Vorwort - bilder.buecher.de · ne Elektrizität“ ähnliche Eigenschaften wie die des „vitalen...

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Vorwort Die CranioSacrale Therapie, wie sie dieses Buch erklärt und lehrt, wirft ein Licht auf die Schnitt- stelle, d.h. den Bereich des Zusammenwirkens von eingreifender und selbstregulierender Me- dizin, von herkömmlicher allopathisch-osteopa- thischer Medizin und psychophysiologischer Selbstregulation. Mit anderen Worten: Dieses Buch beleuchtet die Mechanismen, die zwischen Körper und Psycheliegen, sofern man zu einem Zeitpunkt, da in Physik, Biologie, Psychologie und Medizin der Unterschied zwischen Psyche und Körper zu verschwinden im Begriist, einen solch unpassenden Ausdruck überhaupt noch benutzen darf. In seiner Einleitung zu diesem Buch schreibt John Upledger, dass es Menschen gibt, die auch dann noch leiden, wenn sie die Pforten einiger der bes- ten Kliniken der Welt durchschritten haben. Weshalb? Weil die Schulmedizin noch immer die Tatsache des CranioSacralen Systems und sei- ner pathophysiologischen Bedeutung nicht aner- kennt.Ich teile diese unverblümte Feststellung über das CranioSacrale System und seine Bedeutung für die CranioSacrale Therapie, denn ich habe wäh- rend der letzten drei Jahre viele bemerkenswerte Ergebnisse dieser Disziplin miterlebt; Ergebnisse, die andere sogar als unerklärlich beschreiben würden. Upledgers Worte sind jedoch keine voll- ständige Zusammenfassung seiner Geschichte. Da er mir nun Platz für einen Kommentar zur Verfügung gestellt hat, werde ich auf das ein- gehen, was ich als ganz wichtige Besonderheit dieses Buches erachte, nämlich die sogenannte V-Spreiz-Technik. Die praktische und theoreti- sche Bedeutung dieser therapeutischen Technik könnte dem eiligen Leser entgehen, doch glaube ich, dass im Laufe der nächsten zehn Jahre diese und ähnliche Techniken in vielen Forschungs- projekten untersucht und noch vor Ende des Jahrhunderts in den meisten Kliniken und medi- zinischen Ausbildungsstätten zum Einsatz kom- men werden. Aus der Palpationspraxis der CranioSacralen The- rapie entstand das, was wir mangels eines pas- senderen Ausdrucks Energietherapienennen, deren logische Grundlage nicht mehr auf anato- mische oder neurophysiologische Texte gestützt oder aus ihnen entwickelt werden kann bzw. sich durch solche erklären lässt. Beim Studium der Hinweise auf die V-Spreiz-Technik in diesem Buch fallen mir ganz besonders die zahlreichen Parallelen zwischen dem Erfühlen und der Manipulation in Upledgers Lenken der Energieund dem Erfühlen und der Manipulation der körpereigenen Elektrizitätin der Theorie und Praxis von Yoga auf, die ja sowohl bei yogischen Eingrien als auch in der yogischen Selbstregula- tion Gültigkeit besitzen. Es erstaunt deshalb nicht, dass dieses sogenannte Lenken der Energie und einige der Visualisierungsmethoden zur Selbstregulation gewisse Gemeinsamkeiten auf- weisen. Diese therapeutischen Modalitäten ha- ben heute eine Anzahl von physiologischen Kor- relaten, die ohne zufriedenstellende Erklärung bleiben, wenn wir nicht bereit sind, die Hypothe- se aufzustellen, es gebe eine Art von körpereige- ner Elektrizität, die sich (durch die V-Spreiz- Technik) vom Therapeuten auf den Patienten übertragenlässt oder vom Patienten selbst manipuliert werden kann, wenn dieser in der Visualisierungstherapie geschult wurde, welche ihrerseits zu den Selbstregulationsverfahren der psychophysiologischen Behandlung gehört. Da Selbstregulationsphänomene jedoch beinahe in die gesamte eingreifende Medizin einießen (man denke nur an die Plazebowirkung in medi- kamentösen Untersuchungen), stellt sich, sobald man die Tatsache der V-Spreiz-Technik akzep- tiert, die entscheidende Frage, ob diese Phäno- mene nur das Ergebnis der bewussten oder unbe- wussten psychophysiologischen Selbstregulation durch den Patienten sind. Es ist eine bekannte Tatsache, dass die Plazebo- wirkung, die ja eine tatsächliche biochemische und elektrophysiologische Veränderung im Kör- per des Patienten erzeugt, eine Untergruppe der allgemeinen Visualisierungswirkung darstellt (auch wenn dem Patienten vollständig unbe- wusst ist, dass er sie ausgelöst hat). Man weiß heute viel darüber, wie ein Patient bewusst oder unbewusst die Phantasie, d.h. die Versinn- 15 aus: Upledger u. a.; Lehrbuch der CranioSacralen Therapie I (ISBN 9783830473091) © 2009 Karl F. Haug Verlag

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Vorwort

Die CranioSacrale Therapie, wie sie dieses Bucherklärt und lehrt, wirft ein Licht auf die Schnitt-stelle, d.h. den Bereich des Zusammenwirkensvon eingreifender und selbstregulierender Me-dizin, von herkömmlicher allopathisch-osteopa-thischer Medizin und psychophysiologischerSelbstregulation. Mit anderen Worten: DiesesBuch beleuchtet dieMechanismen, die „zwischenKörper und Psyche“ liegen, sofern man zu einemZeitpunkt, da in Physik, Biologie, Psychologie undMedizin der Unterschied zwischen Psyche undKörper zu verschwinden im Begriff ist, einensolch unpassenden Ausdruck überhaupt nochbenutzen darf.

In seiner Einleitung zu diesem Buch schreibt JohnUpledger, dass es Menschen gibt, „die auch dannnoch leiden, wenn sie die Pforten einiger der bes-ten Kliniken der Welt durchschritten haben.Weshalb? Weil die Schulmedizin noch immerdie Tatsache des CranioSacralen Systems und sei-ner pathophysiologischen Bedeutung nicht aner-kennt.“

Ich teile diese unverblümte Feststellung über dasCranioSacrale System und seine Bedeutung fürdie CranioSacrale Therapie, denn ich habe wäh-rend der letzten drei Jahre viele bemerkenswerteErgebnisse dieser Disziplin miterlebt; Ergebnisse,die andere sogar als unerklärlich beschreibenwürden. Upledgers Worte sind jedoch keine voll-ständige Zusammenfassung seiner Geschichte.Da er mir nun Platz für einen Kommentar zurVerfügung gestellt hat, werde ich auf das ein-gehen, was ich als ganz wichtige Besonderheitdieses Buches erachte, nämlich die sogenannte„V-Spreiz-Technik“. Die praktische und theoreti-sche Bedeutung dieser therapeutischen Technikkönnte dem eiligen Leser entgehen, doch glaubeich, dass im Laufe der nächsten zehn Jahre dieseund ähnliche Techniken in vielen Forschungs-projekten untersucht und noch vor Ende desJahrhunderts in den meisten Kliniken und medi-zinischen Ausbildungsstätten zum Einsatz kom-men werden.

Aus der Palpationspraxis der CranioSacralenThe-rapie entstand das, was wir mangels eines pas-senderen Ausdrucks „Energietherapie“ nennen,

deren logische Grundlage nicht mehr auf anato-mische oder neurophysiologische Texte gestütztoder aus ihnen entwickelt werden kann bzw. sichdurch solche erklären lässt. Beim Studium derHinweise auf die V-Spreiz-Technik in diesemBuch fallen mir ganz besonders die zahlreichenParallelen zwischen dem Erfühlen und derManipulation in Upledgers „Lenken der Energie“und dem Erfühlen und der Manipulation der„körpereigenen Elektrizität“ in der Theorie undPraxis von Yoga auf, die ja sowohl bei yogischenEingriffen als auch in der yogischen Selbstregula-tion Gültigkeit besitzen. Es erstaunt deshalbnicht, dass dieses sogenannte Lenken der Energieund einige der Visualisierungsmethoden zurSelbstregulation gewisse Gemeinsamkeiten auf-weisen. Diese therapeutischen Modalitäten ha-ben heute eine Anzahl von physiologischen Kor-relaten, die ohne zufriedenstellende Erklärungbleiben, wennwir nicht bereit sind, die Hypothe-se aufzustellen, es gebe eine Art von „körpereige-ner Elektrizität“, die sich (durch die V-Spreiz-Technik) vom Therapeuten auf den Patienten„übertragen“ lässt oder vom Patienten selbstmanipuliert werden kann, wenn dieser in derVisualisierungstherapie geschult wurde, welcheihrerseits zu den Selbstregulationsverfahrender psychophysiologischen Behandlung gehört.

Da Selbstregulationsphänomene jedoch beinahein die gesamte eingreifende Medizin einfließen(man denke nur an die Plazebowirkung in medi-kamentösen Untersuchungen), stellt sich, sobaldman die Tatsache der V-Spreiz-Technik akzep-tiert, die entscheidende Frage, ob diese Phäno-mene nur das Ergebnis der bewussten oder unbe-wussten psychophysiologischen Selbstregulationdurch den Patienten sind.

Es ist eine bekannte Tatsache, dass die Plazebo-wirkung, die ja eine tatsächliche biochemischeund elektrophysiologische Veränderung im Kör-per des Patienten erzeugt, eine Untergruppe derallgemeinen Visualisierungswirkung darstellt(auch wenn dem Patienten vollständig unbe-wusst ist, dass er sie ausgelöst hat). Man weißheute viel darüber, wie ein Patient bewusstoder unbewusst die Phantasie, d.h. die Versinn-

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bildlichung (Visualisierung) benutzt, um im Kör-per biochemische und elektrophysiologische Ver-änderungen hervorzurufen. Man muss auch ge-stehen, dass es noch viel gibt, was man darübernicht weiß. Aber eines steht fest: Ohne eingeistiges Bild, sei es bewusst oder unbewusst, kannder Patient selbst nichts auslösen oder steuern.Wir wissen auch, dass Plazebos und Selbstre-gulationsverfahren bei Säuglingen und Hundenunwirksam sind. Diese Geschöpfe wissen nicht,um was es sich dabei handelt. Sie selbst könnendie innerlichen Mechanismen, d.h. diejenigen„innerhalb der Haut“, nicht durch Visualisierungsteuern.

Und trotzdem ist die V-Spreiz-Technik bei Säug-lingen undHunden tatsächlichwirksam. Sie stellteindeutig einen Eingriff dar. Die Selbstregulationmag die gleiche Energie in einer anderen Art undWeise handhaben, doch finden wir es nützlich,eine Hypothese aufzustellen, die es uns ermög-licht, diese Ergebnisse zu erklären: dass es näm-lich eine nichtneurologische, nichtklassische„körpereigene Elektrizität“ gibt.

Doch kehrenwir zurück zur Plazebowirkung: Oftweiß der Patient beim Einsatz der V-Spreiz-Tech-nik nicht, was sich da ereignet, und er hat auchkeine Ahnung, was sich da „ereignen sollte“.Die Veränderungen, die Upledger beschreibt(und die seine Praktikanten, mich selbst einge-schlossen, beobachten können), erfolgen ohneVisualisierung durch den Patienten selbst. Weilaber die Visualisierung bei beiden Aspektender Selbstregulation, d.h. sowohl der bewusstenals auch der unbewussten, unumgänglich ist,kann man die Selbstregulation als zufrieden-stellende Erklärung der Phänomene der V-Spreiz-Technik ausschließen.

Im 8. Kapitel schreibt Upledger: „Diese Technikwirkt tatsächlich. Auch wenn sie, so wie sie hierbeschrieben steht, etwas seltsam erscheint, sollteman sie zuerst einmal versuchen, bevor man sieeinfach verwirft.“ Für mich, den dieses Gebietseit vielen Jahren interessiert, ist das ein nichtganz unbekannter Ton. Er erinnert an die Erklä-rungen der Yogi, die wir (als Mitglieder der sichmit der freien Willenssteuerung befassendenForschungsgruppe der Menninger-Stiftung) imJahre 1974 in Indien unter Einsatz eines trag-baren Psychophysiologielabors studierten. So

seltsam das für die abendländische Psychologieund Medizin auch klingen mag: jene Selbstregu-lationsadepten, die zu Erklärungen bereit (undfähig) waren, behaupteten, dass alles, was sie„innerhalb und außerhalb der Haut“ taten, durchdie Manipulation einer nichtneurologischenElektrizität des Körpers ermöglicht wurde, diesie „Prana“ nannten.

Gemäß der klassischen Yogatheorie ist das kör-pereigene neurologische Netzwerk das Korrelatoder die Widerspiegelung eines primären Netz-werks von „Nadis“. Das sind Fäserchen einerüberphysischen, aber trotzdem wirklichen Sub-stanz, die instrumentell noch nicht nachweisbarist. Es heißt, dass sich diese Fasern aus „dichtemPrana“ zusammensetzen und ein noch flüchti-geres Prana durch die gesamte physikalischeStruktur hindurchleiten. Die Akupunkturkanäle(d.h. Meridiane) seien wichtige Bestandteiledieser nichtneurologischen Struktur. Laut yogi-schen Adepten sind psychophysiologische Phä-nomene Beispiele psychokinetischer Phänomene„innerhalb der Haut“, die, vermittelt durch das„Prana“ und (bewusst oder unbewusst) durchden „Verstand“ gesteuert, sich sowohl innerhalbals auch außerhalb der Haut befinden. Das heißt,die inneren Phänomene sind lediglich Sonder-fälle der äußeren.

Meines Erachtens ist es die Theorie des klassi-schen Yoga, die den Tatsachen am ehesten Rech-nung trägt. Sie stimmt übereinmit den Daten ausder modernen Visualisierungstherapie und derSelbstregulation, der Hypnose, der Heilung durchdie therapeutische Berührung (Händeauflegen),Tai Chi (dem energetischen Tanz der Chinesen),der kriegerischen Künste (Kung-Fu, Karate,Judo, Aikido), der Akupunktur und der über-lieferten chinesischen Heilkunst, gewissen Fällender psychischen Chirurgie der Philippinen, dertraditionellen ostindischen (ayurvedischen) Me-dizin sowie der überlieferten Heilkunst derIndianer. Ferner hat die theoretische „körpereige-ne Elektrizität“ ähnliche Eigenschaften wie diedes „vitalen physischen Körpers“ bei Aurobindo(dem der „feste physische Körper“ als Dienergehorchen soll) und ähnelt dem sogenanntenaurischen Körper in der Seelenlehre, über denin letzter Zeit viele Berichte im Zusammenhangmit „außerkörperlichen“ und „todesähnlichen“Erlebnissen erschienen sind.

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Es ist interessant festzustellen, dass die in jüngs-ter Zeit in den Laboratorien der Physiker PeterPhilips, John Hasted, Harold Puthoff und RussellTarg sowie der Elektroingenieure Robert Jahnund Arthur Ellison (um nur einige der Forschernamentlich zu nennen) beobachteten Geist-Ma-terie-Phänomene, die mit höchst empfindlichenInstrumenten entdeckt wurden, darauf hinwei-sen, dass die Hypothese des Bestehens einerenergetischen Verbindung zwischen „Geist“und „Materie“ für eine hinreichende Erklärungder Gesetzmäßigkeiten unumgänglich ist.

Die Phänomene, von denen bei diesen Wissen-schaftlern und bei John Upledger die Rede ist,stellen meines Erachtens verschiedene Aspekteeines energetischen Kosmos dar, in dem sowohlder Körper als auch die Gefühle, der Geist und dieSeele jeweils Umwandlungen oder Ausdrücke dergleichen grundlegenden Energie sind. Mit sei-nem Vorschlag, das Wort „Seele“ einfach nichtzu gebrauchen, wenn man es als verwirrend, er-schwerend oder behindernd empfindet, beziehtsich Aurobindo auf den Dualitätskonflikt, demviele materiegebundene Denker erliegen. Stattdessen schlägt er vor, Seele als die „flüchtigsteForm der Materie“ anzusehen. Umgekehrt kannman, wenn einen dieses Wort nicht in Verlegen-heit bringt, die Materie als die dichteste Form desGeistes auffassen.

Betrachtet man die V-Spreiz-Technik als einenneueren Beitrag zu einer über mehrere Jahrtau-sende zurückreichenden Tradition, so scheintdiese Methode die alte „Energie“ in einer neuenArt und Weise einzusetzen, neu zumindest fürdie abendländische Heilkunst. Scheint das selt-sam? Nicht für jedermann. Schon vor vielen Jah-ren hat J. B. Rhine darauf hingewiesen, dass dieMedizin wahrscheinlich der wichtigste Einsatz-bereich der psychokinetischen Forschung seinwird.

John Upledger bietet eine halbwegs traditionelleErklärung für einen Teil der Daten der V-Spreiz-Technik, indem er meint, das elektrophysiologi-sche Potenzial der Hände des Therapeuten übeeinen unmittelbaren Einfluss auf die Haut undden Körper des Patienten aus. Diese Ausdrucks-weise stellt die klassische bioelektrische Lehreund ihre Möglichkeiten dar und ist vielleicht ingewissen Fällen gültig. Zumindest weist sie auf

mögliche neue Forschungsrichtungen hin. Dochträgt diese Erklärung den Fällen nicht Rechnung,in denen der Patient sich zur Behandlung nichtentkleidet. Die Phänomene der V-Spreiz-Technikentstehen nämlich auch dann, wenn die isolie-rende Wirkung der Kleidung den Fluss der klas-sischen Elektrizität eindeutig blockiert. MeinesErachtens ist es deshalb besonders nützlich, diealten energetischen Geist-Körper-Lehren ausChina und Indien in Betracht zu ziehen, „Chi“und „Prana“ sowie ihre nachweisbaren (undfaszinierenden) Zusammenhänge mit geistigerVorstellungs- undWillenskraft wieder aufzuneh-men.

Für den Skeptiker liegt der herkömmliche Wegaus dieser auf Daten begründeten Bindung darin,das Bestehen der Daten zu verleugnen. Aber beiunserem heutigen Wissensstand bedeutet daseinen Verlust an Zeit, Geld, Gelegenheit und In-tellekt. Wie Upledger sagt: „Diese Technik wirkttatsächlich.“Meinerseits möchte ich hinzufügen:Erleben Sie diese Phänomene einmal selbst undversuchen Sie dann, wenn Siewollen, eine zutref-fendere Theorie vorzuschlagen.

Mir ist klar: Upledger weiß genau, dass seine Er-klärung des Phänomens der V-Spreizung nichtumfassend ist. Aber als medizinischer Forscherund Kliniker befindet er sich in einer besonderenSchwierigkeit, da das Phänomen nicht mit Datennachweisbar ist. Er erklärt es wie folgt: „Einigeder Praktiker glaubten tatsächlich, sie leiteteneine göttliche Heilkraft unmittelbar durch ihreHände.“

Upledgers Problem: Wie beschreibt man eineeingreifende Methode, die wirkt, „als wäre sievom Verstand gesteuert?“ Wie unterscheidetman Tatsachen von Erfindung, Wissen von Aber-glauben? Und wie bewegt man sich unerschro-cken in ein unbekanntes Land, ohne die elasti-schen Grenzen der Medizin zu überschreiten, so-dass sie sich hinter ihm schließen, er aus demBlickfeld verschwindet und seine Arbeit, wie ersich ausdrückt, ins Land der „Esoterik der Schar-latane“ verbannt wird?

Noch ein paar Worte, bevor Sie mit diesem be-merkenswerten Buch beginnen: Das Gefühl,das der die V-Spreiz-Technik anwendende Thera-peut empfindet, ist ein „Lenken der Energie“. Ge-wisse Kritiker nennen dieses Gefühl eine „Proji-

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zierung“, die sich auf den Verstand des Therapeu-ten beschränkt. Aber aus der Sicht diesesBeobachters und desjenigen, der dieses Gefühlebenfalls erlebt hat und vernünftige Erklärungensucht, machen Upledger und andere Therapeu-ten, die auf dem vielschichtigen Gebiet der Zu-sammenhänge zwischen Körper und Seele tätigsind, Entdeckungen erfrischender Tatsachen,die das Konzept der Einheit von Medizin undYoga, Körper und Seele, Bewusstem und Unbe-wusstem unterstützen.

Bei unserem heutigen Wissens- und Erfahrungs-stand ist es vielleicht am besten, Monist zu sein;vernunftbetont, undogmatisch, flexibel zu blei-ben; intuitiv zu werden, laufend neue Tatsachenzu suchen und für diese einen Platz zu finden.Wir dürfen uns nicht so verhalten wie jener sow-jetische Physiker, mit dem wir kürzlich zusam-mentrafen. Als Antwort auf die Einladung, einigeder neuen Tatsachen auf dem Gebiet der soge-nannten körpereigenen Elektrizität zu bespre-

chen, schlug er mit der Faust auf den Tisch undschrie: „Auf diesem Gebiet gibt es keine neuenTatsachen.“ Dagegen gaben andere, aufgeschlos-senere sowjetische Wissenschaftler im Kreis derAnwesenden dieser Energie aufgrund ihrer an-scheinend elektrischen, plasmaähnlichen Eigen-schaften den Namen „Bioplasma“ und nahmenneue Forschungsprojekte in Angriff.

Neue Forschungsprojekte solltenwir auch im Zu-sammenhangmit der V-Spreiz-Technik in Angriffnehmen, einschließlich des medizinischen Um-felds, aus dem sie hervorging, d.h. der CranioSa-cralen Therapie. Die Hauptarbeit hat erst be-gonnen. Wie Upledger sagt, enthält dieses Buch„eine große Anzahl von Beobachtungen undTheorien, die bisher noch keiner strengen wis-senschaftlichen Prüfung unterzogen wurden.“

Dr. phil. Elmer GreenMenninger-Stiftung,Topeka, Kansas

An unsere Leser

In diesem Buch ist viel die Rede von Kraftan-wendungen zur Überwindung von Widerstän-den. Der besseren Anschaulichkeit wegen habenwir uns dabei für die Masseneinheit kg ent-

schieden. Die frühere Krafteinheit kp (eineMassevon 1 kg wiegt 1 kp) ist veraltet und wird nichtmehr benutzt. Die jetzige, international ge-bräuchliche Einheit ist Newton (1 kp = 9,81 N).

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1 Einführung in das CranioSacrale Konzept

Das CranioSacrale Konzept ist eine auf gewissenanatomischen, physiologischen und therapeuti-schen Beobachtungen gründende therapeutischeVision. Der Einsatz der CranioSacralen Therapiebei der Diagnose und Behandlung setzt eine be-sondere Hinsicht voraus: den Menschen als in-tegriertes Ganzes zu verstehen.

Für Lehrzwecke müssen wir zunächst leider dieanatomischen und physiologischen Aspekte vonder Therapie getrennt halten und die verschie-denen Teile des Körpers als separate Themen be-handeln. Diese künstliche, lineare Annäherungan das, was in Wirklichkeit ein integriertes Gan-zes ist, hat einen gewissen Grad an Wieder-holung zur Folge. Hier vorgestellte Konzepteund Techniken werden später modifiziert oderan anderen Textstellen aus zusätzlichen Blick-winkeln betrachtet.

Im 1. Kapitel stellen wir als Ausgangspunkt dasKonzept der CranioSacralen Bewegung vor,auch Cranialer Rhythmischer Impuls genannt.Dieses Kapitel, zusammen mit den anatomischenund physiologischen Definitionen im 2. Kapitel,dient dann als Grundlage für alle weiteren in die-sem Buch enthaltenen Ausführungen.

1.1 Das CranioSacrale Systemund seine Verbindungzu anderen Systemen desKörpers

Man kann das CranioSacrale System als ein erstkürzlich erkanntes funktionelles physiologischesSystem definieren. Es setzt sich aus folgendenanatomischen Bestandteilen zusammen:

. den Meningealmembranen

. den Knochenstrukturen, an denen die Menin-gealmembranen befestigt sind

. den weiteren nichtossären, eng mit den Me-ningealmembranen verbundenen bindegewe-bigen Strukturen

. der Zerebrospinalflüssigkeit

. allen zur Herstellung, Resorption und als Spei-cher der Zerebrospinalflüssigkeit dienendenStrukturen

Das CranioSacrale System steht in enger Verbin-dung mit folgenden Systemen des Körpers, die esbeeinflusst und von denen es beeinflusst wird:

. Nervensystem

. Muskuloskelettales System

. Gefäßsystem

. Lymphsystem

. Endokrines System

. Respirationssystem

Strukturelle oder funktionelle Anomalien ineinem dieser Systeme können das CranioSacraleSystem beeinflussen. Andererseits haben struk-turelle oder funktionelle Anomalien im Cranio-Sacralen System zwangsläufig schwerwiegendeund oft schädigende Auswirkungen auf die Ent-wicklung oder Funktion des Nervensystems, ins-besondere des Gehirns, zur Folge.

Das CranioSacrale System stellt das „innere Mi-lieu“ für die Entwicklung, das Wachstum unddie Funktionsfähigkeit des Gehirns und des Rü-ckenmarks zur Verfügung, vom Moment derembryonalen Formgebung bis zum Tod.

1.2 Was ist die CranioSacraleBewegung?

Das CranioSacrale System ist durch eine ständigerhythmische Bewegungsfähigkeit während desganzen Lebens gekennzeichnet. Diese CranioSa-crale Bewegung findet beim Menschen, den an-deren Primaten, Hunden, Katzen und wahr-scheinlich bei allen oder den meisten anderenWirbeltieren statt. Sie ist mit den physiologi-schen Bewegungen der Atmung nicht verwandtund stellt eine vomKreislauf gesonderte Tätigkeitdar. Sie könnte möglicherweise der Mechanis-mus sein, der dem Traube-Hering-Phänomen zu-grunde liegt oder mit ihm in engem Zusammen-hang steht, das zwar beobachtet, bisher jedochnoch nicht zufriedenstellend erklärt werdenkonnte. Die rhythmische CranioSacrale Bewe-

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gung kann am leichtesten am Kopf ertastet wer-den. Mit einiger Übung und der Entwicklungpalpatorischer Fähigkeiten kann man sie jedochüberall am Körper ertasten.

Die normale Frequenz des CranioSacralen Rhyth-mus beim Menschen beträgt zwischen 6 und 12Zyklen in der Minute (nicht zu verwechseln mitdem Alpha-Rhythmus des Gehirns mit einer Fre-quenz von 8–12 Zyklen in der Sekunde). Bei pa-thologischen Zuständen haben wir rhythmischeFrequenzen von weniger als 6 und mehr als 12Zyklen in der Minute beobachtet.

Im Sommer 1979 durfte Upledger am Loewen-stein-Institut für Neuropathologie in Ra'-anana,Israel, eine Anzahl von Langzeitkomafällenuntersuchen. Sein besonderes Interesse galt derCranioSacralen Bewegung. Bei einer großenMehrzahl der Fälle von Komata, die durch Sauer-stoffmangel und Läsionen des Schädelinnerenverursacht wordenwaren und das Gehirn in Mit-leidenschaft gezogen hatten, ergab sich eine aufnur 3–4 Zyklen in der Minute verringerte Fre-quenz des CranioSacralen Rhythmus. In einigenFällen von Komata, die auf eine Überdosis vonMedikamenten zurückzuführen waren, lag derCranioSacrale Rhythmus bei über 12 Zyklen inder Minute. In allen diesen Fällen wurde derRhythmus am Kopf des Patienten ertastet.

1.3 Die Beobachtung derCranioSacralen Bewegung

Bei hyperkinetischen Kindern und bei Akutkran-kenmit hohem Fieber wurden abnorm hohe Cra-nioSacrale Rhythmen beobachtet. Moribundeund hirngeschädigte Patienten haben oft abnormniedrige Rhythmusfrequenzen. Bei Besserung derklinischen Befunde kehrt die Rhythmusfrequenzwieder in den Normalbereich zurück.

Bei nichtpathologischen Zuständen ist derRhythmus der CranioSacralen Bewegung sehrstabil. Im Gegensatz zum Kreislauf- und Atem-rhythmus verändert er sich bei Anstrengung,Gemütserregung, im Ruhezustand usw. nichtund dürfte somit als zuverlässiger Maßstab zurErfassung des pathologischen Zustandes des Pa-tienten gelten.

In einigermaßen normalen Zuständen tritt dieserhythmische Tätigkeit am Os sacrum in Erschei-nung, und zwar als sanfte Schaukelbewegung umeine Querachse, die sich rund 25 mm vor demzweiten sakralen Segment befindet. Die Schau-kelbewegung des Os sacrum entspricht einerrhythmischen Ausdehnung und Verengung dertransversalen Dimension des Kopfes. Währendder Kopf breiter wird, bewegt sich die Spitzedes Os sacrum nach anterior. Diese Bewegungs-phase stellt die Flexion des CranioSacralen Sys-tems dar. Ihr Gegenteil ist die Extension. Wäh-rend der Extensionsphase verschmälert sichder Kopf. Die Basis des Os sacrum bewegt sichnach anterior und seine Spitze nach posterior.

Während der Flexionsphase des CranioSacralenBewegungszyklus dreht sich der ganze Körpernach außen und wird breiter. Während der Ex-tension dreht er sich nach innen und scheintsich leicht zu verschmälern. Ein vollständigerZyklus der rhythmischen CranioSacralen Bewe-gung besteht aus einer Flexions- und einer Exten-sionsphase. Es gibt einen neutralen Bereich, d.h.die Entspannung, zwischen dem Ende einerPhase eines jeden Zyklus und dem Beginn derfolgenden. Diese Entspannungsphase ist als kur-ze Pause spürbar, die nach der Rückkehr aus demExtrembereich einer Phase stattfindet, bevor diephysiologischen Kräfte in die entgegengesetzteBewegungsphase eintreten (Abb. 1.1a).

Der erfahrene Kliniker kann die CranioSacraleBewegung an jeder beliebigen Stelle des Körpersertasten. Die Frequenz, Amplitude, Symmetrieund Qualität der ertasteten CranioSacralenBewegung liefern in sehr kurzer Zeit wertvollediagnostische und prognostische Informationen.Dieses diagnostische Potenzial wurde am Loe-wenstein-Institut geprüft, indem neurologischePatienten mithilfe der Auswertungstechnikender rhythmischen CranioSacralen Bewegunguntersucht und vom untersuchenden Arzt ohnenähere Kenntnisse des Patienten Diagnosevor-schläge erstellt wurden. Eine genauere Untersu-chung der Veränderungen der CranioSacralenBewegung ermöglichte uns eine genaue etagen-weise Zuordnung von Rückenmarksläsionen, diebei Fällen von Poliomyelitis, Guillain-Barré-Syn-drom, Rückenmarktumor und durch Trauma ver-ursachte Rückenmarkdurchtrennung als Ursachefür Querschnittlähmungen und Tetraplegie auf-

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1 Einführung in das CranioSacrale Konzept

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traten. Wir waren auch in der Lage, die durchHirnblutung, Thrombose und Tumor verursach-ten neurologischen Störungen im Schädel zuorten.

Der beobachtete CranioSacrale Rhythmus injenen Teilen des Körpers, die nicht mehr vonden höheren Zentren des zentralen Nerven-systems gesteuert wurden, betrug zwischen 20und 30 Zyklen in der Minute. Ein Ertasten derEtage des Rückenmarks, in der sich die rhyth-mische Bewegung in der paravertebralen Mus-kulatur verändert, ermöglicht die Bestimmungder Höhe der Rückenmarksläsion. Die Unterbre-chung der Funktion des Rückenmarks liegt unge-fähr zwei Segmente oberhalb der tastbaren Ver-änderung im paravertebralen Muskelrhythmus.

Bei denervierten Muskeln liegt der Bewegungs-rhythmus bei 20–30 Zyklen in der Minute, wäh-rend sich die innerviertenMuskeln physiologischgemäß dem CranioSacralen Rhythmus bewegen(normalerweise 6–12 Zyklen in der Minute).

Eine niedrige Amplitude weist auf einen niedri-gen Vitalitätspegel des Patienten hin. Mit ande-ren Worten: Die Widerstandsfähigkeit des Pa-tienten ist verringert und somit seine Krank-heitsanfälligkeit erhöht.

Mitunter kann die am Kopf ertastete CranioSa-crale Frequenz das Doppelte des normalen Wer-tes erreichen, während die Amplitude niedrig ist

und die innere Energie, die das CranioSacraleSystem antreibt, recht hoch erscheint. Wir erklä-ren uns einen solchen Befund als Hinweis darauf,dass die Grenzen des hydraulischen Systems, alsodie der Meningealmembranen des CranioSacra-len Systems, verhältnismäßig eng sind und sichnicht an die CranioSacrale Bewegung anpassenkönnen. Dadurch verdoppelt sich die Frequenzund senkt sich die Amplitude um rund 50 %. Die-ser Zustand behält allerdings die normale Bewe-gungsweglänge in der Minute bei (Abb. 1.1b).

Diese Situation tritt öfters bei entzündlichen Zu-ständen auf, die die Hirnhaut und/oder daszentrale Nervensystem bald in Mitleidenschaftziehen werden oder schon gezogen haben. Ofttritt diese klinische Anomalie auch beim Autis-mus auf. Das könnte bedeuten, dass der Autismusdurch frühere physiologische Störungen verur-sacht wurde, die die Meningealmembranenbefallen und ihre Dehnbarkeit beeinträchtigthaben.

Mangelnde Symmetrie der rhythmischen Cranio-Sacralen Bewegung im ganzen Körper dient alsHinweis zur Ortung jeglicher Art von pathologi-schen Störungen, die einen Verlust der physiolo-gischen Bewegung verursachen, wie dies zumBeispiel bei osteopathischen Läsionen des mus-kuloskelettalen Systems (somatischen Funkti-onsstörungen), entzündlichen Reaktionen, Adhä-sionen, Traumen mit Narben, Operationsnarben,

Abb.1.1a Darstellung der normalen CranioSacralen Bewegung

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1.3 Die Beobachtung der CranioSacralen Bewegung

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akuten Durchblutungsstörungen usw. der Fall ist.Die Bewegungsasymmetrie zeigt zwar nicht dieArt der Erkrankung auf, jedoch ihren Ort. NachOrtung der Störung bedient man sich andererVerfahren, um ihre Pathologie genauer zu erfas-sen. Die Wiederherstellung einer symmetrischenCranioSacralen Bewegung in einem Bereich be-schränkter Bewegung kann als prognostischesWerkzeug eingesetzt werden. Wird die Asym-metrie beseitigt und die normale physiologischeBewegung wiederhergestellt, so kann man zu-versichtlich aussagen, dass das Problem gelöstwurde oder gelöst werden wird.

1.4 Die Rolle der Körperfaszie

Man kann die Körperfaszie mit einer beschränktbeweglichen, von Kopf bis Fuß durchgehenden,geschichteten Bindegewebehülle vergleichen,die mit den zwischen ihren Schichten befindli-chen Taschen alle somatischen und viszeralenStrukturen des menschlichen Körpers umgibt.Dieses Modell erklärt, weshalb bei diesem Gewe-be ein Beweglichkeitsverlust in irgendeinem Be-reich zur Ortung des diesen Verlust verursachen-den Krankheitsprozesses dienen kann. Durch

irgendetwas, wahrscheinlich das Nervensystem,wird dieses Fasziensystem ständig im Takt mitder rhythmischen CranioSacralen Bewegung ge-halten. Durch direkte Verbindungen und gemein-same Knochenverankerungen sind die Extra-duralfaszien und die Meningen miteinander ver-bunden und bewegen sich in gegenseitiger Ab-hängigkeit. Die einzigen Grenzen der bei einerUntersuchung der Beweglichkeit oder Beschrän-kung der Faszien erzielbaren diagnostischen undprognostischen Informationen werden vompalpatorischen Können und den anatomischenKenntnissen des Untersuchenden selbst gesetzt.Man merke sich besonders die Frequenz, Ampli-tude, Symmetrie und Qualität der CranioSacralenBewegung und ihrer Wiedergabe über den gan-zen Körper.

1.5 Historischer Hintergrund

Der Ursprung der CranioSacralen Bewegung istnoch immer unbekannt. Aber die Theorie, dassunter normalen Bedingungen der Schädel sichständig in Bewegung befindet, ist nicht neu. Siewurde den Osteopathen vor mehr als 50 Jahrenvorgestellt.

Abb.1.1b Darstellung der CranioSacralen Bewegung: Die Auswirkung von Hindernissen

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1 Einführung in das CranioSacrale Konzept

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9 Diagnose und Behandlung von Funktions-störungen der Knochen und Knochennähtedes Schädelgewölbes

Im 7. Kapitel haben wir uns mit der Schädel-basis befasst, die den Boden des Schädels bildet.Dieses Kapitel befasst sich mit dem Schädelge-wölbe, das die Seitenwände und das Dach desSchädels bildet. Embryologisch entstand dieSchädelbasis aus Knorpel, die Seitenwände unddas Dach hingegen aus membranösem Gewebe.

Die beiden Ossa parietalia sind die einzigen Kno-chen des Schädelgewölbes, die nicht auch an derSchädelbasis beteiligt sind. Es handelt sich hiersomit offensichtlich um eine willkürliche Unter-teilung. Die restlichen Partien der Seitenwändeund des Gewölbes sind das Os frontale, dieAlae majores des Os sphenoidale, die Pars squa-mosa des Os temporale, die Anteile des Proc.mastoideus und die Pars squamosa des Os occi-pitale.

In diesem Kapitel befassenwir unsmit der Suturacoronalis, sagittalis, lambdoidea, occipitomasto-idea, squamosa, sphenosquamosa, sphenofronta-lis und sphenoparietalis. Weitere Knochennähtewurden entweder bereits im Zusammenhangmit der Schädelbasis behandelt oder werden im12. Kapitel diskutiert, das sich mit dem Mund,dem Gesicht und den Kiefergelenken befasst.

Die natürliche Beschaffenheit der Knochennahtbestimmt die Art der Bewegung, an der sie be-teiligt ist und die sie ermöglicht. Die herkömm-liche Lehre des Abendlandes betrachtet die Kno-chennähte des Schädels als faserige Verbindun-gen oder Synarthrosen (Pritchard, 1956; Jacobund Francone, 1974; Warwick und Williams,1978). Knochennähte wurden als immobileGelenke betrachtet. Die Knochennaht stellt jeneGelenkform dar, bei der die aneinanderliegendenKnochenränder durch Bindegewebe miteinanderverbunden sind. Unsere Forschung zeigt jedocheindeutig, dass diese Knochennähte ein be-schränktes Maß an Bewegung zwischen denbenachbarten Knochen erlauben (Retzlaff,1978, Anhang G und J). Die Knochennähte ent-halten nicht nur Bindegewebe, sondern auch

ein reiches Netzwerk von Gefäßen, Nervenge-flechten und Rezeptoren. In unserem Labor ha-ben wir beim Affen den Verlauf eines einzigenDendriten von der Sutura sagittalis durch dieDuralmembran in die Hirnsubstanz und bis indie Wand des dritten Hirnventrikels verfolgt8.Die Knochennähte des Schädels (Abb. 9.1) wer-den nach folgender Klassifikation eingeteilt:

1. Sutura dentata: Zahnähnliche Zacken. Bei-spiel: Sutura sagittalis.

2. Sutura serrata: Die Knochenkanten sind wiebei einer Säge verzahnt. Beispiel: Sutura meto-pica.

3. Sutura lumbosa: Zusätzlich zur Verzahnungbesteht eine Schräge, sodass sich die Knochenüberlappen. Beispiel: Sutura coronalis.

4. Sutura squamosa: Sehr breite, abgeschrägteKnochenkanten. Die beiden Knochen überla-gern sich schuppenartig. Beispiel: Sutura tem-poroparietalis.

5. Sutura plana: Einfache Überlagerung der be-nachbarten groben Kantenflächen (Stoßkan-ten). Beispiel: Sutura intermaxillaris.

6. Schindylesis: Eine dünne Platte eines der bei-den Knochen sitzt in einer vom (von den)anderen Knochen gebildeten Nut. Beispiele:Zwischen Vomer und Os ethmoidale, zwischenVomer und den Maxillae und Ossa palatinae,die den harten Gaumen bilden.

7. Die Synchondrose ist genau genommen keineKnochennaht. Beispiel: Knorpelbrücke zwi-schen Okziput und Os sphenoidale.

Unsere Beobachtungenweisen darauf hin, dass jegrößer die Zacken bei der Verzahnung sind, destogrößer ist die mögliche Bewegung im entspre-chenden Knochennahtbereich (Abb. 9.2a).

Die Bestandteile der Sutura squamosa sindsowohl abgeschrägt als auch genutet. Die Mor-phologie zeigt die Richtung, in der diese Kno-chennähte eine Bewegung zulassen (Abb. 9.2b).

8 Diese Arbeit wird von Retzlaff und seinen Mitarbeitern fortgesetzt.

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Sutherland und seine Schüler postulieren fürjeden Knochen des Schädelgewölbes spezifischeBewegungen um bestimmte Achsen. Betrachtetman den Schädel als mechanisches Modell, sowird offensichtlich, dass die Bewegung einesKnochens bei den anderen dermit ihm in Verbin-dung stehenden Knochen ebenfalls eine Bewe-gung auslöst, bis schließlich der gesamte Schädelmit einer Bewegung auf die auslösende Kraft an-spricht (Magoun, 1966). Wir glauben, dass dabeials treibende Kraft die Veränderung des hydrau-lischen Druckes auftritt: Die Schädelknochen be-wegen sich, um sich den sehr kleinen Verände-rungen im hydraulischen Druck des Liquor cere-brospinalis anzupassen.

Wenn aus irgendeinem Grund die Bewegungeiner Knochennaht oder eines der Knochen desSchädelgewölbes eingeschränkt wird, verursachtdiese Beeinträchtigung eine Bewegungsverzer-rung in dem gesamten Schädelgewölbe, währenddas System sich dieser örtlichen Bewegungs-restriktion anpasst. Als Beispiel einer iatrogen

ausgelösten Restriktion der okzipitalen Bewe-gung kannman hier die CV-4-Technik erwähnen.Die Folge ist eine kleine, aber signifikante Steige-rung der Bewegung aller anderen Knochen undKnochennähte des kraniosakralen Systems.Würde man die CV-4-Technik längere Zeit überihre therapeutische Nützlichkeit hinaus fort-setzen, so könnte sie sich zu einer schweren,restriktiven Läsion im kraniosakralen Systementwickeln, etwa wie bei einer somatischenFunktionsstörung des Okziput.

9.1 Akkommodations-bewegungen der Knochendes Schädelgewölbes

Um eine Übersicht über die Akkommodations-bewegungen dieser Knochen zu erhalten, müs-sen wir sie einzeln erörtern. Zu diesem Zweckstellen wir uns für die verschiedenen Knochendes Schädelgewölbes theoretische Bewegungs-

Abb.9.1 Unterschiedliche Knochennähtedes Schädels

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9.1 Akkommodationsbewegungen der Knochen des Schädelgewölbes

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achsen vor. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen,dass grundsätzlich niemand die verschiedenenBewegungen aus der Theorie erlernen kann, son-dern dass sie jeder Therapeut selbst wahrneh-men und erfahren muss.

Diese Bewegungen ändern sich von einem Pa-tienten zum anderen, und die Bewegungsnor-men verändern sich auch beim gleichen Pa-tienten von einem Knochen des Schädelgewölbeszum nächsten. Die Bewegung ist von vielen Fak-

Abb.9.2a Sutura sagittalis: Vorsprüngeverschiedener Längen

Abb.9.2b Abgeschrägte und gefurchteSutura squamosa

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toren abhängig, nicht zuletzt auch von der Formdes Kopfes. Unser Hauptinteresse gilt der Bewe-gungsqualität, das heißt, ob die wahrgenomme-ne Bewegung gleichmäßig ist, ob sich der Kno-chen gegen einen Widerstand bewegt, ob derBewegungsausschlag abnorm eingeschränkt istusw. Scheint sich ein Knochen des Schädelge-wölbes frei zu bewegen, weicht seine Bewegungjedoch von dem hier vorzustellenden Modell ab-weichender Bewegungsmuster ab, somüssenwiruns diese Tatsache merken. Wir dürfen dabei je-doch nicht unbedingt versuchen, dessen Bewe-gungsmuster zu normalisieren oder es beim be-treffenden Patienten als abnorm zu betrachten.

Für ein umfassendes Verständnis der Bewegun-gen der Knochen des Schädelgewölbes mussjeder Therapeut die Bewegungen bei vielen Schä-deln erlebt haben. Man muss dabei nicht unbe-dingt in der Lage sein, das Wahrgenommenezu verbalisieren. Wesentlich wichtiger ist es,diese Bewegungen von der Wahrnehmung herzu verstehen und schließlich ihre Bedeutungund die damit im Zusammenhang stehendenSymptome erkennen zu können.

9.1.1 Das Os sphenoidale

Wenn das Os sphenoidale in die Flexionsphase desCranioSacralen Bewegungszyklus eintritt, bewe-gen sich seine hinteren Anteile nach kranial, wäh-rend die vorderen einen „Sturzflug“ nach anterior-kaudal vollziehen. Die transversale Drehachseliegt ungefähr in der Mitte zwischen den vorderenund den hinteren Grenzen des Körpers des Ossphenoidale, denwir uns in der mittleren Sagittal-ebene angeschnitten vorstellen müssen. In derHorizontalebene liegt diese Achse auf Höhe desuntersten Punktes der Sella turcica (Abb. 9.3).

Beim Flexions-/Extensionszyklus des CranioSa-cralen Systems dreht sich das Sphenoid um dieseAchse, und die Alae majores des Os sphenoidaleüben eine signifikanteWirkung auf die mit ihnenim Zusammenhang stehenden Knochen desSchädelgewölbes aus. Es handelt sich dabei umdas Os frontale, das Os temporale und das Osparietale (Abb. 9.4). Ferner stehen das Os spheno-idale mit dem Os occipitale, dem Vomer, demOs ethmoidale und der Pars petrosa des Ostemporale mit der Schädelbasis in Verbindung

(Abb. 9.5). Zieht man dieWirkung des Os spheno-idale auf die anderen Knochen des Bodens, derSeitenwände und des Schädelgewölbes in Be-tracht, so muss man auch an die gleichzeitigenSekundärwirkungen all dieser Knochen auf wei-tere Knochen denken, mit denen sie artikulieren.

Die exzentrisch gelegenen Alae majores des Ossphenoidale drehen sich mit ihrer kranialenGrenze während der Flexion nach ventral. Überdie Sutura sphenofrontalis löst das Sphenoid so-mit am unterenTeil des Os frontale ebenfalls eineVorwärtsbewegung aus. Da die Drehachse des Osfrontale jedoch oberhalb der durch den Keilbein-flügel beeinflussten Knochenkante liegt, rotiertdas Os frontale in entgegengesetzter Richtung.Gleichzeitig trägt das vom Os sphenoidale be-einflusste Os ethmoidale dazu bei, die Querachsedes Os frontale nachventral zu verlagern, und da-durch kann gegebenenfalls die Wirkung der Keil-beinflügel auf das Os frontale vermindert wer-den. Die Bewegung des Os frontale währendder Flexion entspricht nach unseren Erfahrungeneiner rückwärtigen Rotation um eine queretranslatorische Achse, die es nach vorn und hin-ten bewegt.

Die hintere Kante des Flügels des Os sphenoidalehat ebenfalls Knochennahtkontakt mit dem vor-deren Rand der Pars squamosa des Os temporale.Dieser hintere Rand des Os sphenoidale liegt derDrehachse des Körpers des Os sphenoidale sehrnahe. Es wirkt somit wahrscheinlich auf die Be-wegung des Os temporale mehr hemmend alsaktivierend. Das stark vom Okziput beeinflussteOs temporale dirigiert seinerseits das Os spheno-idale. Der Winkel der Sutura occipitomastoidea,mit seinen wechselnden Schrägflächen, ermög-licht eine Schaukelbewegung zwischen diesenbeiden Knochenkanten (Abb. 9.6).

9.1.2 Die Ossa temporalia

Jeder der beiden Pars squamosa des Os temporaledreht sich exzentrisch um eine Achse, die vonaußen nach innen ungefähr vom äußeren Gehör-gang durch die Pars petrosa des Os temporale biszu seiner medialen Verbindung im sphenobasila-ren Bereich verläuft. Da diese beiden Achsen vonaußen zur Mitte hin diagonal nach ventral ver-laufen, bewirken sie eine schaukelnde Rotations-

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Abb.9.3: Os sphenoidale und Os occipitale: Man beachte die transversalen Achsen.

Abb.9.4 Artikulationen des Ossphenoidale am Schädel

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9 Funktionsstörungen der Knochen und Knochennähte des Schädelgewölbes

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Abb.9.5 Wechselwirkung der Bewegung der Schädelbasisknochen in der Flexionsphase

Abb.9.6 Zusammenhängezwischen Os sphenoidale,Os temporale und Os occipitale

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Sachverzeichnis

CranioSacrales Behandlungskonzept 23

CranioSacrale Bewegung/Rhythmus 24, 24–36Entspannung 35Klinische Beobachtungen 24–26Komponenten

Extensionsbewegung 36, 47–48Flexionsbewegung 36, 47Neutraler Bereich 36

MerkmaleAmplitude 25, 51, 57, 60Frequenz 24–26, 248Qualität 36, 51, 248Symmetrie 25, 36, 47, 51, 57, 60, 248

Modelle zur Bewegung 26–30Becker 30Sutherland 27–28Upledger: Druckausgleichsmodell 28–29

Nichtphysiologische Bewegung 35Palpationstechnik 42–54

Kopf 44–48Körper 48–49Os sacrum 49–51Paravertebrale Muskulatur 51Sakrum und Okziput 51–53

Release, siehe EntspannungRestriktion 35, 49Rolle der Körperfaszie 26Schädelknochen 165–172

Os occipitale 170–171Os parietale 172Os sphenoidale 167–169Os temporale 167–170, 185–186

Weiterleitung in der Körperfaszie 26, 36Widerstandsbarriere 36

Starr 36Elastisch 36

CranioSacrales System 23Funktionelle Anatomie 31–34

Knöcherne AnteileLumbosakraler Übergang 152Mandibula 230–231Maxilla 227–228Okzipitale Kondylen 178–182

Embryonale Entwicklung 178Folgen von Restriktionen 179–180Geburtsbedingte Einflüsse 178–179

Os frontale 226Os hyoideum 234Os occipitale 212–213Os palatinum 230Os parietale 225–226Os sphenoidale 223Os temporale 185–194, 218

Embryologie 184Fasziale und durale Verbindungen 186–187Folgen von Restriktionen 187–189

Os zygomaticum 230Schädelbasis 33–34

Aufbau und Funktion 102–109Hintere Schädelgrube 107–109Mittlere Schädelgrube 105–107Vordere Schädelgrube 104–105

Schädelgewölbe 164–177Aufbau und Funktion 164–165

Sakrokokzygealer Komplex 34, 236–237Sutura squamosa 192–194

Aufbau und Funktion 192Membranen 32–33

Arachnoidea mater 32Duralmembrane 32, 33, 243

Dura mater spinalis 144–163Geometrie des intrakraniellen Membran-

systems 78–84, 103Duralschlauch 34Falx cerebelli 32Falx cerebri 32Filum terminale 34Tentorium cerebelli 32

Pia mater 32, 243–244Ventrikelsystem 34

FunktionsstörungenDuralschlauch, Ursachen von Restriktionen 148Duralmembransystem, gesamt 75–95Os temporale 185–189Schädelbasis – Sphenobasilargelenk 102–143

Flexion – Extension 115–117Klinische Bedeutung 121–123

Kompression 135–140Laterale Verspannung 124–129Seitneigung 117–119

Klinische Bedeutung 121–123Torsion 119

Klinische Bedeutung 121–123Ursachen 109–110Vertikale Verspannung 129–134

Verbindung zu anderen Systemen 23

Extrinsisches neuromuskuloskelettales System:Einfluss auf das CranioSacrale System

BandapparatEinfluss auf Os sphenoidale 240Einfluss auf Os temporale 240Einfluss auf Sakrum 240–241

M. auricularis posteriorEinfluss auf Os temporale 223

M. buccinatorEinfluss auf Mandibula 234Einfluss auf Maxilla 228

M. capitis posterior minorEinfluss auf Os occipitale 215

M. coccygeusEinfluss auf sakrokokzygealen Komplex 240

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M. constrictor pharyngis superiorEinfluss auf Mandibula 234Einfluss auf Os occipitale 217–218Einfluss auf Os sphenoidale 225

M. digastricusEinfluss auf Mandibula 232–233Einfluss auf Os hyoideum 235Einfluss auf Os temporale 220–221

M. frontalisEinfluss auf Os frontale 227

M. geniohyoideusEinfluss auf Mandibula 234–235

M. glutaeus maximusEinfluss auf sakrokokzygealen Komplex 238–239

M. iliacusEinfluss auf sakrokokzygealen Komplex 238

M. levator aniEinfluss auf sakrokokzygealen Komplex 240

M. longissimus capitisEinfluss auf Os occipitale 213Einfluss auf Os temporale 221

M. masseterEinfluss auf Mandibula 233Einfluss auf Maxilla 228–229Einfluss auf Os temporale 222Einfluss auf Os zygomaticum 230

M. multifidusEinfluss auf sakrokokzygealen Komplex 239–240

M. mylohyoideusEinfluss auf Mandibula 232Einfluss auf Os hyoideum 235–236

M. obliquus capitis inferiorEinfluss auf Os occipitale 215–216

M. obliquus capitis superiorEinfluss auf Os occipitale 215

M. occipitalisEinfluss auf Os occipitale 218

M. omohyoideusEinfluss auf Os hyoideum 236

M. piriformisEinfluss auf sakrokokzygealen Komplex 237–238

M. platysmaEinfluss auf Mandibula 231–232

M. pterygoideus lateralisEinfluss auf Mandibula 233Einfluss auf Os sphenoidale 223

M. pterygoideus medialisEinfluss auf Mandibula 233Einfluss auf Maxilla 229Einfluss auf Os palatinum 230Einfluss auf Os sphenoidale 223–224

M. rectus capitis anteriorEinfluss auf Os occipitale 214

M. rectus capitis lateralisEinfluss auf Os occipitale 214

M. rectus capitis posterior majorEinfluss auf Os occipitale 214–215

M. semispinalis capitisEinfluss auf Os occipitale 216

M. splenius capitisEinfluss auf Os temporale 221–222

M. sternocleidomastoideusEinfluss auf Os occipitale 217Einfluss auf Os temporale 218–219

M. sternohyoideusEinfluss auf Os hyoideum 236

M. styloglossusEinfluss auf Os temporale 222

M. stylohyoideusEinfluss auf Os hyoideum 235Einfluss auf Os temporale 222

M. temporalisEinfluss auf Mandibula 233–234Einfluss auf Os frontale 226–227Einfluss auf Os parietale 226Einfluss auf Os sphenoidale 224Einfluss auf Os temporale 219–220

M. tensor veli palatiniEinfluss auf Os palatinum 230Einfluss auf Os sphenoidale 224–225

M. thyrohyoideusEinfluss auf Os hyoideum 236

M. trapeziusEinfluss auf Os occipitale 216–217

Narben 245–246Somatische Funktionsstörungen 246

HirnnervenN. IX 214N. X 214N. XI 214

Körperfaszie – Bindegewebe 26Beckendiaphragma 65–67

Aufbau 65–66Restriktionen 66

Fasziale Kontinuität 36, 39, 244–245Funktionelle Anatomie 241–245Mechanische Eigenschaften 140–143Obere Thoraxapertur (Thoracic Inlet) 68–71

Aufbau 68–69Restriktionen 69–70

Zwerchfell 62–65Aufbau 62–63Restriktionen 63

Krankheiten und SymptomeAdhäsionen 25, 248Akute intrakranielle Blutung 270Allergie 121, 124, 133, 135Aneurysmen 57Angst 220, 233, 235, 265Arachnoiditis 248Arbeitsunfähigkeit 121, 123, 124, 129Atemnot 182Autismus 25, 40, 61, 135–137, 140, 152, 189, 190,

267–269Beschwerden im Magen-Darm-Trakt 219, 221Beschwerden immuskuloskelettalen System 121, 124

Akute Verrenkungen und Verstauchungen271–272

Zervikalsyndrom 144, 233, 239, 258

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Sachverzeichnis

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Becken- und Lumbosakralbereich 121, 124, 135,144, 157, 240, 245

Rheumatoide Arthritis 272–273Skoliose 273–274Somatische Funktionsstörung 25, 39, 54, 57, 63,

69, 122, 235Kiefergelenkerkrankungen 124Muskelhypertonie 181

Bissanomalien 124, 222, 226, 228, 229, 233Zerebralischämische Anfälle 274Zerebralparese 128, 136, 254, 266–267Chronische Schmerzzustände 272Denervierte Muskeln 25, 54Depressionen 63, 135, 239, 245Durale Adhäsionen 145Durchblutungsstörungen 26Entzündungen, allgemein 25

Akute systemische 270–271Leber-Gallen-System 63Lokalisierte 271Nasennebenhöhlenentzündung 121, 124, 133Perikarditis 63Pleuritis 63Poliomyelitis 24

Epilepsie 40, 136Funktionsstörungen im autonomen Nervensystem

162Funktionsstörungen des vegetativen Nervensystems

272Funktionsstörungen im endokrinen System 121, 124Gehirnthrombose 25Geschmacksstörungen 180Guillain-Barré-Syndrom 24, 253Heiserkeit 251Hemiparese 253Hernienbildung der Medulla oblongata 270Herzrhythmusstörungen 180Hirnblutung 25, 57Hirntumor 25Hörstörungen 230, 274Hydrozephalopathie 30, 34Hyperkinetisches Syndrom 24, 40, 182, 265Hysterie 220, 235Intrakranielles Aneurysma 270Kiefergelenksdysfunktion 224, 231, 232, 233Kindstod, plötzlicher 182Koma 253Konzentrationsstörungen 265Kopfschmerzen 121, 122, 124, 128, 133, 144, 162, 182,

214, 219, 221, 224, 240, 259Lähmungen 254Lernstörungen 41, 129, 136, 219Lesestörungen 129, 189, 219, 221, 266Mastektomie, postoperative Beschwerden 259Migräne 123, 245Narben 25Nervenwurzelkompression 54Niereninsuffizienz 245Nystagmus 218Ödem 248Persönlichkeitsveränderungen 128, 133, 158, 219,

221

Psychische Störungen 273Rückenmarksverletzungen 253

Querschnittlähmung 24, 253Rückenmarktumor 24Schädelfraktur 270Schielen 128, 189, 218Schluckbeschwerden 225, 235Sehstörungen 124, 133, 219, 274Sprech- und Sprachstörungen 180, 221Tetraplegie 24, 30Übelkeit 219Verdauungsstörungen 180Verhaltensstörungen 190, 265–266Viszerale Funktionsstörungen 272Würgereflexbeschwerden 180Zyklusstörungen 245

Liquordruck 29Kontrollmechanismen 29–30

SomatoEmotionales Gedächtnis 255–260Energiezysten 255

Techniken 37, 110–114Allgemein

1. Schädelgriff 110, 1112. Schädelgriff 110–1123. Schädelgriff 112–114Autonome Flexibilität 38Bewegungsprobe 38Direkte Technik 38Indirekte Technik 37

Bogentechnik 249–251, 254–255Duralmembranen, Ausgleich 84–100

Anterior-posteriores System 84–90Abheben der Stirn 85Dekompression nach anterior zwischen

Os sphenoidale und Okziput 88–90Duralschlauch

Lokalisation und Behandlung von Restriktionen148–151, 251–252

Bewegen von Okziput und Sakrum gleich-zeitig 151, 249, 264

CV-4-Technik 151Lenken der Energie (V-Spreiz-Technik) 151Positions- und Haltetechnik 148–150

Bewertung der Mobilität 145–148ein Behandler 145–147zwei Behandler 147–148

Horizontal verlaufendes System 95–101Balance der Schenkel des Tentorium cerebelli

zwischen den Ossa parietalia 98Balance des Tentorium mithilfe der okzipitalen

Schuppen 98–99Technik am Kiefergelenk 96–98Transversale Balance zwischen Foramen

magnum und Sakrum 99–101Superior–inferiores System 90–95

Druckentlastung der Lumbosakralverbindung93–95

Lösen der Ossa parietalia aus ihren Knochen-nahtverbindungen 91–92

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Sachverzeichnis

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Mobilisation des Os coccygis 93Zug nach kranial am Okziput 92–93

Entwirren 256–257Kontraindikationen 270Lumbosakrokokzygealer Übergang 152–163

Anteflexionsläsion des Os coccygis 163Ausgleich von Sakrum und Becken 264–265Bänder des Beckens 162Kompression 152–157Hypertonus des M. glutaeus maximus 161Hypertonus des M. iliacus 160Hypertonus des M. multifidus 162Hypertonus des M. piriformis 158Verkeilung des Sakrums 163

Lymphpumpe 41, 58Okzipitale Kondylen 180–182

Posteriore Rotation 180–182Spreizen der Kondylen nach lateral 181–182, 263

Os temporale 189–192Kompression – Dekompression der Sutura

squamosa 193–194Kreisbogenbewegung (Finger in the Ear

Technique) 189–190Nebenwirkungen 190Schläfenbeinwackeln (Temporal Wobble) 189

Ruhepunkt-Technik 55–61Ausführung am Kopf 60Ausführung am Körper 57Ausführung am Okziput: CV-4-Technik 57–60Ausführung am Sakrum 60Ausführung an den Füßen 55–57Indikationen 58Kontraindikationen 57Wirkungsweise 58

Schädelbasis, Technik über den Vomer 262Schädelgewölbe 172–177

Abheben des Os parietale (Parietallift) 172–173Abheben des Stirnbeins (Frontallift) 174–175Formveränderung des Schädels 263–264V-Spreiz-Technik 174–177

Sphenobasilargelenk – Schädelbasis 114–115Anterior-posteriore Kompression 138–140

Dekompression 139Kompression 138

Extensionsläsion 122–124Flexion – Extension 115Flexionsläsion 121–122Laterale Kompression 140

Ohrenziehen – Ear Pull 140Laterale Verspannung 124–129Seitneigung 117–119Torsion 119Torsions- und Seitneigungsläsion 124Vertikale Verspannung 129–134

Transversale fasziale Restriktionen 62–74Beckendiaphragma 65–67Obere Thoraxapertur (Thoracic Inlet) 68–72

Allgemeiner zervikothorakaler Stoß 70–71Beseitigung von transversalen Restriktionen

71–72Schädelbasis 72–74

Entspannung der Subokzipitalmuskulatur72–73

Lösen des Atlas 73–74Lösen des Okziput 73

Zwerchfell 62–65V-Spreiz-Technik 85–88

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Sachverzeichnis

aus: Upledger u. a.; Lehrbuch der CranioSacralen Therapie I (ISBN 9783830473091) © 2009 Karl F. Haug Verlag