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Liebe Leserinnen und Leser, die Vorbereitungen für die neue EU-Förder- periode 2014-2020 laufen auf vollen Touren. Dieses Mal gibt es wirklich gravierende Verände- rungen. Dass es in der Regel weniger Fördermittel gibt, ist das Eine. Die knapperen Ressourcen machen eine stärkere Konzentration der Budgets auf die zentralen Handlungsfelder erforderlich. Das Andere sind aber die neuen thematischen Korsettstangen seitens der EU. Innovation und die Bewältigung des Klimawandels stehen ganz oben auf der Agenda. Sowohl unsere Volkswirtschaft als Ganzes als auch die einzelnen Regionen stehen in den kommenden Jahren vor der Herausforderung, die technologische mit der ökologischen Modernisierung zu verknüpfen. Die vorliegende RegioVision befasst sich schwerpunktmäßig mit Fragen der Innovation und Projekten der ökologischen Modernisierung. Diese Ausgabe dokumentiert gleichzeitig, wo sich die CIMA Institut für Regionalwirtschaft GmbH inzwischen positioniert hat und in welchen Projekten sie ihre Problemlösungskompetenz einbringt. Machen Sie sich selbst einen Eindruck. Ihr Dr. Arno Brandt FORTSETZUNG AUF SEITE 3 > 02 // NOVEMBER 2013 // NEWSLETTER DER CIMA INSTITUT FÜR REGIONALWIRTSCHAFT GMBH REGIONALE INNOVATIONSSYSTEME thema // EU-Innovationsstrategie erfordert Neuaufstellung der Regionen. Die Europäische Union hat im Rahmen ihrer Stra- tegie „Europa 2020“ für die nächste Förderperio- de die Ziele eines intelligenten, nachhaltigen und integrativen Wachstums vorgegeben. Intelligen- tes Wachstum stellt dabei auf die Entwicklung ei- ner auf Wissen und Innovation gestützten Wirt- schaft ab. Nachhaltiges Wachstum bedingt die fortlaufende ökologische Modernisierung zuguns- ten einer ressourcenschonenden, energie- effizienten und CO 2 -einsparenden Wirtschaft. Mit integrativem Wachstum wird das Ziel verfolgt, soziale Ungleichheiten und regionale Disparitäten zu bekämpfen. Vor allem bei den ersten beiden Wachstumszielen geht es um eine konsequente Innovationsorientierung der künftigen EU Struk- turpolitik. Auch ein nachhaltiges Wachstum wird nur gelingen, wenn die Unternehmen zu diesem Zweck innovatorische Problemlösungen hervor- bringen. Wissen und Innovation werden damit bei der Umsetzung eines nachhaltigen Wachstums- modells zu den zentralen Stellgrößen. Innovatio- nen sind heute immer weniger ein Ergebnis von Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen einzelner Unternehmen, sondern Resultat von professioneller Arbeitsteilung und Zusammen- arbeit. Der Erfinder der Glühbirne, Thomas Edison, war noch in der Lage, seine Innovation Kraft eigener Kompetenz zu entwickeln. Die Ent- wicklung einer LED-Lampe setzt hingegen ein hochspezialisiertes Expertenwissen aus den unterschiedlichsten Kompetenz-, Forschungs- und Branchenfeldern voraus. Innovationen entstehen heute mehr denn je in Netzwerken. Statt einzelner Unternehmen werden daher in der modernen Innovationsforschung mög- lichst ganze Innovationssysteme betrachtet, die alle wesentlichen Akteure (Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Bildungsinstitutionen, Wirtschaftsförderungen etc.) und deren Be- ziehungen zueinander erfassen. Diesen Ansatz verfolgt auch die EU mit ihrem Konzept der Regionalen Innovationssysteme (RIS). In die- sen Konzepten wird vor allem auf die Bedeu- tung regionaler Netzwerke, kollektiver Lern- prozesse, institutioneller Faktoren und auf die Nähe von unterschiedlichen regionalen Akteu- ren in Innovationsprozessen abgestellt. Der regionale Verbund von Akteuren wird zudem durch vorhandene regionale Rahmenbedin- gungen und Infrastrukturen beeinflusst, STEHEN IM FOKUS regio vision

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Liebe Leserinnenund Leser,

die Vorbereitungen

für die neue EU-Förder-

periode 2014-2020 laufen auf vollen Touren.

Dieses Mal gibt es wirklich gravierende Verände-

rungen. Dass es in der Regel weniger Fördermittel

gibt, ist das Eine. Die knapperen Ressourcen

machen eine stärkere Konzentration der Budgets

auf die zentralen Handlungsfelder erforderlich.

Das Andere sind aber die neuen thematischen

Korsettstangen seitens der EU. Innovation und die

Bewältigung des Klimawandels stehen ganz oben

auf der Agenda. Sowohl unsere Volkswirtschaft als

Ganzes als auch die einzelnen Regionen stehen in

den kommenden Jahren vor der Herausforderung,

die technologische mit der ökologischen

Modernisierung zu verknüpfen. Die vorliegende

RegioVision befasst sich schwerpunktmäßig mit

Fragen der Innovation und Projekten der

ökologischen Modernisierung. Diese Ausgabe

dokumentiert gleichzeitig, wo sich die CIMA

Institut für Regionalwirtschaft GmbH inzwischen

positioniert hat und in welchen Projekten sie ihre

Problemlösungskompetenz einbringt. Machen Sie

sich selbst einen Eindruck.

Ihr

Dr. Arno Brandt

fortsetzung auf seite 3 >

02 // n o v e m b e r 2013 // n e w s l e t t e r d e r C i m a i n s t i t u t f ü r r e g i o n a lw i r t s C h a f t g m b h

regionale innovationssysteme

thema // EU-Innovationsstrategie erfordert Neuaufstellung der Regionen.

Die Europäische Union hat im Rahmen ihrer Stra-tegie „Europa 2020“ für die nächste Förderperio-de die Ziele eines intelligenten, nachhaltigen und integrativen Wachstums vorgegeben. Intelligen-tes Wachstum stellt dabei auf die Entwicklung ei-ner auf Wissen und Innovation gestützten Wirt-schaft ab. Nachhaltiges Wachstum bedingt die fortlaufende ökologische Modernisierung zuguns-ten einer ressourcenschonenden, energie- effizienten und CO2-einsparenden Wirtschaft. Mit integrativem Wachstum wird das Ziel verfolgt, soziale Ungleichheiten und regionale Disparitäten zu bekämpfen. Vor allem bei den ersten beiden Wachstumszielen geht es um eine konsequente Innovationsorientierung der künftigen EU Struk-turpolitik. Auch ein nachhaltiges Wachstum wird nur gelingen, wenn die Unternehmen zu diesem Zweck innovatorische Problemlösungen hervor-bringen. Wissen und Innovation werden damit bei der Umsetzung eines nachhaltigen Wachstums-modells zu den zentralen Stellgrößen. Innovatio-nen sind heute immer weniger ein Ergebnis von Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen einzelner Unternehmen, sondern Resultat von professioneller Arbeitsteilung und Zusammen-arbeit. Der Erfinder der Glühbirne, Thomas Edison,

war noch in der Lage, seine Innovation Kraft eigener Kompetenz zu entwickeln. Die Ent-wicklung einer LED-Lampe setzt hingegen ein hochspezialisiertes Expertenwissen aus den unterschiedlichsten Kompetenz-, Forschungs- und Branchenfeldern voraus. Innovationen entstehen heute mehr denn je in Netzwerken. Statt einzelner Unternehmen werden daher in der modernen Innovationsforschung mög-lichst ganze Innovationssysteme betrachtet, die alle wesentlichen Akteure (Unternehmen,Forschungseinrichtungen, Bildungsinstitutionen, Wirtschaftsförderungen etc.) und deren Be-ziehungen zueinander erfassen. Diesen Ansatz verfolgt auch die EU mit ihrem Konzept der Regionalen Innovationssysteme (RIS). In die-sen Konzepten wird vor allem auf die Bedeu-tung regionaler Netzwerke, kollektiver Lern-prozesse, institutioneller Faktoren und auf die Nähe von unterschiedlichen regionalen Akteu-ren in Innovationsprozessen abgestellt. Der regionale Verbund von Akteuren wird zudem durch vorhandene regionale Rahmenbedin-gungen und Infrastrukturen beeinflusst,

stehen im fokus

regiovision

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01 titelthema Regionale Innovationssysteme stehen im Fokus

04 soziale innovationen Neue EU-Förderperiode bringt Soziale Innovationen für Landkreise und Kommunen auf die Tagesordnung.

05 zukunftsmarkt Organische Elektronik – Zukunfts- und Schlüssel- technologie an der Schnittstelle zwischen der Chemie- und Elektronikindustrie.

06 zukunftsthema Regionaler Strukturwandel und Elektromobilität

08 studie Arbeitsplatzmonitoring E-Mobilität

09 struktureller wandel Flughäfen vor neuen Herausforderungen

10 analyse Demographischer Wandel und wirtschaftliche Dynamik

12 gesundheitswirtschaft Ökonomische Effekte der Gesundheitswirtschaft in der Region Hannover

14 studie Schülerbefragung im Landkreis Verden

17 energiegewinnung Herausforderungen der Biogas-Erzeugung

18 aktuelle karte Bevölkerungsprognosen auf Ortsteilebene als Grundlagen für die kommunale Entwicklungsplanung

20 neue veröffentlichung Fachkräftesicherung als Herausforderung der Wirtschaftsförderung

imPressumChefredaktion: Dr. Arno Brandtredaktion: Fabian Böttcher, Martin Heine, Nina Heinecke, Prof. Dr. Hans-Ulrich Jung, Frederik Lindner, Meike Stüvegestaltung: mann + maus GmbH & Co. KGdruck: Druckhaus Pinkvoss GmbH auflage: 1.500 Exemplare

inhalt

08a r b e i t s P l at z m o n i to r i n g e - M o b i l i tät

09 f l u g h ä f e n

14s C h ü l e r b e f r a g u n g

12 g e s u n d h e i t s w i r t s C h a f t

2 Cima institut für regionalwirtsChaf t gmbh

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welche nicht zuletzt durch staatliche Entscheidungsträger mitgestal-tet werden können. Der intensive Austausch zwischen den Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft stellt ein wesentliches Merkmal und Erfolgsfaktor eines RIS dar, insbeson-dere der Grad der Netzwerkbeziehungen und der Zusammenarbeit ist dabei entscheidend für die Leistungsfähigkeit des Innovationssys-tems. Von zentraler Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Stellung der Unternehmen im Rahmen eines Innovationssystems. Firmen sind das Kernelement eines Innovationssystems, in dem In-ventionen in marktfähige Produkte weiter entwickelt und auch am Markt platziert werden. Durch die Ausgestaltung regionaler Innova-tionssysteme können in erheblichem Maße zusätzliche Wachstums- und Beschäftigungseffekte generiert werden. Neuere Erkenntnisse der regionalen Innovationsforschung bieten in diesem Kontext wichtige Impulse und müssen sowohl in die Konzeption als auch in die empirische Analyse regionaler Innovationsstrategien einfließen. Die EU sieht insbesondere in einer „Strategie der intelligenten Spezi-alisierung“ vielfältige Potenziale, um die Entwicklung von Innovati-onsclustern und regionalem Wachstum zu unterstützen. Mit dieser Strategie soll vor allem erreicht werden, dass sich jede Region auf ihre besonderen technologischen sowie unternehmerischen Alleinstellungs- bzw. Differenzierungsmerkmale besinnt und diese zum Ausgangspunkt ihrer Innovationspolitik macht. Vermieden werden soll vor allem, dass am Ende jede Region den neusten technologie- oder clusterpolitischen Moden hinterherläuft. Um geeignete Spezialisierungen zu identifizieren, sind zunächst die besonderen Kompetenzfelder einer Region ins Blickfeld zu rücken. Innerhalb eines jeden Kompetenzfeldes ergeben sich spezielle Marktfelder, die als intelligente Spezialisierungen verstanden werden können. In der Abbildung wird dieser Zusammenhang am Beispiel der Energiewirt-schaft dargestellt.

Doch es geht nicht nur um Spezialisierungen. Auch ein gewisses Maß an Diversität kann für den Innovationserfolg der Wirtschaft einer Region produktiv sein. Technologische, qualifikatorische und branchenbezogene Diversität übt einen positiven Einfluss auf das kollektive Lernen in Regionen aus. Diese Unterschiede dürfen aber bei aller Vielseitigkeit nicht zu groß ausfallen, damit die verschiede-nen Träger von Wissen gut miteinander kommunizieren können. Die Innovationskraft einer Region basiert daher nicht zuletzt darauf, unterschiedliche, aber komplementäre Wissenskomponenten

zusammenzubringen und in neue (technologische) Lösungen zu überführen. Die Innovationsorientierung von RIS Strategien hat in der Vergangenheit auch kritische Stimmen auf den Plan gerufen, die eine systematische Benachteiligung gerade der ländlichen Regionen im Rahmen der künftigen EU Strukturpolitik befürchten. Die Innovationsforschung argumentiert stark mit Agglomerations- vorteilen, so dass kleine Cluster und Einzelunternehmen in ländlichen Räumen Gefahr laufen unberücksichtigt zu bleiben. Differenzierte Analysen zeigen aber, dass die Wirtschaft ländlicher Regionen durchaus Innovationsaktivitäten aufweist. Diese bleiben in herkömmlichen Analysen vielfach deswegen unerkannt, weil die wissenschaftliche Innovationsindikatorik die besonderen Inno-vationsbedingungen von KMU und Handwerk nicht hinreichend erfasst. Gerade Firmen in ländlichen Räumen sind mit spezifischen Rahmenbedingungen konfrontiert, welche sich sowohl negativ (z.B. Zugang zu hochqualifizierten Mitarbeitern, wenige lokale Innovationsbeziehungen und blockierende Innovationskulturen) als auch positiv (z.B. geringer Wettbewerb um Ressourcen und Vertrauensbeziehungen sowie Kooperationserfahrungen) auf die Durchsetzung von Innovationen auswirken. Ein erweiterter und offenerer Innovationsbegriff kann in diesem Zusammenhang für die Förderung von Innovationsaktivitäten von KMU und Hand-werksbetrieben durchaus zielführend sein. Mit der strukturpoli-tischen Strategie der EU zugunsten einer starken Innovationsori-entierung sind die Regionen in Deutschland gefordert sich für die kommende Förderperiode (2014 – 2020) neu aufzustellen. Jede Region wird für sich zu definieren haben, welche „Intelligenten Spezialisierungen“ verfolgt werden sollen und wie diese in den kommenden Jahren zum Ausgangspunkt einer regionalpolitischen Entwicklungsstrategie gemacht werden können. Noch nie war die Rede, dass die Regionalpolitik kein Erkenntnis, sondern nur ein Umsetzungsdefizit habe, so falsch wie heute.

text und titelfoto: dr. arno brandt

Intelligente Spezialisierungen in der Energiewirtschaft

für die niedersächsische staatskanzlei erstellt die Cima institut für regionalwirtsChaft gmbh in kooPeration mit der Prognos ag und dem Cen-tre for regional and innovation eConomiCs der universität breMen die regionale innovations-strategie für intelligente spezialisierung (ris3) für niedersaChsen.

Geothermie

Offshore-Windenergie

Speicher-Technologie

regiovision 02-2013 3

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Abbildung: CIMA.

Soziale Innovationen rücken in zunehmendem Maße in den Fokus von Gesellschaft und Politik. Vor dem Hintergrund zukünftiger globaler sowie regionaler Herausforderungen gewinnen Soziale Innovationen verstärkt an Bedeutung. Zukunftsaufgaben wie Chancengleichheit, Klimawandel, demographischer Wandel, Arbeitslosigkeit oder Migration sind nicht alleine durch tech-nische Entwicklungen zu bewältigen, da sie ebenfalls durch eine ausgeprägte soziale Dimension gekennzeichnet sind. Innovationen müssen vor diesem Hintergrund neu überdacht werden: Ein erweiterter Innovationsbegriff muss Soziale Innovationen ein-schließen, da diese zur Lösung der zukünftigen Herausforderungen unausweichlich sind. Aus diesem Grund werden für die kom-mende EU-Förderperiode (2014 – 2020) Soziale Innovationen zunehmend in den Fokus gerückt. Doch was genau ist unter Sozialen Innovationen zu verstehen?

Soziale Innovationen sind Veränderungen in sozialen Berei-chen und fokussieren v.a. nichtmaterielle Neuerungen. Sie sind nicht auf technische oder ökonomische Aspekte beschränkt, sondern vollziehen sich auf Ebene der sozialen Praktiken. So-ziale Innovationen sind von bisherigen Abläufen abweichende Regelungen, Tätigkeiten, Vorgehensweisen oder neue Formen der gesellschaftlichen Organisation mit dem Ziel, gesellschaft-liche sowie betriebliche Probleme und Bedürfnisse zu lösen. Trotz einer gewissen Unschärfe des Begriffsverständnisses, sind Soziale Innovationen häufig mit der Generierung eines ge-sellschaftlichen Mehrwerts und der Aktivierung des Potenzials der Menschen in der Gesellschaft verbunden. Dabei können Soziale Innovationen ebenso wie „klassische“ Innovationen verschiede Formen annehmen (siehe Abbildung). Im Kern he-ben sich Soziale Innovationen immer durch eine ausgeprägte soziale Dimension innerhalb der Neuerung von „klassischen Innovationen“ ab.

was sind soziale innovationen?zukunftsthema // Die neue EU-Förderperiode bringt Soziale Innovationen auch für Landkreise und Kommunen auf die Tagesordnung. Doch was steckt hinter dem Konzept, dass im Zuge eines breiten Innovationsverständnisses in den Fokus rückt und auch in der Wissenschaft vermehrt große Beachtung findet? Was ist das Besondere an Sozialen Innovationen?

Praktische Beispiele verdeutlichen die Vielfalt Sozialer Innova-tionen. Aus regionalwirtschaftlicher Perspektive könnte eine Soziale Innovation bspw. in einem neuen Partizipationsmodell bestehen. Aktuell bietet der Ausbau der Infrastruktur für erneuerbare Energien im Zuge der nationalen Energiewende regional Konfliktpotenziale. Eine Partizipationsstruktur zur Beteiligung der Bürger im Prozess der Energiewende wäre ein entsprechendes Beispiel für eine Soziale Innovation. In den ur-banen Zentren, wie auch in ländlichen Räumen bedarf es ver-mehrt sozialer statt technologischer Lösungen zur Bewältigung der spezifischen Probleme. Im Gesundheits- und Pflegebereich bietet sich hier bspw. eine Reihe von Anknüpfungspunkten für Soziale Innovationen. Um einer zunehmend älteren Bevölke-rungsgruppe Pflege- und Gesundheitsleistungen in der Fläche zu garantieren, bieten Ansätze wie eHealth eine Vielzahl von Möglichkeiten. Als Soziale Innovation könnte, mit Unterstüt-zung von eHealth, eine Vorortversorgung realisiert werden. Im Sinne einer Sozialen Innovation würde dies auch das Training von Ansprechpartnern vor Ort beinhalten.

Der Leitgedanke der Sozialen Innovationen bietet große Chan-cen in Bereichen, die bisher nicht als innovationsaktive galten. Auch in der Förderpraxis liefern neue Strategien, wie die intelligente Spezialisierung, Impulse für Soziale Innovationen. Die Sozialwirtschaft, aber auch NGOs, Gewerkschaften und Umweltverbände werden in diesem Zuge als innovative Akteu-re wahrgenommen. Das CIMA Institut für Regionalwirtschaft hat in seinem Gutachten zur Sozialwirtschaft in Niedersachsen bereits die Bedeutung von Sozialen Innovationen für den sozi-alen und gesellschaftlichen Sektor herausgestellt und betont die zentrale Chance, die sich in den kommenden Jahren bietet.

text: frederik lindner

Produkt-/DL-

innovationen

Prozess-innovationen

Organisations-

innovationen

Geschäftsmodell-innovationen

soziale

innovationen

Innovationsarten

4 Cima institut für regionalwirtsChaf t gmbh

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Zu den Einsatzgebieten der neuen Technologie zählen bei-spielsweise die OLED-Beleuchtung (organische Leuchtdio-den), flexible Displays, gedruckte Datenspeicher, organische Photovoltaik-Module, RFID oder Integrated Smart Systems. Auch im Medizinbereich wird zukünftig die Organische Elek- tronik in Form organischer Sensoren, die ohne schädliche Schwermetalle hergestellt werden können, zum Einsatz kommen. Die Organische Elektronik basiert auf leitfähigen Polymeren und kleinen Molekülen der organischen Chemie in Form spezifischer Kunststoffe, die in der Lage sind, Halblei-terfunktionen des konventionellen Siliziums zu übernehmen. Durch die Möglichkeit Organische Elektronik im Druckverfah-ren zu produzieren, kann sie umweltschonend, günstig, flexi-bel und sehr dünn produziert werden. Führende Marktstudien bescheinigen dem Bereich der Organischen Elektronik, der derzeit noch eine Nische besetzt, in Zukunft ein hohes Markt- und Wachstumspotenzial.

In Deutschland sind mit Heidelberg / Rhein-Neckar, Dresden und Köln/Aachen zurzeit drei Zentren der Forschung und Entwick-lung der Organischen Elektronik auszumachen. Insbesondere

studie // Die Organische Elektronik ist eine Zukunfts- und Schlüsseltechnologie an der Schnittstelle zwischen der Chemie- und Elektronikindustrie. Experten gehen davon aus, dass nach Halbleitern und Flachbildschirmen mit der Organischen Elek- tronik eine „dritte Welle“ auf dem Elektronikmarkt entsteht.

z u k u n f t s m a r k t organisChe

elektronik die Region Heidelberg hat sich in den letzten Jahren im Zu-kunftsfeld der Organische Elektronik hervorragend positioniert. Im Jahr 2008 wurde das Cluster „Forum Organic Electronics“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als eines von zwei Spitzenclustern in der Metropolregion Rhein-Neckar ausgewählt. In dem weltweit einmaligen Kooperationsnetzwerk sind derzeit neun Forschungseinrichtungen und Hochschulen, davon zwei Eliteuniversitäten, acht internationale Großunter-nehmen, drei Dax-Unternehmen und sechs mittelständische Unternehmen, miteinander verknüpft. Als zentrale Institution des BMBF-Spitzenclusters bündelt die InnovationLab GmbH (iL) mit Sitz in Heidelberg die disziplinübergreifenden Kompetenzen des Clusters. Von der Erforschung neuer Materialien über die Konzeption von Produkten bis hin zur Vermarktung decken die Mitglieder die komplette Wertschöpfungskette im Bereich der Organischen Elektronik ab.

Eine zentrale Frage für Standorte wie Heidelberg dürfte in Zukunft sein, inwieweit es gelingt, das enorme Forschungs-potenzial im Bereich der Organischen Elektronik vor Ort in eine industrielle Standortbildung umzusetzen. Wenn es möglich sein sollte, die kommende industrielle Produktion dieser Hochtechnologie am Standort Deutschland zu etablie-ren, hat die Wirtschaft der Stadt Heidelberg große Chancen, ihre Innovationskraft noch einmal deutlich zu erhöhen.

text: dr. arno brandt

Abbildung: IDTechEx 2013, Darstellung der CIMA

im bereiCh der organisChen elektronik bearbei-tet die Cima institut für regionalwirtsChaft gmbh zurzeit im auftrag des teChnologieParks heidelberg die realisierungsstudie „innovation und Produktion am standort heidelberg“.

Globale Marktprognose zur Organischen Elektronik 2013 - 2015

0

2013

2015

2014

5

10

15

20

25

billionen usd Andere

Elektronisches Papier

Leuchtfolien

OLED-Leuchten

Elektrochromatisches Material

Dünnschichtbatterien

Datenspeicher/Chips

Sensoren

Elektronische Leiter

Photovoltaik

OLED-Displays

regiovision 02-2012 5regiovision 02-2013 5

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Durch neue und entfallende Komponenten im Automobilbau werden die Wertschöpfungsanteile zwischen unterschied- lichen Akteuren, aber auch zwischen einzelnen Regionen neu verteilt. Mit der langfristig zu erwartenden Abkehr vom Verbrennungsmotor hin zum batterieelektrisch betriebenen Fahrzeug werden sämtliche Bereiche, die mit dem Verbren-nungsmotor und dem konventionellen Antriebsstrang in Verbindung stehen, an Wertschöpfungspotenzial einbüßen. Gleichzeitig gewinnen jene Bereiche an Bedeutung, die mit dem Elektroauto in Verbindung stehen, darunter elektrische Antriebssysteme, elektronische Komponenten, Batterie-technik, Telematik, IT-Systeme oder der Leichtbau im Bereich des Karosseriebaus. Damit verschieben sich die Wertschöp-fungsanteile im Automobilbau vom Bereich Metall / Mecha-nik hin zu elektronischen Komponenten, deren Anteil an der gesamten Wertschöpfung eines Elektrofahrzeugs etwa 75 Prozent betragen wird, gegenüber 40 Prozent beim konven-tionellen Fahrzeug.

Auch in räumlicher Hinsicht ist von einem deutlichen Wandel der Unternehmensstandorte infolge der Durchsetzung der E-Mobilität in Deutschland und auf den internationalen Märkten auszugehen. Dies betrifft einerseits die veränder-ten räumlichen Beziehungen der Produktionsstandorte von

regionaler strukturwandel

zukunftsthema // Noch ist nicht entschieden, ob am Ende der Verbrennungsmotor von Antriebssystemen der Elektromobilität abge-löst wird. Die Elektromobilität befindet sich in Deutschland noch ganz am Anfang ihres Lebenszyklus und macht erste Fortschritte in den vorhanden Großversuchen (Schau-fenster Elektromobilität). Aber wenn es zu einem grundlegenden Systemwechsel vom Fahrzeug mit Verbrennungsmotor hin zum Elektrofahrzeug kommen sollte, stünde die Automobilindustrie vor dem größten Struk-turwandel in ihrer Geschichte.

Herstellern und Zulieferern. So werden sich die Zulieferbe-ziehungen voraussichtlich drastisch verändern, was einer-seits mit einem Wandel oder einem Bedeutungsverlust tra-ditioneller Automobilzulieferbetriebe verbunden ist. An ihre Stelle treten Unternehmen aus bislang der Automo-bilindustrie relativ fernen Branchen (Energiewirtschaft, Chemie, etc.), deren Standorte sich vielfach räumlich nicht mit den Standorten der traditionellen Automobilindustrie überschneiden. Andererseits ist langfristig durchaus mit einem Beschäftigungsrückgang an den traditionellen Auto-mobilstandorten und mit Beschäftigungsgewinnen in den neuen Komplementärbranchen zu rechnen, weil die Kern-kompetenzen in der E-Mobiliät tendenziell eher horizontal bzw. weniger pyramidal verteilt sind.

Allerdings werden sich voraussichtlich die neuen Standorte der E-Mobilität vor allem in den Räumen konzentrieren, in denen bislang sowohl Automobilstandorte als auch Komple-mentärbranchen vertreten sind. Dabei ist durchaus damit zu rechnen, dass es zu einem Bedeutungsgewinn oder -verlust traditioneller Automobilstandorte oder einer räumlichen Ausdehnung der elektromobilen Standorte an den Rändern der traditionellen Automotive-Standorten kommt. Die Ab-bildung zeigt, wie sich das räumliche Muster der Automobil-industrie im Zeitalter der Elektromobilität verändern könnte. Zu berücksichtigen ist aber auch, dass der Strukturwandel in der konventionellen Automobilindustrie auch auf längere Frist wirksam bleibt und sich in diesem Zusammenhang Neubewertungen von Standorten ergeben oder bestimmte Standorte auch grundlegend in Frage gestellt werden kön-nen (z.B. Opel in Bochum). Insbesondere ist damit zu rech-nen, dass sich mit dem Bedeutungszuwachs der PKW-Ab-satzmärkte in den BRICS-Ländern sukzessive auch die Produktionsstätten dorthin verlagern. Die Elektromobilität wird diese Standortmobilität nicht aufhalten, zumal mit ihr die weitere Verbreitung des Individualverkehrs unter den Bedingungen des Klimawandels gerade in den Schwellenlän-dern überhaupt erst möglich wird.

text: dr. arno brandt

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6 Cima institut für regionalwirtsChaf t gmbh

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Darstellung: CIMA, Kartengrundlage: Lutum + Tappert, Bonn.

Salzgier

BochumEssen

Osnabrück

Stugart

Leverkusen

Regensburg

Darmstadt

DresdenSolingen

Berlin

Hannover

Siegen

Hamm

HildesheimBraunschweig

Duisburg

Bremerhaven

Oldenburg

Saarbrücken

Köln

Magdeburg

Cobus

Nürnberg

Erfurt

Würzburg

Hagen

Bielefeld

Hamburg

Ulm

Aachen

Düsseldorf

Bremen

München

Wiesbaden

Bonn

Göngen Halle

Chemnitz

Mannheim

Augsburg

Dortmund

Lübeck

Pforzheim

Mainz

Karlsruhe

Freiburg

Reutlingen

Ingolstadt

Trier

Wuppertal

Leipzig

Heidelberg

Erlangen

Wolfsburg

Kassel

Kiel

Krefeld

Recklinghausen

Ludwigshafen

Koblenz

Münster

Frankfurt

Paderborn

Potsdam

Jena

Rostock

Heilbronn

Institut für Regionalwirtschaft GmbH

Hannover

Automobil

Elektro

IT

Automobil, IT, Elektro

Alle Branchen

Chemie

Automobil, IT, Chemie

Wirtschaftsregionen in Deutschland

Automotive-Standorte und Komplementärbranchen in Deutschland

Salzgier

BochumEssen

Osnabrück

Stugart

Leverkusen

Regensburg

Darmstadt

DresdenSolingen

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Hannover

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HildesheimBraunschweig

Duisburg

Bremerhaven

Oldenburg

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Nürnberg

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Wiesbaden

Bonn

Göngen Halle

Chemnitz

Mannheim

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Dortmund

Lübeck

Pforzheim

Mainz

Karlsruhe

Freiburg

Reutlingen

Ingolstadt

Trier

Wuppertal

Leipzig

Heidelberg

Erlangen

Wolfsburg

Kassel

Kiel

Krefeld

Recklinghausen

Ludwigshafen

Koblenz

Münster

Frankfurt

Paderborn

Potsdam

Jena

Rostock

Heilbronn

Institut für Regionalwirtschaft GmbH

Hannover

Automobil

Elektro

IT

Automobil, IT, Elektro

Alle Branchen

Chemie

Automobil, IT, Chemie

Wirtschaftsregionen in Deutschland

Salzgier

BochumEssen

Osnabrück

Stugart

Leverkusen

Regensburg

Darmstadt

DresdenSolingen

Berlin

Hannover

Siegen

Hamm

HildesheimBraunschweig

Duisburg

Bremerhaven

Oldenburg

Saarbrücken

Köln

Magdeburg

Cobus

Nürnberg

Erfurt

Würzburg

Hagen

Bielefeld

Hamburg

Ulm

Aachen

Düsseldorf

Bremen

München

Wiesbaden

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Göngen Halle

Chemnitz

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Augsburg

Dortmund

Lübeck

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Mainz

Karlsruhe

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Trier

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Münster

Frankfurt

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Potsdam

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Institut für Regionalwirtschaft GmbH

Hannover

Automobil

Elektro

IT

Automobil, IT, Elektro

Alle Branchen

Chemie

Automobil, IT, Chemie

Wirtschaftsregionen in Deutschland

regiovision 02-2013 7

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8 Cima institut für regionalwirtsChaf t gmbh

Am Beginn der Markteinführung ist die Elektromobilität allerdings noch weit vom Massenmarkt entfernt. Derzeit sind nur wenige Elektrofahrzeuge für potenzielle Interessenten verfügbar und auch eine flächendeckende Ladeinfrastruktur für die Ladung der Fahrzeuge ist noch nicht verfügbar. Zudem stellen hohe Kosten der Batterie und lange Ladezeiten bei einer geringen Reichweite pro Ladung im Vergleich zum konventio-nellen Fahrzeug wesentliche Hemmnisse bei der Verbreitung der Elektromobilität dar. Während im Jahr 2012 in Deutschland insgesamt knapp 3,1 Mio. Fahrzeuge zugelassen worden sind, waren lediglich 2.960 mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet. Trotz eines Anstiegs der Zulassungszahl bei den Elektrofahrzeugen von 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nehmen elektrische Antriebe für den Gesamtmarkt eine noch weitgehend unbedeutende Rolle ein. Prognosen zufolge wird sich ihr Marktanteil bis 2030 auf 15 Prozent erhöhen.

Wichtige Impulse zur Verbreitung der Elektromobilität werden von der Modelloffensive der deutschen Automobilindustrie ab Hebst 2013 ausgehen. Als erstes völlig neues Fahrzeugkonzept wird der BMW i3 ab November 2013 verfügbar sein. Das Fahr-zeug ist ausschließlich als Elektrofahrzeug konzipiert worden und verfügt über eine neuartige Leichtbaukarosserie aus Carbon-Fa-ser. Darüber hinaus hat beispielsweise auch Volkswagen mit dem e-up! oder dem E-Golf serienmäßige Elektrofahrzeuge angekün-digt. Weiterhin existieren zur Förderung der Elektromobilität im Rahmen des „Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität“ seit 2012 bundesweit vier „Schaufenster Elektromobilität“. Sie dienen dem Ziel, die Elektromobilität in den ausgewählten Regi-onen einem breiten Publikum zu präsentieren und Deutschland zum Leitmarkt und Leitanbieter für Elektromobilität zu entwi-ckeln. Als eine der wichtigsten Automobilstandorte weltweit ist die Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfs-burg eine der vier Schaufensterregionen.

Als weltweit führender Automobilstandort werden sich die strukturellen Veränderungen dieser Brache auch im „Schaufenster Elektromobilität“ der Metropolregion Hannover- Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg auswirken. Vor diesem Hintergrund führt die CIMA Institut für Regionalwirtschaft Gm-bH gemeinsam mit der NORD/LB im Auftrag der Metropolregi-on bis zum Jahr 2015 ein „Arbeitsplatzmonitoring Elektromobi-lität“ für das Schaufenster durch. Hierbei sollen im Kern über eine Betriebsbefragung Beschäftigungseffekte, die sich durch die Einführung der Elektromobilität ergeben, untersucht wer-den. Das Projekt dient dem Ziel, neben der Bewertung der konjunkturellen Beschäftigungseffekte des Schaufensters nachhaltige Beschäftigungseffekte der Elektromobilität in der Schaufenster-Region zu evaluieren und daraus Handlungsfelder im Bereich der Ausbildung und Qualifizierung abzuleiten.

text und foto: martin heine

arbeitsPlatzmonitoring

e-Mobilitätstudie // Die Einführung elektrischer Antriebe im Automobil-bau ist ein weltweiter Megatrend der Automobilindustrie und bildet einen wesentlichen Eckpfeiler bei der allmählichen Abkehr vom Verbrennungsmotor hin zu alternativen An-trieben und postfossiler Mobilität. Mit batterieelektrischen Fahrzeugen besteht im Gegensatz zum Kraftfahrzeug mit Verbrennungsmotor nun die Möglichkeit, bei einer Beladung der Batterie mit regenerativ erzeugtem Strom auch individu-elle Mobilität für ein breites Kundenpotenzial klimaneutral und ressourcenschonend zu gestalten. Gleichzeitig können insbesondere in Ballungsräumen durch den Einsatz batterie-elektrischer Fahrzeuge sowohl die Schadstoffbelastung der Luft als auch die Lärmemissionen erheblich gesenkt werden.

iM theMenfeld der e-Mobilität bearbeitet die Cima institut für regionalwirtsChaft gmbh derzeit in kooPeration mit der nord/lb das Projekt „arbeitsPlatzmonitoring elektromo-bilität“ für die Metropolregion hannover braunsChweig göttingen wolfsburg gmbh.

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regiovision 02-2013 9

Flughäfen zählen schon seit Langem zu den zentralen Ver-kehrsknoten und prägen damit die Standortqualität von Städten und Regionen. Im Zeitalter der Globalisierung und des Übergangs zur Wissensökonomie übernehmen sie zusätzlich die Funktion als Knotenpunkte des Wissensaustausches. Deut-lich erkennbar ist heute der Trend, dass sich die europäischen und mehr noch die internationalen Großflughäfen dank ihrer Drehscheibenfunktion zu Magneten für hochwertige Dienst-leistungsangebote entwickeln und damit in Konkurrenz zu den Dienstleistungsstandorten in den Kernstädten stehen. Flug-häfen gewinnen vor diesem Hintergrund eine immer größere Bedeutung, wenn es um die Weiterentwicklung metropolitaner Standorte geht. Nicht von ungefähr wird daher auch den Flug-häfen mit ihrer Gatewayfunktion ein zentraler Stellenwert bei der Abgrenzung von Metropolregionen beigemessen.

Großflughäfen standen in Deutschland in den letzten Jahren immer wieder in der öffentlichen Diskussion. Dies ist nicht nur angesichts von Kostenexplosionen wie beim Bau des neuen Berliner Flughafens der Fall. Derartige Großinvestitionen beim Neubau oder bei der Erweiterung von Start- und Landebahnen treffen immer wieder auf erhebliche Akzeptanzprobleme. Die damit unweigerlich einhergehenden Konfliktlinien sind nicht zuletzt Ausdruck divergierender Interessen und komplexer Entscheidungssituationen, die sich nur schwer austarieren lassen. 30-jährige Planungs- und Realisierungszeiten sind vor diesem Hintergrund keine Seltenheit.

flughäfenstudie // Auch Flughäfen stehen im Zeichen des strukturellen Wandels. Auf der einen Seite bilden sich Großflughäfen immer mehr zu Knotenpunkten des Informationsaustausches und zu Magneten für hochwertige Dienstleistungen heraus, während auf der anderen Seite Regionalflughäfen stärker unter ökonomischen Druck geraten.

Aber nicht nur die Flughäfen in den Metropolregionen, son-dern auch die Regionalflughäfen stehen zunehmend im Ram-penlicht der Öffentlichkeit. Nachdem ihnen lange Jahre eine wachsende Bedeutung im Flugverkehr zugesprochen wurde, stoßen sie mittlerweile an ökonomische Grenzen. Es wird sich zeigen, ob sich Investitionen in neue Regionalflughäfen (Kassel-Calden) am Ende als nachhaltig erweisen. Auch hier zeigt sich, dass die Entscheidung zugunsten entsprechender Infrastrukturinvestitionen in Zukunft eher komplexer wird.

Ein Ansatzpunkt zur Bewältigung komplexer Entscheidungen bei Infrastrukturinvestitionen bildet die Analyse ihrer regi-onalökonomischen Effekte. Die Akzeptanz von Flughäfen ist nicht allein das Ergebnis rationaler Entscheidungen, aber der Nachweis positiver ökonomischer Wirkungen für Wertschöp-fung und Beschäftigung in der Flughafenregion ist ein starkes Argument, das im Willensbildungsprozess der regionalen Akteure eine entscheidende Rolle spielen kann.

text und foto: dr. arno brandt

für die flughafen münChen gmbh erstellt die Cima institut für regionalwirtsChaft gmbh gemeinsam mit der ernst basler + Partner ag eine studie zur ermittlung der regionalwirt-sChaftliChen effekte des flughafens münChen.

v o r n e u e n h e r a u s f o r d e r u n g e n

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Wachstumsschwache Regionen mit einem geringen oder sogar rückläufigen Angebot an Beschäftigungsmöglichkeiten verlieren durch Abwanderungsprozesse an Einwohnern. Die für sich genommen bereits negativen Auswirkungen der Abwanderungen werden durch deren Selektivität zusätzlich verstärkt, da sich Wanderungsprozesse besonders auf jüngere Einwohner konzentrieren. Zudem sind qualifizierte Kräfte erheblich mobiler als die gering Qualifizierten. Von zunehmender Bedeutung ist die Mobilität von Jugendlichen nach Beendigung der Schulpflicht, wobei ein wachsender Anteil von Absolventen mit Hochschulzugangsberechtigung diese Entwicklung fördert. Die ländlichen Räume verlieren mittlerweile flächendeckend an junger Bevölkerung zuguns-ten der großstädtischen Wirtschaftsräume und sonstigen Hochschulstandorten mit ihren vielfältigen Ausbildungs- und Berufseinstiegsmöglichkeiten.

Langfristige Abwanderungstendenzen überformen die Alters-struktur mit der Folge geringerer Zahlen von jungen Haushalten und Familien. Daraus folgen sinkende Kinderzahlen sowie auf Dauer schwächer besetzte nachwachsende Altersjahrgänge auf dem Arbeitsmarkt, so dass die Überalterung voranschrei-tet. Rückläufige Einwohnerzahlen vor allem in den ökonomisch besonders relevanten Altersjahrgängen zwischen etwa 25 und 50 Jahren schwächen darüber hinaus die auf die regionale Nachfrage ausgerichteten wirtschaftlichen Aktivitäten. Die wachsenden Wirtschaftsräume absorbieren im „Wettbewerb der Regionen um die besten Köpfe“ die mobilen Potenziale an qualifizierten und hochqualifizierten Kräften, so dass auch die qualifikatorischen Disparitäten tendenziell stärker werden. Angesichts des innovations- und qualifikationsorientierten Strukturwandels unserer Wissensgesellschaft klaffen damit auch die Entwicklungsperspektiven von Regionen zunehmend weiter auseinander.

Die Korrelationsdiagramme zeigen sowohl für die großstädti-schen als auch für die ländlichen Räume einen engen Zusam-menhang zwischen der Bevölkerungs- und der Beschäftigten- entwicklung auf der Basis von Arbeitsmarktregionen. Dabei ist allerdings die Spannweite der Entwicklungsunterschiede zwischen überdurchschnittlich wachsenden und zurück-bleibenden Regionen bei den ländlichen Regionen deutlich größer ist als bei den großstädtischen Räumen. Die ostdeut-schen Regionen haben sowohl unter den großstädtischen als auch unter den ländlichen Räumen jeweils eine erheblich schwächere Position.

Zu den bundesweit wachstumsschwächsten Regionen zählen ländliche Räume in Ostdeutschland wie Mansfeld-Südharz, Elbe- Elster, Görlitz, Uckermark und Kyffhäuserkreis. Ausgesprochen entwicklungsschwach sind in Ostdeutschland auch die großstäd-tischen Wirtschaftsräume Gera und Cottbus sowie Chemnitz und Halle. Die schwächsten ländlichen Räume in Westdeutschland sind Holzminden und Osterode am Harz in Niedersachsen sowie Eschwege in Hessen. Auf der anderen Seite stehen ländliche Räume mit sehr hoher Bevölkerungs- und Beschäftigtendyna-mik an der Spitze, dazu zählen Vechta, Cloppenburg und das Emsland in Niedersachsen, Biberach und der Bodenseekreis in Baden-Württemberg sowie Landshut und Rosenheim in Bayern. Die großstädtischen Räume mit der höchsten Bevölkerungs- und Wirtschaftsdynamik sind München, Ingolstadt, Regensburg und Freiburg im Süden sowie Oldenburg und Hamburg im Norden. Dabei nimmt München von der Bevölkerungsdynamik eine Spitzenposition ein, während die Beschäftigtenentwicklung in den letzten 12 Jahren nicht ganz vergleichbar stark war. Berlin als die wachstumsstärkste ostdeutsche Region liegt im Mittelfeld der westdeutschen großstädtischen Räume.

In der Konsequenz bedeutet ein enger Zusammenhang zwischen demographischer und wirtschaftlicher Dynamik für die regionale Entwicklungspolitik, dass eine dauerhaft stabile Entwicklung nur im Zusammenhang mit einem attraktiven Angebot an Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen kann. Der Teufelskreis einer schwachen Bevölkerungsentwicklung kann letztlich nur durch starke wirtschaftliche Impulse durchbrochen werden. Damit gewinnen die Aktivitäten der kommunalen Wirtschaftsförderung, die einerseits eine Ver-besserung der wirtschaftlichen Standortbedingungen sowie andererseits eine Stärkung der Wettbewerbsbedingungen für die Unternehmen verfolgen, für die Verbesserung des regionalen Arbeitsplatzangebots stark an Bedeutung. Für periphere ländliche Räume, in denen Verluste an wirtschaft-lichen Aktivitäten kaum durch Ansiedlungen und Gründungen ersetzt werden können, bedeutet dies, dass der vorhandene Unternehmensbestand noch stärker in den Vordergrund rücken muss. Zu den Herausforderungen zählt dabei auch das Thema „Sicherung der Betriebsnachfolge“, das angesichts der Altersstruktur der Betriebsinhaber für eine Bestandssiche-rungsstrategie zunehmend wichtiger wird.

ansprechpartner:Prof. dr. hans-ulrich jung, mail: [email protected]

demograPhisCher wandel und wirtsChaftliChe dynamikanalyse // Zwischen der demographischen Entwicklung von Regionen und ihrer wirtschaftlichen Dynamik bestehen offensichtlich engere Zusammenhänge als man vermuten würde – insbesondere in einer längerfristigen Perspektive.

10 Cima institut für regionalwirtsChaf t gmbh

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Bevölkerungsentwicklung 2000-2012, in v.H.

Zusammenhang zwischen Bevölkerungsentwicklung und Beschäftigten- entwicklung 2000 bis 2012 in den deutschen Arbeitsmarktregionen

Quelle: Bevölkerungsfortschreibung der Statistischen Landesämter; Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen, CIMA Regionaldatenbank

Großstädtische Räume in West- und Ostdeutschland

Ländliche Räume in West- und Ostdeutschland

Kreisscharf abgegrenzte Arbeitsmarktregionen; Großstädtische

Arbeitsmarktregionen mit einem Zentrum von mehr als 100.000

Einwohnern; Abkürzungen in Anlehnung an KfZ-Kennzeichen

ländliche arbeitsmarktregionen Westdeutschland Ostdeutschland

großstädtische arbeitsmarktregionen Westdeutschland Ostdeutschland

regiovision 02-2013 11

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i n d e r r e g i o n h a n n o v e r

ökonomisChe effekte der gesundheitswirtsChaft

Neubau des Klinikums Siloah der Klinikum Region Hannover GmbH

12 Cima institut für regionalwirtsChaf t gmbh

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Die stark zunehmende Bedeutung der Gesundheitswirtschaft resultiert im Wesentlichen aus der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft, aus Innovationen und dem medizinisch-tech-nischen Fortschritt sowie einem steigenden Gesundheits-bewusstsein und der Bereitschaft der Bevölkerung zur privaten Finanzierung der gesundheitlichen Vor- und Nachsorge. Den Kernbereich der Gesundheitswirtschaft bilden die stati-onäre und ambulante Versorgung sowie unmittelbar mit der Gesundheitsversorgung verknüpfte Dienstleistungsbereiche. Darüber hinaus werden die Vorleistungen und Zulieferindus-trien wie die sog. „Health Care Industries“ (Pharmazeutische Industrie, Bio- und Gentechnologie, Medizin- und Gerontotech-nik), der Groß- und Facheinzelhandel mit medizinischen und orthopädischen Produkten sowie das Gesundheitshandwerk hinzugezählt. Die gesundheitswirtschaftlichen Randbereiche verknüpfen den Kernbereich mit Angeboten aus anderen Sektoren. Hierzu zählen u.a. gesundheitsbezogene Dienstleis-tungen wie beispielsweise aus den Bereichen Wellness oder Gesundheitsberatung. Mit insgesamt 64.850 Beschäftigten in 3.600 Einrichtungen und Betrieben, einschließlich der Versor-gung (Gesundheitswesen, Sozialwesen), der Medizintechnik und der Pharmaindustrie, ist die Gesundheitswirtschaft die beschäftigungsstärkste Branche in der Region Hannover. Durch ihre anhaltend hohe Beschäftigungsdynamik leistet die Gesundheitswirtschaft einen maßgeblichen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg sowie zur gesamten positiven Beschäfti-gungsentwicklung der Region. Innerhalb Deutschlands zählt die Region zu den bedeutendsten Standorten der Branche.

Die Region Hannover hat sich insbesondere als bedeutender Klinikstandort etabliert. Der Besatz an Krankenhausbetten je 10.000 Einwohner ist in der Region sowohl im bundesweiten als auch im niedersächsischen Vergleich überdurchschnittlich hoch. Damit nehmen die Kliniken am Standort eine bedeu-tende Versorgungsfunktion ein, die in vielen Fällen weit über die Regionsgrenzen hinaus reicht. Diese Spitzenstellung der Region Hannover ist einerseits auf das Universitäts-klinikum der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH)

studie // Die Gesundheitswirtschaft ist ein wichtiger Impulsgeber für die zukünftige ökono-mische Entwicklung und wird in Deutschland, wie auch international, als einer der zukünftig bedeutendsten Wachstums- und Beschäftigungsmotoren angesehen. Die Entwicklungsdyna-mik der Gesundheitswirtschaft übertrifft dabei die gesamtwirtschaftliche Wachstumsdyna-mik, weshalb ihr Gewicht in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen wird. Die steigende Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen im ganzheitlichen Sinne und die hieraus resul-tierende Bedeutungszunahme von Arbeitsplätzen zur Bewahrung und Wiederherstellung der Gesundheit machen die Gesundheitswirtschaft zum Motor der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung.

im bereiCh der gesundheitswirtsChaft analysiert die Cima institut für regionalwirtsChaft gmbh in kooPeration mit dem eduard Pestel institut für systemforsChung e.v., im aufrag der han-noverimPuls gmbh, die regionalen effekte der medizinisChen hoChsChule hannover und des klinikums der region hannover für die region hannover. die ergebnisse dieser studie werden voraussiChtliCh im november 2013 vorliegen.

sowie andererseits auf eine breite Kliniklandschaft öffentli-cher, freigemeinnütziger und privater Träger zurückzuführen. Hierbei nimmt das Klinikum der Region Hannover (KRH) in öffentlicher Trägerschaft eine herausragende Rolle ein. Neben der herausragenden Stellung als Standort für die Gesundheits-versorgung hat sich die Region Hannover national wie inter-national als feste Größe in der Forschungslandschaft etabliert, deren Kern neben der Tiermedizinischen Hochschule und dem Forschungsbereich Life Science der Leibniz Universität Hanno-ver die MHH mit der universitären Medizinforschung bildet.

Zur zukünftigen Sicherung des Standortes wird seitens der Wirtschaftsförderung von der Landeshauptstadt Hannover, der Region Hannover und der hannoverimpuls GmbH die Weiterentwicklung der Gesundheitswirtschaft verfolgt. Ziel ist die Unterstützung neuer wirtschaftlicher Aktivitäten sowie die Verlängerung von Wertschöpfungsketten, insbesondere in den Bereichen High-Tech-Medizin, Life Science, Medizin-technik, klinische Forschung und klinische Dienstleistungen. Aufgrund der hohen Bedeutung der MHH und des KRH für den Gesundheitsstandort Hannover sind Erkenntnisse über die regionalökonomischen Effekte der beiden wichtigsten Akteure der Branche von besonderer Bedeutung. Auf dieser Grundlage können gezielt Ansätze zur Weiterentwicklung verfolgt werden.

text: martin heinefoto: klinikum region hannover gmbh

regiovision 02-2013 13

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studie // Der Landkreis Verden hat den Übergang Schule-Beruf als wichtigen Baustein für eine nachhaltige Fachkräftesicherungsstrategie erkannt und sich mit der „Fachkräfteoffen-

sive Landkreis Verden“, die im Rahmen des ESF-Programms „Modellprojekte Betriebliche Ausbildung“ gefördert wird, die Stärkung der betrieblichen Ausbildung zum Ziel gesetzt.

s C h ü l e r b e f r a g u n g

im landkreis verden

14 Cima institut für regionalwirtsChaf t gmbh

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Im Rahmen dieses Projektes hat die Fachkräfteoffensive zusammen mit dem CIMA Institut für Regionalwirtschaft im Frühjahr 2013 eine Schülerbefragung zu Bildungswegen und Berufswahlverhalten durchgeführt. Dabei wurde mit einem ausgesprochen guten Rücklauf von insgesamt 1.700 Frage-bögen eine weitgehende Vollerhebung der Abgangsklassen an den Haupt-, Real- und Oberschulen, den Gymnasien sowie in den berufsbildenden Schulen erreicht. Mit der Befragung wurde ein umfangreicher Datensatz erhoben, der vielfältige Auswertungsmöglichkeiten bietet.

Eine Auswahl der Befragungsergebnisse zeigt, dass mit einer solchen Primärerhebung wichtige Zusatzinformationen gewonnen werden können, die nicht allein aus der amtlichen Statistik und den bei den Schulträgern erhobenen Daten ge-wonnen werden können. Dazu gehören u.a. Fragestellungen:

> zum aktuellen Stand der Ausbildungsplatzsuche> zu den individuellen Berufswünschen und dem Erfolg ihrer Realisierung> zur Bereitschaft zur räumlichen oder beruflichen Mobilität> zum langfristig angestrebten Wohn- und Arbeitsort

status der ausbildungsPlatzsuChe

> Von den Hauptschüler/innen, die direkt nach dem Schul- abschluss eine Ausbildung beginnen wollen, haben zum Zeitpunkt der Befragung im April 2013 rund 17 Prozent einen Ausbildungsvertrag unterschrieben und weitere 32 Prozent eine Stelle in Aussicht. Von den Realschüler/ innen haben 46 Prozent bereits einen Ausbildungsver- trag unterschrieben, weitere 28 Prozent haben einen Ausbildungsplatz in Aussicht. > Sowohl bei den Haupt- als auch bei den Realschüler/innen fällt auf, dass die Schülerinnen häufiger noch keinen Bewer- bungserfolg hatten und seltener einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen haben als ihre männlichen Mitschüler.> Die Schüler/innen mit Migrationshintergrund an den Realschulen sind bei der Ausbildungsplatzsuche ebenso erfolgreich wie ihre Mitschüler/innen ohne Migrations- hintergrund. Dagegen fallen bei den Hauptschüler/innen sehr deutliche Unterschiede ins Auge: Nur 3 Prozent der Schüler/innen mit Migrationshintergrund konnten bislang einen Ausbildungsvertrag abschließen, und etwa bei der Hälfte waren die Bewerbungsbemühungen bislang nicht erfolgreich (52 Prozent). Damit ist die Bilanz der Ausbildungsplatzsuche deutlich schlechter als bei den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund. Hinzu kommt, dass sich 15 Prozent der Schüler/innen mit Migrations- hintergrund noch gar nicht um einen Ausbildungsplatz bemüht haben.

berufswünsChe

> Von den befragten Schüler/innen haben 42 Prozent bereits genaue Vorstellungen über ihren Wunschberuf, weitere 30 Prozent wissen zumindest schon, in welche Richtung ihre künftige berufliche Tätigkeit gehen soll. Unter den jungen Männern ist der Anteil derjenigen mit genauen Vorstellungen zum Wunschberuf (46 Prozent) dabei deutlich größer als unter den jungen Frauen (37 Prozent). Die Schüler/innen mit Migrationshintergrund (33 Prozent) haben sich insgesamt seltener auf einen konkreten Wunschberuf festgelegt als ihre Mitschüler/innen ohne Migrationshintergrund (45 Prozent).> Vier von fünf Berufswünschen der befragten Schüler/ innen sind den 20 gefragtesten Berufsgruppen zuzuordnen. Die Berufswünsche der Schülerinnen konzentrieren sich sehr viel stärker auf wenige Berufsfelder (98 Prozent in den 10 meistgenannten Berufsgruppen) als die der Schüler (77 Prozent). Unter den jungen Männern ist das Berufs- wahlspektrum der Migranten sehr viel enger als das der Schüler ohne Migrationshintergrund.

realisierung von berufswünsChen

> Den Realschüler / innen, die bereits einen Ausbildungs- vertrag abgeschlossen oder in Aussicht haben, gelingt es zum überwiegenden Teil, ihre Berufswünsche zu verwirklichen (78 Prozent). Von den Hauptschüler/innen mit Ausbildungsplatz haben dagegen nur 52 Prozent eine Stelle in ihrem Wunschberuf erhalten, 26 Prozent müssen auf einen guten Kompromiss und 22 Prozent auf eine Notlösung zurückgreifen.

> Deutliche Unterschiede zeigen sich bei einer Betrachtung nach Migrationsstatus: nur jede/r dritte Hauptschüler / in mit Migrationsstatushintergrund hat einen Ausbildungs- platz in seinem/ihrem Wunschberuf bekommen (31 Prozent). Unter den Mitschüler / innen ohne Migrationshintergrund sind es mit 61 Prozent etwa doppelt so viele. Dramatisch ist es dabei, dass mehr Hauptschüler / innen mit einer Notlösung vorlieb nehmen müssen (37 Prozent), als den individuellen Wunschberuf erreichen.

>fortsetzung auf seite 16

Gerade bei Gut qualifizierten SchulabGänGern beSteht eine hohe

abwanderunGSbereitSchaft.

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16 Cima institut für regionalwirtsChaf t gmbh

räuMliche und berufliche Mobilität

> Die Ergebnisse zur Realisierung der Berufswünsche – mit einem hohen Anteil von Jugendlichen, die nicht ihren ursprünglichen Wunschberuf, sondern einen alternativen Ausbildungsberuf erlernen – legen nahe, dass durchaus eine Bereitschaft zur beruflichen Mobilität besteht. > Die Schüler / innen wurden weiterhin dazu befragt, welche Option für sie am ehesten in Frage käme, sollten sie keinen Ausbildungsplatz (oder ggf. Studienplatz) für den gewünschten Beruf erhalten. Insgesamt würden 40 Prozent der Jugendlichen in einem solchen Fall am ehesten umziehen, um an einem anderen Ort die gewünschte Ausbildung zu absolvieren. 32 Prozent würden dagegen auf einen entsprechenden Platz vor Ort warten und die Wartezeit beispielsweise durch einen weiteren Schulbesuch überbrücken. Die übrigen 28 Prozent würden lieber einen anderen Beruf auswählen, als eine Wartezeit oder einen Ortswechsel in Kauf zu nehmen.> Vor allem an den Gymnasien (53 Prozent) und den beruflichen Gymnasien (46 Prozent) sowie an den Fachoberschulen (44 Prozent) ist die Bereitschaft zu einer räumlichen Mobilität hoch. Die Bereitschaft, am ehesten eine Wartezeit in Kauf zu nehmen ist in allen Schularten etwa gleich hoch. Entsprechend ist der Anteil der Schüler/innen, die am ehesten einen anderen Beruf wählen würden, genau in den Schularten hoch, deren Schüler/innen eine geringe Bereitschaft zur räumlichen Mobilität zeigen (v.a. Hauptschulen).

langfristige Mobilitätsbereitschaft der jugendliChen

> Insgesamt möchte etwas weniger als die Hälfte der befragten Schüler / innen (43 Prozent) nach Möglichkeit langfristig im Landkreis Verden wohnen und arbeiten. Ein wichtiger Anziehungspunkt für die Jugendlichen sind die großen Städte. Die jungen Frauen (34 Prozent) zieht es noch deutlich stärker als die jungen Männer (19 Prozent in eine große Stadt. Dabei dürfte u.a. das in Großstädten breitere Ausbildungsangebot in den Dienstleistungsberufen, die von weiblichen Jugendlichen bevorzugt werden, eine Rolle spielen.> Am höchsten ist der Anteil der Schüler / innen, die im Landkreis Verden bleiben möchten, an den Hauptschulen (52 Prozent). An den Schularten, die einen studien- berechtigenden Abschluss vermitteln liegt der Wert ins- gesamt deutlich niedriger – auffällig sind dabei aber die klaren Unterschiede zwischen Gymnasien (15 Prozent), beruflichen Gymnasien (27 Prozent) und Fachoberschulen (39 Prozent). Offenbar fühlen sich die jungen Menschen, die ihre (Fach-)Hochschulreife an den berufsbildenden Schulen erwerben, deutlich stärker mit der Region verbunden.

> Von den befragten Schüler / innen fühlen sich nur knapp ein Drittel gut oder sehr gut über die Betriebe und Ausbil- dungsmöglichkeiten im Landkreis Verden informiert. Etwa 40 Prozent bezeichnen ihren Informationsstand als mittelmäßig und jede / r vierte Jugendliche meint, kaum oder gar nicht informiert zu sein. Auffällig ist, dass die Jugendlichen, die im Landkreis oder in der näheren Umgebung bleiben möchten, besser über die regionalen Betriebe und Ausbildungsangebote informiert sind.

Es wird deutlich, dass gerade bei den gut qualifizierten Schulab-gängern eine hohe Abwanderungsbereitschaft besteht, wenn vor Ort kein den persönlichen Wünschen entsprechender Aus-bildungsplatz zur Verfügung steht. Besonders die Großstädte üben eine hohe Anziehungskraft aus, v.a. auf die weiblichen Jugendlichen. Die Nähe zu Bremen dürfte im Falle des Land-kreises Verden dieses Phänomen noch verstärken. Sollten die Schulabgänger / innen des Jahres 2013 an ihren Wünschen festhalten, würde der Landkreis langfristig z.B. ein Drittel der jungen Frauen allein durch die Abwanderung in Großstädte verlieren. Ob später eine Rückkehrbereitschaft besteht, ist ungewiss. Nur 43 Prozent der Jugendlichen wünschen sich, dauerhaft in der Region zu leben. Deutlich erfolgversprechen-der dürften Bemühungen sein, die Jugendlichen gleich nach Abschluss der Schullaufbahn in der Region zu halten. Aus den Bildungs- und Berufseinstiegswanderungen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ergeben sich große Herausforderun-gen für ländliche Regionen, die dadurch Jahr für Jahr an junger Bevölkerung verlieren. Eine Schülerbefragung kann – neben anderen möglichen Fragestellungen – in diesem Zusammen-hang wichtige Hinweise auf langfristige Wanderungstrends bei den nachwachsenden Jahrgängen geben. Allerdings zeigt die Befragung auch eine insgesamt verbesserungswürdige Infor-mationslage der Jugendlichen hinsichtlich der Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten in der Region. Das Bewusstsein für diese Perspektiven zu schärfen, kann ein wichtiger Schlüssel dafür sein, um die Bereitschaft zu erhöhen, in der Region zu bleiben. Vor allem müssen dabei die ansässigen Unternehmen dafür sensibilisiert werden, dass sie stärker werben müssen, um im sich verschärften Wettbewerb um geeigneten Nachwuchs erfolgreich zu positionieren.

text: nina heinecke // foto: dr. arno brandt

>fortsetzung von seite 15

Vor allem an den GymnaSien und den an beruflichen GymnaSien Sowie an

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Als gesamtgesellschaftlicher Konsens wurde nach der Reaktor-katastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima im Jahr 2011 der vorzeitige Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie bis 2022 beschlossen. Zudem hat die Bundesregierung 2007 in ihrem integrierten Energie- und Klimaprogramm, das die nationale Umsetzung des Europäischen Klima- und Energiepa-ketes darstellt, das Ziel formuliert, die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2020 um 40 Prozent zu senken. Während einerseits bis 2020 die Energie doppelt so effizient genutzt werden soll wie 2007, werden die Anteile der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch, am Wärmebedarf und im Kraft-stoffbereich deutlich erhöht werden. Neben der Windenergie, der Wasserkraft, der Geothermie und der Solarenergie ist die Nutzung von Biogas ein wesentlicher Eckpfeiler der Energie-wende. Biogas wird als klimaneutral eingestuft.

h e r a u s f o r d e r u n g e n d e r

biogas-erzeugung zukunftsthema // Die Frage der zukünftigen Energiegewinnung beherrscht seit Jahrzehnten die öffentlichen Debat-ten. Mit dem Inkrafttreten des Erneuerbaren-Energien-Gesetztes im Jahr 2000 wurde die Energiewende eingeleitet. Hierdurch wurde die bevorzugte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen ins Stromnetz rechtlich festgeschrieben und gleichzeitig der Ausbau der Erneuerbaren Energien mit einer umfassenden Förderung forciert, die den Erzeugern feste Einspeisevergütungen garantiert.

obwohl bioGaS alS klimaneutral und „Grüner enerGieträGer“ einGeStuft wird,

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Derzeit kommt Biogas hauptsächlich in Blockheizkraftwerken (BKHW) zur gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung zum Einsatz. Darüber hinaus erlangt die Einspeisung von aufberei-tetem Biogas in die Erdgasnetze eine wachsende Bedeutung. In Ronnenberg (Region Hannover) haben beispielsweise die Stadtwerke Hannover (enercity) in unmittelbarer Nähe zu einer Biogasanlage eine Aufbereitungsanlage errichtet, welche seit dem Jahr 2008 die Einspeisung des gewonnenen Biogases in das Erdgasnetz ermöglicht. Somit kann das gewonnene Gas nicht nur vor Ort, sondern dezentral am richtigen Ort zur Deckung des Energiebedarfs eingesetzt werden. Diese Anlage war die erste ihrer Art im norddeutschen Raum. Die Energiegewinnung durch Biogasanlagen ist seit 2004 rasant gewachsen. Zunehmend wird in jüngster Zeit auch ihre Nutzung als Kraftstoff diskutiert.

Obwohl Biogas als klimaneutral und „grüner Energieträger“ eingestuft wird, birgt die Nutzung dieses Energieträgers Risi-ken und Konfliktpotenzial. Zwar bestehen für die Bioenergie-wirtschaft noch Wachstumspotenziale, doch wird der weitere Ausbau an Grenzen stoßen. Ein wesentlicher Grund hierfür ist, dass der Anbau von Energiepflanzen im Wettbewerb mit ande-ren Nutzungsformen wie der Nahrungsmittelerzeugung steht.

Im Falle einer Verknappung des Angebots verfügbarer hei-mischer Energiepflanzen könnten entsprechende Pflanzen oder Feldfrüchte aus entfernteren Regionen oder Übersee nach Deutschland eingeführt werden. Dies hätte zur Folge, dass der Energieträger Biogas aufgrund der umfangreichen CO2-Emissionen, die beim Transport entstünden, nicht mehr als CO2-neutral eingestuft werden könnte.

Darüber hinaus birgt der Betrieb von Biogasanlagen Risiken, die in dieser Form in anderen Bereichen der Erneuerbaren Energien nicht existieren. Durch mikrobiologische Ab- und Umbauvorgänge entstehen umwelt- und gesundheitsschäd-liche Abbauprodukte, die für den Betrieb der Biogasanlagen notwendig sind. Insbesondere der hochenergetische und leicht entflammbare Methananteil ist bei der anschließenden ener-getischen Nutzung des Gases von großer Bedeutung. Weiterhin entstehen Kohlendioxid oder Schwefelwasserstoff. Durch die hohe Konzentration der Gasgemische in den Anlagen bestehen Explosions-, Brand- oder Gesundheitsgefahr. Weiterhin führen aggressive Gasbestandteile wie Ammoniak oder Schwefel-wasserstoff zu Korrosion an Anlagen oder Gebäuden. Bei der Mehrzahl von Biogasanlagen wurden bauliche Mängel festge-stellt, die am häufigsten im Bereich des Gasexplosionsschutzes und der Auslegung der Komponenten zu finden sind. Zudem wurde bei stichprobenartigen Untersuchungen in jüngster Vergangenheit festgestellt, dass vor allem ältere Anlagen Un-dichtigkeiten in der Gebäudeaußenhülle aufweisen. Hierdurch gelangen hochgradig umwelt- und klimaschädliche Gase unge-bremst in die Atmosphäre. Zwar werden vor Inbetriebnahme die Anlagen von Sachverständigen abgenommen, eine weitere bauliche Prüfung erfolgt in den Folgejahren im Regelfall jedoch nicht. Problematisch am Entweichen insbesondere von Met-hangasen ist, dass Methan 25 Mal so klimawirksam ist wie CO2. In diesem Fall würde der Betrieb dieser Biogasanlagen keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern unter Umständen weitaus mehr zur Erderwärmung beitragen als der Betrieb einer vergleichbaren Anlage mit fossilen Energieträgern. Vor diesem Hintergrund wären eine umfassende und regelmä-ßige Kontrolle bestehender Anlagen und ein Monitoring zur Überwachung der Gasemissionen notwendig, um weiterhin eine klimaschonende Energiegewinnung mit Biogas zu ge-währleisten. Entsprechende verpflichtende Instrumente für eine flächendeckende Überwachung fehlen bislang. Derzeit erfolgen lediglich punktuelle Bestandsaufnahmen.

text: martin heine

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18 Cima institut für regionalwirtsChaf t gmbh

Bei der Diskussion der zukünftigen Bevölkerungsentwick-lung steht zu oft die Entwicklung der Gesamtbevölkerung im Vordergrund. Viel bedeutsamer sind aber die bestehenden Unterschiede im Altersausbau der Bevölkerung sowie die daraus resultierenden, teilweise sogar gegensätzlichen Entwicklungen einzelner Bevölkerungsgruppen. So werden in den meisten Regionen die Zahlen der Kinder und Ju-gendlichen deutlich abnehmen, während die Personen im Vorruhestands- und Ruhestandsalter in den kommenden Jahrzehnten deutliche Zuwächse verzeichnen werden.

Für die Städte und Gemeinden sind Vorausschätzungen der langfristigen Entwicklungstrends einzelner Altersjahre von besonderer Bedeutung. So determinieren die künftigen Zahlen der unter 3- bzw. der 3 bis unter 6-Jährigen die Nachfrage nach Krippenplätzen bzw. nach Plätzen in den Kindertagesstätten. Die Perspektiven der Grundschulen hängen von der Entwicklung der 6 bis unter 10-Jährigen ab. Ähnliches gilt für die Entwicklung der Schüler in weiterführenden Schulen, wobei hier zusätzlich die Veränderungen der Übergangswahrscheinlichkeiten einzu-beziehen sind. Die Entwicklung der männlichen und weiblichen Senioren bestimmt die Nachfrage nach Pflegedienstleistungen und Pflegeheimplätzen. Selbst bei konstanten alters- und geschlechtsspezifischen Pflegequoten werden sich durch die Zunahmen älterer Menschen gravierende Nachfrageverschie-bungen ergeben. Die größten Zuwächse sind hier weniger in den großen Städten als in den suburbanen Räumen zu erwarten. In den ländlichen Räumen werden die Zahlen der Pflegebedürf-tigen in den Regionen mit bereits heute bestehender Über-alterung gar nicht mehr so stark zunehmen, von den größten Anstiegen ist in den heute entwicklungsstarken Räumen mit stark besetzten mittleren Altersjahrgängen auszugehen.

Bei differenzierterer Betrachtung gibt es auch kleinräumlich innerhalb der Städte und Gemeinden sehr unterschiedliche Bevölkerungsstrukturen und Entwicklungsprozesse. Die

d e m o g r a P h i s C h e r w a n d e l

bevölkerungsPrognosen auf ortsteilebene als grundlagen für die kommunale entwiCklungsPlanung

aktuelle karte // Bevölkerungsentwicklung in Stadt- und Ortsteilen

nebenstehende Karte zeigt am Beispiel der Kinder bis unter 11 Jahren deren absolute und relative Veränderung in den Stadt- und Ortsteilen der Städte und Gemeinden der Region Hannover im Zeitraum von 2008 bis 2013. Auch in den Stadtteilen der Landeshauptstadt (Detailkarte) sind sehr unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten, die sich aus Abweichungen in den Alters- und Sozialstrukturen sowie Mobilitätsprozessen im Zuge der Reurbanisierung erklären.

Die Analysen beruhen auf Auszählungen der Einwohner- register, die von der Region sowie der Landeshauptstadt Hannover bereitgestellt und von der CIMA bearbeitet worden sind. Sie bilden die Basis für eine nunmehr zu erarbeitende kleinräumliche Bevölkerungsprognose, die in die landesweite Bevölkerungsprognose der CIMA eingepasst wird.

Besonders interessant ist die Verbindung von kleinräum- lichen Bevölkerungsdaten mit georeferenzierten Standort- informationen z.B. zu Kindertagesstätten, Schulen, Fachärzten, Krankenhäusern oder Filialen von Versorgungs-einrichtungen. Diese Verknüpfung erlaubt, die bestehenden Nachfragepotenziale für die jeweiligen Einzugsbereiche zu berechnen und ihre Entwicklungstrends zu analysieren. Auf der Basis von Modellrechnungen können darüber hinaus Standort- und Einzugsbereichsoptimierungen vorgenommen werden. In Verbindung mit einer kleinräumlichen Bevölke-rungsprognose lässt sich so die „Zukunftsfestigkeit“ von Standorten überprüfen. Umgekehrt können mit Hilfe von Erreichbarkeitsberechnungen zu den Einrichtungen aus Sicht der Verbraucher bzw. Nachfrager gut bzw. schlecht versorgte Teilräume offengelegt werden.

ansprechpartner:Prof. dr. hans-ulrich jung, mail: [email protected] fabian böttcher, mail: [email protected]

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regiovision 02-2013 19

Hannover, Landeshauptstadt

Barsinghausen

Burgdorf

Burgwedel

Garbsen

GehrdenHemmingen

Isernhagen

Laatzen

Langenhagen

Lehrte

Neustadt am Rübenberge

Paensen

Ronnenberg

Seelze

Sehnde

Springe

Uetze

Wedemark

Wennigsen (Deister)

Wunstorf

Entwicklung der Bevölkerung im Alter von 0 bis 10 Jahren 2008 bis 2013

AbnahmeZunahme

Institut für Regionalwirtschaft GmbH

Hannover

Isernhagen-Süd

Stöcken

BothfeldVinnhorst/Brink-Hafen Lahe

Ledeburg/Nordhafen

Vinnhorst/Brink-Hafen

Vahrenheide

SahlkampMarienwerder

HainholzMisburg-Nord

Vahrenwald

BurgGroß-BuchholzLeinhausen

List

Misburg-SüdZoo

Herrenhausen

Ahlem NordstadtLimmer Oststadt Heideviertel

MitteKleefeldLinden-Nord

Calenberger NeustadtDavenstedt AndertenBult

SüdstadtKirchrode

Linden-Mitte

Linden-SüdBadenstedt Waldheim

Seelhorst

Ricklingen

Bemerode

BornumWaldhausen

Wülferode

Mühlenberg

Oberricklingen

Döhren

MittelfeldWettbergenWülfel

Ledeburg/Nordhafen

X_Umring Region HannoverBundesstraßeAutobahn

VerbandsgemeindegrenzenStadt- und Ortsteile

Stadtteilgrenzen

unter -14,9 (85)-14,9 bis unter -9,7 (36)

-9,7 bis unter -4,9 (28)-4,9 bis unter -3,7 (17)-3,7 bis unter -0,6 (23)-0,6 bis unter 2,0 (18)2,0 bis unter 4,9 (18)4,9 bis unter 8,7 (19)8,7 und mehr (33)

in v. H.

25100

375

absolut

Entwicklung der Bevölkerung im Alter von 0 bis 10 Jahren 2008 bis 2013 (1.1.)

Hannover, Landeshauptstadt

Barsinghausen

Burgdorf

Burgwedel

Garbsen

GehrdenHemmingen

Isernhagen

Laatzen

Langenhagen

Lehrte

Neustadt am Rübenberge

Paensen

Ronnenberg

Seelze

Sehnde

Springe

Uetze

Wedemark

Wennigsen (Deister)

Wunstorf

Entwicklung der Bevölkerung im Alter von 0 bis 10 Jahren 2008 bis 2013

AbnahmeZunahme

Institut für Regionalwirtschaft GmbH

Hannover

Isernhagen-Süd

Stöcken

BothfeldVinnhorst/Brink-Hafen Lahe

Ledeburg/Nordhafen

Vinnhorst/Brink-Hafen

Vahrenheide

SahlkampMarienwerder

HainholzMisburg-Nord

Vahrenwald

BurgGroß-BuchholzLeinhausen

List

Misburg-SüdZoo

Herrenhausen

Ahlem NordstadtLimmer Oststadt Heideviertel

MitteKleefeldLinden-Nord

Calenberger NeustadtDavenstedt AndertenBult

SüdstadtKirchrode

Linden-Mitte

Linden-SüdBadenstedt Waldheim

Seelhorst

Ricklingen

Bemerode

BornumWaldhausen

Wülferode

Mühlenberg

Oberricklingen

Döhren

MittelfeldWettbergenWülfel

Ledeburg/Nordhafen

X_Umring Region HannoverBundesstraßeAutobahn

VerbandsgemeindegrenzenStadt- und Ortsteile

Stadtteilgrenzen

unter -14,9 (85)-14,9 bis unter -9,7 (36)

-9,7 bis unter -4,9 (28)-4,9 bis unter -3,7 (17)-3,7 bis unter -0,6 (23)-0,6 bis unter 2,0 (18)2,0 bis unter 4,9 (18)4,9 bis unter 8,7 (19)8,7 und mehr (33)

in v. H.

25100

375

absolut

Entwicklung der Bevölkerung im Alter von 0 bis 10 Jahren 2008 bis 2013 (1.1.)

Quelle: Einwohnermelderegister der Städte und Gemeinden in der Region Hannover, Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Berechnung des CIMA Institut für RegionalwirtschaftKartengrundlage: Landeshauptstadt Hannover, Geoinformation, 2012; Region Hannover, Regionalplanung; Lutum + Tappert, Bonn

region hannover

stadt hannover

Entwicklung der Bevölkerung im Alter von 0 bis 10 Jahren 2008 bis 2013

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Menschen, ihre Fähigkeiten und Qualifikationen sind wesentliche Determinanten der wirtschaft-lichen Entwicklung. Angesichts des demographischen Wandels wird daher vermehrt mit Sorge gefragt, ob künftig genügend qualifizierte Fachkräfte für die Sicherung unseres Wohlstandes zur Verfügung stehen werden – auf nationaler Ebene, besonders aber auch auf regionaler Ebene.

Regionale und lokale Wirtschaftsförderung können wesentlich zur Fachkräftesicherung beitragen, z.B. indem sie das vorhandene Potenzial von Fachkräften zu nutzen helfen:

> Wie kann die Wirtschaftsförderung kleine und mittlere Unternehmen, die personalpolitische Maßnahmen häufig nicht alleine stemmen können, in Kooperationen unterstützen?> Wie kann berufsbegleitende Qualifizierung erleichtert werden?> Wie können, oft durch überschaubare Aktivitäten, vorhandene Fähigkeiten um spezifische, noch fehlende Kenntnisse ergänzt werden, wie es z.B. bei fachlich qualifizierten Migranten der Fall ist?> Wie können die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert werden? > Kann Wirtschaftsförderung Unternehmen und Kommunen zusammenbringen – zu gemeinsamen Aktivitäten oder auch nur zur Kommunikation der Handlungsbedarfe?> Wie kann die regionale Wirtschaftsförderung bei ihren Bemühungen um Fachkräftesicherung mit anderen Akteuren u.a. aus Wirtschaft, Kammern und Verbänden sowie Landes- und Kommunalpolitik zusammenarbeiten? Lassen sich dafür in der nächsten Förderperiode die Mittel der Europäischen Fonds nutzen?

neue veröffentliChung

Fachkräftesicherung als Herausforderung der Wirtschaftsförderung

loccumer protokoll 64 / 12

Mit Beiträgen von Joachim Lange, Ulrich Walwei, Alexander Cordes, Siegfried Averhage, Arno Brandt, Julia Brüggemann, Angelika Kirstein, Jens Stagnet, Susanne Koch, Hans Joachim Kujath, Rasmus C.

Beck, Karin Beckmann, Ute Stahlmann, Roland Hehn, Ulf-Birger Franz, Dirk Lüerßen.

Die Publikation kann zum Preis von 12 Euro bei der Evangelischen Akademie Loccum bestellt werden.evangelische akademie loccum, münchehäger straße 6, 31547 rehburg-loccum, e-mail: [email protected]