Voll Mein Still

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Voll mein Stil Von wegen grüne Mode ist nur was für Alternative und Modemuffel. In Bio- Baumwolle und Öko-Mode machten sich unsere Verkäufer richtig gut

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„Voll mein Stil“Von wegen grüne Mode ist nur was für Alternative und Modemuffel. In Bio-

Baumwolle und Öko-Mode machten sich unsere fünf Laien-Models richtig gut

VON MauriciO bustaMaNte (fOtOs), birgit Müller (text) uND beatrice blaNk (Mitarbeit)

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Sonja im Minirock für 79,90 Euro und Strumpfhose für 19,90 Euro, beides von hessnatur; dazu schwarz-weiß breit gestreifter Pullover mit Kapuze für 12 Euro von C&A. Sie zeigt ein fliederlila Kapuzen-Ringel-Shirt (59 Euro von Mandala bei fein). Sascha gefällt’s, aber kaufen würde er’s nicht. Er hat ja schon das T-Shirt „Zugvögel“ von fairliebt (22 Euro), eine Schiebermütze (9 Euro) und eine Jeans (19 Euro) von C&A. Günther schwärmt per SMS von seiner Hose (19 Euro bei C&A), dem Ringelshirt (39,90 Euro) und der Sweatjacke (69,90 Euro), sowie der Fischermütze aus Schurwolle (19,90 Euro) – alles von hessnatur

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Nico jongliert im Kapuzenpulli von Kuyichi (109 Euro bei fein); Jeans und Sonnenbrille hat er selbst mitgebracht.Vorne: Matthias hat mal Feuer – und Jeans (29,90 Euro) und Weste (19,90 Euro) von H&M; einen Schal für 7 Euro, eine Mütze für 9 Euro und ein Hemd für 12 Euro von C&A. Rosee trägt das gleiche Hemd und auch eine C&A-Mütze. Dazu: Jeans (19 Euro) und Sweatjacke (15 Euro) von C&A.Übrigens: (Fast) alle gezeigten Klamotten sind „grün“ – hessnatur, fein und fairliebt haben nur Bio-Mode. Bei C&A und H&M haben wir uns aus den Bio-Baumwoll-Kollektionen „Bio Cotton“ beziehungsweise „Organic Cotton“ bedient

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Der Sonne entgegen: Günther im T-Shirt „Schwarzes Schaf“ für 22 Euro (von fairliebt). Gegen den Wind schützt die Kapuzenjacke von slowmo bei fein (149 Euro)

Links: Sonja mit lilafarbenem Rollkragenpullover (79 Euro von Mandala bei fein) und blauer Feinstrumpfhose (19,90 Euro bei hessnatur) vor roter Wand, dazu Weste (19,90 Euro bei H&M) und Minirock (79,90 Euro bei hessnatur)

Nico ist der coole Typ mit buntem Hund. Das T-Shirt (24 Euro) kommt von fairliebt, die Jeans (29,90 Euro) von H&M, genauso wie das Hemd (19,90 Euro). Die Sonnenbrille ist Privatsache

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Sascha präsentiert sich in Bio Cotton von C&A (Hose 19 Euro; Hemd 12 Euro), die Schiebermütze ist auch daher (9 Euro)

Rechts: Längsstreifen, die Rosee strecken: Hemd (12 Euro), komplettiert von Hose (19 Euro) und Sweatjacke (15 Euro) und Mütze (9 Euro), alles von C&A

Matthias trägt Jeans von C&A (19 Euro) und unter dem kupfer-farbenen Pullover (69,90 Euro) ein gestreiftes Hemd (69,90 Euro). Darüber für kalte Tage einen dunkelbraunen Mantel (179 Euro), alles von hessnatur

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Oben. Sonja: Jeans (29,90 Euro) von H&M – eigentlich für Männer; Fischermütze (19,90 Euro) von hessnatur, Strickjacke (119 Euro) von hessnatur. Hinten links. Günther in C&A: Hose 19 Euro und Hemd 12 Euro; Sonnenbrille privat. Mittendrin: Sascha, der sich in rotem Tweedpullover (99 Euro) von hessnatur und Jeans (19 Euro) von C&A wohlfühlt. Rosee trägt bio längs und quer gestreift: Hemd (12 Euro), Sweatjacke (15 Euro), Hose (19 Euro), Mütze (9 Euro) – alles von C&A. Nico will die Jeans (29,90 Euro) von H&M behalten, das thymianfarbene Langarmhemd (49,90 Euro) von hessnatur nicht unbedingt; Mütze (9 Euro) von C&A; Schal privat (Nico: „Aber nicht dass man denkt, das wär meiner!“)

Unten links. Maritim lehnt sich an sportlichen Chic: Günther in Ringelshirt (39,90 Euro), blauer Sweatjacke (69,90 Euro) und Fischermütze aus Schurwolle (19,90 Euro) von hessnatur.Rosee im weißen Hemd (12 Euro) hat lässig eine gestreifte Sweat-jacke (15 Euro) über die Schulter gehängt, beides von C&A; Mütze (9 Euro) auch von C&A

Unten rechts: Günther, bleib so, wie du bist! Lauf, Nico, lauf: Kapuzenpulli (109 Euro) von Kuyichi bei fein; Jeans und Sonnen-brille privat

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Soll noch einer sagen, Männer seien Modemuffel. unsere vier männlichen Models haben stundenlang Hosen, t-Shirts und Pullover ausgesucht, anprobiert und sich dann auch noch fotografieren lassen. Schade ist nur, dass den meisten herzlich egal ist, ob die Mode grün oder fair ist.

„Es ist toll, mal wieder im Mittelpunkt zu stehen“, sagt Hinz&Künzt-Verkäufer Sascha Hanff. Mode war ihm immer wichtig. „Du benimmst dich ganz anders, je nach-dem, ob du in einem Anzug steckst oder in einer löchrigen Jeans“, sagt der 37-Jährige.

Vor hessnatur am Alstertor will Sascha aber erst mal streiken. „Da kaufen doch nur Erdkundelehrer und Birken-stockträger“, lästert er. Später wird er ganz anders klingen.

Kaum drinnen, nölt auch unser zweites Model: Gün-ther Janssen. Der hat sowieso seinen eigenen Stil: „Schon in der Schule wollte ich nie aussehen wie die anderen“, sagt der 37-Jährige, die Haare zu einem Pferdeschwanz ge-wurschtelt, Lederhut drauf, Lederjacke, so bikermäßig halt. Sein Markenzeichen ist sein Hut: „Er schützt vor Regen, und gleichzeitig braucht man keine Sonnenbrille mehr“, sagt der St. Paulianer, der lange im Sicherheitsgewerbe gearbeitet hat.

Dass er überhaupt mitmacht bei unserer tour durch Hamburgs grüne Modewelt, ist vor allem dem Spaß ge-schuldet, gemeinsam mit den anderen Hinz&Künztlern etwas Außergewöhnliches zu erleben: ein Shooting, wie man auf neudeutsch einen anstrengenden, aufwändigen und langen Fototermin nennt.

„Das kratzt ja“, sagt Günther Janssen vorwurfsvoll über eine dicke Jacke, die man sowieso niemals auf nackter Haut tragen würde. Greift sich einen Pullover und verzieht das Gesicht. „Kratzt alles“, sagt er und sieht richtig un-glücklich aus.

Wir reden alle auf ihn ein, jeder schleppt etwas an für Günther, der immer wieder betont, dass er nichts von all-dem jemals „privat“ anziehen würde. Frau Meier von hess-natur betreibt Krisenintervention – in Form einer ruhigen Beratung mit wenigen zielsicheren Darreichungen.

Sascha dagegen ist einer Ohnmacht nahe. Herrliche Wollpullover, Jacken aus gewalkter Schurwolle, Pullis aus Alpaka. Vergessen die Sprüche von vorhin. „Man spürt die hochwertige Qualität förmlich in den Fingerspitzen”, sagt Sascha. Er greift sich einen tweed-Blazer und streift ihn über. „Voll mein Stil!“, sagt er inbrünstig.

Als seine Welt noch in Ordnung war, hatte er schränke-weise modische Klamotten. Er arbeitete in der Gastronomie und auf Schiffen, außerdem hatte er geerbt. 20 Armband-uhren besaß er, „passend für jede Gelegenheit“.

Geld spielte bei ihm so lange keine Rolle, bis er keins mehr hatte. „Wenn mir jemand 2004 gesagt hätte, dass ich ein Jahr später auf der Straße landen würde, hätte ich den-

jenigen nur ausgelacht“, sagt der Linzer. „Wahrscheinlich wäre ich gerade in einem in-Lokal gewesen und hätte eine Magnum-Flasche Champagner dagegen gewettet.“ 2005 war er finanziell am Ende. „Aber statt meine Familie um Hilfe zu bitten, habe ich den Kopf in den Sand gesteckt“, sagt er. Er ist sich selbst gegenüber misstrauischer gewor-den. „ich kann nicht mit Geld umgehen“, sagt er. „nach wie vor kaufe ich zu teuer ein.“ Sein Geld gibt er deshalb oft einem Freund, der dann für ihn mit einkauft. nur negativ findet er das Obdachlossein nicht: „Früher war ich arrogant und habe auf Bettler und Obdachlose heruntergeschaut“, sagt er. „ich glaube, ich bin menschlicher geworden, weil ich hier viel Menschlichkeit erfahren habe.“

irgendwann will er den Weg raus aus der Obdachlosig-keit schaffen. Er hat auch einen Anreiz, er hat sich verliebt. Wenn schon nicht für sich selbst, so doch für seine Freun-din will er etwas erreichen. „ich finde, einer Frau muss man etwas bieten.“

unser Gastmodel Matthias Junge hat sich in eine hin-tere Ecke verzogen. Genüsslich probiert der bürgernahe Beamte einen Pullover nach dem anderen an, dann t-Shirts und Jacken. „Das fühlt sich toll an“, sagt der 46-Jährige. „Das Hemd ist leicht und liegt gut am Körper, den Pullover spürst du kaum – und die Kapuzenjacke ist ein traum.“ Die Preise sind hoch, aber man kann ja mal auf das ein oder an-dere Stück sparen, findet er. „Auf jeden Fall macht es Spaß, mal so etwas anzuhaben.“

Richtig cool. Günther kommt aus der umkleidekabine und ist kaum wiederzuerkennen: Die Haare offen, eine Bio-Cotton-Hose, ein gestreiftes Shirt und eine dunkle Kapuzenjacke, dazu eine dunkelblaue Wollmütze. Günther lächelt, entspannt. Krise überwunden.

Auch für Hinz&Künztler Rosee Jahn ist „absolut wich-tig“, was und wie er sich anzieht. Als er noch Lkw-Fahrer in Rotenburg/Wümme war, konnte sich sein Schrank sehen lassen: „ich hatte nur ausgewählte Stücke“, sagt der 36-Jäh-rige. „Du hättest jedes beliebige Oberteil mit jeder Hose kombinieren können, alles hat zusammengepasst.“ Ob ein Kleidungsstück von einer teuren Marke ist oder vom Floh-markt, ist ihm egal. „Wichtig ist, dass es sich gut anfühlt.“

Seinen Stil bezeichnet er als sportlich-leger, aber auch strenge klassische Anzüge mag er, „dann allerdings aufgepeppt mit einer witzigen Krawatte mit Smileys oder Motorrädern drauf“. im Oktober bezieht der Obdachlose eine Kirchenkate. „Dann geht es sicher auch mit der Arbeit wieder bergauf“, sagt er. 14 Jahre hat er bei einer Spedition gearbeitet, bis er durch eine Frauengeschichte, die unglück-lich ausging, aus dem Gleis geriet. Seit drei Monaten ist er obdachlos, was man ihm nicht ansieht. Darauf legt Rosee Jahn auch großen Wert. „Das äußere Erscheinungsbild verrät viel über deinen Charakter und dein Wohlbefinden“,

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