VI. Kosmologie 6.1. Grundlegende astrophysikalische Beobachtungen 6.1.1. Grundlagen Astronomie:...
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VI. Kosmologie6.1. Grundlegende astrophysikalische Beobachtungen6.1.1. Grundlagen
Astronomie: Beobachtung kosmischer Objekte & Phänomene
Astrophysik: Interpretation mit physikalischen Modellen
Kosmologie: Struktur & Dynamik des Weltalls im Großen
Kosmologie Elementarteilchen-physik
Dynamik des frühen Universums
Struktur im Großen Dunkle Materie
Dunkle Energie...
6.1.2. Experimentelle Methoden
Messgrößen: Strahlung aller Arten bei allen Energien
optische Beobachtungen (Sterne, Galaxien, Nebel,...)
spektrale Verteilungen, Spektrallinien
Radioteleskopie von Erdoberfläche
Satelliten-Teleskopie (Infrarot Röntgen Gamma)z.B. WMAP Anisotropie der kosmischen Hintergrundstrahlung INTEGRAL Röntgen / weiche Gammastrahlung GLAST harte Gammastrahlung
Unterirdische Detektoren (Neutrino-Teleskopie)Quellen: Aktive galaktische Kerne, Supernovae, Sonne,...
Detektoren für geladene kosmische Strahlung ( Protonen, Kerne, e )Satelliten, Ballons, Luftschauerdetektoren
Gravitationswellen ( Laserinterferometer, Resonatoren )
Beispiele:
thermisches Universum:
Spektralverteilung Temperatur
nicht-thermisches Universum:
Spektralverteilung Erzeugungs- und Beschleunigungsmechanismus
Linienspektren Elemente, Moleküle
Dopplerverschiebung Geschwindigkeit
Standardkerzen bekannter Leuchtkraft AbständeCepheiden (periodisch Veränderliche), Supernovae von Typ Ia,...
Einheiten:
Lichtjahr: 1 Lj 9,5∙1015 m
Lichtsekunde: 1 Ls 3∙108 Lj 3∙108 m
Schwarzkörper-Strahlung
6.1.3. Resultate
Zustand des bekannten Universums (heute):
a) Materie: Nukleonen, Elektronen
Verteilt auf… Sonnen ( M ≈ 1029…1032 kg ) Planeten interstellaren Staub, interstellares Gas Quasare (Quasi-Stellare-Objekte, ferne aktive Galaxien) Neutronensterne, schwarze Löcher, …
Räumliche Struktur Galaxie: O( 1011
) Sonnen, ØGalaxie ≈ O( 105 ) Lj
sichtbares Universum: O( 1011 ) Galaxien, strukturiert in
Galxienhaufen, Superhaufen, Bändern, Wänden,… homogen im Großen, auf Skalen ∙Lj
Mittlere Dichte: ρ ≈ 1031 g / cm3 ≈ 0,05 H-Atome / m3
Chemische Zusammensetzung M( H ) ≈ 75% M( He , D, … ) ≈ 25%
Dynamik der Materie Sterne: vgl. Sternentwicklung, Kap. 5.3.2. Galaxien: streben auseinander Rotverschiebung das Universum expandiert
Expansionsrate des Universums (heute):
Hubble Konstante:
Rotverschiebung:
Fluchtgeschwindigkeit:
Alter des Universums ≈ 14 Milliarden Jahre
Jahre1021Ljscm2H 100
c
vβ,
β1
β1
ν
νΔ
AbstandHv 0
b) Photonen:
nicht-thermisch: Synchrotronstrahlung ( Elektronen in Magnetfeldern )
Inverse Comptonstreuung: e IRe TeV
WW kosmischer Strahlung 0 TeV TeV
…
thermisch Plancksches Spektrum Sonnenlicht Infrarot-Strahlung von Staub und Gas 3-Kelvin Hintergrundstrahlung:
T 2,735 K n 400 / cm3
n / nBaryon ≈ 3∙109
Isotropieabweichung: T / T ≈ 105
6.1.3. Bild 1
c) Entfernungen:
Erddurchmesser 0,03 Ls
Erde – Mond 1 Ls
Erde – Sonne 500 Ls
Pluto – Sonne 20000 Ls
Sonne – Proxima Centauri 4 Lj
Sonne – Galaktisches Zentrum 30000 Lj
Sonne – Andromeda-Galaxie 2∙106 Lj
Sonne – ferne Galaxie 1010 Lj
6.2. Das Big-Bang-Modell6.2.1. Überblick
H0(t) ≈ const. bis heute „Radius” R(t) des Universums
war 0 vor ≈ 1/H0 ≈ 2·1010 Jahren
Interpretation: Big Bang ( Urknall )
Interpretation in allgemeiner Relativitätstheorie:
R(t) = Skalenparameter ( Streckung von Abständen ) Homogenität & Isotropie im Großen Berechnung von R(t)
Grundlage der allgemeiner Relativitätstheorie:
Äquivalenzprinzip: Beschleunigung und Gravitatioskraft sind lokal ununterscheidbar
Geometrische Interpretation: Massen verkrümmen Raum-Zeit Trajektorien entlang der Geodäten
Mathematische Erfassung der Raum-Zeit-Krümmung:
νμνμ
2 xdxdxgsd Linienelement metrischer Tensor
Flache Raum-Zeit:
1000010000100001
νμνμ ηg
Differentialgeometrie Krümmungstensor aus g(x)
Einsteinsche Feldgleichungen
Massenverteilung Energie-Impuls-Tensor g(x)
g(x) Krümmungstensor Trajektorien
6.2.3. Bild 1
Entwicklung von 0 1 für 0 1 101 ( hypothetisch )
Strahlungsdominanz
Materiedominanz
6.3. Das frühe Universum
6.3.1. Die ersten drei Minuten
Erste 10 000 Jahre Strahlungsdominanz k = 0
T t
1
t < 1010 s: T > 1015
K ; kBT > 100 GeV
– heutige experimentelle Elementarteilchenphysik bei Skala 100 GeV
– Prozesse jenseits des Standardmodells vermutlich aktiv
• CP- und B-verletzende Prozesse erzeugen Überschuss baryonischer Materie vs. Antimaterie
• Spontane Symmetriebrechungen des Vakuums
Plötzliche Aufblähung des Universums (Inflation)
Homogenität, Isotropie, ,…
t = 1010 s: T = 1015
K ; kBT 100 GeV
– Ursuppe im thermischen Gleichgewicht Quark-Gluon-Lepton-Photon-Gas
– #(Teilchen) #(Antiteilchen), Asymmetrie = O(109)
– Gesamtladung = 0
t = 105 s: kBT 100 MeV
– s-, c-, b-, t-Quarks und -, -Leptonen sind durch schwache Wechselwirkung zerfallen ( alle haben m > 100 MeV )
– Nukeonen p und n bilden sich
– Nukleonen-Antinukleonen-Annihilation
Antibaryonen verschwinden
O(109)-Anteil an Baryonen überlebt
t = 0,1 s: kBT 3 MeV
– Teilchen:
– thermodynamisches Gleichgewicht: p n
– # Leptonen, # Photonen ≫ # Baryonen
ττμμee ν,ν,ν,ν,ν,ν,ep,n,γ,
pνnepenν ee
Tkmmexpp#
n#Bpn
t = 1 s: kBT 1 MeV < mn mp = 1,3 MeV
– (p n)-Übergang selten schwache Wechselwirkung selten
– # n / # p 0,19
–
– (Anti-)Neutrinos entkoppeln und bewegen sich ab jetzt frei
# leichte Bosonen () 4# leichte Fermionen einer Sorte ,e=
t = 10 s: kBT 0,3 MeV < m(ee)
– Positronen verschwinden: ee – winziger e-Überschuss bleibt
– Universum ist neutral # e= # p
– Zahl der Photonen erhöht sich um Faktor
Aufheizung des Photon-Gases gegenüber Neutrinos: T 1,4 T Photon-WW mit e und p (Gleichgewicht) Photonen nicht frei Neutronen beginnen zu zerfallen 890 s Kerne können nicht existieren (Desintegrierung durch Photonen)
4
11
t = 100 s: kBT 0,1 MeV ≪ EB(Kerne)
– Kerne frieren aus; der Neutronenzerfall endet nach 200 s
– d-, -, Li-Kerne bilden sich neben p dominant, d‘s verschmelzen zu ’s–
– Modellrechnungen liefern d-Häufigkeit als Funktion von B
B groß hohe Fusionsrate kleine relative d-Häufigkeit
Messung der relativen d-Häufigkeit B 0,01...0,1
B = 1 ist ausgeschlossen! Wie kann dann = 1 sein?
14,0p#
n#
3,0p#n#1
p#n#2
n#p#
n#2
M
M
mn#p#Mmn#2M
p
α
Npnα
baryonisch
6.3.2. Entstehung von Atomen, Sternen und Galaxien
t 300 000 Jahre: T 4000 K ; kBT 0,3 eV < EB(Atome)
– neutrale Atome entstehen; e p sind nicht mehr frei
– Photonen entkoppeln von Materie Das Universum wird transparent Ereignisse ab hier im Prinzip noch heute „sichtbar”
ab jetzt:
heute:
Neutrinos heute:
Teilchenverhältnisse heute:
32
34
tTtT StrahlungMaterie
K7,2TmK1T StrahlungMaterie
K9,1Tν (bis auf äußere Aufheizung)
1:1:103:103n:n:n:n 99eBγν
Baryon-Antibaryon-Asymmetrie
t > 109 Jahre:
– Gas
– im Großen: Sterne Galaxien
lokale Verdichtung
Sterne
Planeten
Neutrinos
Photonen
schwere Kerne
Gravitation
GravitationGalaxienhaufen
SuperhaufenBänder, Wände, Leerräune
6.4. Probleme des Big-Bang-Modells
a) Dunkle Materie: Wir wissen MUniversum ≫ MBaryonen ( 11.5. )
b) Isotropie-Horizont-Problem: R tx mit x < 1 verschiedene Regionen unseres Universums waren früher kausal
getrennt Woher stammt die Isotropie (z.B. der 2,7 K-Strahlung) ?
c) Strukturbildung: Wie entstehen Galaxienverteilungen? winzige initiale Dichtefluktuationen vgl. b) Rolle der dunklen Materie und der Neutrinos?
Möglicher Ausweg: Inflation des Universums bei t 1035 s
Bild 1
ohne Inflation mit Inflation
Infla
tion
6.5. Dunkle Materie
Evidenz:
a) Theorie vermutlich ≫ sichtbar 0,02
b) Rotation von Spiralgalaxien (Doppler-verschobene Spektrallinien)
Annahme: Masse im Kern konzentriert
Spiralarm
Kern
r
vr
1v
Spiralarm
Kern
r
v
r
1vVorhersage:
Beobachtung: v const. für rKern < r ≲ 10 rGalaxie
Erklärung:
Galaxie eingebettet in Halo dunkler Materie, wobei
wie bei Gas
2Halo r
1ρ
Resultat:
a) 1 ( vermutlich )
b) B < 0,1 ( aus Elementhäufigkeiten )
c) 90% - 99% der Materie ist dunkel, und liegt in Form
exotischer, nicht-baryonischer Materie vor.
d) Kandidaten: massive Neutrinos supersymmetrische Teilchen, z.B. Neutralinos Teilchenanregungen in höheren Raumdimensionen Axionen Gravitinos Wimpzillas ...
Neutrinos: 109 kosmische Neutrinos pro Baryon
Wenn Dunkle Materie Neutrinos, dann 10…100 B
∃ Neutrino mit m 10…100·109 GeV 10…100 eV
direkte Grenze: me < 2 eV, m < 0,19 MeV, m < 18
MeV Oszillationen: mO(104)…O(105)
m < 0,1 eV ist „natürlich” zu klein?Wimps: Weakly interacting massive particles (hypothetisch) Eingenschaften: schwach wechselwirkend ( neutral) massiv (vermutlich einige 10 bis 100 GeV)
stabil heißer Kandidat: leichtestes Neutralino in SUSY-Theorien
mit R-Paritäts-Erhaltung direkter Nachweis möglich: elastische Wimp-Kern-WW
Beispiel für Experiment zum direkten Wimp-Nachweis:
• tiefgekühlter Kristall, abgeschirmt, Untergrundlabor
• Wimp-Stoß Phononen Aufheizung einer supraleitenden Schicht bei der Sprungtemperatur
• Signal in SQUID „Thermometer”
• Untergrundprozesse Phononen und Photonen; Photon-Absorption auf Halbleiter/Detektor Aufheizen eines zweiten supraleitenden Thermometers
Suche nach direkter Erzeugung von Wimps am LHC, CERN, seit 2010 ( z. Zt. 3,5 TeV Protonen auf 3,5 TeV Protonen )
Indirekter Nachweis: Wimp-Wimp-Zerstrahlung im Weltall erzeugt hochenergetische Gammas und Antimaterie