Versorgungkonzept Mehr Als Nahrung...Versorgungskonzept Mehr Als Nahrung 2 1. Einleitung Im Zürcher...
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Modul: Schonende Ressourcennutzung 10 Studierende Bleiker Michael
Brassel Hansueli GregisBraida Suter Peter Tschumi Samuel
Betreuer Grenz Jan Menzi Harald Wyss Res
Zollikofen/Leutschenbach April 2011
Versorgungkonzept Mehr Als Nahrung
Versorgungskonzept Mehr Als Nahrung
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1. Einleitung
Im Zürcher Leutschenbach wird ein neues Quartier gebaut. Neben der Leutschenbach-Schule, nahe
dem Bahnhof Oerlikon entsteht Wohn- und Arbeitsraum für rund 1200 Personen. Das Vorzeigepro-
jekt der Baugenossenschaft „mehr als wohnen“ (maw) verfolgt das Ziel einer 2000-Watt-Gesellschaft.
In den innovativen Bauten mit niedrigem Energieverbrauch sollen Menschen zu erschwinglichen
Mietzinsen wohnen, die bereit sind ihren Lebensstil an einen 2000-Watt-Verbrauch anzupassen. Da-
bei sollen auch der Bezug von Grundnahrungsmitteln von nahegelegenen Bauernhöfen und das Ur-
ban Farming zu einer nachhaltigen Versorgung der Bewohner mit Lebensmitteln beitragen.
Die Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft (SHL), die Fachhochschule Nordwestschweiz
(FHNW) und die Technische Hochschule Rapperswil erarbeiteten verschiedene Beiträge zu einem
Konzept für die nachhaltige Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung.
Im Rahmen der Projektwoche „Bedeutung des Umgangs mit natürlichen Ressourcen für Gesellschaft
und regionale Entwicklungen“ klärte das Autorenteam vorliegender Arbeit die Bedürfnisse der Akteu-
re einer Nahrungsmittelversorgung für das Quartier ab. Darauf abgestützt wurde ein konkretes Ver-
sorgungskonzept ausgearbeitet.
2. Getroffene Annahmen
Bewohner/Konsumenten:
Die zukünftigen Bewohner von maw sind bereit sich verantwortungsbewusst und glaubwürdig für
nachhaltige Lebens- und Ernährungsverhalten entlang der ganzen Wertschöpfungskette vom Feld bis
auf den Teller einzusetzen und diese tragbar, souverän und konstant gemeinsam weiterzuentwickeln.
Daraus abgeleitet lassen sich genügend Familien / interessierte Personen von maw finden, welche
sich aktiv an der Umsetzung des Nahrungsmittelversorgungskonzeptes beteiligen.
Die Bewohner zeigen die Bereitschaft ihren täglichen Nahrungsmittelbedarf hauptsächlich im Quar-
tierladen zu decken.
Produzenten/Verarbeiter
Es lassen sich „in der Umgebung“ (möglichst geringer Transportwege) genügend Landwirtschafts-
Betriebe finden, die bereit sind an der Umsetzung des Konzeptes mitzuarbeiten.
Diese Betriebe besitzen Produktionszweige bzw. können und wollen gewisse Produktionszweige auf-
bauen, die für die Grundversorgung der Bewohner von maw mit Nahrungsmitteln benötigt werden.
Es finden sich geeignete Verarbeitungsbetriebe, die bereit sind nach vorgegebenen Kriterien Rohstof-
fe zu verarbeiten.
Allgemein:
Bereitschaft für partnerschaftliche Organisationsstruktur mit Legitimation von Rechten und Pflichten
der Akteure (Produzenten/Konsumenten).
Die Zusammensetzung der Siedlungsbewohner ist heterogen bezüglich des Einkommens, des Alters
und sozialer Schichten.
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Durch die Beteiligung an einem Nahrungsversorgungskonzept sollen die unterschiedlichen Bedürfnis-
se der Akteure bewusst befriedigt werden. Um den Hauptbetroffenen (Konsumenten und Produzen-
ten) ein passendes Konzept bieten zu können, wurden ihre Bedürfnisse wie folgt definiert (Tab. 1).
Tabelle 1: Bedürfnisse der Hauptakteure, IG Mehr Als Nahrung
3. Ziele des Projektes
Die heutige (zunehmend globalisierte) Dominanz von Handel und Verarbeitung in der Lebensmittel-
industrie erzeugt „Flaschenhälse“, wo Manipulationen und Spekulationen einem verantwortungsbe-
wussten Konsumenten die Entscheidungsgrundlage zu nachhaltigem Verhalten entziehen. Erzeuger
und Verbraucher sollen als wichtigste Akteure der Nahrungskette einander näher gebracht werden.
Mit ihrer Kompetenzsollen die Akteure verantwortungsbewusst eine Nahrungsversorgung auf Grund-
lage einer nachhaltigen Ressourcennutzung aufbauen. Der partizipative Prozess, gemeinsam nach
nachhaltigen Lösungen zu suchen, wird als wichtiger Bestandteil des Konzeptes betrachtet. Durch die
Sensibilisierung auf die Herausforderungen entlang der Wertschöpfungskette vom Feld bis auf den
Teller soll die Grundlage schaffen zu einem verantwortungsvollen und nachhaltigem Handeln.
4. Grobkonzept
Im Quartier entsteht eine Genossenschaft „IG Mehr Als Nahrung“ (MAN). Diese Genossenschaft hat
Statuten, einen Vorstand, betreibt einen Laden, macht Öffentlichkeitsarbeit und fördert den Aus-
tausch zwischen Bauern und Quartierbewohnern. Dabei soll möglichst eine „eigene“ Verarbeitung
entweder auf den Produktionsbetrieben oder im Quartier aufgebaut werden um die Wertschöpfung
innerhalb der IGM zu erhalten. Es können aber Aufträge für Verarbeitungsschritte an externe abge-
geben werden, wo dies sinnvoll ist. Weiter sollen verschieden Arbeitsgruppen (AG) gebildet werden
welche beispielsweise Quartier- und Hoffeste veranstalten, Seminare zu aktuellen Fragen der Ernäh-
rung organisieren, das „UrbanFarming“ koordinieren, Mengenerhebungen erstellen zum Aushandeln
der Verträge mit den Landwirten, und je nach Interesse können auch weitere Versorgungsmöglich-
keiten ausgearbeitet werden, wie beispielsweise „Abokörbe“ oder eine „Gemüse Selbst Ernte“. Wo-
mit nach und nach weiteres Potential einer engen Zusammenarbeit genutzt werden könnte. Mit ei-
nem Laden, einem einfachen und bekannten Versorgungssystem soll das Konzept mit möglichst
schlanken Strukturen gestartet werden können.
Der Beitritt zu MAN ist für Bewohner von maw freiwillig. Durch einen Genossenschaftsbeitrag sollen
notwenige Investitionen (z.B. Ladeninventar) abgedeckt werden können. Als MAN-Mitglied beteiligt
man sich aktiv gleichermassen an der Nahrungsmittelversorgung des Quartiers durch Übernahme
Produzenten Konsumenten
- Schonende Ressourcennutzung - Existenzen sichern (auf den Höfen) - Faire Preise (Einkommen/Arbeit) - Verständnis für die Landwirtschat - Sichere Märkte /Abnahmekanäle - Ev. Kapitalbeschaffung bei IG Mehr Als
Nahrung
- Sichere Versorgung (Qualität/Menge) - Regionale Versorgung - Frische Lebensmittel - (biologische) /nachhaltige Produktion - Vielseitiges / attraktives Angebot - Zahlbare Preise - Bezug zur Landwirtschaft - Integration von sozial Benachteiligten
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von Koordinationsaufgaben oder Mitarbeit in einer AG. Obligatorisch ist die Mitgliedschaft für die
Landwirte und die Geschäftsführung des Ladens.
Aktive Genossenschafter profitieren von einem günstigeren Preis im Laden. Einkommensschwächere
Bewohner können durch ihre Mitgliedschaft und Mitarbeit qualitativ hochstehende Produkte zu
günstigeren Preisen erwerben. Die Pflicht zur Mitarbeit der IG-Genossenschafter auf Konsumenten-
seite trägt dazu bei, dass die Konsumenten einen Bezug zu den Produkten und deren Herkunft entwi-
ckeln. Die Mitarbeit stellt überdies auch eine Möglichkeit dar, sozial schlechter gestellte Bewohner
durch Mitarbeit in die Gemeinschaft zu integrieren.
Die Ladengeschäftsführung und sowie die Verarbeitung soll professionell und mit bezahlten Stellen
geführt werden. Gleichfalls werden in den Vorstand Genossenschafter nach einem bestimmten Profil
gewählt. Grundsätzlich hat aber jedes Mitglied Recht zur Mitsprache und Mitarbeit in einem gewis-
sen Rahmen nach seinen Fähigkeiten.
Durch die direkte Vereinbarung zwischen den Bauern und Konsumenten, wird die Wertschöpfungs-
kette vom Feld bis auf den Teller auf ein Minimum reduziert. Die Produktion und Abnahme wird
frühzeitig vertraglich vereinbart. Die gemeinsame Verhandlung mit Markt-Transparenz, fördert ge-
genseitiges Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Anerkennung entlang der ganzen Wertschöpfungskette.
Für die Lebensmittelversorgung soll möglichst wenig Energie aufgewendet, möglichst nahe und
nachhaltig produziert werden. Alle Transporte der Lebensmittel und Abfälle werden nach diesen
Grundsätzen organisiert.
Vorliegendes Konzept gibt den Rahmen einer möglichen Lebensmittelversorgung für maw vor. Es
lässt Raum persönliche Ressourcen der Bewohner von maw zu nutzen und setzt dabei die aktive Mit-
gestaltung und Umsetzung der eigenen Ideen voraus. Das Konzept ist dadurch stark partizipativ. Da-
mit kann verhindert werden, dass nur konsumiert wird, ohne sich mit der Produktherkunft zu be-
schäftigen und Verantwortung für nachhaltiges Verhalten zu übernehmen. Die Genossenschafter der
IG MAN können und müssen sich mit der Herkunft/Produktion/Verarbeitung der Lebensmittel ausei-
nandersetzen. Aber auch die Produzenten sollen sich mit den heutigen Bedürfnissen und gesell-
schaftlichen Problemen der Konsumenten aktiv auseinandersetzen und Ihre Betriebskonzepte nach-
haltig anpassen können.
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Lesehilfe Versorgungskonzept
Das Plakat (Abb. 1.) stellt die Region Zürich dar. Das blauumrandete Feld und die blauen Karten stel-
len die neu entstehende Siedlung „mehr als wohnen“ und deren Bewohner dar.Das grün eingerahm-
te Feld und die grünen Karten markieren die verschiedenen Elemente der Genossenschaft „IG Mehr
Als Nahrung“. Wobei bei den Produzenten und den Verarbeitungsbetrieben auf den grünen Karten
nur die Geschäftsführer bzw. Betriebsleiter Mitglieder der „IG Mehr Als Nahrung“ sein müssen, die
Betriebe sind jedoch eigenständig (auf eigene Rechnung) und nur durch Verträge mit der IG verbun-
den. Der Laden wird durch die Genossenschaft betrieben. Viereckige Karten bezeichnen im Projekt fix
eingeplante und notwendige, kreisförmige Karten die möglichen/ausbaubaren Bestandteile des Ver-
sorgungskonzeptes. Die orangen und weissen Karten stehen für externe Partner, die weder Teil des
Projekts „mehr als wohnen“ noch Teil der „IG Mehr Als Nahrung (IG MAN)“ sind. Die schwarzen Pfei-
le geben die Richtung der Stoffflüsse an. Die gestrichelten Pfeile bezeichnen mögliche Stoffflüsse.
Abbildung 1: Poster Versorgungskonzept „Mehr Als Nahrung“
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5. Organisationsform
Die IG MAN soll als Genossenschaft organisiert werden, weil sie wirtschaftlich weniger eingeschränkt
ist als ein Verein. Mit Informationsschreiben an die zukünftigen Bewohner von maw, sollen diese auf
die Idee der IG MAN aufmerksam gemacht werden und zu einer Beteiligung motiviert werden. Die
Gründung der Genossenschaft MAN muss sobald wie möglich stattfinden, damit deren Handlungs-
und Gestaltungsspielraum auch in Bezug auf bauliche Massnahmen so gross wie möglich bleibt.
Der freiwillige Eintritt in die Genossenschaft „IG Mehr Als Nahrung“ geschieht durch den Kauf von
mindestens einem Anteilschein zu einer noch festzusetzenden Summe und einem schriftlichen An-
trag. Beim Austritt wird der einbezahlte Betrag wieder ausbezahlt. Bei hohen Beträgen kann dies zur
Vermeidung von Liquiditätsengpässen auch in Raten geschehen.
Jedes Genossenschaftsmitglied hat ein Stimmrecht bei der Generalversammlung. Dort werden unter
anderem die Statuten festgelegt und verändert, das Jahresbudget verabschiedet, die Verwaltung
gewählt, deren Kompetenzen bestimmt und Ideen eingebracht. Auf Verwaltungsebene stehen einer-
seits die Konsumenten und Produzenten andererseits die Verwaltung. Auf der operativen Ebene wird
der Laden von der Genossenschaft betrieben und die Geschäftsleitung und die Mitarbeiter des La-
dens sind von der IG MAN angestellt, ebenso die professionelle Koordinationsstelle. Nicht Teil der
Genossenschaft sondern eigenständig sind die Betriebe der Produzenten ausserhalb und weitere
Verarbeitungsbetriebe innerhalb der Siedlung von maw, wie zum Beispiel das Restaurant, die Bäcke-
rei oder eine Mühle betreiben. Allerdings sind deren Betriebsleiter verpflichtet als Mitglied der Ge-
nossenschaft beizutreten. Dadurch besitzen auch sie das Recht auf eine Mitbestimmung über die
Generalversammlung oder können von der Möglichkeit Gebrauch machen einen Investitionskredit
von der Genossenschaft zu beantragen, mit dem Ziel einer Verbesserung der operativen Tätigkeit
derIG MAN. Über die Koordinationsstelle wird die unbezahlte obligatorische Mitarbeit der IG-
Mitglieder in den Arbeitsgruppen vermittelt.
Der Kapitalgrundstock der Genossenschaft dient als finanzielle Absicherung und zur Sicherstellung
der Liquidität, kann aber auch zum Tätigen von gezielten Investitionen genutzt werden. Bei Bedarf
und zur Aufstockung des Grundkapitals können Mitglieder auf freiwilliger Basis auch zusätzliche An-
teilscheine kaufen. Die Anzahl der Anteilscheine hat jedoch keinen Einfluss auf das Stimmrecht der
Genossenschaftsmitglieder. Die
Generalversammlung überträgt
gewisse Kompetenzen der Verwal-
tung, beziehungsweise der operati-
ven Führung. All dies muss in den
Statuten genaufestgelegt wer-
den.Wie in Abb. 2 dargestellt, soll
die Trennung von Verwaltungsebe-
ne und operativer Ebene innerhalb
der MAN klar geregelt werden.
Abbildung 2: Schematische Darstellung der verschiedenen Organisations-Ebenen der "IG Mehr Als Wohnen"
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Wichtig ist, dass schon bei Bezug der Siedlung die Genossenschaft in ihrer minimalen Grundstruktur
mit Statuten, die später noch verändert werden können, dem Laden, einem Verwaltungsorgan, einer
Koordinationsstelle, Produzenten und festen Partnern aus der Verarbeitung besteht, und ein Grund-
versorgung mit Lebensmitteln sichergestellt wird.
Rechte und Pflichten der Genossenschafter
Die Genossenschaftsmitglieder formulieren gemeinsam die Rechte und Pflichten der Konsumenten
und Produzenten (Tab. 2). Gemeinsam sollen die Produkte und Mengen ausgehandelt und möglichst
langfristig vereinbart werden. Die Einsicht der Konsumenten in die landwirtschaftliche Produktion
soll ein Verständnis für landwirtschaftliche Zusammenhänge schaffen. Eine realistische Vorstellung
von Konsumentenseite her, was überhaupt, wann und in welcher Qualität verfügbar ist wird dadurch
ermöglicht. Es entstehen damit realisierbare und sinnvolle Anforderungen der Konsumenten an die
Produzentenseite. Durch die Beteiligung der Konsumenten an landwirtschaftliche Produktion kann
verhindert werden, dass nur eine scheinbare Nachhaltigkeit entsteht.
Die Akteure versuchen die Wertschöpfungskette vom Feld bis auf den Teller gemeinsam zu organisie-
ren. Sie beauftragen Verarbeitungsbetriebe, wo dies nötig ist (z.B. Milch- oder Fleischverarbeitung
usw.). Dabei können eigene Verarbeitungsstrukturen im Quartier oder auf den Höfen aufgebaut wer-
den oder externe Betriebe zur Übernahme von Verarbeitungsschritten angefragt werden.
Es soll Pflicht aller Beteiligten sein, sich an Öffentlichkeitsarbeiten zu beteiligen. Dabei können re-
gelmässige Quartiersfeste (Herbstfest, Sommerfest…) oder Aktionen auf den Höfen (Hoffest, Obstle-
sen, Schlafen im Stroh, 1.-August-Brunch…) organisiert werden um den Kontakt und Austausch von
Erzeuger und Verbraucher auf eine emotional bindende Art zu stärken.
Tabelle 2: Rechte und Pflichten der Vertragsparteien
Produzenten Konsumenten
Rechte: - Fairer Preis für landwirtschaftliche Pro-
dukte - Vertragliche Abnahme (langfristig) - Mitspracherecht bei MAN - Mitarbeitskontingent bestehend aus IG-
MAN-Konsumenten
Rechte: - Bezug der Produkte zu IG-Preisen - „bezahlbare“ Preise - Integration soz. Benachteiligter (durch
Arbeit, tiefe Preise) - Frische / sichere /nachhaltige Produkte - Bezug zu Landwirtschaft
Pflichten: - Lieferung der vereinbarten Menge Pro-
dukte und Rohstoffein vereinbarter Qualität
- Beteiligung an der IG MAN - Öffentlichkeitsarbeit auf Betrieb
Pflichten: - Vorwiegende Versorgung des Tagesbe-
darfs über IG-MAN-Laden - Mitarbeit in IG MAN - Öffentlichkeitsarbeit - Hinterfragen des eigenen Konsumver-
haltens
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6. Konsumenten
Mitglieder der IG MAN:
Wir gehen davon aus, dass die meisten der IG MAN angehörigen Konsumenten ihren Tagesbedarf im
IG-Laden decken. Die Genossenschaftsmitglieder (IG MAN) profitieren von einem Rabatt auf das Sor-
timent der Produkte welche durch MAN organisiert werden.
Bewohner Siedlung der IG-maw(Tab. 3)
Die Bewohner der Siedlung IG-maw haben sich bei der Bewerbung bereit erklärt, ihren Tagesbedarf
an Lebensmittel vorwiegend im IG-Laden zu decken. Wir gehen von einer Deckung von rund 50 % des
Lebensmittelbedarfes aller IG-maw-Bewohner im IG-Laden aus. Laut einer Umfrage der Proviande
(2010) dürften dabei im Durchschnitt rund 20 % des Lebensmittelbedarfes auswärts konsumiert wer-
den (Ausser-Haus-Verzehr).
Tabelle 3: Konsum-Potential der IG-maw-Bewohner
Bewohner IG 1200
Korrekturen:
1. Auswärtsverpflegung (Proviande, 2010)
2. Tagesbedarf1 wird nicht von allen zu 100% im Laden gedeckt
-20%
-50%
Monatliche Ausgaben für Nahrungsmittel 1 300.-/Person
Jährliches Konsumpotential Bewohner IG intern 1‘728‘000.-
1Mindestausgaben: Kosmetika und Non-Food nicht eingerechnet
Auswärtige (externe Quartierbewohner, Personen mit Arbeitsstelle im Quartier) (Tab. 4)
In den nächsten Jahren soll es laut M. Sprecher (maw) 8‘000-15‘000 Arbeitsplätze in Leutschenbach
geben. Die Stadt Zürich (2011) rechnet mit rund 3‘000 zusätzlichen Bewohner in Leutschenbach in
nächster Zeit.
Tabelle 4: Konsum-Potential Auswärtige (externe Quartierbewohner, Personen mit Arbeitsstelle im Quartier)
Minimum ex-tern
Maximum ex-tern
Arbeitsplätze in den nächsten Jahren 8‘000 15‘000
Zusätzliche Quartierbewohner in den nächsten Jahren 0 3‘000
Korrekturen Bewohner:Auswärtsverpflegung -20%→ -2400
8‘000 17‘400
Szenario 1: Anteil potentielle Käufer „Reformhausorientiert“
(Bio Suisse 2011)
5.4%
→ 432
5.4%
→ 940
Szenario2: Nur 50 % entrichten ihre Bioausgaben im Laden 50%
→ 4‘000
50%
→ 8‘700
Ausgaben für Biokonsum/Jahr 211.-/Person 211.-/Person
Jährliches Konsumpotential Quartierfrequentierer Szenario 1 91‘200.- 198‘200.-
Jährliches Konsumpotential Quartierfrequentierer Szenario 2 844‘000.- 1‘835‘700.-
1 Nach Angaben Hallerladen, korrigiert, da Konkurrenz von anderen Bioladen/Angeboten und alternativer Lebensmittelversorgung allgemein fehlt.
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Der durchschnittliche Schweizer gibt jährlich 211.- SFr. für Nahrungsmittel in Bioqualität aus (Bio
Suisse, 2011), davon 5.4% im Reformhaus. Rechnet man damit, dass lediglich die „Reformhaus-
Kundschaft“ mit dem IG-MAN-Laden angesprochen wird, ist das Umsatzpotential bedeutend kleiner,
als wenn davon ausgegangen wird, dass ein Grossteil der umliegenden Quartierbewohner und Arbei-
ter ihre Biokonsumausgaben mangels Alternativen im IG-MAN-Laden ausgeben.
7. Laden
Damit die nachhaltige regionale Lebensmittelversorgung des Quartiers möglichst ohne Zwischen-
händler von statten gehen kann, sollen Frischprodukte, Getreide, Fleisch, Eier und Milchprodukte, wo
dies möglich ist, direkt vom Bauern in die Siedlung gelangen. Die „IG MAN“ organisiert die Verarbei-
tung, den Transport, die Lagerhaltung und den Vertrieb der Produkte. Die Verarbeitung und der Ver-
trieb der Produkte sollen, wo ökonomisch, ökologisch und sozial sinnvoll, auf den Betrieben oder
innerhalb der Siedlung stattfinden. Ein Laden mit den entsprechenden Einrichtungen (Kühl- und La-
gerräume) muss bei der Bauplanung integriert werden.
In einem ersten Schritt sollen zur klaren Deklarierung und Vermarktung ausschliesslich Bio-Produkte
angeboten werden. Sobald sich die IG-MAN-Mitglieder aber mit den Gegebenheiten der produzie-
renden Landwirtschaft auseinandergesetzt haben, können auch eigene Anforderungen an die Pro-
duktion/Verarbeitung der Produkte gestellt werden, die unabhängig von der Bio-Zertifizierung sind.
Umsatz
Bei den Berechnungen wurde stark auf den „Hallerladen“ Bern abgestützt, da dieser Laden unserer
Vorstellung (Grösse, Umsatz, Sortiment, Organisationsstruktur) dem Laden der IG MAN entspricht.
Ausgehend von einem Umsatz von 340‘000.-/Laden-Mitarbeiter (Quelle: Hallerladen) ergibt dies ca.
500-Stellen-% (inkl. Geschäftsleitung).
Wird mit Durchschnitts-Bio-Ausgaben von 211.-/Person und Monat gerechnet, entsteht folgendes
Potenzial aus der umliegenden Siedlung.
Ausgehend von diesen Berechnungen ergeben sich ein Minimumszenario mit einem potentiellen
Umsatz von rund 1,8 Mio. Fr./Jahr und ein Maximumszenario mit einem Umsatz von rund 3,5 Mio.
(Tab. 3 intern + Tab. 4 extern). Die Möglichkeiten, die sich durch diese zwei Szenarien ergeben sind
sehr Unterschiedlich. Das Minimumszenario bedeutet den Betrieb eines kleinen Bioladens mit rund
500 % Stellen-%. Im Gegensatz dazu würde das Maximumszenario die Errichtung eines Biosuper-
marktes erlauben mit rund 1000 Stellen-%.
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8. Produzenten
Nach dem schweizerischen Durchschnittsverbrauch und den geschätzten Einkäufen im Quartierladen
ergibt sich ein bestimmter Bedarf an Bio-Produkten. Mit üblichen Erträgen der Bio-Produzenten wur-
de der Produktionsbedarf (Flächen und Grossvieheinheiten GVE) ermittelt (Tab. 5). Es werden 2 Eier-
produzenten, ein grösserer Obstproduzent und ca. 3 Ackerbau-Viehzucht-Betriebe aus der Umge-
bung benötigt um den Bedarf an Lebensmittel zu decken. Dabei wurde der durchschnittliche Schwei-
zer Fleischkonsum von rund 50 kg auf 30 kg pro Person reduziert und dementsprechend mehr Ge-
treide, Gemüse und Milchprodukte berechnet.
Tabelle 5: Grobe Hochrechnungen der nötige landwirtschaftliche Produktion zur Deckung des Quartierbedarfs
Rohstoffe mit Abnahmemög-lichkeit bei umliegenden Landwirten
Ertragsschätzung (Bio) und Annahmen
Konsum Einheiten/Jahr
Bedarf an Betriebs- ressourcen für Variante kleiner Biola-den (ha, GVE…) Für Variante Biosupermarkt würde in etwa das Doppelte benötigt
Brot (Getreide) 4 t/ha 77 t 20 ha
Kartoffeln 20 t/ha 49 t 3 ha
Gemüse 30 t/ha 82 t 3 ha
Obst 20 t/ha 5 t 3 ha
Fleischund Fisch 50% Ausbeute1 LG 500kg 34 t 140 GVE
Eier 300 Eier /Huhn/J (70gr/Ei) 69 t 3‘300 Hühner
Frischmilch 5000 l/ Kuh 130‘000 l 25 GVE
Verarbeitungsmilch (*3 für Konzentration) 110‘000 l 22 GVE
Butter (*9 für Konzentration) 52‘000 l 10 GVE
1 grob geschätzter Durchschnitt (Kalb, Rind, Schwein und Fisch), tendenziell resultiert ein zu hoher Bedarf, GVE=Grossvieheinheit
Die Produktmengen bewegen sich in einem Rahmen, in welchem die Logistik professionell organisiert
werden muss. Bei der Verarbeitung ist bei diesen Mengen mit der Möglichkeit zu rechnen, die Roh-
stoffe bei bestehenden Verarbeiten veredeln zu können oder nach Partnerschaften zu suchen womit
die nötigen Infrastrukturen besser ausgelastet werden können.
Bei der Variante Biosupermarkt ist die Beschaffung von Rohstoffen und Verarbeitungsprodukten
weitaus komplizierter und eigene Verarbeitungsbetriebe würden sich allenfalls eher lohnen. Mit den
grösseren Mengen könnten bei eigenen Verarbeitungsbetrieben die Verarbeitungskosten pro Pro-
dukt gesenkt werden.
Der Laden ist nicht angewiesen auf die zusätzliche Kundschaft von ausserhalb der IG maw. Nach Vor-
lage eines Geschäftsmodells ähnlich dem „Hallerladen“ gehen wir davon aus, dass der Laden der IG
„Mehr als Nahrung“ selbsttragend sein wird. Wir bevorzugen das Szenario kleiner Bioladen. Die IG
MAN soll sich primär um die Versorgung der Bewohner der IG maw kümmern. Dieses Szenario ist
deutlich risikoärmer, da von uns dieser Umsatz ziemlich gesichert erscheint. Er bezieht lediglich die
Voraussetzungen, welche die Bewohner mitbringen und die externen Reformhausklientel mit ein.
Hinzu kommt, dass innert Kürze auch im Quartier Leutschenbach bei entsprechendem Potential die
Versorgung mit Nahrungsmittel ausgebaut wird und mit zusätzlicher Konkurrenz zu rechnen ist.
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Das Szenario Biosupermarkt weist ein grosses Gewinnpotential auf, welches die Strukturen der Ge-
nossenschaft stützen könnten. Allerdings ist dieses, wie bereits erwähnt, mit einem grossen Risiko
verbunden und unter Umständen für die Genossenschaft nicht tragbar. Weiter wäre mit stärkerer
Anpassung des Sortiments auf die externe Kundschaft zu rechnen.
Beim Bau und Anlegen der Infrastruktur müsste die Entscheidung gefallen sein, ob das zusätzliche
Potential der auswärtigen Kundschaft (Szenario Biosupermarkt) genutzt werden will. Auf Grund des
Verhältnisses von Ladenfläche und Umsatz des Hallerladens rechnen wir mit einer benötigten Laden-
fläche von 80 m2 für das Szenario kleiner Bioladen.
9. Verarbeitung und Restaurant
Es ist nicht vorrangiges Interesse der Genossenschaft ein Restaurant, eine Bäckerei, Metzgerei, Mol-
kerei, Mühle zu betreiben. Möglich ist die Mitarbeit einer Fachperson (aus der Wohnbevölkerung der
IG MAW), die ihr Geschäft in Zusammenarbeit mit der IG MAN betreiben möchte. Je nach Szenario ist
eine Verarbeitung auf dem IG-Gelände auch in Anbetracht des potenziellen Umsatzes machbar (Sze-
nario Biosupermarkt). Beim Szenario kleiner Biomarkt sind aber wahrscheinlichVerarbeitungsverträ-
ge mit auswärtigen Verarbeitern, nach vorgegebenen Kriterien zu bevorzugen, da das Absatzpotenzi-
al innerhalb der IG sehr klein und dadurch eine eigene Verarbeitung bei geringer Auslastung kaum
nachhaltig organisiert werden kann.
10. Stoffströme
Die Voraussetzung für die Kanalisation der Stoffströme der Siedlung ist die Abfalltrennung. Einerseits
fällt Abfall an, der in der Kehrichtverbrennungsanlage verwertet wird. Die entstehende Wärme kann
als Fernwärme zur Heizung der Wohnungen genutzt werden. Andererseits fallen durch die Frischpro-
dukte des Ladens, die Haushalte, das Urban Farming und evtl. Verarbeitungsstätten/Restaurant or-
ganische Abfälle an. Die Tab.6 zeigt die durchschnittliche Abfallproduktion (kg) pro Person im Jahr
2009 in der Schweiz.
Tabelle 6: Abfallproduktion in kg pro Person im Jahr 2009
Total Abfall Anteil Kehrichtsäcke Anteil Grünabfall Rest (Glas, Elektro, Textilien, PET, Alu, Blech, Batte-
rien, Karton)
709 kg 353 kg (27% org. Abfälle) 118 kg 238 kg
Auf Grund dieser Daten, wurde in Tab. 2 eine Schätzung des organischen Anfalls der Siedlung vorge-
nommen. Bei den Berechnungen wird von 1200 Personen ausgegangen. Gemäss den Angaben des
Bundesamtes für Umwelt (BAFU 2011)beinhaltet ein normaler Kehrichtsack 27% organische Abfälle.
Dieser Anteil wird durch die strikte Abfalltrennung in der Siedlung zusätzlich gesammelt. Beim Laden
beziehen wir uns auf die Erfahrung des Hallerladens in Bern. Bei Ihnen scheiden 1,5 % der Frischpro-
dukte aus. Sehr reifes Obst oder Gemüse könnte bei maw in einem allfälligen Restaurant/Take away
verwertet und dadurch der Abfall reduziert werden.
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Tabelle 3 Schätzung organischer Abfall der Siedlung maw
Berechnung Menge pro Jahr
Grüngut:1200 Pers. * 118 kg 141'600 kg
Organische Abfälle in Kehrichtsäcken:0.27* 353 kg*1200 Pers. 114'372 kg
Organische Abfälle Laden:
1.5 % der eingeführten Frischprodukte (Obst, Gemüse, Brot)
0.015*226'720 kg
3'400 kg
Total 259'372 kg
Varianten für die Verwertung organischer Abfälle
Variante 1: In der Stadt Zürich wurden bisher alle Küchenabfälle mit dem übrigen Abfall in der Keh-
richtverbrennungsanlage verbrannt. Im Rahmen des Ziels einer 2000 - Watt Gesellschaft in der Stadt
Zürich werden ab 2013 die Küchenabfälle zusammen mit den Gartenabfällen eingesammelt und in
der grössten Biogasanlage der Schweiz (Biogas Zürich AG, 2011) verwertet. Im Bewusstsein, dass2013
dieses Projekt in der Stadt Zürich professionell realisiert wird, ist es sicher eine sinnvolle Idee sämtli-
che organische Abfälle der Siedlung maw an diese Biogasanlage (Standort Werdhölzli) abzugeben.
Das organische Material wird von der Stadt eingesammelt und man kann davon ausgehen, dass der
Transport mit Biogasbetriebenen Fahrzeugen stattfinden wird.
Variante 2: Sämtliche organische Abfälle der Siedlung maw werden an eine Biogasanlage geliefert,
welche potenziell auf einem Landwirtschaftsbetrieb in Zürich Nord steht. Voraussetzung dafür ist
eine bestehende Anlage. Das produzierte Gärgut kann als Dünger auf den Landwirtschaftsbetrieben
eingesetzt werden. Für den Rücktransport der organischen Abfälle zur Biogasanlage in Zürich Nord ist
von einem weiteren Transportweg auszugehen.
Variante 3: Das gesamte Grüngut der Siedlung maw wird in der nahen Kompostieranlage zu Kompost
verarbeitet. Speiseabfälle werden in einer Biogasanlage (Biogas Zürich AG oder Biogas Zürich Nord)
verwertet.
Variante 4: Mit den Ernterückständen und organischen Resten des Urban-Farming, wird auf dem
Gelände der Siedlung eine eigene Kompostierung durchgeführt und der Kompost als Dünger einge-
setzt. Dabei ist zu beachten, dass Emissionen (Geruch) entstehen, viel Platz und eine aufwendige
Mechanisierung benötigt werden.
Die organischen Abfälle aus dem Laden und den Haushalten würden auch hier in einer Biogasanlage
(Biogas Zürich AG oder ldw. Biogas Zürich Nord) verwertet.
Im Anbetracht dieser Möglichkeiten empfiehlt unsere Gruppe der Baugenossenschaft maw die Vari-
ante 1 zu wählen. Das Projekt Biogas Zürich AG ist bereits aufgegleist und mit dem Inbetriebnahme-
zeitpunkt 2013 liegt es auch im idealen Zeitrahmen des Bauvorhabens von maw. Weiter sprechen der
organisierte Transportdienst, das Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft und die Nähe der Biogasanlage für
diese Variante.
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11. Fazit
Das Projekt an sich, das „Näher-Bringen“ von Konsumenten und Produzenten, ist sinnvoll. Dem
Stadt/Land-Konflikt und dem Bezugsverlust einer Mehrheit der Bevölkerung zur Herkunft unserer
Nahrungsmittel kann mit einem Projekt in genannter Form entgegengewirkt werden.
Die Lösung besteht allerdings nicht im Wiederkäuen von Nachhaltigkeits-Dogmen. Das heisst, nur
weil etwas regional, saisonal oder „selber“ produziert bzw. verarbeitet wurde, muss es nicht nachhal-
tiger sein, als die Tomaten aus Spanien. Es ist deshalb nötig, die Beteiligten in Bezug auf die tatsächli-
che Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Sie erhalten durch die eingehende Beschäftigung mit der Her-
kunft der Nahrungsmittel die Kompetenz eigene Nachhaltigkeitskriterien zu erarbeiten, die auf die
jeweilige Situation zutreffen und dadurch eine „echte“ Nachhaltigkeitsbeurteilung für das eigene
Sortiment darstellen. Dabei sind Szenarios mit tendenziell höheren Lebensmittelpreisen aber viel-
leicht tieferen Gesundheitskosten durchaus denkbar. Es geht darum solche und ähnliche Synergien
gezielt zu nutzen um Wohlergehen und Lebensstandart zu erhalten und trotzdem sich ressourcen-
schonend zu verhalten.
Wir sind der Meinung, dass die genannten Bedürfnisse der Akteure (Produzenten/Konsumenten)
nicht mit fixfertigen Ideenvorschlägen begegnet werden soll. Eine vorschnelle und detaillierte Pla-
nung der Verarbeitung bestimmter Lebensmittel (z.B. Hartweizenspaghetti) macht unserer Ansicht
nach keinen Sinn. Wir sähen eherdie Möglichkeit, freistehende Gewerberäume durch Eigeninitiative
der zukünftigen Bewohner für passende Verarbeitungszwecke zu nutzen die die Lebensmittelversor-
gung des Quartiers nachhaltig unterstützen. Für die direkte Produktbeschaffung vom Bauernhof ist
die gemeinsame Ausarbeitung von Produktions-, Abnahmeverträge frühzeitig zu planen. Die Gegen-
seitige Anerkennung der Bedürfnisse, gemeinsame Lösungen und schriftliche Verträge sind nötig.
Wenn sich die Zusammenarbeit mal gefestigt hat, könnte im Sinne einer Vereinfachung eine Locke-
rung der Regelungen vernünftig sein. –Analog zum Hallerladen, welcher heute keine fixen Verträge
mehr abschliesst, da auf ein gesundes und stabiles Verhältnis von Konsument und Produzent aufge-
baut werden kann.
Wir möchten daher folgende Handlungsempfehlung abgeben:
1. Kontaktaufnahme mit umliegenden Landwirten. Überprüfen deren Interesse einer Zusammenarbeit.
2. Anschreiben zukünftiger Bewohner und suche nach Interessierten für die Mitwirkung in der IG MAN
3. Abklärungen bezüglich potentieller Verarbeiter aus der zukünftigen Siedlungsbevölkerung mit Interesse an eigen-
ständiger Erwerbstätigkeit im Rahmen der IG-MAN-Statuten.
4. Entscheidung für Strategie kleiner Bioladen oder Biosupermarkt
5. Berücksichtigung der getätigten Abklärungen beim Bau (Ladengrösse, Lager und Verarbeitungsbetriebe)
6. Abklärungen bei Verarbeitern in der Umgebung nach Verarbeitungsmöglichkeiten für IG MAN-Grundprodukte
7. Gründung der Genossenschaft und Aufnahme der Genossenschafts-Tätigkeit (mit Koordinationsstelle)
8. Schaffung der benötigten Arbeitsplätze (v.a.Geschäftsführung Laden)
9. Organisation der Logistik und der Abfallproblematik
10. Suche eines geeigneten Lieferanten für die Lieferung des gewünschten Grund-Sortimentes, welches nicht direkt
von der involvierten Landwirtschaft/ bezogen werden kann (z.B. Salz, Gewürze, Wein, Öl; WC-Papier usw.).
Versorgungskonzept Mehr Als Nahrung
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Quellen
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Biogas Zürich AG (2011): Ein Kreislauf schliesst sich. Available online at
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Bio Suisse (2011): Bio Suisse 2010/11 Abbildungen. Jahresmedienkonferenz 2011. Basel. Availableonline at
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suisse.ch/media/Aktuell/Dokumente2011/Mediendossier/d_grafiken_bio_suisse_11.pdf, checked on
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Stadt Zürich (2011): Entwicklungsgebiet Leutschenbach - Stadt Zürich. Available online at http://www.stadt-
zuerich.ch/ted/de/index/gsz/planung_u_bau/entwicklungs-
_und_aufwertungsgebiete/entwicklungsgebiet_leutschenbach.html, updated on 14/01/2010, checked
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