virtual REALITY - Katharina Arndt · PDF fileZweiter essenzieller Bestandteil der Ausstellung...

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Brüsseler Str. 19 | 13353 Berlin | 0179.7917759 | [email protected] www.katharina-arndt.com | www.facebook.com/Katharina.Arndt.Fanpage AUSSTELLUNG virtual REALITY von Katharina Arndt Eröffnung: 16.06.2016 um 19 Uhr Begrüßung: Tina Hassel, Studioleitung Rede: Dr. Marc Wellmann, Künstlerischer Leiter, Haus am Lützowplatz, Berlin ARD-Hauptstadtstudio, Wilhelmstr. 67A, 10117 Berlin

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Brüsseler Str. 19 | 13353 Berl in | 0179.7917759 | [email protected] | www.facebook.com/Katharina.Arndt.Fanpage

AUSSTELLUNG

v i r t u a l

R E A L I TY

vonKatharina Arndt

Eröffnung: 16.06.2016 um 19 Uhr Begrüßung: Tina Hassel, Studioleitung

Rede: Dr. Marc Wellmann, Künstlerischer Leiter, Haus am Lützowplatz, Berlin

ARD-Hauptstadtstudio, Wilhelmstr. 67A, 10117 Berlin

v i r t u a l

R E A L I TY

von Katharina Arndt

Katharina Arndts „virtual REALITY“ umkreist medienorientierte Schlagwörter und dekonstruiert diese. Das Konzept zur Ausstellung wurde von der Künstlerin speziell für das Foyer des ARD-Hauptstadtstudios entwickelt. Die zwei neuesten Serien „virtual REALITY“ und „GOOGLE yourself“ sowie die Lichtinstallation „FOLLOW ME“ sind eigens dafür entstanden.

Der Ort: Das Foyer des ARD-Hauptstadtstudios ist ein großzügiger und repräsentativer Raum. Mit schwarzem Marmor ausgestattet, vermittelt er ein erhabenes Gefühl von der Relevanz des Ortes, der hier betreten wird. Nicht selten werden in repräsentativen Eingangsbereichen, etwa von Unternehmen, wichtige Ereignisse oder Personen in Form von Gedenktafeln verewigt. Angelehnt an diese Idee lenkt Katharina Arndt nun im Foyer des ARD-Hauptstadtstudios den Blick auf acht von ihr installierte Marmortafeln mit medienfokussierten Schlagwörtern.

Der Titel: „virtual REALITY“ klingt als positiv besetztes Begriffspaar durchweg modern und zeitgemäß.Es wird mit dem Digitalen sowie mit zukunftsweisenden Technologien assoziiert und lässt an positive Science-Fiction, Computerspiele, Flugsimulatoren oder etwa den US-amerikanischen Film Tron (1982) denken. Trennt man jedoch die Wortzusammensetzung in ihre Bestandteile – also in „Realität“ als das Wirkliche, Echte und Wahre sowie in das „Virtuelle“ als die Illusion, das Mögliche, aber nicht Greifbare – ergibt sich in der Nahsicht ein sich ausschließendes Gegensatzpaar. Zwischen „Realität“ und „Virtualität“ erstreckt sich vielmehr ein diffuses Spannungsfeld, in dem Gewissheiten plötzlich brüchig und instabil werden. Diesen Ansatz des Hinterfragens und Untergrabens visualisiert die Künstlerin im Kontext jetztzeitiger Medienterminologie, seziert deren Gehalt und ergänzt so frech wie ironisch mit der Spraydose.

Serie „virtual REALITY“, 3-teilig

Bezug nehmend auf die Ästhetik des ARD-Hauptstadtstudio-Foyers mit schwarz verblendeten Steinwänden und -säulen sind die zentralen Arbeiten als marmorne Gedenktafeln gestaltet. Auf ihnen sind gemeißelt scheinende Worte wie „REALITY“, „TV“ oder „LIVE“ zu lesen. Erst auf den zweiten Blick ist erkennbar, dass es sich bei diesen Tafeln gar nicht um echten Marmor handelt, sondern um eine Plastiknachbildung aus selbstklebender Dekofolie. Neben den exakten Schriftlettern finden sich außerdem rotzig gesprayte Ergänzungen. Das Sichtbare und das Vermeintliche geraten durcheinander. Aus „REALITY“ wird „virtual REALITY“. „TV“ erhält die Bemerkung „turn on my netflix“ und „LIVE“ wird ergänzt durch „on youtube“.

Die Statusmeldungen mit Ewigkeitsgeste werden als hinfällig bloßgestellt. Zugleich wird vielschichtig-konfrontativ auf den rasanten Wandel der Medienlandschaft verwiesen. Humoriges Augenzwinkern und kritischer Seitenhieb verschmelzen. Getragen wird dies formal vom Material der Marmorklebefolie, die als künstliche Oberfläche und reine Täuschung von vorneherein die Behauptung des ewig Gültigen negiert.

Montage der Arbeit für die Wand zwischen Fahrstuhl und Fernseher: „TV ? turn on my netflix“, 120 x 90 cm, beige Marmorfolie auf Alu-Dibond, Sprühfarbe als Statement zum sehr präsenten fest installierten Bildschirm

Montage der Arbeiten für den Eingangsbereich:„virtual REALITY“, 90 x 200 cm, „LIVE on youtube“, 90 x 120 cm, beige Marmorfolie auf Alu-Dibond, Sprühfarbe

„virtual REALITY“, 90 x 200 cm

„virtual REALITY“, 2016, 3-teilig, beige Marmorfolie auf Alu-Dibond, Sprühfarbe

„LIVE on youtube“, 90 x 120 cm

„TV ? turn on my netflix“, 120 x 90 cm

Serie „GOOGLE yourself“, 5-teilig

Weitere Arbeiten im Durchgangsbereich des Foyers setzen nach demselben Prinzip optische wie inhaltlich-lakonische Irritationen: Die hier verwendeten Begriffe sind aktueller. Auch sie werden in ihrer Relevanz und ihrem Bedeutungsgehalt hinterfragt, indem sie pointierte, kommentierende gesprayte Ergänzungen erhalten. In ihnen schwingen sarkastische Ironie und naive Arglosigkeit gleichermaßen.Die vermeintlich unerschütterlichen zentralen Begriffe, in denen sich soziale Praxis des 21. Jahrhunderts spiegelt, das vielen im alltäglichen Leben Wichtige, Vertraute, Richtige, kaum mehr Entbehrliche wird angegriffen. Von etwas Neuem, das formal mit der Verwendung von Sprayfarbe übersetzt wurde - als Symbol für Jugend, subversive Energie und unerschrockene Respektlosigkeit. Spur für den unaufhaltbaren und ewigen Prozess der Veränderung.

Who am I? – GOOGLE yourselfI dont wanna be your friend on FACEBOOKThere are cookies on INTERNET?Is there an APP for it?SELFIE + ugly = Sugly

Montage der Serie „GOOGLE yourself“ auf den Säulen links im Foyer

„GOOGLE yourself“, 2015, 5-teilig, je 110 x 90 cm, rosa Marmorfolie auf Alu-Dibond

„SELFIE + ugly = Sugly“ „There are Cookies on INTERNET ?“

„Who am I? GOOGLE yourself“ „I dont wanna be your friend on FACEBOOK“

Lichtinstallation „FOLLOW ME“

Zweiter essenzieller Bestandteil der Ausstellung ist die Lichtarbeit „FOLLOW ME“. Als ortsspezifische Installation formen überlebensgroße, leuchtende Buchstaben (je 2 x 1 Meter) aus Neonröhren die Auf-forderung zu folgen.Inhaltlich nimmt die Arbeit Bezug auf die Möglichkeit, in digitalen sozialen Medien und Netzwerken je-mandem zu ‚folgen‘, um keinen Post oder Tweet des jeweiligen Users mehr zu verpassen. In der Betrachtung jenseits dieses Kontextes ergibt sich eine übergeordnete Bedeutung: Jemandem der „folgt“, geht jemand anderes voraus, der die Richtung vorgibt. Die Entscheidung, jemandem „zu folgen“, impliziert somit den Wunsch nach Führung. Nicht nur im Rückblick auf die deutsche Geschichte schleicht sich bei näherer Betrachtung dieser Terminologie ein gewisses Unbehagen ein. Auch in gesell-schaftlicher respektive persönlicher Hinsicht kommen Fragen auf: Wie eigenverantwortlich möchte der Einzelne handeln? Wieviel Demokratie ist gewünscht? Welche Relevanz haben Stars, Idole, Personen zu denen man aufschaut, denen man „folgt“? Welche Rolle spielen Medien?Die physische Größe und Länge der Arbeit (10x2m) aus Neonröhren reflektiert über das Medium des Lichts inhaltliche Aspekte der Anziehung, des Überstrahlens, des „Folgens“. Im Abschreiten der über-lebensgroßen Leuchtschrift ergibt sich ein physischer Nachvollzug, ein körperliches „Folgen“ und zu-gleich Erschließen der Arbeit durch den Betrachter.

Entwurf für die Lichtinstallaion „FOLLOW ME“, 8 Buchstaben aus 37 Neonröhren je 1m

„Is there an APP for it?“