vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1....

13
Konzept für eine nachhaltige Nutzung des KontorHauses am Jödebrunnen als Informationszentrum und Lernort für lokale Geschichte vom zum Kontor Haus LernKontor Ein Projekt des Arbeitskreises KontorHaus im Rahmen der »Sozialen Stadt – Investitionen im Quartier« im Westlichen Ringgebiet, Braunschweig

Transcript of vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1....

Page 1: vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1. 15. · chG. sueasichrhee t Begrüßung 3 Näheres Umfeld 4 – 6 Bauantragszeichnung

Konzept für eine nachhaltige Nutzung des

KontorHauses am Jödebrunnen

als Informationszentrum und Lernort für lokale Geschichte

vom

zumKontorHausLernKontor

Ein Projekt des Arbeitskreises KontorHaus im Rahmen der »Sozialen Stadt – Investitionen im Quartier«

im Westlichen Ringgebiet, Braunschweig

Page 2: vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1. 15. · chG. sueasichrhee t Begrüßung 3 Näheres Umfeld 4 – 6 Bauantragszeichnung

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

das KontorHaus ist aufgrund seiner architektoni-

schen Originalität und seiner idyllischen Lage mit

Blick auf den mittelalterlichen Jödebrunnen ein

außerordentlich bemerkenswertes Gebäude.

Es wurde 1899 als Chefbüro der weltweit agieren den

Braunschweiger Holzimport-Handlung Friedrich

Brachvogel errichtet. Wichtig war hierbei sicherlich

die Lage des weitläufigen Grundstücks an der

Trasse der ehemaligen Ringbahn – dem heutigen

Fuß- und Radweg Ringgleis – mit vier eigenen Gleis-

anschlüssen direkt am Westbahnhof.

Ein Glücksfall für die Stadt Braunschweig, dass

sie dieses Gebäude 2011 erwerben konnte, das in

Braunschweig seinesgleichen sucht.

Das seinerzeit als Comptoir bezeichnete Gebäude

steht derzeit leer. Der Arbeitskreis KontorHaus,

eine 2011 gegründete bürgerschaftliche Initiative

im Rahmen des Städtebauförderprogramms

»Soziale Stadt – Investitionen im Quartier« im

Westlichen Ringgebiet, setzt sich für eine sinnvolle

Nutzung des KontorHauses ein und unterbreitet

hierzu in dieser Broschüre konkrete Vorschläge.

Diese basieren auf den Ergebnissen einer Ideen-

werkstatt mit großer öffentlicher Beteiligung.

Dabei kristallisierte sich eine Nachnutzung als

Informationszentrum und Lernort für lokale

Geschichte heraus.

Begrüßung 3

Näheres Umfeld 4 – 6

Bauantragszeichnung 1899 7

Zur Geschichte und Bedeutung 8 – 11

Ideenwerkstatt 12 – 13

Nutzungskonzept 14 – 15

Entwürfe zu den Nutzungsvarianten 16 – 17

Sanierung 18 – 19

Fotogalerie 20 – 22

Impressum 23

Begrüßung 2 | 3

Der Arbeitskreis schlägt darüber hinaus vor,

dieses noch im Originalzustand erhaltene, wert-

volle Gebäude, das ein Stück Stadtteilgeschichte

des Westlichen Ringgebietes darstellt, mit in das

Gesamtprojekt Ringgleis und Westbahnhof ein-

zubinden.

Ihnen, sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

überreicht der Arbeitskreis diese Broschüre zur

Information und bittet Sie, unser Projekt hin-

sichtlich Erhaltung, Renovierung und inhaltlicher

Ausgestaltung auf jede Ihnen mögliche Weise zu

unterstützen.

In allen Fragen zum KontorHaus und dem Projekt

»Vom KontorHaus zum LernKontor« wenden Sie

sich gern an

Denise Notter

plankontor Stadt & Gesellschaft GmbH

Quartiersmanagement für das Westliche Ringgebiet

Hugo-Luther-Straße 60a

38118 Braunschweig

Tel. 0531 / 280 15 73

[email protected]

Für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung

bedankt sich herzlich der

Arbeitskreis KontorHaus

Inhalt

Page 3: vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1. 15. · chG. sueasichrhee t Begrüßung 3 Näheres Umfeld 4 – 6 Bauantragszeichnung

1

2

3

5

67

8

9

4

1

Das KontorHaus befindet sich in direkter Nach-

barschaft zu historisch wertvollen Bauten und

Anlagen sowie im Spannungsfeld städtebaulicher

Förderprogramme, sozio-kultureller Projekte und

Bürgerbeteiligung. Im Einzelnen:

Sanierung des Jödebrunnens

Das 1345 errichtete, steinerne 45 x 45 m große

Quellbecken Jödebrunnen war bis 1865 ein wichti ger

Teil der Braunschweiger Wasserversorgung. Zum

Weltwassertag sowie am Tag des offenen Denk-

mals 2011 machte der Arbeitskreis mit Unterstüt-

zung des Quartiersmanagements, des Städtischen

Museums, der Gemeinde St. Martini und vielen

anderen auf seine historische Bedeutung als Bau-

und Naturdenkmal erstmals aufmerksam. Seitdem

hat sich einiges getan. Das Grundstück wurde für

Besucher hergerichtet und das Becken des Brunnens

wird derzeit denkmalgerecht restauriert.

Näheres Umfeld 4 | 5

KontorHaus

Sanierung Westliches Ringgebiet

Städtebauförderung Programmteil Soziale Stadt

1 Verbesserung der Erschließung Erweiterung des Straßennetzes

2 Neuordnung Gewerbebereich Büchner-straße und Städtischer Betriebshof

3 Wohngebiet Blumenstraße Baureifmachung von Grundstücken

4 Jugendplatz

5 Garten ohne Grenzen

6 Grünvernetzung Ringgleis – Jödebrunnen

7 Mehrgenerationenpark, Bewegungsparcours

8 Ringgleisausbau

9 Industriepfad

EFRE Westbahnhof – Projektübersicht

Neuer Fuß- und Radweg

Zwischen der Büchnerstraße und der Straße Am

Jödebrunnen wird noch dieses Jahr ein neuer

Fuß- und Radweg fertig gestellt. Damit werden

Jödebrunnen und KontorHaus für die Öffentlichkeit

zugänglich und erlebbar gemacht sowie an das

Ringgleis angebunden. Es entsteht ein neuer Frei-

raumbereich mit hoher Aufenthaltsqualität, der zur

Erholung und zum Verweilen einlädt.

Entwurf FORUM INDUSTRIEGLEIS – Westbahnhof

Anlage eines Industriepfades

Aktuell entsteht am Westbahnhof ein Industriepfad,

eine Art Freilicht-Museum, das die Geschichte der

Industriekultur rund um das Ringgleis und seine

Bedeutung für die Gesamtstadt erlebbar macht.

Der Entwurf des Büros Brederlau*Holik stellt eine

Gruppe von Industriecontainer-Konstruktionen,

die an Güterwaggons erinnern, als Grundstruktur

zur Informationsvermittlung in den Mittelpunkt.

Das KontorHaus als Lernort mit seinen vielfältigen

Möglichkeiten ist hier die perfekte Ergänzung.

Page 4: vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1. 15. · chG. sueasichrhee t Begrüßung 3 Näheres Umfeld 4 – 6 Bauantragszeichnung

Städtebauliche Förderprogramme

Das EFRE-Fördergebiet Westbahnhof

Die Entwicklung rund um den Westbahnhof wird

im Programm EFRE (Europäischer Fonds für regio-

nale Entwicklung) gefördert. Seine Schwerpunkte

sind die Revitalisierung von Gewerbebrachen, die

Verbesserung der Anbindung des Westbahnhofs an

den Stadtteil und die Entwicklung eines Freiraum-

konzeptes.

Die Soziale Stadt

Seit 2001 erfährt das Sanierungsgebiet »Westliches

Ringgebiet – Soziale Stadt« dank der Städtebau-

fördermittel von Bund, Land und der Stadt Braun-

schweig eine Aufwertung der baulichen, verkehr-

lichen und sozialen Infrastruktur.

Der integrative und interdisziplinäre Ansatz des

Programms befördert ebenso die soziale Stadtteil-

entwicklung in den Handlungsfeldern Soziales,

Bildung, Gesundheit, Umwelt, Kultur und Beschäfti-

gung. Hierbei wird sehr viel Wert auf die Beteili-

gung der Bürger und Bürgerinnen im Gebiet gelegt.

Ein Beispiel hierfür ist das Engagement des Arbeits-

kreises KontorHaus im Rahmen der Sozialen Stadt.

Das KontorHaus stellt in diesem Umfeld ein

unverzichtbares Element dar – neben seiner

baulichen Qualität und historischen Bedeutung

ein weiteres Argument für eine Erhaltung und

sinnvolle Nutzung.

Aufwertung Westbahnhof und Ringgleis

Dem Westbahnhof mit seiner Lage am ehemaligen

Ringgleis kommt eine hohe geschichtliche, städte-

bauliche und soziale Bedeutung zu. Mit dem

Ausbau des Ringgleises als Fuß- und Radweg und

der Verknüpfung der angrenzenden Grünflächen

ergeben sich vielfältig nutzbare Erlebnis- und

Kommunikationsräume. Bis Ende des Jahres 2014

entstehen hier neben dem Industriepfad ein

Jugendplatz, ein Bewegungsparcours mit Fitness-

geräten und ein Projekt für Senioren mit und ohne

Migrationshintergrund, der »Garten ohne Grenzen«.

6 | 7Bauantragszeichnung 1899

Page 5: vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1. 15. · chG. sueasichrhee t Begrüßung 3 Näheres Umfeld 4 – 6 Bauantragszeichnung

8 | 9

KontorHaus der Firma Fr. Brachvogel (bisher Broitzemer Straße 35 B)

Im Westen der Stadt, unmittelbar am Jödebrunnen

gelegen, steht ein kleines Massivgebäude mit

geputzten Außenwänden und einer der südöst-

lichen Schmalseite vorgelegten hölzernen Veranda

(Abb. 1, 2). Erste Recherchen haben ergeben, dass

dieses Gebäude 1899 für die Firma Fr. Brachvogel

als KontorHaus errichtet wurde.

Nach dem Tod des letzten Bewohners 2011 hat die

Stadt Braunschweig dieses kleine, auf den ersten

Blick eher merkwürdig anmutende Gebäude er-

worben. Nachfolgend werden die Firma Brachvogel

und ihr KontorHaus in gebotener Kürze vorgestellt.

Der Herausgeber dankt der Urenkelin von Karl

Brachvogel, Frau Jutta Lüers, für interessante

Hinweise sowie die freundliche Überlassung von

Unterlagen und Fotos.

Die Firma

Die Firma Fr(iedrich) Brachvogel, bereits 1866 mit

einem Geschäft in der Beckenwerkerstraße belegt,

siedelte 1886 zur Blumenstraße um. Ausschlagge-

bend für die neue Standortwahl war die unmittel-

bare Nähe zur ebenfalls 1886 angelegten Ringbahn

mit dem dortigen Westbahnhof. Ein Briefkopf von

1897 (Abb. 3) enthält Hinweise auf den Geschäfts-

bereich: »Import nordischer, galizischer, russischer

und amerikanischer Hölzer / Lager schwedischer

Hobel-Dielen in Wismar«.

Friedrich Brachvogels Sohn Karl unterhielt laut

Angaben von Frau Lüers intensive Geschäfts-

Zur Geschichte und Bedeutung

beziehungen zum skandinavischen Raum; er selbst

sprach fließend dänisch. Auch die Lagerstandorte

Lübeck und Wismar hingen mit den guten Verbin-

dungen nach Norden zusammen.

Die städtischen Bauakten belegen ab 1886 eine

intensive Bautätigkeit und damit ein rapides

Wachstum der Firma. Dabei werden zwei Geschäfts-

zweige benannt: die Holzhandlung und, offenbar

stetig zunehmend, das Lagerhausgeschäft. 1932

heißt es in einem Briefkopf (Abb. 4): »Fr. Brachvogel,

Speicherei, Braunschweig-Westbahnhof«, darunter:

»Grundfläche 40.000 Quadratmeter, durch 4 An-

schlußgeleise mit dem Güterbahnhofe verbunden /

Güterabfertigung nebenan, maschinelle Einrich-

tung, elektr. Licht- und Kraftanlage / 19 Schuppen

und Speicher, 1 Keller, 10 Nebengebäude / Städtische

Wasserleitung und Feuermelder am Platze«.

Laut Frau Lüers wurde die Firma um 1933 auf-

gegeben. Ein Vetter Karl Brachvogels, Wilhelm

Brachvogel, pachtete einen Teil des Betriebs-

geländes. Hier führte er unter seinem Namen eine

Holzhandlung, die bis in die 50er Jahre von seinem

Sohn Hugo weitergeführt wurde.

Das KontorHaus

Das »Comptoirgebäude« wurde 1899 nach Plänen

des Architekten und Maurermeisters F. Schöne-

mann für »Herrn Fr. Brachvogel« als Kontor

errichtet (siehe S. 7). Ein stilisierter Drache und die

Jahreszahl 1899 schmücken den First (Abb. 5).

Abb. 1 Abb. 2

Abb. 3

Abb. 4

Abb. 5

Stadtkarte von 1918

Page 6: vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1. 15. · chG. sueasichrhee t Begrüßung 3 Näheres Umfeld 4 – 6 Bauantragszeichnung

10 | 11

Das KontorHaus lag (und liegt) idyllisch in einem

abgelegenen Teil des Firmengeländes (Abb. 5, 6),

dicht am Becken des mittelalterlichen Jöde-

brunnens, der Jahrhunderte lang öffentliche

Brunnen der Stadt Braunschweig mit Frischwasser

versorgt hat.

Das KontorHaus fällt durch eine aufwändige

Gestaltung auf. Bemerkenswert ist das steile Walm-

dach mit langem Aufschiebling und geschnitzten

Sparrenköpfen, gedeckt mit Doppelmulden-Falz-

ziegeln. Bemerkenswert sind auch die geschnitzten

Holzteile der Veranda, die hölzerne Haustür mit

eisernen Schmuckbeschlägen und Oberlicht sowie

die spitzbogigen Holzfenster mit Metall-Sprossen-

teilung und farbiger Verglasung.

Das Haus steht auf mäßig hohem Sockel und ist

voll unterkellert. Über drei Stufen erreicht man die

an seiner Schmalseite nach Südosten ausgerichtete

Veranda mit Fliesenboden und im Weiteren den

einzigen Raum dieses Geschosses, 20 qm groß und

mit opulenter Ausstattung (Abb. 7):

Dielenboden; an den Wänden eine üppige figürliche

und ornamentale Ausmalung; Wandpaneele,

Decken, Unterzüge und Konsolen aus Holz, reich

verziert; ein Kronleuchter sowie ein mittig vor die

Stirnwand gesetzter, offener Kamin. Das Oberlicht

der Tür und fünf Fenster geben dem Raum reichlich

Tageslicht, wobei das größte Fenster einen weiten

Blick über das 45 x 45 m große Becken des Jöde-

brunnens bietet.

Frau Lüers berichtete, dass ihr Urgroßvater in

diesem Raum regelmäßig gearbeitet und von hier

seine Firma geleitet hat. Zur Mittagspause unter-

nahm Karl Brachvogel gern einen Spaziergang zu

seinem von ihm 1890 erworbenen Wohnhaus, dem

Fachwerkhaus Frankfurter Straße 78 (erhalten).

Erhaltungszustand

(Abb. 1 - 2, 8 - 12)

Bis auf die Möblierung haben sich die wesentlichen

Gebäude- und Ausstattungselemente vollständig

und erstaunlich gut erhalten. Es wird vermutet,

dass sich unter dem heutigen weißen Wandanstrich

noch die ursprüngliche Ausmalung bewahrt hat.

Bewertung

Das Kontorgebäude stellt ein Unikat dar. Ausgehend

von einer sicher eher seltenen, hier an den indivi-

duellen Bedürfnissen eines Unternehmers orien-

tierten Bauaufgabe wurde eine aufwändige, dabei

durchaus zeittypische Bau- und Raumgestaltung

gewählt.

Das KontorHaus erinnert an das erfolgreiche

Braunschweiger Unternehmen Fr. Brachvogel.

Seine Lage an der Ringbahn verweist auf deren

ursprüngliche Funktion, Braunschweiger Firmen

einen eigenen und komfortablen Anschluss an das

überregionale Bahnnetz zu bieten. Für das Projekt

»Ringgleis« bildet das KontorHaus einen originalen

und unverzichtbaren Baustein.

Abb. 8

Abb. 9

Abb. 10

Abb. 12

Abb. 11

Abb. 3

Abb. 7

Abb. 6

Page 7: vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1. 15. · chG. sueasichrhee t Begrüßung 3 Näheres Umfeld 4 – 6 Bauantragszeichnung

12 | 13

Der Arbeitskreis KontorHaus hat sich im Rahmen

der Sozialen Stadt konstituiert. Ihm gehören Bür-

gerinnen und Bürger des Westlichen Ringgebietes,

Mitglieder des Sanierungsbeirates und Bezirksra-

tes, der Stadtteilheimatpfleger, ein Stadtdenkmal-

pfleger i.R. und Kulturschaffende an. Viele von

ihnen beschäftigen sich schon seit Jahren – teils

auch in anderen Arbeitskreisen – mit dem West-

bahnhof, dem Ringgleis und dem Jödebrunnen. Sie

alle engagieren sich im Stadtteil und setzen sich

für den Erhalt des KontorHauses ein. Der Arbeits-

kreis wird vom Quartiersmanagement plankontor

koordiniert.

Der Arbeitskreis ist der Überzeugung, dass insbe-

sondere eine tragfähige und nachhaltige Nutzung

für dieses außergewöhnliche historische Gebäude

dazu beitragen wird, die Kosten einer notwendigen

Sanierung und Ertüchtigung einzuwerben und

Investitionen zu rechtfertigen.

Ideenwerkstatt

Um Nutzungsvorschläge gewinnen zu können und

breites bürgerschaftliches Interesse und Engage-

ment zu wecken, veranstaltete der Arbeitskreis

zusammen mit der Stadt Braunschweig und dem

Quartiersmanagement im Mai 2013 eine Ideen werk-

statt. Mit dem Aufruf »Rettet das KontorHaus!«

wurde die Öffentlichkeit eingeladen sich zu betei-

ligen. Rund 100 Interessierte aus der Bürgerschaft,

Politik, Kultur und Verwaltung lauschten den Vor-

trägen und waren neugierig auf das Haus, dessen

Türen sich an diesem Tag öffneten. Gut 40 Teilneh-

mer arbeiteten danach in fünf Arbeits gruppen mit.

In der Ideenwerkstatt konnten zahlreiche Nut-

zungsvorschläge gesammelt werden. Diese wurden

anschließend in fünf Kategorien zusammengefasst:

• Veranstaltungsraum / Kultureller Ort

Lesepavillon / Literaturtreff / Lesungen für

Kinder und Erwachsene / Konzert-Pavillon (auch

Open-Air) / Theater / Kunstausstellungen (auch

mit Kunst-Workshops) / Sommercafé / Teehaus /

Kaffee- & Kunstgarten / Außenstelle des Standes-

amtes

• Bildung / Wissensvermittlung / Bürger-

engagement

außerschulischer Lernort / Infozentrum für

lokale Geschichte zu den Themen: Wasserver-

sorgung, Jödebrunnen, Industriegeschichte,

Ringgleis / Vortragsraum / Infopunkt für Ener-

giepool / Infopunkt für Transition Town / Treff-

punkt für Projektgruppen und Vereine aus dem

Stadtteil

• RuhigeNutzungen

Meditationsraum / Wellness-Oase mit Massagen /

Friedwald, ein Ort zum Trauern

• Nicht-öffentlicheNutzungen

Wohnung für Stipendiaten / Wohnung für

Künstler / Büro für Notar, Architekt oder

Stipendiat (»Stadtschreiber«)

• SonstigeNutzungen

Tagespflege für Kinder / Radstation Ringgleis /

Campingplatz

Anschließend überprüfte der Arbeitskreis diese

Vorschläge zusammen mit Fachleuten auf ihre

Realisierbarkeit, stellte sie in einer zweiten öffent-

lichen Bürgerveranstaltung im August 2013 noch-

mals zur Diskussion und entwickelte daraufhin ein

Nutzungskonzept.

Page 8: vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1. 15. · chG. sueasichrhee t Begrüßung 3 Näheres Umfeld 4 – 6 Bauantragszeichnung

14 | 15

Nutzungen

LernKontor

Im KontorHaus entsteht ein Informations- und

Weiterbildungszentrum für lokale Geschichte, das

ebenso als außerschulischer Lernort dient. Darge-

stellt werden aufgrund seiner Lage insbesondere

die Geschichte der Braunschweiger Wasserversor-

gung und des Jödebrunnens sowie die Geschichte

der Industrialisierung am Beispiel des Ringgleises

und der Firmen, die sich entlang der Eisenbahn-

trasse angesiedelt haben. Vorrangig sind die Firmen

Brachvogel sowie Drenckhan & Sudhop zu nennen.

Letztere brachte die sogenannten »Möller-Träger«,

ein von dem Braunschweiger Professor Möller

entwickeltes Beton-/Eisentragsystem, zur über-

regionalen Anwendung. Ein anschauliches Beispiel

dieses Tragsystems hat sich in einem Erdbunker

auf dem Jödebrunnengelände erhalten. Natürlich

wird auch die Geschichte des KontorHauses selbst

thematisiert.

Kulturelle Veranstaltungen

Darüber hinaus sind auch Lesungen, Konzerte,

Vorträge oder Kunstausstellungen möglich.

TreffpunktfürProjektgruppen

Ergänzend steht das KontorHaus als Treffpunkt für

bürgerschaftliche Projektgruppen, Bewohnerinitia-

tiven und weitere Kleingruppen zur Verfügung.

Sommercafé

In der warmen Jahreszeit lockt ein kleines Sommer-

café Besucher/innen an. Die Gäste können sich im

Cafégarten oder auch auf der Aussichtsplattform

am Jödebrunnen niederlassen.

Nutzungskonzept

Zielgruppen

Das KontorHaus steht allen Interessierten offen.

Gedacht ist in erster Linie an die Bewohner/innen

des näheren und weiteren Umfeldes, an die Nutzer/

innen des Ringgleises und an Kinder und Jugendli-

che bzw. Schüler/innen. Darüber hinaus erhalten

Stadtteilgruppen und Bewohnerinitiativen unbüro-

kratisch die Möglichkeit, sich zu treffen.

Ziele

Wissensvermittlung

Der Arbeitskreis sieht im KontorHaus ein groß-

artiges Potential für die Vermittlung von Bildung

für Groß und Klein. Hier wird die interessante

und vielfältige Geschichte dieses Ortes und seine

Bedeutung für den Stadtteil und die Stadt Braun-

schweig aufgearbeitet und bekannt gemacht. Aus-

gangspunkt bildet dabei die historische Bedeutung

des KontorHauses selbst. Deshalb ist die zukünf-

tige Nutzung an die besondere Umgebung (Jöde-

brunnen, Westbahnhof, Ringgleis) angepasst.

Dieser Beitrag zur historischen Bewusstseins-

bildung stärkt sowohl das Selbstbewusstsein der

Bewohner/innen als auch die Identifikation mit

dem Stadtteil.

TreffpunktfürdenStadtteil

Die zukünftige Nutzung macht das KontorHaus

öffentlich zugänglich, belebt den Stadtteil, macht

ihn noch attraktiver und trägt zur Imageverbesse-

rung bei. Das KontorHaus ist ein Ort für den

Stadtteil, für die Bewohner/innen des Stadtteils und

für Stadtteilgruppen und Bewohnerinitiativen.

Erhalt und Sanierung des Gebäudes

Mit einer nachhaltigen Nutzung des KontorHauses

wird nicht zuletzt auch das Ziel verfolgt, das

historisch und ästhetisch einmalige Gebäude zu

erhalten, zu sanieren und verdeckte Qualitäten,

wie die Raumausmalung, wieder freizulegen.

Das KontorHaus stellt ein Stück Stadtteilgeschichte

des Westlichen Ringgebietes, aber auch darüber

hinaus, dar, das es zu erhalten und der Bevölkerung

in Erinnerung zu rufen gilt.

Nutzungsentwurf

Grundlagen

Das KontorHaus

• stehtfrei;RestedesursprünglichenGartenssind

noch erkennbar

• grenztunmittelbarandenmittelalterlichen

Jödebrunnen

• wirdverkehrlicherschlossenüberdieStraße

Am Jödebrunnen. Ein neuer Fuß- und Radweg

zwischen Büchnerstraße und Am Jödebrunnen

führt unmittelbar am Gebäude vorbei. Über die

Büchnerstraße ist ein Anschluss an den Fuß- und

Radweg auf dem ehemaligen Ringgleis gegeben.

• besitztimHochparterreeinenRaum(ca.20qm,

Aufenthaltsraumqualität) und eine Veranda

(ca. 7 qm).

• bietetimKellergeschosseineGrundflächevon

ca. 27 qm, geeignet für Nebenräume.

Raumprogramm und -ausstattung

Hochparterre (variabel)

• LernKontor

Informations- und Weiterbildungszentrum für

lokale Geschichte mit acht PC-Plätzen. Die PCs

sind mit interaktiv gestalteten Programmen zu

den lokalen Themen bestückt. Die PC-Arbeits-

plätze können in wenige Zentimeter tiefen

Wandschränken gesichert aufbewahrt werden.

Der Raum steht dann für andere Nutzungen zur

Verfügung, z.B. für

• KulturelleVeranstaltungen

wie Ausstellungen, Lesungen, Vorträge, Konzerte,

Basare, private Feiern (bis zu ca. 25 Personen)

oder als

• Treffpunkt

für Projektgruppen, Stadtteilinitiativen, Schu-

lungen etc. (an Tischen bis zu ca. 16 Personen)

Souterrain

Teeküche, Vorrat, WCs, Lager, Hausanschluss

Garten

Flächen für Sommercafé (ggf. zusätzlich Schuppen

für Cafégarten-Möbel), InfoTafeln und Ausstellungen

Page 9: vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1. 15. · chG. sueasichrhee t Begrüßung 3 Näheres Umfeld 4 – 6 Bauantragszeichnung

16 | 17

HochparterreBestand – vermaßt

SouterrainBestand – vermaßt

Variante 1 (ohne Abb.)Stellwände für Ausstellungen / Präsentationen

Variante 2Lernort, acht PC-Arbeitsplätze(ohne PCs: Besprechungsraum)

Variante 5Veranstaltungen wie Vorträge, Lesungen, Diskussionen, Konzerte (25 Teilnehmer)

Variante 3Besprechung oder (festliche) Tafel

Variante 6Vorführungen (25 Teilnehmer)

Variante 4Schulungen, Gruppentreffen

SouterrainUmbauEinbau Teeküche / WCsLager / VorratAbstellraum / Hausanschluss

Entwürfe zu den Nutzungsvarianten

Page 10: vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1. 15. · chG. sueasichrhee t Begrüßung 3 Näheres Umfeld 4 – 6 Bauantragszeichnung

18 | 19

Ziele

• SelbstständigeundsaisonunabhängigeNutzung

• Reparaturbzw.Sanierungsollsoweitmöglich

dem ursprünglichen Zustand angenähert werden

• Nachträgliche,störendeZutatenwerdenent-

fernt und verdeckte Qualitäten geöffnet

Maßnahmen

Übergreifend

• HerstellungderHausanschlüsseundErneuerung

aller Installationen

• WiederherstellungderGartenanlageineinfacher

Form

• Durchsicht,ReparaturallerFensterundTüren,

Anstrich, teilweise Vorsatzfenster (Wärme-

dämmung)

Außenbau

• DurchsichtderDachdeckung,Überarbeitungvon

First und Graten

• ÜberprüfungdesSchornsteinkopfs,ggf.Repa­

ratur

• ErneuerungderRegenrinnenundFallrohre,

alternativ: Rekonstruktion der kunstvollen

Wasserspeier

• FreischachtungdesKellermauerwerks,Reini-

gung, Verputz, Vorlegen einer Schutzmatte

• SanierungdesNatursteinsockelmauerwerks

• Reparaturggf.ErneuerungdesWandputzes,

Anstrich

• AufarbeitungderFensterlädenundVerkleidung

mit Zinkblech (Sicherheit)

Sanierung

Veranda

• FreistellungderVerandadurchAbbauder

festen Treppe, Einbau einer Einschubtreppe mit

elektrischer Verriegelung

• Erhaltungbzw.Aufarbeitungdesoriginalen

Fliesenbelags

• AusbauderVerandaverglasungen,Einbauvon

Rankgittern nach historischem Vorbild

• AufarbeitungderVeranda­Holzkonstruktion

Hochparterre

• ReinigungundAnstrichallerHolzteile(Paneelen,

Decken und Dielen)

• UntersuchungderWändeunddesKaminsauf

nachgewiesene Rankenbemalung, ggf. partielle

Freilegung, Anstrich

• StuckreparaturamKamin,EinbaueinerKamin-

klappe, ggf. Glastür

Souterrain

• AusbauallerWandverkleidungenundInstalla­

tionen, Freilegung, Entrostung und Anstrich der

Decken-Eisenträger zum Hochparterre

• EinbaueinerSohlplatte,neuerWändeundTüren,

Heizung, WCs und Teeküche

• Verputz,Fliesen,AnstrichderOberflächen

• EinbauvonHeizkörpernuntervorhandenen

Lüftungs gittern zur Beheizung von Hochparterre

und Souterrain

Spitzboden

• AusbauderDeckenverkleidungen,Einbaueiner

Zwischensparrendämmung und eines Dach-

fensters.

Kosten

(Schätzung nach Din 276 einschl. MwSt. und

Baunebenkosten, Stand: April 2013)

Zusammenstellung

KG 200 212 | Abbruchmaßnahmen

Kostengruppe Maßnahme

KG 300 320 | Gründung

330 | Außenwände (Außenseite)

340 | Innenwände (Innenseite)

350 | Decken

360 | Dächer

KG 400 410 | Abwasser- und Wasseranlagen

420 | Wärmeversorgungsanlage

444 | Niederspannungsinstallationsanlagen

445 | Beleuchtungsanlagen

KG 500 540 | Technische Anlagen in Außenanlagen

570 | Pflanz- und Vegetationsflächen

Summe ohne Nebenkosten

Baunebenkosten (ca. 22 %)

Zur Aufrundung

Baukosten insgesamt

€ 8.400,00

Kosten

€ 155.000,00

€ 16.800,00

€ 19.780,00

€ 13.750,00

€ 5.050,00

€ 12.060,00

€ 5.800,00

€ 11.300,00

€ 5.800,00

€ 3.040,00

€ 16.500,00

€ 7.500,00

€ 125.780,00

€ 27.671,60

€ 1.548,40

Page 11: vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1. 15. · chG. sueasichrhee t Begrüßung 3 Näheres Umfeld 4 – 6 Bauantragszeichnung

20 | 21Fotogalerie

links oben: Zugang zum Souterrain

links Mitte: Kaminbild

rechts oben: KontorHaus Vorderseite

rechts Mitte: Schornstein doppelzügig

rechts: Veranda

ganz rechts: Türschmuck

ganz links oben: Souterrain mit Kamin-

anschluss in der Nische

links oben: Lichtschalter

links Mitte: Innenraum Hochparterre nach

Südosten

links unten: Großes Fenster im Gegenlicht

rechts Mitte: Fensterladen auf der Südseite

rechts unten: Türdetail

Page 12: vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1. 15. · chG. sueasichrhee t Begrüßung 3 Näheres Umfeld 4 – 6 Bauantragszeichnung

22 | 23

Herausgeber

Arbeitskreis Kontorhaus

Soziale Stadt – Investitionen im Quartier,

Westliches Ringgebiet, Braunschweig

Mitglieder: Wolfgang Altstädt, Manfred Frej,

Udo Gebauhr, Klaus Hoffmann, Rainer Junge,

Gudrun Lischkewitz, Wilhelm Meister, Denise

Notter, Siegfried Mickley, Harald Schweingruber,

Sabine Sewella, Sven-Ove Wähling

Texte und inhaltliche BearbeitungUdo Gebauhr, Stadtdenkmalpfleger i.R.

Denise Notter, plankontor Stadt & Gesellschaft GmbH

Quartiersmanagement für das Westliche Ringgebiet

im Auftrag der Stadt Braunschweig

GestaltungUNRUH Designbüro | www.unruhdesign.de

Frankfurter Straße 4 | 38122 Braunschweig

DruckStadt Braunschweig | Grafik-Service-Center

Gefördert durch:

Impressum

Quellen

»das KontorHaus am Jödebrunnen«Gutachten zur Untersuchung des BauzustandesSanierungsvarianten und NutzungsmöglichkeitenStadt Braunschweig, 2013

GutachterBurkhardt + Schumacher, Architekten und IngenieureMartin Schumacher | Adolfstr. 27a | 38102 Braunschweigwww.burkhardt-schumacher.de

Abbildungsnachweis

Angelika Stück: Abb. S. 1, 2, 5, 6, 7, 11, 20, 21, 22

Jutta Lüers, Bad Zwischenahn: Abb. S. 1, 9, 10

Stadt Braunschweig, Abt. Stadtplanung,Stadterneuerung: Abb. S. 4

Brederlau*Holik: Abb. S. 5

WELPvonKLITZING Architekten und Stadtplaner GbR: Abb. S. 6 plankontor Stadt & Gesellschaft GmbH: Abb. S. 6, 13

Stadt Braunschweig, Referat Bauordnung: Abb. S. 7, 8, 9

Udo Gebauhr, Stadt Braunschweig, Referat Bauordnung, Denkmalpflege: Abb. S. 8, 11, 16, 17

aus: Jürgen Mertens, Die Geschichte der Stadt Braunschweig, in Karten, Plänen und Ansichten, Stadt Braunschweig, Vermessungsamt, 1981: Abb. S. 9

Wolfgang Altstädt: Abb. S. 12, 13

iStockphoto: Abb. S. 14, 15

Stadt Braunschweig, Referat Bauordnung (Grundrisse Bestand/Vermaßung: Martin Schumacher): Abb. S. 16, 17

Martin Schumacher, Burckhardt + Schumacher, Architekten und Ingenieure: S. 20, 21

August 2014

Page 13: vom KontorHaus zumLernKontorwestring-bs.online/wp-content/uploads/2015/10/kontorhaus... · 2017. 1. 15. · chG. sueasichrhee t Begrüßung 3 Näheres Umfeld 4 – 6 Bauantragszeichnung