Wahre Jüngerschaft

download Wahre Jüngerschaft

of 129

Transcript of Wahre Jüngerschaft

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    1/129

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    2/129

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    3/129

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    4/129

    William MacDonald

    WahreJngerschaft

    Christliche

    Literatur-Verbreitung e. V.

    Postfach 11 01 35 33661 Bielefeld

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    5/129

    1. Auflage 20032. Auflage 2008

    1962 by William MacDonaldOriginaltitel: True Discipleship und Where is your Treasure?Originalverlag: Send the Light Trust,9 London Road, Bromley, Kent, Great Britain

    der deutschen Ausgabe 2003 by CLVChristliche Literatur-VerbreitungPostfach 110135 33661 Bielefeld

    Internet: www.clv.de

    bersetzung: Operation MobilisationUmschlag: Lucian Binder, MarienheideSatz: CLVDruck und Bindung: CPI Ebner & Spiegel, Ulm

    ISBN 978-3-89397-499-3

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    6/129

    Inhalt

    Vorwort 7Einleitung 8

    Bedingungen der Jngerschaft 10

    Allem entsagen

    Hindernisse der Jngerschaft 24

    Jnger sind Verwalter

    Eifer 36

    Glaube 44

    Das Gebet 50

    Kriegfhrung 57

    Die Welt mit dem Evangelium erobern 64

    Jngerschaft und Ehe

    Das berschlagen der Kosten 78

    Der Schatten des Mrtyrertums 83

    Der Lohn echter Jngerschaft 86

    Er wollte nicht, dass einer verderbe 88

    Wo ist Dein Schatz? 90

    Fleiig bei der Arbeit 91

    Haben als htte man nicht 93

    Was macht es schon aus? 97

    Einige Gegenargumente 105

    Und was die Bibel dazu sagt 115

    Eine Warnung an Arbeitsscheue 122

    Vorsicht vor dem Richtgeist 123

    Folgerungen 124

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    7/129

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    8/129

    7

    Vorwort

    Dieses Bchlein ist ein Versuch, einige Grundstze neutesta-mentlicher Jngerschaft darzustellen. Manche von uns mgendiese Prinzipien seit Jahren dem Wortlaut nach gut kennen,kamen dann aber wohl zu dem Schluss, dass man sich in un-serem komplizierten Zeitalter an solch extreme und unprak-tische Anweisungen doch nicht halten kann. Und so passten

    wir uns der Klte unserer geistlichen Umgebung an.Dann jedoch trafen wir mit einer Gruppe junger Glu-

    biger zusammen, die es sich in den Kopf gesetzt hatten, zubeweisen, dass die Bedingungen Jesu fr die Jngerschaft nichtnur uerst praktisch, sondern die einzigen Voraussetzungenberhaupt sind, unter denen die Evangelisierung der Welt je

    erreicht werden kann.Wir sind diesen jungen Leuten sehr verpflichtet, weil sie

    uns ein lebendiges Beispiel fr viele der im folgenden aufge-fhrten Wahrheiten gegeben haben.

    Obwohl unser eigenes Leben diesen Prinzipien sehr oftnoch nicht entspricht, mchten wir sie doch aufzeigen, weilwir uns ihre Verwirklichung so sehr wnschen.

    William MacDonald

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    9/129

    8

    Einleitung

    Der Weg in eine echte Nachfolge beginnt, wenn ein Menschvon neuem geboren ist. Es fngt damit an, dass sich folgendeDinge in seinem Leben ereignen:

    1. Er muss begriffen haben, wie sndig, verloren, nacktund blind er vor Gott steht.

    2. Er muss zugeben, dass er weder durch seinen guten Cha-

    rakter noch durch seine guten Werke etwas an dieser Situationndern kann.

    3. Er muss glauben, dass der Herr Jesus Christus am Kreuzan seiner statt starb.

    4. Er muss sich willentlich entschlieen, sein ganzes Ver-trauen allein auf Jesus Christus zu setzen und ihn als seinen

    Herrn und Meister anzuerkennen.Nur so wird jemand ein Christ, und es ist wichtig, dies

    von Anfang an ganz klarzumachen. Viel zu viele Leute lebenin der irrigen Vorstellung, dass man Christ wird, indem manein christliches Leben fhrt. Ganz und gar nicht! Man musszuerst Christ werden, ehe man berhaupt fhig ist, diese Artvon Leben zu verwirklichen.

    Das Leben in der Nachfolge, von dem wir im Folgendenreden, ist ein bernatrliches Leben. Niemand hat in sichselbst die Kraft dazu. Wir sind auf Kraft von Gott angewie-sen. Und nur durch die Wiedergeburt fliet uns diese Ener-gie zu, aus der heraus wir leben knnen, wie Jesus es unsauftrgt.

    Deshalb mssen Sie sich, bevor Sie weiterlesen, die Fragenstellen: Bin ich berhaupt von neuem geboren? Bin ich wirk-lich ein Kind Gottes durch den Glauben an den Herrn Jesusgeworden?

    Falls nicht, dann nehmen Sie ihn heute in Ihr Leben auf als

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    10/129

    9

    Ihren Herrn und Meister. Entschlieen Sie sich, ihm in allenDingen zu gehorchen, was immer es Sie kosten mag.

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    11/129

    10

    Bedingungen der Jngerschaft

    Wahres Christentum ist vllige Hingabe an den Herrn JesusChristus.

    Der Heiland sucht nicht nach Mnnern und Frauen, dieihm ihre freien Abende oder das Wochenende oder die Jah-re ihres Ruhestandes widmen mchten. Nein, er sucht solche,die ihm den ersten Platz in ihrem Leben einrumen wollen.

    Er schaut heute noch wie er das schon immer getanhat nicht nach den Massen, die in seinem Kielwasser dahin-treiben, sondern nach einzelnen Mnnern und Frauen, derennicht sterbende Hingabe daher rhrt, dass sie erkannt haben,dass er solche braucht, die bereit sind, den Weg der Selbst-verleugnung zu gehen, den er ihnen voranging (H.A. Evan

    Hopkins).Nichts Geringeres als bedingungslose Hingabe kann jemals

    die richtige Antwort auf sein Opfer auf Golgatha sein. Einesolche berwltigende, gttliche Liebe kann niemals mit we-niger als unserer Seele, unserem ganzen Leben, allem was wirsind und haben zufrieden sein.

    Der Herr Jesus stellte hohe Anforderungen an die, die sei-ne Jnger sein wollten Ansprche, die in unserem heutigenbequemen Leben weitgehend bersehen werden. Viel zu oftbetrachten wir unser Christsein nur als ein Entrinnen vor derHlle und eine Garantie fr den Himmel.

    Darber hinaus meinen wir auerdem, wir htten das guteRecht, alles, was dieses Leben uns an Gutem bietet, zu genie-en. Wir wissen es wohl, dass es in der Bibel deutliche Verseber die Jngerschaft gibt, aber es fllt uns so schwer, sie mitunseren eigenen Vorstellungen ber das, was Christsein eigent-lich sein sollte, zu verbinden.

    Wir finden es durchaus in Ordnung, dass Soldaten ihr Le-

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    12/129

    11

    ben fr das Vaterland geben. Es befremdet uns nicht weiter,dass Kommunisten ihr Leben aus politischen Grnden lassen,aber dass Blut, Schwei und Trnen das Leben eines Chris-

    tusnachfolgers kennzeichnen, erscheint uns irgendwie fern lie-gend und schwer fassbar.

    Und doch sind die Worte Jesu klar genug. Es ist kaummglich, sie misszuverstehen, wenn wir sie in ihrem vollenWortlaut annehmen. Hier sind einige Bedingungen, wie sieuns vom Heiland der Welt dargelegt wurden:

    1. Alles bersteigende Liebe zu Jesus Christus

    So jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater,Mutter, Weib, Kinder, Brder, Schwestern, auch dazu seineigen Leben, der kann nicht mein Jnger sein (Lk 14,26).Das bedeutet nicht, dass wir Abneigung oder bse Absichten

    gegenber unseren Verwandten im Herzen tragen sollen. Esbedeutet vielmehr, dass unsere Liebe zu Christus so gro seinsoll, dass jede andere Liebe im Vergleich dazu nichts ist. Derschwerwiegendste Punkt in diesem Vers ist jedoch der Aus-druck: auch dazu sein eigen Leben. Die Eigenliebe isteines der am schwersten zu berwindenden Hindernisse frdie Jngerschaft. Nicht eher, als wir willig sind, unser Lebenvllig fr ihn hinzugeben, sind wir an dem Platz, an dem eruns haben will.

    2. Verleugnung unseres Ichs

    Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst (Matth16,24). Verleugnung unseres Ichs ist mehr als Enthaltsamkeit.Es bedeutet mehr als Verzicht auf bestimmte Speisen, Vergn-gungen oder Besitztmer. Verleugnung unseres Ichs bedeuteteine vllige Hingabe an die Herrschaft Jesu Christi, so dassdas eigene Ich berhaupt keine Rechte und Ansprche hat. Es

    bedeutet, dass das Ich einfach abdankt. Das ist in den Worten

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    13/129

    12

    Henry Martyns ausgedrckt: Herr, lass mich keinen eigenenWillen haben, noch lass mich mein wahres Glck auch nur einwenig in der Abhngigkeit von etwas, was mir von auen her

    begegnen kann, sehen, sondern lass alles in mir mit deinemWillen bereinstimmen.

    Mein herrlicher Sieger, gttlicher Knig, nimm diesedir ergebnen Hnde in die deinen. Endlich ist mein Willeganz dein eigen, und ich bin frhlicher Untertan an deinemThron.

    Herrlicher Sieger, gttlicher Sohn,Dir weihe ich, Herr, meine Hnde.Lngst ist mein Wille der Deine schon,alles fr Dich nur verwende!

    H. G. C. Moule

    3. Wohlberlegte Wahl des Kreuzes

    Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst undnehme sein Kreuz auf sich (Matth 16,24b). Das Kreuz istnicht eine physische Schwche oder ein geistiger Schmerz;diese Dinge sind allen Menschen gemeinsam. Das Kreuz istein Weg, der nach reiflicher berlegung gewhlt wurde. Esist ein Weg, der, solange diese Welt besteht, voll Unehreund Schmach ist (C.A. Coates). Das Kreuz veranschaulichtdie Schande, Verfolgung und Schmach, mit der die Welt denSohn Gottes berhufte und welche die Welt auch auf alle dieladen wird, die sich entschieden haben, gegen den Strom zuschwimmen. Jeder Glubige kann dem Kreuz einfach dadurchentgehen, dass er sich der Welt und ihren Wegen anpasst.

    4. Ein Leben in der Nachfolge Christi

    Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und

    nehme sein Kreuz auf sich und folge mir (Matth 16,24). Um

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    14/129

    13

    zu verstehen, was das bedeutet, muss man sich selbst fragen:Was kennzeichnete das Leben des Herrn Jesus? Es war einLeben des Gehorsams gegenber Gott. Es war ein Leben in

    der Kraft des Heiligen Geistes. Es war ein Leben des selbst-losen Dienstes an anderen. Es war ein Leben der Geduld, desLeidens und der Ausdauer trotz boshafter Misshandlungen.Es war ein Leben voller Eifer, voller Verausgabung, ein Lebender Selbstbeherrschung, der Sanftmut, der Freundlichkeit, derTreue und der Hingabe (Gal 5,22.23). Wenn wir seine Jn-

    ger sein wollen, mssen wir wandeln wie er. dass ihr vielFrucht bringet und werdet meine Jnger (Joh 15,8).

    5. Innige Liebe zu allen, die Christus gehren

    Dabei wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jnger seid,so ihr Liebe untereinander habt (Joh 13,35). Das ist die Liebe,

    die andere hher achtet als sich selbst. Es ist die Liebe, welchedie Menge der Snden bedeckt. Es ist die Liebe, die langmtigund freundlich ist. Die Liebe ist langmtig und freundlich.Die Liebe neidet nicht und prahlt nicht. Sie tut nicht ground ist nicht aufgeblasen. Sie verletzt nicht den Takt, sie istfrei von Selbstsucht. Sie kennt keine Bitterkeit, sie trgt nichtsBses nach, sie hat kein Gefallen am Unrecht, sie freut sichaber der Wahrheit. Alles trgt sie, alles glaubt sie, alles hofft sie,alles duldet sie (1Kor 13,4-7. Nach Bruns). Ohne diese Liebewre die Jngerschaft ein kalter, gesetzlicher Zwang.

    6. Stetes Bleiben in seinem Wort

    So ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr meine rech-ten Jnger (Joh 8,31b). Rechte Jngerschaft muss von Dauersein. Es ist leicht, einen guten Anfang zu machen und mitflammender Begeisterung loszustrmen, aber die Probe auf dieEchtheit ist das Ausharren bis zum Ende. Wer seine Hand

    an den Pflug legt und sieht zurck, der ist nicht geschickt

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    15/129

    14

    zum Reich Gottes (Lk 9,62b). Das krampfhafte Befolgen derSchrift tut es nicht. Christus wnscht sich solche, die ihm instetem, glubigen Gehorsam folgen.

    Herr, lass mich niemals rckwrts sehn,wenns Pflgen oftmals Trnen kostetund manchmal gar die Pflugschar rostet.Herr, lass mich niemals rckwrts sehn.

    7. Alles aufgeben, um ihm zu folgen

    Also auch ein jeglicher unter euch, der nicht absagt allem,was er hat, kann nicht mein Jnger sein (Lk 14,33). Das istvielleicht die unpopulrste aller Bedingungen, die Christus frdie Nachfolge stellt, und sie mag sich sehr wohl als der un-bequemste Vers in der Bibel berhaupt erweisen. Die klugen

    Theologen mgen tausend Grnde dafr angeben, warumdieses Wort eigentlich gar nicht das bedeutet, was es aussagt,aber einfache Jnger Jesu nehmen es buchstblich so, wie esdasteht, und wissen, dass der Herr Jesus genau wusste, was ersagte. Was ist nun mit allem absagen gemeint? Es bedeutetden Verzicht auf materielle Werte, die nicht unbedingt zumLeben notwendig sind und die zur Verbreitung des Evange-liums verwandt werden knnten. Der Mann, der allem ent-sagt, wird dadurch nicht etwa zum hilflosen Miggnger; erarbeitet im Gegenteil schwer, um fr die laufenden Bedrf-nisse seiner Familie und seiner selbst zu sorgen. Da aber dieLeidenschaft seines Lebens der Fortgang der Sache Christi ist,setzt er alles, was er nicht unbedingt braucht, fr das Werkdes Herrn ein und berlsst die Zukunft Gott. Indem er zu-erst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit trachtet,glaubt er daran, dass es ihm nie an Nahrung und Kleidungmangeln wird. Er kann einfach nicht mit gutem Gewissen G-

    ter anhufen, whrend Seelen verloren gehen, weil niemand

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    16/129

    15

    ihnen das Evangelium bringt. Er will sein Leben nicht damitvergeuden, dass er Reichtmer anhuft, die in die Hnde desTeufels fallen, wenn Christus fr seine Heiligen wiederkommt.

    Er will dem Gebot Christi gegen die An hufung von Schtzenauf Erden gehorchen. Er entsagt allem, indem er hingibt, waser doch nicht ewig halten kann und was er nun nicht mehrliebt.

    Dieses sind also die sieben Voraussetzungen zur NachfolgeChristi. Sie sind klar und unzweideutig. Der Schreiber dieses

    Bchleins ist sich darber im Klaren, dass er sich selbst durchdiese Aufstellung als einen unntzen Knecht verurteilt. Sollteaber Gottes Wahrheit durch das Versagen des Volkes Gottesfr immer verschwiegen werden? Ist es nicht wahr, dass dieBotschaft immer grer ist als der Botschafter selbst? Ist nichtGott allein wahrhaftig und jeder Mensch ein Lgner? Sollten

    wir nicht mit einem alten Weisen sagen: Dein Wille geschehe,wenn auch durch meine eigene Unzulnglichkeit?

    Indem wir unsere begangenen Fehler bekennen, lasst unsden Ansprchen Christi an uns mutig begegnen und von jetztan danach trachten, wahre Jnger unseres herrlichen Herrnzu sein.

    der in euch angefangen hat das gute Werk, der wirdsauch vollfhren (Phil 1,6).

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    17/129

    16

    Allem entsagen

    Also auch ein jeglicher unter euch, der nicht absagt allem, waser hat, kann nicht mein Jnger sein (Lk 14,33).

    Um ein Jnger des Herrn Jesus sein zu knnen, muss manallem absagen. Das ist die unmissverstndliche Bedeutungdieser Worte des Heilands. Es spielt keine Rolle, wie sehr wireiner solchen bertriebenen Forderung widerstreben mgen;

    gleichgltig, wie wir aufbegehren gegen solch eine unmg-liche und unkluge Forderung; die Tatsache bleibt bestehen,dass es ein Wort des Herrn ist, und er meint genau das, waser sagt.

    Zunchst sollten wir die nachstehenden, unverrckbarenWahrheiten ins Auge fassen:

    a) Jesus stellte diese Forderung nicht einer bestimmten aus-erwhlten Gruppe christlicher Arbeiter. Er sagte: Ein jeglicherunter euch

    b) Er sagte auch nicht, dass wir nur den guten Willen zuhaben brauchen, allem zu entsagen. Er sagte: Ein jeglicherunter euch, der nicht absagt

    c) Er sagte auch nicht, dass wir nur einem Teil unseres Be-sitzes entsagen sollen. Er sagte: Ein jeglicher unter euch, dernicht absagt allem,was er hat

    d) Er sagte auch nicht, dass eine weniger entschiedene Formder Jngerschaft fr denjenigen mglich ist, der an seinem Be-sitz festhlt. Jesus sagte: kann nicht mein Jnger sein.

    Wir sollten ber diese strikte Forderung nicht so erstauntsein. Sie ist nicht die einzige ihrer Art in der Bibel.

    Sagte Jesus nicht auch: Ihr sollt euch nicht Schtze sam-meln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und dadie Diebe nachgraben und stehlen; sammelt euch aber Schtzeim Himmel (Matth 6,19.20a)?

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    18/129

    17

    Wie Wesley ganz richtig sagte: Schtze auf Erden zu sam-meln, ist vom Herrn genauso klar verboten worden wie Ehe-bruch und Mord.

    Sagte Jesus nicht: Verkaufet, was ihr habt, und gebetAlmosen (Lk 12,33)? Wies er nicht den reichen Mann an:Verkaufe alles, was du hast, und gibs den Armen, so wirst dueinen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach(Lk 18,22)? Wenn er nicht genau das meinte, was er sagte, washat er denn dann gemeint?

    Traf es nicht zu fr die Glubigen der Urgemeinde, dass sie ihre Gter und Habe verkauften und teilten sie aus unteralle, nach dem jedermann not war (Apg 2,45)?

    Ist es nicht so, dass viele der Heiligen Gottes durch dieJahrhunderte hindurch buchstblich allem entsag ten, um Je-sus zu folgen?

    Antony Norris Groves und seine Frau, unter den erstenMissionaren in Bagdad, kamen zu der berzeugung, dass sieaufhren mssten, Schtze auf Erden zu sammeln, und dasssie ihr gesamtes betrchtliches Einkommen ganz dem Herrnweihen sollten zu seinem Dienst.

    C.T. Studd entschloss sich, Christus sein ganzes Vermgenhinzugeben und die wunderbare Gelegenheit zu ergreifen, dieder reiche Jngling versumt hatte Es war schlichter Ge-horsam gegenber den schwarz auf wei dargelegten Gebotendes Wortes Gottes. Nachdem er Tausende fr das Werk desHerrn gegeben hatte, legte er einen Betrag von 9 588 Dollar,das sind etwa 38 350 DM, fr seine Braut zurck. Sie jedochfragte ihn: Was gebot der Herr dem reichen Jngling? Ver-kaufe alles. Nun, so wollen wir gleich bei unserer Hochzeitganz klar mit dem Herrn anfangen. Und fort ging das Geldan christliche Missionen.

    Derselbe Geist der Hingabe bewegte Jim Elliot. Er schrieb

    in sein Tagebuch: Vater, lass mich schwach sein, auf dass ich

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    19/129

    18

    die Kraft verliere zum Umklammern von weltlichen Dingen.Mein Leben, mein Ansehen, mein Besitz Herr, nimm vonmir die Neigung meiner Hand zum Ergreifen und Festhalten.

    Ach, Vater, dass doch von mir weiche das Verlangen schonnach dem bloen Streicheln. Wie oft habe ich den festen Griffgelockert, nur um mir das zu erhalten, was ich in harmlosemVerlangen so sehr schtzte das liebkosende Berhren. Nein,ffne vielmehr meine Hand zum Aufnehmen des Kreuzigungs-nagels, Vater, wie die Hand Jesu Christi auf dass ich, indem

    ich alles loslasse, selber losgelassen werde, los von allem, wasmich jetzt noch bindet. Auch bei Jesus war das Sehnen undTrachten auf den Himmel gerichtet, ja, auf die Einheit mit dir,Vater, nicht auf Dinge, die man umklammert. So gib denn,Vater, dass ich loslasse. (Aus Im Schatten des Allmchtigenvon Elisabeth Elliot.)

    Unser unglubiges Herz will uns weismachen, dass es un-mglich sein wrde, die Worte des Herrn wrtlich zu nehmen.Wenn wir allem entsagten, wrden wir verhungern. Schlie-lich mssen wir doch eine gewisse Vorsorge fr unsere eigeneund die Zukunft unserer Lieben treffen. Wenn jeder Christallem entsagte, wer sollte dann das Werk des Herrn finan-zieren? Und wenn es nicht einige reiche Christen gbe, wieknnten je die hhergestellten Leute erreicht werden? Undso ergieen sich in schneller Folge die Grnde dafr beruns, dass der Herr gar nicht gemeint haben knne, was ersagte.

    Tatschlich ist es aber so, dass Gehorsam gegenber denBefehlen des Herrn die vernnftigste und richtigste Art zu le-ben ist und gleichzeitig diejenige, welche die grte Freudehervorbringt. Das Zeugnis der Schrift und die Erfahrung leh-ren, dass niemand, der hingegeben fr Christus lebt, jemalsMangel leidet. Wenn ein Mensch Gott gehorcht, sorgt der

    Herr fr ihn. Der Mann, der allem entsagt, um Christus nach-

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    20/129

    19

    zufolgen, ist kein hilfloser Armer, der von seinen Mitchristenerwartet, dass sie ihn erhalten.

    1. Er ist arbeitsam. Er schafft fleiig fr seine eigenen Be-

    drfnisse und die seiner Familie.2. Er ist mig. Er lebt so sparsam wie mglich, so dass

    alles, was ber die wirklich notwendigen Bedrfnisse hinaus-geht, fr des Herrn Sache gegeben werden kann.

    3. Er beweist Voraussicht. Anstatt auf Erden Reichtmer zuhufen, legt er sich einen Schatz im Himmel an.

    4. Er vertraut Gott fr die Zukunft. Anstatt die beste Zeitseines Lebens dazu zu verwenden, reichliche Rcklagen fr dieZeit seines Alters zu schaffen, gibt er das Beste fr den DienstChristi und vertraut ihm fr die Zukunft. Er glaubt daran,dass, wenn er am ersten nach dem Reich Gottes und nach sei-ner Gerechtigkeit trachtet, es ihm niemals an Nahrung und

    Kleidung mangeln wird (Matth 6,33). Es ist fr ihn einfachunvernnftig, Reichtmer fr schlechte Tage zu sammeln. Erwrde das folgendermaen begrnden:

    a) Wie knnte ich mit gutem Gewissen besondere Gelder zurSeite legen, wenn die Mittel gerade jetzt zur Errettung von See-len benutzt werden knnten? Wenn aber jemand dieser WeltGter hat und sieht seinen Bruder darben und schliet seinHerz vor ihm zu wie bleibt die Liebe Gottes bei ihm? (1Joh3,17).

    Betrachte dies wichtige Gebot: Du sollst deinen Nchs-ten lieben wie dich selbst (3Mo 19,18). Kann von uns wirk-lich gesagt werden, dass wir unseren Nchsten wie uns selbstlieben, den wir doch verhungern lassen, obwohl wir genug, ja,noch brig haben? Ich mchte alle die aufrufen, welche dieFreude erfahren haben, die unaussprechliche Gabe Gottes zukennen, und fragen: Wrdet ihr dieses Wissen eintauschen gegen tausend Welten? So wollen wir denn auch nicht die

    Mittel zurckhalten, durch welche andere dieses wunder-

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    21/129

    20

    bare Wissen und himmlischen Trost erlangen knnen (A.N.Groves).

    b) Wenn wir wirklich glauben, dass die Wiederkunft Chris-

    ti bevorsteht, dann wnschen wir auch, dass unser Geld sofortnutzbringend verwendet wird. Andernfalls gehen wir das Ri-siko ein, dass es in die Hand des Teufels fllt Geld, das dochzu ewigem Segen htte benutzt werden knnen.

    c) Wie knnen wir den Herrn mit gutem Gewissen bitten,Mittel fr christliche Arbeit zu beschaffen, wenn wir selbst

    Geld besitzen, das wir nicht fr diesen Zweck hergeben wol-len? Alles fr Christus hinzugeben, bewahrt uns vor Heucheleiim Gebet.

    d) Wie knnen wir anderen den Ratschluss Gottes pre-digen, wenn darin bestimmte Wahrheiten wie diese ent-halten sind, denen wir selbst nicht gehorcht haben? In einem

    solchen Fall wrde unser Tun unsere Lippen verschlieen.e) Die Klugen dieser Welt legen reichliche Rcklagen fr

    die Zukunft beiseite. Dies bedeutet, nicht im Glauben, son-dern im Schauen zu wandeln. Der Christ ist aber zu einemLeben in der Abhngigkeit von Gott berufen. Wenn er aufErden Schtze anlegt wie unterscheidet er sich dann von derWelt und ihrer Weise?

    Sehr hufig ist der Einwand zu hren, dass wir fr die Zu-kunft unserer Familie sorgen mssen; andernfalls wren wirschlechter als die Unglubigen. Die beiden nachstehendenVerse werden zur Besttigung dieser Ansicht benutzt:

    Denn es sollen nicht die Kinder den Eltern Schtze sam-meln, sondern die Eltern den Kindern (2Kor 12,14).

    So aber jemand die Seinen, sonderlich seine Haus-genossen, nicht versorgt, der hat den Glauben verleugnet undist rger als ein Heide (1Tim 5,8).

    Das sorgfltige Studium dieser Verse zeigt uns, dass sie

    mit den laufenden Bedrfnissen zu tun haben und nicht mit

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    22/129

    21

    zuknftigen Ausgaben. Den ersten Vers gebraucht Paulus iro-nisch. Er stellt sich als Elternteil dar, und die Korinther sindseine Kinder. Er hat sie finanziell nicht belastet, obwohl er als

    Diener Gottes das Recht dazu gehabt htte. Er war jedochihr Vater im Glauben, und im Allgemeinen sorgen die Elternfr ihre Kinder und nicht umgekehrt. Es geht hier berhauptnicht um die Sorge der Eltern fr die Zukunft ihrer Kinder.Der ganze Abschnitt befasst sich lediglich mit der Befriedi-gung der augenblicklichen Bedrfnisse des Paulus, nicht sei-

    ner eventuellen zuknftigen Nte. In 1. Timotheus 5,8 bringtder Apostel die Versorgung armer Witwen zur Sprache. Erbesteht darauf, dass deren Angehrige fr diese Versorgungverantwortlich sind. Wenn keine Verwandten da sind, oderwenn sie dieser Verpflichtung nicht nachkommen, dann solldie rtliche Gemeinde fr die glubigen Witwen sorgen. Auch

    hier geht es nur um gegenwrtige, nicht um zuknftige Be-drfnisse. Gottes Wille ist, dass die Glieder am Leibe Christifr die augenblicklichen Bedrfnisse ihrer Mitglubigen sor-gen sollten: Es ist allein eine Sache des Mitteilens. So dienejetzt euer berfluss ihrem Mangel, und spter diene ihr ber-fluss eurem Mangel. So teilen wir uns gegenseitig mit, wie dieSchrift sagt: Der viel sammelte, hatte nicht berfluss, und derwenig sammelte, hatte nicht Mangel (2Kor 8,15).

    Ein Christ, der meint, er msse fr die Zukunft sorgen,sieht sich dem schwierigen Problem gegenber, dass er nichtwei, wie viel denn nun genug sei. Deshalb bringt er sein Le-ben damit zu, nach einem Vermgen unbestimmter Hhe zustreben und versumt dabei das Vorrecht, sein Bestes fr denHerrn Jesus Christus zu geben. Schlielich gelangt er an dasEnde eines vergeudeten Lebens und muss erkennen, dass alleseine Bedrfnisse sowieso befriedigt worden wren, wenn ereinfach von ganzem Herzen fr den Herrn gelebt htte.

    Wenn die Christen die Worte des Herrn Jesus buchstblich

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    23/129

    22

    nhmen, gbe es keinen Geldmangel im Werk des Herrn. DasEvangelium wrde mit steigender Macht hinausgehen und inwachsendem Umfang gepredigt werden. Wenn irgendein Jn-

    ger in Not geriete, wrde es den anderen Jngern Freude undVorrecht sein, mit ihm zu teilen, was sie haben.

    Der Einwand, dass es wohlhabende Christen geben msse,um die Reichen in dieser Welt zu erreichen, ist absurd. Pauluserreichte des Kaisers Haushalt, als er ein Gefangener war (Phil4,22). Wenn wir Gott gehorchen, knnen wir ihm auch ver-

    trauen, dass er die Umstnde fhrt.Das Beispiel des Herrn Jesus sollte in dieser Sache aus-

    schlaggebend sein! Der Knecht steht nicht ber seinem Meis-ter. Es steht dem Knecht nicht gut, danach zu trachten, reich,gro und geehrt zu sein in dieser Welt, in der sein Meister arm,gering und verachtet war (Georg Mller).

    Die Leiden Christi schlossen Armut ein (2Kor 8,9). Na-trlich muss Armut nicht Lumpen und Schmutz bedeuten,aber es schliet den Mangel an Reserven ein und das Fehlender Mittel, um luxuris zu leben. Vor etwa dreiig Jahren wiesAndrew Murray darauf hin, dass der Herr und seine Apostelniemals das Werk, das ihnen aufgetragen war, htten vollendenknnen, wenn sie nicht ganz arm gewesen wren. Wer andereemporheben will, muss sich selbst niederbeugen wie der Sa-mariter und weitaus die Mehrzahl der Menschheit ist immerarm gewesen und ist es heute noch (A.N. Groves).

    Die Leute wenden ein, dass es gewisse materielle Besitzt-mer gibt, die fr das husliche Leben notwendig sind. Dasstimmt.

    Manche Leute fhren an, dass christliche Geschftsleuteeine bestimmte Menge Kapital haben mssen, um heutzutageein Geschft zu fhren. Das ist wahr. Andere Leute wendenein, dass es Besitztmer gibt, wie zum Beispiel ein Auto, die

    sehr wohl zur Verherrlichung Gottes benutzt werden knnen.

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    24/129

    23

    Das stimmt ebenfalls. ber diese gerechtfertigten Notwendig-keiten hinaus sollte ein Christ aber gengsam und opferfreu-dig leben, um der Ausbreitung des Evangeliums willen. Sein

    Wahlspruch sollte sein: Arbeite schwer, verbrauche wenig, gibviel und das alles fr den Herrn (A.N. Groves).

    Jeder von uns steht verantwortlich vor Gott fr das, wasfr ihn allem entsagen bedeutet. Der eine Glubige kanndas nicht einem anderen bertragen; jeder Einzelne muss sohandeln, wie es ihm nach persnlicher Prfung vor dem Herrn

    klar wird. Es ist eine ausgesprochen persnliche Angelegen-heit.

    Es ist mglich, dass der Herr jemanden als Ergebnis einersolchen Prfung in eine Haltung der Hingabe hineinfhrt, wiesie demjenigen bis dahin nicht bekannt war. Trotzdem ist keinRaum fr persnlichen Stolz vorhanden; unsere Opfer sind

    in Wirklichkeit gar keine Opfer, wenn wir sie im Licht vonGolgatha betrachten. Abgesehen davon geben wir dem Herrnnur das hin, was wir sowieso nicht halten knnen und was wiraufgegeben haben zu lieben.

    Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann,um damit zu gewinnen, was er nicht verlieren kann (JimElliot).

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    25/129

    24

    Hindernisse der Jngerschaft

    Jeder, der sich anschickt, Christus nachzufolgen, kann sichersein, dass sich mancherlei Fluchtwege vor ihm auftun werden.Es werden sich ihm zahlreiche Gelegenheiten bieten, zurck-zuweichen.

    Andere Stimmen werden auf ihn einreden und ihm vor-schlagen, etwas vom Kreuz abzuschneiden. Unsichtbare Mch-

    te stehen bereit, ihn vom Weg der Selbstverleugnung und derHingabe abzuhalten.

    Dies wird eindrcklich dargestellt in dem Bericht der drei,die Jesu Jnger htten sein knnen, die aber anderen Stimmenden Vorrang gegenber der Stimme Christi einrumten:

    Es begab sich aber, da sie auf dem Wege waren, sprach

    einer zu ihm: Ich will dir folgen, wo du hingehst. Und Je-sus sprach zu ihm: Die Fchse haben Gruben und die Vgelunter dem Himmel haben Nester, aber des Menschen Sohnhat nicht, da er sein Haupt hinlege. Und er sprach zu einemanderen: Folge mir nach. Der aber sprach: Herr, erlaube mir,dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Aber Jesussprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; gehe duaber hin und verkndige das Reich Gottes. Und ein anderersprach: Herr, ich will dir nachfolgen, aber erlaube mir zuvor,dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hausesind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pfluglegt und sieht zurck, der ist nicht geschickt zum Reich Got-tes (Lk 9,57-62).

    Drei nicht namentlich genannte Mnner standen Jesusvon Angesicht zu Angesicht gegenber. Sie fhlten einen in-neren Drang, ihm zu folgen, aber sie erlaubten, dass sich etwasanderes zwischen ihre Seele und eine vllige Hingabe an ihnstellte.

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    26/129

    25

    Herr Schnell

    Wir wollen den ersten Herrn Schnell nennen. Er hat zu vielSelbstvertrauen und ist deshalb zu schnell, ohne die Kosten

    zu berlegen. Er bot sich begeistert an, dem Herrn berallhinzu folgen. Ich will dir folgen, wo immer du hingehst. KeineKosten sollten ihm zu hoch sein, kein Kreuz zu schwer, keinWeg zu steinig!

    Die Antwort des Heilandes scheint auf den ersten Blick ingar keinem Zusammenhang mit dem bereitwilligen Angebot

    des Herrn Schnell zu stehen.Jesus sagte: Die Fchse haben Gruben, und die Vgel un-

    ter dem Himmel haben Nester, aber des Menschen Sohn hatnicht, da er sein Haupt hinlege. In Wirklichkeit war die Ant-wort des Herrn sehr passend. Es war so, als ob er sagte: Duerklrst, dass du willens bist, mir berallhin zu folgen, aber bist

    du auch gewillt, ohne jede Bequemlichkeit auszukommen? DieFchse besitzen mehr von den Annehmlichkeiten dieser Weltals ich. Die Vgel haben ein Nest, das sie ihr Eigen nennenknnen, aber ich bin ein heimatloser Wanderer auf der Erde,die meine Hnde geschaffen haben. Bist du bereit, die Sicher-heit eines Heimes zu opfern, um mir zu folgen? Bist du bereit,die normalen Bequemlichkeiten des Lebens aufzugeben, ummir treu ergeben zu dienen? Offensichtlich war dieser Mannnicht dazu bereit, denn wir hren in der Heiligen Schrift wei-ter nichts von ihm. Seine Liebe zur irdischen Bequemlichkeitwar grer als seine Hingabe an Christus!

    Herr Langsam

    Den zweiten Mann wollen wir Herr Langsam nennen, denner wollte noch etwas erledigen, bevor er dem Herrn folgenwrde. Er schiebt die Nachfolge auf. Er kam nicht von sichaus wie der erste; der Heiland berief ihn vielmehr zum Nach-

    folger. Seine Entgegnung war keine strikte Ablehnung. Es war

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    27/129

    26

    nicht so, dass er vllig uninteressiert am Herrn gewesen wre.Es war da nur etwas, was er gern vorher noch tun wollte. Das jedoch war seine Snde. Er stellte seine eigenen Ansprche

    vor den Anspruch Christi. Achten wir auf seine Antwort:Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vaterbegrabe.

    Nun ist es zwar vollkommen in Ordnung, dass ein Sohnseinen Eltern den gebhrenden Respekt entgegenbringt, undwenn ein Vater gestorben ist, so liegt es gewiss im Rahmen des

    christlichen Glaubens, dass man ihm ein wrdiges Begrbnisbereitet. Doch eine an sich im Leben angebrachte Hflichkeitwird zur Snde, wenn sie ber die Interessen des Herrn Jesusgestellt wird. Der wirkliche Ehrgeiz dieses Mannes ist aus sei-nen Worten zu erkennen: Herr, ich zuvor. Die anderenWorte, die er sagte, waren blo ein Versuch, seinen tatsch-

    lichen Wunsch, sich selbst voranzustellen, zu verbergen.Offensichtlich hat er nicht begriffen, dass die Worte Herr,

    ich zuvor ein Widerspruch und eine Unmglichkeit insich sind. Wenn Christus wirklich der Herr ist, dann muss erzuerst kommen. Wenn das persnliche Frwort Ich auf demThron sitzt, hat Christus keine Befehlsgewalt mehr.

    Herr Langsam musste erst eine Arbeit vollenden, und erstellte diese Arbeit an die erste Stelle. Es war deshalb ange-bracht, dass Jesus zu ihm sprach: Lass die Toten ihre Totenbegraben; gehe du aber hin und verkndige das Reich Gottes.Wir knnen seine Worte auch wie folgt abwandeln: Es gibtbestimmte Dinge, die ein geistlich Toter genauso wie ein Glu-biger tun kann. Sieh zu, dass du dein Leben nicht mit Sachenzubringst, die ein unbekehrter Mensch genauso gut tun knn-te. Lass die geistlich Toten ruhig die leiblich Toten begraben.Aber was dich angeht sei unabkmmlich. Der Haupttriebdieses Lebens sei, meine Sache auf Erden voranzutreiben.

    Der Preis scheint Herrn Langsam zu hoch gewesen zu

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    28/129

    27

    sein; er verschwand von der Bhne der Zeit im namenlosenSchweigen.

    Wie uns der erste Mann veranschaulicht, dass materielle

    Bequemlichkeit ein Hindernis fr die Jngerschaft ist, so zeigtuns der zweite, wie die Arbeit oder der Beruf den Vorrang vordem Hauptzweck eines Christenlebens gewinnen kann. Es istnichts Unrechtes an normaler Arbeit. Gottes Wille ist, dass einMann fr seine Bedrfnisse und fr die seiner Familie arbeitensoll. Aber das Leben wahrer Jngerschaft gebietet es, dass wir

    das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit als erstes suchen. EinGlubiger soll sein Leben nicht damit verbringen, zu tun, wasdie Unbekehrten ebenso gut, wenn nicht besser, erledigen kn-nen. Die Ausbung einer Beschftigung soll nur dazu dienen,fr die laufenden Bedrfnisse zu sorgen, whrend die Haupt-berufung eines Christen ist, das Reich Gottes zu predigen.

    Herr Einfach

    Der dritte Mann soll Herr Einfach genannt werden, weil eres sich zu einfach macht. Er stellt die Liebe zu seiner Familiean den ersten Platz in seinem Leben, und nicht den Herrn. Ergleicht dem ersten insofern, als auch er sich freiwillig anbietet,dem Herrn zu folgen. Dem zweiten ist er darin hnlich, dasser die gleichen Worte des Widerspruchs gebraucht: Herr, ich zuvor. Er sagt: Herr, ich will dir nachfolgen, aber erlaubemir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in mei-nem Hause sind. Wiederum mssen wir zugeben: an seinerEntgegnung ist nichts FalscHes Es steht nicht im Gegensatzzu Gottes Gebot, liebevolle Anteilnahme an seinen Verwand-ten zu nehmen oder die Regeln der Hflichkeit zu beachten,wenn man sie verlsst. Worin hat also dieser Mann versagt? Eswar dies: Die innige Verbindung zu seiner Familie war ihmwichtiger als der Herr Jesus. Damit verdrngte er den Herrn

    vom ersten Platz.

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    29/129

    28

    So sagte ihm der Herr Jesus mit durchdringender Einsicht:Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurck, der istnicht geschickt zum Reich Gottes. Mit anderen Worten: Mei-

    ne wirklichen Jnger sind nicht aus solch einem egoistischen,weichlichen Stoff gemacht wie du. Ich brauche Menschen, diebereit sind, auf husliche Bindungen zu verzichten; solche, dienicht von sentimentalen Angehrigen abgelenkt werden; sol-che, die mich ber alles in ihrem Leben stellen. Wir mssenannehmen, dass Herr Einfach Jesus verlie und traurig seiner

    Wege ging. Seine ehrliche Absicht, ein Jnger zu sein, zerbracham Felsen seiner Zuneigung zur Familie. Er blieb hart gegen-ber dem Herrn. Vielleicht war es eine weinende Mutter, dieschluchzte: Du wirst das Herz deiner Mutter brechen, wenndu aufs Missionsfeld gehst! Wir wissen es nicht. Alles, was wirwissen, ist, dass die Bibel gndig davon absieht, den Namen

    dieses verzagten Mannes zu nennen, der in dem er sich zu-rckwandte die grte Gelegenheit seines Lebens versumteund die Inschrift auf seinem Grabe verdiente: Nicht geschicktzum Reich Gottes.

    Zusammenfassung

    Dieses sind also drei der Haupthindernisse fr die Jngerschaft,dargestellt anhand von drei Mnnern, die nicht gewillt waren,den ganzen Weg mit dem Herrn zu gehen.

    Herr Schnell er war zu schnell, ohne die Kosten zu ber-schlagen, voll Selbstvertrauen. Aber er war nicht in der Lage,auf Bequemlichkeiten zu verzichten.

    Herr Langsam er war zu langsam, weil er gebremst wardurch eine Beschftigung oder den Beruf. Diese Dinge warenihm wichtiger als der Herr.

    Herr Einfach macht es sich zu einfach, indem er seinerFamilie den ersten Platz gibt vor dem Herrn Jesus.

    Der Herr Jesus ruft auch heute noch wie er schon immer

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    30/129

    29

    gerufen hat Mnner und Frauen, die ihm tapfer und hinge-geben folgen wollen.

    Die Versuchung zum Zurckweichen ist noch immer da,

    und sie tritt mit bittenden Worten an uns heran: Schone dichdoch! Das sei ferne von dir!

    Nur wenige sind bereit, darauf zu antworten:Jesus, dein Kreuz will ich tragen, will verlassen Welt und

    Snd, gern will ich Verfolgung leiden, du liebst mich ja alsdein Kind. Ich will folgen dir, mein Heiland, du vergossest

    dein Blut fr mich. Ob die Welt mich auch verachtet: Duverlssest mich ja nicht! Lass in dir mich ganz verlieren, die-ser Welt gestorben sein, du alleine sollst mich fhren, du bistmein und ich bin dein. Mgen Freunde mich verlassen, meinErbarmer bleibt mir doch. Mag die ganze Welt mich hassen,liebst du mich, mein Heiland, noch.

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    31/129

    30

    Jnger sind Verwalter

    Es waren Jnger, an die sich das Gleichnis vom ungerechtenVerwalter in Lukas 16 richtete.

    In diesem Gleichnis legt der Heiland Grundstze dar, die fralle Jnger zu allen Zeiten gelten. Letzten Endes sind die JngerChristi im Wesentlichen Verwalter, die mit der Sorge um SeinEigentum und SeineInteressen hier auf Erden betraut sind.

    Das Gleichnis steckt voller Schwierigkeiten. Scheinbarempfiehlt es Unlauterkeit und Unehrlichkeit, aber wenn wirseine eigentliche Bedeutung verstehen, enthlt es viele uerstwichtige Belehrungen.

    Knapp zusammengefasst lautet die Geschichte folgender-maen: Ein reicher Gutsbesitzer hatte einen Verwalter ber

    sein Geschft bestellt. Im Laufe der Zeit erfuhr der Herr aber,dass der Angestellte sein Geld verschwendete. Nach einer so-fortigen Rechnungsprfung bermittelte er sodann dem Ver-walter die Nachricht ber dessen bevorstehende Kndigung.

    Der Verwalter seinerseits wurde sich nun seiner dsterenZukunftsaussichten bewusst. Er war zu alt fr harte, krper-liche Arbeit und er schmte sich, betteln zu gehen. So ent-warf er einen Plan, wie er sich Freunde fr die Zukunft si-chern knnte. Er ging zu einem Schuldner seines Herrn undfragte ihn: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? DieAntwort lautete: Hundert Bat l. Gut, sagte der Verwal-ter, zahle die Hlfte und wir werden es damit gut sein lassen.Dann ging er zu einem anderen Schuldner seines Herrn undfragte: Wie viel schuldest du? Der Kunde entgegnete: Hun-dert Kor Weizen. Gut, zahle achtzig und wir betrachten dieRechnung als bezahlt.

    Der Kommentar, der nun folgt, ist noch schockierender alsdie Machenschaften des ungerechten Verwalters:

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    32/129

    31

    Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil erklug gehandelt hatte; denn die Shne dieser Welt sind klgerals die Shne des Lichts (V. 8).

    Wie nun aber sollen wir diese scheinbare Billigung unehr-licher Geschftspraktiken verstehen? Eins ist sicher. Weder derHerr des Verwalters, noch unser Herr lobte je solche Unehr-lichkeit. Sie war es ja gerade, die anfnglich zu seiner Kndi-gung gefhrt hatte. Kein Rechtschaffener knnte jemals der-gleichen Betrgereien und solcher Untreue zustimmen. Was

    auch immer das Gleichnis lehrt, mit Sicherheit will es nichtsagen, dass Unterschlagung jemals zu rechtfertigen sei.

    Es gab nur eine Sache, fr die der ungerechte Verwalter ge-lobt werden konnte, und das war, dass er fr die Zukunft Vor-sorge getroffen hatte. Er unternahm Schritte, um sich Freundezu sichern, wenn seine Anstellung als Verwalter schon beendet

    sein wrde. Er unternahm etwas fr das morgen, anstatt frdas heute zu leben.

    Das ist der springende Punkt des Gleichnisses. Weltlichgesinnte Menschen bringen alle Energie auf, um fr kom-mende Tage zu sorgen, aber die einzige Zukunft ber diesie sich Gedanken machen ist ihr Alter, die Zeit ihres Ruhe-standes. So arbeiten sie fleiig, um sicherzustellen, dass sieihre Schrflein im Trockenen haben, wenn sie einmal nichtmehr ihren eintrglichen Geschften nachgehen knnen. Beiihrem Streben nach sozialer Absicherung lassen sie nichtsunversucht.

    In diesem Sinne sind verlorene Menschen klger als Chris-ten. Um zu verstehen, warum das so ist, mssen wir aber be-greifen, dass die Zukunft des Christen sich nicht auf dieserErde abspielt, sondern im Himmel. Das ist der entscheidendePunkt. Fr den Unglubigen bedeutet Zukunft, die Zeit vonjetzt an bis zu seinem Tod. Fr ein Gotteskind bedeutet Zu-

    kunft eine Ewigkeit mit Christus.

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    33/129

    32

    Also lehrt das Gleichnis, dass Unglubige klger und tat-krftiger sind, wenn es darum geht, fr ihre Zukunft auf dieserErde zu sorgen, als es Christen bezglich ihrer Zukunft im

    Himmel sind.Vor diesem Hintergrund erklrt der Herr Jesus die prak-

    tische Anwendung der Lektion:

    Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechtenMammon, damit, wenn er zu Ende geht, man euch aufnehme

    in die ewigen Zelte.

    Mit ungerechtem Mammon ist Geld oder anderer materi-eller Besitz gemeint. Wir knnen diese Dinge benutzen, umSeelen fr Christus zu gewinnen. Menschen, die durch dentreuen Gebrauch unseres Geldes gewonnen wurden, werden

    hier Freunde genannt. Es werden Tage kommen, wo wireinmal nichts mehr tun knnen (entweder sterben wir oderwerden bei der Entrckung von Christus in den Himmel ge-nommen). Freunde, die wir dann durch unseren klugen Um-gang mit materiellem Besitz gewonnen haben werden, werdenuns dann gleichsam als Empfangskomitee in unseren ewigenWohnsttten willkommen heien.

    So also sorgen kluge Verwalter fr die Zukunft vor nicht,indem sie ihr kurzes Leben fr ein vergebliches Streben nachSicherheit auf Erden einsetzen; sondern indem sie leiden-schaftlich danach trachten, einmal im Himmel von Freundenumgeben zu sein, die durch ihr Geld fr Christus gewonnen wurden. Geld, das fr Bibeln, Neue Testamente, Schriften,Traktate und andere christliche Literatur ausgegeben wurde.Geld, das dafr eingesetzt wurde, um Missionare und anderechristliche Arbeiter zu untersttzen. Geld, das half, christlicheRadioprogramme und andere wertvolle christliche Aktivitten

    zu finanzieren. Kurz, Geld, das dazu verwendet wurde, um die

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    34/129

    33

    Verbreitung des Evangeliums auf irgendeine Art und Weisezu frdern. Die einzige Art, wie wir uns Schtze im Himmelsammeln knnen, ist, sie in etwas zu investieren, das in den

    Himmel kommt. Wenn ein Christ sieht, dass sein materieller Besitz dazu

    verwendet werden kann, kostbare Seelen zu erretten, verlierter seine Liebe fr Dinge. Luxus, Reichtum und materiellerGlanz verlieren ihren ursprnglichen Reiz fr ihn. Er sehntsich danach, dass der ungerechte Mammon sich gleichsam

    durch gttliche Chemie verwandelt und dabei Menschen ge-wonnen werden, die das Lamm in alle Ewigkeit anbeten. Er istvon der Mglichkeit fasziniert, ein Werk im Leben von Men-schen zu tun, das ewigen Ruhm fr Gott und ewigen Segen frdiese Menschen selbst hervorbringen wird. Er sprt etwas vondem Verlangen eines Rutherford:

    O, wenn ich doch eine Seele aus AnworthTreffen knnte an Gottes rechter HandSo wre mein Himmel zu zwei Himmeln gewordenIn ImmanuelsLand

    Anne R. Cousin

    Fr ihn sind alle Diamanten, Edelsteine und Perlen, alleBankanlagen, all die Versicherungspolicen, all die Villen, Ver-gngungsboote und prchtigen Autos nichts wie ungerechterMammon. Fr sich selbst verwendet, verderben sie, aber wennsie fr Christus ausgegeben werden, werfen sie eine ganzeEwigkeit lang ihren Ertrag ab.

    Die Art, wie wir mit materiellen Dingen umgehen, dasAusma, in welchem wir diese Dinge horten, ist ein Test frunseren Charakter. Der Herr betont dies in Vers 10:

    Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    35/129

    34

    im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht (Elber-felder).

    Hier bedeutet das Geringste die Verwaltung materieller Din-ge. Diejenigen, die treu sind, sind die, welche diese Dinge zumLobe Gottes und zum Segen fr andere Menschen einsetzen.Diejenigen, die untreu sind, sind diejenigen, welche ihren Be-sitz fr Komfort, luxurises Leben und eigenschtige Vergn-gungen ausgeben. Wenn man einem Mann in geringen Din-

    gen nicht vertrauen kann (materieller Besitz), wie sollte manihm eine wichtige Sache anvertrauen knnen (die Verwaltunggeistlicher Angelegenheiten). Wenn ein Mann mit dem un-gerechten Mammon untreu ist, wie kann man erwarten, dasser als ein Diener Christi und ein Verwalter des GeheimnissesGottes treu ist (1Kor 4,1)? Der Heiland geht daher mit seiner

    Argumentation noch einen Schritt weiter:Wenn ihr nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu

    gewesen seid, wer wird euch das Wahrhaftige anvertrauen?(Vers 11)

    Irdische Schtze sind keine wahren Reichtmer; ihr Wert istendlich und zeitlich. Geistliche Schtze sind wahre Reich-tmer; ihr Wert kann nicht gemessen werden und wird nieaufhren zu bestehen. Nur wenn ein Mann im Umgang mitmateriellen Dingen treu ist, kann er von Gott auch erwarten,dass dieser ihm geistlichen Reichtum in diesem Leben und dar-ber hinaus Schtze im Himmel anvertraut.

    Noch einmal weitet der Herr die Argumentation aus, indemEr sagt:

    Und wenn ihr mit dem Fremden nicht treu gewesen seid, wer

    wird euch das Eure geben? (Vers 12)

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    36/129

    35

    Materielle Dinge gehren uns nicht; sie gehren Gott. Alles,was wir besitzen, ist uns von Gott als heiliges Gut zur Verwal-tung anvertraut. Alles, was wir unser Eigen nennen knnen,

    sind die Frchte fleiigen Bibelstudiums und Dienstes hier aufErden und die Belohnung fr treue Verwalterschaft im Him-mel.

    Wenn wir uns im Umgang mit Gottes Besitz nicht als treuerwiesen haben, dann knnen wir auch nicht erwarten, in dietiefen Wahrheiten des Wortes Gottes in diesem Leben einzu-

    dringen, noch Lohn im knftigen Leben zu erhalten.Gleichsam als Hhepunkt bezeugt der Herr nun eindring-

    lich, indem er die Lehre des gesamten Gleichnisses zusammen-fasst:

    Kein Haussklave kann zwei Herren dienen; denn entweder

    wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wirddem einen anhangen und den anderen verachten. Ihr knntnicht Gott dienen und dem Mammon (Vers 13).

    Es kann keine geteilte Treue geben. Ein Jnger kann nicht frzwei Welten leben. Ein Verwalter liebt entweder Gott oder er

    liebt das Geld. Wenn er das Geld liebt, dann hasst er Gott.Und, vergiss nicht, dies wurde fr Jnger geschrieben, nichtfr verlorene Menschen.

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    37/129

    36

    Eifer

    Einem Jnger wird nicht vorgeworfen, wenn er keine groengeistigen Fhigkeiten besitzt. Es wird einem Jnger auch nichtvorgehalten, wenn er wenig krperliche Geschicklichkeit oderKraft hat. Aber ein Jnger muss Eifer haben. Kein Jnger kannentschuldigt werden, der keinen Eifer besitzt. Wenn sein Herznicht mit brennender Liebe zum Herrn erfllt ist, so ist er

    verloren.Christen sind nmlich Nachfolger dessen, der gesagt hat:

    Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen (Joh 2,17). IhrHeiland wurde verzehrt von Leidenschaft fr Gott und seineInteressen. In seiner Nachfolge gibt es keinen Platz fr Halb-herzige.

    Der Herr Jesus lebte in einem Zustand geistlicher Span-nung. Dies wird angedeutet durch seine Worte: Aber ichmuss mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe, und wie istmir so bange, bis sie vollendet werde (Lk 12,50). Und wei-ter durch seine denkwrdige uerung: Ich muss wirken dieWerke des, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommtdie Nacht, da niemand wirken kann (Joh 9,4).

    Der Eifer Johannes des Tufers wurde ihm vom Herrn be-scheinigt, indem er sagte: Er war ein brennend und scheinendLicht (Joh 5,35).

    Der Apostel Paulus war auch ein Eiferer. Jemand hat ver-sucht, seine Inbrunst in der folgenden Darstellung wiederzu-geben:

    Es ist ein Mann, der unbesorgt darum ist, ob er sichFreunde erwirbt; ohne die Hoffnung auf oder den Wunschnach weltlichem Besitz; ohne Kummer wegen weltlicher Ver-luste; ohne Besorgnis um sein irdisches Leben; ohne Todes-furcht. Er ist ein Mann ohne Stellung, Heimat und Stand, ein

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    38/129

    37

    Mann mit einem Gedanken: Das Evangelium von Christus.Ein Mann, der nur einen einzigen Zweck verfolgt: die Verherr-lichung Gottes. Ein Narr und zufrieden damit, um Christi

    willen fr einen Narren gehalten zu werden. Mag er von derWelt mit den Titeln Schwrmer, Fanatiker, Schwtzer oder alsundefinierbar bezeichnet werden. Ja, lass es doch so sein.

    Aber wenn sie ihn einen Geschftsmann nennen wrden,oder Verwalter, guten Brger, Mann von Welt, einen Reichen,Gelehrten oder als einen mit gesundem Menschenverstand,

    wo wre das ein Zeichen, dass er seinen Charakter verlorenhat. Er muss reden oder aber sterben, und wenn er gleich str-be, wrde er trotzdem reden. Er hat keine Ruhe, sondern eiltber Land und Meer, ber Felsen und durch pfadlose Wsten.Er ruft laut, spart nicht mit Worten und kann nicht aufge-halten werden. Im Gefngnis erhebt er seine Stimme, und in

    den Gefahren auf dem Meer schweigt er nicht. Vor grausamenKonzilien und gekrnten Knigen zeugt er von der Wahrheit.Nichts, auer dem Tod, kann seine Stimme zum Schweigenbringen, und sogar in den Augenblicken vor seinem Tod, ehedas Beil seinen Kopf vom Rumpf trennt, predigt, betet, zeugt,bekennt, bittet und streitet er und segnet schlielich noch dasgrausame Volk um sich her.

    Andere Gottesmnner haben denselben brennendenWunsch gehabt, Gott zu gefallen.

    Manche brauchen Glockenklang,Orgel und Kapelle.Ich will Lebensretter seinam Eingang zu der Hlle. C.T. Studd

    brigens war es ein von einem Atheisten verfasster Artikel,der Studd zur vlligen bergabe an Gott anspornte. Dieser

    Artikel lautete wie folgt:

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    39/129

    38

    Wenn ich fest daran glaubte wie es Millionen zu tunvorgeben , dass das Wissen um und das praktische Auslebender Religion in diesem Leben das Schicksal im anderen Leben

    beeinflusst, dann wrde mir die Religion alles bedeuten. Ichwrde irdische Vergngungen als Unrat abtun, irdische Sorgenals Torheiten und irdische Gedanken und Gefhle als Eitel-keiten. Die Religion wrde mein erster Gedanke beim Erwa-chen und mein letztes Bild vor Augen sein, ehe mich der Schlafins Unbewusste sinken liee. Ich wrde ausschlielich zu ih-

    rem Zweck leben. Ich wrde allein fr die Ewigkeit Gedankenfassen. Ich wrde eine fr den Himmel gewonnene Seele einesganzen Lebens voller Leiden fr wert erachten. Irdische Folgenwrden niemals mein Tun aufhalten noch meine Lippen ver-schlieen. Die Welt mit ihren Freuden und Leiden wrde keinenAugenblick meine Gedanken mit Beschlag belegen. Ich wrde

    danach streben, nur auf die Ewigkeit und auf die unsterblichenSeelen um mich herum zu schauen, die so kurz davorstehen,entweder fr ewig glcklich oder aber ewiglich elend zu sein.Ich wrde in die Welt hinausgehen und predigen, zur Zeit undzur Unzeit, und mein Text wrde sein: Was ntzte es demMenschen, wenn er die ganze Welt gewnne und verlre seineSeele?

    Bewahr mich vom Bitten, Herr Jesus, dass ichvom Sturm gar nichts spr, der tobt gegen Dich.Befreie von Furcht, wo es gilt aufzustehn,erlse von Angst, wo es heit: aufwrts gehn.

    Vom schmeichelnden Ego, o Hauptmann, befreiden Krieger, dass er ganz Dein Nachfolger sei!Vom trglichen Wunsch, es mg einfacher gehn,vor Aufweichtendenzen, bewahr uns, wir flehn.

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    40/129

    39

    Denn so wird die Seele nicht kampfesgesthltund so tat es nicht der gekreuzigte Held.Nimm alles, was trbt mir den Blick in die Hh,

    dass ich Dich, Lamm Gottes, auf Golgatha seh!

    O, gib Deine Liebe! Den Weg zeigt sie dannund Glauben, den gar nichts entmutigen kann.Und Hoffnung, die keine Enttuschung verdirbt,ein brennendes Herz, dessen Feuer nicht stirbt.

    Dass ich nicht versinke in Trgheit und Trott,sondern hell brenne, als Flamme von Gott!

    John Wesley

    Jim Elliot, der Mrtyrer in Ecuador, war eine fr Christusbrennende Fackel. Eines Tages, als er ber die Worte nach-

    dachte: Er macht seine Diener zu Feuerflammen (Hebr 1,7),schrieb er in sein Tagebuch:

    Bin ich entzndbar? Gott erlse mich vom schrecklichenAsbest der anderen Dinge. Durchtrnke mich mit dem ldes Heiligen Geistes, dass ich aufflammen kann. Aber eineFlamme ist vergnglich oft von kurzer Lebensdauer. Kannstdu das ertragen, meine Seele ein kurzes Leben? In mir wohntder Geist jenes Groen, dessen Leben so kurz war, und dender Eifer fr das Haus des Herrn verzehrte. Flamme Gottes,lass mich dein Brennstoff sein! (Aus Im Schatten des All-mchtigen.)

    Die letzte Zeile ist aus einem Gebet von Amy Carmichaelzitiert. Es ist nicht erstaunlich, dass Jim Elliot davon inspiriertwurde:

    Vor dem Gebet, das bittet, mich zu schtzenvor den Winden, die dich schnitten,

    vor der Furcht beim Vorwrtsgehen,

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    41/129

    40

    vor dem Straucheln beim Hherstrebenund vom verwhnten Ich, o Herr, befreiedeinen Streiter, der dir folgen mchte.

    Von der spitzfindigen Liebe zu schnen Dingen,von leichter Wahl, Verweichlichungen denn nicht so wird der Geist gefestigt,nicht so ging der Gekreuzigte von allem, das dein Golgatha verdunkelt mir,erlse mich, Lamm Gottes, Herr!

    Gib mir die Liebe, die auf rechtem Wege leitet,den Glauben, der kein Verzweifeln kennt,die Hoffnung, die durch keine Enttuschung ermdet,das Verlangen, das wie Feuer brennt.schere mich nicht als toten Klumpen ein,

    Flamme Gottes, lass mich dein Brennstoff sein.

    Es ist eine Schande fr die Kirche des letzten Jahrhunderts,dass offensichtlich mehr Eifer unter den Kommunisten undSekten als unter den Christen herrscht.

    1903 begann ein Mann mit 16 Anhngern seinen Angriffauf die Welt. Sein Name war Lenin. 1918 hatte sich die Zahlauf 40 000 erhht, und mit diesen 40 000 erlangte er die Kon-trolle ber die 160 Millionen Menschen Russlands. Die Be-wegung ging voran und beherrscht nunmehr ein Drittel derganzen Weltbevlkerung. So sehr man gegen ihre Grundstzesein mag, so sehr muss man den Eifer dieser Menschen bewun-dern.

    Viele Christen fhlten sich sehr betroffen, als Billy Grahamden folgenden Brief verlas, den ein amerikanischer Student ge-schrieben hatte, der sich in Mexiko dem Kommunismus zu-wandte. Der Zweck des Schreibens war, seiner Verlobten zu

    erklren, warum er das Verhltnis lsen msse:

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    42/129

    41

    Wir Kommunisten haben eine verhltnismig hohe Un-fallrate. Wir sind diejenigen, die erschossen, erhngt, gelyncht,geteert, gefedert, eingesperrt, verleumdet und verhhnt und

    aus unserer Stellung geworfen werden, denen man auf alleerdenkliche Weise das Leben schwer macht. Ein bestimmterProzentsatz von uns wird gettet. Wir leben buchstblich inArmut. Wir bermitteln jeden Pfennig unserer Partei, auerdem Allernotwendigsten, das wir brauchen, um uns am Lebenzu erhalten. Wir Kommunisten haben weder Zeit noch Geld

    fr viele Kino- oder Konzertbesuche, fr groe Koteletts oderein anstndiges Heim und neue Wagen. Wir werden als Fana-tiker beschrieben. Wir sind es! Unser Leben wird regiert voneinem groen, alles berschattenden Faktor: Dem Kampf frden Weltkommunismus.

    Wir Kommunisten haben eine Lebensphilosophie, die mit

    keiner noch so groen Geldsumme zu erkaufen ist. Wir habeneine gerechte Sache, fr die wir kmpfen, und ein klares Zielfr unser Leben. Unser eigenes kleines Ich wird der groenmenschlichen Bewegung untergeordnet, und wenn unser per-snliches Leben hart zu sein und unser Ich an der Unterord-nung unter die Partei zu leiden scheint, so werden wir dochreichlich entschdigt durch den Gedanken, dass jeder Einzel-ne von uns zu etwas Neuem, Wahrem und Besserem fr dieMenschheit beitrgt. Es gibt nur eines, womit ich es todernstmeine, und das ist der Kommunismus. Er ist mein Leben, mei-ne Arbeit, meine Religion, mein Hobby, mein Schatz, meineFrau und Geliebte, mein Brot und mein Fleisch. Ich arbeitedes Tages dafr und trume davon in der Nacht.

    Diese Beschlagnahmung ist stndig im Wachsen begriffenund wird niemals abnehmen. Deshalb kann ich keine Freund-schaft, keine Liebesaffre oder auch nur eine Unterhaltungaufrecht erhalten, ohne sie in Beziehung zu dieser Macht zu

    bringen, die mein Leben fhrt und leitet. Ich bewerte Men-

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    43/129

    42

    schen, Bcher, Ideen und Handlungen danach, wie sie dasZiel des Kommunismus beeinflussen und wie sie dazu stehen.Ich war schon im Gefngnis wegen meiner Ideale, und wenn

    ntig, bin ich auch bereit, mich dafr vor das Exekutionskom-mando stellen zu lassen.

    Wenn Kommunisten so ihrer Sache hingegeben sein kn-nen, wie sehr viel mehr sollten Christen sich ihrem Herrn inliebender, frhlicher Hingabe schenken. Wenn der Herr Jesusberhaupt etwas wert ist, so ist er alles wert. Wenn der christ-

    liche Glaube berhaupt wert ist, dass man daran glaubt, dannist er einen Heldenglauben wert (Findlay).

    Wenn Gott in Christus wirklich etwas getan hat, wovondas Heil der Welt abhngt, und wenn er es verkndigt hat,dann ist es die Pflicht eines Christen, unnachgiebig zu seingegen alles, was diese Wahrheit nicht beachtet, ableugnet oder

    hinwegerklrt (James Denney).Gott braucht Menschen, die vllig unter der Kontrolle des

    Heiligen Geistes stehen. Diese Menschen mgen anderen alssolche erscheinen, die trunken von Wein sind; doch jene, diees besser wissen, stellen fest, dass sie getrieben werden vontiefem, groem, stndig wh rendem, nie gestilltem Durst nachGott.

    Dass doch jeder halbherzige Jnger die Notwendigkeit desEifers fr Gott auch in seinem Leben zu Herzen nehmen woll-te! Dass er doch danach streben mchte, die Beschreibung, dieBischof Ryle gibt, zu erfllen:

    Ein eifriger religiser Mann ist in erster Linie ein Manneiner Sache. Es gengt nicht zu sagen, dass er ernst, voll Her-zenswrme, mutig voranschreitend, mit ganzem Herzen dabeiund glhenden Geistes ist. Er sieht nur eines, kmmert sichnur um eines, lebt nur fr eines, wird ganz von einem gefan-gen genommen, und dieses eine ist, Gott zu gefallen. Ob er

    lebt, oder ob er stirbt ob er gesund ist oder krank ob er

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    44/129

    43

    reich ist oder arm ob er den Leuten zusagt oder ob er Anstoerregt ob er fr klug gehalten wird oder fr nrrisch ober Tadel oder Lob erntet ob er geehrt wird oder verachtet

    alles dies kmmert den eifrigen Menschen berhaupt nicht.Er brennt fr eine Sache, und zwar dafr, Gott zu gefallenund Gott zu verherrlichen. Wenn er von diesem Feuer verzehrtwird, sorgt er sich deshalb nicht, er ist zufrieden. Er fhlt, dasser wie eine Lampe zum Brennen geschaffen ist, und wenner dabei verzehrt wird, so hat er nur das getan, wozu Gott ihn

    berufen hatte.Ein solcher Mensch wird auch immer einen Wirkungskreis

    fr seinen Eifer finden. Wenn er nicht selbst predigen undarbeiten und geben kann, wird er weinen und seufzen undbeten. Ja, wenn er nur ein ganz armer Mann ist, auf ein langesKrankenlager geworfen, so wird er es der Snde um sich her-

    um schwer machen durch sein anhaltendes Beten gegen sie.Kann er nicht unten im Tal mit Josua kmpfen, wird er dieArbeit von Mose, Aaron und Hur, oben auf dem Berge, tun(2Mo 17,9-13). Ist er zu eigener Arbeit nicht imstande, wirder dem Herrn keine Ruhe lassen, bis Hilfe von anderer Seitegewonnen ist und die Arbeit vollendet wird. Das meine ich,wenn ich von Eifer in der Religion spreche.

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    45/129

    44

    Glaube

    Ohne einen tiefen Glauben an den lebendigen Gott gibt eskeine wahre Jngerschaft. Wer groe Taten fr Gott ausfhren will, muss ihm zuvor blind vertrauen. Alle groen Gottes-mnner sind schwache Menschen gewesen, die deshalb groeDinge fr Gott taten, weil sie sich fest darauf verlieen, dass ermit ihnen sein wrde (Hudson Taylor).

    Wahrer Glaube grndet sich immer auf irgendeine Ver-heiung Gottes, auf irgendeinen Teil seines Wortes. Das istwichtig. Zuerst hrt oder liest der Glubige eine Verheiungdes Herrn. Der Heilige Geist nimmt diese Verheiung undbringt sie seinem Herzen und Gewissen in persnlicher Weisenahe. Der Christ wird inne, dass Gott zu ihm persnlich ge-

    sprochen hat. Voll Vertrauen in die Glaubwrdigkeit dessen,der die Verheiung gegeben hat, rechnet er mit dieser Ver-heiung so gewiss, als wre sie bereits erfllt, obgleich dieses menschlich gesprochen unmglich ist.

    Vielleicht ist es auch mehr ein Gebot als eine Verheiung.Fr den Glauben bedeutet das keinerlei Unterschied. WennGott etwas befiehlt, befhigt er auch dazu. Als er Petrus gebot,auf dem Wasser zu wandeln, konnte Petrus gewiss sein, dasser die ntige Macht dazu bekam (Matth 14,28). Wenn er unsgebietet, das Evangelium aller Kreatur zu predigen, knnenwir der ntigen Gnade sicher sein (Mk 16,15).

    Der Glaube bewegt sich nicht im Reiche des Mglichen.Die Herrlichkeit Gottes wird nicht offenbar in dem, wasmenschlich mglich ist. Der Glaube beginnt vielmehr da, wodie Macht des Menschen endet. Das Gebiet des Glaubensbeginnt, wo die Wahrscheinlichkeit aufhrt und wo Schauenund Vernunft versagen (Georg Mller).

    Der Glaube spricht: Wenn unmglich das einzige Hin-

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    46/129

    45

    dernis ist, dann kann es geschehen! Der Glaube ruft Gottauf den Plan und wei daher berhaupt nichts von Schwierig-keiten ja, er lacht der Unmglichkeiten. In der Beurteilung

    vom Glauben her ist Gott die volle Antwort auf alle Fragen,die groartige Lsung aller Schwierigkeiten. Der Glaube ber-lsst alles ihm. Und letzten Endes bedeutet es fr den Glaubendasselbe, ob es sich um 600 000Dollar oder um 600 Millio-nenhandelt, er wei, dass Gott allgengend ist. Er findet al-les Notwendige in ihm. Der Unglaube sagt: Wie kann dieses

    oder jenes mglich sein? Er ist voller Wies, doch der Glaubekennt die eine groe Antwort auf zehntausend Wies Gott(C.H. Mackintosh).

    Menschlich gesprochen war es fr Abraham und Sara un-mglich, ein Kind zu bekommen. Doch Gott hatte es verhei-en, und fr Abraham gab es nur eine Unmglichkeit: Die,

    dass Gott lgen knnte.Und er hat geglaubt auf Hoffnung, da nichts zu hoffen

    war, auf dass er wrde ein Vater vieler Vlker, wie denn zuihm gesagt ist: Also soll dein Same sein. Und er ward nichtschwach im Glauben, sah auch nicht an seinen eigenen Leib,welcher schon gestorben war, weil er fast hundertjhrig war,auch nicht den erstorbenen Leib der Sara; denn er zweifeltenicht an der Verheiung Gottes durch Unglauben, sondernward stark im Glauben und gab Gott die Ehre und wusste aufsallergewisseste, dass, was Gott verheit, das kann er auch tun(Rm 4,18-21).

    Wahrer, fester GlaubeSieht der Verheiung Licht.Er blickt auf Gott alleine,kennts Wort unmglich nicht.

    Denn bei Gott ist kein Ding unmglich (Lk 1,37). Sollte

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    47/129

    46

    dem Herrn etwas unmglich sein? (1Mo 18,14). Was beiden Menschen unmglich ist, das ist bei Gott mglich (Lk18,27).

    Der Glaube nimmt die Verheiung in Anspruch: AlleDinge sind mglich dem, der da glaubt (Mk 9,23) und froh-lockt mit Paulus: Ich vermag alles durch den, der mich mch-tig macht, Christus (Phil 4,13).

    Zweifel sieht die Steine

    Glaube achtt sie nicht!Zweifel sieht das Dunkel Glaube blickt ins Licht!Zweifel frchtet jeden Schritt Glaube fliegt hinan!Zweifel zagt: Das wag ich nicht!Glaube ruft: Ich kann!

    Weil der Glaube mit dem bernatrlichen und Gttlichenzu tun hat, scheint er nicht immer vernnftig zu sein. Eswar von Abraham nicht gerade mit gesundem Menschenver-stand gehandelt, als er auszog, ohne zu wissenwohin, einfachGottes Befehl gehorchend (Hebr 11,8). Es war nicht schlauberlegt von Josua, die Stadt Jericho ohne tdliche Waffenanzugreifen (Jos 6,20). Die Weltmenschen spotteten ber sol-chen Wahnsinn. Aber es gelang!

    In Wirklichkeit ist der Glaube etwas sehr Vernnftiges. Wasist denn vernnftiger, als dass ein Geschpf seinem Schpfervertraut? Ist es Wahnsinn, an jemanden zu glauben, der wederlgen noch fehlen oder sich irren kann? Gott zu vertrauen, istdas Vernnftigste, Klgste und Gescheiteste, was ein Menschberhaupt tun kann. Es ist kein Sprung ins Ungewisse. DerGlaube verlangt den unfehlbarsten Beweis und findet ihn in

    Gottes unfehlbarem Wort. Niemand hat jemals umsonst auf

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    48/129

    47

    Gott vertraut; niemand wird es jemals tun. Der Glaube an denHerrn bringt keinerlei Risiko mit sich.

    Glaube verherrlicht Gott und rumt ihm den rechten Platz

    ein als dem, der vollkommen vertrauenswrdig ist. Anderer-seits verunehrt der Unglaube Gott, er macht ihn zum Lgner(1Joh 5,10). Er betrbt den Heiligen in Israel (Ps 78,41).

    Der Glaube stellt auch den Menschen an den rechten Platz als demtig Bittenden in den Staub vor den allmchtigenHerrn ber alle Dinge.

    Der Glaube ist etwas dem Schauen Entgegengesetztes. Pau-lus erinnert uns daran, dass wir nicht im Schauen wandeln,sondern im Glauben (2Kor 5,7). Im Schauen wandeln heit,sichtbare Sttzen haben, angemessene Rcklagen fr die Zu-kunft, es bedeutet, menschliche Klugheit dadurch zu bewei-sen, dass man sich gegen unvorhergesehene Zwischenflle

    versichert. Der Weg des Glaubens ist das genaue Gegenteil; erbedeutet ein fortwhrendes, vollkommenes Verlassen auf Gottallein. Er ist eine immerwhrende Entscheidung in Bezug aufdas Abhngigsein von Gott.

    Unser Fleisch schreckt zurck vor der Stellung gnzlicherAbhngigkeit von einem unsichtbaren Gott. Es versucht, sichSicherheit vor eventuellen Verlusten zu schaffen. Wenn esnicht erkennen kann, wie es weitergehen soll, besteht die Ge-fahr eines Zusammenbruchs seines gesamten Nervensystems.Doch der Glaube schreitet voran im Gehorsam gegen dasWort Gottes, erhebt sich ber die Verhltnisse und vertrautdem Herrn, dass er alle Bedrfnisse befriedigt.

    Jeder Jnger, der sich dazu entschliet, im Glauben zu wan-deln, kann sicher sein, dass sein Glaube geprft werden wird.Frher oder spter wird er am Ende seiner menschlichen F-higkeiten angelangt sein. In der grten Not wird er versuchtsein, sich an seine Mitmenschen zu wenden. Wenn er aber

    wirklich dem Herrn vertraut, wird er allein auf Gott schauen.

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    49/129

    48

    Es ist die normale Haltung eines Jngers, sich nach Wachs-tum im Glauben zu sehnen (Lk 17,5). Er hat sich bereitsChristus fr sein Heil anvertraut. Nun trachtet er danach, die

    Gebiete seines Lebens, die der Kontrolle des Herrn unterwor-fen sind, auszudehnen.

    Wenn er sich Krankheit, Versuchungen, Tragdien undschmerzlichen Verlusten gegenbersieht, lernt er Gott auf eineneue, innigere Weise kennen, und sein Glaube wird gestrkt.Er beweist die Wahrheit der Verheiung: Dann werden wir

    Acht darauf haben und fleiig sein, dass wir den Herrn er-kennen (Hos 6,3). Je mehr er Gott vertrauenswrdig findet,desto mehr will er ihm auch in groen Dingen sein Vertrauenschenken.

    Da der Glaube aus der Predigt kommt und die Predigt ausdem Wort Gottes, sollte das Sehnen eines Jngers sein, sich

    immer mehr in das Wort Gottes zu vertiefen, es zu hren, zulesen, zu studieren, zu behalten und Tag und Nacht darbernachzudenken. Sie ist seine Karte, sein Kompass, sein Fhrerund Trster, seine Leuchte und sein Licht.

    Im Glaubensleben ist immer Raum fr Wachstum undFortschritt. Wenn wir lesen, was allein durch den Glauben er-reicht wurde, erkennen wir, dass wir wie kleine Kinder sind,die am Rande eines groen Ozeans spielen. Die groen Tatendes Glaubens werden uns in Hebrer 11 vor Augen gestellt.Sie klingen zusammen im mchtigen Chor in den Versen 32bis 40:

    Und was soll ich mehr sagen? Die Zeit wrde mir zu kurz,wenn ich sollte erzhlen von Gideon und Barak und Simsonund Jephtahund David und Samuel und den Propheten, wel-che haben durch den Glauben Knigreiche bezwungen, Ge-rechtigkeit gewirkt, Verheiungen erlangt, der Lwen Rachenverstopft, des Feuers Kraft ausgelscht, sind des Schwertes

    Schrfe entronnen, sind krftig geworden aus der Schwach-

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    50/129

    49

    heit, sind stark geworden im Streit, haben der Fremden Heeredarniedergelegt, Frauen haben ihre Toten durch Auferstehungwiederbekommen. Andere aber sind erschlagen und haben kei-

    ne Erlsung angenommen, auf dass sie die Auferstehung, diebesser ist, erlangten. Etliche haben Spott und Geieln erlitten,dazu Bande und Gefngnis. Sie wurden gesteinigt, zerhackt,zerstochen, durchs Schwert gettet. Sie sind umhergegangenin Schafspelzen und Ziegenfellen, mit Mangel, mit Trbsal,mit Ungemach (deren die Welt nicht wert war) und sind im

    Elend umhergeirrt in den Wsten, auf den Bergen und in denKlften und Lchern der Erde. Diese alle haben durch denGlauben Zeugnis berkommen und nicht empfangen die Ver-heiung, darum dass Gott etwas Besseres fr uns zuvor erse-hen hat, dass sie nicht ohne uns vollendet wrden.

    Noch ein Wort zum Schluss: Wir haben schon erwhnt,

    dass ein Jnger, der im Glauben wandelt, zweifellos von Welt-menschen oder sogar von Christen als Trumer und Fana-tiker angesehen wird. Dann ist es gut, sich daran zu erinnern,dass der Glaube, der einen Menschen befhigt, mit Gottzu wandeln, ihn auch in die Lage versetzt, die Ansichtender Menschen ihrem Wert gem richtig einzustufen (C.H.Mackintosh).

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    51/129

    50

    Das Gebet

    Das einzige vllig befriedigende Buch, das je ber das Gebetgeschrieben wurde, ist die Bibel selbst. Alle anderen Abhand-lungen lassen in uns das Gefhl zurck, dass es Tiefen gibt, dienicht erreicht, und Hhen, die nicht erklommen wurden. Wirknnen auch nicht erwarten, dass wir in diesem Bchlein dieBemhungen anderer bertreffen. Alles, was wir tun knnen,

    ist, einige der wichtigsten Gebets-Prinzipien zusammenzu-fassen und hier besonders solche, die mit der Jngerschaft zutun haben.

    1. Das beste Gebet entstammt einem starken inneren Be-drfnis. Wir haben alle schon erfahren, dass das stimmt. Wennunser Leben heiter und ruhig verluft, neigen unsere Gebete

    leicht dazu, matt und trge zu sein. Wenn wir uns aber in ei-ner Krise oder in Gefahr befinden, oder schwer krank sind,oder wenn uns ein schwerer Verlust getroffen hat, dann sindunsere Gebete innig und lebendig. Jemand hat einmal gesagt,dass der Pfeil, der in den Himmel eindringen soll, von einemBogen abgeschossen werden muss, der straff gespannt ist. DerZustand der Dringlichkeit, Hilflosigkeit oder bewusster Notist der Leib, aus dem die besten Gebete geboren werden.

    Unglcklicherweise verbringen wir die meiste Zeit unseresLebens mit dem Versuch, uns vor Armut zu schtzen. Indemwir kluge Geschftsmethoden anwenden, schaffen wir Reser-ven fr jegliche vorstellbare, unvorhergesehene Zuflligkeiten.Durch rein menschliche Klugheit erreichen wir den Punkt, andem wir wohlhabend sind, Besitz haben und es uns an nichtsfehlt. Dann wundern wir uns, warum unser Gebetsleben ober-flchlich und tot ist, und warum kein Feuer vom Himmel fllt.Wenn wir aufrichtig im Glauben anstatt im Schauen wandel-ten, wrde unser Gebetsleben revolutioniert werden.

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    52/129

    51

    2. Eine der Bedingungen erfolgreichen Betens ist, dass wir hinzugehen mit wahrhaftigem Herzen (Hebr 10,22).Das bedeutet, dass wir vor dem Herrn wahr und aufrichtig

    sein mssen. Es darf keine Heuchelei dabei sein. Wenn wirdiese Bedingungen erfllen, werden wir niemals den Herrnum etwas bitten, das wir aus eigener Kraft vollbringenknnen.

    Zum Beispiel werden wir ihn dann niemals darum bitten,einen bestimmten Betrag fr ein christliches Vorhaben zu

    beschaffen, wenn wir selbst Extra-Gelder besitzen, die dafrverwandt werden knnten. Gott lsst sich nicht spotten. Erbeantwortet keine Gebete, wenn er uns die Antwort bereitsgegeben hat, wir jedoch nicht bereit sind, die Antwort zu ver-wenden.

    Gleichfalls sollten wir den Herrn nicht bitten, andere hin-

    auszusenden, um seine Auftrge auszufhren, wenn wir selbstnicht gewillt sind, zu gehen. Tausende von Gebeten sind frMoslems, Hindus und Buddhisten gesprochen worden. Wennaber alle, die beteten, auch willig gewesen wren, vom Herrnbeim Erreichen dieser Menschen gebraucht zu werden, wrdedie Geschichte der christlichen Missionare vielleicht eine er-mutigendere sein.

    3. Das Gebet sollte einfach, glubig und ohne Fragen sein.Es ist nur zu leicht mglich, dass wir in die theologischen Pro-bleme, das Gebet betreffend, verwickelt werden. Das dient nurdazu, die geistlichen Sinne ab zustumpfen. Es ist viel besser zubeten, als die Geheimnisse des Gebets erklren zu wollen.Lasst doch die Doktoren der Theologie ihre Theorien ber dasGebet aufstellen. Der schlichte Glubige aber bestrme mitseinem Gebet die Tore des Himmels in kindlichem Vertrauen.Es war Augustinus, der sagte: Die Ungelehrten nehmen denHimmel mit Gewalt ein, und wir mit all unserem Wissen

    berwinden Fleisch und Blut nicht.

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    53/129

    52

    Ich wei nicht, wies am besten geht,doch wei ich, Gott erhrt Gebet.

    Ich wei nicht, wann man es erfhrt,dass er ein ernstes Flehn erhrt.

    Ich wei, es kommt zu Seiner Zeit,drum beten wir und sind bereit.

    Ich wei nicht, ob es so erscheint,wie ich den Segen hab gemeint.

    So geb ich Ihm mein Beten hin,er ist viel weiser, als ich bin.

    Lola C. Henson

    4. Um wirkliche Gebetsmacht zu besitzen, darf nichts zurck-gehalten werden. Gib dich Christus ganz hin. Gehe ganz mitihm. Entsage allem, um dem Heiland zu folgen. Die Art vonFrmmigkeit, die Christus zum Herrn ber alles krnt, ist dieArt, die er gerne ehren will.

    5. Gott scheint besonderen Wert auf Gebete zu legen, dieuns etwas kosten. Die, die frh am Morgen aufstehen, erlebendie Freude der Gemeinschaft mit dem, der gleicherweise frhaufstand, um von seinem himmlischen Vater die Anweisungenfr den Tag zu erhalten. Genauso ist es mit den Menschen, diees so ernst meinen, dass sie willens sind, eine ganze Nacht hin-durch zu beten; sie gewinnen eine gttliche Macht, die nichtzu leugnen ist.

    Das Neue Testament verbindet Gebet oft mit Fasten. DieEnthaltung von Nahrung kann eine wertvolle Hilfe bei geist-lichen bungen sein. Vom Menschlichen her gesehen, frdert

    sie geistige Klarheit, Konzentration und Schrfe. Von Gott

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    54/129

    53

    her gesehen scheint es so, als ob er in besonderer Weise willigwre, Gebete zu erhren, wenn wir diese ber unsere ntigeNahrung setzen.

    6. Vermeide selbstschtige Gebete. Ihr bittet und nehmetnicht, darum, dass ihr bel bittet, nmlich dahin, dass ihrsmit euren Wollsten verzehret (Jak 4,3). Die vordringlichenAnliegen in unseren Gebeten sollen die Interessen des Herrnsein. Zuerst sollten wir beten: Dein Reich komme, dein Willegeschehe im Himmel also auch auf Erden. Dann mgen wir

    hinzufgen: Unser tglich Brot gib uns heute.7. Wir sollten Gott durch groe Anliegen ehren, denn er

    ist ein groer Gott. Lasst uns Glauben haben, um auch groeDinge von Gott zu erwarten!

    Ein groer Knig ist der Herr,drum bitt und flehe immer mehr!Sein Reichtum alles berragt,was je ein Mensch zu bitten wagt.

    John Newton

    Wie oft haben wir den Herrn dadurch betrbt, dass wir sowenig von ihm erwartet haben. Wir sind mit so mageren Tri-umphen zufrieden gewesen, mit solch armseligen Kenntnis-sen, mit schwachem Verlangen nach hheren Dingen, dass wirunsere Umgebung nicht damit beeindrucken konnten, dassunser Gott ein groer Gott ist. Wir haben ihn vor den Augender Menschen, die ihn nicht kennen, nicht durch ein Lebenverherrlicht, das ihre Aufmerksamkeit gefesselt und ihr Inter-esse fr eine Kraft erweckt htte, durch die auch sie gehalten werden knnten. Oft genug konnte von uns nicht wie vonden Aposteln gesagt werden: Sie lobten Gott in mir (E.W.Moore).

    8. Beim Gebet sollten wir zunchst sicher sein, dass wir

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    55/129

    54

    uns im Willen Gottes befinden. Dann sollten wir beten undglauben, dass er erhren und antworten wird. Und das istdie Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass er uns hrt, wenn

    wir etwas nach seinem Willen bitten. Und wenn wir wissen,dass er uns hrt, was wir auch bitten, so wissen wir, dass wirdas Erbetene haben, die wir von ihm erbeten haben (1Joh5,14.15).

    Im Namen des Herrn Jesus bitten heit, nach seinem Wil-len zu beten. Wenn wir wahrhaftig in seinem Namen beten,

    ist es dasselbe, als ob er selbst die Bitte an Gott, seinen Vater,richtete. Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, daswill ich tun, auf dass der Vater geehrt werde in dem Sohne.Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun(Joh 14,13.14). Und an dem Tage werdet ihr mich nicht fra-gen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: So ihr den Vater etwas

    bitten werdet in meinem Namen, so wird ers euch geben (Joh16,23). Weiter sage ich euch: Wo zwei unter euch eins wer-den auf Erden, worum es ist, dass sie bitten wollen, das sollihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wozwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ichmitten unter ihnen (Matth 18,19.20).

    In seinem Namen zu bitten bedeutet, bei der Hand ge-nommen und von ihm ins Gebet gefhrt zu werden; es be-deutet wenn ich so sagen darf , dass er an unserer Seitekniet, und dass seine Bitten durch unser Herz strmen. Dasist die Bedeutung des in seinem Namen bitten. Das Gebetsollte die Kraft des Heiligen Geistes ausstrmen, den Geist Je-su, den Willen Christi in uns und fr uns. Der Herr mge esuns immer besser lehren, in seinem Namen zu beten. Es sollteuns nicht einfallen, ein Gebet ohne die Worte im Namen desHerrn zu schlieen, aber dann sollte auch das ganze Gebetvon diesem herrlichen Namen Jesus durchdrungen sein und

    alles sich auf diesen Namen beziehen (Samuel Ridout).

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    56/129

    55

    9. Wenn unser Gebet wahrhaft wirkungsvoll sein soll,drfen wir beim Herrn keine groen Konten fhren. Damitmeinen wir, dass jede Snde bekannt und aufgegeben werden

    muss, sobald wir uns bewusst werden, dass sie in unser Lebeneingedrungen ist. Wo ich Unrechtes vorhtte in meinem Her-zen, so wrde der Herr nicht hren (Ps 66,18). Wir mssenin Christus bleiben. So ihr in mir bleibet und meine Wortein euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wirdeuch widerfahren (Joh 15,7). Wer in Christus bleibt, ist so

    eng mit ihm verbunden, dass er von einem Wissen um desHerrn Willen erfllt ist. Er kann darum weise beten und derErhrung gewiss sein. Dieses in ihm bleibende Leben erfor-dert, dass wir seine Gebote halten.

    Was wir bitten, werden wir von ihm nehmen, denn wirhalten seine Gebote und tun, was vor ihm gefllig ist (1Joh

    3,23).Die rechte Herzenseinstellung ist ntig, wenn unsere Ge-

    bete erhrt und beantwortet werden sollen (1Joh 3,20).10. Wir sollten nicht nur zu bestimmten Tageszeiten be-

    ten; wir sollten eine Gebetshaltung einnehmen, so dass wirinnerlich stets auf den Herrn schauen, ob wir nun eine Straeentlanggehen, einen Wagen fahren, am Schreibtisch arbeitenoder zu Hause sind. Nehemia ist ein klassisches Beispiel frdiese spontane Art des Gebetes (Neh 2,4b). Es ist gut, im Ver-borgenen des Allerhchsten zu wohnen und nicht nur gele-gentliche Besuche dort abzustatten.

    11. Und schlielich sollten unsere Gebete zielstrebig sein.Nur dann, wenn wir fr fest umrissene Dinge beten, knnenwir klare Antworten erwarten.

    Das Gebet ist ein wunderbares Vorrecht. Auf diese Artund Weise knnen wir wie Hudson Taylor sagte lernen,Menschen durch Gott zu bewegen. Welche Mglichkeiten

    zum Dienst sind in unsere Hnde gegeben, durch das Gebet

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    57/129

    56

    Wunder zu wirken! Wir knnen Sonnenschein an kalte undfinstere Orte bringen. Wir knnen das Licht der Hoffnung imGefngnis der Verzagtheit anznden. Wir knnen die Ketten

    von den Gliedern der Gefangenen lsen. Wir knnen Wrmeund heimatliche Gedanken in fremdes Land senden. Wir kn-nen den geistlich Schwachen himmlische Strkung zutragen,obwohl sie jenseits der Meere arbeiten. Wunder als Antwortauf Gebet! (J.H. Jowett).

    Davon zeugt auch ein Schriftsteller namens Wenham: Das

    Predigen ist eine seltene Gabe; Beten ist aber eine noch sel-tenere. Die Predigt ist wie das Schwert eine Waffe, die nurauf begrenztem Raum angewandt werden kann; solche, dieweit entfernt sind, knnen damit nicht erreicht werden. DasGebet hat wie ein Gewehr eine grere Reichweite und istunter manchen Umstnden sogar noch wirksamer.

    Welche Vernderung kann doch das Gebet bewirken, wennwir wirklich im Glauben ins Heiligtum eintreten und unsereSorgen und Lasten Gott zu Fen legen!

    Mag es vor dem Beten auch noch so dster ausgesehen ha-ben, der Herr wird uns helfen, vor Seinem Angesicht alles wie-der unter dem Blickwinkel der Ewigkeit zu betrachten, undda offenbart er uns, wer wir sind mitsamt unseren Mngeln,Snden und Versumnissen, aber auch wer er ist, dass er stetsbereit steht, einen Neuanfang zu gewhren, wenn wir ehrlichvor ihm sind! Darum sehen wir alles in neuem Licht und esgeht uns wie Jakob, dem nach dem Ringen in der Nacht dieSonne aufging.

    Wie schade ist es fr uns, unseren Dienst und fr die unsAnvertrauten, wenn und dass wir oft so lange versuchenmit eigener Kraft etwas zu schaffen, wo doch unser himm-lischer Vater nur darauf wartet, uns zu segnen. Wir mssenaber kommen. (Trench)

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    58/129

    57

    Kriegfhrung

    Man kann beim Lesen des Neuen Testamentes selbst wennes nicht sehr grndlich geschieht kaum bersehen, dass dasBild der Kriegfhrung oft gebraucht wird, um das ProgrammChristi auf Erden klarzumachen. Wirkliches Christsein istweit entfernt von leichtfertiger Unterhaltung, wie wir sie immodernen Christentum oft finden. Es darf mit dem Leben in

    Luxus und der Suche nach Vergngen, die heute so berhandnehmen, nicht auf eine Stufe gestellt werden. Nein, es ist einKampf auf Leben und Tod, ein nicht endender Streit gegen dieMchte der Hlle. Kein Jnger taugt auch nur das Geringste,dem nicht ganz klar ist, dass der Kampf begonnen hat, unddass es kein Zurckweichen gibt.

    Im Kriege muss Einigkeit herrschen. Es ist keine Zeit vor-handen fr kleinliches Geznk, fr parteiliche Eiferschteleien,fr geteilte Treue. Kein Haus, das in sich uneins ist, kann be-stehen. Deshalb mssen die Soldaten Christi sich einig sein.Der Weg zur Einigkeit aber fhrt ber die Demut des Einzel-nen. Philipper 2 lehrt das ganz klar. Es ist nahezu unmglich,mit einem wirklich demtigen Menschen in Streit zu geraten.Es gehren nmlich immer zwei dazu, einen Kampf auszutra-gen. Nur durch Stolz entsteht Streit. Wo es keinen Stolz gibt,ist auch kein Streit.

    Der Krieg erfordert ein hartes, opferbereites Leben. In je-dem Krieg, in dem man die Konsequenzen zieht, findet sichunweigerlich ein Einteilungssystem. Es ist hchste Zeit, dasssich die Christen darber klar werden, dass wir uns im Kriegbefinden, und dass die Ausgaben auf ein Minimum beschrnktwerden mssen, so dass so viel wie mglich in den Kampf ge-worfen werden kann.

    Nicht viele erkennen das so klar wie ein junger Glubiger

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    59/129

    58

    namens R.M. 1960 war er Klassensprecher der ersten Klasseeiner christlichen hheren Schule. Whrend seiner Amtszeit wurde vorgeschlagen, dass einige Auslagen fr die blichen

    Klassenfeiern, Klubjacken und ein Klassengeschenk gemachtwerden sollten. R.M. zog es vor, von seinem Posten als Klas-sensprecher zurckzutreten und nicht solchen Ausgaben, dienicht direkt der Ausbreitung des Evangeliums dienten, zuzu-stimmen. Der nachstehende Brief wurde an dem Tage, an demsein Rcktritt bekannt wurde, an die Mitschler seiner Klasse

    verteilt:

    Liebe Klassenkameraden!

    Seitdem die Sache mit den Klassenfeiern, den Jacken und demKlassengeschenk vor den Ausschuss gekommen ist, habe ich mirals Sprecher der Klasse die Stellung eines Christen zu diesenDingen durch den Sinn gehen lassen.

    Ich bin der Meinung, wir selbst wrden die grte Freude ha-ben, wenn wir uns selbst, unsere Zeit, unser Geld ganz frChristus und andere dahingeben, indem wir die Wahrheit derWorte erfhren: Wer sein Leben hingibt um meinetwillen,der wird es finden. Wenn Christen ihr Geld und ihre Zeitfr Dinge verwenden, die kein klares Zeugnis fr Unglubigesind und auch nicht dazu beitragen, dass Gotteskinder in ihmwachsen, so scheint mir das unvereinbar zu sein mit der Tat-sache, dass 7 000 Menschen tglich den Hungertod sterben,und dass mehr als die Hlfte der Weltbevlkerung niemalsetwas von des Menschen einziger Hoffnung gehrt hat.

    Wie viel mehr knnten wir doch Gott ehren, wenn wir dazubeitrgen, unsere Nachbarn und die 60 Prozent aller Men-

    schen auf Erden, die niemals etwas von Jesus Christus gehrt

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    60/129

    59

    haben, mit dem Evangelium zu erreichen, anstatt in einerkleinen Gruppe unter uns zusammenzukommen, in die wirnur die aufnehmen, die uns gleichgesinnt sind, und Geld und

    Zeit zu unserem eigenen Vergngen verschwenden.

    Da ich diese besonderen Nte und Gelegenheiten kenne, frdie Geld zur Ehre Jesu Christi verwendet werden kann sowiedazu, meinem Nchsten hier und drauen zu helfen, ist esmir unmglich zuzustimmen, dass Klassengelder unntiger-

    weise fr uns selbst ausgegeben werden. Wenn ich einer vondenen wre, die in so groer Not sind, wie ich es von vielenwei, wrde ich wnschen, dass diejenigen, welche die Mg-lichkeiten dazu haben, mir das Evangelium brchten und mirauch in meiner materiellen Not beistnden. Und wie ihrwollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihr ihnen auch.

    Aber so jemand der Welt Gter hat und sieht seinen Bruderdarben und verschliet sein Herz vor ihm, wie bleibt die LiebeGottes in ihm?

    Darum erklre ich mit Liebe zu euch und mit dem Gebet,dass ihr erkennen mchtet, dass der Herr Jesus sein alles gab(2Kor 8,9) meinen Rcktritt als Klassensprecher der Klasse63.

    In ihm verbunden, R.M.

    Der Krieg fordert Opfer. Wenn heutzutage junge Mnner wil-lig sind, ihr Leben fr ihr Land hinzugeben, wie viel mehrsollten Christen willig sein, ihr Leben um Christi und desEvangeliums willen zu lassen. Ein billiger Glaube taugt nichts. Wenn der Herr Jesus uns berhaupt irgendetwas bedeutet,sollte er uns auch alles bedeuten, und keine Rcksichtnahmeauf persnliche Sicherheit oder Verschonung mit Leiden sollte

    uns von unserem Dienst fr Christus abhalten.

  • 8/8/2019 Wahre Jngerschaft

    61/129

    60

    Als der Apostel Paulus sein Apostelamt gegen die Angriffeseiner engherzigen Kritiker zu verteidigen suchte, wies er nichtauf seine Familie, seine Ausbildung oder seine weltlichen

    Kenntnisse hin, sondern er verwies sie auf seine Leiden umJesu willen. Sie sind Diener Christi, ich bins wohl mehr. Ichhabe mehr gearbeitet, ich habe mehr Schlge erlitten, ich binfter gefangen, oft in Todesnten gewesen, von den Judenhabe ich fnfmal empfangen vierzig Streiche weniger eins,ich bin dreimal gestubt, einmal gesteinigt, dreimal habe ich

    Schiffbruch erlitten, Tag und Nacht habe ich zugebracht in derTiefe des Meeres; ich bin oft gereist; ich bin in Gefahr gewesendurch die Flsse, in Gefahr durch die Mrder, in Gefahr un-ter den Juden, in Gefahr unt