Wald und Wild in NRW · deren Entwicklung z.B. in Nordrhein-Westfalen zu ... Jagdpachtpreise...
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Wald und Wild in NRW Der Einfluss des Schalenwilds auf den Wald von morgen
Dipl.- LÖK Frank Christian Heute
www.wildoekologie-heute.de
NABU- Workshop; Düsseldorf, 17.2.2016
Inhalt
•Schalenwild in NRW
•Auswirkungen hoher Schalenwilddichten
•Entmischung
•Lösungsansatz
•Ausblick
Wald und Wild in NRW – www.wildoekologie-heute.de
Schalenwild in NRW
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Rotwild/ Sikawild
Schalenwild in NRW
Karte: LÖBF 2005
Rotwild- Verbreitungsgebiete
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Heute 2016 1-3/ 100ha
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Verbreitungsgebiet Nordeifel
Dichte
Geschätzt:
4,4/ 100ha (2012)
Scheinwerferzählungen
in Teilgebieten:
bis 19/ 100ha
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Foto: Jagdgenossenschaft Kleinenberg Phänomen Großrudel
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Rotwildstrecke NRW Jagdjahr 2014/15
- 1.778 Stück (25%)
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Fazit Rotwild
Dichte deutlich zu hoch
Altersaufbau nicht wie Wildbiologie und Jägerschaft mit
„Bewirtschaftungszielen“ anstrebt
Geschlechterverhältnis (min. 1:1,5) ungünstig
Foto: B. Stöcker
Rotwildbewirtschaftung nach alten „Spielregeln“ ist gescheitert
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Damwild
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Rehwild
2014/15: 88.111
LJV 2015 „Verkehrsverluste“ Jagdjahr 2014/15:
20.023
23% der Jagdstrecke!
Wald und Wild in NRW
Muffelwild
Wald und Wild in NRW
Reh-
Muffel-
Sika-
Rot-
Damwild
Bild: Margot Kessler / pixelio.de
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Fazit:
Noch nie so viel Schalenwild in NRW wie derzeit
Hufthammer, A.K. und Aaris-Sørensen, K. (1998); Zeiler, H. (2009); Holtmeier (2002); Mehl (2011)
1955 2014/15
Rotwild: 2.100 5.400
Rehwild: 33.000 88.000
Sikawild: 800 (seit 1980)
Damwild: 4000 (seit 1960)
Muffelwild: 1000 (seit 1960)
35.000 99.000
Besonders starker Anstieg in den letzten 10 Jahren
Auswirkungen hoher Schalenwildbestände
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Auswirkungen von Schalenwildverbiss
Verringerung der Artenvielfalt durch Selektion: Entmischung
Eiche Esche
Ahorn Eberesche
Hainbuche
Lärche
Buche
Fichte
Beäsungsintensität
u.a. Motta 2003; Heute&Petrak 2004
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Weisergatter zeigen
Entmischung an
Indikator Eiche
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Eine Art gilt als „festgesetzt“, wenn die Individuen in einem ausreichenden
Mischungsverhältnis eine Höhe von 100cm erreicht haben
Neitzke 2012
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Totalausfall
keine Verjüngung von Gehölzen
Verschiebung des Artenspektrums
in der „Kraut“schicht → „Gras“schicht
Extreme Auswirkung:
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Standorte und Waldgesellschaften:
Beispiel Grumsiner Forst
- stark kupiertes Gelände
- Seen, Sölle, Moore
- Geschiebelehm- und Sandmosaik
Ellenberg 1996
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Waldgesellschaften im Grumsiner Forst
● Beerkraut- Kiefern- Moorbirkenwald
● Birken-Moorgehölz der Sauer-Zwischenmoore (mesotroph-saure Moore)
● Birken- Moorwälder
● Birken- Vorwälder frischer Standorte
● Eichenmischwälder bodensaurer Standorte
● Erlen- Bruchwälder, Erlenwälder
● Erlen-Moorgehölz nõhrstoffreicher (eutropher bis polytropher) Moore und Sümpfe
● Frauenfarn-Schwarzerlenwald
● Knäuelgras-Hainbuchen-Buchenwald
● naturnahe Laubwälder mit heimischen Baumarten frischer u./o. reicher Standorte
● naturnahe Laubwälder mit heimischen Baumarten mittlerer Standorte
● naturnahe Laubwälder mit heimischen Baumarten nasser und feuchter Standorte
● Rasenschmielen-Schwarzerlenwald
● Rotbuchenwälder bodensaurer Standorte
● Rotbuchenwälder mittlerer Standorte ● Torfmoos-Moorbirkenwald
● Torfmoos-Moorbirken-Schwarzerlenwald
● Waldreitgras-Traubeneichenwald trockenen Standorten
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Zum lebensraumtypischen Arteninventar dieser Waldgesellschaften
gehören als Begleitbaumarten dazu:
● Bergahorn (Acer pseudoplatanus)
● Hainbuche (Carpinus betulus)
● Esche (Fraxinus excelsior)
● Kirsche (Prunus avium)
● Stieleiche (Quercus robur)
● Elsbeere (Sorbus torminalis)
● Winter- Linde (Tilia cordata)
● Berg- Ulme (Ulmus glabra)
Jahr 1999:
von 13 Gehölzarten konnte
sich nur die Buche verjüngen
Entmischung auf Kyrillflächen
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Schleichender, unsichtbarer Prozess wird von vielen Waldeigentümern nicht bemerkt
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Schälschäden Rotwild
Schälquote im Landeswald
Buche: 18% (+0,8%/ a)
Fichte: 34% (+2,4%/ a)
Gertz 2015
(Vollaufnahme im Staatswald 2014)
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Fütterung
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Ökologische Folgen der Entmischung
Veränderung der standorttypischen Vegetation
verringerte Biodiversität (z.B. durch fehlende Wirtsarten)
205
182 179
163
136
90 81
72 61 59 54
46 42 42
Quercus Betula Salix Prunus Populus Apfel Corylus Fagus Sorbus Acer Ulmus Carpinus Tilia Fraxinus
0
50
100
150
200
250
Schmetterlingsarten je Baumgattung
(nach Hacker und Müller 2006)
Entwicklung zu
Buchen- Fichten- Forsten
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Selektion führt zur Vereinheitlichung
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Ökologische Folgen der Entmischung
Ziel:
Diversifizierung im Wald Realität/ Entwicklung:
Vereinheitlichung/ Artenverarmung
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Ökologische Folgen der Entmischung
Unvollständige Ökosysteme → verringerte Biodiversität
Neozephyrus quercus
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Ökologische Folgen der Entmischung
Verringerte Resilienz „Klimastabilität“
Boden: Versauerung; schlechtere Mineralisation, Humifizierung...
Flächendeckendes Problem?
Striepen 2013
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Vegetationskundliche Untersuchung
von 48 Naturwaldzellen in NRW
Flächendeckendes Problem?
Striepen 2013
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In stark sauren Buchenwäldern (Lu-Fa) und mäßig basenversorgten
Buchenwäldern (Ga-Fa): Begleitbaumarten Eberesche und Bergahorn werden komplett selektiert;
nur Fichte kann dem Äser entwachsen
Ergebnisse
Buchenwälder basenreicher Standorte (Ho-Fa): im Zaun 9 Baumarten, außerhalb 2 Arten
Eichen- Hainbuchenwälder (St-Ca): im Zaun 5 Baumarten, außerhalb 2 Arten
Flächendeckendes Problem?
Klaus Striepen: Naturwaldforschung in Nordrhein- Westfalen. Wechselbeziehungen zwischen
Schalenwild und Waldvegetation. In: AFZ/ Der Wald 3/2013. S. 14-17
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Schlussfolgerungen
„In Wirtschaftswäldern werden durch die Entmischung die
Möglichkeiten zum Aufbau artenreicher Mischbestände eingeschränkt,
deren Entwicklung z.B. in Nordrhein-Westfalen zu
den zentralen forstwirtschaftlichen Zielen gehört.“
„Auch aus naturschutzfachlicher Sicht ist die Entmischung als äußerst
problematisch zu bewerten, da die natürliche Vermehrung seltener
und gefährdeter Baumarten, wie z.B. Elsbeere, Eibe oder Feld-Ahorn,
verhindert wird.“
„In den Buchenwäldern unterstützen überhöhte Schalenwilddichten
die absolute Dominanz der Buche in der Naturverjüngung und fördern
langfristig eine Verarmung des Folgebestandes hin zum Buchen-Reinbestand.“
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NRW: ca. 120.000 ha Landeswald
ca. 4,5 Mio €
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Lösungsansatz
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Lösungsansatz
Bestände so lange reduzieren, bis sich
artenreiche Naturverjüngung etabliert hat
Der Eigentümer entscheidet, wie gejagt wird
Jagdpachtverträge → Zielformulierung
es braucht viele engagierte Jäger/innen mit
- ökologischen Grundkenntnissen und
- jagdhandwerklichem Geschick
Jagdpachtpreise senken!
Schalenwildbestände an Wälder anpassen
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Lösungsansatz
Begleitendes Monitoring
Weisergatter in die Reviere!
- landesweit, flächendeckend;
nicht nur im Landeswald!
- in allen vorkommenden Wald-
gesellschaften der Regionen
Frage
Landesbetrieb: Schälschaden-, Verbiss-, Weisergatter- Monitoring (2012)
Sonstige Eigentumsflächen: Einführung Verbissgutachten
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Übrigens: Hinweise auf
Lebensraumverbesserung
Störungen
Wildruhezonen etc.
sind derzeit fehl am Platze!
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Ausblick
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(nahezu) flächendeckender Wald- Wild- Konflikt in NRW
Daher: Lösung des Konflikts zunächst in Projektgebieten
- konkrete „Jagdbetriebspläne“ für Gebiete erarbeiten,
die auf andere Problemgebiete übertragen werden können
Rasche Lösung des Konflikts auf großer Fläche derzeit illusorisch,
da Widerstände aus Teilen der Jägerschaft kompromisslos
Fazit/ Ausblick
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Nicht alles ist machbar!!:
Hohe Jagdeinnahmen
Naturnaher Wald
Tagaktives, erlebbares Rotwild
Trophäenjagd/ Jagdtourismus
Frage!
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Ein Mutmacher zum Schluss:
Es gibt einzelne Reviere mit pnV und gesundem Wildbestand!!
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Oktober 2015
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pnV selbst auf mageren Standorten!
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Umwandlung des Fichtenforsts
Fichte
Douglasie
Kiefer
Lärche
Eberesche
Hainbuche
Buche
Eiche
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Kyrillfläche 2009
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Zeigerart Eiche
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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Frank Christian Heute
Dipl.- Landschaftsökologe
Siepen 15
45549 Sprockhövel
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