurde die-ses Jahr zum 19. Mal durchgeführt, und hat somit schon eine langjähri-ge Tradition. So ist es bei der An-meldung immer ein großes »Hal-lo«, wenn alte Bekannte begrüßt werden.

Aber neben den alten Bekannten finden auch immer wieder neue Gesichter den Weg zum Chorhap-pening, dieses Mal waren rund ein Drittel der Sänger zum ersten Mal dabei. Die einstudierte Literatur umfasste christliche Lieder im Pop-stil, z. B. zur Jahreslosung 2012 oder für die Passions-, Oster- und Pfingstzeit. Die Chorprobe wurde von einer Rhythmusgruppe (Kla-vier, E-Bass und Schlagzeug) beglei-tet, die den ganzen Tag über begeis-terten Schwung aus den Sängern herauskitzelte, so dass auch direkt nach dem Mittagessen keine Mü-digkeit aufkommen konnte.

Das Werkstattkonzert wurde von Klavierstücken umrahmt, gespielt von Teilnehmern des Chortages, und durch eine geistlichen Impuls von Pastor Burkhardt abgerundet. Es war ein gelungener Tag, an dem vielleicht das ein oder andere Feuer entfacht wurde? pm

Wir wollen das Feuer bei unse-ren Zuhörern entfachen! Dazu

dürfen wir nicht einfach langweilig die Noten absingen, sondern müssen den Texten die Glut entlocken.« So motivierte Chorleiter Holger Würth den bunt zusammengewürfelten Chor in München. Ende Januar fand das alljährliche Chorhappening in

München: Anzündender Chorgesang

Mit einem Werkstattkon-zert ging das Münchener Chorhappening 2012 zu Ende.foTo: PRIVAT

14unterwegsinfounterwegs 6/2012 ::: 11. März 2012

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AUfGENoMMEN

lohra ::: am 19. februar Magdalene Gremm (57).Pirmasens ::: am 5. februar Gisela Daniel (70), Ursula Dettmering (77) und Jutta Haas (60).thalheim ::: am 4. März Marilyn Einer (25) und Hendrik Wetzel (29).

WIR GRATUlIEREN

Benningen ::: Karl Marona zum 90. Geburtstag.Berlin-lankwitz ::: luise Woyde zum 95. Geburtstag.calw-Stammheim ::: Paul Blaich zum 90. Geburtstag.oldenburg ::: Helga und Werner Hutfilter zur goldenen Hochzeit.

raschau ::: Helga und lothar Höcherl zur goldenen Hochzeit.reinsdorf ::: Käthe und Kurt Hoyer zur eisernen Hochzeit.rodenbergen ::: Margret Hellmuth zum 90. Geburtstag.Schwenningen ::: Margaretha Kuhlins zum 90. Geburtstag.treuen ::: Esther Pierer zum 90. Geburtstag.

HEIMGEG ANGEN

Albstadt-tailfingen ::: Alma Maute geborene Gonser am 14. februar, 79 Jahre.Auerbach ::: Elfriede Hummel geborene obermeit am 22. februar, 90 Jahre.crottendorf ::: Edeltraut Harles geborene Wendler am 23. februar, 77 Jahre.

dittersdorf ::: lotte Neubert am 17. februar, 97 Jahre.Eberswalde ::: Günther Wilke am 2. februar, 83 Jahre. Güglingen ::: Peter Jesser am 5. februar, 52 Jahre.Hof ::: Karlheinz Moroff am 10. februar, 78 Jahre. leingarten ::: Paul Gräsle senior am 7. februar, 95 Jahre.leutkirch ::: Dieter Wagner am 30. Januar, 80 Jahre.Minden ::: Ingrid Wrobel am 16. februar, 75 Jahre.Mühlacker ::: Gerhard Schleihauf am 17. februar, 74 Jahre.Murrhardt ::: Gerda Joos geborene Wolf am 21. februar, 82 Jahre.

Öhringen ::: Gerd Messerschmidt am 13. februar, 72 Jahre.Pforzheim ::: Herta Jörder geborene Paetzold am 7. februar, 95 Jahre.reichenbach ::: Erika Kropff am 18. November, 72 Jahre.rodewisch ::: Ingeborg Schmalfuß am 23. februar, 85 Jahre. thalheim ::: Dorothea Einer am 23. februar, 80 Jahre.zwickau-Friedenskirche ::: Gottfried Wilhelm am 19. februar, 83 Jahre.

wo wann was

persönlich

TERMINE

Balingen-Frommern ::: friedenskirche, Kurt-Schuma-cher-Straße 12, 19.30 Uhr, lebenshilfe – Vorträge mit Wilfried Veeser: 21. März, Wenn sich die Kindheit meldet; 28. März, Wer bin ich? Wer ist der andere? – Sich selbst und andere besser kennen lernen.

Frankfurt ::: EmK Christus-kirche, Merianplatz 13, 25. März, 17 Uhr, Russisch- orthodoxe Kirchengesänge zur Passionszeit, mit dem St. Petersburger Vokalensemble.

neuhütten ::: Burgfriedenhalle Wüstenrot-Neuhütten, 18. März, 11 bis 18 Uhr, flohmarkt, Missi-onswaren, Buchantiquariat, Tombola, Kinderprogramm, Bläserkonzert, Bewirtung. Informationen unter www.emk-wuestenrot-neuhuetten.de

Stuttgart ::: Bethesda, Kran-kenhauskapelle, Hohenheimer Straße 21, 14. März, 16 Uhr, Mut

zur Menschlichkeit: Wann darf ein leben auf der Intensivstati-on zu Ende gehen?, mit Dr. Alois Deller, Informationen unter Telefon 0711 2156-0 oder www.bethesda-stuttgart.de

SEMINARE

Menschen mit demenz begegnen ::: 21. April, EmK fellbach, leitung: Ingrid felgow, Pastorin und Seelsorgerin im Seniorenzentrum Martha-Maria, Stuttgart, Anmeldung bei Markus Jung, Telefon 0711 581493, E-Mail: [email protected]

Erwachsenenbildung in der Gemeinde ::: Generationen verbindende Gemeindearbeit, 16. März, 18 bis 21.30 Uhr, EmK Esslingen, leitung: Dr. lothar Elsner, Sonja Röcker, Informationen und Anmeldung: Bildungswerk, Hauptgeschäfts-stelle, Telefon 0711 86006-91, E-Mail: [email protected] und www.emk-bildung.de

RUNDfUNK im internet

radio m kompakt: Aktuell und kritisch.radio m gespräch: Glaube im Dialog.radio m andachten: Impulse für jeden Tag.radio m themen: Berichte und Reportagen. radio m bei klassik radio(bundesweit) Andachten »Carpe diem«: 19. bis 24.3., 6.20 Uhr, mit Anja Kieser;Sonntagsmagazin »Klassik und Kirche«, sonntags, 7–8 Uhr, mit Anja Kieser.

radio ArEF– sonn- und feiertags von 10-12

Uhr. www.aref.de und UKW 92,9 MHz (Großraum Nürnberg)

ErF plus Jeden Donnerstag, 20 Uhr, Bilanz – leben im Rückblick, mit Horst Marquardt im Gespräch mit Männern und frauen 60+.

14. und 15.3., 6.20 Uhr, Wort zum Tag, mit Joachim Schard, filderstadt.18. und 19.3., 6.20 Uhr, Wort zum Tag, mit Harald Stein, Hamburg.20.3., 10.45 Uhr, Bibel heute, mit lothar Kuhnke, Seewald.

B2 radio25.3., 6.30 bzw. 6.45 bis 7.00 Uhr, Positionen, mit Alfred Mignon.

mdr Figaro18.3., 7.45 Uhr, Wort am Sonntag, mit Jörg Herrmann.19. bis 24.3., 5.45 und 8.55 Uhr, Wort zum Tag, mit frank Eibisch.

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::: Titelthema: Gartenträume

unterwegs 6/2012 ::: 11. März 2012

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Wer kennt nicht die Erfahrung, dass der Glau-be zum »business as usual« wird – zur zwar lieb gewonnenen, aber doch etwas grau ge-

wordenen Gewohnheit, die die Frische und Dynamik des Anfangs vermissen lässt. Enttäuschungen, vom Frost zerstörte Blütenträume des Lebens, schwierige Erfahrungen mit Menschen und vielleicht auch Schick-salsschläge haben das Vertrauen in die Führung und Liebe Gottes angekratzt oder vielleicht sogar nur noch zur Theorie verkümmern lassen.

In solch einer Situation erlebten sich die zwei Jün-ger, die am Ostertag von Jerusalem nach Emmaus un-terwegs waren und in dem von ihnen nicht erkannten auferstandenen Jesus Christus einen einfühlsamen Be-gleiter fanden. »Wir aber hofften, er (Jesus) sei es, der Israel erlösen werde! Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass dies (Kreuzigung und Tod Jesu) gesche-hen ist.« Dies war Resignation pur. Beim Abendessen »wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn (am Brotbrechen). Sie sprachen dann untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?«

Solch eine erfrischende, ermutigende und glau-bensstärkende Erfahrung in unserer heutigen Zeit ist das Ziel des »Gang nach Emmaus«. Wir sollen wie-der neu ausgerüstet werden für ein christliches Leben in Familie, Gemeinde, am Arbeitsplatz und in der Nachbarschaft.

leben und lernenEin »Gang« beginnt am Donnerstagabend und en-det am Sonntagnachmit-tag. Auf einem Gang lebt und lernt man zusammen, indem man miteinander singt, redet, betet – in Got-tesdiensten, Vorträgen und Gesprächsrunden.

Zentrales Thema ist Gottes Gnade, wie sie in einer christlichen Gemeinschaft lebendig wird und sich in der Welt auswirkt. Vor allem aber entdecken die Teil-nehmer, wie Gottes Gnade gerade in ihrem Leben wirkt und wie sie ein Leben durch diese Gnade gestal-ten und andere daran teilhaben lassen können. Es wird täglich das Heilige Abendmahl gefeiert und so die be-sondere Zuwendung und Gegenwart Gottes erfahren.

Da der Gang in vielen Ländern verbreitet ist, brin-gen Menschen weltweit ihre Liebe und Verbundenheit mit den Pilgern eines Ganges dadurch zum Ausdruck, dass sie für die einzelnen Pilger beten. Weiter werden vielfältige Überraschungen der Liebe Gottes erlebt. Ei-ne Pilgerin beschreibt den Gang so: »Baden in der Lie-be Gottes. Ich liebe es, Gott über die Schulter zu schau-en und ihm beim Arbeiten zusehen zu dürfen: Viele kommen innerlich angespannt und fahren erlöst und fröhlich nach Hause.« Hartmut Hofses

Baden in der liebe Gottes: Der »Gang nach Emmaus«Ein Wochenende für den Glauben: Der »Gang nach Emmaus« bietet die Möglichkeit, sich in der Gemeinschaft mit anderen Christen wieder neu beleben zu lassen. Ursprünglich aus einer katholischen laienbewegung entstanden, gibt es den »Gang« seit 20 Jahren auch in der deutschen EmK. Vom 18. bis 20. März wird das Jubiläum gefeiert.

n Der »Gang nach Emmaus« hat seinen Ursprung in der spanischen Cursillo-Bewegung, einer laienarbeit zur Erneuerung des Glau-bens innerhalb der römisch-katholischen Kirche. Nach 1970 hatten auch Protestanten Zutritt, die dann 1981 in den USA eine eigenständige Arbeit begannen. Daraus entwickelte sich der »Walk to Emmaus« der EmK. 1990 erlebte eine deutsche Reisegruppe den »Walk to Emmaus« in Texas und war da-von so beeindruckt, dass sie beschloss, die Materialien ins Deutsche zu übersetzen und

den Gang ab 1992 auch in Deutschland anzubieten. Seither nahmen weit über 1.000 Menschen am Gang nach Emmaus in Deutschland teil. n In Deutschland trifft sich zweimal im Jahr ein leitungskreis aus derzeit neun Personen, der die Gänge verantwortet und dem Aus-schuss für Evangelisation unserer Kirche berichtet. Zur Zeit leitet Michael Mundinger (Baiersbronn) den »Gang nach Emmaus Deutschland«. Geistlicher leiter ist Pastor Hartmut Hofses (Nürnberg).

n Die nächsten Gänge finden statt:für Männer: 1.-4.11.2012 in Schorndorffür frauen: 22.-25.11.2012 in Schorndorffür Männer: 13.-16.6.2013 in Woltersdorffür frauen: 21.-24.11.2013 in Woltersdorf

n Das 20-jährige Jubiläum wird vom 18. bis 20. März auf dem Hesselberg bei Ansbach mit internationalen Gästen und Bischöfin Rosemarie Wenner gefeiert. n Informationen im Internet unter

www.gang-nach-emmaus.com

inForMAtionEn

::: Jubiläum

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Liebe Geschwister, liebe Freunde unserer Arbeit,

wir stehen mittendrin im Jahr 2012, blicken einerseits auf wesentliche Aufgaben und Veränderungen im Jahr 2011 zurück und andererseits wollen wir neue Aufgaben im begonnenen Jahr gestalten, die unsere Arbeit weiter prägen sollen. Wovon spreche ich?Zur Mitgliederversammlung im Dezember 2011 hat sich ein neuer Vorstand mit neuen Verantwortlichkeiten konstituiert. Durch die Verantwortungsabgabe des bis-

herigen Geschäftsführers Christian Zimmermann wurde die Neustrukturie-rung des Geschäftsführenden Vorstandes (GfV) möglich. Ihm gehören an: Torsten-Michael Ufer (GfV – Therapeutischer Bereich) und Falk Zimmermann (GfV – Kaufmännischer Bereich). Ich bin weiterhin Vorsitzender des Vor-standes. An dieser Stelle ein ganz großes danke an Christian Zimmermann, der über 20 Jahre lang in Treue, Loyalität und mit Fachkompetenz den kaufmännischen Bereich zum Wohle des Vereins verantwortet hat. Danken möchte ich an dieser Stelle auch Christine Kraus aus Zwönitz für ihre mehr als zehn Jahre treue Vorstandsarbeit, die sie alters- und gesundheitsbe-dingt aufgeben musste. Dankbar bin ich auch meinem langjährigen Freund Ulrich Kern aus Zittau für seine Verantwortungsübernahme im Vorstand in den letzten Jahren. Er verstarb im Juli 2011 nach schwerer Krankheit. In diesem neuen Jahr wird ein Schwerpunkt die Integration von Betreuten, Betroffenen und Hilfebedürftigen in unsere EmK-Gemeinde sein, beson-ders unter dem Vorzeichen der Vakanz, d. h. dass wir für ein Jahr ohne Pastor sind.Integration soll nicht nur Teilnahme am Gottesdienst bedeuten, sondern Wege zum gemeinsamen Gestalten des Lebens zu fi nden. Dazu wird sicherlich auch das geplante Projekt »Erweiterung Ambulant Betreu-tes Wohnen« beitragen. Dabei werden insgesamt zehn Plätze für Betroffene im bisherigen »Gemeindehinterhaus« ge-schaffen. Dies ist ein äußeres Bauvor-haben, mindestens so wichtig ist das »innere« Bauvorhaben – nämlich das einer dia konischen Gemeinde.Nebenstehendes Foto verdeutlicht etwas von diesem Weg: In einem besonderen Gottesdienst wurden am Erntedankfest 2011 die neuen Freunde der Gemeinde begrüßt und vor gestellt. Inhaltlich haben wir uns eine weitere bedarfsgerechte therapeutische Differenzierung unserer Hilfeangebote vorgenommen, was im Abgleich sachbezogener Ressourcen und fachlicher Notwendigkeiten manche Herausforderung mit sich bringt. Dankbar sind wir für die Fortführung des projektes »Sozialpädagogische Begleitung« im ambulanten Bereich, durch das im letzten Jahr über 100 Personen erreicht wurden, denen oft-mals eine neue Lebensorientierung und Weichen stellung gelang. Im Namen des Vorstandes und der Mitarbeiter grüße ich Sie herzlich, verbunden mit der Bitte uns im Gebet zu tragen.

Ihr Frank Ufer

come back 17come back e. V. informiert

uNSere ArBeItSZWeIGe

Sozialtherapeutische Wohnstätte für Abhängigkeitskranke (61 Plätze)Friedensstraße und Marschnerstraße, Zittau• plus Außenwohngruppe (29 Plätze)• plus Ambulant Betreutes Wohnen (30 Plätze)

Suchtberatungs- und Behandlungsstelle in Zittau und Neugersdorf

Begegnungs- und förderzentrum Schrammstraße, Zittau• Tages- und Beschäftigungsstruktur

(für stationären Bereich)• Arbeitsgelegenheiten nach SGB II• Sozialpädagogische Begleitung im Arbeits- und

Beschäftigungsprojekt für Langzeitarbeitslose und Suchtkranke

Lebenszentrum Gilead in Eckartsberg bei Zittau

Wege zum gemeinsamen Gestalten des Lebens zu fi nden.

Nebenstehendes Foto verdeutlicht etwas

Inhaltlich haben wir uns eine weitere bedarfsgerechte therapeutische

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Seit 1992 betreibt der – damals noch junge – Verein come back das Sozial-therapeutische Wohnheim für chro-nisch-mehrfachgeschädigte Alkohol-abhängige in Zittau in der Friedens -straße 35b. Es war das erste Wohn-heim dieser Art in Sachsen. Lebten vorher einzelne Alkoholkranke zur Ge-nesung in Familien des EmK-Gemein-debezirkes Zittau, ging es nach der politischen Wende mit einem eigenen Gebäude um den Aufbau einer profes-sionellen Arbeit. Fragt man Frank Ufer (Vorstandsvorsitzender) nach den be-sonderen Ereignissen in seiner Zeit als Heimleiter von 1992 bis 2005, fallen ihm einige Meilensteine ein: die not-wendige Erweiterung des Heimes durch den Neubau, Außenwohngrup-pe ab 1996 in der Marschnerstraße, zur gleichen Zeit Aufbau des Ambulant Betreuten Wohnens und ein separates großzügiges Gebäude für die Tages- und Beschäftigungsstruktur der Be-wohner ab 2002. Ihm war der Aspekt der Beschäftigung und der Tages-struktur immer sehr wichtig und aus seiner Sicht wesentlich für das Gelin-gen der Sozialtherapie. Dementspre-chend wurde hier in Projekte inves-tiert und die Arbeit ausgebaut. Erweitert wurden auch die Platzkapa-zität und die Angebote – aufgrund der inhaltlichen Anforderungen und Not-wendigkeiten. Irmgard Ufer (Ärztin und verantwortlich für die konzeptio-nelle Arbeit im Verein) erklärt hierzu: »Die Männer, die zu uns kommen, ha-ben multiple, zum Teil schwerste kör-perliche Suchtfolgeschäden, die auch das Gehirn mit alkoholspezifi schen Gedächtnisstörungen betreffen. Da-bei sind die Schädigungsbilder und die Schwere der einzelnen Störungen so vielfältig wie die Menschen, denen wir in der Betreuungssituation begeg-nen. Die Herausforderung liegt für uns darin, optimale individuell angepass-

te Angebote bereitstellen zu können. Das geht nur annähernd und nicht oh-ne Schwerpunkte zu setzten. Dazu müssen auch Abgrenzungen getroffen werden, um die Angebote nach diffe-renzierter Zielsetzung auszurichten.«Das grundsätzliche Ziel ist eine Wie-dereingliederung der Bewohner und ihre größtmögliche Eigenständigkeit. Dadurch ist die inhaltliche Arbeit des Wohnheimes sehr herausfordernd und aufwändig. »Weil wir ein differenzier-tes Therapieangebot haben, anderer-seits die Aufenthaltsdauer nur so lan-ge wie nötig halten wollen, haben wir mehr Aufnahmen und Abgänge als andere Heime. Dazwischen fi nden für den Bewohner Verlegungsvorgänge zwischen den verschiedenen Wohnbe-reichen statt, entsprechend seiner persönlichen Situation und Entwick-lung. Diese erhöhte Verlegungsfre-quenz bringt natürlich Aufwand mit sich und ist eine Anforderung auch an unsere Mitarbeiter«, fasst Torsten Ufer, Heimleiter seit 2005 zusammen.Christian Zimmermann ergänzt: »Un-sere Mitarbeiter sind Menschen, die diese Arbeit mit dem Herzen mittra-

gen. In der Regel sind sie in einer Ge-meinde involviert und kommen nicht in erster Linie zu uns, nur um einen Arbeitsplatz zu suchen. Die Herausfor-derungen und der Spannungsbogen sind groß ... oft kommt man da als Mitarbeiter an seine Grenzen.«Was bewegt den ehemaligen und den jetzigen Heimleiter, wenn sie an die Bewohner denken? »Ich war gerade bei einem unserer alt gewordenen und langjährigen Bewohner zu Besuch, der seit kurzem in einem Altenpfl egeheim wohnt«, erzählt Frank Ufer. »Es hat mich sehr bewegt, wie ich ihn dort vorfand. Es bleibt eine offene Frage, wie es mit unseren älter gewordenen Heimbewoh -

»Ich will Hilfe schaffen dem, der sich

danach sehnt.« Psalm 12,6

20 JahreSozialtherapeutischeWohnstätte descomeback e.V.

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»Ich will Hilfe schaffen dem, der sich danach sehnt.« | Psalm 12,6

nern weitergeht, mit welchen Einrich-tungen wir kooperieren können – oder ob wir doch noch an ein eigenes Ange-bot denken sollten.« Torsten Ufer spricht über eine ihm wichtige Zu-kunftsvision: »Wir überlegen, wie wir sowohl den stark kognitiv Beeinträch-tigten als auch den zunehmend jün -geren Heimbewohnern ein noch sinn-volleres lebensnahes Therapie angebot machen können, z. B. mit einem Land- wirtschaftsprojekt.«

20 Jahre Sozialtherapeutische Wohn-stätte – das sind viele Erfahrungen, Auseinandersetzungen, Baumaßnah-men, Weiterentwicklungen und auch Rückschläge. 20 Jahre Sozialthera-peutische Wohnstätte – das sind aber vor allem viele Gesichter und viele Menschen mit ihren Lebensgeschich-ten. Jedes Jahr zum Jahresfest am letzten Juniwochenende kann man die Namen von allen bisherigen Heim-bewohnern nachlesen: In einem gro-

ßen Buch, liebevoll gestaltet in der Be-schäftigungsthera-pie. Für diese Men-schen und für alle zukünftigen Be-wohner lohnt sich diese Arbeit jeden Tag – auch wenn die Herausforde-rungen nicht weni-ger geworden sind.

Der Alkohol hat ihn kaputt gemacht. Seine Ehe ist geschei-tert, ein Trinker vor der Kaufhalle. Die Suche auf dem Weg aus der Sucht – und doch landet er immer wieder ganz un-ten. Dann die Langzeittherapie. Endlich erste Fortschritte. Es folgt die Sozialtherapie in Zittau bei come back. Mitt-lerweile sieben Jahre trocken, Arbeit, eigene Wohnung, die ersten Kontakte zur verlorenen Familie und neue echte Freunde. In seiner Not machte er sich auf den Weg und fand in Gott seinen Retter. Mit kleinen Schritten und vielen Fragen. Und er hatte Menschen aus der Gemeinde zur Seite, die ihm ge-duldig bei seiner Unrast und Suche halfen: Der Hauskreis, die Bibelgespräche und Gebete. Noch nicht alles hat er er-reicht. Seine Ungeduld macht ihn oft unstetig, aber er fi n-det bei Gott Sicherheit und innere Ruhe. Karl-Heinz Heidfeld ist 52, ehemaliger Bewohner der Sozial-therapeutischen Wohnstätte, mittlerweile Zittauer Bürger in eigener Wohnung, betreut durch das Ambulant Betreute

Wohnen des come back e.V.

Da ist einer im Jahr 2006 - fünfzig Jahre ein Leben ohne Gott. Alles eigentlich wunderbar, Familie, Arbeit, Wohl-stand. Dann Beginn einer neuen berufl ichen Herausforde-rung in einer christlichen Einrichtung, wo meine fachliche Arbeit gefragt war. Die ersten Begegnungen mit dem Wort Gottes und dem Gefühl, hier begegnet man etwas total an-derem als nur der sozialen Arbeit. So gehe ich leise, aber immer bewusster ein Wagnis ein. Ich lasse mich auf etwas Neues ein. Auf etwas, so weiß ich es heute, nach dem ich mich schon lange gesehnt habe. Und dann diese Nacht: Mein Leben gleitet bruchstückhaft vorbei. Ich will mich entscheiden und gebe Gott meine Zu-sage. Wie war ich befreit und die Last meines Lebens von mir genommen! Ich bin dankbar, dass Gott mich so wie ich bin angenommen hat. Ich bin dankbar für die Menschen, die Gott um mich gestellt hat. Ich bin der Gemeinde, meinen Kollegen und Freunden dankbar. Und ich bin dankbar, dass ich diese wun-derbare Arbeit mit Menschen machen darf. Volker Habendorf ist 56, Mitarbeiter bei come back

Am 22. Mai 2011 wurden im Gottesdienst zwei Menschen getauft, deren Lebenswege nicht unterschiedlicher sein könnten. Sie haben sich bei come back kennen gelernt und sind einen Teil des Weges als Betreuer und Betreuter zusammen gegangen. Volker Habendorf schreibt über sich und über Karl-Heinz Heidfeld:

nern weitergeht, mit welchen Einrich-tungen wir kooperieren können – oder ob wir doch noch an ein eigenes Ange-bot denken sollten.« Torsten Ufer spricht über eine ihm wichtige Zu-kunftsvision: »Wir überlegen, wie wir sowohl den stark kognitiv Beeinträch-tigten als auch den zunehmend jün -geren Heimbewohnern ein noch sinn-volleres lebensnahes Therapie angebot machen können, z. B. mit einem Land- wirtschaftsprojekt.«

therapeutischen Wohnstätte, mittlerweile Zittauer Bürger in eigener Wohnung, betreut durch das Ambulant Betreute

meinen Kollegen und Freunden dankbar.

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18 come back e. V. informiert

Seit 1992 betreibt der – damals noch junge – Verein come back das Sozial-therapeutische Wohnheim für chro-nisch-mehrfachgeschädigte Alkohol-abhängige in Zittau in der Friedens -straße 35b. Es war das erste Wohn-heim dieser Art in Sachsen. Lebten vorher einzelne Alkoholkranke zur Ge-nesung in Familien des EmK-Gemein-debezirkes Zittau, ging es nach der politischen Wende mit einem eigenen Gebäude um den Aufbau einer profes-sionellen Arbeit. Fragt man Frank Ufer (Vorstandsvorsitzender) nach den be-sonderen Ereignissen in seiner Zeit als Heimleiter von 1992 bis 2005, fallen ihm einige Meilensteine ein: die not-wendige Erweiterung des Heimes durch den Neubau, Außenwohngrup-pe ab 1996 in der Marschnerstraße, zur gleichen Zeit Aufbau des Ambulant Betreuten Wohnens und ein separates großzügiges Gebäude für die Tages- und Beschäftigungsstruktur der Be-wohner ab 2002. Ihm war der Aspekt der Beschäftigung und der Tages-struktur immer sehr wichtig und aus seiner Sicht wesentlich für das Gelin-gen der Sozialtherapie. Dementspre-chend wurde hier in Projekte inves-tiert und die Arbeit ausgebaut. Erweitert wurden auch die Platzkapa-zität und die Angebote – aufgrund der inhaltlichen Anforderungen und Not-wendigkeiten. Irmgard Ufer (Ärztin und verantwortlich für die konzeptio-nelle Arbeit im Verein) erklärt hierzu: »Die Männer, die zu uns kommen, ha-ben multiple, zum Teil schwerste kör-perliche Suchtfolgeschäden, die auch das Gehirn mit alkoholspezifi schen Gedächtnisstörungen betreffen. Da-bei sind die Schädigungsbilder und die Schwere der einzelnen Störungen so vielfältig wie die Menschen, denen wir in der Betreuungssituation begeg-nen. Die Herausforderung liegt für uns darin, optimale individuell angepass-

te Angebote bereitstellen zu können. Das geht nur annähernd und nicht oh-ne Schwerpunkte zu setzten. Dazu müssen auch Abgrenzungen getroffen werden, um die Angebote nach diffe-renzierter Zielsetzung auszurichten.«Das grundsätzliche Ziel ist eine Wie-dereingliederung der Bewohner und ihre größtmögliche Eigenständigkeit. Dadurch ist die inhaltliche Arbeit des Wohnheimes sehr herausfordernd und aufwändig. »Weil wir ein differenzier-tes Therapieangebot haben, anderer-seits die Aufenthaltsdauer nur so lan-ge wie nötig halten wollen, haben wir mehr Aufnahmen und Abgänge als andere Heime. Dazwischen fi nden für den Bewohner Verlegungsvorgänge zwischen den verschiedenen Wohnbe-reichen statt, entsprechend seiner persönlichen Situation und Entwick-lung. Diese erhöhte Verlegungsfre-quenz bringt natürlich Aufwand mit sich und ist eine Anforderung auch an unsere Mitarbeiter«, fasst Torsten Ufer, Heimleiter seit 2005 zusammen.Christian Zimmermann ergänzt: »Un-sere Mitarbeiter sind Menschen, die diese Arbeit mit dem Herzen mittra-

gen. In der Regel sind sie in einer Ge-meinde involviert und kommen nicht in erster Linie zu uns, nur um einen Arbeitsplatz zu suchen. Die Herausfor-derungen und der Spannungsbogen sind groß ... oft kommt man da als Mitarbeiter an seine Grenzen.«Was bewegt den ehemaligen und den jetzigen Heimleiter, wenn sie an die Bewohner denken? »Ich war gerade bei einem unserer alt gewordenen und langjährigen Bewohner zu Besuch, der seit kurzem in einem Altenpfl egeheim wohnt«, erzählt Frank Ufer. »Es hat mich sehr bewegt, wie ich ihn dort vorfand. Es bleibt eine offene Frage, wie es mit unseren älter gewordenen Heimbewoh -

»Ich will Hilfe schaffen dem, der sich

danach sehnt.« Psalm 12,6

20 JahreSozialtherapeutischeWohnstätte descomeback e.V.

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Bundesmodellprojekt »Sucht im Alter«

Unser Projekt WATCH (Wahrnehmen, Ansprechen, Thematisieren, Coachen, Handeln) im Bereich der Sucht- und Altenhilfe befindet sich im zweiten Jahr. Wir konnten unsere Arbeit im Rahmen verschiedener Fachtage vor-stellen. Ein Curriculum zur Schulung von Mitarbeitern in der Alten- und Suchthilfe wurde entwickelt. Weiterhin konnten bisher zwei Basis-Seminare, ein Aufbau- und ein Führungskräfte-seminar durchgeführt werden. Ein po-sitiver Effekt für unsere eigene Arbeit war u. a., dass aufgrund der neuen Kon-takte bisher zwei unserer langjährigen älter gewordenen Bewohner in Pfle-geeinrichtungen vermitteln werden konnten, die für diese spezielle Proble-matik offen und sensibilisiert sind. Dies kann aber nur als ein Anfang gese-hen werden.Wenn auch Sie Interesse an Schulun-gen im Bereich »Sucht im Alter« haben oder im Internet an einem Forum teil-nehmen möchten, nehmen Sie Kontakt mit uns auf bzw. besuchen uns auf der Internetseite www.projekt-watch.info

Suchtberatungs- und Behandlungs-stelle come backVeränderung ist nach wie vor das Schlagwort in diesem Arbeitszweig. Nachdem von staatlicher Seite drasti-sche Fachkräftekürzungen bereits für 2011 vorgegeben wurden, war ein wei-terer einschneidender Schritt der Trä-gerwechsel für die Suchtberatungsstel-le. Seit 20 Jahren war die OJK Träger der Beratungsstelle und hat diese durch die finanziellen Eigenmittel maßgeblich unterstützt. Dafür unseren herzlichsten Dank! Nach Gesprächen im Rahmen der OJK haben wir uns dar-auf geeinigt, dass der come back e.V. ab 1.1.2012 die Trägerschaft und damit die Gesamtverantwortung übernimmt.

Dies ist eine große fachliche und nun auch finanzielle Verantwortung für un-seren Verein. Im Jahr 2011 wurden ins-gesamt 697 Klienten betreut, davon 506 im Bezug auf Alkohol, 84 wegen illegaler Drogen.

Neues aus der Mitarbeiterschaft

Im Laufe des vergangenen Jahres sind neu in unserer Mitarbeiterschaft dazu gekommen: Dana Heine, Christian König (Azubi bei uns, danach über-nommen), Elke Proft, Sandra Günther, Andreas Nagl, Steffen Kern und Nora Wiesner (Studentin im Dualen System). Ausgeschieden als Mitarbeiter sind Claudia Oeser, Renate Born, Alexandra Weiß und Klaus Neumann.

Neuer Vorstand und Geschäftsführender Vorstand

Bei der letzten Mitgliederversammlung im November 2011 wurde der Vorstand des Vereins neu gewählt. Neu hinzuge-kommen sind Pastor Thomas Röder und Torsten-Michael Ufer. Aus dem neuen Vorstand bildete sich auch der neue Geschäftsführende Vorstand. Er setzt sich nunmehr zusammen aus dem Vorsitzenden Frank Ufer und den bei-den Geschäftsführenden Vorständen Torsten-Michael Ufer (Therapeutischer Bereich) und Falk Zimmermann (Kauf-männischer Bereich). Die beiden neuen Vorstände sind seit ihrer Kindheit durch das Engagement und die Arbeit ihrer Eltern mit Suchtkranken vertraut und quasi mit come back aufge-wachsen. Torsten-Michael Ufer (36) ist Diplom-Diakoniewissenschaftler und Diplom-Heilpädagoge (FH), seit 2001 beim come back e.V. angestellt, arbeitete bereits als Student in der Betreuung der Heimbewohner mit und baute ehrenamtlich den Kinder- und Jugend-treff »T’N’T« auf. Er ist verheiratet, hat vier Kinder, ist Mitglied der EmK-

Gemeinde Zittau und Laienprediger. Falk Zimmermann (37) ist Master of Business Administration (M.B.A.) und Diplom-Informatiker (FH). Nach dem Studium arbeitete er in der freien Wirt-schaft, um 2003 bewusst nach Zittau zurückzukommen, um beim come back e. V. eine Tätigkeit aufzunehmen. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder, ist Mit-glied der EmK-Gemeinde Zittau und Predigthelfer.

Jahresfest 2012

Herzliche Einladung an alle Freunde unserer Arbeit und Interessierte zum diesjährigen Jahresfest – traditionell am letzten Juniwochenende, also am 30. Juni 2012 ab 14 Uhr in der Frie-densstraße 35 b in Zittau. Bereits ab Donnerstag finden im Zelt der EmK Zeltmission evangelistische Nachmit-tage statt. Pastor Thomas Röder aus Crottendorf ist unser Gastsprecher.

Neues aus unserer Arbeit

come back e. V. informiert

IMpreSSuM für dIeSe eINheftuNGherausgeber: »come back« e. V. – Suchtkrankenarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche (Ostdeutsche Jährliche Konferenz) Vorstand: Frank Ufer • Geschäftsstelle: Geschwister-Scholl-Straße 29, 02763 Eckartsberg, Telefon 03583 79695-40, Telefax 03583 79695-49 E-Mail: [email protected] • www.verein-comeback.de • redaktion: Irmgard A. Ufer • fotos: Mitarbeiter come back Spendenkonto: Commerzbank Zittau, BLZ 850 800 00, Konto 0 281 177 700

Die neu gewählten Geschäftsführenden Vorstände Torsten-Michael Ufer (links) und Falk Zimmermann

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unterwegs 6/2012 ::: 11. März 2012

Titelthema: Gartenträume ::: 2121

lesenswerte Bücherdeutsche innenansichten

thea dorn, richard Wagner: Die deutsche Seele, Albrecht Knaus Verlag, München 2011, Paperback, 560 Seiten. Durchgehend 4-farbig mit 200 Abb., 26,99 Euro. ISBN 978-3-8135-0451-4

Der bekannte österreichische Schriftsteller Arno Geiger sag-te vor einigen Jahren in einem Interview sinngemäß, das

Dilemma Deutschlands sei, dass es von seinen Nachbarn ge-mocht und anerkannt sein möchte, jedoch meist Ablehnung erfährt, auch wenn es sich noch so sehr anstrengt. In der Tat wird Deutschland bewundert und gefürchtet, aber selten ge-mocht. Das Bild vom »hässlichen Deutschen« hat sich tief in das allgemeine Gedächtnis eingebrannt. Zwar hat sich Deutsch-land beim »Sommermärchen« während der Fußball-Weltmeis-terschaft 2006 von seiner sympathischen Seite gezeigt und sein Image aufgewertet. Man singt wieder die Nationalhymne und hängt Deutschlandflaggen ans Auto.

Doch es geht den Autoren nicht um einen neuerwachten Nationalstolz. Es geht um die Frage, was Deutschsein aus-macht. Thea Dorn hat Philosophie studiert und ist als Auto-rin und Moderatorin bekannt geworden. Richard Wagner stammt aus dem rumänischen Banat und war Angehöriger einer verfolgten deutschen Minderheit. Gemeinsam haben sie eine Art »Inventur der deutschen Seele« vorgelegt. Sie tun dies in 60 Kapiteln von A–Z mit Begriffen wie »Abend-brot« und »Wanderlust«, »Gemütlichkeit« und »Schreber-garten«, »Bruder Baum« und »Rabenmutter«. Das Buch ist eine erkenntnisreiche und unterhaltsame Reise an die Wur-zeln unseres nationalen Erbes und zugleich eine Liebeserklä-rung an Deutschland. Wer entdecken möchte, was am Deutschsein liebenswert und zugleich kritikwürdig ist, sollte das Buch unbedingt lesen.

Die Autoren betonen dabei, dass nur derjenige, der sich seiner Herkunft und nationalen Identität gewiss ist, der sich seiner selbst bewusst ist, mit dem Fremden auseinander set-zen kann und sich nicht abgrenzen muss. Wer dieses Buch gelesen hat, dem ist nicht länger bange, dass Deutschland sich »abschaffen« könnte. Nein, Deutschland fängt gerade erst an, sich wieder neu zu erfinden. Und dazu leistet dieses Buch einen unschätzbaren Beitrag! Matthias Kiemle

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Betreff: E-Mail von radio m

Dankbare Zahlenspielereien

Nur wenige Menschen, vermute ich, haben eine Freude an Statistik. Aber Zahlen sind aussagekräftig. Mit mittlerer Anstrengung erhoben, zeigen sie, was getan, erreicht oder auch nicht geschafft wurde. So habe ich aus eigenem Interesse einmal in unserem zentralen Datenverzeichnis bei radio m gezählt, wie viele Beiträge 2011 entstanden sind.

Neben vielen journalistischen Beiträgen, wöchentlichen Moderationen von Kirchenmagazinen, Einführungen in eine Bach-Kantate sowie extra für unsere Internetseite produzierten Podcasts ist mir eine Zahl besonders ins Auge gefallen. Eine erstaunliche, runde Zahl: 500 Andachten hat das Team von radio m im vergangenen Jahr geschrieben.

Jede wird von einem anderen kritisch gegengelesen. Manchmal sind sie Ausgangspunkt für Diskussionen. Ja, wir führen »Glaubensgespräche«. Wir vergewissern uns, was wir denken und was wir glauben können. Wer anderen den Glauben vorschlagen möchte, der muss sich selbst immer wieder neu vergewissern.

Natürlich sind nicht immer alle Andachten Höhepunkte. Da hat es sehr gute und weniger Gelungene darunter; solche, die »Evangelium light« enthalten oder tiefer schürfen. Schließlich haben wir nur 60 bis 90 Sekunden Zeit dafür.

Zwei Dinge finde ich dabei erstaunlich. Erstens, dass gerade solche Beiträge, bei denen wir selbst unsicher sind, Hörerinnen und Hörer ansprechen und sie zum Schreiben einer E-Mail veranlassen. Zweitens, dass wir immer wieder auf neue Gedanken und Ideen kommen. Irgendwann muss doch die Quelle mal versiegen, denke ich. Ja, und manchmal ist es auch schwer, da hat man als Andachtenschreiber eine Durststrecke zu bewältigen. Und doch gibt es am Ende 500 Andachten. Dies ist für mich ein Zeichen dafür, dass viele Menschen an uns denken und für uns beten. Das ist mindestens so wichtig wie die finanzielle Unterstützung von radio m. Also: Danke dafür!

n Matthias Walter leitet radio m, die Hörfunkagentur der Evangelisch-methodistischen Kirche in Stuttgart.

Dieses Buch können Sie am Büchertisch Ihrer

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Bundesmodellprojekt »Sucht im Alter«

Unser Projekt WATCH (Wahrnehmen, Ansprechen, Thematisieren, Coachen, Handeln) im Bereich der Sucht- und Altenhilfe befindet sich im zweiten Jahr. Wir konnten unsere Arbeit im Rahmen verschiedener Fachtage vor-stellen. Ein Curriculum zur Schulung von Mitarbeitern in der Alten- und Suchthilfe wurde entwickelt. Weiterhin konnten bisher zwei Basis-Seminare, ein Aufbau- und ein Führungskräfte-seminar durchgeführt werden. Ein po-sitiver Effekt für unsere eigene Arbeit war u. a., dass aufgrund der neuen Kon-takte bisher zwei unserer langjährigen älter gewordenen Bewohner in Pfle-geeinrichtungen vermitteln werden konnten, die für diese spezielle Proble-matik offen und sensibilisiert sind. Dies kann aber nur als ein Anfang gese-hen werden.Wenn auch Sie Interesse an Schulun-gen im Bereich »Sucht im Alter« haben oder im Internet an einem Forum teil-nehmen möchten, nehmen Sie Kontakt mit uns auf bzw. besuchen uns auf der Internetseite www.projekt-watch.info

Suchtberatungs- und Behandlungs-stelle come backVeränderung ist nach wie vor das Schlagwort in diesem Arbeitszweig. Nachdem von staatlicher Seite drasti-sche Fachkräftekürzungen bereits für 2011 vorgegeben wurden, war ein wei-terer einschneidender Schritt der Trä-gerwechsel für die Suchtberatungsstel-le. Seit 20 Jahren war die OJK Träger der Beratungsstelle und hat diese durch die finanziellen Eigenmittel maßgeblich unterstützt. Dafür unseren herzlichsten Dank! Nach Gesprächen im Rahmen der OJK haben wir uns dar-auf geeinigt, dass der come back e.V. ab 1.1.2012 die Trägerschaft und damit die Gesamtverantwortung übernimmt.

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Neuer Vorstand und Geschäftsführender Vorstand

Bei der letzten Mitgliederversammlung im November 2011 wurde der Vorstand des Vereins neu gewählt. Neu hinzuge-kommen sind Pastor Thomas Röder und Torsten-Michael Ufer. Aus dem neuen Vorstand bildete sich auch der neue Geschäftsführende Vorstand. Er setzt sich nunmehr zusammen aus dem Vorsitzenden Frank Ufer und den bei-den Geschäftsführenden Vorständen Torsten-Michael Ufer (Therapeutischer Bereich) und Falk Zimmermann (Kauf-männischer Bereich). Die beiden neuen Vorstände sind seit ihrer Kindheit durch das Engagement und die Arbeit ihrer Eltern mit Suchtkranken vertraut und quasi mit come back aufge-wachsen. Torsten-Michael Ufer (36) ist Diplom-Diakoniewissenschaftler und Diplom-Heilpädagoge (FH), seit 2001 beim come back e.V. angestellt, arbeitete bereits als Student in der Betreuung der Heimbewohner mit und baute ehrenamtlich den Kinder- und Jugend-treff »T’N’T« auf. Er ist verheiratet, hat vier Kinder, ist Mitglied der EmK-

Gemeinde Zittau und Laienprediger. Falk Zimmermann (37) ist Master of Business Administration (M.B.A.) und Diplom-Informatiker (FH). Nach dem Studium arbeitete er in der freien Wirt-schaft, um 2003 bewusst nach Zittau zurückzukommen, um beim come back e. V. eine Tätigkeit aufzunehmen. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder, ist Mit-glied der EmK-Gemeinde Zittau und Predigthelfer.

Jahresfest 2012

Herzliche Einladung an alle Freunde unserer Arbeit und Interessierte zum diesjährigen Jahresfest – traditionell am letzten Juniwochenende, also am 30. Juni 2012 ab 14 Uhr in der Frie-densstraße 35 b in Zittau. Bereits ab Donnerstag finden im Zelt der EmK Zeltmission evangelistische Nachmit-tage statt. Pastor Thomas Röder aus Crottendorf ist unser Gastsprecher.

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::: rätsel22

Auflösung des rätsels aus dem letzten Heft 5/2012

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unterwegsHerausgegeben von derEvangelisch-methodistischenKirche in DeutschlandLudolfusstraße 2-460487 Frankfurt am MainZeitschriftenredaktionim Medienwerk der EmK:Redaktionsleiter Volker Kiemle Stellvertretender Redaktionsleiter Michael Putzke Ludolfusstraße 2-460487 Frankfurt am MainTelefon 069 242521-150Telefax 069 242521-159E-Mail: [email protected] • Anzeigen- undAbonnementsverwaltung:Blessings 4 you GmbHPostfach 31 11 41 · 70471 StuttgartTelefon 0711 83000-51 Telefax -50Anzeigendisposition:E-Mail: [email protected] gilt der Anzeigentarif 2011.Bezugspreise:Bei Bezug über die EmK-Gemeinde:im Quartal € 13,75. Bei Direktlieferung durch die Post: jährlich € 55,– + Versandkosten.Direkt gelieferte Abonnements verlängern sich jeweils um ein Jahr, wenn bis zum 30. September keine schriftliche Kündigung vorliegt. DTP-Produktion: Grafisches Atelier Arnold, 72581 Dettingen an der ErmsHerstellung: frechdruck GmbH, 70499 Stuttgart

Einheftungen in dieser Ausgabe: Comeback

Beilagen in dieser Ausgabe: Kawohl / Gerth Medien

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In dieser Biografie beleuchtet Rainer Buck Leben und Werk des wohl erfolgreichsten Autoren des 19. Jahrhunderts. Dabei lenkt er den Blick auf den tiefen Glauben Karl Mays, der sein Werk maßgeblich geprägt hat und in vielen seiner Geschichten eine wichtige Rolle spielt.Ein kompaktes und unterhaltsames Buch, das ungeahnte Perspektiven auf einen Autor eröffnet, der ganze Generationen von Lesern geprägt hat.

Von Frühling bis Winter begleitet Großvater Heinrich Leumer durch den Garten. Als Gärtner und Fachberater für Lehr- und Versuchsgärten konnte er alte Gartenweisheiten prüfen und einen reichen persönlichen Erfahrungsschatz aufbauen. Nun gibt er das Wissen von Generationen weiter. Mit kleinen Geschichten, vielen praktischen Tipps und liebevollem Rat führt er durch den Zier- und Nutzgarten. Ein persönlicher Gartenratgeber für Jung und Alt.

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unterwegs 6/2012 ::: 11. März 2012

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In der ersten Zeit waren alle noch sehr auf-geregt. Nachdem über Jahre nur wenige neue Gesichter im Gottesdienst zu sehen waren, beschloss die Gemeinde, mit dem

Jammern und Lamentieren aufzuhören und stattdessen mindestens sechs Mal im Jahr dort Gottesdienst zu feiern, wo die Menschen sonntags ihre Zeit verbringen, und auf eine Art, die zu Ort und Zeit passt – eben: Glaube am Montag.

Erst einmal galt es auszumachen, wo der gemeine Bremerhavener sich aufhält, während wir im Gottes-dienst sitzen – sind wir doch nie dabei. Doch die Orte waren schnell ausgemacht. Wenn er nicht zu Hause ist oder an Auto oder Motorrad schraubt, geht er oder sie am Deich spazieren oder im Bürgerpark, sitzt gerne im Café am Hafen, besucht eine Sportveranstaltung, Stadt- und Hafenfeste sind angesagt. Aber der absolu-te Renner ist »Shoppen am Sonntag«. Da gerät die Stadt in Wallung und das Umland gleich mit. Acht Mal im Jahr geht Bremerhaven sonntags shoppen.

Nun könnte man da so einiges kritisch anmerken. Nicht nur vom christlichen Standpunkt ist Sonntagshei-ligung ein hohes Gut. Aber da ist der Bremerhavener nun mal – und die Bremerhavenerin auch. Nicht bei uns in der Kirche. Und sie haben Spaß! Doch was konnten wir verlieren? Weniger Außenstehende erreichen als beim Gottesdienst in der Kirche war kaum möglich, so konnte die Gemeinde eigentlich nur gewinnen, wenn sie sich denn traute – und sie hat gewonnen.

Weihnachten im BürgerparkGleich das erste Mal war ein großer Erfolg. Wir feierten Weihnachten im Bürgerpark! Wir luden dazu ein, die Hektik der Vorweih-nachtszeit zu unterbre-chen, 40 Minuten zur Ruhe zu kom-

men, um sich so auf das Weihnachtsfest einzustimmen. Genehmigungen wurden eingeholt – insgesamt fünf für einen Gottesdienst, Handzettel gedruckt, Plakate geklebt. Das Konzept des Gottesdienstes war ganz einfach wie auch bei allen darauf folgenden Gottesdiensten: Ein Fens-ter in den Alltag wollten wir setzen, in den Montag der Besucher. Und immer verbunden mit etwas, das sie tun können. Ob Steine ablegen an Karfreitag, Gebete mit Luftballons in den Himmel schicken oder Kerzen anzün-den. Wir merkten schnell, es kommt gar nicht darauf an, besonders originell zu sein, sondern gutes, passendes Handwerkszeug anzubieten, etwas was der Seele hilft, ei-nen Schritt zu tun.

Die Gemeinde war mehr als komplett dabei. Quasi ein 1A-Termin. Das ist wichtig, denn nur wo schon viele sind, geht man hin. Das kenne ich von mir selbst. Durch die Handzettel kamen wenige, ein paar mehr durch persönliche Einladung, auch die Zeitung tat ihre Wirkung, doch die meisten waren da, einfach weil sie über den Gottesdienst stolperten. So ähnlich muss es bei John Wesley gewesen sein, wenn er in eine Stadt kam und sich auf den Marktplatz stellte. Manche schauten fünf Minuten, aber erstaunlich viele blieben bis zum Schluss des Gottesdienstes. Und sie nutzten was wir ihnen anboten. So, als hätten sie darauf ge-wartet. Wahrscheinlich haben sie das auch. Ein echter Hunger – und wir saßen derweil im Gottesdienst.

Am Anfang befürchteten wir, Themen und Orte könnten uns ausgehen, doch je länger wir unterwegs sind, desto länger wird die Liste und desto mehr wer-den auch die übrigen Gottesdienste geprägt von »Glaube am Montag« und wir selbst gleich mit.Karfreitag sind wir wieder am Deich: Golgatha am

Weserdeich. Mal sehen, wer da auf uns wartet. Das ist doch ganz an-ders und viel schöner als zu überlegen: Wer wird denn bloß kommen? Christhard Elle

www.glaube-am-montag.de

Glaube – auch sonntags!Wie bekommt man Menschen in den Gottesdienst, die keine Kirche betreten? Die EmK in Bremerhaven hat den Schritt gewagt und ist einfach zu den Menschen gegangen: Mit Gottesdiensten im Bürgerpark. Viele sind einfach stehen- und dageblieben.