Von Prof. Dr. Stefan Rock, Handelsmanagement und ... · ter im Lager ein. jen/lz 36-17...
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Veröffentlichungen in der Lebensmittelzeitung
Von Prof. Dr. Stefan Rock, Handelsmanagement und Handelslogistik
1. Lebensmittel Zeitung 36 vom 08.09.2017, Seite 42: Verbraucher wollen einfach und sicher
bezahlen
2. Lebensmittel Zeitung 16 vom 20.04.2018, Seite 52: Omni-Channel braucht eine spezielle
Logistik
3. Lebensmittel Zeitung 31 vom 03.08.2018, Seite 34: Digitalisierung birgt Chancen für den
Transport
4. Lebensmittel Zeitung 34 vom 24.08.2018, Seite 34: Nicht zu viel und nicht zu wenig
5. Lebensmittel Zeitung 41 vom 12.10.2018, Seite 64,66: Multichannel-Logistik oft ineffizient
6. Lebensmittel Zeitung 26 vom 28.06.2019, Seite 130: Konservative Kunden verteuern den
E-Commerce
7. Lebensmittel Zeitung 40 vom 04.10.2019, Seite 46: Online-Shops können für schnelle
Belieferung kassieren
8. Lebensmittel Zeitung 43 vom 25.10.2019, Seite 38: Handelslogistiker werden
selbstbewusster
42 Lebensmittel Zeitung LZ 36 8. September 2017I T U N D L O G I S T I K
Alibaba-Kundenzahlen per LächelnHangzhou. Der chinesische On-linehändler Alibaba bietet das Bezah-len per Gesichtserkennung an. Kun-den des Mobile-Payment-DienstesAlipay können in einem Fast-Food-Restaurant in Hangzhou ihre Identitätbestätigen, indem sie ihr Gesicht fil-men lassen und ihre Handynummereingeben. Das Angebot nennt sich„Smile to Pay“. Die Technik erkenne,ob es sich um eine echte Person han-delt oder jemand ein Foto oder Videovor die Kamera hält, heißt es bei Ali-pay. Die Eingabe der Telefonnummererhöhe die Sicherheit. jen/lz 36-17
Fiege bestelltRoboterflotteGreven. Der LogistikdienstleisterFiege setzt auf digitale Helfer bei derKommissionierung: Das Unterneh-men hat 30 Roboter beim Münche-ner Start-up Magazino bestellt. Fiegehat schon drei Roboter des Typs To-ru in einem Schuhlager im Einsatz.Sie räumen Regale ein oder bringenKartons zur Versandstation. Wegenhoher Einsparungen und positiverErfahrungen hat Fiege nun nach ei-genen Angaben eine ganze Flotte ge-ordert. Auch andere Unternehmenwie Amazon oder DHL setzen Robo-ter im Lager ein. jen/lz 36-17
Mehr Zahlungenmit GirocardFrankfurt. Kunden zahlen an den La-denkassen häufiger mit Girocard:Die Zahl der Transaktionen lag nachAngaben der Deutschen Kreditwirt-schaft im ersten Halbjahr bei 1,54Milliarden – eine Steigerung von 9,1Prozent im Vergleich zum Vorjahres-zeitraum. Der Gesamtumsatz nahmum 8,1 Prozent auf knapp 80 Mrd.Euro zu. Die mit der Karte bezahltenBeträge sind in den vergangenenJahren gesunken. Im Schnitt gabenKunden 50,66 Euro aus. Vor zehnJahren hatte der Wert noch bei 58,51Euro gelegen. jen/lz 36-17
DHL liefert Paketeder KonkurrenzBonn. DHL liefert in einem Pilotpro-jekt auch Pakete von anderenDienstleistern wie Hermes oderDPD aus: Die Logistikgesellschaftder Deutschen Post hat in Köln undBonn einen Testlauf mit 1000 Kun-den gestartet, wie der Kölner Stadt-anzeiger berichtet. Bestellen Kundenin einem Online-Shop, der einen an-deren Dienstleister nutzt, können siesich demnach ihre Sendung an eineWunschdepot-Adresse von DHL lie-fern lassen – nach Hause oder in diePackstation. Der Service soll eineExtragebühr kosten. jen/lz 36-17
Whats-App will Geldvon UnternehmenMountain View.Whats-App will vonUnternehmen künftig Geld verlan-gen, wenn sie Facebooks Kurzmit-teilungsdienst für die Kommunika-tion mit ihren Kunden nutzen. Dassagte der für das operative Geschäftzuständige Whats-App-ManagerMatt Idema dem Wall Street Jour-nal. Das wäre eine Abkehr vonFacebooks typischem Geschäftsmo-dell, seine Dienste über Werbungzu finanzieren. Facebook bietet beiseinem zweiten Kurzmitteilungs-dienst Messenger ebenfalls dieMöglichkeit für Unternehmen, mitihren Kunden zu kommunizieren.Dort soll das Geld aber mit Wer-bung verdient werden. dpa/lz 36-17
Die Digitalisierung verändert das Ange-bot an Zahlungssystemen, sowohl imstationären als auch im Online-Handel.Einige Zahlungsmethoden sind kaumoder nicht geeignet, kanalübergreifendangewandt zu werden. Klar ist die lang-same Bewegung hin zu bargeldlosenVerfahren. Eine neue Studie der Techni-schen Hochschule Ingolstadt beschäftigtsich mit der Frage, welche Paymentver-fahren heute und in Zukunft kundensei-tig Akzeptanz finden.
Mit Hilfe einer so genannten Con-joint-Analyse wurden 308 Kunden da-nach befragt, welche Eigenschaften siebei zukünftigen Zahlungsmethoden alsnutzenstiftend erachten. Dabei ging esnicht um einfache Multiple-Choice-Fra-gen, sondern um Merkmalsausprägun-gen. Die wesentlichen Merkmale, diekennzeichnend für eine Zahlungsme-thode sind, wurden mithilfe einer Lite-raturrecherche erhoben. Jedes Merkmalverfügt über unterschiedliche Ausprä-gungen. Durch die systemunterstützteKombinatorik je einer Ausprägung jeMerkmal kann das kundenseitige Nut-zenmaximum mittels einer Befragungermittelt werden. Die Vorgehensweise
ersetzt den Glauben von Handelsmana-gern hinsichtlich der Wünsche der Kun-den, welche Zahlungsoptionen diesewünschen, durch das Wissen um kun-denseitige Anforderungen.
Bei innovativen Zahlungsmethodensind die Einsatzmöglichkeiten das ausKundensicht am stärksten nutzenstiften-de Merkmal. Sehr wichtig ist auch dieVerarbeitung der Daten. Eine eher un-tergeordnete Rolle spielen hingegen dieAnwenderfreundlichkeit, die Sicherheitund ein gegebenenfalls vorhandenerMehrwert – beispielsweise ein Bonus-programm. Ein möglicher Erklärungs-ansatz für die nach der Befragung relativgeringe Bedeutung von Anwender-freundlichkeit und Sicherheit könntesein, dass es sich hierbei um Basismerk-male handelt, die Verbraucher als gege-ben voraussetzen.
Ein tiefergehender Blick in die erho-benen Merkmalsausprägungen zeigt,dass der Kunde die Zahlungssystemevornehmlich im stationären Handel undnur bedingt kanalübergreifend nutzenwill. Er will keine weiteren Hilfsmittel inAnspruch nehmen – also einen einfa-chen Zahlungsvorgang vollziehen. Er er-wartet keinen zusätzlichen Mehrwert,sondern Schnelligkeit. Und er wünschtkeinerlei Datenweitergabe an Dritte so-wie Sicherheit gegenüber dem RisikoDatendiebstahl.
Um Hinweise für aus Kundensichtgeeignete Zahlungssysteme geben zukönnen, wurden ausgewählte Bezahlme-thoden hinsichtlich der Charakteristikihrer Ausprägungen untersucht. An-schließend wurden diese mittels einerNutzwertanalyse mit den kundenseiti-gen Idealvorstellungen verglichen.
Durchweg ablehnend haben die Kundenbiometrische Zahlungsverfahren bewer-tet. Das gilt etwa für Gesichtserkennung,Zahlung mittels Fingerabdruck oder Ve-nen-Scan. Verhalten stehen die Kunden„Payment on the go“ gegenüber, alsodem vollautomatischen Checkout wie indem noch unreifen Pilotprojekt „Ama-zon Go“. Hier erfasst eine Vielzahl vonSensoren auf der Verkaufsfläche die inden Einkaufskorb gepackten Waren unddas System bucht die so ermittelte Bon-summe vom Konto ab.
Sehr beliebt bei den befragten Ver-brauchern ist dagegen das Kassieren perTablet-Computer – also das Bezahlenper Karte direkt beim Mitarbeiter auf derVerkaufsfläche. Ebenfalls gut bewertetwird von den Kunden kontaktloses Be-zahlen per Karte und die Nutzung vonSB-Kassen (Self-Checkout). Zusam-menfassend lässt sich aus der Studie ab-leiten, dass die Verbraucher vor allemeinfaches und sicheres Bezahlen wollen.
Die Untersuchung zeigt, dass dashandelsseitige Angebot von Bezahlme-thoden nicht zwingend deckungsgleichmit dem von Kundenseite erwartetenist. Dies kann zu einem ineffizientenRessourceneinsatz, zur Desorientierungvon Kunden und schlimmstenfalls zu ei-nem Kaufabbruch führen. Das Wissenum die Präferenzen der Kunden bei ei-nem der letzten und entscheidendenProzessschritte der Kaufphase ist ent-scheidend für dessen erfolgreichen Ab-schluss. lz 36-17
Eine Studie zeigt Vorlieben der Kunden – iPad-Kassen sind beliebt – Vorbehalte gegen biometrische Verfahren / Von Stefan Rock
Frankfurt. Zahlungsmittel und ihreNutzung verändern sich immerschneller: Kaum ist kontaktlosesBezahlen Standard im Handel,geht es um M-Payment per Handy.Instant Payment könnte dienächste Umwälzung bringen.Eine Verbraucherbefragung derTH Ingolstadt zeigt, woraufKonsumenten Wert legen.
Verbraucher wollen einfach und sicher bezahlen
Gute Bewertung: Befragte Kunden mögen kontaktloses Bezahlen per Karte.
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Prof. Stefan Rock lehrt Internationales Handels-management, insbesondere Handelslogistik, ander Technischen Hochschule Ingolstadt.
Für Christian Lander sind Kundennicht gleich Kunden. Der Forscher amInnovative Retail Laboratory teilt siein verschiedene Gruppen ein – jenachdem wie lange sie sich in einemLaden aufhalten. „Es gibt den schnel-len Einkäufer, den Wochenendein-käufer und den explorativen Einkäu-fer, der keinen Gang auslässt“, be-schreibt Lander die unterschiedlichenTypen.
Zu welcher Gruppe ein Kunde ge-hört, verraten ihm Bluetooth-Sender:Lander und seine Kollegen haben imRahmen eines Forschungsprojekts ei-nen Teil der Einkaufswagen in einemGlobus-Markt in Saarbrücken-Güdin-gen mit Beacons ausgestattet. So kön-nen sie die Laufwege der Kunden ana-lysieren – ohne dass sich Rückschlüs-se auf Personengruppen ziehen las-sen, wie Lander betont.
Mithilfe von Algorithmen werdendie Routen einem Cluster zugeordnet.
Je nachdem welchen Weg ein Kundeeinschlägt, lasse sich vorhersagen,wie lange er sich noch im Laden auf-hält, erklärt Lander. Die Informatio-nen sollen zum Beispiel für das Kas-senmanagement nützlich sein. Sobaldabsehbar ist, dass sich viele Menschenauf den Weg zum Ausgang machen,werde dies ange-zeigt – und die Mit-arbeiter könntenweitere Kassen auf-machen. „Es ist ei-ne deutliche Redu-zierung der Warte-zeit zu erwarten“,sagt Lander. „Wirhaben das nur für den Kassenbereichgemacht, man könnte es aber auch fürFrischetheken anwenden.“
Auch die Verweildauer der Kundenan Regalen oder Aktionsflächen mes-sen die Forscher. Die Daten könntenAufschluss darüber geben, ob die Flä-chen attraktiv gestaltet sind, sagt Ger-rit Kahl, der das von Globus mitfinan-zierte Forschungsinstitut leitet. AufBasis der Bewegungen könne manweitere Informationen über die Kun-den gewinnen. Wer ist der Schnäpp-chen-Käufer, wer interessiert sich fürMarken? Weil sich vorhersagen lasse,in welchen Teil des Ladens ein Kundegehen wird, könne man beispielswei-
se auf Bildschirmen passende Wer-bung zeigen.
Das System funktioniert über An-tennen, die mit den Bluetooth-Sen-dern verbunden sind. „Sie senden Da-ten, sobald der Einkaufswagen be-wegt wird“, erklärt Lander. Das Pro-jekt, an dem verschiedene Partner wie
die Telekom und dieTechnische Univer-sität Berlin beteiligtsind, läuft noch bisEnde dieses Jahres.Ob das System da-nach bei Globus zumEinsatz komme, seinoch unklar, sagt
Norbert Scheller, Leiter des Globus-Marktes in Saarbrücken-Güdingen.„Eine Nutzung der Technik ist für unsallerdings durchaus denkbar.“
Für Händler sei die Investitionaber nicht zu unterschätzen, räumtKahl ein. Zu den Kosten für die Ver-kabelung und die Sender kämen Li-zenzgebühren. „Wir sehen weiterenForschungsbedarf, damit sich derBusiness Case für Händler rechnet“,sagt Kahl. Ziel sei es, dem Handelweitere Dienstleistungen für seineKunden anzubieten – zum BeispielInstore Navigation. Dazu müssten dieKunden aber bereit sein, persönlicheDaten preiszugeben. jen/lz 36-17
Forschungsprojekt: Bluetooth-Sender messen Laufwege von Kunden – Daten für Kassenmanagement
Saarbrücken. Forscher analysierenin einem Globus-Markt die Lauf-wege von Kunden. Dazu haben sieSender in Einkaufswagen instal-liert. So lässt sich unter anderemvorhersagen, wann es an den Kas-sen voll wird – damit rechtzeitigweitere geöffnet werden können.
Was der Einkaufswagen verrät
Wohin des Weges?Forscher erfassen,wie sich Einkäuferim Globus-Marktbewegen.
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„Es ist eine deutlicheReduzierung der Wartezeitzu erwarten“
Christian Lander, Forscher am InnovativeRetail Laboratory
Maxhütte. Netto setzt auf biometri-sche Verfahren: Der Edeka-Discoun-ter nutzt in seinen Filialen Fingerab-druck-Scanner. Allerdings dienen dieGeräte nicht zum Bezahlen, sondernbieten eine „Autorisierungsmethodedurch unser Marktpersonal“, wie Net-to auf Anfrage mitteilte. „Diese Tech-nik wird nicht durch unsere Kundengenutzt und ist flächendeckenderStandard in unseren rund 4170 Filia-len bundesweit.“
Bei bestimmten Vorgängen müss-ten die Kassierer einen Marktleiterhinzuholen, der sich dann per Finger-abdruck an der Kasse anmeldet. Diessei bei Bargeldauszahlungen – zumBeispiel bei der Rückgabe von Leer-gutbons – notwendig. Der Discounterwollte sich nicht dazu äußern, welcheVorteile das System hat und ob derFingerabdruck-Scanner in Zukunftauch für andere Zwecke zum Einsatzkommen könnte.
Biometrische Verfahren werdenlaut Experten für den Handel an Be-deutung gewinnen. Einige Händlerund Kartendienstleister wie Alibabaund Mastercard testen bereits dasBezahlen per Fingerabdruck oderGesichtserkennung. jen/lz 36-17
Netto-Mitarbeitergeben Fingerabdruck
Biometrie: Der Scanner neben demKartenlesegerät erkennt Fingerabdrücke.
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52 Lebensmittel Zeitung LZ 16 20. April 2018S C HW E R P UNKT L O G I S T I K
den diese oft auch kritisch gesehen,da sie zwar die Transparenz erhöhenaber dadurch auch den Kostendruckin der Logistik weiter verschärfen.
Um Herausforderungen wie volatiler Nachfrage und steigender Variantenvielfalt zu begegnen, werden neueTechnologien zur intelligenten Planung und Steuerung der Logistik unabdingbar. Gerade im Bereich deradaptiven Kapazität und der Investitionen in Machine Learning (z. B. fürdie Optimierung der Läger oder intelligente Preissysteme) bescheinigendie Ergebnisse unserer Befragung demHandel noch Nachholbedarf.
So ist Machine Learning für denHandel noch weitgehend unbedeutend. Aufgrund der Erhebung ist festzustellen, dass der Handel in Bezugauf die Adaption intelligenter Technologien noch überraschend defensivagiert. Für den Aufbau und die Skalierung von OmnichannelLogistiknetzwerken spielen Hebel zur Automatisierung und Flexibilisierung von Prozessen eine große Rolle.
Die Einführung neuer Technologien ist häufig mit hohen Eintrittsbarrieren verbunden. Die Kosten könnenmeist nur große Unternehmen stemmen. Je bedeutsamer diese Technologien werden, umso größer ist die Gefahr, dass kleine und mittelständische
Unternehmen den Anschluss imMarkt verlieren und die Konsolidierung weiter zunimmt. Die Politikmuss, z.B. durch geeignete Förderprogramme, Antworten finden.
Auch die Rolle des Menschen in einer technisch dominierten Logistikwird zunehmend kritisch hinterfragt.Werden Menschen komplett ersetztund somit in die Erwerbslosigkeit getrieben oder verändern sich einfach dieAnforderunsgprofile der Mitarbeiter?Bedeutet technologische Unterstützungvielleicht doch nur eine geringe physische aber höhere mentale und emotionale Beanspruchung, wie oftmals postuliert? Um das Potenzial der Technologien realisieren und die Risiken managen zu können, bedarf es eines langfristigen und systematischen Ansatzes.
Weiterhin zeigen die Ergebnisseeine wachsende Notwendigkeit, mitanderen Unternehmen zu kooperieren. Die Kernkompetenz eines Händlers liegt nicht im Bereich der IT oderTechnologien. In der Kooperation mitExternen, seien es ITAnbieter, Forscher, Startups, Kunden oder sogarWettbewerber liegt immenses, bishernicht genutztes Potenzial. lz 1618
Digitalisierung ist ...
Die Rolle des Menschen inder technisch dominiertenLogistik wird hinterfragt
Fortsetzung von Seite 51
Prof. Frank Straube leitet das Fachgebiet Logistikund ist Dekan der Fakultät Wirtschaft undManagement an der Technischen UniversitätBerlin. Jan Reipert und Anna Lisa Junge lehrenund forschen ebenfalls am FG Logistik.
Der Übergang von einem stationärenFilialisten zu einem OmniChannelUnternehmen stellt vieleHandelsunternehmen vor große Herausforderungen. Die Notwendigkeitdes erfolgreichen Bestehens amMarkt, der Wille zur Expansion oderdie gefühlte Notwendigkeit aufgrunddes Wettbewerbs mit Amazon sindmögliche Treiber dieser Entwicklung. OmniChannel wird häufig alsKombination von stationärem undOnlineHandel definiert, was beiweitem nicht ausreicht. Es ist notwendig, unterschiedlichste Vertriebskanäle kundenseitig zusammenwachsen zu lassen, oft verbundenmit großen Herausforderungen andie Logistik.
Aus den verschiedenen Vertriebskanälen erwachsen unterschiedlicheAnforderungen an die Logistik. Füreinen ursprünglich stationärenHändler stellt die effiziente Handhabung von Retouren in gleicher Weiseeine Herausforderung dar, wie dieUnterschiedlichkeit der Kommissionierung für eine Filiale und einenEndkunden sowie die damit verbundenen Prozesse. Zwangsweise hatdies suboptimale, in verschiedenenBereichen redundante Prozesselemente zur Folge.
Mit der Erweiterung der Absatzkanäle verbinden viele Retailer eineVeränderung der Sortimente. Ehe
malige Stationäre passen ihre Sortimente der OnlineKonkurrenz anund weiten diese aus. Die Lösungsansätze sind sehr vielfältig. Sie reichen von einem gemeinsamen Lagermit gemeinsamen Beständen übergetrennte Bestände in einem Lagerbis hin zu zwei gänzlich getrenntenLagern, mit allen Konsequenzen, dieeine weitere Lagerstufe mit sich
bringt. Redundante Bestände undProzesse lassen sich bei einer doppelten Lagerhaltung kaum vermeiden. Den unterschiedlichen Ansätzen ist eines gemeinsam: die signifikante Veränderung der logistischenLeistungszahlen. Mehr Artikel führen tendenziell zu einer Verteilungder Nachfrage auf die neue Anzahlder Artikel. Bestände und Reichweiten steigen. Gleichzeitig reduziertsich die logistische Leistung, insbe
sondere die derKommissionierung sinkt. Siewird durch dieErhöhung ineffizienter Wegzeiten an Effizienzverlieren.
Auch die Distribution der Artikel wird sichverändern. Immer mehr Handelsunternehmen bieten SameDay Delivery an,oft verbundenmit einem Min
desteinkaufswert. Die dem Kunden inRechnung gestellten Versandkostendecken kaum die wirklichen mit derDistribution verbundenen Kosten.Die schnelle und für den Kunden bequeme Belieferung kann kannibalisierend auf den stationären Handel wirken. Was ehemals stationär gekauftwurde und für den Kunden „problematisch“ zu transportieren war, lässt
sich der Kunde nach Hause liefern.Bespiele sind Getränkekisten, Möbeloder schwere Artikel aus dem BereichDoitYourself.
Aktuell wird die Belastung der Innenstädte kontrovers diskutiert. DasWachstum des OnlineHandels bedingt zusätzliche Verkehre. Um denKunden bei der Auslieferung am Bestimmungsort anzutreffen, findendiese Verkehre oftmals zu den Hauptverkehrszeiten statt oder blockierenVerkehrsadern durch das Parken inzweiter Reihe. Staus mit zusätzlichemLärm und Abgasen sind die Folge, sofern konventionelle Distributionskonzepte angewandt werden.
Das Aufzeigen der Herausforderungen ändert nichts am Druck, sichzum OmniChannelHändler zu entwickeln. Es gehtdarum, sich der eigenen Situation bewusst zu werden,um hierauf aufbauend leistungsfähigeHandlungsansätze zu erarbeiten. Orientierungshilfen bieten benachbarteBranchen oder Unternehmen der eigenen Branche, auch aus dem internationalen Bereich. Dabei geht es nichtdarum, Lösungsansätze unreflektiertzu kopieren, sondern deren Kern zukapieren und verbessert auf die eigenen Bedürfnisse zu adaptieren. Einewiges Kopieren führt zu einem Hinterherhecheln und nicht zu einemEinholen oder gar Überholen desWettbewerbers.
Ein Lösungsansatz könnte sein,sich prozessual an der Plattformstra
tegie der Automobilindustrie zu orientieren. Verkürzt beinhaltet dieseeine Standardisierung nach innenund eine für den Kunden wahrnehmbare Individualisierung der Produktenach außen. Dies eröffnet die Chancezur Abschöpfung einer vielleicht vorhandenen Zahlungsbereitschaft desKunden. Nicht jede logistische Leistung und der damit verbundeneMehrwert für den Kunden muss kostenlos sein.
Die logistische Serviceleistung, diedem Kunden gegenüber erbrachtwird, dürfte an Bedeutung gewinnen.Das schnelle Klingeln an der Haustürund anschließende Einwerfen einesAbholzettels, wie dies derzeit von einigen Bediensteten auch namhafterKEPs praktiziert wird, ist nicht zukunftsfähig. Welcher Nutzen entstehtdem Kunden, wenn er im Nachgangohnehin außer Haus muss, um sichseine bestellte Ware zu womöglich fürihn problematischen Zeitfenstern abzuholen? Bei der Auswahl der Partner,die mit der Erbringung der Leistungbeauftragt werden, darf nicht der Kostenaspekt alleine ausschlaggebendsein. Von besondere Bedeutung wirddie Fähigkeit des Dienstleisters sein,versprochene Servicestandards messbar umzusetzen.
Ebenso sind bei der Gestaltung derletzten Meile innovative Ansätze gefordert. Dafür drei Beispiele: Ausweitung der Zustellorte oder zeiten. Diezusätzliche Installation von Abholstationen über die DHLPaketstationenhinaus. Hier zeigt Großbritannienviele gute Beispiele. Innovative undumweltfreundliche Transportkonzepte, beispielhaft die Einführung einesGebietsspediteurs, der alleinig für dieDistribution von auszuliefernden Waren innerhalb eines definierten Bereichs verantwortlich ist.
OmniChannelHändler werden sichzunehmend mit der Fragestellung befassen müssen, welche Leistungen sieselbst erbringen und welche sie auslagern. Die Orientierung an und Konzen
tration auf die eigenen Kernkompetenzen sind essenziell.Gerade für KMUs,
auch und insbesondere im ländlichenRaum, bietet dieser Ansatz die Chance,sich gegen etablierte und mächtige Handelsunternehmen zu behaupten.
Die Vielzahl von aktuell vorzufindenden Realisationen zeigt, dass dieEntwicklung der OmniChannelKonzepte keineswegs abgeschlossen ist.Es gilt zielorientiert ganzheitliche, innovative und nachhaltige, am Kundenwunsch orientierte Konzepte zuerarbeiten, losgelöst von den bisherpraktizierten. lz 1618
Neue Modelle sind gefragt – PlattformStrategien als Vorbild – Differenzierte Anforderungen an Dienstleister / Von Stefan Rock
Frankfurt. Die Veränderungen derVerbrauchergewohnheiten setzenklassische stationäre Händler unter Druck, sich zu OmniChannelRetailern weiterzuentwickeln. Dielogistischen Herausforderungensind immens.
Abholung in der Filiale: Eine kostengünstige Logistik ist nicht einfach zu organisieren.
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OmniChannel braucht eine spezielle Logistik
Amazon setzt Maßstäbe: Superschnelle Auslieferung in Berlin.
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Für die letzte Meile sindinnovative Ansätze gefordert
Prof. Stefan Rock lehrt Internationales Handelsmanagement, insbesondere Handelslogistik, ander Technischen Hochschule Ingolstadt.
Die Cemat, Weltleitmesse für Intralogistik und Supply Chain Management,findet vom 23. bis 27. April erstmalszeitgleich mit der Hannover Messestatt. Das Motto: „Industrie 4.0 trifftLogistik 4.0.“
Ausgerichtet wird die Cemat, dieunter dem Leitthema „ConnectedSupply Chain Solutions“ steht, aufdem Messegelände der niedersächsischen Landeshauptstadt in den Hallen 19 bis 21, 24, 26 sowie auf dem
Freigelände und in den Pavillons 32bis 35.
Die rund 1000 Aussteller, die jeweils etwa zur Hälfte aus dem Inlandbzw. aus dem Ausland kommen, präsentieren ihre Angebote aus den Seg
menten Fördern und Heben, MaterialHandling, Transport, Lagerwesen undLogistik auf zusammen etwa80000 qm.
Laut dem Veranstalter DeutscheMesse AG werden auf der Cemat in
diesem Jahr mehr als 4 000 Innovationen vorgestellt. Im Rahmenprogramm gebe es zudem Vorträge undPräsentationen von insgesamt 128 Referenten.
Das LZForum auf der Cemat findet am Donnerstag, 26. April, von 10bis 12 Uhr in Halle 21 zum Thema„(R)etail revolution: Die nächste Stufe der Automatisierung im Lebensmittelhandel“ statt.
Zum Thema „Robotics4Retail:Status Quo, Herausforderungen undPotenziale“ wird Hilka Bergmann referieren. Sie ist Leiterin des Forschungsbereichs Verpackung und Versand beim EHI Retail Institute inKöln.
Lisa ByfieldGreen, Senior RetailAnalyst bei LZ Retailytics, spricht
über „ECommerce Insights: OnlineGrocery in Europe and Amazon‘s impact”.
„Innovative Lösungen für den OnlineLebensmittelhandel“ stellt Rudolf Hansl vor. Er ist Geschäftsführerder Knapp Systemintegration GmbH.
Markus Klug, Team Leader DataAnalysis & Simulation bei SSI SchäferIT Solutions, spricht über „Gesteigerte Kundenseitige Ansprüche an Nahrungsmittel – Wie Digitalisierung undKI neue Wege in der Lebensmittellagerlogistik eröffnen“. mo/lz 1618
Weltleitmesse für Intralogistik und Supply Chain Management erstmals zeitgleich mit Hannover Messe
Hannover. Mit rund 1000 Ausstellern und zahlreichen Veranstaltungen im Rahmenprogramm bietetdie Cemat in Hannover einenÜberblick über neue Enwicklungenin der Logistik.
Connected Supply Chain Solutions: Leitthema der Cemat.
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Cemat: Mehr als 4000 Innovationen
34 Lebensmittel Zeitung LZ 31 3. August 2018I T U N D L O G I S T I K
Rewe rüstetLkwFlotte umKöln. Rewe will alle neuen Lkw seiner Flotte künftig mit einem elektronischen Abbiegeassistenten ausstatten. Die Technik ist seit Kurzemverstärkt im Gespräch, um vor allem Radfahrer und Fußgänger zuschützen, die sich oft im toten Winkel eines abbiegenden Lasters befinden. Ab 2022 soll der Abbiegeassistent europaweit Pflicht werden.Allerdings will VerkehrsministerAndreas Scheuer (CDU) Firmenfördern, die ihre Lkw jetzt schonumrüsten wollen. Laut Scheuerkostet die Technik etwa 800 bis1300 Euro je Lkw. sos/lz 3118
Getnow liefert in dieQuartiersboxMünchen. Kunden des OnlineSupermarktes Getnow können ihre Lebensmittel per Click&Collect aus derQuartiersbox im Münchener StadtteilNeuaubing holen. Sie verfügt überdrei unterschiedlich temperierte Facharten für Tiefgekühltes, für Fleischund Milchprodukte sowie eines mitRaumtemperatur für Obst, Gemüseund Haltbares. Kunden bestellen perClick, bekommen einen Öffnungscode und können die Ware aus demSortiment des KooperationspartnersMetro binnen 4 bis 8 Stunden aus derBox holen. sos/lz 3118
Mitarbeiter alsSicherheitsleckMünchen. Passwörter und Firewallsreichen nicht gegen Angriffe ausdem Internet, sagt jeder vierte ITExperte. Die ist das Ergebnis einerUmfrage der Messe München unter300 ITSicherheitsexperten. Bei derAbwehr von Cyberangriffen achteten viele Firmen zu wenig auf Mitarbeiter als Sicherheitsrisiko. Fastzwei Drittel (61 Prozent) sehen Mitarbeiter als möglichen Schwachpunkt, wenn sie zum Beispiel aufBetrüger hereinfielen, die sich alsCEO ausgeben und Geld überwiesen haben wollen. sos/lz 3118
DHL schließtAllyouneed.comBonn. DHL schließt zum Jahresendesein OnlineMarktplatzgeschäft Allyouneed.com und dessen lokalenAbleger in Bonn. Der Logistiker willsich auf seine Kernkompetenz konzentrieren, heißt es. Zuletzt kamDHL auf 5 Mio. Privatkunden undzirka 3000 Händler auf der 2010 alsMein Paket gegründeten Plattform.Der OnlineSupermarkt AllyouneedFresh sei nicht betroffen, sagte einUnternehmenssprecher gegenüberder LZ. jh/moh/lz 3118
Die Digitalisierung verändert Märkteund bewirkt in den betroffenen Branchen eine Disruption der Geschäftsmodelle. Diese auflösenden, aufspaltenden oder gar zerstörenden Kräfteder Digitalisierung führen dazu, dassetablierte Geschäftsmodelle unterDruck geraten oder verschwindenund neue digitale oder digital angereicherte Geschäftsmodelle entstehen.Beispielhaft seien Uber, Car2go,Stattauto oder Airbnb genannt.
Analog werden die in der Transportlogistik verbreiteten Geschäftsmodelle von der Digitalisierung betroffen sein. Erste digitale Vorstößeauf dem Transportmarkt lassen vermuten, dass sich auch dieser massivverändern wird.
Die Digitalisierung kann als zerstörender Feind oder als Quelle für neueFormen der Zusammenarbeit und derWertschöpfung in der Lieferkette gesehen werden. Sie bietet die Chance, entstehende Marktlücken inForm neuer oder veränderter Geschäftsmodelle zu schließen. Insbesondere im Hinblick auf die erwarteten EngpassSituationen im Transportmarkt – sei es den „EngpassfaktorFahrer“ oder die Transportkapazitätenbetreffend – eröffnet die Digitalisierung die Option, die erwarteten Effekte mindestens zu minimieren, bestenfalls zu eliminieren. Im Mai 2018 betrug die Auslastung der Laderaumkapazität im Transportmarkt der Europäischen Union 79 Prozent. Das Potenzial zur besseren Auslastung des
Laderaums ist vorhanden. Transparenz und Vernetzung sind die relevantesten Erfolgsfaktoren.
Transportmittel und Transporthilfsmittel werden innerhalb der logistischen Netzwerke immer mehr zuLieferanten von Informationen. Mithilfe derer und durch die zunehmende Verbreitung der dafür notwendi
gen Infrastruktur, unterstützt durch leistungsfähige Informationstechnologien, verändern sich Planungsund Steuerungsansät
ze. Die neuen Rahmenbedingungenerfordern auf dem TransportmarktAnpassungen bei den Verladern, Spediteuren und Transporteuren. Alseine besonders transportintensiveBranche ist der Handel hinsichtlichzukünftiger Marktveränderungen besonders betroffen.
Werden Informationen darüber,welcher Frachtraum wann in welcherMenge auf welcher Route zur Verfügung steht, mit den Informationen
verknüpft, welche Transportgüter inwelcher Menge wann wohin zu transportieren sind, eröffnen sich gänzlichneue Gedankenräume. Insbesondere,wenn diese allen Beteiligten optimalerweise branchenübergreifend undin Echtzeit zur Verfügung gestelltwerden.
Anstelle der Mittlerposition einesSpediteurs, der reine Fahrleistungenan Dritte weitergibt, tritt eine Plattform. Die Digitalisierung wird danngravierendere Auswirkungen haben,wenn die vermittelte Leistung direktvergleichbar ist – was auf die reineTransportleistung zutrifft. Auswirkenwird sich dies unter anderem auf dasmit dem Transport verbundene Preisniveau, das durch die aktuelle Angebots/Nachfragesituation und nichtnur durch die Macht eines Marktpartners bestimmt wird, sowie auf Abrechnungsmodalitäten.
Absprachen zwischen dem Verlader und dem Transporteur werden direkt möglich. Daraus leitet sich dieFrage nach der zukünftigen Bedeu
Frankfurt. Die umwälzenden Kräfte der Digitalisierung machen vorder Transportlogistik nicht halt.Sie bergen Gefahren, aber auchChancen – unter anderem in Formvon besserer Laderaumauslastungund marktgerechteren Preisen.
Professor Stefan Rock lehrt InternationalesHandelsmanagement, insbesondere Handelslogistik, an der Technischen HochschuleIngolstadt.
Lieferketten im Handel stehen vor radikalem Wandel – Neue Möglichkeiten dank Transparenz und Vernetzung / Von Stefan Rock
Digitalisierung birgt Chancen für den Transport
Alte Geschäftsmodellegeraten unter Druck,neue entstehen
Neue Wege: Die Digitalisierung kann zu innovativen Logistikkonzepten führen.
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tung des Spediteurs ab, sofern dieserals reiner Transportvermittler ohnedas Angebot von Value Added Services auftritt.
Es ist absehbar, dass sich auf demTransportmarkt unterschiedliche Geschäftsmodelle wiederfinden werden,bedingt durch unterschiedliche Ausprägungen bei der Kontinuität undbeim Umfang des zu transportierenden Ladevolumens. Ein Resultat derDigitalisierung könnte die zunehmende Bedeutung von gebrochenen Verkehren bei nicht zeitkritischen Transporten sein. Damit würde den Umschlags oder CrossDockingZentrenmit dem Ziel der weiteren Laderaumauslastung eine wachsende Bedeutung zukommen.
Interessant könnte die Fragestellung sein, ob alle industrieseitigen Belieferungsverkehre weiterhin überhandelsseitige Zentrallager zu handhaben sind. Oder ob in begründetenFällen solche nicht direkt über Verdichtungszentren zu den Verkaufsstellen in der Art geliefert werdenkönnen, dass dort Lieferungen mehrerer Lieferanten mit dem gleichenZielort verdichtet werden, sodass dieFiliale nicht mehr Lieferungen als bisher erhält. Hinsichtlich der Dokumentation des Belegflusses könnte dieBlockchain hilfreich sein.
Eine offene Auseinandersetzungmit der Thematik liefert vielfältigeDenkanstöße, die eine Diskussionsgrundlage für die Weiterentwicklungder Transportlogistik darstellen. Diezukünftigen Geschäftsmodelle und diedamit verbundenen Warenströme werden sich signifikant von den heutigenunterscheiden. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den neuen Anforderungen ist unabdingbar. lz 3118
Shoppen ist schön, aber Einkaufennervt. Milch, Eier, Butter, Zucker,Mehl oder Küchenkrepp sind nötigfür den Vorrat in der Küche, kreativist das nicht und raubt bloß Zeit. Dasgeht Verbrauchern so und ist bei Gastronomen nicht anders. Der österreichische Großhändler Kastner will seinen Kunden das Leben erleichtern –mit Künstlicher Intelligenz und Einkäufen aus dem Predictive Basket undgleichzeitig zeitaufwendige Nachbestellungen per Telefon oder Fax verringern. Derzeit läuft die Testphase,ernst wird es im Oktober.
„Unsere Kunden bestellen zwei bisdreimal in der Woche und Warenkörbe mit bis zu 300 Artikeln sind keineSeltenheit“, sagt KastnerManagerMaximilian Reiter, der das Projektverantwortet. Klar, dass der eine oderandere Koch das eine oder andere vergisst und die Hotline bemüht. „Unsere Innendienstlerinnen wissen dannschon, was gemeint ist, wenn KundeA seinen Ketchup will und Kunde Bseinen Thymian“, sagt Reiter. „Aberdas ist eigentlich nicht ihr Job.“ Primäre Aufgabe sei der „aktive Telefonverkauf“, zu dem die Mitarbeiterinnen vor lauter Nachbestellungen aberoft nicht kämen.
Deshalb will der Großhändler umsteigen aufs Einkaufen 4.0. Seit Früh
jahr testen die Österreicher den vorausschauenden Warenkorb in ihremOnlineShop. Und der funktioniertso: Der Algorithmus des PredictiveBasket erkennt registrierte Stammkunden und deren typisches Einkaufsverhalten – fast genauso gut wiedie erfahrene Innendienstlerin. DieKI lernt dabei in mehreren Stufen:Ähnliche Produkte, die Kunden miteinem ähnlichen Bestellverhaltengern kauften, landen beim AuswahlRanking oben. Gleiches gilt für vonihnen bevorzugte Hersteller. Das istStufe zwei. Der dritte Schritt ist diePersonalisierung: Was hat der Kundebisher in welcher Häufigkeit gekauft.
Aus dieser Liste macht die KI demjeweiligen Einkäufer maßgeschneiderte Vorschläge, bis hin zum einzelnen Wochentag. „Wer montags immer Schnitzel kauft, donnerstagsSenf und Ketchup undsamstags Gewürze,dem bietet das Systemam Donnerstag keineSchnitzel an“, erklärtder Manager. Allerdings frage es nach, wenn der KundeDonnerstag nur Senf und keinen Ketchup bestellt.
Die Treffsicherheit des schlauenEinkaufskorbs des ECommerceUnternehmens Omikron liegt laut Reiter
bei mehr als 80 Prozent. „Die Idee ist,dass der Kunde zwei Drittel seinesEinkaufs schon im Predictive Basketfindet, wenn er sich einloggt“, sagtauch OmikronGründer CarstenKraus. Dabei berücksichtigt sein Algorithmus saisonale Schwankungen undEinmalEreignisse, wie Hochzeitenoder Feste. Inzwischen interessiertsich auch Lidl für den KIEinkaufskorb. Etwa 25000 Euro im Monat kostet das Gesamtpaket Fact Finder fürgroße LEH, das neben dem PredictiveBasket auch personalisierte Kaufempfehlungen in die Warenansichtdes OnlineSupermarkts schleusenkann. „Aber dafür bringt das Systemden Händlern auch Umsatzsteigerungen zwischen 10 und 30 Prozent“, sagtKraus.
Ausgeliefert sind die KastnerKunden dem OmikronSystem aber nicht.Direkt nach dem Einloggen könnendie Kunden entscheiden, wie viel Vorhersage sie in ihrem Predictive Basket haben wollen. Denn nicht jeder
will immer alles vorgeschrieben bekommen. „Das war auch für uns einLernprozess“, sagt Reiter.
Dennoch ist er vom PredictiveBasket überzeugt. „Unsere bisherigen
Testläufe waren sehrvielversprechend“, sagter. Zumal auch das Online Geschäft immerwichtiger werde. „Unsere Kundenzahlen haben
sich dort in den letzten zwei Jahrenauf mittlerweile rund 10000 verdoppelt“, sagt. Das sind etwa ein Viertelder KastnerKunden. Dank demschlauen Einkaufskorb sollen es nochmehr werden. sos/lz 3118
Künstliche Intelligenz im Predictive Basket – Mehr AkquiseZeit für Innendienstler – Umsatzplus von bis zu 30 Prozent möglich
Zwettl, Österreich. Der Großhändler Kastner setzt auf KünstlicheIntelligenz (KI) in seinem OnlineShop. Sie erstellt individuelle Einkaufslisten und erinnert Kunden,wenn sie bei Bestellungen etwasvergessen haben.
Gut gefüllt: 300 Artikel kommen bei KastnerKunden schnell zusammen – pro Einkauf.
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Kastners schlauer Einkaufskorb
Umsatzplus zwischen10 und 30 Prozentdurch KIKorb
GLS steigt beiParcelLock ausAmsterdam. Der Paketdienstleister GLS will sich nach LZInformationen von seinen Anteilen inHöhe von 33,33 Prozent an demGemeinschaftsunternehmen ParcelLock trennen. Die beiden übrigen Gesellschafter Hermes undDPD übernehmen. GLS wollesich stärker auf sein Kerngeschäftkonzentrieren, so die Begründung. Man wolle die anbieterneutralen Packstationen aberweiterhin nutzen. Der Verkaufsteht unter dem Vorbehalt derKartellfreigabe. Bis zu diesemZeitpunkt bleibt GLS Gesellschafter der ParcelLock. Überden Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. sf/lz 3118
34 Lebensmittel Zeitung LZ 34 24. August 2018I T U N D L O G I S T I K
Rituals berät Kundenper iPodAmsterdam. Der niederländischeKosmetikkonzern Rituals nutzt jetztweltweit 1500 iPodTouchGeräte,um Kunden auf der Verkaufsflächezu beraten und abzukassieren. DieAppleHardware dient somit als mobiler POS. In Verbindung mit einemHautanalyseGerät kann das Verkaufspersonal zudem Pflegetipps geben. Ferner kommen die iPods zumScannen der Produkte bei der Anlieferung zum Einsatz, um Inventurfehler zu vermeiden. Douglas hatebenfalls iPods als mobile Kassen imEinsatz. Rituals betreibt mehr als670 Läden in 27 Ländern, davon 167in Deutschland. sf/lz 3418
JD.com bautBlockchain für DrittePeking. Der chinesische ECommerceRiese JD.com hat jetzt eineBlockchainPlattform für Drittevorgestellt, Stichwort BlockchainasaService (BaaS). Basierend aufder „JD Blockchain Open Platform“ genannten Lösung sollenUnternehmen eigene BlockchainAnwendungen entwickeln können,etwa für die Rückverfolgung vonWaren. JD.com zeigt damit erneut,dass die Firma nicht nur Händlerist, sondern ähnlich wie Amazonoder Alibaba auch ressourcenstarker ITDienstleister. sf/lz 3418
Lesara verschicktPakete aus ErfurtErfurt. Der OnlineHändler Lesarahat sein Logistikzentrum in Erfurtin Betrieb genommen. Von derthüringischen Landeshauptstadtaus will das Unternehmen Modeund LifestyleArtikel an Kunden inganz Europa verschicken. DerWebShop deckt sieben Sprachenab. Das Sortiment umfasst laut Lesara mehr als 100000 Artikel. Inden Neubau im Erfurter Güterverkehrszentrum flossen nach Firmenangaben rund 45 Mio. Euro,wobei das Land 10 Mio. Euro Fördermittel beisteuerte. dpa/lz 3418
Brauerei Ambevwill ELkw von VWSao Paulo. Die brasilianische Brauerei Ambev will bis 2023 insgesamt1600 ElektroLkw von Volkswagenfür den Getränketransport einsetzen.Damit wird mehr als ein Drittel derFremdfahrzeugflotte mit saubererEnergie betrieben, verspricht dieFirma, die Marken wie Skol undGuaraná vertreibt. Mit dem Vorstoßwill Ambev jährlich mehr als30400 t CO2 einsparen. LkwLieferant ist die brasilianische Tochtervon Volkswagen Truck&Bus. Zudem VWKonzernbereich gehörenauch MAN und Scania. sf/lz 3418
BarcooFirma gehtnach ÖsterreichDresden. Die Offerista Group, Betreiber der Apps Barcoo und Marktjagd in Deutschland, hat jetzt denOnlineDienst Wogibtswas.at übernommen, einen österreichischenAnbieter digitaler Einzelhandelsprospekte. Im Zuge der Transaktion beteiligt sich die Styria Media Group,zu der Wogibtswas.at gehörte, zu 20Prozent an der Offerista Group undbringt wogibtswas.at zu 100 Prozentin das Unternehmen ein. Die Offerista Group entstand 2016 aus derFusion von Checkitmobile (Preisvergleichsapp Barcoo) und Marktjagd(Digitale Prospekte). sf/lz 3418
70 Millionen Dispositionsentscheidungen sind täglich zu fällen. DasZiel: nicht zu viel und nicht zu wenigauf Lager und in den Regalen zu haben, insbesondere vor Feiertagen. UmOut of Stocks vorzubeugen, werdenDispositionen, oftmals unter Zuhilfenahme verschiedener Informationenaus der Vergangenheit, meist von Vorjahresabverkaufszahlen, ergänzt umeinen Angstzuschlag. UmsatzstarkeHandelsunternehmen bedienen sichdazu oft einer ITgestützten Disposition, wobei diese nicht selten aufgrundder sich jährlich ändernden Rahmenbedingungen an solchen Tagen ausgesetzt wird.
Eine Erhebung der TH Ingolstadtbei einem namhaften Handelsunternehmen hat gezeigt, dass in mehrerenJahren die höchsten Warenbeständevon leicht verderblichen Lebensmitteln nicht im Vorfeld der Feiertagevorzufinden waren, sondern in denTagen danach. Bei reduzierten Absätzen dieser Warengruppen nach Feiertagen erhöhen sich in Kombinationmit erhöhten Beständen zwangsläufigdie Abschriften. In Verbindung mitdem damit verbundenen zusätzlichenHandling ist dies eine Wertvernichtung auf höchstem Niveau. Die Vermutung, dass derartige Bestandserhöhungen das Ergebnis von Liefertermin oder Liefermengenabweichungen sind, wurde nicht bestätigt. Demnach lag die Ursache in der Qualitätder handelsseitigen Disposition.
Erfolgversprechende Aktivitätenmit dem Ziel der Reduzierung derÜberbestände beginnen im Vorfeld.Ein wesentlicher Erfolgsfaktor warund ist die Identifikation der be
standsverursachenden Artikel. Dieswaren nicht die Hauptumsatzträger,sondern Artikel mit einer untergeordneten Absatzbedeutung. Lager oderHandlingressourcen werden durchdiese gebunden und stehen für absatzstarke Artikel nicht zur Verfügung, was wiederum Out of Stocksbei bedeutenden Artikeln zur Folgehaben kann. Eine solch suboptimaleBestandsstruktur fand sich warengruppenunabhängig bei mehrerenAnalysen in unterschiedlichen Handelsunternehmen, sowohlbeim Sicherheits alsauch beim Umlaufbestand mit derFolge, dass hierdurch die logistischePerformance signifikant beeinflusstwurde.
Weitere Handlungsfelder sind diephysische Sichtung der tatsächlichenBestände, die Sicherstellung der Richtigkeit der Bestände und deren Pflegeim Warenwirtschaftssystem sowie dieBerücksichtigung der Warenzugänge,wobei das Mindesthaltbarkeitsdatumzu beachten ist. Diese Informationensind elementar für eine qualifizierteDisposition. Überraschend war dieErkenntnis, dass eine konkrete Verantwortung für die Bestände und derdamit verbundenen Kosten, insbe
sondere der Abschriften, nicht durchgängig gegeben war. Damit fehlte dienotwendige Identifikation des Disponenten mit dem Bestand und der damit verbundenen Effekte.
In wieweit eine Disposition treffend ist, wird durch die richtige Wahlder Parameter und deren Pflege beeinflusst. Das Wetter, die Lage desFeiertags im Wochen und/ oder Monatsverlauf wirken neben weiterenFaktoren auf den Absatz der Produk
te. Zwangsläufig führtdie unreflektierteÜbernahme von Parametern zur Prognose
der Absatzmenge mittels eines gewogenen gleitenden Mittelwertes, derexponentiellen Glättung oder andererVerfahren zu suboptimalen Ergebnissen, sowohl vor als auch nach denFeiertagen.
Hilfestellung könnte hier der Einsatz von künstlicher Intelligenz bieten. Erfolgreich wird diese Dispositionsunterstützung bei einem namhaften Onlinehändler im Nonfoodbereich eingesetzt. Die Übertragung dergewonnenen Erkenntnisse kann alsHerausforderung für ein MachineLearning gesehen werden, da dieRahmenbedingungen, die mit der Frischedisposition vor Feiertagen ver
Frankfurt. Wer vor Feiertage zuviel verderbliche Ware bestellt,muss am Ende sehr viel abschreiben. Aber wer zu wenig Ware hat,riskiert Regallücken und Umsatzeinbußen. Helfen könnte Künstliche Intelligenz.
Bestandsspitzen nach Feiertagen – Prävention versus Trouble Shooting – Künstliche Intelligenz vermeidet Abschriften/ Von Stefan Rock
Nicht zu viel und nicht zu wenig
Wertvernichtungauf höchstem Niveau
Prof. Stefan Rock lehrt Internationales Handelsmanagement, insbesondere Handelslogistik, ander Technischen Hochschule Ingolstadt.
bunden sind, nur einmal jährlich wiederkehren und sich jährlich andersdarstellen.
Kleinere und mittlere Handelsunternehmen können damit neben dererwähnten Identifikation der Bestandstreiber und des Bestandscontrollings die Verkürzung der Dispositions und Lieferzyklen, möglichstnah am Bedarfszeitpunkt erreichen,um auf Nachfragenänderungen reagieren zu können. – Auch wenn sichdies auf die Einstandskosten auswirken kann. Kostenvorteile, die aus derReduktion von Lagerhaltungs undHandlingskosten und vermiedenenAbschriften entstehen, sind diesen gegenzurechnen.
Betriebsgrößen und betriebsformunabhängig verspricht die Analyse der Bestandsstruktur und der Identifikation der Bestandtreiber im Vorfeld der Feiertage eine Entschärfungder Situation. Eine suboptimale Bestandsstruktur, die im Normalgeschäft verkraftbar ist, rächt sich imUmfeld von Feiertagen und visualisiert sich in Form von überhöhten Beständen und Abschriften nach denselben. lz 3418
Teures Lockmittel: Ein großes Angebot an Obst und Gemüse zieht Kunden an, verursacht aber oft teure Abschriften.
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Um Herr über die durch den OnlineHandel wachsende Paketflut zu werden und einen Verkehrskollaps in denInnenstädten zu vermeiden, habensich Handel, Kommunen und Logistikbranche verständigt und eine gemeinsame Absichtserklärung mit Zielen und Maßnahmen unterzeichnet.
In dem Positionspapier „Gute Logistik für lebenswerte Innenstädte“kündigen der HandelsverbandDeutschland (HDE), der Bundesverband Paket und Expresslogistik(Biek), der Deutsche Städtetag sowieder Deutsche Städte und Gemeindebund unter anderem an, Lieferfahr
zeuge auf alternative Antriebstechnologien umzustellen und Konzepte zurVerkehrsvermeidung zu entwickeln.Auch innovative Maßnahmen wie MikroDepots sind geplant. Winzige Lagerräume oder Container in urbanenGebieten könnten dabei helfen, dieLieferwege auf der sogenannten„Letzten Meile“ zu verkürzen und denEinsatz von Lastenfahrrädern oder dieZuFußZustellung durch Transporthilfen zu fördern.
Weiterhin wurde vereinbart, zusätzliche Ladezonen zu schaffen, umetwa das Parken in zweiter Reihe zubegrenzen. Geprüft werden soll ferner, ob und wie Fußgängerzonen fürdie Belieferung mit Lastenfahrrädernund Fahrzeugen mit alternativen Antrieben freigegeben werden können.Darüber hinaus sollen Verkehrsspitzen entzerrt werden, etwa durch leiseNachtlieferungen mit speziell hierfürumgebauten Fahrzeugen. sf/lz 3418
HDE und Kommunen wollen Verkehrskollaps in Städten bekämpfen
Berlin. Handel, Kommunen undLogistikbranche wollen Maßnahmen ergreifen, damit Innenstädtenicht am Lieferverkehr ersticken.Dazu zählen alternative Antriebstechnologien und MikroDepots.
Liefern ohne Stau
Umweltschonend:ETransportersollen für lebenswerte Innenstädteund eine effizienteCityLogistik sorgen.
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Der USNachrichtensender CNBC meldet, dass Diebold Nixdorf (DN) zweiInvestmentBanken damit beauftragthabe, die Möglichkeit eines Verkaufsdes Unternehmens zu prüfen. CreditSuisse und Evercore sollten „potenzielle Käufer identifizieren“. Unternehmenskreise sprechen davon, dass dasnur Gerüchte seien, aber ein offiziellesDementi gibt es nicht.
Nach eigenen Angaben ist DieboldNixdorf Inc. in „Diskussionen bezüglich seiner finanziellen Flexibilität mitseinen Kreditgebern“. DN mit weltweit
23000 Mitarbeitern drücken zwei Probleme: Seit dem Kauf des deutschenUnternehmens Nixdorf durch Diebold2016 für 1,9 Mrd. USDollar hat dervergrößerte Konzern Schulden von1,6 Mrd. USD. Die Lage hat sich aktuellverschärft, weil verbliebene Fremdaktionäre der Tochterfirma Diebold Nixdorf AG (ehemals Wincor Nixdorf AG)das Recht haben, ihre Anteile zum garantierten Preis von 55 Euro an DieboldNixdorf Inc. zu verkaufen. Der Erwerbvon 12,9 Prozent der Anteile dieser AGkostet DN 255 Mio. USD. Noch beiFremdeigentümern liegen dann knapp10 Prozent der Aktien der AG.
Das zweite Problem ist der seit längerem sinkende Umsatz mit Geldautomaten, dem wichtigsten Produkt desKonzerns. Hintergrund sind die Digitalisierung sowie die Sparpolitik vielerBanken weltweit. Im vergangenenQuartal (30. Juni) musste DN einenVerlust von 138,5 Mio USD verkraften.Der Quartalsumsatz sank gegenüberdem Vorjahreszeitraum um 2,5 Prozentauf rund 1,1 Mrd. USD. Zwar stieg derweltweite Umsatz mit Händlern um 2,6Prozent auf 298 Mio. USD. Das konnteaber den Sinkflug der Bankumsätze auf808 Mio. USD nicht ausgleichen. DerAktienkurs sank nach Bekanntgabe derZahlen auf um die 4,50 USD, gegenüber bis zu 31 USD noch Anfang 2017.
Diebold Nixdorf ist einer der vierauf dem Weltmarkt größten Lieferantenvon Kassen und anderen InstoreGeräten für Retailer. In Deutschland und weiteren Ländern ist DN derwichtigste ITServiceDienstleister fürden Handel. rod/lz 3418
Diebold Nixdorf verhandelt mit Kreditgebern – Planspiele um Verkauf
Cleveland/Paderborn. Nach Informationen von CNBC prüft derTechnologieKonzern DieboldNixdorf, ob ein Verkauf seinSchuldenProblem lösen kann.Gleichzeitig brachten schlechteQuartalszahlen den Aktienkurs aufeinen Tiefststand.
Nixdorf plagen Schulden
Wichtig für Händler: DN auf der Cebit.
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Logistik rechtzeitig in Stadtentwicklung und Verkehrspolitik integrieren / Von E. Marcus-Engelhardt
64 Lebensmittel Zeitung LZ 41 12. Oktober 2018S C HW E R P UNKT L O G I S T I K
Preises und fehlender Standards nichtangenommen. Hier greift Amazon anund verdoppelt innerhalb von einemJahr sein deutsches Locker-Netzwerkauf rund 400 Stationen, und in denUSA wird das Projekt Hub (Hauspa-ketkasten für Mehrfamilienhäuser) pi-lotiert. In Deutschland könnte eineeinfache offene Paketkastenlösungohne aufwändige Technologie schnel-ler eine kritische Masse erreichen,doch jeder Anbieter entwickelt offen-bar auf Basis seines Ge-schäftsmodells – undnicht aus Kundensicht.
Die Entwicklung ausKundensicht ist eineSpezialität von Amazon. Der Online-Gigant wird auch mit seinen eigenenZustellaktivitäten Erfolg haben unddamit DHL und andere KEP-Dienst-leister verstärkt angreifen. Der weißeLieferwagen mit dem dezenten A4-Zettel mit dem Aufdruck „Amazon“auf dem Armaturenbrett und dieÜbergabe ohne Unterschrift zeigenden Pragmatismus sowie die Flexibili-tät eines „Logistik-Start-ups“, dassich zu Höherem aufschwingt. Hierzuhat Amazon regionale Transport-dienstleister, Speditionen und Fracht-führer unter Vertrag genommen und
mit einem Schlag ein Distributions-netzwerk in der Fläche aufgebaut.Dem Kunden kann es egal sein:Hauptsache, er erhält seine Ware zu-verlässig und im ordnungsgemäßenZustand. Schlussendlich wird auchdieser Kampf auf dem Rücken derMitarbeiter ausgetragen mit der Fra-gestellung, wie dies weitergehen soll,beispielsweise im Hinblick auf Paket-preise und Fahrermangel.
Sind das alles nun schlechte Aus-sichten für den stationären Handel?Nicht zwangsläufig. Amazon ist zwar
groß, schnell, agil, gefähr-lich und setzt Maßstäbe –dies tun aber längst nichtalle Online-Händler. Aberwoher kommt die Gefahr,
und wo liegt die Chance? Im Online-Shop und Ladengeschäft wird derOmni-Channel-Gedanke – mit demKunden im Mittelpunkt – noch nichthinreichend umgesetzt. Aktuell ist E-Commerce wesentlich schneller, an-passungsfähiger und kundenorien-tierter. Hieraus kann Omni-Channellernen sowie in Sachen Agilität undKampfgeist aufrüsten. lz 41-18
Die Kundensichtist eine Spezialitätvon Amazon
Lars Hofacker ist Leiter des ForschungsbereichsE-Commerce im Kölner EHI Retail Institute.Andreas Kruse ist dort Director BusinessDevelopment Logistics & Packaging.
Fortsetzung von Seite 62
In Deutschland profitieren täglichsechs Millionen Kunden von denDienstleistungen der Kurier-, Ex-press- und Paketdienste (KEP) und er-halten rund elf Millionen Sendungen.Das Sendungsaufkommen wächst mitdem Online-Handel und der Globali-sierung, insbesondere in urbanenRäumen. Rund 3,35 Mrd. Sendungenbeförderten die KEP-Dienste im ver-gangenen Jahr. 2022 werden sogar biszu 4,3 Mrd. erwartet. Das Thema In-nenstadtlogistik wird immer wichtigerfür Kommunen und KEP-Dienste. DerBundesverband Paket und Expresslo-gistik (BIEK) hat reagiert: CarstenHansen ist neuer Beauftragter für In-nenstadtlogistik – und damit zentralerAnsprechpartner für die Unterneh-men der gesamten KEP-Branche, so-wie Städte und Gemeinden.
Carsten Hansen kennt die Heraus-forderungen: 24 Jahre lang hat er beimSächsischen Städte- und Gemeindetagund auf Bundesebene beim DeutschenStädte- und Gemeindebund gearbei-tet. „Ich habe festgestellt, dass es oft-mals Kommunikationsschwierigkeitenzwischen Wirtschaft und Kommunengibt“, sagt Hansen. „Ich will im Be-reich der Innenstadtlogistik errei-chen, dass die Beteiligten einanderund ihre gegenseitigen Erwartungen
verstehen, um gemeinsam einen effi-zienten und stadtverträglichen Liefer-verkehr zu fördern.“
Zwei Themen, die er sich zumSchwerpunkt gesetzt hat, sind Lade-zonen und die Zustellung auf derLetzten Meile mit Lastenrädern. „Vie-le Ladezonen, die die KEP-Zustellerbenötigen, werden von Pkw zuge-parkt. Die Fehlbele-gung ist oft so hoch –zum Beispiel in Kölnund Leverkusen biszu 81 Prozent –, dassLadezonen nutzlossind. Somit bleibt Zu-stellern oft nicht an-deres übrig, als aufder Fahrbahn zu hal-ten. Das wiederumbehindert den Ver-kehr“, so Hansen.Seine Forderung: Be-stehende Ladezonenmüssen konsequentvon Fehlnutzern frei-gehalten werden,gleichzeitig müssenmehr Ladezonen ein-gerichtet werden, umdas so genannte „Zweite-Reihe-Par-ken“ einzudämmen. Staus sowieStop-and-go-Verkehre, die einen ho-hen Schadstoffausstoß verursachen,könnten so reduziert werden. – EineWin-Win-Situation für Kommunenund KEP-Unternehmen.
Auch der Bund kann helfen, dieEmissionen zu senken, sogar ohne zu-sätzliche Kosten: Ein Verkehrszeichen
„Ladezone“ analog zum Verkehrszei-chen „Taxistand“ würde viele Proble-me lösen. „Dieses würde die Nutzungvon Ladezonen eindeutig regeln undwurde bereits 2007 in einer Untersu-chung der Bundesanstalt für Straßen-wesen empfohlen“, so Hansen.
Eine andere, sofort wirksame Maß-nahme für weniger Verkehr und Luft-
verschmutzung, istder Einsatz von Mi-krodepots und emissi-onsfreien Lastenrä-dern: Pakete werdenin Mikrodepots kun-dennah zwischengela-gert und mit Lastenrä-dern ganztägig zuge-stellt. Räder und Mi-krodepots erfüllen da-mit die ökologischen,ökonomischen undsozialen Nachhaltig-keitsziele von Kom-munen und KEP-Diensten. Noch eineWin-Win-Situation.Aber dafür braucht esdauerhafte, rechtssi-chere Standorte zum
Beispiel für mobile Depots, wie Con-tainer. „Kommunen sollten Logistikrechtzeitig in Stadtentwicklung undVerkehrspolitik integrieren und stra-ßenverkehrsrechtlich unterstützen“,appelliert Hansen. lz 41-18
Frankfurt. Carsten Hansen,Beauftragter für City-Logistikbeim BIEK, setzt auf Kommuni-kation zwischen KEP-Brancheund Kommunen.
Hindernis:Immer wiederbleibt Paketbotennur das Parken inzweiter Reihe.
„Viele Ladezonen werdenvon Pkw zugeparkt“
Carsten Hansen, BIEK, Beauftragterfür Innenstadtlogistik
Elena Marcus-Engelhardt ist Leiterin Kommuni-kation und Politik beim Bundesverband Paketund Expresslogistik (BIEK).
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Paketautos brauchen Parkplätze
Ursprünglich rein stationäre Händlervertreiben Waren online, Online-Händler eröffnen Stores. Nachhaltigerfolgreiche Handelsunternehmen er-gänzen vorhandene Absatzkanäledurch weitere, Stichwort Multichan-nel. Unternehmen wie Amazon, Za-lando oder Rewe verdeutlichen das.Was bedeutet das für die Logistik?
Eine aktuelle Studie der Techni-schen Hochschule Ingolstadt zeigt,dass die Anzahl der Lager, die be-wirtschaftet werden, maßgeblichvon der Umsatzstärke des Unter-nehmens und weniger vom Ge-schäftsmodell abhängig ist. Multi-channel-Händler nutzen erkennbarAußen- und Satellitenlager. Logisti-schem Fulfillment durch Dritte wird
durchweg eine untergeordnete Rollezugewiesen.
Der Schwerpunkt logistischer Tä-tigkeit ist bei zwei Dritteln der Be-fragten das Zentrallager. Über 60Prozent der Teilnehmer geben an, ih-re Lagerorganisation nicht an denspeziellen Erfordernissen der Absatz-kanäle auszurichten, was zu Ineffi-zienzen innerhalb der Lagerwirt-schaft und der damit verbundenenProzesse führen wird. Besonders auf-fällig ist dies bei den Multichannel-Händlern, die ihre Lagerorganisation
mehrheitlich nicht separieren, wäh-rend dies mehr als 76 Prozent der sta-tionären Händler tun.
Bei der Anpassung der Prozesse istdie Umsatzstärke von großer Bedeu-tung: Während 80 Prozent der um-satzschwächeren Unternehmen dieProzesse nicht separieren, tun dies 70Prozent der umsatzstärkeren.
Drei Viertel der Befragten nutzenfür das Picken von Waren das Lager,lediglich 18 Prozent die Filiale. Beides
Studie der TH Ingolstadt zeigt Handlungsdruck und Optimierungbedarf auf / Von Stefan Rock
Frankfurt. In Zeiten der zuneh-menden Verknüpfung der Ver-triebskanäle Online und Stationärist die Logistik von strategischerBedeutung. Häufig ist sie abervon Ineffienzen und historischgewachsenen statt auf die Absatz-kanäle ausgerichteten Prozessenbestimmt. Das zeigt eine aktuelleStudie der TH Ingolstadt.
Multichannel-Logistik oft ineffizientPositivbeispiel:Rewes neues High-Tech-Lager ScarletOne ist das ersteteilautomatisierte,auf Effizienz ge-trimmte E-Food-Distributionszen-trum auf deut-schem Boden.
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66 Lebensmittel Zeitung LZ 41 12. Oktober 2018S C HW E R P UNKT L O G I S T I K
in Kombination wird nur von 8 Pro-zent der Teilnehmer genutzt. Je aus-geprägter die Absatzkanalvielfalt ist,desto mehr verliert das Zentrallageran Bedeutung, während die Nutzungmehrerer Pickorte wichtiger wird.
Die Ausgestaltung der Distributionist sehr heterogen. Multichannel-Händler favorisieren mit großerMehrheit die Leistung der KEP-Dienstleister (Kurier-, Express- undPaketdienste), während E-Commer-ce-Händler Spediteure vorziehen undstationäre Händler die eigene Distri-bution bevorzugen. Die Distributiononline bestellter Ware unterscheidetsich von der Ware, die aus einer Ver-kaufsstelle distribuiert wird. Einer ei-gen durchgeführten Distribution wirdVorrang gegeben.
Sowohl mittel- als auch langfristigwerden einheitlich die Kosten derDistribution als größte Herausforde-rung mit der Folge des Tätigens ent-sprechender Investitionen gesehen.Gefolgt von den Anforderungen andie Lagerorganisation und die Kom-missionierung. Die Investitionsbereit-schaft ist bei den umsatzstärkerenUnternehmen jedoch stärker ausge-prägt als bei den -schwächeren. Inve-stitionsschwerpunkte sind die Lager-haltung, Ein- und Auslagerung sowiedie Kommissionierung.
Die Studie zeigt, dass die Ausge-staltung der Logistik maßgeblichdurch die historischen Umsatz-schwerpunkte und nicht durch dieneuen Erfordernisse geprägt wird.Obwohl alle Teilnehmer mehrere Ab-satzkanäle bedienen, ist die Realisati-on der Logistik sehr unterschiedlich.E-Commerce-Händler verfolgen eineandere logistische Strategie, als diesstationäre Händler tun. Die Umsatz-stärke eines Unternehmens ist ebensovon großer Bedeutung.
Einige Ergebnisse sind nicht über-raschend und zu erwarten gewesen.Andere sind heterogen, teils inkonsi-stent und irritierend, was die signifi-kante Handlungsnotwendigkeit in derLogistik unterstreicht. Sie zeigen,dass sich vertriebsgenerierte Syner-gien in der Logistik nicht wiederfin-den. Eine zielorientierte Ausgestal-tung der Logistik ist zur Sicherstel-lung einer nachhaltig effizienten undleistungsfähigen Handelslogistik un-abdingbar, um auch zukünftig erfolg-reich am Markt agieren zu können.
61 Handelsunternehmen aus neunBranchen haben an der fragebogen-gestützten, nicht repräsentativen On-line-Befragung teilgenommen. Diekomplette Studie steht auf derHomepage der Technischen Hoch-schule Ingolstadt zum Download zurVerfügung. lz 41-18
Prof. Dr. Stefan Rock lehrt InternationalesHandelsmanagement, insbesondere Handels-logistik, an der Technischen Hochschule Ingol-stadt (THI Business School).
Fortsetzung von Seite 64
Egal ob Lebensmittel-, Chemiein-dustrie oder Handel – über alleBranchen hinweg werden die Logis-tik-Mitarbeitenden zur knappenRessource. Aktuell sind laut Institutfür Arbeitsmarkt- und Berufsfor-schung etwa 80000 Stellen in Ver-kehr und Lager unbesetzt. Lagermit-arbeitende werden mittlerweile in somanchen Regionen händeringendgesucht.
Immer mehr Unternehmen ma-chen sich angesichts dieser Rekrutie-rungsprobleme Gedanken darüber,wie sie bestehende Mitarbeitende ansich binden können – und wie sieMitarbeitende, die sich ihrer Arbeits-plätze sicher sein können, zu gutenLeistungen motivieren.
Monetäre Anreize kommen prak-tisch nicht in Frage. Doch wie sieht esmit nicht-monetären Motivations-maßnahmen aus?
Mit dieser Frage beschäftigte sichein Team aus Forschern des Lehr-stuhls für Psychologie im Arbeitsle-ben der Friedrich-Alexander-Univer-sität Erlangen-Nürnberg, der For-schungsgruppe für optimierte Wert-schöpfung der Hochschule Augsburgund der Fraunhofer-Arbeitsgruppe fürSupply Chain Services SCS gemein-sam mit Unternehmen aus Handelund Logistikdienstleistung im For-schungsprojekt „MoLa – Motivations-steigerung für logistische Fach- undHilfskräfte im Lager“.
In zwei Untersuchungsrundenmit circa einem Jahr Abstand, wur-den Befragungen der Mitarbeitendenim Lager zur Beurteilung von Moti-vation und (psychischer) Gesundheitdurchgeführt. Gleichzeitig wurdenmit Hilfe einer Benchmarking-Analy-se die Lagerleistung (Produktivität,Qualität, Kosten) sowie die Ursachenfür Leistungsveränderungen zwi-schen den beiden Betrachtungszeit-punkten ermittelt.
Grund für die teils stark unter-schiedlichen Leistungen der unter-suchten Lager waren zum einen ver-schiedenartige Strukturen (unter an-derem bauliche Gegebenheiten, Arti-kelspektrum, Durchsatz) und unter-schiedliche Prozessgestaltungen. Aberauch die Motivation des Personalsspielte für die Leistungsunterschiedeeine Rolle.
Die Befragung von über 140 La-germitarbeitenden ergab, dass diemeisten Mitarbeitenden ihre Arbeitan und für sich mögen: 55 Prozentmacht ihre Arbeitgrundsätzlich Spaß.Allerdings führenungünstige Rah-menbedingungenzu Demotivation. Jehöher die (psy-chische) Gesund-heit und Motivationder Lagermitarbeitenden sowie dieBindung an das Unternehmen wa-ren, desto höher war tendenziellauch die Lagerleistung.
Die Untersuchungen zeigten, dassdie Lagerleitung durchaus Möglich-keiten hat, die Motivation mit nicht-monetären Maßnahmen zu fördern –
insbesondere beijüngeren und neue-ren Mitarbeitenden.
Durch Prozess-verbesserungen stei-gerten teilnehmendeUnternehmen ihreLagerleistung einer-seits direkt und an-
dererseits indirekt dadurch, dass sieFrustrationsquellen für ihre Mitar-beitenden eliminierten und so dieMotivation positiv beeinflussten. Ne-
ben durchdachten Abläufen und ei-ner guten Ausstattung mit Arbeits-mitteln, fördert auch eine umfassen-de Einarbeitung neuer Mitarbeiten-den und ein klares und nachvollzieh-bares Beurteilungssystem die Lager-leistung. Gute Kommunikation in-nerhalb und zwischen Arbeitsberei-chen ist ebenso positiv wie ein nach-vollziehbarer Umgang mit Verbesse-rungsvorschlägen. Ein gutes Arbeits-klima wirkt sich positiv auf Fluktua-tion und Krankenstand aus.
Eine besonders wichtige Rolle fürdie Motivation der Mitarbeitendenspielen dabei die operativen Füh-rungskräfte, also die Gruppen-,Team- oder Schichtleiter. AlsSchnittstelle zwischen der oberenFührungsebene und den Mitarbei-tenden müssen sie wertschätzendführen und dafür sorgen, dass vonder Unternehmensleitung eingeführ-te HR-Maßnahmen auch bei denMitarbeitenden ankommen. Generellwurde das Vorhandensein von Moti-vationsmaßnahmen von Führungs-kräften höher eingeschätzt als vonMitarbeitenden.
Mitarbeiterführung ist häufig eineunterschätzte Aufgabe und wird ne-ben operativen Tätigkeiten niedrigerpriorisiert. Es besteht also Hand-lungsbedarf bei der Schulung ge-werblicher Mitarbeitenden mit Per-sonalführungsaufgaben.
Begleitende Erhebungen und Re-cherchen weisen darauf hin, dassMaßnahmen zur motivations- undgesundheitsförderlichen Gestaltungder Arbeit im Lager allgemein nochwenig verbreitet und erforscht sind.Auch wenn im Zuge der Digitalisie-rung Lagern viele Veränderungen be-vorstehen und sich die Anforderun-gen an die Mitarbeitenden ändern,werden die Mitarbeitenden auf ab-sehbare Zeit weiterhin die zentraleRolle im Lager spielen.
Deshalb wird nun von den For-schungspartnern ein MoLa-Entwick-lungszirkel unter dem Titel „Motiviertund leistungsstark im Lager“ ins Le-ben gerufen. Teilnehmende Unter-nehmen werden im Zeitraum vonzwei Jahren ihre Lagerleistung sowiedie Motivation und Gesundheit ihrerMitarbeitenden auf den Prüfstandstellen und geeignete Motivations-maßnahmen einführen und überar-beiten. Methodisch begleitet werdensie dabei von den drei Forschungs-partnern, die ebenfalls den Erfah-rungsaustausch zwischen den Zirkel-teilnehmern moderieren. lz 41-18
80000 Stellen im Lager unbesetzt – Anreize notwendig – Interdisziplinäre Studie / Von Moike Buck und Nicole Lubecki-Weschke
Frankfurt. Prozessverbesserungenim Lager senken den Frustder Angestellten und helfen,Mitarbeiter im Unternehmen zuhalten. Denn Lageristen werdenzur knappen Ressource. EinForscherteam hat die wichtigstenErfolgsfaktoren untersucht.
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Kostenlose Anreize für mehr Motivation im Lager
Einflussfaktoren: Bauliche Rahmenbedingungen spielen ebenfalls eine Rolle.
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Mitarbeiterführung isthäufig eine unterschätzteAufgabe, es besteht Hand-lungsbedarf bei gewerb-lichen Mitarbeitern mitPersonalverantwortung.
Moike Buck und Nicole Lubecki-Weschkearbeiten im Bereich Process Intelligence in derFraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply ChainServices (SCS).
Mehr Zufriedenheit: Prozessverbesserungen eliminieren Frustrationsquellen.
Mehr als 6,5 Mrd. Euro spülte die Ver-steigerung der 5G-Lizenzen dem Staatin die Kassen, so viel wie keine Fre-quenzauktion zuvor. Zwölf Wochenlang überboten sich Interessenten imlängsten Bieterkampf der deutschenMobilfunkgeschichte. Jetzt sollen Tele-kom, Vodafone, Telefónica und Dril-lisch die Netze ausbauen, um Funklö-cher zu stopfen, die Übertragungsratenzu vervielfachen und damit auch demHandel einen kräftigen Push geben.
„Für uns werden digitale Servicesimmer bedeutender, die dem Verbrau-cher ein neues Anwendungserlebnisbieten, indem wir Technologien wieAugmented Reality (AR), Artifical In-telligence und Voice nutzen“, heißt esbeispielsweise bei L’Oréal. Dazu be-dürfe es entsprechender technischerVoraussetzungen: ein schnelles Inter-net sowie eine gute Mobilfunkabde-ckung – und das so zeitnah wie mög-lich. Erst 2018 hatte das Unternehmenden AR-und VR-Spezialisten Modifacegekauft und bietet inzwischen 3D-Si-mulationen an. Kundinnen können da-mit zum Beispiel per Selfie und Appprüfen, wie ihnen eine neue Haarfarbestehen würde oder bei dm virtuell Lip-penstiftfarben und Make-up testen.
Bei Textiliten wie Gap ist aktuell ei-ne mobile digitale Umkleidekabine inEntwicklung. Sie nutzt Virtual Reality,um Käufer „anprobieren“ zu lassen,ohne einen Laden zu betreten. Kundenmüssen dafür lediglich Infos wie Größe
und Gewicht in eine App eingeben.Dann zeigt ein Avatar wie verschiedeneKleidungsstücke passen.
Otto.de hofft auf neue Online-Shopper im ICE und einen Ausbau sei-ner datenintensiven VR- und AR-Appszum Beispiel beim Möbelkauf, auchwenn es für Details „noch zu früh“ wä-re. „Aber auch für die Logistik ist 5Gein wichtiges Thema“, sagt Otto.de-Sprecher Ingo Bertram. Dabei ginge esnicht nur um autonome Autos bei derAuslieferung, sondern auch IoT-Senso-ren fürs Tracking der Ware.
Zurückhaltender äußerte sich Ama-zon: Bei Privatkunden werde der Ge-schwindigkeitsgewinn kaum spürbar
sein, im industriellen Umfeld müsseman abwarten, so ein Sprecher vonAmazon Deutschland. In den USA undJapan dagegen lässt der Online-Händ-ler bereits Lippenstifte per AR testen.
Für die USA und Großbritanniengibt es bereits Schätzungen, was 5Gdem Handel bringt. So rechnen dieAnalysten von Barcleys für Großbritan-nien ab 2025 mit einem zusätzlichenWirtschaftswachstum von bis zu18Mrd. Euro pro Jahr durch dasschnelle Netz. Profitieren werde dabeivor allem der Handel durch ein verbes-sertes Kauferlebenis auf der Fläche undeine schnellere und zuverlässigere Lo-gistik durch das Internet of Things
(IoT), Künstliche Intelligenz und denEinsatz von Robotern.
Für die USA prognostiziert dasTech-Unternehmen Adobe Händlernein jährliches Umsatzplus von rund12Mrd. US-Dollar spätestens 2021.Denn je schneller die Webseite einesHändlers auf dem Smartphone lädt,umso höher die Konversionsrate,heißt es in einer Untersuchung desSoftwareherstellers. Laut einer neuenGoogle-Studie fallen Konversionsra-ten um 50 Prozent, wenn eine mobileWebseite drei statt einer Sekunde zumLaden braucht. Das schaffen unterden deutschen Händlern laut Googlenur Otto und Aldi Nord. sos/lz 26-19
Datenfressende Smartphone-Anwendungen wie Augmented Reality werden Absatz fördern – L’Oréal, Otto und Amazon aktiv – Fachleute erwarten Milliarden-Umsatzplus
Frankfurt. Schnell, schneller, 5G.Der neue Mobilfunkstandard sollHändlern die Tür zu Smart Retail,höheren Konversionsraten undmehr Umsatz öffnen.
Mobilfunkstandard 5G soll Handel treiben
Weltweites Netz:Allein 2019 wer-den 25 Mobilfunk-anbieter den neu-en Standard vorallem in Ballungs-räumen ausrollen.26 weitere planendies laut Deloittefür 2020.
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:JAMES
TEOHART/
SHUTT
ERST
OCK
SuperschnelleMobile-Shopserzielen doppelteKonversionsrate
130 LebensmittelZeitung
Ausgabe 2628. Juni 2019IT & LOGISTIK
Der Internet-Umsatz in Deutschlandnähert sich der 60-Milliarden-Euro-Grenze. Immer mehr Waren aus denunterschiedlichsten Sortimenten mitindividuellen Anforderungen werdenonline bestellt. Im Jahr 2018 beförder-ten die KEP-Dienstleister 3,5 Mrd.Sendungen. Die Anzahl der Sendun-gen soll bis zum Jahr 2023 auf4,3 Mrd. ansteigen.
Die letzte Meile des Transports giltals besondere Herausforderung. Hierfällt ein beachtlicher Teil der logisti-schen Kosten an. Der Kunde nimmtdie Leistung, die erbracht wird, unmit-telbar wahr. Bleibt eine Erstzustellungerfolglos, gibt es zwei Verlierer: BeimKEP-Dienstleister entstehen zusätzli-che Kosten, denen keine Einnahmengegenüberstehen. Für den Kundenverzögert sich der Erhalt einer erwar-teten Sendung bei einem gleichzeitigzusätzlichen Aufwand für die Abho-lung derselben.
Aus einer Studie der TH Ingolstadtgeht hervor, dass die kundennutzen-optimalste Kombination die ElementeLiefersicherheit, Zeitpunktgenauigkeitund Zuverlässigkeit vereint – wobeiLiefersicherheit ein höherer Wert zu-gewiesen wird als der Genauigkeit.Dem Verbraucher ist es wichtig, diebestellte Ware zu einem vorab verein-barten Zeitpunkt unbeschädigt zu er-halten. Lieferzeit im Sinne von Same-Day ist von sekundärer Bedeutung.
Für über 90 Prozent der Zustellun-gen wählt der Besteller seine Privat-adresse. Paketautomaten, der Arbeits-platz oder eine zentrale Abholstellesind immer noch relativ unbedeutend.Eine Optimierung der Zustellung er-fordert die Anpassung der Lieferkon-zepte. In der Schweiz testen erste Un-ternehmen Every-Day-Delivery. Spät-oder Frühzustellungen wären ebensodenkbar. Diese Konzepte setzen vor-aus, dass der Kunde persönlich er-reicht werden muss, um weitere Zu-stellversuche zu vermeiden. Was ge-schieht, wenn der Kunde nicht anzu-treffen ist, die Ware aber dennoch ko-stenorientiert zugestellt werden soll?
Derzeit konzipiert eine Vielzahlvon Start-ups innovative Zustellkon-zepte. Hinweise, welche Konzepte ausKundensicht zukunftsfähig sind, lie-fert eine weitere Studie der TH Ingol-stadt Dafür wurden über 500 Proban-den nach der derzeitigen und poten-
ziellen Nutzung von Zustellkonzeptenbefragt. Nahezu alle Antwortenden ga-ben an, sich die Mehrheit der überwie-gend kleineren Pakete nachhause lie-fern zu lassen. Und dies unabhängigdavon, ob sie im städtischen oderländlichen Raum, in Ein- oder Mehr-familienhaus, Wohnung oder Wohnge-meinschaft wohnen.
Ein Blick in die Zukunft zeigt fol-gendes Bild: 93 Prozent der Befragtenpräferieren weiterhin Home Delivery,56 Prozent bevorzugen die Ablage desPaketes an einem definierten Ort, wo-bei die Abgabe beim Wunschpartnerzukünftig nur 55 Prozent wollen. DasSchlusslicht der zukünftigen Nut-zungsabsicht bilden die Kofferraumzu-stellung sowie eine kameraüberwachteZustellung hinter der eigenen Haustür.Abhol- oder Paketstationen stehen diemeisten Konsumenten genauso skep-tisch bis rückweisend gegenüber, wieinnovativen Konzepten, so dem Paket-
sack oder der Paketbox. Selbst das Ab-holen im stationären Geschäft(Click&Collect) wollen nur etwa dieHälfte der Probanden nutzen.
Annähernd ein Drittel der Befrag-ten wollen die Leistung auch zukünftigkostenfrei, während knapp 55 Prozenteine Zahlungsbereitschaft von bis zu5 Euro angeben. Dies verändert sichnur unwesentlich, wenn Eigenschaftenwie Schnelligkeit, Zuverlässigkeit oderSicherheit der Sendung zugesichertwerden. Eindeutig ist das Meinungs-bild zum dauerhaften Mieten einerPaketbox/Postfach: Über 80 Prozentlehnen dies ab. Auf Ablehnung stoßendie Konzepte insbesondere deshalb,weil die Befragten diese für zu unsi-cher, unzuverlässig oder teuer halten.
Die Studie zeigt sehr deutlich dieheutige und zukünftige Bedeutung vonHome Delivery in Verbindung miteiner verhaltenen Zahlungsbereit-schaft, unabhängig von der Lebenssi-tuation der Probanden. Aufgrund deswachsenden Paketaufkommens wirddie alleinige Ausweitung der Zustell-zeiten nicht ausreichen. Die Flexibili-sierung der Zustellung mit dem Zielder Kostenoptimierung bei einergleichzeitigen Erhöhung der Rate derErstzustellung kann nur durch die Im-plementierung innovativer Konzepteerreicht werden, für deren Nutzungder Kunde noch nicht bereit ist. EinErfolgsfaktor für die Schaffung derkundenseitigen Akzeptanz solcherKonzepte ist die Vermittlung desMehrwertes, der für die Kunden durchdie Verwendung derselben entsteht.Der Kommunikation kommt eine er-hebliche Bedeutung zu. lz 26-19
Haustür-Zustellung wird zum Problem – Zwei Verbraucherbefragungen zeigen Erwartungen – Innovative Lösungen nötig / Von Stefan Rock
Frankfurt. Die letzte Meile derZustellung von online bestelltenWaren wird zunehmend zum Pro-blem: Teuer für die Paketdienste,zu oft unkalkulierbar für die Kun-den. Nötig sind innovative Zustell-konzepte. Zwei Studien erforschendas Interesse der Verbraucher.
Konservative Kunden verteuern den E-Commerce
Alternativen sind nötig: Paketboten bei der Lieferung zum Verbraucher nach Hause.
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:JÖRGRODE
Prof. Dr. Stefan Rock lehrt InternationalesHandelsmanagement, insbesondere Handels-logistik, an der Technischen Hochschule Ingol-stadt (THI Business School).
Stuttgart. Ein Pilotprojekt in Stutt-gart will ungenutzte Stellflächen inInnenstadt-Parkhäusern als Mikro-Depots und damit Verlade-Statio-nen für E-Commerce-Pakete nut-zen. In der Initiative „Park_up“ ar-beiten Forscher des Fraunhofer-In-stituts für Arbeitswirtschaft undOrganisation (IAO), der Parkhaus-betreiber Apcoa, der Park-Dienst-leistungs-Anbieter Evopark unddas Logistik Start-up Velocarrierzusammen. Vom Parkhaus aus sol-len Lastenräder in einem Umkreisvon etwa 800 Metern Pakete aus-liefern. Das Projekt läuft zunächstin drei Parkhäusern. Apcoa-ChefPhilippe Op de Beeck geht aber da-von aus, dass es auch in anderenStädten funktioniert. Das Projektwird vom Bund mit rund 1,7 Mio.Euro gefördert. lz/dpa 26-19
Parkhäuser werdenPaket-Mikro-Depots
Stuttgart. Die Investment-FirmaMain Capital hat zusammen mitdem Management einen „strategi-schen Anteil“ an der E-Procure-ment-Plattform Onventis mit Sitzin Stuttgart erworben. Zu den On-ventis-Nutzern gehören nach Fir-menangaben über 500 Einkaufsab-teilungen von Unternehmen ausverschiedenen Branchen, darunterBahlsen, Hochland, UHU (BoltonGroup), Kühne, Deichmann, Con-rad, Staples und Office Depot. Dasjährliche Transaktionsvolumenliegt laut Main Capital bei weltweitüber 5,5 Mrd. Euro. Auf der Platt-form seien rund 35000 Lieferantenvertreten. rod/lz 26-19
Main Capital kauftbei Onventis ein
46 LebensmittelZeitung
Ausgabe 404. Oktober 2019IT & LOGISTIK
Mit einem steigenden Umsatzvolu-men im Onlinehandel wächst das Pa-ketvolumen. Im vergangenen Jahrwurden 3,5 Mrd. Pakete verschickt.Bei einem Großteil der Sendungenwählte der Kunde die Zustelloption„Home Delivery“. Für das Jahr 2023werden 4,4 Mrd. Sendungen progno-stiziert. Bei dieser Entwicklung lassensich seitens der Versender Erfahrungs-kurven- und Größendegressionseffek-te realisieren. Ein in der jüngsten Ver-gangenheit diskutierter Aspekt ist einevermehrte Versandkostenbeteiligungder Kunden, da die Maßnahmen wohlnicht ausreichen, um die gestiegenenKosten zu handhaben.
Der deutsche Onlinekunde ist hin-sichtlich einer Beteiligung an den Ver-sandkosten sehr sensibel. Online-Un-ternehmen befürchten Umsatzrück-gänge bei einer Veränderung dersel-ben. Es stellt sich die Frage, ob demimmer so ist oder ob durch eine Kun-densegmentierung nicht eine Win-Win-Situation zu erreichen wäre. Diessetzt voraus, dass die Händler Kennt-nis hinsichtlich relevanter, kundensei-
tiger Daten haben, was bejaht werdenkann. Der Handel oder die Versenderbieten dem Kunden eine Vielzahl vonLeistungskomponenten an, wobeinicht alle Komponenten einen Nutzenstiften. Sofern es sich nicht um Basis-leistungen handelt, kann bei nutzen-stiftenden Leistungen von einer Zah-lungsbereitschaft seitens der bean-spruchenden Kunden ausgegangenwerden. Bislang ist eine gegebenen-falls vorhandene Zahlungsbereitschaftnicht bekannt und wird demnachnicht abgeschöpft.
Mehrere Studien der TH Ingolstadtmit mittlerweile über 1300 Probandenbefassten sich mit unterschiedlichen
Aspekten zum Themenfeld Home De-livery. Eine neue Studie mit über 500Probanden fokussierte sich auf dieZahlungsbereitschaft der Onlinekun-den. In der vorliegenden Studie wur-den sowohl Probanden aus dem länd-lichen als auch dem städtischen Be-reich in unterschiedlichen Wohnsitua-tionen und -verhältnissen unter Be-rücksichtigung des Alters und Ge-schlechts befragt.
Aus der Zusammenführung derBefragungen lassen sich folgendeKernaussagen ableiten: Die Mehrheitder Probanden bestellt unregelmäßigin einem mehrwöchigen Abstand ausden Sortimentsbereichen Fashion,
Elektronik und Freizeit, wobei weibli-che Kunden häufiger bestellen alsmännliche und auch deren Zahlungs-bereitschaft ausgeprägter ist. Über alleAltersklassen hinweg ist keine Priori-sierung hinsichtlich Schnelligkeit ver-sus Pünktlichkeit erkennbar. Dies ver-ändert sich signifikant bei der Seg-mentierung nach Altersklassen. ÄltereBesteller bevorzugen eine zuverlässi-ge, zeitpunktgenaue und kostenfreieAnlieferung, während die jüngeren,die häufiger bestellen, eine schnelleLieferung präferieren, aber bereitsind, eine Zahlung zu leisten, die sichauf maximal 5 Euro beschränkt. DiePünktlichkeit ist besonders bei groß-volumigen Gütern aus den BereichenHeimwerken und Garten oder bei Ein-richtungsgegenständen von Bedeu-tung, während bei kleinen Artikeln dieZustellschnelligkeit dominiert. ZweiDrittel der Befragten geben an, füreine umweltbewusstere Lieferung ineinem geringen Umfang zu zahlen.Die Zahlungsbereitschaft aller Pro-banden steigt mit der Dringlichkeitdes Bedarfs.
In der Industrie ist die Segmentie-rung in der Leistungserstellung weitverbreitet. Im B2C-Onlinehandel istdies eher die Seltenheit, was zur Entste-hung von Kosten führt, denen kein Um-satz entgegensteht, mit Auswirkungenauf das Betriebsergebnis. Die Ergebnis-se der Studie zeigen sehr klar, dassdurch eine Segmentierung Umsatzpo-
Kundentyp entscheidet über Zahlungsbereitschaft für Versand – Leistungssegmentierung als strategischer Erfolgsfaktor / Von Stefan Rock
Frankfurt. Online-Händler könntendie steigenden Versandkosten kom-pensieren, indem sie ihre Kundennach der Zahlungsbereitschaft fürdie Belieferung segmentieren. Daszeigt eine aktuelle Studie der Tech-nischen Hochschule Ingolstadt.
Online-Shops können für schnelle Belieferung kassieren
Prof. Dr. Stefan Rock lehrt Internationales Han-delsmanagement, insbesondere Handelslogistik,an der Technischen Hochschule Ingolstadt.
Gewusst, wer: Jüngere Kunden präferieren eine schnelle Lieferung, auch wenn die kostet.
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:DHL
tentiale vorhanden sind. Zu deren Ab-schöpfung muss primär eine Informati-on vorliegen: das Alter des Empfängers.In Kombination mit der Art des Gutesund gegebenenfalls der Dringlichkeitdes Bedarfs lassen sich Erkenntnisse ab-leiten, die eine Zahlungsbereitschaftdes Kunden signalisieren.
Nicht immer wird eine schnelleLieferung durch den Kunden hono-riert. Beispielhaft ist Same Day Deli-very im Weinhandel zu hinterfragen.Tendenziell wird der Kunde eher hö-heren Alters sein und daher eine zeit-punktgenaue, aber kostenfreie Liefe-rung bevorzugen. Wünscht der Kundedennoch eine Eillieferung, kann diesebepreist werden.
Die qualifizierte Umsetzung derSegmentierung und die Abschöpfungder Leistungspotenziale bedingt eineWin-Win-Situation: Kundensegmen-te, die eine pünktliche Lieferung er-warten, nehmen längere Lieferzeitenin Kauf. Freiwerdende Kapazitätenkönnen in die Kundensegmente verla-gert werden, die kurze Lieferzeiten,verbunden mit einer Zahlungsbereit-schaft, erwarten. Die Unternehmendürfen mit einer Erhöhung der Ein-nahmen rechnen, was sich positiv aufderen Unternehmensergebnis auswir-ken wird. lz 40-19
„Wir sind groß“, sagte Metro IT-ChefTimo Salzsieder bei Bitkom – um dannnach einer Kunstpause zu erläutern,dass das aber noch lange nicht reichebei der Wandlung der Metro zu einemOmni-Channel-Händler. Die seit eini-ger Zeit Metronom genannte Firmen-IT wolle die Personalstärke von 2500Mitarbeitern künftig noch massiv erhö-hen. Einzig limitierendes Element seider Mangel an geeigneten IT-Fachkräf-ten. Aus Deutschland kämen zu weni-ge, da Schulen und Unis hierzulandenicht das Personal hervorbrächten, dasein moderner Händler brauche.
Lösungen komplexer Aufgabenmüssten von mehreren fachlichen Posi-tionen aus angegangen werden. Diesethemenübergreifende Sichtweise sei imdeutschen Bildungssystem nicht ver-breitet, kritisierte Salzsieder bei der Bit-kom-Konferenz vergangene Woche inBerlin. Das sei der Grund dafür, dass et-wa in der Berliner Niederlassung vonMetronom 90 Prozent der Entwickleraus anderen Ländern kommen. AgilesArbeiten in Teams fordere Kommuni-kationsfähigkeiten, emotionale Intelli-genz und soziales Verhalten, erklärteder Metro-CIO. Die Fachkompetenzmüsse nicht zwingend durch einen Stu-dienabschluss belegt werden.
Den notwendigen kulturellen Wan-del beschrieb Metronom-ManagerinSaskia Backhaus: Die Bereitstellung vongewünschtem Equipment sei ebensoGrundlage wie die transparente Darle-gung von Karriereoptionen. Das Arbei-ten in Team-Spaces und eine ausge-prägte Kultur im Umgang miteinanderseien ebenfalls sehr wichtig. Die Teams
geben sich hierbei laut Backhaus unter-einander abgestimmte Spielregeln. Da-rin legten sie etwa fest, wie sie damitumgehen, wenn das Kind eines Mitar-beiters erkrankt oder wenn Fehler imSoftwarecode auftauchen.
Auch bei Media-Markt-Saturn(MMS) wächst die Bedeutung der ITimmer weiter. Auch hier ist Recruitingentscheidend. Die MMS-Website wirbtIT-ler mit dem Slogan: „Media-Markt-Saturn Technology steht für agiles Ar-beiten, coole Teams mit netten Kolle-gen, eine lockere und familiäre Atmo-sphäre und jede Menge Spaß!“
Sonja Moosburger, Geschäftsführe-rin der Hightech-KonzerntochterMediaMarktSaturn N3XT Retail, zählteeine lange Reihe von IT-Lösungen auf,an denen der Filialist arbeitet: Roboterauf der Verkaufsfläche, Self-Checkoutper Smartphone, Instore-Navigationauf dem Handy, Instore Analytics,Augmented Reality im Laden, Virtual-Reality-Commerce, Sprach-Servicesund – ganz neu – „Retail Machines“. Es
gehe um die Digitalisierung der nachihren Angaben täglich 6 Mio. Kunden-kontakte über alle Kanäle hinweg.
Die von der EU und der EZB er-zwungene Einführung der 2-Faktor-Au-thentifizierung (2FA, lz 33-19) für dasBezahlen in Online-Shops war ein wei-teres Thema der Bitkom-Konferenz.Mehrere Redner äußerten die Befürch-tung, dass die Zahl der Kaufabbrüche inWeb-Shops sich verdoppelt, weil dasBezahlen per Kreditkarte nicht mehrkundenfreundlich sei. Kai-Uwe Mokrosvon Zalando Payments kritisierte, dassdie Umsetzung in verschiedenen EU-Staaten unterschiedlich erfolge. Das er-schwere das Geschäft für den in 17 Län-dern agierenden Fashion-Händler. DiePflicht zu 2FA und die Umsetzungdurch die Behörden EBA und Bafin seinicht vom Kunden aus gedacht. SeineFirma käme allerdings noch relativglimpflich davon, da die meisten Zalan-do-Kunden in Deutschland die Pay-ment-Methode Zahlung auf Rechnungwählen. Felix Holland/lz 40-19
Digital Retail Conference: Metro und Media-Markt-Saturn kämpfen beide um IT-Fachkräfte – Authentifizierungszwang bedroht E-Commerce
Berlin. Der Umgang mit und derMangel an IT-Personal, dieHightech-Aufrüstung des statio-nären Handels und die neuenPayment-Vorschriften mit kunden-abschreckenden Authentifizie-rungsanforderungen waren zen-trale Themen auf der Digital Re-tail Conference des IT-Branchen-verbands Bitkom.
Hightech-Handel braucht neue Firmenkultur
Neue Aufgaben für die IT: Dieser Beratungs-Roboter im Saturn-Markt in Ingolstadt ist nur ein Beispiel für die schnelle Veränderung.
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:HANS-
RUDOLF
SCHULZ
»Agiles Arbeiten,coole Teams,lockere Atmosphäreund jede Menge Spaß «
Eigenmarketing von Media-Markt-Saturn Technology zumAnwerben von IT-Fachkräften
Berlin. Die Paketzusteller und da-mit der E-Commerce leiden in denStädten unter einem zunehmendenMangel an Parkmöglichkeiten. Par-ken in der zweiten Reihe, auf Rad-wegen sowie Zeitverschwendungsind die Folgen. Vor diesem Hinter-grund diskutierte die Digital RetailConference von Bitkom „smarte“Lösungen, die den Lieferverkehr mi-nimieren oder zumindest den CO2-Ausstoß senken. Genannt wurdenetwa Lastenfahrräder und innerstäd-tische Micro-Depots.
Gerd Seber von DPD Deutsch-land erläuterte die Idee, die Nach-barn der Kunden für die Ausliefe-rung auf den letzten Metern einzu-spannen – quasi als Mikro-Paket-shop, abgegolten mit einem kleinenObolus. Immer wichtiger werdenlaut Seber die elektronischen Tech-niken, die die Chance einer Paket-Übergabe beim ersten Zustellver-such verbessern: Live-Tracking desLieferwagens mit Berechnung derAnkunftszeit des Pakets auf eineStunde genau, vom Empfänger steu-erbare Umleitung an einen Nach-barn oder einen Paketshop, Liefe-rung an eine andere Adresse sowieVerschiebung auf einen anderen Tag.Der DPD-Manager vertrat die Auf-fassung, dass der Transport bis zurWohnungstür des Kunden in Zu-kunft vermehrt durch die Übergabean Sammelstellen wie Paketshopsoder Paketboxen ersetzt werdenwird. Felix Holland/lz 40-19
Paketzustellungverändert sich
Frankfurt. Deutsche Post DHL hatangekündigt, innerhalb von sechsJahren 2 Mrd. Euro in die Digitali-sierung zu investieren. Der Konzernmodernisiere die IT und plane einestärkere Automatisierung, etwadurch Lager-Roboter. Algorithmensollen Routen optimieren und Volu-mina vorhersagen. Die Zahl derPackstationen soll bis 2021 von3700 auf 7000 steigen. itz/lz 40-19
Deutsche Post gehtDigitalisierung an
38 LebensmittelZeitung
Ausgabe 4325. Oktober 2019IT & LOGISTIK
Die Logistik wird in vielen Handelsun-ternehmen noch immer als Erfüllungs-gehilfe oder reine Kostenstelle gese-hen. Wird diese Sichtweise der aktuel-len und immer weiter steigenden Be-deutung der Logistik, insbesondere inHandelsunternehmen, noch gerecht?Durch die Digitalisierung und den da-mit einhergehenden Veränderungen,sowohl auf der Unternehmens- alsauch der Kundenseite, muss das in Fra-ge gestellt werden.
Die Anforderungen an die Logistiksteigen. Bedingende Faktoren sind un-ter anderem der wachsende Online-Handel, verbunden mit einem stei-genden Sendungsvolumen, veränderteKundenanforderungen hinsichtlichZuverlässigkeit oder Schnelligkeit, dieTendenz der sofortigen Artikelverfüg-barkeit und schleichende Veränderun-gen, wie die Sortimentsausweitung.
Leistungen, die die Logistik er-bringt, um die Kundenzufriedenheitzu erhöhen, sind häufig nicht oder nurbedingt monetär messbar. Die Folgeist, dass logistische Leistungen unter-nehmensseitig nur eingeschränktwahrgenommen und honoriert wer-den. Anderseits wird die Logistik zur
Erbringung kundenseitiger Leistungendurch andere Unternehmensbereichemotiviert, wobei deren Erstellung im-mense Ressourcen beansprucht undder Kundennutzen hinterfragt werdendarf. Beispielhaft sind die zeitnaheZustellung von Sendungen bei ausge-wählten Waren- oder Kundengruppenzu nennen. Was nutzt ein Same-Day-Delivery im Online-Weinhandel,wenn der primäre Kunde männlichund mittleren Alters ist und eine ko-stenfreie, zuverlässige und zeitpunkt-genaue Lieferung bevorzugt? Handeltes sich dann noch um eine optimaleRessourcenallokation? Ein weitererAspekt ist die Vorhaltung nicht nach-fragebezogener Bestände, verursachtdurch die Generierung von vermeint-lichen Einkaufsvorteilen oder der feh-lerhaften Einschätzung der Nachfrage
ohne Kenntnis der tatsächlich vorhan-denen Bestände.
Untersuchungen der TH Ingolstadtbestätigen, dass durch eine anschei-nende Optimierung der Einkaufskon-ditionen oder unangemessene Bestell-mengen Mehrkosten in der Logistikentstehen und durch diese zu tragensind. Dabei übersteigen die aus derEntscheidung folgenden Kosten oft beiweitem die scheinbaren Vorteile. Häu-fige Fehler des Vertriebs sind eine un-angepasste Bestellpolitik der Verkaufs-flächen, deren Belieferungsrhythmenoder die Neulistung von Artikeln zunennen. Das mag einen Mehrumsatzgenerieren, verursacht aber sehr oftdurch die notwendige Handhabung er-hebliche Mehrkosten in der Wert-schöpfungskette mit Auswirkungen aufden Unternehmenserfolg.
Innovativen Projekten kommt, auchaus Prestigegründen, in der Logistikeine erhöhte Aufmerksamkeit zu. Trotzder hohen Bedeutung dieser darf das„Daily Business“ nicht vernachlässigtwerden. Untersuchungen der TH In-golstadt zeigen, dass immense Poten-ziale in der Optimierung der Bestands-struktur zu finden sind, sowohl denUmlaufbestand, als auch den Sicher-heitsbestand betreffend. Das Potentialfindet sich vornehmlich nicht in denKapitalbindungskosten, sondern viel-mehr in den mit dem Handling verbun-denen Prozesskosten. Teils beachtlicheKostensenkungspotenziale finden sichauch in häufig in einer Optimierung desAblaufs der Kommissionierung.
In der Logistik zeigt sich nicht sel-ten das suboptimale Ergebnis einerSelbstoptimierung einzelner Unter-
nehmensbereiche, wenn auf eine syste-mische, ganzheitliche Sichtweise ver-zichtet wird. Die Zeit, Bereichsegois-men in den Vordergrund zu stellen, istvorbei. Das Schaffen von Werten überdie gesamte Wertschöpfungskette istgefragt. Dies bedingt, dass Entschei-dungen gemeinsam unter weitestge-hender Berücksichtigung aller relevan-ten Kosten- und Leistungsaspekte so-wie unter Einbezug aller beteiligtenUnternehmensbereiche gefällt werden.Um das Ziel der Logistik – eine effi-ziente Leistungserstellung – sicherzu-stellen, bedarf es einer konsequentenAusrichtung der Ressourcen auf denKundennutzen mit der Konsequenzder Neupositionierung der Logistik imWertesystem der Unternehmen.
Es muss verhindert werden, dassdie Logistik zur Erstellung von Lei-stungen motiviert wird, die zwar Ko-sten verursachen, denen jedoch keinKundennutzen gegenübersteht. In derGastronomie ist es üblich, dass der, derbestellt, zahlt. Dieser Grundsatz sollteauch in der Logistik Anwendung fin-den. Die aufgezeigten Aspekte der Lei-stungserstellung sind Kern des logisti-schen Denkens und Handels, so dassdie Logistik der Zukunft eine weitausbedeutendere Stellung mit einem ge-stärkten Selbstbewusstsein in derWertschöpfungskette der Händler ein-nehmen muss. lz 43-19
Nachhaltiges Wertschöpfungsmanagement erfordert einen neuen Blick auf die Logistik – Unternehmen sollten ganzheitlich denken / Von Stefan Rock
Frankfurt. Wenn Filialisten ihreProzesse optimieren, sollten sieihren Logistikern mehr Bedeutungbeimessen. Wenn etwa der Einkaufnur nach Konditionen schielt,ohne Lagerkosten und Instore-Logistik zu berücksichtigen, ist daskontraproduktiv.
Handelslogistiker werden selbstbewusster
Prof. Dr. Stefan Rock lehrt InternationalesHandelsmanagement, insbesondere Handels-logistik, an der Technischen Hochschule Ingol-stadt (THI Business School).
Optimierung:Bünting hat durcheine ganzheitlichePlanung und neueSoftware wenigerBestände undOut-of-Stockssowie gleichzeitigfrischere Ware imKühlregal.
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