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VO D6/G6 T. Streitfellner - SoSe 2oo7: (12) Hegemonietheoret. Policyforschung

VO D6/G6: Einführung in die Politikfeldanalyse

12. Einheit am 24. Mai 2007:

Hegemonietheoretische Ansätze in derPolicy-Forschung

Univ. Ass. Thomas Streitfellner

Studienassistent: [email protected]: http://www.univie.ac.at/politikwissenschaft/herbert.gottweis/

mailto:[email protected]

http://www.univie.ac.at/politikwissenschaft/herbert.gottweis/


Überblick

• Entwicklung des Hegemonietheoretischen Paradigmas

• Zentrale Konzepte

• Forschungsansatz

• Literatur


Einflüsse

• Marxismus: Gramsci

• Postrukturalismus: Barthes, Foucault, Derrida

• Psychoanalytische Theorie: Lacan, Žižek

• US-Pragmatismus: Rorty

• Postanalytische Theorie: Wittgenstein


Antonio Gramsci

• Hegemonie: Kräfteverhältnisse werden in gesellschaftlichen Werten festgeschrieben

• Assimilation: Diskurs konstruiert Hegemonie über ständige Veränderung seiner Grenzen und aktiver Einbindung von Kritik in das argumentative Gefüge


Michel Foucault

• Problematisierung• Materialität von Diskursen:

Repräsentation

Materielle Effekte

Diskurs als politische Praxis der Verbindung


Ferdinand de Saussure

• Weder Konzepte noch gesprochene Laute gehen einem Sprachsystem voraus.

Katze - cat, gato, chat, बि�ल्ली, گربهRentiere, Schnee, Heimat


Ludwig Wittgenstein: Sprachspieltheorie

• Gültigkeit von Aussagen orientiert sich am kulturellen Rahmen

• Behauptungen ergeben Sinn innerhalb eines System von Behauptungen und nicht für sich allein

• Bedeutung ist vom Kontext/der Praxis des Sprechens abhängig und nicht Absolut


Jaques Lacan und Slavoj Žižek

• Subjektivierung: „split subject“• Triadisches Konzept der

psychischen Struktur: Das Reale, das Symbolische und das Imaginäre

• Identität in sozialen Antagonismen ist immer schon durch gesellschaftliche Dislokation bestimmt

• Illusion der vollen Identität durch Elimination des Anderen


Ernesto Laclau & Chantal Mouffe

• Sedimentierte Diskurse verbinden Bedeutung und Handlung sozialer Praxis

• Diskurse sind das Ergebnis hegemonialer Praktiken

• Hegemoniale Praktiken beinhalten immer die Konstruktion von sozialen Antagonismen

• Vermag ein Diskurs neue Geschehnisse nicht zu integrieren kommt es zu seiner Dislokation

• Demgemäß entsteht das Subjekt immer als geteiltes Subjekt, welches eine geschlossene Identität über Identifikation anstrebt


Signifikant - Signifikat

• Ausdrucksseite – Bedeutungsseite

Katze


Diskursbegriff

• Laclau & Mouffe erweitern den sprachwissenschaftlichen Diskursbegriff auf das Soziale:

„So, then, how could we characterize this totality of which asking for a brick and positioning it are, both partial moments? Obviously, if this totality includes both linguistic and non-linguistic elements, it cannot itself be either linguistic or extralinguistic; it has to be prior to this distinction. This totality which includes within itself the linguistic and the non-linguistic, is what we call discourse“ (Laclau & Mouffe 1987: 82).


Diskurstheorie: Ausgangspunkte und Entwicklung

Positivismus Objektive Fakten

Hermeneutik Interpretierte Bedeutung

DiskurstheorieStrukturierte Möglichkeits-bedingungen


Zentrale Konzepte

• Politik: Praxis der Entscheidungsfindung in einem unentscheidbaren Feld; Politik als „die Ontologie des Sozialen“

• Diskurs: relationale Gesamtheit von Bedeutung und Identität

• Hegemonie: politische Praxis, die über Artikulation Bedeutung teilweise innerhalb Diskursen fixiert, also einen dominierenden Diskurs um einen Knotenpunkt (leerer Signifikant) aufbaut

• Sozialer Antagonismus: Konstruktion der Einheit und der Grenzen eines Diskurses über den Ausschluss eines „bedrohlichen“ Anderen (über Repression und Zwang)


Möglichkeitsbedingung: Elemente und Momente

Diskurs:“a type of analysis primarily addressed not to facts but to their conditions of possibility. The basic hypothesis of a discursive approach is that the very possibility of perception, thought and action depends on the structuration of a certain meaningful field which pre-exists any factual immediacy” (Laclau 1995: 59).

Die Praxis der Artikulation besteht […] in der Konstruktion von Knotenpunkten, die Bedeutung teilweise fixieren.


Knotenpunkte: leere Signifikanten

• Ein Knotenpunkt ist ein leerer Signifikant der bewegliche Signifikanten (Elemente) fixiert und so zu Momenten einer diskursiven Totalität macht.

• Bedeutungen verweisen auf andere Bedeutungen innerhalb eines Diskurses. Es besteht kein fixer, repräsentativer Bezug zu Elementen außerhalb eines Diskurses. Ein Diskurs ist immer offen.

• Das Außen ist konstitutiv, seine Unüberwindbarkeit erfordert die Konstruktion von Bedeutung mittels Diskursen.


Diskursives Feld

The field of discursivity consists of all the surplus meaning which is excluded by the means of discourse and therefore remains unfixed. This field is both the condition of possibility and impossibility of a discourse as

• there always has to be meaning excluded from discourse to permit the establishment of a temporarily closed, structured totality,

• and as the practice of articulation can never establish an absolutely closed totality,because there is always the possibility of the introduction of new meaning which can not be integrated within the relational system—there is always the possibility of the breakdown of such a temporarily stabilised discourse.


Diskurs: Hegemonie/Totalität

In reformulating Antonio Gramsci’s concept of “cultural hegemony” Laclau and Mouffe describe hegemony as the fixation of meaning via the creation of universalism. But this has to be a provisional universalism whose symbolic limits are caused by social antagonism, as struggles within a certain system can only be temporarily mastered by a certain hegemonic project.

Die Hegemonietheorie von Laclau und Mouffe begreift alle sozialen Verhältnisse als Machtverhältnisse.

•Transformation: Aufhebung von antagonistischen Kräften über „kleine Konzessionen“ und „Aufnahme“ anderer Bedeutungen•Expansion: Offensive Artikulation eines hegemonialen Projekts durch strategische Bedeutungsverschiebungen


Diskurs als Modell

Leerer S. als Knotenpunkt

Signifikant

Gleichheit

Differenz


Diskursives Feld

Antagonistische Grenze


Diskurs: Antagonismus/Dislokation

• Subjekte – deren Identitäten in einem sozialen Antagonismus bedroht werden – sind immer bereits geteilte Identitätskonstrukte: als Folge einer Dislokation, welche diesem sozialen Antagonismus vorangeht

• Dislokation ist ein Ereignis, das nicht in den Diskurs integriert werden kann und so zu seinem teilweisen oder totalen Zusammenbruch führt

• Sozialer Antagonismus wird als die Antwort auf Dislokation gesehen: Stabilisierung eines Diskurses über die Konstruktion seiner Grenzen und Einheit


Diskurs: Fragestellungen

• Pragmatisch: Wer spricht von welcher Position zu wem?

• Narrativ: Was ist die Story? Welches Genre von Politik?

• Semantisch: Was wird ausgesagt?• Rhetorisch: Wie wird es gesagt? Modus operandi?

• Wie und unter welchen Bedingungen erzielt ein spezifisches politisches Projekt Hegemonie im diskursiven Feld?


Empirische Anwendung

• Analyse von Policy über Problematisierung und der Entstehung von politischen Bewegungen

• Formation von Governance-Netzwerken• Identitätspolitik – Ausprägungen von Nationalismus –

radikale Demokratie


Literatur

• Laclau, E. & Mouffe, C. (1985): Hegemony & Socialist Strategy: Towards a radical democratic politics, Verso: London.

• Laclau, E. & Mouffe, C. (1987): Post-Marxism without Apologies, New Left Review, No. 166.

• Torfing, J. (1999). New theories of discourse: Laclau, Mouffe, and Zizek. Oxford: Blackwell.

• Howarth, D. (2000). Discourse. Buckinghamshire: Open University Press.

• Howarth, D., Norval, A., & Stavrakakis, Y. (Eds.). (2000). Discourse theory and political analysis: Identities, hegemonies, and social change. Manchester: Manchester University.

• Griggs, S., & Howarth, D. (2004). A transformative political campaign? The new rhetoric of protest against airport expansion in the UK. Journal of Political Ideologies, 9(2), 167-187.

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