Verkehrsprobleme stehen im Fokus - Johannes FridrichB hm betonte: ãW ir brauchen beim Autover-kehr...

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17 Nürtinger Zeitung Wendlinger Zeitung Aus Stadt und Kreis Montag, 15. April 2019 Die Zuhörerinnen und Zuhörer der Podiumsveranstaltung unserer Zeitung haben die Gelegenheit für eigene Fragen an die Nürtinger Oberbürgermeister-Kandidaten genutzt. Fotos: Bulgrin Mehr als 1200 Zuschauer haben die Nürtinger Stadthalle K3N am Freitag- abend komplett gefüllt. Sie wollten sich vor der Oberbürgermeister-Wahl am 5. Mai ein eigenes Bild von den vier Kandidaten machen. Im Anschluss an die Rede-Runde mit den Moderatoren (wir haben in der Samstag-Ausgabe darüber berichtet) haben einige der Be- sucher noch eigene Fragen gestellt. Von Lutz Selle NÜRTINGEN. Es hat nicht lange gedauert, bis am Freitagabend der erste Gast der Podiumsveranstaltung seine Chance nutzte. Er wollte von den vier Kandida- ten für die Nachfolge von Oberbürger- meister Otmar Heirich wissen, was „kurz- und mittelfristig in Nürtingen passiert in Anbetracht des großen Schul- denbergs“. Er nehme die „Missstim- mung bezüglich der Haushaltsführung der Vorgänger auf“, sagte der Zimmer- meister und OB-Kandidat Martin Böhm. Der jüngste Haushaltsplan sei auch schlecht gewesen. Da sich Nürtingen nicht „im Notstand“ befinde, müsse nicht sofort reagiert werden. „Der Haus- halt kann sich ändern in den nächsten Jahren.“ Matthias Ruckh, amtierender Bürgermeister in Wolfschlugen, bestä- tigte, dass die Stadt Nürtingen Schulden hat – diese seien aber im Vergleich zu anderen Gemeinden „überschaubar“. Mehr Sorgen macht ihm, dass für die nächsten Jahre „rote Zahlen geschrie- ben“ werden. „Daher ist es unumgäng- lich, dass wir konsolidieren und in den nächsten Jahren effizienter werden.“ Es dürfe nur noch Gutachten zu Themen geben, die auch umgesetzt würden. Der Richter und Pressesprecher am Landgericht Stuttgart, Dr. Johannes Fridrich, monierte, dass Nürtingen „im Fünf-Jahres-Plan 26 Millionen Euro Schulden“ habe sowie einen „Abnut- zungsgrad der Straßen von 68 Prozent“ und einen „Sanierungsstau an Schulen“ in Höhe von 50 Millionen Euro. „Wir werden uns nicht irgendwelche Wolken- kuckucksheime leisten können, sondern müssen uns auf die Pflichtaufgaben kon- zentrieren.“ Und die sieht er bei den Kindergärten und Schulen. Die Bürger sollten bald sehen, dass sich etwas bewe- ge. Der Bundeswehr-Offizier Jochen Verkehrsprobleme stehen im Fokus Die vier Oberbürgermeister-Kandidaten haben beim Podium unserer Zeitung viele Fragen aus dem Publikum zu beantworten Wahler nannte die Pro-Kopf-Verschul- dung „alarmierend“. Für ihn sind die Themen „Verkehr und Straßen“ vorran- gig. „Eine Haushaltsdisziplin tut in den nächsten Jahren Not. So wie bisher kann man nicht weitermachen.“ Eine Frau aus Neckarhausen beklagte das mangelhafte ÖPNV-Angebot nach 19.30 Uhr. Fridrich stimmte zu: „Wir müssen die Anbindung der Teilorte stär- ken.“ Das sei aber nicht einfach, weil dies die Stadt nicht in der eigenen Hand habe. Böhm riet dazu, die bisherigen Einzelstimmen zu diesem Thema zu bündeln. „Vielleicht kann man dann etwas mit Kleinbussen machen.“ Auch Wahler bestätigte: „Es gibt zu wenig Bürger, die einen Anspruch angemeldet haben.“ Für Kleinbusse müssten auch Fahrer gefunden werden. „Da ist Ehren- amt und Nachbarschaftshilfe gefragt.“ Ruckh sprach sich dafür aus, ein „nie- derschwelliges Angebot mit Busshuttles in die Teilorte“ zu schaffen. Ruckh spricht sich für Busshuttles in die Teilorte aus Ein Mann aus Nürtingen fragte kon- kret nach Bürgerbussen nach. Fridrich hält das für eine „tolle Sache“, die aber in den meisten Orten zu wenig genutzt werde, was die Fahrgastzahlen betreffe. Es sei auch schwer, ehrenamtliche Fah- rer zu finden. Ruckh meinte, das Ange- bot könne mit „überschaubaren Beträ- gen“ ausgebaut werden. „Das würde un- seren Haushalt nicht umwerfen.“ Ein Besucher sprach den schlechten Zustand der Straßen und das Thema Förderung für Start-up-Unternehmen an. Ruckh hat ebenfalls den „Sanie- rungsstau“ bei den Straßen erkannt. „Es ist wichtig, die Straßen in einem guten Zustand zu halten.“ Mögliche Flächen für Start-up-Unternehmen möchte er im Gespräch mit Citymarketing und Wer- bering im Bestand finden. Zudem könn- ten die Firmen im zweiten Abschnitt des Gebiets „Großer Forst“ integriert wer- den. Aus Sicht von Wahler ist die inno- vative Elektromobilität wichtig. „Man sollte die Firmen hier halten und för- dern.“ Fridrich sieht den OB als obers- ten Wirtschaftsförderer. „Wenn sich jun- ge Unternehmen hier ansiedeln wollen, sollten wir ihnen keine Steine in den Weg legen – mit weniger Bürokratie und ein bisschen schneller.“ Eine Bürgerin aus Neckarhausen beklagte, dass für Fahrradwege häufig einfach die Straßen mit weißen Streifen kleiner gemacht würden. Das sei weder für Radfahrer noch für Autofahrer ein gutes Konzept. Fridrich versprach zu schauen, wo „Ab- hilfe geschaffen werden kann“. Böhm betonte: „Wir brauchen beim Autover- kehr eine Entlastung. Das ist ein Not- stand.“ Ruckh möchte das Fahrradkon- zept überplanen, das bereits einige Jahre alt sei. Es sei auch lästig, dass immer wieder auf Radwegen geparkt werde. Wahler beklagte die „Überregulierung“ mit den ganzen Verkehrszeichen. Ein Landwirt aus Reudern stellte fest, dass in vielen zugeparkten Straßen mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen kein Durchkommen mehr möglich ist. Fri- drich will sich die Situation vor Ort an- schauen: „Vielleicht finden wir ja eine Lösung.“ Ruckh meinte: „Es geht auch um Feuerwehr und Müllfahrzeuge. Da muss eine gewisse Überwachung erfol- gen.“ Einige sollten ihre Garagen aus- räumen und zum eigentlichen Zweck nutzen. Ein Forum-Besucher aus Oberensin- gen wollte wissen, wie die Teilorte von der hohen Verkehrsbelastung befreit werden könnten. „Diese Frage war mein Einstieg in die Kandidatur“, sagte Böhm. „Hier ist Gefahr in Verzug, da muss ein Tunnel her – auch unter dem Säer, Reudern und Neckarhausen.“ Wahler bedauerte, dass die Stadt für Bundesstraßen nicht zuständig ist und nur die Nebenstraßen regeln könne. Fri- drich erinnerte daran, dass schon seit 2013 versucht werde, den Schwerlast- verkehr aus Neckarhausen zu verban- nen. „Da müssen aber viele mitziehen, auch das Regierungspräsidium.“ Ruckh wies darauf hin, dass er in Wolfschlugen auch an dem Thema dran sei. „Wir wer- den den Schwerlastverkehr bald heraus- bekommen – auch aus Neckarhausen und Reudern.“ Nürtingen sei indes auch durch 14 000 Auspendler und 12 000 Einpendler belastet. „Der Arbeitsplatz muss eigentlich neben dem Wohnzimmer sein. Das wird ein künftiger Trend sein.“ Ein Bürger sprach das bereits entwor- fene Stadtentwicklungskonzept an. Fri- drich sieht darin „viele gute Anregun- gen“, aber auch „ein bisschen ,Wünsch dir was‘“. Nicht jede Maßnahme könne finanziert werden. Ruckh stimmte zu. Kleinere Maßnahmen umzusetzen, sei aber sinnvoll. Hans Peter Bader, ehemaliger Leiter der Musik- und Jugendkunstschule, wollte wissen, wie die Kandidaten mit der „kulturellen Vielfalt“ in Zukunft umgehen. Böhm regte an, dass die Kul- turveranstaltungen gebündelt und auf der Stadt-Homepage präsentiert wer- den. Ruckh hält die Kultur für „extrem wichtig“. Auch er hält eine Zusammen- führung in einem Kalender für richtig. „Kultur und Sport halten unsere Gesell- schaft zusammen“, ergänzte Fridrich. Kultur dürfe nicht von der Kassenlage abhängig sein. Fridrich setzt auf freundliche Appelle statt Geldstrafen Eine Frau schlug wegen der zuneh- menden Vermüllung der Innenstadt hohe Geldstrafen für das Wegwerfen von Zi- garettenkippen und Kaugummis vor. Fridrich ärgert sich auch darüber. „Ich bin aber für Freiwilligkeit. Erst wenn freundliche Appelle nicht mehr funktio- nieren, sollte man härtere Saiten aufzie- hen.“ Auch Ruckh hält einen Strafenka- talog erst für das letzte Mittel. Der Voll- zugsdienst habe jetzt schon viel zu tun. Am Ende durften alle vier Kandidaten noch ihr persönliches Schluss-State- ment vortragen. Martin Böhm stellte fest, dass es nicht einfach sei, alle Inte- ressen zu bedienen. Er stehe aber für Ge- spräche bereit. Jochen Wahler sprach von „vielen Baustellen“. Es gebe viel zu tun. Er wünsche sich mehr Miteinander und ein Wir-Gefühl. Die Verwaltung müsse transparenter und für den Bürger arbeiten und mehr auf Konsens setzen. Johannes Fridrich sagte: „Wir stehen vor einer zukunftsweisenden Richtungsent- scheidung. Wohin steuert Nürtingen? Wir müssen Bürger, Verwaltung und Ge- meinderat zusammenführen, dass alle wieder an einem Strang ziehen.“ Mat- thias Ruckh stellte fest: „Wenn Sie ein Brot kaufen wollen, dann suchen Sie doch einen Bäcker und gehen nicht zum Optiker.“ Nürtingen brauche einen Bür- germeister und das sei er. Ein Video von der kompletten Veranstal- tung und eine Bilderstrecke sind im Inter- net unter der Adresse www.ntz.de zu fin- den. Nürtingen Eis interpretieren (bg) Am 15. April des Jahres 1912 ereig- nete sich das berühmteste Schiffsun- glück der Geschichte: Die Titanic kolli- dierte mit einem Eisberg und versank im Nordatlantik. Ein solches Unglück könnte heute nicht mehr passieren, denn seit damals sind die Schiffe viel sicherer geworden, haben mehr Ret- tungsboote und Schotten. Satellitenge- stützte Warnsysteme melden Seeleu- ten rechtzeitig, wenn Eisberge im Weg herumschwimmen. So ein Eisberg ist eigentlich nichts an- deres als ein Eiswürfel im Wasserglas. Nur viel, viel größer. Es wurden schon Eisberge von der Größe kleinerer Bun- desländer beobachtet, die 30 Jahre brauchten, um abzuschmelzen. Im Schnitt wird ein Eisberg drei Jahre alt. Das reicht dem Koloss auf der Strömung bis in subtropische Gefilde zu reisen. Ein Eisberg kann von einem Gletscher purzeln, dann ist er eher bergig. Oder er bricht von einem größeren Schelfeis ab, dann ist er flach. Solche Tafeleisberge kommen besonders häufig rund um die Antarktis vor. Die sind etwas langweiliger als die hügeligen. Leute, die in Gegenden mit hohem Eisbergaufkommen leben, ma- chen sich einen Spaß draus, die Formen der Eisberge zu deuten, wie wir es mit den Wolken tun. Oder mit Tintenflecken wie im bekannten Rohrschachttest. Sit- zen die Grönländer dann am Strand und analysieren sich gegenseitig tiefen- psychologisch, wenn der eine darin seine Mutter sieht, der andere aber einen Eis- brecher? Eine Reise nach Grönland könnte Auf- schluss bieten. Die Fahrt per Schiff dort- hin soll ja dank allem, was man aus der Schiffskatastrophe von 1912 gelernt hat, inzwischen recht sicher sein. Wer weiß, wie lange es wegen der Erderwärmung überhaupt noch solche besonders impo- santen Eiswürfel zu bestaunen gibt? Nürtinger Notizen Seniorenclub im Roßdorf NÜRTINGEN (pm). Der Ökumenischer Se- niorenclub lädt zu einem österlichen Nachmittag ein mit dem Thema „Oster- bräuche, Ostereier und Osterbrunnen in der Umgebung“ am Dienstag, 16. April, von 14.30 bis 16.30 Uhr im Stephanus- haus im Roßdorf. Gemeinsam statt einsam NÜRTINGEN (pm). Am Mittwoch, 17. April, um 16 Uhr findet ein Treffen der Gruppe „Gemeinsam statt einsam“ in den Räumen des Bürgertreffs statt. Neue Teilnehmer sind willkommen. Informa- tionen zur Gruppe gibt es bei Gundis Rose Eisele, Telefon (0 70 22) 4 16 17. Kein Durchkommen mehr auf der Wörth-Brücke Heute ist Baubeginn der B313-Sanierung – Arbeiten beginnen mit Brückensperrung bis Anfang Mai In den danach folgenden Wochen ist die Fahrbahn der Wörth-Brücke in Süd- Nord-Richtung bis Mitte Mai gesperrt. Der Verkehr von der B 297 Neckartail- fingen/Neckarhausen oder der B 313 Metzingen kommend in Richtung Auto- bahn A 8 wird über die Metzinger Stra- ße/Alleenstraße über die Stadtbrücke umgeleitet. Diese Umleitung nutzen auch Auto- fahrer, die auf der B 313 von der A 8 kommend in Richtung Metzingen fahren möchten. Die Durchfahrt auf die B 297 Neckartailfingen/Neckarhausen ist von der B 313 aus Richtung Stuttgart kom- mend weiterhin möglich. Die Arbeiten finden in elf Bauab- schnitten statt. Statt auf vier Fahrspu- ren wird der Verkehr in den Baustellen- bereichen zweispurig geführt. Insgesamt kostet die Sanierung der Bundesstraße in Nürtingen rund 3,8 Millionen Euro. Die Nürtinger Stadtwerke nutzen die Arbeiten, um zeitgleich Strom- und Gas- leitungen zu erneuern. Von Philip Sandrock NÜRTINGEN. Da war die Stadt in ihrer Pressemitteilung wohl etwas voreilig: Die Wörth-Brücke wurde nicht, wie fälschlich berichtet, bereits am Freitag- abend gesperrt, sondern erst im Laufe des Wochenendes. Sicher ist stattdessen jedoch, dass ab heute die Sanierungsar- beiten an der B 313 beginnen. Erste Bau- phase ist die Erneuerung des Straßenbe- lags auf der Wörth-Brücke. Die gesamte Sanierung des 2,2 Kilometer langen Ab- schnitts der Nürtinger Ortsdurchfahrt dauert voraussichtlich bis Anfang Okto- ber. In den ersten drei Wochen der Bau- stelle wird die Wörth-Brücke in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Der Verkehr der B 313 wird über die Alleenstraße und die Stadtbrücke umgeleitet. In beide Fahrtrichtungen ist die Durchfahrt der B 297 Neckartailfingen/Neckarhausen auf die B 313 in Richtung Stuttgart wei- terhin gegeben. Auf der Wörth-Brücke in Nürtingen gibt es kein Durchkommen mehr. Foto: Krytzner Brezelbackkurs in den Ferien NÜRTINGEN (pm). Für Kinder ab fünf Jahren veranstaltet das Haus der Fami- lie am Mittwoch, 24. April, von 9 bis 11.30 Uhr einen Brezelbackkurs in der Reutlinger Zentrale von K&U. Anmel- dung zum Kurs im Haus der Familie Nürtingen unter www.hdf-nuertin- gen.de und unter Telefon (0 70 22) 3 99 93. Historische Stadtführung NÜRTINGEN (nt). Einen Rundgang durch das historische Nürtingen mit seinen ehemaligen Stadttoren, den Resten der Befestigung, den historischen Gebäuden bis zum Wahrzeichen Nürtingens, der Stadtkirche St. Laurentius, bietet am Sonntag, 21. April, Stadtführer Manuel Werner an. Wer zum Schluss den 48 Me- ter hohen Kirchturm erklommen hat, wird mit einem herrlichen Blick über Nürtingen und die reizvolle Umgebung belohnt. Treffpunkt ist um 11 Uhr am Stadtmuseum, Wörthstraße 1. Es wird eine Teilnahmegebühr erhoben. Tanzcafé für Ältere NÜRTINGEN (pm). Ein Tanzcafé für Ältere findet am Mittwoch, 24. April, von 14.30 bis 16.30 Uhr im Bürgertreff Nürtingen statt. Der Musiker Günther Vetter spielt altvertraute Melodien, Stimmungsmusik und geht auf Wünsche der Gäste ein. An- meldung unter Telefon (0 70 22) 7 52 32 oder E-Mail an b.raab-loeffler@nuertin- gen.de.

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17Nürtinger ZeitungWendlinger ZeitungAus Stadt und KreisMontag, 15. April 2019

Die Zuhörerinnen und Zuhörer der Podiumsveranstaltung unserer Zeitung haben die Gelegenheit für eigene Fragen an die Nürtinger Oberbürgermeister-Kandidaten genutzt. Fotos: Bulgrin

Mehr als 1200 Zuschauer haben dieNürtinger Stadthalle K3N am Freitag-abend komplett gefüllt. Sie wollten sichvor der Oberbürgermeister-Wahl am5. Mai ein eigenes Bild von den vierKandidaten machen. Im Anschluss andie Rede-Runde mit den Moderatoren(wir haben in der Samstag-Ausgabedarüber berichtet) haben einige der Be-sucher noch eigene Fragen gestellt.

Von Lutz Selle

NÜRTINGEN. Es hat nicht lange gedauert,bis am Freitagabend der erste Gast derPodiumsveranstaltung seine Chancenutzte. Er wollte von den vier Kandida-ten für die Nachfolge von Oberbürger-meister Otmar Heirich wissen, was„kurz- und mittelfristig in Nürtingenpassiert in Anbetracht des großen Schul-denbergs“. Er nehme die „Missstim-mung bezüglich der Haushaltsführungder Vorgänger auf“, sagte der Zimmer-meister und OB-Kandidat Martin Böhm.Der jüngste Haushaltsplan sei auchschlecht gewesen. Da sich Nürtingennicht „im Notstand“ befinde, müssenicht sofort reagiert werden. „Der Haus-halt kann sich ändern in den nächstenJahren.“ Matthias Ruckh, amtierenderBürgermeister in Wolfschlugen, bestä-tigte, dass die Stadt Nürtingen Schuldenhat – diese seien aber im Vergleich zuanderen Gemeinden „überschaubar“.Mehr Sorgen macht ihm, dass für dienächsten Jahre „rote Zahlen geschrie-ben“ werden. „Daher ist es unumgäng-lich, dass wir konsolidieren und in dennächsten Jahren effizienter werden.“ Esdürfe nur noch Gutachten zu Themengeben, die auch umgesetzt würden.

Der Richter und Pressesprecher amLandgericht Stuttgart, Dr. JohannesFridrich, monierte, dass Nürtingen „imFünf-Jahres-Plan 26 Millionen EuroSchulden“ habe sowie einen „Abnut-zungsgrad der Straßen von 68 Prozent“und einen „Sanierungsstau an Schulen“in Höhe von 50 Millionen Euro. „Wirwerden uns nicht irgendwelche Wolken-kuckucksheime leisten können, sondernmüssen uns auf die Pflichtaufgaben kon-zentrieren.“ Und die sieht er bei denKindergärten und Schulen. Die Bürgersollten bald sehen, dass sich etwas bewe-ge. Der Bundeswehr-Offizier Jochen

Verkehrsprobleme stehen im FokusDie vier Oberbürgermeister-Kandidaten haben beim Podium unserer Zeitung viele Fragen aus dem Publikum zu beantworten

Wahler nannte die Pro-Kopf-Verschul-dung „alarmierend“. Für ihn sind dieThemen „Verkehr und Straßen“ vorran-gig. „Eine Haushaltsdisziplin tut in dennächsten Jahren Not. So wie bisher kannman nicht weitermachen.“

Eine Frau aus Neckarhausen beklagtedas mangelhafte ÖPNV-Angebot nach19.30 Uhr. Fridrich stimmte zu: „Wirmüssen die Anbindung der Teilorte stär-ken.“ Das sei aber nicht einfach, weildies die Stadt nicht in der eigenen Handhabe. Böhm riet dazu, die bisherigenEinzelstimmen zu diesem Thema zubündeln. „Vielleicht kann man dannetwas mit Kleinbussen machen.“ AuchWahler bestätigte: „Es gibt zu wenigBürger, die einen Anspruch angemeldethaben.“ Für Kleinbusse müssten auchFahrer gefunden werden. „Da ist Ehren-amt und Nachbarschaftshilfe gefragt.“Ruckh sprach sich dafür aus, ein „nie-derschwelliges Angebot mit Busshuttlesin die Teilorte“ zu schaffen.

Ruckh spricht sich für Busshuttlesin die Teilorte aus

Ein Mann aus Nürtingen fragte kon-kret nach Bürgerbussen nach. Fridrichhält das für eine „tolle Sache“, die aberin den meisten Orten zu wenig genutztwerde, was die Fahrgastzahlen betreffe.Es sei auch schwer, ehrenamtliche Fah-rer zu finden. Ruckh meinte, das Ange-bot könne mit „überschaubaren Beträ-gen“ ausgebaut werden. „Das würde un-seren Haushalt nicht umwerfen.“

Ein Besucher sprach den schlechtenZustand der Straßen und das ThemaFörderung für Start-up-Unternehmenan. Ruckh hat ebenfalls den „Sanie-rungsstau“ bei den Straßen erkannt. „Esist wichtig, die Straßen in einem gutenZustand zu halten.“ Mögliche Flächenfür Start-up-Unternehmen möchte er imGespräch mit Citymarketing und Wer-bering im Bestand finden. Zudem könn-ten die Firmen im zweiten Abschnitt desGebiets „Großer Forst“ integriert wer-den. Aus Sicht von Wahler ist die inno-vative Elektromobilität wichtig. „Mansollte die Firmen hier halten und för-dern.“ Fridrich sieht den OB als obers-ten Wirtschaftsförderer. „Wenn sich jun-ge Unternehmen hier ansiedeln wollen,sollten wir ihnen keine Steine in denWeg legen – mit weniger Bürokratie und

ein bisschen schneller.“ Eine Bürgerinaus Neckarhausen beklagte, dass fürFahrradwege häufig einfach die Straßenmit weißen Streifen kleiner gemachtwürden. Das sei weder für Radfahrernoch für Autofahrer ein gutes Konzept.Fridrich versprach zu schauen, wo „Ab-hilfe geschaffen werden kann“. Böhmbetonte: „Wir brauchen beim Autover-kehr eine Entlastung. Das ist ein Not-stand.“ Ruckh möchte das Fahrradkon-zept überplanen, das bereits einige Jahrealt sei. Es sei auch lästig, dass immerwieder auf Radwegen geparkt werde.Wahler beklagte die „Überregulierung“mit den ganzen Verkehrszeichen.

Ein Landwirt aus Reudern stellte fest,dass in vielen zugeparkten Straßen mitlandwirtschaftlichen Fahrzeugen keinDurchkommen mehr möglich ist. Fri-drich will sich die Situation vor Ort an-schauen: „Vielleicht finden wir ja eineLösung.“ Ruckh meinte: „Es geht auchum Feuerwehr und Müllfahrzeuge. Damuss eine gewisse Überwachung erfol-gen.“ Einige sollten ihre Garagen aus-räumen und zum eigentlichen Zwecknutzen.

Ein Forum-Besucher aus Oberensin-gen wollte wissen, wie die Teilorte vonder hohen Verkehrsbelastung befreitwerden könnten. „Diese Frage war meinEinstieg in die Kandidatur“, sagteBöhm. „Hier ist Gefahr in Verzug, damuss ein Tunnel her – auch unter demSäer, Reudern und Neckarhausen.“Wahler bedauerte, dass die Stadt fürBundesstraßen nicht zuständig ist undnur die Nebenstraßen regeln könne. Fri-drich erinnerte daran, dass schon seit2013 versucht werde, den Schwerlast-verkehr aus Neckarhausen zu verban-nen. „Da müssen aber viele mitziehen,auch das Regierungspräsidium.“ Ruckhwies darauf hin, dass er in Wolfschlugenauch an dem Thema dran sei. „Wir wer-den den Schwerlastverkehr bald heraus-bekommen – auch aus Neckarhausenund Reudern.“ Nürtingen sei indes auchdurch 14 000 Auspendler und 12 000Einpendler belastet. „Der Arbeitsplatzmuss eigentlich neben dem Wohnzimmersein. Das wird ein künftiger Trend sein.“

Ein Bürger sprach das bereits entwor-fene Stadtentwicklungskonzept an. Fri-drich sieht darin „viele gute Anregun-gen“, aber auch „ein bisschen ,Wünschdir was‘“. Nicht jede Maßnahme könnefinanziert werden. Ruckh stimmte zu.

Kleinere Maßnahmen umzusetzen, seiaber sinnvoll.

Hans Peter Bader, ehemaliger Leiterder Musik- und Jugendkunstschule,wollte wissen, wie die Kandidaten mitder „kulturellen Vielfalt“ in Zukunftumgehen. Böhm regte an, dass die Kul-turveranstaltungen gebündelt und aufder Stadt-Homepage präsentiert wer-den. Ruckh hält die Kultur für „extremwichtig“. Auch er hält eine Zusammen-führung in einem Kalender für richtig.„Kultur und Sport halten unsere Gesell-schaft zusammen“, ergänzte Fridrich.Kultur dürfe nicht von der Kassenlageabhängig sein.

Fridrich setzt auf freundlicheAppelle statt Geldstrafen

Eine Frau schlug wegen der zuneh-menden Vermüllung der Innenstadt hoheGeldstrafen für das Wegwerfen von Zi-garettenkippen und Kaugummis vor.Fridrich ärgert sich auch darüber. „Ichbin aber für Freiwilligkeit. Erst wennfreundliche Appelle nicht mehr funktio-nieren, sollte man härtere Saiten aufzie-hen.“ Auch Ruckh hält einen Strafenka-talog erst für das letzte Mittel. Der Voll-zugsdienst habe jetzt schon viel zu tun.

Am Ende durften alle vier Kandidatennoch ihr persönliches Schluss-State-ment vortragen. Martin Böhm stelltefest, dass es nicht einfach sei, alle Inte-ressen zu bedienen. Er stehe aber für Ge-spräche bereit. Jochen Wahler sprachvon „vielen Baustellen“. Es gebe viel zutun. Er wünsche sich mehr Miteinanderund ein Wir-Gefühl. Die Verwaltungmüsse transparenter und für den Bürgerarbeiten und mehr auf Konsens setzen.Johannes Fridrich sagte: „Wir stehen voreiner zukunftsweisenden Richtungsent-scheidung. Wohin steuert Nürtingen?Wir müssen Bürger, Verwaltung und Ge-meinderat zusammenführen, dass allewieder an einem Strang ziehen.“ Mat-thias Ruckh stellte fest: „Wenn Sie einBrot kaufen wollen, dann suchen Siedoch einen Bäcker und gehen nicht zumOptiker.“ Nürtingen brauche einen Bür-germeister und das sei er.

� Ein Video von der kompletten Veranstal-tung und eine Bilderstrecke sind im Inter-net unter der Adresse www.ntz.de zu fin-den.

Nürtingen

Eis interpretieren(bg) Am 15. April des Jahres 1912 ereig-nete sich das berühmteste Schiffsun-glück der Geschichte: Die Titanic kolli-dierte mit einem Eisberg und versankim Nordatlantik. Ein solches Unglückkönnte heute nicht mehr passieren,denn seit damals sind die Schiffe vielsicherer geworden, haben mehr Ret-tungsboote und Schotten. Satellitenge-stützte Warnsysteme melden Seeleu-ten rechtzeitig, wenn Eisberge im Wegherumschwimmen.

So ein Eisberg ist eigentlich nichts an-deres als ein Eiswürfel im Wasserglas.Nur viel, viel größer. Es wurden schonEisberge von der Größe kleinerer Bun-desländer beobachtet, die 30 Jahrebrauchten, um abzuschmelzen. ImSchnitt wird ein Eisberg drei Jahre alt.Das reicht dem Koloss auf der Strömungbis in subtropische Gefilde zu reisen.

Ein Eisberg kann von einem Gletscherpurzeln, dann ist er eher bergig. Oder erbricht von einem größeren Schelfeis ab,dann ist er flach. Solche Tafeleisbergekommen besonders häufig rund um dieAntarktis vor.

Die sind etwas langweiliger als diehügeligen. Leute, die in Gegenden mithohem Eisbergaufkommen leben, ma-chen sich einen Spaß draus, die Formender Eisberge zu deuten, wie wir es mitden Wolken tun. Oder mit Tintenfleckenwie im bekannten Rohrschachttest. Sit-zen die Grönländer dann am Strandund analysieren sich gegenseitig tiefen-psychologisch, wenn der eine darin seineMutter sieht, der andere aber einen Eis-brecher?

Eine Reise nach Grönland könnte Auf-schluss bieten. Die Fahrt per Schiff dort-hin soll ja dank allem, was man aus derSchiffskatastrophe von 1912 gelernt hat,inzwischen recht sicher sein. Wer weiß,wie lange es wegen der Erderwärmungüberhaupt noch solche besonders impo-santen Eiswürfel zu bestaunen gibt?

Nürtinger Notizen

Seniorenclub im RoßdorfNÜRTINGEN (pm). Der Ökumenischer Se-niorenclub lädt zu einem österlichenNachmittag ein mit dem Thema „Oster-bräuche, Ostereier und Osterbrunnen inder Umgebung“ am Dienstag, 16. April,von 14.30 bis 16.30 Uhr im Stephanus-haus im Roßdorf.

Gemeinsam statt einsamNÜRTINGEN (pm). Am Mittwoch, 17.April, um 16 Uhr findet ein Treffen derGruppe „Gemeinsam statt einsam“ inden Räumen des Bürgertreffs statt. NeueTeilnehmer sind willkommen. Informa-tionen zur Gruppe gibt es bei GundisRose Eisele, Telefon (0 70 22) 4 16 17.

Kein Durchkommen mehr auf der Wörth-BrückeHeute ist Baubeginn der B313-Sanierung – Arbeiten beginnen mit Brückensperrung bis Anfang Mai

In den danach folgenden Wochen istdie Fahrbahn der Wörth-Brücke in Süd-Nord-Richtung bis Mitte Mai gesperrt.Der Verkehr von der B 297 Neckartail-fingen/Neckarhausen oder der B 313Metzingen kommend in Richtung Auto-bahn A 8 wird über die Metzinger Stra-ße/Alleenstraße über die Stadtbrückeumgeleitet.

Diese Umleitung nutzen auch Auto-fahrer, die auf der B 313 von der A 8kommend in Richtung Metzingen fahrenmöchten. Die Durchfahrt auf die B 297Neckartailfingen/Neckarhausen ist vonder B 313 aus Richtung Stuttgart kom-mend weiterhin möglich.

Die Arbeiten finden in elf Bauab-schnitten statt. Statt auf vier Fahrspu-ren wird der Verkehr in den Baustellen-bereichen zweispurig geführt. Insgesamtkostet die Sanierung der Bundesstraßein Nürtingen rund 3,8 Millionen Euro.Die Nürtinger Stadtwerke nutzen dieArbeiten, um zeitgleich Strom- und Gas-leitungen zu erneuern.

Von Philip Sandrock

NÜRTINGEN. Da war die Stadt in ihrerPressemitteilung wohl etwas voreilig:Die Wörth-Brücke wurde nicht, wiefälschlich berichtet, bereits am Freitag-abend gesperrt, sondern erst im Laufedes Wochenendes. Sicher ist stattdessenjedoch, dass ab heute die Sanierungsar-beiten an der B 313 beginnen. Erste Bau-phase ist die Erneuerung des Straßenbe-lags auf der Wörth-Brücke. Die gesamteSanierung des 2,2 Kilometer langen Ab-schnitts der Nürtinger Ortsdurchfahrtdauert voraussichtlich bis Anfang Okto-ber.

In den ersten drei Wochen der Bau-stelle wird die Wörth-Brücke in beideFahrtrichtungen gesperrt. Der Verkehrder B 313 wird über die Alleenstraße unddie Stadtbrücke umgeleitet. In beideFahrtrichtungen ist die Durchfahrt derB 297 Neckartailfingen/Neckarhausenauf die B 313 in Richtung Stuttgart wei-terhin gegeben. Auf der Wörth-Brücke in Nürtingen gibt es kein Durchkommen mehr. Foto: Krytzner

Brezelbackkurs in den FerienNÜRTINGEN (pm). Für Kinder ab fünfJahren veranstaltet das Haus der Fami-lie am Mittwoch, 24. April, von 9 bis11.30 Uhr einen Brezelbackkurs in derReutlinger Zentrale von K&U. Anmel-dung zum Kurs im Haus der FamilieNürtingen unter www.hdf-nuertin-gen.de und unter Telefon (0 70 22)3 99 93.

Historische StadtführungNÜRTINGEN (nt). Einen Rundgang durchdas historische Nürtingen mit seinenehemaligen Stadttoren, den Resten derBefestigung, den historischen Gebäudenbis zum Wahrzeichen Nürtingens, derStadtkirche St. Laurentius, bietet amSonntag, 21. April, Stadtführer ManuelWerner an. Wer zum Schluss den 48 Me-ter hohen Kirchturm erklommen hat,wird mit einem herrlichen Blick überNürtingen und die reizvolle Umgebungbelohnt. Treffpunkt ist um 11 Uhr amStadtmuseum, Wörthstraße 1. Es wirdeine Teilnahmegebühr erhoben.

Tanzcafé für ÄltereNÜRTINGEN (pm). Ein Tanzcafé für Älterefindet am Mittwoch, 24. April, von 14.30bis 16.30 Uhr im Bürgertreff Nürtingenstatt. Der Musiker Günther Vetter spieltaltvertraute Melodien, Stimmungsmusikund geht auf Wünsche der Gäste ein. An-meldung unter Telefon (0 70 22) 7 52 32oder E-Mail an [email protected].