Vorurteile und ihre Hintergründe - …€¦ · West Ost Erneuter Anstieg: Fremdenfeindlichkeit ......
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IKG Institute for interdisciplinaryReserach on Conflictand Violence
Beate KüpperMarburg, Mai 2012
Vorurteile und ihre Hintergründe Ergebnisse aus der 10-Jahres Studie
„Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“
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Hass KriminalitätRechtsextreme GruppierungenWahlergebnisse
Rechtspopulismus in Politik & Medien
Einstellungen in der Bevölkerung
Abwertung und Ausgrenzung
Individuelle DiskriminierungInstitutionelle DiskriminierungRechtsprechung Regeln von Institutionen Zugang zu Bildung, Arbeit, Gesundheit, Wohnraum
Das Verhältnis von Einstellung und Verhalten
Vorurteile (negative Einstellunggegenüber Gruppe)
DiskriminierungGewalt
Hass KriminalitätGruppenkonflikte
Einstellungs-Verhaltensmodell nach Fishbein & Ajzen (1974)
SozialeNormen
Einstellung von wichtigen
Bezugspersonen
Möglichkeit, Verhalten
auszuüben(z.B. Gelegenheit,
Gesetze, Institutionen)3
Intention
4
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Die humane und demokratische Qualität einer Gesellschaft bemisst sich am Umgang mit schwachen Gruppen.
Inwieweit werden Menschen unterschiedlicher sozialer, religiöser, ethnischer, kultureller Herkunft, Männer und Frauen, Menschen mit und ohne Handicaps und unterschiedlicher sexueller Orientierung in dieser Gesellschaft als gleichwertig anerkannt oder aber mit Feindseligkeit, Abwertung, Diskriminierung und Ausschluss konfrontiert?
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Menschen werden aufgrund ihrer zugewiesenen Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe als ‘anders’ und ‘ungleich’ markiert.
Definition von Vorurteilen
„Ein ethnisches Vorurteil ist eine Antipathie, die sich auf eine fehlerhafte und starre Verallgemeinerung gründet. Sie kann ausgedrückt oder auch nur gefühlt werden. Sie kann sich gegen eine Gruppe als ganze richten oder ein Individuum, weil es Mitglied einer solchen Gruppe ist.“ (Allport, 1971, S.23)
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Was sind die typischen Merkmale von …
• Türken?• Asiaten?• Hessen?• Frauen?• Arbeitslosen?
7
8
3 Schritte zum Vorurteil
1. Kategorisierung: „wir“ versus „die“2. Stereotypisierung:
„warm/kalt“, „kompetent/inkompetent“
Die Höherinnen und Höhrer dieser Ringvorlesung sind ….
sehr inkompetent - - - - - - - - - - - - sehr kompetentsehr kalt - - - - - - - - - - - - sehr warm
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3 Schritte zum Vorurteil
1. Kategorisierung: „wir“ versus „die“2. Stereotypisierung:
„warm/kalt“, „kompetent/inkompetent“
Kompetenz
WärmeMuslime
StudierendeKarrierefrauen
Hausfrauen
Nach Asbrock, F. (2009). Unveröffentlichte Untersuchung zum Stereotype-Content-Modell von Fiske
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3 Schritte zum Vorurteil
1. Kategorisierung: „wir“ versus „die“2. Stereotypisierung:
„warm/kalt“, „kompetent/inkompetent“3. Affektive Bewertung (negativ)
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basieren auf historisch überlieferten Stereotypen und (religiösen, weltlichen, rassistischen und politischen) Mythen. Äußern sich offen und subtil.
Viele Elemente der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit
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Ausdrucksweisen traditioneller VorurteileOffen: nah, heiß, direkt
nicht gebremst durch soziale Normen der Toleranz
• über traditionelle Stereotype: Mitglieder einer Gruppe X sind dumm, faul, träge, ungepflegt, psychisch instabil oder physisch nicht belastbar, nicht vertrauenswürdig, kriminell, unmoralisch
• Übergeneralisierung/ pars pro toto: Alle werden für Taten Einzelner verantwortlich gemacht
• messen mit doppeltem Standard: Taten einer „Fremdgruppe“ werden anders beurteilt als die Taten der „Eigengruppe“ (Kavaliersdelikt)
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Ausdrucksweisen moderner VorurteileSubtil: fern, kalt, indirekt, über Umwege
wenn soziale Normen die offene Kommunikation unterbinden.Auch, wenn der Kommunikator diese Norm teilt und meint, keine Vorurteile zu haben. Aversive Emotionen z.T. früh gelernt, tief verankert
• höflichere Version traditioneller Stereotype• scheinbar positive Stereotype• Verweigerung von Sympathie und Anerkennung• Überbetonung kultureller Unterschiede• Betonung individueller Gleichheit,
Verneinen struktureller Diskriminierung
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• Vermitteln Wissen und bieten Erklärung• Schaffen Bindungen in der Eigengruppe• Erhöhen den eigenen Selbstwert• Bieten Anerkennung durch andere• Legitimieren Hierarchien, Diskriminierung,
Ausschluss, Gewalt
Funktionen sozialer Vorurteile
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Warum sind Vorurteile ein Problem?
• Adressat (Opfer): Negative Auswirkung auf das psychische und physische Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit, Sich-selbst-erfüllende Prophezeiung
• Sender (Täter): Verzerrung der eigenen Wahrnehmung und Urteilsfähigkeit, z.B. bei der der Zuschreibung von Ursachen und Verantwortung für Verhalten
• Situation:Eskalation, Diskriminierung, Gewalt, Rückzug Verlust innovativer Ideen
• Gesellschaft:vergiftetes Klima, soziale Ungleichwertigkeit, sozialer Protest
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Wie verbreitet ist Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit In Deutschland?
Institut für interdisziplinäre Konflikt- und GewaltforschungIKG Institut für interdisziplinäre Konflikt- und GewaltforschungIKG
Das GMF-Projekt
Jährliche repräsentative Erhebung zu Vorurteilen in Deutschland (2002-2011) n = 2000
Erhebung in 8 europäischen Ländern in 2008
Telefonische BefragungenPersonen ab 16 Jahren
Stiftungskonsortium
Kooperation
Die GMF Projekt-Familie
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
in Deutschlandjährlicher Survey 2002-2011
begleitende Panel Studie 2002-2010
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
in EuropaSurvey 2008 in acht Ländern
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
in LokalräumenSozialraumanalyse in deutschen
Gemeinden und Stadtvierteln 2007-
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
bei JugendlichenQualitative und quantitative Studievon Jugendlichen mit und ohne
Migrationshintergrund 2008-2010
Interdisziplinäres Graduiertenkolleg Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
DFG-gefördertes (post-)DoktorandInnen Programm 2004-2012
Kooperation mit MedienpartnernJährlicher Band „Deutsche Zustände“ im Suhrkamp Verlag
Berichterstattung in Printmedien, Rundfunk, TV
Kooperation mit Partnern aus der PraxisBeratung von und Zusammenarbeit mit Projekten
und Initiativen für Toleranz und Demokratie
Expertisen für die Politik
Öffentliche Vorträge
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Islamfeindlichkeit
Das Syndrom Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit
Heitmeyer, Wilhelm (Hrsg), Deutsche Zustände, Folge 1-8; Suhrkamp.
Anti-Ziganismus
Abwertung von Asyl-
bewerbern
20
.73
Syndrome of group focused enmity
A
IslamophobiaB
Devaluation of homeless
peopleRacism
A
XenophobiaB
A
Anti-SemitismB
Homosexuals
.69.60.50
.78
.83.75 .72.69
.54.84 .62.56
.60
.73
.67
.67
.73
.78
.76
.79
WomenDevaluation
of homosexual people
BA A B
A B A B
.84.85
.45
.39
A Rights of precedenceB
Devaluation of newcomers
GFE
.85Study 2 2=414.917, df=93, p<. 001, χ2/df=4.494; CFI = .97; RMSEA = .038; P-Close = 1.00
.54 .79
Group-FocusedEnmity
Zick, A., Wolf, C., Küpper, B., Davidov, E., Schmidt, P. & Heitmeyer, W. (2008). The syndrome of Group-focused Enmity. Journal of Social Issues, 64, 2, 363–383.
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Erfassung von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF-Survey 2011)
Ich stimme... voll / eher / eher nicht / überhaupt nicht zu.• Es leben zu viele Ausländer in Deutschland. 47%• Muslimen sollte die Zuwanderung nach
Deutschland untersagt werden. 23%• Juden haben in Deutschland zuviel Einfluss. 13%• Frauen sollen sich wieder mehr auf die Rolle
der Ehefrau und Mutter besinnen. 18%• Ehen zwischen zwei Frauen bzw. zwischen zwei • Männern sollten erlaubt sein. (Ablehnung) 21%• Die meisten Langzeitarbeitslosen sind nicht
wirklich daran interessiert, einen Job zu finden. 53%• Bettelnde Obdachlose sollten aus den
Fußgängerzonen entfernt werden. 35%• Sinti und Roma neigen zur Kriminalität. 44%
2002 2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
1,2
1,4
1,6
1,8
2
2,2
Ost West
Rückgang: klass. Sexismus (und Homophobie)(GMF-S 2002-2011; Mittelwerte Skala 1-4)
2002 2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
1,2
1,4
1,6
1,8
2
2,2
West Ost
Wenig verändert: Antisemitismus
(GMF-S 2002-2011; Mittelwerte Skala 1-4)
2002 2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2
2,2
2,4
2,6
2,8
3
West Ost
Erneuter Anstieg: Fremdenfeindlichkeit(Rassismus, Abw. von Obdachlosen)(GMF-S 2002-2011; Mittelwerte Skala 1-4)
Makro-Ebene:Kultur/Gesellschaft
Meso-Ebene:Gruppenbeziehungen
Mikro-LevelIndividuum
BildungAnomia
EmpathieAutoritarismus
…
IdentitätKontakt
…
(Des-)Integration,Wirtschaft,Diversity,
…GFE
2626
IKG Institut für interdisziplinäreKonflikt- und Gewaltforschung
Liegt es an den „vielen Ausländern“?
27
1,5
1,7
1,9
2,1
2,3
2,5
2,7
2,9
Ausländeranteil im Kreis
Mitt
elw
ert
Fremdenfeindlichkeit
Fremdenfeindlichkeit ist dort geringer, wo mehr Einwanderer leben.
Wagner, U. & Wolf, C. (2004). In: W. Heitmeyer, Deutsche Zustände, Folge 3.
2828
IKG Institut für interdisziplinäreKonflikt- und Gewaltforschung
Vielfalt als Bereicherung?
IKG
Zustimmung 2011
Gefährdeter Zusammenhalt• Der Zusammenhalt der Deutschen ist gefährdet. 56%• Die Gesellschaft fällt eigentlich immer mehr
auseinander. 74%
Bedrohende Vielfalt• Zu viele kulturelle Unterschiede schaden dem
Zusammenhalt der Deutschen. 37%• Deutschland wird in einem gefährlichen Maß
überfremdet. 50%
Zusammenhalt ohne Vielfalt
Quelle: GMF‐Survey 2011; Mittelwerte, Skala 1‐4Zick, A. & Küpper, B. (2011). Zusammenhalt durch Ausgrenzung? In W. Heitmeyer (Hrsg.), Deutsche Zustände, Folge 10 (S. 152-176). Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
IKG
Wer den Zusammenhalt der Gesellschaft gefährdet sieht, fühlt sich zugleich stärker von kultureller Vielfalt bedroht.
Bedroh
ung du
rch
Vielfalt 46%
31
16,6
3949,8
27,438,7
50,1
1930,2 31,3
0
20
40
60
80
DT GB FR IT NL PT PL HU EU
%
Islamfeindlichkeit
Die muslimische Kultur passt gut nach [Deutschland].
Zick, A., Küpper, B. & Hövermann, A. (2011). Die Abwertung der Anderen. Eine europäische Zustandsbeschreibung zu Intoleranz, Vorurteilen und Diskriminierung. Hrsg. Friedrich-Ebert-Stiftung. Freies Download.
3232
IKG Institut für interdisziplinäreKonflikt- und Gewaltforschung
Die Angst, den eigenen Status zu verlieren?
3333
Ich fühle mich persönlich von der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung bedroht. (GMF-Survey)
IKG Institut für interdisziplinäreKonflikt- und Gewaltforschung
4753
39
0
20
40
60
2009 2010 2011
*** ***
IKG
Wer sich von der Krise bedroht fühlt, neigt eher zu Gruppenbezog. Menschenfeindlichkeit
0 10 20 30 40 50 60
Abwertung von Langzeitarbeitslosen
Abwertung von Obdachlosen
Abwertung von Behinderten
Homophobie
Sexismus*
Islamfeindlichkeit***
Etabliertenvorrechte***
Rassismus*
Antisemitismus
Fremdenfeindlichkeit***
Krisen bedroht nicht Krisen bedroht
GMF‐Survey, Zustimmung in % 2011
3535
Islamfeindlichkeit steigt von 2009 auf 2010 nur bei jenen, die sich von der Krise bedroht fühlen.(GMF‐Survey, Mittelwerte; Skala 1-4)
IKG Institut für interdisziplinäreKonflikt- und Gewaltforschung
1
1,5
2
2,5
3
von Krise nicht bedroht von Krise bedroht
20092010
***
3636
Islamfeindlichkeit steigt in der politischen Mitte und links der Mitte. (politische Selbsteinschätzung, Mittelwerte, Skala 1-4)
IKG Institut für interdisziplinäreKonflikt- und Gewaltforschung
1
1,5
2
2,5
3
links Mitte rechts
20092010**
**
3737
In der politischen Mitte und links davon ist das Gefühl derBedrohung durch die Krise gestiegen. (politische Selbsteinschätzung, Mittelwerte, Skala 1-4)
IKG Institut für interdisziplinäreKonflikt- und Gewaltforschung
2
2,5
3
links Mitte rechts
20092010
** **
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(bittere) Erkenntnisse
• Wer Anspruch auf Teilhabe erhebt, gewährt sie nicht unbedingt auch anderen.
• Wer selbst benachteiligt ist, ist nicht unbedingt solidarischer.
• Aber auch Wohlstand schützt nicht – wer sich bedroht fühlt, wertet andere ab.
• Verabschieden von Selbstgewissheiten (in der Mitte gibt es kein Problem)
• Auch religiöse Überzeugungen schützen nicht automatisch, im Gegenteil.
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• Drinnen-Draußen: Homogenität oder Vielfalt?• Oben-Unten: Hierarchie oder Gleichwertigkeit?• Umgang mit ‚Abweichung‘: Autoritarismus
oder Liberalität? • Weltsicht: Bedrohung oder Neugier?
4 Grundfragen in Gesellschaften und Institutionen
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Vielen Dank!
www.uni-bielefeld.de/ikg/projekte