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SPORTARTEN | HANDBALL SPORTSTADT ST. PÖLTEN 130 H andball wurde als Konkurrenz- produkt zum Fußballsport wäh- rend des Ersten Weltkrieges in Deutschland erfunden und entwickelte sich in den 20er-Jahren zu einer der po- pulärsten Sportarten in Österreich. Als Vorläufer des Handballspiels gelten eini- ge „Turnspiele“ , wie zum Beispiel Korb- ball, Torball und das erstmals 1891 vorge- stellte „Raffball“ . Es war Carl Schelenz (Berlin), der 1920 das Feldhandball-Spiel in Wien und Graz vorstellte, wo es mit Begeisterung auf- genommen wurde. Vielleicht trug zur ra- schen Einführung in Österreich auch bei, dass man Handball, gegenüber dem Fuß- ball, zur Not auch barfuß spielen konnte. In den Nachkriegsjahren waren Sport- schuhe für viele unerschwinglich. Die Österreicher waren jedenfalls ge- lehrige Schüler, denn beim ersten Hand- ball-Länderkampf zwischen Österreich und Deutschland (13. September 1925) gingen die Österreicher mit 6:3 als Sie- ger hervor. Bei der Arbeiterolympiade in Wien (1931) siegte Österreich im Ent- scheidungsspiel gegen Deutschland vor 60.000 Zuschauern mit 10:9, und beim ersten olympischen Männer-Großfeld- Turnier in Berlin (1936) holte das Öster- reich-Team Silber in die Alpenrepublik. Vom Raffball zum Handball Ingolf Wöll, Heinz Harauer Mag. Helmut Kogler (Jg. 1952) Der „Handball-Professor“ Mag. Helmut Kogler war 1974 Torjäger in der Handball-Staatsliga bei Tulln und Sto- ckerau, Teamspieler, Trainer, Staatsliga- Schiedsrichter und Verbandsfunktionär. Ein Mann, der dem Handball seine gesamte Freizeit widmet. Vor allem der Jugend will der „Handball-Professor“ seinen Sport in erster Linie näherbringen. Was ihm auch immer wieder glänzend gelingt: Staats- bzw. Landesmeistertitel stehen auf der Tagesord- nung. Und das nicht nur bei den St. Pöltner Handballteams ESV und UNION, sondern auch mit den Schülern im St. Pöltner Gymna- sium. 2002 und 2004 qualifizierte er sich mit seiner Schülermannschaft für die Schul-WM. Handball auf Großfeld Aus den Mitteilungen des Christlich-deut- schen Turnvereins St. Pölten geht hervor, dass es in den späten 20er-Jahren neben einer Leichtathletikriege auch eine solche für Handball gab und dass regelmäßig in der „Übungsschulturnschule“ geübt wurde. Am 18. April 1937 fand auf dem Odo- Hahn-Turnplatz (heute UNION-Sportan- lage) ein Handballvergleichskampf zwi- schen Wien und NÖ statt. Unter Mit- wirkung von sechs St. Pöltner „Turn- brüdern“ war es möglich, die Wiener mit 7:6 zu besiegen. Auch die Arbeiterturner hatten vor 1934 eine Handballmannschaft in St. Pölten. Von ihnen wurde vor allem in den 20er- und frühen 30er-Jahren das heute längst vergessene „Raffball“ gespielt. Der ehe- malige Arbeiterturner „Pipsl“ Peschek erzählte im St. Pöltner Sommerbad von regelrechten Schlachten, die sich die Arbeitersportler im Raffball und später dann im Handball auf dem Sportplatz hin- ter den Stadtsälen geliefert haben sollen: „Bei uns war ja fast jeder Turner auch gleichzeitig Leichtathlet und Handball- spieler,“ so die braun gebrannte Turn- legende im Jahre 1994. Aus der Festschrift „50 Jahre St. Pöltner Sportklub (1913–1963)“ geht hervor, dass Spielfeld: Länge bis zu 200 m, Brei- te 20 m. Je sieben Spieler versuch- ten einen in der Mitte des Spiel- feldes liegenden Vollball (10 cm Durchmesser) „aufzuraffen“, um diesen über die Mallinie des Geg- ners zu befördern. Nicht selten arte- te das zu einer kleinen Prügelei aus. (Beckmanns Sportlexikon/1933) SEITENBLICK Das war Raffball SAMMLUNG WÖLL 130-137_Handball 21.09.2007 13:09 Uhr Seite 130

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Handball wurde als Konkurrenz-produkt zum Fußballsport wäh-rend des Ersten Weltkrieges in

Deutschland erfunden und entwickeltesich in den 20er-Jahren zu einer der po-pulärsten Sportarten in Österreich. AlsVorläufer des Handballspiels gelten eini-ge „Turnspiele“, wie zum Beispiel Korb-ball, Torball und das erstmals 1891 vorge-stellte „Raffball“.Es war Carl Schelenz (Berlin), der 1920 das Feldhandball-Spiel in Wien und Grazvorstellte, wo es mit Begeisterung auf-genommen wurde. Vielleicht trug zur ra-schen Einführung in Österreich auch bei,dass man Handball, gegenüber dem Fuß-ball, zur Not auch barfuß spielen konnte.In den Nachkriegsjahren waren Sport-schuhe für viele unerschwinglich.Die Österreicher waren jedenfalls ge-lehrige Schüler, denn beim ersten Hand-ball-Länderkampf zwischen Österreichund Deutschland (13. September 1925)gingen die Österreicher mit 6:3 als Sie-ger hervor. Bei der Arbeiterolympiade inWien (1931) siegte Österreich im Ent-scheidungsspiel gegen Deutschland vor60.000 Zuschauern mit 10:9, und beim ersten olympischen Männer-Großfeld-Turnier in Berlin (1936) holte das Öster-reich-Team Silber in die Alpenrepublik.

Vom Raffball zum HandballIngolf Wöll, Heinz Harauer

Mag. Helmut Kogler (Jg. 1952)

Der „Handball-Professor“

Mag. Helmut Kogler war 1974 Torjäger in der Handball-Staatsliga bei Tulln und Sto-ckerau, Teamspieler, Trainer, Staatsliga-Schiedsrichter und Verbandsfunktionär. EinMann, der dem Handball seine gesamte Freizeit widmet. Vor allem der Jugend willder „Handball-Professor“ seinen Sport in erster Linie näherbringen. Was ihm auch immer wieder glänzend gelingt: Staats- bzw.Landesmeistertitel stehen auf der Tagesord-nung. Und das nicht nur bei den St. PöltnerHandballteams ESV und UNION, sondernauch mit den Schülern im St. Pöltner Gymna-sium. 2002 und 2004 qualifizierte er sich mitseiner Schülermannschaft für die Schul-WM.

Handball auf Großfeld

Aus den Mitteilungen des Christlich-deut-schen Turnvereins St. Pölten geht hervor,dass es in den späten 20er-Jahren nebeneiner Leichtathletikriege auch eine solchefür Handball gab und dass regelmäßig inder „Übungsschulturnschule“ geübt wurde.Am 18. April 1937 fand auf dem Odo-Hahn-Turnplatz (heute UNION-Sportan-lage) ein Handballvergleichskampf zwi-schen Wien und NÖ statt. Unter Mit-wirkung von sechs St. Pöltner „Turn-brüdern“ war es möglich, die Wiener mit7:6 zu besiegen.Auch die Arbeiterturner hatten vor 1934eine Handballmannschaft in St. Pölten.Von ihnen wurde vor allem in den 20er-und frühen 30er-Jahren das heute längstvergessene „Raffball“ gespielt. Der ehe-malige Arbeiterturner „Pipsl“ Peschek erzählte im St. Pöltner Sommerbad vonregelrechten Schlachten, die sich die Arbeitersportler im Raffball und späterdann im Handball auf dem Sportplatz hin-ter den Stadtsälen geliefert haben sollen:„Bei uns war ja fast jeder Turner auchgleichzeitig Leichtathlet und Handball-spieler,“ so die braun gebrannte Turn-legende im Jahre 1994.Aus der Festschrift „50 Jahre St. PöltnerSportklub (1913–1963)“ geht hervor, dass

Spielfeld: Länge bis zu 200 m, Brei-te 20 m. Je sieben Spieler versuch-ten einen in der Mitte des Spiel-feldes liegenden Vollball (10 cmDurchmesser) „aufzuraffen“, umdiesen über die Mallinie des Geg-ners zu befördern. Nicht selten arte-te das zu einer kleinen Prügelei aus.(Beckmanns Sportlexikon/1933)

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im Jahre 1935 unter Leitung von Lem-böck sowie unter Mitarbeit von Waldert,Alois und Josef Jantsch eine eigeneHandballsektion im SC St. Pölten ins Leben gerufen wurde, die jedoch nichtsehr lange Bestand hatte. In „Öster-reichs Sport-Jahrbuch 1935“ scheinennoch die St. Pöltner Handball-Mann-schaften „Sturm 19“ und „SportvereinViehofen“ auf.1936 wurde die Bundesbahner-Sport-vereinigung (BBSV) mit Sitz in Wien ge-gründet. Eine Schar von Leichtathleten,Turnern, Raff- und Handballspielern nütz-te die Gelegenheit, um unter diesemDach in St. Pölten ein Handballteam zugründen. Es waren vorwiegend jeneSportler, die nach der Auflösung der Ar-beiter-Turnvereine im Jahre 1934 vereins-los waren. Die Bekanntesten waren da-mals Franz Staudinger, Hans Pecina,Hans Nemec, Johann Wotapeck, JohannSchmidl, die Gebrüder Zens, Rudolf Tif-finger und Willi Morent.Im Jahre 1938 wurde der Sportbetrieb inder Reichsbahnsportgemeinschaft (RSG)

St. Pölten weitergeführt. Mit der ehe-maligen Sportanlage des Christlich-deut-schen Turnvereins (CDTV) am Traisen-strand (heute UNION-Sportanlage) hattendie Mitglieder des Eisenbahner-Sports eine neue Heimstätte gefunden, auf derwährend des Krieges neben der Kampf-mannschaft auch die Jugend sowie einDamenteam trainierte.

Fünf Vereine in St. Pölten

Gleich fünf Vereine, BSV Glanzstoff, SC Harland, ESV, ATUS und UNION St. Pölten, belebten nach dem ZweitenWeltkrieg die Handball-Szene in St. Pöl-ten. Ein Beweis, dass Handball zu einerbeliebten Sportart geworden war. Vorrei-ter war die UNION St. Pölten, die bereitsim Frühjahr 1946 unter ihrem Sektions-leiter Josef Hatzhengst sowohl mit einerDamen- als auch mit einer Herrenmann-schaft Freundschaftsspiele austrug. Stolzwird im UNION-Jahresbericht vermerkt,dass die Herren-Mannschaft, verstärktdurch Heimkehrer, den ganzen Sommerüber ungeschlagen blieb. Im Herbst

UNION-Handballer (1948) vor einem Freundschaftsspiel gegen KAC (Klagenfurt). Stehend: Leo Graf, Hanns Geier, Ferdinand Schmutz, Toni Schimanko, Erich Douscha,Gustav Klausriegler, Franz Nolz, Erwin Harmer. Kniend: Erich Rendl, Franz Gugerell,Sepp Stachelberger. SAMMLUNG WÖLL

Auch die Damen des Eisenbahner-Sportvereins verschrieben sich in St. Pölten sehrfrüh dem Handballsport. Das Bild zeigt die Damenmannschaft des Jahres 1949. Stehend: Navar, Haider, Artner, Oberleitner, Hunger. Hockend: Goiser, Höbert, Kuchar.Sitzend: Knopfhart, Weinkopf, Wögerer. ARCHIV ESV

St. Pöltens UNION-Handballerinnen waren 1947 UNION-Landesmeister von NÖ. 3. Reihe: HermineÖckher (Sandner), Stefanie Zöchling (Herler), Jose-fa Limlei (Harmer), Traudl Stamberg (Binder), Ger-trude Leitgeb (Nolz). 2. Reihe: Erika Ring (Langford),Berta Stix (Grüneis), Gretl Sassmann. 1. Reihe: Frieda Hametner (Prinz), Maria Hiesberger (Mader),Erika Matzinger (Schmutz), Hilde Hiesberger (Rendl).

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wurde mit einem geregelten Meister-schaftsbetrieb auf Großfeld begonnen.Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte esüber ein Jahr, bis sich im Herbst 1946wieder einige Funktionäre und Sportlerzusammenfanden, um den Eisenbahner-Sportverein (ESV) St. Pölten zu reakti-vieren. Der aktive HandballfunktionärKarl Spendelhofer war es, der wieder eine Handball-Mannschaft zusammen-trommelte und mit einer großen Scharvon Spielern, wie Luger, Quasnitschka,Altmann, Snor, Merzinger, Mundl, Mühl-bauer, Artner, Wögerer, Eder, Denk,Weinzettl, Wagner, Bernhard, Lahner,Kurzmann, Knappl, Bauch u. a. m., unter-stützt von den „Alten“ Franz Staudin-ger, Hans Nemec und Alfred Aigner, die Handballsektion ins Leben rief. ImHerbst 1947 wurde der Verein mit einemHerren- und Damenteam (bis 1953) beimNÖ Handball- und Faustballverband an-gemeldet.

„Stachelberger“ – ein Name, deruntrennbar mit dem Handballsportin St. Pölten verbunden ist. In der„Handballfamilie Stachelberger“wird bereits in der vierten Genera-tion Handball gespielt.Josef Stachelberger, seit 1946 überviele Jahre aktiver Spieler, Stützeund Motor der UNION-Mannschaft,war von 1956 bis 1970 Präsidentdes NÖ Handballverbandes und von1958 bis 1970 Vizepräsident imÖsterreichischen Handballbund.Auch seine Söhne und Enkelkinderhaben sich als Spitzenspieler einenNamen gemacht. Die Jüngsten im„Stachelberger-Team“ sind Kerstin(Jg. 1994) und Michael (Jg. 1998).

SEITENBLICKDie Handballfamilie

Handball-Stadtauswahl St. Pölten 1948: Stehend: Ernst Huber (UNION), Hanns Geier (UNION), Alois Kurzmann (ESV),Ferdinand Schmutzer (UNION), Toni Schimanko (UNION), Walter Luger (ESV), Hans Wagner (ESV), Anton Farsky(Glanzstoff). Kniend: Karl Mayer (UNION), Gustav Klausriegler (UNION), Erwin Harmer (UNION). SAMMLUNG WÖLL

Vom Feld in die Halle

In den Wintermonaten wurde bereits in den frühen 50er-Jahren eine Mini-Meisterschaft in der Halle gespielt. InNiederösterreich beteiligten sich mitHarland, UNION und dem ESV dreiMannschaften aus St. Pölten an diesemBewerb. 1973 schloss sich Österreichder internationalen Entwicklung in Rich-tung Hallenhandball an. Diesem Trendfolgten auch die UNION und der ESV. Bis zur Saison 1983/84 spielten beideKlubs in der Handball-Landesliga. Nachdem Aufstieg der UNION in die Staats-liga B trennten sich die Wege für immer.

Hochschaubahn der Gefühle

Die junge UNION-Mannschaft scheiterte1982 unter Sektionsleiter Ing. HelmutKocevar und Trainer Karl Paris in Inns-bruck noch im Aufstiegsturnier. Dochzwei Jahre später führte Trainer Man-fred „Mandi“ Goll aus Krems die „jungen

Josef Stachelberger sen. (1911–1981). ARCHIV UNION

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liga absteigen musste. Ing. Helmut Kocevar bestellte den Ungarn dann auchals Cheftrainer und engagierte mit demehemaligen Teamtorhüter Franz Zhorny(† 2006) aus Krems einen Routinier. DieQuintessenz: Überzeugende Rückkehr indie B-Liga. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit,wann St. Pölten mit den großartig spie-lenden Aktiven in der Staatsliga A spielenwird.

Eine heitere Geschichte aus demJahre 1946: Die Mannschaft derUNION St. Pölten war mit einemBus zu einem Wettspiel nach Ober-österreich unterwegs. Nach Ein-bruch der Dunkelheit und einem Defekt der Lichtmaschine des Uralt-LKWs musste der Langstreckler Rudi Herres sieben Kilometer vordem Bus mit einer Laterne einher-laufen, um den Bus samt Mann-schaft sicher ins Ziel zu bringen.

SEITENBLICKDie defekte Lichtmaschine

Damen- und Herrenmannschaft SC Glanzstoff (ca. 1948): Stehend: Bruno Haas, Franz Laimer, Franz Etzelberger, JosefAngerer, Ferdinand Übelbacher, Otto Schmidl, Karl Haiderer, Anton Farsky, Helmut Lager, Günther Hirzenberger, PeterStitzer, Sektionsleiter Johann Pavlovsky. Kniend: Grete Gruber, Grete Neuhedl, Anni Bosch, Steffi Krendl, Erika Ange-rer, Erna Schmid (Rybnikar), Lotte Neuhedl, Hedi Neussner, Mitzi Neuhedl. GEORG RYBNIKAR

UNION-Handball-Oldies 1976: 2. Reihe: Kurt Lanzenlechner, Franz Nolz, Erwin Harmer, Kurt Mayer, Josef Stachel-berger, Ing. Bruno Haas, Hanns Geier, Leo Graf, Erich Rendl, Sepp Stachelberger jun., Walter Novak, Alfred Prinz. 1. Reihe: Anton Baldt, Alfred Jascha, Josef Hatzhengst, Rudolf Herres, Josef Sturmlehner. ARCHIV UNION

Wilden“ aus St. Pölten in die StaatsligaB. Erstmals konnte dabei der ehemaligepolnische Junioren-Teamspieler WojtiechLobaza eingesetzt werden.Karl Paris war es dann, dem es 1985 alssportlichen Leiter gelang, den 227-fachenungarischen Nationalteamspieler, drei-fachen WM- und zweifachen Olympia-teilnehmer Stefan Szilagyi zur UNION zulotsen. Ein Glücksgriff! Auch wenn dieMannschaft 1987 neuerlich in die Landes-

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In der Saison 1992/93 war es so weit:Erstmals schaffte eine St. Pöltner Mann-schaft den Sprung in die höchste österrei-chische Handballliga. Doch der Dämpferkam völlig überraschend: Zum Klassen-erhalt in der Premieren-Saison fehlte nurein Tor! Zwei Jahre später stand mit einem zweiten Platz hinter Köflach derWiederaufstieg erneut fest.1999 war dann das Handball-Jahr St. Pöl-tens schlechthin: Sowohl im positiven alsauch im negativen Sinn. Mit einem fünf-ten Platz im Meister-Play-off „schramm-ten“ die Hypo-Burschen knapp an einemEuropacupplatz vorbei. Doch der größteErfolg der Vereinsgeschichte wurde nichtzum Startschuss einer goldenen Ära – imGegenteil! Sektionsleiter Ing. Helmut Ko-cevar musste seine wohl bitterste Nieder-lage einstecken: Sponsoren sprangen ab,neue Geldgeber konnten keine gefundenwerden. Da ging er dann den Weg eines verantwortungsbewussten Funktio-närs: Rückzug aus der Staatsliga A, den

freien Platz verkaufte er an West Wienund übergab die Handballsektion anMag. Gabriele Mayer. Mit Wilhelmsburgschloss der Klub eine Spielgemeinschaftab, die im Herbst 2007 aufgelöst wurde.Der Handballsport in St. Pölten wurdewieder zu neuem Leben erweckt. 2006/07 spielte das UNION-Herrenteam in derLandesliga eine dominierende Rolle.Zweimal qualifizierte sich die jungeMannschaft bereits für die Aufstiegs-runde für die Staatsliga B, scheiterte aberstets an routinierteren Mannschaften. Einjunges, engagiertes Funktionärsteam gibtaber nicht auf. Will zurück ins Rampen-licht.

Ein Titel für die

Vereinsgeschichte

Auch der ESV St. Pölten spielte über Jahre hervorragenden Handball. FranzTrimmel, Helmut Kogler, Andrew Biesen-berger, Harald Beilschmied, zuletzt dieBrüder Andreas und Gerhard Sulzbacher

Auf einen Blick

Handball-Sektionsleiter der UNION

1945 Josef Hatzhengst1945 Josef Stachelberger1952 Alois Wuchse1953 Dr. Erich Knörzinger1958 Hanns Geier1959 Helmut Lager1964 Heinz Nusterer1965 Ulrich Christalon und

Herbert Luger1967 Franz Moser 1968 Wilfried Teufl und

Franz Moser1970 Dieter Hieger1972 Sepp Stachelberger1973 Josef Stachelberger1974 Mag. Walter Snor1976 Sepp Stachelberger1978 Peter Douscha1982 Ing. Helmut Kocevar2003 Mag. Gabriele Mayer2007 Ing. Udo Stachelberger

Kam 1984 zur UNION St. Pölten und war dann über zehn Jahre eine echte Stütze – Wojtiech Lobaza. JOHANN BRUNNER

UNION-Sektionsleiter Ing. Helmut Kocevar mitWojtiech Lobaza. ARCHIV UNION

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1995, NÖ-Landessportschule: Vik-tor Szilagyi feiert mit 600 Fans dengrößten Erfolg der UNION-Hand-baller. Es war der sechste Platz inder Handball-Staatsliga.2007, Kieler Ostseehalle: 10.500Zuschauer jubeln. THW Kiel istwieder deutscher Handballmeisterund Cupsieger.Nur wenige Tage später: Jetzt ma-chen 25.000 Fans den Platz vordem Kieler Rathaus zu einem Toll-haus! THW Kiel mit „Figo“ Szila-gyi ist Champions League-Sieger.Beim 29-jährigen österreichischenTeamspieler ist die Freude trotzdemgedämpft. Denn im Mai 2006 erlitt

er einen Kreuzbandriss mit kompliziertem Meniskusschaden und verbringtseither mehr Zeit bei den Ärzten als bei der Mannschaft. Doch es geht wie-der aufwärts! Einer Fortsetzung der sportlichen Karriere steht nichts mehrim Wege.Eine Karriere, die mit sieben Jahren bei der UNION St. Pölten begann. Va-ter Stefan war damals Trainer und brachte den Klub von der Landesliga indie Handball-Staatsliga A. Erfolge für den jungen Viktor gab es bereits imSchulhandball, wo die Teams von Mag. Helmut Kogler Jahr für Jahr umÖsterreichs Meistertitel mitspielten. Mit 16 Jahren debütierte Viktor in derHBLA, im Österreichischen Nationalteam erzielte der 1,96 Meter großeRückraumspieler bei 99 Einsätzen bislang 457 Tore. Seine erste Einberufungerhielt er für das Länderspiel gegen Litauen am 16. Februar 1998. Dabei erzielte er zwei Tore. Über ATSV Innsbruck wechselte er in die deutsche Bundesliga. Vorerst zuBayer Dormagen, dann zu TUSEM Essen. Mit dem Klub holte er sich 2005den EHF-Pokal. Danach kam der deutsche Traditionsklub finanziell insTrudeln und musste zwangsweise in die Regionalliga absteigen. Kiel nütztedie kostenlose Freigabe und gab dem eingefleischten HSV-Fan („Wenn ichnicht Handballer geworden wäre, wäre ich Fußballtorhüter beim HSV“) einen Ein-Jahres-Vertrag, der später bis 2008 verlängert wurde.

Viktor „Figo“ Szilagyi (Jg. 1978)Champions League-Sieger

SEITENBLICKAuf einen Blick

Vereine von Viktor Szilagyi

bis 1999 UNION St. Pölten1999–2000 ATSV Innsbruck2000–2001 TSV Bayer Dormagenseit 2005 THW Kiel

Erfolge von Viktor Szilagyi

2000 Österreichs Handballer desJahres

2005 EHF-Pokalsieger mit TUSEMEssen

2006 Supercup-Sieger mit demTHW Kiel

2006 Deutscher Meister mit demTHW Kiel

2006 Deutscher Meister mit demTHW Kiel

2007 Champions League-Sieger mitdem THW Kiel

2007 DHB-Pokalsieger mit demTHW Kiel

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trugen viel dazu bei. Das war vor allemauf die ausgezeichnete Jugendarbeit zurückzuführen. Jahrelang waren Nach-wuchsteams des ESV St. Pölten bei denÖsterreichischen Meisterschaften mit da-bei.Der Klub war über Jahre hindurch ein fixer Bestandteil der Handball-Landesligaund holte sich in der Saison 1988/89 unter Spielertrainer Uwe Conrad und Co-Trainer Franz Trimmel den ersten und ein-zigen Landesmeistertitel – mit dem jüngs-ten Team aller Zeiten! An diese Leistungkonnte kein ESV-Team mehr anschlie-ßen. Ende Juni 1995 hieß es dann: Rienne va plus – der ESV St. Pölten hat aufge-hört zu existieren.

Die Mädchen am Kreis

Als „Anhängsel“ der Männer-Sektionfühlten sich die UNION-Damen nie richtigwohl. Auch wenn sie bereits 1987/88 eineSaison in der Staatsliga spielten. Mit LiliaTopea als Spielertrainerin wurde erstmalsHöhenluft geatmet, ehe man freiwilligwieder in die Landesliga zurückkehrte.1989 gab es die ersten Gedanken, eineeigene Damenhandball-Sektion zu grün-

den. Im Februar 1990 kam es zur end-gültigen Trennung. Gründungsmitgliederwaren DI Bernhard Knoll, Günther Kihssl,DI Helmut Zieritz und Edda Lutz.Nach kurzen Trainer-Gastspielen von Ka-tarina Foglsingerova und dem KärntnerHeimo Lange nahm im August 1990 Wilhelm Doskocil das sportliche Ruder indie Hand. Der Erfolg stellte sich bereitsein Jahr später ein: Das junge Team ge-wann den Landesmeistertitel und danachdas Aufstiegsturnier in Kapfenberg. Doch nach nur einer Saison sah Doskocilin St. Pölten keine sportlichen Perspekti-ven und es kam auf der Trainerbank 1993zu einem Wechsel: Przemyslaw Hirn-schall löste den Erfolgscoach, der dasTeam sogar in den Europacup (gegenKültürsport Ankara) geführt hatte, ab.Und nach einem weiteren Jahr in derhöchsten Spielklasse ging’s bergab. Ausfinanziellen, aber auch sportlichen Grün-den – einige Spielerinnen beendeten ihreLaufbahn wegen Familienplanungen –musste der Gang in die NÖ Landesligaangetreten werden. Seither spielten dieUNION-Damen in Niederösterreichshöchster Spielklasse mit unterschied-

Auf einen Blick

Sektionsleiter ESV St. Pölten

1948 Karl Spendelhofer1951 Alfred Aigner1951 Johann Bernhard1968 Willi (Karl) Weilguni1970 Anton Denk1981 Franz Rehak1987 Anton Sicker1993 Gottfried Schmid1995 Christian Graf

Diese Mannschaft holte unter Spielertrainer Uwe Conrad (1989) den einzigen NÖ Meistertitel in der Geschichteder Handball-Sektion des ESV St. Pölten. ARCHIV ESV

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lichen Erfolgen. An einen Aufstieg istnoch nicht zu denken. Die Mädchen sindnoch zu unroutiniert, um sich eventuellschon für höhere Aufgaben empfehlenzu können. Doch die Sektionsleitungbaut auf die nachdrängende Jugend, diein fünf verschiedenen Altersklassen ander Meisterschaft teilnimmt.Wie bei den Herren gab’s auch bei den Damen einen echten Lokalrivalen:Über einige Jahre hindurch spieltenauch die ESV-Damen Handball. Zuerstzweigleisig, im Sommer Kleinfeld-Hand-ball im Rennbahnstadion, im Winter

Hallenhandball in der Jahnturnhalle. Mitviel Enthusiasmus! „Wenn wir etwa inTraismauer spielten, fuhren wir mit demRad hin“, erinnert sich Elfriede Schiff-mann. Sie spielte auch neun Jahre beiPhilips Wien (1954–1963) in der Staats-liga, ehe sie zu ihrem Stammverein ESV nach St. Pölten zurückkehrte. 1983startete dann die erste reguläre Hallen-meisterschaft in der Landesliga NÖ/Wien.Die „Stammliga“ der „Eisenbahner-Mäd-chen“, wo sie in der Saison 1991/92 miteinem fünften Platz das Highlight in derVereinsgeschichte erlebten.

Nationalteamspieler St. Pölten (Stand: September 2007)

Name Jahrgang Verein Land

HerrenWerner Lint 1978 Leoben AUTViktor Szilagyi 1978 THW Kiel GERDamir Djukic 1984 Alcobendas ESPKlaus Stachelberger 1975 HC Linz AG AUTAndreas Stachelberger 1978 HC Linz AG AUTIbish Taqui 1980 UHK Krems AUTMarkus Wagesreiter 1982 Hildesheim GERWolfgang Filzwieser 1984 IFK Trelleborg SWEHelmut Kogler 1952 ESV St. Pölten AUT

DamenHelga Mossgöller 1967 UNION St. Pölten AUTWaltraud Frosch (Wagner) 1968 UNION St. Pölten AUT

Juniorennationalteam 1987Harald Beilschmied 1968 ESV St. Pölten AUTAndreas Schreiber 1969 ESV St. Pölten AUT

Jugendnationalteam 1987Arthur Peschl 1970 ESV St. Pölten AUTDieter Gruberbauer 1970 ESV St. Pölten AUTWolfgang Schmid 1970 ESV St. Pölten AUT

Jugendnationalteam 1988Stefan Hofer 1988 UNION St. Pölten AUTSebastian Riegler 1988 UNION St. Pölten AUT

Jugendnationalteam 1990Boris Kuljanac 1990 UHK Krems AUT

Gerhard Sulzbacher, einer der jungen Wilden derUNION St. Pölten (2007). WOLFGANG MAYER

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