Waffen und Werkzeuge im Wandel der Zeit · Zeitenübersicht Eisenzeit Frühe Eisenzeit...
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Waffen und Werkzeuge
im Wandel der Zeit (Teil II: von den Römern bis ins Mittelalter)
Ich bin nur die Rückseite vom Deckblatt. Hier steht mit Absicht nichts.
P.S.: Aber wenn Sie das hier lesen können, brauchen Sie keine Brille!
Hallo! Ja, ich bin bereits Geschichte…
…aber keine Angst – Geschichte beißt ja nicht!
Ist der erste Teil der Ausstellung meinem Sohn Felix gewidmet,
so möchte ich mich im zweiten Teil aus tiefstem Herzen bei
meiner Freundin, meiner Seelenpartnerin,
meiner Muse Petra bedanken!
Vielen Dank für deine Geduld, deine Rücksichtnahme und Toleranz
bei all meinen ‚seltsamen‘ Unterfangen der letzten Jahre!
Vorwort
Ich werde bei meinen Ausstellungen oft gefragt, weshalb ich mir ‚das alles
antue‘, wofür ich den ganzen Aufwand betreibe und ob sich das überhaupt
rechnet.
Ich denke, dies ist eine Frage der Werte die sich jeder erwachsene Mensch für
sein eigenes Leben festlegt, festlegen sollte! Tut er dies nämlich nicht selbst, so
werden ihm diese Werte von anderen, von seinem sozialen Umfeld, der
Gesellschaft und nicht zuletzt auch in großem Maße von der Werbung
vorgeschrieben. Als Lebensziel steht die Erfüllung dieser vorgegebenen Werte
und die vage Aussicht auf Glück! Um dieses Glück zu erreichen, muss er sehr viel
seiner Lebenszeit investieren, um mit dem dadurch verdienten Geld sich das
leisten zu können was ihm von anderen als ‚wertvoll‘ eingeredet worden ist.
Dies ist nicht mein Weg.
Alles Geld der Welt hat irgendwann einmal ein anderer, das modernste Haus wird
eines Tages alt und ein Fall für den Abriss-Bagger, das teuerste Auto eines
Tages zum Kilopreis an den Schrotthändler übergeben. Was bleibt im Leben?
Bleibt überhaupt irgendetwas? Was hat ein Leben lang Bestand? Und wer von uns
wagt es eigentlich über diese Dinge tatsächlich nachzudenken?
In meiner persönlichen Wertehierarchie stehen Freude und Glück an oberster
Stelle! Freude daran zuzusehen, wie meine Söhne heranwachsen und sich zu
selbständig denkenden und hoffentlich glücklichen Individuen entwickeln; das
Glücksgefühl, meiner Seelenpartnerin in die Augen sehen zu können und aus
einem einzigen Blick Liebe für eine ganze Woche zu tanken. Das alles ist gratis!
Und noch etwas brauche ich um glücklich zu sein: LEIDENSCHAFT, NEUGIER
und die Fähigkeit IM AUGENBLICK ZU LEBEN!
Und, nein, um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen, der Aufwand
rechnet sich nicht! Nicht, wenn man als Wertemaßstab bloß die monetäre
Messlatte anlegt. Doch zum Glück ist mein Maßstab die Freude! Freude, die ich
selbst empfinde bei allem was ich tue; und Freude, Begeisterung und Interesse,
lebenslange(!) Werte, die ich auch anderen zu vermitteln versuche!
So gesehen bin ich der reichste Mensch der Welt!
Gehen Sie mit mir auf eine Reise durch die Zeit! Lassen Sie Jahreszahlen und
Namen beiseite und locken Sie das ewig neugierige und begeisterungsfähige Kind
in sich mit Geschichte(n) aus Ihrem eigenen(!) Werdegang!
Gibt es etwas Spannenderes?
Zeitenübersicht
Eisenzeit
Frühe Eisenzeit
(Hallstatt-Kultur, um 800/750 – 450 v. C.)
Späte Eisenzeit
(La Téne-Kultur, um 450 – 15 v. C.)
Römerzeit von 15 v. C. – 476/480 (Untergang Weström. Reich)
Völkerwanderungszeit von 375/376 (Einfall der Hunnen) bis
568 (Einfall der Langobarden in Italien)
So viele ‚Einfälle‘, aber nix G’scheites kommt dabei raus…
Mittelalter
Frühmittelalter (6. Jahrhundert bis Anfang/Mitte des 11. Jahrhunderts) Merowinger, Karolinger und Ottonen
Hochmittelalter (Anfang/Mitte des 11. Jahrhunderts bis ca. 1250) Salier und Staufer
Spätmittelalter (ca. 1250 bis ca. 1500) Habsburger und Luxemburger
Beginn Neuzeit… So in etwa ab dem beginnenden 16. Jahrhundert
Die Römer kommen!
…von Kelten, Römern und Barbaren
Julius Cäsar hat die Gallier besiegt, das weiß heutzutage jeder ‚Asterix‘-
Leser, und er hat bei seinen Feldzügen auch einen Großteil der Bevölkerung
vernichtet. Mit geschätzten 1.000.000(!) Todesopfern (lt. Cäsar ‚nur‘
430.000 – aber KEIN EINZIGER Römer!), eine Zahl die damals beinahe ein
Drittel der Gesamtbevölkerung Galliens ausmachte, würde er sich, an
heutigen Maßstäben gemessen, wohl in einer Reihe mit Schlächtern wie
Hitler und Stalin wiederfinden.
Als Cäsar schließlich gemeuchelt wurde, war sein Nachfolger sein Großneffe
Gaius Octavianus, der sich später auch ‚Augustus‘ (der Erhabene)
nannte. Dieser wiederum hatte zwei Stiefsöhne, DRUSUS und TIBERIUS
- und die sind wichtig für uns! Unter diesen militärisch noch unerfahrenen
Kaiserstiefsöhnen kommen nämlich 15 v. C. römische Truppen in unser Land,
besetzen es und erklären es zur Provinz ‘Noricum’. Cäsar selbst war gut 30
Jahre früher scharf auf Macht gewesen (war er doch zunächst lediglich
Feldherr) und hatte deshalb mit einem Mix aus Panikmache in Rom,
Zwietrachtsäen bei einigen germanischen Stämmen und geschickt
eingesetzter Kriegstaktik die Schätze Galliens geraubt. Vor allem das
sagenumwobene Gold der Gallier, das diese, für ihn unverständlicherweise,
ihren Göttern opferten und in Gewässern versenkten, hatte es ihm angetan.
Aber auch die Zinnvorkommen an der Grenze zu den Helvetiern sowie auf
den britischen Inseln waren verlockend. Zinn benötigt man, um in Verbindung
mit Kupfer eine damals sehr begehrte Legierung herzustellen – Bronze.
Nun, bei den Stiefsöhnen seines Nachfolgers ist es ebenfalls die Gier nach
Schätzen, nach hochwertigem Eisen (das berühmte ‚ferrum noricum‘), das
ewig lockende Gold und andere begehrte Handelswaren, wie die berühmten
keltischen Tuche und Stoffe, die eine Okkupation des ,Landes unter der
Donau‘ für sie rechtfertigen. Doch, anders als in Gallien, widersetzen sich
die Kelten in unserem Raum den Römern nicht. Sie versuchen sich so gut als
möglich mit ihren Besatzern zu arrangieren und betrieben bald regen Handel,
was den kulturellen Austausch und die gegenseitige Befruchtung noch
verstärkt.
Todesverachtende keltische Söldner waren schon Jahrhunderte vor Julius
Cäsar als Söldner beliebt gewesen, hatten unter Alexander dem Großen die
(damals bekannte) Welt miterobert und waren gar bis nach Ägypten gelangt.
römischer Kavalleriehelm
Bronze, römisch, mit Stirn- und Nackenschild
sowie kreuzförmige Längs- und Querrippen
Alter: 3. Jhdt.; Fundort: aus dem Rhein (D)
Anmerkung: Die kreuzförmigen Verstärkungen haben die Römer als
Reaktion auf die Kämpfe mit den Dakern (Schwarzmeergebiet)
eingeführt. Diese hatten es nämlich verstanden mit ihren konvexen
Krummschwertern (‚Dakische Falx‘) unverstärkte Bronzehelme der
Römer mit einem Hieb zu spalten, was sich nicht gut auf deren
Träger ausgewirkt hat…
römisches Langschwert sog. ‚Spatha‘
Eisen; mit Beingriff
(nicht dazugehörig)
Alter: 1. Jhdt. v. C. Fundort: F, Grenzgebiet zu D/CH
Fundort und Bauweise der Waffe legen die Vermutung nahe, dass
dieses Schwert einst einem Soldaten aus Julius Cäsars Legionen
gehörte und bei seinem ‚Ausflug‘ nach Helvetien (Zinnvorkommen!)
verloren ging. Der beinerne Griff war ursprünglich nicht zugehörig
und wurde ergänzt.
römisches Kurzschwert sog. ‚Gladius‘
Eisen; mit Scheidenbeschlägen
(Mundblech, Ortblech)
Alter: 1. - 4. Jhdt.; Fundort: unbekannt
Das ‚Gladius‘ wurde ursprünglich von den Keltiberern (kelt. ‚kladijo‘) übernommen und zur klassischen Waffe der römischen Infanterie
gemacht. Diese Bezeichnung war nicht bloß auf das römische
Kurzschwert beschränkt. (Übrigens hat die Schwertlilie, die ‚Gladiole‘, ihren Namen davon)
römischer Dolch sog. ‚Pugio‘
Dolch Eisen/Horn
Scheide Eisen/Bonze
(Museumsreplik)
Der ‚Pugio‘ ist ein römischer Dolch und wurde von den Legionären im
antiken Rom als Zweitwaffe getragen.
Auch dieser Waffentyp wurde auf der Iberischen Halb-
insel entwickelt, fand seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. von dort aus
Eingang in die römische Militärausrüstung und verschwand im 3.
Jahrhundert wieder.
römische/byzantinische Schildbuckel
sog. ‚Umbo‘ Bronze; mit Ritzverzierung
Alter: 2. - 3. Jhdt.
Fundorte: unbekannt
Diese Art von Bronzeschildbuckel wurde beim römischen Schild, dem
Scutum verwendet. Er diente als Schutz vor der Hand, die den Schild
hielt.
Die Schilde selbst wurden üblicherweise aus mehrfach querverleim-
ten Holzleisten gefertigt. Als zusätzlichen Schutz erhielten diese
noch einen Überzug aus organischem Material (Rohhaut, in Leim
getränkte Leinen o.ä.). Diese Schilde waren oft aufwändig bemalt.
keltischer Eisenhelm
mit Wangenklappen und Helmzier
keltisch, ca. 150 v. C.
Museumsreplik
Die Kelten hatten zu Beginn in der Regel keine
Helme auf. Überlieferungen von Zeitzeugen be-
richten gar davon, dass die keltischen Krieger nackt(!)
auf den Feind los- gestürmt seien. Ganz so dürfte es dann
doch nicht gewesen sein, sind doch über 20 verschiedene Helmtypen
aus dieser Zeit bekannt. Aus den letzten Formen heraus haben dann
die Römer auch ihre eigenen (Legionärs-)Helme entwickelt.
keltisches Schwert Eisen; mit Resten der Eisenscheide
‚rituell‘ verbogen (Opfer? Grabbeigabe?)
Alter: 1. - 3. Jhdt. v. Chr.
Fundort: unbekannt
Bei den Kelten (und nicht nur bei ihnen!) war es üblich, dass ein
Krieger zu seiner Waffe auch einen persönlichen Bezug hatte. Nach
dem Tod des Kämpfers wurden seine Waffen nicht selten mit ihm
bestattet. Um Grabräubern vorzubeugen(?) machte man die Waffen
durch Verbiegen oder Zerbrechen unbrauchbar.
keltisches Messer
Eisen; mit typischem Ringknauf
1. – 4. Jhdt. v. Chr.
Fundort: Frankreich
keltischer Schildbuckel
Eisen; typisch für ‚Auxiliartruppen‘
(= z.B. keltische Krieger, die in
römischen Diensten standen)
Alter: 1. - 2. Jhdt. v. Chr.
Fundort: unbekannt
Die Schilde wurden im Regelfall aus Holz gemacht und besonders in
der späteren Eisenzeit mit einer vertikal laufenden Mittelrippe
versehen. Oftmals finden sich solche eisernen Schildbuckel, die über
diese Verstärkung montiert wurden.
Drechselbank (mit ‚Wippantrieb‘)
Gedrechselte Werkstücke sind in
Griechenland seit dem 3. Vor-
christlichen Jahrtausend bekannt.
Spätestens seit der Eisenzeit fin-
det man auch bei uns solcherart
bearbeitete Holz- und Beinpro-
dukte. Bis hinein ins Mittelalter
wurde dabei oft mit einem ein-
fachen Antrieb mittels eines
Pedales und einer über das Werk-
stück geschlungenen Schnur, die
an einem elastischen Ast befes-
tigt war, gearbeitet. Nachbau einer Wippendrehbank um 1300
Webstuhl
Die Kelten waren bekannt für ihre
Stoffe von ausnehmend guter
Qualität. Es finden sich hiezu
Bemerkungen bei römischen Ge-
schichtsschreibern, welche die
begehrten ‚keltischen Tuche‘ aus-
drücklich lobten.
Schon seit dem Neolithikum wurden
Pflanzenfasern zu Stoffen ge-
woben, womöglich sogar schon viel
früher.
Rahmenwebstühle dieser Bauart
waren im Norden Europas noch bis
ins 20. Jhdt.(!) hinein verbreitet. Nachbau kelt. Webstuhl, Museum Grossklein
sog. ‚Hoanzlbank‘
Auch die Heinzelbank (Schnitzbank) als praktischer Werkplatz für
den keltischen Handwerker (‚Heinzelmann‘) hat sich bis in die
Neuzeit hinein erhalten.
Noch heute sieht man manche traditionell arbeitenden Handwerker,
besonders auf dem Land, die sich dieses bewährten Gerätes
bedienen.
Mit der Heinzelbank kann man unterschiedliche Werkstücke
einklemmen um sie zu bearbeiten.
Einige Berufe der Antike „Als unedel und unsauber gilt… der Erwerb aller ungelernten Tagelöhner, bei
denen die Dienstleistungen, nicht die Fertigkeiten bezahlt werden … Alle
Handwerker fallen auch unter diese unsaubere Zunft; was kann schon eine
Werkstatt Edles an sich haben?“ Cicero
Na, wenn das die Gewerkschaft hören würde! Die Römer hatten also
auf den ersten Blick nicht viel übrig für die arbeitenden Menschen.
Doch diese Aussage gibt lediglich die Sichtweise der römischen
Oberschicht wieder. Die Handwerker selbst, besonders jene, die sich
durch ihrer eigen Hände Arbeit etwas Wohlstand erarbeitet hatten,
waren sehr wohl stolz darauf, was sie konnten und taten! Die meisten
der römischen Handwerker waren freigelassene Sklaven, das heißt
sie durften keine öffentlichen Ämter bekleiden. Somit war Arbeit
überhaupt der für sie einzige Weg sich Ansehen zu verschaffen.
Bauer
Der weitaus größte Teil der damaligen
Bevölkerung lebte von der Landwirt-
schaft. Die (römische) Oberschicht
investierte ihr Vermögen gerne in Land-
besitz, betrachtete körperliche Arbeit
als niedrig und unehrenhaft, lebte
selbst aber recht gut von den Erträgen
daraus. Rund um die Ansiedlungen wurden Feldarbeit, Relief v. Grabmal in Arlon
Weizensorten, Gerste und Hirse angebaut, Rinder standen auf den
Weiden und Schweine wurden in die nahen Hochwälder mit Buchen-
und Eichen getrieben. Gemüse (Erbsen, Linsen, Karfiol, Karotten,
Sellerie), Obst (Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen) und
Gewürzkräuter (Petersilie, Fenchel, Koriander, Dille) wurden in
kleinen Gärten auch in den Städten angebaut. Die Arbeit auf dem
Felde war sehr hart und die Lebensqualität der Bauern schlecht!
Arzt
Ärzte wurden zur römischen Zeit als
‘Handwerker’ angesehen, und obwohl sie
ziemlich reich werden konnten, war ihre
Tätigkeit nicht sehr geachtet. Häufig
finden sich Fremde (Griechen) und
Freigelassene unter den Ärzten, die so-
wohl in Privatpraxen und auch in öffen- röm. Ärztebesteck, Bronze
tlichen Thermen ordinieren konnten. Die Stadtverwaltung achtete
darauf, möglichst viele Ärzte in der Stadt zu halten, bezahlt wurden
diese dabei aber ausschließlich von ihren Patienten. Die Heilkunst
selbst war auf einem hohen Stand, wurden doch bereits erfolgreich
Operationen durchgeführt, was gefundenes Chirurgenbesteck unter-
mauert.
Lehrer
Auch Lehrer waren nicht
sehr geachtet, wenngleich
ein Großteil der römi-
schen Bevölkerung lesen,
schreiben und rechnen Privatlehrer mit drei Schülern, Relief v. Grabmal in Trier
konnte. Das war der Verdienst des ludi magister, er lehrte Buben
und Mädchen ab 7 Jahren, wobei der weiterführende Unterricht
durch den grammaticus vorwiegend nur den Burschen zuteil wurde.
Dieser ‚Oberstufenlehrer‘ unterrichtete mittels lateinischen und
griechischen Texten. Hochschulen, für Burschen ab 17 Jahren,
fanden sich nur in großen Städten, höheres Wissen wurde dort vom
rhetor weitergegeben. Geschrieben wurde auf hölzernen Täfelchen
mit Wachsüberzug sowie auf (wertvolleren) Pergamentrollen. Eine
allgemeine Schulpflicht oder öffentliche Schulen gab es nicht.
Friseur/Barbier
Die Römer legten großen Wert auf ihr Äußeres.
Dazu gehörte es, sich die Barthaare zupfen
(nicht rasieren!) zu lassen, denn dadurch
unterschied man sich von der arbeitenden
Bevölkerung. Die Haartracht richtete sich nach
dem jeweiligen römischen Herrscher bzw. der
Rasiermesser, Pinzette Aristokratie, deren Modetrends man im Allge-
meinen folgte. Natürlich gab es öffentliche Barbierstuben bzw.
Friseure, die gehobenere Schicht der Bevölkerung leistet sich aber
private Friseure (tonsor) und
Friseurinnen (ornatrix).
Frauen trugen ihr Haar oft
mittels Haarnadeln aus Bein
oder Bronze hochgesteckt,
ebenso wurden schon damals die
Haare gefärbt und onduliert, ja
auch Perücken waren verbreitet.
Frau bei der Toilette, Relief v. Grabmal in Trier
Gold- und Silberschmied
Gold- und Silberschmiede fertigten neben wertvollen Gefäßen und
Kunstgegenständen vor allem Schmuck. Dazu verwendeten sie einen
kleinen Amboss aus Eisen sowie eine ganze Reihe von kleinen
Hämmern, Meißeln und Ziseliergeräten. Sie beherrschten eine
Vielzahl an Arbeitstechniken wie Treibarbeiten, Ziselieren,
Granulation, Guss- und Drahtschmieden. Sie arbeiteten eng mit Glas-
und Gemmenschneidern zusammen.
Töpfer Keramik- und Ziegelproduktion waren in
der Antike enorm wichtig. Dabei reichte
die Herstellung von Küchen- und
Tafelgeschirr, Vorratsbehälter (Dolinen),
Transportbehälter (Amphoren) über
Objekte des Kunsthandwerks bis zu Gerät-
schaften wie Webgewichte, Spinnwirtel, Töpferbesteck Eisen, Bronze, Bein
Gusstiegel sowie -formen und vieles mehr. Manche Produkte
verlangten spezielle und aufwändige Herstellungs- und Verzierungs-
verfahren oder besonderen Ton (z.B. Terra Sigillata). Verziert wurde
mit Werkzeugen aus Knochen, Bronze und Eisen.
Händler
Die meisten ortsansässigen Hand-
werker verkauften ihre Ware auch
selbst. Natürlich konnten aber
nicht alle benötigten Waren und
Konsumgüter vor Ort produziert
werden, ein gut organisiertes Han- röm. Balkenwaage mit Bronzegewicht
delsnetz mit Fuhrleuten, (Zwischen-)Händlern und Verkäufern war
daher Voraussetzung. Namentlich aus Inschriften belegt sind z.B.
Salz- und Geschirrhändler (Terra Sigillata).
Begehrt waren auch importierte Glaspro-
dukte, Wetzsteine (aus Kieselschiefer), Mühl-
steine (aus Basaltlava), Olivenöl (Andalusien).
Aber auch Fischsoßen und Traubensirup aus
Spanien, Weine aus Südfrankreich, Italien und
Griechenland und sogar Karotten(!) (Kaiser
Tiberus schätzte diese sehr) sind überliefert. Kleinhändler, Relief Ostia
Fischer
Fischer gehörten zu den ärmsten Bewohnern
einer römischen Stadt. Ihr Beruf war hart
und der Erlös reichte gerade mal zum Über-
leben. Gefischt wurde
sowohl mit Angelhaken
Filetnadeln, Angelhaken (Bronze) als auch mittels Netzen,
sog. ‚Filetnadeln‘ zum Flicken und Knüpfen der
Netze zeugen davon.
Angler, Brunnenrelief Italien
Spinner/Weber
Spinnen und Weben waren traditionelle Frauenarbeiten. Selbst
römische Kaiser brüsteten sich damit, dass sie nur Kleidung trugen
die von Frauen ihrer eigenen Familie hergestellt wurden. Der fertig
gewebte Stoff wurde dann in Tuchwalkereien weiterverarbeitet,
gegebenenfalls gefärbt und verziert.
Die Römer waren sehr modebewusst! Die toga als Gewand des
männlichen römischen Bürgers galt auch als Statussymbol, welches zu
erreichen sich ein jeder Freigelassene (Sklave) und Zuwanderer als
Ziel gesteckt hatte.
Farbe, Muster, Faltenwurf und sonstige modische Trends richteten
sich nach der jeweiligen Herrscherfamilie und der Aristokratie.
röm. Weberkamm aus Horn (das Material, nicht die Stadt!)
Schlosser
Die ‘Schlossmacher’
fertigten Riegel, Be-
schläge und natürlich
auch Schlüssel, wobei Schlosserwerkstatt, Grabrelief Aquileia
zwei unterschiedliche Arten von Schlössern bekannt sind: das
kleinere Federschloss (oft mit Schlüssel an Fingerring) für Kästchen
und Schatullen, sowie das robustere Bolzenschloss für Türen und
Tore. Das Federschloss entsprach in etwa unseren heutigen
Schlössern mit Bartschlüsseln, bei den Bolzenschlössern hingegen
wurde durch die Verzahnung des Schlüssels ein Riegel bewegt.
Keine zwei Schlüssel waren gleich! Diese Gewährleistung machte
den guten Ruf eines Schlossers aus.
Weitere übliche Berufe waren unter anderem:
- Müller und Bäcker
Arbeiter in der Bäckerei, Grabrelief in Rom
- Schiffer
- Fleischer
- Schankwirt
- Priester
- Schauspieler
- Schmied
- Zimmermann
- Maurer
- Maler
- Schuhmacher
- Bronzegießer
- Möbeltischler
- Beinschnitzer
- Wagenbauer
- Werkzeugmacher
- Seiler
- und natürlich… Beamte! Schmiede beim Verkauf, Grabstein Rom
div. Zirkel, Bronze
sog. ‚Tsumbale‘, Musikinstrument
Arbeiten des ‚Beinschnitzers‘
(Haarnadel, Gürtelschlaufe, Löffel)
Wolle, Stoffe, Spinnwirtel
In Zentraleuropa treten die größeren
Schafe (= Wollnutzung) ab ca. 3000 v.
C., also noch in der Jungsteinzeit auf.
Nach und nach wird das bis dahin
verwendete Flachsgewebe (Pflanzen-
fasern) durch jenes aus den Unter-
haaren von Schafen ersetzt. Ab der
Eisenzeit werden bereits spezielle
Schafrassen mit dichterem Vlies
gezüchtet, aber auch bewusst Rassen
mit verschiedenen Farben (Schwarz,
Weiß, Grau).
Sowohl keltische Männer als auch
Frauen trugen ein leinenes Hemd,
die léine, darüber den inar, einen kur-
zen Überrock und als oberste Schicht einen wollenen Mantel, den
brat.
Hosen, sog. bracae, waren kariert, gestreift oder enfärbig und
wurden an den Knöcheln und um die Hüfte gebunden.
Ein Kennzeichen von Wollnutzung sind die vielerorts gefundenen
Spinnwirtel, mittels denen man durch viel Geschick und Übung aus
Wolle Fäden spinnen kann. Diese kleinen ‚Schwungscheiben‘ waren aus
Stein (z.B. Alabaster), aus gebranntem Ton, aus Bronze und
besonders bei den Kelten aus oft sehr aufwändig verzierten
Glasperlen.
Erst im Mittelalter wird die Spinnwirtel allmählich vom Spinnrad
abgelöst.
Birkenrindenhut
Mehrere Hüte dieser kegelförmi-
gen Bauart wurden in Österreich
(Dürrenberg) und Deutschland
(Hochdorf, Stuttgart) bereits
gefunden. Sie unterscheiden sich
durch Verzierungen, Durchmesser
und Höhe. Vermutlich waren sie einfach praktische Sonnenhüte und
nicht bloß der Aristokratie (fälschlich ‚Fürstenhut‘) vorbehalten.
Filz-Barrett
Nachbau eines Barretts nach Funden
aus der Eisenzeit. Es gab nachweislich
Exemplare aus Leder sowie auch aus
Filz. In den eisenzeitlichen Stollen von
Salzbergwerken haben sich diese und
andere Kopfbedeckungen wie Fellkappen
erstaunlich gut erhalten.
Keltische und römische Werkzeuge und
Waffen
Da sich die keltische und die römische Kultur gegenseitig beein-
flussten, haben sich auch die Werkzeuge der Handwerker, Bauern
und Künstler in Form und Funktion angenähert. Somit lässt sich eine
genaue Zuordnung von Fundstücken ohne die Fundumstände zu kennen
oft nicht durchführen.
Unterschiedliche Lanzen-, Speer- und
Fischspeer-spitzen (gezahnt)
Die Römer führten – je nach Einsatzzweck – eine Reihe von
unterschiedlichen Lanzen und Speeren bei sich. Mehrere kurze
Wurfspeere, die sie auch vom Pferd aus werfen konnten, lange
Lanzen um den Feind auf Distanz zu halten, das sogenannte ‚Pilum‘,
eine Stech- und Wurflanze, deren Spitze sich beim Eindringen in
einen gegnerischen Schild verbog und diesen somit unbrauchbar
machte, aber auch gezahnte oder mit Widerhaken versehene Speere
für den Fischfang.
Schaufeln und
diverse Grabgeräte
(römisch, 1. – 3. Jhdt.)
Fundorte im ehem.
Jugoslawien
sowie in Spanien
Die Römer waren bekannt für ihr gutes Straßennetz. Weniger
bekannt ist, dass sich viele alte ‚Römerstraßen‘ auf den
Befestigungen von noch älteren ‚Keltenstraßen‘ befinden. Zwischen
1930 und 1935, beim Bau der Großglockner Hochalpenstraße, stieß
man immer wieder auf den Unterbau von keltischen Straßen die
bereits vor 2.500 Jahren ebenso über diesen Pass führten.
Äxte für die
Holzgewinnung und -
verarbeitung sowie
Schanzäxte der
römischen Legionäre,
sog. ‚Dolabras‘ (=
Erdhacke + Holzaxt)
Äxte wurden nicht immer als ‚Streitäxte‘ verwendet. Zumeist waren
es viel profanere Zwecke, denen sie dienten: zum Schlägern und
Entrinden von Bäumen, zum Schiffs-, Brücken- und Häuserbau, zur
Holzverarbeitung allgemein, zum Abbau von Erzen sowie natürlich
zum Bau von Palisadenwänden und römischen Befestigungsanlagen.
…als die Völker wanderten.
Von der Völkerwanderungszeit bis ins
Mittelalter
(ca. ab 375/376 – 568)
Zur Zeit der Völkerwanderung, da hat es sich abgespielt! Was genau
wann und weshalb eigentlich abgelaufen ist, darüber streiten sich die
Gelehrten. Als relativ sicher kann gelten, dass spätestens nach dem
Einfall der Hunnen (375/376) in Ost- und Mitteleuropa andere
Völker die Flucht antraten. In diesem Tohuwabohu wurde das
Römische Reich faktisch geteilt (395, nach dem
Tod Theodosius I.). Den Westgoten wurde
erlaubt, auf ‚römischem‘ Boden zu siedeln,
genauso wie den Franken, die sich dafür um die
Grenzsicherung zu kümmern hatten. Dies
dürfte aber nicht allzu gut geklappt haben,
denn 406 drangen die Vandalen und Sueben in
den Westen des Reiches ein. Die Verwaltung
brach zusammen, Westrom versank in
Bürgerkriegen, an denen sich auch die
wandernden Kriegsverbände beteiligten. Dies
hatte 476/480 das Ende des weströmischen
Kaisertums zur Folge, Mittel- und Westeuropa
versank in den sog. ‚Dark Ages‘, den ‚dunklen
Zeiten‘…
Englischer Langbogenschütze
Die gefürchteten ‚Langen Kerle‘
mit Langbogen (Eibe) und Nasalhelm
Auswahl von Holzlöffeln, ca. 16. Jhdt.
Der Löffel (von althochdeutsch ‚laffan‘
schlürfen, lecken, ‚Laffe‘ = die Lippe) ist
das urtümlichste aller Esswerkzeuge und
schlicht der schöpfenden Hand nachge-
bildet. Vielerorts war der Löffel bis ins 19.
Jahrhundert hinein neben dem Messer, das
häufig nur zum Zerteilen benutzt wurde,
das einzige Esswerkzeug und in der Regel
aus Holz. (kath. Kirche: „Die Gabel ist das
Werkzeug des Teufels!“) Löffel wurden
bereits aus altsteinzeitlichen Fundstätten
geborgen und waren aus Knochen oder Holz
geschnitzt.
‚altes Zeug ‘ zum Werken… Einige alte, teils gar antike
Werkzeuge, deren Erscheinungsbild
sich bis heute nicht wirklich
verändert hat. Unter anderem
diverse ‚Handbohrer‘, die, bereits
bei den Kelten bekannt, noch im 20.
Jahrhundert Verwendung fanden.
Ebensolches gilt für die
‚Bügelschere‘, welche sogar – zwar
selten, aber doch - noch heutzutage
zum Schafscheren eingesetzt wird.
Dazu noch einiges anderes ‚Kleinzeugs‘, welches ich bei einer Führung
näher erkläre.
Farbenkassetten
Italien um 1600
Zur Aufbewahrung und
Kombination von
Pigmentfarben
Wer weiß? Vielleicht hat Michelangelo ja exakt hierin die Farben für
das Deckenfresco der Sixtinischen Kapelle angerührt?
SCHNABELSCHUH
um 1450, Fund aus der
Themse, England
Schnabelschuhe sind eine Modeerscheinung, die sich primär in
England und Frankreich und dort eher in den oberen Schichten der
Gesellschaft ausbreitete. In Europa wurden sie zuerst in
Polen getragen, worauf der früheste englische Name Cracowes, von ‚Krakau‘ hinweist; doch schon vorher waren sie im Orient bekannt.
Der Autor des Eulogium Historiarum datiert sie auf das Jahr 1361:
„In diesem Jahr [1362] und dem vorangegangenen wurde die ganze englische Gesellschaft auf den Kopf gestellt. [...] Man hat neuerdings Schuhe mit fingerlangen Spitzen, die man Crakowes nennt. Sie wirken eher wie die Teufelskrallen, nicht wie Bekleidung für Menschen.“
Schnabelschuhe wurden also in den 1370er Jahren populär – und
waren um 1400 schon wieder aus der Mode. Allerdings wurden sie in
der Mitte des 15. Jahrhunderts erneut derart beliebt, dass Kleider-
ordnungen erlassen wurden, um ihre Verwendung zu regulieren. Aus
dieser Zeit stammt auch die Redensart ‚auf großem Fuß leben‘.
Schnabelschuhe hielten sich bis ans Ende des 15. Jahrhunderts.
Schwert
4. – 6. Jhdt.
(Völkerwanderungszeit)
Original, Völkerwanderungszeit, 4. - 6. Jhdt. Zweischneidige Klinge
mit kurzer Parierstange und konischer, aufgedoppelter Angel.
Konservierter und etwas restaurierter Zustand. Gefunden in der
östlichen Donau-Region in den 1950er Jahren. Länge 69,5 cm.
Provenienz: Amerikanische Privatsammlung, ex Hamilton White, England.
Bandhelm
6./7. Jhdt.
(Völkerwanderungszeit)
Typischer Vertreter seiner Zeit (5. – 7. Jhdt.), obgleich im 10. Jhdt.
kurz nochmals ein ähnlicher Typus von Helm aufkam.
Die aus zwei Teilen geformte halbkugelige Kalotte wird von zwei
eisernen ‚Bändern‘ (Name!) zusammengehalten und verstärkt.
Damals ein einfacher Helm eines einfachen Soldaten, heute ein
seltenes, begehrtes und beeindruckendes Ausstellungsstück!
Schwert
zu ‚eineinhalb Hand‘
13. Jhdt.
Runder Knauf, Parierstange, Hohlkehle
Mitteleuropa; Länge 100 cm
Fundort (angebl.) Bayern
Der ‚Anderthalbhänder‘ (auch Bastardschwert genannt) ist eine Be-
zeichnung für mehrere Typen des spätmittelalterlichen und
renaissancezeitlichen Schwertes und stellt eine Weiterentwicklung
des bis dahin üblichen Einhandschwertes dar.
Wegen der im 13. Jhdt. vermehrt verwendeten Plattenrüstungen
musste man auch die Angriffswaffe(n) verbessern. Ein Schwert wie
dieses, welches wahlweise mit einer oder - bei schweren Hieben -
auch mit zwei Händen geführt werden konnte, war eine Folge davon.
Kettenhaube (Coif)
11. Jhdt., Norwegen
(Wikinger)
‚Kettenhauben‘ (franz. ‚Coif‘)
wurden unter dem Helm getragen
oder fanden sich als Kettengeflecht
gleich an diesen montiert. Es ist eine ganze Reihe von unter-
schiedlichen Ausführungen bekannt. Diese hier wurde in Norwegen
gefunden und die Vermutung, dass sie einst das Haupt eines echten
Wikinger-Kriegers schützte, lädt zum Fantasieren ein…
Kettenhemd, osmanisch
17./18. Jhdt.
ca. 30.000(!) hand-
geschmiedete
Ringe mit Nieten
Allgemeines:
Kettenhemden wurden ca. 500 v. Chr.
erfunden, es ist unklar von wem,
möglicherweise gleichzeitig in Japan
und Europa. Die ersten Funde stammen
aus einem keltischen Fürstengrab in
Ciumesti, Rumänien. Die Römer kamen
mit dem Kettenhemd in Kontakt, als sie
gegen die Kelten in Norditalien kämpften. Sie adaptierten das
Kettenhemd nach ihren Ansprüchen und entwickelten die römische
‚lorica hamata’, das römische Kettenhemd. Höhepunkt des
Kettenhemdes war die Mitte des 13. Jahrhunderts, als komplette
Ketten-Anzüge gefertigt wurden.
Die Fertigung eines Kettenhemdes war unglaublich aufwändig, der
Besitz eines solchen dementsprechend mit Ansehen verbunden.
Armbrust
Italien (Bozen) 16./17. Jhdt.
Die Armbrust war eine oftmals
eingesetzte Distanzwaffe. Ihr
Vorteil war die relativ einfache
Handhabung, und dass man den Bolzen, im Gegensatz zum Pfeil des
Bogenschützen, beliebig lange eingespannt lassen konnte. Als die
Armbrust ab dem 15. Jahrhundert von den Schusswaffen abgelöst
wurde, fand sie noch eine Zeit lang als Jagdwaffe Verwendung.
sog. ‚Lange Messer‘
und
‚Bauernwehren‘
15. - 17. Jhdt.
Die ‚Bauernwehr‘ galt als ‚Waffe des Volkes‘
und wurde oft von Bauern und Fuhrleuten verwendet. Die
Abgren- zung ‚Waffe‘/‘Werkzeug‘ ist fließend. Als Handschutz
gab es oftmals einen kleinen Bügel, den ‚Nagel‘. Bauernwehren
konnten bis zu 80 cm lang werden, fanden unter anderem im
Bauernkrieg von 1525 Verwendung und gelten auch als Vorläufer der
‚Langen Messer‘ Allein der Adel hatte das Vorrecht,
zweischneidige Schwerter zu tragen. Aufgrund dieses Gesetzes und
des Wunsches der ‚zivilen Bevölkerung‘ nach einer Verteidigungs-
waffe wuchsen sich die ‚Bauernwehren‘ mit der Zeit zu ‚langen
Messern‘ aus, die durchaus eine Länge von mehr als einem Meter
erreichen konnten! Aber eben nur einschneidig und daher erlaubt…
Nasalhelm 10./11. Jhdt.
Helmschale aus einem
Stück Eisen getrieben,
Helmabschluss und Nasalteil
aus Bronze
Fundort (angebl.) Norddeutschland
Typischer Helm dieser Zeit. Identische Helme sind auch auf dem
Teppich von Bayeux (berühmter Teppich aus dem 11. Jh.) zu sehen.
Beckenhauben links, ca. 13. Jhdt.
Kalotte aus einem
Stück Eisen getrieben,
Fundort Tschechien
(Zustand III-)
rechts: Replik
Bei der Beckenhaube, auch Kesselhaube oder Bascinet genannt,
handelt es sich um einen Helmtypus, der im frühen 14.
Jahrhundert aufkam und bis in das 15. Jahrhundert gebräuchlich
war. Die Beckenhaube entwickelte sich aus der Hirnhaube, einem
leichten Helm, der im 13. Jahrhundert zusammen mit einer
gepolsterten Kappe und einer Haube aus Ringelpanzergeflecht
unter dem Topfhelm von Reitern getragen wurde.
Topfhelm um 1320
Museumsreplik
Eisen/Kupfer
Der ,Topfhelm‘ (auch Fasshelm) war ein annähernd zylindrisch
geformter Helmtypus, der im frühen 13. Jahrhundert in Europa
aufkam und bis in das 14. Jahrhundert hinein gebräuchlich war.
Durch die Verbreitung des Steigbügels konnte nun mit schweren,
langen Lanzen vom Pferd aus direkt auf den Kopf des Gegners gezielt
werden. Folge davon war ein verbesserter Kopfschutz: der Topfhelm.
sog. ‚Schaller‘ ca. 15. Jhdt.
Neuanfertigung
Bei der Schaller auch Salade,
Celate, Celata, Salet, Salett,
handelt es sich um einen
spätmittelalterlichen Helmtypus,
der in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts aus dem so
genannten Eisenhut entstand. Schaller deshalb, weil er/sie
entfernt wie eine italienische (Salat-)Schüssel aussah.
Mongolischer Helm
Vierplattenhelm mit dazu-
gehöriger Kettenhaube
Aus der Zeit Dschingis Khans
bzw. eines seiner Söhne
um 1200
ex New York Art Gallery
HELM, ‚Zischägge’ Alter: ca. 17./18. Jhdt
Die Zischägge (auch als Husarische
Haube, ungarische Sturmhaube oder
Pappenheimer-Helm bezeichnet) ist
ein unter orientalischen Einflüssen
entwickelter Reiterhelm, der im 17.
Jhdt. in weiten Teilen Europas
verbreitet war.
Turnierhelm, sog.
‚Stechhelm’ 15. Jhdt. (Replik)
Als Stechhelm, auch Krötenkopfhelm,
wird ein schwerer Turnierhelm des 15.
und frühen 16. Jahrhunderts bezeich-
net.
Der Stechhelm ging zu Beginn des 15.
Jahrhunderts aus dem Kübelhelm hervor und wurde ausschließlich
zum Stechzeug getragen, womit eine Turnierrüstung für den als
Tjost oder Gestech bezeichneten Zweikampf zu Pferd mit
stumpfer Lanze gemeint ist.
Parierdolch, sog. ‚Linkehand-Dolch’ um 1600 (Original)
Der Parierdolch (Langmesser, Linkshanddolch, französisch ‚Main
gauche‘) bezeichnet eine meist mit der linken Hand geführte
Blankwaffe, die zum Parieren sowie Blockieren der Klinge des
Gegners verwendet wurde, um diesen mit dem eigenen Rapier
(Schwert) treffen zu können.
Manchmal wurden Parierdolche ‚Degenbrecher‘ oder
‚Klingenbrecher‘ genannt, da es in seltenen Fällen gelang, die
Klinge eines Gegners zu zerbrechen.
Sax (Seaxe)
kelt./röm. bis
Mittelalter
1. Jhdt. v. C. –
ca. 12. Jhdt.
Sax (Saxe, Scramasax, Langsax, Breitsax, Fränkisches Kurzschwert),
Skramasax (althochdeutsch sahs für Schwert, Messer), bezeichnet
eine Gruppe von beliebten einschneidigen Hiebschwertern, die in
Mitteleuropa von der vorrömischen Eisenzeit bis in das
Hochmittelalter weit verbreitet waren.
Schildbuckel, Deutsch (Gotisch?)
ca. 5. -7. Jhdt., Dm. 15 cm, Eisen mit 5 Nieten
Vierplattenhelm
9./10. Jhdt.
Norddeutschland
(fränkisch?)
Karolinger / Wikinger, 9./10.
Jhdt. Hohe, spitz zulaufende
Kalotte aus vier vernieteten Eisenplatten. Zwischen den Platten
eingeschobe-ne Messingstreifen mit Punktde-kor. Vernietete,
eiserne Scheitelplatte. Der Rand mit vernietetem Verstärkungsband
(unvollständig), umlaufende Lochung. Kalotte leicht deformiert mit
Korrosionsspuren. Gereinigt. Höhe 18 cm.
Fundort: (angebl.) bei Baggerarbeiten in einem Gewässer im Norden
Deutschlands gefunden und leider unprofessionell gereinigt (Bronze).
Bauernwaffen
Hoch- bis Spätmittelalter
Ausgestellt sind Kriegsschlögel, -sicheln und -gabeln, Glefe (Kriegs-
sense) sowie diverse Äxte Hauen und Dolche
Bauernaufstände fanden vom 15. bis zum 17. Jahrhundert in Europa
häufig statt. Die Bauern fanden manchmal Unterstützung bei den
Bewohnern freier Städte oder auch bei einzelnen Adeligen.
Aus Ermangelung an Waffen funktionierten sie bäuerliche
Werkzeuge kurzerhand zu funktionalen Hieb- und Stichwaffen um.
Die wichtigsten Bauernaufstände für Österreich sind:
Kärntner Bauernaufstand unter der Führung von Peter Wunderlich (Kärnten, 1478)
Windischer Bauernkrieg (Kärnten, 1515)
Deutscher Bauernkrieg (Süddeutschland, Schweiz, Österreich; 1524–1526)
Schladminger Bauern- und Knappenaufstand (1525)
Zweiter Oberösterreichischer Bauernkrieg (1595–1597)
Oberösterreichischer Bauernkrieg (1626)
Niederösterreichische Bauernaufstände (1632)
Bidenhänder
sog. ‚Gassenhauer‘; Historismus
(Griff und Knauf vermutl. in den
1930er Jahren ergänzt)
Bihänder auch Bidenhänder, Zweihänder, ‚Flamberge‘ (Klinge in Wel-lenform), Gassenhauer oder engl. Great Sword
Länge: 1,60 m bis über 2 m, Fehlschärfe am Klingenanfang (für beidhändiges Greifen), Parierhaken (gegen Stangenwaffen)
Entstanden im 14. Jahrhundert erlebten die Zweihandschwerter im
späten Mittelalter eine wahre Blüte und nahmen bis in die
Renaissance an Länge ständig zu.
Gegen Pikeniere, Hellebardiere, Lanzenträger und berittene Gegner
war die hohe Reichweite eines Bidenhänders vorteilhaft.
Landsknechte, die im Kampf mit dem Bidenhänder geschult waren,
erhielten den Meisterbrief vom langen Schwert (Marxbrüder-
schaft), bekamen den doppelten Sold und wurden daher oft
als Doppelsöldner bezeichnet.
sog. ‚Katzbalger‘
Deutsche Landsknechtwaffe
Original
um 1600 (Süddeutschland, Frankreich)
Der Katzbalger (auch Landsknechtsschwert) ist ein europäisches
Kurzschwert des 16. Jahrhunderts und war eine weit verbreitete
Nahkampfwaffe der Landsknechte des 16. Jahrhunderts.
Cinquedea
das ‚Fünffingerdicke‘,
die ‚Ochsenzunge‘
Italien oder
Süddeutschland
Original
um 1500
Wenn die Bogenschützen ihre Pfeile abgefeuert und die
Pikeniere mit ihren langen Lanzen die gegnerische Reiterei aus ihren
Sätteln gehoben hatten, ja dann ging es auf dem Schlachtfeld Mann
gegen Mann! Ein langes Schwert, wie es für den ‚ritterlichen
Zweikampf‘ verwendet wurde, wäre im engen Schlachtgetümmel nicht
die beste Wahl gewesen. So kämpfte das Fußvolk, die Infanterie, am
wirkungsvollsten mit kurzen Hiebschwertern wie der ‚Chinquedea‘.
Dolch
sog. ‚Hoden- oder Nierendolch‘
Original, Deutschland um 1450
Einschneidige Eisenklinge
Bronzeapplikation an
Knauf (Griff ergänzt)
Diese Art von Dolch wurde zur Zeit des Hoch- und Spätmittelalters
gerne von Aristokraten und Rittern getragen. Und zwar sowohl zum
repräsentativen als auch zum ganz profanen Einsatz.
Hakenbüchse
Lauf original,
später als ‚Böller‘
weiterverwendet
spätes 13. Jhdt.
(Original)
Dies ist eines der frühesten in Österreich (Stmk.) gefundenen
Exemplare einer Hakenbüchse und stammt vermutlich aus dem 13.
Jahrhundert. Als modernere Varianten entwickelt wurden hat
man den (wertvollen) Lauf als ‚Böllerkanone‘ weiterverwendet.
Hakenbüchse
Arkebuse
15. Jhdt. (Replik)
Die Deutschen nannten sie ‚Hakenbüchse‘, die Franzmänner
konnten dies nicht aussprechen und sagten ‚arquebuse?‘ . Das
wiederum gefiel den Deutschen und sie nannten diese Urform des
Gewehres dann ebenso ‚Arkebuse‘. Tja, so kann’s gehen…
Beide Bezeichnungen verweisen auf einen eisernen Haken unter
dem Lauf von frühen Hakenbüchsen. Mit diesem konnte die
Feuerwaffe auf einer Unterlage wie einer Mauer oder einem Ast
fixiert (eingehakt) werden, um den enormen Rückstoß abzufangen.
Nachwort
Geschichte ist weder staubig, noch trocken und schon gar nicht tot!
- Wenn wir unsere Angst davor gegen Interesse eintauschen,
- wenn der Hochmut der Moderne der Demut gegenüber der
großen Historie unserer Ahnen weicht,
- wenn sich der Homo technologicus dazu herablässt durch den
Zauberspiegel in seine eigene, ungeschönte und nicht vom
Zeitgeist ideologisch gefärbte Vergangenheit zu blicken,
- wenn wir aufhören die Wertigkeit eines Menschen an der Hand-
habung von technischem Schnickschnack zu messen, und ihn
wieder als ‚Menschen‘ sehen, als fehlerbehaftetes, liebens-
wertes, fühlendes, spirituelles und vielschichtiges Wesen,
- wenn wir das Streben nach ständig zunehmender (und
letztendlich frustrierender) Bequemlichkeit ablegen und dafür
wieder die Freude am aktiven Leben und Handeln erkennen,
gepaart mit Eigenkompetenz und Verantwortung, die wir
dadurch wieder erwerben,
- wenn wir uns unser aller Wurzeln wieder bewusst werden,
- wenn wir erkennen, dass Wissen nicht gleich Weisheit ist, und
dass die Freude wirklich überall zu finden ist, dann, ja dann
sehe ich eine Zukunft.
Eine Zukunft für den Homo sapiens sapiens,
den ‚wahrlich weisen Menschen‘!
(‚Homo‘ und ‚Humus‘ haben übrigens den gleichen Wortstamm. Wir alle sind
Kinder AUS dieser Erde, leben AUF dieser Erde und werden auch buchstäblich
wieder ein TEIL dieser, ‚unserer‘ Erde.)
Zu erkennen, wer wir wirklich sind, ist vielleicht die größte Heraus-
forderung in einem Menschenleben.
Die Geschichte hilft uns dabei.
Danksagung
Ich bedanke mich bei allen ‘wahren Menschen’, die mein Leben um so Vieles bereichert und verbuntet haben!
Danke!
…und ich weiß, wofür ich Optimist bin!