VRIES, Josef de. Grundfragen Der Erkenntnis, 6

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Kapitel 5 Inhalt Kapitel 7 homepage zu den Fußnoten Kap.6 zum Text Kap.6 + Inhalt (+:durch Anklicken aufklappbar, zuklappen durch erneutes Klicken) 73 Kapitel 6. Gewißheit durch Konvergenz Als Voraussetzungen der exakten Wissenschaften haben sich im vorigen Kapitel ergeben: Das reale Dasein der Körperwelt, die Zuverlässigkeit der Erinnerung, die Möglichkeit sprachlicher Verständigung und einer Gewißheit aufgrund der Aussagen anderer Menschen, die Geltung der Induktion, die Möglichkeit geschichtlichen Wissens. Alle diese Voraussetzungen lassen sich durch die Methoden, die der Positivismus als allein rechtmäßig anerkennt, nicht begründen. Lassen sie sich überhaupt begründen, und wenn ja, wie? 1. Frage nach den Kriterien der Wahrheit. Wir stehen hier vor der Notwendigkeit, die Reflexion über die Möglichkeit, wie überhaupt die Wahrheit von Aussagen begründet werden kann, weiterzuführen. Die Frage, um die es sich handelt, wird vor allem seit dem vorigen Jahrhundert unter dem Titel des Kriteriums der Wahrheit behandelt. Wir haben das Problem schon im 2. Kapitel, wenn auch nicht unter diesem Titel, berührt. 1 Schon dort sahen wir, daß man im Alltag unter »Wahrheit« die Übereinstimmung der Aussage mit dem »Sein«, mit dem »realen Sachverhalt« 2 , versteht, und wir haben uns auf diesen Sinn des Wortes »Wahrheit« festgelegt. Wir haben uns auch Rechenschaft darüber gegeben, daß diese Übereinstimmung des Denkinhaltes mit dem realen Sachverhalt nur dann für uns erkennbar ist, wenn eine Möglichkeit besteht, beides, Denkinhalt und realen Sachverhalt, miteinander zu vergleichen. Dies wiederum scheint vorauszusetzen, daß sich uns der Sachverhalt an sich selbst zeigt, so daß wir ihn »sehen« können. Dieses Sich-Zeigen muß »klar« sein in dem Sinn, daß der wahrgenommene Gegenstand von jedem anderen unterschieden werden kann, so daß keine Gefahr einer Verwechslung besteht. Wenn wir nun dieses klare Sich-Zeigen des Sachverhaltes »Evidenz« nennen, so verstehen wir den Sinn der herkömmlichen These, die Evidenz des Sachverhaltes sei das Kriterium der Wahrheit. Ihr Sinn ist: Die Aussage wird dadurch als wahr erkannt, daß der in ihr ausgedrückte Sachverhalt sich uns klar zeigt, so daß wir die Aussage durch Vergleich mit ihm als mit dem Sein übereinstimmend, das heißt als wahr, feststellen können. Dieses Sich-Zeigen des Sachverhaltes verwirklicht sich am einfachsten dadurch, daß der Sachverhalt an sich selbst und durch sich selbst dem erkennenden Subjekt (nicht räumlich, sondern eben erkenntnishaft) »gegenwärtig« ist, so wie uns im Bewußtsein unsere eigenen Akte gegenwärtig sind. 74 Bei diesem Gegenwärtig-Sein handelt es sich um eine weiter nicht zurückführbare oder definierbare ursprüngliche Gegebenheit, die uns eben durch die Selbstgegenwart des Geistes, durch das »Bei-sich-Sein« des Geistes bekannt ist. Es ist gewiß kein Widerspruch, daß auch anderes, vom eigenen Ich und seinen Akten verschiedenes Seiendes sich in dieser Weise an sich selbst zeigt. Überall da, wo ein Sachverhalt sich uns an sich selbst zeigt, sprechen wir von »unmittelbarer Evidenz«. Eine solche unmittelbare Evidenz liegt aber bei den genannten Voraussetzungen der exakten Menü •Startseite •Publications •Jahresberichte •Bücher •Gästebuch •Serverstatistik •zurück Homepage von P.Otto Schärpf S.J.: de Vries 6 J. de Vries: Grundfragen der Erkenntnis, Kapitel 6... http://82.135.31.182/deVries/kritik6.htm 1 de 21 25/05/2015 15:15

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  • Kapitel 5 Inhalt Kapitel 7 homepagezu den Funoten Kap.6zum Text Kap.6

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    73 Kapitel 6.Gewiheit durch Konvergenz

    Als Voraussetzungen der exakten Wissenschaften haben sich imvorigen Kapitel ergeben: Das reale Dasein der Krperwelt, dieZuverlssigkeit der Erinnerung, die Mglichkeit sprachlicher Verstndigungund einer Gewiheit aufgrund der Aussagen anderer Menschen, die Geltungder Induktion, die Mglichkeit geschichtlichen Wissens. Alle dieseVoraussetzungen lassen sich durch die Methoden, die der Positivismus alsallein rechtmig anerkennt, nicht begrnden. Lassen sie sich berhauptbegrnden, und wenn ja, wie?1. Frage nach den Kriterien der Wahrheit.

    Wir stehen hier vor der Notwendigkeit, die Reexion ber dieMglichkeit, wie berhaupt die Wahrheit von Aussagen begrndet werdenkann, weiterzufhren. Die Frage, um die es sich handelt, wird vor allem seitdem vorigen Jahrhundert unter dem Titel des Kriteriums der Wahrheitbehandelt. Wir haben das Problem schon im 2. Kapitel, wenn auch nichtunter diesem Titel, berhrt.1 Schon dort sahen wir, da man im Alltag unterWahrheit die bereinstimmung der Aussage mit dem Sein, mit demrealen Sachverhalt2, versteht, und wir haben uns auf diesen Sinn desWortes Wahrheit festgelegt. Wir haben uns auch Rechenschaft darbergegeben, da diese bereinstimmung des Denkinhaltes mit dem realenSachverhalt nur dann fr uns erkennbar ist, wenn eine Mglichkeit besteht,beides, Denkinhalt und realen Sachverhalt, miteinander zu vergleichen.Dies wiederum scheint vorauszusetzen, da sich uns der Sachverhalt ansich selbst zeigt, so da wir ihn sehen knnen. Dieses Sich-Zeigen muklar sein in dem Sinn, da der wahrgenommene Gegenstand von jedemanderen unterschieden werden kann, so da keine Gefahr einerVerwechslung besteht. Wenn wir nun dieses klare Sich-Zeigen desSachverhaltes Evidenz nennen, so verstehen wir den Sinn derherkmmlichen These, die Evidenz des Sachverhaltes sei das Kriterium derWahrheit. Ihr Sinn ist: Die Aussage wird dadurch als wahr erkannt, da derin ihr ausgedrckte Sachverhalt sich uns klar zeigt, so da wir die Aussagedurch Vergleich mit ihm als mit dem Sein bereinstimmend, das heit alswahr, feststellen knnen.

    Dieses Sich-Zeigen des Sachverhaltes verwirklicht sich am einfachstendadurch, da der Sachverhalt an sich selbst und durch sich selbst demerkennenden Subjekt (nicht rumlich, sondern eben erkenntnishaft)gegenwrtig ist, so wie uns im Bewutsein unsere eigenen Aktegegenwrtig sind.

    74 Bei diesem Gegenwrtig-Sein handelt es sich um eine weiter nichtzurckfhrbare oder denierbare ursprngliche Gegebenheit, die uns ebendurch die Selbstgegenwart des Geistes, durch das Bei-sich-Sein desGeistes bekannt ist. Es ist gewi kein Widerspruch, da auch anderes, vomeigenen Ich und seinen Akten verschiedenes Seiendes sich in dieser Weisean sich selbst zeigt. berall da, wo ein Sachverhalt sich uns an sich selbstzeigt, sprechen wir von unmittelbarer Evidenz. Eine solche unmittelbareEvidenz liegt aber bei den genannten Voraussetzungen der exakten

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  • Wissenschaften nicht vor. Bezglich des An-sich-Seins des sinnlichGegebenen haben wir das schon im 2. Kapitel gezeigt.3 Das in derErinnerung Sich-Zeigende wird gewi als vergangen vorgestellt und alsvergangene Wirklichkeit gedacht, aber ebenso gewi zeigt sich dasVergangene, das ja jetzt nicht mehr wirklich besteht, nicht jetzt durch sichselbst in seinem (nicht mehr bestehenden) An-sich-Sein. Ebensowenig istuns der Sinn, den der Mitmensch mit seinen Worten verbindet, das heitdas, was er sich bei diesen Worten denkt, unmittelbar gegeben; wenn wirdie Gedanken des anderen unmittelbar sehen knnten, bedrfte es keinerWorte. Erst recht ist uns die Realitt dessen, worber der Mitmenschspricht, nicht in unmittelbarer Evidenz gegenwrtig. Auch die in deninduktiv gewonnenen Gesetzen ausgesprochenen Sachverhalte sind unsnicht unmittelbar gegeben. Wir mten ja sonst alle Flle, fr die dasGesetz gilt, auch die lngst vergangenen und sogar die zuknftigen, in derWahrnehmung gegenwrtig haben.

    Allerdings ist die Gewiheit von vielen der genannten Sachverhalteeine spontane, sich unmittelbar aufdrngende. Das bezweifelt niemand.Aber unmittelbare Gewiheit in diesem Sinn darf nicht verwechseltwerden mit einer unmittelbaren Gewiheit, die auf unmittelbarer Evidenz,das heit auf der Selbstgegebenheit des ausgesagten Sachverhaltesberuht. Sonst mte man annehmen, da auch das Vergangene, das nichtmehr ist, sich in seinem nicht mehr bestehenden Sein jetzt an sich zeigt.Das eine ist allerdings wahr: Je mehr die genannten Gewiheiten sich demspontanen Denken aufdrngen, um so mehr drngt sich dererkenntnistheoretischen Reexion die Frage auf, worauf diese soselbstverstndliche Gewiheit beruhe.

    Es scheint von vornherein wenig wahrscheinlich, da sie auf einemSchlu beruht, wenn wir unter Schlu die Methoden der Ableitungverstehen, wie sie Aristoteles in der Ersten Analytik theoretisch dargelegthat und wie sie in der modernen Logik weiter ausgefhrt und formalisiertworden sind. Es scheint, da wir uns an einen solchen Schlu, wenn wir ihnje vollzogen htten, erinnern mten.

    75 Das ist aber nicht der Fall. Wie sollte ein solcher Schlu auch aussehen? Einformaler Schlu verlangt einen allgemeinen Obersatz, der, wenn die Fragenicht immer wiederkehren soll, letztlich ein unmittelbar einsichtigesPrinzip sein mu. Mit Hilfe welchen Prinzips soll aber z. B. von derTatsache der Erinnerung auf die vergangene Realitt, an die wir unserinnern, geschlossen werden? Etwa mit dem Satz, da die Erinnerung stetswahr ist? Aber kann dieser Satz auf unmittelbare Evidenz Anspruchmachen? Ja, ist er nicht sogar falsch, da es doch oft genugErinnerungstuschungen gibt? In der Tat scheint es eine aussichtsloseSache zu sein, den Versuch zu machen, die genannten Voraussetzungen derexakten Wissenschaften durch formale Schlsse zu beweisen.

    Das gibt brigens Aristoteles selbst zu. Vom konkreten Einzelnen, dasuns durch die Sinne gegeben ist, gibt es nach seiner Auassung keinenBeweis, sondern nur Meinung (dxa)4. Ist aber damit nicht zugegeben,da die so kunstvoll ausgearbeitete Syllogistik fr die Realwissenschaften,wie sie wirklich sind, wenig Bedeutung hat? Denn bei ihren Grundlagenhandelt es sich zumeist um konkrete Einzeltatsachen, die wederunmittelbar evident noch syllogistisch beweisbar sind. Und dasselbe giltauch von der Mehrzahl unserer alltglichen Gewiheiten.

    Wie klar es also auch sein mag, da ein formaler Schlu, der vonevident gegebenen Tatsachen ausgeht, zu einer logisch unangreifbaren mittelbaren Evidenz der Folgerung fhrt, so scheint diese Methode dochpraktisch fr die Gewinnung neuer Erkenntnisse in den Realwissenschaftenwenig brauchbar zu sein. So ist es kein Zufall, da sie von den Theoretikernder empirischen Wissenschaften durchweg ziemlich geringschtzig beurteiltwird. Das unbestreitbare Versagen des syllogistischen Denkens im Bereichdes Konkreten ist auch der Grund dafr, da man sich nach anderen, vonder Evidenz verschiedenen, Kriterien umgesehen hat, die im konkretenDenken die Wahrheit sichern sollen.

    Ein erster Lsungsversuch besteht darin, da man sich auf eine Art

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  • geistigen Instinktes beruft. So wollte Thomas Reid (1710-1796) dadurch denSkeptizismus Humes berwinden, da er die Annahme der Realitt derKrperwelt, des Vergangenen (Erinnerung), des regelmigenKausalzusammenhanges (Induktion) auf einen naturhaften Glauben desgesunden Menschenverstandes (common sense) sttzte;

    76 eine rationale Begrndung fr diese berzeugungen ist nicht mglich, sieberuhen auch nicht auf unmittelbarer Evidenz, aber sie sind trotzdemnaturhaft gewi. Eine hnliche Lsung ndet sich bei Jaime Balmes. Erspricht von einem intellektuellen Instinkt (instinto intelectual), der uns zurzweifelsfreien Zustimmung ntigt.5 Man knne diesen Instinkt auchGemeinsinn (sentido comn) nennen. Er sichert den Verstand gegenseine eigenen Spitzndigkeiten. Als Beispiele, bei denen sich dieserintellektuelle Instinkt bettigt, nennt Balmes die berzeugung von derRealitt der sinnlich wahrgenommenen Dinge, den Glauben aufmenschliches Zeugnis hin, die berzeugung, da durch Zufall keineOrdnung entsteht. Er weist eigens daraufhin, da dieser intellektuelleInstinkt nicht mit einem irrationalen Instinkt verwechselt werden darf.6Eine Erklrung aber, warum er vernunftgem ist, vermissen wir auch beiihm.

    In diesen Auassungen ist richtig gesehen, da die genanntenberzeugungen weder auf unmittelbarer Evidenz noch auf rationalerBegrndung beruhen, wenn unter rationaler Begrndung ein formalerSchlu verstanden wird. Auch das ist richtig, da diese berzeugungentrotzdem sich dem spontanen Denken aufdrngen. Aber wenn es sich hierwirklich um einen Drang der Vernunft handelt, ist es dann glaubhaft, dadie Vernunft, wie die genannten Auassungen nahelegen knnten, nurdurch einen unerklrlichen subjektiven Drang geleitet, ohne objektiveGrnde zu diesen berzeugungen gentigt wird? Wird die Vernunft aberdurch Grnde zur Zustimmung gedrngt, dann ist es Sache derErkenntnistheorie, diese zumeist unbeachteten Grnde zu reexemBewutsein zu bringen.

    Einen Schritt weiter fhren jene Denker des 19. und 20. Jahrhunderts,die auf die Erkenntnis begrndende Kraft der Erfahrungen desmenschlichen Wollens und Tuns hinweisen. So ist nach Francois Maine deBiran (1766-1824)7 die Willensanstrengung das Urerlebnis des bewutenIch. In dieser Erfahrung ist zugleich das Ich als wirkende Kraft wie auch dasNicht-Ich der Auenwelt, das unserem Bemhen Widerstandentgegensetzt, gegeben.

    77 hnliche Gedanken hat in der neueren deutschen Philosophie WilhelmDilthey vertreten. In seinen Beitrgen zur Lsung der Frage vom Ursprungunseres Glaubens an die Realitt der Auenwelt (1890) fhrt auch er unterZurckweisung jedes Kausalschlusses diesen Glauben auf das Erlebnisdes Widerstandes zurck. Die Hemmung unseres Willens imWiderstandserlebnis erschliet uns die kernhafte lebendige Realitt desvon uns Unabhngigen. Diese Realitt erscheint darum auch selbst alseine dynamische Einheit, eine Willenseinheit.

    Die erwhnte Abhandlung Diltheys nennt Max Scheler wenn manvon Maine de Birans tiefen Einsichten absehe trotz einiger Ausstellungenimmer noch das Beste, das wir in dieser Frage besitzen8. Im Anschlu anDilthey entwickelt er, besonders in seiner Sptzeit, einen emotionalenRealismus: Der Geist erkennt nur die Ordnung der reinen Wesenheiten. DasDasein dagegen ist allem, was wir unser intellektuelles, vorstellendes,denkendes Verhalten nennen;... so unerreichbar wie die Farbe dem Hren9.Es ist nicht dem Denken, sondern dem triebhaften Leben zugeordnet: Wasuns das Dasein gibt, das ist... das Erlebnis des Widerstandes,... undWiderstand gibt es eben nur fr unser strebendes, fr unser triebhaftesLeben, fr unseren zentralen Lebensdrang10.

    Unter dem Einu Schelers, aber in kritischer Auseinandersetzung mitihm, hat schlielich Nicolai Hartmann die Lehre von derRealittsgegebenheit in emotional-transzendenten Akten amsystematischsten entfaltet, zuerst in seinem Vortrag Zum Problem der

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  • Realtittsgegebenheit (1931), dann ausfhrlicher in seinem Werk ZurGrundlegung der Ontotogie (1935). Gegen Scheler wendet er ein, diesermache das Widerstandserlebnis zu einseitig geltend. In Wirklichkeit sei eineviel grere Mannigfaltigkeit emotionaler Akte am Realittszeugnisbeteiligt11 . Im einzelnen unterscheidet Hartmann drei Arten solcher Akte:Emotional-rezeptive, emotional-prospektive und emotional-spontane Akte.In den ersteren widerfhrt dem Subjekt etwas, es fhlt sich von dersiegenden, bedrckenden oder tragenden Kraft des Realen betroen; sowird das Reale unmittelbar erfahren, es bedarf keines Schlusses12. Beiden emotional- prospektiven Akten handelt es sich um Erlebnisse wie dasErwarten, das Vorgefhl, die Bereitschaft, das Gefatsein. In ihm ist derMensch von dem Anrckenden vorbetroen. Die Unmglichkeit desEntrinnens, des Ausweichens,... gibt dem Anrckenden als solchem seinungeheures Realittsgewicht, noch ehe es wirklich geworden ist.13

    78 Bei den emotional-spontanen Akten schlielich handelt es sich um denaktiven Vorgri in die Zukunft: Das Wollen und Tun. Wille und Handlung sindzugleich ein Wissen um ihre Einreihung in den Realzusammenhang derGeschehnisse. Das handelnde Subjekt kann sich nicht einbilden, da eskeine Welt htte, auf die es einwirkt.14

    hnliche Gedanken nden sich auch bei Martin Heidegger. Fr ihnerschliet sich das Sein der Welt ursprnglich nicht im reinen Erkennen (inder Rede, im Logos), sondern in der Bendlichkeit bzw. Stimmungund im Verstehen, wobei das Verstehen nicht eine theoretischeErkenntnis, sondern das Sich-auf-etwas-Verstehen, das Tunknnenbedeutet.15 Es ist die Sicht, die dem gebrauchend-hantierenden Umgangmit den Dingen eigen ist. So entdeckt z. B. das Hmmern selbst diespezische Handlichkeit des Hammers.16

    Unabhngig von diesen brgerlichen Philosophen hat dermarxistische dialektische Materialismus die Lehre von der Praxis alsKriterium der Wahrheit ausgebildet.17 Man beruft sich dafr immer wiederauf die zweite These ber Feuerbach, in der Karl Marx schreibt: Die Frage,ob dem menschlichen Denken gegenstndliche Wahrheit zukomme, istkeine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muder Mensch die Wahrheit, das heit die Wirklichkeit und Macht, dieDiesseitigkeit seines Denkens beweisen.18 Gerade in der Aufdeckung derRolle der Praxis fr die Erkenntnis sieht M. N. Rutkewitsch das Wesen, denzentralen Punkt der revolutionren Umwlzung der Erkenntnistheorie, dieder Marxismus vollzog und durch die die Erkenntnistheorie zu einerWissenschaft wurde.19

    Das Gemeinsame in all diesen so verschiedenartigenDenkbemhungen scheint die Einsicht zu sein, da die menschlicheErkenntnis nicht abgeschnitten von allen Lebenszusammenhngenbetrachtet werden darf, wenn die Realgeltung sowohl der alltglichen wieder wissenschaftlichen berzeugungen begrndet werden soll. Doch scheintdas Verhltnis, das hier zwischen Erkennen und Tun besteht, einergenaueren Bestimmung fhig und bedrftig zu sein.

    79 2. Die verborgenen Grnde der spontanen Gewiheit.Sicher lassen sich diese Fragen nicht durch eine apriorische, von der

    Erfahrung des Denkens unabhngige berlegung lsen. Wir mssenvielmehr versuchen, durch eine Reexion auf die einzelnen Arten derspontanen Gewiheit, um die es sich handelt, die zunchst verborgenenGrnde aufzudecken, auf denen sie beruhen. Bei diesem Aufsuchen derverborgenen Grnde, denen die fr das spontane Denken soselbstverstndlichen Voraussetzungen ihre Gewiheit verdanken, beginnenwir nicht mit den einfachsten Fllen (wie etwa mit der berzeugung vomrealen Dasein eines sinnlich wahrgenommenen Einzeldinges), sondern ehermit zunchst verwickelter erscheinenden Fllen, die gerade wegen ihreroenbaren Zusammengesetztheit fr die Analyse leichter sichtbareAnsatzpunkte bieten. Es wird sich zeigen, da die Struktur all derGewiheiten, um die es sich hier handelt, trotz aller Unterschiede im

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  • einzelnen im wesentlichen die gleiche ist. Aber wir wollen nicht vorgreifen.a) Geschichtliche Gewiheit.

    Wir beginnen mit der Analyse der geschichtlichen Gewiheit. Woraufberuht z. B. unser Wissen von der steinzeitlichen Kultur der Menschheit?Schriftliche Nachrichten aus dieser Zeit gibt es nicht. Wir sind ganz auf dieberreste dieser Kultur, wie etwa aus Stein gefertigte Faustkeile undKlingen, oder etwa auf Feuerstellen, angewiesen. Aber der einzelne Fundermglicht dabei gewi keinen sicheren Schlu. Woher wissen wir denn, dadieser Stein nicht ein bloes Naturprodukt ist, sondern da seine FormErgebnis menschlicher Bearbeitung ist? Und selbst wenn wir dies wten,was gibt uns die Gewhr, da dieses Werkzeug von einem Menschenstammt, der vor 200 000 oder 300 000 Jahren gelebt hat? Wenn manantwortet, dies werde aus der Tatsache geschlossen, da es in einergeologischen Schicht gefunden wurde, deren Alter auf so viele Jahrtausendeangesetzt werden msse: Woher wissen wir wieder dies, da diese Schichtauf so viele Jahrtausende zurckgeht?

    All diese Erkenntnisse lassen sich oenbar nur durch eine hundert- undtausendfltige Erfahrung erklren. Ein einziger Fund eines eigenartiggeformten Steines wrde uns nie die Gewiheit geben, da es sich um einmenschliches Kunstprodukt und zwar um ein Werkzeug handelt. Aber diesystematische Erforschung der Fundstellen hat eine Menge derartigerGebilde ans Licht gefrdert, und angesichts dieser Vielzahl der Funde glaubtkein Forscher mehr, da diese Gebilde durch ein Spiel des Zufalls gerade andieser Stelle in solcher Menge entstanden sind, sondern jeder ist berzeugt,Reste menschlicher Kultur vor sich zu haben. Die Altersbestimmung dieserKultur setzt erst recht eine Unzahl von Einzelerfahrungen voraus. Dieeinzelne Erfahrung ist dabei oft kaum von Bedeutung, erst ihreWiederholung ergibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, und die Konvergenzzahlreicher derartiger Wahrscheinlichkeiten lt schlielich den Zweifelverstummen. Auf syllogistische Form lt sich eine solche Begrndungallerdings nicht bringen.

    80 Ganz hnliches gilt brigens auch fr unser geschichtliches Wissen,das sich auf schriftliche Zeugnisse sttzt. Auch hier ist es sehr oft so, daein einzelnes Zeugnis keine Gewiheit gibt. Knnte es nicht eine Flschungaus spterer Zeit sein, die zu Unrecht einem Schriftsteller aus lterer Zeitzugeschrieben wird? Und auch wenn dies nicht der Fall ist, knnte sich derSchriftsteller nicht durch seine Gewhrsmnner haben tuschen lassen, istes nicht mglich, da er seine Quellen falsch verstanden hat, undschlielich: Wre es nicht sogar denkbar, da er aus irgendwelchenpersnlichen oder Partei-Interessen die Wahrheit entstellt hat? So mag estatschlich oft vorkommen, da kein einzelnes Zeugnis fr sich alleinunbestreitbare Beweiskraft hat. Das einzelne Zeugnis gibt nurWahrscheinlichkeit. Aber die Gesamtheit der Zeugnisse konvergiert sodeutlich auf ein einheitliches Gesamtbild hin, da jeder, der noch zweifelt,als ein nicht ernst zu nehmender berkritiker angesehen wrde.

    Der Einwand liegt nahe: Oft wird ein geschichtliches Ereignis durcheine einzige Aussage eines glaubwrdigen Zeugen hinreichend erwiesen;hier beruht die Gewiheit also nicht auf Konvergenz vonWahrscheinlichkeiten, sondern auf dem streng formalen Schlu: Wenn einglaubwrdiger Zeuge ein Ereignis berichtet, so steht damit dessenTatschlichkeit fest; nun ist dieses Ereignis von dem glaubwrdigen ZeugenA berichtet worden; also ... Aber dieser Syllogismus ist ziemlichnichtssagend; seine ganze Beweiskraft beruht darauf, wie der Untersatzerwiesen wird. Dieser enthlt zwei Aussagen: Erstens der Zeuge A hatdieses Ereignis berichtet; zweitens der Zeuge A ist glaubwrdig. Die ersteAussage ist, wo es sich um ein schriftlich niedergelegtes Zeugnis handelt,gleichbedeutend mit der Aussage: Dieses Zeugnis ist echt, das heit, esstammt wirklich von dem Autor, dem es zugeschrieben wird. Wie aber solldiese Echtheit bewiesen werden, wenn sie nicht durch ein bereits als echtund glaubwrdig bekanntes anderes Zeugnis bewiesen wird, bei dem

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  • dieselbe Frage zurckkehrt? Der ursprngliche Nachweis der Echtheit kanngewhnlich nicht anders geschehen als durch einen Konvergenz-Beweis: Soviele Zeugnisse oder Anzeichen sprechen fr die Echtheit, da manvernnftigerweise nicht annehmen kann, dieses Zusammentreen seiZufall. Nur dann sind wir nicht auf einen solchen Konvergenz-Beweisangewiesen, wenn der Schreiber selbst gegenwrtig ist und mndlichbezeugt, da dieses Schriftstck von ihm stammt. Aber abgesehen davon,da in einem solchen Fall das schriftliche Zeugnis ziemlich berssig wird,bleibt auch dann die Frage der Glaubwrdigkeit des Zeugen. Die Frage derZuverlssigkeit menschlicher Aussagen betrit aber nicht nur das eigentlichgeschichtlichem Wissen, sondern wir sind auf die Aussagen anderer auchim Alltag auf Schritt und Tritt angewiesen. Auch der Naturwissenschaftlersieht sich, wie wir schon erwhnten, immer wieder auf die Zuverlssigkeitder Aussagen anderer angewiesen. Wir behandeln diese Frage darumeigens.

    81 b) Glaubwrdigkeit von Zeugen.Woher also wissen wir, da wir mit Recht annehmen knnen, der

    andere sage die Wahrheit? Wir knnen nicht in sein Inneres hineinschauen,sondern mssen uns aus ueren Anzeichen ein Urteil ber seineZuverlssigkeit bilden. Dazu gengt aber, jedenfalls im allgemeinen, nichteine einzige Erfahrung. Um einen Mitmenschen als glaubwrdig, das heit,1. als fhig zu richtiger Beobachtung und zuverlssiger Erinnerung, und 2.als wahrhaftig zu kennen, dazu bedarf es gewhnlich eines lngerenUmgangs mit ihm. Erst die Konvergenz vieler Einzelerfahrungen ermglichtuns ein Urteil ber seinen Charakter.

    Oft kann die Zuverlssigkeit einer Aussage, wenigstens soweit sie denAusschlu der Lge besagt, im Einzelfall auch dadurch hinreichendgesichert werden, da sich zeigen lt, der Zeuge habe von der Lgekeinen Vorteil oder im Gegenteil nur Nachteil zu erwarten, nach dem altenErfahrungssatz: Nemo gratis mendax, das heit: Niemand lgt, wenn er sichnicht von der Lge einen Vorteil verspricht. Aber erstens ist auch dieserErfahrungssatz Ergebnis vieler konvergierender Einzelerfahrungen.Zweitens setzt der Satz einen normalen Menschen voraus, und einenMenschen als normal zu beurteilen, setzt wiederum eine Vielzahl vonEinzelerfahrungen voraus. Schlielich kann auch die Tatsache, da einMensch von einer Lge keinen Vorteil erwarten kann, nicht ohne Kenntnisseiner persnlichen Verhltnisse, das heit nicht ohne vielfltige Erfahrungfestgestellt werden.c) Verstehen von Sprache.

    Auch der zuverlssigste Zeuge wrde uns nichts ntzen, wenn wirseine Sprache nicht verstehen. Da hier ein Problem vorliegt, kommt unsgewhnlich nur dann zum Bewutsein, wenn die Sprechenden keinegemeinsame Sprache oder keinen gemeinsamen Dialekt sprechen, oderwenn jemand ein Wort gebraucht, das dem anderen unbekannt ist. Aber,wie wir schon im 3. Kapitel sahen, ist das Verstehen der Sprache an sich garnicht so selbstverstndlich. Zunchst verbindet der Sprechende mit demLaut des Wortes (oder sonst mit einem Zeichen) einen bestimmten Sinn.Der andere hrt zunchst nur den Laut, den Sinn aber, den der Sprecherdurch seinen Gedanken mit dem Wort verbindet, vermag er nichtunmittelbar wahrzunehmen, da ihm das Innere des anderen verborgen ist.Wie kommt es nun, da der Hrer denselben Sinn wie der Sprecher mit demLaut verbindet, und da auch der Sprecher wieder merkt, da der andereihn richtig verstanden hat? Da dies alles nicht so selbstverstndlich ist,zeigen immer wieder vorkommende Miverstndnisse. Man wird vielleichtantworten, der Sinn werde nicht von einem Einzelnen mit dem Lautverbunden, sondern dies geschehe durch ein bereinkommen vieler.

    82 Das ist gewi richtig, aber es ist keine Lsung des Problems. Denn dasbereinkommen geschieht ja wieder durch die Sprache, setzt derenKenntnis also bereits voraus.

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  • Im 3. Kapitel20 haben wir bereits gezeigt, wie die Gewiheit, die Worteeines anderen richtig verstanden zu haben, durch denGesamtzusammenhang des Gesprches, der nicht zuflligZustandekommen kann, begrndet ist. Ein einzelnes Wort gibt dieseGewiheit noch nicht, oder doch nur auf dem Hintergrund derKonvergenz, die sich im Ganzen des Gesprchs geltend macht.

    Nur kurz sei daraufhingewiesen, da auch die Gewiheit vom Bestehenanderer menschlicher Personen aufs engste mit dem Verstehen der Sprachezusammenhngt. Die ueren Sinne zeigen uns nur die Gestalt, dieBewegungen usw. anderer Menschen. Aber da sie Menschen sind, diedenken, fhlen, wollen wie wir selbst, das ist uns nicht unmittelbarwahrnehmbar. Einzelne Handlungen oder Worte von Menschen knnen auchTiere, wie etwa Aen oder Papageien, nachahmen. Was uns die Gewiheitgibt, da ein Wesen ein Mensch ist wie wir, das ist die immer wiederbesttigte Erfahrung der Mglichkeit eines geordneten Gesprches odersonst einer vernunftgeleiteten Begegnung mit ihnen (z. B. planvollesZusammenarbeiten an einem Werk). Das heit also: Auch hier ist es dieKonvergenz vieler konkreter Einzelerfahrungen, die uns Gewiheit gibt.d) Induktion.

    Die bisherigen Beispiele beziehen sich auf unsere Kenntnis derMenschen und ihres Tuns. Aber auch unsere Kenntnis der Natur undberhaupt unser naturhaft bestimmtes Wissen erlangt seine Gewiheitweithin durch Konvergenzargumente. Das gilt zunchst von unseremWissen um die gesetzmigen Vorgnge in der Krperwelt, das heit, umdie Naturgesetze, die durch die sogenannte Induktion gewonnen werden.Etwas hnliches wurde schon bezglich des Erfahrungssatzes Nemo gratismendax bemerkt. Auch derartige moralische Gesetze (nicht im Sinn vonSollensstzen, sondern im Sinn von Erfahrungsstzen ber das gewhnlicheHandeln des Menschen) beruhen auf Induktion.

    Alle unsere Technik, ja alles planmige Benutzen krperlicher Dingeund Werkzeuge zu unseren Zwecken beruht auf einer wenigstensalltglichen Kenntnis von Naturgesetzen. Wenn wir nicht wten, wasdabei herauskommt, wenn wir z. B. Holz ins Feuer werfen, dann geschhealles menschliche Handeln auf gut Glck, oder im besten Fall instinktiv wiebei den Tieren.

    83 Nur insofern aber knnen wir wissen, was herauskommt, als wir dasregelmige, notwendige Wirken der Natur kennen. Diese Notwendigkeitknnen wir jedoch weder mit den Sinnen wahrnehmen noch a priorieinsehen, sondern nur durch Induktion gewinnen. Was heit das? DurchBeobachtung stellen wir die oftmalige Wiederholung des gleichartigenVorgangs unter gleichen Bedingungen fest. Diese ausnahmsloseWiederholung des gleichartigen Vorgangs unter gleichen Bedingungenbetrachten wir als sicheres Anzeichen fr ein zugrundeliegendes Gesetz,das heit eine den Dingen innewohnende Notwendigkeit, so und nichtanders zu wirken. So gehen wir von der oftmals beobachtetenGleichartigkeit des Geschehens zu der Behauptung ber, da dieseGleichartigkeit des Geschehens stets, also auch in Zukunft, sich zeigen wird.Gerade diesen bergang vom Oft zum Immer nennen wir Induktion.Es ist ohne weiteres ersichtlich, da bei ihr die Konvergenz der vielengleichartigen Flle fr die Begrndung des Gesetzes entscheidend ist.e) Intersubjektive Welt.

    Bei aller Induktion wird die Existenz einer intersubjektiven Weltoenbar bereits vorausgesetzt, und zwar in einem viel bestimmteren Sinnals etwa nur die Existenz irgendeiner Ursache, die wohl durch strengformale Folgerung mit unbedingter Gewiheit aus der Kontingenz unsererWahrnehmungen erschlossen werden mu. Diese Ursache unsererWahrnehmungen knnte aber auch etwas sein, was ausschlielich zuunserer eigenen (uns unbewuten) Natur gehrt, konkret: Es knnten

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  • irgendwelche Dispositionen und Vorgnge in unserem Gehirn sein, wie esbei manchen ohne unser bewutes Zutun entstehenden Phantasiebildernder Fall ist.

    Warum nehmen wir das gleiche nicht auch bei unseren Wahrnehmungen an? Gewi gibt es mehr als einen Unterschied zwischenWahrnehmung und bloer Vorstellung. Was uns aber den Gedanken, dieWahrnehmungswelt sei hnlich wie die Vorstellungswelt nur eine Welt frmich persnlich, aufs entschiedenste ablehnen lt, das ist die Tatsache,da wir ber das Gesehene, Gehrte usw. mit anderen ohne weiteres, d. h.ohne vorhergehende Beschreibung dessen, was uns in der Wahrnehmunggegeben ist, sprechen knnen. Das scheint uns ein unbezweifelbarer Beweisdafr zu sein, da die Welt, die uns in den Wahrnehmungen erscheint, eineWelt ist, die alle wahrnehmen, eine intersubjektive Welt, die unabhngigvon den einzelnen Beobachtern besteht. Auch hier ist es also wieder dieKonvergenz der stets neu zustandekommenden Verstndigung, die uns dieberzeugung einer intersubjektiven, das heit allen gemeinsamen, realenWelt aufdrngt.f) Erinnerungsgewiheit.

    Die Gewiheit der Erinnerung wird bei all dem vorausgesetzt. Ohne siewren wir allein auf die gegenwrtigen Erlebnisse angewiesen.

    84 Die konkreten Tatsachen, von deren Konvergenz wir ausgehen, sind aberzum grten Teil vergangene Tatsachen, die uns nur durch die Erinnerunggegeben sind. Die Erinnerungsgewiheit ist also fr alle anderenKonvergenz-Argumente grundlegend. Gerade sie aber beruht ebenfalls nichtauf unmittelbarer Evidenz. Das, was vergangen ist, kann sich, eben weil esvergangen ist, jetzt nicht mehr an sich selbst und durch sich selbst zeigen,sondern nur in einem Erinnerungsbild. Es ist aber auch nicht mglich, ineinem formalen Schlu von der einzelnen Erinnerung auf die geweseneExistenz des Ereignisses zu schlieen, an das wir uns erinnern.

    Vielmehr beruht auch die Erinnerungsgewiheit auf einer ersten,grundlegenden Konvergenz. Es ist dies die erlebte bereinstimmung deraufgrund der Erinnerung gefaten Erwartung und der in der Wahrnehmungerfolgenden Besttigung der Erwartung, und das nicht blo in einerEinzelheit, sondern in vielen Einzelheiten. Die Konvergenz, auf die esankommt, ist hier gerade die bereinstimmung in vielen Einzelheiten; diebereinstimmung in einem einzelnen Punkt ist im besten Fall einWahrscheinlichkeitsgrund. Ein Beispiel: Die Erinnerung lt mich erwarten,da ich beim Blick aus dem Fenster viele Einzelheiten sehen werde: Huser,Bume, Strae usw. in ganz bestimmter Anordnung; und wenn ich den Blicknun wirklich durch das Fenster werfe, sehe ich tatschlich das alles, so wieich es erwarte; ich erlebe die Besttigung der Erwartung. Das ist mirzugleich eine Besttigung der Zuverlssigkeit der Erinnerung, auch fr dieFlle, in denen im Augenblick eine solche Besttigung nicht mglich ist(etwa, weil ich mich zu weit entfernt von dem Ort bende, an dem diebetreenden Dinge zu sehen wren).3. Konvergenz als tatschliche Grundlage der Gewiheit.

    Eine Zusammenfassung der Einzelanalysen fhrt zu folgendemErgebnis: In all den verschiedenen untersuchten Fllen beruht die Gewiheitauf der Konvergenz vieler Grnde, die einzeln meist nur Wahrscheinlichkeitgeben, aber in ihrer Konvergenz, das heit im Zusammenwirken vielerAnzeichen, die alle in dieselbe Richtung weisen, tatschlich den Zweifelausschlieen. Diese Anzeichen sind nicht nur einzelne Empndungen,Wahrnehmungen oder Vorstellungen, sondern es ist zumeist ein geordneterGesamtzusammenhang von Erfahrungen, und zwar nicht nur vonErkenntnisakten, sondern auch von emotionalen Akten (wie etwaErwartungen), Willenshandlungen und uerem Tun. Dieser geordneteZusammenhang ist es auch, durch den sich das Wachbewutsein vomTraumbewutsein unterscheidet. Dieser Zusammenhang in unserem

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  • bewuten Leben erscheint nicht aus sich selbst allein begreiich, sondernwird erst begreiich, wenn er in einen noch weiteren Zusammenhang mitanderem, im Bewutsein nicht unmittelbar Gegebenem gestellt wird (z. B.in den Zusammenhang mit den vergangenen Erlebnissen, an die ich micherinnere, die aber jetzt nicht bewut gegenwrtig sind).

    85 Das eigene Bewutsein ist eben nicht eine fensterlose Monade, sondernsteht in bestndigem Austausch, bestndiger Wechselwirkung mit derauerbewuten Realitt. Auf solche Realitt weist es immer wieder invielfacher, konvergierender Weise hin. So werden die gegenwrtigenErlebnisse in einen umfassenderen Zusammenhang mit anderengegenwrtigen, vergangenen und zuknftigen Ereignissen hineingestellt.Und diese Geschehnisse wiederum weisen noch weiter ber sich hinaus aufnoch umfassendere Zusammenhnge, aus denen sie erst begreiichwerden. Aus alledem ergibt sich, da auch der Gegenstand, dessen Realittaufgrund der Konvergenz angenommen wird, zumeist nicht blo irgendeineEinzelheit ist, sondern ein grerer oder kleinerer Gesamtzusammenhang;die Gewiheit des einzelnen hngt dabei von der Gewiheit des Ganzen ab,nicht umgekehrt: Die Gewiheit des Ganzen setzt sich nicht aus derGewiheit der Einzelheiten zusammen.

    Unter diesen Gesamtzusammenhngen ist der fr uns bedeutendsteder Zusammenhang unseres eigenen Lebens. In vielfach konvergierenderWeise setzen die gegenwrtigen Erlebnisse es voraus, ohne Einordnung indiesen Gesamtzusammenhang bleiben sie isoliert und unbegreiich.Zugleich ist dieses unser Leben durch tausend Fden verbunden mit seinernaturhaften und geschichtlichen Umwelt. Diese umfassendenZusammenhnge sind der Hintergrund, der Horizont, der uns in all unseremTun irgendwie gegenwrtig ist und von dem aus alles erst seinen Sinnerhlt. Mit je mehr Fden eine Einzelheit in diesen Gesamtzusammenhangverwoben ist, desto unbezweifelbarer ist sie. Und umgekehrt, je isoliertereine Einzelheit ist, je weniger sie in den Gesamtzusammenhang hineinpatund von ihm gefordert wird, desto weniger gesichert erscheint sie. Zumeistist es dabei, wie schon gesagt, zuerst ein grerer Zusammenhang, derdurch die Konvergenz der Grnde gesichert erscheint; die Einzelheitenwerden eher durch dieses Ganze getragen, als da sie es wren, aus denendas Ganze fr unsere Erkenntnis sich aufbaut, obwohl auch dieses letzterevorkommen kann. Versucht man aber, immer und berall allein von denEinzelheiten her die Gewiheit unserer Welt aufzubauen, so sieht man sichbald vor unlsbare Probleme gestellt. Oft kann erst, nachdem ein grererZusammenhang als gesichert vorausgesetzt wird, die Frage gelst werden,ob diese oder jene Einzelheit in diesen Zusammenhang hineingehrt.Darum ist es methodisch unrichtig, wegen Dunkelheiten im einzelnen gleichdas Ganze, in das die Einzelheiten hineingehren, in Zweifel zu ziehen.Manche erkenntnistheoretischen Versuche waren vielleicht deshalb sowenig fruchtbar, weil sie diese methodischen Prinzipien zu wenig beachtethaben.

    Im Bereich des geschichtlichen Wissens wiederholen sich dieseZusammenhnge auf hherer Ebene. Auch hier sind es gewhnlich zuerstgrere Gesamtzusammenhnge, deren Hauptlinien durch die Konvergenzder zur Verfgung stehenden Quellen gesichert sind. Die Gewiheit derEinzelheiten hngt zumeist von der Gewiheit dieses grerenZusammenhangs ab.

    86 Die Folgerung, die sich aus alledem ergibt, kann so formuliert werden:Unsere alltglichen wie auch unsere wissenschaftlichen berzeugungen,sowohl jene, die das Naturgeschehen, wie jene, die das geistige Leben unddie Geschichte der Menschen betreen, beruhen tatschlich ob auch zuRecht, bleibt noch zu fragen auf der Konvergenz vieler Grnde, dieeinzeln genommen nur Wahrscheinlichkeit ergeben wrden.4. Newmans Lehre vom Folgerungssinn.

    Die Bedeutung dieser Begrndungsart gegenber der einseitigenBetonung des syllogistischen Denkens hat vor allem John Henry Newman

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  • erkannt und in seinem Essay in aid of a Grammar of Assent21 dargelegt. Ernennt diese Art des Schlieens formloses Schlieen (informal inference)oder natrliches Schlieen (natural inference) und das entsprechendeVermgen der Vernunft Folgerungssinn (illative sense)22. Gelegentlichbraucht auch er fr den Folgerungssinn den Ausdruck Instinkt23. DerFolgerungssinn ist die Fhigkeit, von Konkretem zu Konkretemfortzuschreiten.24 Wenn mehr als einmal betont wird, dieser Proze knnenicht vllig analysiert werden, so soll das wohl nicht heien, da wir uns derGrnde, die uns bestimmen, berhaupt nicht bewut werden, sondern nur,da die Gewiheit hier von Beweisen abhngt, die formlos und persnlichsind ... und nicht unter eine logische Regel gebracht werden knnen25,da es sich um eine Ttigkeit des Geistes handelt, die feiner und reicheran Inhalt ist als die bloe Beurteilung eines syllogistischen Schlusses26.Es leuchtet ein, da formale logische Anordnung tatschlich nicht dieMethode ist, durch die wir instandgesetzt werden, des Konkreten gewi zuwerden27.

    Die Methode, die hier angewendet wird, ist die Hufung vonWahrscheinlichkeiten, unabhngig voneinander, entspringend der Natur undden Umstnden des einzelnen Falles, der gerade untersucht wird;Wahrscheinlichkeiten, zu fein, um einzeln von Nutzen zu sein, zu subtil undumstndlich, um in Syllogismen umwandelbar zu sein, zu zahlreich undverschiedenartig fr eine solche Umwandlung, selbst wenn sieumwandelbar wren28.

    87 Es ist eine Flle von Wahrscheinlichkeiten, die sich in ihrer Wirksamkeitgegenseitig korrigieren und besttigen29, eine Vielheit von Grnden ausverschiedenen Prinzipien, die zusammen auf einen Beweis hinauslaufen,der den Geist zufriedenstellt30 . Der Folgerungssinn bestimmt hier, wasdie Wissenschaft nicht bestimmen kann, nmlich den Zielpunkt, auf den hindie Wahrscheinlichkeiten konvergieren, und welche Grnde fr einen Beweishinreichend sind31. Eines ist dabei freilich vorausgesetzt, da nicht etwaein Gegenargument vorliegt, das einen vernnftigen Anspruch darauferheben kann, wahrscheinlich genannt zu werden32. Aber in einemsolchen Fall bestnde ja auch keine Konvergenz der Grnde mehr.

    Anwendungsgebiete des Folgerungssinnes sind nach Newman dieKlugheit (phrnesis) in der Beurteilung sittlicher Fragen33, diegeschichtliche Gewiheit34, der menschliche Glaube35, die Induktion36. Erschliet abenteuerliche Voraussetzungen und Theorien, willkrlicheHypothesen, falsche Folgerungen, grundlose Behauptungen undunglaubliche (Annahmen von) Tatsachen aus, die sonst unseren Wegeinfach blockieren wrden37. Die einzelnen Wahrnehmungen undErinnerungen als Bereiche des formlosen Schlieens erwhnt Newmanallerdings nicht. So setzt er z. B. bei der Begrndung der berzeugung, daGrobritannien eine Insel ist, die Zuverlssigkeit der Wahrnehmungen undErinnerungen ohne weiteres voraus.38

    Sehr gut arbeitet Newmann die Eigenart der Gewiheit auskonvergierenden Wahrscheinlichkeiten und ihren wesentlichen Unterschiedvom formalen Schlu heraus. Beim formlosen Schlieen sind wir uns oft dereinzelnen Grnde kaum bewut, aber wir spren, da ihre Gesamtheitjeden vernnftigen Zweifel ausschliet.

    88 Die Gewiheit erscheint darum oft als eine unmittelbare, nicht als ob sichder Sachverhalt unvermittelt an sich selbst zeigen wrde, sondern im Sinnvon spontaner, ohne reexe berlegung sich einstellender Gewiheit.Gegenber einer solchen Gewiheit ist es allerdings Aufgabe derErkenntnistheorie, soweit wie mglich die zumeist nicht reex bewuteBegrndung zu reexem Bewutsein zu bringen. Dieser Aufgabe wendenwir uns nunmehr zu.5. Begri der hypothetischen Gewiheit undRechtfertigung des Konvergenzdenkens,

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  • a) Die Problematik des Konvergenzbeweises ist folgende:Voraussetzungsgem beruht der Konvergenzbeweis auf einer

    Mehrheit von Grnden, die einzeln nur Wahrscheinlichkeit ergeben.39 Dasheit also: Der einzelne Grund schliet das Gegenteil dessen, was (aus derKonvergenz der Grnde) geschlossen wird, nicht aus, sondern ist mit demGegenteil vereinbar. Daraus entsteht folgende Schwierigkeit: Wenn jedereinzelne Grund mit dem Gegenteil vereinbar ist, dann auch zwei dieserGrnde zusammengenommen, und wenn zwei, dann auch drei, wenn drei,dann auch vier und so fort ohne Ende; also schliet auch die Konvergenzvon, sagen wir, tausend Grnden, die einzeln nur Wahrscheinlichkeit geben,das Gegenteil nicht aus. Das heit aber: Die Konvergenz gibt keine Evidenz,es besteht kein notwendiger Zusammenhang zwischen der Konvergenz unddem Sachverhalt, auf den die konvergierenden Grnde hinweisen. Dasklassische Beispiel ist das des Wrfels: Wenn der Wrfel zufllig zweimalnacheinander auf die gleiche Zahl fallen kann, dann auch dreimal, da frden dritten Wurf ja wiederum alle sechs Mglichkeiten bestehen; dasselbegilt auch wieder fr den vierten Wurf und jeden folgenden. Also knnte derWrfel auch tausendmal hintereinander zufllig auf die gleiche Zahl fallen.Die Konvergenz beweist also nicht den Ausschlu des Zufalls.

    Das Beispiel zeigt, da es die Denkbarkeit des Zufalls ist, die derBeweiskraft der Konvergenz entgegensteht. Zufall besagt dabeikeineswegs ein Geschehen ohne jede Ursache. Da z. B. der Wrfelzufllig auf sechs fllt, besagt nicht, da er ohne Ursache auf sechs fllt,sondern da er durch ein Zusammenspiel mehrerer Ursachen, das sich nichtvorausberechnen lt (etwa durch die ursprngliche Lage des Wrfels in derHand, durch die besondere Art der Bewegung der wrfelnden Hand, dieHhe, aus der der Wrfel fllt usw.), dazu bestimmt wird, in einer Lage zurRuhe zu kommen, bei der die Sechs oben liegt. Durch die Vielzahl derUmstnde ist es notwendig bestimmt, da der Wrfel in dieser Lage zurRuhe kommt, aber diese Umstnde sind untereinander nicht gesetzmigverbunden, und sie sind auch nicht durch die planmig geleiteteGeschicklichkeit des Wrers ausgewhlt.

    89 Wenn ein Wrer tatschlich durch seine Geschicklichkeit alle Bewegungenso regeln knnte, da der Wrfel auf sechs fallen mu, so wre das ebennicht mehr Zufall. Der Zufall, als Wirkung betrachtet, ist also eineWirkung durch eine nicht zu einer Einheit zusammengefate Vielheit vonUrsachen, was lateinisch durch den Ausdruck eectus per accidensbezeichnet wird; das heit zu einer ersten Ursache fllt wenigstens einezweite Ursache hinzu (ac-cidit); dem Ausdruck eectus per accidensentspricht also genau unser deutsches Wort Zufall; das Fallenbezeichnet dabei das Gesetz- und Planlose des Geschehens. Zufall alsUrsache ist entsprechend eine Mehrheit von Ursachen, die weder durch einNaturgesetz noch durch planvolle Anordnung zu einer Einheitzusammengefat ist, aber doch tatschlich eine gemeinsame Wirkunghervorbringt: Causa per accidens.

    Aus dem Gesagten ergibt sich zugleich, da der Zufall nicht der einzigeEinwand gegen den Konvergenzbeweis ist. Es wre auch denkbar, da dieKonvergenz weder durch Zufall noch durch die gemeinsame Ursachezustandekme, auf welche die konvergierenden Grnde hinzuweisenscheinen, sondern durch ein planvolles Wirken einer geistigen Ursache, dieauf diese oder jene Weise den bloen Schein jener gemeinsamen Ursachehervorbrchte. Das ist die Hypothese einer bewuten Tuschung. Auf dieseHypothese weist Descartes hin, wenn er die denkbare Mglichkeit erwhnt,da irgendein bser Geist (genius malignus), der zugleich hchst mchtigund verschlagen ist, allen seinen Flei daran gewandt habe, mich (durch dieSinnesbilder) zu tuschen.40 Auf etwas hnliches luft die AuassungGeorge Berkeleys hinaus, der zufolge die Sinnes- wahrnehmungen in unsvon Gott allein hervorgerufen werden, obwohl es Berkeley fern liegt, dabeian eine Tuschungsabsicht von seiten Gottes zu denken; nur der trichteMensch tuscht sich selbst.41

    Es fragt sich also, ob und wie die Hypothesen des Zufalls und der

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  • Tuschung sich ausschlieen lassen. Bezglich dieser Frage gibt es dreiverschiedene Auassungen:

    Der Konvergenz-Beweis ergibt nur Wahrscheinlichkeit; die anderenHypothesen lassen sich also nicht mit Gewiheit ausschlieen.

    1. Der Konvergenz-Beweis ergibt (wenigstens in gewissen Fllen)

    unbedingte (absolute) Gewiheit.2.

    Der Konvergenz-Beweis ergibt zwar echte Gewiheit, aber diese istwesentlich verschieden von absoluter Gewiheit; sie erhlt denNamen hypothetische Gewiheit.

    3.

    90 Da der Konvergenz-Beweis nur Wahrscheinlichkeit gibt, ist dieAuassung des Positivismus. Wenn eine Hypothese auch durch noch soviele aus ihr gezogene und durch die Erfahrung besttigte Folgerungenveriziert< wird, so wird sie dadurch doch nie endgltig veriziert

  • Begrndung durch Konvergenz scheint als erster Newman gesehen zuhaben. Tatschlich macht gerade dies den wesentlichen Unterschiedzwischen absoluter und hypothetischer Gewiheit aus, da die erstere, fallssie mittelbar ist, stets auf einem formalen Schlu beruht, die letzteredagegen stets auf der formlosen Folgerung bzw. dem Konvergenz-Denken.Und es ist sicher ein bedeutsamer Vorteil dieser Einsicht, da durch sie eineVielzahl von Problemen auf ein einziges Grundproblem zurckgefhrt wird.b) Hypothetische Gewiheit.

    Bevor wir zur Begrndung des Konvergenz- Schlusses bergehen, seizunchst der Begri der hypothetischen Gewiheit genauer erklrt.Gewiheit in vollem Sinn schliet zweierlei ein:

    die zweifelsfreie feste Zustimmung;1. die Evidenz des behaupteten Sachverhaltes, die diese Zustimmung

    begrndet und somit zu einer vernunftgemen Zustimmungmacht.

    2.

    Beide Momente zusammen knnen in die Denition gefat werden:Gewiheit ist eine feste, durch Evidenz begrndete Zustimmung. Die festeZustimmung ist dabei die subjektive Seite der Gewiheit, die Begrndungdurch Evidenz ihre objektive Seite.

    92 Der wesentliche Unterschied zwischen absoluter und hypothetischerGewiheit besteht nicht in der Festigkeit der Zustimmung. Denn diese ltkeine wesentlichen Grade zu, wenigstens soweit sie im Ausschlu desZweifels und in der mit diesem Ausschlu gegebenen Endgltigkeit derZustimmung besteht. Solange noch irgendein Zweifel besteht, kann vonfester Zustimmung nicht die Rede sein; der gnzliche Ausschlu desZweifels lt aber kein wesentliches Mehr oder Weniger zu. Und selbst wasdie akzidentellen Grade der Festigkeit (etwa in der mehr oder wenigerentschiedenen Zurckweisung des Zweifels) angeht, zeigt die Erfahrung,da die Festigkeit der hypothetischen Gewiheit die der absolutenGewiheit oft nicht nur erreicht, sondern sogar bertrit. Was man mitAugen sieht, daran zu zweifeln ist man weniger geneigt als an einermetaphysischen Ableitung.

    Der wesentliche Unterschied zwischen absoluter und hypothetischerGewiheit kann also nur in der Evidenz liegen. Unmittelbare Evidenz istallerdings, wo sie wirklich besteht, stets absolute Evidenz: Der an sichselbst sich klar zeigende Sachverhalt schliet das Nichtbestehen seinerselbst unbedingt aus. Wenn nun aber jede mittelbare Evidenz sich aufunmittelbare Evidenzen zurckfhren lassen mu, so scheint auch diemittelbare Evidenz nur eine absolute Evidenz sein zu knnen, so da eseine nicht-absolute Evidenz gar nicht geben knnte. Das ist richtig, soweitsich die mittelbare Evidenz in einem formalen Schlu, einem Syllogismus,ausdrcken lt. Wenn in einem Syllogismus die Prmissen absolut gewisind, dann folgt der durch den Syllogismus vermittelte Schlusatz mitabsoluter Notwendigkeit; es wre ein Widerspruch, die Prmissenanzunehmen und den Schlusatz zu leugnen, wie wir schon im vorigenKapitel zeigten.

    Die Frage ist aber: Ist jeder Schlu ein formaler Schlu, einSyllogismus? Wir werden sehen, da die Begrndung durch Konvergenzvieler Grnde eine vom Syllogismus wesentlich verschiedene Evidenzergibt, bei der zwischen den Erkenntnismitteln (der Gesamtheit derkonvergierenden Grnde) und dem zu erkennenden Gegenstand zwar keinunbedingt notwendiger, aber doch ein irgendwie notwendigerZusammenhang besteht. Ja, der Unterschied zwischen unbedingt (absolut)notwendiger und nicht unbedingt notwendiger mittelbarer Begrndung flltursprnglich50 genau zusammen mit dem Unterschied zwischenBegrndung durch formalen Schlu oder durch formlosen, auf derKonvergenz vieler Grnde beruhenden Schlu. Damit ist bezglich desKonvergenz-Schlusses zweierlei gesagt:

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  • da er keine unbedingte Gewiheit ergibt,1. da er trotzdem Gewiheit ergibt.2.

    Beides ist nunmehr zu zeigen.93 Da die Konvergenz als solche keine unbedingte Gewiheit gibt, folgt

    schon aus der Darlegung ihrer Problematik. Die dort vorgebrachtenEinwnde beweisen in der Tat, da durch die Konvergenz allein eineabsolute Gewiheit nicht erzielt werden kann. Es mten schonandersartige Beweisgrnde hinzukommen, wenn im Einzelfall unbedingtGewiheit erreicht werden sollte. Das heit: Diese kommt nur peraccidens, das heit durch einen hinzukommenden andersartigen Grundzustande.

    Das gleiche ergibt sich auch aus der Erfahrungstatsache, da aufgrundder Konvergenz angenommene Sachverhalte sich zuweilen, wenn auchselten, nachtrglich als falsche Annahmen herausstellen. Man denke etwaan Gedchtnis- tuschungen, Trugwahrnehmungen, falsche Folgerungenbezglich von Naturgesetzen oder geschichtlichen Tatsachen. Gewi magman in solchen Fllen vielleicht nachtrglich feststellen, da die Konvergenzder Grnde unzureichend war. Aber im Augenblick selbst sah man keinenernst zu nehmenden Grund zum Zweifel. Und wenn auch vielleicht bei mehrberlegung sich Zweifelsgrnde htten zeigen knnen, so kann man doch wenigstens in vielen Fllen denen, die diese berlegungen nichtangestellt haben, daraus keinen Vorwurf machen. Man wird also zugebenmssen, da auch in Fllen, in denen man vernnftigerweise aufgrundder Konvergenz eine feste Zustimmung gibt, der Irrtum nicht unbedingtausgeschlossen ist.

    Dies wird der kritische Denker ohne weiteres zugeben. Wie aber ltsich ein reexes Wissen darber gewinnen, da die Konvergenz trotzdemechte Gewiheit begrnden kann? Newman selbst scheint zu meinen, zumBeweis der Gltigkeit dieser Gewiheit knne man nicht mehr tun als andie gemeinsame Stimme der Menschheit zu appellieren und so dieGewiheit als eine normale Wirksamkeit unserer Natur zu erklren.51 Frden Beweis des Wertes und der Autoritt jeglicher Funktion, die zu mirgehrt, gengt es, sagen zu knnen, da sie naturgem ist.52 Letztlich istdiese berzeugung vom Vertrauen auf die gttliche Vorsehung getragen: Wie die Struktur des Universums zu uns spricht von dem, der es schuf, sosind die Gesetze des Geistes der Ausdruck nicht blo feststehenderOrdnung, sondern seines Willens.53

    94 Gegen diese berlegung scheinen sich aber Bedenken zu erheben.Gewi ist der Konvergenzschlu der menschlichen Vernunft naturgem,aber doch wohl nur deshalb, weil er durch die objektiven Grnde, die erenthlt, die Annahme des betreenden Sachverhaltes hinreichend sichert.Es entspricht nicht der Natur der Vernunft, sich durch einen blinden Drangntigen zu lassen, sondern auf objektive Grnde hin zuzustimmen. Esscheint auch nicht anzugehen, diese Begrndung allein in dem Glauben andie gttliche Weltordnung und die damit gegebene Zielsicherheit der Naturdes menschlichen Geistes zu sehen. Denn dann mte zuvor dieHinneigung der Vernunft zur Zustimmung als ein rein naturhafter, nichtdurch objektive Grnde veranlater Drang erfahren werden, um dann erstdurch Zurckfhrung dieses Dranges auf den allweisen Schpfer dessenAusrichtung auf die Wahrheit zu begreifen. Dieses ganze Verfahrenerscheint sehr wenig naturgem.c) Begrndung des Konvergenzschlusses.

    So werden wir uns zur Begrndung des Konvergenzschlusses um diereexe Herausarbeitung der Grnde bemhen mssen, die in ihm selbstverborgen sind. Dabei sei von vornherein daraufhingewiesen, da diehypothetische Gewiheit, zu der diese Grnde fhren, nicht in einemeindeutigen (univoken), sondern nur in einem analogen Begri mit derabsoluten Gewiheit zusammenkommt. Die Leugner der hypothetischen

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  • Gewiheit bleiben bei einem eindeutigen Begri der Gewiheit stehen undlehnen deshalb die hypothetische Gewiheit ab. Der Sache nach kommensie nicht selten ganz nahe an das heran, was wir im folgenden darlegenwerden.

    Wir gehen von der Denition der Gewiheit aus und versuchen zuzeigen, da sie mit Recht in einem analogen Sinn auf die feste Zustimmungangewandt wird, die wir immer wieder auf Grund der Konvergenz vonWahrscheinlichkeiten geben. Gewiheit ist eine feste, durch Evidenzbegrndete Zustimmung. Die feste Zustimmung wird tatschlich aufgrundder Konvergenz immer wieder gegeben. Die entscheidende Frage ist: Kanndie Konvergenz der Grnde, obwohl sie das Gegenteil des betreendenSachverhaltes nicht unbedingt ausschliet, mit Recht in einem analogenSinn Evidenz genannt werden? Die Bezeichnung ist berechtigt, wenn dieKonvergenz der Grnde das Gegenteil des anzunehmenden Sachverhaltes(zwar nicht unbedingt), aber doch so hinreichend ausschliet, da einefeste Zustimmung nicht willkrlich, sondern begrndet und vor der Vernunftgerechtfertigt (vernnftig) ist. Wenn dem so ist, dann stimmt dieKonvergenz darin mit der absoluten Evidenz berein, da sie die festeZustimmung vernnftig macht; darin aber weicht sie von ihr ab, da sie dasGegenteil nicht absolut ausschliet. In beiden Fllen zeigt sich derSachverhalt hinreichend klar (Evidenz!), und doch ist dieses klareSichzeigen auch wesentlich verschieden: Analogie!

    95 Die Tatsache der Konvergenz fordert eine hinreichende Ursache. Das istunbedingt gewi.54 Die Frage ist: Welches ist diese Ursache? Konvergenzsagt auf jeden Fall eine Vielheit von Geschehnissen, deren Zusammenspielmindestens den Eindruck eines zusammenhngenden Ganzen macht. Istdieser Eindruck bloer Schein, ohne da eine einheitliche Ursache dahintersteht, welche die vielen Einzelheiten auf das eine Ergebnis hinzusammenwirken lt, so haben wir die Hypothese des Zufalls. Steht abereine einheitliche Ursache dahinter, die alles auf den Anschein eineszusammenhngenden Ganzen hinordnet, ohne da ein solches Ganzeswirklich besteht, so haben wir die Hypothese bewuter Tuschung. Wennweder die eine noch die andere Hypothese zutrit, so mu das Ganze, andas die Konvergenz so vieler Einzelheiten unwillkrlich denken lt,mindestens als Mitursache wirklich bestehen. Wie wir sagten, knnen diebeiden ersten Hypothesen nicht absolut ausgeschlossen werden. Mudarum ernstlich mit ihrer Mglichkeit gerechnet werden? Oder drfen siedoch in einem wahren Sinn als ausgeschlossen betrachtet werden?

    Jeder normale Mensch entscheidet sich spontan fr das zweite,namentlich insofern er den Zufall als mgliche Erklrung ablehnt. Er wird z.B. nie annehmen, da ein Wrfel zufllig hundertmal hintereinander aufdieselbe Zahl fllt; er wird sagen: Das ist ausgeschlossen. Ist diesesspontane Urteil berechtigt? Zufall ist seinem Begri nach ungeordnetes,zielloses Wirken. Ein solches Wirken wird sich darin kundtun, da vonmehreren an sich (das heit ohne Voraussetzung einer bevorzugendenUrsache) gleich wahrscheinlichen Mglichkeiten, bald die eine, bald eineandere sich verwirklicht. Da dagegen bestndig die gleiche Mglichkeitunter Ausschlu jeder anderen verwirklicht wird, wie es im Fall derKonvergenz geschieht, ist in keiner Weise zu erwarten. Es wre alsodurchaus unvernnftig, den Zufall als die hinreichende Ursache fr dieKonvergenz anzunehmen, ja auch nur die Mglichkeit des Zufalls ernstlichin Betracht zu ziehen, das heit sie fr wahrscheinlich zu halten. Denn esbesteht keinerlei Wahrschein- lichkeitsgrund fr die Annahme des Zufalls.Ein solcher Wahrscheinlichkeits- grund wre nur eine Unregelmigkeit desbeobachteten Geschehens, das heit aber: Ein Durchbrechen derKonvergenz!

    Gilt dasselbe auch fr den Ausschlu der Tuschungshypothese? Nachunserer Voraussetzung ist zu sagen: Ja. Denn wenn irgendein Grund fr dieMglichkeit einer Tuschung sprche, dann bestnde eben keineKonvergenz mehr fr die Annahme des Sachverhaltes, dessen Annahmedurch die konvergierenden Grnde nahegelegt wird. Auch hier gilt also:Alles (und zwar nicht weniges!) spricht gegen die Tuschungshypothese,

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  • nichts dafr.96 Darum wre es unvernnftig, mit der Mglichkeit der Tuschung ernstlich zu

    rechnen. Allerdings ist zuzugeben, da diese Folgerung nicht den gleichenGrad der Gewiheit hat wie die entsprechende Folgerung bezglich desZufalls. Der Grund ist klar: Wer andere tuschen will, bemht sich natrlich,alle Spuren, aus denen man die Tuschung entdecken knnte, mglichstauszuschalten, whrend dem Zufall solche Machenschaften unmglichsind. Trotzdem wre es unbegrndet, mit der Tuschungshypotheseernstlich zu rechnen, wenn gar keine Anhaltspunkte fr sie vorliegen.Besonders gilt das in all den Fllen, wo das Geschehen seiner Natur nachnicht durch menschliche Eingrie beeinut werden kann.

    Der Einwand liegt nahe: Gewi folgt aus dem Gesagten, da esunvernnftig wre, die Hypothese des Zufalls bzw. der Tuschung fr wahroder auch nur fr wahrscheinlich zu halten; aber ist darum schon die festeZustimmung zum Gegenteil berechtigt? Zur Gewiheit gengt nicht derAusschlu der Wahrscheinlichkeit des Gegenteils, sondern es ist derAusschlu der Mglichkeit des Gegenteils erforderlich.

    Der Einwand trit den entscheidenden Punkt. Zugeben mu man auch,da die Konvergenz die absolute Mglichkeit des Gegenteils nichtausschliet. Trotzdem nimmt jedermann spontan an, da sie das Gegenteil(Zufall oder Tuschung) insoweit hinreichend ausschliet, da auch positiveine feste Zustimmung zu dem durch die Konvergenz angezeigtenSachverhalt vor der Vernunft zu rechtfertigen ist. Und diese Auassungscheint uns berechtigt.

    Dafr zunchst ein mehr praktischer Grund: Wer die feste Zustimmungnicht blo mit Worten, sondern ernsthaft ablehnt, der wrde folgerichtig anallen nur durch Konvergenz begrndeten Annahmen ernsthaft zweifeln;denn ein Sich- enthalten von jeder Stellungnahme ist in vielen Fllenunmglich, da es sich keineswegs um gleichgltige Dinge handelt, die manunbeachtet liegen lassen kann. Der ernsthafte Zweifel aber z. B. anunserem ganzen vergangenen Leben, an der krperlichen Auenwelt, ander Existenz der Mitmenschen usw. wrde das menschliche Lebenunmglich machen, ja sogar ohne Zweifel ber kurz oder lang den Zweierins Irrenhaus bringen. Kann es vernnftig sein, sich dieser Gefahrauszusetzen? Mu nicht ein Verlangen nach theoretischer Gewiheit, das zusolchen Folgerungen fhrt, als Gewiheitsfanatismus beurteilt werden?Fanatismus ist aber gewi nicht vernunftgem.

    Vielleicht wird man einwenden: Sicher, die Erkenntnisse, um die es sichhier handelt, sind praktisch gewi, aber darum doch noch nichttheoretisch gewi, sondern theoretisch nur wahrscheinlich. - Die Frage ist:Was ist hier mit theoretischer Gewiheit gemeint? Wenn siedenitionsmig der absoluten Gewiheit gleichgesetzt wird, dann handeltes sich nur um eine Frage der Terminologie.

    97 Dann mte man aber auch allen Ergebnissen der Naturwissenschafttheoretische Gewiheit absprechen, da diese Ergebnisse alle, wie imvorigen Kapitel gezeigt wurde, in mannigfacher Weise Erkenntnissevoraussetzen, die nur durch die Konvergenz der Grnde gerechtfertigtwerden knnen. Wenn aber, wie es dem Wortsinn sicher mehr entspricht,jede Gewiheit theoretisch heien soll, die sich durch Vernunftgrnde alsrechtmig erweisen lt, dann luft die Leugnung der theoretischenGewiheit darauf hinaus, da alle auf Konvergenz beruhende, nurpraktische Gewiheit wenigstens als feste Zustimmung ohnerationale Begrndung ist, also nur den Charakter eines Postulates hat,das auf blo irrationale Beweggrnde hin angenommen wird. Ist das abernicht eine geradezu skeptische These? Wird so nicht um eines unmglichenIdeals absoluter Exaktheit willen die Gewiheit, die uns Menschengeschenkt ist, abgewiesen? Werden so nicht a priori aufgestellte angeblicheForderungen der Wissenschaft ber die Forderungen gestellt, die sich ausder menschlichen Natur ergeben? Wir sind aber, lange bevor wirWissenschaftler sind, Menschen. Und diese menschlichen Forderungen zuvertreten, ist Sache der Philosophie.

    Sie vertritt damit auch die Sache des Wissenschaftlers selbst,

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  • wenigstens insoweit er von den Erkenntnissen seiner Wissenschaft her zueinem Tun fortschreitet, das auch menschlich bedeutsam ist. Darf z. B. einTechniker den Menschen ein Werk anbieten, etwa eine Brcke, wenn erernsthaft daran zweifelt, ob ihre Bentzung gefahrlos ist? Gewi wird ersagen, er knne zwar die absolute Mglichkeit eines Unglcks nichtausschlieen, aber doch mit gutem Gewissen die Brcke dem Verkehrbergeben. Er zweifelt also nicht an ihrer Haltbarkeit undVerkehrssicherheit, die durch die wissenschaftlichen Berechnungenfeststehen. Das heit: Er hat die feste, zweifelsfreie berzeugung, da diewissenschaftlichen Berechnungen stimmen. Diese beruhen aber weithinnur auf der Konvergenz unzhliger Erfahrungen. Er gibt also tatschlichaufgrund der Konvergenz eine feste Zustimmung und ist berzeugt, dadiese vernnftig begrndet ist. Nichts anderes meinen wir, wenn wir vonder Gewiheit auf Grund der Konvergenz sprechen.

    Man wird fragen: Wie ist diese feste Zustimmung theoretisch zurechtfertigen? Warum ist es vernnftig, das ohne Zweifel anzunehmen, wasohne beachtlichen Gegengrund durch das bergewicht konvergierenderGrnde so nahegelegt wird, da ein Zweifel kaum mehr mglich ist? Warumgilt der Satz: Wenn einerseits zahllose Einzelphnomene durch Annahmeeiner einzigen Ursache zwanglos erklrt werden, andererseits sich fr keineandere Erklrung irgend ein positiver Grund zeigt, dann ist es vernnftig,die erste Erklrung ohne zu zweifeln anzunehmen. Man kann diesen Satzden Grundsatz der Konvergenz nennen. Er scheint hinreichendgerechtfertigt zu sein durch ein verstndiges Abwgen a) der Grnde fr dieAnnahme und b) der Bedeutung, die eine feste berzeugung in vielen nichtanders zu rechtfertigenden Dingen fr das menschliche Leben hat.

    98 Natrlich kann man niemand zwingen, ihn anzunehmen, sondern nur, wiestets, wenn es sich um eine personale Entscheidung handelt, zuvorurteilsloser Prfung auordern. Ein mathematischer Beweis ist hiernatrlich unmglich. Wer einen solchen fordert, verschliet sich selbst denWeg zur Einsicht. Aber kann man mathematisch beweisen, da nur einmathematischer Beweis Gewiheit gibt?

    Es wurde gesagt: Ein verstndiges Abwgen der Grnde rechtfertigtden Konvergenzschlu. Vorausgesetzt wird jedenfalls eine groe Anzahl vonPhnomenen (a, b, c, d ...), die unter sich nicht notwendigzusammenhngen (a erklrt nicht b, b nicht c usw. denn insoweit diePhnomene in dieser Weise zusammenhngen, ist b, c usw. ja erklrt); dasZusammensein der Phnomene hat aber etwas Aulliges, was unsunwillkrlich nach einer Erklrung fragen lt; aullig ist etwa diebereinstimmung einer Wahrnehmung mit der durch eine Erinnerunggeweckten Erwartung, und das in vielen Einzelheiten; oder dieRegelmigkeit, mit der unter gleichen Umstnden immer wieder dergleiche Vorgang eintritt. Wenn eine nicht gegebene gemeinsame Ursacheangenommen wird (etwa die Wirklichkeit des vergangenen Erlebnisses, andas ich mich erinnere, bzw. eine Naturnotwendigkeit, die sich in denwiederholten Vorgngen auswirkt), dann lassen sich die auallendenPhnomene zwanglos erklren, d. h. sie lassen sich aus der Annahmedieser Ursache als notwendig oder doch zu erwarten ableiten.

    Daraus folgt allerdings nach den Regeln der formalen Logik nicht, dadiese Ursache wirklich besteht. Man kann nicht logisch schlieen: Wenn p,dann q; nun aber q; also p. Die Folgerung ist nur dann logisch richtig, wenngilt: Nur wenn p, dann q, d. h. wenn alle anderen Ursachen ausgeschlossensind, wenn z. B. feststeht, da die beobachtete Regelmigkeit nur dannmglich ist, wenn die Naturnotwendigkeit besteht. Wir muten aberzugeben, da sich eine andere Mglichkeit der Erklrung, z. B. der Zufall,nicht absolut ausschlieen lt. Mit welchem Recht wird also eine andereErklrung trotzdem ausgeschlossen oder, besser gesagt, ernsthaft nicht inBetracht gezogen?

    Nach unserer Voraussetzung besteht fr die Annahme einer anderenUrsache, etwa Zufall oder bewute Tuschung, kein Anhaltspunkt, der sieals wahrscheinlich erscheinen lt. Wrden die aulligen Phnomene aufeiner der genannten anderen Ursachen beruhen, so wrde man erwarten,

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  • da sich dafr irgendwelche Anzeichen bemerkbar machen. Der Zufallmte sich etwa durch Unregelmigkeiten anzeigen. Tuschung durchMenschen ist von vornherein da ausgeschlossen, wo das Geschehen, wieetwa das Entstehen von Erinnerungen, ohne Vermittlung durch freiesmenschliches Handeln rein naturhaft bestimmt ist. Ganz allgemein ist eineTuschungsabsicht vernnftigerweise da nicht anzunehmen, wo sich keinverstndlicher Beweggrund fr eine Tuschung vermuten lt. EineTuschung durch Gott selbst widerspricht einem geluterten Gottesbegri.(Dasselbe gilt auch von der Auassung Berkeleys.)

    99 Man mte schon an einen bsen Geist (malus genius sagtDescartes)denken. Ein Materialist bzw. Atheist wird allerdings nicht aufsolche Gedanken verfallen; fr den Glubigen aber ist jedenfalls eineregelmige Tuschung durch bse Geister durch die berzeugung von dergttlichen Vorsehung ausgeschlossen. Im brigen gehrt dies alles zu denabenteuerlichen Voraussetzungen, gegen die, wie Newman sagt, derFolgerungssinn uns sichert. Denn obwohl solche Voraussetzungen nicht mitstreng syllogistischen Schlssen widerlegt werden knnen, werden sie dochmit Recht als willkrlich beiseite geschoben. Da dies die einzigsachgeme Haltung gegenber solchen berspanntheiten ist, das geradeist die Einsicht, die wir hier vertreten.

    Aber wenn nun einmal, wie zugegeben werden mute, dieseabenteuerlichen Annahmen sich nicht mit absoluter Gewiheitausschlieen lassen, wre es dann nicht zur Vermeidung des Irrtumssicherer und ehrlicher, sich jeder festen Zustimmung zu enthalten und sichmit der Annahme eines sehr hohen Grades von Wahrscheinlichkeit zubegngen? Man wird hier eine Frage der Terminologie und die eigentlicheFrage, um die es sich handelt, unterscheiden mssen. Die erste Fragebetrit die sprachliche Bezeichnung der Art der Grnde, die bei derKonvergenz vorliegen. Man mag diese als an Gewiheit (bzw. Evidenz)grenzende Wahrscheinlichkeit bezeichnen. Fr die eigentliche Frageentscheidend ist, ob man diese Wahrscheinlichkeit als fr eine feste, d. h.zweifelsfreie Zustimmung (wie sie zur Gewiheit im vollen Sinn des Wortesgehrt) fr hinreichend hlt oder nicht. Ist sie nicht hinreichend, so heitdas mit anderen Worten: Eine feste, d. h. zweifelsfreie Zustimmung ist vonder Sache her nicht begrndet und darum vor der Vernunft nicht zurechtfertigen. Gerade wegen der Lebensbedeutung einer zweifelsfreienGewiheit in vielen Dingen mssen hier bersteigerte Anforderungen einereinseitigen Wissenschaftstheorie zurcktreten. Die Sorge um den absolutenAusschlu jeder Zweifelsmglichkeit kann nicht das hchste Prinzipmenschlichen Wahrheitsstrebens sein. Sonst wrde schlielich folgen, es seidas beste, nach dem Rat des alten Skeptikers Pyrrhon sich jeder festenBehauptung zu enthalten. Es gengt eben fr das menschliche Leben nicht,nur negativ nichts Irriges zu behaupten, sondern es ist auch positiv einenicht durch Zweifel gestrte Gewiheit ber viele Dinge lebensnotwendig.Wer nicht blo vorgibt, an allem zu zweifeln, sondern wirklich ernsthaft anallem zweifelt, wrde in seinem Handeln bestndig gehemmt sein. In reintheoretisch-wissenschaftlichen Fragen mag es oft angehen, jeunvermeidlich sein, bei der bloen Feststellung einer Wahrscheinlichkeitstehen zu bleiben, ohne eine bestimmte Aussage ber die Sache selbst. Woes sich aber um entscheidende Lebensfragen handelt, knnen und drfenwir nicht wegen der Unmglichkeit, spitzndige Einwnde exakt zuwiderlegen, auf die sich uns anbietende menschenmgliche Gewiheitverzichten. Nicht die feste Zustimmung, sondern der Zweifel wre hierunvernnftig.

    100 Das Ergebnis dieser berlegungen lt sich in den Satzzusammenfassen: Die Konvergenz vieler Grnde, die einzeln nurWahrscheinlichkeit ergeben, kann hinreichender Grund fr eine festeZustimmung sein, die sich von einer beliebigen Meinung wesentlichunterscheidet und darum mit Recht Gewiheit heit, auch wenn sie nichtden Anspruch erheben kann, absolute Gewiheit zu sein. Diese Gewiheitwurde vielfach hypothetische Gewiheit genannt. Entsprechender scheintder Name menschliche Gewiheit zu sein, nicht nur im Gegensatz zu der

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  • unter jeder Rcksicht absoluten Gewiheit des gttlichen Wissens,sondern auch im Gegensatz zu der dem Menschen als Geistwesengegebenen, den Irrtum an sich unbedingt ausschlieenden und insofernabsoluten Gewiheit, obwohl auch diese durch menschlicheMiverstndnisse und Fehleinstellungen zeitweise verdunkelt werden kann.In der Tat wre es eine unmgliche Annahme, alle menschliche Gewiheitsei nur Gewiheit aufgrund von Konvergenz; denn alle Erkenntnis derKonvergenz setzt die Erkenntnis der einzelnen konvergierenden Grndevoraus. Diese Grnde sind nur wahrscheinlich bezglich der nichtgegebenen Wirklichkeit, nicht aber bezglich ihrer selbst als dieseseinzelnen Phnomens.

    Die Frage liegt nahe: Wie viele Grnde mssen zusammenwirken,damit eine feste Zustimmung berechtigt ist? Es ist klar, da sich keinebestimmte Zahl angeben lt, vor allem nicht allgemein fr alle Flle. Eskommt hier mehr auf die Qualitt der Grnde als auf die bloe Zahl an. EinKriterium kann z. B. sein: Je verschiedenartiger die konvergierenden Grndesind, um so unwahrscheinlicher wird der Zufall oder die bewuteTuschung. Gleichartige Zeugnisse ber ein angebliches geschichtlichesEreignis in grerer Zahl knnen weniger Beweiskraft haben als ganzverschiedenartige Zeugnisse bzw. Anzeichen in geringerer Anzahl, aufderen Verfertigung ein Flscher kaum verfallen wre. Manches kann da aufgewisse Regeln gebracht werden, wie es etwa in der historischen Kritikgeschieht, aber alles lt sich gewi nicht auf Regeln bringen, und auch diebesten Regeln verlangen eine verstndige Anwendung (vgl. S. 18, Anm. 27).6. Physische und moralische Gewiheit.

    Gegenber diesem gemeinsamen Wesen der hypothetischen Gewiheitist die Unterscheidung zwischen physischer und moralischer Gewiheituntergeordnet. Sie beruht darauf, ob der Zusammenhang zwischen denkonvergierenden Grnden und dem als Ursache angenommenenGegenstand durch ein physisches, d. h. naturhaftes Wirken von Sachenoder durch das gewohnheitsmige (moralis von mores!) Handeln vonPersonen hergestellt wird.

    101 So sind von den genannten Gewiheiten die der Induktion, derSinneswahrnehmung und der Erinnerung physische Gewiheiten,dagegen die geschichtliche Gewiheit, die Zuverlssigkeit menschlicherAussagen, die Gewiheit der sprachlichen Verstndigung moralischeGewiheiten. Bei der Gewiheit von menschlichen Personen(Du-Gewiheit), aber auch bei der Weitergabe von physischenGewiheiten durch Sprache oder Schrift wirken physische und moralischeGrnde zusammen. Zum Schlu sei noch bemerkt, da die physische(naturbedingte) Gewiheit keineswegs immer der moralischen (personalbedingten) Gewiheit berlegen ist.

    Anmerkungen Kapitel 61 Vgl. S. 21 f. 12 Unter Sachverhalt, realer Sachverhalt, verstehen

    wir nicht das logische Gebilde des Urteils selbst (denUrteilsinhalt, die Aussage), sondern den vom Urteilunabhngigen Gegenstand des Urteils, den das Urteilmeint, intendiert.

    2

    3 Vgl. S. 22 f. 34 Metaphysik 7, 15: 1039b 27 1040a 5. Ob die

    bliche bersetzung von doxa mit Meinung richtigist, soll dahingestellt bleiben. Aristoteles begrndetseine Auassung, da es vom sinnlich gegebenenEinzelding kein Wissen (epistm) sondern nur doxagebe, mit der Vernderlichkeit des materiellenEinzelnen: Es ist mglich, da es sich ndert, sobald es

    4

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  • nicht mehr wahrgenommen wird. Durch dieseBegrndung wird nicht ausgeschlossen, da der Satz,sobald er mit einer Zeitbestimmung versehen wird (Ahatte zur Zeit t diese Beschaenheit), unbedingt gewiwre. An diese Mglichkeit scheint Aristoteles nichtgedacht zu haben.

    5 Filosoa fundamental, libro 1, cap. 15 u. 32: Obrascompletas, hrsg. v. P. Casanovas S. J., Bd. 2 (Madrid1948) S. 87-95, 189-197.

    5

    6 Ebd. S. 95, Nota. 67 Essai sur les fondements de la Psychologie, 1812

    verfat, zum ersten Mal hrsg. v. E. Naville 1859.Neudruck in: Oeuvres choisies de Maine de Biran, hrsg.v. H. Gouhier, Paris 1942, S. 67-153.

    7

    8 Die Wissensformen und die Gesellschaft, Leipzig 1926,S. 472. 8

    9 Ebd. S. 462. 910 Die Stellung des Menschen im Kosmos, Darmstadt

    1928, S. 63 f. 1011 N. Hartmann, Zur Grundlegung der Ontologie, Berlin

    1935, S. 184. 1112 Ebd., S. 178 f. 1213 Ebd. S. 189. 1314 Ebd. S. 198-200. 1415 Vgl. Sein und Zeit. Halle 1927, S. 134-153. 1516 Ebd. S. 69. 1617 Vgl. dazu: J. de Vries, Die Erkenntnistheorie des

    dialektischen Materialismus, Mnchen 1958, S. 39-46.102-109.

    17

    18 Marx-Engels, Ausgewhlte Schriften, Bd. 2, Berlin 1953,S. 376. 18

    19 M. N. Rutkewitsch. Die Praxis als Grundlage derErkenntnis und als Kriterium der Wahrheit Berlin 1957.S. 43.

    19

    20 Vgl. S. 36 f. 2021 Zuerst 1870 erschienen. Wir zitieren nach der Londoner

    Ausgabe von 1917 und der deutschen bersetzung vonTheodor Haecker, Neuausgabe Mainz 1961 unter demTitel: Entwurf einer Zustimmungslehre.

    21

    22 Grammar of assent, chapt. 8 2-3, chapt. 9. 2223 Grammar S. 334, dt. bers. S. 234. 2324 Grammar S. 303 u. 338; dt. bers. S. 213 u. 237. 2425 Grammar S. 301; dt. bers. S. 211. 2526 Grammar S. 317, dt. bers. S. 222 (gegenber Haecker

    vom Verf. gendert). 2627 Grammar S. 288. dt. bers. S. 202. 2728 Ebd. 2829 Grammar S. 292, dt. bers. S. 205. 2930 Grammar S. 319, dt. bers. S. 224. 3031 Grammar S. 360, dt. bers, (gendert) S. 253; die

    bersetzung von Haecker Grenzfall konvergierenderWahrscheinlichkeit (limit of converging probabilities)meint wohl die untere Grenze der zur Gewiheithinreichenden Wahrscheinlichkeitsgrnde; auch dieseDeutung ist mglich.

    31

    32 Grammar S. 324, dt. bers. S. 227. 3233 Grammar S. 355, dt. bers. S. 248. 33

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  • 34 Grammar S. 296 u. 363, dt. bers. S. 207 f. u. 255. 3435 Grammar S. 294 f., dt. bers. S. 206 f. 3536 Grammar S. 298 f. u. 322 f., dt. bers. S. 209 f. u. 226 f. 3637 Grammar S. 376, dt. bers. S. 264 (vom Verf.

    gendert). 3738 Grammar S. 294-296, dt. bers. S. 206 f. 3839 Auf die Problematik der Wahrscheinlichkeit gehen wir

    hier noch nicht ein. Vgl. dazu S. 4.65. 3940 Meditationes de prima philosophia, med. 1, gegen

    Schlu: Oeuvres, ed. Adam-Tannery, Bd. 7, S. 22. 4041 The Principles of Human Knowledge, Part 1, 29, 30,

    72: Works, ed. T. E. Jessop, Bd. 2, S. 53 f., 72. 4142 Viktor Kraft, Erkenntnislehre, Wien 1960, S. 244 f. 4243 Ebd. S. 253. 4344 Franz Brentano. Die Lehre vom richtigen Urteil. Bern

    1956. S. 161 f.. 293 f. 4445 So z. B. C. Frick, Logica, 7. Au.. Freiburg 1931, S. 283 f.

    Vgl. auch: Juan Roig Gironella, El problema de lostres grados de certeza, in: Pensamientol3 (1957) S.203-222, 297-346.

    45

    46 C. Frick, Logica. 7. Au., S. 284. 4647 H. Beck, Erkenntnistheoretische Voraussetzungen der

    induktiven Methode, in: Salzburger Jahrbuch frPhilosophie 9 (1965) S. 59-64.

    47

    48 Sylvester Maurus, Opus theologicum, Rom 1687, tom.2, S. 404. 48

    49 Leibniz, Nouveaux Essais, IV, ch. 6, 13: PhilosophischeSchriften, hrsg. v. C. J. Gerhardt, 5. Bd., S. 387. 49

    50 Ursprnglich, das will sagen: wo die beiden Formen derBegrndung rein auftreten; denn es gibt auchMischformen, so wenn aus einer Voraussetzung, dieselbst auf formlosem Schlu beruht, durch formalenSchlu eine Folgerung abgeleitet wird. Obwohl dann dieAbleitung als solche unbedingt gewi ist, ist doch dersich ergebende Schlusatz nur hypothetisch gewi,nach der bekannten Schluregel : Peiorem sequitursemper conclusio partem.

    50

    51 Grammar of assent (vgl. Anm. 21) S. 344; dt. bers. S.241. 51

    52 Gr. 9. Kap. 1, S. 347; dt. bers. S. 244. 5253 Ebd. S. 351; dt. bers. S. 246. 5354 Den Satz vom zureichenden Grund bzw. das

    metaphysische Kausalprinzip, das wir hiervoraussetzen, werden wir in einem spteren Kapiteluntersuchen. Vgl. Kap. 8.

    54

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