Vampyrismus

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    Vampyrismus

    vo n

    Herrn Baron Gerhardvan-Swieten

    v e r f a s se t ,

    aus dem Franzsischen ins

    Deutsche

    b e r se t z e t ,

    und als ein Anhang der

    Abhandlung des Daseynsder Gespenster beigercket.

    A u g sb u rg , 1 7 6 8 .

    Abtheilung des ganzen

    Werkchens.V a mp y r i smu s .

    I. .

    Vom Vampyrismus berhaupt.

    II. .

    Ob die Krper der Vampyren faulen?

    III. .

    Ob die Vampyren die Lebendigen

    durch Erscheinungen &c. beunruhigen?

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#par1http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#par2http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#par3http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#par3http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#par1http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#par2http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#par3http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#par3
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    Vorrede.

    Die vorhergehende Schrift, Abhandlung

    des Daseyns der Gespenster, welche mir

    von meinem gelehrten Freunde zum

    Drucke zu befrdern ist geschickt worden;ist mit grter Deutlichkeit, mit bester

    Ordnung, mit grndlicher Gelehrtheit

    abgefasset. Diese wenigen Bogen einer so

    nutzbaren Abhandlung bringen dem

    Verfasser mehr Ehre, und dem Vaterlande

    mehr Vortheil, als wenn er ganze

    schweitreibende Folianten von

    scholastischen, thomistischen,

    scotistischen, mollinistischen, und was

    weis ich, von was noch fr istischen

    Materien zusammen geschrieben htte. Der

    Verfasser dieses Werkchens hat der

    gelehrten Welt schon mehrere dergleichen

    Abhandlungen ntzlicher Materien

    gelieferet, und stehet wirklich schon von

    zweyen Jahren her mit einem andern sehr

    gelehrten Werke zum Drucke fertig,

    welches ich zum Theil eingesehen,

    gelesen, bewunderet habe. Aber seine

    kmmerliche Umstnde gestatten es ihm

    nicht, damit ins Tageslicht zu tretten. Nurschade, da, ungeacht unser Baiern nicht

    gar viel gelehrte Patrioten aufweisen

    2kann, man einen so herrlichen Kopf in

    musenfeindlichen Gegenden im

    verborgenen schmachten lt, an statt ihn

    mit Sorgfalt zu suchen. Sein geringes

    Vermgen, und als ein Landeskind

    gebohren zu seyn, sind vieleicht die chten

    Ursachen, welche ihn, wenn er auch

    bekannt seyn wrde, wo nicht der

    Verachtung, doch einer kaltenGleichgltigkeit blo stellen wrden. Zum

    wenigsten hat der ehrliche Mann nicht

    Schulde daran, wenn er mit all seiner

    Fhigkeit dem Staate nichts ntzet, und vor

    andern nicht gesucht wird.

    Ipse licet venias Musis comitatus Homere,

    Si nihil attuleris, ibis, Homere, foras.

    Nur Frsten, Knigen, sagt Corneille in

    seinen Horatziern, nur den Groen dieser

    Erde, nur erhabenen Geistern kmmt es zu,

    das wahre Lob um das Vaterland

    bestverdienten Mnner der ewigen

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    Unwissenheit zu entreissen; diesen fehlt es

    niemal an Mitteln, die Tugend auch in

    ihren kleinsten Handlungen gro zu

    machen.

    C'est aux Rois, c'est aux Grands, c'est auxEsprits bien faits,

    A voir la vert pleine, en ses moindres

    effets.

    C'est d'eux seuls qu'on reoit la veritable

    gloire;

    Eux seuls des vrays heros assrent la

    memoire.

    Nachdem also dieser gelehrte Mann

    von dem Daseyn der Gespenster so

    grndlich gehandelt, so nehme ich Anla,

    einige Anmerkungen ber die

    vorgegebene Zauberey der

    Abgestorbenen unter dem Titel

    Vampyrismus anzuhangen, 3weil diese

    der ersten Materie ganz hnlich ist.

    Diese Anmerkungen ber die

    vorgegebene Zauberey der

    Abgestorbenen, lateinisch MagiaPosthuma, wurde im Jahre 1755. imMrzmonat in franzsischer Sprache von

    einem der berhmtesten Mnner, die

    Europa aufzeigen kann, nmlich von Herrn

    Baron Gerhard van-Swieten, ersten

    Leibarzten Ihrer kaiserl. Majestten, und

    damaligen Hofbibliothecarius, den seine

    immer anwachsende Verdienste indessen

    zu grern Titel, Ansehen und Ruhm

    erhoben haben; zu Wienn verfasset, und

    gedrucket.a) Sie ist bald hernach imHornung 1756. von einer gleichfalls

    grndlichen Feder ins Deutsche versetzetworden.

    4

    Ich unterlasse hier diesem schnen,

    und hchst nutzbaren Werke das billige

    Lob zu sprechen, welches ihm kein

    unpartheyischer Leser wird versagen

    knnen. Denn des Verfassers Ruhm (den

    die forschende dankbare Nachwelt mit

    Ehrfurcht seiner Asche in die ewige Jahre

    hinein zollen wird) ist ohnehin schon sogro, da ihm durch meine geringschtzige

    Lobsprche wohl nicht vieles zuwachsen

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_A_1http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_A_1http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_A_1http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_A_1
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    wurde. Des gelehrten Uebersetzers Namen

    aber verschweige ich gar, weil es mir aus

    unbekannten Ursachen nicht erlaubt ist, ihn

    zu nennen. Er ist durch ein groes Werk,

    mit welchem er viele ntzliche

    Erkenntnissen und Wissenschaften ausdem Alterthum der Vergessenheit entrissen

    hat, den Gelehrten genug bekannt

    geworden, und wird es bis zur

    Unsterblichkeit werden, durch ein noch

    greres Werk, zu dem alle Liebhaber der

    feinen Musen mit Eifer schon wirklich

    prnumeriren.5

    Im nmlichen Jahre 1756. im

    Octobermonat wurde dieses Werk aus der

    franzsischen auch in die italienischeSprache bersetzet, vom Uebersetzer mit

    gelehrten Anmerkungen bereichet, und zu

    Rovereid gedrucket. Diese Uebersetzung

    fhret den Titel: Considerazione intornoalla pretesa Magia Postumapresentata al supremo Direttorio diVienna dal Signor Barone GerardoVan-Swieten Archiatro delle CesareeMaest, e Prefetto della loroBibliotheca. Dal Francese nell'Italiano

    recata con annotazioni del traduttore.Roveredo ai 26. Ottobre 1756.

    Die wlschen Anmerkungen werde ich

    ins Deutsche bersetzen. Das deutsche

    Werkchen selbst aber werde ich getreulich

    so liefern, wie es aus der Feder des

    gelehrten Uebersetzers geflossen ist. Da

    ich den Titel: Anmerkungen ber die

    vorgegebene Zauberey der

    Abgestorbenen, welchen sowohl die

    franzsische als italienische Schrift fhret,nicht beibehalten habe, ist darum

    geschehen, weil ich eben auch in diesem

    Stcke dem deutschen Uebersetzer folgen

    wollte, der seiner Arbeit den Namen

    Vampyrismus schpfte.

    Der Aberglauben vom Vampyrismus

    wird lateinisch Magia Posthuma, oderZauberey der Abgestorbenen, genennet.

    Die Vampyren aber sind verstorbene

    Menschen, welche6 zuweilen spter,zuweilen eher aus dem Grabe aufstehen,

    den Menschen erscheinen, das Blut

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    aussaugen, an die Hausthren ungestmm

    anklopfen, Getse im Hause erwecken,

    und fters gar den Tod verursachen sollen.

    Wessentwegen dann auch sehr viele

    kaiserl. knigl. scharfe Befehle in alle

    Erblnder ausgeschicket worden, diesemAbentheuer des Aberglauben Schranken zu

    setzen, dergleichen nur unter Barbaren,

    Ignoranten, oder Boshaften zu finden sind.

    In allen christcatholischen andern Lndern

    ist diese schdliche Meinung unbekannt.

    Nur in Ungarn, Mhren, Pohlen und

    Schlesien findet sie ihre Anhnger. Der

    Anfang dieses Uebels mag seinen Grund

    wohl ohne Zweifel in der schismatischen

    griechischen Einfalt haben, welche glaubt,

    da der Teufel an statt der Seele denKrper des Menschen besitzen knne.

    Auer dieser kurzen Erinnerung weis ich

    meinem Leser

    nichts mehr zu sagen, als da ich mich

    seiner

    Gewogenheit und Freundschaft ergebenst

    empfehle.

    1. .

    Vom Vampyrismus

    berhaupt.

    Wann die Menschen auerordentliche

    Wirkungen wahr genommen, dererUrsache sie nicht erkenneten, so leiteten

    sie dieselben von einer hheren Macht her,

    als diejenige ist, welche die Menschen

    besitzen. Die Geschichte zeiget uns in

    allen Jahrhunderten deutliche Spuren

    davon.

    Nun ist es gewi, und durch die heilige

    Schrift bestttiget, da GOtt mit seiner

    Allmacht entweder unmittelbar durch

    seinen Willen, oder durch die heiligenEngel, Propheten, Apostel und andere

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    Heiligen, die erstaunlichsten Werke

    hervorgebracht habe.

    Die Kirchengeschichte kann dessen

    auch die Unglaubigsten berfhren, da

    diese Wunderwerke in den ersten Zeitendes Christenthums zu unzhligen malen

    geschehen sind. Gelehrte und redliche

    Protestanten sogar haben es nicht lugnen

    knnen, da der heilige Indianerapostel

    durch offenbare Wunderwerke seine

    Miion erwiesen habe. Es ist auch gewi,

    da der bse Geist durch Zulassung GOttes

    Werke gethan, welche natrliche Ursachen

    gnzlich bersteigen. Was sich mit

    unserem Heilande zugetragen hat, als er in

    der Wste in Versuchung gefhrt worden,ist allein genug, es zu erweisen. Kein

    Christ kann es lugnen, da es Menschen

    gegeben habe, welche vom bsen Geiste

    besessen waren; mithin der bse Geist ber

    die menschlichen Leiber eine Macht habe.

    Eben also ist es auch wahr, da der

    Teufel durch Getmmel, durch

    abscheuliche Verblendungen &c. die

    Menschen in Furcht gebracht8 habe. Selbst

    die Protestanten bekennen es, da dieHeyden, welche in Indien die Gtzen

    anbethen, alle die Bosheiten ihres

    verfluchten Meisters erfahren, dem sie

    dienen; sobald sie aber durch das Heil.

    Sacrament der Taufe von der

    Leibeigenschaft des Teufels los, und

    Mitglieder der Kirche werden, alle diese

    teuflischen Verblendungen ein Ende

    nehmen, welches zur Bekehrung sehr

    vieler Heyden Anla gegeben hat.

    Daher ist hier die Frage nicht: ob

    dergleichen auerordentliche Wirkungen

    mglich sind? sondern die ganze

    Schwierigkeit beruhet darauf, zu erweisen,

    da ein gewier Zufall wirklich geschehen;

    und, wenn er geschehen, auch zu erweisen,

    da es ein solcher Zufall sey, welcher die

    Krften der natrlichen Ursachen

    bersteige.

    Seitdem die Wissenschaften und

    Knsten in Aufnahm gekommen sind, hat

    man auch die natrlichsten Ursachen

    derjenigen Wirkungen, welche die

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    Unwissenden in Erstaunen gesetzt hatten,

    auf das deutlichste entdecket. Zum

    Beispiele dessen dienen die Finsternissen,

    welche vormals ganze Vlker, denen

    dieselbe als Wunderwerke vorkamen, in

    die entsetzlichste Furcht, in Angst undSchrecken gestrzet hatten. Die

    Verbesserung der Sternwissenschaft aber

    hat all diese Furcht vertrieben. Dieses

    Schauspiel, welches vormals so

    erschrecklich geschienen, verursachet uns

    keine Furcht mehr. Wir bewundern ganz

    ruhig die Allmacht des Schpfers, welcher

    diese groen Krper, in einem so

    unendlich weiten Raume, mit solcher

    Richtigkeit, durch so viele Jahrhunderte

    herumwlzet, da sogar der schwacheMenschenwitz es zuwege gebracht hat,

    derselben Wiederkunft auch auf zuknftige

    Jahrhunderten bis auf eine gewie und

    gesetzte Zeit ausrechnen zu knnen.

    Das Schpulver, die electrischen

    Wirkungen, die Verblendungen durch

    Spiegel und andere optische Kunststcke

    sind von9 solcher Beschaffenheit, da man

    einen jeden Menschen, dem sie unbekannt

    sind, in die grte Verwunderung setzenkann. Es haben sich auch viele Betrger

    derselben bedienet, das leichtglaubige

    Publicum damit zu berfhren, da sie die

    grten Zauberer wren.b)

    Es ist auch richtig und gewi, da je

    mehr die Knsten und Wissenschaften

    aufnehmen, destomehr die Wunderwerke

    sich vermindern. Die Zauberey der

    Abgestorbenen (Magia posthuma) von

    welcher hier die Frage ist, dienet zu einemneuen Beweise.c) Denn alle dieseBegebenheiten befinden sich nur in

    Gegenden, in welchen die Unwissenheit

    noch immer herrschet. Es ist auch

    wahrscheinlich, da die schismatischen

    Griechen die Haupturheber derselben

    sind.d)

    Tournefort ein gelehrter und erleuchter

    Leibarzt, zugleich aber der geschickteste

    Botanicus oder Kruterverstndige seinesJahrhunderts, da er von Ludwig dem

    Vierzehenten, Knige in Frankreich, in

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_B_2http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_B_2http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_C_3http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_C_3http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_D_4http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_B_2http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_C_3http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_D_4
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    Asien geschickt worden, hauptschlich in

    Griechenland10 diejenige Kruter zu

    suchen, welche die Alten meistentheils

    sehr unrichtig beschrieben hatten, war

    selbst gegenwrtig, und sah denjenigen

    Krper sehr nahe, den man einer Zaubereynach dem Tode (Magi posthum)angeklagt hatte. Er sah auch alle Mittel, die

    man angewendet zu verhindern, damit der

    Teufel dieses Krpers sich nicht mehr

    bedienen knnte, die Lebendigen in Angst

    und Schrecken zu setzen.e)Die Umstndedieses Zufalls befinden sich in dem Buche,

    welches den Titel fhret: Voyage auLevant par Mr. Tournefort. Und weil esnach Art und Weise der Briefen

    geschrieben ist, so steht gemeldteGeschichte im 3ten Briefe.

    Diese Begebenheit kann zu erkennen

    geben, was man von derjenigen halten soll,

    welche sich in Ungarn in den Dorfschaften

    der Haydonen jenseits der Theisse gegen

    Siebenbrgen im Jahre 1732. zugetragen

    hat.f) Die Zauberey der Abgestorbenen(Magia posthuma) gieng damals in jenenGegenden im Schwange. Man nannte die

    Todten, welche so boshaft waren,Vampyri, und glaubte, sie saugen sowohluns Menschen als dem Viehe das Blut.g)Und wenn ein Mensch von dem Fleische

    eines solchen Viehes etwas genossen htte,

    er der Ordnung nach selbst auch11 zum

    Vampyre wrde; und auf was immer eine

    Art er zum Vampyren werde, als nemlich

    ein Leidender (passivus) im Leben, somte er nach dem Tode ein thtiger

    (activus) seyn; ausgenommen, er htte

    vorher von der Erde des Grabes einesVampyres gegessen, und sich mit

    desselben Blute gerieben.

    Allein es ist mir diese Begebenheit nur

    berhaupt bekannt, und ich vermeine, da

    die mndliche Abhandlung (processusverbalis) ber ihren Hergang im Anfangedes 1732. Jahrs gehriger Orten

    eingereicht worden.h)

    Die Ceremonien, welche man dabeyhat beobachten mssen, sind von dem

    Hadvagy oder Amtmanne des Orts

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_E_5http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_E_5http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_F_6http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_F_6http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_G_7http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_H_8http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_H_8http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_E_5http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_F_6http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_G_7http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_H_8
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    angeordnet worden, welcher in

    vampyrischen Angelegenheiten ziemlich

    erfahren seyn mute. Man stossete dem

    Vampyre einen sehr spitzigen Pfahl durch

    die Brust, und durch den ganzen Krper.

    Hierauf wurde ihm der Kopf abgehauen.Alles wurde verbrannt, und die Asche in

    die Grube zusammen gescharret.

    Man kann geschwinde zu Vampyre

    werden. Denn der Vampyrismus steckt so

    sehr an, als die Krtzen. Man glaubt auch,

    da der Krper eines Vampyrs in kurzer

    Zeit alle diejenigen Krper zu Vampyren

    mache, welche nach ihm in eben

    demselbigen Kirchhof begraben werden,

    im Fall der erste nicht bei Zeiten vertilgetwerde.

    Da ich aber nicht von allen Umstnden

    Nachricht habe, so will ich mich nur damit

    begngen, da ich hier einige

    Anmerkungen ber diejenige

    Begebenheiten mache, welche erst vor

    kurzer Zeit durch Leute untersucht worden,

    welche von keinem Vorurtheile

    eingenommen sind, sondern klar sehen,

    und sich nicht leicht hinter das Lichtfhren lassen.i)

    12

    Es ist wahr, da unsere Vampyren vom

    Jahre 1755. noch zu keine Blutsaugern

    geworden; die Vorbereitungen waren

    jedoch schon dazu vorhanden. Der Henker,

    ein in seinem Handwerke ohne Zweifel

    sehr wahrhafter Mann, versicherte, da,

    wenn man die zum Feuer verurtheilten

    Krper in Stcke zerhieb, das Blut mitGewalt, und hufig daraus hervorsche,

    ob er schon hernach mit grster

    Gelassenheit bekannte, da dieses hufige

    Blut etwann einen Lffel voll ausmachen

    knnte. Dieses ziehet in der Geschichte

    eine ziemliche Vernderung nach sich.

    Die auerordentlichen Vorfallenheiten,

    welche man will beobachtet haben, knnen

    in diese zween Punkten zusammen

    gezogen werden. Erstlich, da die Krperder Todtenzauberer oder Vampyren nicht

    faulen, sondern ganz, und beisammen

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_I_9http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_I_9
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    bleiben. Zweytens, da die Vampyren die

    Lebendigen durch Erscheinungen,

    Getmmel, und durch Druckungen

    beunruhigen. Uber diese zween Punkten

    werde ich so kurz, als es mglich ist einige

    Anmerkungen machen.

    2. .

    Ob die Krper der

    Vampyren faulen?Ein Krper ist gemeiniglich zur

    Verfulung gerichtet, durch welche alle

    Theile des Krpers, ausgenommen die

    Beine, fast gnzlich verschwinden, und nur

    ein wenig von einer sehr leichten Erde

    zurck lassen. Diese Fulung aber

    geschieht im Grabe langsam ohne der

    geringsten Gewalt.13

    Dieses wird dadurch erwiesen, da,wenn man einen Sarg fnfzehen Jahre nach

    desselben Begrbni erffnet, und sich in

    acht nimmt, da der Sarg keinen Sto

    bekommt, man vermeinet, der Krper liege

    unverletzet darinne. Mann kennet die

    ganze Gesichtsbildung, das Leilach, und

    all Ubriges. Sobald man aber den Sarg nur

    ein wenig beweget, so zerfllt alles in

    Staub, und das Gebeine allein verbleibet.

    Dieweil die Todten mit der Zeit ihren

    Nachfolgern des Grabes halber Platz

    machen mssen, so hat man an vielen

    Orten 15. Jahre bestimmet, vor deren

    Verlauf die Todtengrber keinen Krper

    bewegen drfen. Ich bin einigemale bei

    Erffnung der Grber gewesen, da die

    Todtengrber mir einige Sargen ganz

    langsam aufgemacht. Hierdurch wurde ich

    berzeugt, da wir nach unserem Tode den

    Wrmen nicht zur Nahrung werden, zum

    wenigsten nicht allezeit, weil sonst dieGesichtsbildung nicht wre stehen

    geblieben.

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    Wenn man die Grber ausrumt, so

    findet man zu Zeiten ganze Krper, welche

    nicht verfault, sondern vielmehr

    ausgetrocknet, von einer braunlichten

    Farbe sind, und noch sehr hartes Fleisch

    haben, ohne da man sie jemal vorheroeinbalsamiret htte. Ein Todtengrber

    versicherte mich, da man unter hundert

    Todten gemeiniglich einen findet, welcher

    nur ausgetrocknet und ohne Fulung sey.

    Hieraus schlsse ich, da ohne Beihilfe

    einer bernatrlichen Ursache, ein Krper

    viele Jahre ungefault bleiben knne.

    Ich weis wohl, da man vorgiebt, der

    Krper eines Vampyrs verbleibe nicht

    allein ohne Fulung, sondern es bestehedas Fleisch auch in ihrer Frische, die

    Gliedmassen behalten ihre Bgsamkeit.

    Allein auch dieses findet man ohne

    Wunderwerk.

    Da man die Krper der zween

    Erzherzoginnen, welche zu Brssel

    gestorben, nach Wien berbracht hatte; so

    war ich gegenwrtig, als man die Sargen

    erffnete. Die Gesichter waren14 ganz und

    die Nasenspitze beweglich &c. Es ist wahrsie waren einbalsamiret; allein die

    aromatischen Kruter, die man dazu

    gelegt, waren schon ohne dem geringsten

    Geruch. Diese Erhaltung mu also

    zuvorderst den wohlverschlossenen

    bleiernen Sargen zugeeignet werden,

    welche nirgends keine Luft zuliessen, und

    also die Fulung verhinderten.

    Wann demnach die Sarg wohl

    verschlossen, die Erde von Natur fest aufeinander ist, durch die Klte nach der

    Begrbni sich erhrtet, oder die Luft

    durch andere Mittel einzudringen

    verhindert wird; so erfolget entweders

    keine oder doch eine sehr langsame

    Fulung.k)

    15

    Ich habe vor einigen Monaten eine

    kleine englische Abhandlung gelesen,

    welche im Jahre 1751. zu Londen gedrucktans Licht getretten, darinne fand ich einen

    merkwrdigen, und sehr wohl erwiesenen

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_K_10http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_K_10http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_K_10
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    Zufall. Im Monat Februarius 1750.

    erfnete man in der Grafschaft Devonshire

    in Engelland die Begrbni einer alten

    Familie, und zwischen vielen Gebeinen,

    auch vermoderten Sargen fand man einen

    noch ganzen hlzernen Sarg. Man erfnetedenselben aus Vorwitz, und fand einen

    ganzen Krper eines Menschen darinne,

    dessen fleischliche Theile noch ihre

    natrliche Festigkeit hatten, die

    Gliedmassen aber, als Achsel, Ellenbogen,

    auch alle Finger sehr bgsam waren. Wenn

    man das Gesicht drckte, so wich es dem

    Finger, und hob sich nach der Drckung

    wieder. Eben dieses beobachtete man am

    ganzen Leibe. Der Bart war schwarz, und

    bis vier Zoll lang. Der Krper wareinbalsamirt. Denn man wurde weder16

    eines Einschnitts noch eines anderen

    Zeichen desselben gewahr. Durch das

    Pfarrprotocoll wurde erwiesen, da seit

    dem Jahre 1669. kein Mensch in diese

    Begrbni gebracht worden. Hier haben

    wir also einen englischen Vampyre,

    welcher ber 80. Jahre in seinem Grabe

    ruhig geblieben ist, und keinen Menschen

    belstiget hat.

    In eben dieser Abhandlung findet man

    noch mehr dergleichen Zuflle,

    insonderheit, wenn die Grber sehr tief,

    und von trockener Erde sind. Demnach

    nimmt man gemeiniglich wahr, da, wenn

    solche Krper der offenen Luft ausgesetzt

    werden, dieselben bald in eine Fulung

    gerathen. Dieses ist genug darzuthun, da

    die Fulung nicht allzeit, und gemeiniglich

    nur langsam geschehe, absonderlich, wenn

    die Erde durch die Klte wohl geschlossen,oder der Sarg selbst vor der Luft wohl

    bewahret ist.

    Lasset uns nun die angefhrten

    Begebenheiten untersuchen das

    vampyrische Wesen zu behaupten.

    Rosina Polakin stirbt den 22.

    December 1754. Den 19. Jenner 1755. aber

    wird sie ausgegraben, und als eine des

    Verbrennen wrdige Vampyrinn erklret,weil sie noch nicht verfaulet gewesen. Die

    Anatomisten erhalten die Krper an

  • 7/30/2019 Vampyrismus

    13/29

    ffentlicher Luft im Winter zu 6. Wochen,

    auch zu zwey Monathen ohne Fulung. Zu

    dem so ist noch anzumerken, da dieser

    Winter auerordentlich kalt gewesen. In

    den brigen Krpern hatte die Fulung den

    grten Theil schon verzehrt; es war abergenug, da nicht alles verfault gewesen.

    Sie muten ins Feuer. Welche

    Unwissenheit! erschreckliche Dummheit!

    man redet in der Schrift des Consistorii zu

    Olmtz von gewissen Zeichen, und

    Maalen, welche man in den Krpern der

    Vampyren soll gefunden haben. Allein sie

    werden nirgends beschrieben.l) ZweenBader,17 welche niemal einen geffneten

    Krper gesehen, und kein Wort vom Baue

    des menschlichen Leibes wten, wie sieselbsten dem Commissario bekannten, sind

    diejenigen Zeugen, auf derer Veranlassung

    das Urtheil zum verbrennen gefllet wird.

    18

    Es ist wahr der Commissarius von

    Olmtz hat nicht jederzeit einen Bader zur

    Untersuchung dieser Sache, der genug

    geschickt wre. Man brauchte nur zween

    geistliche Commissarien, welche ber den

    Vampyrismus ganz rittermig ihren

    Ausspruch thaten, dann es erhellet aus den

    Anteactis, da man im Jahre 1723. denKrper eines Menschen 13. Tage nach

    seinem Hinscheiden verbrennen lassen,

    und im Urtheile gab man dieses fr die

    Ursache an, weil seine Gromutter bei der

    Gemeinde in keinem guten Ruf gewesen

    sey.

    Im Jahre 1724. verbrennte man den

    Krper eines Menschen 18. Tage nach

    dessen Tode, weil er mit dem Vorigen

    befreundet gewesen. Es war genug, wann

    man nur von der Freundschaft eines

    angegebenen Vampyrs gewesen, so hatte

    der Proce bald ein Ende.

    Man verbrennte den Krper eines

    Menschen zween Tage nach seinem

    Absterben aus keiner anderen Ursache,

    ohne weiterer Zeugenschaft, als weil der

    Krper nach dem Tode noch wohl und gutausgesehen, und die Gliedmassen noch

    bgsam gewesen.

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_L_11http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_L_11
  • 7/30/2019 Vampyrismus

    14/29

    Aus allen dem, was oben angefhret

    worden, lt sich klar abnehmen, da die

    Erhaltung eines Krpers ohne Fulung aus

    ganz natrlichen Ursachen geschehen

    knne; da die Fulung gemeiniglich eine

    lange Zeit erfordere, welche sich nach dervorhergehenden Krankheit, nach der

    Wrme oder Klte der Luft, nach der

    Beschaffenheit der Erde, und noch vielen

    anderen zuflligen Nebensachen

    vernderen. Da das Consistorium von

    Olmtz den Krpern die erforderliche Zeit

    der Fulung nicht gelassen, mithin dieses

    Zeichen einer Zauberey der Todten

    grundfalsch sey.

    Aus diesem falschen Grund hat mandie abgeschmacktesten Folgen gezogen.

    Denn man hat geschlossen, da ein

    angegebener Vampyre seine Bosheit allen

    den Krpern einflsse, welche19 nach ihm

    in eben demselben Freudhof begraben

    wrden. Denn natrlicher Weise muten

    diese Krper weniger verfault seyn, als

    andere, die man vor dem Vampyre

    eingegraben hat.

    Aus diesem schnen Grund hat dasConsistorium zu Olmtz den 23ten April

    1731. neun Krper verbrennen lassen,

    unter welchen sieben kleine Kinderkrper

    waren, weil man dafr hielt, da sie ein

    Vampyre angesteckt htte, welcher vor

    ihnen in demselbigen Freudhofe begraben

    worden.

    Den todten Krpern aber, welche vor

    dem Vampyre ihr Grab allda gefunden,

    wiederfuhr Gnade, doch haben die HerrnCommissarien Wabst, und Gosser

    erwiesen, da in den unverdchtigen

    Krpern noch unversehrte Theile

    vorhanden gewesen, und in einem

    derselben auch ein wenig Blut gefunden

    worden. Sie haben auch dargethan, da die

    zween Ignoranten, obbemelte Bader mit

    Lgen gehandelt.

  • 7/30/2019 Vampyrismus

    15/29

    3. .

    Ob die Vampyren die

    Lebendigen durch

    Erscheinungen& c.

    beunruhigen?

    Nun ist es an dem, da auch die

    Erscheinungen, welche von deren zum

    Theile oder ganz unverfaulten Krpern

    herkommen sollen, in einige Betrachtung

    gezogen werden.

    Erstlich ist zu merken, da kein Zeuge

    vorhanden, welcher aussage, da dieTodten den Lebendigen erscheinen,

    sondern man giebt nur vor, da man eine

    Aengstigkeit und Beklemmung

    empfunden, welche zum Schlaffen

    gezwungen hat.

    Ich lasse erachten, ob diese gute Leute,

    wenn die Einbildung durch die tglichen

    Erzhlungen von Geistern und anderen

    Blendwerken& c. einmal eingenommen

    worden in ihren Betten vor demEinschlaffen nicht haben in Furcht seyn

    sollen?20

    Aus der Untersuchung, welche die

    Commissarien angestellt haben, erhellet,

    da sie die Aengstigkeiten nur damahl

    ausgestanden, wann sie gelegen waren,

    andere Zeugenschaften aber geben zu

    erkennen, da sie sich erholt haben, wenn

    man sie im Bette aufsitzen lassen. Zudem

    so weis denn auch jedermann, was frabscheuliche Aengstigkeiten die Furcht

    verursachen kann.

    Andere haben geglaubt, sie sehen oder

    hren einen Hund, ein Kalb, ein Schwein,

    ein Kalbskopf &c. Hatte denn der Teufel

    nthig, einen menschlichen todten Krper

    lebendig zu machen, in einer solchen

    Hundes- oder Kalbesgestalt zu erscheinen?

    Es ist ja zwischen der Ursache, und der

    vorgegebenen Wirkung nicht die geringsteVerbindung.

  • 7/30/2019 Vampyrismus

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    Ein Hund, eine Katz, ber alles, wenn

    sie schwarz sind, und bei Nacht gesehen

    werden, sind jederzeit der Teufel, oder ein

    Gespenst, welches auf dem Freudhofe oder

    sonst herumschleicht. So gar eine Sau,

    welche vor einem Hause vorbeigrunzete,wurde (wie einige Zeugenschaften es

    angeben) fr einen aufgestandenen

    Vampyre gehalten. Ich mte mich

    schmen, wenn ich alle die Einflligkeiten

    wiederhohlen wrde, welche sich in diesen

    Zeugnissen befinden.

    Jedoch es ist Zeit, auch von dem

    Ursprunge dieser Begebenheit ein Wort zu

    sagen. Eine gewie Sallingerin, oder sonst

    die Wenzel Richterinn genannt, ist vor 18.Monathen begraben worden. Nun giebt

    man vor, sie sey ein Hexe gewesen, und

    alles Ubel komme von ihr her. Wo sind

    aber die Proben, da sie eine Hexe

    gewesen? Dieses gute Weib theilte

    Arzneyen aus, und ihr Sohn hat ihr

    vorgegebene Arcana entdecket. Es warenKrebsaugen, die sie in Wasser zerlassen,

    einige Kruter und Wurzen &c. ohne die

    geringste Spur eines Aberglaubens.

    Einsmals aber, um ihre Kuren zubeschnen, und das Geheimni noch

    grsser zu machen; befahl sie einem

    Kranken, er sollte vier Thaler in eines

    seiner Hemder einnhen, und ihr

    zuschicken, so wollte sie ihm die Arzney

    zukommen lassen.21

    Nun giebt man vor, dieser Kranke sey

    verhexet, die Commissarien aber haben ihn

    examinirt und an ihm wahrgenommen, da

    er an einer schweren, doch ganznatrlichen Krankheit, nmlich an der

    Colica Pictonum krank liege, welche denKranken an allen Gliedern contract, und

    zusammen gezogen oder gerumfet macht.

    Wir sind wirklich beschftiget im hiesigen

    Burgerspital einen solchen Kranken zu

    kuriren.

    Ein andersmal soll sie den Tag

    vorgesagt haben, an dem ein Kranker sollte

    gesund werden. Diese sind die Beweise,da sie eine Hexe gewesen. Es hat das

    Ansehen, da man bey ihrer Lebenszeit

  • 7/30/2019 Vampyrismus

    17/29

    diesen Beweis nicht fr gltig oder

    hinlnglich gehalten, dann sie hat die

    heiligen Sacramenten empfangen; sie ist

    im Schooe der Kirche gestorben. Sie ist

    mit christlichen Ceremonien ins Grab

    eingeweihet worden: und 18. Monate nachihrem Tode, mu sie eine

    verbrennenswrdige Hexe seyn.

    Auf solchen Grnden ist die ganze

    Geschichte gebauet, und man hat Laster

    auf Laster gehufet, so gar (darf ich es

    sagen) Sacrilegia begangen.

    Man hat die Frey- und Sicherheit

    (Asylum) und die Ruhesttte des Grabesverletzt; man hat den guten Namen der

    Abgestorbenen, und ihrer Familien

    geschndet, welche ein gleiches Schicksal

    zu gewarten htten; wenn solche

    Misbruche nicht abgeschaft wrden. Man

    hat die todten Leiber unschuldiger Kinder,

    derer Seelen die ewige Glckseligkeit

    genssen, dem Henker bergeben. Man hat

    die Shne gezwungen (entsetzliche Sache)

    die Leiber ihrer Mutter dem Henker

    vorzuschleppen. So gar die Kreuze selbst

    (ein Zeichen, eine Erinnerung unsererErlsung, die bey der Kirche so

    verehrungswrdig ist) die Kreuze, sage

    ich, sind nicht besser verurtheilet worden.

    Man hat sie schndlich und nur dewegen

    verbrennet, weil sie auf den Grbern dieser

    unglckseligen Schlachtopfer der

    Ignoranz, und des Aberglaubens gestanden

    sind.22

    Welche schreyende Ungerechtigkeit in

    der Verurtheilung derjenigen Menschen,welche ein untadelhaftes Leben gefhret,

    und nur das Unglck gehabt haben, da

    man sie auf einem Freudhof erst

    eingegraben, nachdem schon vorher eine

    angegebene Hexe allda zu Grabe gebracht

    worden! man erklret sie fr Hexen und

    Zauberer. Man bergiebt sie dem Schinder,

    damit er ihre Leiber verbrenne. Man setzt

    so gar in das Urtheil, da man sie weit

    schrfer wurde gezchtiget haben, wenn

    sie noch lebendig wren. Man verbrenneaber ihre Leiber mit Spott und Schande,

  • 7/30/2019 Vampyrismus

    18/29

    damit dieses ihren Mitgehilfen zum

    Beispiele diene.m)

    Wo sind die Gesetze, welche einen

    solchen Ausspruch rechtfertigen? Man

    bekennet, es seyen keine Gesetzevorhanden, hingegen zieht man zur

    Rechtfertigung ganz kaltsinnig an: es sey

    also der Gebrauch.n)

    23

    Was fr eine Menge von

    Unglcksfllen erfolgen darauf? Viel arme

    Kranke, und Weiber, die sich zum

    Gebhren schon bereit fanden, nehmen die

    Flucht, und finden ihren Tod auf der

    Strasse. Sie sind doch noch getrstet, dasie zum wenigsten nach ihrem Tode

    dergleichen Schande nicht auszustehen

    htten.

    Die Einwohner, von einer bestndigen

    Furcht durchdrungen, sind bereit, Hau

    und Hof um ein anderes Ort zu verlassen.

    Mit einem Wort, alles ist in Verwirrung.

    Da das gemeine Volk, welches oft

    sehr wenig unterrichtet ist, in

    Ausschweifungen verfalle, das bewegt

    mich zum Mitleiden, und nimmt mich

    nicht wunder. Aber da diejenigen, die

    man fr die Meister in Israel hlt, ein

    L......s C.........m dergleichen ungeheure

    Mibruche, die der Vernunft schnur

    gerade zuwider sind, billige und

    rechtfertige, das bersteiget meinen Begrif,

    und setzt mich in eine so starke

    Zornmthigkeit, da ich mich gezwungen

    sehe, die Feder niederzulegen, damit ichnicht aus den Schranken der Ehrerbietung,

    die ich ihrem Charakter zu bezeigen

    schuldig bin, hinausgerissen werde.o)

    E N D E .

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_M_12http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_N_13http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_N_13http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_O_14http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_M_12http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_N_13http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#Footnote_O_14
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    19/29

    a) Im Jahre 1755. den 30.

    Jenner lief in Wienn mit

    Erstaunung des Volkes die

    Nachricht ein von einemneuen und seltsamen Proce,

    welchen man in einem Dorf

    von Mhren an jener Gegend,

    wo es mit Ungarn und

    Schlesien grnzet, wieder die

    Abgestorbenen vorgenommen

    hat; und die Vollziehung des

    richtlichen Ausspruches wider

    dieselben wurde von einigen

    je weniger erleuchteten, desto

    mehr gefhrlichen Geistlichengut geheissen. Da nun diese

    Zeitung Ihrer kaiserl. knigl.

    apostolischen Majestt, der

    vorsichtigsten Monarchinn, zu

    Ohren kam, wurde ihr mildes

    Gemth dadurch so sehr

    bewegt, da sie den Herrn

    Wabst, hernach ersten

    Leibarzten der kaiserl. knigl.

    Armeen, und den Herrn

    Gaffer alsdenn Professorn derAnatomie, zween erfahrneste

    Naturkndiger, ohne

    Verweilen dahin abgeschickt

    hat, um den Verlauf, und die

    Umstnde der Begebenheit

    einzuholen. Nach fterem

    genauen Versuchen, nach

    reifem Unterricht und

    scharfen Examen haben diese

    zween vorhergedachte

    Mnner durch ihre Gelehrtheitendlich eingesehen, da der

    ganze Lrm von nichts andern

    herkmme, als von einer

    eitlen Furcht, von einer

    aberglaubischen

    Leichtglaubigkeit, von einer

    dunkeln und bewegten

    Phantasey, Einfalt und

    Unwissenheit bei jenem

    Volke. Man hat hierauf die

    Beweise der zween

    vorsichtigen Naturlehrer

    eingesehen; man hat den

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_A_1http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_A_1http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_A_1
  • 7/30/2019 Vampyrismus

    20/29

    lcherlichen aber doch

    barbarischen Proce wider die

    armen Abgestorbenen

    durchsucht. Und Herr Baronvan-Swieten, einer der

    gelehrtesten Mnner von

    Wienn, der durch andere

    seinige weiseste Werke schon

    so berhmt ist, da seine

    Verdienste alles Lob

    bersteigen wrden, hat Ihrer

    kaiserl. knigl. Majestt ber

    dieses Geschfte sein

    Gutachten abgegeben durch

    gegenwrtige Anmerkungen,welche er franzsisch

    abgefasset hat, die wir aber in

    deutscher Sprache hier liefern

    unter dem Titel

    Vampyrismus. Das erlauchte

    und gerechte Gemth der

    glorwrdigen Monarchinn, die

    in allen Fllen zum Guten

    ihrer Unterthanen wachet,

    zeigte ber das unbehutsame

    Verfahren in dieser Procesache die hchste

    Ungnade. Gleichwie man, um

    dergleichen veraltete

    Aberglauben auszurotten,

    Gewalt und behnde

    Entschlssung brauchen mu;

    also gaben Hchstdieselbe

    pltzlich den ernsthaften

    Befehl, man solle die

    schrfesten Rescripten durch

    alle kaiserl. knigl. Erblnder,an alle Magistraten,

    Policeyverwalter, an alle

    Regierungen abgehen lassen,

    kraft welchen dergleichen

    Aberglauben nicht nur allein

    verhindert, gestraft, sondern

    gnzlich aufgehoben seyn

    sollten. Und wenn sich ein

    Zufall ereignet, dessen

    natrliche Ursache man noch

    nicht genugsam erkennet;

    sollte sich beileibe keiner

    mehr erkhnen, sich in diese

  • 7/30/2019 Vampyrismus

    21/29

    Hndel zu mischen, ohne

    zuvor Ihrer Majestt davon

    Nachricht zu ertheilen.

    Hchstdieselbe werdenalsdenn mit jenen Mitteln

    vorzubeugen wissen, die man

    in dergleichen Umstnden fr

    anstndig, ntzlich und billig

    erachten wird.

    b) Verschiedene Zuflle

    und Arten dergleichen

    Betrger liest man im

    unvergleichlichen Tractat des

    weltberhmten Hermanns

    Boerhaave unter dem Titel:

    Elementa chemi. 1. B.2. Th. Venedig 1737.

    c) Der gelehrte

    P. Augustin Calmet, in seiner

    Historie der Vampyren,

    welche den zweyten Theil

    seines Buches von den

    Erscheinungen der Geister

    ausmacht, und im Jahre 1751.

    zu Augsburg in deutscher

    Sprache ans Licht getretten

    ist, bekrftiget, da es beinahe

    60. Jahre sind, da sich der

    Ruf von den Vampyren in

    Ungarn, Pohlen, Schlesien

    und Mhren auszubreiten

    angefangen hat. Calmet

    schrieb sein Buch von

    Gespenstern und Vampyren

    im Jahre 1745. und inWahrheit in der Zeitung

    Mercurius genannt in dem

    1693. und 1694. Jahrslaufe

    liest man dergleichen

    Geschichten von etlichen

    Vampyren in Pohlen, und

    besonders in Pohlnischreusen.

    d) Was man in

    Griechenland, und im

    Archipelagus von den

    Brucolachen erzhlet, ist das

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_B_2http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_C_3http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_C_3http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_D_4http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_B_2http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_C_3http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_D_4
  • 7/30/2019 Vampyrismus

    22/29

    nemliche, was man anderswo

    von den Vampyren vorgiebt.

    Der Abt Langlet sagt in der

    Vorrede seiner historisch-dogmatischen Abhandlung

    von den Erscheinungen:

    Vampyr, Brucolach, oder

    Timpanit sind lauter

    gleichdeutige Worte. Im

    zweyten Bande dieses Buchs

    S. 173. liest man das Wort

    Brucolach kmmt von dem

    neuen griechischen Worte

    , welches Koth

    heisset, und von einem andern, welches eine Grube

    oder Cloack anzeiget; denn

    man beobachtet gemeiniglich,

    da die Gruften, wo man

    dergleichen Krper beisetzet,

    voll Koth sind.

    e) Dieses trug sich den

    ersten Jenner 1701. in der

    Insul Micon zu. Der Abt

    Calmet erzhlet dieseGeschichte in seinen oben

    angefhrten Buche 32. Cap.

    auf die nemliche weise, wie

    wir sie von Tournefort

    empfangen haben.

    f) Mehrere dergleichen

    Geschichten findet man

    aufgezeichnet in einem

    hollndischen Kritiker, der

    uns unter dem franzsischenNamen Le Glaneur im Jahre1732. ist bekannt worden.

    Noch andere liest man in den

    sogenannten jdischen

    Sendschreiben 1738, und in

    des Abten Calmet angezeigten

    BucheCap. 8.

    g) Vampyr, oder auch

    Upyr ist ein schlavonisches

    Wort, und heit ein

    Blutsauger.

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_E_5http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_E_5http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_F_6http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_G_7http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_E_5http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_F_6http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_G_7
  • 7/30/2019 Vampyrismus

    23/29

    h) Karl der VI. Rm.Kaiser (seel. Angedenkens)

    bergab dieses Geschft

    Alexandern, Frsten vonWirtenberg, der dortmals das

    Knigreich Servien

    verwaltete.

    i)Dieser Zufall begab sich

    in einem Dorfe in Mhren,

    wie man in der ersten Note aangemerket hat. Der Abt

    Calmet in seinem angefhrten

    Buche 57. Capitel sagt, da

    der Herr Baron von Tusseng

    (Tousiaint) ein Lotharinger,

    der seinen Herrn aller Orten

    hin begleitet hat, vom 3.

    Augustmonats 1746. aus Wien

    ihm geschrieben habe: Ihro

    Majestt der Kaiser,

    Groherzog von Toscana,

    haben sich im Jahre 1732.

    verschiedene gerichtliche

    Protocollen von Untersuchung

    der Vampyren in Mhrengeben lassen. Diese

    Protocollen werden in jenen

    Gegenden wie das

    Evangelium angesehen,

    ungeacht sie keinen Schatten

    der Wahrheit enthalten.

    k) Der erwehnte

    hollndische Kritiker erzhlet,

    da zu Tolos in einer

    Klosterkirche eine Begrbnisey, in welcher man die vor

    zwey hundert Jahre

    verstorbenen Krper sieht, als

    wenn sie lebendig wren. Sie

    stehen da auf ihren Fssen

    aufrecht nach der Lnge der

    Mauer her in ihrer

    Ordenskleidung. Das

    wunderbarlichste aber ist, da

    die im nemlichen Orte von

    den unverwesenen geradehin

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_H_8http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_I_9http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_I_9http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_K_10http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_H_8http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_I_9http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_K_10
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    berstehenden Todte, in zwey

    oder drey Tagen verwesen.

    Der unsterbliche

    Muratorius, da er in der27. Abhandlung ber die

    italienischen Alterthmer, von

    einer Mnz des Hektors

    Visconte redet, drucket sich

    mit diesen Worten aus:

    Dieser war ein unehliches

    Kind von Vernabo; er

    bemchtigte sich der

    Herrschaft von Mayland im

    Jahre 1412, er hatte aber ein

    Leben von Biltzen. Als Philip

    Maria, Herzog von Mayland,

    in der Stadt Monza belageret

    wurde, bekam Hektor aus

    einer Armbrust einen heftigen

    Steinwurf, der ihm das Bein

    zerschmetterte. Er starb vor

    Krampf ganz jung. Im Jahre

    1698. gienge ich nach der

    ansehnlichen Gegend von

    Monza, da beobachtete ich,da dessen Leib kurz vorher

    bei Gelegenheit eines

    Gebudes ausgegraben

    worden. Er war in einem

    schlechten hlzernen Sarge

    verschlossen, und noch

    unversehrt, das ist, die Hand

    war unverletzt, und das

    gebrochene Bein sah man am

    Fu. Wenn man diesen

    Krper auf den andern Fustellete, so stund er aufrecht.

    Und doch war dieser kein

    Leib eines Heiligen, wohl

    aber eines Gottlosen.

    In der Vorrede des schon

    angefhrten Buchs des

    gelehrten Abten Langlet mit

    dem Titel: Historische und

    dogmatische Abhandlung

    ber besondereErscheinungen, Gesichter,

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    und Offenbarungen, liest

    man: seye mir es erlaubt, da

    ich hier anfhren eine

    Erfahrni darf, die sich beiden PP. Kapuzinern zu

    Palermo in Sicilien zutrgt.

    Sie besttiget, was ich

    behaupte, da nemlich

    jeweniger sich Unflath in dem

    menschlichen Krper

    befindet, desto hrter die

    Ghrung und folglich die

    Fulung ankomme. Einer von

    diesen Vttern (ohne Zweifel

    ein vornehmer Naturkndiger)hat ein Mittel erfunden, kraft

    welches die Fulung der

    menschlichen Krper nach

    dem Tod, auf viele Jahre, und

    vielleicht Jahrhunderte, kann

    verhindert werden. Das

    Geheimni, oder Secret,

    welches er dazu brauchet, ist

    eine schlechte Sache. Er setzet

    die entseelten Krper auf

    einen durchlcherten Stuhl;und nachdem er die hintere

    Oeffnung in die Runde

    aufgeschnitten, gehet durch

    diese Mndung alle

    Feuchtigkeit, und

    Unreinlichkeit, die nach der

    Fulung trachtet, von sich

    selbsten aus dem Leibe

    hinaus. Alsdenn machte er die

    Mndung zu, und richtet den

    Krper in jene Stellung, inwas fr einer man will, da er

    bleiben soll. In diesem Stande

    erhlt sich ein solcher Krper,

    wo nicht Jahrhundert,

    wenigstens sehr viele Jahre.

    Die unterirrdische Kirche

    dieser Vtter ist voll

    dergleichen Krper mit

    berall beigeschriebenen

    Namen, den sie in Leben

    gehabt haben. Dieses

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    Trauergesicht, gleichwie es

    eine Gelegenheit der

    Demthigung ist fr die

    Menschlichkeit, so ist es dochauch eine besonders seltene

    Sache, und kann denjenigen

    wunderlich vorkommen, die

    dessen Ursache nicht

    erkennen.

    l) Johann Christoph

    Herenberg hat ein Buch

    Philosophi, & christiancogitationes de Vampyrisim Jahre 1733, geschrieben.

    Der Verfasser behauptet, da

    die Vampyren auf keine

    Weise die Lebende um das

    Leben bringen, sondern man

    msse alles, was ein falscher

    Ruf von ihnen aussprenget,

    einer verwirrten und starken

    Einbildung zuschreiben. Er

    fhret unterschiedliche

    Beispiele von seltenen

    Wirkungen an, welche sichbei den Menschen durch

    Einbildungen zutragen

    knnen.

    Auch der obenbenannte

    hollndische Kritiker sagt:

    wenn ich bei mir selbsten den

    Tod der geglaubten Marterer

    des Vampyrismus berlege, so

    finde ich alle Spuren einer

    einbilderischen Krankheitderselbigen Gegend, und

    erkenne ganz klar, da die

    Wirkung der grossen Furcht

    den Tod bei diesem Volke

    verursache. Der Verfasser

    bringt darber eine

    Geschichte bei.

    Der berhmte Tartarotti,

    als ein verstndiger Philosoph

    sagte in seinem Congressonotturno delle Lamie l. 2.

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_L_11http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_L_11http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_L_11
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    c. 11. was fr eineGeschichte hlt man fr

    gewisser, als die Geschichte

    derjenigen, welche glauben,da sie nchtlicher weile von

    den Vampyren berfallen, und

    also gedrucket werden, da

    auch sie in kurzer Zeit

    sterben. Und doch scheinet es

    in der That selbsten nichts

    anders zu seyn, als

    schlechterdings ein Traum,

    der von Schrecken und Furcht

    herrhret. Von dieser

    Meinung war auch der gelehrte Pabst und

    Kirchenhaupt Benedict der

    14te in der 5ten Abhandlung

    vol. 3, wo er eine kurzeGeschichte von den

    ungarischen, mhrischen und

    schlesischen Vampyren

    verfertiget.

    Der Abt Calmet im

    Beschlusse seines fterserwehnten Werkes endiget

    auch mit diesen Worten: was

    man von den ungarischen,

    mhrischen und pohlnischen

    Vampyren erzhlet, halte ich

    fr ein glattes Blendwerk, fr

    eine Wirkung einer starken

    und verwirrten Phantasey, so

    fleiig auch immer diese

    Erzhlungen von den Richtern

    untersucht, und in Ansehungihrer und ihres Gutachten

    mgen gutgeachtet worden

    seyn.

    Was die pohlnischen

    Vampyren betrift, fhrt er

    einen Brief an vom 3.

    Hornung 1745., den ihm der

    P. Slivyski Visitator der

    Vttern von der Miion in

    Pohlen geschrieben hat,welcher darinne bekennet,

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    da, ungeacht er alle Sorge,

    allen Flei in dieser Sache

    angewendet, um auf einen

    Grund und Wahrheit zukommen; ungeacht er fters

    mit denen, die man als

    persnliche Zeugen angab,

    selbst geredet, und sie

    befraget, er doch keinen

    einzigen gefunden habe, der

    sich zu sagen getrauet htte, er

    habe etwas von dem, was man

    vorgiebt, selbsten gesehen.

    Mithin habe er erkennet, was

    man davon aussprenget, seyein leeres Geschrey, eine

    bloe Einbildung, die die

    Furcht in solchen einfltigen

    Leuten verursache.

    m) Acht und zwanzig

    Krper waren es, die in Zeit

    18. Monaten in dem

    nemlichen Freudhofe, wo die

    vermeinte Hexe ist begraben

    worden, ihre Ruhestatt hatten.Alle wurden ausgegraben.

    Neune davon bekamen Gnade,

    die andere aber, nachdem sie

    durch ein Loch der Mauer des

    Freudhofes hinausgeschleppet

    worden, wurden dem Henker

    bergeben. Dieser brachte sie

    auf Schlitten in einem eine

    Stund vom Dorfe entlegenen

    Wald, wo er, um sie zu

    verbrennen, 200. Schuh Holzverbrauchte. Die Schlitten, der

    Werkzeug, alles, was zu

    dieser Verrichtung gedienet

    hat, mute verbrennet werden.

    n) Unterschiedliche

    wunderbarliche Geschichten

    von Erscheinungen und

    Schden, welche (wie man

    aussprengte) die Vampyren in

    Mhren sollten verursachethaben, gaben dem Herrn Carl

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_M_12http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_M_12http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_N_13http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_M_12http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_N_13
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    Ferdinand von Scherz Anla

    ein Buch zu schreiben mit

    dem Titel: Magia Posthuma;

    welches der Verfasser demFrsten Carl Bischoffen von

    Olmtz zugeeignet hat, und

    im Jahre 1706. gedrucket

    wurde. Er erzhlet darinne

    besondere Schden, die die

    Einwohner von einem

    gewissen Dorfe, (es scheinet,

    es sey das nemliche, in

    welchem der obbesagte neue

    und seltsame Proce ist

    angestellet worden) glaubten,da sie ihnen von einem

    andern Weibe, welches

    dortmals gestorben, und eben

    auch mit den Heiligen

    Sacramenten der Kirche

    versehen worden ist, seyen

    verursachet worden.

    Schllich wirft der Verfasser

    eine rechtliche Frage auf:

    gesetzt, da diese Schden

    (wie man gewi dafr hielt)von besagtem Weibe

    herkmen, ob es erlaubt sey,

    es auszugraben, und andere

    dergleichen verdchtige

    Krper zu verbrennen.

    o) Vid. Opera deCanonizatione Sanct. velDissertationesBenedicti XIV. P. M.

    extractas ex dictisoperibus. Venet. 1752. Vid.Dissert. 5. . 4. Vol. 3. ubide Vanitate Vampyrorum.Et Diss. 14. Vol. 3. deincorrupt. Cadav. Vid.etiam Calmet & Langlet deapparitione spectrorum. EtLettres Juives par M.d'Argens.

    http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_O_14http://www.gutenberg.org/files/30886/30886-h/30886-h.htm#FNanchor_O_14