VonChagallbisKammermusik Wiewirleben … · 2016. 8. 29. · sige Konzerte. Das...

1
Evangelisch in Lippe August 2016/III Wie wir leben Von Kirchenrat K ultur ist, wie wir leben. Das müssen keine kom- plizierten Sachen sein. Ra- sierzeug, Zahnpasta und –bürste, Seife und Shampoo sowie die Nagelschere für unterwegs befinden sich im? – richtig: Kulturbeutel. Kultur hat etwas damit zu tun, wie ich mich pflege, mich gebe, mich ausdrücke. Auch wer glaubt, will seinen Glauben zur Sprache bringen und zei- gen. Zu jeder Zeit war und ist es Menschen wichtig, ihrem Glauben sinn- und auch bildhaft Ausdruck zu verlei- hen. Mit den Mitteln der bil- denden Kunst, der Architek- tur, der Literatur und der Mu- sik geben wir Botschaften über das Menschsein, unser Bild von Gott und die Sicht des Lebens weiter – genauso wie mit unseren Worten und Taten. Kultur ist, wie wir leben. Zunehmend werden die Dinge unübersichtlich. Nicht mehr jeder glaubt. Nicht mehr jede Aussage über Gott und damit auch die Welt ist mehrheitsfähig. Nicht mehr nur eine Religion, nämlich das Christentum, bean- sprucht Aufmerksamkeit für sich. Auch hier in Lippe, auch hier in unserer ländlichen Region, wird kulturelle Viel- falt immer klarer erkennbar. Manche verunsichert das. Manche stört das. Manche macht das wütend. Kultur ist, wie wir leben. In all den neuen Veränderun- gen stellt sich die Frage nach einer Kultur des Alltags, die einen gelassen sein lässt, oh- ne nachlässig zu sein. Die ei- nen der eigenen Quellen ge- wiss sein lässt, ohne sich in religiöse oder weltanschau- liche Arroganz gegenüber anderen zu verirren. Ange- sichts der Terroranschläge der vergangenen Wochen in Frankreich und Deutschland trauert jeder um die Opfer und fühlt mit den Angehöri- gen. Und gerade jetzt geht es darum, keiner Kultur der Angst und des Fröstelns die Überhand zu lassen. Angst ist der falsche Ratgeber. Gerade jetzt ist es wichtig, für zent- rale Werte unserer Gesell- schaft Menschenwürde, Meinungsfreiheit, Presse- freiheit, Religionsfreiheit gemeinsam einzustehen. Kultur ist, wie wir leben. Da braucht es Werte, auf die wir uns gemeinsam verständi- gen. Da braucht es Haltun- gen, die wir von allen erwar- ten können. Man sollte das nicht „Leitkultur“ nennen. Der Begriff ist verbrannt. Der Theologe und Märtyrer Diet- rich Bonhoeffer hat in der Zeit des NS-Terrors gesagt: „Nur wer für Juden schreit, darf auch gregorianisch singen.“ Das heißt für heute: Eine Kir- che ist dann auf der richtigen Spur, wenn sie sich für Aus- gegrenzte oder vom Aus- schluss bedrohte Menschen einsetzt und darin nicht nachlässt. Wo diese Haltung fehlt oder gar bestritten wird, ist alle Kunst vergebens. Tobias Treseler Von Chagall bis Kammermusik Kulturelle Angebote in lippischen Kirchen In der evangelischen Tradition spielt die Kirchenmusik in der Verkündigung eine besondere Rolle. In Detmold setzt zum Bei- spiel die Martin-Luther-Kirche einen kirchenmusikalischen Schwerpunkt. Die Kantorei der Christuskirche in Detmold mit ihren vielfach thematisch ge- bundenen Konzertreihen oder auch die MarienKantorei und Nicolai-Kantorei in Lemgo mit ihrem jährlich gemeinsam ver- anstalteten Musikfest „MixTour“ sind überregional bekannt. Viele Kirchen pflegen über die Kirchenmusik hinaus inzwi- schen die Verbindung zu Kunst und Kultur – zeigen Bilderaus- stellungen, so wie die Marktkir- che in Lage im vergangenen Jahr Lithografien von Marc Chagall, oder bieten Raum für hochklas- sige Konzerte. Das Landesthea- ter Detmold macht das Angebot, mit Lesungen in Kirchen zu kom- men – buchbar sind „Der Groß- inquisitor“ sowie „Die Bibel – Das Beste aus dem Buch der Bü- cher“. Die nächste Vorstellung von „Der Großinquisitor“ findet am 21. November in der Kirche Neu Eben-Ezer in Lemgo statt. Kulturelle Angebote sind in vie- len Kirchen in Lippe eine Selbst- verständlichkeit geworden. Auch ländlich gelegene Ge- meinden haben in den vergan- genen Jahren hier einen Schwer- punkt entwickelt. So wie die evangelisch-reformierte Kir- chengemeinde in Wöbbel. Sie ist über ihre Grenzen hinaus be- kannt geworden mit „Kunst un- term Kirchturm“ und „Kunst im Fachwerk“. In der Kirche in Wöbbel und in der Fachwerk- kapelle in Belle finden Konzerte statt, für die die Zuhörer teil- weise weite Anfahrten auf sich nehmen. Unter anderem waren schon das Kammerorchester Eri- wan aus Armenien, das David Gazarov Trio oder auch die Klazz Brothers aus Dresden zu Gast. Seit einigen Jahren bietet die Kir- chengemeinde Studierenden der Hochschule für Musik in Det- mold die Kirche als „Junges Po- dium“ an. Die evangelisch-lutherische Kir- che Bergkirchen, eine idyllisch gelegene Fachwerkkirche, bietet neben dem gemeindlichen Le- ben ein vielfältiges musikali- sches Programm und ist dafür ebenfalls in der ganzen Region bekannt. Mehr als 5.000 Zuhö- rer besuchen über das Jahr ver- teilt die Konzerte in der Kirche, in der Kammermusik eine ideale Akustik findet. Musikalisch be- sonders gestaltete Gottesdienste in der Weihnachts- und in der Osterzeit sowie die bekannten Reihen „Musik für Spaziergän- ger, „Mondscheinkonzerte“ und „Winterkonzerte“ haben ihren ganz besonderen Reiz. Beliebt: Mondscheinkonzerte in der ev.-luth. Kirche Bergkirchen. FOTO: ROTTKAMP Wort auf den Weg Ecclesia Versicherungsdienst GmbH Klingenbergstraße 4 32758 Detmold Internationaler Versicherungsmakler Fon + 49 (0) 5231 603-0 Fax + 49 (0) 5231 603-197 E-Mail: [email protected] Kompetenter Partner für Kirchen, Unternehmen im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege www.ecclesia-gruppe.de

Transcript of VonChagallbisKammermusik Wiewirleben … · 2016. 8. 29. · sige Konzerte. Das...

Page 1: VonChagallbisKammermusik Wiewirleben … · 2016. 8. 29. · sige Konzerte. Das Landesthea-terDetmoldmachtdasAngebot, mitLesungeninKirchenzukom-men–buchbarsind„DerGroß- ... 20160413

Evangelisch in Lippe August 2016/III

Wiewir lebenVon Kirchenrat

Kultur ist, wie wir leben.Das müssen keine kom-

plizierten Sachen sein. Ra-sierzeug, Zahnpasta und–bürste, Seife und Shampoosowie die Nagelschere fürunterwegs befinden sich im?– richtig: Kulturbeutel. Kulturhat etwas damit zu tun, wieich mich pflege, mich gebe,mich ausdrücke. Auch werglaubt, will seinen Glaubenzur Sprache bringen und zei-gen. Zu jeder Zeit war und istes Menschen wichtig, ihremGlauben sinn- und auchbildhaft Ausdruck zu verlei-hen. Mit den Mitteln der bil-denden Kunst, der Architek-tur, der Literatur und der Mu-sik geben wir Botschaftenüber das Menschsein, unserBild von Gott und die Sichtdes Lebens weiter – genausowie mit unseren Worten undTaten.

Kultur ist, wie wir leben.Zunehmend werden dieDinge unübersichtlich. Nichtmehr jeder glaubt. Nichtmehr jede Aussage über Gottund damit auch die Welt istmehrheitsfähig. Nicht mehrnur eine Religion, nämlichdas Christentum, bean-sprucht Aufmerksamkeit fürsich.Auchhier in Lippe, auchhier in unserer ländlichenRegion, wird kulturelle Viel-falt immer klarer erkennbar.Manche verunsichert das.Manche stört das. Manchemacht das wütend.

Kultur ist, wie wir leben. Inall den neuen Veränderun-gen stellt sich die Frage nach

einer Kultur des Alltags, dieeinen gelassen sein lässt, oh-ne nachlässig zu sein. Die ei-nen der eigenen Quellen ge-wiss sein lässt, ohne sich inreligiöse oder weltanschau-liche Arroganz gegenüberanderen zu verirren. Ange-sichts der Terroranschlägeder vergangenen Wochen inFrankreich und Deutschlandtrauert jeder um die Opferund fühlt mit den Angehöri-gen. Und gerade jetzt geht esdarum, keiner Kultur derAngst und des Fröstelns dieÜberhand zu lassen. Angst istder falsche Ratgeber. Geradejetzt ist es wichtig, für zent-rale Werte unserer Gesell-schaft – Menschenwürde,Meinungsfreiheit, Presse-freiheit, Religionsfreiheit –gemeinsam einzustehen.

Kultur ist,wiewir leben.Dabraucht es Werte, auf die wiruns gemeinsam verständi-gen. Da braucht es Haltun-gen, die wir von allen erwar-ten können. Man sollte dasnicht „Leitkultur“ nennen.Der Begriff ist verbrannt. DerTheologe und Märtyrer Diet-richBonhoeffer hat inderZeitdes NS-Terrors gesagt: „Nurwer für Juden schreit, darfauch gregorianisch singen.“Das heißt für heute: Eine Kir-che ist dann auf der richtigenSpur, wenn sie sich für Aus-gegrenzte oder vom Aus-schluss bedrohte Menscheneinsetzt und darin nichtnachlässt. Wo diese Haltungfehlt oder gar bestritten wird,ist alle Kunst vergebens.

Tobias Treseler

VonChagall bis KammermusikKulturelle Angebote in lippischen Kirchen

In der evangelischen Traditionspielt die Kirchenmusik in derVerkündigung eine besondereRolle. In Detmold setzt zum Bei-spiel die Martin-Luther-Kircheeinen kirchenmusikalischenSchwerpunkt. Die Kantorei derChristuskirche in Detmold mitihren vielfach thematisch ge-bundenen Konzertreihen oderauch die MarienKantorei undNicolai-Kantorei in Lemgo mitihrem jährlich gemeinsam ver-anstalteten Musikfest „MixTour“sind überregional bekannt.Viele Kirchen pflegen über dieKirchenmusik hinaus inzwi-schen die Verbindung zu Kunstund Kultur – zeigen Bilderaus-stellungen, so wie die Marktkir-che in Lage im vergangenen JahrLithografien von Marc Chagall,oder bieten Raum für hochklas-sige Konzerte. Das Landesthea-ter Detmold macht das Angebot,mit Lesungen inKirchenzukom-men – buchbar sind „Der Groß-inquisitor“ sowie „Die Bibel –Das Beste aus dem Buch der Bü-cher“. Die nächste Vorstellungvon „Der Großinquisitor“ findet

am 21. November in der KircheNeu Eben-Ezer in Lemgo statt.Kulturelle Angebote sind in vie-len Kirchen in Lippe eine Selbst-verständlichkeit geworden.Auch ländlich gelegene Ge-meinden haben in den vergan-genen Jahren hier einen Schwer-punkt entwickelt. So wie dieevangelisch-reformierte Kir-chengemeinde inWöbbel. Sie istüber ihre Grenzen hinaus be-kannt geworden mit „Kunst un-term Kirchturm“ und „Kunst imFachwerk“. In der Kirche inWöbbel und in der Fachwerk-kapelle in Belle finden Konzerte

statt, für die die Zuhörer teil-weise weite Anfahrten auf sichnehmen. Unter anderem warenschon das Kammerorchester Eri-wan aus Armenien, das DavidGazarovTriooderauchdieKlazzBrothers aus Dresden zu Gast.Seit einigen Jahren bietet die Kir-chengemeinde Studierenden derHochschule für Musik in Det-mold die Kirche als „Junges Po-dium“ an.Die evangelisch-lutherische Kir-che Bergkirchen, eine idyllischgelegene Fachwerkkirche, bietetneben dem gemeindlichen Le-ben ein vielfältiges musikali-sches Programm und ist dafürebenfalls in der ganzen Regionbekannt. Mehr als 5.000 Zuhö-rer besuchen über das Jahr ver-teilt die Konzerte in der Kirche,in der Kammermusik eine idealeAkustik findet. Musikalisch be-sonders gestaltete Gottesdienstein der Weihnachts- und in derOsterzeit sowie die bekanntenReihen „Musik für Spaziergän-ger, „Mondscheinkonzerte“ und„Winterkonzerte“ haben ihrenganz besonderen Reiz.

Beliebt: Mondscheinkonzerte inder ev.-luth. Kirche Bergkirchen.

FOTO: ROTTKAMP

Wort aufdenWeg

Ecclesia Versicherungsdienst GmbHKlingenbergstraße 432758 Detmold

Internationaler Versicherungsmakler

Fon + 49 (0) 5231 603-0Fax + 49 (0) 5231 603-197E-Mail: [email protected]

Kompetenter Partner für Kirchen, Unternehmen im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspfl ege

www.ecclesia-gruppe.de

20160413 Kirche Barntrup.indd 1 13.04.2016 11:44:09