Urteil gegen Jochen Spilker und Hans-Jörg Kinzel

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Das Urteil des Amtsgerichtes Hamm aus dem Jahr 1994 gegen Hans-Jörg Kinzel und Jochen Spilker wegen Inverkehrbringen von Fertigarzneimitteln gegen §21 Arzneimittelgesetz ohne Zulassung.

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  • 5/11/2018 Urteil gegen Jochen Spilker und Hans-J rg Kinzel

    A o ! n la g :~ , A G 3.3

    rr:

    A lv IT SG ER IC HT H AM JvIW . N .A .1v lE ND E S vo LKES

    9 Ls 10 Js 656/90 erw. URTEIL".

    st.raf sachege'gen1 . B ei nz -J oc he n spilker.

    ge b 194,8 i,n lsi ngdt:n-f~Arrod.e IGGte.F'E. lL o.h I

    Deutsoher,

    2. Hans-Jtirg Kin&el~geb.Deutsche.l" .r

    VerstoB gegen das Arzneimittelgesetz.Da s Arntsger icht- el"w,eitC1!t't.es Schoffengericfit - Hammha 't in d,e:r Sit.zu.ng VOID 21 . Feb.:rua.r 1994 jan de rt,ei 1g,en.o'[!'I!m,enhaben:

    Direktor des Amtsgerichts Dietrichais VDisitz~nderlRichter am Amtsgericht KleineaIs ]3.eiisitz"er f

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    Hausfraa Lydia Grote. B.~mLebre:,r Oi.etroa,rBau:r i Bam!!!a Ls Schtiff,8n,,Staatsanw'aJt GBJ\'eals Beamter der Staatsanwaltschaft,aechtsanwalt Dr. Krekeler. Dortmundals verteidiger des Angeklagten zu I.,Rechtsanwalt Dr. Le hn er . He id el be~gals verteidiger des Angeklagten zu 2.~Justizhaup~sekretKr Linnemannals Urkundsbeamter der Geschiftsstelle,

    fur

    Der Angeklagte sp~lk~r wird wegen In~erkehrbringens von Fertig-ar zn ei mi tt el n e ntgegen 21 AMG ohne zulassung zu einer Geldstra-fe von sechzi~ Tagess~tzen zu je 200 DM verurteilt.Der Angeklaqte Kinzel wird wegen IDverkehrbringens~von Fertig-arzneimittel n entgegen 21 AMG ahne ZulassuRg zu einer Geldstra-fe von ffinfzehn Tagessltzen zu je 50 DM verurteilt.- S,S '21 A,bs. 1 f 96 Nr. 5 AMG~, 25 Abs:. 2, 52 StGB, -

    Die Angek}agten tragen die auf sis entfallenden Kosten des V~r-fahrens einschlieBlich ihrer nDtwehdig~n Auslagen.

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    1. Der am 13.0].1948 geborene ledige Angeklagte Spilker ist v~nB er uf R ec ht sa nw al t. Er hat kelne Dnterhaltsverpflichtungen.

    2. Der am 22 .11~1960 geborene Angeklagte Kinzel ist geschieden.Er i,s1:. e inem minderj,a,hrigen Kind Z'U.ro Untern,al.tverpfl ichtet,Kinzel, der im Jahre 1909 sein biplo~ ala Spcrtlehrer an d~rSporthochschule KHln ablegtel arbeitet nicht mehr in dieseroBeruf~ sondern ist in~wischen als selbstindiger Band~lsver-t,r'et,ert,atig-',

    Be.id.e Ang'ekla'9ten haber, su ill.ren EinkormnensV',erbaJtnissenkeineAngab~n gemacht.Sie sind beide bisher .trafrechtlich nicht in ~rscheinung getr~-ten.II.

    Ende 1983 wech~elten die damalige Ehefrau des Angeklagten Kinzel,die Leichtathletin Gisela Kin~elj und der Angeklagte Kinzel vonGladbeck nac'h US.mmzu dem Verein SC Eintra.cht Ha.mID. Di,e:.s'I;n- Vereinf or de rt .e a ueh fina.ru; iell die ihm angeschlos:senen. .spit:zena.t,hletin.-n~n~ Der Angeklagte Spilker fungierte in dern Vere1D als Chef-trainer.Der Angeklagte Kinzel, dar den Eindruck batte, als ~notwendigesAnha . r I l3i,sel." 'seiner Eher.!:',au mitiibernommen wo,rden. zuse.in. ~ll:rde:z.una'chs:t als Schli1 ertrainer eing'es,sd:z t..A,uBerdem tr,a inier'te ,e-rseine daroalige Ehefrau weiter.Im Frij,hjahr l'5H36 tibernaJqm er e Lne Leistungsgruppe bestehend ausden Athletinnen Andrea Hannemann. Mechthild Kluth, Helga Arendt

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    und Gisela Kinzel. ~u dieser Leistungsgruppe stieBen Ende 19B~di~ Athletinnen Silke Knoll und Birgit Schlimann binzu.

    Bereits 1m Jahre 1985 nahm die darnalige Ehefrau des Angekl~gtenKinzel auf Anregung d~s Angeklagten Spilker rrnd in Absp~ache und~it Einverstindnis des Aogeklagten Kinzel als ihrem T rainer dievon spilker beschafften Tabletten stroroba

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    Arzneimitteld6&cben t auf denan der Name der Firma Searle standund die in amerikanisaher haw. engl ischer Sp~ache beschriftetwaren. In jedem D 6schen befanden sic h 1 00 An av ar- Tabl et ten .Einige Wochen spiter tibergab der Angeklagte spilker dero Angekl~g-ten Kinzel zwei weitere Fertigpackuogen ~navar der 2UVar be-ae h.r ie b l:inm .1 \ r t.Auf vorschlag des Angeklagtan Spilker sollte das Anavar zunlch~tim FaIle der Athletin Mechthild Kluth ausprobiert werden. Diesewar in einem Gesprich mit clem Angeklagten Kinzel auch be~eit,Anav ar e inzu nehm en.D er ~ngek la gte Kinzel gab den Inhalt dar ersten heiden D6sehenCalso 200 Tabletten Anavar) und zu einem spiteren Zeitpunkt ause1nem weiteren D6schen noch ca. 60 Tabletten zunichst an dieSportlerin Mechthl1d Kluth undo nachdem er den Eindruck hatte.-da~ Anavar bei ihr den gew6nschten Erfolg erzielte, ca. 10 bis14 Tage sp.ter audh den Athletinnen silke Knoll und GiselaKinze 1.Der Ang'ekla.gte Kinz.el ubergab Ln .Abs:prache .mit dem .AngeklagtenSpilker den 90rgenannten drei Ithletinnen Ana~ar-T~bletten inabgealblten M~ngen fUr jeweil$ vorgesebene Zyklen, und zwar aurV''J.rbe]teitung auf d hl! .D,eut:scnen Le ichtatlll etikme i!;terseba.ft.en .intSonrmer 198 a " wobei die Einnahme kul'"~ zuvo~ a.bg,e.se:t.z t, wur de , undunmittelbar nach den Deutsche~ Leicbtathletikmeisterschaften zurVorbereituflg auf die Olym,pischen. SpieJe, die: iro. S.eptember 19:B8,~inSeoul stattfanden. ea. 5 "achen vor den Olympischen Spielen inSeoul wurde die Einnahme von Anavar abgesetzt.

    Mit den drei Atbletinnen war vor der Vergabe des Anavar tiber dieWl:091iche~n Risiken gesprochen W'('u;" den I una: die Sportler-tonen warensich dieser Risiken auch hewn.t.

    Auf welch~m der beiden anschlieSend aufgezeigten Wege der Ange-klagte Spilker das Medikament Anavar bezog, lieB sLch Ln der

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    Rauptverhandlung nicht sichet feststellen. Is ist weder aU5ZU-schlieBen. daB er das Anavar direkt aus dam ~u sl and beschaff te tnoah ist es au~zusehlieBenf daB ein Irzt ein Rezept tiber Anavarauf den Kamen des Angek lagten Spilk er ausgestelltj der AngeklagteSpilker dieses Rezept an einen Ap oth~k er weitergegeben und di~serAnavar Ober eine internationale Apotheke besorgt und an Spilkertibergeben haben k 6nnte.Bei dec Bescbaffung des ~navar war sich der Ang~kla9te SpilkerbewuSt t daB e9 sich urn e in in der Bundesrepublik nicht zu~elasse-nes '[I1edikamen'tandel te + Ell"r,echn'ete z~mi,ndesrt mit de r f!.1.C$glch-

    keit t daB er sich roit dar Weitergabe des Anavar an Kinzel.zu~Zwecke der Weitergabe an die Sportlerinnen strafbar r nac he n k 6n-nbe,.Der Angeklagte Kinzel rechnete zum~ndest mit dell"M6g1ichkeit, daBes aich bel aem Ana\rar u r n ein nicht zuqeI ei.ssenes Medikament han-a~lte und die Weiterg~be an die Sportlerinnen strafbar sein k6n-rrte '.

    Als sich im Verlaule des Jahres 1989 ~bzeicbnete! daB sich diewei'tere f6 rd,erung d'es Le id:l'ta th let ik - Spit;z, enspoxt.e s .ii:i. dero Harn:m,erVerein manqels finanzieller VD~aussetzungen so nicht weiter fort-set zen lieBJ einige der Spitzenathletinnen ihre Laufbahn beendethatt~n und einige zu anderen Vereinen gewechselt W~ren, orien-tierte sich der Angeklagte Kin2el, der i~ September 1969 dasDiploro .IsSportlehrer an der SporthocbschuJe in R61n absolvierthatte, an~erweitig. Anfang 1990 machte ar sich selbstindig und,verzog 1m Laufe des Jahres 1990 nach Wiesloch.M~tte 1990 hatte ihn eine fr6here Leichtathletin, die ebenfallsin Hamm t:l:ain.ierthatte, Claudia. Lep'Ping I ange:sproch,en und Ige-fragt. ob er bereit seil d~m Nachrichtenmagazin "Dell"Spieg~l~tiber di.e Doping-Pra.l< is in Rammzu bericht,en. Dazu entschloa sichd e r A.ngeklagts' und erhi,e It d,afiir nach sa inen ,igen'en .i\ngaben35.000 DM, die er fer seinen Omzug und fOr den Aufbau einer neuenExisteoz verwendete.

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    IrI.Die ZU~Dr get~offenen Feststellungen beruhen auf det im wesent-lichen gest~ndigen Einlassung des Angeklagten Kinzel.Wihrend der Angeklagte Spilker keine Angaben ~ur Bache gemachthat. hat der Angek lagte ~inzel den abj ~k tiv en G eschehens~bl au f,der der Anklageschrift zugrunde liegt~ uneingeschr~nkt einge-raumt.Er hClt insbesondere detaill iert geschild.il::rt,aa de r fI"nge:kI agteSpilksr 1m FrG~jahr 1988 erstmalig Anavar ins Spiel gebrachthabe , w,ei1 Aoa.V'a r g'e9ienUher de,m bis daher nur ve tw,end,et en ana be ~en Steroid Stromba den vorteil hab~n aol1te r nicht zu solchenNe.benwi.rkunge.n wie Gewicht.s,;irunahrne und vi lti 1en Er5Icheinungs.form,enzu fUhren. Bei diesem er~ten Gespr~ch aber Anavar habe Spilkerauch gesagt j er musse .Anavar ij"bere ine internationale Apoth~kebesorgen. Als er, Kinzel, Spilker koikret gefragt habe, weher erdas Anavar beziehe~ babe dieser ihrobarsoh geantwortet: ~Da macho i.r ma,l ke.i ne Gedank en I 'woh e r de.5 kom.mt. IIDer Angeklagte Kinzel hat weiter bekundet, er habe vermutet, daSSpilker d,;,a.:SAnavar ' 1 1 0 , 1 0 , d.em ihm bekannt.en kanadi:schen 'Fraine'!:"Francis erhalten habe. Zwar hat er auf Fraga erkl~rt, er habes i.ch tiber die Fra'9,e, ob ~na\la,:r ,zugela.ssen ae.i, ode r nicht ~ ke-i.neGeda.nken gemacht. W,eilel' abel': den Angeklagt.en Sp,ilker f'ragteIHaher dieser dss Anavar habet nachdem er den Narnen der aoslin-dischen Firma Searle uod die a~erikanische bzw~ englische Be-schriftung dar Verpackung gesehen hatte, und weil er vermutete,Spilker habe da,s:.Anavar von dem kanadische:n Trainer Franoisbe~zcgen, steht zu r U berzeugung des Gerichts fest, daB er jedenfallsmit der Maglichkeit rechnete. es k6nne sich uro ein nicht zuge-lassenes Medikament handeln, das in der Bundesrepublik nichtverwendet werd~n durfte.Die Feststellungen bezUglich des Angeklagten spilker hat dasGericht aufgrund der Einl assung des Angeklagten Kinzel getroffen.

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    Zweifel an der Richtigkeit der Bekundungen des Angeklagten Kinzelund an s ei ne r G l au bw fi rd igk ~i t haben sich nicht ergeben.Seine Schilde~ungen enthalten facettenreiche, 16bendige und nacb-vollziehbare Details f auch fiber den eigentlichen Anavar-Komplexhinaus.So leuchtet zurn Beispiel die schilderung Kinzels, wle er undse I Ehe:f rau im Jahr 198: 4a uf Anregung :Bpi 1ke 1"8 .::;::m. nOpinA;Jkamen! ein. Kinzel hat ausgeffihrtj die spcrtlichen Lei~tung~n

    - - ~seiner Ehefrau hltten 1m Jahr 1984 nicht den Erwartungen entsp ro-cben; deshalb sal da$ gemeinsame, von d.n spartlicben Brfolgen5~iner r~au abhin;ige Binkornman z ur li ~kgega nge n. A la Spilke~ indieser S itu ation Frau Kinzel an~e5prachen und auf die M6g1icbkeiteiner medikamentHs bedin~ten Lei~tungsverhesserung bingewiesenhs.be, hat.ten ee i.ne E"rau urad er niche lange ifber legt.f umztlzu-

    Ehenso lehendig und lebensnah waren Kinzels schilderungen tiberden Einsat:z von Z,U'Hl.V,a.r. daB die Vo.rte~il. e des f!\.nava.r gegen.UberSt :romba VOIr:! Spi 1ker er~\!'a.hntwllrd'en. daI3. das An,a.v.a;. " zun.achst. pro~beweLse bel de 1 ." 1l..t.hJat in Mecbt.h.:U.d Kluthau.:s.prob ie.rt und I n.achdemdie p~obe.eise ~nwendung erfolgyersprechend ~erlief, ca. 10 his14 'i'a.ge spat er auch bEd dEHl .~th ]etinnen Si lke:t Kno11 u.nd Gi.se1a.Kinzel eingest~zt warde, und zwar gezielt fiber festgelegte Zeit-raum,e; ZUr Va.l;"b~te it.ung auf di.:. Deutschen H.eist,er scha f t~n 1988 biskurz VCr diesem Termin und ansahlieBend wi~d~z his ca. 5 Wochenvor Begi nnde.r 0. 1ympi.5chen spi,el e in S.eou].Der An~eklagte Kinzel hat auch in der Hauptverhandlung seineeigene Rolle bei dern Doping nicht zu sch6nen versucht, sOBdernaile Pragen, die sein eigenes verhalten und seine Mo~ive betra-fen f offen und uneinge.schr.anktbea,nt-.worte:'tr darunbEilr auch dl.eFrage nach erhaltenen finanziellen Zawendungen fijr S81ne AngabengegenUber dern Nachrichtenmagazin ~Der Spiegel",Das Geribht i5t auch davon dberzeugt. daB der Angeklagte SpilkerwuBte, daB Anavar ein in d er B un de sr ep ubl ik ni cht zu gel ass ene sF er ti ga rz ne ir ni tt el w ar ~ Daftir spricht seine - von Kinzel glaub-

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    haft b@kund~te - KuBerung t ~r ruGss~ das ~navar Uber eine interna-tionale Apotheke besorgen. Die weitere Kuaerung ~Qn Spilker aufdie konkrete Frage Kinzel~s, wober er das Anavar habe: "Da machDir mal keine Gedank~n, woher das kommt", ist nach der Uberzeu-gung des Gerichtes ein d~utliches Indiz dafUr~ daB der AngeklagteSpilker d,en Bezu,gsweg se 1bst gegenu'be t"seinE !:m Mltwisser in del"Handhabung des Dopings nicht of fenbaren wol lte. Zwar ist nichtauszuschlieBen - sDgar naheliegend -, daB dieses VerhaltenSpilkers auch da2u dienen scIlte~ andere Personen (etwa einen'Arat ~nd!oder Apoth~kerl~ die.bei der B~schaffung des Anavarbehilflich waren~ abzusichern. Eine derartige konspirative Ab-s~cherung gegenOber Kihzel bitte aber kaum Sinn gemacht t weondies l edigl ich seinen Grund in der sportliah nicht zu l~ssigenDoping-Pra~is gehabt hitte. Denn insofern waren sowohl der Ange-klagte Kinzel als auch die Sportl erinnen ohnehin eingeweihteMitwisserinnen~ Die ZurUckhaltung ~pilkers hinsicbtlich des Be-schaffungsweges zeigt nach der Uberz~ugung des Gerichts, daB er~ zuma I a I sRechtsanwa 1t = jed,enfaU s die MagI Lchke Lt; e Lnez~trafrechtlichen Relevanz der Beschaffung und Weitergabe desAnavar in Betracht zag und die genauen Umstinde der Beschaffungdeshalb ni cht p re i5 gebe n wollte.IV.1. Dadu1."'cn d,aBd.er A n,ge 'k l a' 9' tep il k er i m Apri.l/'Mai 1 98 :8 4 00

    Tabletten de.$ in de-rBunde:$Jt"lepu.bli.k. nic,htzugelassene.n M,ed.ik,a-mentes An_war in, vier Fertigpackungeo der Firma Searle zu je100 StOck dem Angeklagten Kinzel mit Anweisungsanleitungen zumZwecke der weitergabe und Einnahme durch die drei genanntenAthl etinnen fibergab, hat er objektiv Fertigarzneimittel imSinne des 4 des ~rzneirnittel gesetzes entgegen 21 Abs. 1! -des Arzneimittelgesetzes ohne Zu]assung in den Verkehr ge-bracht. Dabei handelte er, da die Ubergabe an Kinzel und Wei-te~gabe unci Anwendung bei den Sportlerinnen fOr ainen vorh@rbestimmten zeitraum 1m bewuSten und gewollten Zusamroenwirken

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    10rarbeitsteilig) erfolgte. fortgesetzt und in Mittlterschaftmit dem Angeklagten Kinzel.Die w~iter9abe des Anavar an Kinzel und die verabredete Wei-tergabe an die Sportlerinnen erftillen objektiv den Tatbestanddes 96 Nr. 5 de s Arz neimi ttel geset zes. Denn Anavar war zurTatzeit ein in d er Bu ndes rep ubl ik ni cht zu gel ~ssen es Fertig-arzneimittel. Die Weitergabe durch die Angeklagten fiJ~t auchnicht unt.er d i.e Ausna.hmet.atbestande des; . 73 Abs. : 2 if desrArzneimittelgesetzes.Zwar haben sich in der 8eweisaufnah~s keine Peststellungentreffen lassen~ ob der Angeklagte Spilker das Anavar aufgrundeiner ~rztlichen versch~eibung fiber eine Apotbeke und 1m Rah-men des tiblichen Apothekenbetriebes erhalten haben ktinnte,andererseits lieS siab dies aagrund des Ergebni$s~~ der Be-w!isa.ufnah.me aueh rdcht au.s,sc:hlielSe,n"Die Frage. ob dar Angeklagte Spilker das Anavar auf diesemW.ge beschafft oder unmittelbar aus clem Ausland eingefUhrthaben k6nnte r kannte letztlLch aber offen bleiben l weil dieAusnah~etatbestinde des 73 Abs. 2 ff des Arzneimittelge-setzes bei beiden denkbarerr Konstel lationen im_vorliegeudenFall keine Anwendung finden.GernlB S 21 Abs. 1 AMG dU~fen Fertigaz~neimittel (50 euchAn~ar) 1m Geltungsbereich dieses Gesetzes nur dann in Verkehrgebracnt we,rden f 'w'enn. sis durch di.e zustandige Bundesbehordezugelassen sind. Verst6Be gegen diese Vorschrift sind nach 96 Nr. 5 ~MG strafbewehrt. 73 Abs. 1 AMG regelt das Verbringungsverbot. Danach dtirfenAr~neimittelt die der Pflicht zur Zulassung unteriiegen (soauch Anavar), indem Geltui1g.s:ber,eich a ieses Gese!'t.z,e:snut' ye.r-br,acht 'werd,en I 'wenn :5.ie zuge lassen ~il1d und del" Empfa.illgen" dieVoraussetzungen ~ntweder des hbaatzes 1 Nr. 1 oder des Ab-satzes 1 Nr. 2 erftillt.

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    Ausnahmen van dieser Grundregel fUr das Verbringen in denGeltangsbereich dieses Gesetzes machen die AbsAtze 2 ff.I~ vorlieganden Fall kamen allenfalls die Ausnahmen des Ab-sat,zes 2 N J : : " . 'I S ad,er de:s: A.bsatzes 3 in Betra.cbt ~Unterstelltt der Angeklagte Spilker hitte sich das Anavarselbst im Ausland verschafft unci selbst in die Bundesrepublikve,ybra,cht, dann ware d i.e ses "_erbr ing:en 9IeicbwchI achon de',s.'-haIb nicl'l't dur-eh Absatz 2 Nr. 6 AMG9,ede:ckt ge""leiHH1, weil dasAnavar ge r ade nLc ht zum pe r so'n 1ichen. 'Beda r- f des lti.n'9,ekag:tenSpilker bestimmt war.

    OnterstelltT der Ingeklagte Sp~lker hitte sicb das Anavar voneinem Arzt verschreiben lassen, das Rezept einem Apothekertiberg,eben, de!" da.s Anavar ilbe:r eif'lJe int~rna.tionale Apothe'kebeschafft und 1m fiblichen ~pothekenbetrieb an Spilker liber-gebe'fl. hat.te . damn, \\I'are :zwar da s Ha.ndieln. d,es Apotheke:r.$ (Vet-bringen in den Geltungsbereich diese~ Gesetzes und Abgabe anS'pilke.r.)g:,eroas 73 ,Ab:s. '3 AHG at raf Los grew'as:an,V'orausge-setzti die Menge hitte noah als geringe Menge angesehen werdenk 6nnenJ. Straf los wKre auch die Entgegennahme des Medika~entesdur ch den .1l.ngeklagten Spilker gewes.en.DieWeit.erg;a'.be dU.rch den Angekla.gbe:n Spi.lker a.n d,en Angekla.g~ten Kinzel und weiter an die Sportlerinnen (~ Inverkehrbrin-gem) ware abe r nicht dur-eh S 73 Abs. 3 ,1I..MOt.ra:flos 9'est.e l l.t,Deno mit S 73 Abs@ 3 AMG wollte del' Gesetzgeber Verbraucherndie Mog;l i.chkleit leroffnen." in gel'ing!i2.r Mefi-geund auf besondereBeste 11ung8X2: neimitte 1 iibe r ,13ne .A,potheke eus d iem. A"U:SLandbeziehen (zu) darfen", wobei d1ese ~xzneimittel maher 1mt ibr ige n de n u nv e~z ic ht ba re n sicherheitsrelevanten Vorschriftendes lrzneimittelgesetzes. wie z. B. der Verschreibungs-

    IIpf] icht II .".' unt.e r 1iegen (V91 .K1oesel . Cyran, ArZt'H:droi ttel-recht-Komrnentar, 49. Erginzungslieferung zur 3. Auflage.~tuttgart 1993 r 73. 2. lnderungsgesetz, amtliche BegrGndungzu Abs., 3).

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    12Sinn und zweck der Ausnahmevorschrift des Absatzes 3 ist esalso l ~pothekern die Einfuhr eines nicht zugelassenen Medika-mentes aus deroAusland ~nd deren Ubergabe an den in dem Rezeptbestirnmten V~rbraucher unte~ den engen VoraU5setzungen desAbsatzes 3 Satz 3 AGM straffrei 3D erm6g1ichen.Selbst wenn der Angeklagte Spilker sich das Anavar von einemArzt h~tte verschreiben und mit dero Rezept tiber einen ~p othe-k er v er sc ha ff t hitte, wire dadurch diB w~itergabe des Anavaran den Angeklagten Kinzel und an die Spcrtlerinnen (= Inver-kehl"bringen. )nicht durch 73 Ahs, J AMGgedeckt gewe:sen.Abgeseheo davan, daB ein solohes - unterstelltes - "konspira-tives'" ,Zusamm,em"Tirken mit e i.nem i!1rz,t;nd mi' teinem .~potlilekel;'auf einen MiBb~auch der Ausnahmevorschrift des 73 Abs. 3 AHGhinausgelaufen w~re. h~tte jedenfalls filr das Inverkehrbringendurch spilker und Kinzel nach wie VD~ die Zula$$ungsplichtnaeh ' 21 ~bs. 1 AMGund die' .stra~fbew.ehrung des s 96 ~r. '5 } ' .! . . M Gweiterbestanden.Der Angeklagte Spilker handelte auch rechtswidrig und varsitz-lich. Er wuat-a. daB es aLch urn e.i.n ,Fertigarz.neimi t.e 1 bande l t.e ,das in der Bu.nde::!.:.republik nLcht; ~'u.gel.~sse'n war.. Zumind,est:.recbnete er auch mit der M6g1ichkeit, daB die weitergabe anden Angeklagten Kinzel und die durch diesen erfolgte Weiter-gabe an die Sportlerinneh ein strafbares Abgeben [irnSinne des~Inverkehrbringens" des 96 Nr. 5 AMG) war.

    Der ~ngeklagte Spilker handelte auch mit Fortsetzungsvorsatz fdenn die ~b9abe des Anavar und die Weitergabe und Anwendungdurch die Sportlerinnen waren von vornherein fUr konkretefiberschaubare ZeitrHume (Varbereitung ffir die DeutschenMeisterschaften 19B8 und Vorbereitung ~uf die OlyrnpischenSpiele 1988) vDrgesehen.

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    132. Auch der Angeklaqte Kinzel hat tatbestandlich, rechtswidrig

    ~nd Ichuldhaft in Mittiterschalt mit dem A~geklagten Spilkerfartges~tzt Fertigarzn~imittel im sinne des 4 AMG entgegenI~ 21 Abs. 1 .~MG ohne Zulassung in den Verk ehr gebracht. Aucbe~ hat mit dem Anavar ein nicht 2ugelassenes Fertigarzneiruit-tel durch die Abgabe an die Sportlerinnen in den Verkehr ge-b~acht. Auch insQweit liegen die Voraussetzungen fUr ein~Anwendung des 73 Abs. 3 AMG nicht vcr. Er handelte jeden-falls auch mit Eventualvorsatl, weil er vermutete. Spilkerhabe das Anavar unmittelbar von dem kanadischen TrainerFrancis bezogen. und rechnete somit jedenfalls in seinerLaienvorstellung mit der MHglichkeit und nahro in Kauf, daedie$@ Art der Beschaffung uod der Weitargab~ an die Sportle-rinnen strafbar sein k6nnte.

    Es ist auch bez6g1ich beider Angeklagten keine Verj~hrung eioge-t~eten. Tatzeitraum war der Fr6hjah; 1988, und zwar ab einemnicht mehr genau ieststellbaren Zeitpunkt frtihestens imApril 1988, bis zu einem nicht mehr genau fe5tstellbaren Zeit-purikt Anfang August 19B8. Die (einfache~ Verj_hrungszeit betrigtdrei Jahre ab Ende der fortgesetzt~n Bandlung, also ab AnfaogAugust 1988 gerechnet. Der Laui dar Verjihrung ist bezfiglichbeider Angeklagter unterbrochen worden durch die Bekanntgabe/-Kenntnis von der Einleitung des ErIDittlung~~erfahrens (beiSpilker ire Dezember 1990 und bei Kinzel durch die Zustellung derLadung sur ver,antwort lichen Ve.rfi!:bmung rni t de r :?lust,ell ungs,u.rku,naeyom 06.03.1991}. Cie Verj8hrung ist weiter unterbrochen wordendurch die Anklageerhebung, die ErHffnung des H~uptverfahrens undd ie A nbe ra u~u ng der Hauptverhandlunq.Es ist auch noch keine labsolute) Verjahrung gemB 78 cAbs. 3Satz 2 stGB ein~etretent weil salt dem Ende der fortgesetztenHandlung noch keine 6 Jahre vergangen sind.

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    14\:I.,

    8ei heiden ~ngeklagten war von dem gesetzlich er6ffneten Straf-rahmen (Geldstrafe bis zu Freiheitsstrafe van 1 Jahr) auszugehen.Der ze:itliche Ein.satz des~nSi,var beschr,[nkte si.ch auf ca , 5 M:orl,a-te; die Gesamtmenge des in V~rkehr gehrachten Anavar war zwarn i c h t unerbeblich, k a n n a b a r n o c h a l s relativ g e r i n g a n g e ~ e h e nwerden,.

    1. Bei dem Angeklagten Spilker sprach zu seinen Gunsten l aaB erbisher unbestraft ist und die Tat flinf Ja hre zu rf ic kl iegt .weiterhin ist das Gericht davon ausgegangen, daB er mit seinerTat keinerlei materielle Ziele anstrebte+ Er lebt in geordne-ten Verhiltnissen. Doter Berticksiahtigung dieser Umst~ndeerschien dem Gericht eine Geld5t~afe in HShe von 60 Tagesitzenschuldangemes.:5en ,. Da er kei.ne Ang-:aben zu seinen wi.rtschaf'tl i-chen V~rhiltnissen gemacht hat, hat das Gericht sein monat-lich~s Netto~inkommen geschKtzt. Weil er bereits seit vielenJahren als Recht~anwalt zugelassen und in diesem Beruf t.tigist. somit als etablierter ~nwalt angesehen werden kann, hatda s Ge r icht is e in .monat1iche s Minde'stnettoe inko,m.m-en auf 6 '..(10:0D'M.gestChatz't und so:mit auf einen Tagessatz v'On 200 DM er-kannt ..

    2. ~ugunsten des Angeklagten Kinzel sprichtl daB er bisher unbe-$t~aft ist und die Aufklirung der h ie r abz uu rt ei le nd en Tat nur,fulIIlIio,glcht wu.:rde I,kl,eil e.r das G,esch,ehen offen,t I ich hekannt;rnachte und damit die EinleituDg des Ermittlungsverfabrensselbst vBrursaoht.e. Zu se Lnen Gunsten konnt.e '~eit'IH' berUck-sichtigt werden r daB er "nur~ der Assisten~trainer war l wfih-r e n . d d e ' t " Angel< 1 e J i . g t eSpil k e . r , v o n d e m d i , e : I n i . ' 1 ! L a ,t.i,ve. zmn E ir r -satz des Anavar ausging. ais Chef trainer eine st~rkere Stel-lung hatte. Auch war die Trainert~tigkeit darnel s f Ur Kinzeldie einzige - hauptberufliche - Verdienstquelle; er hing wirt-

  • 5/11/2018 Urteil gegen Jochen Spilker und Hans-J rg Kinzel

    15schaftlich von den Leistungen der Athletinnen abo Er ist vonvornherein gest~ndig gewesen. Auch bei ihm liegt die Tat ca. 5Jahre zurUck. Er 1st nicht mehr ais Sporttrainer oder Sport-funktionir titig~ijnter Berlicksichtigung dieser Umstiode erschien S1ne Geldst~a-fe van 15 Tagessltzen schuldangero~$sen. Da auah dar AngeklagteKinz,el keine Angaben zu ae i.nen der ze it ige:n Einkom:roensverhaJt~nissen qemacht hat., ha.t da s Geri,cht !3,einEinl~J.)mmen geschatzt."Er ist erst seit kurzem ala selbstlndiger Handelsvertretertatig. Da,s Ger.icht ist von einem .Mindest,e inkommen in H