Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher...

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1 Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick SS 2011 Prof. Dr. Holger Strutwolf

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Vorlesung Theologiegeschichte im Uumlberblick

SS 2011

Prof Dr Holger Strutwolf

2

A Die Voraussetzungen der christlichen Theologie 1 Jesus als der Christus 2 Die neutestamentliche Theologie 3 Die Apostolischen Vaumlter

3

1 Jesus als der Christus

4

Das Petrusbekenntnis Und Jesus ging fort mit seinen Juumlngern in die Doumlrfer bei Caumlsarea Philippi Und auf dem Wege fragte er seine Juumlnger und sprach zu ihnen Wer sagen die Leute dass ich sei Sie antworteten ihm Einige sagen du seist Johannes der Taumlufer einige sagen du seist Elia andere du seist einer der Propheten Und er fragte sie Ihr aber wer sagt ihr dass ich sei Da antwortete Petrus und sprach zu ihm Du bist der Christus Und er gebot ihnen dass sie niemandem von ihm sagen sollten (Markus 827-30)

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Lk 112-4 bull Vater bull geheiligt werde dein Name bull dein Reich komme bull unser taumlgliches Brot gib uns jeden Tag bull und vergib uns unsere Suumlnden bull denn auch wir vergeben jedem der an uns schuldig wird bull und fuumlhre uns nicht in Versuchung

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bdquoBlinde sehen Lahme gehen Aussaumltzige werden rein und Taube houmlren Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt und selig ist der

nicht Aumlrgernis nimmt an mirldquo Mt 115

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bdquoWenn ich durch den Finger Gottes die

Daumlmonen austreibe so ist ja die Gottesherrschaft zu euch gelangtldquo

(Lk 1120)

Meister Konrad von Friesach (1458 AD)

Padre Josef at the Cathedral of Gurk Carinthia Austria

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Paulus 1 Kor 153-9

bdquoDenn als erstes habe ich euch weitergegeben was auch ich empfangen habe

Dass Christus gestorben ist fuumlr unsere Suumlnden nach der Schrift und dass er begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift und dass er gesehen worden ist von Kephas

danach von den Zwoumllfen Danach ist er gesehen worden von mehr als fuumlnfhundert Bruumldern auf

einmal von denen die meisten noch heute leben einige aber sind entschlafen

Danach ist er gesehen worden von Jakobus danach von allen Aposteln Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen wordenldquo

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Paulus Phililipperbrief 25-11

Τοῦτο φρονεῖτε ἐν ὑmicroῖν ὃ καὶ ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ ὃς ἐν microορφῇ θεοῦ ὑπάρχων οὐχ ἁρπαγmicroὸν ἡγήσατο τὸ εἶναι ἴσα θεῷ ἀλλὰ ἑαυτὸν ἐκένωσεν microορφὴν δούλου λαβών ἐν ὁmicroοιώmicroατι

ἀνθρώπων γενόmicroενοςmiddot καὶ σχήmicroατι εὑρεθεὶς ὡς ἄνθρωπος ἐταπείνωσεν ἑαυτὸν γενόmicroενος ὑπήκοος microέχρι θανάτου θανάτου δὲ σταυροῦ διὸ καὶ ὁ θεὸς αὐτὸν

ὑπερύψωσεν καὶ ἐχαρίσατο αὐτῷ τὸ ὄνοmicroα τὸ ὑπὲρ πᾶν ὄνοmicroα ἵνα ἐν τῷ ὀνόmicroατι Ἰησοῦ πᾶν γόνυ κάmicroψῃ ἐπουρανίων

καὶ ἐπιγείων καὶ καταχθονίων καὶ πᾶσα γλῶσσα ἐξοmicroολογήσηται ὅτι κύριος Ἰησοῦς Χριστὸς εἰς δόξαν θεοῦ

πατρός

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Paulus Phililipperbrief 25-11

bdquoEin jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war

Welcher ob er wohl in goumlttlicher Gestalt war

nahm es nicht als einen Raub Gott gleich zu sein

sondern entaumluszligerte sich selbst und nahm Knechtgestalt an

war gleich wie ein andrer Mensch

und an Gebaumlrden wie ein Mensch gefunden

Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode

ja zum Tode am Kreuz

Darum hat ihn auch Gott erhoumlht

und hat ihm den Namen gegeben der uumlber alle Namen ist

da in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie

die im Himmel sind auf Erden und unter der Erde sind

und alle Zungen bekennen sollen da Jesus Christus der Herr sei

zur Ehre Gottes des Vatersldquo

11

2 Die neutestamentliche bdquoTheologieldquo

12

Roumlmer 321-24

bdquoNun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit die vor Gott gilt offenbart bezeugt durch das Gesetz und die Propheten Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen die glauben Denn es ist hier kein Unterschied sie sind allesamt Suumlnder und ermangeln des Ruhmes den sie bei Gott haben sollten und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erloumlsung die durch Christus Jesus geschehen istldquo

13

2 Kor 519

bdquoDenn Gott war in Christus und versoumlhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Suumlnden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versoumlhnungldquo

14

3 Die bdquoapostolischen Vaumlterldquo

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

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Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

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Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

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Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

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Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

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B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

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bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

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Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

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Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

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Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

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Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

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Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

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12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

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14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

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Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

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21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

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Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

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Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

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Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

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Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

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3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

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31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

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32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

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Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

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Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 2: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

2

A Die Voraussetzungen der christlichen Theologie 1 Jesus als der Christus 2 Die neutestamentliche Theologie 3 Die Apostolischen Vaumlter

3

1 Jesus als der Christus

4

Das Petrusbekenntnis Und Jesus ging fort mit seinen Juumlngern in die Doumlrfer bei Caumlsarea Philippi Und auf dem Wege fragte er seine Juumlnger und sprach zu ihnen Wer sagen die Leute dass ich sei Sie antworteten ihm Einige sagen du seist Johannes der Taumlufer einige sagen du seist Elia andere du seist einer der Propheten Und er fragte sie Ihr aber wer sagt ihr dass ich sei Da antwortete Petrus und sprach zu ihm Du bist der Christus Und er gebot ihnen dass sie niemandem von ihm sagen sollten (Markus 827-30)

5

Lk 112-4 bull Vater bull geheiligt werde dein Name bull dein Reich komme bull unser taumlgliches Brot gib uns jeden Tag bull und vergib uns unsere Suumlnden bull denn auch wir vergeben jedem der an uns schuldig wird bull und fuumlhre uns nicht in Versuchung

6

bdquoBlinde sehen Lahme gehen Aussaumltzige werden rein und Taube houmlren Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt und selig ist der

nicht Aumlrgernis nimmt an mirldquo Mt 115

7

bdquoWenn ich durch den Finger Gottes die

Daumlmonen austreibe so ist ja die Gottesherrschaft zu euch gelangtldquo

(Lk 1120)

Meister Konrad von Friesach (1458 AD)

Padre Josef at the Cathedral of Gurk Carinthia Austria

8

Paulus 1 Kor 153-9

bdquoDenn als erstes habe ich euch weitergegeben was auch ich empfangen habe

Dass Christus gestorben ist fuumlr unsere Suumlnden nach der Schrift und dass er begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift und dass er gesehen worden ist von Kephas

danach von den Zwoumllfen Danach ist er gesehen worden von mehr als fuumlnfhundert Bruumldern auf

einmal von denen die meisten noch heute leben einige aber sind entschlafen

Danach ist er gesehen worden von Jakobus danach von allen Aposteln Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen wordenldquo

9

Paulus Phililipperbrief 25-11

Τοῦτο φρονεῖτε ἐν ὑmicroῖν ὃ καὶ ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ ὃς ἐν microορφῇ θεοῦ ὑπάρχων οὐχ ἁρπαγmicroὸν ἡγήσατο τὸ εἶναι ἴσα θεῷ ἀλλὰ ἑαυτὸν ἐκένωσεν microορφὴν δούλου λαβών ἐν ὁmicroοιώmicroατι

ἀνθρώπων γενόmicroενοςmiddot καὶ σχήmicroατι εὑρεθεὶς ὡς ἄνθρωπος ἐταπείνωσεν ἑαυτὸν γενόmicroενος ὑπήκοος microέχρι θανάτου θανάτου δὲ σταυροῦ διὸ καὶ ὁ θεὸς αὐτὸν

ὑπερύψωσεν καὶ ἐχαρίσατο αὐτῷ τὸ ὄνοmicroα τὸ ὑπὲρ πᾶν ὄνοmicroα ἵνα ἐν τῷ ὀνόmicroατι Ἰησοῦ πᾶν γόνυ κάmicroψῃ ἐπουρανίων

καὶ ἐπιγείων καὶ καταχθονίων καὶ πᾶσα γλῶσσα ἐξοmicroολογήσηται ὅτι κύριος Ἰησοῦς Χριστὸς εἰς δόξαν θεοῦ

πατρός

10

Paulus Phililipperbrief 25-11

bdquoEin jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war

Welcher ob er wohl in goumlttlicher Gestalt war

nahm es nicht als einen Raub Gott gleich zu sein

sondern entaumluszligerte sich selbst und nahm Knechtgestalt an

war gleich wie ein andrer Mensch

und an Gebaumlrden wie ein Mensch gefunden

Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode

ja zum Tode am Kreuz

Darum hat ihn auch Gott erhoumlht

und hat ihm den Namen gegeben der uumlber alle Namen ist

da in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie

die im Himmel sind auf Erden und unter der Erde sind

und alle Zungen bekennen sollen da Jesus Christus der Herr sei

zur Ehre Gottes des Vatersldquo

11

2 Die neutestamentliche bdquoTheologieldquo

12

Roumlmer 321-24

bdquoNun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit die vor Gott gilt offenbart bezeugt durch das Gesetz und die Propheten Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen die glauben Denn es ist hier kein Unterschied sie sind allesamt Suumlnder und ermangeln des Ruhmes den sie bei Gott haben sollten und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erloumlsung die durch Christus Jesus geschehen istldquo

13

2 Kor 519

bdquoDenn Gott war in Christus und versoumlhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Suumlnden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versoumlhnungldquo

14

3 Die bdquoapostolischen Vaumlterldquo

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 3: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

3

1 Jesus als der Christus

4

Das Petrusbekenntnis Und Jesus ging fort mit seinen Juumlngern in die Doumlrfer bei Caumlsarea Philippi Und auf dem Wege fragte er seine Juumlnger und sprach zu ihnen Wer sagen die Leute dass ich sei Sie antworteten ihm Einige sagen du seist Johannes der Taumlufer einige sagen du seist Elia andere du seist einer der Propheten Und er fragte sie Ihr aber wer sagt ihr dass ich sei Da antwortete Petrus und sprach zu ihm Du bist der Christus Und er gebot ihnen dass sie niemandem von ihm sagen sollten (Markus 827-30)

5

Lk 112-4 bull Vater bull geheiligt werde dein Name bull dein Reich komme bull unser taumlgliches Brot gib uns jeden Tag bull und vergib uns unsere Suumlnden bull denn auch wir vergeben jedem der an uns schuldig wird bull und fuumlhre uns nicht in Versuchung

6

bdquoBlinde sehen Lahme gehen Aussaumltzige werden rein und Taube houmlren Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt und selig ist der

nicht Aumlrgernis nimmt an mirldquo Mt 115

7

bdquoWenn ich durch den Finger Gottes die

Daumlmonen austreibe so ist ja die Gottesherrschaft zu euch gelangtldquo

(Lk 1120)

Meister Konrad von Friesach (1458 AD)

Padre Josef at the Cathedral of Gurk Carinthia Austria

8

Paulus 1 Kor 153-9

bdquoDenn als erstes habe ich euch weitergegeben was auch ich empfangen habe

Dass Christus gestorben ist fuumlr unsere Suumlnden nach der Schrift und dass er begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift und dass er gesehen worden ist von Kephas

danach von den Zwoumllfen Danach ist er gesehen worden von mehr als fuumlnfhundert Bruumldern auf

einmal von denen die meisten noch heute leben einige aber sind entschlafen

Danach ist er gesehen worden von Jakobus danach von allen Aposteln Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen wordenldquo

9

Paulus Phililipperbrief 25-11

Τοῦτο φρονεῖτε ἐν ὑmicroῖν ὃ καὶ ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ ὃς ἐν microορφῇ θεοῦ ὑπάρχων οὐχ ἁρπαγmicroὸν ἡγήσατο τὸ εἶναι ἴσα θεῷ ἀλλὰ ἑαυτὸν ἐκένωσεν microορφὴν δούλου λαβών ἐν ὁmicroοιώmicroατι

ἀνθρώπων γενόmicroενοςmiddot καὶ σχήmicroατι εὑρεθεὶς ὡς ἄνθρωπος ἐταπείνωσεν ἑαυτὸν γενόmicroενος ὑπήκοος microέχρι θανάτου θανάτου δὲ σταυροῦ διὸ καὶ ὁ θεὸς αὐτὸν

ὑπερύψωσεν καὶ ἐχαρίσατο αὐτῷ τὸ ὄνοmicroα τὸ ὑπὲρ πᾶν ὄνοmicroα ἵνα ἐν τῷ ὀνόmicroατι Ἰησοῦ πᾶν γόνυ κάmicroψῃ ἐπουρανίων

καὶ ἐπιγείων καὶ καταχθονίων καὶ πᾶσα γλῶσσα ἐξοmicroολογήσηται ὅτι κύριος Ἰησοῦς Χριστὸς εἰς δόξαν θεοῦ

πατρός

10

Paulus Phililipperbrief 25-11

bdquoEin jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war

Welcher ob er wohl in goumlttlicher Gestalt war

nahm es nicht als einen Raub Gott gleich zu sein

sondern entaumluszligerte sich selbst und nahm Knechtgestalt an

war gleich wie ein andrer Mensch

und an Gebaumlrden wie ein Mensch gefunden

Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode

ja zum Tode am Kreuz

Darum hat ihn auch Gott erhoumlht

und hat ihm den Namen gegeben der uumlber alle Namen ist

da in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie

die im Himmel sind auf Erden und unter der Erde sind

und alle Zungen bekennen sollen da Jesus Christus der Herr sei

zur Ehre Gottes des Vatersldquo

11

2 Die neutestamentliche bdquoTheologieldquo

12

Roumlmer 321-24

bdquoNun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit die vor Gott gilt offenbart bezeugt durch das Gesetz und die Propheten Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen die glauben Denn es ist hier kein Unterschied sie sind allesamt Suumlnder und ermangeln des Ruhmes den sie bei Gott haben sollten und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erloumlsung die durch Christus Jesus geschehen istldquo

13

2 Kor 519

bdquoDenn Gott war in Christus und versoumlhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Suumlnden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versoumlhnungldquo

14

3 Die bdquoapostolischen Vaumlterldquo

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

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31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 4: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

4

Das Petrusbekenntnis Und Jesus ging fort mit seinen Juumlngern in die Doumlrfer bei Caumlsarea Philippi Und auf dem Wege fragte er seine Juumlnger und sprach zu ihnen Wer sagen die Leute dass ich sei Sie antworteten ihm Einige sagen du seist Johannes der Taumlufer einige sagen du seist Elia andere du seist einer der Propheten Und er fragte sie Ihr aber wer sagt ihr dass ich sei Da antwortete Petrus und sprach zu ihm Du bist der Christus Und er gebot ihnen dass sie niemandem von ihm sagen sollten (Markus 827-30)

5

Lk 112-4 bull Vater bull geheiligt werde dein Name bull dein Reich komme bull unser taumlgliches Brot gib uns jeden Tag bull und vergib uns unsere Suumlnden bull denn auch wir vergeben jedem der an uns schuldig wird bull und fuumlhre uns nicht in Versuchung

6

bdquoBlinde sehen Lahme gehen Aussaumltzige werden rein und Taube houmlren Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt und selig ist der

nicht Aumlrgernis nimmt an mirldquo Mt 115

7

bdquoWenn ich durch den Finger Gottes die

Daumlmonen austreibe so ist ja die Gottesherrschaft zu euch gelangtldquo

(Lk 1120)

Meister Konrad von Friesach (1458 AD)

Padre Josef at the Cathedral of Gurk Carinthia Austria

8

Paulus 1 Kor 153-9

bdquoDenn als erstes habe ich euch weitergegeben was auch ich empfangen habe

Dass Christus gestorben ist fuumlr unsere Suumlnden nach der Schrift und dass er begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift und dass er gesehen worden ist von Kephas

danach von den Zwoumllfen Danach ist er gesehen worden von mehr als fuumlnfhundert Bruumldern auf

einmal von denen die meisten noch heute leben einige aber sind entschlafen

Danach ist er gesehen worden von Jakobus danach von allen Aposteln Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen wordenldquo

9

Paulus Phililipperbrief 25-11

Τοῦτο φρονεῖτε ἐν ὑmicroῖν ὃ καὶ ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ ὃς ἐν microορφῇ θεοῦ ὑπάρχων οὐχ ἁρπαγmicroὸν ἡγήσατο τὸ εἶναι ἴσα θεῷ ἀλλὰ ἑαυτὸν ἐκένωσεν microορφὴν δούλου λαβών ἐν ὁmicroοιώmicroατι

ἀνθρώπων γενόmicroενοςmiddot καὶ σχήmicroατι εὑρεθεὶς ὡς ἄνθρωπος ἐταπείνωσεν ἑαυτὸν γενόmicroενος ὑπήκοος microέχρι θανάτου θανάτου δὲ σταυροῦ διὸ καὶ ὁ θεὸς αὐτὸν

ὑπερύψωσεν καὶ ἐχαρίσατο αὐτῷ τὸ ὄνοmicroα τὸ ὑπὲρ πᾶν ὄνοmicroα ἵνα ἐν τῷ ὀνόmicroατι Ἰησοῦ πᾶν γόνυ κάmicroψῃ ἐπουρανίων

καὶ ἐπιγείων καὶ καταχθονίων καὶ πᾶσα γλῶσσα ἐξοmicroολογήσηται ὅτι κύριος Ἰησοῦς Χριστὸς εἰς δόξαν θεοῦ

πατρός

10

Paulus Phililipperbrief 25-11

bdquoEin jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war

Welcher ob er wohl in goumlttlicher Gestalt war

nahm es nicht als einen Raub Gott gleich zu sein

sondern entaumluszligerte sich selbst und nahm Knechtgestalt an

war gleich wie ein andrer Mensch

und an Gebaumlrden wie ein Mensch gefunden

Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode

ja zum Tode am Kreuz

Darum hat ihn auch Gott erhoumlht

und hat ihm den Namen gegeben der uumlber alle Namen ist

da in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie

die im Himmel sind auf Erden und unter der Erde sind

und alle Zungen bekennen sollen da Jesus Christus der Herr sei

zur Ehre Gottes des Vatersldquo

11

2 Die neutestamentliche bdquoTheologieldquo

12

Roumlmer 321-24

bdquoNun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit die vor Gott gilt offenbart bezeugt durch das Gesetz und die Propheten Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen die glauben Denn es ist hier kein Unterschied sie sind allesamt Suumlnder und ermangeln des Ruhmes den sie bei Gott haben sollten und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erloumlsung die durch Christus Jesus geschehen istldquo

13

2 Kor 519

bdquoDenn Gott war in Christus und versoumlhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Suumlnden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versoumlhnungldquo

14

3 Die bdquoapostolischen Vaumlterldquo

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 5: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

5

Lk 112-4 bull Vater bull geheiligt werde dein Name bull dein Reich komme bull unser taumlgliches Brot gib uns jeden Tag bull und vergib uns unsere Suumlnden bull denn auch wir vergeben jedem der an uns schuldig wird bull und fuumlhre uns nicht in Versuchung

6

bdquoBlinde sehen Lahme gehen Aussaumltzige werden rein und Taube houmlren Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt und selig ist der

nicht Aumlrgernis nimmt an mirldquo Mt 115

7

bdquoWenn ich durch den Finger Gottes die

Daumlmonen austreibe so ist ja die Gottesherrschaft zu euch gelangtldquo

(Lk 1120)

Meister Konrad von Friesach (1458 AD)

Padre Josef at the Cathedral of Gurk Carinthia Austria

8

Paulus 1 Kor 153-9

bdquoDenn als erstes habe ich euch weitergegeben was auch ich empfangen habe

Dass Christus gestorben ist fuumlr unsere Suumlnden nach der Schrift und dass er begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift und dass er gesehen worden ist von Kephas

danach von den Zwoumllfen Danach ist er gesehen worden von mehr als fuumlnfhundert Bruumldern auf

einmal von denen die meisten noch heute leben einige aber sind entschlafen

Danach ist er gesehen worden von Jakobus danach von allen Aposteln Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen wordenldquo

9

Paulus Phililipperbrief 25-11

Τοῦτο φρονεῖτε ἐν ὑmicroῖν ὃ καὶ ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ ὃς ἐν microορφῇ θεοῦ ὑπάρχων οὐχ ἁρπαγmicroὸν ἡγήσατο τὸ εἶναι ἴσα θεῷ ἀλλὰ ἑαυτὸν ἐκένωσεν microορφὴν δούλου λαβών ἐν ὁmicroοιώmicroατι

ἀνθρώπων γενόmicroενοςmiddot καὶ σχήmicroατι εὑρεθεὶς ὡς ἄνθρωπος ἐταπείνωσεν ἑαυτὸν γενόmicroενος ὑπήκοος microέχρι θανάτου θανάτου δὲ σταυροῦ διὸ καὶ ὁ θεὸς αὐτὸν

ὑπερύψωσεν καὶ ἐχαρίσατο αὐτῷ τὸ ὄνοmicroα τὸ ὑπὲρ πᾶν ὄνοmicroα ἵνα ἐν τῷ ὀνόmicroατι Ἰησοῦ πᾶν γόνυ κάmicroψῃ ἐπουρανίων

καὶ ἐπιγείων καὶ καταχθονίων καὶ πᾶσα γλῶσσα ἐξοmicroολογήσηται ὅτι κύριος Ἰησοῦς Χριστὸς εἰς δόξαν θεοῦ

πατρός

10

Paulus Phililipperbrief 25-11

bdquoEin jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war

Welcher ob er wohl in goumlttlicher Gestalt war

nahm es nicht als einen Raub Gott gleich zu sein

sondern entaumluszligerte sich selbst und nahm Knechtgestalt an

war gleich wie ein andrer Mensch

und an Gebaumlrden wie ein Mensch gefunden

Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode

ja zum Tode am Kreuz

Darum hat ihn auch Gott erhoumlht

und hat ihm den Namen gegeben der uumlber alle Namen ist

da in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie

die im Himmel sind auf Erden und unter der Erde sind

und alle Zungen bekennen sollen da Jesus Christus der Herr sei

zur Ehre Gottes des Vatersldquo

11

2 Die neutestamentliche bdquoTheologieldquo

12

Roumlmer 321-24

bdquoNun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit die vor Gott gilt offenbart bezeugt durch das Gesetz und die Propheten Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen die glauben Denn es ist hier kein Unterschied sie sind allesamt Suumlnder und ermangeln des Ruhmes den sie bei Gott haben sollten und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erloumlsung die durch Christus Jesus geschehen istldquo

13

2 Kor 519

bdquoDenn Gott war in Christus und versoumlhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Suumlnden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versoumlhnungldquo

14

3 Die bdquoapostolischen Vaumlterldquo

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 6: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

6

bdquoBlinde sehen Lahme gehen Aussaumltzige werden rein und Taube houmlren Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt und selig ist der

nicht Aumlrgernis nimmt an mirldquo Mt 115

7

bdquoWenn ich durch den Finger Gottes die

Daumlmonen austreibe so ist ja die Gottesherrschaft zu euch gelangtldquo

(Lk 1120)

Meister Konrad von Friesach (1458 AD)

Padre Josef at the Cathedral of Gurk Carinthia Austria

8

Paulus 1 Kor 153-9

bdquoDenn als erstes habe ich euch weitergegeben was auch ich empfangen habe

Dass Christus gestorben ist fuumlr unsere Suumlnden nach der Schrift und dass er begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift und dass er gesehen worden ist von Kephas

danach von den Zwoumllfen Danach ist er gesehen worden von mehr als fuumlnfhundert Bruumldern auf

einmal von denen die meisten noch heute leben einige aber sind entschlafen

Danach ist er gesehen worden von Jakobus danach von allen Aposteln Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen wordenldquo

9

Paulus Phililipperbrief 25-11

Τοῦτο φρονεῖτε ἐν ὑmicroῖν ὃ καὶ ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ ὃς ἐν microορφῇ θεοῦ ὑπάρχων οὐχ ἁρπαγmicroὸν ἡγήσατο τὸ εἶναι ἴσα θεῷ ἀλλὰ ἑαυτὸν ἐκένωσεν microορφὴν δούλου λαβών ἐν ὁmicroοιώmicroατι

ἀνθρώπων γενόmicroενοςmiddot καὶ σχήmicroατι εὑρεθεὶς ὡς ἄνθρωπος ἐταπείνωσεν ἑαυτὸν γενόmicroενος ὑπήκοος microέχρι θανάτου θανάτου δὲ σταυροῦ διὸ καὶ ὁ θεὸς αὐτὸν

ὑπερύψωσεν καὶ ἐχαρίσατο αὐτῷ τὸ ὄνοmicroα τὸ ὑπὲρ πᾶν ὄνοmicroα ἵνα ἐν τῷ ὀνόmicroατι Ἰησοῦ πᾶν γόνυ κάmicroψῃ ἐπουρανίων

καὶ ἐπιγείων καὶ καταχθονίων καὶ πᾶσα γλῶσσα ἐξοmicroολογήσηται ὅτι κύριος Ἰησοῦς Χριστὸς εἰς δόξαν θεοῦ

πατρός

10

Paulus Phililipperbrief 25-11

bdquoEin jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war

Welcher ob er wohl in goumlttlicher Gestalt war

nahm es nicht als einen Raub Gott gleich zu sein

sondern entaumluszligerte sich selbst und nahm Knechtgestalt an

war gleich wie ein andrer Mensch

und an Gebaumlrden wie ein Mensch gefunden

Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode

ja zum Tode am Kreuz

Darum hat ihn auch Gott erhoumlht

und hat ihm den Namen gegeben der uumlber alle Namen ist

da in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie

die im Himmel sind auf Erden und unter der Erde sind

und alle Zungen bekennen sollen da Jesus Christus der Herr sei

zur Ehre Gottes des Vatersldquo

11

2 Die neutestamentliche bdquoTheologieldquo

12

Roumlmer 321-24

bdquoNun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit die vor Gott gilt offenbart bezeugt durch das Gesetz und die Propheten Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen die glauben Denn es ist hier kein Unterschied sie sind allesamt Suumlnder und ermangeln des Ruhmes den sie bei Gott haben sollten und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erloumlsung die durch Christus Jesus geschehen istldquo

13

2 Kor 519

bdquoDenn Gott war in Christus und versoumlhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Suumlnden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versoumlhnungldquo

14

3 Die bdquoapostolischen Vaumlterldquo

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 7: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

7

bdquoWenn ich durch den Finger Gottes die

Daumlmonen austreibe so ist ja die Gottesherrschaft zu euch gelangtldquo

(Lk 1120)

Meister Konrad von Friesach (1458 AD)

Padre Josef at the Cathedral of Gurk Carinthia Austria

8

Paulus 1 Kor 153-9

bdquoDenn als erstes habe ich euch weitergegeben was auch ich empfangen habe

Dass Christus gestorben ist fuumlr unsere Suumlnden nach der Schrift und dass er begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift und dass er gesehen worden ist von Kephas

danach von den Zwoumllfen Danach ist er gesehen worden von mehr als fuumlnfhundert Bruumldern auf

einmal von denen die meisten noch heute leben einige aber sind entschlafen

Danach ist er gesehen worden von Jakobus danach von allen Aposteln Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen wordenldquo

9

Paulus Phililipperbrief 25-11

Τοῦτο φρονεῖτε ἐν ὑmicroῖν ὃ καὶ ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ ὃς ἐν microορφῇ θεοῦ ὑπάρχων οὐχ ἁρπαγmicroὸν ἡγήσατο τὸ εἶναι ἴσα θεῷ ἀλλὰ ἑαυτὸν ἐκένωσεν microορφὴν δούλου λαβών ἐν ὁmicroοιώmicroατι

ἀνθρώπων γενόmicroενοςmiddot καὶ σχήmicroατι εὑρεθεὶς ὡς ἄνθρωπος ἐταπείνωσεν ἑαυτὸν γενόmicroενος ὑπήκοος microέχρι θανάτου θανάτου δὲ σταυροῦ διὸ καὶ ὁ θεὸς αὐτὸν

ὑπερύψωσεν καὶ ἐχαρίσατο αὐτῷ τὸ ὄνοmicroα τὸ ὑπὲρ πᾶν ὄνοmicroα ἵνα ἐν τῷ ὀνόmicroατι Ἰησοῦ πᾶν γόνυ κάmicroψῃ ἐπουρανίων

καὶ ἐπιγείων καὶ καταχθονίων καὶ πᾶσα γλῶσσα ἐξοmicroολογήσηται ὅτι κύριος Ἰησοῦς Χριστὸς εἰς δόξαν θεοῦ

πατρός

10

Paulus Phililipperbrief 25-11

bdquoEin jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war

Welcher ob er wohl in goumlttlicher Gestalt war

nahm es nicht als einen Raub Gott gleich zu sein

sondern entaumluszligerte sich selbst und nahm Knechtgestalt an

war gleich wie ein andrer Mensch

und an Gebaumlrden wie ein Mensch gefunden

Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode

ja zum Tode am Kreuz

Darum hat ihn auch Gott erhoumlht

und hat ihm den Namen gegeben der uumlber alle Namen ist

da in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie

die im Himmel sind auf Erden und unter der Erde sind

und alle Zungen bekennen sollen da Jesus Christus der Herr sei

zur Ehre Gottes des Vatersldquo

11

2 Die neutestamentliche bdquoTheologieldquo

12

Roumlmer 321-24

bdquoNun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit die vor Gott gilt offenbart bezeugt durch das Gesetz und die Propheten Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen die glauben Denn es ist hier kein Unterschied sie sind allesamt Suumlnder und ermangeln des Ruhmes den sie bei Gott haben sollten und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erloumlsung die durch Christus Jesus geschehen istldquo

13

2 Kor 519

bdquoDenn Gott war in Christus und versoumlhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Suumlnden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versoumlhnungldquo

14

3 Die bdquoapostolischen Vaumlterldquo

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 8: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

8

Paulus 1 Kor 153-9

bdquoDenn als erstes habe ich euch weitergegeben was auch ich empfangen habe

Dass Christus gestorben ist fuumlr unsere Suumlnden nach der Schrift und dass er begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift und dass er gesehen worden ist von Kephas

danach von den Zwoumllfen Danach ist er gesehen worden von mehr als fuumlnfhundert Bruumldern auf

einmal von denen die meisten noch heute leben einige aber sind entschlafen

Danach ist er gesehen worden von Jakobus danach von allen Aposteln Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen wordenldquo

9

Paulus Phililipperbrief 25-11

Τοῦτο φρονεῖτε ἐν ὑmicroῖν ὃ καὶ ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ ὃς ἐν microορφῇ θεοῦ ὑπάρχων οὐχ ἁρπαγmicroὸν ἡγήσατο τὸ εἶναι ἴσα θεῷ ἀλλὰ ἑαυτὸν ἐκένωσεν microορφὴν δούλου λαβών ἐν ὁmicroοιώmicroατι

ἀνθρώπων γενόmicroενοςmiddot καὶ σχήmicroατι εὑρεθεὶς ὡς ἄνθρωπος ἐταπείνωσεν ἑαυτὸν γενόmicroενος ὑπήκοος microέχρι θανάτου θανάτου δὲ σταυροῦ διὸ καὶ ὁ θεὸς αὐτὸν

ὑπερύψωσεν καὶ ἐχαρίσατο αὐτῷ τὸ ὄνοmicroα τὸ ὑπὲρ πᾶν ὄνοmicroα ἵνα ἐν τῷ ὀνόmicroατι Ἰησοῦ πᾶν γόνυ κάmicroψῃ ἐπουρανίων

καὶ ἐπιγείων καὶ καταχθονίων καὶ πᾶσα γλῶσσα ἐξοmicroολογήσηται ὅτι κύριος Ἰησοῦς Χριστὸς εἰς δόξαν θεοῦ

πατρός

10

Paulus Phililipperbrief 25-11

bdquoEin jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war

Welcher ob er wohl in goumlttlicher Gestalt war

nahm es nicht als einen Raub Gott gleich zu sein

sondern entaumluszligerte sich selbst und nahm Knechtgestalt an

war gleich wie ein andrer Mensch

und an Gebaumlrden wie ein Mensch gefunden

Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode

ja zum Tode am Kreuz

Darum hat ihn auch Gott erhoumlht

und hat ihm den Namen gegeben der uumlber alle Namen ist

da in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie

die im Himmel sind auf Erden und unter der Erde sind

und alle Zungen bekennen sollen da Jesus Christus der Herr sei

zur Ehre Gottes des Vatersldquo

11

2 Die neutestamentliche bdquoTheologieldquo

12

Roumlmer 321-24

bdquoNun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit die vor Gott gilt offenbart bezeugt durch das Gesetz und die Propheten Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen die glauben Denn es ist hier kein Unterschied sie sind allesamt Suumlnder und ermangeln des Ruhmes den sie bei Gott haben sollten und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erloumlsung die durch Christus Jesus geschehen istldquo

13

2 Kor 519

bdquoDenn Gott war in Christus und versoumlhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Suumlnden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versoumlhnungldquo

14

3 Die bdquoapostolischen Vaumlterldquo

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 9: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

9

Paulus Phililipperbrief 25-11

Τοῦτο φρονεῖτε ἐν ὑmicroῖν ὃ καὶ ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ ὃς ἐν microορφῇ θεοῦ ὑπάρχων οὐχ ἁρπαγmicroὸν ἡγήσατο τὸ εἶναι ἴσα θεῷ ἀλλὰ ἑαυτὸν ἐκένωσεν microορφὴν δούλου λαβών ἐν ὁmicroοιώmicroατι

ἀνθρώπων γενόmicroενοςmiddot καὶ σχήmicroατι εὑρεθεὶς ὡς ἄνθρωπος ἐταπείνωσεν ἑαυτὸν γενόmicroενος ὑπήκοος microέχρι θανάτου θανάτου δὲ σταυροῦ διὸ καὶ ὁ θεὸς αὐτὸν

ὑπερύψωσεν καὶ ἐχαρίσατο αὐτῷ τὸ ὄνοmicroα τὸ ὑπὲρ πᾶν ὄνοmicroα ἵνα ἐν τῷ ὀνόmicroατι Ἰησοῦ πᾶν γόνυ κάmicroψῃ ἐπουρανίων

καὶ ἐπιγείων καὶ καταχθονίων καὶ πᾶσα γλῶσσα ἐξοmicroολογήσηται ὅτι κύριος Ἰησοῦς Χριστὸς εἰς δόξαν θεοῦ

πατρός

10

Paulus Phililipperbrief 25-11

bdquoEin jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war

Welcher ob er wohl in goumlttlicher Gestalt war

nahm es nicht als einen Raub Gott gleich zu sein

sondern entaumluszligerte sich selbst und nahm Knechtgestalt an

war gleich wie ein andrer Mensch

und an Gebaumlrden wie ein Mensch gefunden

Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode

ja zum Tode am Kreuz

Darum hat ihn auch Gott erhoumlht

und hat ihm den Namen gegeben der uumlber alle Namen ist

da in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie

die im Himmel sind auf Erden und unter der Erde sind

und alle Zungen bekennen sollen da Jesus Christus der Herr sei

zur Ehre Gottes des Vatersldquo

11

2 Die neutestamentliche bdquoTheologieldquo

12

Roumlmer 321-24

bdquoNun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit die vor Gott gilt offenbart bezeugt durch das Gesetz und die Propheten Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen die glauben Denn es ist hier kein Unterschied sie sind allesamt Suumlnder und ermangeln des Ruhmes den sie bei Gott haben sollten und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erloumlsung die durch Christus Jesus geschehen istldquo

13

2 Kor 519

bdquoDenn Gott war in Christus und versoumlhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Suumlnden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versoumlhnungldquo

14

3 Die bdquoapostolischen Vaumlterldquo

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 10: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

10

Paulus Phililipperbrief 25-11

bdquoEin jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war

Welcher ob er wohl in goumlttlicher Gestalt war

nahm es nicht als einen Raub Gott gleich zu sein

sondern entaumluszligerte sich selbst und nahm Knechtgestalt an

war gleich wie ein andrer Mensch

und an Gebaumlrden wie ein Mensch gefunden

Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode

ja zum Tode am Kreuz

Darum hat ihn auch Gott erhoumlht

und hat ihm den Namen gegeben der uumlber alle Namen ist

da in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie

die im Himmel sind auf Erden und unter der Erde sind

und alle Zungen bekennen sollen da Jesus Christus der Herr sei

zur Ehre Gottes des Vatersldquo

11

2 Die neutestamentliche bdquoTheologieldquo

12

Roumlmer 321-24

bdquoNun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit die vor Gott gilt offenbart bezeugt durch das Gesetz und die Propheten Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen die glauben Denn es ist hier kein Unterschied sie sind allesamt Suumlnder und ermangeln des Ruhmes den sie bei Gott haben sollten und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erloumlsung die durch Christus Jesus geschehen istldquo

13

2 Kor 519

bdquoDenn Gott war in Christus und versoumlhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Suumlnden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versoumlhnungldquo

14

3 Die bdquoapostolischen Vaumlterldquo

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 11: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

11

2 Die neutestamentliche bdquoTheologieldquo

12

Roumlmer 321-24

bdquoNun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit die vor Gott gilt offenbart bezeugt durch das Gesetz und die Propheten Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen die glauben Denn es ist hier kein Unterschied sie sind allesamt Suumlnder und ermangeln des Ruhmes den sie bei Gott haben sollten und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erloumlsung die durch Christus Jesus geschehen istldquo

13

2 Kor 519

bdquoDenn Gott war in Christus und versoumlhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Suumlnden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versoumlhnungldquo

14

3 Die bdquoapostolischen Vaumlterldquo

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 12: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

12

Roumlmer 321-24

bdquoNun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit die vor Gott gilt offenbart bezeugt durch das Gesetz und die Propheten Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen die glauben Denn es ist hier kein Unterschied sie sind allesamt Suumlnder und ermangeln des Ruhmes den sie bei Gott haben sollten und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erloumlsung die durch Christus Jesus geschehen istldquo

13

2 Kor 519

bdquoDenn Gott war in Christus und versoumlhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Suumlnden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versoumlhnungldquo

14

3 Die bdquoapostolischen Vaumlterldquo

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 13: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

13

2 Kor 519

bdquoDenn Gott war in Christus und versoumlhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Suumlnden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versoumlhnungldquo

14

3 Die bdquoapostolischen Vaumlterldquo

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 14: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

14

3 Die bdquoapostolischen Vaumlterldquo

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 15: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

15

2 Clemensbrief (11) um 140 in Rom oder Korinth entstanden

bdquoIhr Bruumlder so muumlssen wir uumlber Jesus Christus denken wie uumlber Gott (wJ~ peri

qeou) wie uumlber den Richter der Lebendigen und der Toten Und wir duumlrfen uumlber unser

Heil nicht gering denkenldquo

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 16: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

16

Barnabasbrief 55

bull Jesus als bdquoHerr der ganzen Weltldquo (panto~ tou kovsmou kuvrio~) bdquozu dem Gott gleich nach der Gruumlndung der Welt sprach Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild und in Gleichheit mit unsldquo

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 17: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

17

Plinius der Juumlngere (Statthalter in Bythinien ca 109 bis 113 nChr Brief an Kaiser Trajan Plinius dJ Brief X96) berichtet uumlber die von ihm verhoumlrten Christen

bdquodass sie gewoumlhnlich an einem festgesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt Christus als ihrem Gott im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet haumltten - nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen sondern gerade zur Unterlassung von Diebstahl Raub Ehebruch Treulosigkeit und Unterschlagung von anvertrautem Gutldquo

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 18: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

18

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll Εἷς ἰατρός ἐστιν σαρκικός τε καὶ πνευmicroατικός γεννητὸς καὶ ἀγέννητος ἐν σαρκὶ γενόmicroενος θεός ἐν θανάτῳ ζωὴ ἀληθινή καὶ ἐκ Μαρίας καὶ ἐκ θεοῦ πρῶτον παθητὸς καὶ τότε ἀπαθής Ἰησοῦς Χριστὸς ὁ κύριος ἡmicroῶν

Epheserbrief 72

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 19: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

19

Ignatius von Antiochien Maumlrtyrer schreibt ca 115 oder 130 nChr sieben Briefe auf dem Weg

nach Rom wo er den wilden Tieren vorgeworfen werden soll bdquoNur einen Arzt gibt es Er ist fleischlich und auch geistlich gezeugt und ungezeugt in Fleisch gekommener Gott im Tode wahrhaftiges Leben sowohl aus Maria wie aus Gott zuerst leidensfaumlhig und dann leidensunfaumlhig Jesus Christus unser Herr

Epheserbrief 72

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 20: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

20

B Alte Kirche 1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 4 Die Entstehung der orthodoxen Christologie 5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 21: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

21

1 Der vielfaumlltige Anfang der Theologie ndash Haumlresien und Apologeten 11 Gnosis als elitaumlres Christentum 12 Marcion als Reformer 13 Die Apologeten 14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 22: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

22

11 Gnosis als elitaumlres Christentum

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 23: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

23

bull Gnosis ndash Weltablehnung ndash Dualismus (wahrer Gott ndash Schoumlpfergott) ndash Weltuumlberlegenheit der Gnostiker ndash Erloumlsung durch Erkenntnis (Gnosis) ndash Mythos (vom Fall und Wiederherstellung) ndash Gnosis als Offenbarungserkenntnis ndash Gnostiker als Elite (Pneumatiker) ndash Einfache Christen als Psychiker ndash Materielle Menschen nicht erloumlsungsfaumlhig ndash Christologischer Doketismus

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 24: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

24

Gnostische Schulen und Schulhaumlupter

Valentinus (136-165 in Rom)

Valentinianer ndash Ptolemaumlus ndash Herakleon ndash Theodotus ndash Markus der Magier

Basilides (Mitte 2 Jh) - Isidor (Sohn des B) Sethianer

Ophiten

Barbelognostiker (Mitte der 2 Jh ndash Judasevangelium)

Simon der Magier Dositheos

Kerinth

Mandaumler manda dacutehaije (Erkenntnis des

Lebens)

Bardesanes (Bardaisan) von Edessa (ca 154-222 nChr)

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 25: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

25

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Horos

Hybrider Erkenntniswille

Scheitern und Krise

System der Valentinianer nach dem Bericht des Irenaumlus von Lyon Gegen die Haumlresien

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 26: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

26

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos

Abtrennung der negativen Energie

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 27: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

27

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Horos

Geist- substrat

Horos

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 28: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

28

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

Horos

Geist- substrat

Horos Heiliger Geist

Christus

Formung durch Offenbarung

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 29: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

29

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Geist- substrat

Horos

Christus

Erste Formung

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 30: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

30

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Untere Sophia Umkehr

Verwirrung

Seele

HyleMaterie

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 31: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

31

Sophia

Schweigen

Nous Wahrheit

Urgrund

Theletos

Pleroma (30 Aumlonen)

HorosKreuz

Horos

Christus

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 32: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

32

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 33: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

33

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

zweite Formung

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 34: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

34

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 35: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

35

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seele

Einhauchung

Geist

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 36: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

36

Siebenheit

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Engel des Erloumlsers

Demiurg Seele

Leib

Seele

Geist

Abs t i eg

Offenbarer

Psychischer Christus

Seelen

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 37: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

37

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

HyleMaterie

Geistige Samen

Demiurg Seele

Siebenheit

Leib

Seelen

Engel des Erloumlsers Achtheit

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 38: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

38

Pleroma

Erloumlser Untere Sophia

Seele

Geistige Samen

Demiurg Seele

Seelen

Engel des Erloumlsers

Achtheit

Weltbrand und Vernichtung

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 39: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

39

12 Marcion als Reformator

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 40: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

40

Marcion Schiffseigner aus Sinope in Pontus 144 nChr aus der Gemeinde

in Rom ausgeschlossen bull Dualismus von Gesetz und Evangelium bull Gerechter Gott (AT) ndash Guter Gott (NT) bull Verwerfung des Alten Testaments bull Ausgabe eines bdquobereinigten NTldquo

ndash redigiertes Lukasevangelium ndash 10 Paulusbriefe (ebenfalls von vermeintlicher judaistische

Verfaumllschung bdquogereinigtldquo) bull Antithesen (Erweis der Unvereinbarkeit von AT und

NT)

41

13 Die Apologeten

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

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41 Vorgeschichte

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Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

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Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

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Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

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Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

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bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

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42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

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Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

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5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

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51 Theologie und Biographie

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Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

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bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

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Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

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Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

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essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

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Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

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1 Die Fruumlhscholastik

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Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

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12 Abaelard

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Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

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14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

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Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

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22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 41: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

41

13 Die Apologeten

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Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

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Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

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14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 42: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

42

Apologeten Justin der Maumlrtyrer (ca 110- 165 nChr) Apologie u Dialog mit dem Juden Tryphon Martyrium unter Mark Aurel ca 165 nChr mit seinen Schuumllern in Rom Tatian der Syrer aus Mesopotamien (seit 172 in den Osten zuruumlckgekehrt zugleich Verfasser des Diatessaron = Evangelienharmonie) Theophilos von Antiochien (181 und 191 nChr) Apologie bdquoAn Autolykosldquo Athenagoras von Athen bdquoBittschrift fuumlr die Christenldquo (177180) Abhandlung bdquoUumlber die Auferstehungldquo (wahrscheinlich von einem spaumlteren Autor)

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 43: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

43

Justin der Maumlrtyrer (ca 110-165 nChr)

bull Klassischer Vertreter der bdquoLogostheologie der Apologetenldquo

bull Das Wort als Schoumlpfungs- und Offenbarungsmittler = bdquoMittelwesenldquo zwischen Gott und den Geschoumlpfen

bull Widerlegung der heidnischen und juumldischen Vorwuumlrfe gegen das Christentum und zugleich der Versuch die bdquoVernuumlnftigkeitldquo des Glaubens zu beweisen

bull bdquoAltersbeweisldquo fuumlr das Christentum

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 44: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

44

14 Der Modalismus als streng monotheistischer Gegenentwurf

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

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31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 45: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

45

Modalismus Monarchianismus

bull Noet von Smyrna (Ende des 2 Jahrhunderts) bull Praxeas (aus Kleinasien ab 190 nChr in

Rom) bull Sabellius (ca 215 nChr in Rom)

ndash Gott ist ein und dasselbe ontologisch nicht differenzierte Wesen

ndash das in drei unterschiedlichen Erscheinungsweisen sich offenbart (Personen = provswpa ldquoSchauspielermaskenldquo)

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 46: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

46

Modalismus

bull Noet von Smyrna bull bdquoSo behauptete er Christus sei der Vater selbst gewesen und der Vater

selbst sei geboren worden habe gelitten und sei gestorbenldquo (e[fh ton Criston aujton einai ton Patevra kai aujton ton Patevra gegennhsqai kai peponqevnai kai ajpoteqnhkevnai)

Hippolyt Contra Noetum 12 Noet lehrte uumlber Gott dass dieser unsichtbar sei wenn er nicht gesehen wird sichtbar aber wenn er

gesehen wird ungezeugt wenn er nicht gezeugt wird gezeugt aber wenn er aus der Jungfrau gezeugt wird leidensunfaumlhig und unsterblich wenn er nicht leidet und nicht stirbt wenn er aber die Leiden herankommen leidet er und stirbt (kai tou`ton einai ajovraton ordfmenordm otan mh oJratai ajgevnnhton men otan mh genna`tai gennhton de otan genna`tai ejk partqevnou ajpaqh ordfmenordm kai ajqavnaton otan mh pavsch mhde qnhvskh ejpan de pavqei prosevlqh pavscein kai qnhvskein Hipp Ref 1027)

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 47: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

47

2 Theologie als kirchliche Wissenschaft 21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien 22 Origenes ndash christliche Theologie als System

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 48: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

48

Die bdquodrei fruumlhkatholischen Normenldquo

bull Kanon der Heiligen Schrift bull Bischofsamt bull Glaubensregel (regula fidei)

Diese Normen bilden die Voraussetzung fuumlr das Denken der so genannten

bdquofruumlhkatholischen Vaumlterldquo

+ Irenaumlus von Lyon + Tertullian

+ Clemens von Alexandrien und + Origenes

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 49: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

49

21 Irenaumlus Tertullian Clemens von Alexandrien

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 50: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

50

Irenaumlus von Lyon

bull seit 177 nChr Bischof in Lyon urspruumlnglich aus Kleinasien Schuumller des Polykarp (Apostolische Vaumlter)

bull ca 180 nChr bdquoAufdeckung und Widerlegung der faumllschlich so genannten Gnosisldquo (Adversus haereses = Gegen die Haumlresien)

bull Gegner valentianische Gnostiker in Gallien und Markionanhaumlnger bull Theologie

ndash Heilsgeschichte (Einheit von Altem und Neuem Testament Gott der Schoumlpfer und Gott der Erloumlser)

ndash Ziel Die bdquoVergottung des Menschenldquo Gott wurde Mensch damit der Mensch vergoumlttlicht werde

ndash Kanon der Heiligen Schrift als Kriterium der Wahrheit ndash Theologie auf Grund der Glaubensregel die auf apostolischer Herkunft

beruht und durch die apostolische Sukzession der Bischoumlfe garantiert wird

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 51: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

51

Irenaumlus von Lyon

bdquoDie wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebaumlude der Kirche fuumlr die ganze Welt Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischoumlfe denen die Apostel die gesamte Kirche uumlbergeben haben Hier sind die Schriften in treuer Uumlberlieferung bewahrt nichts ist hinzugetan nichts ist fortgenommen Hier werden sie unverfaumllscht verlesen und gesetzmaumlszligig sorgfaumlltig gefahrlos und gottesfuumlrchtig erklaumlrtldquo

Iren Adv Haer IV338

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 52: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

52

Tertullians Trinitaumltslehre

bull Trinitas (Dreieinigkeit) bull bdquotres personae una substantialdquo bdquoAls ob nicht auch in der Weise einer alles sei dass aus einem alles ist

und zwar durch die Einheit der Substanz und trotzdem das Geheimnis der Oumlkonomie gewahrt bleibt die die Einheit in der Dreiheit anordnet und den Vater den Sohn und den Heiligen Geist als drei vor Augen stellt als drei nicht der Beschaffenheit sondern dem Grad nach nicht der Substanzsondern der Form nach dagegen von einer einzigen Substanz einzigen Beschaffenheit und einzigen Machtldquo

Tertullian Adversus Praxean 24

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 53: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

53

Tertullian uumlber die Trinitaumlt

Vater=ganze Substanz

Sohn=Teil der

Substanz

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 54: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

54

Hervorgang des Sohnes aus dem Vater

Vater

Sohn hervorge-gangene Teilsubstanz

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 55: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

55

Tertullian uumlber die zwei Naturen Christi

bdquoWir sehen also eine doppelte Beschaffenheit nicht vermischt sondern in einer Person verbunden Jesus Gott und Mensch und so sehr ist die Eigenheit einer jeden Substanz gewahrt dass der Geist seine Dinge in ihm wirkt das heiszligt Krafttaten Werke und Zeichen und das Fleisch seine Affekte erlebt indem es in der Gegenwart des Teufels hungert in der der Samaritanerin duumlrstet den Lazarus beweint bis zum Tode betruumlbt ist und schlieszliglich sogar gestorben istldquo

Adv Praxean 2711

Videmus duplicem

statum non confusum sed coniunctum in una

persona Deum et hominem Iesum et adeo salva est

utriusque proprietas substantiae ut et Spiritus res suas

egerit in illo id est virtutes et opera et signa

et caro passiones suas functa sit esuriens sub diabolo sitiens sub Samaritide

flens Lazarum anxia usque ad mortem denique

et mortua est

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 56: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

56

22 Origenes ndash christliche Theologie als System

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 57: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

57

Origenes (185-254 nChr)

Peri ajrcwn = de principiis = Uumlber die Prinzipien

543 Kaiser Justinian Liber adversus Origenem

Konzil von Konstantinopel 553

Lehrverurteilungen gegen Origenes

seit 203 Grammatiklehrer bald danach freier theologischer Lehrer 231 oder 233 nChr Vertreibung aus Alexandria und Uumlbersiedlung nach CaesareaPalaumlstina 251 nChr Folterung waumlhrend der decischen Verfolgung

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 58: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

58

Vater

Sohn

Heiliger Geist

ewige Zeugung

Schoumlpfung

Drei Hypostasen von wesen- hafter Guumlte und Heiligkeit

erste Schoumlpfung

Vernunftwesen voumlllig gleich und frei geschaffen

Heiligung

Schau und geistige Vervollkommnung

Abfall und Entstehung von Verschiedenheit

zweite Schoumlpfung

materieller Kosmos

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 59: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

59

Das christologische Modell des Origenes

Das Paradox Der goumlttliche ewige unwandelbare und leidensunfaumlhige Sohn Gottes ist nach dem Zeugnis der Schrift zu unserem Heil ein leidensfaumlhiger Mensch geworden und den Tod am Kreuz gestorben

Ausgeschlossen werden soll einmal der Doketismus der die Inkarnation und das Leiden des Sohnes Gottes nicht ernst nimmt und zum anderen die ebenfalls haumlretische Vorstellung einer Minderung der Goumlttlichkeit des Sohnes Gottes

Die Loumlsung die Mittlerschaft der praumlexistenten Seele Jesu

zwischen Materie und goumlttlichem Logos

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 60: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

60

Schriftlehre des Origenes

Voraussetzung Verbalinspiration durch den Heiligen Geist

Problem Schriftstellen die Anstoszlig bereiten und daher nicht

im woumlrtlichen Sinne wahr sein koumlnnen

Lehre vom dreifachen Schriftsinn a Leib der Schrift woumlrtliches und historisches Verstaumlndnis b Seele der Schrift moralischer Sinn c Geist der Schrift mystischer und tieferer Sinn der den Vollkommenen esoterische Erkenntnisse eroumlffnet

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 61: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

61

3 Die Entstehung einer christlichen Gotteslehre (Die trinitarischen Streitigkeiten) 31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla 32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre 33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 62: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

62

31 Arius der Arianismus und das Konzil von Nizaumla

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 63: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

63

Arius (ca 260-336 nChr)

bull Der Vater hat den Sohn vor allen Zeiten aus dem Nichts (dem Nicht-Seienden) geschaffen

bull Daher hat es einmal eine bdquoZeitldquo gegeben in der der Sohn Gottes nicht existiert hat

bull Der Sohn ist daher dem Vater in seinem Wesen unaumlhnlich und hat als Geschoumlpf Gemachtes und Erzeugnis des Vaters zu gelten

bull Daher habe der Sohn auch einen freien Willen und haumltte suumlndigen koumlnnen was er aber nie getan habe

bull Der vor aller (weltlichen) Zeit geschaffene Sohn stellt sozusagen ein Mittelwesen zwischen dem wahren Gott und den eigentlichen Geschoumlpfen dar

bull Er wurde naumlmlich von Gott geschaffen damit Gott durch ihn die uumlbrigen Geschoumlpfe schaffen koumlnne die die starke Hand des transzendenten Vaters nicht ertragen konnten

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 64: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

64

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 65: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

65

bdquoDie aber welche sagen sbquoEr war einmal nichtrsquo und sbquobevor er gezeugt wurde war er nichtrsquo und sbquoAus dem Nichtseienden ist er gewordenrsquo oder die behaupten er stamme aus einer anderen Hypostase oder einer anderen Wesenheit oder der Sohn Gottes sei geschaffen oder veraumlnderlich oder wandelbar die bannt die katholische Kircheldquo

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 66: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

66

32 Der Streit um die Drei-Hypostasen-Lehre

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 67: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

67

Der Streit um die Hypostasenlehre (325-353 nChr)

bull Nach dem Konzil von Nizaumla wird der Begriff des bdquoHomoousiosldquo von keiner der streitenden Parteien explizit in Anspruch genommen

bull Vielmehr streitet man darum ob Vater und Sohn zwei Hypostasen oder nur eine Hypostase seien

bull Die Vertreter der Einhypostasenlehre werfen den Vertretern der Dreihypostasenlehre bdquoTritheismusldquo vor waumlhrend sich die Vertreter der Einhypostasenlehre dem Verdacht des bdquoSabellianismusldquo ausgesetzt sehen

bull Durch die Teilung des Reichs in Ost- und Westreich verbindet sich der theologische Konflikt mit dem politischen ndash Westkaiser Constans (337-350 nChr unterstuumltzt die westliche

Theologie der einen Hypostase) ndash Ostkaiser Constantius (337-361 nChr unterstuumltzt die oumlstliche

Bischofsmehrheit die von drei Hypostasen ausgehen)

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 68: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

68

Vertreter einer bdquoEin-Hypostasen-Theologieldquo

bull Eustathius von Antiochien bull Markell von Ankyra

ndash Vater Sohn und Geist sind bdquoeine Person eine

Wesenheit und eine Hypostaseldquo

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

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essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 69: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

69

Athanasius von Alexandrien (ca299 bis 373 nChr)

328 Bischof von Alexandrien

bull bdquoReden gegen die Arianerldquo (340-346) ndash Der Sohn ist im Vollsinne Gott von Gott da der

Mensch nicht durch ein Geschoumlpf mit Gott versoumlhnt und vereinigt werden kann

ndash Der Sohn ist das unveraumlnderte ewige und vollkommene Abbild des Vaters der eigene und wahre Sohn des Vaters und notwendiger und naturhafter Ausdruck des vaumlterlichen Wesen (ewige Zeugung)

ndash Vater und Sohn verbindet die Selbigkeit der Gottheit und die Einheit des Wesens

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 70: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

70

Euseb von Caesarea (260-340 nChr)

bdquodrei Hypostasen oder Wesenldquo eine Gottheit aber

keine ontologische Einheit der Sohn ist das vollkommene Abbild des Vaters

Gemaumlszligigter Subordinatianismus

Der Vater ist als Ursache des Sohnes bdquogroumlszliger als der Sohnldquo Heiliger Geist gehoumlrt zur urspruumlnglichen Dreiheit ist aber dem Sohn und dem Vater untergeordnet und eines der durch den Sohn gewordenen Wesen

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

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12 Abaelard

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Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 71: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

71

Reichssynode von Serdika (heute Sofia) im Herbst 342

Die westliche Teilsynode vertritt die Ein-Hypostasen-Theologie des Markell von Ankyra

Die oumlstliche Teilsynode vertritt die Drei-Hypostasen-Theologie

Beide Teilsynoden verurteilen jeweils die Lehre der anderen Teilsynode als Haumlresie Spaltung von Ost- und Westkirche

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 72: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

72

Neue Lage nach 350 nChr

bull Neoarianimus ndash Aetius von Antiochien ndash Eunomius von Cyzikus ndash Der Vater ist seinem Wesen nach bdquoungezeugtldquo ndash Der Sohn seinem Wesen nach bdquogezeugtldquo ndash Daher ist der Sohn dem Vater dem Wesen nach

voumlllig unaumlhnlich (anhomoios) daher Anhomoumler

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 73: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

73

Neue Lage nach 350 nChr

bull Athanasius und seine Verbuumlndeten berufen sich seit Anfang der 50er Jahre auf das nizaumlnische Homoousios

bull und verstehen darunter die Lehre von der einen und selben Ousia (Wesenheit) von Vater und Sohn

74

Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 74: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

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Die verschiedenen Gruppierungen

bull Anhomoumler (ajnovmoio~) ndash radikale Arianer Schlagwort wesensunaumlhnlich)

bull Homoousianer (oJmoouvsio~) ndash Vertreter des nizaumlnischen Glaubensbekenntnisses

bull Homoumlousianer (oJmoiouvsio~) ndash Wesensaumlhnlichkeit statt Wesensidentitaumlt

bull Homoumler (omoio~ kata ta~ grafav~) (Acacius von Caesarea)

ndash Vater und Sohn sind einander aumlhnlich ohne Bestimmung worin sie sich aumlhnlich sind

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 75: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

75

Constantius II und die homoumlische Reichskirche

bull Synode von Sirmium 357 Die Rede von Gottes Ousia wird als unbiblische Terminologie verworfen und damit das nizaumlnische Homoousios abgelehnt

bull Synoden von Seleukia und Ariminum 359 ndash Kaiser Constanius setzt das homoumlische Bekenntnis gegen

die Mehrheit der Theologen in Ost (Teilsynode in Seleukia) und West (Teilsynode von Ariminum) durch

ndash Er setzt dann durch kaiserliche Gewalt im Reich das homoumlische Bekenntnis durch (35969)

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 76: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

76

Synode von Alexandrien 362

bull Ablehnung des Arianismus bull Akzeptanz des Konzils von Nizaumla und des

Homoousios bull Sowohl die Rede von einer als auch von drei

Hypostasen wird als rechtglaumlubig akzeptiert bull Abgrenzung gegen die bdquoPneumatomachenldquo

Auch der Heilige Geist ist kein Geschoumlpf und gehoumlrt ganz auf die Seite Gottes

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 77: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

77

33 Die Theologie der Kappadozier und das Konzil von Konstantinopel

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 78: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

78

Neunizaumlnische Theologie

bull Basilius von Caesarea (Kappadozien) bull Gregor von Nazianz bull Gregor von Nyssa bull Eine Wesenheit (Ousia) in drei Hypostasen

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 79: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

79 aus Ritter Adolf Martin Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen (KTGQ) Bd 1 Alte Kirche Neukirchen-Vluyn 72002 S 179f

80

4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 80: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

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4 Die Enstehung der orthodoxen Christologie 41 Vorgeschichte 42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien bis zum Konzil von Chalcedon

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 81: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

81

41 Vorgeschichte

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 82: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

82

Das Modell des Origenes

bull Zwei Naturen Christi ndash Goumlttlicher unwandelbarer Logos ndash Leidensfaumlhiger und freier Mensch ndash Mittlerschaft der (praumlexistenten) Seele

Jesu

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

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bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 83: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

83

Arianer

bull Logos-Sarx-Schema ndash Der goumlttliche Logos nimmt in Christus die

Funktion der menschlichen leidensfaumlhigen Seele ein muss also leidensfaumlhig und geschoumlpflich sein

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 84: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

84

Eustathius von Antiochien

bull Logos-Anthropos-Schema ndash Der goumlttliche Logos wohnt in einem

vollstaumlndigen aus Leib und Seele bestehenden Menschen

ndash Christus gilt daher als ein Gott tragender Mensch dh als a[nqrwpo~ qeofovro~

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 85: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

85

Athanasius von Alexandrien

bull Der menschliche Leib Christi ist das Werkzeug (Organon) des goumlttlichen Logos

bull Athanasius spricht lieber von Fleischwerdung des Logos als von dessen Menschwerdung um den goumlttlichen Logos als das eine Subjekt in Christus festhalten zu koumlnnen

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 86: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

86

Apollinaris von Laodicea 310-390 nChr

bull lehrte in der Trinitaumltslehre nizaumlnisch bull vertrat aber in der Christologie eine spaumlter verketzerte

Lehre bull Axiom bull bdquoZwei vollstaumlndige Dinge koumlnnen nicht eins werden (duvo

tevleia en genevsqai ouj duvnatai)ldquo bull Der Logos ist aber wirklich Mensch oder Fleisch

geworden bull Daher kann die menschliche Natur in Christus nicht

vollstaumlndig sein

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 87: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

87

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

Vollstaumlndige menschliche Natur

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 88: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

88

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Geist (Nous)

89

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 89: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

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Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

InkarnationMenschwerdung

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 90: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

90

Qeo~ e[nsarko~

nou~ e[nsarko~

Gott im Fleisch

Fleischgewordener Geist

Fleisch (Sarx)

Seele (Psyche)

Goumlttlicher Logos

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 91: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

91

Apollinaris von Laodicea

Miva fuvsi~ tou qeou lovgou sesarkwmevnh bull Die eine Natur des fleischgewordenen

Wortes Gottes bull Daher Miaphysitismus (von eine Natur)

oder Monophysitismus (von einzige Natur)

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 92: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

92

Kritik (zB Epiphanius von Salamis)

bull Menschheit und Gottheit muumlssen vollstaumlndig sein damit durch den goumlttlichen Logos in der Annahme eines vollstaumlndigen Menschen die vollstaumlndige Menschheit erloumlst werden kann

bull Die Erloumlsung des vollstaumlndigen Menschen setzt die vollstaumlndige Menschheit des Erloumlsers voraus

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 93: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

93

Christologische Schulen im 5 Jahrhundert

bull Antiochenische Christologie ndash Unterscheidung der Naturen (wahrer Gott

und wahrer Mensch) bull der goumlttliche Logos hat einen vollstaumlndigen

leidensfaumlhigen Menschen angenommen

bull Diodor von Tarsus bull Theodor von Mopsuestia (352-428 nChr)

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 94: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

94

bull Alexandrinische Christologie ndash Betonung der personellen Einheit Christi

bull Der goumlttliche Logos ist Mensch geworden und hat nicht nur einen Menschen angenommen bull Es gibt nur eine Person ein Subjekt in Jesus Christus und das ist der goumlttliche Logos bull Die menschliche Seite Jesu seine Seele wird eher vernachlaumlssigt zugunsten seiner goumlttlichen Natur die das Eigentliche ist Christus ist der in menschlicher Gestalt uumlber die Erde wandelnde Gott

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 95: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

95

42 Der Streit zwischen Nestorius und Cyrill von Alexandrien

bis zum Konzil von Chalcedon

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 96: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

96

Der nestorianische Streit (428-433 nChr)

bull Nestorius (Patriarch von Konstantinopel) ndash Ablehnung des qeotovko~ (Gottesgebaumlrerin)-Titels fuumlr Maria ndash stattdessen bdquoChristusgebaumlrerinldquo (und nicht bloszlig bdquoMenschengebaumlrerinldquo)

bull Eusebius von Dorylaumlum ndash zeigt Nestorius wegen Haumlresie an

bull Cyrill von Alexandrien ndash Verteidiger des qeotovko~ und der einen Natur Christi

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 97: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

97

Konzil von Ephesus 431 nChr (3 Oumlkumenische Synode) Verurteilung des Nestorius unter Druck des Cyrill von

Alexandrien und des Memnon von Ephesus in Abwesenheit von Johannes von Antiochien und der antiochenischen Delegation

Konzil von Ephesus 433 nChr Christus als vollkommener Mensch und vollkommener Gott

ist sowohl Gott als auch uns Menschen wesensgleich Vereinigung (enwsi~) von zwei Naturen ohne

Vermischung

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 98: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

98

Der eutychianische Streit 448-451 nChr

bull Domnus von Antiochien bull Dioskur von Alexandrien bull Flavian von Konstantinopel bull Eutyches ndash gegen Ephesus 433

ndash eine Natur Christi nach der Einigung ndash Christus ist daher mit uns Menschen nicht

wesenseins (homoousios)

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 99: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

99

bull Konstantinopel 448 nChr bull Ephesus 449 nChr (Raumlubersynode)

ndash Kaiser Theodosius II bull Lehrbrief Leo des Groszligen an Flavian

ndash vertritt gegen den Miaphyitismus die westliche Zwei-Naturen-Lehre

bull Chalcedon 451 nChr (4 Oumlkumenische Synode) ndash Kaiserin Pulcheria (450-453)

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 100: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

100

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 101: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

101

5 Augustinus von Hippo und die westliche Theologie 51 Theoloige und Biographie 52 Gotteslehre und Christologie 53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus) 54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit) 55 Die Geschichtstheologie

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 102: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

102

51 Theologie und Biographie

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 103: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

103

Augustinus 354-430 nChr

Aumllteste bekannte Darstellung von Augustinus (Lateranbasilika 6 Jahrhundert)

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 104: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

104

bull Geboren 354 nChr in Thagaste (Nordafrika) bull Studium der Rhetorik in Karthago bull Manichaumler (373-382 nChr) bull Rhetorikprofessor in

ndash Thagaste ndash Karthago ndash Rom ndash Mailand

bull bdquoBekehrungldquo und Taufe 387 nChr bull Priesterweihe 391 nChr bull Seit 395 nChr Bischof von Hippo Regius

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 105: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

105

Theologie Augustins

bull Gott als das summum bonum (houmlchstes Gut) bull und daher Ziel und Endzweck alles Kreatuumlrlichen

ndash uti bdquogebrauchenldquo ndash die kreatuumlrliche Wirklichkeit ndash frui bdquogeniessenldquo ndash Gott um seiner selbst willen lieben

bull Suumlnde daher bdquoamor suildquo (bdquoSelbstliebeldquo) bull Menschheit nach Suumlndenfall bdquomassa perditionisldquo

ndash gefangen in Selbstuumlberhebung (superbia) und Begierde (concupiscentia)

ndash Ursprungssuumlnde (peccatum originale)

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 106: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

106

52 Gotteslehre und Christologie

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 107: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

107

Gotteslehre als Trinitaumltslehre

bull deus trinus (dreieiniger Gott) bull opera ad extra sunt indivisa

oder bull inseperabilia sunt opera trinitatis

bull Probleme des griechischen Substanzbegriffs und des sabellianisch missverstehbaren Personbegriffs (persona ndash provswpon)

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 108: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

108

essentia (Wesen)

bull Gottes Wesen ist Sein in Relationen bull Wesensrelationen (keine Akzidentien)

ndash Vater = der Zeugende = der Liebende ndash Sohn = der Gezeugte = der Geliebte ndash Geist = der aus Vater und Sohn Hervorgegangene

= das Band der Liebe bull filioque (Ausgang des Geistes von Vater und Sohn)

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 109: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

109

Analogie in der Schoumlpfung vestigia trinitatis

Zum Beispiel in der menschlichen Seele bull Gedaumlchtnis (memoria) bull Einsicht (intelligentia) bull Wille (voluntas)

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 110: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

110

53 Die Auseinandersetzung um die Gnadenlehre (Pelagianismus)

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 111: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

111

Gnadenlehre

bull Adam besaszlig vor Suumlndenfall die Faumlhigkeit nicht zu suumlndigen (posse non peccare)

bull der Mensch ist danach nicht mehr in der Lage das Suumlndigen zu vermeiden (non posse non peccare)

bull Gnade des Heiligen Geistes ist daher noumltig zur Erloumlsung des Menschen bull sowie fuumlr die Faumlhigkeit auch im Guten zu Beharren (donum perseverantiae)

bull bdquoWas hast du das du nicht empfangen haumlttestldquo (1 Kor 47)

bull Konsequenz Praumldestinationslehre

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 112: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

112

Pelagianischer Streit

bull Pelagius (360-420 nChr britischer Moumlnch) bull vor 410 nChr groszliger Kommentar zu den Paulusbriefen

ndash der seine pelagianische Lehre schon vollentwickelt enthaumllt bull Optimistisches Menschenbild

Freiheit des Willens auch nach Suumlndenfall Suumlnde als eine bdquoGewohnheitldquo kein Verhaumlngnis Christus als Lehrer der Gerechtigkeit und moralisches Vorbild

bull seit 411 pelagianischer Streit bull Caelestius (Ablehnung der Kindertaufe) bull Synode von Karthago von 418

ndash (Durchsetzung der augustinischen Gnadenlehre Verurteilung des Pelagianismus)

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 113: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

113

54 Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 114: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

114

Die Lehre von der Kirche (Donatismusstreit)

Gegen den donatistischen Anspruch nur erwaumlhlte und heilige Kleriker koumlnnten wirksam und guumlltig die Sakramente verwalten besteht Augustin auf der Unabhaumlngigkeit der Wirksamkeit der Sakramente von der Heiligkeit des sie Austeilenden Sie sind wirksam aufgrund des schrift- und traditionsgemaumlszligen Vollzugs (ex opere operato)

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 115: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

115

55 Die Geschichtstheologie

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 116: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

116

Die beiden Buumlrgerschaften civitas dei und civitas terrena

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 117: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

117

Augustin uumlber das irdische Reich

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 118: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

118

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 119: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

119

C Die Theologie des Mittelalter (Scholastik) 1 Die Fruumlhscholastik 1 Anselm von Canterbury 2 Abaelard 3 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister 4 Hugo von St Viktor 2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung 1 Thomas von Aquin 2 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 3 Meister Eckhart

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 120: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

120

1 Die Fruumlhscholastik

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 121: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

121

Abendmahlsstreit von 1049-1079 Berengar von Tour Kritik an der realistischen Abendmahlsvorstellung mit Hilfe philosophischer Kategorien Substanz und Akzidenz

Universalienstreit Roscelin von Compiegravegne Nominalismus Die Allgemeinbegriffe sind bloszlige Namen (nomina) denen auszligerhalb des Verstandes keine Realitaumlt zukommt Folge fuumlr die Trinitaumltslehre keine gemeinsame Gottheit die ja das Allgemeine ist - Tritheismus

Lanfrank (ca 1010-1089) Verteidiger der realistischen Abendmahlslehre

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 122: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

122

11 Anselm von Canterbury

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 123: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

123

Anselm von Canterbury (1033-1109)

bull credo ut intelligam (ich glaube damit ich verstehe)

bull Proslogion Ontologischer Gottesbeweis ndash Deus = aliquid quo nihil maius cogitari potest ndash Der Begriff des houmlchsten vollkommensten Wesens

impliziert die Existenz dieses Wesens da sonst ja etwas Groumlszligeres gedacht werden koumlnnte naumlmlich das Wesen das daruumlber hinaus auch noch wirklich existiert

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 124: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

124

bull Cur Deus homo ndash rationalistische Begruumlndung der Menschwerdung

Christi bull Wollte Gott das Heil der Menschen wie wir es aus der

Offenbarung wissen und kann er die Suumlnde der Menschen nicht einfach ignorieren weil er der Gerechte ist sondern muss Genugtuung fuumlr die Suumlnde fordern kann der Mensch als Suumlnder aber eine solche Genugtuung nicht leisten so gibt er letztlich keine andere Moumlglichkeit als dass Gott selbst die Genugtuung vollbringt Darum ist es notwendig dass Gott Mensch wird und die dem Menschen unmoumlgliche Genugtuung als menschgewordener Gott selbst vollbringt

Anselm von Canterbury

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 125: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

125

12 Abaelard

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 126: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

126

Petrus Abaelardus (1079-1142)

bull bdquoDe unitate et trinitate divinaldquo bull bdquoSic et nonldquo (Ja und Nein) bull Konzeptualismus

ndash Allgemeinbegriffe sind weder bloszlige Namen noch eine eigenstaumlndige Realitaumlt sondern Konzepte des Verstandes (conceptus) die aber den Strukturen der aumluszligeren Wirklichkeit entsprechen

bull Trinitaumltslehre ndash Statt von drei Personen spricht Abaelard von drei notwendigen

Eigenschaften Gottes Gott heiszligt nach seiner Allmacht Vater nach seiner Weisheit Sohn nach seiner Liebe Geist

Verdacht des Modalismus

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 127: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

127

Versoumlhnungslehre Abaelards

bull Gott muss nicht versoumlhnt werden sondern der suumlndige Mensch

bull Durch den Kreuzestod offenbart Gott seine Liebe zu den Menschen die die Gegenliebe in den Herzen der Menschen wirkt die so mit Gott versoumlhnt werden

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 128: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

128

13 Petrus Lombardus der Sentenzenmeister

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 129: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

129

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 130: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

130

14 Hugo von St Viktor

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 131: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

131

Mystische Theologie

bull Hugo von StViktor (1097-1141) Lehrbuch uumlber das Studium des Lesensldquo (Didascalicon de studio legendi) von 1125 Uumlber die Sakramente des christlichen Glaubens (De

sacramentis christianae fidei) von 11301137

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 132: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

132

2 Die Hochscholastik und ihre Aufloumlsung

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 133: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

133

Die Hochscholastik

Elemente ihrer Entstehung Entdeckung des ganzen Aristoteles Ibn Sina lat Avicenna Ibn Rusd lat Averroes

Sitz im Leben die Universitaumlt universitas magistrorum et scholarium die Gesamtheit der Lehrenden und Lernenden

Traumlger besonders dieBettelorden Dominikaner (zB Thomas von Aquin) Fransziskaner (zB Duns Scotus)

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 134: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

134

21 Thomas von Aquin

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 135: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

135

Thomas von Aquin (1225-1274) Schuumller des Albertus Magnus (ua in Koumlln) Konzil in Paris 1277 (Verurteilung) 1323 heilig gesprochen

Werke Summa theologica (unvollendet) Summa contra gentiles Kommentare zu den Werken des Aristoteles Bibelkommentare

Methode Quaestio These (Videtur quod Es scheint dass) Argumente fuumlr die These Gegenthese (Sed contra est quod Dagegen spricht aber dass) Conclusio (Respondeo dicendum est Ich antworte dass zu sagen ist ) Widerlegung der objectiones (Ad primum ad secundum ad tertium)

Thomas von Aquin (postumes Gemaumlde von Carlo Crivelli 1476)

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 136: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

136

2 Artikel

Ist die Heilige Lehre eine Wissenschaft

1 Jede Wissenschaft gruumlndet in Prinzipien die durch sich selbst einsichtig

sind (ex principiis per se no tis) Die heilige Lehre aber geht zuruumlck auf

Glaubensartikel die als solche nicht durch sich selbst einsichtig sind und

deshalb auch nicht von allen angenommen werde bdquoDenn nicht alle

finden den Glaubenldquo wie es in II Thess 32 heiszligt Die heilige Lehre ist also

keine Wissenschaft

2 Von Einzeldingen gibt es keine Wissenschaft Die heilige Lehre aber

handelt von Einzeldingen zB von den Taten Abrahams Isaaks und

Jakobs und aumlhnlichem Also ist die heilige Lehre keine Wissenschaft

Andererseits sagt der heilige Augustinus in De trinitate 14 bdquoUnter diese

Wissenschaften faumlllt nur was den heilbringenden Glauben zeugt naumlhrt

verteidigt und staumlrktldquo Dafuumlr kommt aber keine andere Wissenschaft in

Betracht als die heilige Lehre Also ist die heilige Lehre eine Wissenschaft

Antwort Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft Aber es gibt zwei Arten

von Wissenschaft Die eine stuumltzt sich auf Prinzipien die durch das

natuumlrliche Licht des Verstandes einsichtig sind wie zB die Arithmetik die

Geometrie ua eine zweite Art auf Prinzipien die durch das Licht einer

houmlheren uumlbergeordneten Wissenschaft einsichtig werden So gruumlndet zB

die Lehre von der Perspektive in Prinzipien die durch die Geometrie die

Musik auf solchen die durch die Arithmetik einsichtig sind Und zu dieser

zweiten Art von Wissenschaft zaumlhlt die heilige Lehre weil sie sich auf

Prinzipien stuumltzt die durch das Licht einer houmlheren Wissenschaft erkannt

werden naumlmlich der Wissenschaft Gottes und der S eligen (ex principiis

notis lumine superioris scientiae quae scilicet est Dei et beatorum) Wie

sich also die Musik auf Prinzipien verlaumlsst die ihr on der Arithmetik vermittelt

werden so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien glaumlubig an die ihr von

Gott geoffenbart sind

Zu 1 Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig

durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer houmlheren

Wissenschaft zuruumlckgefuumlhrt So die Prinzipien der heiligen Lehre

Zu 2 Die Einzeldinge werden zwar in der heiligen Lehre auch beruumlhrt

doch nicht so als waumlren sie die Hauptsache Sie dienen etwa als Beispiel

fuumlr das Leben wie in den Moralwissenschaften oder zum Erweis fuumlr die

Autoritaumlt jener Maumlnner durch die die goumlttlichen Offenbarungen das

Fundament der Heiligen Schrift oder Lehre uns zuteil geworden ist

Eine typische Quaestio aus der Summa theologica des Thomas von Aquin These

und Argumente

Gegenthese

Responsio

Erwiderung auf die Gegen-argumente

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 137: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

137

Natur und Gnade Philosophie und Theologie

gratia non tollit sed perficit naturam ndash bdquoDie Gnade hebt die Natur nicht auf sondern vollendet sieldquo

Thomas von Aquin

Natuumlrliche Gotteserkenntnis (praeambula fidei ) quinque viae der Gotteserkenntnis 1 Aus der Bewegung 2 Aus der Wirkursache 3 Aus der Kontigenz 4 Aus den Graden der Vollkommenheit 5 Aus der Ordnung der Schoumlpfung

Gott als actus purus

neuplatonischen Schema vom Ausgang und Ruumlckkehr (exitus et reditus)

Harmonie von Schoumlpfung (Natur) und Erloumlsung (Offenbarung)

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 138: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

138

Suumlnden- und Gnadenlehre Thomas von Aquin

Die Natur des Menschen weist schoumlpfungsmaumlszligig uumlber sich hinaus er ist auf Gott hin ausgerichtet (Natur und Gnade)

Suumlnde als habitus (erworbene Haltung)

Gnade als habitus gratia infusa (eingegossene Gnade) donum habituale (die zur Haltung gewordene Gabe qualitas animae (eine Eigenschaft der Seele) durch den Heiligen Geist und aus reiner Gnade vermittelt

Kein eigentliches Verdienst des Menschen (meritum de condigno) moumlglich sondern nur uneigentliches Verdienst (meritum de congruo) weil der Mensch nach dem Empfang der Geistesgnade am Heilswerk mitwirken kann

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 139: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

139

22 Duns Scotus und Wilhelm von Ockham

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 140: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

140

Johannes Duns Scotus (1266-1308)

Unterscheidung von Vernunft- und Offenbarungserkenntnis Voluntaristisches Gottesbild potentia Dei absoluta potentia Dei ordinata

Wilhelm von Ockham (ca 1280-134748)

Empirismus und Nominalismus Unmoumlglichkeit einer rationalen Metaphysik Offenbarungspositivismus

Gnadenlehre Mitwirkung des Menschen wird betont facere quod in se est Wenn der Mensch tut was er kann wird Gott die Gnade ihm nicht verweigern

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 141: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

141

23 Meister Eckhart

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 142: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

142

Meister Eckhart nach einem zeitgenoumlssischen Stich

Meister Eckhart (1260-1328)

Opus tripartitum

Mystische Theologie Lehre von bdquoSeelenfuumlnkleinldquo increatum mit Gott verwandt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 143: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

143

D Die Theologie der Reformatoren 1 Martin Luther 2 Philipp Melanchthon 3 Zwingli 4 Johann Calvin

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 144: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

144

1 Martin Luther

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 145: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

145

Martin Luther (1483-1546)

31 Oktober 1517 Beginn der Reformation 95 Thesen (bdquoThesenanschlagldquo historisch umstritten)

Reformatorische Erkenntnis (Roumlm 117)

Neues Verstaumlndnis der bdquoGerechtigkeit Gottesldquo nicht als richtende Gerechtigkeit Gottes sondern als die Kraft mit

der Gott den Suumlnder bdquogerecht machtldquo Rechtfertigung aus Gnade (sola gratia)

bdquoallein aus Glaubenldquo (sola fide)

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 146: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

146

Rechtfertigungslehre Grundbegriffe Situation des Menschen bdquocoram Deoldquo (vor Gott) als Ausgangspunkt von Luthers theologischem Denken (keine Substanzmetaphysik)

Suumlnde = incurvatio in seipsum = seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu wollen

Gesetz als Mittel der Selbsterkenntnis Suumlndenerkenntnis und Verzweiflung

Evangelium Verheissung der Suumlndenvergebung und der Rechtfertigung allein aus Glauben

forensische bzw imputative Rechtfertigungslehre Anrechnung von Christi fremder Gerechtigkeit

simul iustus et peccator

usus elenchticus legis

147

Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

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Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 147: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

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Theologie

sola fide - sola gratia - propter Christum Christozentrische Theologie

theologia gloriae theologia crucis

Dialektik von offenbarem und verborgenem Gott Deus revelatus - Deus absconditus

Deus incarnatus- Deus nudus

Allwirksamkeit Gottes und Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade fuumlhrt zur Vorstellung von der Praumldestination und der Unfreiheit des Willens

(de servo arbitrio) Ubi igitur nudus Deus in maiestate loquitur ibi tantum terret et occidit Cum voles igitur cum Deo agere hac ingredere via Audi vocem Christi quem pater constituit doctorem totius mundi cum ait Hic est filius meus dilectus in quo mihi beneplacitum est hunc audite

WA 391 3913-7

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

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Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

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Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 148: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

148

Die Kirche und die Sakramente Viva vox evangelii - schlaumlgt sich in H Schrift nieder Kirche = Geschoumlpf des Wortes bzw des Evangeliums

(creatura verbi bzw evangelii) ecclesia abscondita (verborgene Kirche)

Notae ecclesiae (Kennzeichen der wahren Kirche)

rechte Evangeliumsverkuumlndigung Taufe Abendmahl rechte Ordination der Prediger und Seelsorger Gebet Kreuz (Ablehnung und Verfolgung)

1 Petrus 29 Priestertum aller Glaumlubigen

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

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Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

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Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 149: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

149

Sakrament sichtbares Wort (verbum visibile) Kriterien Einsetzung durch Christus Verheiszligung sichtbares Zeichen 2 Sakramente Taufe und Abendmahl

(gegen die katholische Siebenzahl)

Realpraumlsenz von Christi Leib und Blut in mit und unter Brot und Wein communicatio idiomatum

150

Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

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Luthers Ethik und die Zwei-Regimenten-Lehre

Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Regiment Gottes entspricht

Reich der Welt Reich Gottes Suumlnder und Unglaumlubige Fruumlchte des Glaubens Gesetz und Schwert Naumlchsten- Feindesliebe

drei Staumlnde Kirche die Wirtschaftsgesellschaft und der Staat (ecclesia oeconomia politia)

Unterscheidung von Weltperson und Christperson

151

2 Philipp Melanchthon

152

Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

154

Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

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2 Philipp Melanchthon

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Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

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Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 152: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

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Philipp Melanchthon (1497-1560) Loci communes rerum theologicarum Allgemeine Grundbegriffe fuumlr die theologischen Sachverhalte Ausgabe von 1521

bdquohoc est Christum cognoscere beneficia eius cognoscereldquo (Christus erkennen heiszligt seine Wohltaten erkennen) Suumlnde Gesetz Evangelium Gnade Rechtfertigung Glaube und Zeichen (Sakramente)

Neuauflagen von 1535 - 1559 Ausbau der loci zu einer vollstaumlndigen protestantischen Dogmatik

153

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

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Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 153: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

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Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana von 1530 bdquodass Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt von Brot und Wein im Abendmahl gegenwaumlrtig und werde ausgeteiltldquo (quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini)

Abendmahlsverstaumlndnis der Confessio Augustana variata von 1540 bdquodass Leib und Blut Christi mit dem Brot und dem Wein wahrhaft dargereicht werdenldquo (quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi vescentibus in coena domini)

Melanchthon

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Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen

Page 154: Vorlesung: Theologiegeschichte im Überblick · 10 Paulus, Phililipperbrief 2,5-11 „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt

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Lehre vom unfreien Willen Fruumlhzeit Affektenlehre

SUumlNDE

Herrschaft der Affekte (Furcht Traurigkeit Zorn Geltungsdrang aber auch Liebe und

Hoffnung) MACHT DIE ENTSCHEIDUNG FUumlR DAS GUTE UNMOumlGLICH

Seit 1535 neue Lehre Melanchthons drei Ursachen der Bekehrung 1 das berufende und aumluszligerlich bewegende Wort Gottes 2 der erleuchtende und innerlich bewegende Heilige Geist und 3 der zustimmende oder ablehnende Wille des Menschen