VISIER-Special 71 Leseprobe

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71Ausgabe

■ Repetierer & Designated Marksman Rifl es■ Anti-Material-Rifl es & Spezialwaffen■ Munition & Ballistik■ Zielmittel & Ausbildung

www.visier.de

Euro € 9,50Schweiz CHF 14,80Österreich: € 10,40Niederlande: € 11,20Luxemburg: € 11,20Belgien: € 11,20

■ Repetierer & Designated Marksman Rifl esScharfschützen II

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INHALT

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Anti-Material-Rifl es wie dieses Barrett M 82 A1 in australischen Diensten lassen sich ohne entsprechenden Schalldämpfer aufgrund ihrer Mündungssignaturen bei Dunkelheit leicht aufklären.

Kurzinformationen

• Erfolgreiche Einsätze auf weite 11

Distanzen

• Klare Begriffl ichkeiten! 13

• .300 WinMag 23

• .338 Lapua Magnum 25

• Alte Meister – neue Kunst 37

• .50 BMG 51

• .408 Cheyenne Tactical 55

• .300 Whisper 63

• Zahn der Zeit – „Picatinny-Schienen“ 69

• Scharfschützendetektion 71

• Kunstvolle Kugeln 79

• Datenbücher und ballistische 83

Applikationen

• Jeder Soldat ein Schütze! 101

• Praxistaugliche Handbücher 103

• Scharfschützensprache, 110

Sniper Speak und Abkürzungen

• Danksagung des VISIER-Teams 113

Steht keine Gewehraufl age zur Verfügung, kann der zweite Mann im Trupp als „lebende Lafette“ wie hier für das M 110 Semi Automatic Sniper System fungieren.

Repetiergewehre wie hier das M 40 A5 beim US Marine Corps bilden nach wie vor die Haupt-

bewaffnung im Scharfschützeneinsatz.

Mit der „gelben Schleife“ drücken wir auch dieses Mal unsere Verbundenheit zu all jenen Kameraden in Streitkräften, Polizei und weiteren Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben aus, die im In- und Ausland für unsere Freiheit einstehen. Wir stehen hinter Euch! JPW

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INHALT

Einführung

Aus dem Dunkeln ins Licht 6Welche zentrale Rolle der Scharfschütze in heutigen militärischen Einsätzen einnimmt und was ihn vom Präzisions- und Zielfernrohrschützen unterscheidet.

Repetiergewehre

Kein Ende in Sicht 18Warum Repetiergewehre noch immer die Hauptbewaffnung im Scharfschützen-wesen darstellen und welche Modelle zur Zeit im Dienst sind oder bald kommen werden.

Selbstladegewehre

Fließender Übergang 34Worin sich ein Semi-Automatic-Sniper-System von einer Designated Marksman Rifle unterscheidet und warum beides auf dem Gefechtsfeld hohe Bedeutung hat.

Anti-Material-Rifles

Viel hilft viel 48Wozu die Gewehre großer Reichweite dienen und welche Kaliber sie verschießen.

Spezialwaffen

Heimlich, still und leise 58Welche Spezialwaffen den Scharfschützen- werkzeugkasten ergänzen können und für welche Zwecke diese zum Einsatz kommen.

Optik und Optronik

…und darauf ein Gläschen 64Welche Zielfernrohre auf den Scharfschützen- waffen sitzen, was Sniper und Spotter sonst noch so mitführen, und welchen Ruf deutsche Hersteller solcher Produkte genießen.

Munition & Ballistik

Keine schwarze Kunst 76Was außer Top-Gewehren und guter Munition noch für sichere Treffer auf weite Entfernungen hilft.

Ausrüstung

Mit Sack und Pack 86Welche Bekleidung und persönliche Ausrüstung die Kampfkraft des Scharfschützen steigert.

Auswahl, Aus- & Fortbildung

Solide Stützen 96Worauf es ankommt, damit der richtige Schütze hinter der Waffe liegt.

In letzter Minute

Es bleibt spannend 104Welche Neuheiten sich schon während der Produktion dieses Specials abzeichneten.

Anhang

Da ist doch was im Busch! 106Abkürzungsverzeichnis, Hersteller, Händler, Internetadressen – und mehr.

Ein herzliches Dankeschön!

In jedem VISIER-Special lässt sich die Arbeit nur im Team bewältigen. Ein ganz herzlicher Dank dem gesamten VISIER-Team unter Matthias Recktenwald – es macht Freude, mit dem „alten Haufen“ zusammenzuarbeiten. Ebenso danke ich Chris Hocke und Michael Schippers für die Unterstützung. Ein weiteres großes Dankeschön gilt denjenigen aus Streitkräften, Industrie und „Community“, die dieses Mal mit Hintergrundgesprächen, Informations- oder Anschauungsmaterial halfen: Bernd Söll (AIM Infrarot Module), Sabine Eriksson (Aimpoint), Oberst i. G. Christian Brandes und Hauptfeldwebel Steffen Palmroth (Bundeswehr), Kai Uwe Schmidt (ATXS), Timo Burzel, Ronald Gruner, Stefan Holz, Jörg Plass, Dr. Walter Peschke und Hans Ziegner (Cassidian Optronics/Hensoldt), Anne Devroye (FN Herstal), Florian Winkler (Haenel), Andy Falcone und Marc Roth (Heckler & Koch), Georg Holthaus (Waffen-Holthaus/DTA), Alexander Engelhardt (I-E-A), Michael Broux, Jörg Dengler (JK Defence), Gert Peter (Keppeler Waffen), Gerhard Liemke und Christian Schön (Liemke Defence), Tim Vetter, Franz und Jo-seph Sixt (Lindnerhof Taktik), Jörg Hildebrandt und Kay-Sven Laux (MEN), Heinz Guggenberger (Pol-Tec), Uli Krätzschmar, Uli Flock und Torsten Hantke (Recon/75Tactical), Torsten Böhm, Dr. Klaus-Peter Nick, Oliver Hoffmann, Sabine Langen, Rolf-Dieter Schneider, Heiko Schmidt (Rheinmetall), Sabina Bieri, Sabine Brechbühl, Thorsten Köhne (RUAG Ammotec), Joachim Hutt, Daniel Kohle (Sauer & Sohn), Jens Schlünder (SCE), Benno Heger und Harald Weiss (Schmidt & Bender), Haiko Dehnen (Selex), Carsten Batz und Roland Schwemmer (Steiner), Stefan Nowak (Tactics Group), Heiko Tschipke (Tasmanian Tiger), Holger Veh (Teuto Defence), Stephan Schmidt (THALES), Jakob Kolbeck (Unique Alpine). Ein kameradschaftlicher Gruß und Waidmanns-heil an Anderl, Blendax, Else, Frettchen, Palme, Rosi und Schlomo. Ein besonderer Dank an meine Familie, besonders Anke und Phillipp für den Rückhalt, den sie mir geben. Und ich danke all jenen, die ich hier aufzuzählen vergessen habe. JPW

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Von je her ranken sich weltweit My-then und Legenden um die Scharf-schützen. Für die einen handelt es

sich um Lichtgestalten bei jenen Solda-ten mit den scharfen Augen und eben-solchem Verstand, die sich unerkannt an ihre Gegner heranpirschen und mit ge-zielten Schüssen Hochwertziele aus-schalten. Anderen wiederum gelten sie als hinterhältige Dunkelmänner.

Lichtgestalten und Dunkelmän-ner: In den USA beispielsweise hält sich

die legendäre Anekdote über folgende Szene. „Was fühlen Sie, wenn Sie einen Terroristen erschießen?“, fragte eine Re-porterin einen Marine Scout Sniper. Die-ser antwortete achselzuckend: „Einen leichten Rückstoß.“ Doch obwohl es sich dabei offenbar um eine „urbane Legen-de“ handelt, lässt sich nicht von der Hand weisen, dass in den Vereinigten Staaten erfolgreiche Scharfschützen wie Carlos Hathcock Heldenstatus ge-nießen. Im Frühjahr 2013 ermordete ein psychisch kranker Veteran den ehemali-

gen Navy SEAL Chris Kyle – mit über 150 bestätigten Abschüssen einer der er-folgreichsten US-Scharfschützen über-haupt. Tausende standen während des Trauerzuges an den Straßen seiner Hei-mat Texas Spalier, um Kyle die letzte Ehre zu erweisen.

Eine völlig andere Kultur herrscht dem-gegenüber in Deutschland. So berichte-te die Illustrierte „Stern“ Anfang 2011 über deutsche Scharfschützen im Afghanistan-Einsatz. Das rief den „Grü-

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Ein deutscher Scharfschützentrupp auf dem Weg zum Einsatz. Die Männer führen den gesamten Waffenmix mit sich – vom Zielfernrohrgewehr G 3 in 7,62 x 51 mm über das Scharfschützengewehr G 22 in .300 WinMag bis hin zum Gewehr Großer Reichweite G 82 in 12,7 x x99 mm.

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nen“-Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele auf den Plan. Im März 2011 fragte der Kanonier der Reserve a. D. das Bundesministerium der Verteidi-gung (BMVg), wie viele Bundeswehr-scharfschützen seit 2002 in Afghanistan eingesetzt worden seien. Zudem erbat er Auskunft über „die Kriterien für die Auswahl der Zielpersonen, den konkreten Auftrag für den Einsatz der Gewehre mit Zielfernrohren und die Zahl der getöteten Menschen sowie über die Rechtsgrundla-gen der Einsätze“. Schließlich wollte Ströbele noch wissen, „wie [..] die Bun-desregierung deren und ihrer Befehlsge-ber Tun [..] von strafbaren heimtücki-schen Tötungen“ abgrenze.

Nach Recht und Gesetz: Die Bun-desregierung ließ dem ehemaligen RAF-

Anwalt durch den Parlamentarischen Staatssekretär im BMVg, Christian Schmidt, antworten: „Geltende Rechts-grundlagen für Scharfschützen der Bun-deswehr sind [...] das für den Einsatz ISAF geltende Mandat des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie das entspre-chende Bundestagsmandat für die Beteili-gung bewaffneter deutscher Streitkräfte am Einsatz ISAF. Deutsche Soldatinnen und Soldaten, die im Rahmen dieses Ein-satzes militärische Gewalt gegen ein legi-times militärisches Ziel einsetzen, ma-chen sich nicht strafbar.“ Statistiken über beim Einsatz getötete „Opposing Militant Forces“ führe man im Übrigen nicht. (Opposing Militant Forces, kurz OMF = das neudeutsche Wort für den „Feind“ in den als „bewaffnete, nicht internationale Konflikte“ bezeichneten heutigen Kriegen.) Und wenig später er-gänzte Schmidts Amtskollege Thomas Kossendey noch, dass „die Häufigkeit des Einsatzes von Scharfschützen der Bundeswehr im Rahmen von Operationen oder vergleichbaren Gelegenheiten nicht in Übersichten erfasst oder auf sonstige Weise dokumentiert“ werde. „Das gilt auch für Übersichten oder Dokumentatio-nen zum Einsatz der Schusswaffe durch Scharfschützen der Bundeswehr und zu möglichen Folgen.“

Die sperrigen Sätze verdeutlichen, wie schwer sich die Ministerialbürokratie im BMVg bei dieser sensiblen Thematik tut. Ähnlich geht es den Verwaltungsjuris-ten in den Innenministerien des Bundes und der Länder hinsichtlich des finalen Rettungsschusses durch Präzisions-schützen der Polizei. Beides ist auch völlig verständlich: Es geht ja nicht um Computer- oder Druckluftplastikkugel-Ballerspiele, sondern um Menschenle-ben. Und deswegen bringt man selbst für die Anfrage des Berliner Grünen-Ur-gesteins Ströbele Verständnis auf.

Vielfältige Hochwertressource: Solche politisch-philosophisch-juristi-schen Grundsatzdiskussionen offenba-ren weiterhin, dass noch immer ein un-

vollständiges Bild jener Aufgaben vorherrscht, welche die Gruppe der Scharfschützen erfüllt. Natürlich zählt hierzu der klassische Auftrag. So han-delt es sich nach den Doktrinen der US-Streitkräfte bei dem Scharfschützen („Sniper“) um einen speziell ausgebil-deten Soldaten, der präzises Feuer auf weite Distanzen aus einer verborgenen Stellung abgibt, um so Kampfeinsätze zu unterstützen.

Aber dieser klassische Auftrag zählt nicht zu den einzigen Einsatzzwecken – er tritt sogar noch hinter einen zweiten Hauptauftrag zurück. Selbst wer keinen Einblick in einschlägige militärische Do-kumente wie etwa die deutsche Heeres-dienstvorschrift (HDV) 216/721 „Der Scharfschütze“ oder das US-Field Manu-al (FM) 23-10 „Sniper Training“ hat, be-kam dank der oben geschilderten deut-schen Debatte interessante Auskünfte: „Scharfschützen werden im Rahmen einer sogenannten Teileinheit eingesetzt“, so Staatssekretär Schmidt. „Zu besonderer Präzision befähigt, werden Scharfschützen im Rahmen der Operationsführung zur Auf-klärung und Überwachung sowie falls er-forderlich auch zur Wirkung gegen gefährli-che Einzelziele der Opposing Militant Forces eingesetzt, die auf andere Weise nicht bekämpft werden können, und auch um die unverhältnismäßige Schädigung Unbeteiligter auszuschließen.“

Der Scharfschütze fungiert also in ers-ter Linie als Auge und Ohr und dann ge-mäß klassischer Aufgabe als Skalpell, während Luftschläge durch Drohnen oder Kampfbomber das Breitschwert mi-litärischer Operationen darstellen. Aber selbst hierzu kann der Scharfschütze bei Bedarf beitragen: Das Lenken von Steilfeuer wie Artillerie und Mörser ge-winnt als weiterer Auftrag an Bedeu-tung. Das ergibt durchaus Sinn. Denn die selbstständig im Sinne des Auftrags handelnden Meister der Tarnung sind dank moderner weitreichender Kommu-nikationsmittel sowie hochwertiger Op-tik und Optronik geradezu prädestiniert

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EINFÜHRUNG

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Repetiergewehre mit Mittelschaftma-gazin und manuell zu betätigendem Zylinderverschluss gelten für den

präzisen Einzelschuss im Scharfschützen-wesen nach wie vor als Nonplusultra. Sie bieten über die funktions- und bauartbe-dingt gegebene höhere Präzision hinaus weitere Vorteile: einfache Bedienbarkeit, Robustheit oder hohe Zuverlässigkeit. Zu-dem benötigt man keinen Hülsenfangsack, der umherfl iegendes Messing auffängt und so zur Tarnung der eigenen Stellung beim Schießen beiträgt. Angesichts dieser tref-fenden Argumente stehen die Repetierer in den unterschiedlichsten Kalibern bei na-hezu allen Streitkräften weltweit im Ein-satz. Teilweise fi nden sie sogar noch statt eines halb- oder vollautomatischen Zielfernrohrgewehrs auf Gruppenebene Verwendung. Zu der gängigeren Praxis zählt inzwischen allerdings, dass Scharf-schützentrupps neben Repetierern auch zielfernrohrbewehrte Halb- oder (seltener) Vollautomaten mitführen. So lassen sich im Fall der Fälle schnellere Nachschüsse abge-ben oder Mehrfachziele besser bekämpfen.

Probates Mittel: Die altehrwürdige NATO-Patrone 7,62 x 51 mm bietet auf 600 bis 800 Meter ausreichend Leistung und Präzision sowohl für militärische als auch polizeiliche Scharf- und Präzisionsschüt-zeneinsätze. Zwei der bis heute genutzten klassischen Systeme stellen die Remington 700 sowie das Steyr Scharfschützengewehr SSG 69 dar, beide im Kaliber .308. Aber na-türlich blieben die Konstrukteure nicht un-tätig. Die Firma Steyr legte längst die Mo-delle SSG 04 A1 sowie SSG 08 nach. Auf der Remington 700 basieren etwa die US-Prä-zisionswaffen M 24 und M 40. Zudem schläft

die Konkurrenz nicht. So offerieren andere Unternehmen wie SIG Sauer, CZ oder C.G. Haenel ihr SIG SSG 3000, ihr CZ 750 oder ihr RS 8. Und die genannten Modelle sind nur eine repräsentative Auswahl aus einem größeren Sortiment.

Zu den weit verbreiteten Klassikern gehö-ren weiterhin die Produkte des von dem britischen Spitzenschützen und mehrmali-gen Olympiasieger Malcom Cooper (1947-2001) gegründeten Waffenherstellers Ac-curacy International (AI). Das Urmodell „Precision Marksman“ ebenfalls in .308 führten die britischen Streitkräfte als L 96 A1 ein. Das verbesserte Nachfolgemo-dell „Arctic Warfare“ (AW) kam unter ande-rem als „Prickskyttegevär (Präzisionsge-wehr) 90“ nach Schweden und als Sniper Rifl e SR 98 nach Australien. Die schallge-dämpfte Variante AWS für .308-Subsonic-Munition tut unter anderem bei Spezial-kräften der Bundeswehr Dienst – dort unter der Kurzbezeichnung G 25. Derzeit zeichnet sich aber ein Wachwechsel ab. Nach rund 30 Jahren kündigten die Englän-der einen Produktionsstopp ihrer AW-Fa-milie an. Schon in den letzten Jahren er-gänzte AI diese erfolgreiche Modellreihe um die ergonomisch deutlich modernisierte AX-Familie. Für die SHOT Show 2014 kün-digte man bereits weitere Neuerungen an.

Dreihundert: Wie weiter vorn in diesem Special ausgeführt, änderten sich mit dem Ende des Kalten Krieges die Einsatzgrund-sätze der Scharfschützen in vielen Staa-ten. Das rief natürlich neue Waffen und Kaliber auf den Plan. Auch die Bundeswehr war unter den Streitkräften, die in den 1990er Jahren ihr Scharfschützenwesen

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Panta rei – alles fließt. Des Philoso-phen Heraklits Lehre vom ewigen Werden und Wandeln trifft nicht

nur auf das Scharfschützenwesen gene-rell zu. Und seien es halbautomatische Scharfschützengewehre oder Zielfern-rohrgewehre („Designated Marksman Rifles/DMR“) – gerade im Bereich der Selbstladewaffen gestalten sich die Übergänge zwischen Konzeptionen und Bewaffnung fließend.

Dabei gehören Halb- und die selteneren Vollautomaten im militärischen Scharf- und polizeilichen Präzisionsschützen-wesen spätestens mit der Einführung des Sturmgewehrs als infanteristische Standardbewaffnung schon zum Stan-dardrepertoire und keineswegs zum „al-ten Eisen“. Selbstlader bieten deutliche Vorteile, wenn es darum geht, einen schnellen Folgeschuss auf das Ziel abzu-geben oder gar Mehrfachziele zu be-kämpfen. Die Präzision muss dabei nicht einmal auf der Strecke bleiben. Das nach wie vor weit verbreitete und vor allem polizeilich genutzte Präzisionsschüt-zengewehr PSG 1 von Heckler & Koch er-reicht Werte von unter einer Winkelmi-nute (englisch „minute of angle“, MOA). Der auch als Bogenminute bekannte Wert entspricht einem Streukreis von 29,08 mm auf 100 Meter.

Im Osten nichts Neues: Militäri-scherseits gehört bis heute die „Snai-perskaya Wintowka Dragunowa“ (SWD, in der englischen Transkription auch SVD) zu den weit verbreiteten Selbstla-de-Scharfschützengewehren. Das 1963 eingeführte Dragunow-Scharfschützen-gewehr erhielt in den 1990er Jahren ei-nige Verbesserungen. So entwickelten es die Izmash-Konstrukteure unter Lei-tung von Jewgeni Fjodorowitsch Dragu-now und Azariah Iwanowitsch Nesterow zu einer Version mit anklappbarer Schul-terstütze weiter. Außerdem verkürzten sie den Lauf von 620 mm auf 565 mm. Denn im Truppenalltag zeigte sich die Ursprungsvariante gerade für den Ein-satz in Gefechtsfahrzeugen oder beim Fallschirmsprung als zu sperrig. Das er-gebnis hieß SWD-S, das „S“ steht für „Skladnaya“, also klappbare Schulter-stütze. Es kam unter der Ordnungsnum-mer 6V3 in die russischen Streitkräfte. Eine vollautomatische Variante V-70 er-wies sich aufgrund des starken Kalibers 7,62 x 54 mm R für die relativ leichte Waffe als unzweckmäßig.

Äußerlich dem SWD-S sehr ähnlich und doch völlig unterschiedlich zeigt sich

die rumänische Pusca Semiautomata cu Luneta model 1974 (PSL; „Selbstladege-wehr mit Zielfernrohr Modell 1974). Der in der Waffenfabrik Cugir entwickelte halbautomatische Gasdrucklader ba-siert auf dem Kalaschnikow-Maschinen-gewehr RPK. Die Skelett-Schulterstütze verfügt über eine gefederte Schaftkap-pe, um den Rückstoß der 7,62 x 54 mm R zu mildern. Als Standardoptik sitzt ein dem PSO-1 der Dragunow nachempfun-denes 4 x 24-Zielfernrohr auf einer Sei-tenmontage an der Waffe. Dieses LPS 4 x 6° TIP2 (Luneta Pusca Semiautoma-ta; ZF für Selbstladebüchse Typ 2) ver-fügt über eine Tritiumquelle, um das Absehen zu beleuchten. Die PSL erwies sich als Exportschlager. Westliche Streitkräfte treffen sie beispielsweise heutzutage bei den afghanischen und irakischen Sicherheitsorganen an.

Ein dritter aus dem ehemaligen Ost-block stammender und bis heute be-nutzter Selbstlader macht das Trio kom-plett: die irakische Tabuk. Während Irak das SWD als „Al-Kadisa“ in Lizenz baute, geht die Tabuk letztlich auf die modifi-zierte Kalaschnikow-Sturmgewehrfami-lie Awtomat Kalaschnikowa Modernisi-rowanny (AKM) zurück. Sie diente der jugoslawischen Waffenschmiede Zasta-va Arms als Ausgangsbasis für deren Waffenfamilie M 70. Diese umfasste eine RPK-Variante M 72 mit längerem Lauf sowie eine Scharfschützenvarian-te M 76. Die im Irak produzierte Tabuk baut auf dieser Waffenfamilie auf. Sie verschießt die 7,62 x 39 mm-Patronen nur im Einzelfeuer und verfügt im Ge-gensatz zur M 76 über eine skelettierte Schulterstütze.

Ebenfalls das Kalaschnikow-System nahm sich Jisrael Galil zum Vorbild für das nach ihm benannte, für die Israel Defence Force (IDF) entwickelte und 1972 eingeführte Sturmgewehr. In en-ger Zusammenarbeit mit der auch als „Zahal“ bekannten Armee Israels ent-stand eine halbautomatische Scharf-schützenvariante mit schwererem Lauf,

Ein Sniper-Team des 2nd Battalion, 23rd Infantry Regiment der U.S. Army überwacht im afghanischen Dorf Baki Tanna eine Ratsversammlung. Der vordere Mann führt ein M110 Semi Automatic Sniper System, der hintere eine M14 Enhanced Battle Rifle. Die Männer tragen reguläre Ausstattung einschließlich Helm – durchaus eine Form der Tarnung.

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Manchmal muss es eben mehr sein. Gilt es, technische Ziele zu be-kämpfen oder Treffer auf extre-

me Reichweiten zu landen, dann braucht es Waffen, die Geschosse mit höherer Nutzlast ins Ziel bringen: „Unsere L96-Repetierer kamen nur auf eine Reichweite von 1000 Metern. Tauchte ein Ziel jenseits dieser Marke auf, pinkelten wir in den Wind. Und das wortwörtlich, da der leises-te Lufthauch die Geschossflugbahn verän-derte. Der Feind bewegte sich an zahlrei-chen Stellen außerhalb unserer Reich- weite. Das machte uns wütend, denn wir

konnten sehen, wie sie umherrannten und nichts gutes im Schilde führten, aber wir konnten sie nicht aufhalten“, so schildert der britische Scharfschütze Dan Mills in seiner Autobiographie „Sniper One“ ei-nen seiner Einsätze im Irak. Glücklicher-weise kam der Spezialist „Buzz“ aus ei-ner nicht näher genannten Einheit zur Verstärkung. „Wir schilderten ihm dieses Problem. ‚OK. Wir werden sehen, was wir für Euch tun können‘, sagte Buzz. Auf dem Dach unseres Gefechtsstandes ange-kommen, packten er und sein Spotter ihre Ausrüstung aus. Eine Tragetasche war vol-

ler Munition, die andere enthielt Hoch-leistungsoptik und dicke Gehörschützer. Das konnte nur eines heißen. Buzz öffne-te nun seine riesige Reisetasche. Und da kam es zum Vorschein: das Barrett. Oh verdammt nochmal: ja!“

Bewährtes setzt sich durch: Bei der Waffe, über die sich Dan Mills 2004 so freute, handelte es sich keineswegs um eine brandneue Erfindung. Die wohl bekannteste Waffe ihrer Art trägt den Namen von Ronnie Barrett, und der hat-te fast ein Vierteljahrhundert zuvor sei-

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ne Firma Barrett Firearms gegründet. Der 1954 in Tennessee geborene Kon-strukteur wollte die noch aus dem Ers-ten Weltkrieg stammende und seither im militärischen Gebrauch bewährte Patro-ne 12,7 x 99 mm alias .50 Browning Ma-chine Gun (BMG) für halbautomatische Präzisionswaffen nutzbar zu machen. Bereits 1982 brachte er sein erstes Seri-enmodell mit dem Namen M 82 heraus.

Dass die .50 BMG sich für präzise Schüs-se auf weite Entfernungen eignete, galt ebenfalls als erwiesen. So hielt die US-

Scharfschützenlegende Carlos Hathcock lange Zeit den Rekord des auf weiteste Distanz erzielten bestätigten Treffers. Der Marine erreichte ihn allerdings mit einer äußerst ungewöhnlichen Waffe. Er montierte sein Unertl-Zielfernrohr von seinem M 70-Repetierer auf ein ausge-suchtes „Fifty-Cal“ alias Browning M 2-Maschinengewehr. Im Februar 1967 gelang es ihm im vietnamesischen An Lao-Tal, mit dieser Kombination einen Vietcong-Kämpfer auf 2500 Yards (2286 Meter) auszuschalten.

Kein Wunder also, dass Barrett große Marktchancen für seine Erfindung er-kannte. So aktualisierte er seine Ent-würfe stetig und finanzierte das alles aus seiner Privatschatulle. Die unter anderem mit einer verbesserten Mün-dungsbremse versehene Modifikation M 82 A1 kam 1986. Weniger Beachtung fand die 1987 vorgestellte Bullpup-Vari-ante M 82 A2, an deren Stelle unterdes-sen das Modell X 500 trat. Immerhin stellte sich aber 1990 der erste größere Erfolg auf dem Militär- und Behörden-markt ein. Die schwedischen Streitkräf-te kauften 100 Stück des M 82 A1 als Au-tomatgevär Ag90. Und im Folgejahr schlossen sich die US-Streitkräfte an. Die M 82 A1 lief während des Zweiten Golfkriegs (Operationen „Desert Shield“ und „Desert Storm“) als „Special Appli-cations Scoped Rifle“ (SASR, „Zielfern-rohrgewehr zur besonderen Verwen-dung“) allen Teilstreitkräften zu.

Festhalten am Halbautomaten: Zwischenzeitlich überlegte die US-Ar-mee, statt eines Halbautomaten ein Re-petiergewehr in .50 BMG zu beschaffen. Doch 2002 entschloss sie sich, vom hier-für ausersehenen Barrett M 95 abzurü-cken. Sie blieb lieber bei einer wiederum verbesserten Semi-Auto-Variante. Es gilt als wahrscheinlich, dass das mit Schnellbooten ausgeführte Selbstmord- attentat auf den Lenkflugkörperzerstö-rer USS Cole (12. Oktober 2000) einen Ausschlag dafür gab. So erschien den Militärkonzeptionären höhere Feuer-

kraft in Form schneller Folgeschüsse wichtiger als das letzte Quäntchen Prä-zision, um Angriffe mit sich schnell be-wegenden Fahrzeugen abzuwehren. Auf jeden Fall kam die verbesserte M 82 A1 M als „Long Range Sniper Rifle, Caliber .50, M 107“ in die Truppe. Als Optik dient ein Zielfernrohr 4,5-14 x 50 Mark 4.

Ronnie Barretts Erfindung überzeugte. Inzwischen haben sich etliche Staaten weltweit angeschlossen, um die Fähig-keitslücke mit dem halbautomatischen Rückstoßlader mit kurz zurücklaufen-dem Rohr zu schließen. In Deutschland lief die Waffe etwa als „Gewehr große Reichweite G 82“ im Zuge des Rüstungs-projektes „Infanterist der Zukunft – Ba-sissystem“ zu.

Die Vorherrschaft des Barretts bei den Halbautomaten hält bis heute an. Und das, obwohl es namhafte Konkurrenz gab. Eine davon geht auf Initiative des Naval Surface Warfare Center Crane Division zurück, also die US Navy-Dienststelle, die sich unter anderem mit Ausrüstung und Bewaffnung für Spezi-alkräfte befasst. Gemeinsam mit Accu-racy International entwickelte sie für ihre Spezialkräfte das AS 50. Die Idee dahinter sah so aus: Die US Navy SEALs sollten eine relativ kompakte und leich-te Anti-Material- sowie Abriegelungs-waffe für große Reichweiten (Long Ran-ge Interdiction Rifle) erhalten. Das ganze sollte sich nach dem „Take-Down-Prinzip“ schnell zerlegen und wieder zusammensetzen lassen. Die englischen Konstrukteure entwarfen also einen in unter drei Minuten demontierbaren Gas-drucklader. Das Ganze erforderte gerade mal einen Schraubendreher als Werk-zeug. Die Munition lief aus Fünf-Schuss-Magazinen zu.

Die AS 50 wurde in jüngster Zeit mehr-fach mit einer vergleichbaren Waffe aus chinesischer Produktion verwechselt. So tauchten Fotos und Videos von syri-schen Aufständischen mit halbautoma-tischen Gewehren im Kaliber .50 auf,

Ein norwegischer Skarpskytter mit dem in seiner Heimat als „MØR 12.7“ bezeichneten Barrett M 82 im Anschlag. Der Spotter führt ein AG-3 in DMR-Variante.

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ANTI-MATERIAL-RIFLES

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Von 2001 bis 2006 jagte die von der US-Schauspielerin Jennifer Garner verkörperte Spionin Sydney Bris-

tow durch über 100 Episoden der Fern-sehserie „Alias – die Agentin“. Im Ver-wirrspiel um Freund und Feind veränderte die Titelheldin immer wieder ihr Äuße-res, um ihre Identität zu verschleiern und ihre Missionen zu erfüllen. Gut mög-lich, dass sich die McMillan-Marketingab-teilung für eine ihrer jüngsten Neuent-wicklungen von der populären Sendereihe inspirieren ließ – jedenfalls verpasste sie ihrem handlichen, modular aufgebauten

Repetier-Spezialgewehr den Namen „Ali-as“. Und der Kurztext „ein Gewehr – viele Identitäten“ verrät, worum es geht. Mit wenig Aufwand lässt sich das Alias-Sys-tem für die unterschiedlichsten Einsatz-zwecke kon� gurieren.

Es gibt drei Grundversionen: - Standard Tactical Aplication Ri� e (STAR = Standardgewehr für taktische Anwendung), - Concealable Subsonic / Supersonic Suppressed Sniper System (CS 5 = ver-deckt einsetzbares schallgedämpftes

Scharfschützensystem für Über- und Unterschallmunition), - Target, also die Version zum sportli-chen Wettkampf.Der Nutzer kann hier die Komponenten der drei Basisvarianten untereinander austauschen und mit etlichen weiteren Läufen inklusive schallgedämpften Ver-sionen, Handschutzen, Schulterstützen und Montagen kombinieren. Dazu preist der US-Gewehrkonstrukteur die hohe Präzision der eigens von Firmenchef Rock McMil-lan entwickelten Produkte

heimlich, still und leise

und Montagen kombinieren. Dazu preist der US-Gewehrkonstrukteur die hohe Präzision der eigens von Firmenchef Rock McMil-lan entwickelten Produkte

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SPEZIALWAFFEN

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an. Das schnellgängige Repetiersystem, der individuell einstellbare Anschütz-Matchabzug und die anpassbare Schul-terstütze konnten im Kurztest überzeu-gen. Die Alias erlaubt gemäß Hersteller Trefferbilder im Bereich unter einer Win-kelminute. Dazu kommen hohe Erst-schusstreffer-Wahrscheinlichkeit, keine Treffpunktverlagerung nach Demontage und Zusammensetzen sowie Wiederhol-genauigkeit auch unter widrigen Wetter-bedingungen.

Kurz und gut: Der Trend zu leicht zu verbergenden Scharfschützengewehren wie der Alias folgt taktischen Anforde-rungen. Denn sowohl im militärischen

Scharf- als auch im polizeilichen Präzisi-onsschützenwesen spielen Tarnung und verdeckte Annäherung eine wichtige Rolle für den Erfolg. Das gilt besonders für die heutigen asymmetrischen Militär-operationen, bei denen Soldaten gegen irregulär kämpfende Insurgenten antre-

ten. Und es gilt besonders in urbanen Gebieten. Feindliche Kräfte oder das po-lizeiliche Gegenüber können sich uner-kannt unter die Bevölkerung mischen. Und gerade in belebten Ortschaften und Städten fällt es ihnen so durchaus leich-ter, ihren Gegner auszuspähen oder Maßnahmen der Gesetzeshüter auszu-kundschaften. Selbst bei waffentech-nisch wenig bewanderten Spitzeln zie-hen Operators mit auffälligen Spezial-waffen mehr Aufmerksamkeit auf sich als vermeintliche „low-speed“-Schützen mit Standardgewehren.

Abhilfe schaffen natürlich besondere Einsatztaktiken. Dazu können als tech-

nische Lösungsansätze kompakt gebau-te Waffen, schnell auseinandernehmbare und wieder zusammensetzbare „Take-Downs“ oder das sogenannte Bullpup-Design fungieren. Solcherlei Systeme lassen sich in einem Standardrucksack unauffällig transportieren. Die Scharf-

schützen mischen sich dann beispiels-weise auf Patrouille unter ihre „Feld-, Wald- und Wiesenkameraden“ (die erfah-rungsgemäß ihrerseits möglichst kom-mandomäßig herumlaufen). Und wenn sie alles richtig machen, erreichen die Scharfschützen unerkannt ihre Stellun-gen. Dort lassen sich dann die Hochleis-tungspräzisionswerkzeuge einsatzbereit machen. Accuracy International stellte auf der SHOT Show 2013 beispielsweise eine Take-Down-Version seines Kandida-ten für die „Precision-Sniper-Ri� e (PSR)“-Ausschreibung des US SOCOM vor. Mit einem 20-Zoll-Lauf � ndet dieses Ge-wehr zerlegt in einem kleinen Hartscha-lenkoffer Platz. Gleiches gilt erst recht für Systeme wie die „Alias“. Aber selbst offen geführt, sehen diese kompakten Büchsen je nach verwendeten Kompo-nenten den Standardsturmgewehren auf weitere Entfernung durchaus ähnlich.

Bullpup: Dieses Design hält sich selbst bei der infanteristischen Standardbe-waffnung wacker. Daher nimmt es nicht wunder, dass einige Hersteller ihre Scharfschützengewehre ebenfalls nach diesem Prinzip der „Bulldoggenwelpe“ gestalten. Zumal sich einige Nachteile der so ausgeführten Sturmgewehre im Scharfschützeneinsatz eher als weniger relevant erweisen – das gilt etwa für den extrem nah ans Gesicht gehenden Hül-senauswurf beim Anschlagswechsel auf die schussschwache Seite. Bullpups bie-ten gegenüber Scharfschützengewehren mit anklappbarer Schulterstütze oder gar Take-Downs den großen Vorteil, dass sich diese Waffen nach Erreichen der Stellung schneller einsatzbereit machen lassen: Die kurze Bauweise kommt hier ja dadurch zustande, dass sich anders als bei sonstigen Gewehren Verschluss und Magazin hinter dem Griff im Schaft be-� nden – die Bulldoggenwelpe ist ab Werk kürzer, braucht also zum Transport nicht zerlegt zu werden. Dazu kommen weitere konstruktive Vorteile. So fallen solche Waffen aufgrund ihrer Schäftung oft sta-biler und leichter aus. Und sie bieten trotz ihrer Kompaktheit die gleichen Ein-

Das äußerst kompakte Stealth Recon Scout (SRS) in der Covert-Variante mit Kahles-ZF und Schall-dämpfer. Desert Tactical Arms verspricht bei Verwendung der hauseigenen Munition sowohl imUnterschall- als auch Überschall-bereich bei drei Schuss auf 100 Yards eine Treffgenauigkeit von einer halben Winkelminute. Kaliber: 308 Winchester/.300 WinMag/.338 Lapua;

Magazinkapazität: 6/5/5 Patronen; Laufl änge 16“ (406 mm, 1:8“-Drall)/18“ (457 mm, 1:10“-Drall)/18“ (457 mm, 1:9“-Drall); Gesamtlänge 660-699 mm/711-749 mm/710-749 mm; Gewicht: 4200g/4760 g/4760 g; Einsatzreichweite: bis 800/1200/1500 Meter.

Das äußerst kompakte Stealth Recon Scout (SRS) in der Covert-Variante mit Kahles-ZF und Schall-dämpfer. Desert Tactical Arms verspricht bei Verwendung der hauseigenen Munition sowohl imUnterschall- als auch Überschall-bereich bei drei Schuss auf 100 Yards eine Treffgenauigkeit von einer halben Winkelminute. Kaliber: 308 Winchester/.300 WinMag/.338 Lapua;

Magazinkapazität: 6/5/5 Patronen; Laufl änge 16“ (406 mm, 1:8“-Drall)/18“ (457 mm,

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SPEZIALWAFFEN

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Gute Gläser Weines aus Baden, vom Main, von der Mosel, vom Rhein oder von den Elbhängen bei Rade-

beul finden von jeher weltweit Anklang – das ist fraglos auch in der internatio-nalen „Sniper Community“ nicht anders. Doch noch bekannter dürften dort die guten Gläser aus deutschen Landen sein, die auf den Hauptwerkzeugen der Scharf-, Präzisions- und Zielfernrohr-schützen sitzen. Keine Frage: Wesentli-che Trends bei Optik und Optronik stam-men vor allem aus Mitteleuropa, auch im militärischen Bereich.

Optikland Deutschland: Grund ge-nug, ein Gläschen zu trinken, gab es für ein deutsches Unternehmen im Zuge der Precision Sniper Rifle (PSR)-Ausschrei-bung des US SOCOM. So konnte sich die Biebertaler Firma Schmidt & Bender Ende 2011 über einen Auftrag im Wert von über 34,2 Millionen US-Dollar – fast 26 Millionen Euro – freuen. Die Spezial-kräfte der Army, Navy, Air Force und der Marines nutzen nämlich inzwischen das 5-25 x 56 PM II Zielfernrohr in der PSR-Sonderausführung auf ihren Scharf-schützengewehren.

Für Schmidt & Bender zählte der PSR-Auftrag keineswegs zu den Premieren auf dem US-Markt. Kurz vor dem 50- Jahr-Jubiläum im Jahr 2007 standen Vertreter des USMC im Firmengebäude. Mit im Gepäck die frohe Kunde, dass das 3-12 x 50 PM II in einer kaum bemerkten, zwei Jahre langen Testphase sämtliche harten Prüfungen überstanden und sich damit gegen 24 weitere Kandidaten durchgesetzt hatte. Einem großen Lie-ferauftrag für das als M 8541 Scout Sni-per Day Scope bekannte Gerät schloss sich später noch ein Servicevertrag an.

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OPTIK UND OPTRONIK

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Darüber hinaus zählen neben US Army und Marines weltweit etliche andere Streitkräfte und Polizeibehörden zu den Kunden Schmidt & Benders. Und so die-nen die Qualitätsgläser der „Police Marksman (PM)“-Serie rund um die Welt in den unterschiedlichsten Klimazonen.

Während USMC und SOCOM für ihre Scharfschützen auf deutsche Produkte setzen, konnte ein amerikanisches Tra-ditionsunternehmen bei der US Army punkten. So stammt das auf der Enhan-ced Sniper Rifle XM 2010 sitzende Mark 4

6,5-20 x 50 Extended Range/Tactical von Leupold & Stevens. Allerdings führt die 1907 gegründete, in Beaverton/Ore-gon ansässige Firma ihre Wurzeln eben-falls auf Mitteleuropa zurück. Die Fir-mengründer Markus Friedrich Leupold und Adam Voelpel stammten aus Deutschland.

Neben Schmidt & Bender zählt eine an-dere deutsche Traditionsmarke zu den klangvollen Namen. Die Wetzlarer Op-tikspezialisten Hensoldt gehörten zwi-schenzeitlich zu Carl Zeiss Optronics,

dann zu EADS / Cassidian und dem-nächst zu Airbus Defence. Sie firmieren aber wieder als Marke Hensoldt der Cas-sidian Optronics. Airbus Defence ge-lingt damit ein guter Marketing-Schach-zug. Denn der Traditionsname Hensoldt konnte sich weltweit als Synonym für Hochleistungsoptik halten. Mit Airbus hingegen assoziiert der gemeine Nutzer nun doch eher die dickeren Brummer für die luftigen Höhen. Die Firma Steiner aus der Wagner-Stadt Bayreuth sowie die österreichischen Traditionsunter-nehmen Kahles und Swarovski können

…und darauf ein Gläschen!

Scharfschützentrupp mit Gewehr großer Reichweite G 82. Auf der Waffe sitzt ein ZF des Typs Zeiss/Hensoldt 6-24 x 72 ZF, hier mit Wabenfilter vor dem Objektiv (ZF = gebräuchliches Kürzel für Zielfernrohr).

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OPTIK UND OPTRONIK

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vMUNITION & BALLISTIK

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Fast alle Distanzrekorde erfolgrei-cher Scharfschützeneinsätze stam-men aus den letzten zehn Jahren.

Angesichts der großen Reichweiten, auf die Sniper heute ihre Treffer erzielen können, fühlt man sich unweigerlich an Carl Maria von Webers Oper „Der Frei-schütz“ erinnert. Dort dreht sich alles um jene unfehlbaren mystischen Freiku-geln, von denen jede siebte jedoch nicht der Schütze, sondern der schwarze Jä-ger Samiel höchstselbst ins Ziel lenkt.

Bei den heutigen Erfolgen handelt es sich freilich nicht um schwarze Magie, sondern um das perfekte Zusammen-spiel zwischen Waffe, Optik, Munition sowie Schütze und Spotter. Denen erleichtern zudem moderne Ballistik-rechner und -programme die Arbeit

noch einmal deutlich. Nähert man sich inzwischen also selbst im Handwaffen-bereich der intelligenten Munition („smart bullet“) oder gar der Freikugel („magic bullet“)?

Wer die Wahl hat: Grundsätzlich ste-hen in allen gängigen Kalibern spezielle Scharf- und Präzisionsschützenlaborie-rungen bereit. Und die heute genutzten Patronen entstehen auch nicht bei Voll-mond mitternachts in der Wolfs-schlucht, sondern entstammen Hoch-leistungslaboren. Bei RUAG Ammotec heisst die entsprechende Produktlinie „RUAG SWISS P – The Sniper‘s Choice“. Bei MEN Metallwerk Elisenhütte Nassau laufen die entsprechenden Patronen als „Sniper-Line“. Ebenso wenig ruhen sich die Konstrukteure auf ihren Lorbeeren aus. Stattdessen suchen sie auf Semina-ren, Workshops oder über geschützte Zugänge im Internet die Nähe zu dem praxiserfahrenen „Anwender“ und ver-suchen, dessen Wünsche umzusetzen.

Gemeinsamkeiten und Unter-schiede: Sowohl im militärischen als auch im polizeilichen Einsatz dient Prä-zisionsmunition dem gezielten Einzel-schuss. Die „Erstschusstrefferwahr-scheinlichkeit“, die sechs von sieben Freikugeln ja garantieren, spielt mitun-ter eine sehr wichtige Rolle. Kein Wun-der also, dass sowohl militärische als auch polizeiliche Kunden höchste An-forderungen an Präzision, Qualität und Konsistenz stellen – und das von Ferti-gungslos zu Fertigungslos.

Dennoch bestehen zwischen militäri-schen und polizeilichen Beschaffungs-kriterien Unterschiede. So muss militä-rische Munition aufgrund weltweiter Missionen von langer Dauer deutlich temperaturstabiler sein und andere Tauglichkeitskriterien in bezug auf Was-serfestigkeit oder Abdichtung erfüllen. Ein weiteres Kriterium bilden zuneh-mend insensitive Eigenschaften –sprich: die jeweilige Laborierung muss möglichst unempfi ndlich gegen äußere

Keine schwarze Kunst

Nicht dem Wilden Heer, sondern dem französischen gehören diese Scharf-schützen an. Bei der präsentierten Patrone handelt es sich zudem um keine Freikugel. Die schwarze Geschossspitze weist die .50-Munition als „Armour Piercing“ aus. Freikugeln einen großen Schritt näher kommen soll die hier als Grafi k präsentierte Extreme Accuracy Tasked Ordnance „ExAcTO“, die derzeit in den USA entsteht.

Nicht dem Wilden Heer, sondern dem französischen gehören diese Scharf-schützen an. Bei der präsentierten Patrone handelt es sich zudem um keine Freikugel. Die schwarze Geschossspitze weist die .50-Munition als „Armour

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AUSRÜSTUNG

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Bekleidung und persönliche Ausrüstung gelten als Kampfkraftmultiplikatoren. Und wohl in kaum einem militärischen Bereich gab es in den vergangenen

Jahren so viele Weiterentwicklungen. Heute lassen die Anbieter taktischer Ausrüstung kaum mehr einen Wunsch offen. Viele namhafte Hersteller sammelten zudem einst selbst als Soldaten Einsatzerfahrung und kennen daher die Ansprüche, Wünsche und Bedürfnisse der Anwender sehr genau. Man spricht die gleiche Sprache.

Das Scharfschützenwesen profitierte ebenso von diesem Engagement. Es gibt inzwischen durchdachte, komfortab-le Lösungen insbesondere bei allem, was Transportsyste-me für Waffe und Ausrüstung anbelangt. Anderes gilt es noch, zu entwickeln oder zu beschaffen. Ganz oben auf der Wunschliste steht beispielsweise geeignete, mög-lichst raschelarme Kälte- und Nässeschutzbekleidung. Denn die teilweise mehrere Tage in ihrem Versteck aushar-renden Sniper und Spotter dürfen sich kaum bewegen, wollen sie ihre Tarnung erhalten.

Überhaupt: Tarnung! Es gibt heute eine Vielzahl aller möglichen Tarnmuster. Der zwischenzeitlich herrschende Irrglaube, dass eines für die meisten Umgebungen tauge, erwies sich als Illusion. Aber selbst das beste Tarnmuster der Kampfuniform lässt ihren Träger nicht völlig ver-schwinden. Ähnliches gilt für die heute bereits fertig an-gebotenen Ghillie-Zottelanzüge, die freilich schon deut-lich mehr Tarnschutz bieten. Doch erst die Kombination von gemusterten Uniformstoffen und natürlichen Tarn-mitteln wie Gräsern, Zweigen oder Blattwerk bereitet der Gegenseite massive Schwierigkeiten, einen Scharfschüt-zen zu entdecken. Ein weiteres Problem, das es noch zu lösen gilt, ist der Schutz vor Aufklärung durch „Biosenso-ren“, beispielsweise Hunde.

Viele Gadgets erweisen sich mitunter als teurer Luxus – aber besser ist es ja wohl, es zu haben und nicht zu brau-chen, als es zu brauchen und nicht zu haben. Einiges von den Dingen, die das Leben leichter machen, lässt sich mit wenig Aufwand selbst herstellen. Auf den folgenden Sei-ten stellt dieses VISIER Special eine kleine Auswahl der Sachen vor, die sich derzeit in Nutzung befinden. JPW

Mit Sack un d Pack

Ein vier Mann starker norwegischer Scharfschützentrupp bei einer kurzen Rast. Die umfangreiche Ausstattung, gegen-seitiges Sichern in feindlichem Umfeld sowie Schicht-fähigkeit teilweise über mehrere Tage hinweg lassen die Truppstärken anwachsen. Die PALS-Schlaufen an den modularen Scharfschützenrucksäcken lassen sich nutzen, um Tarnmaterial zu befestigen.

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AUSRÜSTUNG

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Solide Stützen

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AUSWAHL, AUS- UND FORTBILDUNG

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Scharfschützen bilden ohne Zweifel eine wichtige Stütze für die Opera-tionsführung ihrer Einheit oder ih-

res Verbandes. Deshalb müssen Auswahl sowie Aus- und Fortbildung ebenso auf soliden Stützen ruhen.

Die beginnt bereits mit der Auswahl des geeigneten Personals. „Du kannst den Leuten nicht beibringen, was sie fühlen, wenn der Moment kommt, in dem sie den Abzug betätigen und einen Gegner aus-schalten“, so der britische Scharfschüt-

zenzugführer Dan Mills in seinem Buch „Sniper One“. „Daher kommt es darauf an, den richtigen Charakter auszuwählen. Ordentliche Soldaten sollten alle gute Schützen sein. Daher schaut man vor al-lem auf mentale Härte und Ausdauer.“

Vielseitige Voraussetzungen: Cha-rakterliche Eignung und gute Schießfer-tigkeiten bilden freilich nur einen klei-nen Teil der Voraussetzungen zum Scharfschützen. Mills: „Den Abzug zu betätigen und das Ziel zu treffen, stellt

nur ein Element dar. Man muss ebenso un-erkannt zur richtigen Stellung und wieder zurückkommen. Sonst wird man selbst ge-tötet. Das bedeutet aber auch, eine Men-ge Unannehmlichkeit und Schmerzen auf sich zu nehmen. Man liegt womöglich Tage in einer nassen Mulde. Oder auf ei-nem engen Dachboden oder einem unge-schützten Dach. Man muss an Nässe, Mü-digkeit, Elend und Dreck gewohnt sein. Und es braucht eine Riesenmenge an Ge-duld.“ Voraussetzungen, die nicht jeder erfüllt. „Ein Sniper darf auch nicht doof sein“, so Mills weiter, „denn es gilt, jede Menge Informationen zu verarbeiten und einige Berechnungen zu tätigen. Selbst Entfernungen richtig zu schätzen, stellt sich als verdammt anspruchsvoll dar.“ Dazu kommt es noch darauf an, die kom-plexe Bewaffnung und Ausrüstung rich-tig bedienen zu können. Und schließlich gehört eine besondere Einstellung zu den weiteren gewünschten Eigenschaf-ten: „Ein Sniper muss etwas von einem Jäger haben. Er muss das Pirschen und Beutemachen mögen.“ Und in der Tat fin-den sich in der Scharfschützen-Commu-nity etliche passionierte Jäger – kein Wunder, denn der „Drang nach drau-ßen“, Freude an der Pirsch, Geduld und nicht zuletzt der Respekt vor der Schöp-fung zeugen von Charakterstärke.

Verbandsarbeit: Wegen der umfang-reichen Anforderungen bezüglich Aus-wahl, Aus- und Fortbildung fällt dem Scharfschützenzugführer eines Verban-des eine Schlüsselrolle zu. In den briti-schen Streitkräften gibt es ihn etatmä-ßig (wie in der Einführung erwähnt). Auch anderswo sucht man informelle Lösungen. Etwa dort, wo sich die oft-mals nur zehn bis zwanzig Scharfschüt-zen eines Verbandes in den Gliederungs-bildern verteilt auf Einheiten und Teileinheiten wiederfinden – auf Kom-panie- oder Zug-Ebene. So bestimmt zum Beispiel in einigen Infanterieba-taillonen der Bundeswehr der Komman-deur einen erfahrenen Portepeeunter-offizier zum Scharfschützenführer. Der berät ihn im Rahmen der Operationspla-

Neben charakterlicher Eignung bilden ausgezeichnete Schieß-fertigkeiten und natürlich eine hohe Auffassungsgabe, Ausdauer, Gewandtheit, Freude am „Leben im Felde“, handwerkliches Geschick, Improvisationstalent und vieles andere mehr die Säulen für das Scharfschützenwesen. Hier nutzt ein britischer Sniper im Ghillie- Zottelanzug ein Stativ als Auflage für sein abgetarntes L 115 A3.

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AUSWAHL, AUS- UND FORTBILDUNG

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