Unverkäufliche Leseprobe

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Versehentlich verliebtAdriana Popescu Unverkäufliche Leseprobe: Adriana Popescu Versehentlich verliebt Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung der Autorin urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. © Adriana Popescu Stuttgart 2012 Coverfoto: istockphoto/halbergman

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„Versehentlich verliebt“

Adriana Popescu

Unverkäufliche Leseprobe:

Adriana Popescu

Versehentlich verliebt

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung der Autorin urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. © Adriana Popescu Stuttgart 2012 Coverfoto: istockphoto/halbergman

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„Versehentlich verliebt“

Adriana Popescu

Schnee, so weit das Auge reicht. Als hätte sich die Stadt eine weiße Daunendecke über den Kopf gezogen. Nur die Lichter, die wie Sterne in den Abend hineinfunklen, lassen darauf schließen, dass dieser Teil der Welt noch bevölkert ist.

I´m dreaming of a white Christmas ...

Schön und gut, aber ich heiße nicht Bing Crosby und träume auch nicht von weißen Weihnachten. Ich träume ohnehin sehr selten und wenn, dann kann ich mich kaum an den Traum und die wirren Zusammenhänge erinnern. Eigentlich nie. Selbst als meine beste Freundin mir einen Traumfänger aus ihrem USA-Urlaub mitgebracht hat, stellte sich keine Besserung ein. Können wir traumlosen Schläfer uns also nicht von solchen Songs distanzieren? Ich gebe es in der Öffentlichkeit zwar nicht zu, aber ich bin eher so ein „Last Christmas“-Typ. Ich denke lieber an letztes Jahr zurück und wundere mich darüber, welchen Typen ich da wieder im Vollsuff geküsst habe. Ich trinke nämlich genauso selten, wie ich träume – also fast nie. Deswegen fällt mir auch die Einschätzung ungemein schwer, wie viel von dem Cuba Libre wohl zu viel sein wird. Das ist in etwa so, als ob man mich fragen würde: „Schätze doch mal, wie alt ich bin!“ Da habe ich eine Trefferquote von 100%. Und zwar für eine Blamage. Manche Partner meiner engsten Freundinnen haben schon wochenlang kein Wort mehr mit mir gesprochen, weil die Antwort – „42?“ – ungefähr 12 Jahre am Ergebnis vorbeiging! Ich kann auch nicht besonders gut Entfernungen schätzen. Das erklärt, wieso ich mich bei den Bundesjugendspielen um mindestens zwei Ehrenurkunden betrogen fühle. Das müssen einfach mehr als 15 Meter gewesen sein. Von meinem Standpunkt aus flog der Ball mindestens 30 Meter weit! Würde ich jetzt mal schätzen ...

Und ich schätze, heute keine große Chance mehr auf einen Flieger nach Berlin zu haben, ausgerechnet jetzt, da meine gesamte Familie auf mich und meine Geschenke wartet – da scheint sich das Blatt zu wenden, und ich werde zu einer grandiosen Schätzerin.

Vielen Dank auch, liebes Schicksal. Manchmal wünschte ich wirklich, mein Schicksalsbeauftragter hätte eine E-Mail-Adresse, damit ich meine Beschwerden direkt an ihn senden könnte. Wieso schätze ich nie meinen Kontostand am Ende des Monats richtig ein, und muss dann das Sparschwein plündern, um dem Sushi-Lieferanten den Betrag bar auszuzahlen, weil mein Konto mal wieder überzogen ist. Ich schätze mal, mein Schicksalsbeauftragter macht das einfach gerne mit mir. Vermutlich wollte er mal Drehbuchautor für eine mittelmäßige deutsche Soap werden. Und weil er das nicht geschafft hat, tobt er sich jetzt eben in meinem Leben aus. Schönen Dank!