Voraussetzungen für Geruchsbelastungen in Innenräumen ... · Charakteristik von Gerüchen durch...
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Dipl. Ing. Martina Clemens-Ströwer
Mediatorin und öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Schimmelpilze, Gerüche u.a. Innenraumschadstoffe undBerwicker Str. 2859514 Welver Tel: 02384-1222 Fax: 02384-911179Email: [email protected]: www.clemens-stroewer.de
Voraussetzungen für Geruchsbelastungen in Innenräumen durch Phenol und Kresole anhand von Fallbeispielen
Charakteristik von Gerüchen durch Phenol und Kresole
� sehr geringe Geruchsschwellenwerte: 0,2 - 1,3 µg/m³ für o-, m- oder p-Kresol 20 µg/m³ für Phenol
� Gerüche dringen ins Material ein, wie z.B. Estrich oder Wandoberflächen
� zwecks Sanierung reicht das Entfernen der Primärquellen meist nicht aus
� auch Sekundärquellen müssen oft entfernt werden
� PVC-Fußbodenbelag
� Weichmacher auf Basis von Trikresylphoshaten und Triphenylphosphaten im PVC enthalten
� Alkalische Bedingungen in Verbindungen mit Feuchtigkeit um Prozess der Phenol-und Kresolabspaltung in Gang zu setzen
Voraussetzungen für die Geruchsentstehung durch Phenol und Kresole
p-Kresol Phenol
TriphenylphosphatTrikresylphosphat
Materialanalysen von verschiedenen PVC Belägen
Angaben in mg/kg
*Diphenylkresylphosphat ca. 2600mg/kgPhenyldikresylphosphat ca. 1200mg/kg
----Hexabromcyclo-Dodekan
---490Trikresylphosphat
--220*1400Triphenylphosphat
-3,1310-Tris(n-butyl)phosphat
---Tris(2-butoxyethyl)phosphat
-48--Tris(dichlorisopropyl) phosphat
----Tris(monochlorpropyl)phosphat
-4,8-3,6Tris(2-ethylhexyl)phosphat
----Tris(2-chlorethyl)phosphat
PVC 4PVC 3PVC 2PVC 1Parameter/Probe
Fallbeispiel I
Fallbeispiel I� Neubau einer Wohnungsanlage mit über 40
Wohnungen auf 4 Etagen� Fußbodenaufbau bestehend aus Beton,
Trittschalldämmung (Styrodur), Zementestrich, Spachtelung
� Verlegung von 2 verschiedenen PVC-Fußbodenbelägen
� Geruchsbelästigung setzte einige Wochen nach Verlegung in 20 Wohnungen ein, in denen der PVC in Holzoptik verlegt wurde. In den Wohnungen mit PVC-Belag in Linooptik war keine Geruchsentwicklung feststellbar.
� stichprobenhafte Prüfung des Feuchtegehaltes im Estrich in nur 2 Wohnungen (< 2% CM)
� Zusätzlich auffallend waren Feuchteschäden durch mangelhafte Abdichtungen an den Balkonen
Sanierungsversuche
6
20
Ausgangs-situation06/2010
12
40
Estrich abgeschliffen
07/2010
2,2
35
Estrich nochmals abgeschliffen und
verspachtelt08/2010
-m/p-Kresol
2Phenol
Estrich ausgetauscht,
Tapeten erneuert03/2011
Verbindung
Angaben in µg/m³
Sanierung
� In den 20 betroffenen Wohnungen wurde der Estrich wieder entfernt
� Beteiligte bei der gleichen Versicherungsgesellschaft versichert
� Rechtsstreit konnte vermieden� Sanierungskosten wurden von
der Versicherung übernommen
Fallbeispiel II
Fallbeispiel II� ca. 20 verschiedene Altbauwohnungen in mehreren
Gebäuden (MFH) Baujahr 1950er-1960er � Fußbodenaufbau unterschiedlich:
� Beton� Trittschalldämmung aus Styrodur/ Mineralwolle /
keine � Zementestrich/Spanplatte/Steinholzestrich� alter Bitumenkleber� Spachtelung, Kleber in allen Wohnungen identisch
� Verlegung der PVC-Fußbodenbeläge nach Mieterwechsel in 2007-2008
� Geruchsbelästigung setzte nach Verlegung in den Wohnungen ein und hielt über Jahre an
� keine Feuchteschäden vorausgegangen� auch keine anderen Feuchtigkeitsquellen
wie z.B. Neubaufeuchte
Geruchsschwelle von Phenol 20 µg/m³
Geruchsschwelle von Kresol 1,3 µ/m³
Wohnungen
Ursachen der Gerüche� PVC mit Triphenylphosphaten
/Trikresylphosphaten als Weichmacher
� keine Feuchteschäden� keine Neubaufeuchte
� die einzige Feuchtigkeitsquelle stellt Kleber /Spachtelung dar, die zwischen Bitumenkleber und PVC eingeschlossen wurde
� Spachteldicke zu gering um ausreichend saugfähig zu sein
Sanierungskosten
� ca. 20.000,- € pro Wohnung ohne Asbesthaltigen Bitumenkleber
� ca. 29.000,- € pro Wohnung mit asbesthaltigem Kleber
� Gesamtkosten ca. 600.000 €
Fallbeispiel III
Fallbeispiel III� Ladenlokal aus den 1980er, nicht unterkellert
� Fußbodenaufbau bestehend aus Beton, Trittschalldämmung (Styrodur), Zementestrich, Natursteinboden, Spachtelung
� Verlegung eines PVC-Fußbodenbelags in Holzoptik um 2005
� in den ersten Jahren bis 2012 keinerlei Geruchsprobleme
� erst nach Leerstand und Neuvermietung tritt Geruchsbelästigung durch Phenol und Kresoleauf
� zunächst keine Hinweise auf Feuchte-schäden vorhanden
Wie kam es nach so langer Zeit der PVC -Verlegung zur Geruchsentwicklung?� nach dem Rückbau des PVC-
Belags Schimmelpilzbefall im Fußleistenbereich erkennbar
� Recherchen ergaben, dass während des Leerstands Wasser über mehrere Wochen auf dem PVC stand
� Ursache des Wassereintritts nicht bekannt
Zusammenfassung
� PVC Beläge können zu problematischen Geruchsbelastungen durch Phenol und Kresoleführen.
� Gehalt an Trikresylphoshaten und Triphenylphosphaten im PVC maßgeblich für die Freisetzung von Phenol und Kresolen
� Auch wenn keine Feuchteschäden oder erhöhte Restfeuchte im Estrich vorliegen, kann der Prozess der Phenol- und Kresolfreisetzung in Gang gesetzt werden
� PVC-Beläge, die schon mehrere Jahre verlegt sind und die zunächst keine Geruchsbildung verursachen, können durch Feuchteschäden zu Geruchsver-ursachern werden
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!