Visitationsreise Tansania Oktober 2017 Bericht · 2018. 3. 20. · SDW Visitations-Bericht,...
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Visitationsreise
Tansania
Oktober 2017
Bericht
SDW Visitations-Bericht, Tansania, Dezember 2017 Seite 2
1 Überblick
1.1 Stiftung „Solidarität Dritte Welt“
Solidarität Dritte Welt (SDW) ist eine ZEWO-zertifizierte Stiftung unter Aufsicht des
Eidgenössischen Departements des Innern. Sie sammelt Gelder bei Industrie, Handel,
Finanzinstituten, dem Gewerbe, der öffentlichen Hand, bei Stiftungen und Privatpersonen, welche
für Entwicklungs–zusammenarbeitsprojekte der christlichen Missionsgesellschaften/ Hilfswerke
bestimmt sind.
Die Stiftung engagiert sich besonders in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Kleingewerbe,
Landwirtschaft und Soziales. Die Stiftung fördert den Dialog über die Tätigkeit in den
Entwicklungsländern. Sie unterhält keine eigenen Projekte.
http://www.sdw-stm.ch/
1.2 Reise
Anfangs Oktober 2017 sind drei Vertreterinnen von SDW in den Westen und Norden von Tansania
gereist, mit dem Ziel, die dortigen unterstützten Projekte zu besuchen und den Einsatz der
Spendengelder auf ihre Wirksamkeit zu untersuchen. Mitreisende: Sophia Würmli, Franziska
Brunner, Brigitte Hunziker.
1.3 Wirkungskette
Spenderinnen und Spender
SDW Geldsammlung
INTERTEAM
Lokale Koordination
Zusammenbringen von Mitarbeitenden der Entwicklungshilfe mit lokalen Projekten
Projekte Huruma School Foundation Karibu
Empfängerinnen und Empfänger
INTERTEAM: Globale Koordinatorin – Silvia Jundt, Luzern (Schweiz)
INTERTEAM: Lokale Koordinatorin – Janneke Compiet, Mwanza (Tansania)
http://www.interteam.ch
SDW Visitations-Bericht, Tansania, Dezember 2017 Seite 3
1.4 INTERTEAM
INTERTEAM ist eine Schweizer Organisation der Personellen Entwicklungszusammenarbeit.
INTERTEAMs globaler Fokus richtet sich auf Gesundheit und Entwicklung; der Länderfokus für
Tansania ist „community-based rehabilitation“ (CBR). Dabei sollen speziell Kinder und Jugendliche
mit Beeinträchtigungen einen umfassenden Zugang zu Gesundheitsdiensten und Bildungsangeboten
erhalten.
Die Klassifizierung „most vulnerable persons“ umfasst geistig und körperlich beinträchtigte Kinder
und Jugendliche, HIV-/Aids-Waisen, Strassenkinder, Gewaltbetroffene, junge Mütter und Frauen.
Der geographische Hauptfokus des Engagements liegt auf der Lake Zone im Norden von Tansania.
1.5 Besuchte Projekte
1.5.1 Huruma School in Mwanza
Diese Schule kümmert sich um Kinder mit einer Behinderung (z.B. Down-Syndrom, Taubheit,
Lernschwächen, körperliche Beeinträchtigungen), die keine normale Schule besuchen können.
Judith Zanini von INTERTEAM leistet ihren Einsatz in der Partnerorganisation Huruma Special Unit,
Mwanza.
Es ist beeindruckend zu sehen, wie intensiv diese Kinder betreut werden. Die fortwährende
Animation (Lernen und Spielen) und die von Herzen kommende Betreuung ist allgegenwärtig und
spiegelt sich in den Kindern.
INTERTEAM hat viel erreicht in den letzten Jahren und einige – auch durchaus europäische Gedanken
– in die Schule mit eingebracht. Es wird zu sehen sein, wie es weitergeht, wenn Judith Zanini ihren
Einsatz vor Ort beendet.
Die Jugendlichen werden geschult, solange es geht. Ein 19-jähriger kann somit zum x-ten Mal die 3.
Klasse besuchen. Aufgrund der vielen fehlenden Ressourcen (Lehrer, Schulungsräume, Material,
Regeln der Ausbildung, Sicherheitsvorkehrungen, Transport) gibt es leider kein Anschlussprogramm
für eine (Handwerks-) Ausbildung dieser Jugendlichen.
Ein wichtiger Teil der Ausbildung ist die Selbstverteidigung. Den Kindern und Jugendlichen wird
beigebracht, sich effektiv zu verteidigen, falls sie – insbesondere zuhause – angegriffen werden.
Behinderte Kinder seien nutzlos und eine Last für die Eltern.
Die Schule betreut die Kinder von Montag bis Donnerstag, 8:30 bis 13:30 Uhr (oder bis dann, wann
der Schulbus die Schule erreicht...)
Die Schule wird von der Regierung unterstützt, indem beispielsweise die Schulgebühren abgeschafft
wurden. Auch werden Lebensmittel bezahlt; allerdings gibt es nur einmal in der Woche Fleisch, nur
gelegentlich Gemüse und gar keine Früchte. Dies muss anderweitig beschafft werden.
SDW Visitations-Bericht, Tansania, Dezember 2017 Seite 4
Beurteilung: Positiv sind die individuellen Lernförderungsprogramme und der verbesserte Zugang zu Bildungsangeboten und gesundheitlichen Dienstleistungen für behinderte Kinder zu beurteilen. Es gibt praktisch keine Ausbildungsstätten für behinderte Kinder und Jugendliche. Die Huruma Schhol deckt eine dieser Lücken.
1.5.2 Foundation Karibu Tanzania
Unser nächster Besuch in Mwanza galt der Foundation Karibu Tanzania (FKT), welche sich um Kinder
kümmert, die elterliche Gewalt erlebt haben. Ziel ist es, diesen Kinder ein temporäres Heim zu
geben, und sie anschliessend wieder in der Familie unterzubringen. Der Erfolg misst sich in der
„Nicht-Rückkehrer-Rate“. Die örtliche Leitung sagt aber ganz klar, dass – falls geeignete Mittel
vorhanden wären – diese unbedingt in die Prävention gesteckt werden müssten, so dass diese
Einrichtung für Kinder überhaupt nicht notwendig wäre.
Susan Waltisberg von INTERTEAM unterstützt FKT bei der Sammlung von Geldern und in der Projekt-
Entwicklung. Sie ist eine INTERTEAM-Mitarbeiterin ohne soziale Ausbildung. Diese Ressource ist
jedoch ebenso notwendig und sehr willkomen bei FKT bzw. weiteren Projekten der
Entwicklungsarbeit.
Beurteilung: Kinder, die aufgrund von prekären Verhältnissen (häusliche Gewalt) ihre Familien verlassen haben, werden psychosozial betreut und begleitet, sodass sie auf lange Sicht entweder in ihre leibliche oder in Pflegefamilien zurückkehren. Aufgrund der oben erwähnten „Nicht-Rückkehrer/innen-Rate“ kann man sagen, dass dies gelingt!
SDW Visitations-Bericht, Tansania, Dezember 2017 Seite 5
1.6 Wirksamkeit
Die angestrebten Wirkungsziele (Schutz besonders benachteiligter Bevölkerungsgruppen, Aufklärung,
Sensibilisierung und Bildung, Gesundsheitsprävention und – versorgung, medizinische und
heilpädagogische Angebote) werden durch die vorhandenen Einrichtungen für Kinder und
Jugendliche, durch den Einbezug von Eltern und Betreuungspersonen, sowie die Schulung und
Begleitung von lokalen Verantwortlichen durchaus erreicht.
Es stellt sich aber die Frage der Nachhaltigkeit, sei es durch das Nichtvorhandensein von
Anschlussprogrammen, sei es durch die nur temporäre Ressourcenverfügbarkeit.
Ein Aufbau von Kompetenzen (Capacity Building) ist festzustellen. Durch die Schulung und fachliche Begleitung von lokalen Fachkräften durch die INTERTEAM-Fachleute werden die Partnerorga–nisationen in ihren Kompetenzen und Kapazitäten gestärkt. Körperlich und geistig beeinträchtigte Kinder und Jugendliche in Mwanza erhalten einen verbesserten Zugang zu Bildungsangeboten und gesundheitlichen Dienstleistungen erhalten. Die Frage bleibt, was mit ihnen danach geschieht. Kinder, die aufgrund von häuslicher Gewalt ihre Familien verlassen haben, werden durch psychosoziale Hilfe betreut und begleitet, sodass sie auf lange Sicht in ihre leibliche Familie zurückkehren. Das ist sehr erfolgreich und beeindruckend.
2 Schlusswort Unser Dank gilt all den Menschen, denen wir auf unserer Visitationsreise begegnen durften. Ihre
aufrichtige Herzlichkeit hat uns tief berührt! Mungu awabariki!
Franziska Brunner, Mitglied Stiftung Solidarität Dritte Welt
Brigitte Hunziker, Mitglied Stiftung Solidarität Dritte Welt Regionalkomitee Aargau
Sophia Würmli, Geschäftsführerin Stiftung Solidarität Dritte Welt
Wädenswil, Wettingen, Winterthur
Dezember 2017