Vom Tod zum Leben - dompfarre.info Ostern_2018.web.pdf · Kunstinstallation im Dom »jetzt jetzt...

48
73. Jahrgang · Nr. 1 · Ostern 2018 Pfarrblatt Vom Tod zum Leben Schwerpunkt Leid. Schmerz. Tod. Trauer. Trost. Auferstehung Dompfarre Mysterium des brennenden Herzens · Einkehrnachmittag · Blitzlichter Spirituelles Heilige Maria Magdalena · Ostermontag im Heiligen Land Literatur Der Kaiser und sein Grabmal · Als Pfarrerlehrling in Mistelbach

Transcript of Vom Tod zum Leben - dompfarre.info Ostern_2018.web.pdf · Kunstinstallation im Dom »jetzt jetzt...

73. Jahrgang · Nr. 1 · Ostern 2018

Pfarrblatt

Vom Tod zum LebenSchwerpunkt Leid. Schmerz. Tod. Trauer. Trost. AuferstehungDompfarre Mysterium des brennenden Herzens · Einkehrnachmittag · BlitzlichterSpirituelles Heilige Maria Magdalena · Ostermontag im Heiligen LandLiteratur Der Kaiser und sein Grabmal · Als Pfarrerlehrling in Mistelbach

Der Geruch des Todes ist meiner Nasevon Kindheit an vertraut. Und dafür binich dankbar. In meiner Familie wurde derTod nie tabuisiert. Ich erinnere mich,dass ich bereits als kleines Kind zu Ster-benden mitgenommen wurde. Auchwenn dann die vertrauten Gesichter –meist ohne Zähne, mit zerzaustem Haar,eingefallenen Wangen und tief liegen-den Augen – etwas entstellt waren, sowar doch immer selbstverständlich, dassdieser Anblick für jeden zumutbar istund dass diese Personen in ihren letztenTagen besonders der liebevollen Zuwen-dung bedürfen. Nur weil das Äußere ei-nes Menschen hinfällig geworden ist,hat er dennoch nichts an seiner Würdeverloren.

Dieser sehr natürliche Umgang mitdem Tod hat mich zeitlebens geprägt. Sodurfte ich auch als 15-Jährige am Sterbe-bett meiner Großmutter sitzen und ihrbei ihren letzten Atemzügen die Handhalten. Als ich nach einiger Zeit vorsichtigwagte, ihre Hand loszulassen, spürte ich,dass der Rest ihres Körpers schon abge-kühlt war. Nur die Hand, die ich gehaltenhatte, war noch ganz warm. Diese Berüh-rung mit dem Tod war ein sehr bewegen-der Moment für mich: die Erfahrung,dass die Liebe, die wir Menschen einan-der schenken, Wirkung zeigt – über denTod hinaus. Wir können unsere Liebennicht festhalten, wenn sie uns verlassen,aber in unseren Herzen leben sie weiter.Der französische Philosoph Marcel Ga-briel hat diese Erfahrung wunderschön

beschrieben: „Einen Menschen lieben,heißt sagen: du wirst nicht sterben.“

Trauer und Trost So natürlich und manchmal erlösend derTod am Ende eines erfüllten Lebens er-scheinen mag, so gibt es auch die andereErfahrung: Leid, Krankheit und Tod bre-chen völlig unerwartet mitten ins Lebenherein. Welchen Trost gibt es dann? Waskann Kraft und Zuversicht spenden?

Dieses Oster-Pfarrblatt lädt ein – in-nerlich etwas beim Karfreitag und Kar-samstag verweilend – über die Erfahrungund die Radikalität des Todes nachzu-denken. Der christliche Auferstehungs-glaube blendet den Tod nicht aus, er gibtSchmerz und Trauer entsprechend Zeitund Raum. Unser Glaube vertröstetnicht vorschnell auf ein Leben nach demTod, das Osterfest aber schenkt uns Per-spektiven.

Die Auseinandersetzung mit demTod eröffnet einen neuen Blick auf dasLeben: Wofür leben wir? Und wie lebenwir? Was bleibt? Das letzte Hemd hatbekanntlich keine Taschen. Wir könnenvon dieser Welt nichts mitnehmen. DerTheologe Karl Rahner schreibt über dasSterben:

„Am Ende geht man mit leeren Hän-den fort, ich weiß es. Aber so ist es gut.Dann schaut man auf den Gekreuzigten.Und geht. Was kommt, ist die selige Un-begreiflichkeit Gottes.“

So dürfen wir uns von dem VertrauenJesu am Kreuz inspirieren lassen: „Vater,in deine Hände lege ich meinen Geist“(Lk 23,46) – am Ende jedes Tages undauch unseres Lebens. Ostern ermutigt,den Tod als Teil des Lebens anzunehmen,Trauernde und Leidende am Ende in ih-rem Schmerz nicht allein zu lassen undoffen zu sein für die Begegnung mit demAuferstandenen. „Christus ist auferstan-den. Er ist wahrhaft auferstanden!“

Ihre Birgit Staudinger

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 20182

Inhalt Editorial

Tod als Teil des LebensEditorial 2■Wort des Dompfarrers 3■Am Ende hat nicht der Tod, ■sondern das Leben das letzte Wort 4Gibt es ein Leben vor dem Tod? 6■Trost inmitten von Trostlosigkeit 7■Über den Tod und ■das Leben danach 9Die Pilgerfahrt nach Hause 10■»Vergesst die Osterkerze nicht!« 11■In der Trauer nicht alleine 12■Alles hat seine Stunde 12■Muss ich denn sterben ■um zu leben? 14Worte, die Kraft geben 14■Von »größter Pein« ■und »ewig’selig Leben« 16Malteser Friedhofsbegleitdienst 17■Lachen – mitten in Leid ■und Schmerz? 18Kindern Trauer zutrauen 18■Was schenkt mir Trost ■und Zuversicht? 20Auferstehung – ■eine »leere Verkündigung«? 23Kaum zu glauben: ■»Auferstehung« 24Mysterium des ■brennenden Herzens 26Fastentuch 28■Kunstinstallation im Dom■»jetzt jetzt jetzt« 29Diakon Peter Schwarz 29■Mitarbeiterausflug 30■Einkehrnachmittag 31■Blitzlichter aus St. Stephan 32■Chronik 34■Maria von Magdala 35■Ostermontag im Heiligen Land 36■Als Pfarrerlehrling in Mistelbach 38■Der Kaiser und sein Grabmal 38■Steffl 39■Termine 40■Termine Karwoche und Ostern 42■Schutzpatron der Riesenorgel 44■Gewinnspiel ■»Jesus Christ Superstar« 45Zum Nachdenken 48■Impressum 48■ M

artin

Sta

udin

ger

Der österreichische Künstler HermannNitsch ist und bleibt für viele umstritten.Ich hatte das Glück, ihn schon im Gym-nasium im Rahmen meines Unterrichtsin Künstlerischer Erziehung zu studierenund dann auch persönlich kennenzuler-nen. Besuche seiner Ausstellungen undauch seiner Wirkungsstätte in SchlossPrinzendorf im Weinviertel haben in mirdas Bild eines Künstlers geprägt, der vorallem im Rahmen seines Orgien Myste-rien Theaters sehr viel Wert auf das Le-ben und seine übersteigenden Entgren-zungen legt. Und da hat mich ganz be-sonders die religiöse Opferdimensionüber die jüdisch christliche Symbolwelthinaus interessiert. Leben, Blut, Opfer,Tod und die Hoffnung danach vielleicht

gerade auch im theatralischen und fastrauschartigen Kunstritual. Vor allem seinsynkretistisches Vermengen des bacha-nalen Festes mit einzelnen uns lieb undheilig gewordenen vertrauten liturgi-schen Paramenten haben viele Kritikerimmer wieder verstört. Die Macht desLebens, die würdevolle Hochschätzungdes Blutes als weihe- und kraftvoller Le-benssaft im Judentum und die rituali-sierte christliche Opfertheologie mit ih-rer unblutigen Erneuerung des Kreuzes-opfers in jeder heiligen Messe sollten Be-rührungspunkte sein, die mich seit über35 Jahren immer wieder neu in der Kunstvon Hermann Nitsch nach Antwortenrund um die Fragen von Leben und Todsuchen lassen.

Vom blutigen Martyrium ins Licht der AuferstehungWie in seiner Kunst scheint ja vieles inunserem Leben einfach nur hingeschüt-tet oder gar ausgeschüttet zu sein undauf den Überbleibseln unserer oft tra-gisch erfahrenen Lebensbrüche und al-len Formen von Leid, Krankheit, Gewaltund Tod versuchen wir unsere Hoffnungan der tragenden Glaubensgeschichtevon Tod und Auferstehung Jesu aufzu-richten. Wir haben es gewagt, ein groß-formatiges Werk von Hermann Nitsch

auf die Titelseite unseres Pfarrblattes zusetzen. Fast wie bei einem Flügelaltarlädt uns der Künstler ein, bei den Zei-chen des blutigen Martyriums nicht ste-hen zu bleiben, sondern über die Bahreund das blutbefleckte kreuzesförmigeMalhemd hinaus in das sonnengefärbteLicht der Auferstehung einzutreten. Viel-leicht wird der eine oder andere an ei-nem Detail hängenbleiben, wie es miroft bei Domführungen für Kinder pas-siert, wenn manche Kinder nichts sosehr interessiert wie die grauslichstenDetails der auf den Altären und Figurendargestellten Marterinstrumente derheiligen Märtyrer. Aber wahrzunehmenund auszuhalten, dass ein Künstler sichauch aus dem christlichen Ritualschatzbedient, um seinen Zugang zu Lebenund Tod zu finden, kann durchaus auchfür uns gläubige Christen einen Mehr-wert darstellen. Jeder von mir durchge-betete Kreuzweg ist so wie jede heiligeMesse eine Einladung das uns verspro-chene neue Leben nicht nur für sich al-lein zu betrachten, sondern auch das be-lastende Leid und alle schrecklichen Er-fahrungen des Todes nie aus dem Blickzu verlieren.

Als junger Mann war ich bis ins In-nerste erschüttert, als mir eine Ärztin diebedrohende Möglichkeit eines bald be-vorstehenden Todes als Anregung zu ei-ner aufwendigen medizinischen Inter-vention aussprach. Über diese heil über-standene Erfahrung erlangte ich eineneue etwas entspanntere Beziehungzum Sterben und zum Tod. Gerade in derBegleitung von Sterbenden und ihrenAngehörigen haben sich für mich somanche Sternstunden meines pastora-len Dienstes als Seelsorger ergeben. Ge-gen die Schwerkraft des sterblichen Le-bens in das leuchtende Umfeld der ver-heißenen Auferstehung einzutreten istdie Einladung der Kirche zu Ostern.

Ihr dankbarer Dompfarrer Toni Faber

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 3

Wort des Dompfarrers

Liebe Freunde!

Suzy

Stö

ckl

Titelseite: Ausschnitt eines Schütt bilds mit Malhemd (3-teilig) von Hermann Nitsch,Acryl auf Jute (600 × 300 cm), 2003. Die Aufnahme dieser Installation wurde uns dankenswerter Weise von dem Künstlerteam © TEAM[:]niel zur Verfügung gestellt.TEAMniel.com

Es ist deutlich mehr als ein Jahrzehnt herund doch sind meine Erinnerungen nochsehr lebendig. Meine Mutter lag im Ster-ben. Im Alter von nur 69 Jahren. Ihr Arzthat mir damals gesagt, dass sie nichtmehr lange leben würde. An jenem Tagwurde plötzlich zur Gewissheit, was biszu diesem Zeitpunkt lediglich eine bloßeAhnung war: die Endlichkeit meiner El-tern und indirekt wohl auch die Endlich-keit meines eigenen Lebens. Eine Ah-nung, die in diesem Moment von Wirk-lichkeit durchdrungen wurde.

Kreuz und Auferstehung sind nicht zu trennenMir ist es wichtig, gerade auch zu Osternüber den Tod zu schreiben. Denn Osternist Fest der Kreuzigung, des Todes undder Auferstehung. Kreuz und Auferste-hung sind nicht zu trennen. Nüchterngesagt: Es gibt kein leidfreies Diesseits-paradies. Und zugleich ist Ostern doch injeder und für jede Faser unseres Mensch -seins ein Fest der Hoffnung. Nicht derkleinen Hoffnung, dass es schon irgend-wie gehen wird, sondern einer großenHoffnung, die jede Grenze überschreitet.Ostern hat mit Zuversicht, mit Freude,mit der Weite unseres Glaubens zu tun.

Für mich macht dieses Fest deutlich,dass am Ende eben nicht der Tod, son-dern das Leben das letzte Wort hat.

Im Sterben gelangen wir, jede und je-der von uns, an jenen äußersten Ort, andem das eigene Leben, die eigene Exis-tenz, das Leben insgesamt brüchig wird.

Was wichtig ist, erschließt sich vom En-de her. Lebe ich heute schon so, wie icham Ende meines Lebens gelebt habenmöchte? Und was von dem, was michheute ärgert, Zeit in Anspruch nimmtoder bedrückt, ist dann vielleicht nurmehr halb so bedeutend? Wie wollen

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 20184

Vom Tod zum Leben

Pete

r Wm

. Gra

y, P.S

.S., P

h.D.

Am Ende hat nicht der Tod, sondern das Leben das letzte WortLebe ich heute schon so, wie ich am Ende meines Lebens gelebt haben möchte? Wie will ich sterben bzw. wie will ich leben? Wie steht es um den Willen Gottes im Angesicht des Leids?Persönliche Erfahrungen und Gedanken von Michael Landau

»Es gibt kein leidfreies Diesseitsparadies.Und am Ende unserer Tage

wird die entscheidende Frage sein, ob wir aufeinander geachtet haben.

Ob wir füreinander da waren.«

Pieta vom Künstler und Priester Peter Wm. Gray P.S.S.

Wasserfarbe auf handgeschöpftem Lokta-Papier aus Nepal

wir sterben und vor allem und von dieserPerspektive her: Wie wollen wir leben?

Auch meine Mutter hat sich dieseFragen im Stillen wohl immer wieder ge-stellt. Wie sie sie für sich beantwortethat, weiß ich nicht. Sie kam recht spätins Spital, mit einer fortgeschrittenen

Krebserkrankung. Auch wenn ihr Tod ab-sehbar war, vorbereitet ist man auf dieseBegegnung nie. Ich war es auch nicht.Nach ihrem Tod spürte ich Leere, Trauerund geraume Zeit nichts anderes. MeinBruder und ich fuhren ins Spital und sa-ßen dann noch lange an ihrem Bett. DerVerstand weiß es: Wenn etwas sicher istim eigenen Leben, dann ist es unser Tod.Aber mit der ganzen Existenz erahnenwir das nur, wenn wir liebe Menschenverlieren. Und das war der Fall. Im Vater-unser, dem grundlegendsten gemeinsa-men Gebet aller Christen, heißt es an ei-ner Stelle: „Dein Wille geschehe.“ DiesesGebet konnte und wollte ich lange nichtmehr sprechen. Ob es Gottes Wille war,war mir offen gestanden egal. Bei allem,was sich dazu theologisch sagen lässt,mit der Schöpfungsgeschichte begin-nend. Ich fand es damals einfach nur un-gerecht, dass meine Mutter tot war. Ichwollte mir diesen „Willen“ nicht auf-zwingen lassen. Bis heute wünsche ichmir, es wäre anders und sie lebte. Ich

brauchte Zeit. Zeit, um wieder beten zukönnen. Zeit, um den Tod als Teil des Le-bens anzunehmen.

Auseinandersetzung mit dem Tod ist lebensstiftendIch bin immer wieder beeindruckt, wennich mit MitarbeiterInnen spreche, die inder Hospiz- und Trauerarbeit der Caritastätig sind. Denn ihre Arbeit mit Men-schen am Ende ihres Lebens und mitTrauernden macht deutlich: Zu einer Kul-tur des Lebens gehört auch eine Kulturdes Sterbens – eine Kultur der Solidaritätmit den Sterbenden und Trauernden.Auch wenn die KollegInnen vom Mobi-len Hospiz von Schmerzen und Möglich-keiten optimaler Begleitung sprechen,reden sie über das Leben. Auch wenn siedavon berichten, wie Menschen allmäh-lich Abschied nehmen, sprechen sie vomLeben – und somit letztlich davon, dassdie Auseinandersetzung mit dem Tod le-bensstiftend ist. Ihre Arbeit ist Ausdruckdafür, dass jeder Sterbende ein Lebenderist. Und zwar bis zuletzt.

Ich bin überzeugt: Wir werden amEnde unserer Tage nicht vor der Fragestehen, was wir verdient haben, welcheTitel oder welches Prestige in der Gesell-schaft wir hatten. Kein Sterbender hatsich mit den Worten verabschiedet: Hät-te ich nur mehr gearbeitet oder mehrverdient. Hand aufs Herz: Wer von unsmöchte der oder die Wohlhabendste amFriedhof sein? Vielmehr, meine ich, wirddie entscheidende Frage lauten, ob wiraufeinander geachtet haben. Ob wir für-einander da waren. Ob wir als Menschengelebt haben. Ostern ist kein fernes Fest.Sondern es gewinnt in dieser Zeit wirk-sam, sichtbar Gestalt. Der Möglichkeit nachauch durch jede und jeden von uns. ■

www.caritashospiz.at

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 5

Domkapitular Michael Landau ist Präsident der

Caritas Österreich

Land

au: I

ngo

Pert

ram

er /

Bran

dstä

tter

verla

g

Die AutorenMag. Dr. phil. Doris Bach, ext. Univ. Lekt., Klinische-

und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin,Präsidentin des CliniClowns Forschungsvereins

Mag. Dagmar Bojdunyk-Rack, GeschäftsführerinRainbows-Österreich

Mag. Karin Domany, pens. Religionspädagogin,PGR St. Stephan

Dr. Brigitte Ettl, Psychotherapeutin, dipl. Ehe-, Fa-milien-, Lebens- und Sozialberaterin, Lehrthera-peutin f. Existenzanalyse u. Logotherapie sowieLehrbeauftragte der Donau-Universität Krems

Toni Faber, Dompfarrer St. Stephan Mag. Rudi Fleck, Beichtpriester in St. StephanChristian Gartner, Ö3 WeckerchefMMag. Hermann Glettler, Bischof der Diözese

InnsbruckUniv.-Prof. em. Dr. Maximilian Gottschlich, em.

Professor für Kommunikationswissenschaft derUniversität Wien, Künstler

Reinhard H. Gruber, Domarchivar von St. Stephan Univ. Prof. Martin Haselböck, Organist, Dirigent,

Gründer u. künstlerischer Leiter Orchester WienerAkademie, Künstlerischer Leiter Musica Angelica

Univ.-Prof. Dr. Michael Hofer, Professor für Philo-sophie an der Theol. Fakultät der Kath. Privat-universität, Linz

Saskia Jungnikl, Autorin, JournalistinDI Dr. Andreas Kaiser, Pfarrer von Ober St. Veit, WienPetra Keplinger , biomedizinische AnalytikerinDr. phil., Lic. phil., Mag. theol. Franz Lackner OFM,

Erzbischof von SalzburgDr. Michael Landau, Caritasdirektor der Erzdiözese

Wien und Präsident der Caritas ÖsterreichDr. Reinhold Mitterlehner, Vizekanzler a.D., Un-

ternehmerAdele Neuhauser, Schauspielerin, BuchautorinAlexander Pointner, ehem. Chefcoach der öster-

reichischen Schispringer, Buchautor, Coach, Vor-tragender

Dr. Michael Prüller, Pressesprecher d. ErzdiözeseWien und d. Erzbischofs Kardinal Schönborn, Lei-ter der Öffentlichkeitsarbeit

Wolfgang Ritzberger, Ökonom, freier Regisseur,Schauspieler und Produzent

Karl-Heinz Schlevoigt, Domkurat von St. StephanP. Dr. Nikodemus Claudius Schnabel OSB, Dormitio

Abtei, Direktor des Jerusalemer Instituts der Görres-Gesellschaft, Katholischer Auslandsseelsorger

OStR. Prof. Mag. Peter Schwarz, Diakon in St. Ste-phan

Univ.-Prof. Dr. Ludger Schwienhorst-Schönber-ger, Vorstand d. Instituts für AlttestamentlicheBibelwissenschaft an der Kath.-Theol. Fakultätder Uni Wien

o. Prof. Dr. theol. Dr. phil. Dr. phil. fac. theol. Clemens Sedmak, Lehrtätigkeit in USA, Londonund Salzburg, Leiter d. Zentrum für Ethik und Armutsforschung

Mag. Birgit Staudinger, TheologinKatharina Stögner, Leitung Kommunikation und

Fundraising, Souveräner Malteser-Ritter-Orden,Großpriorat von Österreich

MMag. Dr. Andrea Taschl-Erber, Institut für Alt-testamentliche Bibelwissenschaft der Universi-tät Graz

Univ.-Prof. Dr. Markus Tiwald, Lehrstuhl NeuesTestament, Kath. Theologie, Universität Duis-burg-Essen

Hannelore Trauner-Pröstler, Koordinatorin Kon-taktstelle Caritas Wien

Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Weigl, M.A., Inst.für Bibelwissenschaft – Altes Testament, Kath.-Theol. Fakultät, Universität Wien

Redaktion.Redaktionsleitung: Mag. Birgit StaudingerLektorat: Mag. Birgit Doblhoff-Dier,

Mag. Karin Domany, Reinhard H. Gruber, Daniela Tollmann

Redaktionsteam: Dompfarrer Toni Faber, Diakon Erwin Boff, Mag. Karin Domany, Mag. Heinrich Foglar-Deinhardstein, Reinhard H. Gruber, Anneliese Höbart

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 20186

Vom Tod zum Leben

Warum leben wir? Was ist der Sinn unseres Lebens?Und welche Antworten auf dieFrage nach dem Tod finden sichim Alten Testament? Von Ludger Schwienhorst-Schönberger

„Warum lebst du? – Um des Lebens wil-len.“ Die Aussage könnte von einem reli-gionslosen Zeitgenossen stammen, dernur ein diesseitiges Leben kennt und kei-ne Hoffnung auf ein Leben „nach demTod“. Tatsächlich jedoch stammt dasWort von einem Dominikaner aus demMittelalter, von Meister Eckhart, aus ei-ner seiner Predigten (Predigt 6). Ich lebe,um zu leben – diese Antwort dürfte vie-len unserer säkularen Zeitgenossen ge-fallen, wird doch hier jedes vom Lebengetrennte „um ... willen“ oder „um zu“abgelehnt. Meister Eckhart spricht von

einem Leben „ohne Warum“, und erst einsolches Leben ohne Warum ist für ihnwahres und eigentliches Leben.

Die Antwort mag uns irritieren, er-warten wir doch bei der Frage nach demSinn des Lebens als Christen die Angabeeines Sinnes, der außerhalb unseres Le-bens hier auf Erden liegt und um des-sentwillen wir leben. Die Antwort auf die

berühmte erste Frage aus dem Katholi-schen Katechismus der Bistümer Deutsch -lands aus dem Jahre 1955 „Wozu sind wirauf Erden?“ lautet: „Wir sind auf Erden,um Gott zu erkennen, ihn zu lieben, ihmzu dienen und einst ewig bei ihm zu sein.“– In dieser Antwort wird unser Leben aufder Erde an einen Zweck gebunden, anein „um ... zu“. Ein solches „um ... zu“lehnt Meister Eckhart ab. Eckhart ver-

steht seine Antwort als Auslegung einesWortes aus der Heiligen Schrift. DasWort findet sich im Alten Testament, imBuch der Weisheit, und lautet: „Die Ge-rechten werden leben ewiglich, und ihrLohn ist bei Gott“ (Weisheit 5,16).

Man kann die provokativ klingendeAntwort Eckharts nur dann richtig ver-stehen, wenn man erkannt hat, was der

Meister unter „Leben“ versteht. Und sostellt er in derselben Predigt die Frage:„Was ist Leben?“ Seine Antwort lautet:„Gottes Sein ist mein Leben. Ist dennmein Leben Gottes Sein, so muss GottesSein mein sein und Gottes Wesenheitmeine Wesenheit, nicht weniger undnicht mehr.“

Eckharts Antwort auf die Frage: „Wa-rum lebst du“ und „Was ist Leben“ kannals ein Versuch gewertet werden, die on-tologische Struktur der biblischen Ant-wort auf die Frage nach dem Sinn des Le-bens freizulegen. Nach biblischer Tradi -tion ist ein Leben dann wahres Leben,wenn es in der Gegenwart Gottes gelebtwird. Wenn das Bewusstsein um die Ge-genwart Gottes – aus welchen Gründenauch immer, sei es verschuldet, sei es un-verschuldet – schwindet, gerät das Le-ben in eine Krise.

Leben in der Gegenwart GottesDas Alte Testament predigt keine Jen-seitsreligion. Von einem Leben nach demTod, von Auferstehung und ewigem Le-ben ist in den meisten alttestamentli-chen Schriften keine Rede. Die grundle-gende Frage des Alten Testaments lautetnicht: „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“,sondern: „Gibt es ein Leben vor demTod?“ Die Antwort: Es gibt ein Leben vordem Tod, wenn es in der Gegenwart Got-tes gelebt wird: „Ich habe den HERRNbeständig vor Augen, er steht mir zurRechten, ich wanke nicht“ (Psalm 16,8).Zerbricht das Bewusstsein von der Ge-genwart Gottes, ist der Fromme zutiefstverstört. Verfolgung, Krankheit und vor-zeitiger Tod können eine solche Kriseauslösen: „Ich liege wach und ich klagewie ein einsamer Vogel auf dem Dach“(Ps 102,8). „Mein Gott, mein Gott, warumhast du mich verlassen, bleibst fern mei-ner Rettung, den Worten meiner Klage?“(Ps 22,2). Der Tod, so bezeugen es vor al-lem die Psalmen, ragt mitten in das Le-ben hinein. Besonders in geschichtlichenKrisenzeiten, wie der Religionsverfol-gung zur Zeit der Makkabäer, konnte die- Sc

hwie

nhor

st-S

chön

berg

er

Gibt es ein Leben vor dem Tod?

Ludger Schwien-horst-Schönberger

ist Professor für AlttestamentlicheBibelwissenschaft

an der Kath.-Theol.Fakultät der

Universität Wien

»Warum lebst du? – Um des Lebens willen.«

Meister Eckhart

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 7

Trost – in einer medien- und konsumge-steuerten Gesellschaft ist dieses Wortschon fast aus unserem Wortschatz ver-schwunden. Unsere Welt des 21. Jahr-hunderts hält eine Überfülle anderer,scheinbar besser geeigneter Vokabelnzum Ausdruck von Zuwendung, Anteil-nahme, tatkräftiger Hilfe und emotiona-ler Stabilität bereit. Großkonzerne undmultinationale Unternehmen, soge-nannte „soziale Medien“, Internetplatt-formen und jede Menge von zeitgemä-ßen Zerstreuungen kanalisieren unserKonsumstreben, die Sehnsucht nachmenschlicher Gemeinschaft und sozia-ler Wärme, nach Geborgenheit geschicktin die Richtung, die ihnen nützt: Trös-tung durch Konsum, Selbst zentriertheitund gesellschaftliche Ellbogentechnikhaben das zutiefst menschliche Bedürf-nis instrumentalisiert, oft ohne, dass wirdies selbst überhaupt noch wahrneh-men. Oder sind es doch eher subtile Ver-tröstungen, die das intensivieren undperpetuieren, was sie eigentlich zu lösenvorgeben? „Opium für das Volk“ … billi-ger Trost in einer trost-losen Welt. Dashat Karl Marx im 19. Jahrhundert der Re-ligion vorgeworfen. Müssen aber nichteher wir uns selbst in den Spiegel schau-en? Denn wir selbst haben in den letztenzwei Jahrzehnten eine Welt der Ver-trös-tungen geschaffen, an der unsere Ju-gend zerbricht!

Gott tröstet durch die Wandlung der Welt (Jesaja)Aber was können Christen gegen dieheutzutage erlebte Trostlosigkeit und ei-ne perspektivenlose Zukunft dagegen-halten? Nun, auch in der Bibel ist derTrost eine zentrale Kategorie, aber auf ei-ne ganz andere Art. „Tröstet, tröstet

mein Volk“ – so ruft die Stimme in derWüste dem geschundenen Jerusalem zu

(Jes 40,1), in einer wahrlich trostlosen Si-tuation: Stadt und Volk sind zerstört, dieBevölkerung ins babylonische Exil depor-tiert, alles verloren, so scheint es. Daspricht Gott den Elenden Tröstung zu,die sich auch ganz konkret äußert: Erbricht die Pforten der Gefangenschaftauf, befreit sein Volk, führt es wie einstbeim Auszug aus Ägypten aus der Frem-de ins gelobte Land zurück und baut dieverwüstete Stadt Jerusalem neu auf. DieZeit der Tristesse ist vorbei, was hoff-nungs- und trostlos war, ist gewendet,und Gott lässt allgemeinen Jubel aus-brechen, der im gesamten zweiten Teildes Buches Jesaja (40-55) widerhallt.Gottes Trost für uns bedeutet: Er setzt ei-nen radikalen, für alle erlebbaren Neube-ginn in die Tat um, eine radikale Wende,ein würdiger Anlass zum Jubel. Ähnli-che Erfahrungen des Wieder-Auflebensdurch seine Tröstung finden sich in vielenSchriften des Alten und des Neuen Tes-taments, immer wieder, und stets mitdem gleichen Effekt: Die trostlos ge-scheiterten Menschen ermächtigt Got-tes Trost zum Neuen, zu Hoffnung, ja zuJubel – und die Menschen können diesauch selbst an sich verspüren! Der

se Erfahrung bohrende Fragen hervorru-fen. Dabei zeigte sich durch krisenhafteErschütterungen hindurch ein Weg, derzu der Hoffnung und Gewissheit führte,dass die im Leben erfahrene Rettungdurch Gott auch vor jenen Verwerfun-gen bestehen kann, die das Gegenteilvon dem zu sein scheinen, was unter Le-ben zu verstehen ist. Allmählich kristalli-sierten sich verschiedene Vorstellungenvon einer alle tödlichen Mächte über-windenden göttlichen Rettung heraus.Die wohl bekannteste ist die von der Auf-erweckung der Toten: „Von denen, die imLand des Staubes schlafen, werden vieleerwachen, die einen zum ewigen Leben,die anderen zur Schmach, zu ewigemAbscheu“ (Daniel 12,2; vgl. Ezechiel 37,1-14; Jesaja 26,19). Angesichts des Martyri-ums der sieben Brüder vor den Augen ih-rer Mutter ruft einer der Söhne demgrausam agierenden König zu: „Du Un-mensch! Du nimmst uns dieses Leben;aber der König der Welt wird uns zu ei-nem neuen, ewigen Leben auferstehenlassen, weil wir für seine Gesetze ge-storben sind“ (2 Makkabäer 7,9). In ei-nem der jüngsten Bücher des AltenTestaments wird sogar, ähnlich wie implatonischen Phaidon, davon gespro-chen, dass das Unglück, das über die„Seelen der Gerechten“ hereinbricht,sie letztlich nicht berührt: „Die Seelender Gerechten sind in Gottes Hand undkeine Folter kann sie berühren. In denAugen der Toren schienen sie gestor-ben, ihr Heimgang galt als Unglück, ihrScheiden von uns als Vernichtung; sieaber sind in Frieden“ (Weisheit 3,1-2).Damit schließt sich der Kreis: „Du über-lässt mein Leben nicht der Totenwelt;du lässt deinen Frommen die Grubenicht schauen. Du lässt mich den Wegdes Lebens erkennen. Freude in Füllevor deinem Angesicht, Wonnen in dei-ner Rechten für alle Zeit“ (Ps 16,10-11).In der Kraft des Heiligen Geistes be-kennt Petrus am Pfingstfest, dass die-ses Wort wahr ist (Apostelgeschichte22,25-28). ■W

eigl

: priv

at

Trost inmitten von TrostlosigkeitWas tröstet, wenn menschliches Leben an seine Grenzen kommt?Wenn Leid, Schmerz, Trauer, Verzweiflung und Aussichts losigkeit sich breit machen? Wenn Glaube und Vertrauen in Gott zutiefst erschüttert werden? Von Michael Weigl

Michael Weigl istaußerordentlicher

Professor für AlttestamentlicheBibelwissenschaft

an der Kath.-Theol.Fakultät der

Universität Wien

Vom Tod zum Leben

Andr

eas P

raef

cke

Trost, den Gott schafft, ist eine Tat,kein subjektives Glücksgefühl!

Gott tröstet durch die rettende Tat (Ijob)Keine andere Gestalt des Alten Testa-ments macht dies so deutlich wie derunschuldig leidende, fromme Mann Ijob.Er ist durch eine Intrige seines Widersa-chers im Himmel ins Leid gestoßen wor-den – und Gott hat es zugelassen. Er istohne Schuld wie kein anderer vor odernach ihm. Er hat Gott und die Fürsorgefür die Armen und Entrechteten zumMittelpunkt seines Lebens gemacht. Erbetet, erfüllt mehr als das Nötige anFrömmigkeit, und dennoch fällt er insNichts: Seine Kinder, seinen Besitz, seineGesundheit – alles hat er verloren undvertraut dennoch vollkommen auf Gott.Seine „Freunde“, die herbeieilen, um ihnzu trösten, peinigen ihn mit verschiede-

nen Erklärungen dafür, weshalb er insLeid gefallen ist. Obwohl sie die theologi-schen Lehrmeinungen der Zeit vorbrin-gen, vermögen sie weder Ijob zu trösten,noch sein Leid zu mildern. Für den ge-plagten Ijob sind sie „leidige Tröster“, dieihm eine Schuld einreden wollen, dienicht auf ihm lastet: „Wie wollt ihr michmit Nichtigem trösten? Eure Antwortenbleiben Betrug!“ (Ijob 21,34)

Ijob bleibt voller Geduld und beharrtauf seinem Recht. Er fordert immer vehe-menter Gott zur Rechtfertigung, zur Er-klärung seines Leides auf, stellt Gott zurRede. Und der erscheint Ijob an einemPunkt, wo bereits alles verloren scheint.Gott rechtfertigt sich nicht für das uner-klärbare Leid, aber er macht es für Ijob er-träglich, er tröstet ihn mit dem Hinweisauf seine universale Macht, seinen welt-umfassenden Plan und den Hinweis aufseinen tatkräftigen Trost, der nichts und

niemanden endgültig verloren gehenlässt! Und tatsächlich – am Ende kannIjob diesen Trost aus dem Munde Gottesannehmen, er ist, so sagt der Text wört-lich, „getröstet“ und gibt nach. Die theo-logisch geschulten Freunde – die Vertre-ter der rechtgläubigen Lehre – weist Gottscharf zurecht: Ihre Lehren taugten nichtdazu, Ijob im Leid zu trösten, sie warenbloß untaugliche, unsensible und un-barmherzige Ver-suche der Ver-tröstungangesichts des ungerechtfertigten Lei-dens: Auch die beste, gelehrsamste, re-degewandteste Theologie kann billigeVertröstung sein! Am Ende stellt GottIjob vollkommen wieder her, macht ihndurch seinen Trost ganz und gar glück-lich. Alles löst sich zum Guten.

Gott tröstet durch das Leiden JesuAls Christen glauben wir, dass die letzteund tiefste Tröstung unserer Existenzmit dem Leiden, dem Tod und der Aufer-stehung Jesu geschehen ist. Ein zu Un-recht Leidender wie Ijob, ein an seinerSendung bis zuletzt Festhaltender, einganz auf Gott Vertrauender: Er kannselbst in seiner Todesstunde noch zuGott flehen und ihn zur Hilfe holen. DerTodesschrei Jesu verhallt im Himmelnicht ungehört. Gott erweckt ihn vonden Toten, spendet seinen Trost durchdie rettende Tat und schafft damit unsallen, die wir an ihn glauben, die letzte,ultimative, alles verändernde Tröstung.Im Leiden und der Auferstehung Jesuumfängt Gott alles Leid dieser Welt undwendet es radikal, auch wenn der Wegdurch Leid und Tod hindurchführt: Wirsind von ihm durch seine rettende Tat ge-tröstet und hoffen darauf, dass dieseTröstung nach Ostern unser Leben er-fasst und durchflutet, und ausstrahlt indie so oft empfundene Trostlosigkeit un-serer gegenwärtigen Gesellschaften. ■

Ijob – der Mensch der klagt: „Dahin sindmeine Tage, zunichte meine Pläne, meineHerzenswünsche. … Ich erhoffe nichts mehr“(aus Ijob 17,11-13). Am Ende tröstet Gottselbst ihn und wendet sein Geschick. Skulp-tur (1957) von Gerhard Marcks in Nürnberg

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 9

Wer über ein Leben nach dem Tod nach-denkt, muss sich zuerst Gedanken überden Tod machen.

Also: Was ist der Tod? Nur vor dem Hin-tergrund des Todes hat die Rede von einemLeben danach einen ersten Sinn. Ist mannicht bereit, so etwas wie einen Tod anzu-nehmen, dann würde es heißen, dass esimmer so weiter geht. Endgültigkeit wärekaum zu gewinnen bzw. – wenn man sichdavor scheut – leicht zu vermeiden. MitEndgültigkeiten, auch in einem vorläufi-gen Sinn, haben wir unsere Schwierigkei-ten. Nicht nur, dass wir uns nicht gernefestlegen wollen bzw. lassen, auch in an-deren Zusammenhängen tun wir unsschwer damit: z.B. beim Verabschieden.Man bricht zu einer Reise auf, am Flugha-fen verabschiedet man sich, und ein paarMinuten später wird vielleicht der Kontaktfortgesetzt per SMS und der Abschied ge-wissermaßen revidiert. In einem endlosenWeitergehen könnte alles immer wiederrevidiert werden.

Wäre dann nicht umgekehrt Endlich-keit geradezu die Ermöglichung von Be-deutsamkeit? Ich habe diesen und jenenEntschluss gefasst und bin – in meinemLeben, bis zum Tod – dabei geblieben. Ichhabe mich über die Jahre in diese und je-ne Richtung entwickelt und bin – im Tod– so und so geworden (durch meine Be-rufswahl, durch meine Lebensform…).Der Tod steht in dieser Hinsicht dann fürEndgültigkeit und Nichtrevidierbarkeit.

Aber selbst, wenn man den Tod alsEreignis einräumt, ist die Vorstellung,dass es im ewigen Leben immer so wei-ter – wie bisher auf Erden – geht, nichtgebannt. Etwa wenn man den Tod nurals einen relativen Einschnitt, wie ande-re Einschnitte (Schulabschluss, Führer-schein etc.) auch, ansieht, also als bloßeVeränderung. Woody Allen warf ange-sichts eines so verstandenen Jenseits dietrefflichen Fragen auf: Ihn interessieredaran nur, wie weit dieses Jenseits vomZentrum entfernt sei und welche Öff-nungszeiten es habe.

Unsterblichkeit der Seele wäre aberauch denkbar im Sinne einer ewigenWiederkehr des Gleichen. Hierfür maß-gebend ist lediglich die Annahme eineranderen Zeitstruktur: an die Stelle einerZeitlinie oder eines Zeitpfeils, der nachvorne zeigt, tritt der Kreis. Wird die un-sterbliche Seele als in solche Zeit einge-spannt gedacht, heißt das, dass alles im-mer wieder kommt. Vermutlich ist mandann gut beraten, sich mit Nietzsche andie Maxime zu halten: Lebe so, dass duwollen kannst, dass alles immer wiederso kommt.

Eine andere, damit in Zusammen-hang stehende Möglichkeit, die Unsterb-lichkeit der Seele zu denken, liegt darin,eine Seelenwanderung anzunehmen: DieSeele nimmt, v.a. zu Läuterungs- bzw. Ver-vollkommnungszwecken, unterschiedli-che Gestalten an, bis sie sich aus dem Radder Zeit lösen kann. Vorstellungen dieserArt begegnen im Raum asiatischer Reli-giosität, auch im antiken Griechenlandwar diese Vorstellung verbreitet.

Wer oder was stirbt?Für das Christentum leitend war aller-dings die Erfahrung, dass man stirbt –also du, alle anderen und wohl auch ich,und dass das tatsächlich ein Ende be-deutet. Unwiderruflich. Diese Erfahrunglässt erkennen, wie man sich selbst ver-steht: als Person, d.h. als handlungsfähi-ges und damit verantwortliches Lebewe-sen, das sich selbst bestimmen kann unddafür gegebenenfalls auch eintretenmuss. Das unterscheidet Personen vonDingen oder auch Tieren. Damit einhergeht auch die Selbstauffassung von unsals Individuen: einzigartig und insofernunersetzbar. Wenn ein Mensch stirbt,geht eine ganze Welt unter; also ein gan-zes Netz an Beziehungen zu anderen indieser Welt als auch eine Verstehbarkeitdieses Gefüges wird zerrissen.

Vor diesem Hintergrund ist klar, dassUnsterblichkeit dann nur als individuelleUnsterblichkeit in den Blick kommen

kann. Individuum meint aber im Tod einunverwechselbares Gewordensein alsPerson, und das hat sich immer nur mitanderen ereignet. Auferweckung musseinerseits also mich, nicht irgendeine Ei-genschaft an mir oder so etwas wie einallgemeines Bewusstsein meinen, zu-gleich gehört zu mir aber auch eine gan-ze Welt von Beziehungen. Wenn man anAuferweckung glaubt, sollte man dannnicht auch darüber nachdenken, dassdies dann alle betrifft, die zu mir undmeiner Welt gehören: also nicht nur die,die mir nahe sind, sondern auch die, mitdenen mir der Umgang schwer fällt?Wäre eine Dimension der Erlösung dannauch, das Loslösen von unguten Konstel-lationen zu erhoffen? ■

Hof

er: p

rivat

| Ru

dolf

Ort

ner/

pixe

lio.d

e

Michael Hofer istProfessor für

Philosophie an derTheologischen

Fakultät der Katholischen

Privatuniversität in Linz.

Wer über ein Leben nach dem Tod nachdenkt, muss sich zuerst Gedanken über den Tod machen.

Über den Tod und das Leben danachÜberlegungen über Abschiednehmen, Tod und die Unsterblichkeit der Seele von Martin Hofer

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan ·10

Vom Tod zum Leben

„Ich will nach Hause!“, hat meine Mut-ter geradezu befohlen, als sie sterbens-krank, von einem wunderbaren Pallia-tiv-Team betreut, im Krankenhaus lag.Nachdem sie wochenlang abgeklärtund in größter Ruhe ihr Schicksal ertra-gen hatte, war sie auf einmal rastlos,fast panisch in ihrem plötzlichen Drangaufzubrechen. Ich frage mich seitdem,welches Zuhause sie eigentlich gemeinthat.

Ihr Wohnhaus im Mostviertel? Oderdas böhmische Zuhause ihrer Kindheit,aus dem sie 1945 als 16-Jährige vertrie-ben wurde, und das auch später immer„Zuhause“ hieß: „zu Hause hatten wir…“?Oder hat sie das endgültige Zuhause ge-meint? Hatte sie erfasst, was uns ande-ren noch nicht klar war, dass ihre krebs-kranke Tochter, meine Schwester Moni-ka, auch schon dem Tod nahe war? Mei-ner Mutter hätte es das Herz zerrissen,wenn ihre Tochter sie auf dem letztenWeg überholt hätte, und dann auf deranderen Seite niemand da gewesen wä-re, der sie in Empfang nimmt.

Ich denke, meine Mutter wollte ganznach Hause, in eine der Wohnungen „imHaus des Vaters“. Um dort sozusagen fürdie Ankunft ihrer Monika ein Bett zuüberziehen und ein Essen vorzubereiten.Sie starb dann sehr bald, genau vier Wo-chen vor ihrer Tochter. Und wenn je-mand Monika in ihren letzten Tagenfragte, ob das Sterben sie erschrecke,antwortete sie: Ihre Mutter sei ohneAngst gestorben, „also muss ich auchkeine haben.“

Daran hat mich vor wenigen Tagendas Wort von Papst Benedikt erinnert,dass er nun „auf der Pilgerfahrt nachHause“ sei. Dieses Wort ist gut und alt.So fragt im Romanfragment „Heinrichvon Ofterdingen“ des Romantikers Nova-lis aus dem Jahr 1800 der Pilger die ge-heimnisvolle Zyane: „Wo gehn wir dennhin?“ und erhält die berühmt geworde-ne Antwort: „Immer nach Hause“.

Nicht ins Ungewisse gehen wir –aber wo ist zu Hause? Manche vermu-ten, Novalis meine das verlorene Para-dies der Kindheit. Dabei sagt schon zehnKapitel vorher ein Einsiedler dem Pilger:„Wenn euer Auge fest am Himmel haf-tet, so werdet ihr nie den Weg zu eurerHeimat verlieren.“

Ausgesetzt auf den Bergen des HerzensEin endgültig bergendes Zuhause – dieSehnsucht danach entspricht unsererAngst vor dem Tod, vor dem physischenund dem sozialen Ausgelöschtwerden.Vor dem Schrecken, für niemanden mehrein Jemand zu sein. Diese Angst ist dieGrundstimmung der gefallenen Welt.Schon als kleine Kinder beginnen wir, andieser Angst wund zu werden, und erle-ben uns als halb und zerrissen. Wir erle-ben uns, wie es in dem Gedicht von Rai-ner Maria Rilke heißt: „ausgesetzt aufden Bergen des Herzens“, „ungeborgen…“.

Nicht einmal das eigene Heim, daswir uns schaffen, lässt uns ganz zur Ruhe

kommen. „Auch zuhause habe ich Heim-weh“, sagt Gilbert K. Chesterton. Dieglücklichen Momente des Ganzseinssind nur Momente. Nicht einmal die Lie-be füllt uns ganz aus. Der römische Dich-ter Catull hat das um 60 vor Christus inden Seufzer gefasst: „Odi et amo. Quareid faciam, fortasse requiris: Nescio, sedfieri sentio et excrucior.” (Ich hasse undliebe. Warum ich das tue, fragst du viel-leicht. Ich weiß es nicht, aber ich spüre,dass es geschieht – und es martert mich.)

Als ich das, 40 Jahre nach meinerSchulzeit, wiedergelesen habe, hat michdas letzte Wort gepackt: excrucior – ichwerde gemartert. Es kommt vom Wort„crux“, vom Kreuz. Der Mensch wird ansKreuz geschlagen – durch seine eigeneZerrissenheit und durch die brutalenVersuche anderer, ihre Zerrissenheit zubewältigen. So, dass die Menschen nichtnur auf den Bergen ihres Herzens ausge-setzt sind, sondern auch in Sperrholz-booten auf dem Mittelmeer oder einemmissbrauchenden Erwachsenen odermobbenden Kollegen und vielem ande-ren mehr.

Doch wenn wir schreien: „Das Lebenschlägt mich ans Kreuz!“, dann antwor-tet Christus: Dann bin ich ja bei dir. Wirstehen das gemeinsam durch. Bis wir zuHause sind. ■

Über das Jahresmotto 2018 von RadioMaria, „Komm nach Hause“, hat Michael

Prüller im Jänner bei Radio Maria einenImpulsvortrag gehalten (http://www.radiomaria.at/player3.php?s=17838).

Die Pilgerfahrt nach HauseWohin sind wir unterwegs? Wohin zieht es uns, wenn das Leben an seine Grenze kommt?Gedanken von Michael Prüller

Prül

ler:

Step

han

Dol

esch

al |

Fran

k H

olle

nbac

h/pi

xelio

.de

Michael Prüller istKommunikations -

chef der Erzdiözese Wien

Wohin zieht es uns, wenn unser Leben verblüht ist?

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 11

Die Osterkerze, jene Kerze, die Christusdas Licht symbolisiert, wird in der Oster-nacht in den dunklen Dom getragen mitdem so hoffnungsvollem Gesang des Dia-kons: „Lumen Christi“ – „Christus dasLicht“. Kaum vermag die kleine Flammedas Dunkel des großen Domes zu erleuch-ten, und doch spüren alle: hier beginntdas Licht der Hoffnung hereinzudringenund die Dunkelheit zu durchleuchten. Woist die Osterkerze, die Hoffnungskerze, beiunseren Beerdigungen? Die sogenannte„Lebenskerze“ symbolisiert das Symbolder Osterkerze. Mehr und mehr beginnenBestattungen diese Hoffnungsgedankendes Lichtes aufzugreifen und manchmal –mit einer großen Zahl an Kerzen rund umden Sarg – dies auch auszudrücken. Beidieser Vielzahl von Kerzen ist das WortKardinal Königs noch bedeutsamer: „Ver-gesst die Osterkerze nicht!“ Jene Licht-quelle, die auf das wahre Licht der Hoff-nung hindeutet.

Das Licht der Hoffnung, das die Dunkelheit der Traurigkeit durchbrichtIn der Osternacht folgt nach der Lichtfeierder Lesegottesdienst, in dem versuchtwird, Gottes große Taten durch die Ge-schichte hindurch zu erzählen. Jene Ta-ten, die auf das hoffnungsbringende Er-eignis hinweisen – die Auferstehung Jesu.Bei der Begräbnisfeier wird auch eine klei-ne Perikope aus der Bibel, meist aus denEvangelien, gelesen. Die vorgeschlagenenTexte sind durchwegs Hoffnungstexte,welche die Zuversicht der Auferstehungdurch die Trauer hindurchscheinen lassenwollen. Wenn es der Zeit und dem Trauer-fall entspricht, bietet sich natürlich an, ei-ne der Auferstehungsperikopen aus derOsternacht zu lesen wie zum BeispielMarkus 16, 1-7. Die Frauen eilen zum GrabJesu und werden dort – aus dem leerenGrab heraus – mit der Auferstehungsbot-

schaft konfrontiert. Es ist eine Situation,in die sich die Trauergemeinde gut ein-fühlen kann: Auch sie eilt zum Grab, umeinen letzten Dienst an einem geliebtenMenschen zu vollziehen: die Beerdigung.Auch die Hinterbliebenen sind vielfach ineiner Dunkelheit, in der Dunkelheit derTrauer. Aber der Evangelist Markus deutetes an, dass das Licht der Hoffnung dieseDunkelheit bereits durchbrochen hat –„In aller Frühe, als eben die Sonne auf-ging“ (Markus 16, 2) kamen sie zum Grab.Die Sonne der Hoffnung beginnt herein-zudämmern in die Dunkelheit der Trauer.Auch in unseren Begräbnisfeiern soll die-ser Hoffnungsstrahl der Auferstehungdurch die Traurigkeit der Trauer und desAbschiedes hindurchbrechen. Der Hoff-nungsstrahl der auch durch das Evangeli-um, das Wort Gottes, scheint.

Gott vollende den Weg, den er in der Taufe mit uns begonnen hatSeit früher Zeit wird in der Osternacht-feier getauft, und wir erneuern unserTaufversprechen. In den alten großenBaptisterien stieg der Taufkandidat überStufen im Westen des Taufbeckens indas Wasser. Das dreimalige Untertau-chen (oder Übergießen) im Wasser beider Taufe deutete die Auferstehung mitJesus an. Der Kandidat kam aus dem Dun-kel des Todes in ein Leben mit Christusan. Über die Stiegen an der Ostseite desTaufbeckens verließ der Getaufte nunwieder das Taufbecken. Es wurde deut-lich, dass wir „mit Christus begrabensind und mit ihm auferstehen werden“(vgl. Kolosser 2,12). Der Tod ist der Ernst-fall, der unser Vertrauen prüft, ob wir ihnauch annehmen können. Daher wird derSarg nun mit Weihwasser, mit Taufwas-ser besprengt. Unzählige Male tauchenwir im Lauf des Lebens unsere Finger indas Weihwasser, machen ein Kreuzzei-

chen, erinnern uns damit an unsere Tau-fe, an die Zusage Jesu – ich bin immerbei dir, auch durch den Tod hindurch hi-nein in die Auferstehung. Nun bekommtder Verstorbene diese Zusage zum letz-ten Mal zugesprochen. „Im Wasser undim Heiligen Geist wurdest du getauft,der Herr vollende an dir, was er in derTaufe begonnen hat.“ Wir beten somit:Vollende Jesus, was unvollendet geblie-ben ist. Nimm uns mit hinein in deineAuferstehung, auf dem Weg hinein inGott.

Leib als Begegnungsort mit GottDann sollte der Sarg mit Weihrauch in-zensiert werden: ein letztes Zeichen derEhrerbietung für den Leib. „Dein Leib war

Gottes Tempel, der Herr schenke dir dieewige Freude,“ wird dabei gesprochen.Tempel des Heiligen Geistes zu sein (vgl.1 Kor 6,19) – welch große Zusage. Wirsind nicht irgendwann dann einmal fä-hig mit Gott in Beziehung zu treten, son-dern schon hier und jetzt. Der Leib alsTempel, also auch als BegegnungsortGottes mit seiner Welt. Und wie hoff-nungsvoll ist die Bitte: „Der Herr schenkedir ewige Freude!“ Nicht ein ewigesNichts, nicht ein „Aus und Vorbei“ – son-dern Freude, und diese ungetrübt undewig, weil wir in dem Leib ankommendürfen, der uns ganz in Gott leben undsein lässt, ruhig sein lässt.

»Vergesst die Osterkerze nicht!«Diese berühmten Worte hinterließ Kardinal Franz König in seinem Testament. So hatte er auch noch in seinem Testament eine kleine Katechese gegeben und den Zusammenhang zwischen dem Fest der Auferstehung und dem Begräbnis deutlich aufgezeigt. Pfarrer Andreas Kaiser über das Fest der Auferstehung und die Zeichen und Symbole, die bei der Begräbnisfeier daran erinnern

Kais

er: p

rivat

Andreas Kaiser ist Pfarrer der Pfarre

Ober St. Veit in Wien

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 201812

Vom Tod zum LebenUnruhig ist unser Herz,

bis es ruht in Gott„Herr gib unseren Verstorbenen die ewi-ge Ruhe, und das ewige Licht leuchte ih-nen.“ So beten wir am Schluss des Be-gräbnisses. Eine ewige Ruhe ist abernicht ein ewiges Schlafen, sondern dasSein können in der Vollendung. Also wie-der ein Auferstehungshinweis. „Unruhigist unser Herz, bis es ruht in dir, oh Gott.“Dieser bekannte Satz des Heiligen Au-gustinus soll für den Verstorbenen nunWirklichkeit werden. Ein ruhiges, ruhen-des Herz, das in Gott ruhen kann. Erfülltsein kann. Leben und lieben kann. „Herrgib ihm die ewige Ruhe und das ewigeLicht leuchte ihm.“ Nochmals wird amoffenen Grab der Hinweis auf die Oster-kerze, das ewige Licht, Christus selbst,zugesprochen. „Vergesst die Osterkerzenicht!“, denn Christus hat den Tod be-siegt – Halleluja. ■

Eine Lücke im Netz unserer Beziehungen„Trauer ist der Preis, den wir für die Liebezahlen!“ hat die Psychotherapeutin undFrankl-Schülerin Dr. Elisabeth Lukas for-muliert. Damit verdeutlicht sie denSpannungsbogen der Trauer: Jetzt ist„ein Preis zu zahlen“, das heißt, jetzt istSchmerz, Verzicht, Leid. Doch dafür ha-ben wir vorher etwas bekommen: wirdurften einen Menschen schätzen undlieben. Die Begegnungen mit diesemMenschen haben unser Leben berei-chert, haben unser Leben kostbar ge-macht.

Diese Begegnungen waren wertvoll -und diesen Wert haben wir nun verloren.Egal ob der Abschied zu erwarten waroder aus „heiterem Himmel“ kam, derVerlust dieses Menschen führt zu einer

Lücke im Netz unserer Beziehungen. Ver-trautes ist plötzlich nicht mehr da, die Si-cherheit musste der Instabilität Platzmachen.

Je näher uns der oder die Verstorbe-ne stand, desto größer ist die Verunsi-cherung auch im Hinblick auf unsere ei-gene Persönlichkeit. Wer bin ich, wennich jetzt nicht mehr Tochter, Partner,Freundin, Bruder oder Schwester diesesMenschen bin? Im ersten Moment istdas Gefühl da, auch einen Teil der eige-nen Identität verloren zu haben.

Wie eine lange Wanderung Die Neuausrichtung des eigenen Lebensist jetzt vergleichbar mit einer langenWanderung. Das Ziel ist klar, es geht umdie Wiedererlangung der Lebensfreude,um einen zuversichtlichen Blick in die

An wen kann sich die Mutterwenden, die über den Tod ihreserwachsenen Sohns nicht hin-wegkommt? Wo kann die jungeFrau, deren Freund tödlich verunglückt ist, über den Verlustsprechen, wenn ihr Umfeld findet, sie sollte langsam wiederins Leben zurückfinden?

Trauernde Menschen, die vom Tod einernahestehenden Person betroffen sind,erhalten in der Kontaktstelle Trauer derCaritas der Erzdiözese Wien Beratungund Begleitung durch ein multidiszipli-näres Team aus haupt- und ehrenamtli-chen MitarbeiterInnen.

Die Kontaktstelle Trauer wurde 2005als erste ihrer Art gegründet. Caritasprä-sident DDr. Michael Landau war dies einbesonderes Anliegen, er begründete die-

sen Schritt damit, dass „auch TrauerndeMenschen in Not sind.“

Die Kontaktstelle Trauer arbeitet aufmehreren Ebenen und bietet Trauerbe-gleitung der unterschiedlichsten Art an.Bei einem Erstgespräch sucht man diefür den trauernden Menschen beste Artder Begleitung. Die Angebote der Kon-taktstelle Trauer: Trauergruppen für El-tern, für junge Menschen nach dem Ver-lust des Partners, für Angehörige nacheinem Suizid, für Jugendliche, die ein El-ternteil verloren haben und viele mehr.Außerdem bietet die Kontaktstelle Wan-dertage und Spaziergänge für Trauerndesowie Kreativgruppen. Bei Bedarf gibt esauch Einzelbegleitung.

Zusätzlich bietet die KontaktstelleTrauer Ausbildungen im Bereich Trauer-begleitung an. In einem von der Bundes-arbeitsgemeinschaft Trauerbegleitung Fr

anz

Jose

f Rup

prec

ht/k

athb

ild.a

t

Die Osterkerze bei unseren Trauerfeiernist Zeichen dafür, dass der Hoffnungs-strahl der Auferstehung durch die Traurigkeit der Trauer und des Abschiedes hindurchbrechen soll.

▶ Alles hat seine StundeWenn ein Mensch stirbt, tut sich eine Lücke im Netz unserer Beziehungenauf. Mit diesem Verlust umzugehen ist ein Entwicklungsprozess der Seele. Brigitte Ettl über bestimmte Zeiten und Phasen in der Trauer

In der Trauer nicht alleine

Zukunft, der beim Gipfelkreuz wiederden großen Horizont eröffnet. Am Be-ginn dieses Weges ist allerdings völlig of-fen, wie lange er dauert. Entgegen man-cher Meinungen, die Trauer als Arbeit se-hen, was bedeuten würde, je intensiverich mich darauf einlasse, umso früherhabe ich diese Durststrecke wieder hin-ter mir, ist Trauer ein Entwicklungspro-zess der Seele, der nicht künstlich be-schleunigt werden kann. Auch Verglei-che mit anderen Menschen sind nur sehrbegrenzt hilfreich. So wie jeder Menscheinmalig und einzigartig ist, so dauertauch der Weg aus der intensiven Trauerunterschiedlich lange.

Zur Gänze hört Trauer nie auf, dochdas Gute an dem Gefühl der Trauer ist,dass daneben auch positive, nährendeGefühle möglich sind. Sobald die ersteSchockphase, das Nichtwahrhabenwollen, vorüber ist, kann neben derSchwere auch wieder eine gewisseLeichtigkeit spürbar werden. Der Wegführt dann eine Weile über ein Plateau,doch wie bei vielen Weitwanderungenkann dann plötzlich wieder ein Abstiegin einen dunklen Graben erforderlichsein: es beginnt wiederum ein intensi-ves Hadern mit dem Schicksal. Warum-Fragen, die nicht beantwortet werdenkönnen, quälen die Seele. Schlafstörun-gen, Appetitveränderungen, Konzentra-tionsprobleme sind die Folge und rau-ben die ohnedies kaum vorhandenenKräfte. Besonders belastend ist es,wenn in der Beziehung zu dem verstor-benen Menschen etwas offengebliebenist, wenn neben der Trauer auchSchuldgefühle mitgetragen werden.Gerade in diesen Abschnitten, die jaauch immer wiederkehren können,kann es entlastend sein, sich Profis als

Wegbegleiter zu suchen. BeraterInnenoder SeelsorgerInnen können helfen,durch ihre Fragen wieder ein wenigStruktur in diese Verwirrung aus Angst,Zorn, Verzweiflung, Wut, etc. zu brin-gen.

So gelangt man dann immer wiederauf eine Ebene des ruhigeren Schmer-zes. Vielleicht führt der Weg jetzt auchzu tatsächlichen Plätzen, die für die Be-ziehung wichtig waren. Schön ist es,wenn es immer mehr gelingt, die ver-storbene Person zu einem inneren Be-gleiter zu machen. Sie bekommt damiteinen neuen guten Platz im Leben. Undso geht der Weg langsam Richtung Gip-fel – es kommen immer mehr sonnigeAbschnitte, die wieder Freude machen.Die Aufmerksamkeit richtet sich aufneue Lebensinhalte, die Trauer wird im-mer mehr zur liebevollen Erinnerung.Aus der Schwere wächst ein Gefühl derDankbarkeit für die gemeinsam ver-brachte Zeit, für schöne Erlebnisse, dieauch im eigenen Erfahrungsschatz un-verlierbar geborgen sind. ■

(BAT-www.trauerbegleiten.at) anerkann-ten Curriculum setzen sich die Teilneh-merInnen mit Abschied, Tod und Trauerauseinander und werden so befähigt,andere Menschen im Trauerprozess zubegleiten.

Ehrenamtliche TrauerbegleiterInnensind auch in Pfarren tätig. Unterstütztvon der Kontaktstelle schaffen sie in denPfarren Orte, wo sich Trauernde austau-schen können und so einander Halt ge-ben. Früher waren Menschen oft stärkerin der Kirche beheimatet. Heute bleibenviele nach dem Begräbnis eines Angehö-rigen alleine und haben keine schützen-de Gemeinschaft mehr, die ihnen vielesabnimmt.

Neben der Trauerbegleitung undAusbildung ist es die Aufgabe der Kon-taktstelle, Trauer in der Öffentlichkeitsichtbar und verstehbar zu machen. Mit-arbeiterInnen halten Vorträge in Pfarrenund beraten Gemeinden im Umgangmit Trauernden. Weiters werden liturgi-

sche Behelfe, Trosthandreichungen, In-formationsmaterial und Unterlagen zurBegleitung trauernder Menschen er-stellt. Die Öffentlichkeitsarbeit ist derKontaktstelle Trauer ein besonderes An-liegen, denn Trauernde stoßen oft aufUnverständnis. Die Kontaktstelle Trauerwill ein Bewusstsein für die unterschied-lichen Bewältigungsstrategien Trauern-der schaffen.

Dazu kommen der fachliche Aus-tausch und die Vernetzung mit anderenOrganisationen. Die Kontaktstelle Trauerversteht sich als Schnittstelle vieler Ein-richtungen und Organisationen: Krisen-interventionszentren, Ärzte, Hospize, öf-fentliche Stellen, etc.

Jetzt, im 13. Jahr ihres Bestehens, istdie Kontaktstelle Trauer eine fixe Institu-tion mit einer Vielzahl von Gruppen undAngeboten, mit einer neuen Generationvon AbsolventInnen des Trauerlehrgangsund einer Vernetzung über die GrenzenÖsterreichs hinaus. Und einer Botschaft,

die immer aktuell bleibt: „Trauer hat vie-le Gesichter. Sie hat kein klar prognosti-ziertes Ablaufdatum. Trauern brauchtZeit.“ ■

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 13

Ettl:

Fot

o W

ilke

/Med

iend

iens

t.com

| Ca

ritas

Brigitte Ettl istPsychotherapeu-

tin, dipl. Ehe-, Familien-, Lebens-und Sozialberate-

rin, Lehrthera -peutin für

Existenzanalyseund Logotherapie

Kontaktstelle TrauerPfarrCaritas und Nächstenhilfe1010 Wien, Stephansplatz 6/1/[email protected]: Poli Zach-SofalyTel.: 0664/848 25 17 od. 01/515 52-3099

Worte, die Kraft gebenDie rechten Worte zu finden, in Situationen des Schmerzes und der Trauer, ist für einen Seelsorger nicht immer leicht. Unser Domkurat Karl-Heinz Schlevoigt leitet seit vielen Jahren Begräbnisse und begleitet Angehörige in diesen schweren Stunden. Über die Erfahrungen mit Hinterbliebenen bei Begräbnissen aus der Sicht eines Seelsorgers.

Seit 1991 halte ich Begräbnisse auf ver-schiedenen Friedhöfen Wiens. Bis 2002war ein Kondolenzbesuch nur bei Ange-hörigen von Verstorbenen der eigenenPfarre möglich. Solche Besuche sindnicht nur für die Hinterbliebenen hilf-reich, sondern auch für den Einsegnen-den: bei der Auswahl der Bibelstelle unddem Verfassen der Predigt. Außerdem istder Nachhall solcher Gespräche beim Be-gräbnis selbst mit gegenwärtig, vor al-lem in der Auswahl der Worte und imTonfall. So schrieb mir 2007 eine Witwe:

„Mit diesen Zeilen möchte ich Ihnen fürIhre persönliche Anteilnahme, Ihre trost-reichen Worte bei der Beerdigung sowiefür die Zeilen im Kondolenzbuch zum To-de meines Mannes danken. Sie werdenmir Kraft geben für das weitere Lebenohne ihn.“ Ich erinnere mich noch rechtgut an diesen Kondolenzbesuch.

Mit den Worten „persönliche Anteil-nahme“ meinte die Witwe vor allem dieTatsache, dass ein Amtsträger der Kirchean ihrem persönlichen Geschick Anteilgenommen hat.

Dem Anlass Würde gebenBei Begräbnissen, die an den Einseg-nungsdienst abgegeben wurden, war bis2002 der Kontakt mit den Angehörigenoder Bestellern erst eine halbe Stunde vordem eigentlichen Begräbnis möglich.Durch die gute Schulung durch RektorKarl Wagner, dem damaligen Leiter desReferates für den Einsegnungsdienst, wares vielen Einsegnenden möglich, auchnach einem kurzen Gespräch mit den An-gehörigen ein würdevolles Begräbnis zuhalten. Im Oktober 1991 schrieb eine Wit-

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 201814

Vom Tod zum Leben

Falc

o: F

ranz

Jose

f Rup

prec

ht/k

athb

ild.a

t

Am 6. Februar 2018 jährte sich derTodestag der österreichischen Poplegende Falco (1957–1998) zum 20. Mal. Christian Gartnerüber dessen Musikstück, das ungeplant zum Requiem wurde.

Out of the dark („Aus dem Dunkel…“)Zu Falcos Lebzeiten führte sein Song Outof the dark ein unauffälliges Dasein. Erwar einer von neun Titeln auf dem Al-bum Out of the dark (into the light), soder vollständige Titel der CD. An Single-auskoppelung war vorerst nicht gedacht.

Nachdem Hans Hölzel im Februar 98aber ums Leben gekommen war, wurdeOut of the dark über Nacht posthum zueinem seiner größten Hits. Falcos Re-quiem war erschaffen.

Denn eine Zeile im Text sorgte beiFans, Kennern und Hinterbliebenen fürein Gefühl der Beklemmung: „muss ichdenn sterben um zu leben?“ Schnell wa-ren Theorien gezimmert: hat er damitseinen frühen Tod vorausgeahnt? Wollteer gar freiwillig aus dem Leben schei-den? Falco selbst erörterte die ganze Sa-che freilich anders. „Wie so oft geht es inmeinen Songs um Drogen“, so der Künst-

ler im Interview. Als es weiter im Songschließlich heißt „das weiße Licht kommtnäher, Stück für Stück“ gilt die Todesah-nung als bewiesen. Falco selbst sah auchdas anders: „immer, wenn mir beim Tex-ten nichts einfällt, singe ich vom weißenLicht.“

Lebenslust und SorglosigkeitSchwermütiges war in Falcos frühemWerk nicht zu finden. Eher muteten dieSongs kindlich, unbekümmert an: „drahdi net um, der Kommissar geht um“. Sei-ne Hits strotzen vor Lebenslust und Sorg-losigkeit: „Wir ham’ den Fuß am Gas und

Muss ich denn sterben um zu leben?

Am 2. Februar 2018 feierte Dompfarrer Toni Faber für Falco im gut gefüllten

Stephansdom einen Wortgottesdienst.Die Pop-Gruppe OPUS

und zahlreiche musikalische Nachwuchstalente sowie

bekannte Persönlichkeiten erwiesen Falco ihre Reverenz.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 15

we: „Ich hatte große Angst vor diesemschweren Weg. Sie haben mir durch IhreWorte dabei geholfen, das Leid der Stun-de leichter zu tragen. Durch Ihre Hilfe hat-te dieser traurige Anlass auch Würde, ei-ne Würde, wie sie mein Mann und dieForm seines Lebens verdient haben.“

Besonders berührende MomenteSeit 2002 werden von der BestattungWien und den anderen Bestattungsinsti-tuten schon eine Woche vor dem Begräb-nis die Kontaktdaten der Angehörigen andie Pfarre gemeldet, die an diesem Tag fürden Friedhofsdienst eingeteilt ist. Somitist die Möglichkeit von Kondolenzbesu-chen bei Angehörigen, die außerhalb desPfarrgebietes wohnen, gegeben. Beson-ders berührend war für mich der Besuchbei Eltern, deren 30-jähriger Sohn an Aidsgestorben war. In der ganzen Wohnung

standen noch die zum Teil teuren ortho-pädischen Hilfsgeräte, die die Eltern fürdie immer schwächer werdenden Kräfteihres Sohnes angeschafft hatten.

Manchen Hinterbliebenen wird erstdurch die Bitte um einen Kondolenzbe-such bewusst, dass das Begräbnis von ei-nem Amtsträger der Kirche gehaltenwird, deren Existenz sie total ablehnen.Ein Beispiel: Ein Witwer öffnete mir zurvereinbarten Zeit. Er bat mich, auf demGang zu warten, bis er vom Kauf einerZeitung zurückgekehrt sei. Ich warteteca. 30 Minuten auf dem Gang – vergeb-lich. Am nächsten Tag erhielt ich von derBestattung die Meldung, dass das katho-lische Begräbnis storniert worden sei.

Seit 1991 habe ich nur dreimal einesolche Stornierung erfahren. Wesentlichhäufiger ist nach Begräbnissen die Fragevon Trauergästen nach dem Wiederein-

tritt in die katholische Kirche. 2015 konn-te ich 14 Tage nach dem Begräbnis dieWitwe des Verstorbenen nach intensiverVorbereitung wieder in die Kirche auf-nehmen. Zu der liturgischen Aufnahme-feier in der Curhauskapelle hatte sie so-gar ihre Verwandten eingeladen. Zusam-menfassend behaupte ich: Durch einewürdig gefeierte Liturgie ist bei vielendie Nähe Gottes spürbar. ■

Im Februar feierteDomkurat Karl-

heinz Schlevoigtseinen 80. Ge-burtstag. Wir

gratulieren sehrherzlich und dan-

ken für sein se-gensreiches Wir-

ken in St. Stephan.

Gar

tner

: Mar

tin D

omka

r | S

chle

voig

t: Fr

anz

Jose

f Rup

prec

ht/k

athb

ild.a

t

die Mode fest im Griff/uns entgeht keinletzter Schrei unser Outfit hat den letztenSchliff“ singt er in Helden von heut’. Niemehr Schule ist das hohe Lied derer, dieam letzten Schultag ins sorglose Lebenentlassen werden. Und dann war da seingrößter Erfolg: In Rock me Amadeus be-singt er den großen Mozart – oder garsich selbst? Er war ein Punker, lebte in dergroßen Stadt/er hatte Schulden denn ertrank/doch ihn liebten alle Frauen … Erwar Superstar/er was so populär/er warein Virtuose war ein Rockidol… Öster-reichs erfolgreichster Popstar war ange-kommen: am Höhepunkt seiner Karrierenämlich. Falco meinte: „wer sich an die80er Jahre erinnern kann, hat sie nichtmiterlebt.“ Wir schreiben das Jahr 1985.

Alkohol, Drogen und zerbrochene LiebenAuf der Suche nach immer mehr Aner-kennung übernahmen, wie in so vielenanderen Biographien, andere Kräfte dieKontrolle im Leben von Falco. Alkohol,Drogen und zerbrochene Lieben warendie Themen, mit denen er in den Schlag-zeilen stand. Musikalisch wollte nichtsmehr so recht gelingen. Während er mitseinen Alben in den 80ern Trends setzte,

hechelte er mit denen Anfang der 90erden Trends hinterher.

Schließlich kamen die finanziellenNöte. Auftritte auf den wichtigen Büh-nen waren Geschichte. Ständig wech-selnde Musiker waren seiner Begleiter. Erwar kein Held von heute mehr. Mehr ei-ner von gestern. Die Frage der Öffentlich-keit nach dem nächsten großen Wurfwurde immer eindringlicher – und ließihn schließlich auswandern. Er suchtesich in der fernen Karibik ein neues Zu-hause. Und fand dort schließlich denTod.

Der Mensch hinter der FassadeFalco war eine Kunstfigur. Seine Fassadewar stets makellos. Dahinter verstecktesich sicherlich ein auch tiefgründigerMensch. Nicht zuletzt sein Zitat über dasLeben nach dem Tod aus seinem letztengroßen Interview bei Claudia Stöckl aufÖ3 sind Zeugnis davon: „Wenn ich mor-gen meinem Gott gegenübertrete, kannich sagen, ich habe niemandem wehge-tan außer mir selber. Und das verzeiht ermir hoffentlich“.

Muss ich denn sterben um zu leben istder Satz von Falco, der wegen seines frü-hen Todes Berühmtheit erlangt hat. Ster-

ben werd’ ich um zu leben ist das beinahewortgleiche Zitat eines anderen großenKünstlers aus Wien. Gustav Mahler ver-wendet ihn in seiner Auferstehungssym-phonie. Es bleibt zu hoffen, dass Falcodiese Frage nur des pathetischen Tex-tens wegen stellt. Denn während seineWorte durchaus larmoyant wirken undvor allem als beantwortet gelten, bringtbesagte Zeile in Gustav Mahlers 2. Sym-phonie eine ganz andere Seite des Todeszum Schwingen: eine hoffnungsfrohe,eine freudige.

Musste er denn sterben um zu leben?Das allzu oft verwendete Zitat von Hel-mut Qualtinger passt in Falcos Fall wohlbesonders gut: „In Wien musst’ erst ster-ben, damit sie dich hochleben lassen.Aber dann lebst lang“. ■

Christian Gartnerist Ö3 Weckerchef

Von »größter Pein« und »ewig’selig LebenDie Frage nach Leid, Tod und ewigem Leben ist seit jeher auch ein wichtiges Thema in der Musik. Über Leidens- und Auferstehungsmusiken sowie Bemerkungen zur 2. Symphonie Gustav Mahlers. Von Martin Haselböck

Tod und Auferstehung, Schuld und Erlö-sung, Dunkelheit und Licht – die großenKomponisten aller Zeiten haben sich seitjeher mit diesen Gegensätzen auseinan-dergesetzt. In ihren Werken drücken sieTrost und Hoffnung aus, Hoffnung aufErlösung und auf Auferstehung: „Ichweiß, dass mein Erlöser lebet“ vertontHändel im Messias, Johann SebastianBach lässt in seinen Passionen Weih-nachtslieder und im Weihnachtsoratori-

um „O Haupt voll Blut und Wunden“ er-klingen. Seine musikalischen Predigtenweisen dem Gläubigen Wege der Erlö-sung in der Nachfolge Christi. JosephHaydn entwickelt in seinen „Sieben letz-ten Worten des Erlösers“ eine eigenemusikalische Rhetorik, die der Hoff-nungslosigkeit des Todes ein leuchten-des Gegenbild gegenüber stellen kann,und für jeden, selbst für den musikali-schen Laien, ist das Lacrimosa im Re-quiem Mozarts Klang gewordener Trost.

Was Worte nicht ausdrücken könnenMusik als Metasprache kann Dinge sa-gen, die Worte nicht ausdrücken können.Verstanden sich die Musiker bis zur Wie-ner Klassik als „Conponisten“ (conpone-

re, lat. sammeln), also nicht als Erfinderetwas eigenen Neuen, sondern alsSammler, als Spiegel der Proportionenund Ordnungen der Schöpfung, so istder Komponist ab der Romantik im idea-listischen Sinn auf sich selbst zurückge-worfen. Selbst muss er seine eigene mu-sikalische Sprache, seine Form und Aus-sage, sein musikalisches Programm neudefinieren und finden. Musik wird sub-jektiv, individuell persönlich.

Der Erlösungsgedanke wird nicht nurim Opernkosmos Richard Wagners zu ei-nem bestimmenden Thema romanti-schen Musikdenkens: schon Beethovensberühmte 5. Symphonie können wir alsReise von dunkler Verzweiflung zumstrahlenden C-Dur des letzten Satzes le-sen, Schubert und Bruckner beschreitenin ihren Messvertonungen im „Dona no-bis“ neue persönliche Wege, Franz Lisztsbildhafte Deutungen seiner Symphoni-schen Dichtungen werden zum Ärgernisfür Zeitgenossen, die das Ebenmaß unddie vermeintliche Objektivität klassi-scher Musik vermissen. Vergeblichspricht der Wiener Kritiker Hanslick inseinem Kampf gegen die NeudeutscheSchule der Musik an sich jede bildhaftaußermusikalische Aussage ab.

„Totenfeier“, „stumme Fische“und die Hoffnung auf „unsterblich Leben“Auch Gustav Mahler verlässt mit seiner2. Symphonie Form und Aufbau der tra -di tionellen klassisch-romantischenForm: er erweitert die Satzzahl auf fünf,fügt dem riesigen romantischen Or-chester Vokalsolisten und Chor bei, erverknüpft die unterschiedlichen Sätzeauf eine Weise, die das Gesamtwerkzur einheitlichen Erzählung werdenlassen. „Totenfeier" und „Auferste-hung“ – schon die Titel der monumen-talen Ecksätze stecken den Rahmen ab.Totenfeier, ursprünglich als „Sinfonie inc-Moll“ tituliert, postuliert im Kontrastzwischen Marsch und Choral einHauptthema, das in seinem aufstei-genden Duktus bereits Aufbruch, Auf-schwung anklingen lässt. Ein zweiterSatz schafft Ruhe, lässt aufatmen: istdieser Retrospektive, zwischen Menu-ett und Scherzo changierende Satz eineReverenz an vergangene sinfonischeTraditionen? Wort und Musik: „Des An-tonius von Padua Fischpredigt“: Mahlerinstrumentalisiert für den dritten Satzeines seiner Wunderhorn-Lieder: Was-serfiguren plätschern, die Fischeschwimmen heran, der hl. Antoniusspricht zu ihnen, jedoch bleibt die An-sprache wirkungslos: „Die Predigt hatgefallen, sie bleiben wie allen.“ Bei allerKomik bleibt ein ernster Kern: dürfenwir die orchestrierten Wasserfigurenals Metapher für die Taufe, die nichtreagierenden stummen Fische als Ge-meinschaft der Getauften verstehen?

Erstmals im vierten Satz tritt das ge-sungene Wort zum symphonischen In-strumentalklang: „Der Mensch liegt ingrößter Not! Der Mensch liegt in größterPein!“ intoniert der Alt den ersten Versdes Gedichts. „Das ,Urlicht‘ ist das Fra-gen und Ringen der Seele um Gott undum die eigene göttliche Existenz über

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 201816

Vom Tod zum Leben

Step

han

Polz

er

Martin Haselböck ist als Organist undDirigent weltweit tätig. Er ist Professor

an der Musikuniversität Wien und Dirigent des Orchesters Wiener

Akademie und des Musica Angelica Baroque Orchestra Los Angeles.

dieses Leben hinaus.“ soll Mahler selbstüber diesen Abschnitt der Symphoniegesagt haben. Das im Gedicht angespro-chene „ewig’selig Leben“ scheint mög-lich, auch in der musikalischen Deutungwird Hoffnung postuliert. Dieser Schlüs-selsatz der Symphonie hat Brückenfunk-tion zwischen den beiden konträren Eck-sätzen.

Bei der Totenfeier für den berühmtenDirigenten Hans von Bülow in der Ham-burger Michaelis Kirche soll Mahler 1894die Inspiration für seinen letzten Satzempfangen haben. Wurde dort Klop-stocks Gedicht „Die Auferstehung“ rezi-tiert, dessen erste beiden Strophen Mah-ler mit eigenen Zurichtungen versehenund für Sopran, Alt und Chor vertonthat?

„Auferstehen, ja auferstehen wirstdu, mein Staub, nach kurzer Ruh! Un-sterblich Leben wird, der dich rief, dir ge-ben!“ intonieren Soli und Chor, nachdemim instrumentalen Vorspiel nur kurz aufdie Einleitung des ersten Satzes Bezuggenommen wurde. Nie zuvor, nie danachhat Mahler einen Satz von solch monu-mentaler Ausdehnung komponiert –kein instrumentaler Rahmen scheintihm zu genügen, die monumentale Apo-theose vorzubereiten: selbst Fanfaren ei-nes Fernorchesters müssen zur Steige-rung zugefügt werden.

„Per spera ad astra“. Mit seiner Todund Auferstehung thematisierendenProgrammsinfonie steht Mahler in derlangen Tradition von „Auferstehungs-werken“, ja auch in der Reihe der so ty-pisch österreichischen barocken Sepol-cri – Grabmusiken. Obwohl monumen-tal in Umfang und Besetzung hat Mah-ler hier ein tief verinnerlichtes Werk ge-schaffen, das – wie eigentlich alle gro-ßen Kunstwerke – höchst unterschiedli-che Lesungen zulässt und das bei jederneuen Begegnung neue Geheimnisseoffenbart. ■

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 17

«

Mal

tese

r

Der Malteser Friedhofsbegleitdienstist ein ehrenamtlicher Dienst am Nächsten. Viele Menschen möchten ihre liebenVerstorbenen regelmäßig auf dem Friedhof besuchen. Sie schaffen es aber nichtmehr alleine – entweder, weil der Weg zu weit und zu beschwerlich gewordenist, oder weil sie sich unsicher fühlen und niemanden haben, der sie begleitet.Genau für solche Fälle haben die Malteser ihren kostenlosen Friedhofsbegleit-dienst eingerichtet.Unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ holen ehrenamtlich tätige Malteserdie Hilfebedürftigen von deren Wohnung ab, begleiten sie zu Fuß, per Taxi odermit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Friedhof und bringen sie wieder sicher nachHause. Gerne können unterwegs auch frische Blumen und Kerzen für das Grabbesorgt werden.

Gehhilfen wie Stöcke, Krücken oder ein Rollator werden auf Wunsch über dieMalteser organisiert und zur Verfügung gestellt. Nach entsprechender Voranmel-dung und Vorbereitung sind auch Ausfahrten mit einem Rollstuhl möglich.

Der Malteser Friedhofsbegleitdienst ist einer von zahlreichen wertvollen As-sistenzdiensten, den ehrenamtliche Helfer der Malteser leisten. Sie tragen dazubei, dass Menschen mit Handicap ihren Alltag möglichst selbstbestimmt lebenkönnen. Jungen und junggebliebenen Menschen bietet der Begleitdienst dieChance, sich im Sinne der christlichen Nächstenliebe zu engagieren und dort zuhelfen, wo Not ist.

Kontakt, Information und Anmeldungen für den Malteser Friedhofsbegleitdienst:Tel. +43(0)664 11 88 180 (F. Aretin), [email protected] (Anmeldeformular)

Allgemeine Informationen über die Malteser in Österreichwww.malteserorden.at, www.malteser.at

Kinder trauern anders als Erwach-sene und haben eigene Bedürfnis-se, um Trauerprozesse zu bewälti-gen. In manchen Situationen istUnterstützung von außen hilfreich.Von Dagmar Bojdunyk-Rack

Kinder lässt der Tod meist noch sprach-und hilfloser zurück als Erwachsene. Zuviel Unvorstellbares und Unfassbares er-eignet sich für sie. Manche reagieren da-rauf mit Schuldgefühlen, andere schwan -ken zwischen Aggression und Regres -

sion, wieder andere haben Angst, dassnun auch noch jemand anderer stirbt.

Kinder trauern anders als Erwachse-ne. Jüngere Kinder begreifen die Endgül-tigkeit des Todes noch nicht. Sie nehmenjedoch die Abwesenheit des geliebtenMenschen wahr und vermissen ihn täg-lich aufs Neue. Kinder trauern sprung-haft, in einem Moment weinen sie herz-zerreißend, im nächsten Moment sindsie fröhlich, lachen und spielen mit ihrenFreunden.

Was brauchen Kinder, um den Trauerprozess gut bewältigen zu können?

Kinder brauchen ehrliche, altersge-▶mäße Informationen und Antwortenauf ihre Fragen und auch die Erlaub-

Oft lesen wir, dass Lachen „gesund“ und sogar „die besteMedizin“ ist, dann wiederum zeigen Studien, dass uns das Lachen vergeht, je älter wir sind.Was steckt also hinter diesemPhänomen? Von Doris Bach

Lachen ist ein emotionaler Ausdruck undzeigt sich in der Mimik und Gestik. Wel-ches Gefühl sich hinter einem Lächelnoder Lachen versteckt, weiß jedoch nurjeder selbst. Gefühle sind nicht von au-ßen erkennbar, sie sind eine ganz privateSache. Deshalb verbirgt sich auch nichthinter jedem Lachen Freude; man kann

auch aus Verlegenheit, Scham, Unsicher-heit, Angst u.v.m. lachen. Auch hinterTränen versteckt sich nicht immer Trauer,sondern manchmal auch Rührung, Zorn,Hilflosigkeit, Mitgefühl oder eben auchFreude.

Humor kann heilsam aber auch verletzend seinLachen wird selbstverständlich mit Hu-mor assoziiert, so ist es doch Ausdruckdessen, dass man einen Witz auch rich-tig verstanden hat. Humor (aus dem La-teinischen („humores“) bedeutet Feuch-tigkeit bzw. Flüssigkeit) ist ein vielseiti-ges Konstrukt und wird als Überbegriff

für alle lachbezogenen Phänomene ge-sehen. Humor braucht Kreativität,Schnelligkeit im Denken und Kombinati-onsfreudigkeit; Humor braucht aberauch Mut Dinge zu formulieren, oder zumachen, die in ihrer Unvollkommenheitüberraschen, erfrischen und entspan-nen. Wir lösen Hemmungen, reaktivie-ren verdrängte Affekte und ermöglichendurch den Humor einen unmittelbarenspontanen Austausch menschlicher Ge-fühle. Wir brauchen interpersonale Si-tuationen, denn alleine ist jeder Witzund jedes Lachen schnell verhallt. Ver-schiedene Theorien zum Phänomen La-chen und Humor zeigen, dass Humor so-

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 201818

Vom Tod zum Leben

Rain

bow

s

Kindern Trauer zutrauen

Lachen – mitten in Leid und Schmerz?

Kinder brauchen manchmal Anregungen, wie sie ihren Verlust verarbeiten und Erinnerungen an die verstorbene Person pflegen können.

nis, alles zu fragen, was sie beschäf-tigt. Offen zu sein für Gespräche überTraurigkeit, Wut, Angst, Schuldgefüh-le und Möglichkeiten, diese Gefühleausdrücken zu können, hilft den Kin-dern die Situation zu bewältigen.Es ist wichtig, dass die Erwachsenen▶ihre Trauer vor den Kindern nicht ver-stecken. Gemeinsam weinen, überden Verstorbenen sprechen, sie al-tersgerecht bei der Vorbereitung desBegräbnisses oder der Verabschie-dung einzubeziehen, gibt den Kin-dern das wichtige Gefühl dazu zu ge-hören. Kinder brauchen trauerfreie Räume -▶z.B. Schule und Kindergarten oderauch ein vertrautes soziales Umfeld.Sie wollen nicht „anders“ behandeltoder aufgrund des erlebten Todesfallsbemitleidet werden und im Mittel-punkt stehen. Wenig Worte, Gebor-genheit, kleine Gesten des Mitge-fühls, ein gleichbleibender Alltag so-wie Verständnis für den Schmerz sindin dieser Zeit hilfreich. Kinder brauchen auch Anregungen,▶wie sie Erinnerungen und Verbunden-heit mit der verstorbenen Person

pflegen und aufrechterhalten kön-nen.Kinder brauchen Zuversicht, denn der▶Tod einer geliebten Person wird nievergessen und das Leben eines Kindesfür immer verändern. Doch jede Krisebringt auch Entwicklungschancenmit sich. So können Kinder durch dieAuseinandersetzung mit der Trauer inihrer Persönlichkeit reifen und Stärkefür ihr weiteres Leben gewinnen.

Hilfestellung von außenIn vielen Fällen ist die Betroffenheit derErwachsenen über den Tod eines nahe-stehenden Menschen so groß, dass dieBedürfnisse der Kinder und Jugendli-chen nur in eingeschränktem Maß er-füllt werden können. Für Familien ist indieser Situation Hilfe von außen einegroße Erleichterung.

Eine bewährte Form der Begleitungund Unterstützung für Kinder und Ju-gendliche bietet Rainbows. Von der Ein-zelbegleitung über Begleitungen imRahmen der Familie und Rainbows-Gruppen nach dem Tod eines naheste-henden Menschen bietet Rainbows fürKinder und Jugendliche in allen Alters-

stufen spezielle Hilfestellungen an.Das Rainbows-Angebot gibt den Kin-

dern und Jugendlichen einen Platz fürihre Trauer, aber auch für schöne Erinne-rungen und neue Lebensperspektiven.Neben Gesprächen werden Kindernauch kreative und spielerische Möglich-keiten gegeben, den Tod zu verarbeitenund die veränderte Familiensituationanzunehmen.

Rainbows – das Symbol des Regen-bogens – steht für Hoffnung und Opti-mismus in den „Regenzeiten“ des Lebensund macht Mut, die Ereignisse positiv zubewältigen.

Rainbows gibt es in allen Bundeslän-dern (außer Vorarlberg). ■

www.rainbows.at

wohl wohlwollend bis hin zu aggressivund verletzend empfunden werdenkann. Dies wird auch immer mehr in As-pekten der adaptiven und maladaptivenFunktionen beschrieben: je nachdem,welche Art von Humor angewandt wird,kann dieser für die Gesundheit förder-lich oder auch schädlich sein. Je schlim-

mer die Situation – desto „schwärzer“wird die Humorqualität! Humor kann al-so verstören und spalten, aber auch ver-binden; er kann Menschen ein- und aus-schließen.

Humor als Waffe der SeeleViktor Emil Frankl (1905–1997) setzte mitseiner Theorie der „Trotzmacht des Geis-tes“ einen Meilenstein. Er meinte, dasswir Menschen einzig und allein die Fä-higkeit besitzen, uns in jeder Situationauf dem Hintergrund unserer Wirklich-keit und ungeachtet aller Schicksals-schläge entscheiden zu können, WIE wirdiese (er)leben. Humor als die „Waffe derSeele im Kampf um ihre Selbsterhal-tung“ (vgl. V. E. Frankl) ist wie kaum sonstetwas im menschlichen Dasein geeig-

net, Distanz zu schaffen und sich überdie Situation zu stellen, wenn auch nurfür eine kurze Zeit. ■

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 19

Bach

: Dor

is B

ach

| Boj

duny

k: S

issi

Fur

gler

Doris Bach ist Klinische- undGesundheits -

psychologin, Psy-chotherapeutinund Präsidentindes CliniClowns

Forschungsvereins

Dagmar Bojdunyk-Rack istGeschäftsführerin

von Rainbows-Österreich

Über Erkenntnisse aus der Humor -forschung siehe auch: Wenn dir einClown ins Leben tanzt, Doris Bach,

Birgit Rathmaier, Wolfgang Sünder (Hg.),Mandelbaum 2017

Vom Tod zum Leben

Gle

ttle

r: D

iöze

se In

nsbr

uck/

Aich

ner |

Neu

haus

er: S

tefa

n Fü

rtba

uer /

Bra

ndst

ätte

r Ver

lag

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 201820

Was schenkt mir Trost und Zuversicht?

Die Mutigen trösten michAngesichts der sozialen Schieflagen unse-rer Welt tröstet mich der Blick auf Perso-nen, die im Einsatz für Benachteiligte „ihrHerz verbrauchen“. Ich nenne zwei Beispie-le aus Tirol. Zum einen Yussuf Windischer,der in der Nähe von Innsbruck das „Wald-hüttl“ betreibt – ein Ort zum Arbeiten undLeben für eine große Roma-Community.Und die Ordensfrau Sr. Johanna, eine mitt-lerweile betagte Schwester von Zams. Inden letzten zehn Jahren hat sie im Kosovomit dem Bau von Schulen, Sportanlagenund vielen Projekten zwischen albani-schen und serbischen JugendlichenFreundschaften ermöglicht. Diese beidensind nicht als Helden der Nächstenliebeauf die Welt gekommen. Sie sind in ihreBerufung hineingewachsen, weil sie überdas Leid in der Welt nicht nur gescheiteTheorien von sich gegeben haben.

Und mich tröstet das Wissen um Per-sonen, die trotz Verfolgung ihrer Überzeu-gung treu geblieben sind. In der DiözeseInnsbruck denke ich vor allem an PfarrerOtto Neururer, P. Jakob Gapp Carl Lampertund Sr. Angela Autsch. Aufgrund ihresGlaubens wurden sie von den Nazis hinge-richtet. Es sind österliche Lichtgestaltenaus einer dunklen Zeit. Ihr Leben und ihreHingabe decken die Wehleidigkeit und dievielen unnötigen „Befindlichkeiten“ unse-rer Wohlstandsgesellschaft ziemlich er-nüchternd auf.

Trotz dieser Mutigen, die mich aufrich-ten, bleiben im unmittelbaren Lebensum-feld trotzdem oft nur die Tränen. Menschli-ches Leid kann brutal hereinbrechen. Ichdenke an einen zweijährigen Buben aus

dem Stubaital, der durch einen tragischenUnfall ums Leben gekommen ist. Da hel-fen keine großen Worte. Mich tröstet –nicht nur in solchen Momenten die stilleGegenwart des lebendigen Christus. Erschreit nicht und lärmt nicht. Er ist allennahe, die ihr Herz berührbar und ver-wundbar machen. Er ist mitten unter uns– immer noch mit den Wundmalen, dieseine Hingabe am Kreuz zeigen. Er ist der„Herr des Lebens“, der sich über die Ab-gründe menschlichen Lebens nicht hin-weg geschwindelt hat. Er ist leibhaftig an-wesend. Keine Einbildung und keine Fikti-on. Seine Liebe trägt – nicht nur mich.

Von meinen Lieben stets begleitetIch habe innerhalb von einem Jahr meineEltern und meinen Bruder Alexander verlo-ren. Dieser schmerzlich massive Verlusthatte mich in eine intensive Trauer ge-zwungen, die ich einerseits auch lebenwollte, aber die mich auch fast erdrückthätte. Jeder dieser geliebten Menschenhatte doch verdient, dass ich über ihnnachdenke und seinen Verlust betrauere.Doch kaum hatte ich mich zum Beispielmit meinem Bruder befasst, erwachte dieTrauer um meine Mutter und um meinenVater. Ich wusste bald nicht mehr, wie iches anstellen sollte, intensiv an einen zudenken, ohne den anderen zu „verletzen“,der jetzt ein wenig ins Hintertreffen geriet.Aber durch diesen Konflikt wandelte sichmeine Trauer in Gedanken an die schönenund erfreulichen Dinge, die ich mit meinenEltern und mit meinem Bruder erlebendurfte. Das bedeutete allerdings aber auchnicht, dass ich nicht immer wieder um sie

weinte. Ich ließ diese Tränen zu, gegen dieich mich auch manchmal gar nicht weh-ren konnte, weil sie wie ein Vulkanaus-bruch aus mir herausströmten.

Nach solchen „Attacken“ fühlte ichmich erleichtert, aber auch seltsam ge-stärkt, so als wollten mich meine Liebenmit kosmischer Energie aufladen. Es gabviele Zeichen, die mir den Anschein gaben,als würden sie mich begleiten und michbeschützen. Zum Beispiel an dem Tag, andem ich aufbrach, um die Asche meinesVaters nach Griechenland zu bringen, fielein Bild meines Vaters von der Wand. So,als wollte er mir sagen „Ich bin bei dir“! Ichhabe angefangen mit meinen Lieben zusprechen und die Antworten, die in mei-nem Kopf widerhallten, waren stets erhel-lende und beglückende Gedanken. Natür-lich fragte ich mich manchmal, ob mirmein Verstand da nicht ein Schnippchenschlägt. Aber da ich nach diesen „Gesprä-chen“ immer erleichtert, friedlich und of-fen in meinen Tag gehen konnte, habe ichdiesen Umstand nicht weiter hinterfragt.So schmerzlich es war, so habe ich den Toddoch als einen wärmenden umarmendenFreund für meine Lieben empfunden. Aberbei all der Auseinandersetzung mit ihmgab, oder besser gesagt gibt es ja nochmeine lebenden Lieben. Meinen Sohn,meinen Bruder Peter und meine wunder-baren Freunde, die mich durch die letztenJahre begleitet und gehalten haben. Undes gibt ja noch mich! Ich habe noch so vielKraft, Lebenslust und Liebe in mir. Die willund soll doch noch gelebt werden! Und je-der neue Tag zeigt mir, dass es sich lohnt!

Adele Neuhauser blickt in ihrer Auto-biographie „Ich war mein größter Feind“(Brandstätter Ver-lag, 2017) auf ihreLebensgeschichtevoller Glück aberauch schwierigerZeiten der Trauermit großer Offen-heit zurück.

Hermann Glettler ist Bischof der Diözese Innsbruck

Adele Neuhauserist Schauspielerinund neuerdingsauch Buchautorin

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 21

Mitt

erle

hner

: Geo

rges

Sch

neid

er |

Poin

tner

: Chr

istia

n Fo

rche

r

Sich dem Leben stellenIn den letzten zwei Jahren wurde ich so-wohl persönlich durch einen Todesfall inder Familie als auch im politischen Bereichmit durchaus schwierigen und auch he-rausfordernden Gegebenheiten konfron-tiert. Situationen, die sich nicht mit Rou-tine oder durch fortgesetzten Tagesab-lauf gewissermaßen von selbst erledi-gen, sondern die einen Bruch bedeuten.

GemeinschaftSich in einer komplexen Situation, dieauch Feedback erfordert, nur auf sichselber zu verlassen, wäre eine Fehlein-schätzung. Genau so wenig taugt totalerRückzug aus dem bisherigen gesell-schaftlichen Umfeld für eine brauchbareLösung. Fester Anker in diesen Zeitenwaren mir meine Familie aber auch dieGemeinschaft mit Freunden. Sich nichtkomplett zurück zu ziehen, sondern denKontakt und das Gespräch zu suchen,war für mich eine hilfreiche Erfahrung.Geholfen hat mir immer der wöchentli-che Sonntagsgottesdienst. Weniger we-gen der Predigten, sondern als fix garan-tierte Zeit zum Nachdenken über Proble-me und Lösungsansätze.

Loslassen und HinterfragenOb bei einem Todesfall, bei Unfällen odergar Katastrophen beherrscht die Fragenach dem „Warum gerade wir“ die De-batte und teilweise auch die Trauerar-beit. Gleiches gilt für persönliche He-rausforderungen im beruflichen Bereich.Das Zurücklegen meiner politischenFunktionen an einem Tag war für michwie eine Autovollbremsung von 100 aufNull. Alles ändert sich und nach einerPhase der Euphorie und Befreiung be-

ginnen das Hinterfragen und das Nach-denken. Das ist gut und notwendig, die-ses Hinterfragen und Nachdenken mussseine Zeit haben, doch irgendwann mussdas Loslassen folgen. Loslassen von altenDenkmustern und Ritualen aber auchschematischen Tagesabläufen und Fo-kussierung auf frühere Zeiten. Wer dasnicht tut, versäumt seine Zukunft.

NeuorientierungWer glaubt er könne beim Telefon sitzenund zuwarten, bis das Glück vergange-nes Leid wieder ausgleicht, der irrt be-sonders. Nichts passiert von selber, manmuss seine Zukunft in Zeiten der Verän-derung selber in die Hand nehmen. Daskönnen Kleinigkeiten sein: Ein Spazier-gang, eine Reise, ein Buch lesen, Freundetreffen und vieles mehr. Plötzlich findetman schön und berührend, was manJahre kaum beachtet hat. Grundregelmuss sein, sich aktiv dem Leben zu stel-len. Man lernt in jeder Phase Neues ken-nen und schätzen.

Offenheit braucht Mut und BeistandWenn das eigene Kind an Depressionenerkrankt und sich im schlimmsten Fallauch noch das Leben nimmt, dann istneben all der Trauer der größte Gedanke:Was habe ich falsch gemacht? Egal wiesehr man sich um eine bewusste, wert-schätzende, wertvermittelnde, fürsorgli-che, Flügel-verleihende Beziehung zuseinem Kind bemüht hat – die Zweifel,etwas verabsäumt zu haben, holen ei-nen immer wieder ein.

Als unsere Tochter nach einem Sui-zidversuch 13 Monate im Wachkoma lagund schließlich kurz vor Weihnachten

verstarb, brach für unsere Familie eineWelt zusammen. Und doch tat sichgleichzeitig eine neue auf: Eine Welt derLangsamkeit, der Behutsamkeit, der Er-griffenheit, ein Ort der tiefsten und ehr-lichsten Gefühle. Wir haben es geschafft(auch mit professioneller Hilfe) diesesDasein miteinander zu teilen und unsgegenseitig zu stärken. Dass uns diesmöglich war, verdanken wir auch jenenMenschen, die mit uns ihr Tempo redu-zierten, sich auf unser Erleben einließenund Beistand leisteten – auf unterschied-lichste Art und Weise. Die Gewissheitangenommen zu sein in seinem Leid, dieWertschätzung, es gut zu machen in die-ser tragischen Situation gibt unglaublichviel Kraft. Die Kraft, zum eigenen Selbst-bewusstsein zurück zu finden und zuwissen: Niemand kann etwas dafür.

Depressionen sind eine schwerwie-gende Krankheit, die nicht länger tabui-siert werden darf. Menschen, die an De-pressionen leiden, verwenden genausowie ihre Angehörigen viel Energie darauf,diese nach außen hin zu verbergen. Aberwürde jemand auf die Idee kommen,sich ein gebrochenes Bein selbst zuschienen und es unter der Kleidung zuverstecken? Die Möglichkeit über De-pression, Suizid, aber auch über Tod undTrauer offen sprechen zu können, ist fürBetroffene eine unglaubliche Erlösung.Doch dazu braucht es Mut und vor allemdie Unterstützung von Menschen, dienicht im eigenen Stress feststecken oderschnell verurteilen. Diese Offenheit nimmtdie Angst vor dem Tod und macht starkfür das Leben.

In seinem Buch „Mut zur Klarheit“,Seifert Verlag 2017, blickt Alexander

Pointner auf diese schwierige Zeit seinesLebens und macht Mut, selbst in tiefsten

Krisen neue Kraft zuschöpfen und wie-

der klar zu sehen.

Reinhold Mitterlehner istUnternehmer undVizekanzler a.D.

Alexander Pointner warlangjähriger Chefcoach derösterreichischenSchispringer

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 201822

Vom Tod zum Leben

Jung

nikl

: Pam

ela

Rußm

ann

| Ritz

berg

er: M

anfr

ed W

erne

r

Das Leben ist schön. Das Leben ist hart.Mein Bruder ist im Schlaf gestorben, vierJahre später hat sich mein Vater das Le-ben genommen. Ich habe in den erstenJahren danach versucht Normalität auf-recht zu halten, aber es gibt kein Normalmehr, wenn sich alles ändert. Da warAngst, Unsicherheit, so viel Trauer undSehnsucht, und erst Stück für Stück hatsich das gewandelt. Manchmal fragenmich Menschen, wie ich es geschafft ha-be, weiterzumachen. Die Antwort ist: Ichhabe weitergemacht, weil es keine Alter-native gibt. Man steht auf, weil mannicht liegen bleiben kann. Ich weiß, wiees ist, wenn man verzweifelt. Wenn sichetwas auftürmt und auf einen legt undman nicht mehr denken und fühlen will.Wenn Aussichtslosigkeit einen klein-kriegt. Klar ist das nicht fair. Man kannder Verzweiflung nachgeben. Das habich gemacht. Man kann und muss sichZeit geben. Aber dann, dann lebt manweiter. Weil es möglich ist. Weil jedes Le-ben wertvoll ist. Wegen all der kleinenund großen wunderbaren und schönenDinge, die uns immer mal wieder eineAtempause geben, wenn wir sie lassen.Das Leben ist schön. Wenn ich im Autofahre, alleine, und die Sonne scheint undich höre Lieblingslieder – solche Momen-te scheinen klein und unwichtig, aber inSumme sind genau sie es, in denen sichalles kurz fügt. Harmonie. Das gibt Trost.Die Menschen, die unser Leben mit Freu-de und Liebe füllen. Wir selbst, die diesesLeben erleben dürfen. Wenn ich mich imSpiegel ansehe, sehe ich zuerst wie ichmich verändert habe, und das machtmich nicht immer froh. Auf den zweitenBlick sehe ich in meinem Gesicht die ver-

gangenen Jahre, das Weinen und Ver-zweifeln, das Glücklichsein und das Ver-liebtsein, Angst und Unsicherheit, Eu-phorie und Wahnsinn. Ich sehe Trauer,die nicht weggeht, aber sich verändert.Ich sehe Spaß, den mit mir und den mitanderen. All das gehört zu mir. All das istTeil von mir. Das gibt mir Kraft. Das Le-ben ist hart. Die schweren Sachen kriegtman einfach hineingeworfen, die schö-nen und guten muss man sich erkämp-fen. Und das zahlt sich aus.

In ihrem Buch„Eine Reise ins Leben

oder wie ich lernte,die Angst vor dem

Tod zu überwinden“stellt sich Saskia

Jungnikl ihrer Angstvor dem Tod und er-fährt dabei viel über

das Leben.

Gottes Liebe und der Menschen KraftDer letzte Film „Die beste aller Welten“,für dessen Produktion ich verantwortlichwar, wurde mehrfach preisgekrönt undist auch im Kino für österreichische Ver-hältnisse sensationell gut angekommen- das klingt nun nicht unbedingt nach ei-nem großen Bedarf nach Hoffnung undZuversicht. Aber das Gegenteil ist derFall. Der Weg hierher war steinig, langund oft sehr beschwerlich. Ohne Familie,ohne den festen Glauben daran, dass derWeg schon der richtige sei, geht da garnichts. Theoretisch braucht´s dafür kei-nen Gott, keine Kirche und keinen Glau-ben, außer den Glauben an sich selbst.Darin sind mittlerweile die meisten Mit-menschen Weltmeister geworden, nur

an sich selbst zu glauben, an die „Ich-AG“, die alles kann, alles weiß und nichtsund niemand braucht.

Die Liebe überwindet allesDer Film, den wir gemacht haben, han-delt genau vom Gegenteil: Von Men-schen die auf der Suche nach Frieden,Geborgenheit und nach einer Antwortauf die Leere schließlich an Drogen gera-ten sind, die ihnen einen verlogenenFrieden schenken. Der Regisseur AdrianGoiginger, erzählt seine eigene Ge-schichte, als Kind von drogensüchtigenEltern.

Es ist aber kein Drogenfilm, sondernein Film über Liebe, die alles überwindet.Der Liebe seiner Mutter hat es Adrian zuverdanken, dass er trotzdem eine schöneKindheit hatte, eben die beste aller Wel-ten. Aber auch die Junkies wollen geliebtwerden, sind selbst nur Menschen aufder Suche, die falsch abgebogen sind. ImFilm und in der Wirklichkeit war derGlaube an Gott der Rettungsanker fürdie Eltern und damit auch für den Sohn.

Wenn wir bei Publikumsgesprächenmit Zuschauern konfrontiert sind, diesich genau daran stoßen, weil sie alsAtheisten, so meist die Selbstbeschrei-bung, Religion verstörend empfinden,lautet Adrians Antwort meist: ich erzäh-le nur wie es war, und so viel Kraft an„Nichts“ zu glauben, habe ich nicht.

Nach der Geburt jedes meiner Kinderhabe ich gewusst, warum ich auf derWelt bin und war dankbar für dieses Ge-schenk. Daraus ergibt sich zwingend lo-gisch: wenn ich auf meine Kinder schau-en will, muss ich auch auf mich schauen,müssen meine Gattin, unsere Kinderund ich aufeinander schauen. Und wennmir wirklich die Kraft ausgeht, lege ichmich schlafen und gebe mir und meinerSeele die Zeit, die „Festplatte“ wiederaufzuräumen. Ausgeruht sieht alles vielbesser aus.

Wolfgang Ritzberger ist ehemaligerDomministrant in St. Stephan. Der letztevon ihm produzierte Spielfilm „Die bestealler Welten“ gewann bis jetzt 25 Preise,zuletzt den Österreichischen Filmpreis inden Hauptkategorien.

Saskia Jungniklist Autorin undJournalistin. Sie lebt in Wien.

Wolfgang Ritzberger istÖkonom, freier Regisseur,Schauspieler und Produzent

Das leere Grab, die Auferstehung –all das zu glauben, fällt nichtleicht. Im Laufe der Geschichtegab es dazu viele Erklärungenbzw. Gegenargumente. Aber wie erging es den Jüngernund Jesus selbst?Über das zentrale Geheimnis unseres Glaubens und der Ver-kündigung. Von Markus Tiwald

„Wenn aber verkündet wird, dass Chris-tus von den Toten auferweckt wordenist, wie können dann einige von euch sa-gen: Eine Auferstehung der Toten gibt esnicht? Wenn es keine Auferstehung derToten gibt, ist auch Christus nicht aufer-weckt worden. Ist aber Christus nichtauferweckt worden, dann ist unsere Ver-kündigung leer, leer auch euer Glaube.“(1Kor 15,12-14)

Heute in Wien oder einst bei Paulusin Korinth – der Tod bleibt das große Fra-gezeichen hinter der menschlichen Exis-tenz! Lügt sich der Mensch seinen Gottzurecht, wie es der Philosoph Feuerbachsagt: Gott als Lückenbüßer für unsereEndlichkeit? Religion als trostspenden-des Opium, wie es später Karl Marx be-hauptet? Als „Beweis“ für die Richtigkeitseines Glaubens führt Paulus die Aufer-stehung Christi an, doch wie zuverlässigist das Zeugnis der ersten Jünger? War esnur deren psychologische Projektion, dieihr schlechtes Gewissen beruhigte,nachdem sie Jesus im Stich gelassen

hatten? Ist die Auferstehung Jesu konfa-buliert aus einem Schuldkomplex – wieGerd Lüdemann behauptet? Das Urteilder Bibel hingegen zeichnet die JüngerJesu nicht gerade als leichtgläubigeSchwarmgeister – ihr Problem ist ehermangelnde Fantasie angesichts des lee-ren Grabes als zu viel Imaginationsfähig-keit! Erst mühsam kommen sie zumGlauben, dass ihr Meister lebt.

Glaube an die Auferstehung war zuallen Zeiten – heute wie in der Antike –ein Skandal. Doch der viel größere Skan-dal, das ist das Leid, die Unfassbarkeitmenschlichen Elends – gefolgt von derUnglaublichkeit der Auslöschung unse-rer eigenen Existenz. „Gott ist tot“, sagtNietzsche, daher steht nun „der Nihilis-mus vor der Tür, dieser unheimlichste al-ler Gäste.“ Der Sinnlosigkeit des ganzenLebens hält Schelling sein Gott-setzen-des Bewusstsein entgegen: Der Menschsetzt Gott – nicht als leeres Opium, son-dern als Anreiz, das Leben sinnvoll zu ge-stalten! Oder, wie es die moderne Befrei-ungstheologie in Lateinamerika formu-liert: Gott muss existieren, damit das un-gesühnte Leid und die ungestillten Trä-nen nicht in die Ewigkeit hinein prolon-giert werden.

Glauben wider alle GewissheitUnd Jesus? Der Mann aus Nazaret hathoch gepokert, indem er seine Geschich-te vom Gottesreich, das jetzt anbrechenwird und dem Menschen das Heil

schenkt, immer wieder erzählte. „Werglaubt, kann Berge versetzen“, hat er ge-predigt, und an die „unverschämte Frei-heit der Kinder Gottes“ geglaubt. Als esdann in Jerusalem an ihm selbst war, fürseinen Glauben einzutreten, ringt er amÖlberg zwar mit seinem Geschick, docher läuft nicht davon. Was er gepredigthat, lebt er nun selbst – und wirft sein ei-genes Leben im Vertrauen auf Gott in dieWaagschale. Doch hat Gott ihn im Stichgelassen? Es wäre bedauerlich, wenn ei-ner, der so viel Hoffnung und Freiheit un-ter die Menschen gesät hat, in seiner Er-wartung zuschanden wird. Denn dannhätten die Kleingeister dieser Welt dochrecht, die beständig sagen: „Wir habn’s jagleich gewusst – so endet’s, wenn manTollerei betreibt!“ Doch er hat uns ge-lehrt, dass man glauben darf wider alleGewissheit, und Hoffen, selbst wenn essinnlos scheint. Er hat uns die Zuversichtgelehrt – das Tanzen und Springen: Tan-zen, dem Leid zum Trotz –– Springen, he-raus aus dem Grab! ■

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 23

Tiw

ald:

priv

at |

Stau

ding

er

Auferstehung – eine »leere Verkündigung«?

Markus Tiwald istProfessor für

Biblische Theologieund ihre Didaktik,

SchwerpunktNeues Testament,an der Universität

Duisburg-Essen

Die Grabplatten an der Außenseite desDoms bezeugen den Glauben wider alleGewissheit, die Hoffnung auf Leben –dem Tod zum Trotz

Fiducia christianorumresurrectio mortuorum,illam credentes,sumus

Die Hoffnung der Christenheißt Auferstehung der Toten;alles, was wir sind,sind wir im Glauben daran.Tertullian († um 220)

Kaum zu glauben: »Auferstehung«Was ist, wenn ein Erzbischof, ein Franziskaner, ehemaliger UNO-Soldat und ehemaliger Philosophie -professor, zusammen mit einem Philosophen und Ethiker über zentrale Fragen des Christseins nachdenken? Franz Lackner und Clemens Sedmak schreiben in ihrem neuen Buch unter anderem über die „Auferstehung“.

FL: Ich werde des Öfteren gefragt,wie ich mir Auferstehung vorstelle.Spontan kam mir einmal die Antwort:Auferstehung heißt, es gibt eine letzteInstanz von Wahrheit und Gerechtigkeit.In dieser Welt gibt es so viel Halbwahres:Es stimmt schon, aber nie ganz! Frank Si-natra hat auf seinen Grabstein schreibenlassen: „The best is yet to come!“ – DasBeste kommt erst!

CS: Auferstehung, das ist also die Er-fahrung, einen bestimmten Platz am

Tisch zu haben, Teil der Tischgemein-schaft zu sein, aber mehr zu sehen alsnur das jeweilige Eck des Tisches. Aufer-stehung, das heißt, eingeladen zu sein,zu leben in jenem Haus, das viele Woh-nungen hat und das niemals an ein Endekommt. Auferstehung, das ist das Ver-sprechen von „Ganzheit“ und von „Fülle“,auch von Ganzheit der Wahrheit undFülle der Wahrheit, die wir jetzt nurbruchstückhaft erkennen.

FL: Auferstehung ist ein unwiderruf-

liches Versprechen Gottes: Er lässt sichfinden! Wie es im Lied der Lydia aus demPaulusoratorium treffend heißt: „Ich ha-be gesucht und du, oh Gott, hast michgefunden!“

CS: Gott lässt sich finden, im Tod undüber den Tod hinaus. Auferstehung istein Versprechen, nicht eine Erfahrung.Über Auferstehung können wir nur inder Weise der Hoffnung sprechen, wirkönnen nicht „beschreiben“ und auchnicht „erklären“. Wir hoffen – und diesmit guten Gründen –, dass Gott den Todzum Guten wendet, das Leben in Fülleschenkt, nach dem irdischen Leben dieVerheißung eines Lebens, das kein Endenimmt, einlöst. Das Versprechen vonAuferstehung ist nicht erfahrungslos,denn wir machen sie ja doch, die Erfah-rungen der Auferstehung. Wenn Totge-glaubtes wieder erwacht, wenn Bezie-hungen, die dem Anschein nach am En-de sind, wieder mit Leben und Kraft er-füllt werden, wenn Vergebung geschiehtund neue Brücken gebaut werden, wennKinder den Wert der Weisheit der Groß-eltern entdecken – dann sind dies allesErfahrungen von Auferstehung. Es istwichtig, im Glaubensleben über diesekonkreten Erfahrungen, über die Erfahr-barkeit dessen, was unseren Glaubenausmacht, nachzusinnen. Wo erlebenwir Gnade? Wo erfahren wir Erlösung?Wo begegnen wir Auferstehung?

Wir begegnen dem Geheimnis derAuferstehung angesichts der Grenzen,die Verlust, Ende, Sterben und Tod set-zen. Die Erfahrung von Sterben und Todbringt uns zum Schweigen, aber dieses

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 201824

Vom Tod zum Leben

Fran

z Jo

sef R

uppr

echt

/kat

hbild

.at

Darstellung des Auferstandenen in der Kapelle der Schwestern -gemeinschaft Caritas Socialis in Wien

Schweigen stellt auch sicher, dass derTod kein letztgültiges Wort sprechenkann. Wir hoffen auf die Auferstehung,weil wir die Wirklichkeit des Todes nichtleugnen können.

FL: Der heilige Augustinus hat dieseTodeserfahrung tief erlebt, als seinFreund gestorben ist, und traurig-schönin Worte gefasst: „Vom Schmerz darüberward es finster in meinem Herzen, undwas ich ansah, war alles nur Tod. Die Hei-mat war mir Qual ... und alles, was ichgemeinsam mit ihm erlebt hatte, warohne ihn verwandelt zu grenzenloserPein ... Ich war mir selbst zur großen Fra-ge geworden.“ Eine Todeserfahrung, diejeder Mensch zu durchleiden hat, wennihm ein geliebter Mensch stirbt.

CS: Im Angesicht des Todes bleibt dieFrage – die Frage nach dem Wohin wieauch die Frage danach, wie es nun wei-tergehen soll. Dieses Fragen ist tröstlichund belastend zugleich – belastend, weilwir mit offenen Antworten leben müs-sen, tröstlich, weil die Hoffnung auf ein„Weiter“ und ein heilendes Wohin nichtgenommen werden kann. Hier liegenSchmerz und Hoffnung eng nebeneinan-der, so eng, dass sie nicht voneinandergetrennt werden können. Es gehört mit-hin zum Leidvollsten, das uns das Lebenauftragen mag: der Verlust eines gelieb-ten Menschen; Abschied nehmen zumüssen von Mutter, Vater, Bruder,Schwester, Freundin, Freund, Nachbarin,Nachbarn oder gar Kind. Hier erfahrenwir unsere Hilflosigkeit, Ohnmacht undVerletzlichkeit. Aber die Erfahrung des„Nein“ zum Leben, wie es Tod und Verge-hen mit sich bringen, diese Erfahrung ist

nicht die letztgültige für uns.FL: Aus der Kraft der Auferstehung le-

ben, heißt ein unbedingtes Ja zum Lebensagen, gerade wenn es schwer fällt. DemLeben eine Chance geben, in Momentendes Leidens, sei es eigenes oder Mitleidam Nächsten. An Auferstehung glauben

bedeutet auch, dem Leben im Hier undJetzt nicht die ganze Lebensfülle abge-winnen zu müssen und nur auf das eige-ne Recht zu pochen, sondern bereit zusein, zurückzutreten und sich von denNöten anderer betreffen zu lassen. Es be-sagt weiters, die eigene Begrenztheit zuakzeptieren, sich einzugestehen, ich binein Sünder, ich könnte besser sein, bin esaber nicht! An Auferstehung glauben be-deutet außerdem, nicht dem Tod dasletzte Wort einzuräumen, sondern sichüberraschen zu lassen, die Ursehnsuchtnach Unsterblichkeit zu entdecken, letzt-lich Gott in uns eine Chance zu geben.

CS: Wenn wir wirklich auf die Aufer-stehung hoffen, dann ist unser Leben of-fen auf ein ganz Anderes hin. Dann brau-chen wir gerade nicht das letzte Wort,das letzte Recht, die letzte Abrechnungzu haben. Manchmal sprechen wir imChristentum von einer „nachösterlichen

Spiritualität“ – es ist Teil dieser nachös-terlichen Gesinnung, unser Leben als„vorletztes“ zu leben und damit auchkeine letzten Antworten von diesem irdi-schen Leben zu erwarten; keine letztenAntworten auf der Suche nach Glückund Heil. Und doch getragen zu sein vonder Hoffnung, dass diese letzten Ant-worten geschenkt werden. So leben wirnachösterlich in der Gewissheit einesGeheimnisses.

FL: Auferstehung ist das größte Ge-heimnis des Menschen und der Mensch-heitsgeschichte; nicht bloß Verlänge-rung irdischen Daseins mit all seinenNöten und offenen Fragen, sondernÜberwindung des Negativen und Bösen.Auferstehung bedeutet Heilung undHeiligung: „Durch seine Wunden sindwir geheilt!“ Unsere Verletzungen undEnttäuschungen beginnen durch dieKraft der Auferstehung zu leuchten, wiees Pfarrer Ullrich Auffenberg in einemGedicht schön zum Ausdruck bringt:„Wunden am Stamm sind Narben ge-worden, beginnen zu leuchten an ihrenOrten!“ – dafür steht Auferstehung!Schon im Leben – hier und jetzt. ■

Textauszug aus dem neuen Buch:Franz

Lackner;Clemens Sedmak,Kaum zuglauben.

Annäherun-gen an

Grundwortechristlichen

Lebens. 2018Tyrolia

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 25

Lack

ner:

Fran

z N

eum

ayr |

Sed

mak

: Tyr

olia

Philosoph undTheologe Clemens

Sedmak lehrt inden USA, London

und Salzburg, wo er das Zen-trum für Ethik

und Armuts -forschung leitet.

Franz Lackner ist Erzbischof von Salzburg

»Aus der Kraft der Auferstehung leben, heißt ein unbedingtes Ja zum Leben sagen, gerade wenn es schwer fällt.«

Erzbischof Franz Lackner

Mysterium des brennenden HerzensMaximilian Gottschlich über das Herz-Jesu-Bildnis im Stephansdom, Liebe und Tod und über die Frage: Wofür brennt unser Herz?

Aus der Dompfarre

26 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018

Fran

z Jo

sef R

uppr

echt

/kat

hbild

.at

Wer den Dom zu St. Stephan durch dasRiesentor betritt und sich nach linkswendet, dessen Blick wird unweigerlichvom prächtigen, gotischen Baldachin -altar aus dem 15. Jahrhundert angezo-gen. Die kunstvolle Steinmetzarbeit mitihren reich ziselierten, schwungvoll mit-einander verwobenen Stein-Rosettenumwölbt majestätisch ein weithin röt-lich leuchtendes, von einem goldglän-zenden Strahlenkranz umsäumtes undvielfach verehrtes Herz-Jesu-Bildnis ausdem 18. Jahrhundert.

Das Bild zeigt einen vergeistigten Je-sus mit blassem, sehr zartem – fast fe-mininem – Gesicht, das von braunem,eher schütterem, schulterlangem Haarumrahmt ist. Seine Stirne ist hoch, dieNase schmal, die von dünnem, flaumi-

gem Barthaar umgrenzten Lippen sindebenfalls schmal und geschlossen, ausbraunen Augen strahlt Milde und zu-gleich große Bestimmtheit. Jesu Kopf-haltung – leicht nach rechts gebeugt –unterstreicht die große Sanftheit seinerErscheinung. Eine strahlenförmige Auraumgibt sein Haupt – ihr Leuchten korres-pondiert mit der hellen Brust, die ein ge-öffneter roter Umhang freigibt und diedas Zentrum der Person und des gesam-ten Bildes enthüllt: ein überdimensionalgroßes Herz, das nach oben hin und zurrechten Seite hin in lodernden Flammensteht und das ebenfalls ein gelblicherStrahlenkranz umgibt. Jesu rechte, mitdem Wundmal versehene Hand zeigtauf sein brennendes Herz, das ebenfallsein Wundmal aufweist.

Anatomie des Glaubens Bei allen Herz-Jesu-Bildern ist diesesbrennende, meist gefäßartig gemalteHerz bilddominant. Mit gutem Grund –auch wenn dies vielleicht für den einenoder anderen Betrachter befremdlich an-muten mag. Aber ausschließlich um die-ses, meist die Bildmitte überdimensionaleinnehmende Herz geht es – wie anato-misch falsch dieses Herz auch immer ge-malt sein mag. Aber es geht hier wederum Ästhetik, noch um Anatomie. Allen-falls könnte man sagen: Bei Herz-Jesu-Bildern geht es um die „Anatomie desGlaubens“. Sie enthalten eine zentrale,programmatische Botschaft: Die Herz-mitte des Glaubens ist die Liebe. DieseLiebe verbindet Himmel und Erde, und sieverbindet die Menschen miteinander. Sieist es, die erlöst: Das Kreuz, das mitten indas Elend der Welt gepflanzt ist, bringtzwar den Tod, aber zugleich auch dessenÜberwindung durch den Auferstande-nen. Dabei geht es nicht um den leibli-chen Tod – der ist unvermeidlich. Abermit ihm ist nicht alles zu Ende, sondern –so die christliche Verheißung – es be-ginnt ein neues Leben in der Teilhabe ander Herrlichkeit Gottes. Die Wundmale,die Jesus auf diesem und ähnlichen Bild-nissen trägt, sollen an diesen Prozess derTransformation, der Überwindung vonLeid und Tod durch die göttliche Liebe er-innern. Es ist diese unergründliche Dia-lektik von Liebe und Tod, von Leid und Er-lösung, von Zeit und Ewigkeit, von irdi-scher Bestimmtheit und überirdischer,transzendenter Bestimmung des Men-schen, die gerade Herz-Jesu-Bildern aufgeheimnisvolle Weise eingeschrieben ist.

Ein jüdisches HerzDiese Botschaft erschließt sich freilichnicht unmittelbar und im ersten Hinse-hen. Vielmehr ist der Betrachter eingela-den, sich in einen Zustand meditativerAn-Schauung des Bildnisses zu versen-ken. Herz-Jesu-Bilder, wie gerade jenes

Das Herz-Jesu-Bildnis im Dom stammt aus dem 18. Jahrhundert und befindet sich am gotischen Baldachinaltar. Der Puchheim-Baldachin, benannt nach seiner StifterinElisabeth von Puchheim, wurde im Jahre 1434 von Hans Puchsbaum gefertigt.

im Dom zu St. Stephan führen zunächsteinmal zur Begegnung mit sich selbst –zu einer Begegnung freilich, die heraus-fordert und die infrage stellt.

Etwa: Erkennen die Christen, dass daein jüdisches Herz in Liebe gebrannt undzum Heil und zur Heilung der Menschengeschlagen hat? Erahnen Christen etwasvon der unergründlichen GeschichteGottes mit der Menschheit, die in derMenschwerdung Gottes in einem Judeneine neue, geschichtsmächtige Wen-dung genommen hat? Gott hat sich ineinem jüdischen Menschen ein mensch-liches Antlitz gegeben. Wie kann man Je-sus verstehen wollen, ohne ihn aus demJudentum zu verstehen zu suchen? Wiekann man Jesus verehren wollen – wiedieses und andere Herz-Jesu-Bilder nahelegen – wenn man in ihm nicht auch denRabbi Jeschua, wie man ihn nannte, ver-ehrt. Den Evangelisten war das damalsnoch klar: Jesus ist nicht nur ein SprossIsraels, er ist die „Weisheit Israels“. Undso kann der große jüdische Religionsphi-losoph Schalom Ben Chorin den Christenempfehlen: „Möchte doch der Christ, derhinabsteigt zu den Quellen des Juden-tums, in ihnen die lebendigen Wasser er-kennen, aus denen Jesus von Nazarethgeschöpft hat…“ Wer unter den Christennimmt diese Empfehlung ernst? Oderanders gefragt: Haben Christen heutewirklich verinnerlicht, woran Papst Jo-hannes Paul II. bei seinem historischenBesuch in der Synagoge in Rom am 13.April 1986 erinnerte: dass die jüdischeReligion für das Christentum „nicht et-was Äußerliches“ ist, sondern „zum In-neren“ der christlichen Religion gehört?Wie stark sind religiöses Bewusstseinund religiöse Praxis der Christen von die-ser grundlegenden Einsicht geprägt,dass das Judentum zum Inneren derchristlichen Religion gehört - zu seinerHerzmitte? Und dass jede Form des Anti-semitismus, der auf die Zerstörung desJudentums abzielt, zugleich damit auch

die jüdische Herzmitte des christlichenGlaubens zerstört?

Diese Wunde des Herzens Jesu aufdem Bild – ist sie nicht auch die nie hei-lende Wunde des christlichen Judenhas-ses durch zwei Jahrtausende hindurch –bis zum heutigen Tag? Blutet dieses Herznicht auch für die unzähligen Opfer die-ses Hasses im Namen Jesu Christi …?

Spiritueller InfarktBildnisse des Herzens-Jesu konfrontierenden Betrachter noch mit anderen, drän-genden Fragen, wie: Wofür brennt unserHerz? Brennt es überhaupt? Oder hat essich vor lauter narzisstischer Egomanie,Ignoranz und Gleichgültigkeit so verengtund verhärtet, dass es an emotionalerund spiritueller Minderdurchblutung lei-det und der spirituelle Infarkt droht? Ausenergetischer und spiritueller Sicht istdas Herz der Sitz des Lebens, der Emoti-on, der Liebe, des Mitgefühls. Deswegenmacht es Sinn, es so groß wie möglichdarzustellen. Jesu verletztes Herz, aufdas er in diesem Bild so ausdrucksvollhinweist – öffnet es sich nicht zugleichauch für unser verletztes Herz – für all’die Wunden, die Liebesverlust, Kränkun-gen, Existenzängste und enttäuschteHoffnungen tief und unauslöschlich inunser Herz eingraviert haben? Ist diesesHerz-Jesu-Bildnis nicht zugleich auchAusdruck der göttlichen Solidarität mitder Menschheit – einer Solidarität derVerletzten und Verletzbaren? Brenntnicht dieses verletzliche und verletzte

Herz in Solidarität und aus Liebe mit denverletzten Herzen der Welt?

Eines der wenigen Merkmale, dieauch heute noch von diesem Jesus ge-wusst und geglaubt werden, ist, dass erKranke geheilt hat. Jesu Mission war ei-ne Mission des Heilens. Er ist der ver-wundete göttliche Heiler, der an seinenWunden Leidende, der das Leid der Weltträgt. Jesu rechte Hand, die im Altarbildauf sein verwundetes Herz zeigt, fordertdazu auf, sich auf dieses Mysterium desHeils und Heilens vertrauensvoll einzu-lassen. Und in der Begegnung mit die-sem verwundeten Jesus vielleicht selbstheil zu werden …

Daran knüpft sich die Aufforderung,in der Nachfolge dieses verletzten Hei-lers selbst auch zum Heil für andere zuwerden. Etwa durch das mitfühlendeWort, in dem sich der andere erkanntund anerkannt erfährt. Das setzt aberein offenes, brennendes, nicht verhärte-tes und nicht abgestumpftes Herz vo-raus. Nur aus einem Herzen, das sichentflammen lässt, strömen auch Wortedie berühren. Wenn unser Herz nichtbrennt – wie sollen dann unsere Wortebrennen, die wir in die Welt senden?

Es könnte sein, dass in stillen Mo-menten der An-Schauung des Bildnissesauf dem Baldachinaltar etwas von dersanften Kraft dieses brennenden Her-zens spürbar wird … ■

Maximilian Gottschlich ist Verfasserzahlreicher Bücher. Zuletzt erschien vonihm: Unerlöste Schatten. Die Christenund der neue Antisemitismus (F. Schö-ningh, Paderborn 2015)

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 27

Got

tsch

lich:

M. B

obro

wsk

y

Maximilian Gottschlich ist

emeritierter Professor für

Kommunikations-wissenschaft

der UniversitätWien

und Künstler.

ReaktionenWenn Sie uns etwas mitteilen wollen, zögern Sie nicht: SchreibenSie an: Dompfarre St. Stephan,„Pfarrblatt“, Stephansplatz 3, A-1010 Wien, oder per E-Mail: [email protected]

Den Lebens-Blick schärfen

Aus der Dompfarre

28

Im Stephansdom wird seit einigenJahren die alte Tradition einesFastentuches von zeitgenössi-schen Künstlern interpretiert. Die-ses Jahr hat Lisa Huber (Kärnten –Wien – Berlin) ein großformatigesWerk (16,40 × 6,40m) geschaffen.Von Dompfarrer Toni Faber

Das von Lisa Huber gestaltete Fasten-tuch soll uns zum einen auf dem Wegnach Ostern den Blick auf den Hochaltarverhängen und zum anderen unseren

Blick für das Leben schärfen. Gerade,weil das Leben so fragil und kurz seinkann: das hat jeder schon erfahren, dersich in Tagen der Krankheit schwach undhilflos fühlt. Das erleben wir, wenn uner-wartete Todesnachrichten uns erreichen.

Die Fastenzeit beginnt am Ascher-mittwoch mit dem Aufstreuen der Ascheauf den Kopf: „Bedenke, Mensch, dass duStaub bist und wieder zum Staub zurück-kehren wirst.“ Echtes Gebet ist nicht nurLobpreis, sondern bringt auch diesemenschliche Hinfälligkeit und Kontingenz

zum Ausdruck. Psalm 90 aus dem AltenTestament schöpft aus diesen Lebenser-fahrungen, verdichtet sie gleichsam:

„Von Jahr zu Jahr säst du die Men-schen aus; sie gleichen dem sprossendenGras. Am Morgen grünt es und blüht, amAbend wird es geschnitten und welkt. …Unser Leben währt siebzig Jahre, undwenn es hoch kommt, sind es achtzig. DasBeste daran ist nur Mühsal und Beschwer,rasch geht es vorbei, wir fliegen dahin. …Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Danngewinnen wir ein weises Herz.“

Erneuerung des LebensIn den einzelnen Bildelementen des Fas-tentuches sind abstrakte schwarze Sche-renschnitte in Sticktechnik künstlerischumgesetzt. Es bedarf sicher der Gedulddes meditierenden Betrachters, so wiedie Psalmen auch nur mit Lese- und Hör-geduld den wirklichen Sinn des Texteserfassbar machen. Nicht eindimensiona-le Zuordnungen werden sichtbar, son-dern immer neue Gedankenanstöße, dieim Letzten – so wie das Leben auch – fra-gil bleiben.

Der Urgrund dahinter ist mit dembiblischen Alpha und Omega, Anfangund Ende, symbolisch erkennbar. Beglei-tung auf dem Weg des Schauens wirduns in den drei großen Glaubensväterngeschenkt: dem ganz auf Gott vertrau-enden Abraham, dem mit Gott ringen-den Jakob und dem dichtenden und Har-fe spielenden David.

Zu Ostern wird das Tuch gewendetund schenkt uns in seinem mit Silberfä-den durchwobenen hellblauen Grund ei-ne Ahnung der Auferstehung. ■

Die Zeichen auf den 33 zusammengefüg-ten Bildtafeln (Anzahl erinnert an die vermuteten Lebensjahre Jesu) sind bruch-stückhaft und rätselhaft. Auch unser Leben ist zerbrechlich, hinfäl-lig, manches bleibt unverständlich. An-fang und Ende sind nicht immer erkenn-bar. Ostern bedeutet aber eine Wendung. Be

rnd

Borc

hard

t, Ro

man

a G

rube

r/Ve

rein

„Uns

er S

teph

ansd

om“

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 29

Dank einer Kooperation mit demDom Museum Wien ist noch bis20. Mai 2018 in der Barbarakapel-le des Stephansdoms eine tempo-räre Installation der deutschenKünstlerin Sybille Loew zu sehen.Eine Einladung zur Kontemplation.

Ein schmales Lichtband umspannt dieWände der Barbarakapelle an der Ostsei-te des Nordturmerdgeschosses im Ste-phansdom: „jetzt jetzt jetzt“ ist darauf

gestickt. Die 30 Meter lange InstallationSybille Loews wirkt wie eine zarte Weg-markierung; die Satzfetzen, die sich zwi-schen die ständige Wiederholung desWorts „jetzt“ mischen, locken zum Lesenund Fortbewegen entlang des Bandes.Der Text selbst unterstreicht das Verwei-len im Moment. So entsteht ein kontem-plativer Raum, in dem Reflexion und Me-ditation möglich sind. Die ständige Wie-derholung des Gleichen evoziert unab-lässiges religiöses Gebet oder versunke-

ne Kunstbetrachtung. Die temporäre In-stallation Sybille Loews spricht eine Einla-dung zur Kontemplation aus. Die Künstle-rin, Theologin und Kunsttherapeutin wid-met sich in ihrem Werk der Auseinander-setzung mit Räumen. Dazu nutzt sie vorallem die Darstellung des Wortes, das sieim Raum einfühlsam und wirkungsvollzur Geltung bringt. Neben den vielen In-schriften des Doms steht die InstallationLoews als eigenständiges Kunstwerk, dasBilder und Skulpturen poetisch um eineStimme erweitert.

Ethische und politische DimensionDurch die Aufstellung in der Barbaraka-pelle als Gedenkstätte für die Opfer undden Widerstand gegen den Nationalsozia-lismus erhält das „jetzt“ eine ethische undpolitische Dimension, nämlich die derNotwendigkeit, „jetzt und hier“ Hand -lungen zu setzen. Die von der Künstlerinals Stickerei ausgeführte Schrift machtden Prozess der Entstehung greifbar: DerVorgang und die dabei verstreichende Zeitmanifestieren sich durch das Material. ■

www.dommuseum.atwww.sybille-loew.de

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018

Lena

Dei

nhar

dste

in |

Schw

arz:

KPH

Unser Diakon Peter Schwarz

jetzt jetzt jetzt

Ich über mich …Ich bin am 11. 12. 1953 in Stockerau ge-boren, lebe aber seit meiner Kindheitin Wien. Ich bin verheiratet und wirhaben einen Sohn. Nach meinem Stu-dium der klassischen Philologie undGeschichte begann ich später das Stu-dium der katholischen Theologie. Seit1979 bin ich als Lehrer und 14 Jahreauch als Erzieher am Gymnasium derDeLaSalle-Schulen/Strebersdorf tätig.Seit meinem achten Lebensjahr warich in der Pfarre St. Johann Nepomukin Wien 2 über 40 Jahre in vielen sehrunterschiedlichen Bereichen enga-giert. Meine Familie und ich übersie-delten dann nach Mauer, wo ich etwa10 Jahre lang in der Pfarre St. Erhardebenfalls in einigen Bereichen wirkte.Vor einem guten Jahr sind wir in den19. Bezirk übersiedelt. Seit Oktober

genblick) und sobegann ich mitder Ausbildungund wurde imJahre 2014 vonKardinal Chris-toph Schönbornim Dom geweiht.

Mit St. Stephan verbinde ich …Mit dem Dompfarrer verbindet micheine Jahrzehnte lange Freundschaftund daher freut es mich besonders, inder Pfarre nach dem Motto des hl. Au-gustinus für mich abgewandelt sagenzu können: „Für euch bin ich Diakonund mit euch bin ich Christ.“

Mein Lieblingsspruch:„Verleih deinem Knecht ein hörendesHerz“ (1 Könige 3,9)

2017 bin ich in der Dompfarre St. Ste-phan in der Vorbereitung der Firmlingesowie in verschiedenen liturgischenDiensten involviert und helfe gerneüberall dort, wo man mich braucht.Ebenso bin ich ein wenig als Schulseel-sorger am Amt für Schule und Bildungder Erzdiözese Wien tätig.

Wie ich Diakon wurde …Schon vor sehr vielen Jahren wurde ichvon meinem damaligen Pfarrer der Pfar-re St. Johann Nepomuk gefragt, ob ichmir vorstellen könnte, ständiger Diakonzu werden. Die Zeit war damals nochnicht reif und so haben meine Frau undich diesen Gedanken vertagt. Vor etwaneun Jahren wurde ich vom Pfarrer derPfarre St. Erhard neuerlich gefragt undda war es dann tatsächlich, wie es dieGriechen sagen, der „Kairos“ (rechte Au-

Wie am Familientisch…Über das Mitarbeiterwochenende in Znaim am 24.–25. Februar 2018. Von Karin Domany

Da staunten wir überrascht, als wir -durchfroren von unserem ersten Stadt-rundgang – zufällig im unscheinbarenRestaurant „U Karla“ nahe der Nikolaus-kirche landeten und an einen gedecktenTisch geladen wurden, an dem schon inTöpfen zwei herrliche Suppen dampften!So mancher konnte auch nicht widerste-hen, schon vor dem Essen vom hausge-machten Kuchen zu probieren …

Zum Begegnungsort von Pfarre/r zuPfarre/r wurde das Lokal auch, als dortder Herr Pfarrer von St. Nikolaus sichzwischen zwei Begräbnissen stärkte unduns herzlich in seiner Stadt willkommenhieß! So gestärkt konnten wir bei einerhervorragenden Stadtführung am Nach-mittag einen guten Einblick in die Ge-schichte und die Schätze dieser altenStadt an der Thaya gewinnen. Es warzwar – wie vorhergesagt – klirrend kalt,aber gut verpackt überwog die Freudeam strahlend blauen Himmel, von demdie Sonne lachte!

Am Abend genossen wir unsere fröh-liche Tischgemeinschaft bei mährischenSpezialitäten und standen tapfer unse-rem 9-jährigen Luci Rede und Antwort,der uns mit seinem überreichen geogra-

fischen Wissen auf Trab hielt.Am Sonntag feierten wir im Hotel -

versammelt um einen Tisch wie Jesusmit seinen Jüngern – unsere persönlichgestaltete hl. Messe, in die wir dankbarauch alle fest mit einschlossen, die nichtbei uns sein konnten.

Danach konnten viele von uns ihrenHorizont weiten, indem sie sich aus derEnge der Altstadtgassen auf den Rat-hausturm begaben und so die herrlicheAussicht über Stadt und Land genossen .

Nach dem gemeinsamen Mittages-sen in „unserem“ kleinen Restaurant ver-

ging der Nachmittag in mehreren „Nei-gungsgruppen“ – in der Sonne spazie-rengehend, gemütlich im Kaffeehaus sit-zend oder im Südmährischen MuseumKulturschätze bestaunend – sehr schnellund so mancher von uns beschloss, inder wärmeren Jahreszeit wieder zu kom-men, um noch mehr von dieser schönenStadt zu erleben.

Nach nur eineinhalb Stunden Zug-fahrt kehrten wir am frühen Abend ge-stärkt von schönen Erfahrungen im Krei-se lieber Menschen wohlbehalten nachHause zurück. ■

Aus der Dompfarre

30 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018

Unter einem guten Stern unterwegs

Karin

Dom

any

| Ste

rnsi

nger

: Car

lott

a Ke

lber

Die Sternsinger der Jungschar, der Dom-Ministrantenund der Jugend sowie eine Gruppe EU-Integrations-botschafter waren in den ersten Jännertagen unter-wegs, um Spenden zu sammeln: für „Eine Welt“, in deralle Menschen ein gutes und sicheres Leben führenkönnen, unabhängig von Hautfarbe, Religion oder eth-nischer Zugehörigkeit.

Wir danken allen Spendern, Teilnehmern und Be-gleitpersonen. Ein besonderer Dank gilt Carlotta Kelberfür die Gesamtorganisation. Die Dreikönigsaktion er-brachte in unserer Pfarre den Betrag von 11.415,48 €.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 31

Am 13. Jänner 2018 fand in derDompfarre ein Einkehrnachmittagstatt. Die spirituellen Impulse vonMatthias Beck haben die vielenTeilnehmer sehr bewegt. PersönlicheEindrücke von Petra Keplinger

Als ich am Sonntag nach der 18-Uhr-Mes-se bei den Verkündigungen vom Einkehr-nachmittag mit Prof. Matthias Beck ge-hört hatte, war mir klar – da muss ichhin!

Erstens kam mir ein spiritueller Im-puls für das neue Jahr gerade recht, undzweitens schätze ich Matthias Beck sehrund mag seine Art vorzutragen. Er hatdie wunderbare Gabe, Menschen wirk-lich für Gott zu begeistern. Sein enormesWissen und sein klarer Verstand beein-drucken mich jedes Mal aufs Neue. Alsich relativ knapp vor Beginn ankam, warder Leosaal schon ziemlich gut gefülltund es mussten ständig weitere Sesseldazu gestellt werden, immer mehr Men-schen kamen um ihn zu hören.

Ignatius von Loyola und geistliche ÜbungenNach einer kurzen, sehr netten Begrü-ßung durch Karin Domany und einermusikalischen Einstimmung mit Gitarrestartete Prof. Beck mit seinem ersten Im-puls. Er begann mit einer Einführung indie christliche Spiritualität, sprach dannüber den Hl. Ignatius von Loyola, der alsSoldat nach einer schweren Verletzung

lange Zeit ans Bett gefesselt war und indem langwierigen Genesungsprozessviel zum Lesen und Nachdenken kam.Nichts konnte ihn so sehr beruhigen undtrösten wie die Biographien von großenHeiligen. Immer intensiver wurde seinWunsch auch nach Gott zu suchen.

Dann bekamen wir die AufgabeÜberlegungen anzustellen, was wir vonzu Hause vom Christentum mitbekom-men haben.

Im zweiten Impuls sprach er über„Geistliche Übungen“: die verschiedenenStimmen und Seelenregungen in uns,den Versuch immer besser wahrzuneh-men, was uns bewegt und über Jesusund die Aufgabe seines Lebens, immermehr den Willen des Vaters zu tun undden eigenen zurückzustellen. StarkeWorte! Gilt das auch für mich?

Wann hören wir die Stimme Gottes?Im dritten Teil ging es dann um die Bibel-stelle, in der Gott Samuel in der Nacht

ruft. Wo und wie nehmen wir das WortGottes auf?

Nur in der Stille, abseits ständigerGeschäftigkeit können wir seine Stimmehören. Ganz leise versucht er immer wie-der zu uns durchzudringen! Sind wir be-reit dazu, uns im Alltag immer wiederdiese „stillen Momente“ zu gönnen?

Die hl. Messe beendete diesen wun-derbaren Nachmittag, der mir viel Kraftfür das neue Jahr gibt. Ein nächstes Malgerne wieder – DANKE! ■

Suche nach Gott im eigenen Leben

Kepl

inge

r: Ra

iner

Haw

licek

| Ei

nkeh

rnac

hmitt

ag: R

osem

arie

Hof

er |

Inte

grat

ions

bots

chaf

ter:

ZUSA

MM

EN:Ö

STER

REIC

H |

Ster

nsin

ger:

Carlo

tta

Kelb

er

Petra Keplinger istbiomedizinische

Analytikerin

Großer Andrang beim Einkehrnachmittag der Pfarre im Leosaal

Aus der Dompfarre

32 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018

Adve

ntm

arkt

: Sus

anne

Leib

rech

t | W

eihn

acht

der

Ein

sam

en: O

liver

Haa

s | R

orat

e: R

osem

arie

Hof

er |

Min

istr

ante

nauf

nahm

e: M

ichi

Kob

inia

Blitzlichter aus St. Stephan

Herzlichen Dank auch allen, die einen Beitrag zur Weihnacht derEinsamen geleistet haben – allen voran dem Ristorante Da Capound dem ehrenamtlichen Helferteam rund um Maja Keglević.

An den Freitagen im Advent wird nach der Rorate stets zu einemgemeinsamen Frühstück im Pfarrcafé eingeladen. Vielen Dankan Rosemarie Hofer für die liebevolle Vorbereitung.

Am 2. Und 3. Dezember 2017 fand der Adventmarkt der Dompfarre statt. Das sehr hohe Ergebnis von € 5039,24, das der Caritasarbeitder Dompfarre zugute kommt, konnte erzielt werden, weil viele dazu beigetragen haben: durch die Vorbereitung und Gestaltung desRaumes, den Verkauf am Wochenende und an den beiden weiteren Adventsonntagen sowie durch die zahlreichen Spenden vonBackwaren, Marmeladen, Likören, Nüssen, Honig, Kosmetika und Bastelwaren. Herzlichen Dank an Hans Staud, Erich Stekovics undallen Spendern! Ganz besonders an Frau Höbart, deren unermüdlicher, leidenschaftlicher Einsatz für die gute Sache die Veranstal-tung erst möglich machte!

Anlässlich der Ministrantenaufnahme am17. Dezember 2017 gab es nach der hl. Mes-se ein Klavierkonzert mit Georg StefanKobinia und Patrick Reitmeier – ein sehrstimmungsvoller Abschluss – Dankeschön!

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 33

Vale

ntin

stag

: Kar

in D

oman

y | K

rippe

nspi

el: S

tella

Aue

r und

Car

lott

a Ke

lber

| Im

puls

: Ros

emar

ie H

ofer

Für sehr viele ist die „Segnung der Lieben-den“ anlässlich des Valentinstages seitJahren fix im Kalender eingeplant – auchwenn sie wegen des Aschermittwochsheuer schon zwei Tage früher stattgefun-den hat. Liebende aller Altersstufen –paarweise oder alleine, oder sogar als Fa-milie – erbaten auch in diesem Jahr wie-der den Schutz und Segen Gottes für ihrLeben. Als äußeres Zeichen dafür brannte„ihr“ Licht auf dem Altar. So manche blieben auch nach dem Segen noch eineWeile sitzen und genossen die stim-mungsvolle Atmosphäre – unterstützt vonwunderschönem Gesang und biblischenund profanen Texten über die Liebe.

Die Jungschar von St. Stephan ließ dasWeihnachtsevangelium bei der Kinder-krippenandacht am 24. 12. besonders lebendig werden. Für das Krippenspielwurde in den Wochen davor unter der liebevollen Leitung von Carlotta Kelberfleißig geübt und geprobt.

Der Impuls_Stephan blickt auf interessante Veranstaltungen zu-rück, wie z. B. ein besinnliches Adventkonzert mit gemütlichemAusklang. Auch im Deutschordenshaus gab es Kostbarkeiten zuentdecken. Im Mai ist eine Führung auf das Dach des Stephans-doms geplant – nähere Informationen dazu entnehmen Sie bitte dann dem Wochenblatt bzw. unserer Homepagewww.dompfarre.info . Neue Gäste sind stets herzlich willkommen!

27 Kinder bereiten sich in unsererPfarre auf ihre Erste Heilige Kommunion am 6. Mai 2018 vor.

Als fröhliche Gemeinschaft präsentier-ten sie sich am 21. Jänner bei der Vorstell-messe im Dom, bekannten bei der Taufer -neuerung in der Kindermesse am 4. Märzmutig ihren Glauben und suchen am Endejeder Vorbereitungseinheit in der Cur-hauskapelle die beste Position zum Zu-hören und Nachdenken. ■

Seit dem letzten Pfarrblatt zu Weihnachten 2017 wurden getauftLaura Meirbekov, Sophia Stadler, MoritzSchmidt, Klara Zeller, Stella Mühl, NiklasGyöri, Valentina Czanba, Emilie Udvari,Léna Rudi, Mátyás Lábó, Mathilda Stan-ke, Mia Koczian, Mia Wohletz, Louis An-derl, Fabienne Kompöck, Nóra Hajnik,Eva Grasl, Kilian Denkstein, VincenzDenkstein, Marco Mrdalj und Marie-Louise Lidl-Enders.

Getraut wurdenChristine Moncherio

mit Franz Kronhuber,Claudia Henzler mit

Nikolaj HornykewiczMonika Petritsch mit

Konrad Podertschnig,Mag. Theresa Prammer mit

Dr. Christian Eder undBrigitte Wurzer mit Michael Wallner

WiederaufnahmenIm Jahr 2017 durften wir in unserer Pfar-re 109 Personen wieder in die Kirche auf-nehmen.

Von uns gegangen sindFriedrich Fröhlich, Maria Christine Go-ritschan, KR Mag. Bruno Schiller, Gertru-de Neugebauer, Herbert Knierlinger, Gi-sela Salge-Kielhofer, Dr. Peter Ruth, Dai-sy Gräfin Waldstein-Wartenberg, PeterFürst von Hohenberg, Martina Hötschl,Hildegard Kiener, Mag. Eva Mittag,Adolf Hansjörg Haas, Gerhard Hoff-mann, Christian Drödthann, Mag. Ale-xander Tonkli, Witold Grzymek, HansBuhrow, Margaretha Daisy Crean, IngeHernitz, Siglinde Thalhofer, Mag. Bern-hard Voykowitsch, Peter Lebsorger,Dipl.-Vw. Zoltan Tardi, Ernestine Vranek,Agnes Wespi, Elfriede Herbst, Dr. Chris-toph Kainz

25 Jahre Beichtdienst in St. Stephan. Von Rudi Fleck1993 wählten wirKalasantiner ei-nen neuen Gene-ralsuperior. Deralte General quit-tierte seinenDienst als Or-densoberhauptnach 18 Jahren.Etwa zur gleichenZeit kam eine An-frage vom damaligen Dompfarrer Guber,ob nicht die Kongregation einen Beicht-vater für den Dom zur Verfügung stellenkönnte. Es lag auf der Hand, dass mandiesbezüglich zum alten General ging,doch dieser winkte ab. So kam ich – qua-si als Ersatz – in das Beichtzimmer vonSt. Stephan.

Das ist 25 Jahre her. Ich habe in dieserZeit ungefähr 30.000 Beichten und Aus-sprachen gehört und habe diesen Dienstimmer gern getan. So sitze ich bis heutejede Woche einmal nahe dem Eingangim Beicht- und Aussprachezimmer desDoms und versuche, gut zuzuhören … ■

34 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018

Chronik

Flec

k: p

rivat

| Er

stko

mm

unio

n-Vo

rber

eitu

ng: K

arin

Dom

any

Hinweis der RedaktionWir bitten Autoren und Leser um Ver-ständnis, dass wir aus Gründen der bes-seren Lesbarkeit und der Unversehrt-heit der Sprache Bezeichnungen wie„Christ“, „Katholik“ etc. so wie das eben-falls grammatikalisch maskuline WortMensch als inklusiv, also geschlechts-neutral verstehen und verwenden.

Tasc

hl-E

rber

: Mar

ia B

lum

encr

on |

Dom

arch

iv

* Das

Kür

zel „

par.“

ver

wei

st a

uf e

ine

Para

llels

telle

bei

Mat

thäu

s ode

r Luk

as.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 35

Heilige im Dom

Maria von Magdala – Erstzeugin des AuferstandenenMaria von Magdala zählt zu den schillerndsten biblischen Frauengestalten. Im Laufe der Zeit hat die Geschichte der apostola apostolorum allerlei legendarische Erweiterungen und Umdeutungen erfahren. Doch worin gründet ihre Bedeutung? Von Andrea Taschl-Erber

Die biblische Maria von MagdalaNach dem Evangelienbefund begleitetdie entgegen den damaligen Konventio-nen nicht über einen Mann, sondernüber ihren Herkunftsort definierte „Mag-dalenerin“ Jesus von den galiläischen An-fängen seines Wirkens bis zur Kreuzi-gung (Markus 15,41 par.*). Darüber hinausfungiert sie als – von allen Jüngerinnenund Jüngern einzig konstant erwähnte –Zeugin der Eckpunkte des Glaubensbe-kenntnisses: dass Jesus „gestorben“ (vgl.Mk 15,40 par.), „begraben“ (Mk 15,47 par.)und „auferweckt“ (Mk 16 par.) ist – so dieurchristliche Glaubensformel in 1 Korin-ther 15,3f. Um ihrer besonderen Autoritätauf die Spur zu kommen, bietet die Ge-schichte der Ersterscheinung (Protopha-nie) des Auferstandenen in Johannes20,1–18 die aufschlussreichste Erzählung.

Osterevangelium in Johannes 20Am frühen Morgen des „ersten Tages“der Woche, der den österlichen Neube-ginn anzeigt, kommt Maria von Magdalaals Erste zum Grab Jesu (Joh 20,1), zudem sie auch (im Unterschied zu ande-ren bekannten Gestalten aus der Evan-gelienüberlieferung) bei dessen Kreuzi-gung gestanden war (19,25). Dass noch„Finsternis“ herrscht, spiegelt ihre Trau-er. Weder kann sie den vom Grab wegge-nommenen Stein noch später die beidenim Grab erspähten Engel, deren Positionzeichenhaft den verschwundenen Leich-nam markiert (V. 11f.), im Sinne eineshimmlischen Eingreifens deuten. Dochals sie sich vom Grab (als Gedächtnisortfür den Toten) „umwendet“, sieht sie –als Erste – Jesus hinter sich stehen (V. 14).Sie erkennt ihn allerdings erst, als er siemit ihrem Namen anruft: Jetzt wendetsie sich ihm wirklich zu (V. 16), muss aberdas Bild des ihr bisher vertrauten Jesus,

den sie im Grab gesucht hatte, „loslas-sen“ (V. 17), um seine Gegenwart neu zuerfahren und Erstzeugin des Lebendigenzu werden. Am Ende bekennt sie, vonihm als Erste mit einem Verkündigungs-auftrag gesandt: „ich habe den Herrn ge-sehen“ (V. 18), ganz in der Tradition pro-phetischer Berufungsvisionen (vgl. z.B.Jesaja 6). In ähnlicher Weise rechtfertigtPaulus sein Apostolat im ersten Brief andie Gemeinde in Korinth: „Bin ich nichtein Apostel? Habe ich nicht den Herrngesehen?“ (1 Korinther 9,1)

Österliches SehenDie Ostergeschichte in Joh 20 meditiertdas Thema Sehen von der nicht verste-henden, die Zeichen zunächst sogarmissdeutenden Beobachtung hin zurletztendlichen Erkenntnis. Im „Sehen“Marias von Magdala, das einen schritt-weise immer tiefer gehenden Erkennt-nisprozess umschreibt, bringt die Erzäh-lung ihre besondere Ostererfahrung zumAusdruck, die in einer personalen Begeg-nung mit dem Auferstandenen und derBeauftragung durch ihn kulminiert. Mitihrer beharrlichen Suche und visionärenOffenbarungserfahrung, die sie den an-deren als dessen Botin (Apostolin) mit-

teilt, weist sie ihnen (und der Leser- bzw.Hörerschaft des Evangeliums) den Wegaus Weinen und Klage zur österlichenFreude (in Entsprechung zu 16,20), vonder Trauer über den Toten zur Verkündi-gung des Lebendigen. Mit der Wendevom Grab zum Auferstandenen, vom Todzum Leben, von der Klage zum Bekennt-nis vermittelt sie der Nachfolgegemein-schaft Jesu den österlichen Neuanfang.

Historische Bedeutung der OsterbotinReflexe der Geschichte von der Erstver-künderin der Osterbotschaft finden sichauch in anderen – kanonischen wie außer -kanonischen – Evangelien (z. B. Mt 28,9f.;Mk 16,9–11). In der Frage nach einemüber einstimmenden „historischen Kern“der Ostermorgengeschichten könnenwir von „Sehenserfahrungen“ einer Frau-engruppe mit Maria von Magdala an derSpitze ausgehen, welche mit der Erfül-lung ihres Auftrags einen entscheiden-den Beitrag zum (Wieder-)Auf bau der imNamen Jesu versammelten Gemeinschaftnach der durch seinen Kreuzestod aus-gelösten Krise leistete. ■

Andrea Taschl-Erber promovierte ander Katholisch-Theologischen Fakultätder Universität Wien mit einer neutesta-mentlichen Dissertation zu Maria vonMagdala.

Andrea Taschl-Erber arbeitet am Institut für

AlttestamentlicheBibelwissenschaft

der UniversitätGraz.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 201836

Ostermontag im Heiligen LandMit dem Ostermontag bricht schon wieder ein bisschen der Alltag ins Kirchenjahr ein. Gedanken zu diesem Fest und wie dieser Tag von Christen im Heiligen Land im wahrsten Sinne des Wortes„begangen“ wird. Von Pater Nikodemus C. Schnabel OSB aus der Dormitio-Abtei in Jerusalem.

Das große österliche Finale der dreiwichtigsten Tage im Jahr liegt bereits ei-nen Tag zurück. Von Gründonnerstag biszur Osternacht stand das große Dramades christlichen Glaubens voll und ganzim Zentrum, das einmal im Jahr in einemmehrtägigen Innehalten vergegenwär-tigt wird: Leben, Tod, neues Leben!

Dieser gefeierte Dreischritt von Le-ben, Tod und neuem Leben, der sich anJesu Leben, an seinem Tod am Kreuz undan seiner Auferweckung zu neuem Le-ben festmacht, ist die wahre Herausfor-derung jeder und jedes Getauften.Manch einer hat ja bereits schon Angstvorm Leben an sich, doch spätestens beider Frage nach Leid, Kreuz und Tod im Le-ben wird der Glaube massiv angefragt:Da wird gerne geschwiegen, verdrängtoder kleingeredet. Es ist und bleibt eineZumutung, das Kreuz in seinem Lebenund in seinem Glauben zuzulassen!

Nichts ist jedoch so herausfordernd,wie sich auf den dritten Schritt, das Ge-

schenk des neuen, des erlösten Lebenseinzulassen. Das Kreuz im Glaubensle-ben verführt nämlich gerne dazu, beiihm stehen zu bleiben. Mit einer leichterschöpften Verbitterung lädt es dazuein, sich über die Ungerechtigkeiten die-ser Welt zu beklagen und sich in einemwohligen Selbstmitleid behaglich einzu-richten. Doch seit Ostern hat der Tod –und damit auch die Urangst vor ihm –keine Macht mehr über uns. Wo wirMenschen nur Abbruch, Ende, Tod wahr-nehmen, schafft Gott Rettung, Neuan-fang, neues Leben. Sich auf dieses angst-freie erlöste neue Leben wirklich einzu-lassen, ist die ultimative Glaubens- undLebenszumutung!

Dieses Abenteuer „neues Leben“ ge-lingt jedoch nur, wenn man nicht beimösterlichen Staunen stehen bleibt, son-dern sich in Bewegung setzt. Gerade inunserem Jahrhundert haben ja wiederviele das Pilgern für sich entdeckt, umsich mit dem ganzen Leib dem Geheim-

nis des Glaubens Schritt für Schritt zunähern und zu versuchen, es so besserzu begreifen.

Sich Aufmachen und in Bewegung setzen Am Ostermontag steht im Heiligen Landdas Fußpilgern im Zentrum des Tages.Überall im Land wird das Emmaus-Evan-gelium verkündigt und man setzt sich inBewegung, und zwar wie die Jünger vonEmmaus nach Tod und AuferweckungJesu von Jerusalem zu Fuß nach Em-maus. Erst im Gehen und durch die Be-gegnung mit dem Auferstandenenselbst, der mit ihnen auf dem Weg ist,fällt bei ihnen am Abend der Groschenund sie fragen sich gegenseitig: „Brannteuns nicht das Herz in der Brust, als er un-terwegs mit uns redete und uns denSinn der Schrift erschloss?“ (Lk 24,32)

Feste im Kirchenjahr

Schn

abel

: Dor

miti

o-Ab

tei,

Jeru

sale

m |

Avis

hai T

eich

er /

Wik

imed

ia C

omm

ons

Die Auferstehungskirche in Emmaus Abu Gosh. Aber Emmaus kann überall sein. Der Ostermontag lädt ein, sich aufzumachen und „den Glauben unterdie Füße zu nehmen“. Das kann helfen,am Abend zu erkennen, dass Jesus immerschon mit uns unterwegs gewesen ist.

P. NikodemusClaudius Schna-

bel OSB ist seit2003 Benedikti-

nermönch derdeutschsprachi-

gen Dormitio-Ab-tei auf dem Zions-

berg im HerzenJerusalems.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 37Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018

Biblisches Emmaus heute nicht eindeutig identifizierbarWas den beiden Emmaus-Jüngern da-mals geholfen hat, das Wunder des neu-en erlösten Lebens zu begreifen, das ma-chen sich viele Jerusalemer Christen amOstermontag heute noch zu eigen: MitJesu Worten und der Heiligen Schrift alsReisebegleitung geht es zu Fuß nach Em-maus, um dort schließlich Eucharistie zufeiern, so wie es der Auferstandene auchmit den Emmausjüngern getan hat.

Jetzt gibt es aber eine Schwierigkeit: Esist überhaupt nicht klar, wo das biblischeEmmaus eigentlich lag. Es gibt sehr ver-schiedene Lokalisierungen, von denen dreiheute von Pilgern besucht werden: Zumeinen haben wir Emmaus Nicopolis, das inder Nähe von Latrun liegt. Hier wurde einewunderschöne byzantinische Basilika wie-derentdeckt. An diesem Ort lebt und betetheute eine Kommunität der „Gemein-schaft der Seligpreisungen“. Als zweitesEmmaus gibt es Emmaus Abu Gosh, heute

ein mehrheitlich von Muslimen bewohn-ter Ort in Israel, in dessen Ortsmitte sich ei-ne wunderschöne Kreuzfahrerkirche in ei-ner kleinen Talmulde befindet; dieser Ortwird heute von französischsprachigen Be-nediktinerinnen und Benediktinern mit Le-ben und Gebet erfüllt. Schließlich gibt esdann noch Emmaus Qubeibe, ein eben-falls mehrheitlich von Muslimen bewohn-ter Ort in Palästina, zu dem man nur durchCheckpoints hindurch gelangen kann. Hiersind gleich mehrere Ordensgemeinschaf-ten zu finden: Franziskaner, Borromäerin-nen und Salvatorianerinnen – die Oberinder Salvatorianerinnen vor Ort ist zurzeitmit Schwester Hildegard übrigens eineÖsterreicherin!

Emmaus kann überall seinDie Unklarheit, wo das historische Em-maus wirklich lag – auch die Archäolo-gen sind bis heute immer noch wild amSpekulieren und schlagen noch ganz an-

dere Orte als die drei genannten vor –drängt meines Erachtens doch zur Fest-stellung, dass Emmaus offensichtlichüberall sein kann. Ich für meinen Teilkann nur einladen, sich am Ostermontagauf einen Emmausgang einzulassen. Esmüssen ja nicht viele Kilometer sein,aber den Glauben einmal unter die Füßezu nehmen, kann wirklich helfen. Fürmich persönlich ist der jährliche Em-mausgang am Ostermontag – ich geheübrigens mit unserer Gemeinde nachEmmaus Qubeibe – eine Art „geistlicherVerdauungsspaziergang“, der mir hilft,die Tage von Gründonnerstag bis zurOsternacht in meinem Herzen zumBrennen zu bringen. ■

P. Nikodemus ist u. a. Seelsorger für al-le deutschsprachigen Katholiken im Heili-gen Land. Zuletzt erschien von ihm dasBuch „Zuhause im Niemandsland. MeinLeben im Kloster zwischen Israel und Pa-lästina“ im Herbig-Verlag.Fr

anz

Jose

f Rup

prec

ht/k

athb

ild.a

t | K

arin

Dom

any

Jesus und die Jünger von Emmaus. Bild im ÖsterreichischenHospiz in Jerusalem

Lange Nacht der BibelDie Dompfarre St. Stephan lädt herzlich ein zur „Langen Nacht der Bibel“ im Dom!Biblische Texte und MusikFreitag, 11. Mai 2018, 20.30 bis 23.30 UhrWährend des ganzen Abends „biblisches Buffet“ in der Sakristei

Offen für Gottes Wort

38

Als Pfarrerlehrling in MistelbachDompfarrer Toni Faber über das multidisziplinäre Tagebuch von Rotraud Perner

Der Kaiser und sein Grabmal

Frau Prof. Dr. Rotraud Perner ist den ge-schätzten Lesern des Pfarrblattes ein Be-griff. In vielen Beiträgen hat sie unsschon aus ihrem reichen persönlichenBerufs- und Erfahrungsschatz Anteilnehmen lassen. Nicht alle wissen, wasneben ihrer beruflichen Tätigkeit in denletzten Jahren auf dem Programm ge-standen ist: Neben dem Studium derevangelischen Theologie auch die Aus-bildung und am 17. 4. 2016 die Ordinationzur Pfarrerin. Im Bestellungsdekret desOberkirchenrates der Evangelischen Kir-che in Österreich A.B. heißt es: „Pfarrerinim Ehrenamt mit dem Aufbau der Hoch-schulseelsorge an den StandortenKrems, St. Pölten und Kierling. Nach Be-darf sind Gottesdienste anzubieten undzu feiern. Besonderer Wert wird auf dieVerbindung von Evangelium, Wissen-schaft und Öffentlichkeit gelegt.“

In ihrem sehr persönlichen Tagebuchgewinnen wir Einblick in eine neue Le-bensphase einer sehr verdienten undversierten Frau, die sich als junge Juris-tin, Jugend- und Erwachsenenbildnerinund sozialdemokratische Politikerin aufBezirks- und Gemeindeebene schon lan-ge vor ihren psychotherapeutischen Stu-dien und sexualtherapeutischer Exzel-lenz einen großen Namen geschaffenhat. Wo andere Menschen in ihrem Alternur mehr an die Pension denken, hat siedie Erfüllung und Ergänzung ihrer bishe-rigen beruflichen Tätigkeiten in der Auf-gabe einer Seelsorgerin gefunden undnimmt uns in ihrem Buch mit auf denbeschwerlichen aber auch sehr erfüllen-den Weg ihrer Pfarrerausbildung. Sielässt uns in ihrem kommentierten Tage-buch an so vielen Ängsten, Abgrenzun-gen, Entfremdungen und spirituellen Er-

lebnissen teilnehmen, dass ich sehr de-mütig an meine eigene Zeit der Ausbil-dung zurückdenke. Sehnsüchtig streckeich mich dabei nach dem aus, wie Pernerfeinfühlig und professionell die Freudeund die Lust an Gott, der Theologie undjedem einzelnen Menschen darzustellenbereit ist. Vielleicht macht es am Endesogar jemandem Lust auf einen Neube-ginn vor dem offiziellen Ende seiner be-ruflichen Erwerbsarbeit. ■

Rotraud A. Per-ner, Als Pfarrer-lehrling in Mistel-bach. Ein multi-disziplinäres Tagebuch, Aaptos Verlag,2017

Eine neue Publikation von RenateKohn (Hg.) über das Friedrichs-grab. Von Reinhard Gruber

Anlässlich des 500. Jahrestages der end-gültigen Beisetzung Kaiser Friedrichs III. inseinem fast fertiggestellten Hochgrab imSüdchor des Stephansdom organisierteFrau Dr. Renate Kohn vom Institut für Mit-telalterforschung der Österr. Akad. d. Wis-senschaften im November 2013 eine inter-disziplinäre Fachtagung zum Friedrichs-grab, um dieses unter verschiedenen Blick-winkeln einer fundierten wissenschaftli-chen Analyse zu unterziehen. Im Dezem-ber 2017, 500 Jahre nach der endgültigenVollendung des Kaisergrabes, konnte nunder umfangreiche Tagungsband erschei-nen. Insgesamt 16 Autoren aus den ver-schiedensten wissenschaftlichen Diszipli-nen legen in umfangreichen Beiträgen ihreErkenntnisse vor. Besonders hervorzuhe-

ben ist darin der umfangreiche Abbil-dungsteil, der allein 47 Seiten umfasst. Mitder nun vorliegenden Publikation – übri-gens der ersten Monographie über dasKaisergrab seit 1924 – ist es Frau Dr. RenateKohn gelungen, ein Standardwerk über ei-nes der interessantesten Kunstwerke desStephansdomes herauszugeben. Ihr uner-müdlicher und zeitaufwendiger Einsatzgemeinsam mit Dr. Sonja Dünne beil undMag. Gertrud Mras kann nicht genug ge-würdigt und bedankt werden. Die Druckle-gung des Werkes ist der finanziellen Un-terstützung durch das Metropolitan- undDomkapitel zu St. Stephan, der Dombau-hütte, dem Kirchenmeisteramt, der „Fon-dation pour la protection du patrimoineartisanal, historique et culturel, Lausanne“,sowie den Spendern der Ordensmitgliederdes „Ritter-Ordens vom heiligen Georg inKärnten, auch genannt von Millstatt“ zuverdanken.

„Das Hochgrab Friedrichs III. ist nichtnur eine Manifestation der Macht, son-dern vor allem des Glaubens“, schreibtKardinal Christoph Schönborn in seinemVorwort. Der interessierte Leser wird indiesem Buch viele Neuigkeiten, Detail-wissen und Überraschendes erfahren.Und nicht zuletzt kann der Betrachterder vielen Bilder Details erkennen, dieihm ansonsten verborgen bleiben. ■

Der Kaiser und sein Grabmal 1517–2017.Neue Forschungen zum Hochgrab Fried-richs III. im Wie-ner Stephans-dom, hg. v. Re-nate Kohn u. M.v. Sonja Dünne-beil und GertrudMras. Böhlau2017

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018

Buchempfehlungen

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 39Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018

Seien Sie gegrüßt!„Der Tod gehört zum Leben.“ Diese simp-le, aber oft verdrängte, Lebensweisheitist eine Tatsache, die mir immer wiedervon neuem bewusst wird. Ich habe inden vergangenen Jahrhunderten schonviele „Leichenbegängnisse“ gesehen.Kaiser, Fürsten, Musiker, Bürger – obwohlhabend oder arm – Kinder, Priesterund Bischöfe wurden im Schatten des al-ten Steffl feierlich und meist unter Weh-klagen zur letzten Ruhe gebettet. DerStephansplatz mit seinem geschäftigenLeben hat heute die Erinnerung daranfast völlig verdrängt, dass schon die erstePfarrkirche St. Stephan – wie jede andereauch – von einem Friedhof umgebenwar, der nicht nur ein Ort des Friedensund der Stille, sondern auch ein wichti-ger gesellschaftlicher Ort war. Die vielenGrabsteine an der Außenfassade legendavon Zeugnis ab und in den alten To-tenleuchten brennt bis heute das EwigeLicht zum Gedenken aller Verstorbenen.Seit der jüngsten Neugestaltung des Ste-phansplatzes erinnern stilisierte Kreuzeim Pflaster an diesen alten „St. Ste-phans-Freithof“, der 1732 aus hygieni-schen Gründen auf Anordnung von Kai-ser Karl VI. geschlossen werden musste.Wenn schon nicht in der Kirche selbst –was nur wenigen Auserwählten möglichwar, um auch im Tode am Gottesdienstteilnehmen zu können – so wollte manzumindest möglichst nah am Kirchenge-bäude bestattet werden. Als dies nunnicht mehr möglich war, erinnerte mansich an die alten Räume unter dem Al-bertinischen Chor, erweiterte sie undschuf somit die sogenannten „Katakom-ben“, in denen bis zu deren Schließung1783 insgesamt 10.893 Wiener aller Stän-de und Schichten ihre letzte Ruhestättegefunden hatten. Der Name jedes ein-zelnen ist in den Toten- und Begräbnis-büchern der Dompfarre aufgeschrieben.Wir erfahren Alter, Todesursache und dieKosten des Begräbnisses. Manche wur-

den mit großem Pomp bestattet, andereerhielten ein Armenbegräbnis, mannannte das damals „Gratisleich“. Undwohl jeder wurde betrauert, beweintund vermisst. Den Schmerz der Hinter-bliebenen können wir nur erahnen. Viel-fach erinnert nur mehr diese Eintragungim Sterbebuch an diesen Menschen, vondem wir aber glauben, dass er ins Ge-dächtnis Gottes fest eingeschriebensteht. „Tröste ihn Gott!“, sagte man inmanchen Gegenden, wenn man über ei-nen Verstorbenen gesprochen hat. „Gottsei ihm Trost!“

Die meisten Besucher des Stephans-doms zünden eine Kerze an – viele imGedenken an einen lieben Menschen,um den sie trauern. Der Dom ist somitauch eine Zufluchtsstätte der Trauern-den, seine Gnadenbilder und stillen Ortekönnen Trost schenken. Denn wer nochhalbwegs bei Trost ist, der weiß, dass al-les, was Menschen Trauernden gebenkönnen, keinen letzten Trost bietenkann.

„Tröstet, tröstet mein Volk!“ heißt esim Buch Jesaja (40, 1-11). Georg FriedrichHändel lässt sein glaubensstarkes Ora-torium „Der Messias“ (1742) mit der Te-nor-Arie „Tröste dich, mein Volk“ begin-nen. Ein Trost, der in Ablenkung und Ver-gnügen gesucht wird, tröstet nur ober-flächlich. Um nach einem Todesfall wirk-lich lebensfroh und gelassen seinen Le-bensweg weiter gehen zu können,braucht es – wie ich meine – ein tieferesGetröstet-Sein. Gott eröffnet Zukunft,das ist wahrer Trost. Denn sein Wort –Gottes Wort – bleibt ewig. Und es ist inJesus Christus Mensch geworden. Er istdas Ewige Wort, das vom Vater gekom-men ist.

So wünsche ich Ihnen diesen Trostdes Auferstandenen aus der Mitfeier derösterlichen Geheimnisse und dem Hö-ren auf sein Wort!

Ein gesegnetes Fest der Auferste-hung des Herrn!

Mit einem herzlichen „Grüß Gott!

Ein- und Ausblicke

»Und schaut der Steffl lächelnd auf uns nieder…«

Fran

z Jo

sef R

uppr

echt

/kat

hbild

.at

Aus der Dompfarre

40 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018

So 18.3. 18.00 Uhr Hl. Messe zum Internationalen Tag der Menschen mit Down Syndrom, mit Dompfarrer Faber Mo 19.3. – Hl. Josef 8.00 Uhr Altarpatrozinium 18.00 Uhr Hochamt mit Dompropst Pucher Di 20.3. 19.00 Uhr Fastenbesinnungsmesse für burgenländische Pendler in Wien mit Diözesanbischof ZsifkovicsMi 21.3. 19.00 Uhr Hl. Messe für Leidende mit Dompfarrer Faber Sa 24.3. 20.30 Uhr Konzert der Dommusik

AprilDi 3.4. 17.00 Uhr Novene zum Sonntag der Barmherzigkeit mit P. Sandoval SVDMi 4.4. 17.00 Uhr Novene zum Sonntag der Barmherzigkeit mit P. Sandoval SVD Do 5.4. 17.00 Uhr Novene zum Sonntag der Barmherzigkeit mit P. Sandoval SVD 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen des Hl. VatersFr 6.4. 17.00 Uhr Novene zum Sonntag der Barmherzigkeit mit P. Sandoval SVD. Keine Herz-Jesu-Messe (Osteroktav)Sa 7.4. 20.00 Uhr Abend der Barmherzigkeit (bis 23.00 Uhr)So 8.4. – Weisser Sonntag 9.00 Uhr Erstkommunion der Volksschule am Judenplatz (Klasse 2A) mit Dompfarrer Faber Mo 9.4. 18.00 Uhr Hochamt Verkündigung des Herrn mit Dompropst Pucher 20.00 Uhr Gebetsstunde für die Anliegen der Dompfarre (Barbarakapelle)Mi 11.4. 19.00 Uhr Hl. Messe für Leidende mit Dompfarrer FaberSo 15.4. 9.00 Uhr Erstkommunion der Volksschule am Judenplatz (Klasse 2B) mit Dompfarrer FaberSa 21.4. 9.00 Uhr Pontifikalamt mit der Investitur des St. Georgs-Ordens mit Militärbischof Freistetter 18.00 Uhr Hl. Messe mit Teilnehmern des Vienna City Marathons mit Dompfarrer FaberSo 22.4. 9.00 Uhr Erstkommunion der Volksschule am Judenplatz (Klasse 2C) mit Dompfarrer Faber 16.00 Uhr Hl. Messe zum Tag der geistlichen BerufungenDi 24.4. 18.00 Uhr Hochamt zum Domweihetag mit Dompropst Pucher, Predigt Domkapitular Schipka

MaiTäglich (Mo-Sa) Maiandacht um 17.00 Uhr beim Wiener Neustädter-AltarDi 1.5. 17.00 Uhr Feierliche erste Maiandacht mit Weihbischof Scharl und ChorgestaltungDo 3.5. 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen des Hl. VatersFr 4.5. 19.00 Uhr Herz Jesu Messe Sa 5.5. 17.00 Uhr Marienfeier mit Kreisdechant Pfarrer Brei (Festandacht, Lichterprozession, Hochamt)So 6.5. 9.00 Uhr Pfarr-Erstkommunion mit Dompfarrer Faber 15.30 Uhr Klingendes Gebet (Barbarakapelle)Mi 9.5. 17.00 Uhr Feierliche Maiandacht mit P. Benno Mikocki OFM (RSK Wien) und ChorgestaltungDo 10.5. – Christi Himmelfahrt 10.15 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Schönborn10.5. – 21.5.2018 – StefflkirtagFr 11.5. 20.30 Uhr Lange Nacht der Bibel (bis 23.30 Uhr)Di 15.5. 12.00 Uhr Hl. Messe mit den Goldenen Priesterjubilaren mit Kardinal Schönborn 20.00 Uhr Gebetsstunde für die Anliegen der Dompfarre (Barbarakapelle)Mi 16.5. 8.00 Uhr AltarpatroziniumDo 17.5. 17.00 Uhr Feierliche Maiandacht mit Segnung und Verteilung der Marienrosen

mit Weihbischof Turnovszky und ChorgestaltungSa 19.5. 9.00 Uhr Diözesanfirmung mit Prälat Rühringer und Dompfarrer Faber 18.00 Uhr Festgottesdienst zum Steffl-Kirtag mit Dompfarrer Faber und Priestern der Erzbischöflichen CurSo 20.5. – Pfingstsonntag 10.15 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Schönborn 16.30 Uhr Pontifikalvesper mit Kardinal Schönborn

Einige Termine zum Vormerken

Mo 21.5. – Pfingstmontag 10.15 Uhr Hochamt Pfingstmontag mit Caritas-Präsident Landau 17.00 Uhr Andacht zum Heiligen Geist Di 22.5. 12.00 Uhr Hl. Messe mit den Silbernen Priesterjubilaren mit Kardinal Schönborn 18.00 Uhr Festmesse der Tapezierer-Innung mit Dompfarrer FaberMi 23.5. 18.00 Uhr Hl. Messe für Leidende mit Dompfarrer FaberDo 24.5. 10.30 Uhr Wortgottesdienst zum Tag des Lehrlings mit Lehrlingen aus Wien, NÖ und Bgld.,

mit Kardinal Schönborn 15.00 Uhr Schlussandacht am Tag des Lehrlings mit Dompfarrer Faber 17.00 Uhr Spendermaiandacht des Vereins „Unser Stephansdom“, mit Kardinal SchönbornFr 25.5. 19.00 Uhr Lange Nacht der Kirchen (bis 1.00 Uhr)Sa 26.5. 17.00 Uhr Marienfeier zum Abschluss des Marienmonats mit Abt Heim OCistDo 31.5. – Fronleichnam 8.30 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Schönborn anschl. Prozession durch die Innenstadt

JuniFr 1.6. 19.00 Uhr Herz Jesu-MesseSa 2.6. 18.00 Uhr Hl. Messe mit Bischof Dr. Kiss-Rigó (Ungarn)So 3.6. 15.30 Uhr Klingendes Gebet (Barbarakapelle)Do 7.6. 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen des Hl. VatersFr 8.6. – Hochfest Heiligstes Herz Jesu 8.00 Uhr Altarpatrozinium 14.00 Uhr Festgottesdienst anlässlich 150 Jahre Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe

mit Bischofsvikar Schutzki 18.00 Uhr Hochamt mit Dompropst PucherSa 9.6. 16.00 Uhr Pfarrfirmung mit Dompfarrer FaberMi 13.6. 19.00 Uhr Hl. Messe für Leidende mit Dompfarrer FaberSa 16.6. 9.30 Uhr Priesterweihe mit Kardinal Schönborn16.-17.6. – BücherflohmarktDi 19.6. 14.00 Uhr Wallfahrt nach Maria GrünDo 21.6. 20.00 Uhr Gebetsstunde für die Anliegen der Dompfarre (Barbarakapelle)Fr 29.6. – Hll. Petrus und Paulus 8.00 Uhr Altarpatrozinium 18.00 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Schönborn

JuliDie Sommerordnung der Gottesdienst- und Beichtzeiten gilt von So 1.7. bis einschliesslich So 2.9.

AugustMi 15.8. – Mariä Himmelfahrt 9.30 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Schönborn

So 19.8. 17.00 Uhr Festandacht Maria KöniginSa 25.8. 14.00 Uhr „Ungarnmesse“Mi 29.8. 10.00 Uhr Fiacrius-Messe mit Dompfarrer Faber

SeptemberSa 1.9. 17.00 Uhr Mariazeller-FestDo 6.9. 18.00 Uhr Festmesse der Wiener OrdensspitälerSa 8.9. 15.00 Uhr Maria Namen-Feier: Glaubenszeugnis, Rosenkranz, hl. Messe, Hauptzelebrant: Erzbischof LacknerSo 9.9. 15.00 Uhr Maria Namen-Feier; Glaubenszeugnis, Rosenkranz, hl. Messe, Hauptzelebrant: Kardinal Schönborn15./16.9. – Schuh- und KleiderflohmarktDo 20.9. 16.00 Uhr Medjugorje-Friedensgebet

(Kurzfristige Änderungen vorbehalten!) Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 41

Aus der Dompfarre

42 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018

Die Karwoche und Ostern in St. StephanPalmsonntag, 25. März 2018

08.45 Uhr Pfarrmesse09.45 Uhr Palmweihe bei der Dreifaltigkeitssäule Am Graben, Palmprozession zum Domca. 10.15 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Schönborn. Planyavsky: Markus-Passion, Solisten, Vokalensemble St. Stephan

Montag, 26. März 2018 18.00 Uhr Chrisammesse – Weihe der Heiligen Öle. Kardinal Schönborn in Konzelebration mit Priestern

aus der Erzdiözese; Gesänge aus dem Gotteslob, Choralschola des Wiener Priesterseminars

Gründonnerstag, 29. März 2018 Der Dom ist von 7–24 Uhr geöffnet.08.00 Uhr Laudes mit Kardinal Schönborn; Gregorianische Choräle19.00 Uhr Hl. Messe vom Letzten Abendmahl und Fußwaschung. Kardinal Schönborn in Konzelebration mit Seelsorgern

der Domkirche. Rheinberger: Missa Sancti Crucis und Motetten von Bruckner, Duruflé, Habel und Doppelbauer,Wiener Domchor

anschließendca. 21.00 Uhr Ölbergandacht mit Motetten zum Gründonnerstag; Vokalquartett

Anbetung beim Wiener Neustädter Altar bis MitternachtKeine anderen Gottesdienste an diesem Tag

Karfreitag, 30. März 2018 Der Dom ist von 7–24 Uhr geöffnet.08.00 Uhr Trauermette mit Kardinal Schönborn; Gregorianische Choräle, Choralschola St. Stephan14.30 Uhr Kreuzweg mit Passionsmotetten, Vokalquartett 18.00 Uhr Feier vom Leiden und Sterben Christi mit Kardinal Schönborn

Wortgottesdienst, große Fürbitten, Kreuzverehrung und Kreuzprozession durch den Dom, KommunionfeierSchütz: Johannes-Passion, Motetten von Palestrina, Gallus, Haydn, Bruckner und Landerer; Solisten, Vokal -ensemble St. Stephan Anbetung beim Wiener Neustädter Altar bis Mitternacht

Keine anderen Gottesdienste an diesem Tag

Karsamstag, 31. März 2018 Der Dom ist von 7–24 Uhr geöffnet.08.00 Uhr Trauermette mit Kardinal Schönborn; Gregorianische Choräle, Choralschola St. Stephan

Grabwache beim Wiener Neustädter Altar bis 20.00 Uhr21.00 Uhr Feier der Osternacht mit Kardinal Schönborn. Segnung des Osterfeuers im Hof des Erzbischöflichen Palais

(Stephansplatz 7) Währenddessen bleibt der Dom geschlossen. Prozession in den Dom, Lichtfeier mit Exsultet, Wortgottesdienst, Eucharistiefeier, Geläute der Pummerin

Musik für Chor, Bläser und Orgel; Vokalensemble St. Stephan, Wiener DombläserKeine anderen Gottesdienste an diesem Tag

Ostersonntag, 1. April 2018 Hochfest der Auferstehung des Herrn09.00 Uhr Pfarrmesse mit anschließender Segnung der Osterspeisen10.15 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Schönborn

Beethoven: Messe in C-Dur, Solisten, Wiener Domchor, Wiener Domorchester, Geläute der Pummerin

16.30 Uhr Pontifikalvesper mit Kardinal Schönborn. Mozart: Vesperae solennes de Dominica; Solisten, Vokalensemble St. Stephan, Wiener Domorchester

21.00 Uhr Hl. Messe mit Domprediger Huscava; Musik für Trompete und Orgel

Ostermontag, 2. April 2018 Gottesdienstordnung wie an Sonntagen10.15 Uhr Hochamt mit Dompropst Pucher. Mozart: Piccolomini-Messe, Solisten, Wiener Domchor, Wiener Domorchester

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 43

und im Pfarrgebiet von St. Stephan

Karin

Dom

any

PalmsonntagHl. Messe

GründonnerstagLaudesHl. Messe v. letzten Abendmahl

KarfreitagTrauermetteKreuzwegandachtFeier vom Leiden und SterbenChristi

KarsamstagTrauermetteFeier der Osternacht

OstersonntagHl. Messe

OstermontagHl. Messe

Franziskanerkirche

8.45 Uhr10.00 Uhr11.30 Uhr

8.00 Uhr18.00 Uhr

8.00 Uhr10.00 Uhr16.00 Uhr

8.00 Uhr20.00 Uhr

8.45 Uhr10.00 Uhr11.30 Uhr

8.45 Uhr10.00 Uhr11.15 Uhr

Deutschordenskirche

9.00 Uhr deutsch11.00 Uhr ungarisch

—16.00 Uhr für Gehörlose18.00 Uhr deutsch19.30 Uhr für seelisch Leidende

——15.00 Uhr deutsch16.30 Uhr für seelisch Leidende18.00 Uhr ungarisch

—18.00 Uhr deutsch19.45 Uhr für seelisch Leidende22.00 Uhr ungarisch

9.00 Uhr deutsch11.00 Uhr ungarisch

9.00 Uhr deutsch11.00 Uhr ungarisch

St. Ruprecht

Gottesdienst mit Palmprozessionam Vorabend um 17 Uhr

—20.00 Uhr Eucharistiefeier

——20.00 Uhr Karfreitagsliturgie

9.30 Uhr Gebet am Kreuz

5.00 Uhr Liturgie der Osternacht,anschließend Osterfrühstück imGemeindezentrum

Herzliche Einladung zu den Flohmärkten der Dompfarre St. Stephan:Bücherflohmarkt am 16. 6.–17. 6. 2018(NUR Bücher, CDs, DVDs, Schallplatten )▶ Warenabgabe ab Donnerstag, 14.6▶ Verkauf: im Klemenssaal, 1010 Wien, Stephansplatz 3,

Sa 10–16 Uhr, So 10–15 Uhr

Kleiderflohmarkt am 15. 9–16. 9. 2018(NUR Kleidung, Schuhe, Taschen, Hüte)▶ Warenabgabe ab Samstag, 8. 9. bis Donnerstag, 13. 9.▶ Verkauf: im Klemenssaal, 1010 Wien, Stephansplatz 3,

Sa 10–17 Uhr, So 10–15 Uhr

Aus der Dompfarre

44 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018

Aus der Dompfarre

Die seit 1996 stillgelegte größte OrgelÖsterreichs im Stephansdom wird in denkommenden drei Jahren mit großemAufwand von Grund auf erneuert. DasInnenleben der Orgel soll neu arrangiertund akustisch günstiger positioniertwerden. Wesentlicher Teil des Instand-setzungskonzepts ist eine überarbeiteteAufstellung der Orgelregister sowie dieErrichtung eines vom Kirchenraum ausnicht sichtbaren Gehäuses, damit derKlang der Orgel besser abstrahlt und dasInstrument vor Verschmutzung ge-schützt ist.

Bitte spenden Sie zur Rettung derRiesenorgel und werden Sie damit zumSchutzpatron! Auf www.riesenorgel.atkönnen Sie dies auf sehr persönlicheWeise tun und Ihr eigenes Foto zu einerGalerie der Schutzpatrone hinzufügenund via Social Media teilen. Genauso lie-gen beim ehemaligen Spieltisch, der sichnun im Eingangsbereich des Domes alsInformationsstand befindet, Erlagschei-ne zum Spenden bereit. Auch ein eigenerOpferstock befindet sich dort. Alle na-mentlich bekannten Spender werden ineinem „Goldenen Buch“ in der Orgel ver-ewigt. Für Spenden ab 100 Euro gibt eseine goldene Anstecknadel. Bei Spendenab 500 Euro bedankt sich der Dom miteiner originalen Orgelpfeife, die im neu-en Klangkonzept nicht mehr wiederver-wendet wird. ■

www.riesenorgel.at

Werden Sie Schutzpatron der Riesenorgel!

Danke auch für Ihren Beitrag!.Wir danken allen unseren Autoren,die ihre Texte und Fotos dem Pfarr-blatt stets kostenlos zur Verfügungstellen. Redaktionsteam und Lekto-rat arbeiten ebenfalls ehrenamtlich.Wenn auch Sie einen Beitrag leistenmöchten, bitte unterstützen Sie unsmit einem kleinen Druckkostenbei-trag. Herzliches Vergelt’s Gott!

AT81 1919 0000 0022 4568

BSSWATWW

Dompfarramt St. Stephan, Pfarrblatt

Her

zlic

hen

Dan

k fü

rIh

re P

farr

bla

tt-S

pen

de!

Druckerei Zimmer & Zimmer GmbH FN084623x Dompfarramt St. Stephan, Pfarrblatt

AT81 1919 0000 0022 4568

BSSWATWW

+

30+

+

69/1

Fran

z Jo

sef R

uppr

echt

/kat

hbild

.at

Wallfahrt nach Maria GrünHerzliche Einladung zur traditionellen Wallfahrt derDompfarre nach Maria Grün am Di., den 19. Juni 2018

14.00 Uhr Reisesegen beimWiener Neustädter Altar15.30 Uhr Feierlicher Einzugin die Kirche Maria Grün und MaiandachtAnschließend gemütlicherAusklang im „Reiterhaus“Geistliche Leitung: Domkurat Timothy McDonnell. Begleitung: Rosemarie Hofer(keine Anmeldung erforderlich)

Zwei Karten für »Jesus Christ Superstar« zu gewinnenPassions- und Osterspiele haben eine alte Tradition in derKirche. Das Musical „Jesus Christ Superstar“ von AndrewLloyd Webber, das die letzten sieben Tage von Jesus in Jeru-salem erzählt, lädt auch ein, sich mit dem Leiden und Ster-ben Jesu auseinanderzusetzen.

Von 23. März bis 2. April 2018 zeigen die VEREINIGTENBÜHNEN WIEN im Ronacher an insgesamt neun Termineneine konzertante, in englischer Sprache gesungene Fassungdieses berühmten Rock-Musicals. Die Dompfarre verlost zwei KartenSchreiben Sie bis 26. März 2018 ein E-Mail mit Ihrer Adresse,Ihrer Telefonnummer und mit dem Betreff „Jesus Christ Su-perstar“ an [email protected]. Unter allen einge-gangenen E-Mails werden zwei Karten für die Vorstellungam Ostermontag, den 2. April 2018 verlost. Herzliche Einla-dung zum Mitmachen!

Aus der Dompfarre

46 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018

Chris

tian

Her

rlich

Herzliche Einladung zum Steffl-Kirtag Von Christi Himmelfahrt bis zum Pfingstmontag (10.5. bis21. 5. 2018) findet wieder der traditionelle Steffl-Kirtag amStephansplatz statt. Beim Steffl-Kirtag feiern wir in dankba-rer Freude das beliebte und geliebte Gotteshaus als Dom-und Pfarrkirche: mit Gottesdiensten, Konzerten, speziellenFührungen, Kunsthandwerk und natürlich Speis und Trank.Die Freude an Gott, und seinem und unserem Stephansdomsoll uns in diesen Tagen besonders erfüllen.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2018 47

Foto

: Fra

nz Jo

sef R

uppr

echt

/kat

hbild

.at

Das Schweizerhaus im Prater

Ein geschichtsträchtiges Wahrzeichen und ein Stück Wiener Lebensgefühl

Eine Institution mit Geschichte

Schon 1716 berichtet die britische Reiseschrift-stellerin Lady Montague von einer „Schweizer Hütte“, die etwa an dieser Stelle für Jagdtreiber aus der Schweiz errichtet wurde. Man habe sie mit Holundersaft und gebratenen Fischen be-wirtet. Nach der Öffnung des Praters wurde hier 1780 das erste richtige Lokal eröffnet, damals unter dem Namen „Zur Tabakspfeife“. 1814 wurde es zu Ehren des Zaren, der während des Wiener Kongresses in der Stadt weilte, umbe-nannt. Mit dem Monarchen verschwand auch der Name „Zum russischen Kaiser“; danach hieß die Gaststätte, die man von der Prater Hauptallee her betrat, „Schweizer Meierei“. Das Haus war und blieb immer auch Künstlerlokal. Komponisten wie Beethoven, Brahms und Bruckner verkehrten hier gerne, Schriftsteller von Grillparzer über Schnitz-ler, von Hofmannsthal oder Felix Salten machten es zum Schauplatz ihrer Romane oder Briefe.

Hatte man lange Zeit angenommen, dass die Gastwirtschaft an dieser Stelle erst seit der Welt- ausstellung 1873 den Namen „Schweizerhaus“ trägt, lässt sich inzwischen belegen, dass sie schon viel länger so heißt: 1840 errichtete der

junge Architekt Eduard van der Nüll an dieser Stelle ein Ausschank-Gebäude im Stil eines Schweizerhauses, einer damals beliebten Ar-chitekturform. 25 Jahre später wird van der Nüll gemeinsam mit seinem Partner August von Si-cardsburg die Wiener Staatsoper bauen.

Bis zur heutigen Betreiberfamilie brauchte es etli-che Eigentümerwechsel. Um 1900 verkehrte der aus Böhmen stammende Fleischhauer Johann Kolarik gerne hier und bemühte sich um das un-ter den Nachwehen des I. Weltkrieges leidende Wirtshaus. Der darniederliegende Prater und auch das Schweizerhaus waren von den Folgen des Krieges wirtschaftlich schwer in Mitleiden-schaft gezogen worden und das Schweizerhaus lag eine Weile „brach“. 1920 erwarb Johanns Sohn Karl mit viel Zuversicht und noch mehr Schulden die traditionsreiche Gastronomiestät-te. Er blieb 73 Jahre lang ihr Chef und widmete der Praterlegende gemeinsam mit seiner Frau Else ein ganzes Leben. Sie waren es auch, die das van der Nüll-Schweizerhaus, das samt den späteren Zubauten während der Kämpfe um den Prater im April 1945 zerstört wurde, zunächst mit einem ausrangierten Riesenrad-Waggon neu aufbauten und zur Blüte brachten.

Gastronomisches Feingefühl seit Generationen

Das Schweizerhaus von Familie Karl Kolarik steht seit Anbeginn bis heute für Wiener Tra-dition – ohne dass dabei auf innovative Ent-wicklungen vergessen wird. Das ist die Hand-schrift der Schweizerhaus-Wirtsleute, die von den Gästen so geschätzt wird. Gemeinsam mit Ehefrau Johanna und Schwester Lydia führt Karl Jan Kolarik das Traditionsunternehmen in zweiter Generation. Selbstverständlich arbeitet auch die nächste, Regina und Karl Hans, die Kinder von Karl Jan und Johanna, längst aktiv im elterlichen Betrieb mit. Durch nachhaltiges Wirtschaften und kontinuierliche Qualitätsarbeit hat es die Schweizerhaus-Familie geschafft, ihr Traditionshaus zum Inbegriff Wiener Lebens- gefühls zu kultivieren.

So ist der „Garten der Wiener“ kulinarischer Treffpunkt und Refugium für Ruhesuchende, die hier einen Kurzurlaub vom hektischen Alltag genießen. Sie alle kommen nach der Winter-pause des Schweizerhauses wieder täglich in diesen Genuss: Ab 15. März heißt es endlich wieder Schweizerhaus!

Traditionell am 15. März öffnen sich jedes Jahr die Pforten der Gasthaus-Legende, die mit Budweiser Bier (wird seit 1926 aus Budweis geliefert!) und knuspriger Stelze weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt ist. Dieses Wahrzeichen gehört zu Wien wie der Stephansdom und das Riesenrad. Seit mehr als zwei Jahrhunderten wird hier Wiener Wirtshauskultur gepflegt – seit 1920 von der Familie Karl Kolarik, die kürzlich von Falstaff für ihr gastronomisches Lebenswerk geehrt wurde.

SCHWEIZERHAUS

2., Prater 116 | TEL +43/1/728 01 52 | 15. März - 31. Oktober | täglich geöffnet | 11.00 - 23.00 Uhr | [email protected] | www.schweizerhaus.at

Aus der DompfarreZum Nachdenken

Wen

n Si

e Ex

empl

are

irrt

ümlic

h do

ppel

t zu

gesc

hick

t be

-ko

mm

en o

der N

ame

und/

oder

Adr

esse

fals

ch g

esch

rieb

ensi

nd, s

ende

n Si

e bi

tte

das

durc

h ges

tric

hene

ode

r ko

rrig

iert

e Ad

ress

feld

an

uns.

Dan

ke fü

r Ihr

e M

ithi

lfe!

So erreichen Sie uns:

Wie haben wir gelebt?Haben wir diesen Tag gelebt, Herr, wie es dir gefällt?Sind wir geduldig, schlicht und liebevoll gewesen?Haben wir jenen genug Zeit gegeben, die zu uns kamen?Haben wir ihre Hoffnung beantwortet, wenn sie fragten?Haben wir sie umarmt, wenn sie weinten?Haben wir sie zärtlich aufgemuntert, bis ihr Lachen wieder da war?Haben wir in all ihren Leiden gebetet?Haben wir Blumen gegeben mit dem Brot?Haben wir deine Freude zum Blühen gebracht?Sind wir unseren Brüdern immer Brüder gewesen?

Wenn das alles nicht so war, Herr, verzeihe uns.Und selbst wenn es so war, es genügt nicht.Umgib uns jeden Tag mit mehr Liebe,Herr, bis zum großen Licht deiner Unendlichkeit.

Amen.Abendgebet der „Kleinen Brüder und Schwestern von Charles de Foucauld“

DompfarrerToni Faber 51552-3521

[email protected] bis Fr 9.00–15.00 Uhr

[email protected]

www.facebook.com/Dompfarre Fax: 51552-3720Christian Herrlich 51552-3136

[email protected] Leibrecht 51552-3535

[email protected] Masin 51552-3530

[email protected] Staudinger 51552-3530

[email protected] und TrauungsanmeldungAnna Jeż (zusätzlich Fr 14.00–18.00 Uhr) 51552-3534 [email protected], SeniorenpastoralMariette Auersperg 51552-3544Mi und Do 9.30–11.30 Uhr

[email protected] H. Gruber 51552-3531Unter matricula-online.eu Einsicht in Alt -matriken (persönl.: Do 13.00–15.00 Uhr)

[email protected]@edw.or.at

Domsakristei 51552-3536Kirchenmeisteramt/FührungenFinanz- und Verwaltungs-direktion 51552-3767Führungsanmeldung 51552-3054

[email protected]

Dombausekretariat 51552-3714Portier des Curhauses 51552-3540Dommusik www.dommusik-wien.at

[email protected] Markus Landerer

[email protected]

Domorganist MMag. Ernst Wally51552-3193

[email protected] Mag. Thomas Dolezal

0699/1500 21 31 [email protected]

ImpressumP.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 WienSponsoring Post GZ 02Z031920 S

Impressum: Offenlegung nach §25 Mediengesetz,St. Stephan – Mitteilungsblatt der Dompfarre St. Stephan, Herausgeber, Alleininhaber und Redaktion: Dompfarre St. Stephan, 1010 Wien, Stephansplatz 3, DVR 0029874(1766)

Grundsätzliche Richtung: Informations- und Kommu ni ka -tionsorgan der Dompfarre St. Stephan, unterstützt die Glaubensverkündigung und die Seelsorge.

Für den Inhalt verantwortlich: Dompfarrer Toni Faber. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit derAnsicht des Herausgebers übereinstimmen.Autorenverzeichnis Seite 5.

Gestaltung und Satz: Charly Krimmel | www.sonderzeichen.atDruck: Zimmer Offset- und Digitaldruckges. mbH, 1160 Wien. Gedruckt auf Offset papier, chlorfrei gebleicht.

Möge Ostern ein Fest sein, an dem das Licht der Auferstehung in dasDunkel unseres Lebens dringt!Das wünschen Ihnen liebe Leser, Dompfarrer Toni Faber und das Redaktionsteam

Fran

z Jo

sef R

uppr

echt

/kat

hbild

.at