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VO Einführung in die Methoden der Kultur- und Sozialanthropologie 8.& 9.Einheit Beobachtung, Feldforschung und das Verfassen von Fieldnotes

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VO Einführung in die Methoden der Kultur- und

Sozialanthropologie

8.& 9.EinheitBeobachtung, Feldforschung und das

Verfassen von Fieldnotes

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26.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 2

Ethnographisches Interview

• Frageformen– Deskriptiv– Strukturell– Kontrastfragen

• Analyseformen– Domainanalyse– Taxonomische Analyse– Komponentialanalyse

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Free listing & Stapelverfahren

• Beim freiem Auflisten (free listing) entlang der Frage „Welche Arten von X (in unserem Fall isho) kennen Sie? Gibt es noch andere? (Strukturelle Frage)

• Stapelverfahren (pile sorting, card sorting): mit Karten gearbeitet auf denen die Lebewesen abgebildet sind. Man legt also einen zu analysierenden Bereich fest, der sehr oft auf der Ebene einer Lebensform (Fische, Vögel, Bäume) angesiedelt ist und hat Karten mit unterschiedlichen Abbildungen von z.B. Vögeln. Man fordert die InformantInnen auf diese so nach Zusammengehörigkeit und Differenz zu sortieren, dass die Karten auf einem Stapel einander ähnlicher sind als jene der anderen Stapel. Gleichzeitig stellt man fest ob es Namen für die einzelnen entstehenden Stapel gibt, denn nicht immer muss auch jede Ebene explizit benannt sein.

• In weiterer Folge kann man einzelne Stapel auch weiter intern differenzieren lassen um Subgruppen zu identifizieren. So entsteht ein Abbild der hierarchischen Klassifikation einer Lebensform. D.h. ein solches Verfahren setzt Lebensformen wie Vögel und Fische als gegeben voraus und sucht nach den internen Differenzierungen. Beziehungen und Relationen, die über solche Lebensformen hinausgehen werden durch dieses Verfahren ausgeblendet. Auch die Möglichkeit, dass Spezies unter eine lokale Kategorie fallen, denen aber keine biologische Art entspricht ist nicht vorgesehen. ( Taxonomische Analyse)

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Triadenvergleich• Triadentest bzw. Triadenvergleich. Hier werden Elemente eines

kulturellen Bereiches, ebenfalls auf Karten in Worten oder Fotos repräsentiert in Dreiereinheiten präsentiert. Von diesen Elemente muss der Informant jenes wählen, das er am unterschiedlichsten (Borgatti 1998: 21) betrachtet oder – was gleichwertig ist - jene zwei wählen welche sich am ähnlichsten (Antweiler 2008: 241) sind. Es kann aber auch nach einer Rangreihung gefragt werden (ebd.) Wenn man von

• Maus – Elefant – Ratte• Elefant wählt, so bedeutet es dass Maus und Ratte einander ähnlicher sind

als alle anderen Paare dieser Dreiergruppe. Unterschiedliche solcher Dreiergruppen werden nun vorgelegt.

• Nachteil: Anzahl möglichen Kombinationen. Bei dreißig Elementen gibt es bereits 4060 verschiedene Dreiergruppen, was eindeutig zu viel ist. Deshalb geht man dann oft dazu über nur eine Stichprobe von Dreiergruppen vorzulegen (vgl. Borgatti ebd. 22).

• ermüdend und repetitiv sind• Triadenvergleiche sind insbesondere bei kleinen Domainen von 12 bis zu

Elementen sinnvoll.

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Wie können Arten von Befragungen

unterschieden werden? • Zentrale Dimensionen, die diesen verschiedenen Befragungsarten zu

Grunde liegen sind:

• Art und Ausmaß der Standardisierung: voll/teil/offen

• Stil der Kommunikation: Hart/neutral/weich

• Einzel- vs. Gruppeninterview/-diskussion

• Form und Medium der Kommunikation: Mündlich/schriftlich/telefonisch/Postalisch/per Internet…

• Zielsetzung des Interviews

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Beobachtung

• Die Beobachtung ist ein Akt der Kenntnisnahme eines Phänomens und des Sicherns von Eindrücken und Kenntnissen für wissenschaftliche oder andere Zwecke.

• Diese Kenntnisnahme kann auf Basis aller menschlichen Sinne (sehen, hören, riechen, tasten, schmecken) erfolgen,

• aber auch mittels technischer Hilfsmittel wie Photographie, Audio- und Videoaufzeichnungen.

• Es können unterschiedliche Formen der Beobachtung unterschieden werden:

• standardisierte vs. nicht-standardisierte Beobachtung• offene vs. verdeckte Beobachtung• teilnehmende vs. nicht teilnehmende Beobachtung• direkte vs. indirekte Beobachtung

• Was heißt das für Feldforschung?

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Feldforschung

• Nach den lokalen Regeln, Gebräuchen und Sitten leben• Unvoreingenommenheit: Lokale Werte und Normen erkennen und

respektieren• Wissen über Kultur, Geschichte und sozialen Verhältnisse aneignen• Sich dem lokalen Leben und Lebensverhältnissen selbst aussetzen

Konstitution, Kulturschock, Essen, Trinken, Hygiene, … • Vertrauensverhältnis aufbauen, erhalten und kultivieren Zugang• Als ganze Person im Feld sein und auf dieser Basis, Beziehungen,

Gespräche und Erhebungen gestalten• Es geht darum seine Rolle und Position zu klären und zu gestalten

Rollenverständnis, Erwartungshaltungen• Die gemachten Erfahrungen und gewonnen Informationen

dokumentieren Daten• Fähigkeit erlangen Gesprächspartner richtig einzuschätzen

Datenqualität

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Ethnographie

• Zugang zu einem Feld

• Rollen

• völlige Teilnahme (going native)

• teilnehmende Beobachtung

• beobachtende Teilnahme

• nicht-teilnehmende Beobachtung

• Extrem heterogene Formen des ersten Feldzugangs Bsp.

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Ethnographische Erfahrung & Daten

• Ethnographische Erfahrung– Explizites vs. implizites Wissen oder „tacit knowledge“– headnotes und fieldnotes

• Transformation ethnographischer Erfahrung in Daten– Ziel: die ethnographische Erfahrung festzuhalten, zu

verschriftlichen.– d.h. Fieldnotes zu produzieren

• schriftliche Aufzeichnungen der Beobachtungen und Erfahrungen

– Mehr als nur das Schreiben eines Tagebuches

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Ethnographische Daten

• enthalten Informationen über

– das Feld und

– die Form der Beobachtung/den Beobachter

• das ist bei allen „Daten“ bzw. „Fakten“ so!

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Feldnotizen als ausgearbeitete Beschreibungen

• Retrospektiv machen Feldnotizen – eigene Vorannahmen deutlich

• Was wurde als neu & überraschend erlebt?• Was hatte man erwartet?

• Veranschaulichen die eigenen Sensibilitäten– Was hat man zu Beginn der Feldforschung wahrgenommen was gegen

Ende? – Was sieht man nicht?– Wofür wurde man sensibilisiert?– Was hat man gelernt?

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Filter: vom Ereignis, über die Erfahrung zu den Daten

• Filter 1: Vom Ereignis zur Erfahrung u. zum Verständnis– Was passiert, was man davon wahrnimmt, und was man

versteht.• Event vs. Wahrnehmung des Events

– u.a. abhängig vom Wissen, Erfahrung,

• Filter 2: Erfahrung und deren Verschriftlichung – Anfertigen unterschiedlicher schriftlicher Aufzeichnungen

• Filter 3: Wahrnehmung der Wahrnehmungen von Erfahrungen– Wahrnehmung des Events und die Kommunikation „über“ das

Ereignis– Erzählen in der Gruppe, Freunden etc. – kollektive Sinngebung– Verschriftlichung der Wahrnehmung von Wahrnehmungen

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Feldnotizen

• Machen interaktive Prozesse des role making und des role takings deutlich

• Welche Rollen sind im Feld vorhanden und welche bekommt man vom Feld zugeschrieben?

• Wie wird man gesehen?

• Wie geht man damit um?

• Was heißt dies für die Möglichkeiten der Forschung und Datengewinnung?

• Wie verändern sich die Rollen, die man als Feldforscher einnimmt im Laufe der Zeit?

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Was (be-)schreibt man?

• Man beschreibt Beobachtungen und Erfahrungen, die man macht während man sich einem Feld aussetzt.

• Dabei geht nicht nur um eine bestmögliche Beschreibung von dem was geschehen ist

• Es gibt keine „objektive“, „beste“, oder „korrekte“ Art zu Beschreiben– Aber es gibt bessere und schlechtere, dichtere und dünnere Beschreibungen

• Beschreiben involviert immer (selektive) Wahrnehmung und auch Interpretation

• Es sind unterschiedliche Beschreibungen „der selben“ Situation möglich, die immer auch

– auf den Beobachter, – seine Perspektive und – Sensibilität verweisen

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Was bedeutet es zu Erfahrungen zu verschriftlichen?

• Man „kopiert“ nicht nur „Fakten“ oder „was passiert ist“ in ein schriftliches Format

• Der Prozess involviert immer auch – Interpretation und den Versuch dem Beobachteten oder Erlebten „einen

Sinn“ zu geben.– Man filtert: gewisse Dinge werden als „wichtig“, „zentral“ bzw. zumindest

„erwähnenswert“ angesehen, – andere aber finden keinen Eingang in die Aufzeichnungen.– D.h. man reduziert unweigerlich Komplexität wenn man

Verschriftlichungen der sozialen Welt anfertigt

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Was gewinnt man dadurch?

• Aber man produziert Verschriftlichungen, die– Ereignisse festhalten– wieder konsultiert und– analysiert werden können.

• Sie enthalten– Das zum jeweiligen Zeitpunkt unvollständige Verständnis und

die unvollständigen Einsichten des Forschers– Und werden im Laufe der Forschung immer mehr: sie wachsen

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Zusammenfassend• Was beobachtet wird und als „Daten“ betrachtet und

„herausgefunden“ wird ist nicht unabhängig von der Art der Beobachtung

• Man sollte besondere Aufmerksamkeit auf die „Bedeutung“ und „Relevanz“ legen welche Ereignisse bzw. Plätze für die involvierten Personen haben

• Gleich verfasste Feldnotizen sind die zentrale Verankerungen und Ressourcen für das Verfassen von weiterreichenden und kohärenteren Berichten.

• Feldnotizen sollten Interaktionen und soziale Prozesse verdeutlichen

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Strategien: Stichwörter machen• mentale Stichwörter• Schriftliche (Schlüsselwörter und -

phrasen)• „was erinnert werden soll“• Um dann zu Hause

Beschreibungen der Ereignisse u. Szenen anfertigen zu können

• z.B. kleine Notizblöcke oder Diktiergerät

• Man muss entscheiden wann, wo, wie, wie oft man solche Notizen schreibt

• Welche Probleme können dabei auftauchen? Welche Entscheidungen sind zu treffen?

Stichwortzettel von Margaret Mead vom Feldforschungsaufenthalt bei den Tchambuli im Frühling 1933

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26.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 19

Zu Beginn: Wovon sollte man Stichwörter machen?

• Erste (sinnliche) Eindrücke

• Geräusche• Gerüche• Empfindungen• Wirkung der physischen Struktur

des Ortes– Größe– Raumempfinden– Farben– Ausstattung– Bewegungen

Stichwortzettel von Margaret Mead vom Feldforschungsaufenthalt bei den Tchambuli im Frühling 1933

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Wovon sollte man Stichwörter machen?

• Der Menschen im Raum

• Anzahl

• Aussehen (Herkunft)

• Kleidung

• deren Bewegungen im Raum

• ihr Verhalten

• ihre Geräusche

• Und die Gefühle die sie Auslösen

Stichwortzettel von Magred Mead aus dem Feldtagebuch 3 aus Samoa. 1925-26.

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Änderung der Wahrnehmung

• Vieles von dem was am Anfang an Eindrücken wahrgenommen wird, wird im Laufe der Zeit selbstverständlich werden und wird deshalb kaum mehr wahrgenommen

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Stichwörter

• Zentrale Ereignisse oder Vorfälle

• z.B. Überraschendes, Unerwartetes, Erfreuliches, Schockierendes, Sympathisches, Abstoßendes, Ärgerliches, etc.

• Wieder: Gefühlsebene, Eindrücke, Interaktionen, verbal & nicht verbal beachten

• Gefühle nicht aussparen, sondern aufzeichnen,

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26.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 23

• Versuchen Sie eine Sensibilität dafür zu entwickeln, was für die anderen „wichtig“ und „signifikant“ ist.

• Welche Ereignisse, Interaktionen, Handlungen erregen gewöhnlich die Aufmerksamkeit von anwesenden Menschen?

• Wann, wo warum bleiben diese stehen und schauen?

• Worüber reden sie?

• Was produziert bei diesen Menschen Emotionen?

• Welche „Probleme“ oder „Schwierigkeiten“ treten in den Interaktionen auf?

• Wie werden diese verstanden, interpretiert? Wie wird mit Ihnen umgegangen?

• Wer hat was gemacht und wie haben andere reagiert?

Eigene vs. Bedeutung für andere?

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26.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 24

• Dann fragen: sind die Anderen auch schockiert, erfreut, etc.?

• Was bedeutet es für die Anderen?

• In welchen Kontexten kommen solche Reaktionen zu Stande?

• Gehen Sie nicht a priori davon aus dass Ihre emotionalen Reaktionen auch die von anderen sind!!!

• Achten Sie auf „Evaluationen“ der Menschen im Feld und auf die Unterscheidungen mit denen sie operieren

• „was ist gut“, „schlecht“, „dumm“, „super“ oder „saugeil“ etc. Warum?

Eigene vs. Bedeutung für andere?

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26.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 25

Lokale Bedeutungen & Ethnographie

• Gefahren:– Kategorien, Bedeutungen, Standards von einer Kultur auf die andere

übertragen: Klassischer Ethnozentrismus

– Kategorien, Bedeutungen, Standards von einer Gruppe im Feld auf die andere übertragen

– Eine abwertende Haltung gegenüber den lokalen Bedeutungen einnehmen: fehlerhaft, widersprüchlich, scheinheilig, trügerisch,…

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Externes Wissen & Ethnographie

• Gefahren:

• Fieldnotes reproduzieren nur Erwartungen und Standards, dass was sein sollte… (Ritual im Verschwinden, …)

• A priori berufen auf theoretische Kategorien (Mythen, Legenden, Märchen)

• Beschreibung in dichotomisierten Begriffen, kann auf externe Kategorien verweisen

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Bedeutung von Begrüßungen und gegenseitigen Bezeichnungen

• relativer Status

• Nähe, Distanz, Ehrerbietung

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Weitere Möglichkeiten um Bedeutungen zu erfassen

• Alltägliche Fragen und Antworten

• Natürlich vorkommende Beschreibungen– Von Ereignissen, Personen, Gruppen– Wenn jemanden etwas erklärt wird– Feststellungen wie Dinge zu tun sind

• Geschichten von Mitgliedern im Feld

• Begriffe, Typen und Typologie der Mitglieder im Feld

• Indigene Kontraste

• Erklärungen und Theorien der Mitglieder

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Mit der Zeit werden

• Ereignisse „vom selben Typ“ auftauchen.

• Regelmäßigkeiten oder Mustern in den Ereignissen deutlich werden. Was ist typisch/untypisch?

• Man kann nach unterschiedlichen Formen des selben Ereignisses suchen

– Variationen oder Ausnahmen in einem Muster

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Stichwörter als Erinnerungshilfe

• Man sollte üben und lernen auch

– Auch Details festzuhalten, die eine lebendige und scharfe Beschreibung erlauben

– Was und wie kann darüber geschrieben werden?

• Notieren sie auch Details von zentralen Szenen und Interaktionen.

– z.B. wenn sich die Art zu sprechen ändert, weil jemand hinzustößt…

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26.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 31

Stichwörter als Erinnerungshilfe

• vermeiden Sie Generalisierungen,– z.B. ein Touristguide „erzählt über den Platz“– Was? Wie erzählt er? Wie wird es aufgenommen?

• Notieren Sie sensorische Eindrücke in Bezug auf Aktionen und Gespräche– Ethnographen „zeigen“ oft an Hand von Details– Also nicht nur jemand „flucht“, sondern was wird gesagt, welche

sensorischen Details, Gesten, Gesichtsausdruck,…– Damit zeigt man „Ärger“– Vermeiden sie ein vorzeitiges „Warum“…

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26.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 32

Fieldnotes als unterschiedliche Textsorten

• Write down – inscribe – Stichwörter

• Write up – describe – eigentliche Feldnotizen

• Write over – transscribe – z.B. Interviews, Mythen, Lieder

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26.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 33

Feldforschung vs. teilnehmende Beobachtung

• Feldforschung beruht auf impliziter Datentriangulation– Orientiert sich an der Feldsituation

• Zu den Textsorten, welche die fieldnotes umfassen, gehören u.a.:• Stichwörter,• ausgearbeitete Feldnotizen,• Transkripte,• spezialisierte Datensammlungen,• eine Metadatendokumentation sowie

• schriftliche Interaktionen aus dem Feld. 

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26.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 34

Ausarbeiten der Fieldnotes• Für Feldaufzeichnungen benötigt man

viel Zeit und hohe Konzentration. • Für Beobachtetes, welches nur ein

paar Minuten dauert, benötigt der Ethnograph oft mehrere Stunden um es aufzuzeichnen.

• Um Beobachtetes nicht zu vergessen, sollte die Zeit im Feld auf ca. 3-4 Stunden limitiert werden.

• Um zu verhindern, dass möglichst wenig verloren geht, sollte man so schnell wie möglich die Feldnotizen übertragen.

• Ist dies nicht möglich sollte man genaue Notizen machen oder ein Diktiergerät benutzen.

Margaret Mead und Gregory Bateson beim Ausarbeiten der fieldnotes im „Moskitozimmer“ bei den Iatmul 1938.

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Ausarbeiten der Fieldnotes• Sobald Ethnograph vom Setting

zurück ist, sollte er Beobachtetes am Computer festhalten, da man einerseits schneller ist und es auch ermöglicht eine Modifikation der aufgeschriebenen Wörter und Sätze durchzuführen.

• Wichtig ist, dass Beobachtete zuerst aufzuschreiben bevor man mit jemanden darüber spricht.

Gregory Bateson und Margaret Mead beim Ausarbeiten der fieldnotes im „Moskitozimmer“ bei den Iatmul 1938.

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26.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 36

Ausarbeiten der Fieldnotes• Beschreibungen aus der Perspektive der 1. Person

• Beschränkt sich auf das Wissen und die Erfahrung des Erzählers.• Ist effektiv wenn der Beobachter Teil der Gruppe ist und ermöglicht das Setting durch

die Augen eines participiant zu sehen.• Es kann dadurch beides portraitiert werden sowohl die Erfahrung des Forschers als

Mitglied der Gruppe als auch die Reflexion eines beschreibenden Ethnographen.

• Beschreibungen aus der Perspektive der 3. Person

• Ist effektiv um Gesagtes und Handeln der Gruppe u. einzelner Personen zu beschreiben.

• Es muss aber nicht vollkommen auf die Verwendung der 1. Person verzichtet werden, da der Forscher auch als teilnehmender Beobachter im Feld involviert ist.

• Auf wahrnehmbares fokussieren!• Es kann auch zwischen den Standpunkten hin und her gewechselt werden.• Fokussieren auf dass, was die Person tut und sagt, nicht Gedanken

hineininterpretieren

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26.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 37

Ausarbeiten der Fieldnotes• Die omnipresente Perspektive

• Der Ethnograph benützt einen objektiven Ton und Stil um Beobachtetes wiederzugeben.

• Es werden mittels privilegierten Wissen nicht nur Interaktionen und Gespräche beobachtet sondern auch die Gedanken, Gefühle und die Motivation der Mitglieder berücksichtigt

• Eigene Notizen und Informationen von Anderen (Mitglieder der Gruppe) können dieses komplexe Verstehen verdichten.

• Kombination der Perspektiven

• Welcher dieser Formen benutzt wird hängt von der Erfahrung des Ethnographen ab.

• Diese Perspektiven können von einem zum anderen wechseln.• Der Ethnograph kann und soll nicht verleugnen, dass er selbst im Feld

involviert ist.

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Ausarbeiten der Fieldnotes• “Real-Time“ and „End-Point“ Beschreibungen

• „real time“: Der Forscher charakterisiert und beschreibt was er tatsächlich beobachtet hat in der Abfolge der Ereignisse. Man lässt den Leser an der Entwicklung der Ereignisse und den eigenen Stufen des Erkenntnisprozesses teilhaben.

• “end-point”: Beschreibung in denen man bereits eine Interpretation bzw. das Ergebnis einer Ereignisses voraussetzt, der zum Zeitpunkt des Geschehens noch nicht vorgelegen hat. Man beschreibt vom jetzigen Kenntnisstand – vom Endpunkt - aus, nicht vom Kenntnisstand den man im Verlauf der Situation hatte

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Trans-scribe

• Transkribieren von Texten

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Die Transkription von Interviews

• Einige einfache Regeln

• Zeilennummerierung• die Kodierung der GesprächsteilnehmerInnen z.B. für InterviewerInnen I1, I2...; für

Befragte B1, B2,...)• Pausen (Pro Sekunde ein Punkt) =  . . . . (oder Zeitangabe)• Nichtverbale Äußerungen wie lachen oder husten in runder Klammer angeben =

(B1 lacht)• situationsspezifische Geräusche in spitzer Klammer angeben = >Telefon läutet<• Hörersignale bzw. gesprächsgenerierende Beiträge als normalen Text angeben =

mhm, äh• Auffällige Betonung unterstreichen = etwa so• Unverständliches als Punkte in Klammer, wobei jeder Punkt eine Sekunde markiert

= (. . .)• Vermuteter Wortlaut bei schlechtverständlichen Stellen in Klammer schreiben =

(etwa so)• sehr gedehnte Sprechweise mit Leerzeichen zwischen den Buchstaben = e t w a  s

o

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Phonetische Transkription

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Yukpa Phoneme

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Transkripte

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Transkripte

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Literatur

Emerson, R.M., Fretz, R.I., and Shaw Linda L. 1995. Writing Ethnographic

Fieldnotes. Chicago, London: Chicago University Press.

Erinnerung: PlichtliteraturMalinowski Bronislaw (1979) Argonauten des westlichen Pazifik. Frankfurt/Main: Syndikat. p.11-48Bettina Beer, Hans Fischer (eds.) (2000) Wissenschaftliche Arbeitstechniken in der Ethnologie. Eine Einführung. Reimer: Berlin p. 27-48 Lamnek, Siegfried (2005) Qualitatives Interview. In: Ders. Qualitative Sozialforschung. Weinheim: Beltz, p. 356 – 384. (Ausgewählte Interviewformen, )

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YankshitYukp

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Wayana

Trio

Kapon

Makushi

Waiwai

Pemon

ApalaiYekuana

WanaiEñep

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Yabarana

Arara

Kuikuro

Kalapalo

Nahukwa

Txicão

Bakairi

Karihona

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