Varietäten im Wandel – Diachrone Darstellung deutscher ...

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Eberhard-Karls-Universität Tübingen Deutsches Seminar Wintersemester 00/01 HS IV: Sprachgeschichte des 20. Jahrhunderts Leitung: Prof. Dr. H. Weber Hausarbeit zum Thema Varietäten im Wandel Diachrone Darstellung deutscher Dialekttheorien des 20. Jahrhunderts Eingereicht am 27.06.01 von: Dirk Wiebel Birkenstr. 1 72072 Tübingen

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Eberhard-Karls-Universität Tübingen Deutsches Seminar Wintersemester 00/01 HS IV: Sprachgeschichte des 20. Jahrhunderts Leitung: Prof. Dr. H. Weber

Hausarbeit zum Thema

Varietäten im Wandel –

Diachrone Darstellung deutscher Dialekttheorien des 20. Jahrhunderts

Eingereicht am 27.06.01 von: Dirk Wiebel Birkenstr. 1 72072 Tübingen

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Inhalt: 0. Einleitung.................................................................................... 3

1. Abgrenzung von Varietäten ........................................................... 5

1.1. Dialekt – die diatopische Varietät ........................................ 6

1.2. Soziolekt – die diastratische Varietät ................................... 7

1.3. „Funktiolekt“ – die diaphasische Varietät.............................. 8

1.4. „Historiolekt“ – die diachronische Varietät ............................ 8

2. Die Umgangssprache – eine Varietät?............................................. 9

3. Die Standardsprache – (k)eine Varietät? ........................................10

4. Die Anfänge der Dialektforschung .................................................12

5. Dialektforschung im 20. Jahrhundert .............................................14

5.1. Tendenzen bis 1950 .........................................................14

5.2. Tendenzen seit 1950 ........................................................16

5.3. Die aktuelle Lage .............................................................20

5.4. Zwischenergebnis ............................................................21

6. Varietäten im Wandel – Sprachwandel oder Theoriewandel? .............22

7. Fazit..........................................................................................24

8. Verwendete Literatur ...................................................................26

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„Man kann Nietzsche und Richard Wagner vom

Blatt sächsisch lesen – ein wahrhaft großes und

dekuvrierendes Vergnügen, das den Kern

dieser Autoren gründlich bloßzustellen vermag.

Eine wörtliche Übertragung aus der

Schriftsprache ins Schwäbische ist dagegen

unmöglich: »Feschdgemeuerd in där Ärdn

schdeht die Form, aus Lehm gebrannd« – das

ist kein echtes Schwäbisch, sondern das

Hochdeutsch einer Lehrerin aus Schwäbisch

Gmünd.“ (Thaddäus Troll)

„Kurz darauf kamen die Leute, die dort

standen, zu Petrus und sagten: Wirklich, auch

du gehörst zu ihnen, deine Mundart verrät

dich.“ (Matth. 26,73)

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0. Einleitung

Die Existenz von Dialekten1 gilt als unbestreitbar. Thaddäus Troll erwähnt

an oben genannter Stelle das Schwäbische und das Sächsische, welche

sich deutlich vom „Hochdeutsch“ abgrenzten2. In der hier vorliegenden Ar-

beit soll versucht werden, die Trias von „Hochsprache“, „Umgangssprache“

und „Dialekt“ anhand einer diachronen Betrachtung der Varietäten-

forschung des 19. und 20. Jahrhunderts zu untersuchen und mögliche Ab-

grenzungen zu fixieren. Hierzu werden weitere (nicht-geographische)

Varietäten in die Betrachtung eingeschlossen, da diese meines Erachtens

insbesondere für die oft stiefmütterlich behandelte Umgangssprache

wesentlich sind.

Zu Beginn werden die Coseriu’schen Varietäten, die meines Erachtens

die komplexere Betrachtung der Varietäten initialisierten, kurz erläutert

und unter dem Aspekt der Mündlichkeit kritisch betrachtet. Dies erscheint

mir im Vorfeld einer Betrachtung von Dialekt, Umgangssprache und

Standardsprache sehr wichtig, obwohl hier ein Vorgriff auf Kapitel 5.2 ge-

schieht. Anschließend erfolgt eine kurze Diskussion, inwieweit die Begriffe

„Umgangssprache“ und „Standardsprache“ in ein Varietätenmodell

integrierbar sind und welchen Status sie darin einnehmen.

Im weiteren Verlauf schließt sich ein grober Überblick über die be-

deutendsten Personen der Dialektforschung bis zum Beginn des 20. Jahr-

hunderts und ihrer Betrachtungen und Auslegungen an. Darauf folgt eine

Zusammenfassung der Überlegungen bis 1950, die stark von Herrmann

1 Der Terminus „Dialekt“ wird hier als Synonym zu „Mundart“ oder „Volkssprache“ verwendet. Zur Diskussion um die Gleichsetzung Begriffe siehe Nabrings (1981: 45f.) und Henzen (1954: 10ff.). 2 Troll beschreibt hier die Grundproblematik dieser Arbeit: Zwar grenzt er das Schwäbische klar vom „Hochdeutschen“ ab (vgl. Troll, S. 11ff.), jedoch beschreibt er im angeführten Zitat die (lautlich „schwäbische“) Sprache als „Hochdeutsch einer Lehrerin aus Schwäbisch Gmünd“. Obwohl Troll nicht den Anspruch an eine wissenschaftliche Diskussion über das Schwäbische stellt, ist diese Stelle ein starkes Indiz für die Ungeklärtheit der hier verwendeten Begriffe. Über den diachron-geographischen Begriff des „Hochdeutschen“ soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden, es wird hier sinngemäß mit „Standardsprache“ oder „Schriftsprache“ gleichgesetzt.

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Paul und Otto Behagel beeinflusst wurden. Diese Betrachtung setzt sich

fort mit den Vertretern der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Zum

Abschluss dieser diachronen Betrachtungen wird auf die aktuelle

Diskussion zur Varietätenforschung anhand des Berichts zur 32. IdS-

Jahrestagung unter dem Thema „Varietäten des Deutschen“ eingegangen.

In einem kurzen Exkurs wird der Frage nach den möglichen Ursachen

in dem Varietätenwandel nachgegangen: Handelt es sich wirklich um

einen Wandel im Sprachverhalten und der gesprochenen Sprache oder be-

gründen sich die Unterschiede lediglich in verschiedenen Theorien, die

mehr oder weniger generalisieren und strukturieren?

Die Kernfrage in dieser – stark theoretischen und referierenden –

Untersuchung stellt sich nach einer Existenz von „reinem Dialekt“, der von

anderen Varietäten klar abgegrenzt ist und sich allein durch Isoglossen auf

Sprachkarten und ähnlichen Darstellungsmitteln beschreiben lässt. Des

Weiteren soll dieser Dialektbegriff in den Zusammenhang zu weiteren

Varietäten, Umgangssprache und Standardsprache gestellt werden. Das

Ziel dieser Arbeit ist es, einen Wandel der Varietätenstruktur anhand des

Dialektbegriffs zu veranschaulichen. Dieser Wandel zeigt sich in den unter-

suchten Theorien an einer Durchmischung verschiedenster Varietäten und

einem so entstehenden „Sprachraum“, in dem die regionale/geo-

graphische Varietät lediglich eine Achse darstellt und nicht isoliert be-

trachtet werden kann. Die gesprochene Sprache wird so zu einer Funktion

mit zahlreichen Variablen, deren „Wert“ sich als Idiolekt eines Sprechers

äußert.

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1. Abgrenzung von Varietäten

Ausgehend von der Basis einer gemeinsamen Obersprache können im Hin-

blick auf eine Sprachgemeinschaft unterschiedliche Varietäten festgestellt

werden, in denen sich die gesprochene Sprache voneinander abhebt. Die

Abgrenzung, inwieweit ein solcher Unterschied eine Varietät oder einen

Ausschluss aus der Sprachgemeinschaft darstellt, ist fließend. So ver-

wundert es, dass das „Rheinische Platt“ um Aachen dem Niederländischen

zumindest lautlich ähnlicher ist als dem Schwäbischen (s. (1)), obwohl

sich ersteres und letzteres einer „deutschen Sprachgemeinschaft“ zu-

gehörig fühlen, das Niederländische hingegen nicht3. Die einzige Form, in

der die Sprache des Rheinländers der des Schwaben ähnlicher ist als dem

Niederländischen4, ist die standardisierte Schriftsprache der jeweiligen

Sprecher – insofern sie diese beherrschen.

(1) a. Schriftdeutsch „das“

b. Schriftniederländ.„dat/het“

c. Rheinisch Platt „dat/et“5

d. Schwäbisch „’s“

Die hier exemplarisch aufgezeigte Varietät ist allgemein als „Dialekt“

bekannt. Coseriu führt eine neue Terminologie in die Varietätenforschung

ein: er unterscheidet zwischen diatopischen (räumlichen), diastratischen

(soziokulturellen) und diaphasischen (situationellen) Ausdrucksmodali-

3 Anzumerken ist hier auch die Sonderstellung des Schweizerdeutschen, das in zahlreichen Arbeiten (vgl. u.a. Wiesinger (1997: 26ff.) als (besondere) regionale Variante des Deutschen beschrieben wird. 4 Wolfgang Näser hat auf einer Exkursion ins Waldecker Bergland am 8.8.1978 im Rahmen des Internationalen Ferienkurses der Universität Marburg eine Untersuchung durchgeführt, die die Ähnlichkeit des Waldeckischen („Hessisch Platt“) zum Niederländischen gut verdeutlicht. Quelle: http://staff-www.uni-marburg.de/~naeser/wald-02.htm, 12.06.01. 5 Im Anschluss an die gängige Literatur zur Dialektforschung wird hier keinerlei phonetische Transkription verwendet, da die Variationen innerhalb der Dialektgebiete unzählig sind. Es sind lediglich generelle Tendenzen anhand von Umschreibungen gegeben.

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täten (Coseriu 1988: 280).6 Während Cosieriu diese Varietäten im syn-

chronen Sinne beschreibt, integrieren Klein (1974: 41ff.) und Goossens

(1977: 8ff.)7 den historischen Aspekt – die diachrone Varietät – in ihr

Varietätenrepertoire8.

1.1. Dialekt – die diatopische Varietät

Der Terminus der diatopischen Varietät beschreibt die regionalen Unter-

schiede der gesprochenen Sprache. Diese Varietät war über lange Zeit die

dominierende in der Varietätenforschung (s. Kap. 2). Dies wird insofern

verständlich, da diatopische Varietäten – auch in der Schriftsprache – über

lange Zeit die Regel in der intraregionalen Kommunikation waren. Erst die

Normierung und Vereinheitlichung einer Schriftsprache gegen Ende des

19. Jahrhunderts9 und die darauf folgenden Bemühungen der Normierung

einer gesprochenen „Hochsprache“ durch Siebs (vgl. Kap. 6) ließen Platz

für vergleichende Betrachtung von weiteren Varietäten, dadurch dass ge-

schriebene Sprache zumindest in diatopischer Hinsicht vereinheitlicht

wurde.

Neben der in (1) bereits angesprochenen lautlichen Abgrenzung von

Dialekten sind diese auch in morphologischer (vgl. schweiz. „ung“ in Um-

6 Die Begriffe „diastratisch“ und „diatopisch“ sind erstmals 1951 von L. Flydal vorgeschlagen worden und wurden 1957 von Coseriu um den Begriff „diaphasisch“ erweitert. Vgl. hierzu Coseriu (1988: 292, Endnote 8) 7 An dieser Stelle sei auf die abweichende Terminologie bei Goossens hingewiesen: Goossens nennt die historische Varietät „diaphasisch“, die situationelle „diasituativ“. 8 Eine sehr ausführliche Arbeit zur inneren Diffenzierung der Sprache anhand von Varietäten ist von Nabrings 1981 erschienen. Sie behandelt die Cosieriu’schen Varietäten mitsamt einem diachronen Aspekt. Die Varietäten werden von ihr noch tiefer in Sondersprachen, Gruppensprachen, Berufssprachen, Fachsprachen,... differenziert und beschrieben. Letztlich ist jedoch auch ihre Erkenntnis, dass eine solche Differenzierung nie vollkommen differenzierend sein kann. 9 Es gab bereits früher Anstrengungen zu einer Vereinheitlichung und Normierung einer deutschen Sprache, Stichworte hierfür sind die sächsische Kanzleisprache und die unter ihrem Einfluss entstandene Bibelübersetzung Luthers, die großen Einfluss auf die Schriftsprache hatte. Dennoch ist eine erste offizielle Normierung für das deutsche Sprachgebiet erst 1901 mit der ersten orthographischen Konferenz erfolgt.

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schwung (Umschwung) vs. Zeitung (Zsitik)10, syntaktischer (vgl. (1)

hinsichtlich Pronomen vs. Determinanten), semantischer und prag-

matischer Hinsicht sowie unter Aspekten des Wortschatzes voneinander

abgrenzbar.

1.2. Soziolekt – die diastratische Varietät

Die diastratische „Dimension“ (Nabrings 1981: 88) beinhaltet die für

soziale Gruppen typischen Varietäten der Sprache. Hier ist insbesondere

der Soziolekt zu nennen, der sich in – ähnlich dem Dialekt – auch in

lautlichen und syntaktischen Phänomenen äußern kann. Die am stärksten

von diastratischen Varietäten beeinflussten Faktoren sind jedoch Semantik

und Pragmatik der Sprache, diese sind meist in Kombination mit

Variationen des Wortschatzes zu finden. Unter die diastratischen

Varietäten sind unter anderem Gruppensprachen zu integrieren, die sich

z.B. in Jugendsprachen, Fachsprachen oder auch „Sondersprachen“ (vgl.

Nabrings 1982: 110) äußern. Zu den Sondersprachen gehören laut

Nabrings unter anderem Dichtersprache, Werbesprache, Zeitungs- und

Sportsprache sowie die Studenten-, Gauner- und Militärsprache. Auch

geschlechts- und altersspezifische Sprachen werden hierunter gezählt.

Unter dieser Hinsicht ist aber zu erwähnen, dass die meisten Sprecher

dieser Varietäten „diglossische“ Kompetenz besitzen – wenn ein Dichter

nur in gestabten Reimen spricht, wird er es bei der Bestellung an der

Käsetheke im Supermarkt nicht leicht haben.

10 Wiesinger beschreibt, dass selbst Termini wie „Lautverschiebung“ und „Bluttransfusion“ im Schweizerdeutschen eingelautet wurden („Luttverschibig“, „Bluettransfusi“, s. Wiesinger (1997: 31)). Jedoch geschah dieser Wechsel hier nicht allein auf lautlicher Ebene, sondern auch auf morphologischer: der „Umschwung“ ist daher nicht zum „Umschwig“ geworden, die „Zunge“ nicht zur „Zige“.

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1.3. „Funktiolekt“ – die diaphasische Varietät

Dieser Aspekt wird von Nabrings und Goossens als „diasituative

Dimension“ (Nabrings 1981: 140, Goossens S. 10) bezeichnet. In ihm

finden sich Aspekte des funktionalen Registers, diese sind wiederum

beeinflusst vom Gesprächspartner, dem Medium der Kommunikation, dem

Ort und Thema der Kommunikation und – nicht zuletzt – von Vorwissen

und Vor-Urteil der Kommunizierenden (im Sinne von Gadamers

Hermeneutik). Des Weiteren finden sich innerhalb dieser Kategorie

Stilniveaus, die wiederum stark in die Dimension der diastratischen

Dimension hinein wirken. An dieser Stelle wird erneut deutlich, wie schwer

eine bestimmte Sprechweise innerhalb dieser Kategorien positioniert

werden kann. Dennoch bieten sie einen ersten Ansatzpunkt, um

verschiedenste Beeinflussungen der Sprache zu verdeutlichen und grob zu

kategorisieren.

1.4. Historiolekt – die diachrone Varietät

Im Gegensatz zu den oben genannten Varietäten ist die diachrone Varietät

primär nicht als diglossisch11 gesprochene Varietät der Sprache eines

Sprechers verfügbar, da die Diglossie (mehr oder minder) synchron

begründet ist. Ein Sprecher, der in seiner Kindheit eine andere

Sprechsprache gebrauchte als im Erwachsenenalter, kann nicht in diesem

Sinne als diglossischer Sprecher bezeichnet werden. Die diachrone

Varietät ist daher für den Idiolekt eines Sprechers wenig entscheidend,

kann aber durchaus Auswirkungen auf diastratische und/oder diatopische

Varietäten haben. Ein Beispiel hierfür sind „altertümelnde“, von

lexikalisierten Fremdwörtern wenig beeinflusste Sprachen in bestimmten

11 Die Diglossie ist spätestens mit der Erkenntnis der diaphasischen Varietät nicht mehr als Begriff vertretbar. Kein Sprecher hat nur zwei Variationsmöglichkeiten innerhalb des funktionalen Registers. Ich schlage daher den Begriff der Polyglossie vor, werde aber im Folgenden den (unglücklich gewählten) Terminus der Diglossie beibehalten, um die distinktiven Eigenschaften der verschiedenen Sprach-„levels“ zu verdeutlichen.

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Regionen und/oder sozialen Schichten, Generationsunterschiede sowie

technisch konservierte Sprache oder die Rezitation in direkter Rede. Auch

hier ist jedoch gegenüber der diastratischen Varietät keine klare

Abgrenzung möglich.

2. Die Umgangssprache – eine Varietät?

Der Terminus der Umgangsprache ist wohl der umstrittenste in der

Dialektforschung. Eine sehr ausführliche Darstellung des Begriffs findet

sich bei Bichel (1973). Eine relativ junge Definition, die jedoch nicht

unproblematisch ist, findet sich bei Wiesinger (1997):

„Zwischen Dialekt und Standardsprache existiert dann vielfach die in sich stark variable, wenig strukturierte Zwischenschicht der Umgangssprache als Ausgleichsprodukt mit deutlicher Ausrichtung auf die Standardsprache, doch trotz des Kontinuums bei den verschiedenen Erscheinungen mit Akzeptanzgrenzen sowohl nach oben12 als auch nach unten.“ (Wiesinger 1997: 11)

Die Umgangssprache wird hier (m. E. absolut zu Recht) als „wenig

strukturierte Zwischenschicht“ dargestellt, jedoch bezieht sich Wiesinger

lediglich auf die diatopische Varietät. Deutlich wird dies auch an folgender

Stelle:

„Unter Umgangssprache wird daher im folgenden trotz ihrer Uneinheitlichkeit eine bestimmte Sprachform verstanden. Obwohl sich der Terminus aus ‚Sprache des täglichen Gebrauchs’ entwickelt hat und teilweise auch so gebraucht wird, sei in diesem Sinn die Bezeichnung Alltagssprache verwendet, die je nach Gesprächspartner und Gesprächssituation Dialekt, Umgangssprache oder Standardsprache sein kann.“ (Wiesinger 1997: 11).

An dieser Stelle werden sämtliche weiteren Nonstandardvarietäten

ignoriert, die bereits Adelung bewusst waren. Dieser integrierte bereits die

diastratische Varietät in den Komplex um die Umgangssprache, indem er

den mit ihr verbundenen gesellschaftlichen Umgang erwähnte (vgl. Bichel

1973: 20f.). Deutlich wird dies an seiner gesellschaftlichen Wertung der

„gewöhnlichen Sprache“: 12 Zu beachten ist hier die selbstverständliche Gliederung „oben = Standard“, „unten = Nonstandard“, entsprechend des Terminus „Hochsprache“.

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„Daß die alte Oberdeutsche Mundart bisher in dem südlichen Deutschland noch immer die gewöhnliche Sprache der Schriftsteller und des gesellschaftlichen Umgangs höherer Klassen ist, ist ein Beweis , dass diese Hälfte des Reichs in ihrer Cultur hinter der nördlicheren zurückgeblieben ist. [...]“ (Adelung 1782: 86, zitiert nach Bichel 1973: 20).

Auch die aktuellen „Wörterbücher“ der Umgangssprache beinhalten

nicht eine „zwischendialektische“ Sprache, sondern listen größtenteils

Begriffe von Fach- und Gruppensprachen auf. Hier dominieren bereits

diastratische und diaphasische Varietäten. Wiesinger sieht hingegen

lediglich die Trias von Dialekt, Umgangssprache und Standardsprache als

relevant an. Er benennt diese Trias als „vielfach akzeptierte

Hauptvarietäten“ (Wiesinger 1997: 12).13 In diesem Fall bleibt fraglich, ob

die Termini „Umgangssprache“ und „Standardsprache“ als Varietäten

gelten können.

3. Die Standardsprache – (k)eine Varietät?

Auch der Begriff der Standardsprache ist in der Literatur uneinheitlich.

Bußmann versteht unter der Standardsprache die „historisch legitimierte,

überregionale, mündliche und schriftliche Sprachform der sozialen Mittel-

und Oberschicht“ (Bußmann 1990: 732, zitiert nach Wiesinger 1997: 33).

Ihr maßgebliches Kennzeichen sei die weitgehende Normierung:

„Entsprechend ihrer Funktion als öffentliches Verständnismittel unterliegt sie (besonders in den Bereichen Grammatik, Aussprache und Rechtschreibung) weitgehender Normierung, die über öffentliche Medien und Institutionen, vor allem aber durch das Bildungssystem14 kontrolliert und vermittelt werden.“ (Ebd.)

Bußmann beschreibt so nur die Sprache einer Gruppe, die sowohl

mündliche als auch schriftlich existiert. Ob die Aussprache jedoch in

gleichem Maße wie die Schrift standardisiert und normiert ist, bleibt

fraglich. Bei Wiesinger gibt es sogar „wie bei der Umgangssprache auch

13 Diese Interpretation ist eine Auslegung Wiesingers von Schmellers (1821) Gliederung in „gemeine ländliche Aussprache“, „die Aussprache der Städter“ und die „Aussprache der Gebildeten“ (vgl. Wiesinger, S. 13). Diese Gliederung ist jedoch m. E. heute überholt, vgl. hierzu u.A. das „Honoratiorenschwäbisch“. 14 Vgl. hierzu kritisch das einführende Zitat von Troll.

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eine regionale Gliederung der Standardsprache“ (Wiesinger 1997: 34).

Hiermit widerspricht er sich aber m. E. selbst, weil sich die Begriffe in

dieser Hinsicht nicht mehr als gegensätzliche Varietäten gegenüberstehen

(vgl. die zitierten Stellen in Kap. 2). Bei beiden Autoren stellt die

Standardsprache eine sehr spezifische normierte Sprache dar, die

einerseits von sozialen Gruppen, andererseits von regionalen

Unterschieden mitbestimmt wird. Nicht behandelt wird bei Ihnen das

Phänomen einer gesprochenen Sprache standardisierter Lautung, deren

sonstige Merkmale Fach- oder Gruppensprachen, also einer diaphasischen

(und teilweise diastratischen) Varietät entsprechen.

Auch Herrmann Paul hat sich zum Problem der Standardsprache

geäußert – seine Definition ist zwar weniger differenziert als die der o.g.

Autoren, er beschreibt jedoch m.E. den fassbaren „kleinsten gemeinsamen

Nenner“ der Standardsprache:

„In allen modernen Kulturländern finden wir neben vielfacher mundartlicher Verzweigung eine durch ein großes Gebiet verbreitete und allgemein anerkannte Gemeinsprache. […] Von Anfang an haben wir uns klar gemacht, dass wir dabei mit dem, was die deskriptive Grammatik eine Sprache nennt, mit der Zusammenfassung des Usuellen, überhaupt gar nicht rechnen dürfen als einer Abstraktion, die keine reale Existenz hat. Die Gemeinsprache ist natürlich erst recht eine Abstraktion. Sie ist nicht ein Komplex von realen Tatsachen, realen Kräften, sondern nichts als eine ideale Norm, die angibt, wie gesprochen werden soll.“ (Herrmann Paul 1881: §28615)

Diese – vergleichsweise alte – Idee einer Standardsprache als Abstraktion

ist m. E. die plausibelste Erklärung einer standardisierten mündlichen

Sprache, weil sämtliche Varietäten nicht punktuell, sondern nur in einem

Kontinuum gesehen werden können. Innerhalb eines solchen Kontinuums

ist eine „varietätenfreie Zone“ lediglich ein Pol, ein Idealbild eines

„Sprachzustands“.

15 Da die Belege von H. Paul der elektronischen Ausgabe des Werks entnommen sind, werden hier Paragraphen anstelle von Seitenzahlen angegeben.

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4. Die Anfänge der Dialektforschung

Eine erste Beschreibung von „vielerlei Sprachen“ im deutschen Raum

findet sich in Hugo von Trimbergs „Der Renner“ (um 1300). Da das

„lantvolke“ (Z. 22260) aber eher mit „Bevölkerung“ als mit „Landvolk“ zu

übersetzen ist, kann hier von einer Beschreibung ausgegangen werden,

die soziale Unterschiede nicht berücksichtigt, also lediglich diatopische

Varietät beschreibt.

Von manigerlei sprâche 22253 Swer tiutsche wil eben tihten, Der muoz sîn herze rihten 22255 Uf manigerleie sprâche; Swer wênt daz die von Ache Reden als die von Franken, Dem süln die miuse danken. Ein ieglich lant hât sinen site, 22260 Der sînem lantvolke volget mite. An sprâche, an mâze und an gewande Ist underscheiden lant von lande. Der werlde dinc stêt über al An sprâche, an mâze, an wâge, an zal. 22265 Swâben ir wörter spaltent, Die Franken ein teil si valtent, Die Beier si zezerrent, Die Düringe si ûf sperrent, Die Sahsen si bezückent, 22270 Die Rînliute si verdrückent, Die Wetereiber si würgent, Die Mîsener si vol schürgent, Egerlant si swenkent, Oesterrîche si schrenkent, 22275 Stîrlant si baz lenkent, Kernde ein teil si senkent, Bêheim, Ungern und Lamparten Houwent niht mit tiutscher barten, Franzois, Walhe und Engellant, 22280 Norweye, Yberne sint unbekant An ir sprâche tiutschen liuten; Nieman kan ouch wol bediuten Kriechisch, jüdisch und heidenisch, Syrisch, windisch, kaldêisch: 22285 Swer daz mischet in tiutsch getihte, Diu meisterschaft ist gar ze nihte. Die lantsprâche dâ vor genant In tiutschen landen sint bekant: Swer ûz den iht guotes nimt, 22290 Daz wol in sînem getihte zimt, Mich dünket dern habe niht missetân, Tuot erz mit künste und niht nâch wân. Wenne Westfalen und manigin lant, Diu hie belibent ungenant, 22295 In Tiutschen landen sint bekant, Aleine si maniger zungen hant

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Würgen, zwicken und binden Vorn, mitten und hinden. Wenne T und N und R 22300 Sint von den Franken verre An maniges wortes ende: Wer wil dâr üm si pfende, Ob Swanfelder ir wörter lengent Und Babenberger ir sprâche brengent 22305 Von den hülsen ûf den kern? Ein ieglîch mensche sprichet gern Die sprâche, bî der er ist erzogen.

Hugo von Trimberg: Der Renner. Verse 22253-22307 (Ausg. G. Ehrismann, Bd. III, Neudr. Berlin 1970, 220-222, zitiert nach Näser 1996)

Im Verlauf des 16. Jahrhunderts beginnen Wortlisten und Idiotika

einzelner Sprachbereiche zu erscheinen, insbesondere ist hier Konrad

Gesners Schwäbisch-Schweizerische Wortliste von 1555 „Mithridates. De

Differentiis linguarum“ zu nennen. Diese Tradition setzt sich im 17. und

18. Jahrhundert mit dem 1689 erschienenen Glossarium Bavaricum von J.

L. Prasch und dem Idioticon Hamburgense von M. Richey aus dem Jahre

1743 fort.16 Zum Beginn des 19. Jahrhunderts scheint die „Epoche“ der

Idiotika nach Erscheinen des „Schlesischen Idiotikons“ (1787) von J. G.

Berndt und J. F. Stalders „Schweizerischen Idiotikons“ (1806) zu enden.

Um diese Zeit wird erstmals versucht, die Mundart nicht als

idiokratisches Phänomen, sondern durch differenzierbare Eigenschaften

als Varietät zu beschreiben. Adelung schreibt, die Mundart sei „die

besondere Art zu reden, wodurch sich die Einwohner einer Gegend von

den Einwohnern anderer Gegenden unterscheiden, die Abweichungen

einzelner Gegenden in der gemeinschaftlichen Sprache; wohin also nicht

nur die Abweichungen in der Aussprache, sondern auch in der Bildung, der

Bedeutung und dem Gebrauche der Wörter gehöret […]“ (Adelung 1793-

1801, Bd. 3: 311)

16 Zu diesen Angaben s. Näser (1998): Zeittafel zur deutschen Dialektologie. Eine erweiterte Aufzählung findet sich bei Niebaum (1983: 26f.) und sehr ausführlich bei Knoop (1982).

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Nach diesen theoretischen Überlegungen schien die Zeit der Idiotika

beendet.17 In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erschienen hingegen

drei Mundart-Sammlungen: die „Proben deutscher Volksmundart“ von Joh.

S. Vater (1816), J. G. Radlofs „Mustersaal aller deutschen Mundarten“

(1821) und J. M. Firmenichs „Germaniens Völkerstimmen“ (1847).

Beinahe zeitgleich setzte die Geschichte der – bis heute bestehenden –

Mundartkartierungen ein. 1821 entstand die erste Kartierung der

Mundarten Bayerns von J. A. Schmeller („Karte der Mundarten Bayerns“

in: „Die Mundarten Bayerns“), 1844 fasste K. Bernhardi in der

„Sprachkarte von Deutschland“ erstmals vergleichend Dialekte

kartographisch zusammen. Seinen Höhepunkt fand die Dialektgeographie

in Georg Wenker, dem Begründer des deutschen Sprachatlas. 1876

begann Wenker mit Erhebungen im Rheinland anhand von 40

Fragesätzen. Aus den Daten von über 50.000 Orten entstanden zahlreiche

einzelne Kartierungen (1878: Sprachatlas der Rheinprovinz, 1881:

Sprachatlas von Nord- und Mitteldeutschland) sowie 1889 die erste Karte

des „Deutschen Sprachatlas“. Das Projekt „Deutscher Sprachatlas“ ist

heute immer noch beständig. Es wird in einem eigenen Institut an der

Universität Marburg betreut, welches eine Neuveröffentlichung der Daten

in digitalem Format plant (s. u.a. Forschungsinstitut für deutsche Sprache

– Deutscher Sprachatlas: Abriss der Institutsgeschichte. http://www.uni-

marburg.de/dsa/geschichte.htm, 14.06.01).

5. Dialektforschung im 20. Jahrhundert

5.1. Tendenzen bis 1950

Das 20. Jahrhundert beginnt hinsichtlich der Dialektforschung

(linguistische Zeitrechnung?) zwanzig Jahre früher als in der

chronologischen Zeitordnung: mit Herrmann Pauls „Prinzipien der

17 Zu den nachfolgenden Perioden vgl. die Einteilung Wredes (1963), der nochmals innerhalb der „Kartierungsperiode“ nach verschiedenen Ansätzen unterteilt.

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Sprachgeschichte“ (1880) beginnt eine „moderne“ Linguistik, die erstmals

nicht nur beschreibt, sondern versucht, Strukturen und Regularitäten zu

erfassen, zu beschreiben und in ihrer Entstehung zu erklären. Herrmann

Paul äußert sich im 23. Kapitel seiner „Prinzipen der Sprachgeschichte“

ausführlich zur „Gemeinsprache“ und den Mundarten. Ein kurzer Auszug

sei hier angeführt:

„§ 290. Wir haben oben § 30 gesehen, dass wir das eigentlich Charakteristische einer Mundart im Gegensatz zu den übrigen in den Lautverhältnissen suchen müssen. Dasselbe gilt von der Gemeinsprache im Gegensatz zu den einzelnen Mundarten. Man darf daher eine technische Sprache oder einen poetischen Kunststil ebensowenig mit einer Gemeinsprache wie mit einer Mundart auf gleiche Linie setzen.“18

Obwohl Paul die Dialekte hier – im Gegensatz zu Adelungs Erkenntnis –

nur lautlich betrachtet, ist in dieser Äußerung bereits eine

Varietätenstruktur erwähnt, die über die reine Dialektdefinition

hinausgeht. Behagel äußert sich 1899 ähnlich:

„Mit dem Schlachtruf: hie Schriftsprache hie Mundart, ist die ganze Fülle des Sprachlebens auch nicht annähernd erschöpft. In der Mitte zwischen beiden gibt es eine ganze Reihe von Abstufungen, von Mischungen, von denen besonders eine Abart Ihnen wohl bekannt ist, das Missingsch des Hochdeutschen, das in Reuters Onkel Bräsig einen unvergänglichen Vertreter gefunden hat. [...]“ (Behagel, 1899: 12ff., zitiert nach Bichel 1973: 113)

De Saussure, ein Zeitgenosse Pauls und Behagels, die Linguistik erst

erheblich später geprägt hat, schuf mit seiner Unterteilung der Sprache in

langage, langue und parole auch die Schwierigkeit ein, den Dialekt

innerhalb dieser Trias zu fassen. Prinzipiell wurde (und wird) ein Dialekt

innerhalb einer Sprachgemeinschaft als langue aufgefasst (vgl. Ammon

1983, s. auch Kap. 5.2), daraus resultieren wahrscheinlich die seit den

30er Jahren19 zahlreich erschienenen Einzelbeschreibungen verschiedener

Dialekte. Ausschlaggebend hierfür ist insbesondere das

„Homogenitätspostulat“ de Saussures (vgl. Nabrings 1981: 9ff.). Durch

diese Auffassung wird jedoch eine weitere Beschäftigung mit dem

Varietätenspektrum unterbunden, da der Dialekt als systematische 18 Laut Bichel (1973: 106) ist dieser Abschnitt seit der ersten Auflage der „Prinzipien der Sprachgeschichte“ unverändert geblieben. 19 Niebaum (1983: 60) schreibt von einem 1931 geäußerten Vorschlag Trubetzkoys, die Prinzipien des Strukturalismus auch im Rahmen der Dialektologie anzuwenden.

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Sprache nur intern betrachtet werden kann. Die Methodik der

Dialektforschung bekam so die Tendenz der Erfassung einer

„Hochsprache“ (vgl. Niebaum 1983: 60f.), komplexe Varietätenstrukturen

sind jedoch mit diesem Modell nicht fassbar. Für Saussure resultiert daher

auch die Diglossie von Dialektsprechern: „[...] ein großer Teil der

Bevölkerung gebraucht nebeneinander die Gemeinsprache und den

Lokaldialekt“ (de Saussure 1967: 234); obwohl er bereits

Sukzessionsmechanismen beschreibt, bleibt es bei der Darstellung von

zwei (gleichwertigen) Sprachsystemen. Im Abschnitt zur Methodik der

Isoglossenbildung erkennt er auch die Einflüsse anderer Varietäten, diese

werden aber direkt auf die Dialektbildung bezogen: „Wenn diese

Übereinstimmungen zahlreich genug sind, kann man annäherungsweise

von Dialekten sprechen. Sie erklären sich aus sozialen, politischen,

religiösen Verhältnissen u. dgl., von denen wir hier ganz absehen; die

Grundtatsache und natürliche Erscheinungen der Differenzierung nach

unabhängigen Bereichen wird durch sie verschleiert, aber nicht völlig

verwischt.“ (de Saussure 1967: 243).

5.2. Tendenzen seit 1950

Nach 1950 fand ein weiterer Paradigmenwechsel20 in der Dialektologie

statt. Henzen (1954) griff hierbei die ursprünglichen Überlegungen von

Adelung, Paul, Behagel und vielen anderen auf, die er hinsichtlich einer

komplexeren Varietätenstruktur verwertete. Er gliedert zwar die Sprache

noch in Schriftsprache (!), Umgangssprache und Mundart, jedoch bemerkt

er, dass die Schriftsprache zwar eine normierte Sprache sei, die aber „zu

jeder Zeit [...] eine Dosis mundartliches Sprechgut“ (Henzen 1954: 18)

enthält. Zuvor bemerkt er, dass „weder Schriftsprache noch Mundart in

Wirklichkeit und in größerem Umfange irgendwo völlig unvermischt und

ungetrübt auftreten“ (Henzen 1954: 10). Die Umgangssprache beschreibt 20 Eigentlich kann im Rahmen der Dialektologie nie von Kernparadigmen geredet werden, da die meisten Tendenzen überdauerten und sich mit neuen Theorien lediglich neue „Schienen“ parallel zu bestehenden bildeten. Vgl. hierzu das Projekt „Deutscher Sprachatlas“.

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bei ihm eine „Zwischenstufe“ (Henzen 1954: 19), die jedoch von zwei

Dritteln der Deutschen gesprochen werde.21 Weiter führt er den Begriff

der „Lesesprache“ ein, die „ein[en] Kompromiss von Mundart oder

Umgangssprache und Schriftsprache auf Grund mangelnder oder

mangelhafter Eisicht in die Forderungen einer Hochsprache“ (Henzen

1954: 28) darstellt. Dieser Abschnitt wird jedoch nur marginal behandelt.

Zu beachten ist des Weiteren Henzens erste Integration der diatratischen

Varietät, die später von Bausinger vertieft wird:

„Die konsequente Verfolgung der angedeuteten Schattierungen lässt das Gepräge der verschiedenen Sprachformen von sozialen und kulturellen Bedingungen abhangen (!), womit man zur an sich nicht neuen, aber aktuellen Auffassung gelangt, die im Verhältnis von höherer Umgangssprache und Mundart nicht so sehr eine philologische als eine kulturgeschichtliche, insbesondere volkskundliche Angelegenheit sieht, einen Absinkeprozess (!) aus gesellschaftlicher Oberschicht in die Unterschicht.“ (Henzen 1954: 29)

Bausinger geht in seiner Betrachtung noch eine Schritt weiter und

sieht in der „heutigen“ (1972!) Varietätenstruktur eine Interaktion von

diatopischer und diastratischer Varietät, die er auf die „kommunikative

Reichweite“ bezieht: „Betrachtet man die heutigen sprachlichen Zustände,

so gilt zwar immer noch, dass der Dialekt die kleinste, die Einheitssprache

die größte kommunikative Reichweite hat; und das Sprachniveau

bestimmt sich im großen und ganzen nach der sozialen Stellung.“

(Bausinger 1972: 35). Des Weiteren integriert er als erster den Faktor der

Mobilität in diese Betrachtung, der unmittelbar auf die kommunikative

Reichweite einwirkt. Unter Mobilität versteht er sowohl soziale als auch

räumliche Mobilität. Hierdurch ist erstmals ein fließender Übergang

zwischen den verschiedenen „Ebenen“ (vgl. Abb.1) gegeben. Diese These

wird auch von Wiesinger noch vertreten: Der Sprecher bewegt sich

zwischen Dialekt, Umgangssprache und Standardsprache, dabei wird er

von sozialer Schicht, Alter, Geschlecht, Wohnort, Gesprächspartner und

21 Henzen schreibt, dass „kaum ein Drittel“ Dialekt und „sozusagen niemand Schrift- oder Hochsprache spräche. Er steht dem Begriff daher sehr kritisch gegenüber, versucht aber, diesen von der Mundart abzugrenzen, indem er soziale Aspekte in den Begriff integriert.

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18

Gesprächssituation hinsichtlich dieser Position bewegt (vgl. Wiesinger

1997: 31).

Abb. 1: Dialekt und Einheitssprache. Quelle: Bausinger (1972:35)

Ammon schließlich integriert die Dialektologie und die Sozial- und

Verhaltenswissenschaften noch stärker. In seiner (zweiteiligen)

Dissertation von 1972 (der zweite Teil erschien 1973), die im Fachbereich

„Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Pädagogik“ an der Universität

Tübingen vorgelegt wurde, behandelt er sowohl theoretisch (Teil I) als

auch empirisch (Teil II) die soziale Verflechtung von Dialekt und

Einheitssprache. Das Ergebnis ist nicht überraschend: Soziale

Unterschiede spiegeln sich im Dialektverhalten wider. Zu beachten ist

jedoch, dass er auch starke soziolektale Strukturen feststellt, die teilweise

nicht dialektabhängig sind. Auch bemerkt er, dass seine Arbeit lediglich

„Sprachgewohnheiten“ (Performanz im Chomsky’schen Sinne), kein

„Sprachvermögen“ (Kompetenz) darstellt und auswertet. (Ammon 1973:

243ff.)

In einer späteren Arbeit zur Dialekttheorie versucht Ammon 1983, die

gewonnenen Erkenntnisse zu formalisieren. Er kommt hierbei zu

folgendem Schluss:

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19

„Dialekt (D) = ist eine Langue (L) und hat Varietizität (V) und ist

DEF kleinregional (K) und nicht standardisiert/oral (O).“

(Ammon, S. 36)

Hierbei ist anzumerken, dass Ammon die Varietizität durch „ein hohes Maß

an grammatischer Ähnlichkeit mit mindestens einer Langue“ (Ammon

1983: 35) beschreibt, und dass die „Nichtstandardisiertheit“ der Oralität

entspricht (Ebd.). Letztlich ergibt sich so folgendes Schema:

Abb.2: Dialektdefinition anhand von Schnittmengen (Ammon 1983: 38)

Dieses Schema besagt unter anderem auch, dass der Dialekt nicht allein

„ein Teil der Varietäten ist“, sondern eine bestimmte Kombination aus

Varietät, Oralität und Kleinräumlichkeit. In seinem Varietätenbegriff stützt

sich Ammon dennoch auf den von Coseriu geprägten, eingangs bereits

erläuterten Unterteilungen, jedoch behandelt er in dieser Arbeit (1983)

allein die diatopische Dimension.

Coseriu (1988) lässt die Grenzen innerhalb des Sprachsystems

hinsichtlich der Varietäten noch weiter in sich verschwimmen. Er schreibt,

„dass eine historische Sprache niemals ein einziges Sprachsystem ist,

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20

sondern ein Diasystem; eine mehr oder weniger komplexe Gesamtheit von

„Dialekten“, „Niveaus“ und Sprachstilen“ (Coseriu 1988: 283). Hierzu

stellt er folgende Skizze auf:

Abb. 2: Raum der Coseriu’schen Varietäten. Quelle: Coseriu (1988: 283)

Diese Skizze stellt m. E. eine Vorform von Abb. 3 dar (vgl. Kap. 7) und

beschreibt somit erstmals einen „Raum“ sprachlicher Varietäten.

5.3. Die aktuelle Diskussion

Vom 12. bis 14. März 1996 fand in Mannheim die 32. IDS-Jahrestagung

statt, die sich mit dem Thema „Varietäten des Deutschen“ beschäftigte.

Werner (1996) fasst einige der zentralen Ergebnisse wie folgt zusammen:

„Kleinräumige dialektale Strukturen, sogenannte »Orts-« oder »Basisdialekte«, weichen zunehmend großräumigeren Nonstandardvarietäten, für die Termini wie »Regiolekte« oder »dialektal gefärbte Umgangssprache« vorgeschlagen werden. Beim »Verschwinden« dieser kleinräumigen Dialekte sind zwei linguistische Phänomene zu unterscheiden: »Dialektabbau« (= Abbau der sprachlichen Differenzen zur Standardsprache) und »Dialektaufgabe« (= Aufgabe der Anwendung im Gespräch). [...] Höherer Bildungsstand, Urbanisierung, sozialer Aufstieg sowie der Einfluß der Medien seien ebenfalls für den Abbau der alten Ortsdialekte verantwortlich.“ (Werner 1996)

Anhand dieser Vorschläge und Erkenntnisse wir deutlich, dass sich

entweder die Struktur oder die Betrachtung der Dialekte und somit der

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21

Varietäten insgesamt grundlegend verändert haben. An dieser Stelle soll

nun versucht werden, diese Tendenzen und Veränderungen in einem

Zwischenergebnis zusammenzufassen.

5.4. Zwischenergebnis

Bis zum 20. Jahrhundert wurden Dialekte vornehmlich separat betrachtet,

obwohl es bereits Anmerkungen zu soziokulturellen und anderen

Einflüssen gab. Meist war ein strikter, idiokratischer Unterschied zwischen

Mundart/Dialekt und Hoch-/Standard-/Schriftsprache sowie zwischen den

Dialekten untereinander gegeben. Die Umgangssprache wurde

größtenteils als undefinierte Mitte zwischen diesen zwei Polen gesehen.

Diese Tendenz fand mit den Sprachatlanten ihren Höhepunkt.

Vom Beginn bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden erstmals

Bedenken zum dipolaren System zwischen Dialekt und Standardsprache

laut. Insbesondere Herrmann Paul äußert sich entschieden gegen eine

solche Betrachtung, er schlägt eine Vielzahl von Polen – unter anderem

Gruppen- und Fachsprachen vor. Er erkennt hierbei, dass die

Standardsprache eine Abstraktion innerhalb dieses Gefüges ist.

Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts beginnt ein sukzessives

Verschwimmen der Grenzen innerhalb der Varietäten. Letztendlich führt

dies dazu, dass die gesprochene Sprache eine „Funktion“ abhängig von

den Faktoren „diatopisch“, „diastratisch“, „diaphasisch“ und eventuell auch

„diachron“ ist, die jeweils für einen Raum, eine Gruppe, eine Situation und

innerhalb einer Zeit gebildet wird. Am besten veranschaulicht wird diese

Betrachtung m. E. in Abb. 3 (s. Kap. 7), die im Wesentlichen den Ideen

von Abb. 2 entspricht. Hier könnten weitere Dimensionen integriert

werden, das Vorstellungsvermögen von mehr als drei Dimensionen steht

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22

jedoch wohl nur passionierten Mathematikern zur Verfügung22.

Wünschenswert wäre hier eine Verschmelzung von Abb. 3 und Abb. 4 (s.

Kap. 7), die ich jedoch aufgrund mangelnden graphischen Darstellungs-

vermögens hier nicht leisten kann.

Die lineare Trias Dialekt-Umgangssprache-Standardsprache hat daher

in der gesprochenen Sprache keine Bestand mehr, weil die einzelnen

Begriffe nicht von einander abgrenzbar sind. Sinnvoller ist die

Umgangssprache als gesprochen Sprache innerhalb der

Varietätendimensionen, Dialekt als lineare Achse innerhalb dieser

Dimensionen (= eine Dimension), die Standardsprache ein Pol/Punkt

innerhalb dieses Raums (derjenige, an dem Dialekt, Soziolekt und

„Funktiolekt“ nullwertig sind, Idealpunkt der praktisch nicht erreicht

werden kann)23.

6. Varietäten im Wandel – Sprachwandel oder Theoriewandel?

Nach einem solch klaren Wandel innerhalb der Betrachtung von Dialekten

stellt sich die Frage, ob dieser Wandel auf einen Sprach- oder einen reinen

Theoriewandel zurückzuführen ist. Normierung und die Opposition

Schriftlichkeit vs. Mündlichkeit sind in dieser Frage maßgebliche Faktoren.

Bereits Herder (1772) erkannte die Schwierigkeit einer „lautlichen

Einheitssprache“:

„Keine einzige lebendigtönende Sprache läßt sich vollständig in Buchstaben bringen und noch weniger in zwanzig Buchstaben; dies zeugen alle Sprachen sämtlich und sonders. Die Artikulationen unsrer Sprachwerkzeuge sind so viel, ein jeder Laut wird auf so mannigfaltige

22 Ich habe mich von Sabine Wiebel belehren lassen, dass in der Mathematik und theoretischen Physik der Umgang mit polydimensionalen „Gebilden“ ein Alltägliches sei. An dieser Stelle sei ihr herzlich für diese Information gedankt. 23 Wiesinger sieht im Dialekt und der Standardsprache hingegen „äußere Pole des mündlichen Varietätenspektrums als jeweils in sich deutlich strukturierte Systemeinheiten“ (Wiesinger 1997: 10). Ich bezweifle diese These aufgrund der Tatsache, dass einer sprechsprachlichen Äußerung keine eindeutige Bewertung „Dialekt oder nicht Dialekt“ zukommen kann.

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23

Weise ausgesprochen, daß z. E. Herr Lambert im zweiten Teil seines Organon mit Recht hat zeigen können, wie weit weniger wir Buchstaben als Laute haben und wie unbestimmt also diese von jenen ausgedrückt werden können. Und das ist doch nur aus der deutschen Sprache gezeiget, die die Vieltönigkeit und den Unterschied ihrer Dialekte noch nicht einmal in eine Schriftsprache aufgenommen hat: viel weniger wo die ganze Sprache nichts als solch ein lebendiger Dialekt ist.“ (Herder 1772, Über den Ursprung der Sprache, Erster Teil, erster Abschnitt).

Obwohl Herder hier ganz selbstverständlich von einer festen

Schriftsprache schreibt, so muss doch festgehalten werden, dass diese bis

zur Ersten Orthographischen Konferenz 1901 zwar als stark gefestigt,

jedoch noch nicht als verbindlich normiert betrachtet werden darf.

Ungefähr zeitgleich mit dieser Normierung folgen die Bestrebungen von

Siebs, eine „Hochsprache“ im Sinne der Bühnenaussprache zu etablieren

und zu normieren. Zahlreiche Aussprachewörterbücher sind ein Erbe

dieser Bemühungen, jedoch ist Herders Argument immer noch für

zahlreiche Sprecher gültig.

Der gezeigte Wandel vor 1900 kann daher wohl größtenteils auf einen

Theoriewandel zurückzuführen sein, obwohl die letzte Hälfte des 19.

Jahrhunderts hier bereits eine Neuorientierung darstellt. Kennzeichnend

für die letzten 150 Jahre sind – neben einer vermehrt systematischen

Linguistik – unter anderem die durch moderne Verkehrsmittel geförderte

höhere kommunikative Reichweite (vgl. Kap. 5.2) sowie eine enorme

Verstärkung der Rundfunk- und Printmedien. Eine dadurch bedingte

Überregionalisierung der Kommunikation kann sicher auch als Initiator

eines Dialektverlusts (vgl. Werner 1996) gesehen werden, ist aber ohne

empirische Untersuchungen schwer belegbar.

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24

7. Fazit

Es gibt mehr Varietäten als den Dialekt. Das „alte“ Schema (Wiesingers)

ist überholt, Dialekte können nicht mehr „eindimensional“ betrachtet

werden. Folgende Darstellungen sind Versuche, die durch verschiedene

Varietäten entstehenden „Sprachräume“ zu visualisieren. Die

Möglichkeiten sind aber hiermit nicht erschöpft, weitere

Varietäten/Variationen ließen sich integrieren, wenn eine

multidimensionale graphische Darstellung möglich wäre (vgl. Goossens

1977: 12, Anm.1 zur Integration von Schriftlichkeit vs. Mündlichkeit).

Abb.3: Räumliche Varietäten. Quelle: Gibbon (1998).

Abb. 4: Räumliche Varietäten. Quelle: Goossens (1977: 10)

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25

Die Betrachtung der Varietäten hat sich stark gewandelt, ist aber

heute nicht mehr einheitlich. Während bis Adelung vornehmlich Wortlisten

und Idiotika aus der Dialektforschung resultierten, erschienen danach

vermehrt vergleichende Werke und Sprachatlanten. Mit den Theorien der

Junggrammatiker beginnt eine neue Phase, in der die Varietäten kritischer

betrachtet werden, auch wird hier vermehrt der Einfluss anderer

Varietäten als der diatopischen integriert. In der zweiten Hälfte des 20.

Jahrhunderts verändert sich diese Diskussion – ganz im postmodernen

Sinne – zu einer Begriffsproblematik. Doch nicht nur theoretische

Überlegungen haben zu einem „Wandel der Varietäten“ beigetragen.

Durch die starke Veränderung der Kommunikationsmittel und erhebliche

Veränderungen im Sozialgefüge ist ein Sprach-, bzw.

Sprachgebrauchswandel feststellbar, der die Verwendung sprachlicher

Varietäten extrem verändert.

Letztlich ist m. E. folgende Varietätenstruktur vertretbar: Der

Dialektbegriff stellt nur einen Pol in einem multidimensionalem

Sprachinventar dar. Die gesprochene Sprache ist letztlich immer eine

„Umgangssprache“, die sich in diesem Raum des Sprachrepertoires

bewegt. Auch Standardsprache stellt einen Punkt innerhalb dieses Raumes

dar: Sie bezeichnet die einheitliche Sprache, die alle Sprecher einer

Sprachgemeinschaft miteinander verbindet. Damit orientiert sie sich an

der schriftlichen Sprache, die spätestens seit Beginn des 19. Jahrhunderts

als normiert oder standardisiert bezeichnet werden kann.

Die gesprochene Sprache eines Sprechers weicht immer von der

Standardsprache ab – sie kann nicht als Dialekt oder Nicht-Dialekt

beschrieben werden, sondern bewegt sich hier (wie auch in soziolektaler

und funktionaler Hinsicht) ständig in einem Raum zwischen diesen

Extrempunkten. Somit kann für jedes Sprachereignis nur ein Idiolekt

festgestellt werden, der mehr oder weniger von Varietäten beeinflusst ist.

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8. Verwendete Literatur

Adelung, Johann Christoph (1793-1801): Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen. 4 Bde. Leipzig.

Adelung, Johann Christoph (1782): Umständliches Lehrgebäude der Deutschen Sprache, zur Erläuterung der Deutschen Sprachlehre für Schulen. Leipzig.

Ammon Ulrich (1983): Vorbereitung einer Explizit-Definition von „Dialekt“ und benachbarten Begriffen mit Mitteln der formalen Logik. In: Mattheier, Klaus J. (Hrsg.): Aspekte der Dialekttheorie. Tübingen, S. 27-68. (= RGL 46)

Ammon, Ulrich (1972): Dialekt, soziale Ungleichheit und Schule. Weinheim/Basel.

Ammon, Ulrich (1973): Dialekt und Einheitssprache in ihrer sozialen Verflechtung. Eine empirische Untersuchung zu einem vernachlässigten Aspekt von Sprache und sozialer Ungleichheit. Weinheim/Basel.

Bausinger, Herrmann (1972): Dialekte Sprachbarrieren Sondersprachen. 2. Band zur Fernsehserie Deutsch für Deutsche. Hamburg.

Behagel, Otto (1899): Geschriebenes Deutsch und gesprochenes Deutsch. Festvortrag, gehalten auf der Hauptversammlung des Deutschen Sprachvereins zu Zittau am 1. Oktober 1899). In: Behagel, Otto (1927): Von Deutscher Sprache. Aufsätze, Vorträge und Plaudereien. Lahr/Baden.

Bichel, Ulf (1973): Problem und Begriff der Umgangssprache in der germanistischen Forschung. Tübingen. (= Hermea Neue Folge Bd. 32).

Coseriu, Eugenio (1988): Einführung in die allgemeine Sprachwissenschaft. Tübingen.

Gibbon, Dafydd (1998): Sprachvariation und Sprachwandel. (http://coral.lili.uni-bielefeld.de/Classes/Summer98 /Grundkurs98/Vorlesung/grundkursvorlesung/node4.html, 24.11.00)

Goossens, Jan (1977): Deutsche Dialektologie. Berlin u.a.

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Henzen, W. (1954): Schriftsprache und Mundarten. Ein Überblick über ihr Verhältnis und ihre Zwischenstufen im Deutschen. 2., neu bearb. Aufl. Bern.

Klein, Wolfgang (1974): Variation in der Sprache. Ein Verfahren zu ihrer Beschreibung. Kronberg.

Knoop, Ulrich (1982): Das Interesse an den Mundarten und die Grundlegung der Dialektologie. In: Werner Besch [Hrsg.] Dialektologie : ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. Berlin. Bd. 1, S. 2-23.

Nabrings, Kirsten (1981): Sprachliche Varietäten. Tübingen. (= Tübinger Beiträge zur Linguistik 147).

Näser, Wolfgang (1996): Waldeck: Vergleich Niederdt. – Niederländisch. http://staff-www.uni-marburg.de/~naeser/wald-02.htm, 12.06.01.

Näser, Wolfgang (1998): Zeittafel zur deutschen Dialektologie. http://staff-www.uni-marburg.de/~naeser/dial-ztt.htm, 12.06.01

Näser, Wolfgang (2000): Definitorisches. Dialekt v. Sprache. http://staff-www.uni-marburg.de/~naeser/ma-spr.htm, 12.06.01.

Trimberg, Hugo von (1970): Der Renner. Hgg. v. Gustav Ehrismann Nachdruck der 1. Aufl. 1909 [Tübingen: Literarischer Verein in Stuttgart] mit einem Nachwort und Ergänzungen von Günther Schweikle. Bd. 3. Berlin. S. 220-221. Auszüge im Internet unter http://staff-www.uni-marburg.de/~naeser/renner.htm, 12.06.01.

Troll, Thaddäus (1978): Deutschland deine Schwaben im neuen Anzügle. Hamburg.

Niebaum, Herrmann (1983): Dialektorlogie. Tübingen. (= Germanistische Arbeitshefte 26).

Paul, Herrmann (1880): Prinzipien der Sprachgeschichte. 1. Aufl. 1880, Halle, 5. Aufl. 1920. Zitiert nach elektronischer Fassung der Studienausgabe der 8. unveränd. Aufl.. Tübingen 1970 auf CD-ROM des Projekts Gutenberg. Im Internet verfügbar unter http://gutenberg.aol.de/.

de Saussure, Ferdinand (1967): Grundlagen der allgemeinen Sprachwissenschaft. Hg. Von Charles Bally und Albert Sechehaye. 2. Auflage. Berlin.

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Werner (1996): Varietäten des Deutschen - Regional- und Umgangssprachen. Bericht von der 32. Jahrestagung des IDS. Internet-Quelle: http://www.ids-mannheim.de/pub/ sprachreport/sr96-2a.html, 12.06.01.

Wiesinger, Peter (1997): Sprachliche Varietäten – Gestern und Heute. In: Stickel, Gerhard [Hg.]: Varietäten des Deutschen. Regional und Umgangssprachen. Berlin u.a. (= Institut für deutsche Sprache. Jahrbuch 1996).

Wrede, Ferdinand (1963): Kleine Schriften. Hg. Von L. Berthold, B. Martin und W. Mitzka. Marburg.