Vorteile einer mobilen elektronischen Patientenakte … · 2018-08-20 · Mitarbeiterbefragung zur...

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23.03.2015 1 Vorteile einer mobilen elektronischen Patientenakte – Perspektive der Pflegedokumentation Begriffsdefinition Die elektronische Patientenakte ist ein Medium der Informationsspeicherung und Kommunikation. Sie erfasst alle Patientendaten (Diagnosen, Therapieempfehlungen, unverträgliche Medikamente, Pflege- und Therapiedaten etc.) in elektronischer Form. Springer Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: elektronische Patientenakte, online im Internet: http ://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/17946/elektronische-patientenakte-v10.html EHRs were classified on the basis of the International Organization for Standardization (ISO) definition. According to this definition, the EHR means a repository of patient data in digital form, stored and exchanged securely, and accessible by multiple authorized users. It contains retrospective, concurrent, and prospective information and its primary purpose is to support continuing, efficient and quality integrated health care. ISO also gives a number of other terms commonly used to describe different types of EHRs. Hayrinen, K., Saranto, K., & Nykanen, P. (2008). Definition, structure, content, use and impacts of electronic health records: a review of the research literature. Int J Med Inform, 77(5), 291-304. doi: 10.1016/j.ijmedinf.2007.09.001 ISO/DTR 20514, Health Informatics – Electronic Health Record – Definition, Scope, and Context, 2004

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Vorteile einer mobilen elektronischen Patientenakte – Perspektive der Pflegedokumentation

Begriffsdefinition

Die elektronische Patientenakte ist ein Medium derInformationsspeicherung und Kommunikation. Sie erfasst allePatientendaten (Diagnosen, Therapieempfehlungen, unverträglicheMedikamente, Pflege- und Therapiedaten etc.) in elektronischer Form.

Springer Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: elektronische Patientenakte, online im Internet:http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/17946/elektronische-patientenakte-v10.html

EHRs were classified on the basis of the International Organization forStandardization (ISO) definition. According to this definition, the EHRmeans a repository of patient data in digital form, stored andexchanged securely, and accessible by multiple authorized users. Itcontains retrospective, concurrent, and prospective information and itsprimary purpose is to support continuing, efficient and qualityintegrated health care. ISO also gives a number of other termscommonly used to describe different types of EHRs.

Hayrinen, K., Saranto, K., & Nykanen, P. (2008). Definition, structure, content, use and impacts of electronic health records: areview of the research literature. Int J Med Inform, 77(5), 291-304. doi: 10.1016/j.ijmedinf.2007.09.001ISO/DTR 20514, Health Informatics – Electronic HealthRecord – Definition, Scope, and Context, 2004

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Syntaktische InteroperabilitätStruktur der Schnittstellen bzw. Datenformate (Syntax) ist zwischen beteiligten Systemen bekannt und nutzbarz. B. mittels XML oder H7-Standard

Semantische InteroperabilitätBedeutung einzelner Informationen in den beteiligten Systemen wird erkannt und nutzbar gemacht; Rückgriff auf Terminologien, Klassifikationen z. B. in der Pflege auf ENP, NANDA-I, in der Medizin auf ICD-10, OPS ...

Voraussetzung: Interoperabilität

Häyrinen et al. 2008; Haas 2005, eHealth-Gesetz 2015

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Anordnung an Labor

OBR – observation request segment (HL 7)

• OBR|5|00361790||41^Harnstoff^FN|||200804091242|

20080409140405||||||200804091242|1||||||||||F|

OBX|1|ST|41^Harnstoff^FN||46|mg/dL|11-50||||F|

OBR attribute

Anordnung lf. Nr.

Nr., Name des zu untersuchenden Wertes

Datum, Uhrzeit der Probe

Datum, Uhrzeit der Analyse

Wert/Ergebnis Maßeinheit Referenzwert

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Syntaktische Interoperabilität zum Transfer von Pflegeprozessdaten bedeutet, … den Rahmen für den Datenaustausch zwischen den IT-Systemen festzulegen.

….

<component>

<section>

<code nullFlavour=„NA“>

<translation code=„NursDiag:NOM“ codeSystem=„1.2.3.4.5.6.7.8“/>

<code code="000018" codeSystem="1.2.276.0.76.3.1.133.1" codeSystemName="ENP">

<text> Der Patient kann sich aufgrund einer Hemiplegie/-parese nicht selbstständig waschen </content></text>

…..

Vgl. HL7-Benutzergruppe in Deutschland e.V.ePflegebericht auf Basis der HL7 Clinical Document Architecture Release 2 für das deutsche Gesundheitswesen (Stand: 14.02.2011)http://www.hl7.de/publikationen/techdok.php

Beispielausschnitt: ePflegebericht auf der HL7 CDA Release 2

OID (Objekt-Identifikatoren)

Quelle: Implementierungsleitfaden "ePflegebericht" auf Basis der HL7 Clinical Document

Architecture Release 2 für das deutsche Gesundheitswesen (2010:93)

vgl. DIMDI

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Erfüllt Ihre elektronische Patientenakte den Aspekt der semantischen Interoperabilität?

1.) Ja, wir arbeiten in der Pflege mit einer standardisierten Terminologie und können Daten wie den Pflegeplan, pflegerischer Entlassungsbericht an andere Softwareprodukte

übergeben

2.) Nein, wir arbeiten mit Hauskatalogen

3.) Nein, wir arbeiten papierbasiert

Begriffsdefinition: Mobile Patientenakte

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Abzugrenzender Begriff – mHealth (Mobile Health)

Beispiel: Telemonitoring Plattform für die ärztlichen Kontrollierte Heimselbstbehandlung von Patienten mit Hämophilie der Firma Rösch Associates GmbH 2014

mHealth ist „die Bereitstellung von Gesundheitsdiensten über mobile Kommunikationsgeräte“Foundation for the National Institutes of Health

mHealth ist ein Bereich der eHealth und bezeichnet die Bereitstellung von Gesundheitsdiensten und Informationen über mobile Technologien wie Mobiltelefone und Personal Digital Assistants (PDAs). WHO

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„MOBIL“

Befreit vom PC-Arbeitsplatz und gibt Ihnen alle notwendigen Informationen dort, wo diese benötigt werden z. B. am Patientenbett, im Bereitschaftszimmer (Schneider-Adamek 2014)

Optimierung der Verzahnung der Informationen der unterschiedlichen Disziplinen, die am Therapie-, Behandlungsprozess beteiligt sind …

Gleichzeitiger Zugriff auf die Patientenakte von unterschiedlichen Orten

1

3

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5

Interdisziplinäre Nutzung vorhandener Informationen, Abbau von Doppeldokumentation, Beschleunigung der Entscheidungsfindungsprozesse …

Nutzen einer „mobilen“ elektronischen Patientenakte

„Elektronische Patientenakte oder Electronic Patient Record“

Verbesserung der Dokumentationsqualität durch eine zeitnahe Dokumentation 2

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Wie wichtig sind Ihnen zukünftig folgende Vorteile einer mobilen elektronischen Patientenakte?

1.) Die Prozessteuerung kann durch Daten zur Arbeitsbelastung

zeitnah optimiert werden.

2.) Die Daten sind dort verfügbar, wo sie benötigt werden.

3.) Verbesserte Datenqualität durch eine zeitnahe Dokumentation.

4.) Keiner der aufgeführten Punkte ist mir wichtig.

Nutzen einer „mobilen“ Patientenakte

Daten für die Fallkostenkalkulation und Pflegepersonalberechnung(Gordon 2001:VII, Halloran 1985, Wieteck 2005)6

„Elektronische Patientenakte unter Verwendung von standardisierter Terminologie (Pflegeklassifikation)“

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ENP und Zeitwerthinterlegung – fallbezogene Auswertung

Stationsbezogene Minutenauslastung mit ENP-Zeitwerten

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Nutzen einer „mobilen“ Patientenakte

Daten für die Fallkostenkalkulation und Pflegepersonalberechnung (Gordon 2001:VII,

Halloran 1985, Wieteck 2005)7

„Elektronische Patientenakte unter Verwendung von standardisierter Terminologie (Pflegeklassifikation)“

Unterstützung der Erlösoptimierung im Kontext der DRGs durch automatisierte Nebendiagnosenvorschläge aus der Pflegedokumentation (Wieteck 2005, Berger et al. 2006)

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Automatisierte Nebendiagnosenvorschläge

Fragestellung: • Lässt sich die Erlössituation im Krankenhaus durch eine

Pflegeprozessdokumentation, die automatisiert Nebendiagnosen generiert, verbessern?

Design/Methode• Multizentrische, deskriptive komparative Querschnittstudie

Setting• Vier Kliniken der Schwerpunkt- und Maximalversorgung in

Hamburg

Berger, S. & Schütze, F. (2006). Automatisierte Nebendiagnosengenerierung zur Elrössicherung im Krankenhaus. Posterpräsentation.

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Ergebnisse der Studie

Bei neun Patienten veränderte sich der Erlös durch die zusätzlich kodierten Nebendiagnosen/ Prozeduren. Der Gesamterlös bei allen 79 Fällen wurde um 9.163,62 € (1,36 %) gesteigert.

Nutzen einer „mobilen“ Patientenakte

Daten für die Fallkostenkalkulation und Pflegepersonalberechnung (Gordon 2001:VII,

Halloran 1985, Wieteck 2005)6

„Elektronische Patientenakte unter Verwendung von standardisierter Terminologie (Pflegeklassifikation)“

Unterstützung der Erlösoptimierung im Kontext der DRGs durch automatisierte Nebendiagnosenvorschläge aus der Pflegedokumentation (Wieteck 2005, Berger et al. 2006)7

8Automatisierte PKMS-Dokumentation durch die pflegerische Regeldokumentation – Erlösoptimierung ohne zusätzlichen Dokumentationsaufwand in der Pflege

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1. Schritt

PKMS automatisch ausleiten

Die Pflegepersonwählt eine passende Pflegediagnoseaus.

1. Schritt

2. Schritt

ENP-Praxisleitlinieunterstützt die Pflegepersonbei der Maßnahmenauswahl.

PKMS automatisch ausleiten

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3. Schritt

Pflegeplan erstellenund erbrachte Pflegemaßnahmendokumentieren.

PKMS automatisch ausleiten

4. Schritt – automatische PKMS- und OPS-Kodierung

PKMS automatisch ausleiten

Der Pflegeplan wird im Hintergrund übersetzt in die Sprache des PKMS.OPS-Kodierung wird getriggert.

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Erlöse sichern!Beispiel: PKMS 2013 - prozentuale Anteile an

der Fallzahl je Klinik

2,65

0,66

4,69

5,95

4,614,24

1,88

3,503,91

1,15

3,97

1,051,57

0,38

2,653,26

0,00

1,00

2,00

3,00

4,00

5,00

6,00

7,00

8,00

9,00

10,00

P

r

o

z

e

n

t

OPS 9-20: Pro Fall > 1000 € Mehrerlöse

Nutzen einer „mobilen“ Patientenakte

Daten für die Fallkostenkalkulation und Pflegepersonalberechnung (Gordon 2001:VII,

Halloran 1985, Wieteck 2005)6

„Elektronische Patientenakte unter Verwendung von standardisierter Terminologie (Pflegeklassifikation)“

Unterstützung der Erlösoptimierung im Kontext der DRGs durch automatisierte Nebendiagnosenvorschläge aus der Pflegedokumentation (Wieteck 2005, Berger et al.

2006)7

8Automatisierte PKMS-Dokumentation durch die pflegerische Regeldokumentation – Erlösoptimierung ohne zusätzlichen Dokumentationsaufwand in der Pflege

Förderung der Pflegequalität durch Reflexion der Pflegepraxis durch Datenanalysen und Leitlinienstruktur (Kahouei, M. et al. 2014, Wieteck et al. 2014) 9

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Beispiel: Verfügbares Wissen am „Point of care“

Praxisleitlinienstruktur von ENP und mögliche Einsprünge auf Wissensportale

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Ergebnisse der Projektstation St. 42, Klinikum Weiden3 Monate nach Einführung

Mitarbeiterbefragung zur Patientensicherheit Sept. 2008

0 2 4 6 8 10 12

Stimmt überhaupt nicht

Stimmt eher nicht

Stimmt teils/teils

Stimmt eher

Stimmt völlig

Keine Angaben

Frage:Ich bin der Meinung, dass das Arbeiten mit der elektronischen Patientenakte dazu beiträgt, die Patientensicherheit und Qualität der Versorgung zu optimieren.

Arbeiten mit einer mobilenelektronischen Patientenakte

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Nutzen einer „mobilen“ Patientenakte

Daten für die Fallkostenkalkulation und Pflegepersonalberechnung (Gordon 2001:VII, Halloran

1985, Wieteck 2005)6

„Elektronische Patientenakte unter Verwendung von standardisierter Terminologie (Pflegeklassifikation)“

Unterstützung der Erlösoptimierung im Kontext der DRGs durch automatisierte Nebendiagnosenvorschläge aus der Pflegedokumentation (Wieteck 2005, Berger et al. 2006)7

8Automatisierte PKMS-Dokumentation durch die pflegerische Regeldokumentation –Erlösoptimierung ohne zusätzlichen Dokumentationsaufwand in der Pflege

Förderung der Pflegequalität durch Reflexion der Pflegepraxis durch Datenanalysen und Leitlinienstruktur (Kahouei, M. et al. 2014, Wieteck et al. 2014) 9

Zusammenfassende Nutzeneffekte durch Pflegeklassifikationen wie z.B. ENP (European

Nursing care Pathways)10

Ziele der Datennutzung aus der elektronischen Pflegeprozessdokumentation

Grundlage für politische Entscheidungen z. B. Entwicklung von Pflegebedarf /-bedürftigkeit

Verschiebungen des Leistungsspektrums

Outcomeforschung und Förderung von EBN

Aufwandgerechtes Personalmanagement

Daten für Risikomanagement

Daten für Qualitätsmanagement, Marketing

Daten zur Outcomebewertung

Fallkostenkalkulation für Budgetverhandlungen

Vereinfachte Pflegeprozessdokumentation

Unterstützung bei der Entscheidungsfindung

Systematisierte Verlaufsdarstellung z. B. über Zielerreichung

Sektorenübergreifender Datentransfer und Unterstützung des Informationsflusses

Nationale Ebene

Managementebene

Pflegepersonen

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Wie bewerten Sie diese Session insgesamt?

1.) sehr gut

2.) gut

3.) befriedigend

4.) ausreichend

5.) mangelhaft

6.) ungenügend

„Semantische Interoperabilität!“

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QuellenBerger, S. & Schütze, F. (2006). Automatisierte Nebendiagnosengenerierung zur Elrössicherung im Krankenhaus. Posterpräsentation.

Definitions of mHealth www.himss.org/ResourceLibrary/GenResourceDetail.aspx?ItemNumber=20221

Gordon, M. (2001). Handbuch Pflegediagnosen. Das Buch zur Praxis, München; Jena, Urban & Fischer Verlag.

Günther, U. & Redmann, J. (2008). Prozessnutzen durch die Einführung einer elektronischen Patientenakte. Krankenhaus IT Journal, 4, pp. 26-28.

Haas, P. (2005). Medizinische Informationssysteme und Elektronische Krankenakten. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag.

Halloran, E. J. (1985). Nursing Workload, Medical Diagnosis Related Groups, and Nursing Diagnoses. Research in Nursing & Health,8, 421-433.

Hayrinen, K., Saranto, K., & Nykanen, P. (2008). Definition, structure, content, use and impacts of electronic health records: a review of the research literature. Int J Med Inform, 77(5), 291-304. doi: 10.1016/j.ijmedinf.2007.09.001

ISO/DTR 20514, Health Informatics – Electronic Health Record – Definition, Scope, and Context, 2004

Kahouei, M. et al. (2014). Nurses' perceptions of usefulness of nursing information system: module of electronic medical record for patient care in two university hospitals of iran. Mater Sociomed, 26(1), pp. 30-34. doi: 10.5455/msm.2014.26.30-34

Kelley, T. F., Brandon, D. H., & Docherty, S. L. (2011). Electronic nursing documentation as a strategy to improve quality of patient care. J Nurs Scholarsh, 43(2), pp. 154-162. doi: 10.1111/j.1547-5069.2011.01397.x

Neubauer, A. S., Priglinger, S., & Ehrt, O. (2001). Elektronische oder papiergebundene Patientenakte, Ein Kosten-Nutzen-Vergleich. Ophthalmologe, 98 (11), pp. 1083-1088.

Uslu, A. M. & Stausberg, J. (2005). Nutzen und Kosten der elektronischen Patientenakte in Krankenhäusern Teil 2. Krankenhaus IT Journal, 6 (Download 2014: http://www.medizin-edv.de/ARCHIV/Eine_EPA_muss_multimedial_ausgestattet_sein.pdf ), pp. 26-27.

Springer Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: elektronische Patientenakte, online im Internet: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/17946/elektronische-patientenakte-v10.html

Wieteck, P. (2005). Zur Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit im Kontext der DRG. Ein Diskussionsbeitrag zur optimierten Prozesssteuerung. Pflege & Gesellschaft, 10(3), pp. 115-124. Wieteck, P. (2009). Abbildung des Kernprozesses Arzt-Pflege in einer elektronischen Patientenakte (EPA). Lösungsansätze einer EPA. Krankenhaus IT Journal, 8 (4/2009), pp. 64-66. Wieteck, P. et al. (2014). Wissenschaftliche Hintergründe European Nursing care Pathways Version 2.9. 29.09.2014 http://www.recom.eu/files/recom/40-wissen/enp-entwicklung/einleitung/ENP_Wissenschaftliche_Hintergruende_2014_DE.pdf