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Konzept für eine nachhaltige Nutzung des
KontorHauses am Jödebrunnen
als Informationszentrum und Lernort für lokale Geschichte
vom
zumKontorHausLernKontor
Ein Projekt des Arbeitskreises KontorHaus im Rahmen der »Sozialen Stadt – Investitionen im Quartier«
im Westlichen Ringgebiet, Braunschweig
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
das KontorHaus ist aufgrund seiner architektoni-
schen Originalität und seiner idyllischen Lage mit
Blick auf den mittelalterlichen Jödebrunnen ein
außerordentlich bemerkenswertes Gebäude.
Es wurde 1899 als Chefbüro der weltweit agieren den
Braunschweiger Holzimport-Handlung Friedrich
Brachvogel errichtet. Wichtig war hierbei sicherlich
die Lage des weitläufigen Grundstücks an der
Trasse der ehemaligen Ringbahn – dem heutigen
Fuß- und Radweg Ringgleis – mit vier eigenen Gleis-
anschlüssen direkt am Westbahnhof.
Ein Glücksfall für die Stadt Braunschweig, dass
sie dieses Gebäude 2011 erwerben konnte, das in
Braunschweig seinesgleichen sucht.
Das seinerzeit als Comptoir bezeichnete Gebäude
steht derzeit leer. Der Arbeitskreis KontorHaus,
eine 2011 gegründete bürgerschaftliche Initiative
im Rahmen des Städtebauförderprogramms
»Soziale Stadt – Investitionen im Quartier« im
Westlichen Ringgebiet, setzt sich für eine sinnvolle
Nutzung des KontorHauses ein und unterbreitet
hierzu in dieser Broschüre konkrete Vorschläge.
Diese basieren auf den Ergebnissen einer Ideen-
werkstatt mit großer öffentlicher Beteiligung.
Dabei kristallisierte sich eine Nachnutzung als
Informationszentrum und Lernort für lokale
Geschichte heraus.
Begrüßung 3
Näheres Umfeld 4 – 6
Bauantragszeichnung 1899 7
Zur Geschichte und Bedeutung 8 – 11
Ideenwerkstatt 12 – 13
Nutzungskonzept 14 – 15
Entwürfe zu den Nutzungsvarianten 16 – 17
Sanierung 18 – 19
Fotogalerie 20 – 22
Impressum 23
Begrüßung 2 | 3
Der Arbeitskreis schlägt darüber hinaus vor,
dieses noch im Originalzustand erhaltene, wert-
volle Gebäude, das ein Stück Stadtteilgeschichte
des Westlichen Ringgebietes darstellt, mit in das
Gesamtprojekt Ringgleis und Westbahnhof ein-
zubinden.
Ihnen, sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
überreicht der Arbeitskreis diese Broschüre zur
Information und bittet Sie, unser Projekt hin-
sichtlich Erhaltung, Renovierung und inhaltlicher
Ausgestaltung auf jede Ihnen mögliche Weise zu
unterstützen.
In allen Fragen zum KontorHaus und dem Projekt
»Vom KontorHaus zum LernKontor« wenden Sie
sich gern an
Denise Notter
plankontor Stadt & Gesellschaft GmbH
Quartiersmanagement für das Westliche Ringgebiet
Hugo-Luther-Straße 60a
38118 Braunschweig
Tel. 0531 / 280 15 73
Für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung
bedankt sich herzlich der
Arbeitskreis KontorHaus
Inhalt
1
2
3
5
67
8
9
4
1
Das KontorHaus befindet sich in direkter Nach-
barschaft zu historisch wertvollen Bauten und
Anlagen sowie im Spannungsfeld städtebaulicher
Förderprogramme, sozio-kultureller Projekte und
Bürgerbeteiligung. Im Einzelnen:
Sanierung des Jödebrunnens
Das 1345 errichtete, steinerne 45 x 45 m große
Quellbecken Jödebrunnen war bis 1865 ein wichti ger
Teil der Braunschweiger Wasserversorgung. Zum
Weltwassertag sowie am Tag des offenen Denk-
mals 2011 machte der Arbeitskreis mit Unterstüt-
zung des Quartiersmanagements, des Städtischen
Museums, der Gemeinde St. Martini und vielen
anderen auf seine historische Bedeutung als Bau-
und Naturdenkmal erstmals aufmerksam. Seitdem
hat sich einiges getan. Das Grundstück wurde für
Besucher hergerichtet und das Becken des Brunnens
wird derzeit denkmalgerecht restauriert.
Näheres Umfeld 4 | 5
KontorHaus
Sanierung Westliches Ringgebiet
Städtebauförderung Programmteil Soziale Stadt
1 Verbesserung der Erschließung Erweiterung des Straßennetzes
2 Neuordnung Gewerbebereich Büchner-straße und Städtischer Betriebshof
3 Wohngebiet Blumenstraße Baureifmachung von Grundstücken
4 Jugendplatz
5 Garten ohne Grenzen
6 Grünvernetzung Ringgleis – Jödebrunnen
7 Mehrgenerationenpark, Bewegungsparcours
8 Ringgleisausbau
9 Industriepfad
EFRE Westbahnhof – Projektübersicht
Neuer Fuß- und Radweg
Zwischen der Büchnerstraße und der Straße Am
Jödebrunnen wird noch dieses Jahr ein neuer
Fuß- und Radweg fertig gestellt. Damit werden
Jödebrunnen und KontorHaus für die Öffentlichkeit
zugänglich und erlebbar gemacht sowie an das
Ringgleis angebunden. Es entsteht ein neuer Frei-
raumbereich mit hoher Aufenthaltsqualität, der zur
Erholung und zum Verweilen einlädt.
Entwurf FORUM INDUSTRIEGLEIS – Westbahnhof
Anlage eines Industriepfades
Aktuell entsteht am Westbahnhof ein Industriepfad,
eine Art Freilicht-Museum, das die Geschichte der
Industriekultur rund um das Ringgleis und seine
Bedeutung für die Gesamtstadt erlebbar macht.
Der Entwurf des Büros Brederlau*Holik stellt eine
Gruppe von Industriecontainer-Konstruktionen,
die an Güterwaggons erinnern, als Grundstruktur
zur Informationsvermittlung in den Mittelpunkt.
Das KontorHaus als Lernort mit seinen vielfältigen
Möglichkeiten ist hier die perfekte Ergänzung.
Städtebauliche Förderprogramme
Das EFRE-Fördergebiet Westbahnhof
Die Entwicklung rund um den Westbahnhof wird
im Programm EFRE (Europäischer Fonds für regio-
nale Entwicklung) gefördert. Seine Schwerpunkte
sind die Revitalisierung von Gewerbebrachen, die
Verbesserung der Anbindung des Westbahnhofs an
den Stadtteil und die Entwicklung eines Freiraum-
konzeptes.
Die Soziale Stadt
Seit 2001 erfährt das Sanierungsgebiet »Westliches
Ringgebiet – Soziale Stadt« dank der Städtebau-
fördermittel von Bund, Land und der Stadt Braun-
schweig eine Aufwertung der baulichen, verkehr-
lichen und sozialen Infrastruktur.
Der integrative und interdisziplinäre Ansatz des
Programms befördert ebenso die soziale Stadtteil-
entwicklung in den Handlungsfeldern Soziales,
Bildung, Gesundheit, Umwelt, Kultur und Beschäfti-
gung. Hierbei wird sehr viel Wert auf die Beteili-
gung der Bürger und Bürgerinnen im Gebiet gelegt.
Ein Beispiel hierfür ist das Engagement des Arbeits-
kreises KontorHaus im Rahmen der Sozialen Stadt.
Das KontorHaus stellt in diesem Umfeld ein
unverzichtbares Element dar – neben seiner
baulichen Qualität und historischen Bedeutung
ein weiteres Argument für eine Erhaltung und
sinnvolle Nutzung.
Aufwertung Westbahnhof und Ringgleis
Dem Westbahnhof mit seiner Lage am ehemaligen
Ringgleis kommt eine hohe geschichtliche, städte-
bauliche und soziale Bedeutung zu. Mit dem
Ausbau des Ringgleises als Fuß- und Radweg und
der Verknüpfung der angrenzenden Grünflächen
ergeben sich vielfältig nutzbare Erlebnis- und
Kommunikationsräume. Bis Ende des Jahres 2014
entstehen hier neben dem Industriepfad ein
Jugendplatz, ein Bewegungsparcours mit Fitness-
geräten und ein Projekt für Senioren mit und ohne
Migrationshintergrund, der »Garten ohne Grenzen«.
6 | 7Bauantragszeichnung 1899
8 | 9
KontorHaus der Firma Fr. Brachvogel (bisher Broitzemer Straße 35 B)
Im Westen der Stadt, unmittelbar am Jödebrunnen
gelegen, steht ein kleines Massivgebäude mit
geputzten Außenwänden und einer der südöst-
lichen Schmalseite vorgelegten hölzernen Veranda
(Abb. 1, 2). Erste Recherchen haben ergeben, dass
dieses Gebäude 1899 für die Firma Fr. Brachvogel
als KontorHaus errichtet wurde.
Nach dem Tod des letzten Bewohners 2011 hat die
Stadt Braunschweig dieses kleine, auf den ersten
Blick eher merkwürdig anmutende Gebäude er-
worben. Nachfolgend werden die Firma Brachvogel
und ihr KontorHaus in gebotener Kürze vorgestellt.
Der Herausgeber dankt der Urenkelin von Karl
Brachvogel, Frau Jutta Lüers, für interessante
Hinweise sowie die freundliche Überlassung von
Unterlagen und Fotos.
Die Firma
Die Firma Fr(iedrich) Brachvogel, bereits 1866 mit
einem Geschäft in der Beckenwerkerstraße belegt,
siedelte 1886 zur Blumenstraße um. Ausschlagge-
bend für die neue Standortwahl war die unmittel-
bare Nähe zur ebenfalls 1886 angelegten Ringbahn
mit dem dortigen Westbahnhof. Ein Briefkopf von
1897 (Abb. 3) enthält Hinweise auf den Geschäfts-
bereich: »Import nordischer, galizischer, russischer
und amerikanischer Hölzer / Lager schwedischer
Hobel-Dielen in Wismar«.
Friedrich Brachvogels Sohn Karl unterhielt laut
Angaben von Frau Lüers intensive Geschäfts-
Zur Geschichte und Bedeutung
beziehungen zum skandinavischen Raum; er selbst
sprach fließend dänisch. Auch die Lagerstandorte
Lübeck und Wismar hingen mit den guten Verbin-
dungen nach Norden zusammen.
Die städtischen Bauakten belegen ab 1886 eine
intensive Bautätigkeit und damit ein rapides
Wachstum der Firma. Dabei werden zwei Geschäfts-
zweige benannt: die Holzhandlung und, offenbar
stetig zunehmend, das Lagerhausgeschäft. 1932
heißt es in einem Briefkopf (Abb. 4): »Fr. Brachvogel,
Speicherei, Braunschweig-Westbahnhof«, darunter:
»Grundfläche 40.000 Quadratmeter, durch 4 An-
schlußgeleise mit dem Güterbahnhofe verbunden /
Güterabfertigung nebenan, maschinelle Einrich-
tung, elektr. Licht- und Kraftanlage / 19 Schuppen
und Speicher, 1 Keller, 10 Nebengebäude / Städtische
Wasserleitung und Feuermelder am Platze«.
Laut Frau Lüers wurde die Firma um 1933 auf-
gegeben. Ein Vetter Karl Brachvogels, Wilhelm
Brachvogel, pachtete einen Teil des Betriebs-
geländes. Hier führte er unter seinem Namen eine
Holzhandlung, die bis in die 50er Jahre von seinem
Sohn Hugo weitergeführt wurde.
Das KontorHaus
Das »Comptoirgebäude« wurde 1899 nach Plänen
des Architekten und Maurermeisters F. Schöne-
mann für »Herrn Fr. Brachvogel« als Kontor
errichtet (siehe S. 7). Ein stilisierter Drache und die
Jahreszahl 1899 schmücken den First (Abb. 5).
Abb. 1 Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Stadtkarte von 1918
10 | 11
Das KontorHaus lag (und liegt) idyllisch in einem
abgelegenen Teil des Firmengeländes (Abb. 5, 6),
dicht am Becken des mittelalterlichen Jöde-
brunnens, der Jahrhunderte lang öffentliche
Brunnen der Stadt Braunschweig mit Frischwasser
versorgt hat.
Das KontorHaus fällt durch eine aufwändige
Gestaltung auf. Bemerkenswert ist das steile Walm-
dach mit langem Aufschiebling und geschnitzten
Sparrenköpfen, gedeckt mit Doppelmulden-Falz-
ziegeln. Bemerkenswert sind auch die geschnitzten
Holzteile der Veranda, die hölzerne Haustür mit
eisernen Schmuckbeschlägen und Oberlicht sowie
die spitzbogigen Holzfenster mit Metall-Sprossen-
teilung und farbiger Verglasung.
Das Haus steht auf mäßig hohem Sockel und ist
voll unterkellert. Über drei Stufen erreicht man die
an seiner Schmalseite nach Südosten ausgerichtete
Veranda mit Fliesenboden und im Weiteren den
einzigen Raum dieses Geschosses, 20 qm groß und
mit opulenter Ausstattung (Abb. 7):
Dielenboden; an den Wänden eine üppige figürliche
und ornamentale Ausmalung; Wandpaneele,
Decken, Unterzüge und Konsolen aus Holz, reich
verziert; ein Kronleuchter sowie ein mittig vor die
Stirnwand gesetzter, offener Kamin. Das Oberlicht
der Tür und fünf Fenster geben dem Raum reichlich
Tageslicht, wobei das größte Fenster einen weiten
Blick über das 45 x 45 m große Becken des Jöde-
brunnens bietet.
Frau Lüers berichtete, dass ihr Urgroßvater in
diesem Raum regelmäßig gearbeitet und von hier
seine Firma geleitet hat. Zur Mittagspause unter-
nahm Karl Brachvogel gern einen Spaziergang zu
seinem von ihm 1890 erworbenen Wohnhaus, dem
Fachwerkhaus Frankfurter Straße 78 (erhalten).
Erhaltungszustand
(Abb. 1 - 2, 8 - 12)
Bis auf die Möblierung haben sich die wesentlichen
Gebäude- und Ausstattungselemente vollständig
und erstaunlich gut erhalten. Es wird vermutet,
dass sich unter dem heutigen weißen Wandanstrich
noch die ursprüngliche Ausmalung bewahrt hat.
Bewertung
Das Kontorgebäude stellt ein Unikat dar. Ausgehend
von einer sicher eher seltenen, hier an den indivi-
duellen Bedürfnissen eines Unternehmers orien-
tierten Bauaufgabe wurde eine aufwändige, dabei
durchaus zeittypische Bau- und Raumgestaltung
gewählt.
Das KontorHaus erinnert an das erfolgreiche
Braunschweiger Unternehmen Fr. Brachvogel.
Seine Lage an der Ringbahn verweist auf deren
ursprüngliche Funktion, Braunschweiger Firmen
einen eigenen und komfortablen Anschluss an das
überregionale Bahnnetz zu bieten. Für das Projekt
»Ringgleis« bildet das KontorHaus einen originalen
und unverzichtbaren Baustein.
Abb. 8
Abb. 9
Abb. 10
Abb. 12
Abb. 11
Abb. 3
Abb. 7
Abb. 6
12 | 13
Der Arbeitskreis KontorHaus hat sich im Rahmen
der Sozialen Stadt konstituiert. Ihm gehören Bür-
gerinnen und Bürger des Westlichen Ringgebietes,
Mitglieder des Sanierungsbeirates und Bezirksra-
tes, der Stadtteilheimatpfleger, ein Stadtdenkmal-
pfleger i.R. und Kulturschaffende an. Viele von
ihnen beschäftigen sich schon seit Jahren – teils
auch in anderen Arbeitskreisen – mit dem West-
bahnhof, dem Ringgleis und dem Jödebrunnen. Sie
alle engagieren sich im Stadtteil und setzen sich
für den Erhalt des KontorHauses ein. Der Arbeits-
kreis wird vom Quartiersmanagement plankontor
koordiniert.
Der Arbeitskreis ist der Überzeugung, dass insbe-
sondere eine tragfähige und nachhaltige Nutzung
für dieses außergewöhnliche historische Gebäude
dazu beitragen wird, die Kosten einer notwendigen
Sanierung und Ertüchtigung einzuwerben und
Investitionen zu rechtfertigen.
Ideenwerkstatt
Um Nutzungsvorschläge gewinnen zu können und
breites bürgerschaftliches Interesse und Engage-
ment zu wecken, veranstaltete der Arbeitskreis
zusammen mit der Stadt Braunschweig und dem
Quartiersmanagement im Mai 2013 eine Ideen werk-
statt. Mit dem Aufruf »Rettet das KontorHaus!«
wurde die Öffentlichkeit eingeladen sich zu betei-
ligen. Rund 100 Interessierte aus der Bürgerschaft,
Politik, Kultur und Verwaltung lauschten den Vor-
trägen und waren neugierig auf das Haus, dessen
Türen sich an diesem Tag öffneten. Gut 40 Teilneh-
mer arbeiteten danach in fünf Arbeits gruppen mit.
In der Ideenwerkstatt konnten zahlreiche Nut-
zungsvorschläge gesammelt werden. Diese wurden
anschließend in fünf Kategorien zusammengefasst:
• Veranstaltungsraum / Kultureller Ort
Lesepavillon / Literaturtreff / Lesungen für
Kinder und Erwachsene / Konzert-Pavillon (auch
Open-Air) / Theater / Kunstausstellungen (auch
mit Kunst-Workshops) / Sommercafé / Teehaus /
Kaffee- & Kunstgarten / Außenstelle des Standes-
amtes
• Bildung / Wissensvermittlung / Bürger-
engagement
außerschulischer Lernort / Infozentrum für
lokale Geschichte zu den Themen: Wasserver-
sorgung, Jödebrunnen, Industriegeschichte,
Ringgleis / Vortragsraum / Infopunkt für Ener-
giepool / Infopunkt für Transition Town / Treff-
punkt für Projektgruppen und Vereine aus dem
Stadtteil
• RuhigeNutzungen
Meditationsraum / Wellness-Oase mit Massagen /
Friedwald, ein Ort zum Trauern
• Nicht-öffentlicheNutzungen
Wohnung für Stipendiaten / Wohnung für
Künstler / Büro für Notar, Architekt oder
Stipendiat (»Stadtschreiber«)
• SonstigeNutzungen
Tagespflege für Kinder / Radstation Ringgleis /
Campingplatz
Anschließend überprüfte der Arbeitskreis diese
Vorschläge zusammen mit Fachleuten auf ihre
Realisierbarkeit, stellte sie in einer zweiten öffent-
lichen Bürgerveranstaltung im August 2013 noch-
mals zur Diskussion und entwickelte daraufhin ein
Nutzungskonzept.
14 | 15
Nutzungen
LernKontor
Im KontorHaus entsteht ein Informations- und
Weiterbildungszentrum für lokale Geschichte, das
ebenso als außerschulischer Lernort dient. Darge-
stellt werden aufgrund seiner Lage insbesondere
die Geschichte der Braunschweiger Wasserversor-
gung und des Jödebrunnens sowie die Geschichte
der Industrialisierung am Beispiel des Ringgleises
und der Firmen, die sich entlang der Eisenbahn-
trasse angesiedelt haben. Vorrangig sind die Firmen
Brachvogel sowie Drenckhan & Sudhop zu nennen.
Letztere brachte die sogenannten »Möller-Träger«,
ein von dem Braunschweiger Professor Möller
entwickeltes Beton-/Eisentragsystem, zur über-
regionalen Anwendung. Ein anschauliches Beispiel
dieses Tragsystems hat sich in einem Erdbunker
auf dem Jödebrunnengelände erhalten. Natürlich
wird auch die Geschichte des KontorHauses selbst
thematisiert.
Kulturelle Veranstaltungen
Darüber hinaus sind auch Lesungen, Konzerte,
Vorträge oder Kunstausstellungen möglich.
TreffpunktfürProjektgruppen
Ergänzend steht das KontorHaus als Treffpunkt für
bürgerschaftliche Projektgruppen, Bewohnerinitia-
tiven und weitere Kleingruppen zur Verfügung.
Sommercafé
In der warmen Jahreszeit lockt ein kleines Sommer-
café Besucher/innen an. Die Gäste können sich im
Cafégarten oder auch auf der Aussichtsplattform
am Jödebrunnen niederlassen.
Nutzungskonzept
Zielgruppen
Das KontorHaus steht allen Interessierten offen.
Gedacht ist in erster Linie an die Bewohner/innen
des näheren und weiteren Umfeldes, an die Nutzer/
innen des Ringgleises und an Kinder und Jugendli-
che bzw. Schüler/innen. Darüber hinaus erhalten
Stadtteilgruppen und Bewohnerinitiativen unbüro-
kratisch die Möglichkeit, sich zu treffen.
Ziele
Wissensvermittlung
Der Arbeitskreis sieht im KontorHaus ein groß-
artiges Potential für die Vermittlung von Bildung
für Groß und Klein. Hier wird die interessante
und vielfältige Geschichte dieses Ortes und seine
Bedeutung für den Stadtteil und die Stadt Braun-
schweig aufgearbeitet und bekannt gemacht. Aus-
gangspunkt bildet dabei die historische Bedeutung
des KontorHauses selbst. Deshalb ist die zukünf-
tige Nutzung an die besondere Umgebung (Jöde-
brunnen, Westbahnhof, Ringgleis) angepasst.
Dieser Beitrag zur historischen Bewusstseins-
bildung stärkt sowohl das Selbstbewusstsein der
Bewohner/innen als auch die Identifikation mit
dem Stadtteil.
TreffpunktfürdenStadtteil
Die zukünftige Nutzung macht das KontorHaus
öffentlich zugänglich, belebt den Stadtteil, macht
ihn noch attraktiver und trägt zur Imageverbesse-
rung bei. Das KontorHaus ist ein Ort für den
Stadtteil, für die Bewohner/innen des Stadtteils und
für Stadtteilgruppen und Bewohnerinitiativen.
Erhalt und Sanierung des Gebäudes
Mit einer nachhaltigen Nutzung des KontorHauses
wird nicht zuletzt auch das Ziel verfolgt, das
historisch und ästhetisch einmalige Gebäude zu
erhalten, zu sanieren und verdeckte Qualitäten,
wie die Raumausmalung, wieder freizulegen.
Das KontorHaus stellt ein Stück Stadtteilgeschichte
des Westlichen Ringgebietes, aber auch darüber
hinaus, dar, das es zu erhalten und der Bevölkerung
in Erinnerung zu rufen gilt.
Nutzungsentwurf
Grundlagen
Das KontorHaus
• stehtfrei;RestedesursprünglichenGartenssind
noch erkennbar
• grenztunmittelbarandenmittelalterlichen
Jödebrunnen
• wirdverkehrlicherschlossenüberdieStraße
Am Jödebrunnen. Ein neuer Fuß- und Radweg
zwischen Büchnerstraße und Am Jödebrunnen
führt unmittelbar am Gebäude vorbei. Über die
Büchnerstraße ist ein Anschluss an den Fuß- und
Radweg auf dem ehemaligen Ringgleis gegeben.
• besitztimHochparterreeinenRaum(ca.20qm,
Aufenthaltsraumqualität) und eine Veranda
(ca. 7 qm).
• bietetimKellergeschosseineGrundflächevon
ca. 27 qm, geeignet für Nebenräume.
Raumprogramm und -ausstattung
Hochparterre (variabel)
• LernKontor
Informations- und Weiterbildungszentrum für
lokale Geschichte mit acht PC-Plätzen. Die PCs
sind mit interaktiv gestalteten Programmen zu
den lokalen Themen bestückt. Die PC-Arbeits-
plätze können in wenige Zentimeter tiefen
Wandschränken gesichert aufbewahrt werden.
Der Raum steht dann für andere Nutzungen zur
Verfügung, z.B. für
• KulturelleVeranstaltungen
wie Ausstellungen, Lesungen, Vorträge, Konzerte,
Basare, private Feiern (bis zu ca. 25 Personen)
oder als
• Treffpunkt
für Projektgruppen, Stadtteilinitiativen, Schu-
lungen etc. (an Tischen bis zu ca. 16 Personen)
Souterrain
Teeküche, Vorrat, WCs, Lager, Hausanschluss
Garten
Flächen für Sommercafé (ggf. zusätzlich Schuppen
für Cafégarten-Möbel), InfoTafeln und Ausstellungen
16 | 17
HochparterreBestand – vermaßt
SouterrainBestand – vermaßt
Variante 1 (ohne Abb.)Stellwände für Ausstellungen / Präsentationen
Variante 2Lernort, acht PC-Arbeitsplätze(ohne PCs: Besprechungsraum)
Variante 5Veranstaltungen wie Vorträge, Lesungen, Diskussionen, Konzerte (25 Teilnehmer)
Variante 3Besprechung oder (festliche) Tafel
Variante 6Vorführungen (25 Teilnehmer)
Variante 4Schulungen, Gruppentreffen
SouterrainUmbauEinbau Teeküche / WCsLager / VorratAbstellraum / Hausanschluss
Entwürfe zu den Nutzungsvarianten
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Ziele
• SelbstständigeundsaisonunabhängigeNutzung
• Reparaturbzw.Sanierungsollsoweitmöglich
dem ursprünglichen Zustand angenähert werden
• Nachträgliche,störendeZutatenwerdenent-
fernt und verdeckte Qualitäten geöffnet
Maßnahmen
Übergreifend
• HerstellungderHausanschlüsseundErneuerung
aller Installationen
• WiederherstellungderGartenanlageineinfacher
Form
• Durchsicht,ReparaturallerFensterundTüren,
Anstrich, teilweise Vorsatzfenster (Wärme-
dämmung)
Außenbau
• DurchsichtderDachdeckung,Überarbeitungvon
First und Graten
• ÜberprüfungdesSchornsteinkopfs,ggf.Repa
ratur
• ErneuerungderRegenrinnenundFallrohre,
alternativ: Rekonstruktion der kunstvollen
Wasserspeier
• FreischachtungdesKellermauerwerks,Reini-
gung, Verputz, Vorlegen einer Schutzmatte
• SanierungdesNatursteinsockelmauerwerks
• Reparaturggf.ErneuerungdesWandputzes,
Anstrich
• AufarbeitungderFensterlädenundVerkleidung
mit Zinkblech (Sicherheit)
Sanierung
Veranda
• FreistellungderVerandadurchAbbauder
festen Treppe, Einbau einer Einschubtreppe mit
elektrischer Verriegelung
• Erhaltungbzw.Aufarbeitungdesoriginalen
Fliesenbelags
• AusbauderVerandaverglasungen,Einbauvon
Rankgittern nach historischem Vorbild
• AufarbeitungderVerandaHolzkonstruktion
Hochparterre
• ReinigungundAnstrichallerHolzteile(Paneelen,
Decken und Dielen)
• UntersuchungderWändeunddesKaminsauf
nachgewiesene Rankenbemalung, ggf. partielle
Freilegung, Anstrich
• StuckreparaturamKamin,EinbaueinerKamin-
klappe, ggf. Glastür
Souterrain
• AusbauallerWandverkleidungenundInstalla
tionen, Freilegung, Entrostung und Anstrich der
Decken-Eisenträger zum Hochparterre
• EinbaueinerSohlplatte,neuerWändeundTüren,
Heizung, WCs und Teeküche
• Verputz,Fliesen,AnstrichderOberflächen
• EinbauvonHeizkörpernuntervorhandenen
Lüftungs gittern zur Beheizung von Hochparterre
und Souterrain
Spitzboden
• AusbauderDeckenverkleidungen,Einbaueiner
Zwischensparrendämmung und eines Dach-
fensters.
Kosten
(Schätzung nach Din 276 einschl. MwSt. und
Baunebenkosten, Stand: April 2013)
Zusammenstellung
KG 200 212 | Abbruchmaßnahmen
Kostengruppe Maßnahme
KG 300 320 | Gründung
330 | Außenwände (Außenseite)
340 | Innenwände (Innenseite)
350 | Decken
360 | Dächer
KG 400 410 | Abwasser- und Wasseranlagen
420 | Wärmeversorgungsanlage
444 | Niederspannungsinstallationsanlagen
445 | Beleuchtungsanlagen
KG 500 540 | Technische Anlagen in Außenanlagen
570 | Pflanz- und Vegetationsflächen
Summe ohne Nebenkosten
Baunebenkosten (ca. 22 %)
Zur Aufrundung
Baukosten insgesamt
€ 8.400,00
Kosten
€ 155.000,00
€ 16.800,00
€ 19.780,00
€ 13.750,00
€ 5.050,00
€ 12.060,00
€ 5.800,00
€ 11.300,00
€ 5.800,00
€ 3.040,00
€ 16.500,00
€ 7.500,00
€ 125.780,00
€ 27.671,60
€ 1.548,40
20 | 21Fotogalerie
links oben: Zugang zum Souterrain
links Mitte: Kaminbild
rechts oben: KontorHaus Vorderseite
rechts Mitte: Schornstein doppelzügig
rechts: Veranda
ganz rechts: Türschmuck
ganz links oben: Souterrain mit Kamin-
anschluss in der Nische
links oben: Lichtschalter
links Mitte: Innenraum Hochparterre nach
Südosten
links unten: Großes Fenster im Gegenlicht
rechts Mitte: Fensterladen auf der Südseite
rechts unten: Türdetail
22 | 23
Herausgeber
Arbeitskreis Kontorhaus
Soziale Stadt – Investitionen im Quartier,
Westliches Ringgebiet, Braunschweig
Mitglieder: Wolfgang Altstädt, Manfred Frej,
Udo Gebauhr, Klaus Hoffmann, Rainer Junge,
Gudrun Lischkewitz, Wilhelm Meister, Denise
Notter, Siegfried Mickley, Harald Schweingruber,
Sabine Sewella, Sven-Ove Wähling
Texte und inhaltliche BearbeitungUdo Gebauhr, Stadtdenkmalpfleger i.R.
Denise Notter, plankontor Stadt & Gesellschaft GmbH
Quartiersmanagement für das Westliche Ringgebiet
im Auftrag der Stadt Braunschweig
GestaltungUNRUH Designbüro | www.unruhdesign.de
Frankfurter Straße 4 | 38122 Braunschweig
DruckStadt Braunschweig | Grafik-Service-Center
Gefördert durch:
Impressum
Quellen
»das KontorHaus am Jödebrunnen«Gutachten zur Untersuchung des BauzustandesSanierungsvarianten und NutzungsmöglichkeitenStadt Braunschweig, 2013
GutachterBurkhardt + Schumacher, Architekten und IngenieureMartin Schumacher | Adolfstr. 27a | 38102 Braunschweigwww.burkhardt-schumacher.de
Abbildungsnachweis
Angelika Stück: Abb. S. 1, 2, 5, 6, 7, 11, 20, 21, 22
Jutta Lüers, Bad Zwischenahn: Abb. S. 1, 9, 10
Stadt Braunschweig, Abt. Stadtplanung,Stadterneuerung: Abb. S. 4
Brederlau*Holik: Abb. S. 5
WELPvonKLITZING Architekten und Stadtplaner GbR: Abb. S. 6 plankontor Stadt & Gesellschaft GmbH: Abb. S. 6, 13
Stadt Braunschweig, Referat Bauordnung: Abb. S. 7, 8, 9
Udo Gebauhr, Stadt Braunschweig, Referat Bauordnung, Denkmalpflege: Abb. S. 8, 11, 16, 17
aus: Jürgen Mertens, Die Geschichte der Stadt Braunschweig, in Karten, Plänen und Ansichten, Stadt Braunschweig, Vermessungsamt, 1981: Abb. S. 9
Wolfgang Altstädt: Abb. S. 12, 13
iStockphoto: Abb. S. 14, 15
Stadt Braunschweig, Referat Bauordnung (Grundrisse Bestand/Vermaßung: Martin Schumacher): Abb. S. 16, 17
Martin Schumacher, Burckhardt + Schumacher, Architekten und Ingenieure: S. 20, 21
August 2014