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Vivian Weigert Bekommen wir ein gesundes Baby?

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Vivian Weigert

Bekommen wir eingesundes Baby?

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Vivian Weigert

Bekommen wir eingesundes Baby?

Was Sie überpränatale Diagnostikwissen sollten

Kösel

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Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte PapierMünchen Super liefert Mochenwangen.

Copyright © 2006 Kösel-Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbHUmschlag: fuchs_design, OttobrunnUmschlagmotiv: CorbisIllustrationen auf den Seiten 77, 80, 90, 91, 97, 98, 99,120, 127: Julia Beltz, WiesbadenDruck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckPrinted in GermanyISBN-10: 3-466-34499-9ISBN-13: 978-3-466-34499-4

www.koesel.de

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Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

1 Eine wichtige Entscheidung 13

Hoffnungen in der Schwangerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Ein genetisches Risiko? 14Der seelische Gesundheitszustand 14Der Weg zu einer guten Entscheidung 16

Der Altersfaktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19»Späte« Schwangerschaft – na und? 20Ein unzertrennliches Chromosomenpaar 22Die Fruchtbarkeit nimmt ab 22

Ärztliche Empfehlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23Im Vorfeld einer vorgeburtlichen Untersuchung 23Nach einem belastenden Befund 25

Beratung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28Humangenetische Beratung 28Psychosoziale Beratung 30

Gesellschaft und Moral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32Andere Länder, andere Sitten 33Vorwürfe, Schande, gesellschaftlicher Druck –

ein Wertewandel 34Wessen Wunschkind? 38Gen-Tests und Krankenversicherung 39

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Die Partnerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41Das können Männer tun 42

Das Risiko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44Verwirrende Zahlen – leicht zu erklären 44Was nährt mein Vertrauen? 45Risiken, die sich vermeiden lassen 47

Sorgen und Ängste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51Wie geht es unserem Kind? 52Rituale gegen die Angst 53

2 Die Methoden vorgeburtlicher Diagnostik 57

Die Methoden im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57Recht auf Aufklärung und Nicht-Wissen 59

Ultraschall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62Das Frühscreening 63Der »große« Ultraschall und weitere Organ-Diagnostik 67Untersuchungsverlauf und Risiken 69Geht es auch ohne Routine? 70Argumente gegen Ultraschalluntersuchungen 70

Blutuntersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72Blutuntersuchung des Frühscreenings 73Triple-Test 74AFP-Test 77

Amniozentese – Fruchtwasseruntersuchung . . . . . . . . . . . . 78Untersuchungsverlauf und Risiken 79Das kann die Untersuchung zeigen 80Erfahrungen mit der Amniozentese 81Komplikationen nach dem Eingriff 81Das Fehlgeburtsrisiko 82Mögliche Folgen für das Kind 82Die lange Wartezeit 83Wenn der Befund da ist 86Fehldiagnosen und Mosaikbefunde 87

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Chorionzottenbiopsie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88Untersuchungsverlauf und Risiken 89Das kann die Untersuchung zeigen 90Zeitpunkt und Wartezeit 90Komplikationen nach dem Eingriff 92Das Fehlgeburtsrisiko 92Mögliche Folgen für das Kind 92Fehldiagnosen und Mosaikbefunde 93

Nabelschnurpunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

Genetische Analysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96Chromosomenanalyse 96FISH-Diagnostik 97DNA-Analyse 98Stoffwechseluntersuchung 99

Unklare genetische Befunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100Mosaikbefund 100Pseudomosaik 100Fehldiagnosen 101Möglichkeiten und Grenzen der pränatalen

Diagnostik 102

Präimplantations-Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

3 Mögliche Diagnosen und ihre Bedeutung 107

Der »positive« Befund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107»Was Verkehrtes im Bauch« 108Im Labyrinth der Gefühle 109Die schwerste Entscheidung des Lebens 111

Angeborene Fehlbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113

Vererbungswege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

Chromosomenveränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117Strukturelle Veränderungen 117Nummerische Veränderungen 117

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Trisomie 21 – Down-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119Häufigkeit 120Auswirkungen 121Kim 124Tobias 124Michaela 126

Trisomie 13 und Trisomie 18 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126

Geschlechtschromosomen-Veränderungen . . . . . . . . . . . . . 129Klinefelter-Syndrom: 47, XXY 13047, XYY-Syndrom 131Triplo-X-Syndrom: 47, XXX 132Turner-Syndrom: 45, X 132Dominic: Erhoffte Diagnose ohne Gewähr 134

Spina bifida und Hydrocephalus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135Spina bifida 136Hydrocephalus 138Antonia Egger: Mein Leben als Spina-bifida-Patientin 140

Lippen-Gaumen-Spaltbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141Die Phasen der Behandlung 143Die Ernährung eines Babys mit LKGS-Spalte 143

4 Verlust und Trauer 146

Fehlgeburt nach invasiver Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . 146

Der Abbruch der Schwangerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150Steht die Entscheidung unausweichlich fest? 150Die medizinische Indikation 151Die Abtreibung nach pränataler Diagnostik 152Die psychische Belastung 154Abschied vom Baby 155Die Zeit danach 156Kerstin Bauer: Eine glücklose Schwangerschaft 158

Leere Wiege – Rückbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162

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Diagnose: Nicht lebensfähig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164Geburt als Ende des Lebens 164

Abschied nehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170

5 Besondere Kinder 172

Die Hoffnung ist stärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172

Anke Walendzik: Elias (Down-Syndrom) . . . . . . . . . . . . . . 174

Tanja Hardeman: Anniek (Spina bifida) . . . . . . . . . . . . . . . 181

Gisela Hinsberger: Sofie (Spina bifida) . . . . . . . . . . . . . . . . 187

Erna Strauß: Julia (Down-Syndrom) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193

Kraft schöpfen in der Schwangerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . 198Nach erschreckender Diagnose: Atemtherapie 199

6 Gute Vorsorge 202

Gut vorsorgen lohnt sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202Weniger ist mehr 203

Frühgeburt verhindern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205Die schulmedizinische Behandlung 207Die ganzheitliche Behandlung 209Psychosoziale Begleitung 211

Anhang 213

Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215

Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217

Kontakt zu Vivian Weigert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223

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Vorwort

Ein Baby ist »unterwegs« – wird es gut ankommen? Die Schwan-gerschaft ist eine ganz besondere Zeit, denn als werdende Elternerleben Sie jetzt vieles zum ersten Mal im Leben. Ähnlich wie IhrBaby sind auch Sie selbst »unterwegs« ... und Ihr Weg ist nichtimmer genau vorgegeben, Sie machen sich viele Gedanken. Um ei-nen Weg so zu gehen, wie es einem selbst entspricht, ist Reflexionwichtig und notwendig: Welche Möglichkeiten oder Richtungenstehen offen, von welchen Wünschen oder Fantasien werden siegelenkt, was versprechen sie und welche Erfahrungen werden wohlzu erwarten sein ...?Es ist richtig, keine unüberlegten Schritte zu tun, die vielleichtneue, bleibende Fakten schaffen. Besonders in Bezug auf die Prä-nataldiagnostik. Sie wird mit dem Versprechen von Sicherheitempfohlen – und Sicherheit, auch wenn es nur ein Zipfelchen ist,wünschen sich alle werdenden Eltern mehr als vieles andere. Denndie Schwangerschaft ist ja eine Zeit der Erwartung, der »gutenHoffnung«, eine Zeit der Ungewissheit und des Wandels. Eine ge-heimnisvolle Zeit.Alle Kulturen dieser Welt haben Traditionen, die schwangereFrauen während dieser Zeit vor unnötigen Sorgen bewahren undsie darin bestärken, sich immer wieder voller Vertrauen der Freudeauf das neue Leben zu überlassen. Bei uns scheint die Pränataldia-gnostik heute den Platz einer solchen Tradition einnehmen zu wol-len – aber ist sie dafür geeignet? Oder belastet ihr distanzierenderBlick auf das Ungeborene in Wirklichkeit die frühe Phase einerMutter-Kind-Bindung? Die Pränataldiagnostik ist ein noch rechtjunger medizinischer »Industriezweig«, dessen Knospen und Blütenjedoch den vielfältigsten Interessen dienen, das ist unübersehbar.

11Vorwort

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Sie tun deshalb als werdende Eltern sehr gut daran, Empfehlun-gen zunächst in einem hellen, kritischen Licht zu betrachten. Esist meine Hoffnung, Ihnen mit all den Informationen in diesemBuch dabei zu helfen, den vor Ihnen liegenden Weg in aller Ruheaus den verschiedensten Perspektiven zu beleuchten. Ihrem einzig-artigen Baby zuliebe!

Vivian Weigert, Sommer 2006

12 Vorwort

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1 Eine wichtige Entscheidung

Hoffnungen in der Schwangerschaft

Noch nie war es so sicher wie heute, ein gesundes Kind zu bekom-men. Medizinische Fachblätter, wissenschaftliche Studien, Statis-tiken – überall wird bestätigt: Werdende Eltern haben heute jedenGrund, im wahrsten Sinne des Wortes »guter Hoffnung« zu sein.Die Situation für Frauen, die ein Kind erwarten, ist niemals bessergewesen. Die medizinischen Möglichkeiten, bei Schwierigkeiteneinzugreifen, sind optimal. So kann der Berufsverband der Frauen-ärzte stolz verkünden: »Trotz des im Durchschnitt höheren Ge-bäralters ist die perinatale Sterblichkeit in Deutschland auf früherunvorstellbar niedrige Werte gesunken.«Etwas mehr als 30 Jahre beträgt heute bei uns das durchschnittli-che Alter von Frauen bei der Geburt des ersten Kindes, doch peri-natal – »um die Geburt«, genau genommen vom Geburtsbeginnbis zum 7. Lebenstag – tragen die Kinder von älteren Frauen mitguter Gesundheit geringere Risiken als die Kinder von jüngerenFrauen mit schlechter Gesundheit. Die gesunden Lebensbedin-gungen haben sich für die meisten schwangeren Frauen verbessertund dazu tragen neben der medizinischen Versorgung viele Fakto-ren bei, darunter auch ein stark erweitertes Angebot an psychoso-zialer Beratung und Betreuung rund um die Geburt. All dies sorgtdafür, dass es den Babys bei der Geburt und danach heute bessergeht denn je.Wird somit die Zeit der Schwangerschaft heute unbeschwerter er-lebt? Man könnte meinen, diese positiven Veränderungen würdendas Leben von schwangeren Frauen und ihren Partnern erleich-tern, sodass sie ihrer Zukunft mit rosigeren Gefühlen entgegense-hen können als früher. Doch von allen, die mit werdenden Elternberuflich befasst sind – Hebammen, Gynäkologen, Gynäkologin-

13Hoffnungen in der Schwangerschaft

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nen und Geburtsvorbereiterinnen – wird einhellig das Gegenteilbehauptet: Schwangere Frauen machen sich heute mehr Sorgen alsfrüher darüber, ob sich ihr Baby gesund entwickelt.

Ein genetisches Risiko?Obwohl die Aussichten auf ein gesundes Kind kaum besser seinkönnten, stehen werdende Mütter und ihre Partner unter stärkererpsychischer Anspannung und leben mit mehr Seelenstress denn je.Gesundheit hat eine neue Dimension bekommen: Ein genetischesRisiko ist der Punkt, um den die angstvollen Gedanken werdenderEltern nun am meisten kreisen. Wird unser Kind eine Behinde-rung haben? Wie können wir vorsorgen? Ist mit unserem Baby allesin Ordnung? Fast täglich steht etwas über »die Gene« in den Zei-tungen, aber was sie in unserem Leben wirklich bedeuten, ist bis-lang offenbar auch durch Wissenschaftler kaum einzuschätzen.

Ob das Baby wohl gesund ist, war zu allen Zeiten die tiefste Sorgevon werdenden Müttern. Dass diesbezügliche Befürchtungen inperiodischen Abständen auftauchen, gehört zu jeder normalenSchwangerschaft. Die genetische Perspektive öffnet aber heutzu-tage neue Wege für diese natürlichen Sorgen und stellt sie in denungewohnten Zusammenhang einer Art Qualitätskontrolle für dasUngeborene.Neu ist heute auch, dass von gesetzlicher Seite einem Schwanger-schaftsabbruch bis kurz vor der Geburt nichts im Wege steht, wenndie medizinische Indikation gegeben ist. Dazu zählt laut § 218 »dieGefahr einer schwerwiegenden Beeinträchtigung des körperlichenoder seelischen Gesundheitszustandes der Schwangeren«, sofernsie nicht »auf eine andere für sie zumutbare Weise abgewendetwerden kann«.

Der seelische GesundheitszustandAll das stellt schwangere Frauen und ihre Partner vor ganz schwie-rige Entscheidungen. Sie sehen sich sowohl mit ethischen Fragenüber »lebenswertes Leben« als auch mit grundsätzlichen Fragen

14 Eine wichtige Entscheidung

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zum Schwangerschaftsabbruch konfrontiert. Zum Beispiel musseine Frau, die eine Amniozentese in Erwägung zieht, fürchten, dasseine schwerwiegende Behinderung bei ihrem Baby entdeckt wirdoder dass der Eingriff eine Fehlgeburt auslöst und sie ihr gesundesBaby verliert bzw. auch, dass ein falsches Untersuchungsergebnissie zur Abtreibung ihres gesunden Babys verleitet.So viele ungeklärte Fragen – die Freude über die Schwangerschaft,die Vorfreude auf das Leben mit dem Baby werden meist erst ein-mal so weit wie möglich auf Eis gelegt. Die Beziehung zum Unge-borenen wird verschoben.

Mögliche Wege

Ein konsequentes Durchdenken der möglichen Entscheidungsfol-gen lohnt sich von Anfang an, schon vor der Antwort auf die ersteentscheidende Frage: Pränataldiagnostik – ja oder nein?

15Hoffnungen in der Schwangerschaft

gesundes Kind

krankes KindGeburt

Fehlgeburt nach Eingriff

Fehlgeburt

Schwangerschaftsabbruch

falscher Befund:gesundes Kind

krankes Kind

Geburt

gesundes Kind

falscher Befund:krankes Kind

Nein

Pränatal-diagnostik

Ja

Befund

unauffällig

Geburt

■ Entscheidung fällig

auffällig

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Der Weg zu einer guten EntscheidungMit der Entscheidung für oder gegen Pränataldiagnostik sehensich werdende Eltern heute in jedem Fall konfrontiert, ob sie eswollen oder nicht. Mehr als zwei Drittel aller schwangeren Frauenleiden dabei unter Entscheidungsproblemen. Das ergab eine wis-senschaftliche Studie 1997, wahrscheinlich fällt dieser Anteil in-zwischen schon höher aus. Einerseits fühlen sich werdende Elternunter Druck, ihr ungeborenes Kind einer genetischen Analyse zuunterziehen, andererseits haben sie Angst, ihr Baby durch den Ein-griff zu verlieren oder zu schädigen. »Und was machen wir, wenndas Ergebnis zeigt, dass unser Kind tatsächlich eine Behinderunghaben wird?« – Dies ist eigentlich die erste Frage, die vor einemgenetischen Test geklärt werden sollte. Und gerade damit fühltman sich in der Regel überfordert.

Eine Entscheidung, mit der es sich leben lässt

Dieses Schaubild zeigt, wo’s langgeht:

Handeln und mit den Folgen leben

4. Entscheidung fällen

3. Sich die Folgen verschiedenerEntscheidungen ausmalen

2. Informationen verarbeiten

1. Sich informieren

Entscheidungsbedarf

Ein britisches Forscherteam untersuchte 1993 die Art, wie schwan-gere Frauen bei der ärztlichen Vorsorge über genetische Tests auf-geklärt werden. Sie stellten fest, dass die Informationen, aufgrundderer die Schwangeren sich für oder gegen eine Amniozentese ent-scheiden sollten, viel zu allgemein und vage gehalten waren unddass manche sehr wesentliche Einzelheiten überhaupt nicht zurSprache kamen.

16 Eine wichtige Entscheidung

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Wem wichtige und nötige Informationen fehlen, der kann keinewohlüberlegte Entscheidung fällen. Doch nur nach einer fundier-ten, freien Entscheidung kann man mit den Folgen auch gut leben.Im Zusammenhang mit genetischen Tests sind bei werdenden El-tern Entscheidungen fällig, die Auswirkungen auf ihr ganzes wei-teres Leben haben. Sie sollten sich deshalb ausreichend Informa-tionen beschaffen, und zwar so früh wiemöglich, denn auch Zeitdruck kann einerzufriedenstellenden Entscheidung im We-ge stehen. »Sich informieren« kann vielbedeuten. Erfahrene Beraterinnen schlagen vor, sich zuerst derFaktoren bewusst zu werden, die auf die persönliche Entschei-dungsfindung Einfluss nehmen. Auf die acht häufigsten diesermöglichen Einflussfaktoren (siehe Grafik) gehe ich hier im 1. Ka-pitel ausführlich ein. Bei eingehender Betrachtung fallen Ihnenvielleicht etliche Ungereimtheiten auf – und Sie haben es in derHand, wie viel Gewicht Sie einzelnen Faktoren in Ihrem eigenenbesten Interesse geben wollen.

Faktoren, die Einfluss haben

Welche Faktoren beeinflussen in Ihrem Leben die bedeutendenEntscheidungen, die vor Ihnen liegen?

Quelle: Kerstin Wüstner, Genetische Beratung. Psychiatrie Verlag, Bonn, S. 226

17Hoffnungen in der Schwangerschaft

I n f o r m i e re n S i e s i c h a u s -

reichend – und zwar so früh

wie möglich.

Altersfaktor

Arzt

Beratung

Gesellschaft

Moral

Partnerschaft

Risiko

Sorgen und Ängste

Entscheidungs-prozess

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Aber zunächst: eine kleine Übung, die sich in der Beratungspraxisbewährt hat, um sich die Folgen einer jeden möglichen Entschei-dung ganz konkret auszumalen und sich richtig bildhaft hineinzu-versetzen. Angenommen, es geht um die Amniozentese. Man kanndamit beginnen, dass man sich fragt: »Was hindert mich denn, dieAmniozentese machen zu lassen?« Oder auch: »Was brauche ich,um die Amniozentese nicht machen zu lassen?«

HinspürenStellen Sie zwei Stühle bereit, einen für »Pro«, einen für »Contra«.Setzen Sie sich abwechselnd darauf und lassen Sie sich die jewei-lige Situation dazu ausführlich durch den Kopf gehen. Nein, nichtnur durch den Kopf: Malen Sie sich die Situation so lebendig aus,dass Sie richtig spüren können, wie es Ihnen dabei geht. Die Frageist: Womit kann ich mir vorstellen zu leben, womit nicht? Es istgut, zu merken, wo noch gezielte Fragen bestehen oder was nochbelastet.

Ein Beispiel:Stuhl 1: Ich bin jetzt in der 15. Woche. Heute ist Freitag, nächstenMittwoch lasse ich die Amniozentese machen. Ich habe mir einenguten Platz ausgesucht, nur Gutes gehört, die Leute haben echtErfahrung dort. Wie fühle ich mich jetzt? Wie ist meine Atmung?Jetzt ist Mittwoch, mein Mann und ich sind in der Klinik an-gekommen. Die Schwestern sind nett. Ich lege mich auf die Unter-suchungsliege und warte ... Wie fühle ich mich? Hindert michetwas, mich wohl zu fühlen?Stuhl 2: Ich bin jetzt in der 16. Woche. Ich habe mich gegen dieAmniozentese entschieden. Ich möchte mich nicht mehr vondiesem Kind trennen, ich meine schon zu spüren, wie es sichbewegt. Ich habe mich informiert, ich bin mit meinem Partnereinig. Wir wollen das Baby so annehmen, wie es ist. Er denktsich schon Namen aus. Morgen gehe ich mir Schwangerschafts-sachen kaufen. Wie fühlt sich mein Körper an, wie ist meineAtmung, wie ist der Kontakt zu meinem Kind? Welche Unterstüt-zung werde ich in dieser Schwangerschaft brauchen, damit ich siegenießen kann?

18 Eine wichtige Entscheidung

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Nehmen Sie sich Zeit, experimentieren Sie ganz in Ruhe undwechseln Sie ruhig öfters hin und her. Versuchen Sie, einfach malbeide Situationen anzunehmen und hinzuspüren: Was fühlt sichleichter an für mich, wo ist mehr Hoffnung?

Der Altersfaktor

Über Familienplanung machte sich schon Platon in seinem Ent-wurf des perfekten Staates im 4. Jahrhundert v. Chr. Gedanken undhielt es für das Beste, wenn der Staat die »Zusammenpaarung« vonMann und Frau regelt. Ganz entscheidend fand er das Alter, indem nach »göttlichem und menschlichem Recht« für Nachwuchsgesorgt werden darf: Frauen sollten zwischen 20 und 24 Jahren ihreKinder bekommen, Männer im Alter von 30 bis 55 Jahren solltensie zeugen. Späte Heiraten wurden 700 Jahre v. Chr. auch in Spartaverboten. Das erklärte Ziel dieser staatlichen Regelungen in Hellaswar die Heranzucht von »herrlichen Kindern«, von zahlreichen,starken und »wohl gebildeten« Kriegern.Schon damals wurde also eine Verbindung hergestellt zwischendem mütterlichen und väterlichen Alter und einem gesundenNachwuchs, und diese Assoziation hat sich bis heute gehalten.Im Kontrast dazu hat unsere Wissenschaft jedoch herausgefunden:Die Zahl der genetischen Veränderungen, bei denen ein Altersfak-tor mitspielt, ist im Vergleich mit allen bekannten Fehlbildungenin der Bevölkerung sehr klein, und die Beeinträchtigungen gehörenhier zu den mildesten in der Genetik überhaupt. Für Geburtsfeh-ler, die nicht genetisch bedingt sind, be-steht bei älteren Müttern sogar eine gerin-gere Wahrscheinlichkeit. Das ergab eineumfangreiche neuere Studie aus Kanada,bei der mehr als eine halbe Million Gebur-ten erfasst wurden. Von genetischen Ursachen abgesehen, wurden43 verschiedene Arten von Fehlbildungen gefunden. Nur drei da-von hatten mit dem mütterlichen Alter zu tun: je eine Form von

19Der Altersfaktor

Das Risiko von nichtgeneti-

schen Fehlbildungen beim

Kind s ink t m i t zunehmen-

dem Alter der Schwangeren.

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Herzfehler, Magenerkrankung und Hüftfehlstellung (orthopädi-sche Fehlstellungen könnten aber die Folge der Amniozentese sein.Mehr dazu im 2. Kapitel). Von allen anderen Arten waren Kindermit Müttern unter 35 Jahren häufiger betroffen.

Down-Syndrom

Häufigkeit von Down-Syndrom im Verhältnis zum Alter der Mutter.Das Alter des Vaters ist in weniger als 10 Prozent der Fälle relevant.

Häufigkeitin Prozent

»Späte« Schwangerschaft – na und?Für die meisten Frauen über 35 kommt eine »späte« Schwanger-schaft durchaus nicht spät, sondern zeitlich passend – gerade beimersten Baby war oft bis dahin kein besserer Moment in Sicht.Schwangerschaften in dieser Lebensphase zeugen eher von Ver-antwortungsbewusstsein als von Säumigkeit, wie sie dem Wort»spät« anhaftet. Für späten Nachwuchs ist oft besser gesorgt: Zumeinen sind die meisten Frauen in diesem Alter stabiler in den Ar-beitsmarkt integriert, die Nachteile des Kinderkriegens in Bezugauf Berufslaufbahn und finanzielle Altersvorsorge treffen sie weni-ger hart als jüngere Frauen. Zum andern ist oft erst dann eine trag-

20 Eine wichtige Entscheidung

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fähige Partnerschaft erreicht, sodass sowohl materiell als auch emo-tional eine gute Basis vorhanden ist, um den Kinderwunsch in dieTat umzusetzen. Vielfach wird es dann als etwas besonders Kost-bares erlebt, wenn – noch – ein Kind kommt. So auch bei RenateF., einer 43-jährigen Lehrerin im Beamtenstand, seit fünf Jahrenverheiratet:

»Wir haben schon ein paar Jahre auf ein Kind gewartet und als es jetztganz überraschend doch noch geklappt hat, haben wir uns riesig ge-freut. Meine Kolleginnen sagen zu mir: ›Du traust dich was!‹ Und ichmache mir auch Sorgen, weil ›Risikoschwangerschaft‹ im Mutterpasssteht. Aber abgesehen davon – beruflich habe ich überhaupt nichts zubefürchten, ich bin unkündbar. Ich bin ganz froh, das Berufsleben istausgereizt und wird allein auf die Dauer auch mal etwas öde. Da fragtman sich schon, ob das jetzt alles im Leben war.«

Sind erhöhte Sorgen aus Anlass der späten Mutterschaft also un-begründet? Der Berufsverband der Frauenärzte: »Beim Apgar-Test,mit dem der Gesundheitszustand der Kinder unmittelbar nach derGeburt beurteilt wird, schneiden die Kinder älterer Mütter nichtschlechter ab.« Und: »Auch die Kinder von Müttern über 35 kom-men nicht häufiger zu früh zur Welt als die anderen Babys.« (Inter-essante Fakten über Frühgeburtlichkeit er-fahren Sie im 6. Kapitel.) Außerdem: Mitzunehmendem Alter sind wir psychischeher fit. Wir lassen uns nicht so leicht von anderen Meinungen be-einflussen und sind für irrationale Ängste weniger anfällig. Beischwangeren Frauen zwischen 30 und 42 Jahren wurde außerdemmehr Flexibilität und mehr Kompetenz nachgewiesen.Welchen Sinn hat dann die Klassifizierung »Risikoschwanger-schaft«? Sie erlaubt es, im Rahmen der Schwangerenvorsorge häu-figere Untersuchungen in Rechnung zu stellen. Das mag vor-teilhaft sein, birgt aber auch vermehrte Risiken iatrogener Art(iatrogen = durch ärztliche Tätigkeit verursacht).Übrigens: Die vielbeschworene magische Grenze von 35 Jahren er-gibt sich daraus, dass dann zwei statistische Zahlen dasselbeNiveau erreichen. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass die

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Das Wort »Risiko« muss ge-

nau hinterfragt werden.

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Amniozentese eine Fehlgeburt auslöst, und die statistische Wahr-scheinlichkeit, dass das erwartete Kind ein Down-Syndrom hat,erreichen beide ungefähr ein Prozent. Bis zu diesem Alter ist dieGefahr, dass die Frau durch die invasive Amniozentese ihr Kindverliert, größer als die statistische Wahrscheinlichkeit, dass ihrKind ein Down-Syndrom hat! Aus diesem Grund darf die Am-niozentese Frauen erst ab 35 Jahren empfohlen werden.

Ein unzertrennliches ChromosomenpaarWas ändert sich mit dem Alter? Nur ein einzelner Faktor: Das Ri-siko eines Chromosomen-Teilungsfehlers in den Keimzellen, derzu einer Trisomie führt, steigt an. Das heißt: Ein Chromosomen-paar, das sich vor der Vermischung des mütterlichen und väter-lichen Erbguts teilen sollte, versäumt dies, und das Kind hat statt46 Chromosomen dann 47: Es hat zum Beispiel drei Chromoso-men 21 statt zwei, also eine Trisomie 21, das Down-Syndrom.Eine wissenschaftlich eindeutige Erklärung gibt es bisher nicht.Als Grund wird Altersschwäche der Eizellen vermutet. Es könnteauch sein, dass sich schädigende Umwelteinflüsse mit der Zeitsummieren. Vielleicht reifen auch die »besten« Eizellen zuerstheran. Eine andere Vermutung: Möglicherweise werden nicht ganzperfekte Embryonen von der Gebärmutter mit zunehmendemAlter weniger eilfertig ausgestoßen, und es kommt daher zu einerhöheren Zahl beeinträchtigter Neugeborener. Dieser These wider-spricht allerdings die erhöhte Fehlgeburtsrate in den späteren Jah-ren der Fruchtbarkeit.

Die Fruchtbarkeit nimmt abDass die Fehlgeburtenrate in den reiferen Jahren zunimmt, liegtnicht nur an den Hormonen (mögliche Gelbkörperinsuffizienz),sondern eben auch daran, dass sich das Risiko von Chromosomen-Teilungsfehlern erhöht. Und die meisten nummerischen Chromo-somenveränderungen sind mit der embryonalen Entwicklung nichtvereinbar. Die Fehlgeburtenrate liegt heute laut einer Untersu-chung in den westlichen Industrienationen bei Frauen

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Vivian Weigert

Bekommen wir ein gesundes Baby?Was Sie über pränatale Diagnostik wissen sollten

Paperback, Broschur, 224 Seiten, 13,5 x 21,5 cmISBN: 978-3-466-34499-4

Kösel

Erscheinungstermin: September 2006

Bekommen wir ein gesundes Baby? Das ist die Frage, die werdende Eltern am meistenbewegt. Die moderne Medizin bietet entsprechende Kontrolluntersuchungen an, die bei Elternhäufig jedoch Verunsicherung auslösen und zu ethischen Konflikten führen. Die erfahreneGeburtsvorbereiterin Vivian Weigert informiert umfassend über Chancen und Risiken derpränatalen Diagnostik. Sie geht dabei auch auf den emotionalen Zwiespalt und auf Ängste ein,die werdende Eltern durchleben, gibt Entscheidungshilfen und lässt Betroffene zu Wort kommen. Ein Buch für alle Schwangeren und ihre Partner, die wissen wollen, was vorgeburtlicheUntersuchungen wirklich nützen und wie sie einen eigenen, für sich stimmigen Weg finden.