Vergleichende Untersuchungen über die chemischen und biologischen Eigenschaften von Ruhrbazillen

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[Aus dem hygienischen Institut der Universit~t Rostock.] Vergleiehende~Untersuehungen fiber die ehemischen und biologisehen Eigenschaften yon Ruhrbazillen. Von Dr. Winter, Stabsarzt im Leib-Grenadier.Regiment K~ntg Friedrieh Wilhelm IIL (L Brandeab.) Nr. 8. (Hierzu Tar. III u. IY.) Bei der groBen Ausbreitung, welche die bazill~re Ruhr nach den statistischen Erhebungen yon Kruse (1) auch im letzten Jahrzehnt in Deutschland und namentlich in PreuBen gewonnen hat, ist es begreiflich, dab sich das Interesse der Bakteriologen in ganz besonderem MaBe dieser Seuche zuwendet. Zeugnis hiervon legt die groBe Ffille yon Arbeiten ab, die sich mit diesem Thema befassen. "Wenn auch die meisten Forscher mit Kruse heute der Ansicht sind, dab die bazill~re Ruhr durch eine Gruppe yon Bazillen hervorgerufen wird, denen allen bestimmte kardinale Eigenschaften gemeinsam sind, wie fehlende Eigenbewegung, UnvermSgen Milch zu koagulieren, Traubenzucker unter Gasbfidung zu zersetzen und Gelatine zu verflfissigen, so erseheinen doch auch in der neuesten Zeit bin und wieder Arbeiten, die der Ansicht yon Celli (2), Valentini (3), Galli u (4), Janowski (5), Deyeke (6) und Moreul et Rieux (22) zuneigen, welche das Bacterium coli und seine AbkSmmlinge als die Er- reger der bazill~ren Dysenterie ansprechen mSchten. Von neueren Beob- achtungen in dieser Richtung mSge bier nut eine Arbeit angeffihrt werden aus dem hygienischea Institut der Universitat Kyoto yon Nakao Abe (7), tier aus den Entleerungen yon 42 Dysenteriekranken einen Bacillus zfichtete, der sich nach seiner Besehreibung in keiner Weise yon dem Bacterium coli unterscheidet und yon dem Biutserum der Kranken in Zeitschr. f. Hy~ene. L~ 1 $

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[Aus dem hygienischen Institut der Universit~t Rostock.]

Vergleiehende~Untersuehungen fiber die ehemischen und biologisehen Eigenschaften yon Ruhrbazillen.

Von

Dr. Winter, Stabsarzt im Leib-Grenadier.Regiment K~ntg Friedrieh Wilhelm IIL (L Brandeab.) Nr. 8.

(Hierzu Tar. I I I u. IY.)

Bei der groBen Ausbreitung, welche die bazill~re Ruhr nach den statistischen Erhebungen yon Kruse (1) auch im letzten Jahrzehnt in Deutschland und namentlich in PreuBen gewonnen hat, ist es begreiflich, dab sich das Interesse der Bakteriologen in ganz besonderem MaBe dieser Seuche zuwendet. Zeugnis hiervon legt die groBe Ffille yon Arbeiten ab, die sich mit diesem Thema befassen. "Wenn auch die meisten Forscher mit Kruse heute der Ansicht sind, dab die bazill~re Ruhr durch eine Gruppe yon Bazillen hervorgerufen wird, denen allen bestimmte kardinale Eigenschaften gemeinsam sind, wie fehlende Eigenbewegung, UnvermSgen Milch zu koagulieren, Traubenzucker unter Gasbfidung zu zersetzen und Gelatine zu verflfissigen, so erseheinen doch auch in der neuesten Zeit bin und wieder Arbeiten, die der Ansicht yon Celli (2), Valent in i (3), Gal l i u (4), J a n o w s k i (5), Deyeke (6) und Moreul et Rieux (22) zuneigen, welche das Bacterium coli und seine AbkSmmlinge als die Er- reger der bazill~ren Dysenterie ansprechen mSchten. Von neueren Beob- achtungen in dieser Richtung mSge bier nut eine Arbeit angeffihrt werden aus dem hygienischea Institut der Universitat Kyoto yon Nakao Abe (7), tier aus den Entleerungen yon 42 Dysenteriekranken einen Bacillus zfichtete, der sich nach seiner Besehreibung in keiner Weise yon dem Bacterium coli unterscheidet und yon dem Biutserum der Kranken in

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einer Verdfinnung yon 1:300 bis 1:500 agglutiniert wurde. Allerdings vermiBt man in dieser Arbeit Angaben darfiber, ob die bei den Kranken gefundenea Bazillen nicht auch durch das Serum yon nachweislich nioht an Dysenterie erkrankt Gewesenen agglutiniert warden.

Meine vergleiohenden Untersuchungen fiber Ruhrbazillen, die sich fiber einen Zeitraum yon 3 Jahren erstrecken, umfassen 35 St~mme. Zu- n~ichst mSgen mir einige kurze Angaben fiber ihre Herkunft gestattet sein (vgl. Tab. A).

Stature 1 bis 3. Stiimme des hygienischen Instituts der Universitht Rostock, seinerzeit fibersandt yon Geheimrat LSffler , Greifswald.

Stature 4 bis 6. Prof. Kruse , Bonn. Stature 7 his 10. Staatlich hygienisches Insti~t zu Bremen, fiber-

sandt yon Dr. Buchholz. Stature 11 bis 19. KSniglich bakteriologische Untersuchungsanstalt

Saarbrficken, Leiter Dr. Prigge. Yon diesen Kulturen entstammt Nr. 11 einem Einzelfall in Saar-

brficken, die fibrigen teils einer Anzahl yon Ruhrf~llen im dortigen Ulanen- regiment, teils einer in der KSniglichen Strafanstalt zu Saarbrficken auf- getretenen Ruhrepidemie.

Stamm 20 bis 21. Irrenanstalt Mitteldeutschlands, fibersandt yon Stabsarzt Dr. Nie ter , kommandiert zum Hygienischen Institut der Uni- versit~t Halle.

Stature 22. Privatdozent Dr. Lucksch in Czernowitz. Allen Herren, die reich dutch Ubersendung yon Ruhrst~mmen bei

dieser Arbeit unterstfitzt haben, gestatte ich mir an dieser Stelle meinen besten Dank auszusprechen.

Stature 23 bis 35. Diese St~imme wurden yon mir wiihrend meiner Kommandie.rung zum Hygienischen Iastitut der Universit~t Rostock aus dem im Institut zur Untersuchung gelangten Material gezfichtet. Im besonderen entstammen Nr. 23 bis 29 sporadisch in der Irrenanstalt Gehlsheim aufgetretenen Fhllen. Es eriibrigt bier des n~heren auf die klinischen Symptome dieser F~lle einzugehen, da sie yon 0berarzt Dr. H~hn]sch (8) in seiner Arbeit ,,Uber Ruhr in Irrenanstalten" aus- ffihflich beschrieben sind.

Stature 30. Dieser Stature wurde aus dem Wasser eines GehSft- brunnens bei Toitenwinkel gewonnen. Es wurde dem Institut zur bak- teriologischen Untersuchung fibersandt mit dem Bemerken, dab dutch seinen GenuB eine Anzahl ruhrartiger Erkrankungen her~-orgerufen worden seien. Leider war es nieht mSglich, yon den Erkrankten Untersuchungs- material zu erhalten, well sie sich entweder gar nicht in ~irztliche Be- handlung begeben batten oder abet schon nach wenigen Tagen wieder aus

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ihr entlassen worden waren. Die F~lle, in denen es gelang, Ruhrbazillen aus dem Wasser eines verseuchten Brunnens nachzuweisen, besohr~nken sich, wie ich aus der mir zur Verffigung stehenden Literatur ersehen konnte, auf einige wenige. Die Methode, die hierbei zur • kam and die sich auch zum Nachweis yon Typhusbazillen im Wasser bew~hr~ hat, ist folgende. Ffinf gro~e Drigalski-Scha]en mit Lackmusmilch- zuckeragar wurden mit je 2 ccm des zu untersuehenden Wassers beschickt, die Fl~hssigkeit gleichm~13ig vermittelst eines Glasspatels auf tier Oberfl~che verteilt und die Platten alsdann unbedeekt ia einen Brutsehrank yon 40 bis 42 o gebraeht. Nachdem im Verlauf yon etwa 2 Stunden die auf den Platten stehende Flfissigkeit zum Yerdunsten gebraoht worden war, wurdeu sie bedeckt und 20 Stunden bei 37 ~ bebr~tet. Der u dieses Ver- fahrens besteht einmal darin, dal~ eine immerhin betr~ichtliche ~enge yon Wasser zur Untersuehung gelangt und ferner darin, dab dutch die Ein- wirkung einer Temperatur yon 42 0 bereits e ia sehr grol3er Teil yon Wasserbakterien zugrunde geht, wohingegen Ruhr- und Typhusbazillea dadurch nieht gesch~digt werden. Die Zahl der in diesem Brunnenwasser enthaltenea Ruhrbazillen betrug durchschnittlich 4 bis 5 in 1 ~162

Stature 3~. Entst~.mmt eiae~: Hausepidemie, die in einem Damen- stilt zwei ~iltere Damen und ein Dienstmhdchen ergriff und mittelschwere F~lle betraf. Nur bei einer der erkrankten Personen gelang es, aus den typischen, blutigschleimigen Ruhrstfihlen den Erreger zu ztiehten.

Stature 32 und 33. Diese St~mme betreffen ebenfalls eine kleine Hausepidemie, welche die Mutter und zwei Kinder einer Familie in Restock befiel. In den Stfihlen tier beiden Kinder, die nach der Genesung der Mutter ziemlich sehwer erkrankten, wurden Ruhrbazillen veto Typus K r u s e - S h i g a nachgewiesen, wie ich hier bemerken mSchte, die einzigen dieser Art, die es mir in Restock aus den St~hlea Ruhrkranker zu zfichten gelang.

Stature 34 und 35 entstammen sporadischen Fiillen in Restock und stehen zeitlich und 5rtlieh in keinem Zusammenhang. Interessant ist namentlich der letzte Fall wegen seines klinischen Verlaufes. Die Patientin, eine hltere Frau[~ erkrankte ziem]ich plOtzlich mit heftigen Durchf~l!en, Erbrechen, Fieber und SchfittelfrOsten. • die Durchfhlle sich h~uften und einen stark blutigen Charakter. annahmen, entschlol~ sieh Patientin, am 4. Tage einen Arzt zu Rate zu ziehen. Der an diesem Tage zur Unter- suohung gelangte Stuhl, etwa 300 ~or~, bestand fast aussehlieBlich aus Blur und Sehleimhautfetzen; f~kulente Bestandteile waren makroskopiseh in ihm nicht wahrzunehmen. • den 8ehleimflocken wurden fast in Reinkultur Ruhrbazilleu geztichtet. Tretz dieser schweren Darml~sion erholte sich die Patientin auffallend schnelh Die Stable warden am 6. ]:age wieder

18"

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f~kulent und am 8. Tage konnte sie bereits auf ihren Wunsch aus der Behandlung entlassen werden.

i u f alas Verhalten des Blutserums der erkrankt Gewesenen gegenfiber den homologen St~mmen komme ich an sp~terer Stelle noch zuxfick.

Allgemeines fiber Form, flrSl~e und F~rbbarkeit der Ruhrbazillen.

Die Ruhrbazillen stellen kurze, plumpe St~bchen yon 1 bis 2 ~ Dieke und 2 bis 2.5 ~ L~nge dar. In Form und GrS]e kommen jedoch bei den einzelnen St~mmen innerhalb gewisser Grenzen Abweiehungen vor. W~h- rend einzelne St~mme mehr schlanke typhus~hnliche Formen aufweisen, n~hern sich die meisten in ihrem Aussehen mehr der Kokkenform. Im allge- meinen sagen ihnen sehwach alkalische N~hrbSden am besten zu. Auf szhwach saueren N~hrsubstraten waehsen die Bazillen stellenweise zu langen F~den aus, an denen die Erscheinung der Plasmolyse wahrzu- nehmen ist. Daneben kommen auch kolbige, sieh szhlecht f~rbende Involutionsformen vet. Alle zur Ruhrgruppe gehSrenden Bazfllen er- mangeln der Eigenbewegung, zeigen aber lebhafte ]Kolekularbewegung, die einzelne Forscher wie Shiga (10) und F l exne r zun~ehst veranlal3te, eine m~ige Eigenbewegung fiir ihre St~mme in Anspruch zu nehmen. Diese Streitfrage ist abet l~ngst zugunsten der Kruseschen Anschauung yon der Unbeweglichkeit der Ruhrbazillen entschieden worden. ]Hit den ge- br~uchlichen Anilinfarbstoffen f~rben sieh die Ruhrbazillen gut, der Gramsehen F~rbmethode gegenfiber verhalten' sie sich negativ.

In Peptonfleischwasserbouillon zeigen sie fippiges Waehstum unter Bfldung eines nach einigen Tagen auftretenden m~Bigen Bodensatzes.

Indo l gelang mir selbst an 3 Wochen alten Bouillonkulturen bei keinem meiner St~mme naehzuweisen.

Gela t ine wird nicht verfli]ssigt. In Gelatineplatten sind die tief- liegenden Kolonien rund und feingekSrnt, die oberfl~chlichen ~lmeln mit ihren schwaeh gelappten R~ndern sehr denen des Typhusbacilius.

I n Gelat inest ichkul turen zeigen die meisten St~mme naeh 8 bis 14 Tagen mehr oder weniger ausgepr~igtes flasehenbfirstenartiges Waehstum, wie es ffir den Rotlaufbaeillus charakteristiseh ist.

• Gelat ineschr~gkulturen entwickelt sich naeh einigen Tagen ein zarter, gleiohm~13iger, grauweil3er Uberzug mit weinblattartig aus- gebuehteten R~ndern. D i e Erscheinung, dab nach einigen Woohen die Gelatine sich br~unlich verf~rbt, was Kruse (11) als charakteristisch ffir die echte Dysenterie ansieht, babe ich auch bei einigen Pseudoruhr- st~mmen beobaehtet.

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Milch wurde yon keinem meiner St~mme, aueh naeh mehreren Woehen nieht, zur Gerinnung gebracht.

I n Laekmusmolke tritt nach 24st0ndiger Bebrfitung ein leicht rhtlieher Farbenton auf, der nach weiteren 24 bis 48 Stunden einer intensiven Blauf~rbung weicht. Die Schnelhgkeit, mit weleher der Farben- umschlag einzutreten pflegt, ist bei den einzelnen St~mmen verschieden.

N e u t r a l r o t a g a r ohne Zusatz yon Traubenzueker wird in Stich- kulturen yon der 0berfl~iehe nach der Tiefe zu fortschreitend im u yon etwa 8 Tagen aufgehellt. Schneller tritt diese Erseheinung bei Neu- tralr0t-Sohr~gagarrhhrehen auf.

I n Traubenzuckeragar-St iehkulturen tritt iippiges Wachstum ent- lang des Impfstiches ohne siehtbare Gasentwicklung ein.

Auf L a c k m u s m i l e h z u c k e r a g a r , den ieh aussehlieBlich zum l~aeh- weis yon Ruhrbazfllen in dem fibersandten Untersuchungsmaterial ver- wandte, bilden sie runde, saftige, heilblaue Kolonien, die sich yon denen des Typhus nioht unterscheiden. Der N~hrboden selbst zeigt nach einigen Tagen intensive Blauf'~rbung.

P e p t o n a g a r- Schr~gkulturen weisen einen wenig charakteristisehen, grauweiBen, saftigen Belag aufi Unterschiede sind insofern wahrzunehmen, als einige St~mme ganz konstant yon jeher ein fippigeres Wachstum zeigten, als andere, eine Erseheinung, auf die aneh Kruse (11) bereits hin- gewiesen hat. Tiefliegende isolierte Kolonien bilden in zwei- oder hhher- prozentigem Agar regelm~13ig Wetzsteinform , eine Eigentfimlichkeit, welche die Ruhrbazillen mit vielen anderen Vertretern der Typhus-Coli-Gruppe teilen und die durch die Sprhdigkeit des N~hrbodens bedingt ist. Das Zustandekommen dieser Form gesehieht etwa in folgender Weise. Dutch die kr~ftig wachsende junge Kolonie wird tier N~hrboden an der be- treffenden Stelle auseinandergedr~ngt; sobald nun seine Elastizit~tsgrenze fiberschritten ist, kommt es zu einem feinen RiB, der infolge des Druekes der Kolonie und tier im N~hrboden herrschenden Spannungsverh~ltnisse alsbald die oben erw~hnte Wetzsteinfonn annimmt. In 1/2prozentigem Agar bleibt diese Erseheinung aus, in solchem sind die tiefliegenden Kolonien fund und gleichen vollkommen den tiefhegenden Kolonien in einer Gelatineplatte.

Auf eine ffir alle Ruhrst~mme eharakteristisehe Eigenschaft mhchte ich an dieser Stelle etwas n~her eingehen, n~mlieh auf ihre u sekund~re Oberfl~ehenkolonien zu bilden, eine Erscheinung, die auch yon Pre isz (12) und E i senberg (18) bereits beobachtet wurde. Auf mehrere Tage alten Agarkulturen, die naeh 16 bis 24stfindiger Bebriitung bei 37 ~ vor Licht gesehfitzt bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden, bilden sich h~ufig zun~chst winzig kleine, runde, glasige Erhebungen. Im Laufe der

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n~ichsten Tage ~ndert sich dieses Aussehen; die Kolonien nehmen an Breite und Dicke zu und bekommen ein intensiv weiBes porzellanartiges Aussehen, wodurch sie sich yon dem prim~ren grauweil3en Bakterienrasen soharf abheben. Die Zahl der auf diese Weise entstehenden sekund~ren Kolonien ist sehr wechselnd; manchmal finden sie sich nur ganz ver- einzelt, zuwefien abet ist, wie Fig. 2 S. 279 zeigt~ die Kultur dicht mit ihnen bestanden. Zeitlich l~il~t sioh far ihre Eutstehung keine Norm auf- stellen. Frfihestens babe ich das Auftreten yon Sekund~rkolonien nach 3 Tagen beobachtet, zuweilen aber entwickeln sie sich erst nach 2 his 3 Woollen und noeh sparer. Femer kann in demselben KulturrShrchen die Neuentwicklung soleher Kolonien woehenlang andauern:, so dab man in ein und demselben RShrchen Sekund~rkolonien in den verschiedensten GrSl3en, yon Stecknadelkopf- bis HirsekorngrSBe finden kann. Eine Schr~gagarkultur des Stammes 23 Bew., die versiegelt 6 ~[onate im Dunkeln aufbewahrt worden war und bis dahin keine Sekund~rkolonien gebildet hatte, zeigte sich 3 Tage sparer, nachdem sie zwecks Entnahme einer Probe ge5ffnet worden war, dicht mit etwa 100 soloher Kolonien yon 1/, m~ Durchmesser besetzt. Charakteristiseh far die Sekund~rkolonien ist die Eigentfimlichkeit, dab sie den Rand des urspriinglichen Bakterien- rasens: nicht zu fibersehreiten pflegen, wie dies auch aus den Figg. 1 bis 3 ersichtlieh ist. Dem N~hrboden zugesetzte Farbstoffe werden yon ihnen nieht aufgenommen. Fig. 3 zeigt eiu ~[altoselackmusagarrShrehen; w~hrend tier prim~re Kulturrasen bier ein blaugraues Aussehen hat, sind die Sekund~rkolonien rein weiB. Das Temperaturoptimum ffir ihre Entwick- lung liegt naeh meiner Erfahrung bei 15 bis 180 C: RShrchen mit jungen SekundErkolonien in einen Brutsehrank yon 380 C gebracht, zeigten entweder nut eine sehr kfimmerliche Weiterentwicklung oder sogar ein baldiges Absterben. Ffir den mit der Bildung solcher Sekund~r- kolonien nicht Vertrauten werden sie zun~chst den Eindruck yon Ver- unreinigungen machen. Ieh babe anfangs auch diesen Yerdacht gehegt, aber alle meine Versuohe, fremde Organismen in den Sekund~rkolonien nachzuweisen, haben ein negatives Resultat gezeitigt; stets liet3en sieh aus ihnen nut Reiukulturen des betreffenden Ruhrstammes zfiehten, die sich in chemischer and biologischer Hinsicht nicht im mindesten yon der ursprfinglichen Kultur unterschieden. I n mit A]kohol geh~rteten und mit ~ethylenblau gef~rbten mikroskopischen Ausstrichpr~paraten yon jungen, etwa 8 Tage alten Sekund~irkolonien sieht man neben der Mehr- zahl sich gleiehm~13ig gut f~rbender Bazillen yon normaler GrSBe und Form zahlreiche intensiv dunkel gef~rbte Individuen mit spitzer zu- laufenden Enden. Fonnen, die nach ihrem tinktoriellen Verbalten als echte Sporen anzuspreehen wSren, lassen sichjedoch nicht nachweisen.

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Pr~parate yon etwa 4 Wochen alten Sekundiirkolonien zeigen ein anderes Bild. Hier sind Fadenformen, die h~ufig an L~inge dem Durchmesser des Gesichtsfeldes gleichkommen, vorherrschend, daneben finden sich auch Involutionsformen mit kolbigen und tonnenfSrmigen Auftreibungen, die den Farbstoff nur sohlecht annehmen. Hervorzuheben ist, dab den Indi- viduen der Sekundiirkolonien eine hohe Lebensf~higkeit zukommt. Wenn bei mehrere Monate alten Kulturen der primate Bakterienrasen l~ngst abgestorben ist~ lassen sich aus den Sekund~rkolonien durch Uberimpfen

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Fig. 1. Fig. 2. F i g . 3.

immer noch fippige Kulturen erzielen, die abet ihrerseits nur in seltenen Fhllen wieder Sekundfirkolonien bilden. Charakteristisch ist ferner, dal3 diese Sekund~irkolonien niemals regelm~il3ig in allen KulturrShrchen auf- treten. Bei den alle Monate vorgenommenen Uberimpfungen der Kul- turen stellte sich heraus, dab immer nut ein Tell tier Sthmme Sekund~ir- kolonien gebildet hatte, wie aber eine 2 Jahre hindurch darfiber geffihrte Statistik ergibt, traten sie gelegentlich bei allen Stiimmen, sowohl denen

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der echten, wie' der Pseudodysenterie auf. Wfllkiirlich Sekund~kolonien zu erzeugen, ist mir bisher nicht gelungen.

Ich komme nun zu der interessanten Frage: Woher beziehen diese Kolonien ihre N~hrstoffe, und was haben sie fftr eine Bedeutung?

Ich erw~hnte bereits, dab Sekund~rkolonien nioht fiber den Rand des prim~iren Bakterienrasens hinauszuwachsen pflegen; des weiteren l~Bt sich dutch Versuche feststellen, dab eine mehrere Tage alte Kultur die in einem Schr~gagarrShrchen vorhandenen N~hrstoffe vollkommen erschSpft. Enfernt man n~mhoh yon einem 3 Tage alten Agarkulturr5hrchen den Bakterienrasen dutch Abkratzen mit einem Platinspatel und impf~ auf diese abgeschabte Stelle neues Bakterienmaterial yon Sekund~rkolonien, so tritt keine sichtbare Yermehrung yon Bakterienmasse ein, bringt man dagegen yon einer jungen Sekund~rkolonie material auf eine andere Stelle des prim~ren Bakterienrasens, so finder deft eine Weiterentwicklung der Sekund~rkolonie statt. Ich glaub% dab man nach diesen Yersuchen zu der Annahme berechtigt ist, dab die Sekund~rkolonien das zu ihrem Aufbau efforderliche Material aus dem prim~ren Bakterienrasen schSpfen, ihre Individuen also gewissermaBen ein Kannibalendasein ffihren. Ffir die Annahme, dab sie sich yon den Zerfallsprodukten ihrer untergegangenen Genossen ernRhren, wtirde auoh tier Umstand sprechen, dab die Sekund~ir- koloniea erst dann zur Entwicklung gelangen, wenn bereits ein massen- haftes Absterben yon Individuen in den ursprfinglichen Bakterienrasen stattgefunden hat, was nach 3 bis 4 Tagen tier Fall zu sein pflegt. Untersuehungen, die ich nach dieser Riehtung hin anstellte, indem ieh in Aufschwemmungen yon 4 Tage alten Agarkulturen einmal die Zahl der in 1 o~m enthaltenen Bazillen dutch Z~hlen mit dem Thoma-ZeiB- schen" Apparat feststellte, andererseits durch Auss~en in G elatineplatten die Zahl der in dem gleichen Volumen enthaltenen keimf~higen Individuen bestimmte, ergaben, dab yon 45000000 Bazillen nut 40000 zur Aus- keimung gelangten. Dieses Zahlenverh~ltnis verschiebt sieh im Laufe der Zeit immer mehr zuungunsten der keimf'~higen Individuen. Der Grund ffir das manchmal erst nach mehreren Wochen stattfindende Erscheinen yon Sekund~irkolonien ist vielleicht zu suchen in dem u einer grSBeren oder geringeren Menge der yon Conradi (14) festgestellten bakteriziden wasserlSslichen Giftstoff% die s ich in Ruhr- und Typhus- ktfituren bei Bruttemperatur bilden, deren Giftwirkung aber ira Laufe der Zeit abnimmt. Es wfirde danach erst zur Bfldung yon Sekund~r- kolonien kommen, wenn diese Stoffe dutch weitere chemische Umsetzungen ihre wachstumshemmende Wirkung verloren haben.

Sehr schwierig gestaltet sich die Beantwortung der Frage naeh dem Wesen und der Bedeutung dieser Sekund~rkolonien. u verdanken

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sie ihre Entstehung, wie auoh Pre i sz (12) annimmt, besonders resistenten lebensf~higen Individuen, vielleicht sind sie auch hervorgegangen aas Dauefformen, die als Produkt einer Zellverschmelzung nach Art tier Zygosporenbfldung bei den niedersten Tallophyten zu betrachten sind, und denen die Erhaltung tier Art obliegt. Inwieweit diese resistenten Formen bei der Weiterverbreitung der Rahrerkrankungen eine Rolle spielen, wie sie sich ferner gegenfiber Desinfektionsmitteln verhalten, muB weiterer Forsehang vorbehalten bleiben.

Verhalten der Ruhrbazillen gegeniiber verschiedenen Zuckerarten.

Dem Beispiele vieler Vorg~inger folgend, habe auch ich das Verhalten tier mir zur Yerffigung Stehenden Ruhrst~mme gegenfiber versohiedenen Zuckerarten sowie dem Mannit and Dulcit gegenfiber geprfift, um eventuell eine Klassifizierung der einzelnen Arten in dieser Richtung vornehmen zu kSnnen. Ich benutzte zu diesem Zweck Strichkulturen auf Pepton- fleischwasseragar mit Zusatz yon 1 Prozent der verschiedensten Zuokerarten und LackmuslSsung als Indikator. Das Ergebnis dieser Untersuchangen erhellt aus Tabelle A. Es ergibt sich daraus, dab die Honosaccharide yon allen St~mmen, sowohl tier echten, wie der Pseudodysenterie angegriffen werden, was sich dutch die starke RStung des N~hrbodens kandgibt. Anders gestalten sich die Verh~ltnisse bei den Disacchariden. Von diesen wird anscheinend nur die Maltose yon einer kleinen Anzahl yon St~mmen zersetzt, Milchzucker and Rohrzucker dagegen nicht. Ebensowenig scheinen die Tri- und Polysaccharide angegriffen zu werden. Bezfiglich des Mannits ergab sich die schon yon Len tz (21) beobachtete Tatsache, dab alle Arten yon Ruhrbazillen mit Ausnahme der ezhten Kruse-Shigaschen Dysenteriebazfllen die MannitrShrchen stark rSteten. Das zweifelhafte Ver- halten mehrerer St~mme wie Nr. 6 Pseudodysenterie A, Nr. 15 Niehaes, Nr. 17 Friemenjost gegenfiber der Maltose, indem die letztgenannten St~mme die MaltoserShrohen entweder nut im oberen Teil rSteten, oder aber die Farbe des RShrohens nach einigen Tagen wieder in Blau um- schlug, veranlat~ten reich, nach M.itteln und Wegen zu suchen~ am quanti- tativ festzastellen, ob und in weloher Menge die in Frage kommenden Zuckerarten zersetzt wurden, ttiefffir kam es nun zun~ehst darauf an, einen mSglichst einfachen flfissigen N~hrboden zu finden, der sich in seiner Zusammensetzang genau dosieren lieB und keine Fehl ingsche LSsung reduzierende Substanzen enthielt. Yersuche mit Fleischwasser- bouillon ergaben, was letzteren Punkt anlangt, schwankende Resultate, wegen des wechselnden Gehaltes des zur Herstellung des N~hrbodens vet-

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T a b e l l e k. Verhalten der Ruhrbazillen gegenfiber Lackmusagar mit Zusatz yon 1 Prozent verschiedener Zuckerarten, sowie yon ]Kannit und Dulcit.

Disaceharide [ Tri- Poly- Monosaceharide ' saccharid~ saccharide

S t a m m ~ ~ ~

Sehr~t;er . . . . . ++ Flexner . . . . . + Dysenter ie Kruse . Pseudodysenter ie D §

,, k ++

Flexner Bremen i i P s e u d o r u h r Bremen I

Kruse Bremen .

. . . . . . !iii Reuter . . . . . . Riehmi i l le r . . . . Wieh le r . . . . . N i eh u es " ~ + +

Fr i emenjos t . . . . ++ Ooolt . . . . . . Miiller ] I . . . . . Kel]ler . . . . . . ! Wi l l . . . . . . H § Fefezak . . . . . Bew . . . . . . . De t tm . . . . . . . D raw . . . . . . . 8chtz . . . . . . . + Wlf. . . . . . . Grassm . . . . . . A l lwt . . . . . . . H~0 Toi tenwinkel . DSbber t in . . . . .

E. Bahl . . . . . Burmeis te r . . . . Lueczinska . . . .

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 141 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 3t 32 3a! 341 3 5

+ +

+ + + + §

-II + - I +

§ + + § § § § + § § § § § §

-t- + § §

§

Es bedeu~e~: + --- RStung des N~ihrbodens dureh starke S~tu'ebildung, - - = Bl~iuung dureh vermehr te Alka l ib i ldung , 4- -- weehselndes Verhal ten .

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wandten Fleisohes an Fleischzucker. Bei Verwendung yon Peptoa traten ebenfalls in wechselnder Menge reduzierende Substanzea auf, welche diesen kompliziert aufgebautea Stoff ffir gedachtea Zweck als nicht ge- eignet ersoheinen lieBen.

Nach vielfaehea Versuchea in dieser Riehtung fand ich in dem Ovimukoid des HfihnereiweiBes einen geeignetea Ersatz. Es wurde naeh Cohnhe im (15) zuerst yon N e u m e i s t e r und Salkowski gefundea und you M S r a e r als ein Glykoproteid erkanat. Es ist im EiereiweiB in einer Menge yon etwa 11 Prozent enthalten, wird durch Erhitzen nieht koagu- liert und durch Essig-, Salz- und Salpeters~ure nicht gefAllt, wohl abet durch Gerbs~ure, Phosphorwolframs~ure, Bleiazetat und Alkohol. In kaltem Wasser quillt es aur, 15st sich in heiBem Wasser und bleibt nach dem hbkiihlen in LSsung. Der N~hrboden wird nun in folgender Weise hergestellt. 45.0gm getrocknetes tIfihnereiweiB werden i n 1000 c~ kalten Wassers gelSst; alsdann wird die LSsung 1 Stunde im Dampftopf gekocht, wobei das Albumin und Globulin koaguliert, and die Flfissigkeit noeh heiB filtriert. Das Filtrat stellt eine vollkommen klare, leicht gelb- lich geffirbte Flfissigkeit dar, die sich selbst bei stundenlangem Kochen nicht mehr triibt und Feh l ingsche LSsung nicht reduziert. Die Menge des Stickstoffs betr~gt in dieser LSsung bei Verwendung yon 45.0~ rm EiweiB auf 1000 ~ Wasser, nach Kje ldah l bestimmt und auf EiweiB umgerechnet, 0 .5 Prozent. Dieser EiweiB15sung werden dana noch 0.5 Prozent Kochsalz, 0.5 Prozent der betreffenden Zuokerart und Natriumkarbonat bis zur sehwach alkalischen Reaktion zugesetzt und die sterilisierte LSsung zu den Versuchea verwandt. Die Zuokerbestimmungen wurdea naeh dem Allihaschen Verfahren vorgenommen. Ftir die Ver- suche mit Maltose wurde nut reine K ahlbaumsohe Maltose verwaadt, weft sioh herausstellte, dab viele andere Pr~parate des Handels mehr oder weniger st~rkehaltig waren.

Meine Untersuchungen batten nun das fiberraschende Ergebnis, dab s~mt l iche yon mir u n t e r s u o h t e a St~mme, sowohl die der ech ten K r u s e s c h e n Dysen te r i e wie die der P s e u d o d y s e n t e r i e , die F l e x n e r s c h e n St~mme e iabegr i f fen , in e rheb l ichem MaBe die Mal tose , in ge r inge rem Grade abe t auoh den Mi lchzucker z er s e t z t e n, woraus sich eine noch viel engere Verwandtschaft zwischen den einzelnen St~immen, als bisher angenommen wurde, ergibt.

Wenn trotz der mit erheblicher S~iurebildung einhergehenden Zer- setzung der Kohlehydrate in den Lackmusmaltose- und Lackmusmilch- zucker-AgarrShrchen bei den meisten Ruhrst~mmen eine RStung des N~hrbodens nicht eintritt, so ist der Grund hierfiir darin zu suchen, dab einzelne St~mme in der gleichzeitigen Zersetzung tier EiweiBk5rper und

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284 Wn~TE~:

der damit einhergehenden Bildung yon Ammoniak eine grSBere Energie zeigen als andere. Solange die S~ure- und Alkalibfldung sich das Gleich- gewicht halten, wird die Farbe des N~hrbodens nicht ver~ndert werden; ein ganz geringes ~berwiegen nach der einen oder anderen Seite wird abet bei der Empfindlichkeit des Lackmusindikators eine RStung oder Blauf~rbung des N~hrbodens hervorrufen. Ferner kann, sobald durch die bei der Zersetzung des Kohlehydrates gebfldete S~ure eine die Lebens- t~tigkeit der Ruhrbazi]len hemmende Wirktmg ausgelSst wird, die Pro- duktion yon Ammoniak dutch Zersetzung des ffir die Ruhrbazillen an- soheinend leichter angreifbaren EiweiBmolekfils die Oberhand gewinnen.

Fig. 4.

Es wird in solchen •fillen die anfangs rote F~rbung des Iq~ihrbodens nach einigen Tagen in eine blaue umschlagen. Wit wiirden hiernach bei den einzelnen, anscheinend sehr voneinander abweichenden ~ St~mmen in ihren chemischen Leistungen keine qualitativen, sondern nut quanti- tative Unterschiede haben.

Um das Fortschreiten der Zersetzung der Kohlehydrate in' ein' Und demselben Kulturkolben l~ngere Zeit beobachten zu kSnnen, stellte ich mir den oben abgebildeten Apparat (s. Fig. 4) zusammen. Dieser er- mSglicht es, zu jeder Zeit beliebig groBe Mengen tier Kulturflfissigkeit steril zu entnehmen und hat auBerdem den Vorzug, keinen groBen Raum zu beanspruchen, wodurch die Unterbringung mehrerer auf diese Weise

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CHE~. U. BI0]50@. EIGENSCHAFTEI~ YON ~UHRBAZI]ST,EI~. 285

armierter Kulturkolben in einem Brutschrank yon fiblichen GrSBen- verh~ltnissen ermSglicht wird.

In Fig. 4 bezeiehnet a den etwa 500 ~m fassenden Kulturkolben mit dreifach durchbohrtem Gummistopfen. Dureh letzteren ffihrt das bis auf den Boden des Kolbens reichende Steigrohr b m i t einem zu einer Spitze ausgezogenen gl~sernen Ansatzstfick h, das durch ein mit Quetschhahn versehenes Gummirohr mit dem Steigrohr verbunden ist. Das Ansatz- stfick ist durch ein darfiber gezogenes am ~uBeren Ende verschlossenes Gummirohr, das nach jedesmaliger Entnahme yon Kulturfliissigkeit duroh ein neues steriles ersetzt wird, gegen Infektion yon auBen gesiehert, c ist das Rohr fiir den Eintritt der Druckluft, an ihm befindet sieh ein Watte- filter i; d ist ein kurzes Glasrohr, duroh welches die Kolbenflfissigkeit mit der betreffenden Bakterienar~ infiziert wird und das nach erfolgter Infektion versiegel~ wird; e stellt eine Waschvorlage mit I promilliger SublimatlSsung dar, um Keime, die bei dem Einblasen yon Luft dutch das Mundstfiek f das Wattefilter g noch passiert haben sollten, zurfick- zuhalten. S~mtliche Verbindungsstellen yon Glas und Gummi "sind mit alkoholischer SchellacklSsung gedichtet. Es gelingt vermittelst dieser ein- faehen Anordnung, die Kulturkolben monatelang vor u zu schfitzen. Zur Kontrolle wurden yon der jeweilig entnommenen Kultur- flOssigkeit Strichkulturen auf Lackmusagarplatten augelegt.

Ich lasse nun einige Tabellen (Tabelle B und C) folgen, die AufschluB geben fiber die Menge der zersetzten Kohlehydrate, der dabei gebfldeten freien S~ure, sowie fiber das zahlenm~Bige Wachstum der Bakterien.

Auffallend in diesen Tabellen ist die stetig in grSBerem oder ge- ringerem ~iaBe wiederkehrende Erscheinung, dab naoh einiger Zeit die ~[enge des reduziertea Kupfers, anstatt welter abzunehmen, wieder an- steigt. Am deutlichsten kommt diese Erscheinung in den Maltosetabellen zum Ausdruck. Man kSnnte ja zun~chst an einen • denken; betreffs dieses Einwurfes mSchte ich bemerken, dab alle erhaltenen Werte dutch Kontrollanalysea gesichert wurden, und das Resultat nur als be- weisend angesehen wurde, wenn die erhaltenen Werte um hSchstens 0.5 mg ffir 25 ~~ Untersuchungsmaterial differierten. Gegen Analysen- fehler sprach ferner auch die Regelm~Bigkeit, mit der diese Erscheinung auftrat. u man nun die Menge des reduzierten Cu mit der Zahl der jeweilig im Kolben enthaltenen keimfhhigen Bazillen, so findet man, dab eine gesteigerte Reduzierung yon Cu gewShnlich dann beobachtet wird, wenn kurz vorher ein massenhaftes Absterben yon Bazillen statt- gefunden hat. Diese beiden in Parallele stehenden Tatsaehen legten die Vermutung nahe, dab in den abgestorbenen Bazillenleibern eiae redu- zierende Substanz gebildet wurde. Dutch folgenden u wurde diese

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286 WINTER :

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-2~8 WINTER:

u best~itigt. Eine in tier oben angegebenen Weise hergestellte Eiereiwei615sung, die auf das Fehlen yon Cu reduzierenden Substanzen bin geprfift worden war~ wurde mit verschiedenen RuhrstfLmmen infiziert und die einzelnen Kulturkolben nach 8 t~giger Bebrfitung untersucht. Es stellte sich dabei heraus, dal3 die Kulturfifissigkeit mit den darin suspen- dierten Bakterienleibern geringe Mengen Cu, in einem Falle 3m~ ffir 25 ~cm Untersuchungsmaterial reduzierte~ wohingegen das durch Tonfilter yon den Bakterienleibern befreite Filtrat keine reduzierenden Substanzen mehr enthielt. Auffallend ist ferner ein h~ufig zu beobaehtendes Schwanken der Bakterienzahl und ein damit Hand in Hand gehendes Auf- und Absteigen der S~ureproduktion, eine Erscheiaung, auf die auch R iemer (20) in seiner Arbeit fiber den Stoffwechsel des Staphylococcus aureus hinweist. Bemerken mSchte ich noch, dab die Versuchskolben wfLhrend tier ganzen Dauer der Beobaehtung im Brutsehrank bei 37 ~ C aufbewahrt wurden und immer nur zwecks Eatnahme yon Proben auf kurze Zeit aus ibm herausgenommen wurden. Durch Ausstriche auf Laekmusmilchzuckeragar wurde naeh jeder Entnahme die Kulturflfissigkeit auf Reinheit geprfift.

Meine Untersuchungen erstreckten sich dann weiter auf die bei der Zersetzung yon Maltose und Milchzucker gebfldeten Stoffweehselprodukte. Als st~ndiges Spaltungsprodukt wurde in allen F~llen neben Kohlens~ure Alkohol, jedoch immer nur in geringen 5Iengen gefunden. Zu seinem Nachweis wurden 500 ~m einer 3 Wochen alten Maltose-Eiweit315sungkultur nach Neutralisation mit Natriumkarbonat im strSmenden Wasserdampf fiberdestilliert. Das Destillat wurde noehmals rektifiziert und 5 c~ des so gewonnenen Materials mit Natriumkarbonat und w~Briger /lodlSsung versetzt. Das hierbei sieh bildende /Iodoform wurde sowohl dutch den Geruch, als auch milrroskopisch dutch die typisehen Kristalle als solehes erkannt. Bei der Destillation im strSmenden Wasserdampf. gingen ferner noch betr~ehtliehe ~engen yon Sehwefelammon und freiem Ammoniak fiber. Sehwefelwasserstoff wurde naehgewiesen mit Bleipapier, Ammoniak dureh Laekmuspapier und NeBlersehes Reagens. Des weiteren wurden dann die gebildeten flfichtigen S~uren bestimmt. Der nac, h obiger Destil- lation im Kolben verbleibende Tell wurde mit Phosphors~ure stark an- ges~uert und tier Destillation im strSmenden Wasserdampf uuterworfen. Das Destillat roeh intensiv nach Butters~ure. An den kfdteren Teilen des Kfihlrohres, sowie auf der Oberfl~ehe des Destillates schieden sieh weige sehollige Massen, bestehend aus hSheren in Wasser unlSslichen Fettsfmren, ab. Sie konnten wegen ihrer geringen gengen im einze!nen chemiseh nicht identifiziert werden. In Betracht kommen Capron-, Capryl- Caprins~ure. Naehdem letztere dutch Filtration yon dem Destillat ge-

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CHEM. U. ]~IOLOG. EtG:ENSCHAFT]~N YON RUHRBAZIL~EN. 2 8 9

schieden waren, wurde es his auf wenige Kubikzentimeter auf dem Wasser- bade eingeengt, der iibrig b[eibende Anteil mit verdiinnter Schwefels~iure und :absolutem Alkohot versetzt und der Destillation unterzogen. Das Destillat wies den ftir Buttersaureesther charakteristischen Geruch nach Ananas aufi Die auf dem Filter zurfickgebliebenen weiBen Sehollen zeigten unter dem Mikroskop aus einer LSsung in Jkther auskristallisiert das typische Bild tier aus bfischelfSrmig angeordneten feindn Nadeln be- stehenden Fetts~urekristalle. Aus den Milchzuekerkolben wurden die gleichen Produkte, wie aus den Maltosekolben gewonnen. Der Versuch, etwa vorhandene Milchs~iure als milchsaures Zink nachzuweisen, hatte negatives Ergebnis, dagegen traten hierbei stechend riechende Di~mpfe, he~Tiihrend yon niederen Fetts~uren, Ameisensgmre und Essigs~ture auf. Erstere liet3 sich dutch ihr ReduktionsvermSgen ffir alkalische Silbernitrat- 10sung identifizieren.

Bildung yon riechenden Substanzen.

Eine eharakteristisehe Eigenschaft vieler Ruhrst~mme ist die: bei Zfich'tung auf den gebri~uch]ichen N~ihrbSden stark riechende Substanzen zu bflden. W~ihrend einige St~mme, namentlich auf Peptonagar und in :Bouillon gezfichtet nur den leicht aromatischen Gerueh des N~hrbodens aufi~eisen, tritt bei anderen ein intensiver Geruch nach Sperma auf, wie ihn z. B. die Blfiten der Rot3kastanie verbreiten. Bei wieder anderen erinnert der mehr stechende Geruch an eine Mischung yon Trimethyl- amin und 2~mmoniak. Bei einigen St~immen, wie Nr. 18 Goolt und Nr. 11 Kiihl, ist der Geruch so intensiv und charakteristisch, dab man sie dadurch leicht aus der groBen Zahl der anderen Stfimme herausfindet. Hervorzuheben ist die Konstanz, welche die einzelnen Stgtrame in dieser Hinsicht zeigen. Zwar gelingt es durch l~ngere Zeit fortgesetztes Zfiehten auf sehwach saueren N~hrbSden die F~higkeit eines Stammes, riechende Substanzen zu bilden, etwas herabzumindern, sobald aber der betreffende Stature wieder auf einen ibm zusagenden alkalisohen N~hrboden gebracht wird, tritt der charakteristische Gerach wieder in der gleichen IatensitgL~ auf. Andererseits ist es mir bisher durch die verschiedenstea Kultur- versuche nicht gelungen, einen geruchlosen Stature dazu zu bringen, riechende Stoffe zu bilden. In diesem Yerhalten ist nach nunmehr 3j~ihriger Beobaehtungszeit bei keinem der Versuchsstgtmme eine s rung eingetreten. Auffallend ist ferner, dal3 unter den Kulturen Nr. 23 bis 29, die alle aus derselben Anstalt stammen und in ihrem sonstigen chemisehen und biologischen Verhalten nicht voneinander zu unterscheiden sind, woraus man auf eine gemeinsame • schlieBen kann~

Zeitsehr. f. Hygiene. LXX 19

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290 WINTER:

Nr. 25 Draw. und Nr. 27 Wlf. einen sehr starken Geruch aufweisen, wohingegen die fibrigen geruchlos sind. ]Kan kSnnte geneigt sein, aus diesem Verhalten den SchluB zu ziehen, dab die F~higkeit riechende Substanzen zu bilden yon einzelnen Stgtmmen bei der Passage durch den menschlichen Organismus erlangt wird.

Um diese riechenden Substanzen chemisch nhher zu bestimmen, wurde in folgender Weise verfahren: 500 o~m einer 14 Tage alten Bouillonkultur des stark riechenden Stammes Nr. 15 Niehues wurden mit Kalkmilch im OberschuB versetzt und im Wasserdampfstrom in eine Vorlage mit ver- dfinnter Salzs~ure iiberdestilliert. Das sauer reagierende Destillat wurde auf dem Wasserbade bis zur Trockne eingedampft und der Rfickstand mit 96 prozentigem Alkohol ausgekocht, wobei die Chloride der organischen Basen, nicht abet das beigemengte Chlorammonium in LSsung gingen. Nachdem letzteres durch Filtration abgeschieden war, wurde das Filtrat zur Trockne eingedampft, der Salzrfickstand nochmals mit Kalkmilch ver- setzt, fiberdestilliert und das fibergehende Gas in Wasser aufgefangen. Das Destillat wies deutlichen Geruch nach tteringslake auf, was auf das Vorhandensein yon Trimethylamin schlieBen lieB. Dutch Zusatz einer geringen Menge dieses Destillates und weniger Tropfen einer stark ver- dfinnten SchwefelammonlSsung zu 2prozentigem Peptonagar lieB sich kfinstlich ein Geruch hervorrufen, welcher dem durch den Stature Niehues auf den Kulturplatten erzeugten sehr ~hnlich war.

Lebensdauer tier Ruhrbazillen auBerhalb des menschlichen K~rpers.

~'ber die Lebensdauer der Ruhrbazillen in Wasser weichen die An- gaben in tier Literatur sehr voneinander ab, was wohl hauptshchlich dem Umstand zuzuschreiben ist, dab die Versuohe unter verschiedenen Be- dingungen, namentlioh was Temperatur- und Lichtwirkung anlangt, vor- genommen wurden. Naeh den Untersuchungen yon P f u h l (16) halten sich Ruhrbazillen in Wasser yon 7 his 100 C 9 Tage lang, in solchem yon Zimmertemperatur 5 Tage, nach Kar l insk i (17) in nicht sterilem keimarmen Wasser bis zu 81 Tagen, nach Vincen t (18) in sterilem destillierten Wasser 12 bis 14 Tage, in unreinem FluBwasser nur 2 bis 6 Tage lebensf~ihig. D o m b r o w s k i (25) konnte sie in sterilisiertem Leitungswasser noch nach 74 Tagen nachweisen. Meine Untersuchungen in dieser Richtung ergaben ebenfalls sehr wechselnde Resultate. Ver- wendet wurde zu allen diesen Versuchen tier Stature Nr. 23 Bew. Uater den gleichen ~uBeren Bedingungen, bei Zimmertemperatur unter Licht- abschtuB aufbewahrt, liel~en sich Ruhrbazillen in einem Falle noch nach

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CHE.'~L U. BIOLOG. ~IGENSOHAFTEN VON I~U~BAZILLEN. 291

122 Tagen,. in einem anderen Falle nut noch bis zu 15 Tagen im Leitungswasser nachweisen. Etwas ~hnliches: beobachtete Pfuh l (16), der analoge Versuche mit Selterswasser anstellte. Bei einem Versuche hielten sich die Ruhrbazillen 27 Tage, bei einem anderen nur 15 Tage keimf~hig. Er war geneigt, den Grund dieses wechselnden Verhaltens in der verschiedenen Zusammensetzung des Selterswassers zu suchen. Meine Yersuche stellte ioh an mit 1 Liter haltenden Glaskolben, die in der in Fig. 4 dargestellten Weise armiert waren. Es stellte sich nun bei den Versuchen die Tatsache heraus, dab je grSBer die anf~ngliche Zahl der keimf~higen Bazillen im Versuchskolben war, desto l~ngere Zeit lieBen sich lebende Individuen darin naohweisen. So wurden in einem FaUe, in dem die Zahl der Bazillen bei Beginn des u 800000 pro 1 ~om betrug, bis zum 122. Tage lebende Bazillen gefunden. In einem anderen Falle mit einer Anfangszahl yon 48 000 pro 1 r176 erwies sich das Wasser nach 15 Tagen steril. Eigentlich sollte man ja alas umgekehrte Yer- hhltnis erwarten, ausgehend yon der Annahme, dab bei den im Leitungs- wasser vorhandenen geringen l~Iengen yon Nahrungsstoffen eine kleine Anzahl Bazillen ihr Leben l~nger fristen kSnnte, als das Vielhundertfache ihrer Zahl. Es wfirde dieses anscheinend paradoxe Verhalten dann so zu erkl~ren sein, dab eine Anzahl yon besonders resistenten Individuen ihre Subsistenzmittel aus der Leibessubstanz ihrer massenhaft untergegangenen Genossen bezSge, es wiirde sich also ein ~hnlicher Vorgang abspielen, wie er ffir die Bildung der Sekundiirkolonien angenommen wurde.

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Lebensdaue r yon Ruhrbaz i l l en in s t e r i l i s i e r t em Le i tungswasse r.

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Zahl der keimf~higen Bazillen in 1 ~ "

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292 WZNTER:

T a b e l l e E. Lebensdauer der Ruhrbazil len in Kleiderstoffen angetrocknet.

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Zahl der keimf~higen Bazillen pro qom:

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T a g e s l i c h t s c h r a n k h c h t I .~er J . age~es - ] vor Licht aus=ese tz t ] bedeckt g e s c h u t z t I a u s g e s e t z t ~, se lden ~ o ~ e s . -.

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350 162

25 12 15

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0

8000 800

240 80

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8000 nach 2t/2St.

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8000 lO85

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33 6 o

Uber den EinfluB des Lichtes und der Temperatur auf die Lebens- dauer yon in sterilisiertem Leitungswasser suspendierten Bazillen gibt Tabelle D AufschlulL Bemerkenswert ist hierbei die au]erordentlich bakterizide Wirkung des direkten Sonnenlichtes. In nicht sterilisiertem Leitungswasser mit einem durohschnittlioheu Keimgehalt yon 30 Keimen pro 1 oc~ waren keimf~hige Ruhrbazillen unter den gfinstigsten Verh~ilt- nissen bis zu 9 Tagen nachweisbar. Bezfiglich der Lebensdauer yon Ruhr- bazfllen in Schr~gagarkulturen ergaben sich folgende Resultate:

In direktem Sonnenlioht 10 Stunden, in diffusem Tageslicht bei Zimmertemperatur 20 Tage. Bei 370 im Brutschrank 11 Tage. In ver- siegelten Schr~gagarkulturen, vor Lioht geschfitzt aufbewahrt, zeigten sie nach 23 ~Ionaten noch iippiges Wachstum. In OriginalruhrstOhlen, in denen sie fast in Reinkultur vorhanden waren, gingen sie in 9 Tagen, in kfinstlich mit Ruhrbazillen infiziertem Stuhl bei alkalischer Reaktion des letzteren in 6, bei schwach sauerer Reaktion in 4 Tagen zugrunde.

Des weiteren erstreckten sich meine Untersuchungen auf die Pr0fung der Lebensf~higkeit yon Ruhrbazillen, die in Kleiderstoffen angetrocknet waren. Zu diesen Versuchen wurden 200 qcm ~oBe Stfioke des gleichen Stoffes zun~chst in strSmendem Wasserdampf grOndlich durchfeuchtet~

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C H ~ . U. BIOLOG. EIGYdl~SCH&FTE~ ~01~ ~UHRBAZII~EI~, 293

sodann in einem grSt]eren Gef~B mit Wasser, dem zentrifugierte Ruhr- bazillenaufschwemmung zugesetzt war, durchtr~nkt , dann in grol~en Drigalskischalen horizontal ausgebreitet und bei Zimmertemperatur ge- trocknet. Man erreicht auf diese Weise eine gleichm~Bige Yerteilung der Bazillen innerhalb des Stoffes. Die Zahl der Bazillen pro 1 q~m Stoff wurde dann in der Weise bestimmt, dab 2 ~~ des Stoffes ia feinste Fasern zerschnitten und in 25 ~cm physiologischer KochsalzlSsung ltingere Zeit geschiittelt wurden. Naehdem :sich dann die Fasern in dem KSlbchen zu Boden gesenkt batten, wurde yon der dariiber stehenden Flfissigkeit 1 co~ zur Aussaat auf grol~e Drigalskischalen mit Mflchzuckeragar ge- bracht, und die Platten 24 Stunden im Brutschrank belassen. Bei einiger -~bung gelingt es auf diese Weise leicht durch Z~hlen tier auf den Platten gewachsenen leicht erkennbaren Ruhrkolonien ziemlieh genaue Zahlenwerte zu m-ha[ten. Das Resultat dieser Untersuchungen ist aus Tabelle E zu ersehen. Auffallend ist auch bier wieder das auBerordentlich schnelle Ab- sterben tier Ruhrbazillen im Sonnenlicht. Meiue Resultate dezken sich in dieser Beziehung ungeffthr mit den you Esmarch (19) bei seinen Untersuchungen fiber die Wirkung des Sonaenlichtes auf Typhusbazillen gefundenen Werten. Es scheint sioh hierbei haupts~chlich um eine chemische, weniger um die thermische Wirkung der Sonnenstrahlen zu handeln. Meine Versuzhe stellte ich an bei einer Lufttemperatur yon 0 ~ C. Ein mi t einer einfachen Lage des Versuehsstoffes umwickeltes Thermometer zeigte in tier Sonne 25~ Zwar wurde, wie aus Tabelle E ersichtlich ist, die bakterizide Wirkung des Sonnenlichtes durch ~Yberdecken des infizierten Stoffes mit einer einfachen Lage des gleichen Stoffes bereits erheblich abgeschw~cht, doch wurden auch bei diesem Versuche schon nach 15 Stunden s~tmtliche in dem 8toffe verteilten Ruhrbazillen ab- getStet. Wenn wir nach diesen Versuchen ia dem Sonnenlicht auch keia absolut sicher wirkendes Desinfektionsmittel besitzen, ein Ubelstand, der aber auch .vie]en anderen Desinfektionsverfahren anhaftet, so mfissen wit doch mit ihm als einem ganz erhebliehen Faktor bei der Seuchen- bek~mpfung rechnen, und es ist dringend geboten, den Bewohnern eines yon Typhus und Ruhr verseuehten Gebietes die gute alte Sitte, Betten uncl Kleidungsstfieke zu sonnen, noch viel mehr, als es bisher geschieht, zu empfehlen.

Virulenz der Ruhrst~imme.

Boten die einzelnen Ruhrst~mme nach den bisherigen Untersuchungeu in ihrem kulturellen und chemischen Verhalten erhebliche Untersckiede dar, so trat diese Erscheinung in noch hSherem MaBe bei der Unter- suchung der Virulenz hervor. Die aus den Ausleerungen der Gehlsheimer

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294 W ~ T ~ :

Ruhrkranken gezfichteten St~imme 1~r..23 bis 29, ferner die St~imme inn 20 und 21 zeigten eine relativ geringe Virulenz. Es gelang m i t diesen St~immen leicht Kaninchen an grSBere Dosen zu gewShnen. WeiBe Miuse dagegen- erlagen einer intraperitonealen Injektion yon 1 m~ einer 24Stfindigen lebenden Agarkultur nach 10 Stunden. Der Sektionsbefund war stets der gleiche. Der After war verschmutzt und verklebt. Der untere Teil des Darmes war mit dfinnfliissigen hellgelben schleimigen F~ikalmassen angefiillt, die DarmgefiBe wiesen starke Blutffillung aufl BauchhShlenexsudat war nicht vorhanden. Aus dem Blute und allen Organen lieB sich der zur Injektion verwandte Ruhrstamm zfichten. Kaninchen vertrugen eine intravenSse Injektion yon 1 m~ Agarkultur relativ gut. Immer entwickelte sich danach das gleiche Krankheitsbild. Die Temperatur stieg regelm~Big in den n~ichsten 7 bis 9 Stunden auf 40 his 41~ um im u der folgenden Stunden raseh auf die normale abzusinken. Die Atmung erreichte zur Zeit der HSchsttemperatur eine Frequenz yon 110 Atemziigen in der Minute, das Allgemeinbefinden war sichtlich gestSrt. Die Tiere erholten sich jedoch sehr bald. Nachkrank- heiten entwickelten sich bei den mit diesen St~immen behandelten Tieren nicht. Anders verhielten sich in dieser Beziehung die mit Flexnerscheu Stimmen geimpften Yersuchstiere. Zwar iiberstanden Kaninchen intra- venSse Injektionen yon 1 m~ und nach Verlauf yon weiteren 8 Tagen you 2 ~g einer frischen Agarkultur unter starker Allgemeinreaktion des KSrpers zunichst gut, doch stellte sich im Veflauf der nSchsten Wochen und l[onate ein ganz typisches Krankheitsbild ein. Die Tiere magerten hoch- gradig ab, saBen teilnahmslos mit hochgekrfimmtem Rficken in einer Ecke des Stalles und bekamen eine immer stirker werdende Lihmung tier hinteren Extremit~ten. Hierzu gesellte sich in den letzten Lebenswochen auch noeh Parese der AfterschlieBmuskeln. Die Sektion ergab in drei derartigen Fallen, erheblich vergrSt~erte Milz, geringes Exsudat in der BauchhShle, sehwere parenehymatSse Nephritis und betr~chtliche Mengen yon EiweiB im Urin.

Am virulentesten erwiesen sich die Stimme tier echten Kruseschen Dysenterie. Diese Ansicht teilen mit Kruse die meisten Forseher bis auf vereinzelte Ausnahmen. So erwihnt Yonetaro Kikueh i (27), dab er Versuche mit zwei sehr wenig virulenten Kruse-Shigaschen Kul- turen gemacht habe, yon denen drei Agarkulturen intraperitoneal injiziert die tSdliche Dosis ffir ein Meersehweinchen yon 200 ~rm Gewicht darstellten. BeiVersuchen mit den mir zurYerffigung stehenden beiden Kruseschen Stimmen gingen Kaninchen nach intravenSser Injektion you 1/2 ~ einer 24stfindigen lebenden Agarkultur nach 16 Stunden ein. Die Temperatur stieg bereits 2 Stunden nach der Injektion auf 41 ~ Das Krankheitsbild

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CHE~I. U. BIOLOG. EIGENSCHAFTEN YON I~UHRBAZILLEI~. ~95 (

war im fibrigen sohon nach wenigen Stunden dasselbe, wie es die mit dem Stature Flexuer injizierten Tiere erst nach Wozhen darboten, starke L~hmung der hinteren Extremit~ten, fliegende Atmung und Zwerchfell- kr~mpfe, denen die Tiers in kurzer Zeit erlagen. Dysentefiebazillen konnten weder aus dem Blur noch aus den 0rganen gezfichtet werden~ eine Erscheinung, die auch Kruse (11, S. 432) besonders hervorhebt: Bei einem anderen Versueh erhielt ein 3400 ~m schweres Kaninchen 1/~ m~ einer 1 Stunde bei 600 abgetSteten Agarkultur intravenSs injiziert. Auch dleses Tier ging unter den gleichen Krankheitserscheinungen nach 5 Tagen ein. Die Sektion ergab folgenden Befund: H~morrhagien im Perikard und in der Serosa des Magens, starke h~morrhagische Nephritis, Milzschwellung und starken Eiwei•gehalt des Urins. Alle Versuche, die u der Kruseschen Dysenteriest~mme durch ungfinstige Wachstums- bedingungen abzuschw~chen, schlugen fehl. So wurde der Stature Nr. 4 10 Tage lange bei einer Temperatur yon 42 o fortgeziichtet, wodurch das Wachstum auf Schr~igagar sch]iel31ich ein sehr kfimmertiches wurde. Es genfigte aber auch yon dieser Kultur, die 1 Stunde bei 600 abgetStet worden war, 1 m~ intravenSs injiziert, umbe i einem kfftftigen Zieo'enbock schon nach 24 Stunden schwere Vergiftungserscheinungen hervorzurufen. 2~ls besonderes Krankheitssymptom trat bei diesem Tier eine am 3. Tage nach der Injektion sich einstellende L~thmung der Schlundmuskulatur in die Erscheinung. Das Futter wurde zwar mit dem ~aul aufgenommen und auch genfigend durchgekaut, jedoch vermochte das Tier nicht den Bissen hinunterzuschlucken. Versuche, das Tier dutch Schlundsonden- f~tterung mit Milch am Leben zu erhalten, batten nut wenige Tage Er- folg, am 9. Tage erlag es der Intoxikation. Der Agglutinationstiter des Blutes ffir den Stature Kruse ging fiber 1:40 nicht hinaus. Da sich auf diese Weise ein zu Agglutinations~ersuehen brauchbares Serum nicht ge- winnen liel~, wurden weitere Versuche angesteUt mit yon Bakterienleibern befreiten Mazerationsfl(issigkeiten abgetSteter Kulturen. Zu diesem Zwecke wurden acht 24stiindige Schr~gagarkulturen des Stammes Kruse Nr. 4 in 40 c~m physiologischer KochsalzlSsung aufgeschwemmt, 2 Stunden bei 600 abgetStet, alsdann 48 Stunden bei 37 o mazeriert und dutch Ton- filter filtriert. Yon diesem Filtrat wurden 2 r einem Ziegenbock intra- venSs injiziert. Das Tier zeigte danach keine erheblichen Krankheits- erscheinungen. Der Agglutinationstiter des Blutes betrug am 8. Tage nach der Injektion ffir den Stature Kruse 1:1000. Naeh einer weiteren ~m 9. Tage vorgenommenen Injektion yon 6 ~ des Fi]tmtes stellten sich allerdings bei dem Tiere erhebliche Krankheitserscheinungen, hoh es Fieber, Zittern und Unlust zum Fressen ein, es erholte sich jedoch am n~chsten Tage vollkommen. Auf diese Weise gelang es nach vier weiteren in

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296 W , ~ E ~ :

Zeitr~umen yon 8 ~a 8 Tagen vorgenommenea Injektionen yon je 4 r einen Agglutinationstiter fiir den Stature Kruse yon 1 : 10 000 zu erzielen. lqach weiteren Injektionen sank der Titer dauernd herab. Irgendwelzhe Nachkrankheiten stellten sich bei dem Tiere w~hrend der nazhfolgenden Beobachtungszeit yon 5 ]Eonatea nicht ein.

Im Gegensatz zu den Kruseschen Dysenteriest~mmen gelang die tterstellung eines hozhwertig agglutinierenden Serums ffir die Gehlsheimer, Flexnerschen und Nietersehen St~mme Nr. 20 und 21 leicht. Nach intraven5ser Injektion yon 1 "r einer nicht abgetSteten Agarkultur des Stammes Flexner, stieg der Agglutinationstiter bei einem Kaninzhen am 8. Tage bereits auf 8000, um sich nach einer no~hmaligen Injektion yon 2rag Agarkultur auf 39 000 zu erhShen. Auf die gleiche Weise wurden hochwerti~e Kaninchensera gewonnen mit einem Titer yon:

1 : 24 000 ffir den Stamm Kessler ,Nr. 20. 1 : 28000 ,, ,, ,, Bew. ,, 23 .

1 : 24000 ,, ,, ,, Will. ,, 21. Es weichen in dieser Beziehung meine Versuche in ihrem Ergebnis

you denen Lfidkes (28) wesentlich ab. Llldke erreichte nach einmaHger Injektion yon 1/. o 0se • am 8. bis 12. Tage den HSchStwert des Agglutinationstiters, vermochte durch weitere Injektionen eine Er- hShung des Titers aber nicht mehr zu erzielen. u sind diese unterschiedlichen Resultate auf die Menge des injiziertea Materials zurfick- zuffihren, da L tidke die Injektionsdosis bei den nazhfolgeaden Injektionea nicht fiber die geringe Menge ~on 1]~ o 0se = 1/lo =~ steigerte.

Verhalten des Blutserums Ruhrkranker beziiglich der Agglutination.

Bezfiglich der ]Eengen der im Blutserum l~uhrkranker gebildeten spezifischen • weisen die Angaben in der Literatur erhebliche Untersr auf. Der Grund hierffir ist wohl dariu zu suchen, dab das Blutserum zu verschieden langen Zeiten nach der Erkrankung entnommen wurde und wohl auch der Agglutinationsvorgang unter verschiedenen Bedingungen, was Zeit und Temperatur anlangt, beobachtet wurde. Kruse (29) nimmt im allgemeinen an, daB in leizhten Krankheitsf~llen die Agglutinine bereits nach 1 bis 2 Monaten aus dem Blute verschwinden. Bei den Gehlsheimer Fiillen schwankte der Agglutinationstiter far den homologen Stamm zwischen 1 : 100 bis 1 : 500. Die Blutproben wurder, gewShnhch in der 3. Krankheitswoche entnommen. Bei den Schwierig- keiten, mit welchen die Blutentnahme bei Geisteskranken verbunden ist, mufite ich reich Mder auf eine einmalige Blutuntersuchung beschr~nken.

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CIIE~. U. BIOLOG. EIGENSCHAFTEN YON I~UHRBAZILLEI~. 297

Bei zwei Patienten der Anstalt, yon denen der eine nachweislich vor 3, de.r andere vor 8 Monaten an Ruhr erkrankt gewesen war, betrug der Agghltinationstiter des Blutes ffir den Stature Bew. 1 :.500 bzw. ~1:600. Bei dem ebenso schwer wie schnell verlaufenden Fall Luecinska Nr. 35 wurde nach 3 Wochen der eigene Stature dutch das Blutserum noch in einer Verdfinnung yon 1 : 400 agglutiniert. I n den beiden F~llen E. Bahl und K. Bahl zeigte das Blutserum 4 Wochen nach der Erkrankung in einer Verdfinnung yon 1:150 bzw. 1:600 flit den eigenen und in einer u yon 1:80 bzw. 1:100 f/~r den Stature Kruse agglutinierende Wirkung. Den hSchsten Agglutinationswert erreichte das Blutserum in den Dobbertiner F~llen.

Es aggiutinierte das

]31utserum yon

Dienstm~dchen . . . .

Frl. A. . . . . . . . .

Frl. B. (St. Nr. 31) .

2 Wochen I 4 Wochen den Stature nach tier E rk rankung

in einer Verdiinnung yon

Dobbert in 1 : 200 1 : 4000

~, 1 : 1000 1 : 3000

,, 1 : 800 1 : 1 2 0 0

Den auffallendsten Befund ergab die Untersuchung des Blutserums eines yon 11/2 Jahren in Sfidwestafrika an Ruhr 14 Tage lang schwer erkrankt gewesenen 0berarztes. Der Agglutinationstiter betrug ffir den Stature Flexner 1:800, for den Stamm Bew. 1:40, far den Stature Kruse 1:30. Leider konnte ich nicht ermitteln, ob der betreffende Herr vielleicht Bazfllentriiger geblieben war. Der Befund wiirde ffir das u kommen des Stammes Flexner in Sfidwestafrika sprechen, was nach D a n s a u e r (30) und Bof inger (31) nicht der Fall sein soll.

Differenzierung der Ruhrbazillen durch Agglutination.

Die Schwierigkeit, welche die genaue Identifizierung tier einzelnen Ruhrst~mme bereitet und welche ein Kreuz fiir jeden bildet, der sich eingehender mit Ruhrbazillen besch~iftigt, veranlal3ten reich zu aus- gedehnteren Versuchen nach dieser Richtung. Von ~ dem Versuche, alas Castel lanische Abs~ttigungsverfahren bei einer grSl3eren Anzahl yon St~mmen anzuwenden, nahm izh bald Abstand, weft die Unsicherheit der Ergebnisse der aufgewandten 5Ifihe keineswegs entspraoh. Auch Kruse , ~ier sehr ausgedehnte Abs~ttigungsversuche anstellte, gibt zu, dab alas Cas te l lanische Verfahren unsichere Resultate zeitige. Ioh entsohloB reich nun den Agglutinationstiter der fiinf hochwertigen Sera der St~tmme

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298 WINTER:

Kessler, Bew, Flexner, Bremen und Kruse-Bonn flit die 35 mir zur Ver- ffigung stehenden St~mme zu bestimmen und zwar unter peinlichster Innehaltung einer stets gleichen Methode und gleicher Beobachtungs- zeiten, um vielleicht eine gewisse Gesetzm~13igkeit in den Agglutinations- kurven festzustellen, die sich praktisch zur Identifizierung der einzelnen St~mme verwerten lieBe. Zun~chst einigB Worte fiber die Art, wie die Versuche angestellt wurden. Die Blutentnahme bei den Kaninchen, die in der oben geschilderten Weise mit den einzelnen St~mmen vor- behandelt waren, erfolgte nach einer halbt~gigen Hungerzeit aus der Randvene des Ohres. Das vollkommen klare Serum, welches sich nach 24 stfindiger Aufbewahrung des Blutes bei niederer Temperatur ausSchied, wurde ohne desinfizierende Zus~itze in Glaskapil]aren yon 10 om L~nge und 4 m~ tichter Weite eingefiillt, und die ausgezogenen Enden der Kapillaren zugeschmolzen. Ich babe mit dieser Art der Aufbewahrung des Serums die besten Erfahrungen gemacht und verwende jetzt noch zu Versuchea Serum, das bereits 3 Jahre alt ist. Die Agglutinationsproben wurden alle makroskopisch in Reagensgliisern angesetzt und zwar in der Weise, dab die'Gesamtmenge der in dem RShrchen befindlichen Fltissigkeit immer 1 ec~ betrug. Die zu agglutinierenden Bakterien wurden dem Serum in Form einer zentrifugierten Aufschwemmung yon Schr~gagarkulturen in physiologischer KochsalzlSsung zugesetzt. Die RShrchen wurden bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Die Beobachtung der Agglutination erfolgte nach 12, hSchstens 16 Stunden zun~chst makroskopisch und bei den hSheren Yerd~nnungen, wo das Resultat zweifelhaft wurde, im h~ngenden Tropfen.

Als positiver Ausfall der Reaktion wurde das Vorhandensein yon mindestens sechs aus vier und mehr Bakterien bestehenden H~ufchen im Gesichtsfelde angesehen. Das Resultat der Untersuchungen ist aus den Tafeln III und IV zu ersehen (Nr. 74 und 75). Es ergibt sich daraus, da~ die Gehlsheimer St~mme, sowie der Stature Luecinska (Nr. 1 bis 9 und Nr. 11, Tafel III), der einem sporadischen Fall in Restock ent- stammt, vollkommen identisch sind mit der Pseudodysenterie D. Hiermit stimmt auch das chemische Verhalten der St~imme fiberein. Dieser Gruppe vielleicht noch anzughedern ist der Stature H~O (Nr. 23, Tafel III), der eine der Pseus D sehr ~hnliche Kurve aufweist. Des weiteren l~l~t sich aus der Form der Kurve die Identit~t, zum mindesten aber sehr nahe Yerwandtschaft der Saarbrficker-St~mme (Nr. 14 bis 17, Tafel III) mit den Flexner-St~mmen nachweisen. Eine gleiche Kurve zeigen ferner die St~imme (Nr. 18 und 19, Tafel III). Abweichend hiervon, obwohl derselben Epidemie entstammend, verh~ilt sich der Stature Goolt. (Nr. 20, Tafel III). Wie ein Blick auf Tabelle A, Nr. 18

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-CHEM..U. BIOLOG. EIGENSOHAFTEN VON RUHRBAZILLEN. 299

beweist, zeigt er auch in seinen chemischen Leistungen rein yon den vorher erw~ihnten St~immen abweichendes Verhalten. Grol]e gber- einstimmung weisen ferner die Kurven der echten Dysenteriest~mme (Nr. 24 bis 27, Tafel IV) auf. Sehr nahe miteinander verwandt sind auch die St~mme (Nr. 29 und 31, Tafel IV), dem entsprioht auch ihr chemisches Yerhalten. u identiseh erweisen sich dutch die Form der Kurve die St~mme 34 und 35, Tafel IV, yon denen einer aus Dobbertin, der andere aus Rostock stammt. Der Umstand, dab eine Anzahl St~mme ganz verschiedene Kurven aufweisen, nach denen sie sich in keine der obigen Gruppen einreihen lassen, ist meines Erachtens ein Beweis, dab sie besonderen Rassen angehSren. "Man kSnnte nun den Einwand erheben, dab diese letzterw~hnten St~mme im Laufe der Zeit Ver~nderungen an ihrem Rezeptorenapparat erlitten h~tten. Demgegen- fiber mSchte ich erw~hnen, dal3 ich im Verlaufe yon 11/2 Jahren dreimal die Agglutinationsverh~ltnisse der 35 St~mme naehgeprfiR habe und jedesmal die gleichen Kurven erhielt, abgesehen yon kleinen, nicht in Betraeht kommenden Differenzen, welche auf Beobachtungsfehler zurfizk- zuffihren sind. Es best~tigen die.se Versuche die bereits yon Lentz (32) ge~ul3erte Anschauung yon der Konstanz des Rezeptorenapparates. Da sieh die yon mir angewandte Methode zur Identifizierung der einzelnen St~imme zu bew~hren scheint, mSchte ich den Gedanken anregen, dab yon einer Zentralstelle hoehwertige Sera versehiedener St~imme hergestellt werden, mit denen dann naeh einem genau festgelegten ~[odus die Agglu- tinationsversuche anzustellen w~i'en. u gelingt es auf diese Weise, durch u der KurVen, einen Uterblick zu gewinnen fiber die Zahl und Verbreitung der Ruhrrassen. Ob es bei weiterem Ausbau dieser �9 [ethode moglioh sein wird, bei Ruhrf~llen, die aller Wahrscheinliehkeit nach durch Bazillentr~ger verursacht sind, die gefundenen Bazillen mit denen des Bazillentr~gers genau zu identifizieren und sorer der Frage naeh der reehtliehen Stellung der Bazillentr~ger einen Schritt n~her zu kommen, mul~ weiterer Forschung vorbehalten bleiben.

Zusammenfassung der Ergebnisse.

1. Die chemisehen und biologischen Eigenschaften der 35 zur Untersuchung gelangten Ruhrst~mme erwiesen sich als konstant.

2. ~ l t e r e R u h r k u l t u r e n bilden mit Vorliebe Sekund~rkolonien, deren Individuen grol~e Lebensz~higkeit besitzen.

3. N ich t nur die P s e u d o d y s e n t e r i e - S t ~ m m e , einschliel~lich der Flexner-Stamme, sondern auch die Kruseschen echten Dysenterie-

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300 WhiTER:

St~mme zersetzen in erheblichem Grade Maltose, in geringerem ~lal]e abet auch Milchzucker. Als Spaltungsprodukte werden daraus unter anderen erzeugt: Kohlens~ure, Alkohol und Fetts~uren, insonderheit Butters~ure.

4. Fa rbumsch l~ge der Lackmusn~hrbSden sind ffir die Beurteilung der Zersetzungsvorg'~nge im NShrboden nut mit ~u~erster Vorsicht zu ver- wenden.

5. Die Kons tanz der Eigenschaften tier Ruhrbazillen erstreckt sich auch auf den Rezeptorenapparat.

Zur Frage der Paradysenterie. Am SchluB meiner Arbeit sei es mir gestattet, noch iiber zwei Bak-

terienfunde zu berichten, die vielleicht geeignet sind, zur Kl~rung der Frage bezfiglich der Paradysenterie beizutragen. Im November des Jahres 1907 wurden dem Institut yon einem benachbarten Rittergut Milch- und Wasserproben fibersandt zur Untersuchung auf Krankheits- erreger, well nach dem GenuB der in Frage stehenden Milch plStzlich eine ganze Anzahl der Gutsleute an zum Tell recht schweren Brech- durchf~llen erkrankt war. Es gelang nun, aus der Milch und aus dem Wasser, das zum Spfilen der Milchgef~l~e gedient hatte, auf Lackmus- milchzuckeragar einen Bacillus zu ziichten, dessert blaue Kolonien sich yon denen der Ruhrbazillen nicht unterschieden. Der Bacillus erwies sich als ein plumpes" Kurzstgbchen ohne Eigenbewegung yon dem • sehen und den GrSBenverh~ltnissen tier Ruhrbazillen. Gelatine wird durch ihn nicht verfl~ssigt, Milch auch nach mehreren Wochen nicht zur Gerinnung gebracht und Lackmusmolke ziemlich erheblich get~fibt und schwach gerStet. Mannit- und MaltoseagarrShrchen zeigten nach 24 Stunden starke RStung. In den n~chsten Tagen trat aber ein all- m~hlich immer deutlicher werdender Farbumschlag ein. Am 4. Tage wiesen die RShrchen intensive Blauf~rbung auf. Konnte dieser Bacillus nach dem geschilderten kulturellen Verhalten zur Gruppe der Ruhrbazillen gerechnet werden, so wich er durch seine F~higkeit, Traubenzucker unter Gasbildung zu zersetzen, erheblich yon dieser ab. Seine nahe Verwandt- schaft mit der Gruppe tier Ruhrbazillen ergab sich abet aus seinem Ver- halten gegenfiber den Ruhrtestseris. Er wurde durch diese in folgenden Verdfinnungen agglutiniert:

Serum Bew. q- Stature Batz. 1 : 4000. ,, Kessler + ,, ,, 1 : 4000. ,, Will + ,, ,, 1 : 10000. ,, Flexner-Bremen q- ,, ,, 1 : 5000. ,, Kruse-Bonn + ,, ,, 1 : 400.

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CHEM. U. BIOLOG. EIGENSC~IiFTEN V0N RUHRBiZILLEN. 301

�9 Ein mit dem aus der Milch geziichteten Stature Batz. hergestelltes Kaninchentestserum mit einem Titer yon 1:40 000 fflr den homologen Stature agglutinierte die meisten Pseudoruhrst~mme in einer Verdfinnung yon 1 : 2000 bis 1 : 4000, die echten Dysenteriest~mme in Verdfinnung yon 1 :20 bis 1!40. Dutch normales Kaninchen- und Menschenserum wurde der Stature in hSheren Verdiinnungen wie 1:20 nicht mehr agglu- tiniert. Die aus dem Wasser und der Milch ~eziichteten Stamme er- wiesen sich in chemischer und biologischer ttinsicht als vollkommen identisch. Aus einer wenige Tage spater eingesandten Milchprobe konnte wiederum derselbe Bacillus, allerdings in geringerer Zahl wie alas erste Mal, gez~chtet werden. Leider war es nicht mSglich, yon den Erkrankten Untersuchungsmaterial zu erhalten. s die Me[dung yon dem Nachweis ruhrverd~chtiger Bazillen in den eingesandten Milch- and Wasserproben kam die Mitteilung~ dab samtliche Erkrankte bereits wieder genesen und Neuerkrankungen nicht mehr vorgekommen seien. Wenn sich nur~ auch mit Sicherheit der Nachweis nicht fiihren lieB, dab die gefundenen Bazillen in atiologischer Beziehung zu den vorgekommenen Erkrankungen standen, so spricht doch zunachst der Umstand dafiir, dab sie zweimal in d e r Milch, nach deren GenuB die Leute erkrankten, gefunden wurden, wohin- gegen sie in vielen anderen Milch- und Wasserproben, die im Institut zur Untersuchung gelangten, nicht nachgewiesen werden konnten.

Ferner macht sie auch ihre groBe Pathogenitat fiir Tiere verd~chtig. WeiBe Mause yon 20 g~m KSrpergewicht gingen nach einer intraperitonealen Einverleibung yon 1/: o m~ einer 24stfindigen igarkultur nach 10 Stunden ein. Die Sektion ergab folgenden Befund: After stark verunreinigt und

verklebt. Bei Druck auf den Leib entleert sich aus der AfterSffnung diinnflfissiger rStlich gelber Inhalt, in dem dutch die H~iminprobe reich- lich Blur nachgewiesen werden konnte. Darmgef~Be stark mit Blur ge- fiillt, Schleimhaut des Darmes aufgelockert und mit rStlichem Schleim bedeckt. Aus dem Darminhalt sowie aus allen Organen lieB sich der zur Injektion verwandte Stature Batz. zfichten. An Verffltterung yon auf Brot gestrichenen Agarkulturen gingen Mause nicht zugrunde, da- gegen wurde mehrfach beobachtet, dab Maus% welche die Kadaver yon mit Stature Batz. infizierten Mausen angefressen hatten, nach wenigen Tagen eingingen. Es lieB sich dann aus allen Organen der verendeten Tiere der Stature Batz. zfchten. Meerschweinchen yon 350 ~m KSrper- gewicht gingen nach intraperitonealer Injektion yon 0.01 ~m einer 16stfindigen Agarkultur nach 10 Stunden ein. Sektionsbefund: In der BauchhShle etwa 10 e~m einer klaren gelblichen Fliissigkeit, Peritoneum sparlich mit Fibringerinnsel bedeckt. DarmgefiiBe stark mit Blur gefiillt. Diinndarminhalt diinnfliissig, hellgelb, schleimig. Aus dem BauchhShlen-

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302 W~TF_~:,

exsudat, aus allen 0rganen, nicht aber aus dem Darminhalt lieB sich Stature Batz. zfichten." Ffitterungsversuche verliefen bei Meerschweinchen negativ. Kaninchen, die zwecks Gewinnung yon agglutinierendem Serum 1 m~ einer 16 stfindigen Agarkultur intravenSs injiziert erhielten, reagierten mit hohem Fieber, das 6 Stunden nach tier Injektion 410 erreichte. Die Tiere machten einen sehr kranken Eindruck, magerten stark ab, erholten sich abet nach einigen Tagen vollkommen.

Ein zweiter dem oben beschriebenen sehr ~hnlicher Bacillus wurde gelegentlich ausgedehnter systematischer Untersuchungen auf Typhus- bazilleu in dem Stuhl einer Patientin der Landesirrenanstalt Sachsenberg gefunden. Er lieB sich in kultureller Beziehung yon dem Bacillus Batz. nicht unterscheiden, zersetzt auch wie dieser Traubenzucker unter Gas- bildung und erwies sich ffir M~use und Meerschweinchen sehr pathogen. Nachforschungen bezfiglich einer etwaigen vorausgegangenen:ruhrartigen Erkrankung der Patientin ergaben negatives Resultat. Derselbe Bacillus wurde in einer 3 Tage sparer eingesandten Stuhlprobe der betreffenden Patientin wieder in grol]er Menge gefunden. Von den Ruhrseris wurde er in folgenden Verdfinnungen agglutiniert:

Serum Bew. + Stamm Rk. 1 : 6000. , , Flexner -}- , , ,, 1 : 5500. ,, Kessler § ,, ,, 1 : 4000. ,, Batz. § ,, ,, 1:3000.

Am bemerkenswertesten ist das Verhalten des Stammes Rk. gegen- fiber dem Blutserum der Patientin. W~hrend er yon den Seris vier ge- sunder Personen nut in einer Verdfinnung 1:10 agglutiniert wurde, 15ste das Serum der Patientin selbst nozh in einer Verdfinnung yon 1 : 500 agglutinierende Wirkung auf ihn aus. Hiernach muB man nach der heutigen Anschauung fiber die Bildung yon Agglutininen annehmen, dab der Bacillus Rk. auf den Organismus der betreffenden Patientin eine er- hebliche Reaktion ausgefibt hat.

Einen ~ihulichen Bacillus fund S chmie di c k e (23) in den Ausleerungen eines wegen Ruhrverdachtes in alas Lazarett aufgenommenen Ffisiliers w~hrend der D5beritzer Ruhrepidemie. Auch Kruse (24) erw~hnt, dab er in letzter Zeit, tells bei Gesunden, tells bei an verschiedenen Darm- krankheiten Leidenden ~hnliche Bazillen fand, die alle Ubergiinge zu Coli- bazillen zeigten. Vielleicht gehSren hierher auzh die yon Deycke (6) w~hrend der Ruhrepidemie in Konstantinopel im Jahre 1899 aus den Ausleerungen Ruhrkranker gezfichteten Bazillen, die der Beschreibung nach mit den Bazillen Batz. und Rk. sehr groBe Ahnlichkeit haben.

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CHEM. U. BIOLOG. EIGEN$CHA~TEN V0N RUHRB&ZILLEN. 303

Wenn man aus diesen beiden vereinzelten F~llen auch nicht mit Sicherheit auf eine ffir Menschen pathcgene Wirkung dieser Abaft yon Rul~bazillen,. ffir die Kr us e den Namen Pararuhrbazillen vorgeschlagen hat, schliel~en kann, so babe ich doch geglaubt, sie hier anffihren zu dfirfen, weft sie geeignet sind, ffir die Forschung in dieser Richtung ge- eignete Fingerzeige zu bieten.

Am Schlusse dieser Arbeit erffille ich die angenehme Pflicht, meinem hochverehrten ehemaligen Chef, Hrn. Prof. Dr. P fe i f f e r , meinen Dank auszusprechen ffir alas Interesse, welches er meiner Arbeit entgegengebracht hat. Ferner danke ich Hrn. Dr. R e i n i n g h a u s , ehemaligem L Assi- stenten an der Abteilung for Lebensmitteluntersuchung, ffir die vielfaehe Unterstfitzung bei Ausffihrung der chemischen Analysen.

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304 ~ V I ~ R :

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zeitschr, f. Hygiene, LXX 20

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