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1º|2011 VOICE Uranabbau auf indigenem Land Verseucht, vertrieben, verschaukelt Profit auf dem Rücken der Indigenen.

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Uranabbau auf indigenem LandVerseucht, vertrieben, verschaukelt − Profit auf dem Rücken der Indigenen.

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Editorial Atomstrom sei eine saubere Energie, machen uns die Stromproduzenten Glauben. In der Schweiz stehen ver-schiedene kantonale Abstimmungen zur Atomenergie bevor, und wohl 2013 wird das Schweizer Volk über den Bau von neuen Atomkraftwerken entscheiden (Seite 4).

Ein Problemkreis geht in der Debatte meist unter: Wo-her kommt das Uran, und welche Folgen hat sein Abbau auf Mensch und Umwelt? Was auffällt: In den meisten Regionen, wo Uran abgebaut wird, geschieht dies auf dem Land von Indigenen. Im Niger erfolgt der Uranab-bau im Lebensraum der Tuareg, welche grosse Land-striche nicht mehr beweiden können und deren Wasser-quellen und Dörfer verseucht sind (Voice 3/2010). In den USA leiden überdurchschnittlich viele Sioux an Lun-genkrebs – seit fast 70 Jahren wird dort Uran abgebaut (Seite 5). In Australien liegen die Uran-Vorkommen auf dem Land der Aborigines (Seite 6). Und auch in Indien ist v.a. die indigene Bevölkerung der Adivasi von den verheerenden Folgen des Uranabbaus betroffen, wie der Aktivist Punit Minz uns berichtete (Seite 8 ff.).

Allen Fällen ist gemeinsam, dass die Indigenen weder umfassend über die Gefahren des Uranabbaus aufgeklärt worden sind noch ihre Einwilligung zur Nutzung ihres Landes gegeben haben. Solange dies nicht der Fall ist und solange mit dem Uranabbau derartige Schädi-gungen von Mensch und Umwelt einher gehen und die Firmen die Folgen nicht beheben, lehnt die GfbV die Nutzung der Atomenergie ab.

Gerne informiere ich Sie hier auch kurz über interne Entwicklungen: Wir sind Ende Dezember in ein neues Büro in Ostermundigen umgezogen. Wie Sie an dieser Voice sehen, haben wir auch ein neues Logo. Und gerne möchte ich Sie zu unserer Mitgliederversammlung am 12. Mai 2011 einladen (Seite 10). Christoph Wiedmer, Geschäftsleiter

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist eine internationale Menschenrechtsorganisation, die sich für verfolgte Minderheiten und indigene Völker einsetzt. Sie dokumentiert Menschenrechtsverletzungen, informiert und sensibilisiert die Öffentlichkeit und nimmt die Interessen der Betroffenen gegenüber Behörden und Entscheidungsträgern wahr. Sie unterstützt lokale Bemühungen zur Stärkung der Menschenrechte von Minderheiten und indigenen Völkern und arbeitet national und international mit Organisationen und Per - sonen zusammen, die ähnliche Zielsetzungen verfolgen. Die GfbV hat beratenden Status beim Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) der UNO und beim Europarat.

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Uranabbau mit verheerenden Folgen

Für ihre Atomreaktoren beziehen Schweizer Atomkraftwerke den Brenn-stoff Uran aus dem Ausland. Welche massiven Gesundheits- und Umwelt-schädigungen der Uranabbau dort bewirkt, ist in der Kampagne der Schweizer Atomindustrie für neue AKW kein Thema.

Überlebende der Vergewaltigungslager

Während des Krieges in Bosnien-Herzegowina wurden über 20 000 meist bosniakische Frauen von Karadzics Soldaten, serbischen Nachbarn und Be-kannten vergewaltigt und oft monate-lang in Konzentrationalagern festgehal-ten. Ihr Leiden droht in Vergessenheit zu geraten.

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Herausgeberin: Gesellschaft für bedrohte Völker Schweiz, Schermenweg 154, CH-3072 Ostermundigen, Tel. 031 939 00 00, Fax 031 939 00 19, E-Mail: [email protected], Web: www.gfbv.ch, Spendenkonto: BEKB: IBAN CH05 0079 0016 2531 7232 1 Redaktion: Verant-wortlich: Franziska Stocker, Mitarbeit: Rahel Zürrer Gestaltungskonzept/Layoutsupport: Clerici Partner AG, Zürich Layout: Franzis-ka Stocker Titelbild: Yvonne Margarula, Stammesälteste der Mirrar, kämpft seit Jahren gegen den Uranbergbau in Australien (Foto: Dominic O'Brien) Bild Rückseite: Asurini-Indianer, betroffen vom Bau des geplanten Belo Monte-Staudamms im brasilianischen Amazonas (Foto: Rebecca Sommer) Erscheinungsweise: vierteljährlich Auflage: 8200 Exemplare Abonnement: CHF 30.–/Jahr, In-sertionstarif auf Anfrage Nächste Ausgabe: Jun. 2011, Redaktions- und Inserateschluss: 1. Mai 2011 Copyright: © 2011 Gesellschaft für bedrohte Völker Schweiz. Die Wiedergabe von Artikeln ist bei Angaben der Quelle und Belegexemplaren an die Herausgeberin erlaubt Druck: gdz AG, Zürich, gedruckt auf FSC-Papier ZEWO: Die GfbV trägt das ZEWO-Gütesiegel für gemeinnützige Institutionen. Es steht für einen zweckbestimmten und transparenten Umgang mit Spenden.

Inhaltsverzeichnis

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Uranabbau mitverheerenden Folgen

Ohne Einverständnisder Indigenen

Uranindustrie zerstörtLebensraum der Aborigines

Interviewmit Punit Minz

Leben nebem dem Atommüll

Punit Minz, Angehöriger der indigenen Adivasi, setzt sich für eine Verbesse-rung der Sicherheitsvorkehrungen in in-dischen Uranminen ein und fordert eine angemessene Entschädigung derer, die von ihrem Land vertriebenen wurden.

10 Kurzinfos

GfbV-Projekte und -Kampagnen

Überlebendeder Vergewaltigungslager

ServiceBücher, Filme, Ausstellungen

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Uranabbau mit verheerenden FolgenFür ihre Atomreaktoren beziehen Schweizer Atomkraftwerke den Brennstoff Uran aus dem Ausland. Welche massiven Gesundheits- und Umweltschädigungen der Uranabbau dort bewirkt, ist in der Kampagne der Schweizer Atomindustrie für neue AKW kein Thema.

Atomkraftwerke werden mit Uran betrie-ben. Das chemisch und radiologisch gif-tige Schwermetall wird vorwiegend im Tagebau in Minen abgebaut. U-235, das spaltbare Uranisotop, kommt nur in äus-serst geringer Konzentration in den Ge-steinsschichten vor. Für ein Kilo reak-torfähigen Materials müssen in der Regel über zwei Tonnen Gestein abgebaut wer-den. Zurück bleiben 99 Prozent giftige Abfälle, die oft die Umwelt belasten und die Lebensgrundlage der ansässigen Be-völkerung bedrohen.

Sanierung nicht einberechnetMüsste die Atomindustrie für diese Um-weltfolgen aufkommen, wäre sie längst

bankrott. In den USA − vor allem den Gebieten der indigenen Bevölkerung − wurden mehrere Hundert Minen nie sa-niert (siehe auch Seite 5). Die Folgen

des Uranbergbaus zeigen sich heute in besonders drastischer Weise am Beispiel von Wismut (Ex-DDR, heute Bundesland Sachsen): Bis Ende 2007 kosteten Sanie-rungsmassnahmen den deutschen Bun-deshaushalt insgesamt 4,9 Milliarden Euro. Für noch ausstehende Aufgaben und die Langzeitüberwachung sind nach Schätzung der Bundesregierung weitere 1,3 Milliarden Euro notwendig. Seit Be-ginn des Uranerzbergbaus in Sachsen und Thüringen (1946 bis 1999) wurden bereits rund 7700 Lungenkrebsfälle als beruflich bedingt anerkannt (vor allem durch Aufnahme von Radon − einem Zer-fallsprodukt von Uran).

Uran wird nach Herauslösen des Erzes mit Säuren zu so genannten Yellow Cake und anschliessend in einem komplexen Prozess zu spaltbarem, reaktorfähigen Brennstoff angereichert. Weil diese Tech-nologie identisch ist mit jener zur Pro-duktion von Atombomben, kam es in jüngster Vergangenheit wiederholt zu in-ternationalen Konflikten. In Indien, Pa-kistan und Nordkorea führte der Weg zur Atombombe über den Handel von Anla-gen und Kernmaterialien für vermeintlich zivile Zwecke. Das iranische Atompro-gramm ist den Atommächten seit Jahren ein Dorn im Auge.

Radioaktive GewässerDie Schweiz benötigt für ihre fünf Atom-reaktoren Brennstoff, der rund 350 Ton-nen reaktorfähigem Uran entspricht. In den AKW Gösgen und Beznau werden ne-ben plutionumhaltigen Brennstäben vor-wiegend solche aus russischer Produk-tion eingesetzt. Ein Teil des darin enthaltenen Alturans stammt aus der berüchtigten Wiederaufbereitungsanla-ge Majak im Südural. Durch schwere Un-fälle und Freisetzung von Radioaktivität in die Gewässer mussten dort Tausende von Menschen evakuiert werden. Ver-

bliebene Anwohner leiden weiter unter Krebskrankheiten und erhöhten Risiken.

Leibstadt und Mühleberg setzen Brennstäbe mit Natururan ein, dessen Herkunft unklar ist. Mühleberg hat bis zum heutigen Tag als einzig gesicherten Herkunftsort die Ranger Mine in Austra-lien genannt (siehe auch Seite 6). Leib-stadt setzt in Zukunft auf russische Lie-feranten, wobei die Herkunft auch hier nicht restlos geklärt ist. Deshalb fordern Umweltorganisationen wie Greenpeace volle Transparenz und eine Herkunftsde-klaration zum verwendeten Uran sowie den Nachweis, dass bei seinem Abbau weder die Umwelt zerstört noch Men-schenrechte verletzt werden.

Auch wenn die verbleibenden Uranre-serven unterschiedlich beurteil werden: die «fetten» Uranquellen mit hohen Kon-zentrationen sind praktisch ausge-schöpft. Je niedriger die Konzentrati-onen, desto teurer und energieaufwändiger der Gewinnungsprozess. Und desto mas-siver die Umweltschäden. Die Rohstoff-konzerne werden neue Quellen in neuen Ländern erschliessen − mit neuen Men-schenrechtsverletzungen und Umwelt-zerstörungen.

Millionenkampagne für AKWUngeachtet dieses düsteren Bildes rührt die Schweizer Atomindustrie mit Millio-nenbudgets die Werbetrommel für neue AKW. Bereits wurde die Berner Stimmbe-völkerung zur Atomfrage befragt, es fol-gen im Mai Jura und Waadt. Voraussicht-lich 2013 wird das Schweizer Volk das letzte Wort haben über den Neubau von AKW in der Schweiz und hoffentlich mit einem klaren Nein die einzige Antwort geben, die eine nachhaltige Energiever-sorgung möglich macht: Die Zukunft ist erneuerbar.

Stefan Füglister, Atomexperte für Greenpeace

Atomkraftwerk Gösgen

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Ohne Einverständnis der IndigenenÜberdurchschnittlich viele Sioux leiden an Lungenkrebs − wohl als Folge von fast 70 Jahren Uranabbau auf ihrem Land. Die Sioux-Aktivistin Charmaine White Face erklärt, dass ihr Volk we-der um ihr Einverständnis gebeten noch über die Risiken des Uranabbaus informiert wurde.

Vor der Entstehung der USA und Kanadas lebte die Great Sioux Nation im Herzen des nordamerikanischen Kontinents. Ihr ursprüngliches Territorium erstreckte sich über vierzehn US-Bundesstaaten und Teile von drei kanadischen Provin-zen. Anfangs des 17. Jahrhunderts han-delten die Sioux erste Abkommen mit Frankreich aus. Der letzte Vertrag wurde 1868 mit den USA am Fort Laramie (heu-te Wyoming) abgeschlossen. Der Vertrag legte ein bestimmtes geographisches Gebiet für die «uneingeschränkte und unbehelligte Nutzung und Besiedelung» durch die Great Sioux Nation fest.

Anfangs der 1940er-Jahre wurde in den heutigen US-Bundesstaaten Monta-na, Wyoming, North und South Dakota − also im vertraglich zugesicherten Gebiet der Sioux − mit dem Uranabbau begon-nen. Dies ohne das Einverständnis der Great Sioux Nation. Bis in die 70er Jahre hinein wurde Uran abgebaut − dann sank der Uranpreis, und 2885 Tagebau-Uran-minen und Schürfschächte wurden still-schweigend stillgelegt. Radioaktiver Staub und kontaminiertes Wasser ver-schmutzen nun schon seit bald 70 Jahren dieses Gebiet. Viele der Flüsse, die durch die Reservate laufen, gehören zu den Trinkwasserquellen der Sioux.

Kein Halt vor heiligen OrtenWiederum ohne das Wissen und das Ein-verständnis der Great Sioux Nation wur-den zwischen den späten 70er- und den frühen 80er-Jahren in den Black Hills über 7000 tiefe Explorationsbohrungen nach Uran durchgeführt. Die Black Hills sind ein heiliger Ort mit vielen Gebets-stätten, indigenen Medizinpflanzen, an-derer weltweit einzigartiger Flora und Fauna, und ausserdem beherbergen sie die sterblichen Überreste der Vorfahren der Sioux. Es ist bis heute nicht bekannt, wie viele Grabstätten, heilige Orte und

Grundwasserleitern durch die über 7000 Explorationsbohrungen beschädigt oder zerstört wurden. Diese Bohrlöcher wur-den weder markiert noch abgedeckt − manche sind so gross, dass ein Mensch hineinstürzen könnte, und einige der Bohrlöcher sind bis zu 250 Meter tief.

Durch die Auswirkungen von radioak-tiver Strahlung und den daraus resultie-renden Krankheiten droht der Great Si-oux Nation Völkermord. Die Lungenkrebs rate der indigenen Bevölkerung in den Northern Plains ist mehr als doppelt so hoch wie jene an der Ost- oder Westküste, und sie liegt 30 Prozent über der Rate der gesamten US-amerikanischen Bevölke-rung. Lungenkrebs ist einer der Hauptin-dikatoren für radioaktive Verseuchung.

South Dakota und Wyoming erlauben gegenwärtig Uranabbau-Firmen erneut, in das den Sioux vertraglich zugesicherte Gebiet einzudringen und nach Uran zu bohren. Auch dies geschieht wieder ohne Zustimmung der Sioux. Ausserdem sind gegenwärtig sowohl in Wyoming als auch in Nebraska Uranminen in Betrieb.

Die Sioux geben nicht aufDie einzige Forderung der Great Sioux Nation ist die Einhaltung des Vertrags

von 1868. Es darf nicht zugelassen wer-den, dass die USA ihre genozidale Politik gegenüber den Sioux fortsetzen. Das Ge-biet muss von sämtlicher radioaktiver Verschmutzung der Luft, des Bodens und des Wassers gereinigt werden.

Die Repräsentanten des Sioux Nation Treaty Council haben sämtliche Rechts-mittel ausgereizt und sie haben seit 1984 ihre Forderungen der UNO immer wieder unterbreitet, ohne dass daraus je-mals eine Resolution hervorgegangen wäre. Dennoch werden sie nicht aufge-ben und ihre Botschaft weiterhin in die Welt tragen, in der Hoffnung, Gehör zu finden, bevor es zu spät ist: bevor die Great Sioux Nation ausgelöscht ist.

Auch die Defenders of the Black Hills, eine Non-Profit-Organisation, die sowohl mit indigenen als auch mit nicht-indi-genen Gruppierungen zusammenarbeitet, macht mit Aktionen und Kampagnen auf nationaler und internationaler Ebene auf die verheerende Umweltzerstörung auf-merksam. 2007 wurde der Organisation der Nuclear-Free Future Award in der Ka-tegorie Widerstand verliehen.

Chairmaine White Face, Koordinatorin von

Defenders of the Black Hills

«Achtung: Kein Camping». Nicht länger als einen Tag pro Jahr darf man sich in dem radioaktiv ver-seuchten Gebiet aufhalten.

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Uranindustrie zerstört Lebensraum der AboriginesEtwa 30 bis 40 Prozent aller weltweiten Vorkommen lagern in Australiens Böden, ein Grossteil davon im Norden des Landes, dem Northern Territory, wo beinahe jeder dritte der etwa 200 000 Einwohner einem Aborigine-Stamm angehört.

Die Ranger-Mine ist die zweitgrösste ak-tive Uranmine der Welt und liegt im aus-tralischen Gebiet Northern Territory. In den letzten 20 Jahren kam es dort immer wieder zu Vorfällen, wo radioaktiv ver-seuchtes Wasser in die Flüsse gelang. Die Mine wurde gegen den Willen der Mirrar-Aborigines gebaut, welche diese nördliche Gegend Australiens seit Jahr-tausenden bewohnen. Yvonne Margarula, Stammesälteste der Mirrar, kämpft seit Jahren gegen den Uranbergbau auf ih-rem Land: «Die Regierung hat unsere Wünsche ignoriert und die Ranger-Mine wurde gegen unseren Willen gebaut. Der Uranbergbau hat uns nicht nur unser heiliges Land weggenommen, sondern es auch zerstört.»

Jabiluka-Mine gestopptVor zehn Jahren jedoch durften die Mir-rar einen Erfolg feiern: Sie verhinderten den Bau der Jabiluka-Mine, die ebenfalls auf ihrem Land hätte entstehen sollen. Die erfolgreiche Kampagne der Mirrar er-hielt Unterstützung von Umweltschutz-organisationen und Tausenden Akti-visten. Der Kampf der Mirrar geht jedoch

weiter. Bereits sind neue Uranminepro-jekte auf ihrem Land geplant. Auch wird im Northern Territory immer wieder nach geeigneten Orten für ein Endlager ge-sucht. Dave Sweeney von der Umwelt-schutzorganisation Australian Conserva-tion Foundation findet dieses Verhalten bezeichnend: «Natürlich passiert es da, wo die Menschen einen schlechten Zu-gang zu Internet, modernen Kommuni-kationsmitteln und den Medien haben.»

Neben der Ranger-Mine gibt es der-zeit zwei weitere aktive Uranbergwerke in Australien: Olympic Dam und Beverley, beide im Bundesstaat Südaustralien und beide auf Land, welches ebenfalls den Aborigines gehörte.

Irreparable SchädenZahlreiche Probleme bestehen bei der Olympic Dam-Mine: Die Absetzbecken, wo 70-80 Mio. Tonnen Abraum gelagert wird, sind schlecht gewartet. Es gibt keinerlei Pläne, was in weiterer Zukunft mit diesem radioaktivem Abfall gesche-hen soll. Zudem benötigt die Mine täg-lich 30 Mio. Liter Wasser, welches vom Grossen Artesischen Becken, dem grös-

sten unterirdischen Wasserreservoir der Erde, bezogen wird. Ein einzigartiges, fragiles Ökosystem droht somit zerstört zu werden.

Die Beverly-Mine nahm 2001 ihren Be-trieb gegen den Willen der indigenen Be-völkerung, der Adnyamathanha, auf. Der Konsultationsprozess wird von Adnya-mathanha-Sprecherin Jillian Marsh als unfair bezeichnet. Heathgate Resources, die Firma welche die Mine betreibt, hätte versucht, ihre Gemeinschaft zu spalten, um sie zu schwächen und die kritischen Stimmen verstummen zu lassen.

Die Beteuerung seitens der Regierung und der Minenbetreiber, die Region wer-de nach Beendigung der Minentätig-keiten wieder saniert, ist aus indigener Sicht wertlos, erklärt Marsh: «Für uns Ad-nyamathana gibt es im Grunde keine Sa-nierung, denn sobald etwas gestört oder zerstört worden ist, ist es in seiner Ur-form verschwunden, wie das Land, dem man das Uran auf so drastische Weise entzogen hat. Eine spirituelle und phy-sische Einheit, deren Ganzheit ruiniert ist, kann nie mehr ganz werden.»

Zivilbevölkerung skeptischSeitdem sich im Jahr 2007 auch die Aus-tralian Labor Party positiv gegenüber neuen Uranminenprojekten geäussert hat, ist es für Indigene und Umweltorga-nisationen zunehmend schwierig, gegen neue Minenprojekte vorzugehen. Die Ab-origines beobachten aber, dass sie nicht mehr allein sind mit der Sorge um ihr Land: Statistiken zeigen, dass sich mitt-lerweile fast 70 Prozent aller Australier gegen die Errichtung neuer Uranminen äussern. Im Gegensatz zur politischen Elite scheint die Zivilbevölkerung nicht mehr bereit zu sein, die Uranindustrie auf Kosten der Aborigines und der Um-welt weiter voranzutreiben. Rahel Zürrer, GfbV SchweizRanger-Mine: von hier stammt das Uran für das Schweizer AKW Mühleberg.

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Film «Auf Augenhöhe»: Indigene über den Uranabbau Im Kurzfilm berichten fünf indigene Uran-Aktivistinnen aus Niger, Namibia und den USA über ihr Leben mit den tödlichen Hinterlassenschaften des Atombrennstoffs Uran.

Der Kurzfilm zeigt Indigene, die alle eine Gemeinsamkeit teilen: Sie bewoh-nen Gebiete, in denen Uran abgebaut wird und sie setzen sich dafür ein, die Folgen des Uranabbaus publik zu ma-chen und die Schäden zu begrenzen.

«Bei uns fliesst Blut − für das Licht anderer Leute.» Das erzählen zum Bei-spiel die Tuareg Aghali Mahiya und Azara Jalawi aus dem Niger. Seit mehr als 40 Jahren baut dort der französische Grosskonzern Avera Uran ab.

Die Interviewpersonen im Film reden in aller Ruhe über ihre Lage − dabei ist sie erschreckend. Die Minenarbeiter wis-sen oft nicht, weshalb viele von ihnen krank werden, berichtet die Sprecherin der African Uranium Alliance, Hilda Shin-dondola-Mote aus Namibia. Manuel F. Pino, Vertreter der Pueblo-Indianer,

spricht über «Umweltrassismus» in den USA: Die Indigenen müssten in den ver-seuchten Gebieten leben.

USA, Niger, Namibia − wo auch immer Uran abgebaut wird, die Folgen sind fa-tal. Radioaktiver Staub in der Luft verur-sacht Atemwegserkrankungen, Uran kann in Flüsse gelangen und das Wasser ver-seuchen.

Der Kurzfilm ist eine Produktion der Initiative Strahlendes Klima. Den Film ansehen oder eine DVD bestellen: www.strahlendesklima.de

Rahel Zürrer, GfbV Schweiz

Interna: Tschüss und Willkommen...

Kaspar Haller Regula Hafner Nadia Imgrüt Eva SchmassmannAngela Mattli

Nur ungern haben wir uns Ende 2010 von unseren drei langjährigen Mitar-beitenden Kaspar Haller, Regula Haf-ner und Nadia Imgrüt verabschiedet. Kaspar Haller war seit Juli 2005 Leiter des Bereichs Politik und Mitglied der Geschäftsleitung. Geprägt hat er ins-besondere die GfbV-Kampagnen und -Projekte für Minderheiten im Irak, Iran und der Türkei. Seine fundierten Kenntnisse des Schweizer Politsystems und seine hervorragenden Kontakte kamen ihm hier zupass. In bester Erin-nerung bleiben werden uns auch sei-ne überzeugenden Analysen und seine Debattierlust.Regula Hafner, Projektleiterin und Campaignerin seit August 2007, prägte insbesondere unsere Aktivi-täten in Afghanistan und im der de-mokratischen Republik Kongo (DRC).

In Afghanistan unterstützte sie mit viel Beharrlichkeit ein Netzwerk von Menschenrechtsorganisationen beim Aufbau einer tragfähigen Struktur. Mit internationalen Firmen, NGO und Indi-genenvertretern verhandelte sie in der DRC erfolgreich über ein verbessertes Mitentscheidungsrecht für Indigene bei der Waldnutzung. Wir werden nicht nur ihre ausgezeichneten Projektma-nagement-Kenntnisse, sondern auch ihr sonniges Gemüt vermissen. Nadia Imgrüt schliesslich, seit Oktober 2008 zuerst als Praktikantin, sodann als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der GfbV, verhalf unserer Roma-Kampagne im Kosovo zum Durchbruch. Unermüdlich setzte sie sich dafür ein, dass rund 200 Roma-Familien, die in einem bleiverseuchten Flüchtlingsla-ger lebten, endlich umgesiedelt wer-

den konnten. Wir möchten uns an die-ser Stelle nochmals ganz herzlich bei Kaspar, Regula und Nadia für ihre her-vorragende Arbeit bedanken und wün-schen ihnen alles Gute für ihre Zu-kunft. Wir freuen uns sehr, dass wir im Fe-bruar 2011 mit Angela Mattli und Eva Schmassmann zwei neue, äusserst mo-tivierte Mitarbeiterinnen begrüssen durften. Angela Mattli, Politikwissen-schaftlerin, NGO- und Politaktivistin, ist Leiterin des neu geschaffenen Be-reichs Kampagnen und Projekte. Eva Schmassmann, mit einem Abschluss in internationalen Beziehungen und einem wissenschaftlichen und NGO-Hintergrund, wird uns als Campaigne-rin unterstützen. Wir wünschen Ange-la und Eva viel Erfolg. Franziska Stocker, GfbV Schweiz

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Leben neben dem Atommüll

Herr Minz, Sie setzen sich im indischen Bundesstaat Jhar-khand für eine Verbesserung der Situation der indigenen Adivasi ein, welche dort unter den Folgen des Uranabbaus leiden. Wie würden Sie die Situation beschreiben? Im indischen Bundesstaat Jharkhand gibt es heute sieben Uranminen. Neben den Minen gibt es zusätzlich fünf Absetz-becken (Seite 10), wo der giftige Abraum der Minen gelagert wird.

Vor allem in der Gegend um die Mine in Jadugoda, die vor 40 Jahren ihren Betrieb aufgenommen hat, gibt es sehr viele Menschen, die an Krankheiten leiden und Kinder, die mit de-formierten Körperteilen zur Welt kamen. Man muss wissen, dass es sich um einen langsamen Prozess handelt. Die radioak-tive Strahlung zeigt ihre Auswirkung normalerweise nicht nach ein oder zwei Jahren. Deshalb leiden auch in Jadugoda mehr Menschen an solche Krankheiten als bei den andern Minen, die

es noch nicht so lange gibt. Ärzte und Wissenschaftler haben Untersuchungen gemacht, aber die Uranium Corporation of In-dia Limited (UCIL), welche für die Minen verantwortlich ist, verneint die Resultate unserer Untersuchungen und unsere Forschungsergebnisse. Das UCIL-Management sagt, dass die

Punit Minz, Angehöriger der indigenen Adivasi, setzt sich für eine Verbesserung der Sicherheitsvorkehrungen in den indischen Uranminen ein und fordert eine angemessene Entschädigung derer, die von ihrem Land vertriebenen wurden.

Werte der radioaktiven Strahlung so gering seien, dass sie kei-nen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen hätten.

Inwiefern leiden Adivasi speziell unter dem Uranabbau?Alle Uranminen in Jharkhand befinden sich auf Land der Adi-vasi. Jedes Mal wurden heilige Orte der Adivasi zerstört. Laut den Zahlen in einem Bericht der indischen Regierung und ge-mäss UCIL sind 95 Prozent aller Arbeiter, die in der Uranindu-strie arbeiten, Indigene. Meistens haben sie keine dauerhafte Anstellung, sondern arbeiten in befristeten Arbeitsverhältnis-sen und werden somit zusätzlich ausgebeutet.

Besonders im Gebiet der Turamdih-Minen waren Sie in den letzten Jahren mit Ihrer Organisation aktiv. Seit wann wird dort Uran abgebaut?Die UCIL begann 1983/1984 Verhandlungen mit der lokalen Bevölkerung über die Nutzung des Landes. Aber erst seit 2000 ist die Mine vollständig in Betrieb.

Am 20. Oktober 2010 organisierte die UCIL und das De-partement für Umweltschutz eine öffentliche Anhörung, da die Aufbereitungsanlage in Turamdhi vergrössert werden sollte. Die Adivasi protestierten jedoch derart massiv, dass die Anhö-rung abgesagt wurde. Der Hauptgrund für diesen heftigen Pro-test war eine Übereinkunft zwischen der lokalen Bevölkerung und der UCIL von 1983. Dazumal wurde den Adivasi verspro-chen, dass jeweils zwei bis drei Personen jedes Hauses, das wegen der Turamdhi-Mine abgerissen wurde, eine Arbeitsstelle erhalten würden, sozusagen als Kompensation. Schlussendlich hielt sich die UCIL jedoch nicht an dieses Versprechen. Längst nicht alle Adivasi wurden entschädigt und es wurde auch nicht dafür gesorgt, dass sie in eine sichere Entfernung umgesiedelt wurden.

Gibt es positive Entwicklungen, die man dem Uranabbau zurechnen kann?Das hängt davon ab, wie man Entwicklung definiert. Die in-dische Regierung spricht von Entwicklung, wenn sich Men-schen ein TV-Gerät oder ein Motorfahrrad kaufen können. Frü-her hatten die Menschen keine Motorfahrräder. Dies hat sich geändert. Die indische Regierung misst den Fortschritt also daran. Für uns ist Entwicklung jedoch etwas anderes. Entwick-lung findet dann statt, wenn mehr Adivasi ausgebildet werden oder dauerhafte Arbeitsstellen haben. Das ist für uns Entwick-lung und davon gibt es keine.

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Arbeiter, die in der Turamdih-Uranmine arbeiten. Sie leben unmittelbar neben den Uranabbaugebieten und Atommülldeponien.

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Welches sind die Hauptprobleme der Adivasi im Zusam-menhang mit dem Uranabbau?Oft spricht man über einen Mangel an Informationen, wie bei-spielsweise über die gesundheitlichen Risiken von radioaktiver Strahlung. Es ist jedoch nicht so, dass die Adivasi nicht wis-sen, dass radioaktive Strahlung ungesund oder gefährlich ist. Als vor 40 Jahren die Jadugoda-Mine ihren Betrieb aufnahm, da wussten die Menschen noch nichts über die Risiken von Uran. Dazumal waren die Menschen nicht informiert. Heute je-doch wissen die Menschen, was ein Absetzbecken ist. Sie wis-

sen, dass das Wasser in diesen Absetzbecken radioaktiv ist. Heute sind sie also informiert über die Risiken, die mit Uran verbunden sind, sie haben jedoch keine Wahl. Wenn sie nicht in den Minen arbeiten, haben sie nichts zu essen.

Dazu kommt, dass die Absetzbecken zu nahe an den Dörfern gelegen sind. Die Dorfbewohner müssen in diesen Dörfern le-ben, da sie oftmals weder eine Entschädigung erhielten noch vernünftig umgesiedelt wurden. In Jharkhand haben wir wäh-rend der Monsunzeit heftige Regenfälle. Folglich überschwem-men diese Absetzbecken und das kontaminierte Wasser ver-schmutzt die Felder und das Grundwasser, welches die Dorfbewohner benutzen.

Gibt es eine Entschädigung für die Adivasi, wenn sie ihre Häuser wegen einem Uranmineprojekt verlassen müssen?Als die Arbeiten für die Turahmdi-Mine 1983 begannen, er-hielten einige Bewohner noch eine Entschädigung. Nach eini-gen Jahren jedoch wurden an Menschen, die erneut umgesie-delt werden mussten, keine Entschädigung mehr ausbezahlt.

Wichtig im Zusammenhang mit Kompensationen ist auch die Frage, wie die Beträge festgelegt werden. Die Entschädi-gungsbeträge wurden 1983 fixiert. Wir leben jetzt aber in ei-ner anderen Zeit. Wenn Menschen heute umgesiedelt werden, sollten sie eine angemessene Entschädigung aufgrund der

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Punit Minz, Kampagnenkoordinator der Organisation Bindrai Institute for Research Study and Action (BIRSA)

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«Die Leute haben keine andere Wahl, als in den Uranminen zu arbeiten.»

Fortsetzung Seite 10

Wer sind die Adivasi?

Indiens Ureinwohner, die Adivasi, stellen mit mehr als 95 Mio. Menschen die grösste indigene Gruppe weltweit. Indi-ens Urbevölkerung hat von der Unabhängigkeit des Landes nicht profitiert. Die meisten Adivasi leben unterhalb der Ar-mutsgrenze und werden im Alltagsleben trotz anders lau-tender Gesetze systematisch diskriminiert und marginalisiert. Grossprojekte, wie der Bau von Staudämmen sowie Berg- und Stahlwerke haben zur Vertreibung hunderttausender Adivasi geführt. Systematisch werden ihre traditionellen Landrechte von den Behörden und Grossunternehmen ignoriert und ver-letzt.Der Bundesstaat Jharkhand ist mehr als doppelt so gross wie die Schweiz. Die 30 verschiedenen Adivasi-Gruppen stellen 27 Prozent der 30 Mio. Bewohner. Vor der Unabhängigkeit In-diens waren die Adivasi mit mehr als 50 Prozent der Einwoh-ner die grösste Bevölkerungsgruppe in Jharkhand. Sie leben in der Region seit mehr als 2500 Jahren.

heutigen Lebenskosten erhalten. Die Entschädigungsbeiträge der UCIL variieren zudem je nachdem, ob das Land für land-wirtschaftliche Zwecke benutzt wird oder als reine Wohnfläche gilt. Falls das Land als landwirtschaftliche Nutzfläche dekla-riert wird, sind die Entschädigungsbeiträge relativ hoch. Wo dies nicht der Fall ist, sind sie tief. Aber wie entscheidet die UCIL, ob Land zu landwirtschaftlichen Zwecken benutzt wurde oder nicht? Das Land bildete immer schon die Lebensgrundla-ge der Adivasi. Sie sind davon abhängig.

Welches sind die Forderungen Ihrer Organisation?Für uns ist klar: Internationale Normen und Standards betref-fend der Entsorgung von radioaktivem Abfall müssen eingehal-ten und von unabhängiger Stelle überprüft werden. Mit dieser Forderung haben wir uns mehrfach an das UCIL-Management gewendet. Sodann müssen die Menschen, welche in der Umge-bung von Atommülldeponien oder Absetzbecken leben, in sichere Entfernung umgesiedelt werden und eine angemessene Entschädigung erhalten. Zuletzt, und dies ist vielleicht unsere

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Kurzinfos

Einladung zur MitgliederversammlungWir möchten die Mitglieder der GfbV herzlich zur Mitgliederversammlung 2011 und zu einem anschliessenden Apéro in unserem neuen Büro in Oster-mundigen einladen.

Traktanden:1. Begrüssung durch GfbV-Präsidentin

Ruth-Gaby Vermot-Mangold 2. Genehmigung des Protokolls der

Jahresversammlung 20103. Kenntnisnahme des Jahresberichts

20104. Rückblick und Ausblick durch Ge-

schäftsleiter Christoph Wiedmer5. Genehmigung der Jahresrechnung

20106. Vorlage des Revisionsberichts 2010,

Décharge des Vorstands und Auftrag zur Erstellung des Revisionsberichts 2011

7. Wahlen des Vorstands/Präsidiums

Wir bitten die Mitglieder, sich bis zum 5. Mai zur Jahresversammlung anzumelden. Alle nötigen Unterlagen senden wir Ih-nen dann gerne per Post oder E-Mail. Weitere Informationen zum Rahmenpro-gramm entnehmen Sie bitte zu einem späterem Zeitpunkt unserer Website. Datum: 12. Mai 2011 Zeit: 19.00 Uhr, Ort:

Geschäftsstelle der Gesellschaft für bedrohte Völker

(GfbV), Schwermenweg 154, 3072 Ostermundigen.

Anmeldung: [email protected], Tel. 031 939 00 00

China: Uigure in FoltergefahrAblikim Abdiriyim, Sohn der uigurischen Menschenrechtlerin Rebiya Kadeer, wird

Minderheiten und indigene Völker in aller Welt1 2

Fortsetzung von Seite 9

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Tamilische intern Vertriebene im Lager «Menik Farm», Distrikt Vavuniya, Sri Lanka, April 2009.

Hochgiftige Absetzbecken

Der Abraum in den Absetzbecken − künstlich angelegten Teichen − enthält noch 80 Prozent der ursprünglichen Radi-oaktivität des Erzes. Hinzu kommen die Rückstände der Säu-ren, mit denen das Uran ausgewaschen wurde. Die Becken sind meist weder eingezäunt noch abgedeckt. So verdunstet im Verlauf der Trockenzeit das Wasser und der Wind kann den giftigen Staub in die Umgebung verteilen. Während der Monsunzeit laufen die Becken häufig über, so dass sich ihr Inhalt in den nächstliegenden Fluss ergiesst. Da der Boden der Absetzbecken nicht abgedichtet ist, können die Giftstoffe ausserdem ins Erdreich sickern. Nach dem indischen Atomge-setz sind Siedlungen innerhalb eines Radius von fünf Kilome-tern um Atommülldeponien und Absetzbecken mit nuklearem Abraum nicht erlaubt. Dies wird aber oftmals nicht eingehal-ten. So befinden sich zum Beispiel in Jadugoda sieben Dörfer innerhalb eines Umkreises von 1,5 Kilometern.

Talsa-Absetzbecken bei den Turamdih-Minen.

wichtigste Forderung, müssen Kultstätten und heilige Orte der Adivasi erhalten bleiben und dürfen nicht durch Minenpro-jekte zerstört werden. Interview: Rahel Zürrer, GfbV Schweiz

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laut Angaben seiner Familie in einem Gefängnis in der Autonomen Uigurischen Region Xinjiang gefoltert. Seinen Aussa-gen zufolge wurde er am 3. November 2010 in Einzelhaft überführt, nachdem er Zeuge eines Vorfalls wurde, den die Behörden geheim halten wollten. Seit-her verschlechtert sich sein gesundheit-licher Zustand zunehmend. Ablikim Ab-diriyim wurde im April 2007 wegen der «Anstiftung zu und Beteiligung an sepa-ratistischen Aktivitäten» zu neun Jah-ren Haft verurteilt. Grund war die Ver-breitung von Artikeln über das Internet. Laut Informationen der staatlichen Me-dien waren seine Rechte während des Verfahrens geschützt. Ausserdem soll er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe ge-standen haben. Seine Familie bestreitet jedoch diese Angaben und erhebt den Vorwurf, dass jegliche «Geständnisse» wahrscheinlich durch Folter erzwungen wurden.Quelle: Amnesty International

Schweiz: Neue Gesetzgebung erlaubt Kampf gegen Straflosigkeit Seit dem 1. Januar 2011 verfügt die Schweiz über eine neue Gesetzgebung, die es ihr erlaubt, Völkermord, Verbre-chen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen wirksam zu ahnden. Das Gesetz verankert namentlich den Tatbestand der Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Schweizer Strafge-setzbuch, es präzisiert die Definition von Kriegsverbrechen und es beauftragt die Schweizer Staatsanwaltschaft, diese Verbrechen zu verfolgen. Das neue Ge-

setz gibt der Schweiz grössere Kompe-tenzen, diese schwersten aller Straf-taten zu ahnden, selbst wenn sie im Ausland ausgeführt worden sind. Quelle: GfbV Schweiz

Kosovo: Roma-Rückkehr überfordert Gemeinden und StädteDie «freiwillige» oder erzwungene Rück-kehr von Tausenden von Roma aus west-europäischen Ländern (besonders Frank-reich und Deutschland) stellt den Kosovo vor grosse Probleme. Eine Studie der OSZE-Mission zeigt, dass die lokalen Be-hörden (sog. municipalities) im Kosovo für Reintegration und Rückkehr nur sehr mangelhaft gewappnet sind. Die grös-sten Schwächen sind ungenügender po-litischer Wille, die Minderheitsangehö-rigen überhaupt reintegrieren zu wollen, fehlende Planung und Finanzen sowie Mangel an Koordination und Zusammen-

arbeit zwischen den Instanzen. Dies al-les auf dem Hintergrund, dass die Roma-RückkehrerInnen nur sehr begrenzten Zugang zu (Grund-)Eigentum haben, da viele ihrer Häuser im Krieg zerstört wur-den, dass es für sie kaum Beschäfti-

gungsmöglichkeiten gibt und dass sie zu Gesundheitsdiensten, Unterstützungs- und Bildungsmöglichkeiten nur schwer zugelassen werden. Dazu kommen Si-cherheitsängste und eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit.Quelle: OSCE Mission in Kosovo, Municipal responses

to displacement and returns in Kosovo, Prishtina,

November 2010

USA: Protest gegen neue Uranminen-projekte am Grand CanyonDie Denison Mines Corporation, ein ka-nadischer Bergbaukonzern, plant drei weitere Uranminen in der Nähe des Grand Canyons. Trotz Protesten der indi-genen Bevölkerung der Region, nahm dort bereits im Jahr 2009 die Arizona-1-Mine ihren Betrieb auf. Der Grand Can-yon gilt als traditionelles Stammesge-biet der Havasupai und der Hualapai. Obwohl beide Indianervölker in ihren Reservaten den Uranbergbau verboten haben, können die US-Behörden Uran-bergbaulizenzen in den Nachbargebie-ten vergeben. Die Navajo-Indianer in New Mexiko leiden bis heute unter den Folgen des Uranbergbaus, der in ihren Gebieten in den 1940er-Jahren startete. Ungefähr 30 Prozent aller Navajo haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Be-troffene Indigene kämpfen nun gegen die geplanten Uranminen und erwarten von den amerikanischen Behörden, Mensch und Umwelt vor wirtschaftliche Interessen zu stellen und keine weiteren Uranminenprojekte nahe des Grand Can-yons zu erlauben.Quelle: Indigenous Action Media

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Kurzinfos

Minderheiten und indigene Völker in aller Welt

1. Tuareg, Mali (Foto: Emilia Tjernström)

2. Kurdin, Türkei (Foto: Antonio Perez Rio)

3. Quechua, Peru (Foto: Nathan Gibbs)

4. Tibeterin, China (Foto: Mike Chan)

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Kosovo: Jugendliche Roma sind im Nachkriegs-Kosovo besonders stark von Armut und Perspektivenlosigkeit betrof-fen. Ihre speziellen Bedürfnisse und Anliegen werden je-doch oft nicht wahrgenommen. Im November 2010 führte die GfbV mit neun jugendlichen Roma aus den fünf Haupt-regionen Kosovos, welche sich als Lehrer, Jugend- und Sozi-alarbeiter bereits seit längerem für ihre Gemeinschaften engagieren, einen Workshop durch. Ziel war es, sie unterei-nander zu vernetzen und mit Know-How zu unterstützen. Als junge Leader könnten sie künftig eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Roma-Gemeinschaften spielen. Am Workshop ist die Idee entstanden, eine nationale Jugendor-ganisation zu gründen, welche sich für die Belange von jugendlichen Roma in Kosovo einsetzen könnte.

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Brasilien: Recherchen der GfbV und der brasilianischen Umweltorga-nisation Kanindé deckten im Herbst 2010 auf, dass mit dem ge-planten Bau des Megastaudamms Belo Monte eine gewaltige Indus-trialisierungswelle im Herzen des Amazonas eingeleitet werden soll, welche sowohl die in Reservaten lebenden Indigenen wie auch un-kontaktierte Indigene bedroht. Die GfbV und Kanindé, unterstützt von 12 weiteren Nichtregierungsorganisationen, reichten deshalb im Dezember 2010 eine Beschwerde bei der brasilianischen Bundesan-waltschaft ein. Darin forderten sie diese unter anderem auf, den Bau des Belo Monte-Staudamms bis auf weiteres zu sistieren.

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13GfbV-Projekte und -Kampagnen

Iran: Zahlreiche iranische Minderheiten haben 2005 eine gemeinsame Initiative zur besseren Integration von Minderheiten in einem künftigen Iran gestartet. Im Rahmen dieser Initiative organisierte die GfbV im De-zember 2010 ein Seminar am Institut für Föderalis - mus in Fribourg, an welchem zwölf Vertreterinnen und Vertreter verschiedener iranischer Minderheiten (da- runter Kurden, Belutschen und Araber) das schweize-rische Föderalismusmodell näher kennenlernen konnten. Ziel des Seminars war es, über mögliche föderalistische Modelle für einen künftigen Iran zu diskutieren.

China: Seit Anfang 2011 verhandelt die Schweiz mit China über ein Freihandelsabkommen. Die GfbV verlangte im No-vember 2010 gemeinsam mit weiteren Organisationen sowie der bekannten uigurischen Menschenrechtlerin Rebiya Kade-er vom zuständigen Bundesrat Schneider-Ammann, dass dieses Abkommen die Menschenrechte respektiert und för-dert. Schweizer Unternehmen dürfen nicht von den tiefen Menschenrechtsstandards in China profitieren. Denn das Freihandelsabkommen soll nicht nur ein Erfolg für die Schweizer Wirtschaft werden, sondern muss auch zur Ver-besserung der Menschenrechtssituation in China beitragen.

Sri Lanka: Die GfbV forderte im Dezember 2010 in einer Eingabe an die UNO-Expertenkommission für Sri Lanka eine unabhängige Untersuchung der Kriegsverbrechen, welche von Seiten der srilan-kischen Streitkräfte sowie der Tamil Tigers begangen worden sind. Die Expertenkommission soll UNO- Generalsekretär Ban Ki Moon beim weiteren Vorge-hen bezüglich der mutmasslichen Verletzungen des humanitären Völkerrechts in der letzten Phase des srilankischen Bürgerkriegs beraten. Die GfbV ist davon überzeugt, dass genügend Beweismaterial vorliegt, um eine Untersuchung einzuleiten.

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Zahlreiche Frauen wurden in Vergewalti-gungslagern wie in Foca, Sokolac, Vise-grad, Brcko, Vlasenica, Vogosca und Prijedor getötet oder erlagen schweren Verletzungen. Andere wurden durch die wiederholten Vergewaltigungen in den Lagern schwanger. Bei ihrer Freilassung waren die Schwangerschaften oft schon weit fortgeschritten, so dass ein Schwanger schaftsabbruch nicht mehr möglich war. Viele dieser Kinder wurden zur Adoption freigegeben.

Vergessene OpferDie überlebenden Vergewaltigungsopfer gerieten nach dem Krieg weitgehend in Vergessenheit. Erst die 1999 gegründete Frauensektion vom Verband der ehema-ligen Lagerinsassen im Kanton Sarajevo durchbrach das Schweigen um die Opfer der systematischen Vergewaltigungen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat uns bei dieser wichtigen Ar-beit besonders unterstützt. Sie setzte sich gemeinsam mit anderen Organisati-onen in Bosnien-Herzegowina für eine rechtliche Anerkennung der Vergewalti-gungsopfer ein. Denn als zivile Opfer des Krieges wurden ihre Leiden lange in keinem Gesetz berücksichtigt. Sie er-hielten weder Unterstützung noch staat-

liche Subventionen. 2006 wurden da-raufhin die Vergewaltigungsopfer zumin dest in einem Teil des Landes, der Föderation Bosnien und Herzegowina, als zivile Kriegsopfer gesetzlich aner-kannt. Ein Teil der Frauen erhielt wegen ihrer Arbeitsunfähigkeit von da an auch eine monatliche Rente.

Täter bleiben oft unbestraftAuf Landesebene dauert der Kampf für diese Anerkennung jedoch noch immer an. Besonders schwierig ist die Situati-on für die Vergewaltigungsopfer, die in die Republika Srpska − den serbisch kon-trollierten Teil Bosniens − zurückgekehrt sind: Ihnen fehlt noch immer jegliche Hilfe. In der Republika Srpska bekom-men nur serbische Kriegsopfer finanzi-elle Unterstützung. Unter anderem des-halb ist eine Rückkehr für die meisten nicht-serbischen Frauen in ihre Heimat-orte unvorstellbar. Zudem wohnen dort noch immer die Peiniger der Frauen. Sie leben auf freiem Fuss und einige von ih-nen führen wichtige Ämter bei Gemein-den, der Polizei oder im Justizwesen aus. Die serbischen Vergewaltiger und Folterer wurden für ihre Verbrechen meist nicht bestraft und damit das so bleibt, bedrohen sie ihre früheren Opfer

massiv, sobald sie sich in ihre einstige Heimat zurückwagen. Deshalb leben die meisten Vergewaltigungsopfer als Ver-triebene in Sarajevo und anderen Städ-ten Zentralbosniens − meist in proviso-rischen Wohnverhältnissen.

Etwa 80 Prozent der betroffenen Frauen haben ihre Ehemänner oder ande-re männliche Verwandte im Krieg verlo-ren. Sie sind zu 90 Prozent arbeitslos und haben mehrheitlich kein regelmäs-siges Einkommen. Und trotz der schweren Traumata, unter denen fast alle Frauen leiden, erhalten sie weder eine angemes-sene psychotherapeutische Behandlung noch sind sie in der Lage, die medizi-nische Betreuung selbst zu finanzieren.

Gegenseitige UnterstützungIn der Frauensektion vom Verband der ehemaligen Lagerinsassen haben sich etwa 1000 Frauen zusammengeschlos-sen, die alle Opfer von Vergewaltigung, Folter und Misshandlung waren. Den traumatisierten Frauen ist es eine gros-se Hilfe, sich in unseren Räumen regel-mässig treffen und über ihre Leiden während des Krieges sowie heutige Pro-bleme sprechen zu können. In diesem Kreis ist es uns möglich, ohne Scham über das Erlebte zu sprechen, uns auszu-weinen und Ratschläge und Erfahrungen auszutauschen. Wir bieten den Frauen unter anderem einen Näh- und Schnei-derkurs an, um sie zu beschäftigen und ihnen langfristig eine Perspektive zu er-möglichen. Unsere gemeinsamen Aktivi-täten haben sich als wahre Therapie er-wiesen, denn diese Momente erinnern die Betroffenen an Zeiten, als sie noch glücklich und sorgenlos mit ihren Lieb-sten zusammenlebten.

Enisa Salcinovic, Präsidentin der Frauensektion

beim Verband der ehemaligen Lagerhäftlinge und

Mitglied des Vorstandes der GfbV Bosnien.

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Überlebende der VergewaltigungslagerWährend des Krieges in Bosnien-Herzegowina wurden über 20 000 meist bosniakische Frauen von Karadzics Soldaten, serbischen Nachbarn und Bekannten vergewaltigt und oft monate-lang in Konzentrationalagern festgehalten. Ihr Leiden droht in Vergessenheit zu geraten.

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Nähkurse als Therapie: Beim Nähen können sich die Frauen über ihre Erfahrungen austauschen und Trau-mata verarbeiten.

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der Schweiz und besonders Geschichten von Menschen, die in mehreren Welten leben. In seinem neuen Roman «Der Hochzeitsflug» trifft die traditionelle Welt des Dorfes in der Heimat der Eltern auf die Welt eines jungen Mannes na-mens Beyto in der Schweiz. Beyto hält seine Liebesgeschichte mit Manuel vor seinen Eltern geheim. Als er mit seiner Cousine verheiratet werden soll, spitzt sich das Drama zu. Yesilöz erzählt von Beytos Einsamkeit im Strudel der Ge-fühle, zwischen Respekt gegenüber den Eltern und Auflehnung, mit Sympathie für die Cousine und konfrontiert mit den Erwartungen seines Schweizer Gelieb-ten.Yusuf Yesilöz: Der Hochzeitsflug, Limmat Verlag,

März 2011.

Lesung: 9. März 2011, 20 Uhr, ONO Bühne, Bern,

Eintritt: CHF 15.-/10.-

Nordamerika: «Von Lachsmenschen und Regenmachern»

In der Dauerausstellung des Zür-cher Nordamerika Native Museums

(NONAM) wird den BesucherInnen das

indigene Nordamerika in seiner kultu-rellen Vielfalt näher gebracht. Denn von der Eiswüste im Norden bis zu den Sand-wüsten im Südwesten leben Indianer, Inuit und Métis unter äusserst unter-schiedlichen topografischen und klima-tischen Bedingungen. Diese bestimmen ihr Leben und prägen ihre Kulturen. Dauerausstellung: Von Lachsmenschen und Regen-

machern. Sonderausstellung: Von Lebertran bis To-

temtier, ab 10. Februar 2011. Museum NONAM, See-

feldstrasse 317, Zürich.

Georgien: «The Other Bank»Seit Beginn des georgisch-abcha-sischen Krieges ist Tedo von sei-

nem Vater getrennt, langsam hat der 12jährige genug davon, das Leben eines Flüchtlings zu führen. Er arbeitet hart in einer Autowerkstatt bei Tiflis − trotzdem reicht das Geld nicht, das er und seine Mutter, eine Verkäuferin, verdienen. Als er entdeckt, dass seine Mutter sich aus Geldnot Fremden anbietet, reicht es ihm: Tedo begibt sich ins gefährliche Krisengebiet Abchasiens, um seinen Va-ter zu suchen und überschreitet auf sei-ner Reise nicht nur politische, sondern auch emotionale Grenzen.The Other Bank, George Ovashvili, Georgien, 2010.

Filmstart: 17. März 2011.

Sibirien: «Die Frau am See − Ein Liebesmärchen aus der Tundra»

Gatle und Lollo erkennen schon als Jungs, welches der bedeu-

tendste Teil ihres Körpers ist − und bren-nen darauf, ihn einzusetzen. Bald ist kein weibliches Wesen der Tundra vor ih-nen sicher. Da erteilt ihnen der Schama-ne Tschenko eine Lehre: Er verstösst sie aus der Siedlung und macht sie zu Männ-lein, kaum grösser als das letzte Glied des kleinen Fingers. Der Autor Juri Rychtëu ist der erste Schriftsteller des Volkes der Tschuk-

tschen mit zwölf-tausend Menschen und wurde zu einem berufenen Zeugen einer bedrohten Kultur.

Juri Rychtëu: Die Frau am

See − Ein Liebesmärchen

aus der Tundra. Unions-

verlag, 28. Februar 2011.

Schweiz: «Jung und Jenisch»Ein Dokumentarfilm über junge Schweizer Jenische, die trotz vie-

ler Hindernisse ihre Kultur leben. Er geht der Frage nach, warum immer mehr junge Schweizer Fahrende wieder unter-wegs sind und wie ihre Zukunft aussieht. Der Film begleitet Pascal, Miranda, Jere-my und Franziska. Sie sind zwischen 17

und 25 Jahre alt und in eigenen Wohnwagen un-terwegs.

Jung und Jenisch,

Martina Rieder und

Karoline Arn,

Schweiz, 2010.

DVD erhältlich bei

www.praesensfilm.ch

Schweiz: «Zigeunerhäuptling: Vom Kind der Landstrasse zum Sprecher der Fahrenden»

Robert Huber war ein Opfer der «Aktion Kinder der Landstrasse»,

wie eines der dunkelsten Kapitel der jün-geren Schweizer Geschichte bezeichnet wird. Von 1926 bis 1972 entriss die Stif-tung Pro Juventute Hunderte Kinder ih-ren Eltern, um sie der Kultur der Fahren-den zu entfremden. Robert Huber ging daran nicht zu Grunde, sondern fand schrittweise den Weg zurück zu seinen Wurzeln. Seine Lebensgeschichte steht stellvertretend für die Geschichte der Jenischen und ihres erwachenden Selbst-bewusstseins in der Schweiz.Willi Wottreng: Zigeunerhäuptling: Vom Kind der

Landstrasse zum Sprecher der Fahrenden − Das

Schicksal des Robert Huber. Orell Füssli Verlag,

2010.

Kurdistan/Schweiz: Lesung von Yusuf Yesilöz «Der Hochzeitsflug»

Yusuf Yesilöz erzählt Geschichten aus der Türkei, aus Kurdistan und

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