Vaihinher Kommentar Zu Kants Kritik Der Reinen Vernunft

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m,'.

KOMMENTAR ZU

KANTS KRITIK DER REINEN VERNUNFTVON

DR.H.VAIHINGERHALLE PROFESSOR DER PHILOSOPHIE AN DER UNIVERSITT

HERAUSGEGEBEN VON

DR.

RAYMUND SCHMIDT

MAN HAT ALLEN GRUND,

MIT DEN

ERNSTESTEN STUDIEN, WIE SIE BIS JETZT UNTER ARISTOTELES VERWANDT ALLEN PHILOSOPHEN FAST NUR AUF WORDEN SIND, IN DIE TIEFEN DES KANTSCHEN

SYSTEMS EINZUDRINGEN /F.A.LANGE

ERSTER BAND

ZWEITE AUFLAGEBERLIN / LEI PZI G AFT UNION DEUTSCHE VE R L AG S G ES E LLSCH MCMXXII

STUTTGART

/

DAS BERSETZUNGSRECHT IN FREMDE SPRACHEN VORBEHALTEN DRUCK DER UNION DEUTSCHE VERLAGSGESELLSCHAFT!N

STUTTGART

-

Vorwort zur zweiten Auflage.damit beschftigt, den Kanthmidertjhngen JubiUmm kommentar, dessen erster Band 1881 (zum erschienen war, dessen zweiter Band der Kritik der reinen Vernunft") dritten und vierten Band abzudann 1892 nachfolgte, durch einen durch verschiedene Diese Absicht wurde jedoch damals schlieen. nahmen die im Jahre 1896 zur Unter. Umstnde durchkreuzt. Einmal Kantstudien mir begrndeten Sttzung des Kantkommentars von Als ich dann Anspruch. unverhltnismig viel Kraft und Zeit in in andere Hnde legen knne endlich die Hedaktion dieser Zeitschrift Untersttzung der .Kantstudien" von mir 1904 erforderte die zair Kantgesehschaft gegrndete zum hundertjhrigen Todestage Kants aber als ich gedacht hatte. Drittens dederum melir Zreit und Kraft, um jene Zeit ein schweres Augeieiden geU^^^^^^^ machte sich bei mir von meinen Amtsgeschaften entbinden das mich ntigte, mich 1906 Freiheit wurde aber sofort wieaer zu lassen. Die so gewonnene die durch die Arbeit, die mi>. die Hei-ausgabe, Ans ruch genommen auf Philosophie des Als Ob Vo endung^ und die Drucklegung der war auch meine Sehkraft Als dieses Werk 1911 erschien, erleate. ich nicht mehr immer mehr eingeschrnkt, und so konnte

Im

Jahre

1900

war

ich

eifrig

m

aufs" uerste

Bnde des ^antkommentar darin denken, die beiden noch ausstehenden Mel vorstellen knnen, da dies mir Man wird sich zu vollenden.

^^Td^:^hren

Int^esse hat sich nun aber dn gesteigertes Baiid bemerkbar gemacht. Die beiden ersten fr den Kantkommentar gesucht. So diangte eifrig waren vergriffen und wurden antiquarisch dei- Gedanke auf, eine dem Verlage und dem Verfasser von selbst ich ersten Fnde zu veranstal en. zweite Auflage der beiden vlligen Erblindung mcht daran FreiU h^konnte bei meiner fast der er.sten gedacht werden, da ich den Wortlaut Gedanke So ergab sich von selbst dei noch einmal ndern knnte. Auflage. der ersten eines rein mechanischen Abdruckes und Zu Um aber doch andererseits die ntigsten Verbesserungen einen durch beschlossen Verlag und Verfasser Stze geben zu knnen, en

Y,'%i:TtZ

IV

Vorwort zur zweiten Auflage.

Dritten einen kurzen Ergnzungsband herstellen zu lassen, der die notwendigsten Nachtrge zu den beiden ersten Bnden enthalten wird. Diese Aufgabe wurde meinem jungen Freunde, Dr. Raymund Schmidt, anvertraut, der sich schon durch die Herausgabe der neuesten Auflagen der Philosophie des Als Ob", sowie durch die Schriftleitung der von uns beiden begrndeten Annalen der Philosophie mit besonderer Rcksicht auf die Probleme der Als-Ob-Betrachtung" voi teilhaft bekannt

gemacht hat. Eben derselbe hat sich nun erfreulicherweise auch bereit erklrt, die beiden noch ausstehenden Bnde des Kantkommentars, welche die Analytik und die Dialektik nebst Methodenlehre behandeln sollen, selbststndig auszuarbeiten. Fr die Analytik ist dazu schon meinerseits ein ausfhrliches Manuskript vorhanden, das aber noch der berarbeitung Auch meine Abhandlung Die und der Vervollstndigung bedarf. Transzendentale Deduktion der Kategorien" in der Haym-Festschrift 1902 ist eine wichtige Vorarbeit zu diesem dritten Bande, sowie meine Abhandlung Zur Widerlegung des Idealismus" in der Zeller-Festschrift (Straburger Abhandlungen" von 1883). Zum vierten Bande dienen als wesentliche Vorarbeiten die Abhandlung Kant ein Metaphysiker?" in der Sigwart-Festschrilt 1899 und die Ausfhrungen ber Kants antithetische Geistesart, erlutert an seiner Als-Ob-Lehre" in derstreit

Nietzsche-Festschrift 1921. Auch die kleine Schrift Ein Atheismusgegen die Philosophie des Als Ob und gegen das Kantische System" aus dem Eucken-Festheft der Kantstudien 1916 gehrt hieher, vor allem aber die monographische Darstellung der ganzen Kantischenals

Als-Ob-Lehre auf mehr

100 Seiten

in der Philosophie des dritte

Als Ob".

Auf Grunddes

dieser Vorarbeiten

werden der

und der

vierte

Band

Kantkommentars

in verhltnismig

kurzer Zeit zur Ausfhrung

gelangen knnen.

Das Studium Kants, dessen zweihundertjhrigen Geburtstag das Jahr 1924 bringen wird, bleibt fr alle Zeiten die Grundlage aller tieferen und ernsteren Beschftigung mit Philosophie. Das jetzt gerade so erstarkte philosophische Interesse zeigt sich auch in dem erneuten Eifer, mit dem heutzutage im Inland und Ausland das Kantstudium betrieben wird. Ein besonders gnstiges Anzeichen dafr ist der in englischer Sprache erschienene vorzgliche Kantkommentar von Professor Norman Kemp Smith in Edinburg, der ausgesprochenermaen die von mir eingeschlagene Methode der Kantinterpretation selbgnstigen Auspizien tritt nun diese zweite Auflage Leben, und es bleibt mir nur noch brig, hierfr sowohl dem Verlage als iiieinem Freunde. Dr. Raymund Schmidt, den herzlichstenins

stndig fortsetzt. Unter diesen

Dank

auszu^jri-chen.a. S..

Halle

Weihnachten 1921.

H. Vaihinger.

DAS BEk DRUCK

Vorwort.Der vorliegende Commentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft'' aus der Praxis des Verfassers an dem hiesigen von Professor Laas geleiteten Philosophischen Seminar herausgewachsen. Die bei mehrfach wiederholter Behandlung des Gegenstandes gesammelten Erfahrungen brachten den Gedanken zur Reife, zum hundertjhrigen Jubilum der Kritik dieses ausfhrliche exegetische Handbuch auszuarbeiten. Bei der Abfassung desselben verfuhr ich nach denjenigen methodiist

welche bei der Erklrung der griechischen den modernen Exegeten angewendet werden. Ich Philosophen von war in der Lage, dieselben ebenfalls aus mehrfacher seminaristischer Praxis zu abstrahiren. Bekanntlich besteht jedoch hierin ein tiefgehender Bei der Erklrung Piatons reconstruirt z. B. Steinhart Gegensatz. die einzelnen Dialoge desselben in freiester Weise, selbst als Platoniker, um in warmer Begeisterung fr vden Inhalt aus dem Geiste Platons" Daheraus dessen System philosophisch gleichsam neu zu schaffen. gegen analysirt ein Bonitz mit philologischer Nchternheit und,exacter Strenge rein objectiv Form und Inhalt jener Schriften, um vom historischen Standpunkt aus den eigentlichen Sinn derselben zu Es kann kein Zweifel darber obwalten, dass auf den Titel eruiren. der Wissenschaftlichkeit nur die letztere Methode Anspruch erheben kann. Dass das Verstndniss gemeiniglich erst da beginnt, wo der Enthusiasmus aufhrt," ist eine wenn auch nicht immer, so doch Jene freie Reproduction hat hufig gltige psychologische Wahrheit. fr die systematische Fortbildung der Philosophie ihren unleugbaren Werth. Aber eine historisch exacte, streng objective, unbefangene und unbestechliche Darlegung imd Entwicklung der Lehre wird durchschen Grundstzen,dieselbe

Wer jemals gehindert. mit der Abhandlung von erfahren, wie Bonitz ber denselben Gegenstand verglichen hat, hat es so doch befangene, un sehr die, wenn auch warme und wohlthuende, Einzelft-^ Begeisterung das wahre Verstndniss besonders desgefrdert, sondern etwa Steinharts Einleitung in dennicht

vielmehr

Thetet

kritische

beeintrchtigt.

Wie

berall in der Philosophie, so nicht

am

wenig-*'

VIhierist 'die

Vorwort.

Verwechslung des Geistvollen und Geistreichen mit der .nchternen und schlichten Wahrheit verhngnissvoll. Derselbe tiefgehende Gegensatz herrscht unter denjenigen Schriften Kantphilologie der Gegenwart, welche man unter dem Namen derzusamm'enzufassen pflegt. Auf der einen Seite freie philosophische Reconstruction ; auf der anderen streng philologische Reproduction. Nachdem eine Reihe von Schriften das Kant' sehe System zum Zweckdargestellt der Propaganda fr dasselbe in selbstndiger Umarbeitung haben, beginnt seit einigen Jahren die exacte philologische Methode Man wrde sich jedoch in in ihr gutes Recht allmlig einzutreten. einem schweren Irrthum befinden, wollte man glauben, letztere Methode diene nicht auch der systematischen Weiterbildung der Philosophie. so wird doch Ist sie auch zunchst fr den Historiker Selbstzweck, ihr belebende eine wahrhaft fruchtbare Fortbildung aus ihr und nur aus

Anregung empfangen knnen. Der vorliegende Commentar steht auf dem Standpunkt der Kantin philologie", aber im strengen Sinne des Wortes, auf das ja auchrichtiger Selbsterkenntniss von dem Hauptvertreter der entgegengesetzten itz' sehe Commentar Richtung frmlich verzichtet worden ist. Der

Bon

zu des Aristoteles Metaphysik, der Waitz'sche zu desselben Organon, die von Zeller in imvergleichlicher, muster- und meisterhafter Weise gehandhabte philologisch - historische Methode schwebten dabei als das auf unseren Gegenstand mutatis mutandis bertragbare Ideal vor. Ich whle den Ausspruch von F. A. Lange zum Motto: Man hat allen Grund, mit den ernstesten Studien, wie sie bis jetzt unter allen Philosophen fast nur auf Aristoteles verwandt worden sind, in die Tiefen Ob diese philologische Beardes Kant'schen Systems einzudringen." beitung die von der einen Seite geforderte Wiederaufrichtung der Kant'schen Autoritt" zur Folge habe, oder ob sie die von der anderen Seite ausgesprochene Hoffnung realisire, ^von dem Druck derdies muss dem blossen Autoritt als solcher definitiv zu befreien," Historiker und Philologen zunchst ganz gleichgltig sein. Philosophisch nehme ich wie Jeder Andere zu Kant eine feste, bestimmte Stellung ein, aber ich fand es nothwendig, zunchst hievon zu abstrahiren. Meinist die nach den methodischen Grundstzen der Hermeneutik und Geschichtsforschung angestellte, exacte, d.h. streng wissenschaftliche Erklrung der Kantischen Kritik der reinen Vernunft". Die Mittel zur Erreichung dieses Zieles, das mir zunchst Selbstzweck ist,

Ziel

sind folgende:1)

Eine

allgemeine Einleitung ber

die historische

unddes

actuelle

Bedeutung Kants, sodann gleichsam

als eine

Vorschule

Kant-

studiums

auf Grund smmtlicher Kantischer Originalstellen eine eingehende Darstellung des Verhltnisses des Kantischen Kriticismus zum Dogmatismus und Skepticismus, nebst einer Errterung verwandter zur Introduction dienender Punkte, so der Entwicklung Kants, der Haupttendenz seiner Philosophie u. s. w. , wobei schon die Anwendung der unten nher geschilderten Methode mannigfach neue Resultate ergab.2) Fortlaufende und erschpfende Interpretation des Textes. Gerade hierin waren es die Erfahrungen im Seminar, welche

Vorwort.

Vll

Commentar als ein wissenschaftliches Bedrfniss erEs fehlt nicht an mehr oder weniger eingehenden Gesammtdarstellungen des Inhalts, aber auch die ausfhrlichsten mssen ihrer Anlage nach eine grosse Menge einzelner Punkte unerrtert lassen. Der mndliche Erklrer eines solchen Werkes, der ebensosehr auf die Fragen seiner Schler Rede stehen muss, wie diese selbst seine Frageneinen derartigen scheinen Hessen.

beantworten sollen, wird hufig genug diese Erfahrung machen, an Selbst bei der Leetre der besten secunJenen, wie an sich selbst. dren Darstellungen bleibt auch den Fortgeschrittenen und Gewecktesten unter Jenen (und gerade ihnen am meisten) unglaublich vieles Einund der Lehrer selbst wird auf nicht wenige zelne unverstndlich Stellen stossen, bei denen er, wenn auch mit den brauchbarsten blichen Hilfsmitteln ausgestattet, Schwierigkeiten aller Art findet. Mag;

schnittes klar sein, es bleiben noch Stellen im Einzelnen brig, welche

auch der Totalinhalt, der logische Zusammenhang eines grsseren Abgenug erklrungsbedrftige dunkle von den Gesammtdarstellungen abDie sichtlich oder unabsichtlich mit Stillschweigen bergangen werden. Kritik der reinen Vernunft" ist berhaupt ein viel schwierigeres Werk, als Viele glauben und als jene oft so glatten secundren Darstellungen durchblicken lassen. Bald ist es, wie in der Einleitung und Aesthetik, die gedrngte Knappheit, bald, wie z. B. in einem Theil der Analytik, die wiederholungs- und variationsreiche Weitschweifigkeit, welche daslichen

Verstndniss des logischen Zusammenhanges des Ganzen, des eigentDazu kommt jene Menge Sinnes des Einzelnen erschwert. oder wirklicher Widersprche, welche auf Schritt und Tritt scheinbarer den weniger flchtigen Leser aufhalten. Es sind nicht die schlechtesten

denen es geht wie Schiller, der einmal an Krner schreibt 257), Kants Kritik werde ihm immer dunkler, je fter er sie lese! Dass eine derartige Detailerklrung nicht ohne Rckwirkung auf die Auffassung ganzer Abschnitte, ja 'des ganzen Werkes bleiben kann, Fr das Erstere wird besonders die Erlsst sich im Voraus denken. klrung der transscendentalen Deduction" Beispiele bieten, fr das Letztere fhre ich aus diesem Ersten Bande die Errterung zum V. Abschnitt der Einleitung (2. Aufl.) ber die reine Naturwissenschaft", oder die Ausfhrungen zum I. und VI. Abschnitt (vgl. Allg. Einleitung S. 5 ff.) ber die Doppelfra^e der Kritik an; insbesondere diese letzteren Errterungen lassen den eigentlichen Inhalt der Kritik in einem neuen Lichte erscheinen. Eine gewissenhafte, keiner Dunkelheit aus dem Wege gehende Detailerklrung ist somit auch im Stande, die Gesammtdarstellungen erheblich zu modificiren und zu rectificiren. Bei der Detailerklrung ist die Hauptsache die logische Analyse des Inhalts der einzelnen Stze nach dem Wortlaut und aus dem Zusammenhang heraus, wobei auch mehrfach zu dem Hilfsmittel tabellarischer Darstellung gegriffen wurde (z. B. S. 293, 264 und im Abschnitt V), und unter Umstnden rein grammatische Errterungen (wie z. B. in / diesem Bande S. 76. 117 ff. 171. 189. 210. 253, am Anf von Abschn. VI,/ und .) nicht gescheut werden durften. Aus der logischen Zerfaserung^ des Details ergibt sich dann der logische Zusammenhang der grsseren Dass man aber nicht bloss das Ganze aus dem Einzelnen, Abschnitte.Leser,(II.

\I11

Vorwort.

das Einzelne aus dem Ganzen erklren muss, ist eine berall stren-^- zu befolgende hermencutische Forderung, welche beDer alte Streit, ob die Erklrung sonders Schleiermacher betont hat. aus dem Geist oder aus dem Buchstaben" geschehen muss, erledigt sich fr den unbefangenen Interpreten dahin, dass Beides einander zu ergnzen hat. Es kann sich inmier nur darum handeln, zu eruiren, was der Autor gedacht habe, als er diese oder jene Stelle niederschrieb.

sondern

auch

Eine sorgfltige gewissenhafte Detailerklrung kann allein jenem Uebelstand der einseitigen Auslegung abhelfen, die mit ein wenig Philologie" bescheiden auskommen will, sie allein kann jener mehr unterals auslegenden, berall tiefen" und tiefsten" Sinn witternden, Andeutungen" hincingeheinmissenden Pseudomelhode ein Ende machen, welche durch Dunkelheit imponirt und jene Gemther vollends zu verwirrenist, welche bei dem Wort transscendental" ohnedies ein heiliger Schauer ergreift ^ Dieselbe Detailerklrung, welche auf der seit einigen Jahren entstandenen, insbesondere durch Erdmann, Laas und P.inlsen gepflegten strengeren Kantphilologie aufgebaut ist, muss jener geistreichen und oberflchlichen Manier ein Ziel setzen, welche die grbsten Donatschnitzer begeht. Eigenes fr Kantisch ausgibt, und sich ber die solide philologisch-kritische Methode in billigster Weise lustig macht, ebenso jener Vornehmthuerei, welcher die Flle der sich mehrenden Kantphilologii; zu viel wird, und welche sich auf die Ignogar noch etwas zu zu ihrem eigenen Schaden rirung derselben Gute thut. 3) Ein nothwendiges Erforderniss ist ferner die Herbeizie hung

geeignet

der Parallelstellen als der wichtigsten Interpretationsbehelfe. VollDie stndigkeit hierin ist fr eine exacte Exegese unentbehrlich. wrtliche Anfhrung smmtlicher zur Erluterung irgendwie Averthvollen Stellen zeigt, dass Kant selbst vielfach als sein eigener Interpret die beste logische Paraphrase des Textes gibt so wnschte schon;

im Jahre 179G Jenisch ein Werk: Kant, sein eigener Commentator." diese Bemerkung ist nicht berflssig Diese Citate beruhen durchaus auf eigenen methodisch angestellten Sammlungen, und dies wo der Natur der Sache nach am ehesten Vollist derjenige Punkt Es sind derartige Stellen aus stndigkeit garantirt werden kann. smmtlichen Schriften Kants, auch aus den scheinbar heterogensten, sowie aus den bisher ganz vernachlssigten, 1817 (1830) und 1821 von Plitz herausgegebenen Vorlesungen Kants, endlich auch aus dem neuerdings durch B. Erdmann theilweise ans Licht gezogenen Nachlasse systematisch verwerthet worden. Hiedurch fllt oft ein berraschendes Licht auf den eigentlichen Sinn der Stelle, zu welcher die Parallelen herangezogen werden. Dadurch allein wird die Einfhrung in die Kantische Gedankenwelt eine vollstndige. Es gilt hiebei, was Kant

,

' Kant sa^rt aiisdrncklich in der Erkliirnng gegen Fichte: dass die Kritik bloss auf dem .Standpunkt des gemeinen, nur zu solchen abstracten Untersuchungen li inlnglich cultivirten Ver.sUindes zu verstehen ist". Was wrde Kant sagen ber such fi thinr/ as an oneiro mantic uiiden^tanding of Kant, i wjiich is a icindmill, a kite and a oirl^? (Stirling.)

K

W

Vorwort.

^^

Erste Ausgabe, S. 314) ber Piaton der reinen Vernunft. von ihm selbst, wie ja auch diese Stelle schon mehrfach in diesem Sinne angezogen worden ist: Es ist gar nichts Ungewhnliches durch die Vergleichung der Gedanken, welche ein Verfasser ber seinen Gegenstand ussert, ihn sogar besser zu verstehen, als er sich selbst verstand, indem er seinen Begriff nicht genugsam bestimmte, und dadurch bisweilen seiner eigenen Absicht entgegen redete oder auch dachte." Nicht selten ergeben sich auch Abweichungen und selbst Widersprche theils innerhalb der Kritik der reinen Vernunft" selbst, theils innerhalb derselben Entwicklungsepoche der Kantischen und Auf die Entwicklung der einzelnen Lehrstcke vor Lehre. nach 1781 wurde hiebei ebenfalls berall hingeihre Weiterbildung wiesen. Dass durch derartige Confrontirung wichtige Resultate zu erreichen sind, davon gibt schon die Sammlung und Verarbeitimg der Aeusserungen Kants ber das Verhltniss seines Kriticismus zum Dogmatismus und Skepticismus in der Speciellen Einleitung" Zeugniss, sowie z. B. der Excurs ber die Entwicklung des Unterschiedes analytischer und synthetischer Urtheile, oder die Zusammenstellungen auf Nicht unwillkommen, weil nicht uninteressant S. 180 und S. 183 f. wird es sein, dass hiebei auch die Lieblingsbildel* Kants besonders beWichtiger ist freilich die Verwerthung der rcksichtigt wurden ^ Parallelstellen zur Aufhellung des Sinnes und der Entstehung der Termini technici Kants. Die ungemein reiche Ausbildung und feine Gliederung der technischen Sprache der Kritischen Philosophie" ist ja eine bekannte Thatsache. Hiebei wurde sowohl nach statistischcomparativer, als nach historisch-genetischer Methode verfahren, um der Terminologie von allen Seiten beizukommen. Natrlich muss den wichtigsten Terminis auch die grsste Aufmerksamkeit gewidmet werden, insbesondere ihrer Entwicklung nach, sowohl bei Kant *. Gerade selbst, als aus dem Sprachgebrauch seiner Vorgnger heraus(Kritiksagt,. . .

.

durch den Mangel einer vollstndigen Uebersicht der Parallelstellen Es ist entstanden eine Menge der bisherigen Fehler der Erklrer. ferner unstreitbar eine irrefhrende Methode, wenn, wie so hufig und besonders bei der Frage nach dem sogenannten Hauptzwecke der Kritik

' Dass durch eine derartige Statistik, des Sprachgebrauchs auch fr die sachf. lichen Fragen Manches herauskommt, zeigen die Zusammenstellungen S. 39 f. (der Ocean der Speculation). S. 86 ff. (der Kampfplatz der IVIetapliysik), S. 93 (der Despotismus "der Dogmatiker), S. 97 (die Aristokratie der Vernunft). S. 107 Erfahrung), bis 116 (der Process der reinen Vernunft), S. 166 f. (der Borg aus der Ideen), S. 247 ff. S. 233 ff. (das Gebude der Metaphysik), S. 244 ff. (die Flgel der 134. (der leere Raum des reinen Verstandes), ferner S 86. 89. 92. 98. 128. 129.

lsst

literarische Regel ableiten, dass die Anhnger derartige ayraxpo-^r^ die Bilder bertreibend auszumalen pflegen, whrend die Gegner durch Spitze des Bildes gegen den Urheber desselben selbst zu wenden lieben.^

136. 143. 150. 171 sich zugleich

f.

176 u.die

.

Aus den dazu angefhrten Bemerkungen Spterer

^

So geschah dasS.

kritisch"S.

44. 46.

124 f., Erfahrung" 211 ff., Rhrung" und Reiz" S. 175, analytisch" und synthetisch" 267 f. u. . Vgl. S. 137. 166. 191. 221. 230. 236 u. .

skeptisch" S. 33 z. B. mit den Terminis dogmatisch", Principien 103. 121, Metaphysik" S. 88. 232 u. ., aas S. 169_ 195. S. 165. 176 f. 217 f., apriorisch" S. 169, reinf.,

S.

258

ff.,

Vorwort.

S 5970) geschieht, betrachtet wird, und die(v2\

eine einzige Stelle gleichsam als Normalstelle Paralleistellen entweder ganz vernachlssigt

herbeigezogen werden, gewaltsam werden, oder die wenigen, welche nmlich Abweichungen Stelle erklrt werden, falls sich nach jener ersten

^""^^4^

ist die als die Sammlung aller Parallelstellen Sichtung und Hereinarbeitung des gesammten kritische em ungemem ist bisherigen exegetischen Materials. Dieses

Ebenso wichtig

von Specialschriften Aufstzen, reiches und fast unbersehbares. Hunderte ber und zu Kants Kntik Dissertationen, Recensionen sind seit 1781 Material von Noten und Notizen, Glossen Dieses reiche erschienen. sehr selten geworden. und Scholien ist aber zerstreut und theilweise ist natrlich nicht im btande, Der Einzelne, selbst der Fachgelehrte, vollstndig zu verwerthen, wenn dasselbe aufzufinden, geschweige denn die reiche Kant schreibt oder ihn auch nur studirt. Besonders er ber den modernen Kanterklrern so gut 1800 ist von Literatur von 1785 denselben aus den angewie gar nicht herbeigezogen worden, woraus Grnden nicht der geringste Vorwurf gemacht werden soll. gebenen zugeben, dass mit dieser Vernachlssigung die

Man

Mangel an Contmuitt und grssten Uebelstnde verbunden sind. Der Andere Zusammenhang hierin kann nur schdlich sein. Dmge, welche werden aus Unkenntniss davon aufs schon lange entschieden haben, theils Gegenstand der Discussion, Bemerkungen, theils exegetischer

wird aber gerne

Neue

welche schon lange oft in treffender Form gemacht Weise auf eigene Faust aufs sind, werden, oft in weniger schlagender sehr vorgebracht. Dass unter diesem hundertjhrigen Schutte Neuekritischer Natur,viel

Unbrauchbares neben Brauchbarem enthalten ist, ist selbstverAber irgend Jemand musste sich endlich finden, der die stndlich. Mhe auf sich nimmt, mit kritischer Sorgfalt den Waizen von der zugnglich Spreu zu sondern, das Gute dem allgemeinen Gebrauche und so eine Entlastung von dem drckenden Uebergewicht zu machen unermesslichen Literatur herbeizufhren, wie dies ja auch bei dender

Ausgaben der klassischen Autoren cum

notis variorum^ der Fall ist. mir von Literatur erreichbar war, habe ich herbeigezogen und Was Dies ist jedoch nicht so zu verstehen, als ob vollstndig ausgentzt. wrthch angefhrt sind, nicht noch gar Manda, wo die Gitate nicht angeches zu holen wre: wo das der Fall ist, wurden die Stellen einen Punkt interessirt, die geben, so dass Jeder, der sich fr irgend

jetzt

Methode konnte endlich eine Reihe hchst wichtiger, bis Theil vernachlssigter Distinctionen gemacht werden (die theilweise auf Widersprche fhren), so besonders zwischen den verschiedenen Bedeutungen des Ausdruckes Kritik der reinen Vernunft" (S. 118-120 u. im Abschn. VII), zwischen zwischen relativem und absolutem, reinem und gemischtem Apriori (S. 192196), hypothetischer und absoluter Nothwendigkeit (S. 200), zwischen subjectiver und objectiver Allgemeinheit (S. 204 f.), zwischen Nothwendigkeit des Causalitatsund gesetzes und des Cansalittsbegriffes (S. 213 ff.), zwischen transscendenter*

Mittelst derselben

zum

.

immanenter Metaphysik

und im Abschn. V), zwischen Verursachung und Urtheilen ber dieselbe fS. 270. 272), endlieh besonders zwischen den beiden Bedeutungen von Naturwissenschaft" im Abschnitt V und den zwei ganz heterogenen Fassungen des sog. Hume'schen Problems im Abschnitt VI.(S.

232

f.

Vorwort.

XI

Literatur in annhernder Vollstndigkeit beisammen hat. Endlich wird dadurch auch der bis jetzt noch lange nicht hinreichend flssige Umtausch zwischen deutscher und auslndischer Kantforschung angebahnt. Welch grosse Belehrung aus der Zusammenstellung der Literatur zu den einzelnen Stellen fr das Studium erwachsen kann, lsst sich besonders ersehen bei der Sammlung der exegetischen Literatur zu den Hauptstellen, speciell in der in diesem Bande behandelten Einleitung, so besonders zu dem vielbesprochenen Anfang der Einleitung B (S. 170 und besonders S. 178 ff.) oder zu der kleinen Stelle B 5 (S. 215 ff.), zu dem Hauptproblem im Abschnitt VI; man vergleiche beispielshalber noch S. 77. 184. 211. Willkrliche und tendenzise Auslegungen, theilweise auch grobe Fehler wurden aufgedeckt und zurckgewiesen, z. B. S. 171. 179. 205. 208. 225, dann besonders bei der Errterung des Hauptproblems und des Ausdruckes synthetisch apriori* im VI. und des Terminus tjansscen^dental" im VIT. Abschnitt der Einleitung. Die trefflichen und verdienstvollen Arbeiten der modernen Kantphilologie, welche zur Erklrung des grossen Werkes so Hervorragendes geleistet haben, wurden smmtliche bentzt: insbesondere die Schriften von Arnoldt, Cohen, Dietrich, B, Erdmann, K. Fischer, Holder, Laas, F. A. Lange, Liebmann, J. B. Meyer, Montgomery,

Paulsen, Riehl, Stadler, Thiele, Volkelt, Windelband, Witte, Zeller, Zimmermann u. A. sowie die auslndischen Werke von Adamson, Caird, Cantoni, Nolen, Stirling u. A.Ein weiteres, zur Erklrung des Einzelnen herbeizuziehendes der ganze historische' Untergrund, auf welchem Kant sein Lehrgebude aufgebaut hat. Wie bei den vorhergehenden Punkten, handelt es sich auch hier darum, das, was zur Detailerklrung nothwendig ist, hereinzuziehen. Wo Kant, zustimmend oder polemisch, direct oder indirect auf Frhere Rcksicht nimmt, sind die urkundlichen Quellenbelege aus Hauptwerken und blossen Lehrbchern anzufhren, und auch da, wo Kant gar nicht davon spricht, sind die historischen Bezge aufzudecken, soweit die Hereinziehung der Erklrung des Einzelnen nutzbar gemacht werden kann. Denn mehr als andere philosophische Werke ist Kants Kritik aus Polemik entstanden, und besteht daher auch aus solcher. Kant erklren heisst ihn geschichtlich ableiten*, sagt K. Fischer treffend. Die vielen und trefflichen Vorarbeiten hiezu von Dietrich, Erdmann, Fischer, Paulsen, Riehl, Zimmermann u. A. wurden hereingearbeitet', oft bietet sich auch die Gelegenheit, die Zerfaserung des Kantischen Gedankengewebes noch weiter als bisher geschehen, zu treiben, weil eben ein fortlaufender Commentar hufig dazu auffordert, und dies ist die noth wendige objective Ergnzung der schon oben bercksichtigten subjectiven Entwicklungsgeschichte der Kritik der reinen Vernunft". In diesem ersten Bande musste, um unverhltnissmssige Einschiebungen zu vermeiden, auf Supplemente verwiesen werden, welche so bald als mglich nachgeliefert werden: so bei der Lehre vom Apriori, dem Terminus Apriori,'' so bei der Lehre vom synthetischen und analytischen Urtheil. Einzelne historische Hinweise finden sich z. B. S. 91, 93. 96. 97. 105, 131. 142. 144. 167. 168. 171. 183. 206. 218. 237. 242. 244. 252 u. .5)

Gebiet

ist

ATT]

Vorwort.

Besonders die spteren Bnde werden dazu noch sehr hufig Gelegenheit geben. 6) Als eine Aufgabe der Exegese im weiteren Sinne ist noch neben der nchternen und reservirten Paraphrase" die immanente Kritik zu betrachten. Wie schon bemerkt wurde, stellt sich der Verfasserselbst nicht die Aufgabe der sachlichen Kritik des Systems im Einzelnen, sondern beschrnkt sich aus den angegebenen Grnden auf die formal logische Kritik des Zusammenhanges, ohne den Standpunkt un-

auf die Untersuchung des Wahrparteiischer Neutralitt zu verlassen heitsgehalts muss der Philologe als solcher, wenn auch oft mit WiderEs darf hiebei nicht das Bestreben obwalten, Instreben, verzichten.;

convenienzen und Inconsequenzen,

Unebenheiten und W^idersprche

hiuwegzudisputiren. Aber ebenso wenig, als er gewaltsame Harmonisirungsversuche vorzunehmen hat, darf der Exeget scheinbare WiderDie wahre Achtung vor dem zu sprche zu wirklichen aufbauschen. Kant bleibt erklrenden Autor verhindert das Eine wie das Andere. ein grosser Philosoph, auch wenn er sich widerspricht, und er wird dadurch nicht widerlegt, dass man in wohlfeiler Haarspalterei ihm Widersprche andichtet, welche sich bei genauerer Untersuchung lsen. Fr das Erstere bieten S. 108. 133. 141 f. 172 ff. 174. 187 ff. 200. 205. 232. 264. 266. 267 u, ., und besonders S. 165 und 176 ff. (ber den Begriff der Erfahrung), sowie der Excurs ber die Haupttendenz der Kritik (am Schluss) Beispiele, fr das Zweite S. 83 f. 113. 119 f. 143 f. 184 f. 194 f. 211 ff. 253. 262 u. .7) Dagegen hielt ich es fr ein nothwendiges Complement, die gesammte polemische Literatur zu den einzelnen Stellen hei'an-

zuziehen. Dies ist ein Punkt, bei dem die Rcksicht auf die Actualitt des Autors ein Abweichen von dem Vorbild der Exegese der antiken Philosophen gebietet. Die Kritik der reinen Vernunft" ist der Mittelpunkt der philosophischen Debatten und Controversen seit hundert Jahren ^, sie ist es heute mehr als je. Dies machte es nothwendig, auch dieses Literaturgebiet kritisch gesichtet hereinzuarbeiten, um so

mehr,

als an vielen Punkten Exegese und Polemik sich schneidende Kreise sind ^. Die Leetre der Kritik kann nur auf diese Weise fr die W^eiterentwicklung der Philosophie fruchtbar gemacht werden. Es ist dadurch Jedem ermglicht, durch die ganze Kritik hindurch alle Einzeleinwnde sowie die Gesammtkritik, soweit sie fr die grsseren Abschnitte in Betracht kommt, zu verfolgen, und sich von den sach-

Auch liier ist gar vieles Vergessene von frheren Gegnern Kants fr die Gegenwart nutzbar, vieles Latente fr die wissenschaftliche Bewegung frei zu machen; es war eine berechtigte Erwartung v. Eber Steins (Gesch. d. Logik u. Metaphysik IL 232): Eine friedliche Zukunft werde dereinst die Arbeitenjener Philosophen wieder hervorziehen und bey ihrer partevlosen Prfunrr benutzen." " ^'

(1799.)''

Es gilt von gar Manchem, was man einem Gegner Kants entgegengerufen Etwas mehr Interpretation und etwas weniger Kritik!" Die Appellation von dem falsch ausgelegten an den richtig auszulegenden Kant" kann aber nicht bloss von den Anhngern, snndern auch von den Gegnern des Kriticismus gegenber mannigfachen Entstelluiit^a'u ausgehen.liat:

"Vorwort.

XIII

liehen Schwierigkeiten des Gegenstandes ein zutreffendes Bild zu machen, um so besser als auch die Vertheidiger Kants berall herbeigezogen,

wurden, und berall jenes sorgfltige Eingehen in die Einzelheiten", welches Herbart (vgl. S. 121 Anm. dieses Commentars) verlangt, befrAuch hier musste Einzelnes auf Supplemente verschoben dert wurde. werden, so das wichtige fundamentale Problem der Unterscheidunganalytischer und synthetischer Urtheile. Aber auch so blieb noch Gelegenheit genug zu Anfhrung kritischer und antikritischer Bemerkungen, welche das Nachdenken anregen und vor kritikloser Hinnahme des Textes, wie vor missverstndlicher Bekmpfung desselben behten knnen, so z. B. S. 82. 89. 99. 104 f. 108. 123. 127. 130. 147. 170 f. 172 ff. 176. 182 f. 186. 196. 198. 202. 205 f. 208 f. 222. 224. 247 u. . 8) Zur Erhhung des Verstndnisses ei'schien es ferner nicht berflssig,

berall die

Anknpfungspunkte der Epigonen,

heraus-

zuheben, um die Tragweite der einzelnen Stellen voll zum Bewusstsein zu bringen, um wie die Vorso auch die Nachgeschichte der Kritik der reinen Vernunft" darzustellen. Die Forderung, Kant auch in dieser Beziehung nicht auf den historischen Isolirschemel", wie mansich ausdrckte, zu setzen, ist eine vollberechtigte, mag man die einzelnen Lehren und Stellen, aus denen die Nachkantische Philosophie erwuchs, als Fehlerquellen betrachten oder nicht. Die Literatur hierber wurde mglichst ausgentzt, sind ja doch gerade hierin viele Vorarbeiten dankbar zu erwhnen. In diesem ersten Bande bot sich hiezu wenig Gelegenheit, doch sei auf S. 42. 106. 133. 149 und auf einzelne Bemerkungen im Abschnitt VI und VII hingewiesen. An einzelnen

Punkten wurde auch9)

die

keit gewisser Nachfolger,

Damit hngt

kulturhistorisch interessante AbhngigB. Schillers, erwhnt, z. B. S. 234. 248. 249. zusammen, dass an vielen Stellen auf den moz.

mehr

dernen Streit zwischen Rationalismus und Empirismus,Idealismus und Materialismus u. s. w., jedoch in discreter Wahrung der Grenzen eines blossen Commentars, Rcksicht genommen wird, sofern dabei einzelne Abschnitte aus Kant in Betracht kommen. Die modernen Fort- und Umbildungsversuche der Kantischen Lehre, die ja in der Gegenwart eine Nachblthe erlebt, werden besonders in dem Commentar zur Aesthetik und Analytik ihre Stelle finden. 10) Zur Vervollstndigung der Exegese werden sodann die grossen Contro Versen ber den Hauptzweck der Kritik und die Methode derselben, ber die eigentliche Natur des Apriori, sowie die Frage der Composition der Ersten Auflage und der Streit ber den Werth der Vernderungen der Zweiten zur Sprache kommen. Gerade hierin bietet die fortlaufende Detailerklrung sehr erhebliche Vortheile weil ein L^ebersehen einzelner Stellen dadurch ausgeschlossen ist, und weil die detaillirte logische Analyse der fi'aglichen Hauptstellen im Zusammenhang sicherere Resultate zu liefern im Stande ist, als die bisherige Methode, welche jene Fragen noch nicht zum Austrag brachte. Dieser erste Band bot Gelegenheit, an einzelnen Textstellen zu sprechen ber den Hauptzweck (z. B. S. 82. 127. 163, zu Abschnitt VI u. .), ber die Methode (S. 124, 132 u. .), die Natur des Apriori (S. 191), die,

j^iy

Vorwort.

Composition der ersten Auflage (zu Abschn. VI u. VII), die Vernderungen der zweiten Auflage (S. 79. 159 fF. 227 ff. 229 ff., zu Den Abweichungen der Prolegomena Abschnitt IV, V, VI, VII). wurde besondere Aufmei'ksamkeit geschenkt (z. B. S. 163 f. und zu Abschn. V u. VI). Li den spteren Bnden wird die Errterung der Einheitlichkeit oder Nichteinheitlichkeit der Composition der Kritik berraschende Aufschlsse ber die Entstehungszeit der einzelnen Partien der Kritik der reinen Vernunft" ergeben. 11) Auch die Revision des Textes erschien als eine wesentDass hierin noch Manches zu thun liche Aufgabe des Commentars. zeigte die Auffindung der Blattversetzung" in Kants Prolegomena. ist, Schon im vorliegenden Bande gab sich Gelegenheit zu Textemendationen theils in der Kritik selbst (z. B. S. 209 und im Abschnitt V), theils

anderen Werken Kants (z. B. S. 145. 179. 217. 263). schon im vorigen Jahrhundert Manches geschehen, was wie schon bei der Exevergessen worden ist. Hiebei leisteten auch gese, die fremdsprachlichen Uebersetzungen nicht unwesentliche Dienste ^ 12) Endlich wird zum Schluss ein Namen- und (besonders ein terminologisches) Sachregister zum Comraentar gegeben werden, um dessen Gebrauch zu erleichtern und ihn fr die Fortbildung der Kantphilologie fruchtbar zu machen. Eine bibliographisch genaue Anfhrung der benutzten Schriften wird den Schluss bilden. Durch methodische Ausntzung smmtlicher Interpretationsbehelfe, durch encyclopdische Zusammenfassung und kritische Sichtung der bisherigen Literatur sucht der Commentar das Facit aus der Summe der Kantforschung zu ziehen, und durch Hinweis auf bestehende Lcken derselben neue Impulse zu geben. Ein besonderes Bestreben des Verin Stellen aus

Auch

hierin

ist

,

.

fassers war es, den verschiedenartigen Ansprchen der so verschiedenartigen Leser der Kritik der reinen Vernunft" durchallseitigeist

Bercksichtigung der Anfoi'derungen gerecht zu werden:

es

ja die Kritik der reinen Vernunft" bei Anhngern und Gegnern, bei Laien und Fachmnnern, bei Schlern und Meistern, in Deutschland und im Ausland weitaus das am meisten gelesene philosophische Werk.

Es

bildet den Mittelpunkt des gesammten Interesses an der Philosophie. So mag denn wohl dem Einen das als berflssige Farrago erscheinen, was dem Anderen sehr willkommen- ist, und was wiederum Jenem werthvoU ist, mag fr Diesen nur geringen Reiz haben. Indem ich in dem weiten Rahmen des Commentars Vieles bringe, wird aber doch wohl Jeder Etwas finden, und sich dasjenige herauslesen und herauslsen, was seine Studien frdert und sein Nachdenken anregt. Aehnlich ist es ja auch bei den grossen neuerdings erschienenen Commentaren zu Goethe's Werken, insbesondere zum Faust", wie denn berhaupt

' Es war nrsprngch meine Absicht, zAigleich eine neue Ausgabe der Kritik der reinen Vernunft" nach den Grundstzen der Philologie zu veranstalten. Verschiedene Umstnde veranlassten mich jedoch, zunchst hicvon Umgang zu nehmen. Eine Folge jener Ansicht ist, dass bei den Citaten aus der Kritik der r. V. stets die Seitenzahlen dei 'isten Ausgabe bentzt wurden, da eben aus philologischen Grnden jene Ausgai;' nicht die zweite, meiner Ansicht nach zu Grunde zn legen ist. Das Weitere ber ilic Art der Citirung enthalten die Vorbemerkungen"..

Vorwort.

X\'

Goethephilologie und Kantphilologie manche Analogien zeigen und gleichermassen ihr gutes Recht gegen einseitige Angriffe und gegen den Vorwurf der ^Mikrologie" zu wahren haben. Dieser erste Band umfasst (ausser der Erklrung von Titel, Motto und Widmung) den Commentar zur Vorrede A ^ und zur Einleitung und B. Bei der Wichtigkeit der Erstehen zur allgemeinen Einleitung in Kants Gedankenkreis, der Letzteren fr das ganze auf ihr aufgebaute kritische Lehrgebude wurden beide Stcke ausfhrlicher behandelt, als dies besonders bei der Analytik und Dialektik der Fall sein wird, wo nicht wie hier fast jeder Satz, sondern ganze Abschnitte den Gegenstand der Erklrung bilden, und berhaupt bei der geringeren Menge von Parallelstellen und Erluterungsmaterial die eigene Erklrung in den Vordergrund treten wird. Hier aber war Ausfhrlichkeit erstes Gebot: denn schon Brastberger bemerkt richtig: Der Schlssel zum richtigen Verstndniss der ganzen Kritik ist grsstentheils schon in der Einleitung zu suchen" daher wir das, was Schultz (1791) in der Vorrede zu seiner Prfung" der Kr. d. r. V. sagt, auch auf diesen Commentar anwenden drfen Der erste Theil schrnkt sich zwar bloss auf die Einleitung der Kritik ein und knnte daher vielleicht Manchem fr ein so kleines Stck derselben zu weitluftig

A

;

:

scheinen. Allein von Kennern der Sache befrchte ich den Vorwurf einer zu grossen Ausfhrlichkeit so wenig, dass

diesen vielleicht auch eine noch, grssere desto willkommener wre" Diese wissen auch, wie sehr dadurch die folgende Untersuchung erleichtert und abgekrzt wird.". . .. . .

Ich bin mir der grossen Schwierigkeiten, welche dieses Unternehmen enthlt, der wissenschaftlichen Verantwortlichkeit, welche ich mit demselben bernommen habe, und des grossen Abstandes zwischen dem bisher entworfenen Ideal und der wirklichen Ausfhrung wohl bewusst.

Eine Aufmunterung lag jedoch fr mich in der Hoffnung, die Fachgenossen werden das Unternehmen mit mir als ein wissenschaftliches Bedrfniss ansehen, bei der Schwierigkeit und fast unbersehbaren Ausdehnung den Fehlern und Mngeln, den Lcken und Unvollkommenheiten und manchen Ungleichheiten der Behandlung eine billige Beurtheilung entgegenbringen, und, sei es auf literarischem oder privatem Wege, ihm durch positive Mitarbeit" Untersttzung angedeihen lassen, zu deren Verwerthung die in Aussicht genommenen Nachtrge ^ Gelegenheit bieten werden. Ich erlaube mir zugleich die Bitte, die Verfasser von Programmen. Dissertationen, Journalaufstzen, Recensionen u. s. w., deren Beschaffung oft ganz unmglich ist, um Zusendung ihrer Arbeiten (auch aus frherer Zeit) zu bitten, da nur auf diese Weise die wnschenswerthe Voll' Die Vorrede B setzt den Inhalt der Kritik viel zu sehr voraus, als dass ihre Erklrung schon am Anfang gegeben werden knnte. Indem die Vorrede am Anfang, die Vorrede B am Schluss behandelt wird, hat man zugleich den Vortheil, die alte Regel zu befolgen, man solle die Vorrede eines Werkes zweimal,

A

vor und nach der Leetre des Werkes lesen. - Ich beabsichtige ausserdem, zur Frderung und Centralisirung der Kantfoi-schungen eine Zeitschrift in freien Heften: Kantstudien herauszugeben.

yY[

Vorwort.

Schon und Zusendungen dieser Art werde ich dankbar registriren. Professoren Dr. v. Prantl in Mnchen, jetzt habe ich den Herren Berlin, Dr. Heinze in Leipzig, Dr. Erdmann in Kiel, Dr. Paulsen in hi Dr. Frohschammer in Mnchen, sowie den Herren Dr. Frederichs Zrich, Dr. Deussen in Aachen, Dr. Biese in Berlin, Dr. Stadler in Barmen, Dr. Reicke in Knigsberg, Dr. Kehrbach in Halle, Dr. Borschke, Dr. Matosch und Dr. Pommer in Wien, Dr. Ritter in Luckenwalde, Dr. Lengfehlner in Landshut, Dr. Krause in Hamburg, Dr. v. Leclair und T. Harris in Prag, A. Spir in Stuttgart, A. Bilharz in Sigmaringen Zusendungen, Kants Kritik betreffend, in St. Louis fr literarischeauszusprechen. Schlsse habe ich noch die angenehme Pflicht, fr die mannigfache Frderung, durch welche die Herren Professor Dr. Laas, Prodiesem fessor Dr. Gerland, sowie Dr. Schricker in Strassburg mich bei Unternehmen untersttzten, fr die freundliche Theilnahme, welche demselben seitens des Curators der hiesigen Universitt, Herrn Unterstaatssecretr Ledderhose entgegengebracht wurde, und fr die Er-

auch ausstndigkeit erreicht werden kann. Diese Bitte erstrecke ich VerfFentlichungen von Auslndern, drcklich auf Bcher und sonstige Mittheilungen da hierin unsere Bibliotheken grosse Lcken aufweisen.

besten

Dank

Zum

leichterungen, welche die hiesige Bibliotheksverwaltung mir angedeihenliess,

ffentlich meinen ergebenen Dank auszudrcken. Endlich erwhne mit dankbarster Anerkennung das ungemein liberale Entgegenich kommen der Verlagsbuchhandlung, welche kein Opfer scheute, und besonders dem Werke eine wrdige Ausstattung verliehen hat.

Strassburg, im Mai 188L

H. V.

Vorbemerkungen.Die Citate aus Kants Kritik der reinen Vernunft" selbst sind nach den Seitenzahlen der Originalausgaben gemacht, so1)

Jahre 1781 und dass diejenigen Stellen, welche beiden Ausgaben der Kritik (vom welche nur der Zweiten an1787) gemeinsam sind, nach der Ersten, diejenigen, gehren, nach dieser citirt sind. Bei den Citaten aus der zweiten Ausgabe iststets einerste.

nur der ersten Auflage angehren, ist immer ein A vorgesetzt. blossen Zahlen ohne weitere Angabe beziehen sich Citate mit immer auf die erste Auflage. Die Originale insbesondere der Letzteren sindStellen, dieselten, die Auffindung der Citate ist jedoch ganz leicht nach der fr Kantleser und insbesondere fr jeden Leser dieses Commentars unentbehrjeden daher auch sehr verlichen , vortrefflichen , handlichen und ungemein billigen, (Leipzig, Reclam). In dieser Ausgabe sind breiteten Ausgabe von Kehrbach der Rosenkranzberall die Seitenzahlen der ersten und zweiten Originalausgabe, Kirchmann'schen Ausschen und der Hartenstein'schen Ausgaben, sowie der v. nach gabe angegeben (vgl. Commentar S. 74), so dass jedes Citat aus der Kritik

B

vorgesetzt,

das auch sonst die zweite Auflage bedeutet, wie

A

die

nun ziemlich

diesen Ausgaben

sofort

nachgeschlagen werden kann.

Auch

in der

Rosenkranzveri-

Auflage schen Ausgabe knnen die Citate nach den Seitenzahlen der ersten doch fehlen bei den Zustzen der 2. Aufl. deren Seitenzahlen. In ficirt werden, der 2. Aufl., der Erdraann'schen Ausgabe finden sich dagegen die Seitenzahlen

welche zu Grunde gelegtaus der1.

ist,

Aufl. die dieser selbst.

am Rande angegeben, und nur bei den Supplementen Da nun nach irgend einer Ausgabe citirt werden

Vorschlag musste und aus den schon in der Vorrede angegebenen Grnden der

Normalpagininicht acceptirt werden konnte, die Seitenzahlen der 2. Aufl. als ein Vorschlag, welcher auch sonst wenig Anklang fand rung zu benutzen

die Citate aus so erschien es als das Rationellste und Natrlichste, Auflage sowie die aus der ersten Auflage der ersten und zweiten ihr selbst zu allein nach der ersten, die aus der zweiten allein nach paginiren. Ich wiederhole, d'^ss bis zum Erscheinen einer allen Ansprchen Geentsprechenden Ausgabe - die Bentzung dieses Commentars den Ausgabe der Kritik der reinen Verbrauch der Kehrbach'schen

nunft" nothwendig voraussetzt. Werken wurden, um den 2) Bei den Citaten aus Kants brigen Ausgaben das Nachschlagen zu ermglichen, die Besitzern der verschiedenen.^von Kantz.

Kants.

gemachten Abschnille, Paragraphen u. s. w. bentzt. Dies ist kleineren Schriften B. der Fall bei der Kritik der rtheskraft" und mehreren z'schen Methode nicht mglich war, wurde nach der Rosenkran Wo dieseselbst

XVIII

Vorbemerkungen,[R] als der besten

und verbreitetsten eitirt. (Nicht selten sind auch die dazu angegeben.) Bei der Kritik der Seiten der v. Kirchmann'schen Ausgabe [K] nicht Vernunft" und bei den Abschnitten der Prolegomena", Welche praktischen angegeben, welche dort von Kant paragraphirt sind, wurde die Originalpaginirung Erdmann'schen Ausgabe zu finden ist. Es ist in der Kehrbach'schen, hier in derAusgabeEditoren eine solche Umstndlich^ bedauerlich, dass die Nachlssigkeit der frheren mit Eine neue grosse Ausgabe smmtlicher Werke Kants, keit nthig macht. Varianten und Emendationen und vor Allem der PaginiTextkritik, Angabe aller Verzeichzeitgemss. rungen der verschiedenen bisherigen Editionen wre sehr Schriften Kants finden sich in den Geund genaue Titel der smmtlichennisse

821) sammtausgaben von Rosenkranz (XI, 211-217), Hartenstein (VIII, 816 Schriften"), sowie und V. TCirchmann (Band VIII, S. 547-561, Kants Vermischtez.

B. in

3)

Ueberweg-Heinze's Geschichte der neueren Philosophie ( 17). Bei den Citaten aus den auf Kant bezglichen Schriften

angegeben musste der Titel mglichst concis und abgekrzt, jedoch hinreichend bibliographisches Verzeichniss der angefhrten Schriften am Schlsse werden. Ein Zweifel ber den vollen des AVerkes wird die Bentzung erleichtern. Wo etwa bekannte philosophische Lexicon von Krug fr Titel entstehen knnen, leisten dasltere, der dritte

Band der Geschichte der Philosophie von

Ueberweg-Heinze

fr neuere Literatur

Gumposch,Eine eigene4)

gute Dienste, sowie die bibliographischen Hilfsmittel von Ersch-Geissler und die Bibliotheca philosophica von Bchting.betrifft,

Was

Kant-Bibliographie existirt leider nicht. die Einrichtung des Commentars selbst

so

ist

Folgendes zu bemerken: (von S. 82 ab) a) Zur Erleichterung des Gebrauches des Commentars sind die Seitenzahlen der drei verbreitetsten Ausauf jeder Seite oben angegeben: 1. R, von Hartenst ein (1867) = H, gaben der Kritik d. r. V. (von Rosenkranz

=

von

V.

Kirchmanndie

= K);

2.

die Seitenzahlen der

beiden OriginalausgabenAusgaben gemeinAusgabe

=

A

und B, und zwarsind,

so, dass bei Abschnitten, welche beiden

sam

beiden Seitenzahlen neben

einander, bei Abschnitten, welche nur

einer der beiden

Ausgaben angehren,

die Seitenzahlen der betreffenden

beigefgt sind. (Die neuerdings ebenfalls vielverbreitete Edition von B. Erdmann brauchte nicht bercksichtigt zu werden, da sie, wie bemerkt, die Seitenzahlen der Originalausgaben am Rande angibt, welche im Commentar berall angebrachtsind.)

Auf

diese

Weise

ist die

rasche Aufeinanderbeziehung des

Commentars und

der Textstellen nach den verschiedenen Editionen ermglicht. b) Wo (wie. z. B. S. 231 f.) Stellen in einer der drei genannten secundren Editionen ganz fehlen, ist dies durch einen Querstrich kenntlich gemacht.c)

Anmerkungen

Die Textworte der Kritik d. r. V., welche in den einzelnen des Commentars erklrt werden, sind fett gedrucktStichworte,

und beginnen jedesmal eine neued) Diejenigen

Linie. welche aus Textstellen genommen sind, die

nur

inder

den im Uebrigen gemeinsamen Abschnitten von A und B1.

Aufl.

angehren, sind durch eckige

angehren, sind durch runde, diejenigen, welche nur der 2. Aufl. Klammern kenntlich gemacht. (Vgl. S. 229 Anm.)

I.

Allgemeine Einleitung.Historische

und

actuelle

Bedeutung der Kritik derLiteratur.

reinen Vernunft.

1.

Allgemeine Bedeutung der Kritik der reinen Vernunft und der Kanti-

schen Philosophie berhaupt.

2.

Historische Bedeutung der Kritik der

reinen Vernunft. Kantische Philosophie als Uebergang zwischen zwei Perioden.

3.

Die actuelle Bedeutung der Kantischen Philosophie.

4.

Allge-

meine Uebersicht ber die Literatur.

1.

Allgemeine Bedeutung der Kritik der reinen Vernunft und der Kantischen Philosophie berhaupt.Die Kritik der reinen

Vernunft von

I.

Kant

wird unter den grossen

Geisteswerken der Menschheit stets in erster Reihe genannt werden. Sie ist ein Werk, dem an Grossheit der Auffassung, an Schrfe des Denkens, an

Gewicht der Ideen und an Gewalt der Sprache innerhalb der Speculation nur Wenige, etwa Piatons Republik", des Aristoteles , Metaphysik", dem an nachhaltiger Wirksamkeit, an tiefeinschneiSpinoza 's Ethik", dendem und weitgreifendem Einfluss und an Reichthum von Anregungen

wohl Keines an

die Seite gesetzt

werden kann.

Dieses

Werk

ist

nicht bloss

vom

allgemein kulturgeschichtlichen und es Gesichtspunkte aus von grsster Wichtigkeit, von hchstem Interesse Wer die Geschichte ist auch ein Werk von eminent actueller Bedeutung.speciell

philosophiegeschichtlichen

der menschlichen Vorstellungen ber dasdie

Wesen der Weltwill,

studiren, ja

werzeit-

Entwicklung der modernen Menschheit verstehenals

darf ebensowenig

an Kant vorbeigehen,mitredenwill.

es

derjenige

darf,

der in die Probleme der

genssischen Philosophie einen richtigen Einblick

gewinnen oder gar dabei

Vai hinger, Eaut-Commentar.

'

2 Eslsst sich a priori

Allgemeine Einleitung.denken, dass ein Werk, von

dem

das Gesagte

gilt,

nur

in einer solchen Zeit

entstanden sein kann, die auch sonst zu den pro-

ductiven Perioden der Geschichte gehrt.jener Zeit zu bezeichnen, gengt

Um

den allgemeinen

Charakter

der Hinweis

auf einige wenige synchroni-

jener Zeit vermchte.

Aufzhlung der Merkmale Das Werk erschien in erster Auflage im Jahre 1781, im Todesjahre Lessings, in dem Jahr, in welchem Schillers Euber erschienen und Joseph II. seine Toleranzedicte erliess; in zweiter Auflage im Jahre 1787, ein Jahr nach dem Tode Friedrich des Gro.ssen und zwei Jahre vor dem Ausbruch der franzsischen Revolution. Diese gleichzeitigenstische Daten, welche beredter sprechen, als es eine

Ereignisse reichen

hin,

um

zu erinnern an eine Zeit der lebhaftesten Be-

wegung

Zeit gewaltiger

Aufwhlung der Verhltnisse, an eine Ghrung in allen Lebensgebieten, in allen Lndern. Man hat hufig und dies im Anschluss an gewisse Aeusserungen KantsderGeister,

der tiefsten

in der

Vorrede zur

11.

Aufl. der Kritik

die

durch Kants

Werk

hervorge-

rufene

Bewegung im deutschen

Geistesleben mit der gleichzeitigen franzsischen,

politischen Revolution verglichen.

Es lassen

sich

auch mit einiger Scheinbarkeitdas ancien regime gestrzt;

Analogien aufstellen:

auf der

einen Seite wird

und ein neuer Staats- und Rechtsbegriflf wird realisirt auf der andern Seite im Lande der Denker" wird die Herrschaft einer veralteten Metaphysik und Moral gebrochen, der moderne Welt- und Erkenntnissbegrifl", der moderne Begriff einer autonomen Sittlichkeit wird begrndet. Man hat weiter daraufselbst ein neues Haupt, den Trmmern der durch den AUeszermalmenden" Kant zerstrten Gebude neue Systeme entstanden; man hat Fichte mit Napoleon, Hegel mit Ludwig XVIII. verglichen. Allein derartige

hingewiesen,

dass,

wie

dort

aus

der Revolution

ein Imperator entstand,

so hier aus

spielerische Vergleiche sind

kaum

geeignet

,

das Eigenthmliche einer wissen-

schaftlichenein

ja sie bringen sogar ganz schiefes Bild der Sachlage hervor. Derartige kulturhistorische Wendungen wollen durch ihre eignen Merkmale innerlich zergliedert und usserlich abgegrenzt werden. Daher ist der Vergleich der durch Kant geschaffenen philo-

Bewegung gengend zu kennzeichnen;

sophischen Reform mit Luthers religiser Reformation ebenso verfehlt. Mehr Scheinbarkeit nimmt der oft bis ins Einzelnste ausgemalte Vergleich Kants mit Sokrates in Anspruch. Beide suchten, sagt man, einen Mittelweg zwischen

ausschweifendem Dogmatismus und zerstrender Skepsis. Beide waren der Ausgangspunkt neuer Bildungen. Und dann pflegt man etwa die Eleaten mit Spinoza, Anaxagoras mit Leibniz, Protagoras mit Hume, sowie Piatonmit Schelling, Aristoteles mit Hegel u. s. w. zu vergleichen. Und was die inneren Merkmale der Lehre betrifft, so versumt man nicht darauf hinzuweisen, dass Beide den Weg einseitig- objectiver Betrachtung der Welt verliessen

und den Ausgangspunkt vom erkennenden und handelnden Subject nahmen. Anstatt ber die Weltprobleme selbst zu grbeln, gruben Beide in den Tiefen des Subjects und hoben hier die Schtze der gesetzgebenden Denkformen und der Autonomie des Willens. Wie Soki-ates nach, Cicero's Ausspruch avocavit philosophiam a rebus occuUiset

ab ipsa natura involutis

.

.

.

Allgemeine und historische Bedeutung Kants.et

3.

ad communem vitam adduxit,autemvel

ut de

virtutibus et vitiisvel

.

.

quaereret.

coe-

lestia

procul esse a nostra cognitione censeret

.

.

vivendum"

so habe Kant die Nichtigkeit des Erkennens bew:iesen und das Primat des Handelns gelehrt. Allein auch durch diesen Vergleich

nihil

ad bene

werden Zge hereingebraclit, welche bei Kant sich nicht finden, und gehen andere verloren, ohne welche das Bild Kants unvollstndig bleibt. Das relativ Richtigste mag noch die historische Bemerkung sein, dass, wie Sokrates, so auch Kant den Uebergang bilde zwischen zwei Perioden, dass Beide neue Epochen begrndeten, dass Beide also den wichtigsten Wendepunkt in der

BewegungNeuzeit.

des Denkens bildeten, der eine

Mandiese

theilt ja

im Alterthum, der andere in der auch die Geschichte der Philosophie allgemein dortein.

in die Zeit vor

Aber

und nach Sokrates, hier in die Zeit vor und nach Kant historische Stellung und Bedeutung, mit der wir uns

bei

Sokrates begngen, gengt nicht bei Kant. Jenen knnen wir den Historikern berlassen. Dieser aber ist nicht blos ein Mann der Vergangenheit, sondern auch ein Mann der Gegenwart. Es ist ja das in seiner Art merkwrdige

Phnomen

folgern als

dass, nachdem Kants Philosophie von seinen Nachberwundener Standpunkt % oft mit Geringschtzung, abgethan war, dieselbe in der Gegenwart von Neuem die Geister theils beherrscht,

eingetreten,,

theils beschftigt.

genauer

Wir haben somit ins Auge zu

die Kantische Philosophie

fassen:

erstens in ihrer

von zwei Gesichtspunkten aus historischen Bedeutung als

epochemachende und periodenbildende Geisteserscheinung, zweitens in ihrer actu eilen Bedeutung als System einer Schule und Object des Streits.

2.

Historische Bedeutung der Kritik der reinen Vernunft. Kantische Philosophie als Uebergang zwischen zwei Perioden.Die historische Bedeutung der Kantischen Philosophie besteht', wie bemerkt, vor Allem darin, dass dieselbe den Uebergang zwischen den zwei grossen Perioden der modernen Philosophie bildet. Sie schloss die alte Periodesie begrndete verbundenen Gegenstze aufs Neue auseinanderstrebten, aber befruchtet von den neuen Gedanken, welche Kants Genie bei jenem Vereinigungsprozess erzeugt hatte. Die vorkantische Philosophie umfi^sst bekanntlich das XVIII. und das XVII. Jahrb., letzteres ohne das erste, ersteres ohne das letzte Viertel oder

ab, indem

sie

deren Gegenstze zu vereinigen bestrebt war;

eine

neue Periode,

indem

die

in

ihr

genauer Fnftel (16201780). Man pflegt in ihr, eben durch Kants Anstoss, zwei Hauptrichtungen zu unterscheiden, die man als die rationalistischdogmatische undsagen,als die empiristisch-

skeptische bezeichnet.

Die

Namen

be-

was diese Schulen lehren. Nach Ausgangspunkt, Methode, Ziel, Umfang und Resultat unterscheiden sich beide als diametral entgegengesetzte Bestrebungen..

Die rationalistische Partei

ihre

Haupt\5ertreter

4sind

Allgemeine Einleitung.

nimmt zum Cartesius, Spinoza, Malebranche, Leibniz, Wolf Ausgangspunkt die Vernunft, die ratio. Ihre Methode ist deductiv und apriorisch, indem aus Begriffen (z. B. Substanz) und Stzen (z. B. Alles hat seinen zureichenden Grund), welche der Vernunft eingeboren und daherdurchsich

selbst

klar verstndlich

gewiss

und durchsichtigalle

(wie

in

der

Mathematik)

sein sollen,

ohne Zuhilfenahme der Erfahrung

Erkenntnissd. h. die

abgeleitet wird.

Das

Ziel

istdieRationalisirung der Wirklichkeit,

vollstndige Auflsung des Wirklichen in Begriffe,

umdiese

es gnzlich begreiflich

zu machen.

In

diesem Bestreben berschreitetsie sieht in

Richtung

auch

den

umfangihre

der Erfahrung, ja

der Erkenntniss des

Transscendenten

Hauptaufgabe.

Darin

liegt

auch schon das allgemeine Resultat ange-

Abweichung im Einzelnen ist es im Grossen und Ganzen spiritualistisch, d. h. die wahre und letzte Wirklichkeit wird im Geistigen gefunden und insbesondere im absoluten Geiste, d. h. Gott. Dem allgemeinen wissenschaftlichen Charakter nach ist diese Richtung endlich dogmatisch, d. h. die Mglichkeit einer solchen bersinnlichen und apriorischen Erkenntniss wird nicht in Frage gestellt, im Gegentheil glauben ihre Vertreter an diedeutet: trotz aller

Mglichkeit einer der mathematischen Gewissheitihrer Beweise.

sich

annhernden Kraft

Continent,

im Wesentlichen auf dem und besonders Deutschland, herrschte, verfolgten die Englnder den empiristischen Weg. Bacon, Hobbes, Locke, Hume (Berkeley gehrt nur th eilweise hieher) nehmen ihren Ausgangspunkt in der Erfahrung, der sjATcsipta. Von hier aus gehen dieselben inductiv und aposteriorisch weiter; sie steigen vom Einzelnen, Gegebenen zum Allschroffsten Gegensatze zu dieser Richtung, diein Frankreich

Im

gemeinen, Hheren

;

sie

wollen nichts von erfahrungsfreier Erkenntniss, sondernIhr Zielist

gehen

am

Leitfaden

der gemeinen Erfahrung.

daher nicht so

stolz als das der

Gegner; mit Verzicht auf absolutes Begreifen und absolute Wahrheit begngt man sich hier mit bescheidener Constatirung der letztenUnauflslichkeiten der Wirklichkeit,

welche die Erfahrung gibt. Man will daher eben nichts feststellen ber das Transscendente, ja die Heisssporne dieser Richtung leugnen direct alles das, was die entgegengesetzte Richtung als transscendent ansetzt, insbesondere Gott und Unsterblichkeit der Seele. Demallgemeinen Resultat nach nhert sich diese Richtung daheroder besser,sieist

dem Materialismus

realistisch,

d. h.

zur Erklrung der Wirklichkeit wird

nichts herbeigezogen,

was nicht

in derist

Erfahrung

liegt.

Dem

allgemeinen

wissenschaftlichen Charakter nach

skeptisch, d. h. sie zweifelt an allen Behauptungen der dogmatischen Gegner, an allem unberechtigten, oder auch sogar berechtigten Ueberschreiten der unmittelbaren Erfahrung.diese Partei

Aus diesen, der Natur der Sache nach nur ganz allgemeinen und rohen Umrissen, ergibt sich schon, dass die vorkantische Philosophie in zwei antithetisch sich verhaltende Richtungen auseinanderfiel, welche in den Zeitgenossen

Wolf

undAlle

Humemit der

in

die

schrfsten Gegenstzeseines

sich

zuspitzten.

Der

letztere

endigt

am

Schluss

Inquiry wrtlich stehenden

Aufforderung:

theologischen

und metaphysischen Werke

ins

Feuer

Historifiche

Bedeutung der Kritik

d.

r.

V.

5

damit; und die Gegner gestehen den Atheisten Kchen Existenz zu.

kaum

das Recht der brger-

Freilich wurden auch Compromisse geschlossen, war ja auch jener Gregensatz schon bei einzelnen unbedeutenderen Vertretern bedeutend abgeschwcht

Aber die Vermischung so heterogener Gedankengattungen konnte nur zu Bastardbildungen und folgerichtig bald zu vollstndiger Unfruchtbarworden.keit fhren.

Die zweite Hlfte des XVIII. Jahrh. erschien

dem

Blicke Kants

in diesem traurigen Niedergang.

Es

lsst

sich der steigende

Unmuth berDie

diese

zunehmende Unfruchtbarkeitordentlichin

seiner

Zeit

an grossen philosophischenverfolgen.

Oonceptionen

seinen

Schriften

und Briefen

Popularphilosophie verwischte die schroffen Gegenstze durch inconsequente

Entlehnung aus beiden Extremen, schlpfte ber die principiellen Probleme mit der immer lauter geforderten Eleganz" hinweg und beschftigte sich im Uebrigen nicht ohne Verdienst mit den leichteren Theilen der Philosophie,Logik, Psychologie, Moral.dies

Kant, eingriff

Mann

strengster Consequenz, betrachtete

Treiben mit Verachtung,

zu den principiellen Gegenstzen, zu

Hume zurck, und stellte sich die Lebensaufgabe, durch eine Reform von Grund aus einen neuen Boden fr die Philosophie zu schaffen; er betrachtete jene Antipoden theils als seine Gegner: er will den Dogmatismus strzen und den Skepticisms widerlegen theils als einseitige Vertreter der in der Mitte liegenden Wahrheit: er suchte einen Mittelweg, und nachdem er Leibniz durch Hume und Hume durch Leibniz hatte bekmpfen lassen, stellte er sich als Schiedsrichter zwischen beide und Hess sich beide vershnt die Hnde reichen. Mit jenem Stolz, welcher jedem Genie eigenthmlich ist, ignorirte er seine halbschlchtigen" Zeitgenossen und behandelte die ganze Angelegenheit als eine Sache, welche sozusagen im Reich der Geister zwischen ihm und jenen beiden grossen Mnnern auszumachen sei, wobei jene PoLeibniz und;

pularphilosophen hchstens die Zuschauer bildeten.

Die Details der originellen Synthese mssen der folgenden Uebersichtber Dogmatismus, Skepticisms und Kriticismus vorbehalten bleiben.einleitungsweise kurz gekennzeichnet werden.

Hier

kann nur der Grundstock des neuen Gedankengehalts ganz im Allgemeinen

Kant machte die Ausgangspunkte der beiden Richtungen, ihre Fundamente, auf denen beide ohne weitere und tiefere Prfung ihre Gebude aufbauten, zum Gegenstand eindringendster Untersuchung, also eben Vernunft und Erfahrung. Er stellt die Fragen:beiderseitigen'

1)

2)

Wie Wie

ist (reine)

ist

Vernunft mglich? Erfahrung mglich?stellt er die

In Bezug

auf die erste Frage

vernachlssigte, ja ignorirte Frage auf:

Wie

ist

von den Dogmatikern ganz Erkenntniss von Dingen aus

*

Die

gemeinsameAlleinPhil.

Frage

ist

natrlich die nach

dem Wesen der Er-

kenntniss.(z.

dieses.

B.

Harms,

Frage, wie sie meist dargestellt wird, Kant 130) muss, wde oben geschehen, specificirt werden.

allgemeine

Qreiner Vernunft mglich?

Allgemeine Einleitung.Gesetzt, es gebe reine Vernunfturtheile, wie ist es in welchen wir a priori

zu denken,

dass Stze,

vor

aller

Erfahrung ber

Dinge, welche doch von uns unabhngig wirklich diesen Anspruch auf Gltigkeit erfllen ? Subjectsich doch fremd gegenber;

sind, gltige Urtheile fllen wollen,

und Object stehen

wie kann das Subject es wagen, ber das Object

aus sich selbst heraus gltige Urtheile zu fllen? Mit dieser Frage allein schon hob Kant den ganzen Dogmatismus aus den Angeln. Indem er sie aber beantwortet, reformirt er die ganze dogmatische Methode und verwandeltsie

in

eine kritische,

ohne jedoch

und hierauf

ist

ganz besonders zu

den Grundzug des Dogmatismus aufzuopfern, seinen rationalistischen Ausgangspunkt. Wie er diese Grundfrage beantwortet, und wie er in dieserachten

Antwort dem Empirismus meinen angedeutet werden.

sein

Recht

lsst,

kann

hier

Erkenntniss a priori

ist

nur ganz im Allgenur mglich, wenn die

Gegenstnde, ber welche a priori geurtheilt werden soll, uns eben nicht fremd gegenberstehen, sondern wenigstens theilweise, ihrer Form nach von unseren subjectiven Functionen abhngig sind, von uns sozusagen geschaffenwerden.

Das

ist

aber nur bei Erscheinungen mglich.

Es gibt Erkenntniss

a priori nur von mglicher Erfahrungdiese

und von

dieser nur,;

wenn und

weil

Erfahrung

selbst

erst

durch jene apriorischen Formen mglich wird.

So

ist

schon hier eine gewaltige Synthese, eine geniale, grossartige Verbindung,

geschaffen

welche

an Grossheit der Conception

,

an Flle fruchtbarer An-

regung ihres Gleichen nicht in der Geschichte der Philosophie findet. Aber K. untersucht mit derselben Grndlichkeit auch den Ausgangspunkt der Empiristen, die Erfahrung. Die Dogmatisten hatten diese verschmht oder hchstens wie bei Leibniz gewaltsam hinwegzudrngeTi oderauch in die reine Vernunfterkenntniss gleichsam aufzusaugen versucht. Ungeprft nahmen sie die Empiristen auf. Erfahrung was ist Erfahrung? Das kennt doch Jeder; es ist eben die Summe der Wahrnehmungen, welche

dem

Subject von Aussen entgegenkommen.hier findet

Und anEr

sie

hlt sich der Empirist.

Aber auchnicht

Kant

ein Problem.

findet, dass

wie die Dogmatisten

nach der Mglichkeit reiner Vernunfterkenntniss der Dinge gefragt,

sondern diesen heiklen Punkt mit Stillschweigen bergangen hatten, so derEmpirist sich nie ernstlich die Frage vorgelegt hatte, wie denn die Erfahrung,aus welcherdiesealle

Wissenschaft entstehe, selbst entsteha? oder vielmehr woraus

denn

selbst

bestehe?

was

sie

denn auch enthalte??

ob nur Gegebenes

oder auch vielleicht einen

eigenen Zusatz des Subjectsalles

Kant

analysirt die

Erfahrunghatten.

selbst, in

welche die Empiristen

Gesetzt,

alles

fragt Kant, besteht die

Wissen analytisch aufgelst unser Wissen besteht aus Erfahrung, woraus aber, Erfahrung selbst? Erfahrung ist ein geordnetes Zudie

sammenscheinen.

der

Wahrnehmungen,

dem

Subject aus den Objecten zuzustrmen

Subject und Object stehen sich aber fremd gegenber;

wie kann

dem Object in das Subject etwas hinberwandern? Knnen auch formelle Verhltnisse oder gar allgemeine und nothwendige Zusammenhnge durch Wahrnehmung empfunden werden? Die Erfahi'ung entaushlt diese Drei,

woher kommen

sie

also?

Diese Frage schon erschttert den

Historische Bedeutung der Kritik d.

r.

V.

7

Empirismus.

Die Antwort strzt ihn,

um

ihn seinen richtigen Bestandtheilen

Der Empirismus wird Kriticismus, ohne dass sein Hauptgedanke, die Beschrnkung der Erkenntniss auf Erfahrung, aufgeopfert wird. Auch hier kann die Kanti.^che Antwort nur kurz skizzii't werden. Erfahrung ist nur mglich durch Zusammenwii-ken sinnlicher Empfindungmit apriorischen Formen des Subjects. Die Erfahrung selbst schon ist keine Erfahrung mehr im Sinne der Empiristen; sie enthlt schon rationelle Zustze, welche, die

nach neu zu begrnden.

Erkenntniss aus reiner Vernunft ermglichen.

das bis dahin frSauer-

einfach

gehaltene Wasser zerlegt in

Wie Lavoisier zwei Elemente

und Wasserstoff so zerlegt Kant die Erfahrung in zwei heterogene Elemente, deren Zusammenwirkung erst wahre Erfahrung zu Stande bringt.,

Mit der Wurzel hebt Kant den Empirismus aus,

indem

er

weniger seinecorrigirt.

Gonsequejizen

angreift

unddie

widerlegt, als seine

Voraussetzung

Nun1)

bersieht

man

gewaltige Geistesarbeit des Mannes.

Auf

die

beiden Fragen lauten seine Antworten:

2)

Vernunft ist nur durch Erfahrung mglich. Erfahrung ist nur durch Vernunft mglich. Dem Dogmatismus zeigt K. was er zur Mglichkeit,

apriorischer

Erkenntniss htte voraussetzen sollen, nmlich Erfahrung;zeigt K.,

dem Empirismus

was

in seiner

Als nothwendige

, Erfahrung" wirklich unbewusst lag, nmlich Vernunft. Bedingung der Vernunfterkenntniss entdeckt er die Er-

fahrung:

nur von Erfahrungsgegenstnden gibt

es

Vernunfterkenntniss; als

integrirenden Bestandtheil der Erfahrung entdeckt er die Vernunft: nur unter

Mitwirkung der Vernunft gibt es Erfahrung. Beide Erfahrung und Vernunft fordern und bedingen sich gegenseitig. Die Erfahrung, kann man sagen, realisirt das Apriori; das Apriori idealisirt die Erfahrung, d.h.

gibt ihr die logischen Eigenschaften der Allgemeinheit und Nothwendigkeit. Die

Vernunft macht die Erfahrung, die Erfahrung die Vernunft obj e et iv gltig";

Ohne

die

ein blosses

Mitwirkung des Andern wrde Jene in der Luft schweben, wre Diese C h a o-s. Die Vernunft bekommt Fleisch und Blut durch die Erfah-

rung, und die Erfahrungchaatische

bekommt

ihr Knochengerste durch das Apriori.

Die

Empfindung wird Zusatz aus der Vernunft und wird so erstder.

Materie

geformt durch den apriorischen Erfahrung aus blosser Wahr-

nehmung.Bedeutungso erstd. h.

Die luftigeerstsie

Form

der reinen Vernunft erhlt Inhalt,

durch die Anwendung auf dieaus blossem

wird

Denken

ein

Werthund Materie der Erfahrung, und Erkennen. Wahres Erkennenwahre Erfah-

Erkenntniss a priori setzt das Aposteriorische voraus;

rung d. h. allgemeine und nothwendige Erfahning setzt das Apriori voraus. Die Erfahrung erhlt gleichsam das Auge eingesetzt durch das Apriori; dieVernunft, bis dahin lahm, bekommt Bewegung durch die Erfahrung. Kant nannte sein Werk: Kritik der reinen Vernunft". Dieser Titel bercksichtigt eigentlich nur die erste Frage und ist somit nur gegen den Dogmatismus gerichtet. Mit vollem Recht hat man aber auch einer Darstellung der Kritik d. r. V. den Titel gegeben: Kants Theorie der Erfahrung. Denn dieser Titel bercksichtigt auch Kants zweite Grund-

;

gfrage,tritt

Allgemeine Einleitung.

welche allerdingserste.

in der

Anlage seines Werks nicht so starkKritik der Vernunft"ist

hervor-,

wie die

Der

Titel

,

zu ergnzen durch

den Zusatz: Theorie der Erfahrung". Nur so hat man den vollen und ganzen Kant, der, indem er sowohl Vernunft als Erfahrung untersucht, die Einseitigkeiten der beiden vorkantischen Richtungen vermeidet, deren einedie

Erfahrung ignorirt, deren andere die Vernunft geleugnet

hatt.

Indemalso

K. so den sensuellen und den logischen Factor der Erkenntniss,

die

ganze Maschinerie des Erkennens untersucht, macht er

Forschung nicht wie man im Allgemeinen vor die Grnde des Seins und die Ursachen des Geschehensnach den Bedingungen desder Vernunft oder

zum Gegenstand seiner ihm that, die Gegenstnde,,

sondern er fragtvermittelst

Erkennens.als

der Erfahrung

Vor ihm hatte man Organen die Grnde der

objectiven

Welt

erforscht,

er

dagegen macht jene Organe selbst zum Gegenstand der

Forschung und fragt nach den Grnden dessophie in erster Linie

Wissens.

So

ist

seine Philo-

Erkenntnis theorie.nimmt Kantbei Vernunft

Seinen Ausgangspunkter will eine

und Erfahrung zugleich und Conist

auf der Mglichkeit der Erfahrung" beruhende rationalistischeist,

Methode;

sein Ziel

Rationalisirungderin

der

Form

der Erfahrung;

statirung des Inhalts

die

Vernunftform gefasst wird

so

auch

der allgemeine Charakter seiner Philosophie nicht dogmatisch, noch skeptisch,

sondern kritisch, untersuchend, nicht einfach a priori behauptend, noch auf

Grund

einseitiger unvollstndiger

Erfahrung leugnend.

Aber wenn auch schonzu geben,so

diese hier

kunstvolle Synthese gengt htte,

um

nur ganz im Allgemeinen nachgewiesene der Philosophie eine neue Richtung

waren

es

doch erst die daraus sich ergebenden Resultate,

welche der Philosophie einen neuen, gewaltigendie

SchwungAlleinnere

gaben.

Welt

in Erscheinungist

und Ding an

sich.

Er schied und ussere Er-

fahrungstehen

kein wahres, eigentliches Sein.

Hinter der Welt der Erscheinung

die

Dinge an

sich,sie

ber der Welt der Erscheinung stehen die

Ideen.lichen

Keines der Prdikate der Sinnenwelt

kommt

den wahren eigent-

Dingen zu, wie

an sich, ohne unsere auffassenden sinnlichen undDie Ideen:Gott, Freiheit und UnsterblichkeitSie

logischen Functionen

sind.

sind theoretisch betrachtet

sie

blosse Ideen.

geben auch keine Erkenntnissdie

der Dingedes

an

sich.

Aber

sind,

praktisch betrachtet,

Bedingungen

sittlichen

Handelns.eine

Nur

die Pflicht

und der

freie

Wille des sittlichen

Menschen bildenSpiritualismus

Brcke zwischen beiden Welten.

Da

gibt es keinen

und keinen Materialismus mehr. Der ewige Geist und die ewige Materie machen dem Menschen Platz. Anthropocentrisch ist Kants Philosophie in jeglicher Beziehung, formell und materiell: formell, indem dieUntersuchung anfngt bei den theoretischen Functionen des Subjects, in denen die Bedingungen aller Objectvorstellung gefunden werden; materiell, indemdie

lichen

Untersuchung damit endigt, sogar das Hchste als Bedingung des sittHandelns des Menschen zu betrachten. Noch nie war in dieser WeiseMittelpunkte gemacht worden.

der Mensch, seine theoretischen

zum

Vermgen und seine, praktischen Bedrfnisse, Aber das Merkwrdige war-, dass das

Historische Bedeutung der Kritik

d.

r.

V.

9

berechnet, als gnzlich unfhig erachtet wurde, die wahre

Erkenntnissvermgen, trotz seiner apriorischen Formen nur auf Erscheinung Welt zu erkennen,

und dass die Bedrfnisse des sittlich dirigirten Willens, wie dieser selbst aus der Welt der Dinge an sich in die Erscheinungswelt herbergriflf, so aus So demthigt Kant das Erkennen, um das dieser auf jene zurckwiesen.Wollen zu erheben.kennen: Kant gibtdas

Und auch darin dem Empirismus das

ist

schliesslich

eine Synthese zu er-

transscendente

Erkennen

preis,

um

aus

sittliche

dem Transscendenten stammende und auf dasselbe zurckfhrende Wollen in einer dem Dogmatismus freilich ungeahnten Wrde undretten.

Macht zu

Diese gewaltigen Gedanken, in gewaltiger Sprache vorgetragen, machten

nach kurzer Pause einen Effect,

mit dessen umfang und Intensitt keine

zweite rein theoretische Erscheinung in der ganzen Kulturgeschichte verglichen werden kann. Nur religise Reformen brachten einen grsseren Ein-

druck hervor.

In Deutschland war aber auch eine Constellation gnstiger

Verhltnisse, die nur an

durch ein politisches Genie herbeigefhrtenStellung in

dem Zusammenwirken glcklicher Factoren bei dem Umschwung unserer nationalenDie Nation war, ein Pendant findet. damals politisch so gut wie unbeschftigt.Einzigen Grsse dasseit

dem vorigen Jahrzehend

dies ist in erster Linie zu beachten,

Nichtsdestoweniger war durch Friedrichs desbewusstsein gewachsen.eine fieberhafte Erregung, eine

Selbst-

In literarischer Beziehung war

einem .JahrzehendDie Setchtig-

ungemein intensive Thtigkeit.

keit der Popularphilosophie konnte die junge Generation nicht entfernt bennte in Deutschland trotz Die allgemeine europische Ghrung friedigen.

einzelner Versuche politisch

nicht sich

ausleben:

so strzte

man

sich

denn

mit Freuden auf ein Gebiet, in welchem ungestraft eine Revolution der Gedanken sich vollziehen konnte. Man kann difes besonders bei zwei Mnnernnachweisen, bei denen die gewaltige Erregung der Zeit sich auf diese Weise, gleichsam in der Umwlzung der zeitlosen Welt der Ideen Luft macht, bei

Schiller undEin

bei

Fichte.war,

mit Schiller zu reden, den Menschen angezndet. Viele betrachteten Kant als Propheten einer neuen Religion und Reinhold verkndete, in hundert Jahren werde Kant die Reputation von Einen novus ordo rerum'^ proclamirte die Jenaer Jesus Christus haben."neues Licht"

um

Allgemeine Literaturzeitung.

Im Laufe von circa 10 Jahren erschienen gegen 300 Schriften und Gegenschriften ber Kants Philosophie. Dem Enthusiasmus entsprach der Hass der Gegner; Herder nefint die ganze Bewegung einen Veitstanz" und fanatische Priester wrdigten den Namen des Weisen vonKnigsberg zum Hundenamen herabgehaltenen Bcher,'.

Man muss

nicht bloss die objectiver

sondern auch die subjectiv gefrbten Zeitschriften und Briefe aus jener Zeit kennen, am sich eine Vorstellung von dieser heutzutage ganz unglaublichen Bewegung zu machen. Dem gewaltigen Eindruck der Kantischen Philosophie auf alle KreiseVgl. die gute Schilderung bei

'

Vi Hers,

Phil, de K. Vorr.

XXIX.

10der Nationlogie,

Allgemeine Einleitung.entsprach der gewaltige Einfluss aufalle

Geistesgebiete.

Theo-

Jurisprudenz, Philologie, selbst Naturwissenschaft und Medicin warenin

bald

die

Bewegung hereingezogen, ganz abgesehen von den

einzelnen

philosophischen Disciplinen, welche einer vollstndigen Umgestaltung unter-

worfen wurden.

Durchschleudert

die

Dichtungenin

Schillers

und

den Freiheitskriegen schlug,

wurden Kants Ideen in das Volk geum mit Treitschke zu reden,

der kategorische Imperativ die siegreichen Schlachten".

Aber Kants Philosophie wurde selbst bald in die Bewegung mit hineinEs lagen in dieser Philosophie gar mannigfache Keime der Weiterbildung. Einmal Keime positiver Natur; dann aber insbesondere jener Stachel, den Kant durch die Leugnung der Erkenntniss der Dinge an sichgerissen K

der Philosophie sozusagen

eingestossen hatte.

natrlichen

geschichtsphilosophischen GesetzK., wie es

manches Alte war vonfrheren Standpunkte

Und dann trat nach einem auch eine Reaction ein. Gar schien, ohne Noth geopfert worden. Die

machten

gewaltsamenendlich

Umarmungin

sich wieder geltend und suchten aus der mit dem Gegensatze sich wieder herauszulsen. Und

waren

ja es waren so auseinanderstrebende Tendenzen in ihr,

Kants System selbst Widersprche und Inconsequenzen, dass Kant, anstatt

wie er meinte, die Philosophie in einen stabilen Zustand zu bringen, vielmehr

Vernderung erffnete. Dogmatismus machte sich besonders in der Einwirkung Spinoza's geltend, der vorher nie in seiner ganzen Grsse begriffen und aufgenommen gewesen war. Fichte, Schelling und Hegel stellen diese Reaction des alten Dogmatismus speciell des Spinozismus auf der Basis Kantischer Anschauungen dar. Ihre Tendenz ist, durch Verschmelzung des Ich an sich und der DingeDeralte

eine Periode fortgesetzter

an sich mit den Ideen unter dem

Namen

des Absoluten einen Pantheismus

zu begrnden, der die Trennung der Erscheinungswelt und der intelligibeln

Welt aufhebt, und 'der vollstndig apriorisch, logisch aufgebaut wird. Diese Tendenz gewann bekanntlioh in Hegel die Oberhand, und seine Philosophie beherrschte Lehre und Leben in Deutschland whrend einer betrchtlichen Zeit. Kants Philosophie war ebensobald vergessen, als sie seinerbald absorbirt gewesen war. Die Begrenzung der Philosophie auf Erfahrung wurde verlacht und das apriorische Construiren und dogmatische Speculiren wurde noch viel strker als frher ausgebt. Hegel'sche Philozeit

sophie war bald identisch mit Philosophie berhaupt und seine Schule gewann, mchtige Beschtzer und gewandte Anhnger. Gieng diese Richtung mehr

von der

sog.

Analytik, dem IL

Theile der Kritik aus, so

war

die

Aesthetik,

Herbart, Einl. 149: Als ein ohne Vergleich tieferer Denker (als Locke) Kant dens. Weg betrat (Ausmessimg der Grenzen der Erkenntniss), da erwachte die Metaphysik, anstatt einzuschlafen: denn eine so krftige Anregung'

war ihr seit Jahrhunderten Ruhm, dass seine Nachfolgerstehen konnten."

nichtbei

zu TheilZiele,

geworden.

Gerade

darin

liegt Ks.still

dem

wohin

er sie fhrte,

unmglich

Historische

und

actuelle

Bedeutung Kants.

W

der

I.

Theil der Kritik,

mehr;

die Basis der

Herbart'schen und Schopen-

liauer'schen Pkilosophie

aber diese

beiden berhrten sich mit der ersten

Reihe in

dem gemeinsamen

Bestreben, die dogmatische Erkenntniss der Dinge

an sich so oder so zu ermglichen. weniger Sohleiermacher, der zuAndererseitseinenregtesich

Andere bleiben Kant nher,viel

so

Fries,vertrat

Spinozismus eingesogen hatte.

der Empirismus von Neuem.

Beneke

an Locke sich annhernden Standpunkt, nicht ohne Vieles von KantEndlich erhob der todtgesagte

gelernt zu haben.sein

Materialismus wiederempiristischen Sinne,

Haupt.

Im Ausland

wirkten

Comte und Mill im

Beide nur wenig von Kant beeinflusst, aber im Anschluss an Condillac und

Hume. Aber doch war nirgends der Kantische Einfluss zu verkennen freilich war er im Laufe der Zeit schwcher geworden. Indessen konnte Niemand leugnen, dass durch Kant eine neue Periode des philosophischen Denkens erffnet worden war, dass er die Probleme in einer vor ihm ganz un;

bekannten Weisesophie liefen in

aufgewhlt hatte.;

Alle Eadien

der vorkantischen Philodie

ihm zusammenSoist

und von ihm laufen

Radien der neuerender

Philosophie aus.

er

der Mittelpunkt

der neueren Philosophie,

Uebergang zwischen ihren zwei grossen Perioden.

3.

Die actuelle Bedeutung der Kantischen Philosophie.Die actuelle Bedeutung der Kantischen Philosophie schiene nach der eben gegebenen Schilderung des Zustandes der Philosophie eine .sehr geringe zu sein, wenn nicht jene Verhltnisse selbst zu einer totalen Aenderung derSituation gedrngt htten.

Der Hauptgrund dieser -Aenderungnurin sich selbst,

liegt darin,

dass die nachkantischen Richtungen in Deutschland vollstndig abwirthschafteten.

sondern es war auch ein so Publikum von dem unerquickallgemeiner Krieg Aller gegen Alle, dass das lichen Schauspiel sich abwandte. Eng damit hieng zusammen das allmlige Uebergewicht, welches die nchternere Richtung Her hart s und die interesSiezerfielen

nicht

santere

Schopenhauers

erhielt.

In.sbesondere

Schopenhauers Philosophie

gewann einen ungeahnten Einfluss. Ein fernerer Factor der Aenderung war der Aufschwung der Naturwissenschaften, welche der Speculation den Bodenunter den Fssen wegzogen.schen Schulenselbst bei

selbstndigeren

Endlich zeigte sich innerhalb der philosophiVertretern eine Selbstbesinnung,

welche zu einer Revision der Grundlagen fhrte. Alle diese und noch andere Grnde aber fhrten mit innerer Nothwendigkeit eine Renaissance der Kantischen Philosophie herbei. Das mit metaphysischen Speculationenbersttigte

irgend eine philosophische Geistesnahrung haben. Und da auszurotten war Kant der rechte Mann. Die Trennung in Erscheinungs- und intelligible Welt gestattete, Naturforschung und religise Ahnung zu vershnen, ohne

Publikum musste doch

denn der metaphysische Trieb

ist

nie

\2jener

Allgemeine Einleitung.

machen.aufs

etwas zu vergeben, und ohne aus dieser demonstratives Wissen zu Sein ethischer Idealismus, wenn auch in abgeschwchter Form,des Tages.

ergnzt die nchterne Erfahrung durch einen hheren Factor.

Neue der Mann

Umkehr

zu

Kant

So wurde Kant wurde das Schlag-

wort der Zeit, sei es,, um- bei ihm stehen zu bleiben, sei es, um durch das Zurcktreten auf einen frheren Standpunkt Schwung zu neuem Anlauf zu gewinnen'. Das sehr berechtigte ebergewicht, das nach langem Kampfedie Herbart'sche Philosophiedie idealistische Reihe

Fichte,

und nach langem Harren Schopenhauer ber Schelling, Hegel errang, fhrte am Ende

auf denselben Punkt. Beide betonen viel enger als diese ihren unmittelbaren Zusammenhang mit Kant, den sie stets mit Hochachtung nennen, whrend jene hufig den Knigsberger Philosophen geringschtzig, nichtSo wurde dadurch ein gnstiges Vorurtheil fr Kant erweckt, das noch hher steigen musste, als Schelling in seinem hohen Alter seine Jugendphilosophie in einer Weise modificirte, welche theilweise nichts war, als ein Rckgang auf den von ihm einst verlassenenselten ironisch behandelten.

Insbesondere durch Schopenhauers oft wiederholten Hinweis auf den von ihm trotz scharfer Kritik tief verehrten Vorgnger, durch seine Forderung, man msse zuerst Kant lesen, ehe man ihn verstehen wolle eine

Kant.

Forderung, die seine sehr zahlreichen Leser wohl hufig erflltenseinefastd.r.

durchdie

agitatorische

Thtigkeit fr die

Kritik d.

r.

V.

wurde

Kritik

V. allmlig wieder ein Buch, welches gelesen und studirt wurde.

So

kam

es

auch in die Hnde der Naturforscher, und whrend diese von

und verchtlich abwandten, glaubten Kant den Einzigen zu finden, mit dem sie Hand in Hand gehen konnten. Einmal fand die physiologische Psychologie in seiner Lehre von den Erscheinungen und von der Idealitt des Raumes Anknpfungspunkte; andererseits fand die bestndige Betonung der Erfahrungsgrenze der Philosophie bei Kant ihren Beifall in doppeltem Sinne; man wollte Beschrnkung auf Erfahrung und doch verkannte man nicht die Schranken des Erkennens in dem Sinne, dass eine unbekannte Welt wirkender Substanzen und Krfte hinter der Erscheinungswelt stecke und dass die Naturwissenschaft bei der Empfindung, dem Bewusstsein Halt machen msse. So fhrte die Naturaller speculativen Philosophie sich strengsie in

forschung selbst auf Probleme, bei denentheoretische

man

bald sah, dass eine erkenntniss-

Behandlung nothwendig sei, dass hier keine naturwissenschaftliche Methode ausreiche und hierin berhrte man sich mit den Philosophen, welche ihrerseits die wieder allgemein gewordene dogmatisch-objective Bearbeitung der metaphysischen Probleme scheitern sahen und zur Erkenntnisstheorie zurckgreifen mussten. Und so wurde das Studium Kants all-

Nach dem Grundsatz von Leibniz, Op. Erdm. 150 Qu'on recMe pour Vgl. G. Khne 's Wahlspruch: Auf Lessing zurckgehen heisst fortschreiten". Aeussere Zeichen davon sind u. A. die statistisch nachweisbare immer steigende Mehrung von Specialvorlesungen ber Kant, sowie die Errichtung seines Denkmals in Knigsberg im Jahre 1864 u. s. w.^

mieux sauter".

Actuelle Bedeutung Kants.

\^

gemeiner, wobei

man

freilich

ganz willkrlich nur die sympathischen Seiten

der Kantischen Philosophie adoptirtees allzu schwierig fand,

und das brige, wohl auch weil man

Endlich brachte innere Selbstkritik die Anhnger der alten Schulen immer nher an Kant heran: so w