Viel Lager für wenig Platz - Technische Logistik · man mit Kardex Remstar bei Phoenix Contact...

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LAGERTECHNIK | Automatisierung 44 Hebezeuge Fördermittel 1-2/2017 Ein produktionsnahes Lager in ein beste- hendes Gebäude zu integrieren, ist eine echte Herausforderung. Mit dem Lager- system „Shuttle XPmultiple“ von Kardex Remstar gelang beim Elektronik-Fertiger Phoenix Contact Electronics gewisser- maßen die Quadratur des Kreises. Auf einer Fläche von knapp 40 Quadratmetern entstanden für die SMD-Fertigung trotz teilweise erheblicher Begrenzungen durch tragende Unterzüge rund 812 Quadrat- meter Lagerfläche. Zwischen dem Fluss Emmer und der S-Bahn- Trasse, die Bad Pyrmont mit Hannover ver- bindet, erstreckt sich der moderne Gebäude- komplex von Phoenix Contact Electronics. Das Tochterunternehmen von Phoenix Contact ist interner Lieferant von elektronischen Bautei- len. Diese stellt als international operierendes Familienunternehmen mit Hauptsitz im nord- rhein-westfälischen Blomberg Komponenten, Systeme und Lösungen im Bereich der Elektro- technik, Elektronik und Automation her. „Gebäude mit Hindernissen“ Platz ist rar in Bad Pyrmont, nicht nur auf den ersten Blick. In der SMD-Fertigung (Surface- mounted device), die im Dreischichtbetrieb arbeitet, mussten immer mehr SMD-Rollen auf statischen Regalen mit großem Platz- verbrauch gelagert werden. Um diesem ineffizienten Zustand Einhalt zu gebieten, machten sich Daniel Greinert, Manager Mate- rial Management, und Stefan Finkeldei, stell- vertretender Leiter der SMD-Fertigung, auf die Suche nach einer Lösung für die Lagerung von SMD-Rollen, Leiterplatten und Baugruppen. Dabei ging es um eine deutliche Erhöhung der Lagerkapazitäten ebenso wie um die schnelle Bereitstellung der benötigten Teile. Einlagerung und Auslagerung beziehungsweise Kommissio- nierung sollten in Zukunft getrennt voneinander erfolgen, um so den Gesamtprozess effizien- ter zu gestalten. Gleichzeitig war jedoch der vorgesehene Platz für das neue System durch tragende Unterzüge an der Decke vordefiniert. Daniel Greinert: „Gewissermaßen ein Gebäude mit Hindernissen.“ Eine individuelle Lösung musste her. Zwar hatte man mit Kardex Remstar bei Phoenix Contact Electronics bereits Erfahrung. Immerhin sind etwa 20 Lagerlifte des Typs „Shuttle XP“ seit Jahren in Bad Pyrmont im Einsatz. Dennoch haben Daniel Greinert und Stefan Finkeldei alle State-of-the-Art-Lagersysteme am Markt sorgfältig evaluiert und kamen zu dem Schluss: „Es waren hochinteressante automatisierte Konzepte dabei. Aber letztlich scheiterten die meisten an unseren Gebäudegegebenheiten.“ Als ihnen Toni Knöchel, Gebietsverkaufsleiter bei Kardex Remstar, den „Shuttle XPmultiple“ empfahl, war den beiden klar, dass dies die Lösung war, nach der sie suchten. Viel Lager für wenig Platz „Tandem“-Lösung für schwierige Gebäudesituationen Zusätzliche Lagerkapazitäten sind mit den vier Lagerliften „Shuttle XPmultiple“ von Kardex Remstar in unmittelbarer Nähe der Produktion entstanden. QUELLE: KARDEX 15 % jährliche Zuwachsrate durch Shuttlelösung von Kardex Remstar

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Lagertechnik | Automatisierung

44 Hebezeuge Fördermittel 1-2/2017

Ein produktionsnahes Lager in ein beste-hendes Gebäude zu integrieren, ist eine echte Herausforderung. Mit dem Lager-system „Shuttle XPmultiple“ von Kardex Remstar gelang beim Elektronik-Fertiger Phoenix Contact Electronics gewisser-maßen die Quadratur des Kreises. Auf einer Fläche von knapp 40 Quadratmetern entstanden für die SMD-Fertigung trotz teilweise erheblicher Begrenzungen durch tragende Unterzüge rund 812 Quadrat-meter Lagerfläche.

Zwischen dem Fluss Emmer und der S-Bahn-Trasse, die Bad Pyrmont mit Hannover ver-bindet, erstreckt sich der moderne Gebäude-komplex von Phoenix Contact Electronics. Das Tochterunternehmen von Phoenix Contact ist interner Lieferant von elektronischen Bautei-len. Diese stellt als international operierendes Familienunternehmen mit Hauptsitz im nord-rhein-westfälischen Blomberg Komponenten, Systeme und Lösungen im Bereich der Elektro-technik, Elektronik und Automation her.

„gebäude mit hindernissen“

Platz ist rar in Bad Pyrmont, nicht nur auf den ersten Blick. In der SMD-Fertigung (Surface-mounted device), die im Dreischichtbetrieb arbeitet, mussten immer mehr SMD-Rollen auf statischen Regalen mit großem Platz-verbrauch gelagert werden. Um diesem in effizienten Zustand Einhalt zu gebieten, machten sich Daniel Greinert, Manager Mate-rial Management, und Stefan Finkeldei, stell-vertretender Leiter der SMD-Fertigung, auf die Suche nach einer Lösung für die Lagerung von SMD-Rollen, Leiterplatten und Baugruppen. Dabei ging es um eine deutliche Erhöhung der Lager kapazitäten ebenso wie um die schnelle Bereitstellung der benötigten Teile. Einlagerung und Auslagerung beziehungsweise Kommissio-nierung sollten in Zukunft getrennt voneinander erfolgen, um so den Gesamtprozess effizien-ter zu gestalten. Gleichzeitig war jedoch der vorgesehene Platz für das neue System durch tragende Unterzüge an der Decke vordefiniert. Daniel Greinert: „Gewissermaßen ein Gebäude mit Hindernissen.“

Eine individuelle Lösung musste her. Zwar hatte man mit Kardex Remstar bei Phoenix Contact Electronics bereits Erfahrung. Immerhin sind etwa 20 Lagerlifte des Typs „Shuttle XP“ seit Jahren in Bad Pyrmont im Einsatz. Dennoch haben Daniel Greinert und Stefan Finkeldei alle State-of-the-Art-Lagersysteme am Markt sorgfältig evaluiert und kamen zu dem Schluss:

„Es waren hochinteressante automatisierte Konzepte dabei. Aber letztlich scheiterten die meisten an unseren Gebäudegegebenheiten.“ Als ihnen Toni Knöchel, Gebietsverkaufsleiter bei Kardex Remstar, den „Shuttle XPmultiple“ empfahl, war den beiden klar, dass dies die Lösung war, nach der sie suchten.

Viel Lager für wenig Platz„tandem“-Lösung für schwierige gebäudesituationen

Zusätzliche Lagerkapazitäten sind mit den vier Lagerliften „Shuttle XPmultiple“ von Kardex Remstar in unmittelbarer Nähe der Produktion entstanden.

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15 % jährliche Zuwachsrate

durch Shuttlelösung von Kardex Remstar

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Beim „Shuttle XPmultiple“ handelt es sich um eine automatisierte Lager- und Bereit-stellungslösung. Sie besteht aus zwei modula-ren Lagerliften, die hintereinander angeordnet sind und nur am vorderen Gerät eine Bedien-öffnung haben. Dieses „Tandem“-Lagergerät eignet sich dadurch besonders für schwierige Gebäudesituationen wie Ecken und Nischen.

Der Transport der Tablare zwischen dem hinteren und dem vorderen Gerät erfolgt über eine sogenannte Transfereinheit. Während der Bediener vorne an der Entnahmeöffnung kommissioniert, kann im hinteren Teil bereits ein neues Tablar bereitgestellt werden. Durch diese parallelen Prozesse beschleunigt sich mit dem Shuttle auch die Bereitstellungsleis-tung.

installation bei laufendem Betrieb

Ein Team aus Phoenix-Contact-Managern, Architekt, Statiker und Kardex-Remstar-Mitar-beitern arbeitete Hand in Hand alle Punkte des Anforderungskatalogs an ein automatisiertes Lager ab. Man entschied sich, vier Lagerlifte des Typs „Shuttle XPmultiple“ mit einer Höhe von exakt 10,45 Metern über zwei Stockwerke zu installieren. Drei Lagergeräte sollten dabei über je zwei Bedienöffnungen im Erdgeschoss und 1. OG verfügen, ein Gerät über drei Bedien-öffnungen, eine im Erdgeschoss und zwei im 1. OG – vorne und hinten.

„Nach dem Finden dieser Lösung war die Implementierung der Geräte im laufenden Betrieb eine noch anspruchsvollere Aufgabe“, erinnert sich Stefan Finkeldei. Zu den Vorbe-reitungsmaßnahmen gehörten im Erdgeschoss der Umzug der Werkstatt, die Versetzung von

Wänden sowie das Einziehen eines neuen Fun-damentes für eine Tragfähigkeit von 62,5 Tonnen pro Lagerlift. Im 1. Stock musste die Kommis-sionierung verlegt, alle Kabel und Rohre muss-ten umgelegt, ein Stahlrahmen eingezogen und Staubschutzwände aufgestellt werden. „Dann erst konnte die Betondecke zwischen Erdge-schoss und 1. Stock herausgeschnitten wer-den“, so Finkeldei weiter.

Anschließend passte das Montageteam von Kardex Remstar die Lagergeräte akkurat in den Gebäudedurchbruch ein. Zum Schluss wurden noch im Erdgeschoss Brandschutzwände hoch-gezogen, Sprinklerrohre installiert und ein neuer ableitfähiger Fußboden verlegt.

Vier Wochen dauerten Installation und Inbe-triebnahme der vier Lagergeräte, der gesamte Umbau nahm rund vier Monate in Anspruch. Henning Deppenmeier, Projektleiter aus dem Facility Management, verweist auf die perfekte Integration: „Die Lagerlifte sind exakt einge-passt. Zwischen den Geräten und den Unterzü-gen sind auf jeder Seite ganze zwei Zentimeter Platz.“

Flexibilität beim einlagern

Heute lagern in den vier Shuttle rund 1.800 ver-schiedene Materialien (Rollen), und es kommen rund 15 Prozent pro Jahr hinzu. Die Shuttle-Geräte sind derzeit zu 80 Prozent befüllt. Um den Raum möglichst optimal auszulasten, hat die SMD-Produktion Tablare mit 800 Millimeter Tiefe geordert. SMD-Rollen können dort liegend gelagert werden, was früher nicht möglich war. Um noch mehr Verdichtung zu erreichen, hat Phoenix außerdem Ladehilfsmittel nach eige-nen Vorgaben anfertigen lassen. Auf knapp

40 Quadratmetern Grundfläche sind nicht nur 812 Quadratmeter Lagerkapazität entstanden, auch die Flexibilität beim Einlagern der SMD-Rollen und Bauteile ist größer geworden.

Angesteuert und verwaltet werden die Lager-systeme über die Schnittstelle Kardex Drive direkt aus SAP heraus. Mit der Implementie-rung der neuen Lagergeräte wurden auch die bestehenden auf Kardex Drive umgestellt. Dies hat den Vorteil, dass die Mitarbeiter statt wie bisher mit zwei Systemen (Lagerverwaltungs-software und ERP) nur noch mit einem System arbeiten.

Daniel Greinert erinnert sich: „Kardex Remstar hatte für unsere Gebäudesituation die optimale Lösung. Das gesamte Projektmanage-ment hat sich besonders durch Schnelligkeit, Sauberkeit und eine gute Kommunikation aus-gezeichnet.“ (jak)

Ein „Shuttle XPmultiple" (Hintergrund) ist eine Art „Tandem“-Lagergerät. Zwei modulare Einheiten sind hintereinander angeordnet. Vorne befindet sich die Bedienöffnung. Über Transfer-einheiten werden die Tablare aus dem hinteren Modul ins vordere transportiert.

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Die Fahrbefehle für die Tablare werden über SAP gesteuert. Bei den hochwertigen Industrie-PC handelt es sich um ein Produkt aus dem Hause Phoenix Contact.

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Die „Shuttle XPmultiple" sind haargenau zwischen die tragenden Unterzüge des Gebäudes eingebaut.

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