Vogue Gespräch | Ralph MECKE

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FOTOS: RALPH MECKE 332 VOGUE MÄRZ 2016 DAS VOGUE-GESPRÄCH ABGEDREHT

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F o t o s : R a l p h M e c k e332 VoGUe MäRz 2016

das vogue-gespräch

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FloRian daVid Fitz und Matthias schweiGhöFeR über das Kunststück, ihren ersten

gemeinsamen Film fertiggebracht zu habenAbgedreht27/01/16 16:38

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Matthias Schweighöfer: Die Szene ist dann trotzdem richtig klasse geworden.Florian David Fitz: Es war nicht ganz einfach, dir klarzumachen: „Hey Matthias, das darf lustig sein!“ Matthias Schweighöfer: Auch in Südafrika hatten wir so einen kniffligen Moment. Ich wollte testen, ob du mir genau erklären

kannst, wie ich spielen soll. Und irgendwann habe ich nicht mehr genau verstanden, was du wolltest, und ich konn­te es nicht umsetzen. Du warst total verzweifelt, weil du nicht mehr wusstest, was du sagen sollst.Florian David Fitz: Na, wenn du keinen Bock hast, dann hast du so einen Blick, da bleibt einem das Wort auf der Zunge kleben.Matthias Schweighöfer: Zei­ge mir einen glücklichen Film­set, und ich zeige dir einen langweiligen Film ...

in lauer Vorweihnachts­freitag in München. Auf dem Christkindlmarkt herrscht fröhliches Gedränge. In unmittelbarer Nähe, im Hotel „Bayerischer Hof“, haben sich Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz eingebunkert. Eine gewisse Müdigkeit ist bei beiden nicht zu über­sehen. Schweighöfer hat am Vorabend noch in Berlin gedreht, Fitz steckt gerade in der Feinjustierung ihres gemeinsamen Projekts, der Tragikomödie Der geilste

Tag (ab 25. 2. im Kino), in der er sich selbst und seinen Kollegen inszenierte. Beide wissen, dass ihnen noch ein langer Abend bevorsteht. Der Zeitplan ist ein wenig aus den Fugen geraten, der VOGUE­Termin verzögert sich um eine Stunde, und danach steht das Foto shooting an. Doch sobald das Gespräch beginnt – Fitz hat eben noch ein Telefonat mit Elyas M’Barek beendet –, scheint die Anstrengung wie weggeblasen. Von der ersten Minute an wird es lebhaft. Nicht zu­letzt, weil beide mit ihrem Film hochemotionale Erin­nerungen verbinden.Matthias Schweighöfer: Ich muss dir wirklich ein Kompliment machen, Florian. Die Arbeit an Der geilste Tag stand ein paarmal kurz davor zu entgleisen. Aber du hast das großartig gemeistert. Eigentlich hättest du mir mehrmals eine reinhauen müssen.Florian David Fitz: Du hattest eben eine harte Zeit, nachdem sich der Dreh von Der Nanny nach hinten verschoben hatte, der Kinostart aber nicht. Das war schon ganz schön stressig für dich, weil du während unserer Vorbereitung deinen eigenen Film fertig machen musstest. Deshalb haben wir dich nicht so frisch bekommen, wie ich es mir gewünscht hätte. Matthias Schweighöfer: Ja, das stimmt. Weißt du noch, dieser eine Tag, an dem wir die Szenen im Sterbehospiz drehten. Ich hatte einen ganz furchtbaren Tag hinter mir. Florian David Fitz: Ja! Ich habe 13 Takes gebraucht, dich zum Lächeln zu bringen ...

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p R o F i l enaMe Matthias SchweighöferBeRUF Schauspieler, Produzent und Regisseur stationen Geboren 1981 in Anklam, Mecklenburg-Vorpommern. Wuchs als Sohn eines Schauspieler-Ehepaars in der DDR auf. Ein Schau-spielstudium in Berlin brach er nach einem Jahr ab. Stand erstmals 1997 für „Raus aus der Haut“ von Andreas Dresen vor der Kamera. 2003 Durchbruch mit der Komödie „Soloalbum“, danach Rollen in Kino, TV und Theater. 2011 Regisseur, Koproduzent und Hauptdarsteller der Komödie „What a Man“. Mit „Der Nanny“ erschien 2015 sein vierter eigener Film. pRiVates Liiert, zwei Kinder.

naMe Florian David FitzBeRUF Schauspieler, Regisseur und Autorstationen Geboren 1974 in München. Stammt aus einer Künst-lerfamilie. Studierte in Boston Schauspiel und Gesang. 2006 Adolf-Grimme-Preis für die Fern-sehkomödie „Meine verrückte türkische Hochzeit“. Danach Haupt-darsteller in der TV-Serie „Doctor’s Diary“. 2010 erschien der Kinofilm „Vincent will Meer“, für den er das Drehbuch verfasst und in dem er die Hauptrolle gespielt hatte. Für den Spielfilm „ Jesus liebt mich“ (2012) betätigte er sich zudem erstmals auch als Regisseur. pRiVates Lebt in München.

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Florian David Fitz: Die Stimmung beim Dreh spiegelt sich nicht automatisch in der Qualität des Films wider. Aber ein miese­petriger Set macht erst recht keinen guten Film.Matthias Schweighöfer: Ein glücklicher Set kann extremer ar­beiten, weil du eben gern zur Arbeit gehst. Florian David Fitz: Es ist ja auch Lebenszeit, man will doch Freude an der Arbeit haben.Matthias Schweighöfer: Doch wenn ich den Film jetzt sehe, fin­de ich, dass er uns sehr nahe zusammengebracht hat, weil wir an Punkte gekommen sind, die man in einer Freundschaft oft erst später erlebt. Wir haben den Beziehungsurlaub sozusagen am Anfang gemacht. Darin spiegelt sich auch die Distanz, die die Fi­guren am Anfang zueinander haben. Florian David Fitz: Je besser wir uns gegenseitig kennengelernt haben, desto besser haben sich auch unsere Filmfiguren ken ­nen gelernt. Das wurde so eine richtige Reise zueinander. Und wir hatten ja auch eine Menge Spaß. Dazu dieses unglaubliche Land!Matthias Schweighöfer: An einem Sonntag bin ich mit einem Freund auf den Lion’s Head, einen der Hausberge von Kapstadt, gejoggt. Auf einmal kamen wir durch einen Wald, es roch nach Pinie, dann plötzlich nach Eiche und Fichte, es fühlte sich richtig nach Herbst an, obwohl wir in Südafrika Winter hatten. Dann

kamen wir höher, sahen durch den Nebel das türkis­blaue Meer, und im nächsten Moment roch es nach Frühling, weil die Blumen blühten. Diese Kombination war so absurd, dass ich dachte: „Das ist der geilste Lauf meines Lebens!“ Ich war unglaublich glücklich in dem Moment.Florian David Fitz: „Geil“ klingt ja immer ein biss­chen vulgär. Deshalb nehmen wir das ironisch in den Titel. Heute muss alles megageil sein. Dieser Idee het­zen auch die zwei Protagonisten hinterher. Matthias Schweighöfer: Glaubst du denn an Glück?Florian David Fitz: Natürlich. Aber Glück ist Glücks­sache. Du darfst keine fixe Erwartung haben, wie etwas zu sein hat, nach dem Motto: Jetzt sind hier Rosenblät­ter gestreut, die Kerzen angezündet, der Cham pagner steht bereit, und deshalb muss alles ganz toll sein.

Wenn du so eine Haltung hast, dann verpasst du die kleinen Zwischenmomente. Zum Beispiel wenn du den ganzen Tag drinnen warst, nach draußen gehst und ganz intensiv, mit jeder Pore die frische Luft im Gesicht spürst. Matthias Schweighöfer: Und du steigst in deinen Mercedes­Bus und denkst dir: Was für ein geiles Auto! Florian David Fitz: Nur dass ich mit dem Fahrrad da bin (lacht). Aber ich habe noch ein anderes Beispiel: Ich war schon tausend­mal am Flughafen, klar. Doch einmal fahre ich da die Rolltreppe hoch, und eine wildfremde ältere Frau kommt in der Gegenrich­tung runter. Wir haben uns beiläufig angeguckt und uns aus irgend einem Grund gleichzeitig angelächelt. Das klingt so lapi­dar, aber das ist jetzt fünf Jahre her, und ich weiß es noch, weil ich kurz ganz beseelt war.Matthias Schweighöfer: Weil dich sonst niemand anlächelt?Florian David Fitz: Genau (lacht). Das war das letzte Mal.Matthias Schweighöfer: Hast du übrigens von The Revenant ge­hört, wo Leonardo DiCaprio bei minus 40 Grad gedreht hat und alle möglichen Torturen über sich ergehen lassen musste? An­geblich hat er sogar rohe Bisonleber gegessen. Würdest du so etwas machen?Florian David Fitz: Ist das jetzt eine schauspielerische Katego­rie, Bisonleber essen? Würdest du das denn machen?

„glück ist glücKssache.

du darfst keine fixe erwartung

haben, wie etwas zu sein hat“

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