Vortrag Präventionsfrühstück Salzburg · Dr.KuroschYazdi PrävalenzderOnlineSüchte!...

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Fluch oder Segen? Online Medien aus Sicht der Psychiatrie Dr. Kurosch Yazdi Zentrum für Suchtmedizin Landesnervenklinik WagnerJauregg Linz

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Fluch  oder  Segen?  Online  Medien  aus  Sicht  der  Psychiatrie  

Dr.  Kurosch  Yazdi  

Zentrum  für  Suchtmedizin  Landesnervenklinik  Wagner-­‐Jauregg  Linz  

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Dr.  Kurosch  Yazdi  

Verhaltenssüchte:  

1.  Onlinesüchte:    Online-­‐Rollenspiele  (z.B.  WoW)    Socialnetworks  (z.B.  Facebook,  TwiIer)    Online-­‐Pornosucht    

2.  Glücksspielsucht    

3.  Kaufsucht  

4.  Arbeitssucht,  Sexsucht,  Sportsucht,  …    

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Dr.  Kurosch  Yazdi  

Allgemeine  Suchtkriterien  treffen  auch  bei  Verhaltenssüchten  zu:  

 a.  Zwang  zu  konsumieren  

 b.  Kontrollverlust  (in  Bezug  auf  Beginn  und  Ende  des  Konsums)  

 c.  Entzugserscheinungen  (körperlich  und/oder  psychisch)  

 d.  Toleranzentwicklung  (immer  größere  Mengen)  

 e.  Vernachlässigung  anderer  Interessen  und  Pflichten  (Einengung)  

   f.  Weitermachen  trotz  negaTver  Konsequenzen  

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Dr.  Kurosch  Yazdi  

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Dr.  Kurosch  Yazdi  

Pathologische  Spieler  bei  der  PräsentaTon  von  Glücksspielreizen  und  Cannabisabhängige  bei  PräsentaTon  von  Cannabisreizen  jeweils  im  Vergleich  zu  gesunden  Kontrollprobanden  4  

4 Grüsser SM, Heinz A (2008): Diagnosis "gambling addiction": phenomenology, classification and therapy. MMW Fortschr Med 150(11):29-31

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Dr.  Kurosch  Yazdi  

KlassifikaUon  versus  DiagnosUk  

ICD  10:  

Pathologisches  Verhalten  unter  F63  (abnorme  Gewohnheit  und  Störung  der    Impulskontrolle)  z.B.  pathologisches  Glücksspiel  und  TrichoTllomanie    

DSM  V:  

Pathologisches  Glücksspiel  im  Kapitel  der  Abhängigkeitserkrankungen  (AddicTon  and  related  Disorders)  

„Internet  gaming  disorder“  im  Appendix  als  Störung,  die  weiterer  klinischer  Forschung  und  Erfahrung  bedarf  

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Dr.  Kurosch  Yazdi  

Online-­‐Süchte  

1.  Social  Media:  meist  junge  Frauen    Facebook  ,  Twiber,  …  

2.  Online-­‐Computerspiele:    meist  junge  Männer    Online-­‐Rollenspiele,  Online-­‐Ego-­‐Shooter,  Online-­‐Strategiespiele  

3.  Surfen  bzw.  (Pseudo-­‐)InformaUonssuche:    Google,  Wiki,  …  

4.      Online-­‐Pornographie:  meist  Männer  im  mibleren  Alter    Bilder,  Videos,  Chaben  

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Dr.  Kurosch  Yazdi  

Besonderheiten  der  Online-­‐Süchte  5  

1.  Toleranzbildung:  neben  dem  steigenden  Zeitbedarf  auch  das  Verlange  nach  immer  besserer  und  schnellerer  technischer  Ausrüstung  und  Sofware  

2.  Entzugserscheinungen:  wenn  Computer/Smartphone  bzw.  Internetzugang  nicht  verfügbar  sind.    a.  bei  Männern  vor  allem  Gereiztheit  bis  hin  zu  Aggression    b.  bei  Frauen  meist  depressive  oder  ängstliche  Symptome  

3.  Exzessive  Nutzung:  sechs  Stunden  täglich  (außer  beruflicher  Gebrauch);  Vernachlässigung  von  basalen  Bedürfnissen  wie  Hunger,  Durst,  Schlaf  und  Toilebengang  während  der  Internetnutzung.  

5 Beard KW, Wolf EM (2001): Modification in the proposed diagnostic criteria for Internet addiction. Cyberpsychol Be- hav 4:377–383

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Dr.  Kurosch  Yazdi  

Prävalenz  der  Online-­‐Süchte  

13,7%  aller  chinesischen  Jungendlichen  mit  Internetzugang  6  

2,1%  aller  südkoreanischen  Kinder  zwischen  6  und  19  Jahren  7  

1%  bei  14  bis  64  Jährigen  in  Deutschland  8  

6 Xu J., Shen L. X., Yan C. H., Wu Z. Q., Ma Z. Z., Jin X. M.et al. (2008): Internet addiction among Shanghai adolescents: prevalence and epidemiological features. ZhonghuaYu FangYi Xue Za Zhi 42: 735–8

7 Park S. K., Kim J.Y., Cho C. B. (2008): Prevalence of Internet addiction and correlations with family factors among South Korean adolescents. Adolescence 43: 895–909

8 Guertler D, Broda A, Bischof A, Kastirke N, Meerkerk GJ, John U, Meyer C, Rumpf HJ (2013): Factor Structure of the Compulsive Internet Use Scale. Cyberpsychol Behav Soc Netw [Epub ahead of print]

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Dr.  Kurosch  Yazdi  

Im  Rahmen  der  Pubertät  verschiebt  sich  allmählich  die  Abhängigkeit  von  den  Eltern  bzw.  bisherigen  Bezugspersonen  in  Richtung  Peergroup.  

Diese  Verschiebung  kann  aber  auch  in  Richtung  Substanzen  (Alkohol,  NikoTn,  ….)  oder  Verhaltenssüchten  (Internetsucht,  Kaufsucht,  Spielsucht,  …)  gehen.  

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Wenn  unser  Bedürfnis  nach  Beziehung  nicht  befriedigt  wird,  neigen  wir  zu  Pseudobeziehungen  wie  Alkohol,  NikoTn  und  Drogen  oder  virtuelle  Beziehungen  im  Internet.  

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Sucht  als  Suche  nach  Beziehung  

Pseudobeziehungen  können  unser  natürliches  Bedürfnis  nach  Beziehung  nicht  befriedigen.  Dadurch  bleiben  wir  einsam  und  werden  krank.  

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Dr.  Kurosch  Yazdi  

Soziale  Online-­‐Medien  

Facebook  Photos:  derzeit  300  Mrd.  Bilder;  300  Mio  neue  Bilder  täglich  

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Dr.  Kurosch  Yazdi  

Offene  Fragen:  Kulturwandel  

 Soziale  Kultur:  Sind  "Friends"  auf  Facebook  das  gleiche  wie  Freunde?  

 InformaUonskultur:  Hat  Twibern  etwas  mit  InformaTon  zu  tun?  

 Lernkultur:  Werden  Kinder  später  erfolgreicher,  je  früher  sie  mit  dem  Internet  umgehen  lernen?  

 Beziehungskultur:  Gibt  es  virtuelle  Beziehungen?  

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Dr.  Kurosch  Yazdi  

Offene  Fragen:  Behandlung  

 Wer  bezahlt?  Bezahlung  nach  ICD  10?  

 Wer  behandelt?  Jugendpsychiatrie?  Suchtabteilung?  

 Behandlungsziel?  AbsTnenz  oder  kontrollierter/selekTver  Internetgebrauch?  

 Behandlungsart?  Psychotherapie?  Elternberatung?  MedikaTon?  

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Dr.  Kurosch  Yazdi  

Offene  Fragen:  Leidensdruck  

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Prim.  Dr.  Kurosch  Yazdi  

Zentrum  für  Suchtmedizin  LNK  Wagner-­‐Jauregg  Linz  

Danke  für  die  Aufmerksamkeit