Vorlesung Professor Früh_1

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09.04.2010 Das Publikum: Begriff und Modelle Übungsfragen Wie ist das Publikum in der Kommunikations-und Medien- wissenschaft verortet? Welche grundlegenden Merkmale zeichnen die akademische und die angewandte Publikumsforschung aus? Welche theoretischen und methodischen Unterschiede bestehen zwischen verschiedenen Publikumskonzepten? 1. Das Publikum in der Medienforschung Kübler (1994) „Medienkommunikation ist gesellschaftliche, öffentliche, organisierte, medial vermittelte und professionalisierte Spezialform von K.“ Konstellation: professionalisierte 组组组组 Gruppe vs. Amateure 组组 und Laien organisierte Spezialinstitutionen vs. individuelle Nutzer hohes Wissen vs. geringes Wissen vom „Anderen“ Früh: Dynamisch 组组组组-transaktionaler Ansatz Publikum und Kommunikator sind aktiv und passiv zugleich Publikum: +Selektion, Interpretation, 组组 Elaboration 组组 -Angewiesenheit 组组 auf Angebote Sozialisation …组组组组组 Kommunikator: + Auswahl von Informationen, Gestaltung 组组 -Zwang des Mediums (ökonomisch, kulturell, strukturell usw.), Berufsnormen, Rechtsprechung 组组组…

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09.04.2010 Das Publikum: Begriff und Modelle

Übungsfragen

Wie ist das Publikum in der Kommunikations-und Medien-wissenschaft verortet?

Welche grundlegenden Merkmale zeichnen die akademische und die angewandte Publikumsforschung aus?

Welche theoretischen und methodischen Unterschiede bestehen zwischen verschiedenen Publikumskonzepten?

1. Das Publikum in der Medienforschung

Kübler (1994) „Medienkommunikation ist gesellschaftliche, öffentliche, organisierte, medial vermittelte und professionalisierte Spezialform von K.“

Konstellation: 一组观点 professionalisierte 使职业化 Gruppe vs. Amateure 外行 und Laien

organisierte Spezialinstitutionen vs. individuelle Nutzer

hohes Wissen vs. geringes Wissen vom „Anderen“

Früh: Dynamisch 有强度的-transaktionaler AnsatzPublikum und Kommunikator sind aktiv und passiv zugleichPublikum:

+Selektion, Interpretation, 解释 Elaboration 周密-Angewiesenheit 依赖 auf Angebote Sozialisation …人的社会化

Kommunikator:

+ Auswahl von Informationen, Gestaltung 塑造-Zwang des Mediums (ökonomisch, kulturell, strukturell usw.), Berufsnormen, Rechtsprechung 司法权…

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Lasswell-Formel

Wer? Kommunikatorforschung

sagt was? Medieninhaltsforschung

in welchem Kanal? Medienforschung i.e.S.

zu wem? Publikumsforschung

mit welchem Effekt? Wirkungsforschung

Besonderheiten empirischer Forschung:

Gegenstand: der kommunizierende MenschRezeption und Wirkung

nichtspekulatives VorgehenDeskription und Theorieprüfung

2. Publikum und Publikumsforschung

Definition Publikum: Gesamtheit der Nutzer≠ Summe

a) (latente) Reflexion 反映

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b) soziales Gefüge 结构aktuell: kollektive Rezeption

virtuell 虚拟的: Anschlusskommunikation 结合

Gegenstand der PublikumsforschungBeziehungen zwischen Rezipienten und Mediena) Reichweitenb) Struktur (Soziodemographie, Lebensstile, Konsum, Psychographie)c) Verbindungen zwischen Medien-und interpersonaler Kommunikationd) Verbindungen zwischen Mediennutzung und Alltagswelte) Art der Mediennutzung und -verarbeitung

/ \/ \

/ Aneignung \ / \

/ Rezeption \ / \

/ Kontakt \ ----------------------------------Duales System der Publikumsforschung (erweitert nach Goertz 1997)

Akademisch学术上 orientierte Ökonomisch orientierte Publikumsforschung Publikumsforschung =Mediaforschung

Ziel Erkenntnisgewinn Produktverbesserung Werbeplanung

Budgets 预算 niedrig hoch

Standort 定位 ausserhalb des Mediensystems innerhalb des Mediensystems

Orientierung Grundlagen Anwendung

Zugang Oeffentlich exklusiv 单独的Zugangskosten niedrig hochBild von Publikum aktiv passiv

Position nach audience 听众 autonomy 自治 audience control 监督

3. Drei Konzeptionen方案 vom Publikum

McQuailby place (Verbreitungsgebiet)by people (Zielgruppen)by medium or channel (Nutzungstyp)by content (Genres)by time (daytime, prime time)

Dollasereale Publika:

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massenmediale Publika: Medienschaften (analog zu Leserschaften): statistische Publika

Mc Quail: structural tradition: Zielgruppebehavioral tradition: Nutzer cultural tradition: Akteur

BonfadelliMasseZielgruppeIndividuumsozialer AkteurFan-Kultur

Konzeptionen vom Publikum (Bonfadelli)

Konzeptionen vom Publikum (nach McQuail)

1. Zielgruppe

Kriterien:

Erreichbarkeit: KontaktchanceAffinität: Relation zwischen Merkmal in Zielgruppe und Gesamtbevölkerung

Beschreibung von Zielgruppen nach

DemographieKonsummerkmalen (Ausstattung, Gewohnheiten, Wünsche)

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Lebensstilen/sozialen Milieus

2. Nutzer

Merkmale von Aktivität (nach Blumler)

NutzenIntensionalitätSelektivitätKontrolle

Uses and Gratifications –Ansatz

Publikum ist aktiv und zielorientiertMedien konkurrieren mit anderen Quellen um BedürfnisbefriedigungMenschen sind sich ihrer Bedürfnisse bewusst3. Akteur

Teilhabe an Kommunikation als Herstellung einer Verständigungsgemeinschaft: Machtbezug

Betonung der Rezeption als eigenständige (auch kollektive) Interpretationsleistung

sozialer und kultureller Kontext: Alltag

ethnographische (qualitative) Methoden dominierend

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Vorlesung Professor Früh am 13.04.2010 -

Grundlagen wissenschaftlicher Erkenntnisse

Realwissenschaften: sollen reale真实的 und präzise精确的 Erkenntnisse hervorbringen生产Dazu gibt es verschiedene MethodenNach wie vor Disskurs über die beste MethodeAber Frage: Sind Menschen überhaupt in der Lage objektive Beobachtungen anzustellen进行?

Das philosophische Problem: Leie hält die Realität für evident显而易见的

Kognitive Aufnahme ist aber nachweislich可论证的 nicht bei allen Menschen gleich: Wahrnehmungsverzerrungen曲解 hier wird aber schon davon ausgegangen das Wahrnehmung möglich ist

Wir fragen uns aber: Wie ist Wahrnehmung überhaupt möglich?

Erkenntnistheoretische Sicht:Wahre Erkenntnis ist die Korrespondenz通信 der Überzeugung信服mit der Realität

Wissenschaftstheoretische Sicht:Ware Erkenntnis ist rational有理性的 gerechtfertigte有根据的 Überzeugung über die Realität

Überzeugung kann sich auf alles beziehen was sich der Mensch vorstellen kannWichtig ist wie die Überzeugung gerechtfertigt ist

Eine Überzeugung zu haben meint: sie ist als Aussage zu formulieren und die bezeichneten涉及的Sachverhalte法律形势 als wahr zu setzten放置

Eine wahre Überzeugung ist eine gerechtfertigte Überzeugung

Hat man also eine Überzeugung hält man den Sachverhalt auf den sie sich bezieht für wahr.

Kernproblem:

Was ist als Rechtfertigung verwendbar?Meinung: Überzeugung kann nur durch andere Überzeugungen gerechtfertigt werden.

Aber die jeweiligen Überzeugungen müssen dann wiederrum gerechtfertigt werden.(zieht eigentlich eine Endloskette an Überzeugungsrechtfertigungen nach sich)

Rechtfertigungen dürfen aber keine irrealen Inhalte haben (Utopie oder Wünsche, manchmal auch Erwartungen)

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Konsequenz: Rechtfertiger müssen gerechtfertigt werden: führt zu unendlichem Regress von Rechtfertigungen, also kann eine Überzeugung niemals restlos als wahr hingenommen werden und hat immer einen irrationales Element.

Philosophische Lösungen:

DogmatismusBenennt eine absolut gültige, nicht weiter rechtfertigungsbedürftige Instanz zur Abschaffung des unendlichen RegressesKlassische Empirismus: klassische unvermittelte Sinneseindrücke – reine ErkenntnisIn der Wissenschaft der beliebteste Ansatz Hans Albert „Münchhausen Trilemma“3 MöglichkeitenInfiniter RegressLogischer ZirkelAbbruch des Verfahrens

PragmatismusArgumentiert: die einzelnen Rechtfertigen ergänzen sichRationalitätsgrad steigt also progressiv mit den Rechtfertigungsschritten, und ab einem bestimmten Punkt lohnt die Rechtfertig nicht mehr weil die absehbar zu erziehlenden Erkenntnisse nicht der Rede wert sind

KohorentismusLogischer Zirkel

(Poppers) Fallibilismus (logischer Kern aus dem kritischen Rationalismus)Besser bekannt als kritischer RationalismusÄhnlich dem Pragmatismus Forscher merken von selbst wann eine theorie ausreichend geprüft sei und erklären sie für erläutertes wissenPopper bestreitet das Prinzip des unendlichen Regresses Es gibt ihn zwar aber die absolut sichere Erkenntnis können und brauchen wir nicht erreichen (stellt den Ansprucch des absolut sicheren Wissens nicht)

Die Suche nach der Wahrheit müsse aber nicht aufgegeben werden??????????????????????????????????????

Gewissheit ist das entscheidende nicht Wahrheit. Absolutes wissen können wir nicht erreichen weil:

1. Unsere Wahrnehmungsmechanismen sind spezifisch menschlich vorgeprägt2. Wir sind niemals vor Irrtümern sicher3. Die realität kann sich ändern, so das jede erkenntnis auch relativ zu zeit ist.

Wir können also keine absolut wahre überzeugung erlangen aber die Realität besser erkennen (erlangen zunehmende gewissheit über die Realität)

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Wie kann zuwachs an Gewissheit also festgestellt werden?In viele einzelne, überprüfbare Schritte zerlegen

Wir beweisen oder rechtfertigen nicht nur verbal durch weitere überzeugungen sondern wir geben die empirischen prüfschritte an welche zu der Erkenntnisse führen. So kann der andere selber probieren und erlangt die erkenntniss selberPopper: Wir müssen nicht immer zur Lösung kommen aber das Problem immer besser und tiefer verstehen

These: Wir gehen vom Alltagsverstand aus und die Kritik ist ein mächtiges Mittel